Implementing Process Modeling from Scratch: Untying the Gordian

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Implementing Process Modeling from Scratch: Untying the Gordian
Implementieren einer vollständig neuen
Prozessmodellierung: Durchschlagung
des gordischen Knotens
Planung bewährter Vorgehensweisen
Zusammenfassung
In diesem White Paper werden Konzepte und Techniken beschrieben, mit denen sich komplexe
Geschäftsstrukturen entwirren und zuverlässige und effektiv gemanagte Prozessmodelle
implementieren lassen. Es werden verschiedene Hilfsmittel für die Prozessanalyse und modellierung untersucht, etwa die Rolle, die ein Repository bei der Verbesserung der
Organisation und Governance der Modellinformationen spielt.
Juli 2010
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Teilenummer H4843
Implementieren einer vollständig neuen Prozessmodellierung: Durchschlagung des
gordischen Knotens
Planung bewährter Vorgehensweisen
2
Inhalt
Zusammenfassung ························································································ 4
Einleitung ······································································································· 4
Zielgruppe ······························································································································· 4
Herausforderung – Entwirren komplexer Geschäftsstrukturen················· 4
Bestimmung des Einstiegspunkts ······························································· 5
Geschäftsprozess-Frameworks ···································································· 7
Analyseverfahren ··························································································· 8
Archetyp-Geschäftsmodelle ······································································· 10
Erstellen eines Repository ·········································································· 12
Fazit ··············································································································· 13
Referenzen···································································································· 13
Informationen zum Autor ············································································ 13
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Zusammenfassung
Die Komplexität der Betriebsprozesse kann ein erhebliches Problem für ihre Verbesserung
durch Modellierung und Analyse darstellen. Zur Vereinfachung von komplexen Strukturen und
zur Erarbeitung von Modellen können drei Prinzipien angewandt werden, die Ihnen zu einem
besseren Verständnis Ihrer Geschäftsabläufe verhelfen. Diese Prinzipien lauten:
•
„Teile und herrsche“, indem die Komplexität in kleine „Blöcke“ wesentlicher Funktionen
unterteilt wird, die auf das gesamte Unternehmen bezogen werden können
•
Klassische Systemanalyse zur Bestimmung der Zuständigkeiten, Schnittstellen
(Arbeitsanforderungen), Controller (Mitarbeiter) und Datenobjekte (Arbeitsprodukte), die
von Geschäftsprozessen betroffen sind
• Indizieren und Organisieren der in den Modellen erfassten Informationen
Erstellen Sie zunächst Unternehmensübersichten, die die wichtigsten geschäftlichen
Funktionsbereiche des Unternehmens identifizieren, und beschreiben Sie anschließend
anhand von Anwendungsbeispielen die Geschäftsaktivitäten innerhalb dieser
Funktionsbereiche. Zur Unterstützung der Prozesserkennung und -erfassung können
verschiedene Analysetechniken angewendet werden. Analysten können gängige, leicht
verständliche Archetypmodelle zur Hilfe nehmen, um einen besseren Einblick in die in
Geschäftsprozessen verwendeten Daten zu erhalten.
In dem Maße, in dem Ihre Modelle weiterentwickelt werden und Ihr Verständnis des
Unternehmens steigt, muss das Modell-Repository schrittweise organisiert werden. Es
müssen effektive Governance-Verfahren eingeführt werden, damit die Benutzer den
Informationen im Repository vertrauen können. Mithilfe von Technologie kann eine enge
Integration zwischen dem Repository und dem Prozessmanagementtool geschaffen werden.
Einleitung
Das White Paper umfasst die folgenden Abschnitte:
•
Herausforderung – Entwirren komplexer Geschäftsstrukturen
•
Bestimmung des Einstiegspunkts
•
Geschäftsprozess-Frameworks
•
Analyseverfahren
•
Archetyp-Geschäftsmodelle
• Erstellen eines Repository
Mit diesen Informationen lernen Sie einige bewährte Konzepte und Techniken kennen, mit denen
sich komplexe Geschäftsstrukturen entwirren und zuverlässige und effektiv gemanagte
Prozessmodelle implementieren lassen. Es werden verschiedene Hilfsmittel für die
Prozessanalyse und -modellierung untersucht, etwa die Rolle, die ein Repository bei der
Verbesserung der Organisation und Governance der Modellinformationen spielt.
Zielgruppe
Dieses White Paper richtet sich an Geschäftsanalysten und Manager von
Prozessverbesserungsinitiativen in IT- und Geschäftsrollen.
Herausforderung – Entwirren komplexer
Geschäftsstrukturen
Die Entwicklung eines neuen Geschäftsprozessmodells kann eine große Herausforderung
darstellen. Bis die meisten Organisationen erkannt haben, wie wichtig es ist, die internen
Betriebsprozesse zu verstehen und zu erfassen, haben sich diese Prozesse in der Regel
schon zu unübersichtlichen, redundanten und extrem komplizierten Strukturen entwickelt. Wo
beginnen Sie damit, dieses Durcheinander zu entwirren? In diesem White Paper wird
beschrieben, wie Sie verschiedene Analysetools zusammenstellen und zur Erstellung eines
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nützlichen und wartungsfreundlichen Repository für Geschäftsprozessmodelle verwenden
können.
Der erste Schritt bei Beginn der unternehmensweiten Modellierung und Steuerung von
Geschäftsprozessen besteht in der Einsicht, dass Unternehmen komplexe Systeme sind[1].
Das ist für viele Unternehmen nicht selbstverständlich! Viele Förderer von
Geschäftsmodellierungen sind der Meinung, dass Unternehmen den Umfang ihrer
betrieblichen Vorgänge bereits kennen und es lediglich darum geht, diese Informationen zu
erfassen. Sobald der Prozess jedoch begonnen hat, wird deutlich, dass viele Prozesse von
verschiedenen Personen unterschiedlich durchgeführt werden. Einige dieser Prozesse sind
darüber hinaus redundant, wie es bei den meisten Dokumentmanagementprozessen der Fall
ist. Wie in diesem White Paper erörtert wird, hilft die Einsicht, dass die
Modellierungsbemühungen im Wesentlichen vom Verständnis eines komplexen Systems
abhängig sind, dabei, realistische Erwartungen in Bezug auf die Bemühungen zu entwickeln
und diese angemessen zu budgetieren.
Da ein Unternehmen ein komplexes System darstellt, lassen sich bei der Erfassung und beim
Management von Geschäftsprozessen die folgenden drei Grundprinzipien anwenden:
•
Erstens das bewährte „Divide et impera“ (Teile und herrsche). Ein Unternehmen kann in
der Regel in Funktionsbereiche unterteilt werden, die sich häufig von Unternehmen zu
Unternehmen wiederholen. Mithilfe dieses Prinzips kann der Gesamtaufwand erheblich
reduziert werden, indem die Komplexität in kleine „Blöcke“ unterteilt wird, die dann auf
das gesamte Unternehmen bezogen werden können.
•
Das zweite Prinzip basiert auf der klassischen Systemanalyse: Die Identifizierung von
Zuständigkeiten, Schnittstellen (Arbeitsanforderungen), Controllern (Mitarbeitern) und
Datenobjekten (Arbeitsprodukten). Bei diesem Prinzip wird der Problembereich weiter
aufgeteilt, indem die vom Geschäftsprozess betroffenen Mitarbeiter,
Arbeitsabforderungen und Arbeitsprodukte identifiziert werden.
•
Das dritte Prinzip soll an dieser Stelle als „Library Science 101“ bezeichnet werden. Es
handelt sich um die Indizierung bzw. Organisation der erfassten Informationen. Hierbei
wird beabsichtigt, nicht nur einzelne Prozesse zu erfassen, sondern das gesamte
Geschäftssystem umzustrukturieren, sodass die zugrunde liegenden Informationen von
jeder Person, die sich mit dem Indizierungsschema auskennt, verwaltet und verwendet
werden können.
Bestimmung des Einstiegspunkts
Beginnen Sie die Modellierung mit einer Geschäftsübersicht gemäß der Methode „Teile und
herrsche“. Zu Beginn kann ein vordefiniertes Geschäftsprozess-Framework (z. B. das APQCProzessklassifizierungs-Framework in Abbildung 1) hilfreich sein. Da die erforderlichen
Geschäftsfunktionen bei den meisten Unternehmen ähnlich sind (z. B. Buchhaltung,
Marketing, Vertrieb und Personalabteilung), ist dies ein guter Ausgangspunkt zur Erstellung
einer Geschäftsübersicht.
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Abbildung 1. Beispiel für Übersicht der Geschäftsfunktionen (auf Grundlage des
APQC-Prozessklassifizierungs-Framework)
Nachdem Sie die Geschäftsübersicht erstellt haben, können Sie mit der Identifizierung
spezifischer Geschäftsaktivitäten beginnen, die die einzelnen Funktionsbereiche durchlaufen.
Diese Anwendungsbeispiele sind ablaufbasierte Beschreibungen eines bestimmten
zielorientierten Geschäftsverhaltens (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2. Anwendungsbeispiele für den Geschäftsbereich Finanzressourcen
Die Kombination der strukturellen Übersicht der Geschäftsfunktionen und der
Anwendungsbeispiele definiert die Geschäftsarchitektur für eine detaillierte Ausarbeitung.
Diese Übersicht liefert auch die Grundlage für die Struktur des Modell-Repository.
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Geschäftsprozess-Frameworks
Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, wurden verschiedene Geschäftsmodell-Frameworks erstellt,
um Organisationen bei der Erfassung und Modellierung ihrer Geschäftsprozesse zu
unterstützen. Eine dieser Gruppen ist das American Productivity and Quality Center
(APQC)[2]. Das APQC hat in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Vertretern aus
verschiedenen Industriesegmenten eine Sammlung von Geschäftsprozess-Frameworks
zusammengestellt. Diese Frameworks decken derzeit die Geschäftsprozesse für die Luft/Raumfahrt und Verteidigung, Automobilindustrie, Bankwesen, Rundfunkwesen,
Verbraucherprodukte, Bildungswesen, Stromversorgung, Erdölerschließung und -förderung
(Upstream), Erdöltransport, -verarbeitung und -vertrieb (Downstream), Pharmaindustrie und
Telekommunikation ab.
Jedes Unternehmen hat natürlich unterschiedliche Vorstellungen bezüglich dieser
Hauptprozessbereiche, doch kann der Gesamtaufwand erheblich vereinfacht und der
Problembereich auf die Anpassung von vorhandenen Modellelementen reduziert werden,
wenn eine entsprechende Grundlage vorhanden ist. Anhand dieser Frameworks können
darüber hinaus Bereiche im Unternehmen erkannt werden, die keine bewährten
Vorgehensweisen befolgen und sich demnach für eine Umstrukturierung anbieten.
Zusätzlich zu den vom APQC angebotenen Modellen stellt das TM Forum Frameworks über
[3]
Enhanced Telecommunications Operations Map (eTOM), IT Infrastructure Library (ITIL) und
Capability Maturity Model Integrated (CMMI) des Carnegie Mellon Software Engineering
Institute zur Verfügung. Alle diese Frameworks bieten eine strukturelle Hierarchie von
Geschäftsprozessen, die eine Organisation der Modellinhalte ermöglicht. Darüber hinaus ist
das eTOM-Modell auch insofern interessant, als die vertikalen Gruppierungen strukturell und
die horizontalen Gruppierungen verhaltensbezogen sind (siehe Abbildung 3). Indem
Querindexe der einzelnen Geschäftsprozesse als Teil einer strukturellen Hierarchie (also
eines Repository-Index) und eines Geschäftsprozessflusses erstellt werden, zeigt diese
Strategie die erforderlichen Verknüpfungen zwischen Verhalten und Struktur.
Abbildung 3. eTOM-Betriebsebene[4]
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Analyseverfahren
Nachdem Sie eine Arbeits-Roadmap für das Unternehmen erstellt haben, fahren Sie mit der
Prozesserkennung und -erfassung fort. Selbst bei Verwendung eines bereits vorhandenen
Framework bleibt ein beachtlicher Grad an Komplexität in den geschäftlichen Interaktionen
und Verhaltensweisen bestehen. Analystenteams verbringen häufig viel Zeit mit der
Entscheidung, an welcher Stelle mit der Modellierung begonnen werden sollte. Die in Tabelle 1
genannten Verfahren liefern alle nützliche Modellinformationen.
Tabelle 1. Analyseverfahren
Analyseverfahren
Beschreibung/Methode
Beispiel
Top-Down
Beginnen Sie mit dem
Buchhaltung, Revenue Assurance,
Geschäftsprozessbereich der
Inkasso
höchsten Ebene, und fahren Sie mit
den im Geschäfts-Framework
unterhalb angeordneten Ebenen fort
(falls ein Framework verwendet wird).
Middle-Out
Wählen Sie aus der Darstellung der
Anwendungsfälle einen detaillierten
Geschäftprozess aus, folgen Sie
Abhängigkeiten zu anderen
Prozessen, und erweitern Sie die
Detailebene (z. B. Geschäftsobjekte,
Geschäftsflüsse und
Abhängigkeiten). Weisen Sie jeden
Prozess einem spezifischen
Funktionsbereich zu.
Bottom-Up
Beginnen Sie mit einer Beschreibung Bankeinlagen,
des Geschäftsprozessflusses auf
Geldeingangsmanagement,
unterer Ebene, und fahren Sie mit
Revenue Assurance, Buchhaltung
abstrakteren Ebenen des
Unternehmens fort.
Inside-Out
Bestimmen Sie alle Kontaktpunkte
mit externen Einheiten; beginnen Sie
mit den internen
Managementprozessen, bevor Sie
mit den externen Beziehungen
fortfahren.
Outside-In
Bestimmen Sie alle externen Partner, Partneridentifizierung,
Anbieter und Lieferanten; bestimmen Vertragsmanagement,
Sie die Berührungspunkte mit dem
Rechtsabteilung
Unternehmen (einschließlich
Datenbeschreibungen).
Bestandmanagement,
Beschreibungen des
Bestandsobjekts/-flusses,
Zuweisung zum
Lieferantenmanagement
Beschaffung, Management von
Lieferantenbeziehungen, externer
Anbieter
Die Entscheidung bezüglich der zu verwendenden Methode hängt weitgehend von der Art
des Unternehmens und der Verfügbarkeit von Ressourcen ab. Haben Sie beispielsweise nur
Zugriff auf Manager, beginnen Sie mit der Top-Down-Methode. Sind Fließbandarbeiter
verfügbar, verwenden Sie eine Bottom-Up-Methode. Wenn das Unternehmen stark von
externen Partnern oder Anbietern beeinflusst ist, verwenden Sie die Inside-Out-Methode.
Eine weitere nützliche Methode für die komplexe Systemanalyse besteht in der Verwendung
von klassischen Techniken (siehe Abbildung 4). Diese Methode nutzt die Identifizierung von
Systemgrenzen (bzw. Geschäftsgrenzen), Schnittstellen zwischen Angehörigen des
Unternehmens und externen Parteien, Mitarbeiter, Geschäftsdatenobjekte und Workflows.
Diese Form der Modellierung ist für den nächsten Schritt nützlich, der darin besteht, die
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tatsächlichen Schritte des Workflow detailliert darzustellen. Darüber hinaus stellt sie eine
nützliche Methode zum Bestimmen von Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Workflows
dar.
Abbildung 4. Modell für Geschäftssystemanalyse
Die eigentliche Erfassung von Informationen für die Entwicklung von Geschäftsprozessen
gleicht einer Analyse und basiert auf Gesprächen mit Mitarbeitern des Unternehmens, der
Überprüfung vorhandener Dokumentation und der Untersuchung von unterstützenden
Softwaresystemen. Bei der Vorbereitung von Gesprächen ist es wichtig, der „Managerfalle“
aus dem Weg zu gehen, sprich: nicht nur Fachexperten aus dem Management zu befragen.
Der Erfolg der Modellerstellung basiert auf direkten Gesprächen mit den Personen, die diese
Geschäftsprozesse ausführen. Nur sie besitzen das erforderliche „Insider-Wissen“, um ein
klares Bild der tatsächlichen Situation zu zeichnen. Das Management tendiert dazu, den
Prozess nicht der Realität entsprechend, sondern seinen Erwartungen entsprechend zu
beschreiben. Darüber hinaus empfiehlt es sich, Einzelgespräche zu führen, um das
Geschäftsverhalten direkt zu beobachten. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass
keine Schritte übergangen werden.
Bei der Überprüfung von bestehender Dokumentation empfiehlt es sich, zunächst aktuelle
und dann weniger aktuelle Dokumente durchzuarbeiten. Dokumente, die älter als zwei Jahre
sind, enthalten in der Regel keine aktuellen Informationen (es sei denn, diese Dokumente
werden regelmäßig aktualisiert, wie zum Beispiel Schulungshandbücher oder
Betriebsverfahren). Allerdings sind Dokumente häufig das einzige Material, das
Analystenteams anfangs zur Verfügung steht. Sie stellen ein gutes Mittel zur Prüfung des
Geschäftsablaufdiagramms dar, das zur Organisierung der Analyse verwendet wird. Wenn
möglich, empfiehlt es sich darüber hinaus, Anwendungsbeispiele für Systemsoftware zu
untersuchen. Auf der Basis der tatsächlichen, vom System unterstützten Geschäftsprozesse
erstellen Teams gute Anwendungsbeispiele.
In Bezug auf von Softwaresystemen unterstützte Geschäftsprozesse (heutzutage die
Mehrzahl der Prozesse) empfiehlt es sich auch, die für Mitarbeiter verfügbare Funktionalität
genau zu untersuchen. Auch wenn es nicht nötig ist, bis zur untersten Detailebene
vorzudringen, so kann es zur korrekten Modellierung des Geschäftsprozesses jedoch hilfreich
sein zu wissen, wo und wann im manuellen Prozess das Computersystem und Informationen
verwendet werden.
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Archetyp-Geschäftsmodelle
Zur Durchführung einer Geschäftsprozessanalyse müssen in der Regel die zugrunde
liegenden Geschäftsdaten bekannt sein, die während der Ausführung eines bestimmten
Prozesses erstellt, bearbeitet oder geändert werden. In einer ersten
Geschäftsprozessanalyse sind diese Geschäftsobjekte bezüglich ihrer Attribute nicht gut
definiert, oder sie sind miteinander vermischt, wodurch der Geschäftsprozess komplexer wird,
als es erforderlich wäre. Ein gutes Beispiel hierfür sind Formulare, die zur Evaluierung von
Kreditanträgen verwendet werden. Auch wenn die Anwendung als das Geschäftsobjekt
betrachtet werden kann, so besteht es doch in Wirklichkeit aus weiteren, granulareren
Objekten wie einem Kunden, Ressourcen und einem Kreditverlauf. Werden diese
untergeordneten Objekte bei der Projektmodellierung nicht berücksichtigt, kommt es zu
Problemen, sobald deutlich wird, dass ein Kunde in der Kreditevaluierung der gleiche Kunde
ist, der später ein Vertragsverhältnis eingeht – was zwei völlig unterschiedliche
Geschäftsprozesse darstellt.
Dem Geschäftsanalysten stehen eine Reihe von Geschäftsobjektmodellen für eine Vielzahl
von gängigen Geschäftsdatenkonzepten zur Verfügung (siehe Abbildung 5). In einem
[5]
früheren Artikel, „Getting It Together: Organizing: Your Business Process Repository“ aus
®
®
der EMC Documentum xCP Community, habe ich bereits auf die Bedeutung von ArchetypGeschäftsmodellen bei der Entwicklung von Geschäftsobjektmodellen hingewiesen und
beschrieben, wie diese Modelle verwendet werden können, um Geschäftskonzepte zu
erkennen und richtig zu verknüpfen. Für die Entwicklung eines vollständig neuen Modells
können Sie mithilfe dieser Archetyp-Framework allgemeine Geschäftskonzepte wie eine
Partei (eine beliebige Einheit, die einen Vertrag abschließen kann), eine Adresse (ein
Kontaktpunkt – geografisch, telefonisch oder elektronisch), eine Bestellung (eine vom
Benutzer initiierte Transaktion für ein Produkt oder einen Service) oder ein Produkt/Service
(der Gegenstand einer Transaktion zwischen Parteien) darstellen.
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Abbildung 5. Ein Archetyp-Objektmodell für Bestellungen (übernommen von Arlow und
Neudstadt[6])
Ein Archetypmodell bietet nicht nur Unterstützung bei der Erkennung und richtigen
Identifizierung von wesentlichen Geschäftsobjekten, sondern bietet darüber hinaus einen
Überblick über die diese Datenobjekte betreffenden Geschäftsvorgänge, was insbesondere
für die Entwicklung einer Prozessflussoptimierung nützlich ist (z. B. Codeentwicklung). Wenn
ein Analyst dem Entwicklungsteam ein wohl definiertes Objektmodell mit einer Beschreibung
der in Verbindung mit diesen Daten möglichen Vorgänge liefert, steigt die Wahrscheinlichkeit,
dass der Geschäftsprozess korrekt automatisiert wird.
Ein wohl definiertes Archetypmodell ermöglicht die Entwicklung von Geschäftssimulationen.
Eine gute Simulation berücksichtigt alle möglichen Pfade (bzw. Anwendungsbeispiele), die
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der Geschäftsprozess möglicherweise durchläuft. Die im Archetypmodell dargestellten
Geschäftsprozessbereiche (wie die Art der Beteiligung einer Partei an Geschäftstransaktion,
Fakturierung oder Marketing) ermöglichen eine Verknüpfung dieser Prozesse über die durch
sie geänderten Informationen und zeigen ganz genau, wo und wie (ggf. wann) die Daten
geändert werden. Viele Tools zur Geschäftsprozessmodellierung ermöglichen eine schnelle
Automatisierung und Prüfung von Geschäftsprozessabläufen, insbesondere diejenigen Tools,
die im Rahmen von Prozesssuiten wie EMC Documentum xCelerated Composition Platform
(xCP) verfügbar sind.
Erstellen eines Repository
Berücksichtigen Sie bei der Erstellung eines neuen Modellierungs-Repository zwei
Schlüsselkonzepte. Das erste Konzept beinhaltet die Organisation des Repository. Selbst
wenn ein Geschäftsprozess-Framework und ein Archetyp-Geschäftsmodell zur Bestimmung
der allgemeinen Struktur des Unternehmens verwendet wird, müssen bestimmte
Detailanforderungen erfüllt werden, etwa die Fähigkeit, einen bestimmten Geschäftsprozess
mehreren Funktionsbereichen zuweisen zu können, wenn dieser Prozess über
Standardgrenzen hinweg durchgeführt wird. Insofern empfiehlt es sich, zunächst ein
Strukturdesign für die bekannten Bereiche des Unternehmens zu entwerfen, z. B. finanzielle
Standardverfahren oder Personalmanagement. Bereiche wie Produkt- und Servicestrategie
und Planung (in Anlehnung an die eTOM-Terminologie in Abbildung 2 auf Seite 6) sind in der
Regel weniger gut definiert und sollten erst ausgearbeitet werden, wenn Sie ein solides
Grundwissen über den Prozess besitzen. Mit anderen Worten: Fangen Sie einfach und klein
an, und erstellen Sie das vollständige Repository stufenweise. (Weitere Informationen zum
Erstellen, Strukturieren und Verwalten eines Repository für Geschäftsprozessmodelle finden
[7]
Sie unter „Controlling the Chaos: Understanding the Effects of Process Change“ in der EMC
Documentum xCP Community.)
Das zweite Schlüsselkonzept besteht in der Etablierung von Governance über das
Repository. Zu diesem Zweck können Sie ein Aufsichtsgremium (bzw. „Bibliothekleiter“),
Schulungen und regelmäßige Bestandsprüfungen von Repository-Materialien einrichten. Dies
ist insbesondere dann wichtig, wenn mehrere Benutzer außerhalb der primären
Geschäftsprozessanalyse-Gruppe für Beiträge zum Repository zuständig sind. Stellen Sie
sich das Durcheinander vor, das entstehen würde, wenn Benutzer einer Bibliothek nicht nur
die Erlaubnis hätten, Material aus den Regalen zu nehmen, sondern auch Material auf
beliebige Art und Weise zur Bibliothek hinzufügen zu können: Bibliotheksbenutzer werden
nicht umsonst darauf hingewiesen, dass Bücher nicht umsortiert werden dürfen. Das
Schulungsmaterial sollte die Modellierungsstandards, eine gründliche Behandlung der
Prüfung von in die Bibliothek aufzunehmenden Materialien durch Fachkollegen (sog. „Peer
Review“) und ausreichend Überwachungsmöglichkeiten beinhalten, um für die Einhaltung von
Regeln zu sorgen. Ein schlecht organisiertes Modell-Repository ist nicht nur nutzlos – es ist
darüber hinaus auch teuer! Tools für das Geschäftsprozessmanagement, die eine enge
Integration mit einem Inhalts-Repository bieten (z. B. EMC Documentum xCP), ermöglichen
diese Art von Governance, da dem Repository-Manager automatisierte Administrationstools
zur Verfügung gestellt werden.
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Fazit
Die Modellierung eines komplexen Systems ist schwierig, zeitaufwändig und teuer –
insbesondere für die Geschäftsprozessmodellierung. Jedoch kann selbst die komplexeste
Geschäftsstruktur verstanden werden, indem der Problembereich in einzelne
Funktionsbereiche unterteilt wird. Zu diesem Zweck eignen sich die Verwendung von
bestehenden Modell-Frameworks, die Identifizierung von Geschäftsobjekten, die Verwendung
einer wohl definierten Strategie (Inside-Out, Top-Down usw.) sowie die Übertragung der
erkannten Informationen in ein gut strukturiertes Repository.
Alexander der Große löste das Problem des gordischen Knotens mit einem Schwerthieb. Für
die Modellierung moderner Geschäftsprozesse ist etwas mehr Aufwand erforderlich. Die
Auswahl einer guten Strategie ist jedoch schon der halbe Weg zur Lösung des Problems.
Referenzen
[1] Gell-Mann, M., „What Is Complexity?“ Complexity 1(1):16–19.
[2] American Productivity and Quality Center-Website.
[3] ITIL-Website.
[4] The eTOM model. TM Forum-Website.
[5] Lieberman, Ben, „Getting It Together: Organizing Your Business Process Repository“,
EMC Documentum xCP Community, Januar 2010. https://community.emc.com/docs/DOC5497.
[6] Arlow, Jim und Ila Neudstadt, Enterprise Patterns and MDA: Building Better Software with
Archetype Patterns and UML (New York: Addison Wesley, 2003).
[7] Lieberman, Ben, „Controlling the Chaos: Understanding the Effects of Process Change,“
EMC Documentum xCP Community, Dezember 2009.
Informationen zum Autor
Benjamin A. Lieberman ist leitender Architekt bei BioLogic Software Consulting. Dr.
Lieberman besitzt Fachwissen in den Bereichen Beratung und Schulung für einer Vielzahl
von Softwareentwicklungsthemen, einschließlich Analyse von Geschäftsanforderungen,
Softwareanalyse und -design, Konfigurationsmanagement und
Entwicklungsprozessverbesserung. Er hat mehr als 13 Jahre Erfahrung als Softwarearchitekt
und IT-Experte in unterschiedlichen Bereichen wie Telekommunikation, Luftfahrt, eCommerce, Finanzdienstleistungen und Biowissenschaften. Als Mitglied der EMC
Documentum xCP-Abteilung des EMC Community Network hat Dr. Lieberman verschiedene
Artikel zum Thema Geschäftprozessmodellierung und -design verfasst. Dr. Lieberman lieferte
darüber hinaus architektonische Services für Unternehmen wie EchoStar, Jones Cyber
Solutions, Blueprint Technologies, Trip Network Inc., Galileo International, Level3, der USamerikanischen Mine Safety and Health Administration, der Duke University und der
University of Colorado. Er ist Autor verschiedener Bücher sowie zahlreicher
softwarebezogener Artikel und besitzt einen Doktortitel in Biophysik und Genetik von der
University of Colorado, Health Sciences Center. Sie erreichen Dr. Lieberman unter
[email protected].
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