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LED-LEUCHTEN BLICKE Immer mehr Hersteller bringen Frontscheinwerfer mit LED-Technik auf den Markt. Sie versprechen lange Lebensdauer, Robustheit und hohe Leuchtleistung. Wir haben fünf Modelle ausprobiert TE X T: M AT T H I A S B O R C H E R S F OTO S : DA N I E L S I M O N D a, schon wieder einer! Man erkennt ihn kaum, jetzt in der Dämmerung. Nur ein schwacher Lichtfleck, der gut hüfthoch über dem Asphalt pendelt, verrät die Position des Radlers. Tief gebeugt, die Hände am Unterlenker, rauscht er stadteinwärts vorbei. Sieht aus, als wäre er vor irgendetwas auf der Flucht. Aber wovor? Ganz einfach: Vor der Dunkelheit. Denn Grund für die Eile auf dem Heimweg ist häufig schlechtes Licht am Rad. Der Nabendynamo, obwohl technisch ausgereift und zuverlässig, ist bei vielen Rennradlern verpönt. Sie weigern sich, ihr edles Gefährt mit festen Anbauten zu traktieren oder scheuen schlicht den Aufwand. Lieber greifen sie zu Akkuoder Batterieleuchten, die selten zu mehr taugen als zum notdürftigen Positionslicht. Damit den eigenen Weg auszuleuchten ist kaum möglich. Außerdem ist die Leuchtdauer der Akkus ziemlich unberechenbar. Bietet die LED-Technik einen Ausweg? Beim Rücklicht haben sich die „lichtaussendenden Dioden“ (siehe nachfolgenden Kasten) längst durchgesetzt und die gute alte Glühbirne verdrängt, weil LED länger halten und erheblich weniger Strom verbrauchen. Jetzt scheint die LED-Technik auch für den Frontscheinwerfer konkurrenzfähig zu sein – jedenfalls versprechen das etliche Hersteller und schicken neue Produkte in den Wettstreit mit Halogen- oder XenonScheinwerfern. LED – WAS IST DAS? LED (light emitting diodes) sind Dioden. Fließt durch sie ein Strom in Durchlassrichtung, verändern elektrisch geladene Teilchen ihren Energiezustand und senden Photonen aus, die man als Licht wahrnimmt. Je nach Halbleitermaterial strahlen LED Licht in unterschiedlichen Farben aus. Dabei ensteht deutlich weniger Wärme als bei herkömmlichen Glühlampen, ihr Wirkungsgrad ist höher, sie sparen Energie. Experten sagen, den LED gehöre die Zukunft. Die Qualität eines LED-Lichts hängt entscheidend von der Leuchtkraft der Dioden und der Qualität des Reflektors ab. Ihre Steuerung ist aufwändig, denn die meist nur 5 Millimeter großen Lämpchen reagieren empfindlich auf Stromschwankungen und Wärme. Experten sagen, dass Temperaturen über 50 Grad Celsius die eigentliche Lebensdauer von bis zu 100.000 Stunden drastisch verkürzen können. Diodenleuchten benötigen deshalb eine gute Kühlung. Nebeneffekt der aufwändigen Steuerungselektronik ist, dass die Lichtanlagen komfortabel zu bedienen sind. Geht der Saft im Akku zur Neige, reduziert beispielsweise die Elektronik die Leuchtleistung automatisch, damit die Lampe nicht abrupt erlischt. Ladestandsanzeigen informieren zuverlässig. Da wir prüfen wollten, wie sich die LED-Technik als Leucht-Alternative gegen klassische Lampen bewährt, haben wir ein breit gespanntes Testfeld ausgewählt. Es reicht von einfachen Modellen ab 64 Euro mit Mignonzellen (Cateye, Trelock) über einen kompakten und leichten Scheinwerfer von USE, bis zu den Hightech-Leuchten mit großen Flaschenakkus von Lupine und Supernova (540 Euro). Das Modell von Lupine vereint dabei Halogen- und LED-Tech- nik in einem Scheinwerfer. ÜbriSicher mit Licht gens haben nur Cateye und Erfahrungsgemäß moniert die PoliTrelock eine Prüfnummer und zei eher unzureichende und/oder entsprechen der Straßenverkehrsfehlende Beleuchtung am Rad als Zulassungsordnung (StVZO). Die eine gut funktionierende Lichtanlaanderen haben nicht den Segen ge, die nicht der StVZO entspricht. des Gesetzgebers als FahrradbeFehlende Reflektoren in Laufrädern leuchtung. (Siehe Kasten). werden häufig bemängelt. Eine Ein Problem der noch jungen Alternative dazu sind Reifen mit Lampentechnik ist, dass die Proreflektierenden Flanken. Kommt es dukte in ihrer Leistung nicht verzu einem Unfall, ist für eine etwaige gleichbar sind. Die Hersteller arSchuld oder Mitschuld nur entbeiten mit Begriffen wie Candela scheidend, ob und wie sich eine vorfür Lichtstärke und Lux für Beschriftswidrige Beleuchtung auf leuchtungsstärke, oder sie geben den Unfall ausgewirkt hat. Meistens an – USE beispielsweise –, die wird dazu ein Sachverständiger Leistung ihres Modells entgehört, der den Unfallablauf rekonspräche dem eines 32-Watt-Halostruiert und untersucht, wie eine genstrahlers. Einheitliche Beordnungsgemäße Beleuchtungsanzeichnungen wie etwa bei Kfz-Halage den Unfall beeinflusst hätte. logenlampen sucht man bislang Auch für Radfahrer gilt der Sichtvergebens. Zur Orientierung hafahrgrundsatz: Man darf auch bei ben wir deshalb den Lichtkegel der Nacht nur so schnell fahren, wie es verschiedenen Lampen von einem die Beleuchtung erlaubt. standardisierten Montagepunkt aus fotografiert. Der anvisierte Punkt auf der Fahrbahn in zehn Metern Entfernung entspricht dabei in etwa dem Weg, den ein Radler bei Tempo 30 innerhalb einer Sekunde Reaktionszeit zurücklegt. Die Sichtfelder, welche die fünf Kandidaten erhellen, reichen vom schwachen Lichtfleckchen bis zum kräftigen, breit streuenden Kegel, mit dem man auch bei Rennradtempo Hindernisse in 15 Metern Entfernung und am Wegesrand erkennen kann. Dabei spielt nach unserer Erfahrung die Qualität des Reflektors eine wichtigere Rolle als die Anzahl der LED. Wichtig auch: Bei gleicher Leistung wird das weiße LED-Licht heller wahrgenommen als das gelbliche Halogenlicht. Die aktuelle LED-Generation kann jedoch bislang nicht so viel Leistung aufnehmen wie Halogenlampen. Nach der Erfahrung dieses Tests reichen die Sichtfelder der fünf Lampen noch nicht an die von leistungsstarken Halogen- oder Xenon-Lampen heran. Der derzeit größte Vorteil der Leuchtdioden-Technik ist sicherlich der geringere Stromverbrauch. Mit diesen Lampen ist die Flucht vor der Dunkelheit kein Thema mehr – es wird auch während einer nachtaktiven Dauerfahrt über mehrere Stunden definitiv nicht duster. Zwei in einem: Lupine vereint LED- (links) und Halogenlicht in einem Scheinwerfer. Das Licht der LED erscheint weißer, ist aber nicht so stark wie das des Halogenbrenners T O U R 12/2004 27 LED-LEUCHTEN DIODEN-LAMPEN IM ÜBERBLICK HERSTELLER MODELL PREIS, MIT AKKUS BEZUG TELEFON INTERNET ZULASSUNG NACH STVZO GEWICHT MONTIERT LIEFERUMFANG STROMVERSORGUNG/KAPAZITÄT LICHTARTEN LEUCHTDAUER BEI VOLLER LEISTUNG; RESERVE LADEZEIT NACH VÖLLIGER ENTLEERUNG SICHTFELD LEUCHTDAUER LADEVORGANG BEURTEILUNG HALTER VERARBEITUNG/BEDIENUNG BEURTEILUNG CATEYE LUPINE SUPER NOVA HL-EL500G 64 Euro Paul Lange 07 11/2 58 80 www.cateye.com K409 210 Gramm Scheinwerfer, Radhalter, Batterien 24 Seven 2005 540 Euro Super Nova 0 78 02/98 24 02 www.nova-factory.de keine 550 Gramm Scheinwerfer, Radhalter, Akku, Steuerschalter, Netzteil Li-Ionen, 7,2 Volt/4,4 Ah Auf-/Abblendlicht, Blinkmodus 18 Stunden; Indikator warnt vor Entleerung kein Akku-Betrieb ★ ★★★★ kein Akku-Betrieb ★★ ★★ Das „Katzenauge“ mit Prüfnummer bietet ein kleines, schwach ausgeleuchtetes Sichtfeld. Halter und Gehäuse machen einen wenig robusten Eindruck, die Montage ist fummelig. Eher Positionslicht als brauchbare Fahrbahnausleuchtung Otto 8 540 Euro Lupine 0 91 83/90 23 10 www.lupine.de keine 963 Gramm Scheinwerfer, Radhalter, Akku, Steuerschalter, Netzteil Ni-MH, 7,2 Volt/8,2 Ah LED und Halogen, jeweils mit Aufund Abblendlicht 22 Stunden (Halogen alleine 2 Std.); 4-stufige LED-Ladezustandsanzeige 6 Stunden ★★★ ★★★★★ ★★ ★★★★ ★★★★★ Halogen- und LED-Licht, in einem Scheinwerfer vereint. Die Halogenleuchte braucht viel Strom, leuchtet aber am hellsten; das LED-Licht überzeugt mit der längsten Leuchtdauer. Intelligente Steuerung, zuverlässige Ladezustandsanzeige Das Cateye-Sichtfeld ist das kleinste Im breiten, gleichmäßig hellen LED- Zentraler Lichtfleck, umgeben von brei- und dunkelste. Weder Seitenrand noch Lichtkegel sind Seitenraum und Radler tem Lichtkegel. Man erkennt die Situa- Radler erkennt man bei flotter Fahrt gut zu erkennen. Etwas bläuliches Licht tion; direkt vorm Rad bleibt’s duster 4 Mignon (AA), 1,5 Volt Nur eine Lichtstufe 8:30 Stunden; Schaltergehäuse mit farbiger Ladezustandsanzeige 2 Stunden ★★★ ★★★ ★★★★ ★★ ★★★★ Gut ausgeleuchtetes Sichtfeld mit zentralem Lichtkegel und ausreichender Aufhellung des Straßenrandes; kurze Ladezeit im Verhältnis zur Leuchtdauer. Der Schalter informiert immer aktuell über den Ladezustand; leichter als Lupine SO HABEN WIR GESTESTET Auf einem fixierten Lenker wurden die fünf LED-Lampen so montiert, dass der vordere Rand des zentralen Lichtkegels in zehn Metern Entfernung auf den Asphalt trifft. In 15 Metern Entfernung haben wir einen Radfahrer ohne eigene Beleuchtung postiert. Je nach Qualität der ausgeleuchteten Szene haben wir Noten vergeben. Beurteilt wurden außerdem Leucht- und Ladedauer, Verarbeitung, Bedienkomfort und die Fahrradhalterung. ★ ★ ★ ★ ★ sehr gut; ★ ★ ★ ★gut; ★ ★ ★ befriedigend; ★ ★ ausreichend; ★ mangelhaft 28 T O U R 12/2004 TRELOCK USE LS 600 70 Euro Trelock 02 51/9 19 99-0 www.trelock.de K407 270 Gramm Scheinwerfer, Radhalter, Rücklicht, Akkus, Netzteil 5 Mign.-NiMH-Akkus, 1,2 Volt/1,5Ah Nur eine Lichtstufe Exposure Race Set 435 Euro USE Deutschland 01 80/5 00 72 99 www.use1.com keine 179 Gramm Scheinwerfer, zwei Radhalter, zwei Akkus, Netzteil Li-Ionen, 7,4 Volt/ 2,15 Ah Auf-/Abblendlicht, Blinkmodus 6 Stunden; rote LED zeigt 2 Stunden Reserve an 5:30 Stunden ★★★ ★★ ★★ ★★ ★★★ Preiswerte Leuchte mit aufladbaren Akkus. Gute Ausleuchtung der Fahrbahn. Das Gehäuse wirkt etwas klobig, der in fünf Stufen verstellbare Reflektor ist praktisch. Die Kontrolllampe warnt vor völliger Entleerung des Stromspeichers 1:45 Stunden; 15 Minuten Abblendlicht, dann Blinkmodus 2:30 Stunden ★★★ ★ ★★★★ ★★★ ★★★ Sehr leicht und kompakt, ohne externen Akku, in Schwarz, Blau, Silber und Rot erhältlich; heller und breiter Lichtkegel, der Straßenrand liegt im Sichtfeld. Geringe Leuchtdauer – den Ersatzakku sollte man immer mitnehmen Insgesamt breiter Lichtkegel, dessen Homogene Ausleuchtung der Fahrbahn Leuchtweite man per Arretierung bis 15 Meter Entfernung; Blendet man während der Fahrt verstellen kann auf, wird das Licht difffus T O U R 12/2004 29