das austauschkind
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präsentiert: DAS AUSTAUSCHKIND von Christine Nöstlinger EWALD Am liebsten würde er seine Ferien ganz alleine im Schrebergarten seiner Oma verbringen. Deshalb ist erauchnichtsehrerfreutdarüber,dassihmnunein Austauschkindaufgehalstwird. SYBILLE Ewalds Schwester hält ihre Eltern für spießig und verstehtgarnicht,weshalbdiesesichüberJasperso aufregen.Siefindetihneigentlichganzsüß…. HANNELORE MITTERMEIER Ewalds Mutter ist entsetzt über Jaspers Auftreten, seinemangelhaftenTischmanierenundseinederbe Ausdrucksweise. Dennoch traut sie sich nicht, ihn zurückzuschicken.WaswürdendenndieNachbarn sagen? VIKTOR MITTERMEIER Vater Mittermeier hat ja wirklich für alles Verständnis, aber als er auch noch seine Lieblinge von Jasper bedroht sieht, platzt ihm endgültig der Kragen. PETER EwaldsFreundPeterhatsichschonsehraufseinen englischenFreundTomPickpeergefreut.Umsoenttäuschterister,alsanseinerStelledessenrüpelhafter Bruder Jasper anreist, den er gar nicht leiden kann. FRAU PROVAZNEK SieistdiePerlederMittermeiersundeigentlichfast schoneinFamilienmitglied. Bühnenbearbeitung KnutWeber&JürgenZielinski~ Inszenierung MichaelSchilhan~Ausstattung Alexia Redl~Musik MaurizioNobili~Videos RolandRenner ~ Video FX Andreas Grininger ~ Regieassistenz Michael Moser ~ Dramaturgie Sandra GuboSchloßbauer Mit Jasper Johannes Hoffmann ~ Ewald Martin Niederbrunner ~ Sybille Florentina Klein ~ Hannelore Mittermeier Angie Mautz / Susanne Zöllinger ~ Viktor Mittermeier Helmut Pucher ~ Peter Johannes Schedl ~ Frau Provaznek Anna Morawetz FLAMINGO PapaMittermeiersLiebling. PREMIERE AM 7. Dezember 2007, 17 Uhr Folgevorstellungen: Dezember 11.(10.30),19.(10.30+15.30),20.(10.30); Jänner 9.(10.30+15.30),10.(10.30),18.(10.30+15.30),19.(15.30),22.(10.30+15.30); Februar 15.(15.30),16.(15.30),28.(10.30);März 8.(15.30),11.(10.30+15.30),12.(15.30) DAS AUSTAUSCHKIND von Christine Nöstlinger „Waldi“ Mittermeier soll seine Aussprache in Englisch verbessern. Deshalb beschließen seine Eltern, über die Sommerferien ein Austauschkind aus England aufzunehmen. Tom Pickpeer heißt der Bub. Er interessiert sich für Astronomie, sammelt ausländische Bierdeckel und macht auf dem Foto einen fabelhaften Eindruck. Die Mittermeiers sind begeistert. Genau so stellen sie sich einen perfekten Freund für ihren Sohn vor. Ewald, der seine Ferien lieber alleine in Omas Schrebergarten verbracht hätte, begleitet seine Eltern mäßig begeistert zum Flughafen. Doch dort erwartet die Mittermeiers eine Überraschung: Die Pickpeers haben nicht Tom, sondern dessen Bruder Jasper geschickt. Jasper ist chaotisch und laut. Er hat ganz fürchterliche Tischmanieren, isst Fisch mit Marmelade und nachts wandelt er in der Wohnung herum. Hannelore und Viktor Mittermeier sind entsetzt. Waldi und seine Schwester Bille aber freunden sich mit Jasper an und finden heraus, dass er gar nicht so ein Rüpel ist... Das Stück beschreibt auf humorvolle Weise die Annäherung zweier gegensätzlicher Welten: einerseits die der intakten Familie Mittermeier und andererseits die eines Buben, der den Großteil seiner Kindheit in Internaten verbracht hat. Bei den Mittermeiers macht Jasper die Erfahrung, dass es sich lohnt anderen zu vertrauen, aber auch die Gastfamilie lernt eine ganze Menge von ihrem Austauschkind. ZUR AUTORIN Christine Nöstlinger wurde 1936 in Wien geboren, wo sie auch heute noch lebt. Aufgewachsen im Arbeitermilieu der Wiener Vorstadt, studierte sie nach der Matura Gebrauchsgrafik an der Akademie für Angewandte Kunst. Sie heiratete und bekam zwei Töchter. Nöstlinger schrieb zunächst für Tageszeitungen, Magazine und den ORF. 1970 erschien ihr erstes Kinderbuch ›Die feuerrote Friederike‹, das sie auch selbst illustrierte. Seitdem ist ihre Produktivität ungebrochen: Jedes Jahr erschienen Bilder-, Kinder- und Jugendbücher aus ihrer Feder in diversen Verlagen. Christine Nöstlinger wurde für ihre Bücher mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem Friedrich-Bödecker-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, dem Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien und der Hans-ChristianAndersen-Medaille. Mit ihren ersten beiden Büchern, ›Die feuerrote Friederike‹ (dtv junior 7133) und ›Wir pfeifen auf den Gurkenkönig‹, läutete sie gewissermaßen eine neue Zeit in der Kinderliteratur ein. Beide Bücher stehen im Kontext der antiautoritären Bewegung nach 1968. In ihren folgenden Bänden führte Christine Nöstlinger konsequent das Durchbrechen sprachlicher und thematischer Tabus fort. Ihre Erzählungen sind von diesem neuen Stil geprägt und zeichnen sich durch eine Sprache aus, die nah an der jeweiligen Zielgruppe ist. Thematisch verarbeitet sie Alltagsgeschehen. Immer wieder tauchen aber auch das Aufbegehren gegenüber jeglicher Art von Autorität auf, das ungenierte Ansprechen von Sexualität und anderen Tabuthemen. Christine Nöstlinger hat einmal zum Selbstverständnis ihres Schreibens gesagt: ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 Ich habe gewisse Vermutungen darüber, was Kinder lesen wollen, und gewisse Vermutungen, was Kinder lesen sollten. Und dann habe ich noch das dringende Bedürfnis, mir gewisse Dinge von der Seele zu schreiben. Und die feste Überzeugung, dass Kinder beim Lesen gern lachen, die habe ich auch. Aus diesen vier Komponenten mische ich üblicherweise meine Bücher zusammen... http://www.dtv.de/dtv.cfm?wohin=autor3 Christine Nöstlinger über ihre Anfänge Im Kindergarten hatte ich es gut. Weil meine Mutter die Kindergärtnerin war. Das brachte mir viel Ansehen bei den anderen Kindern. Bei meiner Mutter nicht. Sie bemäkelte immer, dass ich mich stets zu den Schlimmen und zu den Verlausten hingezogen fühlte. Dauernd wollte sie mir brave Freunde vermitteln, aber die mochte ich nicht. In der Schule hatte ich darunter zu leiden, dass meine große Schwester Schulbeste war und die Lehrer deshalb von mir ähnliche Leistungen erwarteten. Im Laufe von acht Gymnasialjahren sahen sie aber doch ein, dass sie mit dieser Erwartung einem großen Irrtum erlegen waren. Aber sitzen geblieben bin ich nie. Als ich dann auf die Akademie ging, um das Malen richtig zu erlernen, habe ich gemerkt, dass nie eine richtig große Malerin aus mir werden wird, weil mein Talent nur mittelmäßig war. Da habe ich einen großen Schreck bekommen und geheiratet und zwei Kinder bekommen. Den Schreck habe ich jetzt nicht mehr, aber die Kinder habe ich immer noch. Sie sind schon ziemlich erwachsen. Auf die Idee, Kinderbücher zu schreiben, bin ich überhaupt nie gekommen. Ich wollte, weil mir zu hause mit den zwei Kindern so langweilig war, ein Kinderbuch malen. Dazu habe ich aber eine Geschichte gebraucht. Die habe ich mir erfunden und aufgeschrieben. Und wie dann das Kinderbuch fertig war, hat den Leuten meine Geschichte besser gefallen als meine Bilder. Ein Tag im Leben der Schriftstellerin Ich stehe um halb neun auf, manchmal ist mein Mann schon munter, dann hat er Frühstück gekocht, dann geht er einkaufen. Anschließend löse ich im „Standard“ das Sudoku, das hängt von der Zeit ab. Wenn dabei steht „leicht“, dann löse ich es nicht, das ist mir zu einfach, aber wenn es sehr schwierig ist, kann es schon eine Stunde dauern. Dann setze ich mich zu meiner Arbeit, mein Ehemann bereitet Mittagessen zu, immer irgendetwas Kaltes, dann schreibe ich wieder oder ich fahre einkaufen fürs Nachtmahl. Entweder gehe ich nach Hietzing (13. Wiener Gemeindebezirk) oder fahre zum Meinl am Graben. Meistens, wenn wir alleine sind, ist das nicht so viel, was man kocht. Sehr oft kommen Gäste zu uns, dann stürze ich mich so ab fünf ins Kochen, das tu ich sehr gern, wobei ich nicht gern esse. Ich gehöre zu den ganz wenigen Menschen, die gern kochen, aber nicht gern essen. Ich könnte auch nicht sagen, was ich gern esse. Also, am liebsten gar nichts oder ganz wenig. Christine Nöstlinger über ihren Beruf Sabine Fuchs …, hoppla, da ist was, da kannst du 1 irgendwas tun . Noch heute ist Christine Nöstlinger ob des Erfolges ihres ersten Kinderbuches, das nach ihren Vorstellungen ein Bilderbuch werden sollte, überrascht. Durch „Die feuerrote Friederike“ entdeckte sie erstmals ihre Schreiblust- und fähigkeit. Noch dazu passte dieses moderne Märchen in die Veränderung der Kinderliteratur der siebziger Jahre. Der Erfolg wurde noch begünstigt, so die Einschätzung der Autorin, durch eine angenehme Österreichwelle in Deutschland, wo ein jeder sehr entzückt war, wenn er die wienerische Stimme und den wienerischen 2 Tonfall gehört hat. Das von Christine Nöstlinger Geschriebene fand mehr Anklang als ihre Zeichnungen, 1 Die Tiefe der Tinte. Hrsg. v. Harald Friedl. Salzburg: Verlag Grauwarte 1990. Gespräch mit Christine Nöstlinger, S. 171. 2 Frau sein & schreiben. Österreichische Schriftstellerinnen definieren sich selbst. Hrsg. v. Hilde Schmölzer. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1982, S. 121. ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 sodass ab dem dritten Buch „Die Kinder aus dem Kinderkeller“ die Verleger nicht mehr die Autorin die Geschichte illustrieren lassen. An diese Kränkung kann sie sich noch 1990 erinnern, weil es ihr damals als Graphikern in erster Linie um die Bilder ging. Aber ich war so hinter irgend einem Erfolg her, abseits von Mutter und Hausfrau, dass ich mir eigentlich gedacht habe, na ja schön, wenn die wollen, 3 dass ich schreibe, dann schreibe ich halt. Texte zu veröffentlichen bedeutet die ihr notwendige öffentliche Anerkennung, nicht innere Notwendigkeit. Ich hab mich ganz gewiß nicht – wie es bei Herrn Doderer heißt – 4 zum Schreiben entworfen . Mit dieser Wendung – zum Schreiben entwerfen – verbindet sie den dringenden Wunsch von jemandem, Schriftsteller zu werden und schon als Jugendlicher Schreiben als einzig mögliche Tätigkeit für sich selbst zu denken. (…) Schreiben bedeutet für Christine Nöstlinger deshalb auch nicht Selbstdarstellung, nicht Mitteilung über eigene Gefühlsempfindungen, sondern das Erzählen von Geschichten. Jeder innere zwang zur Schreibarbeit gehe ihr ab. Das Schreiben sei für sie ein Handwerk, dem sie gerne nachgehe, und ihr Anspruch sei es, möglichst gute Qualität zu liefern. Ich kann auch ohne Schreiben leben, behauptet sie, obwohl sie es – seit ihren ersten Erfolgen – nie versucht hat. Denn nach ihren Angaben treiben sie äußere Zwänge zur Schreibarbeit, so z. B. Abgabetermine, Steuervorschreibungen, Anfragen von freundlichen Lektoren und nicht zuletzt der Erfolg bei Leserinnen und Lesern. Andererseits fallen ihr auch gute Ideen zu einer Geschichte ein, die sie dann zu Papier bringt. Die Bezeichnung Gebrauchsliteratin, von Nöstlinger für sich selbst in Anspruch genommen, verdeutlicht die Einschätzung der eigenen Arbeit, mit der sie auf eigene und fremde, finanzielle und ideelle Bedürfnisse eingeht. Die Bezeichnung immunisiert zugleich sowohl gegen germanistische Kritik, die den klassischen Kunst- und Geniebegriff anwendet, als auch gegen pädagogische Kritik, die noch wie im 19. Jahrhundert vor Schmutz, Schund und aufmüpfigen Texten bewahren und schützen will. Selbstironie klingt an, wenn Christine Nöstlinger ihre Produktivität kommentiert: Wie 3 Die Tiefe der Tinte, S. 166. Ebda, S. 164. 4 eine Ein-Mann-Buchstabenfabrik komme ich 5 mir dann vor . Sie sei zwar nicht schreibbesessen, sondern könne schwer nein sagen, glaube, dass sie vieles in der Zeit schaffe. Und es käme die Angst dazu, wegen oftmaliger Absage keine Aufträge mehr zu bekommen. Es rundet nur das Bild des modernen „Schreibarbeiters“ ab, wenn sich Christine Nöstlinger als faulen Menschen bezeichnet, aber täglich zehn Stunden arbeitet. […] Die Bezeichnung „zielgruppenorientierte Trivialliteratur“ seitens der Germanistik für Kinderliteratur ließ Christine Nöstlinger über die fachliche Beurteilung ihrer Arbeit nachdenken. Pädagogen wollen, wie sie meint, das didaktisch einsetzbare Kinderbuch, nicht Literatur für Kinder. Der Kinderbuchautor aber soll – und das ist eine Forderung nach Trivialliteratur – auf einen Schlag die Lesebedürfnisse aller Kinder 6 befriedigen. So wendet sich die Autorin gegen eine pädagogische Kritik der Kinderliteratur und möchte andere Maßstäbe angelegt wissen, wie Ehrlichkeit und Inhalt der Sprache. Es ist ja wahnsinnig schwer, unentwegt von einer Bewußtseinsebene her zu formulieren, die nicht die eigene ist. Das ist erstens strapaziös, und zweitens, wenn man kritisch zu sich selber ist, merkt man natürlich, dass man leicht in Klischees kommen kann, wenn man nicht so schreiben kann, wie man selber fühlt und denkt, sondern immer versucht so zu schreiben, wie ein 13-jähriger denkt, was 7 den bewegt. So schreibt sie, wie sie selbst immer wieder ins Gespräch bringt, von dem Kind, das sie einmal gewesen ist, und dessen Gefühlslage aus. Ihr scheint es nur möglich, jene Gefühle zu beschreiben, an die sie sich erinnert, die sie noch immer spürt. Die sogenannten Helden meiner Kinderbücher sind ganz gewiß immer eine ganz bestimmte 5 Nöstlinger über Nöstlinger. In: Nussknacker. Über Kinderbücher und Autoren. Hrsg. v. Hans-Joachim Gelberg. Weinheim, Basel: Beltz&Gelberg 1986, S. 37. 6 Ist Kinderliteratur Literatur? In: Nussknacker 1986, S. 28. 7 Sabine Jörg: Gespräch mit Christine Nöstlinger. In: Nussknacker 1986, S.20. ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 Sorte von Kind. Das hängt eben auch mit dem Kind zusammen, das ich selber war. […] Ich kann Kinder beschreiben, die Außenseiter sind, die patschert sind, die – wie man in Wien 8 sagt – goschert sind. Komik als Aufklärung Maria Lypp Der Anteil des Komischen an der emanzipatorischen Kinderliteratur war überaus wirkungsvoll. Denn das Komische ist dann in seinem Element, wenn es um Aufklärung, Enthüllung, Befreiung, Umstürze, Neuanfänge geht. Es sei an die satirische Zunge der europäischen Aufklärung erinnert (z. B. eines „Candide“), aber auch – näherliegend – daran, dass der Witz eine lustvolle Waffe der 68er Bewegung war und nicht ihre schlechteste Vision, die „Phantasie an die Macht“ zu bringen; verkrustete Strukturen mit Spott zu übergießen, hat manchen Politclown auf die Bühne gebracht. […] Nöstlingers Bücher der 70er Jahre im kinderliterarischen Kontext, auf den sie tonangebend einwirkten, sind von der Kunst des Komischen geprägt, für die die herrschende emanzipatorische Tendenz eine günstige Voraussetzung abgab. […] Höhe- und Wendepunkt der Aufklärungskomik mit ihren utopischen Bildern der sich wandelnden Familie ist Das Austauschkind (1982). Programmatisch ist die Teilung des Romans in zwei „Halbzeiten“. Die „erste Halbzeit“ zeigt den triumphalen Umsturz restriktiver Erziehungsnormen durch das Auftreten des anarchischen Austauschkindes, die „zweite Halbzeit“ handelt von der neuen familialen Solidarität und Verständigung zwischen den Generationen. Man könnte fragen, ob nicht mit dem Ende der hierarchischen Familienstruktur in der „zweiten Halbzeit“ das Ende der Komik gekommen sei, die ja scharfe Kontraste braucht. Die Komik dieses Buches stellt eine Besonderheit in Nöstlingers Werk dar; sie entsteht dadurch, dass die vereinte 8 Die Tiefe der Tinte 1990, S. 173. Familie sich der Herausforderung des anarchischen Prinzips stellt, d. h. der Herausforderung durch das familial schwerst belastete Kind – ein treffendes Bild dieser Belastung ist der Rucksack voll Steine, die Jasper um sich wirft ohne Rücksicht auf das Hotelzimmer – unter den unmöglichsten Umständen hält die Familie zu diesem Katastrophenkind, wobei die Komik durch den Zusammenstoß mit den gesellschaftlichen Normen entsteht. Selten hat Nöstlingers Komik eine solche Wärme ausgestrahlt. Das Austauschkind beschließt den Optimismus der lernfähigen Familie. DAS AUSTAUSCHKIND – Szene für Szene Szene 1: Sprachurlaub bei Tannegeist Hannelore und Viktor Mittermeier möchten ihren Sohn Ewald in den Sommerferien zu Professor Tannegeist nach England schicken, damit ihr Sohn seine englische Aussprache verbessert. Ewald ist von dieser Idee gar nicht begeistert. Mit Hilfe seiner Schwester Bille gelingt es ihm, seine Eltern von ihrem Plan abzubringen. Szene 2: Ein Austauschkind für Ewald Die Eltern Mittermeier sind nun auf die Idee gekommen, für Ewald einen Austauschschüler aus England, der mit Ewalds Klassenkameraden Peter befreundet ist, aufzunehmen. Ewald wollte eigentlich seine Ferien alleine in Omas Schrebergarten verbringen und ist auch von diesem Plan ganz und gar nicht angetan. Szene 3: Jaspers Ankunft Familie Mittermeier und Peter fahren zum Flughafen, um Tom Pickpeer, den Engländer, abzuholen. Doch was für eine Überraschung: Aus dem Flugzeug steigt nicht der wohlerzogene Tom, sondern dessen chaotischer Bruder Jasper. Mit sich schleppt er einen riesigen Sack voller Steine. Szene 4: Einzelzimmer mit Vollpension Nach einer polternden Ankunft im Hause Mittermeier – Jaspers Steinsammlung hat sich im Stiegenhaus verselbständigt – weigert sich Jasper auch noch, mit Ewald ein Zimmer zu teilen. Er hätte gern ein Zimmer für sich allein. ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 Szene 5: Good Morning, Jasper! Bille, Ewald und die Mutter warten am gedeckten Mittagstisch auf Jasper. Dieser befindet sich laut schnarchend in seinem Zimmer und denkt nicht ans Aufstehen. Die Mutter beschließt ihn aufzuwecken und betritt sein Zimmer. Vor ihr steht der nackte Jasper. Laut kreischend versucht Hannelore Mittermeier seinen Körper zu verhüllen, die Kinder helfen ihr dabei. Szene 6: Guten Appetit! Jaspers Eltern rufen an. Als Bille ihm den Hörer gibt, gibt er vor, die Leitung wäre tot und legt auf. Beim Essen schenkt er Bille einen Stein, schnäuzt sich ins Tischtuch und leert sich eine Flasche Ketchup über den Kopf. Szene 7: Schlaflos Es ist Nacht. Jasper holt den Globus aus dem Regal und sucht etwas. Plötzlich kommen Bille und Ewald ins Wohnzimmer, weil sie etwas gehört haben. Jasper versteckt sich im Regal. Die beiden gehen wieder zurück, die Eltern kommen. Auch sie gehen wieder zurück. Das Spiel wiederholt sich, bis auf einmal alle zusammen im Wohnzimmer sind, ohne einander wahrzunehmen. Die Eltern Mittermeier verstecken sich vor Jasper unter dem Esstisch, Jasper isst rülpsend Fisch mit Marmelade und die Kinder hocken hinter der Couch. Als Jasper seine Essensreste in Viktors über alles geliebtes Aquarium schüttet, ist dieser am Ende seiner Geduld. Er wartet bis Jasper gegangen ist und schlägt Hannelore vor, den Buben zurückzuschicken. Szene 8: Ausflug ins Grüne Ein Ausflug ist geplant. Gut gelaunt betritt Hannelore Jaspers Zimmer, um ihn zu wecken. Entsetzt kommt sie wieder heraus. Das Zimmer ist ein Chaos von Milch, Fischdosen usw. Die Haushälterin Frau Provaznek beschließt, das Ganze in die Hand zu nehmen und beginnt mit der Aufräumaktion. Szene 8b: Waschtag Derselbe Vormittag. Viktor setzt Jasper in die Badewanne und schrubbt ihn unter großem Gejammer sauber. Bille ärgert sich, dass ihre Eltern niemanden sein lassen können, wie er ist und zieht sich schmollend in ihr Zimmer zurück. Auch Ewald beschließt, nicht am geplanten Ausflug teilzunehmen. Die Eltern verlassen alleine die Wohnung und schließen ihre Kinder ein. Gott sei Dank ist Frau Provaznek noch da. Sie „befreit“ die Kinder und empfiehlt ihnen, sich am Rummel auszutoben. Szene 9: Jaspers Geschichte Bille, Ewald und Jasper kommen gemeinsam mit Peter vom Rummelplatz zurück. Während Bille und Jasper in der Küche blödeln, erfährt Ewald von Peter Jaspers traurige Familiengeschichte: Jaspers Eltern haben sich gleich nach seiner Geburt getrennt und Jasper ist bei seinem Vater und dessen neuer Frau Mary aufgewachsen. Nach einigen Jahren hat sich sein Vater von Mary getrennt und Jasper wurde seiner leiblichen Mutter zugesprochen, die er bis dahin gar nicht gekannt hat. Jaspers Mutter hat inzwischen Mr. Pickpeer geheiratet und mit ihm noch einen Sohn, nämlich Tom, bekommen. Jasper ist immer wieder von seinem neuen Zuhause zu Mary zurück gelaufen, bis man ihn schließlich in einem Internat untergebracht hat. Auch von dort ist er wieder weggelaufen und musste aus diesem Grund immer wieder das Internat wechseln. Schließlich ist Mary mit ihrem neuen Mann nach Amerika gezogen und damit für Jasper nicht mehr erreichbar. Szene 10: Wohin mit Jasper? Die Eltern Mittermeier kommen vom Ausflug zurück und sind über die Unordnung entsetzt, die sie zu Hause vorfinden. Sie beraten sich, wie sie Jasper loswerden können. Bille und Ewald kommen dazu und klären die Eltern über Jaspers komplizierten Hintergrund auf. Nun wird allen klar, wieso der Bub sich oft so eigenartig verhält. Szene 11: Urlaubsvorbereitungen Auch Viktor und Hannelore haben Jasper mittlerweile ins Herz geschlossen. Sie treffen gemeinsame Urlaubsvorbereitungen. Szene 12: Der Berg ruft Urlaub in den Bergen. Alle haben Spaß. Weil Jasper immer wieder nach Rom fragt, beschließen die Mittermeiers zumindest nach Triest zu fahren. Szene 13: Auf nach Italien! In Triest erfahren die Mittermeiers, wieso Jasper so an Rom interessiert ist: Mary macht dort Urlaub mit ihrem Mann. Viktor findet heraus, in welchem Hotel die beiden ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 abgestiegen sind und ruft dort an, um ihren Besuch anzukündigen. Doch Mary will Jasper nicht sehen. Ihrer Meinung nach ist es weniger schmerzhaft, wenn er vorerst keinen Kontakt zu ihr hat. Jasper ist verzweifelt. Szene 14: Wo ist Jasper? Wieder zu Hause beim Frühstück bemerken die Mittermeiers, dass Jasper verschwunden ist. In einem Brief teilt er ihnen mit, dass er sich aus einem Zug stürzen will, weil ihn niemand liebt. Die Familie stürmt aus der Wohnung, um ihn zu suchen. Bille findet ihn schließlich am Bahnhof. Szene 15: Ende gut, alles gut? Die Wohnung wird für ein Abschiedsfest dekoriert. Hannelore kommt aus Jaspers Zimmer und eröffnet Bille, dass Jasper in sie verliebt ist und sich mit ihr verloben will. Er denkt nämlich, dass er dann mit den Mittermeiers verwandt wäre. Nach reiflicher Überlegung stimmt Bille zu. Und so wird aus dem Abschiedsfest ein Verlobungsfest. ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 UNTERRICHTSVORSCHLÄGE 1) Thema „Familie“: Kreative Schreibaufträge: - Formuliere eine Anzeige: Gute Eltern gesucht…! - Erstelle einen Text: Meine Traumeltern…! - Schreibe einen Brief an dich selbst zu Ereignissen, die in der Zukunft liegen: „Wenn ich später Kinder habe, werde ich sie so erziehen…“! - Was verändert sich bei der Familie nachdem Jasper Mittermeier, aufgetaucht ist? 2) Thema „Schulleistungen“ - • Kreativer Schreibauftrag: Es droht eine Zeugnisnote, mit der Eltern nicht zufrieden sind. Beschreibe verschiedene Möglichkeiten, wie sie reagieren können! • Rollenspiel: - Impuls: „Mama, ich werde wohl diesmal in Englisch (Deutsch) eine 5 bekommen.“ 3) Thema „Schüleraustausch“ • Kreative Schreibaufträge: Du nimmst an einem deutsch-englischen Schüleraustauschprogramm teil. - Stell dir vor, du sollst allein vier Wochen in einer fremden englischen Familie mit zwei Kindern leben. Worauf würdest du dich freuen? Wovor hättest du Angst? - Schreibe einen ersten Brief an deine englische Familie (in deutscher oder englischer Sprache). Stelle dich der Familie vor, in der du deinen Schüleraustausch verbringen wirst! • Rollenspiel: - Impuls: „Papa, warum darf ich beim Schüleraustausch nicht mitmachen?“ • Recherche zum Thema „Schüleraustausch“: Besorgt euch in Jugendzentren, Büchereien, über Zeitungsinserate oder durch das Internet Angebote für Schüleraustauschprogramme und legt sie in der Klasse auf. 4) Quartettspiel Suche dir 4 Hauptpersonen aus dem Stück aus und erstelle für sie Quartettkarten! Darauf sind enthalten: Name, Hobby, Beruf, besondere Kennzeichen. Male ein Portrait dazu. 5) Schreibauftrag: Total wütend! Was macht Jasper wütend? Wie reagiert er, wenn er wütend ist? Was macht mich wütend? Wie reagiere ich? Anschließend könnt ihr mit euren Klassenkameraden in einer Diskussionsrunde eure Ergebnisse diskutieren und Tipps austauschen, wie man sich verhalten kann, wenn man wütend ist, ohne dabei anderen Menschen weh zu tun. Natürlich ist es empfehlenswert, mit den SchülerInnen den Roman „Das Austauschkind“ zu erarbeiten. Außer den genannten Vorschlägen gibt es noch zahlreiche andere Lernmaterialien, die sich eingehender mit dem Roman beschäftigen, wie z. B. das Arbeitsheft vom Beltz&Gelberg- Verlag (siehe Quellenangabe). Quellenangabe: • Christine Nöstlinger: Das Austauschkind. Basel, Weinheim: Beltz&Gelberg 2006. • Sabine Fuchs: Christine Nöstlinger. Eine Werkmonographie. Wien: Dachs Verlag 2001. • Ursula Pirker: Christine Nöstlinger. Die Buchstabenfabrikantin. Wien: Molden 2007. • Maria Lypp: Kindsein ist komisch. In:…weil die Kinder nicht ernst genommen werden. Zum Werk von Christine Nöstlinger. Hrsg. v. S. Fuchs ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000 • • • • und E. Seibert. Wien: Edition Praesens 2003. Christine Nöstlinger: Das Austauschkind. Arbeitsheft. Thematik: Schüleraustausch, Familienleben. Erarb. v. Brigitte Gall. Weinheim: Beltz & Gelberg 2002 (= Gullivers Taschenbücher machen Schule) Die Tiefe der Tinte. Hrsg. v. Harald Friedl. Salzburg: Verlag Grauwarte 1990. Gespräch mit Christine Nöstlinger. Frau sein & schreiben. Österreichische Schriftstellerinnen definieren sich selbst. Hrsg. v. Hilde Schmölzer. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1982. Nöstlinger über Nöstlinger. In: Nussknacker. Über Kinderbücher und Autoren. Hrsg. v. Hans-Joachim Gelberg. Weinheim, Basel: Beltz & Gelberg 1986. Kontakt: Bakk. Sandra Gubo-Schloßbauer Tel.: 0316/8008-1129 Mobil: 0664/8140578 e-mail: [email protected] ORGANISATIONSBÜRO NEXT LIBERTY 0316 / 8008 – 1120 KARTENRESERVIERUNG 0316 / 8000