Redundant aufgebaute Stromversorgungs
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Redundant aufgebaute Stromversorgungs
Redundant aufgebaute Stromversorgungs-Konzepte Wichtiger Beitrag zu einer hohen Verfügbarkeit Dipl.-Ing. Anja Moldehn, Marketing Communication Power Supplies, Phoenix Contact Electronics GmbH, Bad Pyrmont In jeder industriellen Branche ist eine hohe Verfügbarkeit der weltweit installierten Maschinen und Anlagen wesentliche Voraussetzung für den Unternehmenserfolg. Denn nur durchgängig versorgte Schaltschrank-Komponenten steigern die Wirtschaftlichkeit der Applikation. Daher setzen Anwender zunehmend redundante Stromversorgungs-Konzepte ein, die häufig mit Redundanzmodulen kombiniert werden (Aufmacher). Stromversorgungen werden überall dort redundant verbaut, wo Stillstandzeiten unbedingt zu vermeiden sind. Für einen Verbraucher mit 20 A Nennstrom bedeutet dies beispielsweise, dass zwei Stromversorgungen mit je 20 A ausgangsseitig parallel geschaltet sind. Kommt es bei einem der Netzteile zu einem internen Defekt oder zum Ausfall der primärseitigen Netzspannungsversorgung, übernimmt das zweite Gerät automatisch die Belieferung der Last. Dazu müssen die Stromversorgungen so dimensioniert sein, dass der gesamte Strombedarf der angebundenen Verbraucher in allen Betriebszuständen von einem Netzteil abgedeckt werden kann. Berücksichtigung aller möglichen Fehlerquellen pelt. Das zweite Netzteil beliefert so weiterhin die Last und speist nicht in den Kurzschluss. Ohne Um die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls auf ein Entkopplung würde die Last nicht mehr versorgt, Minimum zu reduzieren, gilt es sämtliche mög- da der Strom der redundanten Stromversorgung lichen Fehlerquellen zu berücksichtigen. Nach- in den Kurzschluss fließt. folgend sind deshalb potentielle Ursachen für Störungen in einem redundanten Stromversor- • Kabelbruch zwischen dem Netzteil und dem gungs-Aufbau beschrieben sowie entsprechen- Redundanzmodul (5) de Lösungen aufgeführt (Abb. 1): Indem die Eingangsspannung am Redundanzmodul überwacht wird, fällt ein Fehler in der Ver• Fehler in einer Phase der primärseitigen drahtung sofort auf. Nachdem er behoben worSpannungsversorgung (1) den ist, arbeiten die Stromversorgungen wieder Die parallel angeschlossenen Netzteile werden redundant. an unterschiedlichen Phasen betrieben. Auf diese Weise hat die Störung oder der Ausfall einer • Interner Defekt im Redundanzmodul (6) Phase keinen Einfluss auf die Belieferung der Eine Selbstüberwachung meldet interne Fehler, Last. sodass das schadhafte Gerät umgehend ausgetauscht werden kann. • Kurzschluss oder Kabelbruch in der zuführenden Leitung zur Stromversorgung (2) oder • Kabelbruch zwischen dem RedundanzmoAusfall eines Netzteils (3) dul und der Last (7) Beide Fehlerursachen beeinträchtigen die Ver- Um die Verfügbarkeit der angebundenen Last zu sorgung der Last nicht. Eine Redundanz liegt vor, erhöhen, sollte auch die Verdrahtung bis zum Verweil die zweite Stromversorgung die gesamte braucher redundant ausgeführt sein. Bieten alle Last weiter beliefern kann, sofern das andere Ge- Module zwei Plus-Ausgangsklemmen, ist eine rät keine Ausgangsspannung mehr zur Verfügung einfache und schnelle Installation sichergestellt. stellt. • Zu hoher Laststrom – entweder durch eine • Kurzschluss zwischen Stromversorgung fehlerhafte Last oder die nachträgliche Ergänund Redundanzmodul (4) zung durch weitere Verbraucher (8) In diesem Fall reicht der parallele Betrieb von zwei In diesem Fall schaffen die Überwachung des Netzteilen nicht aus. Es ist vielmehr eine Diode Laststroms und das Verschicken einer Warnmeloder ein Redundanzmodul notwendig, das die dung, sobald ein eingestellter Wert überschritten beiden Stromversorgungen voneinander entkop- ist, Abhilfe. Abb. 1 I Mögliche Fehlerquellen versorgendes Netz Stromversorgung 1 Stromversorgung 2 Redundanzmodul I1 I2 Last ΣLaststrom=I1+I2 bis sind mögliche Fehlerquellen Überwachung des Laststroms module umfasst daher Oring-Geräte mit einer Funktion, die den Anwender bei Überlast inforEin Beispiel verdeutlicht den Vorteil, der sich aus miert. Dies geschieht erst nach vier Minuten Verder Kombination von Laststrom-Überwachung zögerungszeit, damit hohe Ströme, die zum Beiund Warnmeldung ergibt (Abb. 2). Schließt der spiel durch das Anlaufen von Motoren entstehen, Anwender bei einer Anlagenerweiterung zusätzli- nicht als dauerhafte Überlast gemeldet werden. che Lasten an eine redundante Stromversorgung an, kann dies zum Verlust der Redundanz führen. Verdopplung der Lebensdauer Abb. 2 I Überwachung des Laststroms Durch Unsymmetrien – also die ungleichmäßige Einstellung der Ausgangsspannungen – speist oftmals lediglich ein Netzteil die Last, während das andere Gerät im Leerlauf arbeitet. Dies führt zu einer thermischen Belastung der speisenden Stromversorgung und somit zu einer schnelleren Alterung. Werden Netzteile jeweils nur mit dem halben Nennstrom betrieben, sinkt ihre Temperatur um rund 10°C und die Lebensdauer erhöht sich beträchtlich. Die von Phoenix Contact entwickelte und in die Oring-Module integrierte Auto Current Balancing Technology (ACB) verdoppelt die Lebensdauer des Stromversorgungs-Systems, indem beide Netzteile gleichmäßig ausgelastet werden. Zu diesem Zweck arbeiten die Module mit Mosfets statt der herkömmlichen Schottky- oder Silizium-Dioden. Die Mosfets regeln Eingangsspannungs-Differenzen bis zu 300 mV aus. Der Laststrom teilt sich automatisch vollkommen symmetrisch auf. Zudem lässt sich im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen bis zu 70 Prozent Energie einsparen. Die geringe Verlustleistung sorgt darüber hinaus dafür, dass alle Schaltschrank-Komponenten kühler bleiben. Eine Steuerung, die 5 A benötigt, wird beispielsweise von zwei redundanten Netzteilen mit je 5 A Nennstrom versorgt. Nun koppelt der Anwender eine weitere Last mit 3 A an. Aufgrund ihrer Leistungsreserve liefert die Stromversorgung problemlos 8 A, ohne dass ein Spannungseinbruch zu verzeichnen ist. Allerdings liegt keine Redundanz mehr vor. Fällt jetzt eines der beiden Netzteile aus, kann das zweite Gerät die 8 A nicht zur Verfügung stellen, denn dafür reicht seine Leistungsreserve nicht aus. Vor diesem Hintergrund erweist sich die Kontrolle des Laststroms als wichtig. Dann bemerkt der Anlagenbetreiber sofort, wenn keine Redundanz mehr vorhanden ist. Das Produkt- Oring-Module überwachen als einzige GeräPortfolio von Phoenix Contact für Redundanz- te die gesamte redundante Lösung von den Ausgangsspannungen der Stromversorgungen über die Verdrahtung und die Entkopplungsstrecke bis zum Laststrom (Abb. 3). Die potentialfreien Signalkontakte „Redundancy OK“ und „ACB OK“ als auch die LED-Anzeigen dienen der Kontrolle der einwandfreien Funktion der Geräte. Die Auslastung der Stromversorgungen wird übersichtlich mittels Bargraph signalisiert. So lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Eingangsspannung höher ist respektive welche Stromversorgung stärker belastet wird. Der Anwender kann verschiedene Zustände einfach ablesen und auf diese Weise Probleme schnell feststellen und kurzfristig beheben. Ein rotes Blinken zeigt beispielsweise an, dass die Netzteilspannung an einem Eingang um mehr als 300 mV höher ist als am anderen Eingang. Handelt es sich um ein dauerhaftes rotes Leuchten, ist ein Mosfet in diesem Pfad defekt. Anzeige und Darstellung entsprechen dabei der NAMUR-Empfehlung. Fazit In sensiblen Applikationen sorgt ein redundanter Aufbau der Automatisierungslösung für hohe Verfügbarkeit. In diesem Zusammenhang sind auch entsprechende StromversorgungsKonzepte zu empfehlen, wobei je nach Anwendung zwischen Lösungen ohne Entkopplung sowie inklusive Entkopplung über eine Diode oder ein Mosfet abzuwägen ist. Abb. 3 I Alle grün dargestellten Bereiche werden überwacht Load QUINT DIODE, STEP DIODE, UNO DIODE Entkopplung mit Diode + Überwachung der Netzteilspannungen Load TRIO DIODE Entkopplung mit Redundanzmodul + Überwachung der Netzteilspannungen und der Verdrahtung Load QUINT ORING Entkoplung mit aktivem Redundanzmodul + Überwachung der Netzteilspannungen, der Verdrahtung, der Entkopplung und des Laststomes