Pressemitteilung - Handwerkskammer für Unterfranken

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Pressemitteilung - Handwerkskammer für Unterfranken
Pressemitteilung
Autor:
Nadine Heß
Nr.:
---
Rückfragen an:
Daniel Röper
Datum:
15. 11. 2012
Telefon:
0931 30908-1126
Zeichen:
P/ÖA_nh
Sperrfrist:
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Bilder:
Wandergesellen
Seiten: 2
Momentaufnahme aus der Handwerkskammer
Junghandwerker auf Wanderschaft
Würzburg, 15. November 2012: Schlossergeselle Niklas Wirth aus Celle
und die beiden Zimmerergesellen Henrik Schütt aus der Nähe von Kiel
und Pascal Lindner aus der Nähe von Hamburg befinden sich aktuell
auf Wanderschaft. Die Tradition der so genannten Walz wird auch
heute noch in vielen Handwerksberufen gelebt. Am Mittwochnachmittag
machten die drei Wandergesellen aus dem Norden in der
Hauptverwaltung der Handwerkskammer für Unterfranken Station.
Der Stenz gehört genauso wie die traditionelle Kluft und der so genannte
Charlottenburger, kurz „Charlie“, zur Grundausstattung eines Gesellen auf
Wanderschaft. Schlosser Niklas Wirth und die beiden Zimmerer Pascal
Lindner und Henrik Schütt sind seit einigen Tagen in Unterfranken
unterwegs. Sie reisen von Ort zu Ort, auf der Suche nach Arbeit oder
einfach nur nach einer Mahlzeit und einer Unterkunft. „Henrik und ich sind
gerade erst seit zwei Wochen unterwegs. Von Hamburg aus sind wir aber
schon durch halb Deutschland gereist, in Thüringen haben wir Niklas
getroffen und sind von dort aus zu dritt weiter“, so Zimmerer Pascal
Lindner. Es gibt zahlreiche, meist ungeschriebene, Gesetze, nach denen
sich Wandergesellen richten. Beispielsweise dürfen sie kein Geld
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ausgeben, um von A nach B zu kommen. „Öffentliche Verkehrsmittel sind
verpönt, meist fahren wir per Anhalter“, berichtet Schlosser Niklas Wirth. In
den Jahren der Wanderschaft müssen sich die Junghandwerker außerdem
immer mindestens 50 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt aufhalten.
Das Handy ist tabu und in der Öffentlichkeit dürfen Wandergesellen
ausschließlich in ihrer traditionellen Kluft auftreten.
Niklas Wirth, Pascal Lindner und Henrik Schütt wollen auf ihrer Walz
Arbeits- und Lebenserfahrung sammeln. „Hier in der Region wird viel mit
Holz gebaut, es gibt Fachwerk- und Schieferhäuser. Das allein
anzuschauen, ist eine echte Bereicherung für mich“, so Zimmerer Henrik
Wirth. Und sein Kollege Pascal Lindner ergänzt: „Man lernt unheimlich viele
verschiedene Leute kennen und bekommt einen anderen Blick auf die
Dinge.“
Von Würzburg aus setzten die drei Gesellen ihre Wanderschaft in Richtung
Nürnberg fort. Auf dem Reiseplan stehen außerdem noch Schottland,
England, Österreich, Frankreich, die Schweiz, Australien, Neuseeland und
Spitzbergen, bevor sie nach drei Jahren und einem Tag wieder in ihre
Heimatorte zurückkehren.
Info
Die Wanderschaft von Gesellen wird auch als „Walz“ bezeichnet, die
wandernden Gesellen selbst benutzen den Begriff „Tippelei“. Ihre Tradition
geht bis ins späte Mittelalter zurück. Bis heute wandern
Handwerksgesellen, um Erfahrungen zu sammeln und ihr Wissen zu
erweitern. Früher war die Tippelei in einigen Berufen eine Voraussetzung,
um den Meistertitel zu erlangen. Nicht nur im Zimmererhandwerk, sondern
auch bei Tischlern, Maurern, Dachdeckern, Betonbauern, Bootsbauern,
Töpfern, Schmieden, Spenglern, Steinmetzen, Holzbildhauern,
Buchbindern, Schneidern, Goldschmieden, Instrumentenbauern,
Kirchenmalern und in anderen Gewerken ist die Wanderschaft verbreitet.
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Bildunterschrift:
Junggesellen auf Wanderschaft (von vorne): Schlosser Niklas Wirth,
Zimmerer Henrik Schütt und Zimmerer Pascal Lindner machten auf ihrer
Reise in Würzburg Station.
Foto: Heß
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