Seite 60.227, Kastoröl - Kastration [unkorrigiert] | eLexikon

Transcrição

Seite 60.227, Kastoröl - Kastration [unkorrigiert] | eLexikon
eLexikon
Bewährtes Wissen in aktueller Form
Seite 60.227, Kastoröl - Kastration [unkorrigiert]
Internet:
http://peter-hug.ch/lexikon/60_0227
?
225
Kastoröl, soviel wie Ricinusöl (s. d.). Kaftradma (vom ital. casti^w, Hammel), die in Dalmatien und Montenegro landläufige Bezeichnung für geräuchertes Hammelfleiscb. Nljegus und Cetinje find dieHauptcentren für die Kastra- dinafabrikation. Jährlich wird aus
Aiontenegro Kastration von 150000 Hammeln exportiert, deren Wert fich auf nahezu eine halbe Million Gulden beläuft. Gewöhnlich
findet im Monat Oktober allgemeines Schlachten statt. Kastrat, f. Kastration. In Italien wurde in früherer Zeit die Kastration der
Knaben häufig auf- geführt, um in ihnen Sopranfänger (namentlich für Kirchcngesang) zu erhalten, wesbalb die Bc- nennung
Kastration mit Sopransä'ngcr gleichbedeutend ward.
Clemens XIV. verbot diefen Mißbrauch, der aber noch lange fortdauerte, bis in der neuern Zeit nachdrücklichere Gesetze
dagegen ergingen. Kastrati, Stamm der Älbanesen'is. d., Bd. 1, S. 315 d). Kastration (lat.), Ver schnei düng, operatives Verfahren,
wodurch Hoden oder Eierstöcke lebeuder Tiere vernichtet oder entfernt und fomit deren Zcugungsfähigkeit zerstört wird. Die
uublutige Kastration gefchieht durch Zerreibuug und Zerquetschung der Hoden oder Punktion der Eierstöckc; die blutige Kastration
durch Ausfchncidung der Hoden oder Eierstöcke.
Wegen der tiefern Lage der letztern und der Schwierigkeit der Operation gcfchieht die Kastration bei menschlichen Individuen
weiblichen Geschlechts nur dann, wenn krankhafte Veränderungen der Eierftö cke folches verlangen. Gewöhnlich versteht man unter
Kastration nur die an männlichen Individuen vorgenom- mene Ausfchälung der Hoden, die Entmannung; jedoch sind aus Indien und
Australien Fälle be- kannt, in denen die Entfernung der C'ierstöcke vor- genommen war, um die betreffenden Perfonen fortpflanzungsunfähig zu machen.
Die Folgen der Kastration gestalten sich vcrfchieden nach dem Zeitpuutte, wo diefelbe vorgenommen wird. Wenn die Kastration
vor der Pubertät erfolgt, fo gelangt das operierte Indivi- duum (der Kastrat) nicht zu den ibm von Natur zukommenden
Geschlechtscharakteren, sondern näbcrt sich mehr oder weniger dem entgegengesetzten Ge- schlecht: das männlich geborene
Individuum uimmt die Charaktere des wciblichcu, dieses den des männ- lichen an. Wie der Typus des weiblichen sich durch
rcichlichern Fettansatz, rundliche Formen, vorherr- schende Ausbildung des Unterleibes, Übergewicht der Nerven über das
Gefäßsystem, des Zellgewebes über das Muskelgewebe auszeichnet, so bilden sich bei den männlichen Kastraten Bauch und Hüften
aus und der Brustkasten nimmt mehr weibliche Formen an. Die Muskeln bleiben weich; die Haut wird sehr weih, aber es mangelt die
eigentliche Frische, und wenn kastrierte Knaben auch längere Zeit ihre jugendliche Schönheit behalten, so werden sie dagegen doch
im Altcr auffallend häßlich.
Her- vorstechend ist bei Kastraten, besonders beim Men- schen, die Eigentümlichkeit der Stimme. Dieselbe (Kastratenstimme)
erhält sich, weil der Kehltopf kleiner bleibt, knabenhaft, wird aber durch Kultur zur kräftigen Sopranstimme und gewinnt um meh- rere
Töne an Umfang. Alle äußern Attribute des Mannes kommen nicht zur gehörigen Entwicklung. Die äußern Genitalien bleiben, wenn
sie nicht gleich- falls amputiert waren (vollständige Kastraten), in der Entwicklung zurück; es erfcheiuen beim männ- lichen Menschen
kein Vart, keine Achsel-und Scham- Vrockhaus' Konversations-Lcxikon. 14. Aufl. X. haare, beim Hirsche kein Gcwcib, beim Hahn
ver- scbrumpft der Kamm, wenn er nicht, wic dies beim Kapaunen zu gefchehen pflegt, nebst den Sporen weg- geschnitten wird. In
geistiger Beziehung verrät der Kastrat überall das Bewußtsein des Mangels an wirklicher Kraft, welche er meist durch Hinterlist zu
ersetzen sucbt; er ist reizbar, aber dabei sehr zur trägen Nube geneigt, obne Energie des Willens, wenn nicht der vorberrschcnde
Egoismus beteiligt wird. Je längere Zeit nach der Pubertät und vollständig erlangter Geschlechtsreife die Kastration vorgenommen
wird, desto weniger treten die körperlichen Veränderungen bervor, und nur die geistigen machen fich bemerkbar.
Die Griechen nannten die Kastrierten Eunuchen (s. d.); in die deutfche Schriftfpracbe ist dafür durch Gottsched der Ausdruck
Hämmliuge (wahr- fcheiulich von Hammel, verschnittener Schasbock, abgeleitet) eingeführt worden. Der vollständigen Eunucbcn
bedienen sich vorzüglich die Türken zu Bcwachuug ihres Harems. Dieselben werden von den christl. Klöstern des Orients, besonders
Abessi- niens geliefert, da der Koran die Verstümmelung des Menschen verbietet. Im Altertum und fast bei allen rohern Völkern
wurde die 5k. als Strafe oder Rache, namentlich gegen Ehebrecher, geübt.
Die 'Ärzte fchreiten nur bei gefährlichen Beschä- digungen oder Entartungen (Krebs, Tuberkulose) der Geschlechtsteile zur
Kastration. Die Kastration der Frauen, die operative Entfernung beider Eierstöckc (Ovarioto- mie) nach vorhergegangener Eröffnung
der Bauch- höhle oder von der Scheide aus, ist neuerdings bei schweren, auf andere Weise nicht heilbaren Erkran- kungen
(chronischen Entzündungen, Geschwülsten, Neuralgien, Brüchen u. s. w.) der Eierstöcke und der Gebärmutter unter der
antiseptischen Vehandlungs- wcisc wiederbolt mit günstigem Erfolge ausgeführt worden. (Vgl. Hegar, Die Kastration der Frauen, Lpz.
1878.) Durch Religionsschwärmerei ward die Sitte des Entmannens (besonders junger Knaben) in ältern Zeiten befördert und zum
Seite 1 / 2
eLexikon
Bewährtes Wissen in aktueller Form
Seite 60.227, Kastoröl - Kastration [unkorrigiert]
Internet:
http://peter-hug.ch/lexikon/60_0227
Teil erzeugt.
Sie ging von den Priestern der Kybele in Asien aus und kam mit deren Dienste auch nach Rom. Die Kaiser Konstantin und
Iustinian mußten sich mit ganzer Macht diesem religiösen Wahnwitz widersetzen, dem sie nur dadurch zu steuern vermochten, daß
sie jede solche Verstümmelung dem Menschenmorde gleich- setzten. Die Valerianer, denen das Beispiel des Origenes, der aus
übertriebenem ascetischem Eifer und unter Berufung auf Matth. 19,12. sich selbst kastrierte, die Sinne verwirrt hatte, hielten eine
folche Selbstverstümmelung für eine Pflicht, welche die Religion ibncn auferlegte.
Noch heute giebt es in Rußland Sekten, welche sich trotz schwerster gesetz- licher Ahndung fanatisch verstümmeln.
(S.Skopzen.) Die Kastration der Haustiere wird zur Erhöhung des Nutzungszweckes vorgenommen. Das Kastrieren i W allacbcn,
Reißen) der Hengste geschieht, damit fie sich besser zum Gebrauche mit andern Pferden zusammen eignen, das der männlichen
Rinder zur Erhöhuug der Mastfähigkeit, ebenso das der männ- lichen Schweine (Schneiden) und Schafe und das der Hühner
(Kappen, .Kapaunen). Zu demselben Zwecke verschneidet man auch weibliche -Schweine und Kühe: bei letztern glaubt man
gleichzeitig die Milchergiebigteit steigern und erheblich verlängern zu können. Indessen entsprechen die Erfolge in der Regel nicht
den gehegten Erwartungen. Die Kastration der männlichen Haustiere besteht in der Entfernung oder Abtötung der Hoden durch
Abfchneiden, Ab- 15
Quelle: Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910; Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14.
Auflage, 1894-1896;10. Band, Seite 225 unkorrigiert [Suche = 60.227] im Internet seit 2005; Text geprüft am 7.8.2007; publiziert von
Peter Hug; Abruf am 20.1.2017 mit URL:
Weiter: http://peter-hug.ch/60_0228?Typ=PDF
Ende eLexikon.
Seite 2 / 2