Diagnose Sommerekzem - verhalten

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Diagnose Sommerekzem - verhalten
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Hier beginnt eine neue Serie....
V
Eine Tierärtzin berichtet...
Vor einige Jahren noch hauptsächlich in der Isländerszene bekannt,
hat es das Sommerekzem mittlerweile zu einer traurigen Berühmtheit gebracht. Schon lange weiß
man, dass nicht nur Importpferde
betroffen sind. Auch Fellfarbe und
Geschlecht scheinen laut diverser
oder Gnitzen bekannt. Nur die tragenden Weibchen saugen Blut. Um
sich vermehren zu können, sind
sie auf stehende oder langsam
fließende Gewässer und einen gewissen Windschutz angewiesen.
Dort, wo diese Bedingungen erfüllt
werden, kann sich die Mücke vermehren und auch nur in diesen
Gegenden kann sich ein Sommerekzem entwickeln. Da dies in unseren Breiten meist nur von April
bis Oktober möglich ist, beschrän-
Diagnose Sommerekzem
Studien keine größere Rolle zu spielen. Die Vererbbarkeit gilt dafür allerdings als erwiesen und auch
weiß man bereits, dass die Mehrzahl der Tiere in der Pubertät, d.h.
vor dem 5. Lebensjahr erkranken.
Doch was genau ist eigentlich das
Sommerekzem und wie lässt sich
eine sichere Diagnose stellen?
Unter dem Begriff „Sommerekzem“
versteht man in erster Linie eine
Überempfindlichkeit gegen den
Speichel verschiedener Culicuides
Spezies. Hierzulande sind diese
Mücken meist als Kriebbelmücken
ken sich die Symptome in der Regel
auf
diesen
Zeitraum.
Betroffene Hautpartien sind dabei
vor allem der Schweifansatz, der
Mähnenkamm, die Bauchnaht und
die Kuppe. Die Insekten bevorzugen feuchte Wärme und die Zeit
kurz vor Sonnenaufgang bzw.
kurz nach Sonnenuntergang. An
windigen Tagen wird man ihnen
seltener begegnen, da sie eher
schlechte Flieger sind.
Hat man nun schon einmal festgestellt, dass das eigene Pferd unter
Juckreiz leidet, sollte an erster
Foto: Christine Bininda
Stelle die Diagnose stehen. So
können andere Auslöser, wie beispielsweise Ektoparasitenbefall
(Milben, Haarlinge), gleich ausgeschlossen werden. Eine Biopsie
kann klären, ob der Körper Anzeichen einer allergischen Reaktion
aufweist. Auch eine Insektenverdachtsbehandlung bringt unter
Umständen erste Sicherheit. Hierfür werden Benzoylbenzoat oder
Permethrin auf die Pferdehaut aufgetragen. Reduzieren sich die
Symptome, gilt dies als Beweis für
eine Überempfindlichkeitsreaktion
auf den Culicuidesspeichel.
Gerade am Anfang der Erkrankung
werden häufig auch einmal Immunsuppressiva eingesetzt. Sie
unterdrücken die Reaktion des Immunsystems auf den Insektenstich. Hierbei handelt es sich um
die Stoffgruppe der Cortikoide (z.
B. Prednisolon), die außerdem
noch entzündungshemmend sind
und den Juckreiz stillen. Eine anfängliche Behandlung mit diesen
Präparaten kann zu einer schnellen klinischen Besserung führen
und so auch die Resultate der
nachfolgenden therapeutischen
Maßnahmen verbessern.
Leider gibt es bis heute noch kein
Therapieverfahren, dass dauerhafte Heilung verspricht.
Foto: Christine Bininda
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Alternative Heilmethoden, wie Bioresonanz, Akupunktur, chinesische
Kräuter
oder
ein
Homöopathisches Konstitutionsmittel können in manchen Fällen
jedoch durchaus einen guten Behandlungserfolg erzielen.
Auch Produkte zur Stärkung des
Immunsystems (z.B. Gladiator
plus, Nutripferd), wie auch eine Eigenbluttherapie (auch in Kombination mit homöopathischen
Lösungen) bewirken häufig eine
Besserung.
Für all diese Mittel und Methoden
gilt aber vor allem eines: die Anwendung muss im Idealfall bereits
vor dem eigentlichen Ausbruch im
Frühjahr erfolgen und häufig über
einen sehr langen Zeitraum fortgesetzt werden. Meist dauert es
Wochen oder Monaten bis sich
eine erste Besserung einstellt.
Eine besonders wichtige Rolle in
der Behandlung des Sommerekzems stellen deshalb auch diverse
Vorbeugemaßnahmen da. Hierbei
sollen die Mücken zum Teil mechanisch (spez.Decken, Masken)
und durch entsprechende Repellents (z.B. Wellcare) vom Pferd
ferngehalten werden. Auch diverse
natürliche Insektenschutzmittel,
meist auf Basis ätherischer Öle,
können die kleinen Plagegeister
kurzzeitig fernhalten. Eine Aufstallung in den gefährlichen Morgen- und Abendstunden, wie auch
ein durch besonders kleinmaschige Netze bzw. Plastikvorhänge
geschützter Stall stellt zwar höhere Anforderungen an das Ma-
nagement, bringen dafür aber
auch schnell Erleichterung für die
betroffenen Tiere. Die meisten
Pferde nehmen diese Zufluchtsorte sehr dankbar an. Um ihnen
eine Gelegenheit zum Scheuern
geben zu können, sollte man außerdem entsprechende Scheuerplätze
aus
glattem
Holzkonstruktionen, fest installierte
Bürsten an der Wand und sandige
Plätze im Auslauf einrichten.
Auch für die Pflege der gereizten
Haut steht eine Vielzahl an Ölen,
Fetten und Emulsionen zur Auswahl. Sie stillen den Juckreiz ein
wenig, beruhigen die Haut und
lassen Wunden schneller abheilen.
Allerdings ist in der Regel ein tägliches Auftragen nötig.
weise also für sommerekzemgeplagte Pferde (und deren Besitzer) nicht. Jeder muss für seinen
Schützling die richtige Präparatkombination und die umsetzbaren
Veränderungen im Haltungssystem selbst finden.
Leider verträgt nicht jedes Pferd
jedes Produkt gleich gut und was
bei dem Einen hilft, zeigt beim
Stallnachbarn vielleicht überhaupt
keine Wirkung. Der Austausch mit
anderen Besitzern ist auf dem langen Weg der Suche sicher trotzdem wichtig. Und vielleicht findet
sich eines Tages ja doch noch das
Wundermittel für alle vom Juckreiz
geplagten Vierbeiner!
Von Dr. Jeanette Blöhbaum
Quellen:
„Dermatologie made easy – Dermatologie
für den Pferdepraktiker“ Prof.Dr.Ralf
S.Müller
„Equine internal medicine“ Stephen M.Reed,
Warwick M.Bayly, Debra C.Sellon
“Sommerkzem – Erkennen, Vorbeugen, Behandeln” Anke Rüsbüldt
Auch die richtige Ernährung ist
(nicht nur für den Ekzemer) wichtig. Grundsätzlich ist eine Eiweißüberversorgung zu vermeiden. Die
Tiere sollten außerdem keinen Mineralstoff- und/oder Vitaminmangel haben (vom Tierarzt überprüfen lassen).
Das Beifüttern von beispielsweise
Hefe oder Leinsamenöl in der Zeit
des Fellwechsels kann unterstützend wirken. Man sollte sich jedoch nicht dazu verführen lassen
jeden Tag ein ganzes Arsenal an
Zusatzfuttermitteln zu verabreichen. Viel hilft leider nicht unbedingt viel…
Eine einheitliche Behandlungsempfehlung gibt es bedauerlicher-
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