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www.lehrerservice.at aktuell Ausgabe 50 Juni 2016 Jugendmagazin ONLINE Fotos: Charles Bertram/Zuma/picturedesk.com (1), AP/picturedesk.com (1) Hunderttausend Menschen nahmen Abschied von Muhammad Ali. Muhammad Ali – der Boxgigant Die Welt trauert um einen der besten Sportler der Geschichte. Muhammad Ali, 1999 vom Internationalen Olympischen Komitee zum „Sportler des Jahrhunderts gewählt, ist tot. Muhammad Ali war dreifacher Box weltmeister. Sein Boxstil galt als über wältigend. Menschen, die Ali in seiner Höchstform als Boxer erlebten, waren von seinem Können beeindruckt. Milli onen von Fans zog es vor die Fernse her, um ihn boxen zu sehen. Ali live zu erleben, galt als Spektakel der Sonder klasse. Selbst außerhalb des Boxrings wurde Ali zur Leitfigur: Er sprach sich gegen den Vietnamkrieg aus und nahm dafür unglaubliche Nachteile in Kauf. Vor al lem aber kämpfte Ali unermüdlich für die Rechte der Schwarzen in Amerika. In den letzten dreißig Jahren seines Le bens stellte er sich einem unsichtbaren Gegner: der Nervenkrankheit Parkin son. Am 3. Juni 2016 hat Muhammad Ali seinen letzten Kampf verloren. Im Alter von 74 Jahren ist er an den Fol gen seiner Krankheit gestorben. JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at Ausgabe 50 • Juni 2016 • Seite 1 Foto: GettyImages Im Folgenden kannst du die spannendsten Momente seines Lebens nachlesen: Schwarz und Weiß „Olympischer Nigger“ Mit zwölf Jahren wird Ali vom Boxfieber gepackt – er trainiert pausenlos. einem weißen Mädchen geflirtet hatte, schwört Ali, dem Rassismus ein Ende zu setzen – koste es, was es wolle. Das Fahrrad Ali beweist schon früh, dass in ihm eine Kämpfernatur steckt: Im Alter von zwölf Jahren wird sein Fahrrad auf offener Straße gestohlen. Ali mel det den Diebstahl dem Polizisten Joe Martin. Prahlerisch erklärt Ali, dass er Mit 18 Jahren nimmt Ali bei den Olympischen Spielen in Rom teil und gewinnt dort eine Goldmedaille. JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at Foto: GettyImages Muhammad Ali wird 1942 in Louisvil le, Kentucky als Cassius Marcellus Clay Jr. geboren. Louisville liegt im Süden der USA. In den Vierziger jahren des letzten Jahrhunderts gel ten dort Schwarze in den Augen der Weißen als minder bzw. werden häu fig benachteiligt. Dieser ausgeprägte Rassismus hat unterschiedliche Aus wüchse – Ali und sein Bruder müssen etwa getrennt von weißen Kindern zur Schule gehen; in Restaurants haben Schwarze nichts verloren; tolle Ausbil dungen und Jobs bleiben den Weißen vorbehalten. Alis Mutter arbeitet, wie viele schwar ze Frauen, als Putzfrau und Köchin. Sein Vater ist Schildermaler. Eigent lich wollte er Künstler werden, doch hätten ihn die Weißen daran gehin dert, wettert er, wann immer er zu viel getrunken hat. Ali machen diese Umstände zu schaf fen. Die Gewalt, die Schwarze erle ben, macht ihn rasend: Als 1955 der schwarze Junge Emmett Till in Missis sippi von einer Gang Weißer zu Tode geprügelt wird, weil er angeblich mit den Dieb windelweich klopfen wür de, wenn er ihn erwischte. Wie es der Zufall will, ist Martin auch Boxtrainer und schlägt vor, Ali erst einmal das „Kämpfen“ beizubringen. Bald darauf treffen sich die beiden zum Training. Nach ein paar Trainingseinheiten ist Ali vom Boxfieber gepackt. Immer öfter schwänzt er die Schule, nur um sich ins Boxstudio zu stehlen. Um die Schule kümmert er sich nur am Ran de – seinen Schulabschluss schafft er dennoch – allerdings mit entspre chend schlechten Noten. Für Ali steht fest: Das Boxen ist seine Zukunft – er trainiert hart, ist flink und unnachgiebig. Innerhalb von sechs Jahren entwickelt sich Ali zum gro ßen Nachwuchstalent. 1960 nimmt er an den Olympischen Spielen in Rom teil. Ali – damals noch unter seinem Geburtsnamen Cassius Clay bekannt – gewinnt mit 18 Jahren die Gold medaille im Halbschwergewicht. Als er zurück in die Heimat kommt, wird der junge Sieger von einer Men ge Fans umjubelt – in den Zeitungen ist die Rede vom „olympischen Nig ger“ – ein Schimpfwort für Schwarze. Doch Ali lässt sich nicht beirren. Er brüllt den Massen entgegen, dass er der Größte sei. Das habe er schon ge sagt, bevor er es selbst überhaupt Was heißt ... Rassismus: Um das Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen vor allem in den Südstaaten der USA zu verstehen, muss man wissen, dass Schwarze dort bis ins 19. Jahrhundert von den Weißen als Skla ven gehalten wurden. Sie betrachteten sie als ihr Eigentum – die Schwarzen erfuhren Gewalt und Ablehnung. Sie mussten hart arbeiten und erhielten dafür auch keinen Lohn. Selbst Jahre später, als Muhammad Ali bzw. Cassius Clay Jr. geboren wird, sind Schwarze in den Augen Weißer Menschen zweite Klasse. Eben darin liegt das Wort Rassismus verborgen: Wenn sich Men schen einer bestimmten „Rasse“ über eine andere „Rasse“ erhaben fühlen. Ausgabe 50 • Juni 2016 • Seite 2 glaubte. 1964 möchte Ali – damals noch Cassi us Clay – noch mehr: Er fordert Sonny Liston zum Kampf um den Weltmeis terschaftstitel heraus. Der ehemalige Sträfling Liston gilt als brutal, furcht erregend und unbesiegbar. Sobald er den Ring betritt, wird er zum Tier, heißt es. Ali spielt den Coolen und er klärt den Reportern vor dem Kampf: „Sonny Liston ist nichts. Der Mann braucht Box- und Sprechunterricht. Und da er gegen mich boxen wird, braucht er auch noch Unterricht im Fallen. Ich werde diesen hässlichen Bären zu Boden zwingen und danach werde ich ihn als Bärenfell benutzen.“ Als Ali und Liston am 25. Februar gegen 22 Uhr den Ring in Miami be treten, wird Ali von den meisten Zu schauern ausgebuht. Doch sie wer den enttäuscht: Liston hat gegen Ali keine Chance. Zu Beginn der siebten Runde bleibt Liston in der Ecke sitzen, stammelt „Jetzt reicht’s“ und spuckt seinen Mundschutz aus. Beim Re vanchekampf 15 Monate später geht Liston schon nach 108 Sekunden zu Boden. Ali wird zum Megastar. Viele Schwar Der ehemalige Sträfling Liston gilt als unbesiegbar. Gegen Ali hat er aber keine Chance. Foto: GettyImages Champion Der „Star“ Ali nützt seine Bekanntheit, um auch politisch etwas zu bewegen. Foto: GettyImages Diese Angeberei bringt ihm den Spitznamen „das Großmaul von Louisville“ ein. Kurz darauf unter zeichnet Ali einen Vertrag mit Spon soren und beginnt seine Karriere als Profiboxer. Von 1960 bis 1963 bestrei tet er 20 Kämpfe, die er alle gewinnt. Die Art und Weise, wie er kämpft, ist einzigartig: Ali ist 1,90 Meter groß und 107 Kilogramm schwer. Trotzdem weicht er seinen Gegnern leichtfüßig tänzelnd aus und schlägt blitzschnell zurück. „Schwebe wie ein Schmetter ling, stich wie eine Biene“, lautet sein Motto. ze blicken zu ihm auf. Sein Erfolg als Schwarzer in einer Welt, in der Schwarze so viel Unrecht erfahren, macht ihnen Mut. Der Teufel Ali möchte seine Stellung als Star nüt zen, um etwas für die Schwarzen zu bewegen. Er konvertiert zum Islam und tritt den „Schwarzen Moslems“ bei. Ihr Ziel ist es, eine schwarze Na tion innerhalb Amerikas zu gründen. Elijah Muhammad, der Anführer der Gruppe, verkündet regelmäßig, dass Weiße vom Teufel gezeugt wurden und dass für sie der Tag der Abrech nung käme. Als Mitglied der „Schwar zen Moslems“ legt Ali auch seinen Taufnamen Cassius Marcellus Clay Junior ab. Er möchte Muhammad Ali genannt werden. Martin Luther King, der wohl bedeutendste Vertreter im Kampf gegen die Unterdrückung Schwarzer, gratuliert Ali zu seinen Entscheidungen. Ali stößt aber auch auf Ablehnung. Insbesondere Weiße sehen in den „Schwarzen Moslems“, und damit auch in Ali, eine Bedrohung. Was heißt ... konvertieren: zu einem anderen Glauben übertreten JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at Ausgabe 50 • Juni 2016 • Seite 3 Ende der 1960er-Jahre befinden sich die USA mitten im Krieg gegen den Vi etnam. Ali soll als Soldat für Amerika kämpfen, obwohl er aufgrund seiner Leseschwäche als untauglich gilt. Ali reagiert scharf: „Ich habe nichts ge gen die Vietkongs. Kein Vietcong hat mich je einen Nigger genannt. Ich werde auch nicht für ein Land kämp fen, das die Rechte der Schwarzen missachtet!“ Die Verweigerung des Kriegsdienstes hat für Ali bittere Folgen: Er muss viel Geld bezahlen, um einer fünfjährigen Haftstrafe zu entgehen. Die ameri kanischen Boxverbände erteilen Ali Boxverbot und nehmen ihm den Welt meistertitel. Nicht einmal im Ausland kann Ali kämpfen, da sein Pass ein gezogen wird. Ali, inzwischen 25-jäh rig und somit im besten Alter, um zu boxen, ist zur Untätigkeit verdammt. Dennoch gibt Ali nicht nach, hält po litische Vorträge und tritt weiter ge gen den Krieg und für die Rechte der Schwarzen ein. Mit der Zeit ändert sich aber seine Einstellung: Er bricht mit den „Schwarzen Moslems“, nach dem er erkannt hat, dass Gewalt keine Lösung für die Probleme der Schwar zen sein kann. Damit verdient er sich den Respekt auf Seiten der Schwar zen und der Weißen. Comeback In Amerika ändert sich auch die Ein stellung der Menschen zum Viet namkrieg. Immer mehr Amerikaner demonstrieren auf den Straßen und fordern ein Ende des Krieges. Die Boxverbände können ihre harte Linie nicht halten und erlauben Ali 1970 wieder zu kämpfen. Nach drei Jah ren Auszeit muss Ali alles geben, um wieder in Form zu kommen. Seinen ersten großen Kampf „Fight of the Century“ im Jahr 1971 gegen Joe Fra zier verliert er. 1974 gelingt ihm das Comeback. Er steigt als Außenseiter in den Ring, überrascht seinen Geg ner, den amtierenden Weltmeister im Schwergewicht und Olympiasieger George Foreman mit einer neuen Tak tik. Ali schlägt Foreman in einem har ten Kampf k. o. (knock-out). Es gelingt ihm das scheinbar Unmögliche – er wird erneut Weltmeister im Schwer gewicht. Ali wird zu einer der wichtigsten Identifikationsfiguren der Schwarzen weltweit. Sein unermüdlicher Kampf geist und seine Rolle als Kämpfer für Frieden und Gleichberechtigung für Schwarze bringt ihm auch die Aner kennung von Weißen ein. Dem einsti gen „Großmaul“ gilt der Respekt aller. 1978 wird Ali im Kampf gegen Leon Springs nach Punkten zum dritten Mal Seinen letzten großen Auftritt hat er 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta/USA. Ali entzündet, bereits von seiner Krankheit gezeichnet, das olympische Feuer. Damit wird er noch einmal gefeiert – als Anerkennung für sein Lebenswerk. Er erfährt welt weiten Respekt für seinen Einsatz im Sport und für Menschenrechte. Aber vor allem für seinen lebenslangen Kampf für die Rechte der Schwarzen. Kathrin-Theresa Madl Ali bei seinem letzten großen Auftritt – er entzündet 1996 das olympische Feuer. Foto: GettyImages Im Dezember 1981 steigt Ali ein letztes Mal in den Ring und verliert nach zehn Runden den Kampf. Boxweltmeister im Schwergewicht, 1979 verliert er jedoch abermals sei nen Weltmeistertitel. Im Dezember 1981 steigt er ein letztes Mal in den Ring und verliert nach zehn Runden den Kampf. Foto: GettyImages Gegen den Krieg Was heißt ... demonstrieren: seinen Willen, seine Absicht deutlich zeigen; zu diesem Zweck an einer Demonstration teilnehmen Identifikationsfigur: ein Mensch, mit dem man aus innerlicher Überzeugung voll übereinstimmt. JÖaktuell-ONLINE • www.lehrerservice.at Ausgabe 50 • Juni 2016 • Seite 4