Die mobile Geldbörse
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Die mobile Geldbörse
Ausgabe 1 | 20.10.2015 | Seite 1 Die mobile Geldbörse Obwohl die breite Nutzung der mobilen Geldbörse noch weit entfernt ist, zeigt die Forschung, dass der Einsatz von Smartphones im Zahlungsverkehr stetig zunehmen wird. Je mehr Menschen sich daran gewöhnen, ihr Device für das Bezahlen am Point of Sale einzusetzen, desto wichtiger wird die mobile Geldbörse für Marketer, um ihren Kunden mehr Komfort zu bieten und die Kundenbindung zu steigern. Die mobile Geldbörse ist die Übertragung des physischen Geldbeutels auf ein digitales Gerät, wo Zahlungsdaten, Coupons, Kundenkarten und auch diverse Möglichkeiten der Identifikation sicher gespeichert, gemanagt und genutzt werden können. Um die physische Börse zu ersetzen, bedarf es aber mehr als nur der Zahlung über das Smartphone anstelle von Cash oder Kreditkarte. Dabei werden die Begriffe „mobile Bezahlung“ und „mobile Geldbörse“ häufig austauschbar benutzt. Die Vision einer mobilen Geldbörse zielt darauf, den Zahlungsvorgang bequemer zu gestalten – und dies im Handel oder über eine App. Derzeit gibt es vier verschiedene Typen: 1) Betriebssysteme für Mobile Wallets wie Apple Pay, Android Pay und Samsung Pay ermöglichen den Nutzern, Kredit- und Kundenkarten als Finanzierungsquellen einzubinden und erleichtern sowohl kontaktlose Einkäufe im stationären Handel oder über eine App. Möglichkeiten für das Marketing und die Werbung bieten sich derzeit in Form eines Passes (für Apple) und Wallet Objekten (für Google). Dieses Spektrum dürfte sich aber in den nächsten Monaten erweitern. 2) Mobile Wallet Netzwerke wie PayPal, LevelUp, OpenTable, TabbedOut und Current C (bereits als Beta verfügbar) sind mit einem Händlernetzwerk verbunden, das diese Plattformen für Zahlungen und Promotions akzeptiert. Die Nutzer müssen für den Zugang eine mobile App downloaden. Dabei bietet jede Plattform spezifische Einsatzmöglichkeiten für Angebote, Coupons, Kundenbindungsprogramme oder andere Marketingaktionen. Ausgabe 1 | 20.10.2015 | Seite 2 Die mobile Geldbörse 3) Mobile Wallets von Marken wie Starbucks, Dunkin’ Donuts und Subway gelten exklusiv für einen einzelnen Händler oder eine bestimmte Marke. Damit können Marken die Customer Experience komplett kontrollieren. Um das jeweilige Wallet einsetzen zu können, müssen die Verbraucher die App jeder einzelnen Marke herunterladen und am Point of Sale auch daran denken, diese zu öffnen. Häufig wird die Nutzung mit mobilen Coupons oder integrierten Loyalitätsprogrammen, die den aktuellen Einkauf oder andere Aktionen belohnen, incentiviert. 4) Wallet Application Programming Interfaces (APIs) wie Braintree, Stripe, MasterCard, MasterPass und Visa Checkout sind cloud-basierte Services. Die mobilen AppEntwickler und eCommerce-Unternehmen können sich daraus Zahlungsinformationen ziehen und über die vorgegebenen Prozesse abwickeln. Wallet APIs werden üblicherweise nicht in Marketing- und Werbeaktivitäten integriert. Trotzdem werden sie hier erwähnt, da sie in Angeboten wie Uber, MyTaxi eingesetzt werden, um ein flüssiges Kauferlebnis zu ermöglichen. Apple Pay vs Android Pay vs Samsung Pay Ganz bestimmt ist auf diesem Sektor eine Menge Geld zu verdienen. Apple, Samsung und Google wollen kräftig mitmischen und haben jeder für sich eigene Lösungen entwickelt. Das Marktforschungsinstitut Gartner hat hochgerechnet, dass 2017 im globalen Markt mobile Transaktionen in Höhe von 720 Milliarden US-Dollars gemacht werden. Zum Vergleich: 2014 waren es noch 235 Milliarden. Allerdings sind die Verbraucher zum jetzigen Ausgabe 1 | 20.10.2015 | Seite 3 Die mobile Geldbörse Zeitpunkt noch nicht wirklich bereit, sich von ihrer guten, alten ledernen Geldbörse zu verabschieden. Eine aktuelle Umfrage von CreditCards.com kommt zu dem Ergebnis, dass nur 17 Prozent der Befragten beim Einkauf ihr Smartphone immer oder meistens nutzen würden. Hier handelt es sich also um ein Ökosystem, das noch im Fluss und in der Entwicklung ist. Dies liegt auch daran, dass es derzeit so viele Player gibt, die eine ganze Reihe unterschiedlicher Systeme anbieten – und es damit ebenso viele Fragen zur Kompatibilität und Sicherheit gibt. Apple Pay scheint aktuell das Momentum auf seiner Seite zu haben. So verweist das Unternehmen darauf, dass seit Oktober 2014 zwei von drei US-Dollars, die über kontaktlose Bezahlung (z.B. über Visa, MasterCard und American Express) ausgegeben wurden, über Apple Pay liefen. Aber die Konkurrenz schläft nicht und davon gibt es genug, ganz zu schweigen von den zuletzt hektischen Akquisitionen in diesem Bereich. Im Februar hat Google Softcard und Samsung LoopPay (nun Samsung Pay) gekauft und PayPal hat Paydiant im März akquiriert. Fazit und Ausblick Als Ergänzung zum reinen Bezahlvorgang fügen Apple und Google ihren mobilen Geldbörsen weitere Features zu, die zweifellos die Marketing-und Werbestrategien auf diesen Plattformen beeinflussen werden. Die erste Expansionsstufe: Loyalität und Treueprämien. Apple hat bereits im September Passbook in Apple Wallet umbenannt und wird Loyalitätsprogramme von Kohl’s, Walgreens und Dunkin’ Donuts unterstützen. Google’s Ankündigung von Android Pay auf der I/O Developer Konferenz im Mai thematisierte die Möglichkeiten, nur über ein Tippen auf dem Smartphone Prämien zu verdienen, vor allem für das MyCokeRewards Programm auf ausgesuchten Automaten. Von beiden Plattformen wird erwartet, dass sie eine ähnliche Consumer Experience bieten werden. Dabei können die Nutzer ihren Wallets auch Prämien-Accounts von Marken oder Händlern beifügen. Wenn sie ihr Smartphone zum Bezahlen auf einem kontaktlosen Terminal auflegen, wird dann automatisch die entsprechende „Kundenkarte“ selektiert und auf dem Screen angezeigt. Treuepunkte werden gesammelt und passende Angebote während der Transaktion vorgeschlagen. Für dieses Setup gibt es gleich zwei Argumente: Die Nutzer können die Vorteile ihrer Mitgliedschaft in einem Treueprogramm schnell und bequem in Anspruch nehmen. Kooperierende Marken und Händler erhalten dagegen eine Bevorzugung bei den Services. Dies gibt ihnen die Chance, zu einem zentralen Anlaufpunkt für den Einkauf auf mobilen Geräten zu werden. Trotzdem kann man im Detail noch nicht genau abschätzen, inwieweit all diese Features das Marketing wirkungsvoll unterstützen können. Werden die Unternehmen in der Lage sein, im Rahmen der Wallets den Look & Feel an den Kundenbedürfnissen auszurichten? Werden sie Push-Nachrichten auf Basis des lokalen Standortes oder zu speziellen Promotions verschicken? Wie werden diese betriebssystembasierten Wallets in die bereits bestehenden markengebrandeten Ausgabe 1 | 20.10.2015 | Seite 4 Die mobile Geldbörse mobilen Wallets (wie Dunkin‘ Donuts) integriert werden, wenn überhaupt? Wie wird das Reporting und die Datenanalyse konkret aussehen? Und müssen die Unternehmen direkt mit Apple oder Google zusammenarbeiten, um in den Genuss all dieser Möglichkeiten zu kommen oder können sie selbständig agieren oder gemeinsam mit der Unterstützung dritter Partner? Konsumenten, Marketers und Werbekunden werden letztendlich eine Vielfalt an Wahlmöglichkeiten unter all den Angeboten für mobile Geldbörsen haben. Diese Optionen werden sich mit Sicherheit noch viele Male ändern bis der Markt ausgereift ist. Quellenangaben (auch zu den verwendeten Bildern): eMarketer.com, tomsguide.com, newsinc.com Mindshare AG | Manessestrasse 85 | 8045 Zürich Tel +41 44 355 15 15 | Fax +41 44 355 15 55 www.mindshare.ch | [email protected]