Wilhelm-Busch-Museum Hannover

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Wilhelm-Busch-Museum Hannover:
Wilhelm Busch. Avantgardist aus
Wiedensahl
Diese Ausstellung, die noch bis zum 18. November 2007 im
Wilhelm-Busch-Museum gezeigt wird, präsentiert drei Themen, verteilt auf
zehn Räume.
1. Große Kunst für kleine Leute. Busch und die Entwicklung des modernen Comics
In fünf Räumen wird die Entwicklung der Bildergeschichte rekonstruiert - beginnend mit
Wilhelm Busch bis hin zum amerikanischen Comic und Zeichentrickfilm. Dabei werden typische
Bildfolgen aus den bekanntesten Werken von "Max und Moritz" über den "Hl. Antonius" bis zu
"Plisch und Plum" und "Balduin Bählamm" konsequent ohne Text und plakativ in Leuchtkästen
präsentiert.
Diese Methode verdeutlicht den sequentiellen Charakter der Bildergeschichten von Busch, der
wesentlich die Entwicklung des amerikanischen Comics beeinflusste. Von allen vergrößerten
Reproduktionen werden gleichzeitig die sehr kleinformatigen Originalzeichnungen ausgestellt.
Inhaltlich vorbildhaft für die amerikanischen Zeichner war die für Buschs Geschichten typische
Schadenfreude, die an zahlreichen bekannten Bildergeschichten sowie Gedichten aus dem Band
"Kritik des Herzens" belegt wird. Die amerikanischen Erben von Wilhelm Busch, wie die
Zeichner Rudolf Dirks, Richard F. Outcault, Mac Manus u. a., sind mit deutschsprachigen
Comics vertreten, die zwischen 1904 und 1916 in den "Lustigen Blättern" des Verlegers
Randolph Hearst erschienen sind. Von Walt Disney, für den nicht nur Max und Moritz, sondern
ebenso Geschichten wie "Der Virtuose" grafisch wie inhaltlich vorbildlich waren, sind die Ende
der 1920er Jahre erschienenen Zeichentrickfilme "Steam Boat Willy" und "Plane Crazy" zu
sehen. 2. Buschs Prosa in animierten Raumbildern Das künstlerische Denken Buschs weist
nicht nur in seinen Gemälden und Bildergeschichten immer wieder weit über seine Zeit hinaus,
sondern auch in seinem Prosawerk. Die Erzählungen des weltberühmten Zeichners sind bis
heute noch weniger bekannt als seine Gemälde. Das möchte die Ausstellung ändern - aber wie
kann Prosa ausgestellt werden? In den drei mittleren Räumen der Ausstellung werden Episoden
aus dem Prosawerk "Eduards Traum" szenisch dargestellt. Der Besucher betritt ein
Wohngemach, in dem Eduard, der Erzähler, sich träumend in einen Punkt verwandelt und durch
die zweite, dritte und vierte Dimension fliegt. In der dritten Dimension lässt er sich mit dem
Besucher an einem nächtlichen rosenbekränzten Tümpel nieder, an dem Unken den Mond
anflehen. Hier hat der Besucher Gelegenheit, die Erfahrungen zu reflektieren, die Eduard zu
einem Skeptiker und Nihilisten gemacht haben. 3. Der Moderne entgegen In den letzten
beiden Räumen der Ausstellung wird die Modernität des Malers und Zeichners Busch
untersucht. Bei einer Beschränkung auf das äußerste Miniaturformat stößt der Zeichner in den
1890er Jahren zu einem kraftvoll geballten Stil von expressiver Vehemenz vor, der an
Zeichnungen sowohl des Expressionismus als auch der 1920er Jahre erinnert, während der
Maler in derselben Zeit bei ebenfalls extrem reduziertem Format in konzentrierten
Landschaftsmotiven Abstraktionstendenzen entwickelt, wie sie in der europäischen Malerei erst
15 Jahre später auftauchen. Damit nimmt der in völliger Abgeschiedenheit arbeitende
Wiedensahler Maler Züge der Moderne schon im 19. Jahrhundert vorweg. Anhand kleiner
Experimentaleinrichtungen wird dieser Spätstil erlebbar.
AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 1/2007