OKTOBER 2015 - berghain.de

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OKTOBER 2015 - berghain.de
Panorama Bar
Larry Gus LIVE dfa
Duke Slammer bonus round Junior Boys domino nd_baumecker ostgut ton
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen – auch wenn sie mit zehnmonatiger Verspätung heran­
purzeln. Fast 26 Jahre, nachdem DJ T. im Dezember 1989 in Frankfurt zusammen mit seiner
Frau Mama das Groove Magazin gründete, zuerst noch als ein dünnes s/w-Fanzine mit Fokus auf
DJ-Charts und der damals regionaltypischen Dance-Ursuppe aus frühem Techno, House, EBM,
Soul & Funk, gibt es heute auf zwei Floors die Jubiläumsfeier des dienstältesten Special-InterestMagazins Deutschlands. Der Anspruch ans Programm: Die thematische Vielfalt der Groove mit
einem bunten Querschnitt widerzuspiegeln. Den Auftakt macht Kieran Hebden alias Four Tet mit
einem Live-Konzert vor der eigentlichen Party – leider schon ausverkauft. Ab Mitternacht gibt es
dann für alle anderen den Hard Wax-Gründer und Techno-Innovator Mark Ernestus zu hören. Den
musikalischen Fundus eines Plattenladens besitzt auch der Londoner Floating Points, weshalb
ihm mit fünf Stunden ausreichend Zeit eingeräumt wird. Den Sack zu bindet dann der ehemalige
Groove-Redakteur Nick Höppner. Nach dem Konzert von Four Tet im Berghain öffnet auch die
Panorama Bar ihre Tore. Dort werden neben DJ-Sets von nd_baumecker und den Junior Boys
Live-Sets des griechischen DFA-Künstlers Larry Gus und des britischen Electronic Funk-Produ­
zenten Duke Slammer zu hören sein.
Samstag 10.10.2015 Start 24 Uhr Innervisions Überall
Berghain
Cyrillic LIVE
Aiken semantica Don Williams mojuba Fanon Flowers sect
Marcel Dettmann ostgut ton Raiz vrv Ron Albrecht pure Zadig syncrophone
Panorama Bar
Dorisburg LIVE aniara Schwarzmann LIVE innervisions
Âme innervisions Dixon innervisions Gerd Janson running back Gilb'R versatile
Maurice Fulton bubbletease communications Mosca not so much
Innervisions Überall oder der Tanz in der betonummantelten Sardinenbüchse. Wie immer wenn
Dixon, Âme und seine Mannschaft den Club übernehmen, gibt es eine extrem gut ausgewogene
Mischung aus langjährigen Label-Buddys und hochinteressante, nicht allzu häufig spielende Acts
– wie das musikalische Genie Maurice Fulton oder den neuen, bisher vor allem Festival-getesteten
Cyrillic-Projekt von KiNK. Unter diesem Namen kreiert er live und spontan mit einem Standard DJEquipment und einer Drum Machine eine Art hochenergetischen Live-Techno made in Bulgaria. An­
sonsten braucht man dieses Line-up ja nicht weiter groß zu kommentieren: Wird voll, wird voll gut.
Panorama Bar
Recondite LIVE ghostly
Deetron music man DJ Tennis life and death Muallem bob beaman
Als Lorenz Brunner alias Recondite 2012 sein Debütalbum On Acid veröffentlichte, war vielleicht
klar, dass man es mit einem großen Talent zu tun hat, aber kaum vorhersehbar, wie erfolgreich
der Niederbayer in den nächsten Jahren werden sollte. Deutsche Romantik, fließender MollTechno, einprägsame Basslines und immer wieder sanfte, psychedelische Acid-Exkursionen auf
so unterschiedlich ausgerichteten Labels wie Dystopian, Innervisions, Ghostly International und
Acid Test zeugen von seinem universellen Anspruch. Er ist zudem einer der wenigen Producer der
vergangenen Jahre, die sich mit der Live-Umsetzung ihrer Musik ganz nach oben in der Publi­
kumsgunst spielen konnten. Ende Oktober erscheint mit Placid sein zweites Album auf Acid Test,
das in Auszügen bereits heute bei uns zu hören sein dürfte. Außerdem auf dem Programm: DJ
Tennis von Life and Death, Deetron und der Münchner Bob Beaman-Resident Muallem.
Samstag 17.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain – Stroboscopic Artefacts
Eomac LIVE
Ben Klock ostgut ton Chevel stroboscopic artefacts James Ruskin blueprint
Kangding Ray raster-noton Lucy stroboscopic artefacts Perc perc trax
Pfirter mindtrip music Zeitgeber stroboscopic artefacts
Panorama Bar – Dial
DJ Richard white material Efdemin dial Lawrence dial Mo Probs
Nautiluss the night owl dinner RNDM dial Virginia ostgut ton
Zwei Lieblingslabels unter einem Dach. Während sich dieses Jahr viele Technolabels im Düster­
segment auf bereits ausgetrampelten Pfaden bewegten, konnte Stroboscopic Artefacts mit seinen
zwischen radikal experimentellen und Floorfreundlichen Veröffentlichungen nicht nur das hohe
Niveau, das Labelbetreiber Lucy vor über fünf Jahren gesetzt hat, halten, sondern teilweise noch
eine Schippe drauflegen. So wie zum Beispiel das kürzlich erschienene Album des Italieners Dario
Tronchin alias Chevel: Blurse überzeugt mit scharf abprallenden, hakeligen Beats, wie Polaroids
verblassende Melodien und ein Detailreichtum, das zusammen mit der hohen Klangqualität wie
gemacht ist für entspanntes Kopfhörerhören. Chevel ist aber natürlich nur ein Act des LabelShowcases: mit James Ruskin, der Speedy J/Lucy-Kollaboration Zeitgeber, Kangding Ray und all
den anderen dürfte es aber auch kaum langweilig werden. Ein Stockwerk höher gibt sich das Label
von Lawrence und Carsten Jost die Ehre. Hier dürfte heute das Set von DJ Richard im Vordergrund
stehen, der Anfang September sein fantastisches Debütalbum Grind auf Dial veröffentlicht hat. Als
Teil der White Material-Posse hat der aus Princeton stammende DJ und Producer seine Vorliebe
für 90er Jahre Techno mit einer gewissen Punk-Attitude ausgelebt, auf Dial klingt er nun introver­
tierter und melancholischer – was natürlich perfekt zum Labelsound passt.
Freitag 23.10.2015 Start 24 Uhr ClekClekBoom
Panorama Bar
NSDOS LIVE
Aleqs Notal Coni French Fries
Wenn in den vergangenen Jahren von einem neuen Clubsound aus Paris die Rede war, der
frisch und funky die Garde etablierter Techno- und House-DJs der Stadt sowie die ganze Ed
Banger-Crew hat alt aussehen lassen, dann wurde hauptsächlich von dem Label ClekClekBoom
gesprochen. Musik, die aus den eher weniger polierten Ecken der Stadt kommt und aus der Ur­
suppe aller Basslastigen Musiken wie Grime, UK Funky und Garage einen extrem energetischen,
technoiden Stil geformt hat. Mitbetreiber ist Valentino Canzani alias French Fries, dessen Eltern
von Urugay nach Paris emigrierten und dessen Vater ein bekannter Multiinstrumentalist ist. Wie
viele seiner Labelmates kommt Canzani ursprünglich vom HipHop und ist alles andere als ein
Minimalist: man hört in sämtlichen Produktionen und DJ-Sets den unvoreingenommenen Hunger
nach kickenden Dance-Spielarten zwischen Acid, Ghetto House à la Dancemania, Trap und futu­
ristischen Techno heraus. The kids are alright!
Samstag 24.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain – Figure Nacht
Jeroen Search LIVE figure Johannes Heil LIVE figure
Cleric figure Len Faki figure Lewis Fautzi figure Markus Suckut figure
Philippe Petit figure Roman Poncet figure Scuba hotflush
Panorama Bar
Lövestad LIVE
Barnt magazine Bwana aus music Jamie xx young turks Roi Perez
Ryan Elliott ostgut ton Steffi ostgut ton Will Saul aus music
12 Jahre alt und mit 65 Veröffentlichungen eine kontinuierliche Kraft im Techno-Bizz: Len Faki hat
sein Label Figure über all die Jahre mit dem richtigen Gespür für die Peaktime-Bedürfnisse der DJs
geführt, er hat neue Talente aufbauen und alten Recken neue kreative Schübe entlocken können.
Die zum damaligen Zeitpunkt weitestgehend unbekannten DJs Roman Poncent und Markus Suckut
haben dort erste Platten veröffentlicht, einem seit 20 Jahren etablierten Künstler wie Johannes
Heil merkt man den Spaß am Produzieren und Experimentieren auf seinen Figure-Releases wieder
deutlich an – die Spielfreude macht sich dann auch auf überdurchschnittlich vielen Coop-Platten
bemerkbar. Zur heutigen Figure-Nacht hat Len seine alten und neuen Label-Buddys eingeladen
– Techno non-stop. Bisher noch kein offizielles Release vorweisen können das niederländische
Duo Lövestad. Müssen sie auch gar nicht – ihre tollen, Wert auf spontane Interaktion legenden
Live-Acts sind unter anderem auf ihrem YouTube-Kanal gut dokumentiert: Jazz ist hier der teacher.
Und mit Jamie xx spielt heute ein Crowdpleaser und Indiedance-Coverboy in der Panorama Bar, der
zuletzt mit seinem Soloalbum In Colour für erhöhte Herzfrequenzen gesorgt hat.
Die Blackest Ever Black-Labelnacht ist am Freitag, den 30. Oktober, im
Berghain.
Four Tet LIVE text
Floating Points eglo Mark Ernestus ndagga Nick Höppner ostgut ton
Freitag 16.10.2015 Start 24 Uhr Finest Friday
Kannst du einen Satz zu jedem Künstler sagen, der auf der Blackest Ever
Black-Party im Berghain spielt?
Prurient ist das ikonische Power Electronic-Projekt von Dominick
Fernow alias Vatican Shadow und sein erstes Live-Set in Berlin
seit der Veröffentlichung seines Meisterwerks, dem Doppel-Album
Frozen Niagara Falls. Raime sind gleichbedeutend mit Blackest
Ever Black, das Label wurde gegründet um eine Plattform für ihre
Arbeit zu schaffen, und in dieser Nacht werden sie neues Material
von ihrem kommenden, zweiten Album austesten. Tropic Of Cancer
ist das exquisite Dream Pop-Projekt von Camella Lobo und sie
kommt mit der Unterstützung ihrer neuen EP Stop Suffering. Die
Berliner ‚punks on wave‘ Diät sind eine meiner Lieblingsbands,
eine Platte von ihnen kommt nächstes Jahr auf Blackest. Hidden
Hawaii-Mitgründer Felix K ist für mich einer der herausragendsten
DJs und Produzenten auf dem Planeten, der im Grenzbereich von
Techno und Drum‘n‘Bass arbeitet. Er hat eine EP auf BEB Anfang
2015 veröffentlicht. Und Regis? Der ist natürlich der König!
Freitag 09.10.2015 Tür 21, Start 22 Uhr Groove 25
Berghain
Darkness ist inzwischen ja auch zu einem Klischee geworden, zumindest
bei einem Großteil der veröffentlichten Techno-Maxis in diesem Jahr. Was
kommt nach dieser schwärzesten aller schwarzen Perioden?
Ich veröffentliche ja keine elektronische Tanzmusik, deswegen bin
ich auch nicht wirklich qualifiziert, etwas dazu zu sagen. Vielleicht
das: Darkness war schon ein Klischee lange bevor Blackest Ever
Black begann! Und diese Dark Techno-Platten, von denen du
redest: Die schauen alle gleich aus und klingen auch alle gleich.
Die langweilen mich zu Tode. Wenn das die schwärzeste Periode
sein soll, hoffe ich, dass sie bald endet. Ich würde mein Label
nie als besonders originell bezeichnen – aber ich hoffe, es hat
zumindest etwas Esprit, Finesse und Persönlichkeit. Ich möchte,
dass es Ungereimtheiten und Widersprüche in sich trägt, genau wie
ein menschliches Wesen. Das ist es, was es interessant macht. Es
muss keinen Sinn ergeben. Letztendlich ist auch nichts besonders
Subversives oder Bedeutungsvolles an unerbittlichem Doom. Man
braucht Licht, damit das Dunkle Bedeutung findet.
Deutschland, Land der Herzen und der Waffenexporte, voll
zynischer Vernunft; selbst Zuckerbrot wird hier zur Peitsche.
„Das Ende naht!“, rufen religiöse Spinner. Ich fürchte: leider
nicht.
„Europa ohne Grenzen seit 25 Jahren“ stand auf einem der
Züge, mit denen vor allem Menschen aus den vor Wohlstand
und Stabilität so sicheren Drittstaaten versuchten, ins Land
zu kommen. Wenig später fand sich einer dieser massiv
überfüllten Züge mitten in der Pampa zwischen Ungarn und
Österreich von Polizisten umstellt, die sie in Lager sperren
sollten, wogegen sich ein Großteil dieser Menschen wehrte.
Man könne bei der Abwicklung dieses Problems helfen, hieß es
sogleich aus Deutschland, den Ungarn Menschlichkeit lehrend
und Organisationstalent andienend.
Koudlam LIVE pan european Peter Kirn LIVE cdm Hyenaz LIVE
Your Mom's feiert das Zusammentreffen von Digital Art und Musik in unserem schwitzigen JungsInternat für Techno und das Leben an sich – fast wie einst Bonnie Tyler in ihrem berühmten Video
zu „Total Eclipse Of The Heart“. Der Abend vereint von Technologie inspirierte und in Berlin gebore­
ne Kunst mit Live-Musik: 15 KünstlerInnen präsentieren ihre Arbeiten als audio-visuelles Erlebnis,
daneben spielen der Franzose Koudlam, CDM-Gründer Peter Kirn und das technoschamanische
Duo Hyenaz auf der Konzertbühne.
Fünf Jahre nachdem du das Label gegründet hast: Bist du zufrieden, mit
dem was du erreicht hast? Welche Einsichten konntest du gewinnen?
Ja, ich bin wirklich glücklich, mit dem was ich erreicht habe. Obwohl
ich einiges anders machen würde, wenn ich noch einmal eine zweite
Chance hätte. Einsichten? Man hat die besten Ideen meistens wenn
man betrunken ist: Achtet darauf, sie sofort zu notieren! Oh, und: Ein
bewegliches Ziel ist schwieriger zu treffen.
Panorama Bar
Ben UFO hessle audio Carl Craig planet e Gonno endless flight
Honey Dijon dijonmusic Massimiliano Pagliara larj
Simoncino crème organization Soundstream soundstream Tama Sumo ostgut ton
Unsere einzige Klubnacht in diesem Monat, die nicht auf ein bestimmtes Label zugeschnitten ist,
kommt auch ohne inhaltlichen Überbau mit einem sehr starken Programm. Zum einen natürlich mit
dem Live-Act von Pariah und Blawan. Als Karenn liefern sie ein Hardware-basiertes, weitestgehend
improvisiertes Set ab, das sich recht zügellos durch die härteren Technogefilde holzt. Auf ihrem
Label Works The Long Nights veröffentlichten sie vor drei Jahren auch eine Platte des irischen DJs
Sunil Sharp. Der zählt seit 15 Jahren zur Dubliner Underground-Technoszene, wo er unter ande­
rem lange Zeit eine eigene Radioshow mit langen Künstler-Interviews hostete. Wo soll man heute
beim Panorama Bar-Programm anfangen? Bei Honey Dijons Mixkünsten und ihrer unnachahm­
lichen Art, den 90er House-Sound aus New York in etwas sehr Heutiges zu transformieren? Ben
UFOs extrem gute und immer wieder überraschende Track-Selection? Die lang geschulte Souve­
ränität eines Carl Craigs? Den überzeugenden Vintage House- bzw. Disco-Entwurf des Italieners
Simoncino? Den hippiesken Balearic-Sound des Japaners Gonno? Wir freuen uns einfach auf alle.
Some refugees are welcome.
von Timon Engelhardt
Karenn LIVE works the long nights
Boris ostgut ton DJ Pete hard wax Function ostgut ton Mark Broom beard man
Rødhåd dystopian Sunil Sharpe earwiggle Sven von Thülen work them
Donnerstag 15.10.2015 Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr Turn Around Bright Eyes
Berghain
Blackest Ever Black war eines der ersten Labels, die in der letzten
Dekade erfolgreich eine starke Industrial- und Dark Wave-Ästhetik mit
Clubmusik verbinden konnten. Was neben der Musik auch euren extrem
assoziativen, stimmigen Cover-Artworks geschuldet sein könnte. Was ist
dein visueller Anspruch?
Artwork ist wichtig, ohne Zweifel. Visuelle Anhaltspunkte zählen:
Ob man ein zweidimensionales JPG oder ein tatsächlich physisches
Produkt in den Händen hält – das richtige Cover Image haucht einer
Platte Leben ein. Ich selbst kann mich erst auf ein Stück Musik
einlassen, wenn ich das Artwork gesehen habe. Für mich sind
diese beiden Dinge untrennbar miteinander verbunden; ich mag
es, Menschen und Gesichter zu sehen. Blackest Ever Black ist und
war nie ein Technolabel, zumindest nicht im konventionellen Sinn.
Einer der Anhaltspunkte dafür ist, das wir eine rein grafische oder
geometrische visuelle Repräsentation ablehnen. Ich versuche,
das Menschliche in den Mittelpunkt zu stellen, vor allem wenn
die meiste Musik, die wir veröffentlichen, dazu neigt, abstrakt und
entkörperlicht rüberzukommen. Ich mag es, der Musik wieder einen
Körper zu geben, eine persönliche Erfahrung zu ermöglichen.
Samstag 03.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain
caroline
Willkommen zurück im Berghain, Health. Nach ihrem Konzert im Rahmen von Certain People gilt
dem Experimental-Noise-Rock-Quartett aus Los Angeles samt ihres neuen Albums Death Magic
diesmal alle Aufmerksamkeit – im Spätsommer ließen sie diese neue Platte auf den Soundtrack
zu Max Payne 3 (2012) und Get Color (2009) folgen. Musikalisch ist darauf vieles noch beim Al­
ten: Sägende Gitarren, schrille Synth-Flächen, aggressives Drumming gepaart mit dem verhallten,
hochgepitchten Gesang Benjamin Jared Millers.
LIVE
Bitte stelle dich vor.
Mein Name ist Kiran Sande. Ich bin ein Labelbetreiber, Misanthrop,
Ex-Raucher und zeitweiliger Berliner. Ich verlasse nur ungern meine
Wohnung und mag keine Menschen, bis auf diejenigen, die ich
sowieso schon kenne.
Ein deutsch-kanadisches Freundschaftsfest bei der heutigen Perlon-Party. Marc Leclaire
und Vincent Lemieux sind nicht nur die Betreiber des Musique Risquee-Labels, beide ha­
ben auch in den vergangenen 15 Jahren den Sound ihrer Stadt Montreal geprägt wie kaum
andere neben ihnen. Leclaire vor allem mit seinem Cut-up-Minimal-House-Projekt Akufen,
Lemieux als Kurator hinter dem erfolgreichen Musikfestival MUTEK – aber eben auch als
Veranstalter wöchentlicher Techno-Partys, als DJ und Producer sowieso.
Health
Thilo Schneider
Kiran Sande / Blackest Ever Black
Marc Leclaire Sammy Dee Vincent Lemieux Zip
Während, in Annoncen von Gucci und Baumärkten embedded,
die Bilder einsam Ertrunkener oder blutig geschlagener
Frontex-Opfer um die Welt gehen und angesichts von immer
offensichtlicher werdender Brutalisierungen Verzweiflung und
Ohnmacht agieren, schickt sich auch der sonst von wirklich
jedem Ressentiment gerittene Til Schweiger an, mit Unterstützung von SPD und Schlagerbarden ein eigenes Lager zu
eröffnen. Per Grenzschließung schützen CSU-Obere die
syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge vor ihrer festzeltbesoffenen
Wählerschaft. Gleichzeitig übernimmt die sogenannte Gesellschaft ehedem staatliche Aufgaben, vor Wonne und Wut ganz
stolz auf das Elend der Krisenverwaltung, der Facebook-Mob
lyncht derweil die ohnehin spärlichen Arbeitsmarktchancen
des Heidenauer usw. Packs – intellektuell, moralisch, ethisch,
politisch, optisch modisch hässliche Menschen, von Ängsten
zerfressen und wohl kaum mit Aufklärung und örtlicher
Dönerbude dem Rassismus abspenstig zu machen –, der
schreibende Arm des Wutbürgerpöbels kapert das Hashtag
#refugeeswelcome sowie den deutschen Fußball, Madame
Merkel wird von der Austeritätskanzlerin mit Pickelhaube zur
Streichelmutti Europas. Deutschland findet zu und feiert sich
selbst. Ein Kollektiv, das neurotisch nur Opfer sein kann oder
besser als der Rest der Welt, in diesen Tagen beides zugleich.
Man sollte nicht verschweigen: An vielen Orten haben
sich tatsächlich schnell tragfähige Strukturen entwicklelt,
die die Aufgaben eines absichtsvoll versagenden Staates
übernehmen, Feuerwehrpolitik nach jedem neuen Anschlag
betreiben, als Zivilgesellschaft und weit über die Kreise der
üblichen Verdächtigen hinaus ein Mindestmaß an Humanismus
herstellend. Aber man darf Empathie nicht mit Erkenntnis
verwechseln, nicht wenigen der Vielen erscheint als mindestens
nachvollziehbar, an der Unterscheidung von Menschen anhand
ihrer Nützlichkeit festzuhalten und diese nach ethnischen
Kriterien festzulegen: Der nach landläufiger Meinung von
Natur aus unbeständige Rom eine Belastung für unseren
guten Willen wie die nur zum Kindersoldaten ausgebildete
Testosteronbombe aus einem der failed states Afrikas; die
syrische Mittelschicht jedoch Hoffnung auf das nun zufällig
vielleicht doch bewahrheitende Rentenversprechen.
Panorama Bar
„Die Dunkelheit des Meeres“ hieß ein Text, der sich Anfang
2009 an dieser Stelle bemühte, ein paar kritische Worte zu
verlieren zu den auch vor sechs Jahren schon längst zum
Massensterben gewordenen Versuchen, die Grenzen der
Festung Europa zu überwinden. Bereits damals herrschte in
diesen Zeilen ein gewisser Pessimismus vor. Den Befürchtungen
ist zweierlei Erkenntnis gewichen: Es hat sich vieles schneller
zum noch Schlimmeren gewendet als gedacht, und: es könnte
alles noch schlimmer sein. Wird es wohl auch werden.
Freitag 02.10.2015 Start 24 Uhr …get perlonized!
Dienstag 13.10.2015 Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr
Berghain
OKTOBER 2015
Freitag 02.10.2015 Start 24 Uhr …get perlonized!
Panorama Bar > Marc Leclaire Sammy Dee Vincent Lemieux Zip
Samstag 03.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > Karenn LIVE Boris DJ Pete Function Mark Broom
Rødhåd Sunil Sharpe Sven von Thülen
Panorama Bar > Ben UFO Carl Craig Gonno Honey Dijon Massimiliano Pagliara
Simoncino Soundstream Tama Sumo
Freitag 09.10.2015
Tür 21, Start 22 Uhr
Groove 25
Berghain > Four Tet LIVE Floating Points Mark Ernestus Nick Höppner
Panorama Bar > Larry Gus LIVE Duke Slammer Junior Boys nd_baumecker
Freitag 30.10.2015 Start 20 Uhr Blackest Ever Black × PAN
Berghain – Blackest Ever Black
Diät LIVE Prurient LIVE Raime
Death Disco Felix K Regis
LIVE
Tropic Of Cancer
LIVE
Panorama Bar Start 24 Uhr – PAN
Bill Kouligas Josey Rebelle Lee Gamble (DJ-set) M.E.S.H. Objekt
2010 in London gegründet, hat sich Blackest Ever Black schnell zu einer Plattform entwickelt,
die elektronischer Musik wesentliche Goth-Impulse hinzufügen konnte. Heute ist auch Berlin ihre
Heimat und BEB hat sich zu einem idiosynkratischen und Genre-blinden Label gemausert. Der
fünfjährige Geburtstag wird nun in zwei Akten im Berghain begangen und zeigt dabei ihr wei­
tergehendes Interesse an mysteriösen Momenten von Musik auf. Am Anfang dieser Nacht im
Berghain steht das Konzert der Berliner punks-on-wave Diät sowie Camella Lobos Projekt Tropic
Of Cancer, die wir nach zwei Jahren wieder am Wriezener Bahnhof hören dürfen. Ab Mitternacht
geht der Konzertteil dann fließend in den Clubmodus über, mit Live-Performances von Raime
und Prurient sowie DJ-Sets von Regis und Felix K. Parallel dazu öffnet die Panorama Bar für alle
Anwesenden und Neuankömmlinge mit einer von PAN gestalteten Nacht. Betreiber Bill Kouligas
und seine Schützlinge haben ja bereits mehrfach gezeigt, wie sie den unteren Floor mit nichtkonventioneller Musik zu zerlegen wissen.
Samstag 31.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain – Ostgut Ton|Zehn Record Release
Planetary Assault Systems LIVE mote evolver Substance LIVE
Answer Code Request ostgut ton Anthony Parasole the corner
Fiedel mmm Function B2B Inland infrastructure
Kobosil ostgut ton Marcel Fengler ostgut ton Norman Nodge ostgut ton
Panorama Bar
Automatic Tasty LIVE lunar disko
John Heckle lunar disko Lunar Disko DJ Team lunar disko Partok the block
Rahaan disco deviance Roger 23 bio rhythm San Soda we play house Schmutz 4lux
Es waren zehn Jahre, zweiundneunzig 12”es, zwanzig Alben, vierzehn DJ-Mixes, sieben UntertonReleases, zwei Compilations, eine 7”-Single und eine Kassette. Innerhalb dieser Zeit ist Ostgut
Ton als Label gewachsen, nicht nur in Sachen Katalognummer und musikalischer Vielfalt, sondern
auch in Sachen Erfahrung und als musikalischer Hafen für die Residents von Berghain und Pano­
rama Bar. Aber soviel zum Blick zurück. Heute wollen wir das Release unserer Compilation Ostgut
Ton|Zehn feiern, die weniger ein Blick zurück als nach vorne geworden ist. 30 neue Tracks von
unseren Residents, Neuzugängen, Ostgut Booking-Künstlern, Freunden des Hauses sowie Kolla­
borationen von Efdemin und Marcel Fengler (als DIN), Steffi und Martyn (als Doms & Deykers)
sowie Luke Slater und Marcel Dettmann (als S/D) werden als limitiertes 10x12”-Vinyl, DreifachCD-Box sowie als digitales Download präsentiert. Das Ganze natürlich aufwendig verpackt und
mit Artworks befreundeter KünstlerInnen versehen. Wir freuen uns auf die nächsten zehn Jahre!
Während das Berghain heute also komplett in unserer Hand ist, haben wir für die Panorama Bar
ausschließlich Außerhausgäste eingeladen. Lunar Disko Attack!
Samstag 10.10.2015 Start 24 Uhr Innervisions Überall
Berghain > Cyrillic LIVE Aiken Don Williams Fanon Flowers
Marcel Dettmann Raiz Ron Albrecht Zadig
Panorama Bar > Dorisburg LIVE Schwarzmann LIVE
Âme Dixon Gerd Janson Gilb'R Maurice Fulton Mosca
Dienstag 13.10.2015 Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr
Berghain > Health LIVE
Donnerstag 15.10.2015 Tür 20 Uhr, Start 21 Uhr Turn Around Bright Eyes
Berghain > Koudlam LIVE Peter Kirn LIVE Hyenaz LIVE
Freitag 16.10.2015 Start 24 Uhr Finest Friday
Panorama Bar > Recondite LIVE Deetron DJ Tennis Muallem
Samstag 17.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > Eomac LIVE Ben Klock Chevel James Ruskin
Kangding Ray Lucy Perc Pfirter Zeitgeber
Panorama Bar > DJ Richard Efdemin Lawrence Mo Probs Nautiluss RNDM Virginia
Freitag 23.10.2015 Start 24 Uhr ClekClekBoom
Panorama Bar > NSDOS LIVE Aleqs Notal Coni French Fries
Samstag 24.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > Jeroen Search LIVE Johannes Heil LIVE Cleric Len Faki
Lewis Fautzi Markus Suckut Philippe Petit Roman Poncet Scuba
Panorama Bar > Lövestad LIVE Barnt Bwana Jamie xx
Roi Perez Ryan Elliott Steffi Will Saul
Freitag 30.10.2015 Start 20/24 Uhr Blackest Ever Black × PAN
Berghain > Diät LIVE Prurient LIVE Raime LIVE Tropic Of Cancer LIVE
Death Disco Felix K Regis
Panorama Bar > Bill Kouligas Josey Rebelle Lee Gamble (DJ-set) M.E.S.H. Objekt
Samstag 31.10.2015 Start 24 Uhr Klubnacht
Berghain > Planetary Assault Systems LIVE Substance LIVE
Answer Code Request Anthony Parasole Fiedel
Function B2B Inland Kobosil Marcel Fengler Norman Nodge
Panorama Bar > Automatic Tasty LIVE John Heckle Lunar Disko DJ Team
Partok Rahaan Roger 23 San Soda Schmutz
Artwork Flyer > Laura Schürmann
Am Wriezener Bahnhof
Berlin – Friedrichshain
S Ostbahnhof
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