Die Universität Princeton: Forschen aus Neugier

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Die Universität Princeton: Forschen aus Neugier
Die Universität Princeton: Forschen aus
Neugier
Die amerikanische Princeton University zieht seit Jahrzehnten Studenten aus der ganzen Welt
an. Die akademischen Freiheiten und die besondere wissenschaftliche Förderung des
Nachwuchses machen ihren legendären Ruf aus.
Hörsaal der berühmten Universität Princeton
Im Lesesaal des Instituts für "Advanced Studies" läutet eine antike Uhr die Teestunde ein.
Studenten und Professoren greifen zum Gebäck und vertiefen sich in die Lektüre des breit
gefächerten internationalen Zeitungskanons. Andere suchen den Plausch mit Kommilitonen.
Statt des akademischen Massenbetriebs ist in Princeton Exklusivität angesagt.
Forschen ohne Bankkredit
"Hier wird noch geforscht um des Forschens willen - Forschung aus Neugier und weniger um
ein bestimmtes Ergebnis oder einen praktischen Nutzen zu erzielen", sagt der britische
Naturwissenschaftler Peter Goddard, der seit 2004 in Princeton über die
Grundvoraussetzungen des wissenschaftlichen Forschens lehrt.
Wer unser Denken ändern wolle und Grundlagenforschung betreibe, könne sich nicht an
einem vorgegebenen Rahmen orientieren, so Peter Goddard. Amerikas Eliteuniversitäten sind
private Lehranstalten, die ihr Lehrangebot, das akademische Personal und ihre Studenten ganz
in eigener Regie und nach eigenen Kriterien auswählen. In Princeton werden die meisten
Entscheidungen von einem 40-köpfigen Kuratoren-Rat getroffen, der auch die Aufnahme und
Unterrichtsgebühren festlegt. Mehr als 30.000 Dollar, rund 28.000 Euro, beträgt die jährliche
Studiengebühr. Hinzu kommen etwa 10.000 Dollar für Unterkunft und Verpflegung. Alle
Studenten, die zwar über die entsprechende akademische Qualifikation, nicht aber über die
ökonomischen Mittel verfügen, können ein Stipendium beantragen. Das gilt auch für
ausländische Studenten. Die Universität ist stolz darauf, dass seit Jahren keiner ihrer
Studenten einen Bankkredit für das Studium hat aufnehmen müssen. Trotzdem sind die
Elitestudenten vornehmlich Weiße angloamerikanischer Herkunft.
Ein illustrer Lehrkörper von Albert Einstein bis Joschka Fischer
Ex-Außenminister Joschka Fischer leitet als Gastprofessor Seminare in Princeton
Der akademische Lehrkörper der Universität setzt sich unter anderem aus Dutzenden
Nobelpreisträgern zusammen. Der intellektuelle Anspruch leitet sich dabei auch aus dem
besonderen Erbe Princetons her. Maureen Smyth, Kuratorin der Princeton Historical Society:
"In Princeton steht die akademische Leistung und der Intellekt ganz im Vordergrund. Wo in
anderen amerikanischen Städten die Kunst oder die Produktion von materiellen Gütern im
Zentrum stehen, wird diese Stadt von ihrem intellektuellen Klima geprägt."
Nach Maureen Smyths Meinung personifiziere diesen Hunger nach Wissen, diese Lust am
intellektuellen Disput und das Streben nach bahnbrechenden Forschungsergebnissen wohl
keiner besser als Albert Einstein. Albert Einstein lehrte von 1933 bis 1952 in Princeton,
andere schillernde Persönlichkeiten folgten. Unter den Zöglingen der Universität befinden
sich so illustre Gestalten wie die Schauspieler James Stewart und Brooke Shields oder
Politiker wie Donald Rumsfeld. Deutschlands früherer Außenminister Joschka Fischer lehrt
seit Herbst 2006 als Gastdozent in Princeton.
Hohe Erwartungen an die Bewerber
Zum Elitecharakter der Universität gehört neben der herausragenden akademischen
Qualifikation, die jeder Studienbewerber unter Beweis stellen muss, auch ein besonderes
Persönlichkeitsprofil, das die Vielfalt der Charaktere auf dem Campus garantieren soll. Mit
lediglich 6841 eingeschriebenen Studenten und einer Annahmequote von lediglich knapp
fünfzehn Prozent aller Bewerber gilt in Princeton, wie an allen amerikanischen Ivy-LeagueUniversitäten, das Prinzip Klasse statt Masse.
Studieren im Elfenbeinturm
Alle amerikanischen Eliteuniversitäten zeichnen sich durch ein extrem günstiges Verhältnis
von Studenten zum Lehrpersonal aus. In Princeton kommen auf einen Dozenten lediglich fünf
Studenten. Die Betreuung durch Professoren und das andere Lehrpersonal ist auch jenseits der
Seminare und Vorlesungen intensiv, nicht zuletzt weil alle gemeinsam auf dem Campus
wohnen. Das Ambiente auf dem historischen Campus aus dem Jahre 1756 mit seinen Kirchen
und Konzertsälen macht einen nicht geringen Teil des Charmes von Princeton aus. Sie ist die
viert älteste der acht amerikanischen Ivy-League-Universitäten, zu denen auch Harvard, Yale,
Cornell und die Columbia University in New York gehören. Ablenkung vom akademischen
Betrieb und Zerstreuung bieten in Princeton vor allem Sport und Kulturveranstaltungen,
während das Alltagsleben ruhig und beschaulich ist. Die Kriminal-Statistik für das Jahr 2005
weist für die Stadt Princeton keinen Mord, eine Vergewaltigung und drei Autodiebstähle aus.
Das geflügelte Wort vom Studieren im Elfenbeinturm wird in Princeton zur Wirklichkeit.