kunstschule - Städtische Galerie Nordhorn

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kunstschule - Städtische Galerie Nordhorn
SCHÖN
DAS KULTURMAGAZIN
FÜR DIE GRAFSCHAFT BENTHEIM
HERBST/WINTER 2011
Nr. 19
THEMENHEFT
RAUMSICHTEN –
AKTUELLER STAND HERBST 2011
PORTRÄT
JULIA SIEGMUND – INNERE LANDSCHAFTEN
KUNSTSCHULE
DIE KUNSTSCHULE ZU GAST IN DER
GRUNDSCHULE BLANKE
Nordhorn Kultur
Städtische Galerie Nordhorn
Stettiner Straße 1
48455 Bad Bentheim
Tel. 0 59 22 98 87 0
www.hellendoorn.biz
Druckerei
Hellendoorn
Wussten Sie schon ...
Wir halten unsere Versprechen
und tun (fast) alles für das
Einhalten des Liefertermins.
INHALT
3 EDITORIAL
4 LIEBLINGSBILDER
Norbert Jörgens und Andreas Kinser
6 KUNSTSCHULE
Kleine Kunstschüler kommen ganz groß raus
6
8 REPORTAGE: KUNSTWERK SCHÜTTORF
Ein neues Kunst- und Seminarhaus entsteht in der Grafschaft
10 SCHÖNE TIPPS
8
11 THEMENHEFT »RAUMSICHTEN – AKTUELLER STAND HERBST 2011«
27 KUNSTWEGEN
Olav Christopher Jenssen: Lingaphone
28 KUNSTSCHULE
Die Kunstschule zu Gast in der Grundschule Blanke
11
30 PORTRÄT
Julia Siegmund – Innere Landschaften
32 REPORTAGE: HALTESTELLE
28
Ein Bahnhof wird zur Galerie
34 STANDPUNKT
Christina Tieke: Der beschleunigte Betrachter ausgebremst
35 WAS IST EIGENTLICH ...
Performance?
36 BÜCHERECKE
30
37 KOCHKÜNSTLER
Adrian Lohmüller: Tomatyr Ki Chatni
32
38 SCHÖNE FRAGEN
Carlos Barroso
EDITORIAL
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3
liebe LESER
die letzte Ausgabe der SCHÖN liegt nun schon eine ganze Weile zurück. Zahlreiche Fragen
nach unserem beliebten Kulturmagazin haben gezeigt, dass das Interesse der Leserschaft nach
wie vor groß ist. Der plötzliche Tod unseres Chefredakteurs Daniel Klause im letzten Jahr
hat eine große Lücke hinterlassen. Er war uns nicht nur Freund, sondern Kopf und Motor der
SCHÖN. Mit dem damaligen Leiter der Städtischen Galerie Nordhorn Martin Köttering hob er
das Magazin vor über neun Jahren aus der Taufe und entwickelte es mit Roland Nachtigäller
und später mit mir zusammen weiter. Seit dem Herbst 2002 erscheint die SCHÖN ein- bis zweimal
im Jahr, um in unterhaltsamer Weise über zeitgenössische Kunst in der Region, die Arbeit
der Städtischen Galerie Nordhorn und die Kunstvermittlung in der Kunstschule der Städtischen
Galerie Nordhorn zu berichten. Daniel Klause war ein hervorragender Ideengeber für die
vielfältigen Themen und ein gewissenhafter Chefredakteur, der Zeitschiene und Gesamtproduktion
der SCHÖN immer im Blick hatte. Mit seinem konzentrierten Engagement verstand er es in
außergewöhnlicher Weise, das Redaktionsteam zu motivieren. Oftmals besuchte er mich unangemeldet im Büro, um über den aktuellen Stand zu berichten, seine Ideen zu vertreten und
Fragen zu diskutieren. Für mich war er ein loyaler und gleichzeitig kritischer Gesprächspartner,
mit dem ich das aktuelle Geschehen in Nordhorn genauso wie andere Themen besprechen
konnte, die weit über die Redaktionsarbeit hinausgingen. Wir denken oft an ihn.
Mit Ulrike Richter als verantwortlicher Redakteurin führen wir die SCHÖN nun als Gemeinschaftsproduktion im Sinne von Daniel Klause weiter. Ulrike Richter ist gebürtige Nordhornerin,
hat Germanistik, Geschichte und Pädagogik studiert und war bei verschiedenen Verlagen,
im Buchhandel und in der Erwachsenenbildung tätig. Ich freue mich sehr über die fruchtbare
Zusammenarbeit.
Finissagen und das jährlich stattfindende Sommerfest der Kunstschule der Städtischen
Galerie Nordhorn mit Präsentationen aus den Workshops, Laboren und Kooperationen der
Kunstschule sind beliebte Höhepunkte im Galerie-Programm. Die aktuelle Ausgabe der SCHÖN
berichtet über die vielfältige Kunstvermittlung der Kunstschule, die auch zu Gast in der
Grundschule Blanke war. Die Künstlerin Julia Siegmund zog im vergangenen Jahr mit ihrer Familie
von Münster nach Nordhorn. SCHÖN-Redakteur Andre Berends hat die Künstlerin in ihrem
Atelier in der ehemaligen Burgschule besucht. Zwei ungewöhnliche Kunst-Orte haben wir für
Sie entdeckt: Wir berichten über den niederländischen Kulturbahnhof „Perron 1“ und stellen
Ihnen das Konzept des gerade in der Entstehung begriffenen Kunst- und Kulturhauses
„KunstWerk“ in Schüttorf vor. Das Themenheft widmet sich dem aktuellen Stand der Fortsetzung
von kunstwegen in der Obergrafschaft. Neun Kunstprojekte werden zurzeit für raumsichten
realisiert, das im Mai 2012 eröffnet wird.
Gute Unterhaltung wünscht Ihnen
VERONIKA OLBRICH
Leiterin der Städtischen Galerie Nordhorn
IMPRESSUM
HERAUSGEBER STÄDTISCHE GALERIE NORDHORN, VECHTEAUE 2, 48529 NORDHORN, TELEFON (0 59 21) 97 11 00, FAX (0 59 21) 97 11 05,
[email protected] REDAKTION ULRIKE RICHTER (VERANTWORTLICH), PHILIP AUBREVILLE, MARIANNE
BEGEMANN, ANDRE BERENDS, SASCHA HOHLT, THOMAS KERN, VERONIKA OLBRICH, HEIKE PFINGSTEN, KAI RIEKE, THOMAS WEGMANN,
VERENA WISSMANN FOTOS JÜRGEN LÜKEN, GEROLD MEPPELINK, ANDRE BERENDS, HELMUT CLAUS UND STÄDTISCHE GALERIE NORDHORN.
(TROTZ SORGFÄLTIGER BEMÜHUNGEN KONNTEN WIR NICHT IMMER DIE JEWEILIGEN RECHTEINHABER AUSFINDIG MACHEN.
WIR BITTEN, SICH GEGEBENENFALLS MIT DER STÄDTISCHEN GALERIE NORDHORN IN VERBINDUNG ZU SETZEN.) TITEL ANDRE BERENDS
ILLUSTRATION FRANK ULMER GESTALTUNG UND SATZ VAN NES / BÜRO FÜR GESTALTUNG, VNBFG.DE DRUCK A. HELLENDOORN KG,
BAD BENTHEIM. „SCHÖN“ ERSCHEINT MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DES LANDES NIEDERSACHSEN
4
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LIEBLINGSBILD
DIESES BILD
In einem der oberen Stockwerke der Kreissparkasse in der Bahnhofstraße in Nordhorn hat
Norbert Jörgens sein Büro. Doch auch wenn die
hohe Lage und eine breite Fensterfront einen
guten Blick auf die Stadt ermöglichen, weckt
vornehmlich etwas anderes Assoziationen des
49-jährigen mit seiner Grafschafter Wahlheimat.
Es sind zwei Siebdrucke des niederländischen
Künstlers Ton Schulten – „Frühling“ („Lente“)
und „Herbst“ („Herfst“).
„Das linke Bild mit der Stadt und dem Wasser
verbinde ich mit der Wasserstadt Nordhorn,
während das rechte Bild für mich das Ländliche
repräsentiert. Das weckt schon Heimatgefühle“,
erklärt der gebürtige Speller, der Abitur und
Banklehre in Rheine absolvierte, mit einer Emsländerin verheiratet ist und seit 1994 in der
Grafschaft Bentheim lebt.
Für Jörgens, der seinem Beruf lange Zeit
unter anderem in Bielefeld und Frankfurt nachging, war der Umzug in die Grafschaft auch eine
Rückkehr in die Heimat: „Grafschaft und Emsland – da liegt für mich keine Welt dazwischen.
Ich bin froh, wieder in der Region zu sein, aus
der ich komme.“
finde ich gut
Auch deshalb habe er Sympathien für die Werke
Ton Schultens entwickelt, jenem „Künstler, der
alles in sich vereint, was diese schöne Region
ausmacht.“
Ende der 1990er traf Jörgens ihn zum ersten
Mal persönlich und fand gleich einen Zugang zu
dem Künstler und seinen Werken. „Er hat ja auch
eine kaufmännische Historie“, schildert Jörgens
eine zunächst wenig naheliegende Gemeinsamkeit von Maler und Banker, zwischen denen sich
bald eine engere Beziehung entwickelte: Norbert
Jörgens besuchte Galerien und Ton Schulten mit
seiner Frau schließlich das Büro in der Bahnhofstraße. Dort beriet das Paar Jörgens bei der
Suche nach einem passenden Bild – eine Begegnung, die Jörgens nachhaltig beeindruckte: „Es
ist ein Erlebnis, wenn der Künstler selbst erläutert, warum genau diese Bilder in diesem Büro
an dieser Wand in diesem Abstand hängen
müssen und wenn man merkt, wie der Künstler
darin aufgeht, sein Werk hier aufzuhängen.“
Die Entscheidung für zwei kleinere Siebdrucke mit limitierter Auflage, „Frühling“ und
„Herbst“ eben, die aus der Serie „Vier Jahreszeiten“ stammen, hing aber auch mit eigenen
Überlegungen zusammen. „Ein einziges großes
Bild hätte den Raum zu sehr dominiert“, meint
Jörgens, der sich selbst zwar nicht als großen
Kunstkenner sieht, aber immerhin auf 15
Punkte in seinem Kunst-Abitur verweisen kann.
Entsprechend souverän zeichnet der Bankvorstand Verbindungslinien zwischen den
beiden Werken in seinem Büro und seinem
(Berufs-) Alltag. So sei das Bild mit seinen
Linien einerseits klar strukturiert und strahle
mit seinem Zusammenspiel der Farben andererseits eine positive Stimmung aus. Dies
passe insofern zu ihm, als dass auch er klar
strukturiert sei: „Doch bei allen klaren Linien
und Strukturen möchte ich auch bei der Arbeit
Freude haben. Eine gewisse Heiterkeit ist mir
wichtig.“
Diese Freude zieht Norbert Jörgens eben
auch aus den beiden Siebdrucken: „Ich
mochte schon immer farbenfrohe Bilder und
dieses Büro konnte auch etwas Farbe vertragen.“ Vielleicht sind „Frühling“ und „Herbst“
auch deshalb eine angenehme Abwechslung
vom Blick aus dem Fenster – gerade, wenn der
Herbst auch in der Realität wieder Einzug hält.
Philip Aubreville ///
NORBERT JÖRGENS ALTER 49 BERUF BANKVORSTAND FAMILIENSTAND VERHEIRATET, 2 SÖHNE
LIEBLINGSBILD
LIEBLINGSBILD
ANDREAS KINSER ALTER 45 BERUF BANKVORSTAND FAMILIENSTAND VERLOBT
Eigentlich war es ein ganz gewöhnlicher Abend
im Herbst 2008, als es an Andreas Kinsers Tür
klingelte. Der 45-jährige Bankvorstand, der zu
dieser Zeit noch im rheinland-pfälzischen Bad
Kreuznach tätig war, öffnete die Tür und stand
einer israelischen Studentin gegenüber, die
nachgemalte Kunstwerke zum Verkauf anbot.
Einen besseren Zeitpunkt hätte sich die Autragsmalerin kaum aussuchen können: Erst wenige
Wochen zuvor hatten Andreas Kinser und seine
Lebensgefährtin eine Ausstellung des USamerikanischen Malers Mark Rothko (19031970) in der Kunsthalle Hamburg besucht und
waren begeistert zurückgekehrt. Begeistert von
einem Künstler, dessen Werke sogar zum Portfolio der jungen Israelin gehörten, wie sich
später herausstellen sollte. Andreas Kinser bat
sie herein.
„Es ist die Frage, ob man an Zufälle glaubt“,
fasst der gebürtige Lübecker die Geschichte
seines Lieblingsbildes gut zwei Jahre später
noch einmal zusammen. „Natürlich ist das
kommerzielle Kunst und die Studentin hatte vor
allem das Ziel, ein Bild zu verkaufen und Geld
zu verdienen. Andererseits hatten wir intensive
Gespräche über Gott und die Welt, etwa über
das Verhältnis von Israel und Deutschland.
Schließlich zeigte sie mir einige Probebilder,
von denen mir aber keines wirklich gefiel.“
Doch als Andreas Kinser nach Mark Rothko
fragte, holte die junge Frau ein kleines Bild aus
ihrer Kunstmappe hervor. Man vereinbarte ein
zweites Treffen, bei dem Kinser ein Werk im
Großformat präsentiert wurde. Schließlich kam
man ins Geschäft – „Untitled“, so der Name des
Bildes, wurde in Auftrag gegeben.
Kinser, auch an diesem freien Vormittag im
Anzug, sitzt an dem massiven Holztisch in seiner
Nordhorner Wohnung, die er gerade erst
bezogen hat. Doch auch wenn die Einrichtung
des neuen Zuhauses noch nicht abgeschlossen
ist – das Bild hat seinen Platz schon gefunden.
„Untitled“ thront über seinem Kopf. Das Werk
hat keine direkte Vorlage, sondern wurde mit
seinen kubischen Formen und düsteren Farben
den Bildern Rothkos nachempfunden: „Das ist
meine persönliche Verbindung zu dem Stil Mark
Rothkos, der mich als Künstler schon länger
interessiert.“
Dieser persönliche Bezug gehe weit über
die „schöne Erinnerung“ an die – aufgrund der
horrenden Versicherungssummen mit Seltenheitswert versehenen – Ausstellung in Hamburg
hinaus und mache das Bild zu einem echten
Gewinn. „Das war eine Lustinvestition“, erklärt
der Banker und stellt sogleich einen Bezug zu
seinem beruflichen Alltag her: „Die Kunst beim
Geschäftemachen ist, dass beide Seiten gewinnen. Das gilt in dieser Situation genauso
wie in der Bank.“
Doch während Gewinne bei einem durchschnittlichen Bankgeschäft eher materieller
Natur sind, ist es für Kinser hier der ideelle
Wert, der zählt. „Untitled“ versetzt den in
künstlerischen Dingen nach eigenen Angaben
eher weniger talentierten Bankvorstand regelrecht ins Schwärmen: „Dieses Bild ist nicht
einfach im Supermarkt gekauft und mehr als
ein Dekorationsstück. Es wird mich den Rest
meines Lebens begleiten.“
Doch trotz der großen Bedeutung kann
sich Kinser, der seit Jahren in Kunstvereinen
engagiert ist und bereits zahlreiche Ausstellungen mitorganisierte, eine weitere Investition
gut vorstellen. „Eine Verbindung mit „Untitled“
mag es geben, wenn uns etwas für diese
Wand dort eingefallen ist“, erklärt er und
zeigt die noch leere, weiße Wand gegenüber
seinem Lielingsbild.
Möglicherweise kommt ja wieder einmal
der Zufall zur Hilfe. Beim nächsten Mal möchte
Andreas Kinser sein Geld in jedem Fall für
einen regionalen Künstler ausgeben.
Philip Aubreville ///
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KUNSTSCHULE
KUNSTSCHULE
ganz groß RAUS
KLEINE KUNSTSCHÜLER KOMMEN
SOMMERFEST DER KUNSTSCHULE UND
FINISSAGE DER GALERIE WAREN EIN VOLLER ERFOLG
KUNSTSCHULE
Am 29. Mai 2011 öffneten sich letztmals die
Türen zur Ausstellung „Gewicht des Sehens“
von Antonia Low und zugleich war es für viele
Kinder ein Tag, an dem sie allen Grund hatten,
stolz zu sein. Auf kreative Weise setzten sie
ihren eigenen Glanzpunkt und verwandelten
die Räumlichkeiten rund um den Spiegelpavillon der Städtischen Galerie Nordhorn in
eine Spielwiese aus ihren eigenen Bildern,
Skulpturen und Objekten.
Insgesamt waren in den Wochen zuvor
rund 200 Kinder in die Ausstellung gekommen;
an jenem Sonntag im Mai lud die Kunstschule
der Städtischen Galerie Nordhorn nun zu
ihrem alljährlichen Sommerfest und zur Finissage. Das Sommerfest wird jeweils zur Jahreshälfte ausgerichtet, die Kinder und Dozenten
haben dann die Möglichkeit, ihre erschaffenen
Arbeiten auszustellen. Die Finissage zu
„Gewicht des Sehens“ war ein großer Erfolg,
denn rund 170 Personen besuchten bei
bestem Wetter die Veranstaltung. Das überraschte auch Karin Pena, pädagogische Leiterin der Kunstschule, positiv: „Mit diesem Ansturm haben wir nicht gerechnet, aber umso
schöner ist es für die Kinder. Damit erfahren
sie auch Anerkennung für ihre Werke.“ Pena
war zusammen mit Katrin Vink, einer ehemaligen freien Mitarbeiterin der Kunstschule,
verantwortlich für die Zusammenarbeit mit
mehreren Kindergartengruppen.
Die beiden Kindergärten „St. Marien“ und
„Haus für Kinder“ arbeiten regelmäßig mit
der Kunstschule zusammen und zeigten auch
in diesem Jahr reges Interesse, diverse Projekte
gemeinsam anzugehen. Dabei waren nicht
nur sehr schöne Arbeiten entstanden, die
Kinder hatten auch die Möglichkeit, unterschiedliche Disziplinen der Kunst, verschiedene Techniken und die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien kennen zu lernen.
So hatten die beteiligten Nachwuchskünstler
vom „Haus für Kinder“ eine fantasievolle,
begehbare Unterwasser-Welt entworfen und
erstellt. Dem aufmerksamen Betrachter
zeigten sich hier, zwischen den beiden Pavillons in der Alten Weberei, Fische, Korallenriffe und Seerosen. Auf dem Gerüst in der
Ausstellung entwickelten sich zudem spannende Gespräche mit den Kindern über das
besondere Spiegelerlebnis.
Eine ebenso aufregende wie lange Zeit
hatten die Kinder des ‚Kunstforscher-Projektes‘ in der Kunstschule verbringen können.
Vier Wochen lang waren sie jeden Dienstag
und Donnerstag vom „Haus für Kinder“ zu
Fuß zur Kunstschule gekommen. Dort wurde
dann von jeder Gruppe eine Leinwand bemalt.
Dies erforderte diszipliniertes Arbeiten,
wobei die Kinder erfahren konnten, dass
es noch anderes Werkzeug gibt als nur den
kleinen Pinsel. „Wichtig ist vor allem, dass die
Kinder verstehen, was sie machen“, so Pena
zu dieser Übung. Die fertigen Kunstwerke
wurden dann natürlich auch auf der Finissage
von den Besuchern bewundert.
Insgesamt drei Gruppen vom Kindergarten „St. Marien“ waren bei der Erstellung des
so genannten Spiegeldrucks offenkundig voll
in ihrem Element gewesen. Jedes Kind hatte
einen Spiegel bekommen, sich selbst darin
betrachtet und daraufhin ein Selbstporträt
gemalt. Dies wurde durch einen Spiegeldruck
in schwarz-weiß verändert und ebenfalls
ausgestellt. Hier kamen extrem spannende
und auch treffende Bildnisse zusammen.
Auch zahlreiche Schülergruppen hatten
die Ausstellung besucht und kreativ verarbeitet. Den Schülerinnen und Schülern waren
beispielsweise Karteikarten mit Fragen ausgehändigt worden, mit denen sie sich beim
Betrachten der Ausstellung auseinandersetzen sollten. Ihre Antworten wurden von
fleißigen Helfern aufgehängt und sichtbar für
die Besucher der Finissage ausgestellt.
Präsentiert wurden auch die Arbeitsergebnisse aus den Laboren der Kunstschule,
darunter auch Trickfilme in Stop-MotionTechnik und Miniatur-Spiegelwelten im Schuhkarton. Ebenso bereicherten die Resultate aus
den Gruppen der festen, wöchentlich stattfindenden Schulkooperationen diese bunte
und außergewöhnliche Werkschau.
Für Karin Pena ist das Sommerfest jedes
Jahr wieder ein ganz besonderes Erlebnis:
„Es ist eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung mit einem immer neuen Motto. Es
gibt einen Streifzug durch die Arbeiten des
ersten Halbjahres der Kunstschule und ist
nur zu schaffen durch den großen Einsatz der
Dozenten und Mitarbeiter der Kunstschule.
Alle helfen tatkräftig mit und wir sind immer
wieder erstaunt, was alles geschafft wurde.“
Da darf man sich schon jetzt auf das Sommerfest 2012 freuen!
Kai Rieke ///
STOLZ PRÄSENTIERTEN DIE KINDER IHRE WERKE AUF DEM SOMMERFEST DER KUNSTSCHULE
UND PROBIERTEN DIE EINZELNEN KUNSTWERKE AUCH GLEICH EINMAL AUS.
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REPORTAGE
REPORTAGE
KunstWerk Schüttorf gem. GmbH:
EIN NEUES KUNST- UND
SEMINARHAUS ENTSTEHT
IN DER GRAFSCHAFT
UNWEIT DES EINKAUFSKOMPLEXES VECHTEZENTRUM, AM ENDE EINER KLEINEN SEITENSTRASSE, WIRD
EMSIG GEARBEITET. NEUE FENSTER, GLÄNZENDE DACHZIEGEL, EIN SCHWARZER SCHRIFTZUG AUF WEISSEM
GRUND: „D. FLINTERMANN SCHÜTTORF“. GERADE EBEN WIRD DAS BAUGERÜST ABMONTIERT, AM FIRST
MÜSSEN NOCH LETZTE ARBEITEN VERRICHTET WERDEN, DOCH SCHON JETZT ERKENNT MAN, WIE AUFWENDIG
UND MIT WIE VIEL LIEBE ZUM DETAIL DAS EHEMALIGE LAGER- UND KONTORGEBÄUDE SANIERT WIRD.
DIE ZWEI SCHÜTTORFER JENS FALLEY UND DIEDRICH LAMMERING MÖCHTEN HIER ETWAS NEUES ENTSTEHEN
LASSEN: IM FRÜHJAHR 2012 WIRD IN DIESEN RÄUMEN EIN KUNST- UND SEMINARHAUS ERÖFFNET, DESSEN
PROGRAMM IN DER REGION EINZIGARTIG IST.
REPORTAGE
„Begegnung, Selbsterfahrung/Stille, Kunst/
Musik/Theater und Bewegung sind die vier
Säulen, auf denen unser Konzept ruht “,
erläutert Falley den Leitgedanken des Hauses.
Inspiriert wurde er durch die Arbeit Professor Karlfried Graf Dürckheims und seiner
Frau, die in Todtmoos-Rütte ein Zentrum für
initiatische Therapie leiteten. Eigentlich
eine Form der Psychotherapie wird diese
ganzheitliche Methode auch als Lebensbegleitung und meditativer Übungsweg eingesetzt, wobei schöpferisches und künstlerisches Wirken miteinander verknüpft
werden. Arbeit mit Tonerde, mit dem Schwert,
mit Farbe oder Musik, Bewegung und Tanz,
Stille und Meditation aber auch Alltagsverrichtungen können den Menschen zu sich
selbst führen. „Künstlerisches Schaffen kann
alles sein, selbst Putzen“, erklärt Falley
lächelnd. Jeder Mensch hat eine eigene Art,
seine Persönlichkeit auszudrücken. Zugang
zu diesem ganz individuellen Ausdruck zu
finden, ist die Basis für künstlerisches
Schaffen. Ob jemand dafür Stille oder Austausch, physische Nähe oder Distanz, Natur
oder Kultur benötigt, kann er an diesem Ort
herausfinden. Das „KunstWerk“ wird dem
Besucher viele Möglichkeiten bieten, sich
auszuprobieren. „Wir verstehen dieses Haus
als Schutzraum. Hier darf sich Kreativität in
jede Richtung entwickeln.“
Seminare und Workshops sollen den
Teilnehmern geistige, kreative und lebendige
Impulse geben. Eine breit gefächerte Palette
an Veranstaltungen hat der ausgebildete
Kunsttherapeut Falley gemeinsam mit Thorsten Norgall, der als Veranstaltungskaufmann in Zukunft das „KunstWerk“ leiten
wird, zusammengestellt. Fünf Ausstellungen
sind bereits für das kommende Jahr geplant:
Mit Hinrich JW Schüler, Maria-Theresia
von Fürstenberg, Loes de Haan, Stefi MannNichiteanu und Bernd Bannach hat man
Künstler verschiedenster Richtungen gefunden, die hier eine Auswahl ihrer Werke
präsentieren werden. Das Angebot an Seminaren reicht von der Arbeit mit Schwertern,
mit Klangschalen oder Percussions über
Meditationstechniken bis hin zu geführten
Kursen in Malerei, Zeichnen und Fotografie.
Ein regelmäßig stattfindendes, offenes
Maleratelier und Konzerte mit jazziger, weltmusikalischer oder klassischer Ausrichtung
runden das Programm ab.
So vielfältig die Zusammenstellung der
Seminare und Veranstaltungen auch ist, die
Grundidee bleibt immer spürbar, die Themen
sind sorgfältig ausgewählt und aufeinander
abgestimmt.
Noch sind die Umbauarbeiten innerhalb
des Hauses in vollem Gange. Mit viel Gespür
wird versucht, den ursprünglichen Charakter
des Gebäudes beizubehalten und gleichermaßen dem Anspruch an Zeitgeist und
moderner Technologie sowie Brandschutzverordnungen und Zweckmäßigkeit zu verbinden.
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Durch eine schöne, zweiflügelige blaue Tür
gelangt der Besucher in einen kleinen
Eingangsbereich, der Lounchcharakter erhalten soll. Wendet er sich nach rechts,
gelangt er in das Kernstück des Gebäudes,
dessen Ausmaße schon jetzt beeindruckend
sind: Die 254 Quadratmeter große, lichtdurchflutete Halle ist für zukünftige Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und
Vorführungen gedacht, ein Café wird sich
anschließen – auch für Büroräume, eine
Küche, Lagerräume und Sanitäranlagen
wurden bereits Wände gezogen. Im oberen
Stockwerk entstehen Atelier- und Seminarräume, unter dem Dach wird an zwei
kleinen Appartements gearbeitet; eines
wird den zukünftigen Gastdozenten zur
Verfügung gestellt, das andere ist als Hauswartswohnung gedacht. Und schließlich
soll hinter dem Haus ein Garten entstehen,
wenn man sich denn mit dem Besitzer
des angrenzenden Grundstücks auf einen
Verkauf einigen kann.
Man spürt die Freude, mit der Falley und
Norgall die Umgestaltung des Gebäudes
begleiten. Die offizielle Übergabe wird
im März kommenden Jahres erfolgen, doch
schon jetzt ist der gesamte Kursplan auf
der Homepage abgebildet; Anmeldungen
sind online bereits möglich:
www.kunstwerk-schuettorf.de
Ulrike Richter ///
news
AUSSTELLUNG > DIE DIESJÄHRIGE KUNSTPREISTRÄGERIN DER STADT NORDHORN HEISST MICHAELA MELIÁN. AM 2. DEZEMBER 2011,
UM 19.30 UHR, FINDET DIE FEIERLICHE PREISVERLEIHUNG UND ERÖFFNUNG IHRER AUSSTELLUNG IN DER STÄDTISCHEN GALERIE
NORDHORN STATT. DIE AUSSTELLUNG LÄUFT BIS ZUM 12. FEBRUAR 2012. KINDER, KINDER > WIE WÄRE ES MIT EINEM KINDERGEBURTSTAG
IN DER WERKSTATT DER KUNSTSCHULE? UNTER DEM MOTTO „SCHOKOKUSS UND KUNSTGENUSS“ KÖNNEN BIS ZU ZEHN KINDER AB
FÜNF JAHREN KUNST ERLEBEN UND ANSCHLIESSEND VIELE AUFREGENDE SACHEN SELBER MACHEN.
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SCHÖNE TIPPS
schöne TIPPS
KUNST IM KREISHAUS
EINE AUSSTELLUNG MIT WERKEN
VON ERICH BEGALKE
Man schreibt das Jahr 1985. Die Grafschaft
Bentheim feiert ihr 100-jähriges Bestehen.
Um diesem Ereignis ein adäquates Begleitprogramm zu geben, entwickelte Bernhard
Jansen vom Landkreis ein neues Ausstellungskonzept. Da es für die vielen Künstler und
kreativ schaffenden Menschen in der näheren
Umgebung keine Ausstellungsinfrastruktur
gab, wurde die 1. „KUNST IM KREISHAUS“Ausstellung ins Leben gerufen. Es begann mit
einer Werkpräsentation heimischer Hobbykünstler. Doch schon sehr schnell änderte
sich das Konzept. Folgende Ausstellungen beinhalteten vorrangig Arbeiten von professionellen Künstlerinnen und Künstlern. Heute
ist das Kreishaus ein wichtiger und fester
Bestandteil der kulturellen Szene in der
Grafschaft Bentheim. Nach mittlerweile 26
Jahren „KUNST IM KREISHAUS“ steuert Bernhard Jansen auf die 76. Ausstellung zu. Im
November dieses Jahres sind die Werke von
Erich Begalke aus Nordhorn zu sehen.
Erich Begalke kann als ein fester
Bestandteil der hiesigen Kunstszene angesehen werden. Seine humorvollen, satirischen
Karikaturen mit ihrer Mehrdeutigkeit sind
bestechende künstlerische Ergebnisse eines
langen Entwicklungsprozesses.
Wenn wir uns Erich Begalkes Gemälden
zuwenden, kommen wir nicht am Surrealismus mit seinen phantastischen, absurden
Bildinhalten vorbei. Ähnlichkeiten bekannter
Künstler der Geschichte wie Max Ernst sind
durchaus gewollt. Begalkes Motto: „Klauen
ist in der Kunst erlaubt“ (siehe SCHÖN,
Ausgabe Nr. 2, Sommer 2002).
Neben Grafiken, Zeichnungen und Gemälden
erarbeitet Erich Begalke kleine, filigrane
Skulpturen, die voller Witz und Ironie sind.
Versuchen wir den Menschen Erich
Begalke in seinen Arbeiten zu entdecken,
so werden wir durchaus fündig: Genauso
sozialkritisch und verschmitzt, wie er selbst
in Erscheinung tritt, sind seine Arbeiten,
und dennoch sind sie nicht aufdringlich,
eher zurückhaltend, uns selbst ein Spiegelbild vorsetzend.
Zurück zum Kreishaus mit seinen Kunstausstellungen. Voraussichtlich schon in ein
paar Jahren wird es wieder etwas zu feiern
geben: Die 100. Ausstellung dieser Reihe.
Zu diesem Ereignis ist ein Gesamtkatalog
geplant, der alle bis dahin ausgestellten
Künstlerinnen und Künstler, nebst Abbildungen ihrer Werke, beinhalten wird.
Man darf gespannt sein!
Thomas Wegmann ///
KUNST IN DER REGION
KUNST IM KREISHAUS, VAN-DELDEN-STRASSE 1 – 7, NORDHORN > BIS ENDE JANUAR 2012 > ERICH BEGALKE „BILDER, ZEICHNUNGEN UND KLEINSKULPTUREN“ >
MO BIS DO 8 – 16.30 UHR, FR 8 – 12.30 UHR, SO 11 – 13 UHR STÄDTISCHE GALERIE NORDHORN, VECHTEAUE 2 > 2. DEZEMBER BIS 12. FEBRUAR 2012 >
KUNSTPREIS DER STADT NORDHORN 2011: MICHAELA MELIÁN > DI BIS FR 14 – 17 UHR, SA 14 – 18 UHR, SO 11 – 18 UHR OTTO-PANKOK-MUSEUM, NEUER WEG 17,
GILDEHAUS > 12. NOVEMBER BIS FRÜHJAHR 2012 > „MACHT DRUCK“, AUSDRUCKSFORMEN DES HOCHDRUCKS VON 1400 BIS HEUTE > MI 15 – 17 UHR,
SA, SO 14 -17 UHR KUNSTVEREIN GRAFSCHAFT BENTHEIM, HAUPTSTRASSE 37, NEUENHAUS > BIS 26. DEZEMBER > DOROTHEA GOLDSCHMIDT „SWEETHEART“,
25. FEBRUAR BIS 29. APRIL 2012 > MEISTERSCHÜLER VON ANKE DOBERAUER > MI BIS SA 15 – 18 UHR, SO 11 –18 UHR KUNSTHALLE LINGEN, KAISERSTRASSE 10a >
BIS 18. DEZEMBER > RIVANE NEUENSCHWANDER / HAEGUE YANG „ESCAPING THINGS AND WORDS“, 25. NOVEMBER BIS 18. DEZEMBER > MICHAEL BEUTLER,
SANDRA KRANICH, PETER LÜTJE, STEFAN MÜLLER, SARAH PELIKAN, DAN PERJOUSCHI, SUSE WEBER, ALEXANDER WOLFF„JAHRESGABEN 2011 / 2012“ >
DI, MI, FR 10 – 17 UHR, SA, SO 11 – 17 UHR AUSSTELLUNGSHALLE ZEITGENÖSSISCHE KUNST MÜNSTER, HAFENWEG 28 > 26. NOVEMBER BIS 12. FEBRUAR 2012 >
ANN VERONICA JANSSENS „INSTALLATIONEN, PROJEKTIONEN, FOTOGRAFIEN, SKULPTUREN“ > DI BIS FR 14 – 18 UHR, SA, SO 12 – 18 UHR RIJKSMUSEUM TWENTHE,
LASONDERSINGEL 129 – 131, ENSCHEDE > BIS 1. MÄRZ 2012 > OTHILDA VERDURMEN „DE VUURVOGEL“ > DI BIS SO 11 – 17 UHR SANDSTEINMUSEUM BAD BENTHEIM,
FUNKENSTIEGE 5 > BIS 1. APRIL 2012 > GEORG WORTEL „HOLZSKULPTUREN“ > DI BIS SO 14 – 18 UHR DA, KUNSTHAUS IM KLOSTER GRAVENHORST, KLOSTERSTRASSE 10, HÖRSTEL > 4. DEZEMBER > ALEXANDER EDISHEROV, KATERINA KUZNETCOWA „WINTERLICHT / VISION“ > DI BIS SA 14 – 18 UHR, SO 11 – 18 UHR
{ raumsichten }
THEMENHEFT
Aktueller Stand Herbst 2011
Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, Tamara Grcic, Marco Lulic,
Christoph Schäfer, Antje Schiffers, Hans Schabus, Eva Grubinger,
Paul Etienne Lincoln, Willem de Rooij
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THEMENHEFT RAUMSICHTEN
{ einleitung }
Veronika Olbrich
In der Entstehung begriffen sind die Skulpturen und Projekte für raumsichten, bevor im Mai 2012 die feierliche
Eröffnung der neun weiteren Stationen von kunstwegen in der Obergrafschaft stattfindet. Unser schön-Innenteil
berichtet über den aktuellen Stand und zeigt noch nie veröffentlichte Fotos. Projektträger von raumsichten
ist der Landkreis Grafschaft Bentheim und in der Städtischen Galerie Nordhorn arbeitet das Leitungsteam:
Galerieleiterin Veronika Olbrich, Kurator Dirck Möllmann und Bernhard Jansen, Leiter des Fachdienstes Kultur
und Denkmalschutz beim Landkreis Grafschaft Bentheim, werden dabei tatkräftig von der raumsichtenAssistentin Heike Pfingsten unterstützt.
Nach zwei Arbeitsforen im November 2009 und im Februar 2010 unter Beteiligung von 16 internationalen
KünstlerInnen und Planungsexperten aus der regionalen Verwaltung, entstanden künstlerische Entwürfe, die
im April 2010 mit einer Ausstellung in der Städtischen Galerie Nordhorn präsentiert wurden. Die anschließend
ausgewählten neun Projekte werden zurzeit unter großer Anteilnahme der Bevölkerung umgesetzt: Als
Gegenentwurf zum klassischen Autobahnkreuz entwickelte das Künstlerduo Martin Kaltwasser/Folke Köbberling
ein Fahrradbahnkreuz als zukunftsweisendes Modell für die Mobilität im 21. Jahrhundert. Leider fehlt für
dieses raumsichten-Projekt noch die Finanzierung. Tamara Grcic bezieht sich in anderswohin auf archäologische Ausgrabungen bei Hestrup, die frühgeschichtliche Siedlungsspuren und Fundstücke aus der Zeit der
Trichterbecherkultur zutage förderten. Grcic ließ sich zu Bronze-Skulpturen inspirieren, die auf einem nahe
gelegenen Hügel installiert wurden. Für die Lichtung von Marko Lulic wurden 34 ausrangierte Straßenlaternen
aus Schüttorf auf einer Sockelanhöhe zusammen gestellt, um damit auch Fragen über die Wahrnehmung
von Denkmälern und Denkmalschutz aufzuwerfen. Christoph Schäfer hat unter dem Titel Topographie der
Gemeinheit ein 3-teiliges Projekt entworfen, das sich mit Kollektiv- und Privatbesitz beschäftigt. Dazu gestaltet
er im genossenschaftlich betriebenen Waldstück Samerrott das Naturdenkmal „Rabenbaum“ neu und greift
die Geschichte der Anna Holmer und der Täufer auf. Hans Schabus überführt eine Brücke aus Österreich in die
Obergrafschaft. Als Skulptur ohne Wege- oder Straßenanbindung soll sie in Zukunft nicht den Fluss Lassnitz,
sondern die Vechte queren. Ein geeigneter Standort für die Skulptur wird noch gesucht. Antje Schiffers
produziert mit Experten und Interessierten vor Ort gemeinsam Vechtewaren. In Ohne wird angebauter Flachs
zu „Ohner Leinen“ verarbeitet. Ironisierend greift Eva Grubinger mit ihrem Smoking Shelter (Raucherschutzhütte) die restriktiven Rauchergesetze auf. Für Bad Bentheim Schwein von Paul Etienne Lincoln wurde
ein Zierbau aus Sandstein auf der Insel im Bentheimer Schlosspark errichtet, in dem das Modell eines Schweins
steht, das eine Orgel in sich birgt. Bei einem jährlichen Fest wird die Orgel des singenden Schweins feierlich
zum Klingen gebracht und der Sparerlös von neun eigens gegründeten Sparclubs für die Pflanzung von Eichen
im Forstpark eingesetzt. Und schließlich wird für das Projekt Re-Contextualisation von Willem de Rooij der
Südflügel der Burg Bentheim höchst aufwendig restauriert und zu geeigneten Präsentationsräumen umgebaut.
Hier wird zukünftig das Gemälde von Jacob van Ruisdael „Ansicht der Burg Bentheim von Nordwesten“, 1655,
gezeigt. In den kommenden Jahren sollen junge Künstler eingeladen werden, im Kontext des Gemäldes
zu arbeiten und in den neuen Räumen Ausstellungen zu gestalten.
RAUMSICHTEN THEMENHEFT
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1 Fahrradbahnkreuz, 2 anderswohin, 3 Lichtung 4 Topographie der Gemeinheit
5 Vechtewaren, 6 Lassnitz (Standort noch nicht sicher), 7 Smoking Shelter
8 Bad Bentheim Schwein, 9 Re-Contextualisation
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THEMENHEFT RAUMSICHTEN
{ Fahrradbahnkreuz }
Folke Köbberling und Martin Kaltwasser
Das Fahrradbahnkreuz von Martin Kaltwasser und Folke Köbberling wurde im Juli von der Kreisstraßenmeisterei
für den niedersächsischen Landeswettbewerb „Fahrradfreundliche Kommune 2011“ in Originalgröße am südlichen Ende
des Vechtesees direkt neben der Reiterbrücke abgesteckt und in die dortige Wiese gemäht. So konnte die Jury
das Fahrradbahnkreuz fast genau an seinem vorgesehenen Standort an der Reiterbrücke in Augenschein nehmen und
in die Bewertung der strategischen Weiterentwicklung des Radverkehrskonzeptes des Landkreises einfließen lassen.
Mit Erfolg! Der Landkreis Grafschaft Bentheim wurde zum Sieger des Wettbewerbs gekürt und ist damit der erste Teilnehmer, der den Titel ein zweites Mal (nach dem Sieg 2007) gewinnen konnte. Einziger Wermutstropfen dabei:
Die Finanzierung des Projekts von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser ist leider noch nicht geklärt. Trotzdem
ließ es sich Folke Köbberling nicht nehmen, bei einer Performance im Rahmen der Ausstellung „Mobilisieren“ in der
Städtischen Galerie Nordhorn symbolisch die ersten Meter des „Fahrradbahnkreuzes“ persönlich zu asphaltieren.
RAUMSICHTEN THEMENHEFT
{ Topographie der Gemeinheit }
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Christoph Schäfer
Das dreiteilige Projekt im und am Samerrott von Christoph Schäfer ist noch mitten in der Entstehungsphase.
Die Umgestaltung des Platzes am Rabenbaum und die Glasskulptur am Waldrand sind noch nicht verwirklicht.
Für das Video, das in einer ehemaligen Scheune am Rand des Hofes Schulze-Holmer zu sehen sein wird,
fanden Dreharbeiten mit der Kamerafrau Margit Czenki statt. Für die Dreharbeiten kamen verschiedene Generationen
der Mahlmänner zusammen und es fanden Proben für ein Täuferlied aus dem 16. Jahrhundert mit einem
eigens gegründeten Projektchor statt. Ganz im Sinne des Themas von Schäfer kam dabei die Kooperation und
Gemeinschaftlichkeit vieler Menschen zum Ausdruck. Mit der Fertigstellung des gesamten Projekts ist in
den nächsten Monaten zu rechnen.
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THEMENHEFT RAUMSICHTEN
{ anderswohin }
Tamara Grcic
In den letzten Wochen waren die Aufbauarbeiten für das Projekt „anderswohin“ von Tamara Grcic im vollen Gange.
Die zwölf Bronzeobjekte wurden per LKW aus einer Kunstgießerei in der Nähe von München zum Kreuzbree in Hestrup
transportiert und dort unter Einsatz aller Kräfte auf den kleinen Hügel am Vechte-Seitenarm hochgetragen,
auf dem sie ihren Platz finden sollten. Tamara Grcic legte vor Ort die genaue Positionierung der Objekte fest, die dann
von der Kreisstraßenmeisterei mit in den Boden gehämmerten Holzpflöcken gekennzeichnet wurde. Anschließend wurden
die Gefäße im raumsichten-Pavillon zwischengelagert. Nach weiterer Vorbereitung der Bodenverankerung wurden
die Bronzeobjekte durch die Kreisstraßenmeisterei am 5. September montiert und die Bauarbeiten für dieses Projekt
abgeschlossen. Schon jetzt wirkt „anderswohin“ so, als sei es schon immer „dort“ gewesen.
RAUMSICHTEN THEMENHEFT
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THEMENHEFT RAUMSICHTEN
{ Lichtung }
Marco Lulic
Ende August stellten Bauarbeiter die ersten von insgesamt 34 dreiarmigen Rademacher-Kugellampen der 1980er Jahre
(umgerüstet mit Energiesparlampen!) für die Lichtinstallation von Marko Lulic in Schüttorf unmittelbar neben dem Mevlana-Platz auf.
Die Lampen dieses Typs prägten lange Zeit das Stadtbild Schüttorfs und bleiben auf diese Weise der Stadt erhalten. Marko Lulic
war am ersten Tag der Bauarbeiten vor Ort und stimmte die Feinheiten und Details des Aufbaus mit den Bauarbeitern ab.
Parallel dazu wurde der Sockel gepflastert und das Projekt fertiggestellt. Bereits jetzt leuchten die Lampen an den Wochenenden
in den Abendstunden und bieten ein stimmungsvolles und sehr sehenswertes Bild.
RAUMSICHTEN THEMENHEFT
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THEMENHEFT RAUMSICHTEN
{ Vechtewaren }
Antje Schiffers
Im April wurde der Flachs in Ohne für die erste der zehn geplanten „Vechtewaren“ ausgesät.
Unter großer Beteiligung der örtlichen Bevölkerung ging es im Juli an die Ernte. Bei beiden Anlässen
war Antje Schiffers vor Ort und arbeitete kräftig mit. In den folgenden Wochen musste der geerntete
Flachs mehrmals gewendet werden, bevor er gebündelt und zum Trocknen in einer Scheune gelagert
werden konnte. Die Ernte fiel so reichhaltig aus, dass ein großer Teil des Flachses zur Weiterverarbeitung nach Flandern transportiert wurde, während ein kleiner Teil direkt vor Ort verarbeitet
wird. Ab dem kommenden Jahr werden Produkte aus „Ohner Leinen“ in der Gaststätte Timmer
angeboten. Dazu richtet Antje Schiffers eigens einen Stand ein.
RAUMSICHTEN THEMENHEFT
{ Lassnitz}
Hans Schabus
Eine ausgediente Eisenbahnbrücke aus Österreich als Skulptur in der Grafschaft? Die Idee des Wiener Künstlers Hans Schabus hat bereits für viel Wirbel gesorgt. Gegenwärtig werden alternative Standorte für die Brücke geprüft, die ursprünglich in Samern die Vechte
überqueren sollte. Im Gespräch ist ein Brückenschlag über die Landesgrenze von Ohne nach Nordrhein-Westfalen.
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THEMEMHEFT RAUMSICHTEN
{ Smoking Shelter }
eva grubinger
Nach den Vorarbeiten für das Fundament wurde im Juli die bei der Firma Rosink hergestellte Raucherschutzhütte per LKW zum Bad Bentheimer Kurpark transportiert. Dort brachte dann ein Gabelstaplerfahrer,
der sich als wahrer Meister seines Fachs erwies, in einem Mordstempo den Smoking Shelter durch den Kurpark
zu seinem Standort in der Nähe des Teichs, wo er von den Anwesenden sofort seiner Bestimmung zugeführt
wurde. Bis zum letzten (Lack-)Schliff und den gärtnerisch notwendigen Arbeiten vor Ort wurde die Skulptur
dann provisorisch verhüllt und nach Abschluss der Arbeiten im August mit einem internen Empfang für das
anonyme Rauchen freigegeben.
RAUMSICHTEN THEMENHEFT
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THEMENHEFT RAUMSICHTEN
{ Bad Bentheim Schwein }
Paul Etienne Lincoln
Für den Zierbau auf der Insel im Schlosspark wurde im Juli zunächst der Betonkubus angeliefert.
Vom THW war eigens für die Bauarbeiten eine Brücke gebaut worden. Die schweren Baumaterialien
schwebten allerdings am Arm eines Schwerlastkrans über den Teich an ihren Bestimmungsort
und boten dabei einen kuriosen Anblick. Im August wurde dem Kubus dann die Kuppel in Form einer
überdimensionalen Eichel aus Bentheimer Sandstein aufgesetzt, der Kubus wurde mit Bentheimer
Sandstein verkleidet und mit Fenstern, einer Tür und Gittern versehen. Das Schwein mit der Orgel in
seinem Inneren befindet sich noch mitten im Fertigungsprozess in Lincolns New Yorker Studio.
Die Gründung und Organisation der Sparclubs, deren Erträge für die Anpflanzung von Eichen verwendet
werden sollen, ist in vollem Gange.
RAUMSICHTEN THEMENHEFT
Willem de Rooijs „Re-Contextualisation“ des Ölgemäldes „Ansicht der Burg Bentheim von Nordwesten“ von Jacob van Ruisdael
(ca. 1665) rückt näher. Der neue Standort des Gemäldes wird der zweite Stock des Südflügels, des ehemaligen Marstalls der
Burg sein, der im Moment einer grundlegenden Sanierung unterzogen wird. Wo gestern noch Basketball gespielt wurde und
sich heute eine einzige Baustelle befindet, wird es demnächst einen Ausstellungsraum geben. In einer voll einsehbaren, speziell
hergestellten Vitrine mit optimalen konservatorischen Bedingungen wird Ruisdaels Gemälde neu präsentiert.
{ Re-Contextualisation}
Willem de Rooij
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THEMENHEFT RAUMSICHTEN
{ Impressum }
Dieses Themenheft erscheint als Teil der Zeitschrift schön Nr. 19 aus Anlass der
Entstehung des Skulpturenprojekts raumsichten in der Obergrafschaft.
Redaktion: Sascha Hohlt, Veronika Olbrich, Heike Pfingsten, Verena Wißmann
Fotografien: Helmut Claus, Iris Kersten, Stephan Konjer, Bernd Rasink
(Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) und Städtische Galerie Nordhorn
© Städtische Galerie Nordhorn
raumsichten wird unterstützt durch:
Emsländische
Landschaft
für die Landkreise
Emsland und Grafschaft Bentheim
Förderkreis
Städtische Galerie kunstwegen EWIV
Nordhorn e.V.
KUNSTWEGEN
LINGAPHONE
VON OLAV CHRISTOPHER JENSSEN
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KUNSTWEGEN
Den besten Blick auf das „Lingaphone“ dürfte man
von einem der vieleckigen Häuser haben, die an der
Südgracht im Povel-Viertel von Nordhorn stehen.
Aber klingeln und fragen, ob man wohl mal ins Wohnzimmer oder zumindest auf die Terrasse dürfte?
Vielleicht nicht jedermanns Sache. Bleibt also nur
der Blick von der anderen Uferseite durchs dichte
Gebüsch. Vom Weg, der an der Alten Weberei entlang
zur Pyramide führt, ist die weiße Skulptur durch
die Blätter zu erahnen.
Das „Lingaphone“ ragt am Ende des Kanals wie
ein überdimensionaler Scherenschnitt 3,50 Meter
hoch und 3 Meter breit aus dem Wasser. Das Oval
wirkt wie ein Schild, das Bootsfahrern zeigt: Hier
geht es nicht weiter. Mit ihren vier Langlöchern in
der Mitte und den ausgefrästen Formen am Rand
könnte die sechs Zentimeter dicke Stahlscheibe auch
ein Maschinenteil sein. Oder eine Schablone, die
zwischen Wasser, Ufer und Häusern viele Ein-, Ausund Durchblicke gewährt.
Der in Berlin lebende Norweger Olav Christopher
Jenssen hat die kunstwegen-Station im Sommer
2010 errichtet. Sie ist ein Geschenk an die Stadt
Nordhorn, vielleicht auch eine Wiedergutmachung.
Denn Olav Christopher Jenssen ist jener Künstler,
der 1996 in der Fußgängerzone den City-Brunnen
gebaut hatte. Drei Jahre später wurde das von
den Bürgern ungeliebte Wasserspiel wegen nicht
zu lösender technischer Probleme abgerissen und
eingemottet. Das im Vergleich zum filigranen CityBrunnen eher plumpe „Lingaphone“ ersetzt das
Kunstwerk in der Hauptstraße.
In gewisser Weise ist auch das Oval ein Wasserspiel. Das 3,5 Tonnen schwere Gebilde, das bei der
Stahlbaufirma Rosink in Nordhorn hergestellt wurde
und auf einem Betonfundament ruht, spiegelt sich
je nach Lichteinfall im Kanal. Das „Lingaphone“
steht in unmittelbarer Nähe zur Alten Weberei und
damit auch zur Städtischen Galerie. Aber anders als
der historische Textilbau, die benachbarte Pyramide
und die bunte Wohnsiedlung am anderen Ufer
zieht das Kunstwerk eher flüchtige Blicke auf sich.
Wer aber das „Lingaphone“ entdeckt hat, der bleibt
stehen und schenkt der neuesten Nordhorner
kunstwegen-Station ganz automatisch einen zweiten,
längeren Blick.
Andre Berends ///
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KUNSTSCHULE
EIN SCHIFF AUF FARBIGEN WELLEN, BUNTE UNTERWASSERWELTEN,
FARBENFROHE WOLKEN, BLUMENTRÄUME UND EINE STRAHLENDE SONNE:
ALL DAS LEUCHTETE EINEM IM SOMMER SCHON VON FERNE AUF DEM
PAUSENHOF DER GRUNDSCHULE BLANKE ENTGEGEN.
KUNSTSCHULE
DIE KUNSTSCHULE ZU GAST
IN DER GRUNDSCHULE BLANKE
WANDMALER
Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern
hat im Rahmen des Ganztagsangebots der
Kunstschule der Städtischen Galerie Nordhorn ein kunterbuntes und phantasievolles
Wandgemälde auf die schuleigene Kletterwand gezaubert. Rechtzeitig zum Ende des
letzten Schuljahres wurde die neu gestaltete
Wand fertig und konnte von den jungen
Künstlern feierlich eingeweiht werden.
Schon 2004 gab es auf dem Schulhof der
Grundschule Blanke Projekte in Zusammenarbeit mit der Kunstschule. Vor sieben Jahren
wählten die Schülerinnen und Schüler die
riesige Fotowand „No Peep Hole“ von Marin
Kasimir aus der Skulpturenroute kunstwegen
als Vorlage zur Neugestaltung der Kletterwand. Auch 2011 nahmen die Kinder die
beidseitig geplottete LKW-Plane in Lage als
Vorlage.
Mehrere Monate haben sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Projektgruppe
„Kunst“ unter Anleitung der Künstlerin und
Kunstschuldozentin Saskia Griepink mit der
Neugestaltung der Kletterwand in vielfältiger
Weise auseinander gesetzt. Dabei konnten
die Schülerinnen und Schüler frei entscheiden,
welche Motive die Kletterwand schmücken
sollen, welche Art des Auftrags dafür verwendet werden soll und welche Farben sie
benutzen können. Viele verschiedene Ideen
wurden diskutiert und zusammengetragen.
Recht schnell wurde danach entschieden,
unter anderem mit Spraydosen zu arbeiten
und so auch neue, technische Erfahrungen zu
sammeln. Aus dieser Ideensammlung ist ein
Entwurf entstanden, der anschließend
entsprechend des Maßstabes auf der großen
Fläche der Wand umgesetzt wurde. Karin
Pena, pädagogische Leiterin der Kuntschule,
ist überzeugt von diesem Schulprojekt, in
dem derzeit fünf Schulen beteiligt sind, die
mit der Kunstschule kooperieren: „Für die
Kinder ist es eine schöne Erfahrung, künstlerisch und ohne Notendruck experimentieren
zu dürfen. Alles was dann passiert, steigert
das Selbstwertgefühl.“
Ausgerüstet mit Leitern, Sprühdosen,
Mundschutz und Schablonen wurde beim
finalen Treffen der Wandmaler vor den Sommerferien letzte Hand angelegt. Die Kinder
waren mit dem Ergebnis ihrer Arbeit sehr
zufrieden, und auch Dozentin Saskia Grieping
war auf ihre Schützlinge sichtlich stolz. Karin
Pena war ebenfalls angetan vom Ergebnis:
Die Kinder können wirklich stolz auf sich sein.
Ich möchte mich auch bei Saskia Grieping
bedanken, die tolle Arbeit geleistet hat. Ein
besonderer Dank gilt auch der Firma Gervink,
die zeitweise für die Malaktion ein Gerüst
zur Verfügung stellte.“
Nach den Sommerferien ist das Kunstwerk dann wieder seiner ursprünglichen
Bestimmung zugeführt und von kleinen Kletterkünstlern erobert worden.
Kai Rieke ///
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PORTRÄT
INNERE
LANDSCHAFTEN
PORTRÄT
JULIA SIEGMUND BRINGT FARBE IN DIE BURGSCHULE
Es gibt Künstler, die im Keller arbeiten.
Andere haben sich ihr Atelier im Gartenhaus
eingerichtet, in einer Garage oder im Kinderzimmer, das nach 20 Jahren wieder leer
steht. Julia Siegmund arbeitet in einem ehemaligen Klassenraum, genauer gesagt im Musiksaal der alten Burgschule in der Innenstadt von Nordhorn. Es gefällt ihr dort,
außerordentlich sogar – obwohl es auch mehr
als ein Jahr nach der letzten Unterrichtsstunde noch immer ein bisschen nach Schule
riecht.
„Der erste Eindruck war trotzdem super“,
erzählt Julia Siegmund, die im Sommer 2010
mit ihrer Familie von Münster nach Nordhorn
gezogen ist. Sie habe ein wenig Sorge gehabt,
ob der große Raum mit seinen gelben Wänden
„zu nett“ sein könnte. Aber das sei kein
Problem gewesen – im Gegenteil. „Die Atmosphäre tut meinen Bildern sehr gut. Sie haben
jetzt eine andere Farbigkeit“, berichtet die
37-Jährige. Bislang habe sie oft mit warmen
Tönen gearbeitet. Jetzt findet sich auch schon
mal ein kühles Blau auf ihren Maltüchern.
„Ich versuche damit, gegen das Gelb der
Wand anzukommen“, erklärt die Künstlerin,
die in Friesoythe geboren und aufgewachsen
ist. Julia Siegmund arbeitet nicht nur in
Nordhorn. Sie hält engen Kontakt nach
Münster und hat ihr Atelier am Hawerkamp
PORTRÄT
JULIA SIEGMUND ZEICHNET AUCH
SCHON MAL DIREKT AN DIE WAND –
UND MACHT DAMIT IHR ATELIER
IN DER EHEMALIGEN BURGSCHULE
ZU EINEM KUNSTWERK.
DIE INSTALLATION „RAPUNZEL“
(UNTEN) STAMMT AUS DEM JAHR 2007.
behalten. Dort hat sich eine bemerkenswerte
kulturelle Szene mit mehr als 50 Künstlern
etabliert. Seit zehn Jahren ist Julia Siegmund
am Hawerkamp aktiv – und schätzt den
atmosphärischen Gegensatz zu ihrem Atelier
in Nordhorn.
Was genau macht Julia Siegmund? Sie
malt, zeichnet, radiert, installiert – und ist
immer auf der Suche nach Neuem. Es ist
nicht so ganz einfach, sich einen Überblick
zu verschaffen. Der Raum im zweiten Obergeschoss der Burgschule erinnert kaum
noch an ein Klassenzimmer. An den Wänden
hängen großformatige Malereien, auf den
Fensterbänken stehen kleine Rahmen mit
Zeichnungen, auf den Tischen liegen Radierungen, auf dem Boden neue Rahmen, die
Julia Siegmund noch mit Leinwand bespannen will. Das Auge weiß gar nicht, wohin
es zuerst blicken soll.
Eine Putzfrau mit Lockenwicklern im
Haar hat die Künstlerin direkt an die Wand
gezeichnet und kurzerhand einen Besen dazugestellt. Es braucht manchmal nicht viel
für eine Installation. Diese scheint jedenfalls
für ein Klassenzimmer wie geschaffen zu sein.
Auf einem Tisch liegt ein Buch des österreichischen Schriftstellers H. C. Artmann.
Seine Lyrik beeinflusst Julia Siegmund maßgeblich. In einem 2009 erschienenen Ausstel-
lungsheft heißt es dazu: „Sie verarbeitet
Text, spielt mit dem Schriftbild und schafft
parallel zu den schwebenden Räumen der
Dichtung neue, innere Landschaften.“ Julia
Siegmund vereint dichterische und malerische
Bilder. Sie zieht dabei die Linie der Farbe
vor. Planbar ist in ihrer Kunst nichts, die
Bilder entwickeln sich selbst und entstehen
in einem fließenden Prozess.
Aus Julia Siegmund hätte auch eine Lehrerin werden können. Sie hat bis 1999 an der
Universität Osnabrück Kunst und Germanistik studiert. Die Arbeit mit Kindern macht
ihr viel Freude. Dass Kunst für sie selbst
mehr als eine Leidenschaft sein könnte, stellt
sie fest, als sie während des Studiums zwei
Förderpreise gewinnt, darunter den Piepenbrock-Kunstförderpreis für Druckgrafik. Nach
dem ersten Staatsexamen nimmt sich Julia
Siegmund ein Jahr frei. „Ich wollte sehen, ob
es mit der Kunst klappt“, sagt sie. Eine Einzelausstellung bei Cloppenburg wird zu
einem großen Erfolg. „Ich habe gleich beim
ersten Mal alles verkauft, das war schon etwas
merkwürdig“, erinnert sich Julia Siegmund.
Anschließend macht sie das zweite
Staatsexamen, geht auf Nummer sicher, falls
es mit der Kunst doch einmal nicht so gut
laufen sollte. Sie wechselt nach Münster, beendet ihre Ausbildung für das Gymnasial-
Lehramt. „Ich habe dann aber gemerkt, dass
mir die Malerei fehlt“, berichtet sie. Das Verlangen nach Kreativität, Schaffen, etwas
Greifbarem führt sie zurück ins Atelier.
Julia Siegmund fürchtet, dass sie den
alten Musiksaal in der Burgschule nur eine gewisse Zeit nutzen kann. Es gibt Pläne, den
Backsteinbau neben der St. AugustinusKirche abzureißen. Dagegen wehrt sich die
Künstlerin. Nicht unbedingt, um ihr Atelier
zu behalten. Aber sie setzt sich dafür ein,
eine neue Nutzung für das historische Gebäude zu finden, das seit 1834 an markanter
Stelle auf der Vechteinsel steht und für das
es eine andere Lösung geben müsse als die
Abrissbirne.
Andre Berends ///
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32
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REPORTAGE
REPORTAGE
HALTESTELLE
EIN BAHNHOF WIRD ZUR GALERIE
Es ist nur ein flüchtiger Blick durchs Fenster
auf der Suche nach dem Eingang. Drinnen ist
jemand. Eine Frau, die auf dem Boden sitzt
und nach oben starrt? Noch mal genau hinschauen. Tatsächlich. Vier kleine Asiatinnen
in Marineuniform. Eine sitzt auf einem Dreirad, eine hat auf einem Fliegenpilz Platz genommen. Eine dritte Frau steht einfach im
Raum und blickt ins Leere. Sie hält eine
Leine in der rechten Hand, deren Ende um
den Hals einer weiteren Frau geschlungen
ist. Die kniet auf allen Vieren wie ein Hund.
Alles Puppen. Unheimlich. Bizarr.
„Dreamy Disguise Adieu Enfance“ hat Arewik
Avakian aus Tilburg ihre Installation genannt. Die Künstlerin zeigt den Körper eines
Kindes mit dem immer gleichen Kopf eines
Erwachsenen – ihrem eigenen Kopf. Zu sehen
sind die Figuren im Bahnhof von Delden. Das
niederländische Städtchen mit seinen 7000
Einwohnern ist gut 35 Kilometer von Nordhorn entfernt und liegt hinter Hengelo. Von
außen ist dem schmucken, gepflegten Backsteinbau mit den hohen, grün-weißen Fenstern nicht anzusehen, dass seine Räume als
Galerie genutzt werden.
Dazu trägt vor allem das Umfeld bei. Der
Bahnhof Delden ist in Betrieb. Werktags
halten dort von 5.37 Uhr bis 0.52 Uhr nicht
weniger als 70 Züge. Man kann nach Zutphen
bei Deventer fahren oder nach Hengelo und
Oldenzaal. Der Bahnsteig mit seinem beheizten Wartehäuschen aus Glas liegt ein paar
Meter vom alten Bahnhofsgebäude entfernt
zwischen den beiden Gleisen. Einen Schalter
für den Fahrkartenverkauf gibt es nicht
mehr. Diese Aufgabe erledigt ein blau-gelber
Automat der Nederlandse Spoorwegen, der
staatlichen Bahngesellschaft.
REPORTAGE
Sie benötigt das alte Bahnhofsgebäude
schon seit längerem nicht mehr. Das Obergeschoss konnte privat vermietet werden. Den
Räumen im Erdgeschoss hingegen drohte der
Leerstand. Was sollte man anfangen mit den
historischen Hallen für Empfang und Abfertigung? Während alte, stattliche Bahnhofsgebäude in der Grafschaft nach Abschaffung
der Personenzüge in den 1970er Jahren auch
schon mal dem Verfall oder Abriss preisgegeben wurden, hat man in Delden mit Erfolg
nach einer neuen Nutzung für den Bau am
Rand des Ortskerns gesucht.
Das Erdgeschoss ist 2004 zu einem Ausstellungsraum für Kunst geworden, den die
Stiftung „Meer innovatie kunst en cultuur“
(MIKC) mit Leben füllt. „Perron 1“ („Bahnsteig 1“) haben ihre Mitglieder die Galerie
genannt. Ähnlich einem Fahrplan informiert
ein Aushang hinter einer Scheibe über das
Gezeigte. Auf einem kleinen Bildschirm werden in roter Laufschrift der Name des Künstlers und der Titel der Installation mitgeteilt.
Ein wenig versteckt, aber ausreichend. Es
gilt übrigens: Nur gucken, nicht anfassen.
Die Türen des „Perron 1“ sind verschlossen.
Im ehemaligen Wartesaal des Bahnhofs,
einem Flachdachanbau, stellt Arewik
Avakian ihre vier Kindfrauen aus. Im Hauptgebäude ist eine Installation der Künstlerin
Anna Mandaag zu sehen. Sie lebt in Raalte,
einer Stadt zwischen Almelo und Zwolle.
Anna Mandaag stellt in „Het Loket“ – dem
alten Eingang des Bahnhofs, in dem einst
Fahrkarten verkauft wurden – ihr Kunstwerk
„Kabinetstel“ aus. Auf übereinander liegenden Glasebenen sind Sakkos und weiße
Vasen mit blauer Verzierung angeordnet.
Über ihnen wacht die Büste eines Mannes.
Die Initiative MIKC nutzt „Het Loket“ und
den dahinter liegenden Saal erst seit einigen
Wochen. Damit verfügt die Gruppe nun über
Räume, in denen sie Besucher empfangen
kann. Die Künstler selbst haben in „Het
Loket“ mehr Platz zum Arbeiten und Ausstellen. Und die Reisenden? Sie sind das eigentliche Publikum, dem die niederländische
Stiftung zeitgenössische Kunst näher bringen
möchte. Eine clevere Idee. Denn wer auf
seinen Zug wartet, der schlendert über
den Bahnsteig und wirft vielleicht nicht nur
einen flüchtigen Blick ins „Perron 1“.
Andre Berends ///
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34
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STANDPUNKT
Die Geschichte des Kinos beginnt mit der
Einfahrt eines Zuges. Als die Brüder Lumière
1896 ihren frühen Film „L’arrivée d’un train
en gare de la Ciotat“ (Die Ankunft eines
Zuges im Bahnhof Ciotat) erstmals in Paris
aufführten, sollen einige Zuschauer vor der
heranstampfenden Lok unvermittelt beiseite
gesprungen und sogar verängstigt geflüchtet
sein, derart lebensecht wirkte das Spektakel.
Man möchte die Legende schon deshalb
glauben, weil sie sinnfällig vom Suggestionsraum des Kinos erzählt, der den Betrachter
zu einem Reisenden macht in eine fremde
Welt. Wer zusteigt, der kann was erleben.
Dabei lässt sich die Analogie von Eisenbahn und Kino nicht nur auf das Motiv des
Reisenden beschränken, der seinen Blick auf
die vorbeirauschenden Bilder richtet – aus
dem Fenster eines Fahrzeugs oder auf die
Leinwand.1) Es geht auch um einen visuellen
Wandel im ausgehenden 19. Jahrhundert, um
die Dynamisierung der Wahrnehmung.
Während die Bahn die Zeit verkürzt, die beim
Zurücklegen der Strecke zwischen A und B
vergeht, und also die Eindrücke komprimiert,
die im raschen Wechsel aufeinander folgen,
ermöglicht die Montagetechnik des Films
ebendies: Orte und Zeiträume zu überspringen
und Erfahrungen zu verdichten. Die Beschleunigung steigert den Nervenkitzel. Sie führt
allerdings nicht nur zum Zuwachs von Reizen,
sie entzieht die Bilder zugleich. So schnell
wie diese auftauchen, verschwinden sie auch
wieder. Vieles entgeht dem Betrachter, und
sei es nur dadurch, dass sich das Auge bei
jeder rasanten (Kamera-)Fahrt auf weit entfernte Objekte einstellt, während der Vordergrund unscharf verschwimmt.
Es ist eine Binsenweisheit, dass Gewinn
und Verlust einander bedingen. Der Fortschritt bleibt ambivalent, auch in der elektronisch vernetzten Informationsgesellschaft
des 21. Jahrhunderts. Mit der digitalen Revolution ist eine ähnlich radikale Veränderung
visueller Wahrnehmung verbunden wie mit
den Errungenschaften hundert Jahre zuvor.
Der Begriff des „beschleunigten Betrachters“,2) den der Kulturphilosoph Vilém Flusser 1992 einführte, bezeichnet treffend die
Notwendigkeit, blitzschnell auf die tägliche
Bilderflut zu reagieren und ihre Signale zu
sondieren. Ob dabei etwas auf der Strecke
bleibt?
Mindestens die Gefahr, dass es an intensiver Auseinandersetzung mangelt, ist offensichtlich. Schon das enorme Tempo, mit dem
KRISTINA TIEKE, JAHRGANG 1964,
STUDIERTE GERMANISTIK, PSYCHOLOGIE
UND GESUNDHEITSWESEN IN OSNABRÜCK.
SEIT 1994 ARBEITET SIE ALS KUNSTKRITIKERIN U.A. FÜR DIE HANNOVERSCHE
ALLGEMEINE ZEITUNG, DEN TAGESSPIEGEL
UND ARTIST. ZAHLREICHE PUBLIKATIONEN
IN KATALOGEN UND KÜNSTLERBÜCHERN.
Der beschleunigte
Betrachter
AUSGEBREMST
von Kristina Tieke
neue Geräte und Medienformate einander
ablösen, gehe auf Kosten des „sogenannten
Content“, resümiert der Kunsthistoriker
Jonathan Crary: „Wir haben uns an die Idee
gewöhnt, dass das rasche und ständige
Herumspringen unserer Aufmerksamkeit von
einer Sache zur anderen natürlich und unvermeidlich ist.“3)
Wahrscheinlich ist es übertrieben zu behaupten (und doch neige ich dazu), die
Kunstbiennale Venedig habe in diesem Jahr
ein Heilmittel parat, das der medialen Reizüberflutung entgegenwirkt. Eine Entschleunigungsmaschine hat sie allemal. In einem
Abschnitt des Arsenale ist Christian Marclays
Found-Footage-Arbeit „The Clock“ wie in
einem Kinosaal installiert, wo die Zuschauer
es sich bequem machen können. „The Clock“
ist ein 24-Stunden-Loop, montiert aus unzähligen Spielfilmsequenzen, die allesamt die
exakte Zeit angeben: auf Wand- und Turmuhren, auf Weckern und Chronometern und
oftmals auch im Dialog. Die Erzählzeit ist
die erzählte Zeit, „The Clock“ funktioniert
tatsächlich als Uhr. Und weil hier eben nichts
gerafft, übersprungen oder beschleunigt
wird, sondern Echtzeit den Takt vorgibt,
findet das Kino zu sich selbst: als Synchronisation von Leben und Film, von Realität und
Fiktion. Dass man überdies die Zeit vergisst
und ewig ausharren möchte, ist ein paradoxer
Effekt.
Natürlich ist Marclays Werk nur als Produkt des digitalen Zeitalters denkbar, da Millionen von Filmtiteln in bester Qualität auf
DVD zur Verfügung stehen. In naher Zukunft,
das ist vorstellbar, mag man „The Clock“ als
Video-App aufs iPhone laden können. Die
Arbeit ist am Puls der Zeit offenbar marktkompatibel. Und doch ist sie vor allem Reminiszenz, Erinnerung an die Filmgeschichte.
Da sieht man dann gegen 12 Uhr mittags
Gary Cooper in „High Noon“, ungeduldig, angespannt. Der angstvoll erwartete Mittagszug
wird pünktlich im Bahnhof einfahren.
1. Zur Analogie von Zug und Film vgl. Christa Blümlinger,
Lumière, der Zug und die Avantgarde. In: Malte Hagener
et al. (Hg.), Die Spur durch den Spiegel. Der Film
in der Kultur der Moderne. Berlin: Bertz 2004, S. 27–29.
2. Zitiert nach: Joachim Jäger, Zwischen die Bilder geraten.
Die gesteigerte Wahrnehmung des Filmischen. In: Jenseits
des Kinos: Die Kunst der Projektion. (Ausstellungskatalog)
Ostfildern: Hatje Cantz 2007, S. 31.
3. Zitiert nach: ebd.
NACHGEFRAGT
WAS IST
EIGENTLICH ...
PERFORMANCE?
{LAT.-ENGL.}: ARBEITSLEISTUNG, AUFFÜHRUNG,
AUFTRITT, AUFFÜHRUNG, BETRIEBSEIGENSCHAFT ...
WOLFGANG FLATZ
„SCHULDIG – NICHT SCHULDIG"
KUNSTRAUM INNSBRUCK, 2010
FOTOS: YORCK DERTINGER
„Was hat denn deine Maschine für eine Performance?“, fragt der Motorradfreak seinen
Kumpel, während beide genüsslich die hochgezüchteten Motoren ihrer Bikes betrachten.
Der unkundige Zuhörer fragt sich, was wohl
gemeint ist. Die Höchstgeschwindigkeit, die
Motorenkraft? Die Beschleunigungswerte?
Unschlüssig zieht sich der Laie zurück, kehrt
heim und widmet sich abends aus Langeweile
der Sportschau. Doch auch hier horcht er auf:
„Der Mannschaftskapitän des Fußballvereins
SV Soundso konnte seine Performance
offensichtlich nicht zu 100 Prozent abrufen,
die Performance des Vereins blieb so eher
durchschnittlich.“ Sportreporterlatein! Doch
was soll das eigentlich heißen? Hat die
Equipe verloren? Oder hat sie bei der Präsentation der neuesten Trikotwerbung gepatzt?
Besteht die Performance des Motorrades in
seiner gewaltigen PS-Zahl? Jedenfalls scheint
es sich um irgendeine, wie auch immer
geartete und zur Schau gestellte Leistungs-
fähigkeit zu drehen. Wichtig: Es geht um die
so genannte „Entfaltung“ der Leistung. Performance also gleich potenzielle Leistungsbereitschaft?
Im übertragenen Sinne könnte vielleicht
von einem Prozess, vom Prozesshaften gesprochen werden. Offensichtlich sind nicht
die Maschine, der Motor oder das simple Resultat eines Fußballspiels an sich von Bedeutung, sondern wie und auf welche Weise die
Leistung zur Schau gestellt und erfahren
wird. Für die bildende Kunst hieße dies, dass
es im traditionellen Sinne nicht um ein abgeschlossenes, gültiges Werk geht, sondern
um eine Art Handlung, um ein Experiment mit
offenem Ausgang, um Bewegung, Aktion und
Reaktion, um eine Art Schöpfungsprozess.
Ziel dieser Schöpfung ist der Prozess selbst –
und nicht sein Ergebnis.
Damit wird ein Kunstwerk allerdings
temporär, seine Existenz ist zeitlich befristet
und nicht von Dauer, von Ewigkeit ganz zu
schweigen. Diese Aura des Singulären und
Einzigartigen kann gewollt sein, sie muss es
nicht. Denn die Wahrnehmung und Rezeption
der Performance fordern letztlich ein, aufgezeichnet zu werden – oder sie verblassen in
der Erinnerung der daran Beteiligten.
Edith Decker verweist in ihrer Auseinandersetzung1) mit der so genannten Performance-Kunst darauf, dass das Kunstwerk am
und mit dem Körper des Künstlers vollzogen
wird: „Der Künstler wird zum Akteur oder zur
Aktrice und reagiert mit dieser Direktheit auf
die moderne Kommunikationstechnologie
[…]“2) Performance also gleich Schauspiel?
Wohl kaum, denn es geht nicht darum, fest
strukturierte, detailliert geplante Regieanweisungen umzusetzen. Künstler, Raum,
Zeit und Betrachter bilden vielmehr ein
Gefüge, dessen Gestalt unvorhersehbar ist.
Thomas Kern ///
1. Vgl. dazu Edith Decker in: Funkkolleg Moderne Kunst,
Studienbrief 11, S. 21 ff. 2. ebd.
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BÜCHERECKE
Bücher ECKE
EIN UNGEWÖHNLICHES ERMITTLERDUO
Schon einmal war der Schweizer Bestsellerautor Martin Suter
Gast in der SCHÖN-Bücherecke mit seinem Roman „Der letzte
Weynfeldt“. Wie in seinem aktuellen Buch spielte auch damals
ein Kunstexperte die Hauptfigur in einer Geschichte mit überraschenden Wendungen, geschrieben in dem für Suter typischen
eleganten Erzählstil.
Nun also „Allmen und die Libellen“, ein Kriminalroman mit
einem ungewöhnlichen Ermittlerduo – nämlich Johann Friedrich
Allmen, ein Lebemann und Feingeist, der trotz finanzieller
Schieflage weiter auf großem Fuß lebt, diskret unterstützt von
seinem Butler Carlos. Seine Ausgaben deckt Allmen durch
kleinere Diebstähle von Antiquitäten, die er unter der Hand an
einen befreundeten Händler weiterverkauft. Eines Tages wird
dieser Freund ermordet in seinem Laden aufgefunden und auch
Allmen gerät in Gefahr. Natürlich ist er daran nicht ganz
unschuldig, nimmt er doch nach einer mit einer reichen Industriellen-Tochter verbrachten Nacht Jugendstil-Schalen aus der
See-Villa ihres Vaters mit. Diese Schalen sind nicht nur äußerst
kostbar, sie sind auch mit einem Geheimnis behaftet. Und sie
bringen Allmen nach spannenden Verwicklungen auf eine neue
Geschäftsidee – die Gründung einer Firma zur Wiederbeschaffung von verschwunden Kunstwerken.
Zugegeben, ein Thriller ist der Krimi nicht. Er ist eher auf
beschauliche Art spannend und angenehm zu lesen. Einen
Wermutstropfen gibt es dennoch. Die Lektüre ist nur ein kurzes
Vergnügen, denn das schmale Buch ist in wenigen Stunden zu
schaffen. Bei dem Preis bleibt da schon ein schaler Nachgeschmack. Aber sicher wird es demnächst eine TaschenbuchAusgabe geben, denn die beiden nächsten Folgen mit dem
Ermittlerduo Allmen und Carlos soll der Autor schon geschrieben haben.
Marianne Begemann ///
MARTIN SUTER ALLMEN UND DIE LIBELLEN
DIOGENES VERLAG, GEBUNDEN, 197 SEITEN, 18,90 EURO
TREPPE, FENSTER, KLO
Überall auf der Welt haben Architekten ungewöhnliche Häuser
gebaut. 35 ganz besonders interessante, ja teilweise abenteuerliche Bauwerke werden in diesem Buch vorgestellt – in einfacher, klarer Sprache und mit wunderbaren Zeichnungen. Da
sind zum Beispiel das Seifenblasenhaus in Frankreich, das
Haus gegen den Wind in Amerika, das aufblasbare Haus in
Deutschland, das Haus mit den großen Stacheln in Dänemark,
das Birnenhaus in den Niederlanden oder das Kofferhaus in
China. Einprägsame Übersetzungen der Originalnamen sind das.
Ein wenig verraten diese Namen schon, was an diesen Häusern
so ungewöhnlich ist.
Jedes Haus wird auf zwei Doppelseiten vorgestellt - die
Entstehungsgeschichte, die Baumaterialien und die architektonischen Besonderheiten. Ebenso lernen die Leser die
Architekten und das Land, in dem das Haus steht, kennen. Auf
einer bunten Weltkarte sind die einzelnen Standorte notiert.
Kleine Bilder als Legenden verraten, ob ein Haus in einer Großstadt errichtet wurde, im Wald steht, umweltfreundlich ist, ob
es Küche, Werkstatt oder Badezimmer hat. Die Vorstellung der
Häuser beginnt meist mit einer Frage an die Leser, wie: „Wer
möchte schon in einer Erdhöhle wohnen?“ Oder: „Stell dir vor,
hundert obdachlose Menschen kommen zu dir, für die du innerhalb einer Woche bequeme, sichere Häuser bauen sollst.“ Wer
denkt, das ist unmöglich, sollte sich das Sandhaus des Architekten Khalili im Iran ansehen. So gibt es viele Beispiele von
kühnen Ideen, die tatsächlich von einfallsreichen Architekten
verwirklicht worden sind. Die meisten übrigens in den vergangenen zehn Jahren.
Das kleine, quadratische, in poppigen Farben gehaltene
Buch lädt immer wieder zum Blättern ein, um nach weiteren
Details zu schauen. Es ist witzig und informativ nicht nur für
Kinder. Und weil es so toll gemacht ist, hat es – zu Recht – den
LUCHS Kinder- und Jugendbuchpreis 2010 erhalten.
Marianne Begemann ///
ALEKSANDRA MACHOWIAK UND DANIEL MIZIELINSKI
TREPPE, FENSTER, KLO. DIE UNGEWÖHNLICHSTEN HÄUSER
DER WELT (ÜBERSETZUNG AUS DEM POLNISCHEN VON DOROTA
STROINSKA) MORITZ VERLAG, FRANKFURT 2010, 18 EURO
KOCHKÜNSTLER
ADRIAN LOHMÜLLERS
LIEBLINGSREZEPT ...
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UNBEDINGT
PROBIEREN!
TOMATYR KI CHATNI
Zutaten
Zubereitung
TOMATEN
ÖL
KNOBLAUCHZEHEN
Geschnittene TOMATEN kochen und
GEWÜRZE nach Geschmack hinzufügen. So lange kochen, bis das
Wasser fast aus den Tomaten ausgekocht ist.
Jetzt wird's spannend am Gasherd!
In einem tiefen Metalllöffel über
offener Flamme ÖL erhitzen. Vorsicht,
dass es nicht kippt, sonst Woooosh!
Im Öl schwimmen ein paar KNOBLAUCHZEHEN und zissseln vor sich
hin. Wenn Knoblauchzehen braun
sind, KREUZKÜMMEL und CAYENNEPFEFFER dazu geben. Wenn alles
relativ braun ist, vorsichtig mit dem
heißen Öl im Schöpflöffel über die
wartenden Tomaten schweben. Jetzt
unbedingt den Topfdeckel zur Hand
und als SCHUTZSCHILD verwenden,
um die Spritzerei einzudämmen.
Dann mit einem orgiastischen ZZZSCH
das heiße Öl in die Tomaten kippen.
Arbeit erledigt. Jetzt noch etwa 10
Minuten bei geringer Hitze auf dem
Herd stehen lassen, bis Wasser und
Öl die Scheidung hinter sich haben.
FERTIG!
Gewürze
ADRAK LASSAN
(INGWER-KNOBLAUCH-PASTE)
SALZ
KREUZKÜMMEL
CAYENNEPFEFFER
TOMATYR KI CHATNI
schmeckt zu allem.
Hauptsächlich zu indischen
oder pakistanischen Gerichten
aber auch einfach mit Brot.
ADRIAN LOHMÜLLERS AUSSTELLUNG IN DER STÄDTISCHEN GALERIE NORDHORN WIRKTE GERADEZU WIE
EINE GRAFISCHE ZEICHNUNG. ZUNÄCHST LIESS ER ALLE FENSTERLEISTEN UND GLASTÜREN DES AUSSTELLUNGSPAVILLONS VON INNEN MIT RIGIPSPLATTEN SAUBER VERSCHLIESSEN, UM ANSCHLIESSEND LEDIGLICH DIE
EINGANGSTÜR WIEDER AUF ZU SÄGEN. DIE MITARBEITER DES STÄDTISCHEN BAUHOFES, MARTIN LÜTKENIEHOFF,
DIRK VAN LIL UND JENS WILKE, UNTERSTÜTZTEN IHN BEI DER ARBEIT. AN EINER WAND LIESS ER EINEN GULLIDECKEL IN DIE AUSSENWAND EINBAUEN. DURCH DIE SCHLITZE DES GULLIDECKELS KONNTE MAN AUF DIESE
WEISE SCHON VON DRAUSSEN DAS HELLE LICHT IM INNERN DES AUSSTELLUNGSPAVILLONS ERAHNEN.
„THE FALSE SELF-SYSTEM“ HIESS DIE AUSSTELLUNG, WIE AUCH EINE MEHRTEILIGE ARBEIT, DIE DARIN ZU SEHEN
WAR: „DAS SCHEINSELBST-SYSTEM“. DER TITEL VERWEIST AUF PSYCHOLOGISCHE BEZÜGE, DIE IN ALL SEINEN
ARBEITEN ZU FINDEN SIND, WENN ER BEISPIELSWEISE MIT SCHMUTZWASSER ARBEITET, WÄNDE AUFBRICHT UND
INNERES NACH AUSSEN BEFÖRDERT. ADRIAN LOHMÜLLER WURDE 1977 IM SCHWARZWALD GEBOREN, STUDIERTE
2000 BIS 2005 AM MARYLAND INSTITUTE COLLEGE OF ART IN BALTIMORE/USA UND LEBT IN BERLIN.
Foto: Helmut Claus, Städtische Galerie Nordhorn
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SCHÖNE FRAGEN
DAS BESONDERE BILD > HUNTER’S CABIN, ESCHE
schöne FRAGEN
ZU WELCHER TAGESZEIT SIND SIE IN BESTFORM?
Abends, wenn ich Ruhe habe und das Telefon nicht klingelt,
kann ich kreativ sein.
WANN HABEN SIE DIE MEISTE ENERGIE AM TAG?
Morgens verspüre ich den größten Tatendrang.
WAS SIND IHRE HOBBYS?
Computerspiele (Playstation) – und natürlich mit Leib und
Seele Musikhören.
SPIELEN SIE EIN MUSIKINSTRUMENT ODER SINGEN SIE?
Ich komponiere Lieder und singe sehr gerne.
WELCHE MUSIKGRUPPE ODER AUCH WELCHER SOLIST SAGT IHNEN ZU?
Die Scorpions gefallen mir sehr und Mathias Reim, aber auch Nena
höre ich gern.
WAS WÄRE IHR TRAUMBERUF?
Das kann ich Ihnen genau sagen: meine jetzige Arbeit ist mein Traumberuf.
MÖCHTEN SIE NOCH ETWAS LERNEN IN DER ZUKUNFT?
Ja klar, natürlich interessiert mich die Arbeit mit und an dem
Computer und dahingehend möchte ich noch eine Menge dazulernen.
WELCHE ARBEIT MÖGEN SIE DENN ÜBERHAUPT NICHT?
Putzen!!!
HABEN SIE EIN LIEBLINGSGERICHT?
Am liebsten esse ich Spaghetti Bolognese.
HABEN SIE EIN KUNSTWERK WELCHES SIE BESONDERS ANSPRICHT?
Oh ja! Die Sandsteinskulpturen (Anmerkung: von Jutta und Jo Klose)
auf dem Gelände der Lebenshilfe.
VON WELCHER KÜNSTLERIN ODER WELCHEM KÜNSTLER
HÄTTEN SIE GERNE EIN BILD AN IHRER ZIMMERWAND?
Gerne hätte ich den van Gogh mit seinen Sonnenblumen;
es gefällt mir äußerst gut.
CARLOS BARROSO
Mitarbeiter der Lebenshilfe Nordhorn,
Anmeldung und Fahrdienst
IHRE LIEBLINGSSENDUNG IM FERNSEHEN, GIBT ES EINE?
Die Sendung die ich besonders gerne sehe ist „Guildo und seine Gäste“.
GIBT ES SCHAUSPIELER DIE SIE HERVORHEBEN MÖCHTEN?
Ich sehe sehr gerne Filme mit Bruce Lee und Jackie Chan.
GIBT ES EIN ARCHITEKTONISCHES GEBÄUDE IN DER NÄHEREN
UMGEBUNG DAS IHNEN ETWAS SAGT?
Natürlich die Gebäude der Lebenshilfe und jetzt auch der Spinnerei-Hochbau.
WAS WÜRDEN SIE IN IHRER NÄHEREN UMGEBUNG (NORDHORN)
ÄNDERN WOLLEN?
Dass es mehr Angebote für Jugendliche geben muss und das bedingt
natürlich auch ein größeres Kino, auch für mich!
DIE GRAFSCHAFT BENTHEIM: GIBT ES FÜR SIE ETWAS
BESONDERES DORT, WAS SIE HERVOR HEBEN MÖCHTEN?
Kann ich nicht sagen, ehrlich gesagt!
GIBT ES DENN EINEN ANDEREN ORT, AN DEM SIE GERNE
LEBEN MÖCHTEN?
Nein!!!
EINE SACHE DIE SIE GERNE MACHEN?
Am liebsten telefoniere ich.
UND WAS MÖGEN SIE GAR NICHT?
Menschen die mich „nerven“, die auf einer Mitleidstour reiten.
ZUM SCHLUSS DIE FRAGE:
WAS WÜNSCHEN SIE SICH FÜR IHRE ZUKUNFT?
Mit den Menschen die ich liebe weiterhin so gut auskommen
und dass ich gesund bleibe.
Danke!
Bildung.
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Dr. Gerhard Kellersmann
Vechteaue 2, 48529 Nordhorn
Telefon (0 59 21) 97 11 00, Fax (0 59 21) 97 11 05

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