TAXI 20.p65 - TAXI Magazin

Transcrição

TAXI 20.p65 - TAXI Magazin
Gary Moore: Power Of The Blues
Sanctuary/MV
ds. Er tut’s wieder!
Trotz aller Ermahnungen
gestandener
Bluesgrössen, doch
bitte bei seinen Leisten, sprich beim Hardrock, zu bleiben, nimmt Dickschädel Moore eine weitere Blues-CD auf:
Einen gelungenen Mix aus eigenen Stücken und
Covers. Wohltuend der weitgehende Verzicht auf frühere erdrückende Notenkaskaden à la Still Got The
Blues. Im Blues ist weniger eben oft mehr...
Atrocity: Atlantis
Napalm/MV
ds. Brachial bombastische Sounds sind das
Markenzeichen dieser
deutschen Gruppe, die
nach dreijähriger
Schaffenspause hier
die Geschichte von Atlantis und dem goldenen Zeitalter musikalisch verbrät, bis zum Schlusssatz: „Wir sind ein Volk!“ Räusper...
Velvet Revolver:
Contraband
RCA/BMG
ds. Wer ein Guns N’
Roses Revival erwartet
hat, wird ziemlich enttäuscht sein. Um einiges moderner und brachialer geht’s hier zu,
auch ist Scott Weilands
Stimme meilenweit von Axls näselndem Falsett entfernt. Eher sind Anklänge an Slashs beide Soloalben
auszumachen: Aggressiver, ziemlich düsterer Rock’n’Roll mit einem Schuss Grunge und einer gehörigen Portion Blues. Hat das Zeug zu einem Klassiker
und gefällt mir sehr!
Killswitch Engage: The End Of
Heartache
Roadrunner/MV
ds. Nachdem sie auf
dem letztjährigen Ozzfest abräumten, werfen K.E. nun ihr drittes Werk auf den Markt.
Dynamischer Metal
2004, wenn’s denn eine Etikette braucht. Ausgefallene Stilkombinationen, melodiöse Härte und ein
druckvoller Sound ergeben eine anregende Mixtur!
C7Inch: Come &
Get Me
Zoom/ZYX/MV
ds. Poppiger und zahmer kommen diese
Innerschweizer daher.
Bisschen Weyermann,
etwas Oasis, ein radiotaugliches Producing:
fertig ist die Ohrwurmsammlung für melancholische Hitzetage, die auch
in den Herbst nachklingen könnte. Musik für Verliebte und solche, die es werden wollen...
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TAXI Nr. 20
Traceelords: Refuse To Kiss Ass
Roadrunner/MV
ds. Mitreissender, witziger Rock aus deutschen Landen. Punk,
Metal, Sixties-Pop und
Seventies-Glamrock
mixen die Hagener mit
unbändiger Spielfreude zu einem hochexplosiven Gebräu. Sounds good!
The Masked Animals: The Simple
Joys Of Life
Floppy Cow
ds.Punkrock mit Gitarrenwänden und
hymnischen Refrains,
wie er zur Zeit massig
veröffentlicht wird: Die
St.Galler haben nichts
Neues erfunden, aber ihr bereits viertes Album strotzt
vor Energie und kann bestens mit der internationalen Konkurrenz mithalten, als da wären Blink 182,
Ataris, Offspring etc.etc.
W.A.S.P.: The
Neon God Part 1
- The Rise
Sanctuary/MV
ds. Die LedertangaRocker aus LA sind
nicht tot zu kriegen.
Auf ihrem nunmehr
zehnten Studiorelease
bieten sie uns eine
Rockoper traditioneller Machart dar. Nach wie vor
Geschmacksache sind Chef Lawless’ Gesangskünste.
Auch die Kompositionen platzen nicht gerade vor
Ideenreichtum. Sogenannter „True Metal“ halt...
Cans: Beyond The
Gates
Noise/MV
ds. Hammerfallstimme
Cans schart eine illustre Schar Metallisten
um sich und veröffentlicht eine Scheibe, die
über Hammerfalls enge Genregrenzen hinausgeht. Die Metal-Medien reagieren begeistert,
mich selber lüpft’s nicht gerade vom Hocker - zu
viel Ähnliches ist schon durch meine Gehörgänge
gesickert. Aber Powermetal-Fans werden die CD lieben.
Ministry: Houses
Of The Molé
Mayan/MV
ds. Al Jourgensen liefert hier ein Werk ab,
das sich ohne weiteres
mit dem Erfolgsalbum
Psalm 69 messen
lassenkann. Die neue
CD strotzt vor Intensität, Wut und politischer Aussage: Keinen Krieg weg mit Bush und Co! Der gnadenlose IndustrialSound unterstützt diese Botschaft aufs Beste.
Vienna Scientists
VI: Five Years Of
Solid Grooves
Universal
mn. Das Label Vienna
Scientists Recordings
hat fünf erfolgreiche
Jahre auf dem Buckel.
Grund genug einen
Querschnitt durch das
aktuelle und qualitativ hochstehende Schaffen zu
veröffentlichen. „Vienna Scientists“ steht für eine
tanzbare Mixtur von elekronischen Sounds gepaart
mit Soul, Jazz, Hip Hop, Funk, Latin, Brasil, Disco
und Dub.
Angie Stone:
Stone Love
J Records/BMG
mn. 2001 erschien
„Mahagony Soul“ und
diese Scheibe hör ich
mir immer noch mit
Genuss an. Die neue
CD der Powerfrau ist
wiederum geprägt von
Stones schmelzig-erotischer Stimme die so wunderbar mit dem lasziven Rhythmus harmoniert. Für Rapfreaks: Stone und Snoop Dogg versuchen sich im
romantischen Duett.
Bashung: La tournée des grands
éspaces
Barclay/Universal
mn. Der 57jährige Elsässer Alain Bashung
ist eine Mischung aus
romantischem Punk
und intelligentem
Rock’n’Roller. Was
manchmal auf seinen früheren CDs ein wenig steril
tönte, explodiert an an seinen Konzerten. Der Mann
hat verdammt viel drauf. Was genau, ist auf dieser
Live-Doppel-CD mit 31 Songs zu hören.
Everlast: White
Trash Beautiful
Island/Universal
mn. Vor vier Jahren
war das letzte mal was
vom Rapper Everlast
zu hören. Scheinbar
war er seiner Plattenfirma nicht einträglich
genug! Doch Everlast
liess sich nicht entmutigen und nahm weiterhin Songs
auf. Das Resultat liegt vor. Akustik-Gitarre, eine raue
bluesige Stimme und wohldosierte Beats als Einstieg in ein abwechslungsreiches Album
The Corrs: BorrowedHeaven
Atlantic/Warner
mn. Es gibt Leute die
behaupten sie seien
die gewaschene Antwort auf die Kelly Family: Die Geschwister
Corr. Lieblicher Gesang, eingängige Melodien dazu eine gute Prise Folk und fertig ist der erfolgreichste Pop-Export Irlands. Was früher frisch
daher kam, wirkt inzwischen sauber. Da wurde wohl
etwas zu stark für den Massengeschmack poliert.
Anpassung hat manchmal einen sehr hohen Preis…
Katie Melua:
Call Off The
Search
Dramatico
mn. Die Senkrechtstarterin Katie Melua
wird bereits mit Norah
Jones gleichgesetzt.
Nicht zu Unrecht, verkörpert sie doch ebenfalls eine neue MusikerIn Generation denen dezente
und melodiöse Musik am Herzen liegt. Keine Oberflächlichkeiten, keine Aggressionen, dafür zu Herzen
gehende Stimme und Instrumentierung. Schön.
The Hobos: Walk
All Night
K-Tel
mn. Lettland goes
Rock! Tönt zwar wie
Skandinavien Punk,
aber Lettland ist bisher
musikalisches Neuland. Natürlich wurden
Rockballaden auf das
Album gepappt. Irgendwie scheinen die Plattenfirmen immer Angst vor ihrem eigenen Mut zu haben.
Rock darf frisch und frech daher kommen. Aber vielleicht tendiert die Band aus kommerziellen Gründen
in Zukunft eher in Richtung Mainstream/Pop? Wär
schad drum, lässt sich aber bei Teenies wohl besser
verkaufen.
Allison Moorer:
The Duel
Sugar Hill/Disctrade
mn. 1999 war Allison
Moorer für den
Academy Award nominiert. Geändert hat
sich an ihrer NashvilleMusik nicht viel. Ein
bisschen balladesk, ein
bisschen mehr Country und ein gutes Mass voll Popmusik.
Faithless: No
Roots
BMG
mn. Ahh, Faithless.
„God is a DJ“ und „Insomnia“ sind immer
noch Tanzflächenfüller. Rollo, Maxi Jazz,
Sister Bliss, ein Hauch
von Dido und neu,
LKS, sind weiterhin auf der Suche nach dem ultimativen Sound. Viel Instrumental-Sound, etwas Dancefloor, Gitarre, Keyboards und gaaaanz viel Bass.
Nightwish: Once
Nuclear Blast/MV
mn. Überall sind sie zu
hören, diese Finnen.
Aber es muss nicht
imme melancholischer
Tango sein, es kann
auch Rock und orchestraler Gesang sein.
„Nemo“ ist der Titelsong der Serie „Charmed“ und wohl deshalb so erfolgreich. Ich find die Band hart an der Grenze zum
Beliebigen, aber sie scheinen Mehrheitstauglich.
Omara Portuondo: Flor De Amor
World Circuit
mn. 74 Jahre alt und
immer noch voll am
Singen. Die Kubanerin
hat schon viel gesehen
und ihre Lebensfreude
ist ungetrübt. Musikalisch strahlt sie das aus
was sie ist: eine reife und kluge Frau, die mit allen
bekannten Grössen ihres Landes bereits auf der
Bühne stand. Stichwort: Buena Vista Social Club.
Slipknot: Vol. 3
(The Subliminal
Verses)
Roadrunner/MV
mn. Was über diese
Band schon alles
gewettert wurde meist völliger Blödsinn. Die Jungs sind
hart und anarchisch
drauf, haben Spass an der Sache und der Sound
fährt gut ein. Vor allem haben sich die Jungs weiter
entwickelt und zwar mit grossen Schritten. Kein
Krach fliegt einem mehr um die Ohren, sondern richtige Songs sind zu erkennen. Das wird natürlich das
Feld potentieller KundInnen vergrössern, aber das
ist gut so. Denn in dieser Band schwelt noch ein
gewaltiger Vulkan der raus muss. Ich freu mich, denn
Lauter-Härter-Schneller ist eben immer noch geil.
Bebel Gilberto:
Bebel Gilberto
Crammed Discs
mn. Auch die zweite
CD der Brasilianerin
begeistert mich. Die
Tochter von Joao Gilberto (sein Album mit
Stan Getz gehört heute noch für mich zum
Genialsten ever!!!) hat den Groove. Modern fliessender Bossa Nova und ein klein wenig Samba, ein
Hauch Trip Hop und spezielle Instrumentierung. Unaufdringlich, lustvoll und zeitlos. Keine konfektionierte Massenware.
Printemps
Deluxe: Compilation
Monolog/EMI
mn. „Printemps Deluxe“ sind das DJ-Kollektiv Brownsugar, Kat
la Luna und Jenny-lou.
Der Mix ihrer Lieblingstitel ergibt eine ausgewogene Symbiose zwischen Funk und Deep House
passend für viele Gelgenheiten.
Disgroove: Down
On Myself
N-Gage/MV
mn. Disgroove, eine
solide Rockband aus
Basel, die beim Famara-Management untergekommen sind, haben den Traum vieler
CH-Bands wahrgemacht und eine CD veröffentlicht. Gute Rockmusik
die sie hoffentlich auf vielen einheimischen Bühnen
vor begeistertem Publikum spielen können. Daran
krankt es leider in der Schweiz. Viele gute Bands
würden gerne spielen, aber es hat zuwenig Möglichkeiten. Lieber werden Eintagsfliegen à la Music-Star
gehypt, statt in gute Rockclubs mit Auftrittsmöglichkeiten für heimische Bands zu investieren.
Illumination: The
Chilluminati Remixes
Jazzland/Universal
mn. Die Norweger DJs
und Produzenten Per
Martinsen und Nick
Sillitoe zeigen auf diesem Album, dass sie
mehr können als nur
für „Café Del Mar“ auf zu legen. Wobei diese Arbeit
perfekt und genial war. Die Chilluminati-Remixes sind
jazzige Reisen in elektronische Klangwelten. Von mir
aus gesehen, sind alle wichtigen Hits drauf: Marie
Boine mit „Gula Gula“, dann „Cry me a river“, dass
ich seit Jahr und Tag vor mich hinsumme und das
sterbensschöne „Gabriel“ von Lamb.
Dayna Kurtz:
Beautiful Yesterday
Munich Records
mn. Dayna Kurtz hat
sich der experimentellen Seite des Folk und
Country-Rock verschrieben. Eine Sängerin und Gitarristin die
zu entdecken sich auf jeden Fall lohnt. Nicht nur ihre dunkle, leicht verlebte Stimme fährt ein, auch ihre Texte sagen mehr aus, als das ewige Kreisen um
Liebe, Herz, Schmerz. Die Sehnsucht geht viel weiter. Auch die Coverversionen von Prince und Leonhard Cohen sind hörenswert und wer zögert, kann
sich die CD ja kaufen weil Norah Jones auf einem
Song ebenfalls mitsingt und Klavier spielt. Aber ich
würd die CD eigentlich wegen Dayna Kurtz und ihrer Band anhören.
Morrissey: You
Are The Quarry
Sanctuary/MV
mn. „The Smiths“,
ganz klar einer meiner
Lieblingsbands. Morrissey, ganz klar einer
meiner Lieb-lingsmelancholiker! Dann: Ende, Aus, Schluss. Jetzt
steht er wieder da, Morrissey mit grauen Schläfen
und quicklebendig. Ja, auch er ist älter geworden,
seine Melancholie hat zusätzlich einige Züge von Abgeklärtheit angenommen. Und er hat immer noch
Charisma. Singt immer noch betörend. Gut, denn
auch wir sind älter geworden.
TAXI Nr. 20
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