bühne - engels

Transcrição

bühne - engels
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Januar 2015
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www.engels-kultur.de
„Die Ratten“ | R: Volker Lösch | Schauspiel Düsseldorf | Foto: Sebastian Hoppe
Das Meinungs-Magazin
PARFORCE-RITT ÜBER THEATER-SPIELWIESEN
THEATER
THEATER RUHR im Januar
BÜHNE
KLAGE
ÜBER DAS
DASEIN
Semiotik
Orchester
Szenografie
FigurenführungOper Handlung
Schauspiel Choreografie
Performativität
Postdramatik Philharmonie
Tanz
Inszenierung
Avantgarde Kabarett
Independent
Soufflage
Klang Rampe
Improvisation
Szenografie
Klang
Soufflage
Improvisation
Crossover Handlu
Improvisation
Independent
Semiotik
Rampe
Crossover
Naturalismus
RequisitenBläsersatzVorhang
Figurenführung
Rampe Handlung Soufflage
Figurenführung Finaler Akt
Bläsersatz
Independent
Klang
Rhythmik
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Improvisation Choreografie RhythmikChoreografie
Independent Finaler AktImprovisation
Handlung
Vorhang
RampeRhythmik
Bläsersatz Choreografie
Soufflage
Soufflage
Szenografie
Improvisation
Szenografie
Figurenführung
Klang Semiotik
SoufflageVorhang
Rhythmik Vorhang Figurenführung
Finaler Akt Szenografie
Stimme
Naturalismus
Rampe
equisiten
Improvisation
Rampe Rampe Rhythmik Klang
Dialogregie
Stimme Vorhang Soufflage
Naturalismus Klang
Naturalismus Szenografie
Independent
Finaler Akt
Independent
Stimme
Dialogregie
Stimme
Soufflage
Crossover
Figurenführung
Crossover Szenografie RampeRhythmik Choreografie
Figurenführung
Stimme
Rampe Rhytmik
Vorhang
Handlung Independent
Choreografie
Soufflage
Requisiten
Klang Semiotik
Soufflage
Naturalismus
ufflage
Improvisation
Variété
Objekttheater
Festival
Dramaturgie
Musiktheater
bühnE
Premiere
Handlung
BÜHNEN IN NRW
Kritik, Interviews und Links
Köln – choices.de
Düsseldorf – biograph.de
Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de
Wuppertal – engels-kultur.de
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Lesezeic
www.engels-kultur.de
Januar 2015
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www.engels-kultur.de
FRAU MÜLLER MUSS WEG
EIN FILM VON SÖNKE WORTMANN
www.frau-mueller-muss-weg.de
Das Meinungs-Magazin
Wir sind
stets
hochmotiviert,
Sie
einzustellen.
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Agentur für Arbeit
Solingen-Wuppertal
-kultur.de
Foto: Birgit Hupfeld
engels-Thema.
5 ARM & REICH
Wer verdient, soll zahlen
6 Themeninterviews
Sven Giegold über Steuer, Sünder und Schlupflöcher
Markus Henn vom Netzwerk Steuergerechtigkeit
über die Systemfrage
7 Weitere Thementexte
Tausende Wuppertaler Kinder und Jugendliche leben
in Armut
Ende für den doppelten Iren
Bühne.
9 Auftritt
Jörg Buttgereit inszeniert im Studio Dortmund
„Nosferatu lebt!“
12 Theater an der Ruhr
Völker Lösch inszeniert „Die Ratten“ in Düsseldorf
Prolog
Musikalisches und Literarisches
Kino.
Kunst.
13 Film des Monats
„Norte – End of History“
14 Film-Kritik
15 Gespräch zum Film
Sönke Wortmann über seine neue Komödie
„Frau Müller muss weg!“
17 Hintergrund
„Frau Müller muss weg!“
18 Roter Teppich
Eddie Redmayne über „Die Entdeckung der
Unendlichkeit“, Stephen Hawking und das Streben
nach Perfektion
21 Filmwirtschaft
Ein mäßiges Jahr und was sonst noch so war
25 kunst & gut
Jochen Stücke mit dem „Pariser Album“ im
Von der Heydt-Museum
27 Kunst-Kalender NRW
Kultur in NRW. überregional
Literatur.
22 Wortwahl
Buch-Empfehlungen des Monats
ComicKultur
Comic-Empfehlungen des Monats
Textwelten
Das Konzept der Lesementoren geht endlich auf
Musik.
24 KompaktDisk
Musik-Empfehlungen des Monats
BÜHNE
Theater an der Ruhr
Foto: Sebastian Hoppe
12
Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW.
empfehlen | weitersagen | kommentieren
Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.
KINO
„Norte – End of History“
10 Musical in NRW
„Das Wunder von Bern“ wird zum Musical-Wunder
Tanz in NRW
Preise für bodytalk u. die Tänzerin Carolin Simon
11 Oper in NRW
Händels „Belsazar“ in Gelsenkirchen
Theater in NRW
Frank Hoffmann verlängert bei den Ruhrfestspielen
23 Improvisierte Musik in NRW
Nicolas Simion: WDR Jazzpreis für Improvisation
Klassik an der Ruhr
Die Duisburger Philharmoniker feiern Geburtstage
24 Klassik am Rhein
Joshua Bell geigt Diebesgut
26 Kunst in NRW
Paul Klee und der Ferne Osten in Köln
Popkultur in NRW
2014 war ein gutes Popjahr an Rhein und Ruhr
Film des Monats
13
MUSIK
SCHON GELEBT?
 HEUTE
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
engels spezial.
4 Intro – Volle Kraft voraus
8 Innovation
Ein Ratinger Landwirt hat die Bio-Kohle
wiederentdeckt
28 Magenbitter
engelszungen
29 engels bildet
30 Auswahl des Monats
Veranstaltungs-Empfehlungen im Januar
31 Impressum
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
engelsKultur
Lesen Sie mehr auf www.engels-kultur.de!
Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Improvisierte Musik in NRW KUNST
Foto: Christoph Giese
23
© VG Bild-Kunst, Bonn
kunst & gut
25
-kultur.de
Januar 2015
2015 werden die Karten neu gemischt, Foto: Amélie Kai
engels + engels-kultur.de
Volle Kraft voraus
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
Gerechtere Steuern
Der finanz- und wirtschaftspolitische Sprecher
der Grünen-Fraktion im Europaparlament und
Mitgründer von Attac Deutschland über die
Möglichkeiten, Steuerhinterziehung von Privatpersonen und Unternehmen aufzudecken.
Sven Giegold
Thema
6
Umverteilung
Seine Vorstellungen eines fairen Steuersystems teilt uns Markus Henn, Koordinator
beim Netzwerk Steuergerechtigkeit Deutschland, im Interview mit und verrät Struktur,
künftige Ziele und erreichte Erfolge der Organisation.
Der Jahreswechsel ist nach der weihnachtlichen Zeit der Einkehr ein Grund,
nach vorn zu schauen und gute Vorsätze zu fassen. Sparen ist solch ein beliebter Neujahrsvorsatz. Vor allem Großkonzerne sparen sich gern Steuern.
Wir beschäftigen uns daher unter dem Titel ARM & REICH mit dem Thema
Steuergerechtigkeit. In unserer Rubrik Innovation geht es um das Sparen
von Energie. Wir stellen einen Ratinger Landwirt vor, der Strom und Wärme
aus Bio-Kohle gewinnt. Kürzer zu treten ist kein Vorsatz von Jörg Buttgereit.
Derzeit läuft am THEATER DORTMUND, frei nach F.W. Murnaus expressionistischem Filmklassiker, seine Inszenierung von NOSFERATU LEBT! Während
hier Film auf die Bühne kommt, hat es Lutz Hübners Stück FRAU MÜLLER
MUSS WEG! auf die Leinwand geschafft. Wir sprechen mit Regisseur SÖNKE
WORTMANN. Außerdem erzählt uns EDDIE REDMAYNE, Hauptdarsteller des
Stephen-Hawking-Biopics DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT, von den
Schwierigkeiten, eine lebende Legende zu verkörpern. Legendär ist auch Paris.
Die Metropole an der Seine ist für JOCHEN STÜCKE eine Quelle der Inspiration,
in deren (Kultur)-Geschichte er seit zehn Jahren immerfort eintaucht und die
die Basis seiner Ausstellung PARISER ALBUM am VON DER HEYDT-MUSEUM
ist. Statt mal wieder mit dem Rauchen aufzuhören, empfehlen wir: Geht ins
Theater, Kino, Museum oder auf ein Konzert. Was immer uns 2015 erwartet:
An Kultur wird es Wuppertal nicht mangeln!
MAXI BRAUN
Markus Henn
Film
15
Gespräch zum Film
Bei Diskussionen zwischen Eltern und Lehrern
können schon mal die Emotionen hochkochen – besonders in der Komödie „Frau Müller muss weg!“. Unser Gespräch mit Regisseur
Sönke Wortmann, der auch schon das Theaterstück inszenierte.
Sönke Wortmann
Film
STEUERSÜNDER
an den Pranger?
engels-THEMA arm & reich
Wir sprechen über Steuergerechtigkeit
Nächster engels-Kreis:
15. Januar 2015
18 Uhr
Café Ada, Wiesenstraße
Foto: Tom Trambow
18
Roter Teppich
Den Physiker Stephen Hawking darzustellen,
ist keine einfache Aufgabe. Dennoch nahm
Eddie Redmayne für das Biopic „Die Erfindung der Unendlichkeit“ diese Herausforderung an und stellt sich dazu unseren Fragen.
Eddie Redmayne
engels-kultur.de/thema
4
thema

IST DAS GERECHT?
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
Das unfaire Würfelspiel mit der Steuer, Foto: Florian Schmitz
Wer verdient, soll zahlen – Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt
Ungefähr fünf Jahre ist es her, da wurde Barmen der Fahndungsabteilung keine Interviews geben“,
für kurze Zeit zum Fixpunkt der Finanzwelt. Damals sagt ein Sprecher des Finanzministeriums NRW
verkaufte ein unbekannter Informant eine CD an die auch heute noch und verweist auf eine Internetseite der Behörde.
Steuerfahnder. Darauf
engels-Thema im Januar:
gespeichert: Daten –
Dort finden sich Stativon rund 1500 Deutstiken, die die Sinnhafschen, die vermutlich
Die soziale Spaltung zwischen Arm und Reich wird
tigkeit des Einkaufs eiSteuern hinterzogen
in Deutschland stetig größer, die Folgen dieser Entwicklung wirken sich längst auf die Gesamtgesellner Steuer-CD durchaus
hatten, mithilfe von
schaft aus.
rechtfertigen. 13 CDs
schwarzen BankkonLesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter:
hat das Finanzministeten in der Schweiz. Die
choices.de/thema + trailer-ruhr.de/thema
rium NRW nach eigenen
Wuppertaler Behörde
Angaben
aufgekauft
bezahlte 2,5 Millionen
Euro, um der Sünder habhaft zu werden und um – für 13 Millionen Euro. Der Kaufpreis teilt sich
die Gelder quasi durchs Hintertürchen doch noch zur Hälfte auf Bund und die Bundesländer auf.
Vergleicht man die Summe mit den Einnahmen,
zu kassieren.
Auf einmal interessierten sich sogar die Kollegen wird deutlich, warum sich der Kauf lohnt. Laut
vom Spiegel-Magazin für die Menschen in dem dem Finanzministerium sind durch nachfolgende
tristen Gebäude, Adresse: Unterdörnen 96. „Das Fi- Selbstanzeigen und Bußgelder geschätzt mehr als
nanzamt Wuppertal-Barmen gilt gemeinhin nicht 1,5 Mrd. Euro eingezogen worden. 7,1 Mio. Euro
als Zierde deutscher Behördenarchitektur. Der kommen aus Geldstrafen nach Verurteilungen,
graue Zweckbau aus den siebziger Jahren steht rund 500 Mio. aus Verbandsgeldsbußen, 87 Mio.
zwischen Discountern und Sanitärgeschäften an aus der Auswertung der CDs. Die Einnahmen aus
einer schmuddeligen Straße neben der derzeit still- den Selbstanzeigen sollen rund 946 Mio. betragen.
gelegten Trasse der Wuppertaler Schwebebahn“, 1,5 Mrd. Euro – das ist eine gewaltige Summe.
schrieben die Journalisten damals. Schöner ist es Würde sie nur für einen bestimmten Zweck einrund um das Gebäude seitdem nicht geworden. gesetzt, man könnte eine Menge damit anfangen.
Aber mindestens 2012 schlugen die Fahnder aus Exakt so hoch ist die aktuelle Kreditverschuldung
dem Tal noch einmal zu und kauften eine weitere der klammen Stadt Wuppertal. Oberbürgermeister
Peter Jung könnte von jetzt auf gleich nahezu die
Schweizer Daten-CD.
Deutschland diskutierte nach 2008, als luxembur- Schuldenfreiheit verkünden, 500 Mio. Euro fehlten
gische Informationen erkauft wurden, und 2010 er- noch. Man könnte damit aber auch den kompletten
neut über die Frage, ob die Behörden die Informa- Haushaltsetat 2014/2015 für den Bereich Soziales
tionen nutzen dürften, oder ob sie sich damit mit auf drei Jahre hinaus sichern.
einem Verbrecher gemein machten, der Daten trotz
des Bankgeheimnisses stahl. In Wuppertal machte Die Ungerechtigkeit der Steuerhinterziehung bleibt
sich ein Mann wieder an die Arbeit, der ansonsten der Knackpunkt. Werden Einnahmen verschwiebeharrlich schwieg: Peter B., Leiter des Finanzamtes gen, entgehen der Gesellschaft dringend benötigte
für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung. „Bitte Steuergelder. Das scheint langsam auch dem letzhaben Sie Verständnis dafür, dass die Beamten aus ten klar zu werden, der unter schwarzen Konten
ARM & REICH
5
ein Kavaliersdelikt verstand. Die Fälle eines gewissen Ulrich Hoeneß, einer Alice Schwarzer oder
eines Klaus Zumwinkel haben aufhorchen lassen.
Auch international ist es seit dem G20-Gipfel im
australischen Brisbane zumindest nach außen hin
Konsens, dass Unternehmen in Zukunft ihre Steuern dort zahlen müssen, wo sie ihr Geld verdienen.
Gäbe es eine konsequente Lösung, sollte jede Filiale
eines Konzerns seine kompletten Einnahmen und
Ausgaben dort offenlegen, wo die Filiale steht. Das
wäre mit Sicherheit nicht nur bei einem aktuellen
Beispiel interessant: Primark, irischer Billigtextiler,
greift bereits mit beiden Händen nach dem Standort Döppersberg. Ein Investor plant, den Händler auf
den neuen Bahnhofsvorplatz zu holen. Die Verträge
sind noch nicht unterschrieben. Aber wenn sie kommen, ob die Iren dann zuhause oder in Elberfeld ihre
Steuern zahlen müssen – wir werden sehen.
Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat es
2013 in einem Interview mit der Zeit auf den Punkt
gebracht: „Man kann nicht die Infrastruktur, den
Wohlstand, die Bildungsqualität, die innere Sicherheit eines Landes in Anspruch nehmen und sich
gleichzeitig der Pflicht entziehen, durch die eigenen Steuern das Seine beizutragen“, sagte Huber.
Und weiter: „Die wachsende Kluft zwischen Reichtum und Armut ist erschreckend. [...] Wer viel Steuern zahlen muss, soll sich freuen, denn es beweist,
dass er viel Geld verdient.“
FLORIAN SCHMITZ
Aktiv im Thema
www.armut.de
www.financewatch.org
steuergerechtigkeit.blogspot.de
www.taxjustice.net
STEUERSÜNDER AN DEN PRANGER?
engels-Thema ARM & REICH beim nächsten engels-Kreis
im Café Ada am 15.1. um 18 Uhr
thema
Für einen Appel und ein Ei bekommt man heutzutage nicht mehr viel…, Foto: Amélie Kai
„Null Besteuerung darf es nicht geben“
Der EU-Abgeordnete Sven Giegold über gerechtere Steuern
engels: Herr Giegold, Sie haben einen Wunsch einfach im Mehrheitsverfahren festlegen könnte.
frei. Was ändern Sie im europäischen SteuerWie sieht es mit den privaten Steuersündern
recht als Erstes?
Sven Giegold (lacht): Ich würde einen Mindest- aus?
steuersatz einführen – auf alle Kapitaleinkommen. Erst einmal haben wir, was die internationale
Egal ob Großunternehmen, kleiSteuerflucht angeht, große Fortne Unternehmen, Zinsen oder
schritte gemacht. Wer noch vor
„Jeder soll seinen gerechten
Dividenden. Null Besteuerung Anteil an der Finanzierung der wenigen Jahren gedacht hätte,
darf es nicht geben. 25 Prozent öffentlichen Hand beitragen“ dass das Schweizer Bankgewären doch ein guter Satz. Vielheimnis für Steuerbetrüger falleicht kann man für arme Staaten wie Rumänien len würde, wäre für verrückt erklärt worden. Weil
in der Übergangsphase einen niedrigeren Satz Privatpersonen auch Unternehmen nutzen, um
festlegen. Ansonsten wäre damit dem Treiben ein Steuern zu hinterziehen, ist es nun wichtig, SchatEnde gesetzt, Gewinne in andere Länder zu ver- tenfirmen, Stiftungen, Trusts und dergleichen in
schieben. Sie würden überall fair besteuert.
eine effektive Besteuerung einzubeziehen.
Was sollte die EU gegen Steuerschlupflöcher
außerdem tun?
Transparenz zu schaffen, wäre das Nächste.
Wenn öffentlich wäre, welche Unternehmen in
welchem Land wie viele Gewinne machen, würde
auffallen, wenn sie ihre Gewinne in Niedrigsteuerländer verschieben. Bisher ist das keine Pflicht.
In Deutschland ist die Große Koalition entschieden dagegen, obwohl man das in Europa ganz
Ist es fair, dass Besserverdiener den Staat mit
höherem Aufwand mitfinanzieren als Geringverdiener?
Natürlich. Jeder soll seinen gerechten Anteil an
der Finanzierung der öffentlichen Hand beitragen.
Wenn jemand ärmer ist, fällt es ihm ja wesentlich schwerer, niedrige Steuern zu bezahlen. Für
jemanden, der reich ist, sind hohe Steuern leichter
zu stemmen.
Geht die Schere zwischen Arm und Reich auch
deshalb auseinander, weil Großverdiener noch
zu wenig besteuert werden?
Auch hier will ich nicht widersprechen. Es gibt
zwei Gründe dafür. Erstens gehen die Markteinkommen auseinander. Durch die Globalisierung
verdienen Menschen mit besonderen vermarktbaren Fähigkeiten viel mehr als Menschen ohne
besondere Ausbildung. Der Staat hat sich mit der
Globalisierung der Wirtschaft zweitens nicht mehr
getraut, höhere Einkommen und insbesondere Kapitaleinkommen ausreichend zu besteuern.
INTERVIEW: FLORIAN SCHMITZ
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.engels-kultur.de/thema
ZUR PERSON
Sven Giegold (45) ist finanz- und
wirtschaftspolitischer Sprecher
der Grünen-Fraktion im Europaparlament. Der Wirtschaftswissenschaftler ist Mitgründer von
Attac Deutschland.
„Unternehmen profitieren und sollen dafür zahlen“
Markus Henn vom Netzwerk Steuergerechtigkeit über die Systemfrage
engels: Herr Henn, was ist für Sie eigentlich ein nen, ja darauf auf, dass wir einen funktionierenden
Staat haben. Ein Einkommen kann man nur in diegerechtes Steuersystem?
Markus Henn: Steuern sollten in dem Sinne ge- sem Rahmen beziehen. Von vornherein ist es die
recht sein, als dass sie Vermögen zwischen den Verpflichtung aller, zu diesem Rahmen beizutragen.
Akteuren unserer Marktwirtschaft umverteilen. Außerdem muss gesichert sein, dass alle Menschen
Steuern sollten Ungleichheiten abbauen und hel- ausreichend Mittel zur Verfügung haben und jeder
menschenwürdig leben kann.
fen, den Staat zu finanzieren. Sie
„Steuerflucht sollte
sollten fair sein, indem sie Menschen
bekämpft werden“
nach ihrer Leistungsfähigkeit belaWie funktioniert das Netzwerk
sten. Alle Arten von Einkommen sollten besteuert Steuergerechtigkeit? Wer macht mit?
werden. Lücken, wie wir sie beispielsweise bei der Das internationale Netzwerk wurde 2003 beim euroKapitalbesteuerung haben, sind inakzeptabel. Das päischen Sozialforum gegründet. Das heutige deutgilt auch für Unternehmenssteuern. Der Bereich, in sche Netzwerk ist ein eigenständiger Verbund von
dem wir besonders stark arbeiten, ist die Steuer- deutschen Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
flucht. Auch sie sollte bekämpft werden, weil sich und Steuerexperten. Mitglieder sind unter anderem
die einen ihrer Pflicht entziehen und die anderen Attac, die Gewerkschaft ver.di oder Misereor. Wir
dafür aufkommen müssen.
arbeiten mit Pressekontakten, Veranstaltungen oder
Offenen Briefen, informieren mithilfe unseres Blogs
Warum muss man das Vermögen umverteilen? oder führen Lobbygespräche mit Politikern.
Warum kann nicht jemand, der viel verdient,
auch viel behalten?
Haben Sie das Gefühl, dass sich durch die Arbeit
Grundsätzlich baut die Möglichkeit, Geld zu verdie- des Netzwerkes Dinge ändern?
6
Insgesamt haben wir mit den vielen anderen Organisationen, die sich mit dem Thema Steuern befassen, einige Erfolge zu feiern gehabt. Zum Beispiel
das Deutsch-Schweizer Steuerabkommen, das Hinterzieher nachträglich sehr günstig legalisiert hätte.
Wir haben intensiv daran mitgearbeitet, dass es zu
Fall gebracht wurde. Unsere Vorschläge wurden in
Positionspapieren von Parteien eingebracht. Wichtiger ist aber, dass wir immer ansprechbar sind, zum
Beispiel als Experten in Anhörungen im Bundestag
für Politiker, aber auch für Privatpersonen.
INTERVIEW: FLORIAN SCHMITZ
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.engels-kultur.de/thema
ZUR PERSON
Markus Henn (33) ist Koordinator
beim Netzwerk Steuergerechtigkeit Deutschland und Referent
für Finanzmärkte bei der NGO
WEED – Weltwirtschaft, Ökologie
& Entwicklung e.V.
thema
Arme Menschen werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt, Foto: Jan Schliecker
Kinder von armen Leuten
Tausende Wuppertaler Kinder und Jugendliche leben in Armut
Auch in modernen Zeiten gibt es in Wupper- II leben. Im Volksmund ist dieses Sozialgeld
tal noch Kinder, die in der Schule Hunger ha- bekannter als Hartz IV, es sichert das Existenzben, weil sie sich kein Frühstück leisten können. minimum. Das betrifft statistisch gesehen die
Kinder, die nicht am sozialen Leben teilnehmen Eltern von jedem vierten Wuppertaler Kind.
können, weil es kein Geld für Klassenfahrt und Hinzu kommen die „working poor“; Menschen,
Sportverein gibt. Kinder, die
deren Einkommen so gering
„Mehr als 18.000 Kinder
froh sein können, wenn ihre
sind, dass sie rund um das Nileben in Wuppertal in Armut
Anziehsachen sie im Winter
veau der Sozialhilfe liegen. In
oder an der Grenze“
warm halten. Und von diesen
Sachen Kinderarmut sind für
Kindern gibt es viele. Im vergangenen Jahr stell- Kühn stets die Erwachsenen gefragt. „Kinder
te Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD) fest, dass sind nicht per se arm oder reich, sondern ihre
„jedes dritte Kind unter den Bedingungen von Eltern sind es“, sagt Kühn.
Armut aufwächst“.
Gründe für die gestiegene Kinderarmut sind für
Geht man von den aktuellsten Zahlen (12/2013) den Sozialdezernenten in erster Linie die hohe
aus, wohnen in Wuppertal 28.740 Jungs und Arbeitslosigkeit und die Niedriglöhne. Vor 25
27.157 Mädchen bis 18 Jahre. Leben davon ein Jahren gab es noch 145.000 Beschäftigte, heuDrittel in Armut oder an der Grenze, ergibt das te sind es nur noch 115.000. „Wenn es gelingt,
die erschreckende Zahl von mehr als 18.000 Kin- Arbeitsplätze zu sichern, ist das natürlich ein
dern. Zum Vergleich: Deutschlandweit zählt der entscheidender Beitrag zur Bekämpfung von
Kinderschutzbund 19,4 Prozent der Kinder zu Armut“, sagt Kühn, der speziell vom Leid der
den Armen, das sind 2,5 Millionen Minderjährige. Flüchtlingskinder bestürzt ist. „Was diese Kinder im Krieg an Grauen erlebt haben, das sich in
Als arm gelten laut Stefan Kühn Menschen, die Kinderseelen einbrennt, geht mich richtig an“,
von Unterstützung nach dem Sozialgesetzbuch sagt Kühn.
Ende für den doppelten Iren
Wie das geht? Ein Unternehmen gründet zwei
Firmen auf der grünen, britischen Insel Irland.
Die erste kassiert zunächst Lizenzgebühren von
weiteren Tochterfirmen weltweit – für geistiges
Eigentum. Sie hat auch ihren Steuerwohnsitz auf
der Insel. Der Gewinn wird nach irischem Recht
seit Ende der 90er Jahre mit einem vergleichsweise geringen Satz von 12,5 Prozent Körperschaftssteuer abgerechnet. Die zweite Firma, ebenfalls
eine Tochtergesellschaft, wird in Irland geführt,
hat ihren Steuerwohnsitz aber in einem Steuerparadies, zum Beispiel den Cayman-Inseln oder den
Bermudas. Nun überweist das erste Unternehmen
Drei weitere, wichtige Entscheidungen hat der
Rat in diesem Jahr beschlossen. Konnte Wuppertal den gesetzlichen Betreuungsanspruch auf
einen U3-Platz 2013 noch nicht erfüllen, soll die
Zahl ausgebaut werden. Auch im offenen Ganztag der Grundschulen werden in diesem und im
kommenden Jahr je 250 Plätze geschaffen. Und
auch in der Schulsozialarbeit freut sich Stefan
Kühn darüber, dass nach langem Ringen 40
Arbeitsplätze erhalten bleiben können.
FLORIAN SCHMITZ
BLICK NACH
EUROPA
Ein langjähriges Steuerschlupfloch ist geschlossen
„Double Irish with a Dutch Sandwich“ – wer dahinter einen brotlastigen Mittagssnack, einen eher
merkwürdigen Cocktail oder gar eine ausgefallene Sexualpraktik vermutet, ist auf dem falschen
Dampfer. Nein, bei dem „doppelten Iren“ handelt es
sich um einen Steuertrick, den Großkonzerne jahrelang dazu verwendet haben, um ihre Gewinne an
den nationalen Finanzämtern vorbeizuschleusen.
Die Stadt hat Möglichkeiten, armen Familien zu
helfen. Zum Beispiel durch das Bildungs- und
Teilhabepaket, das 2011 in Kraft getreten ist.
2014 sind vier Millionen Euro geflossen. Gefördert werden unter anderem das Mittagessen an
der Schule, die Mitgliedsbeiträge in Vereinen
oder auch Nachhilfestunden. Für jedes Kind muss
ein Antrag beim Jobcenter oder beim Sozialamt
gestellt werden. Das Geld wird zweckgebunden
überwiesen – im Beispiel der Mitgliedsbeiträge
gehen bis zu 120 Euro im Jahr direkt an die Vereine.
dieser zweiten „Oasen-Firma“ seine Gewinne und
spart dadurch zum zweiten Mal Steuern.
Eigentlich würde nach dieser Überweisung noch
eine Quellensteuer in Irland fällig. Um diese auch
noch zu umgehen, kommt das holländische Sandwich ins Spiel. Wenn der Konzern das eingenommene Geld aus den Lizenzgebühren als Tantiemen
erst in die Niederlande und dann zurück an die
zweite Firma überweist, fallen in Irland keine
Abgaben an. Das liegt an einem Abkommen zwischen den beiden Staaten, nach dem Einnahmen
durch Lizenzgebühren aus Holland nicht versteuert werden müssen. Also noch einmal: Lizenzgebühren aus aller Welt an Firma eins, Gewinn nach
Holland und zurück an Firma zwei, die auf den
Bermudas sitzt. Fertig. Und alles legal.
Für findige Finanzmanager war das ein einfaches
Spiel. War? Ja, denn seit dem 14. Oktober 2014,
punktgenau 15.44 Uhr, ist das Schlupfloch dicht. In
diesem Moment verkündete der irische Finanzmi-
7
nister Michael Noonan, dass er den „Double Irish“
abschaffen wird. Das passiert zwar noch nicht
sofort – eine Übergangsphase bis zum Jahr 2020
bleibt den Konzernen – aber immerhin müssen sie
dann auch in Irland ihre Gewinne versteuern. Neugründungen werden ab sofort zahlen müssen. Der
internationale Druck seitens der EU und anderen
Staaten, denen durch den Trick Milliarden an Steuereinnahmen verlustig gingen, war zu hoch.
Ob das allerdings bedeutet, dass die Konzerne
mehr Geld an die Finanzämter abdrücken müssen,
ist fraglich. Die Iren haben verständliches Interesse daran, eine Abwanderung zu verhindern. Mehr
als 1000 Großkonzerne haben ihren Firmensitz auf
der Insel, darunter Global Player wie Google, Apple
oder Facebook. Sie beschäftigen rund 160.000
Arbeitnehmer. Deshalb plant Finanzminister Noonan laut der Süddeutschen Zeitung, in Zukunft
Patenteinnahmen zum größten Teil nicht mehr zu
besteuern. Die Katze beißt sich hier möglicherweise in den Schwanz.
FLORIAN SCHMITZ
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Ein Blockheizkraftwerk auf Holzgas-Basis versorgt den Hof von Alfons Kuhles… demnächst mit Biokohle, Foto: Tom Jost
Strom und Wärme – aus Resten gemacht
Ein Ratinger Landwirt hat die Bio-Kohle wiederentdeckt und erhält Unterstützung aus der Forschung
Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr.: Ganz
Germania ist im Begriff, der Kohle als Quelle
für Wärme und Strom abzuschwören. Selbst der
Energie-Imperator Sigmar Gabriel in der fernen
Kapitole Berlin biegt scheinbar auf den Pfad der
CO2-Reduzierung durch Stilllegung von Kohlekraftwerken ein. Ganz Germania? Nein – ein pfiffiger Landwirt aus dem Rhein-Ruhrgebiet proklamiert den Einstieg in die Biokohle. Und steht
damit noch nicht einmal allein auf weiter Flur.
Ganz ehrlich: Wer Alfons Kuhles auf seiner Erklär-Reise vom Reststoff bis zum schwarzen Energieträger folgen möchte, braucht keinen Doktorhut der Chemie. Aber ein paar Basics können
nicht schaden. Beispielsweise, dass sich hinter
der Summenformel C6 H12 O6 die Glucose, vulgo:
Einfachzucker verbirgt. Dass man dieses Molekül
unter Druck setzen kann und es sich letztlich in
Kohlenstoff und Wasser aufspaltet. Dass bei diesem Prozess Energie freigesetzt wird. Dass die Energiemenge abhängig ist vom eingesetzten Aus-
Biogene Reststoffe werden in einem Klein-Reaktor zu
umweltfreundlicher Biokohle umgewandelt, Foto: Tom Jost
gangsstoff. Und wenn man dann noch festhält,
dass dieses Verfahren als „hydrothermale Carbonisierung“ (HTC) von der Natur seit Jahrmillionen
angewendet, als „Nachbau“ übrigens 1932 mit
dem Nobelpreis für Chemie geadelt wurde … hat
man das Wesentliche schon begriffen.
Beschrieben wird nichts anderes als der Entstehungsprozess von Braun- und Steinkohle. Wofür
sich die Natur allerdings ellenlang Zeit ließ, kann
heute mit Druck und Hitze innerhalb eines halben Tages reproduziert werden. Der entsprechende
Bio-Reaktor steht in Kalkar, als verwertbares
Material ist eine breite Palette an Bio-Müll geeignet: „Grünschnitt und Papierschlämme, Speisereste und jene aus der Zuckerproduktion, Mist
und Gülle“, zählt der Ratinger Retro-Pionier auf.
„Es kommen ständig neue Kunden zu uns und
bringen unterschiedlichstes Material. Das machen wir zu Kohle. Besonders interessant wird
das jetzt im Bereich der Klärschlämme, weil seit
dem Jahreswechsel das Ausbringen auf die Felder
verboten ist.“ Nicht jeder Reststoff ist gleichermaßen ergiebig – und Klärschlämme enthalten
beispielsweise reichlich Sand. Aber über die Verkohlung und den zeitversetzten Einsatz in Blockheizkraftwerken ergebe sich als „Gewinn“ schon
eine Volumenreduzierung auf ein Tausendstel.
Alfons Kuhles, der sich spaßeshalber mitunter
„Herr Kuhles“ nennt, hat sich mit seinem Kompagnon Lothar Hofer einer quasi herkulischen
Aufgabe verschrieben, die den beiden HTC-Anwendern und ihrer Firma „Grenol“ nicht immer
nur Freunde schafft. Auf größere Energieversorger ist der 52-jährige Landwirt nicht besonders
gut zu sprechen – auf die Vertreter des deutschen Maschinenbaus auch nicht. Dabei sieht
er für seinen aus Abfällen erzeugten Brennstoff
nicht nur den Vorteil der deutlich besseren CO2Bilanz. Man werde auch bei immer stärkerem
Einsatz von erneuerbaren Energien beispielsweise die Abstimmung von Wind und Sonne „auch
in hundert Jahren“ nicht vollständig hinkriegen.
Biokohle dagegen sei gleichermaßen Grundlastwie speicherungsfähig. Will heißen: „Wir können
365 Tage im Jahr produzieren und heben sie uns
als Puffer und für den Winter auf.“ Auf dem eigenen Hof bereitet Kuhles gerade die Umrüstung
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WIE WOLLEN WIR LEBEN
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
vor: Sein 75-kW-Blockheizkraftwerk, in dem der
5-Liter-Deutz-Motor aktuell noch mit Holzgas
befeuert wird, soll demnächst dito die Biokohle in
Strom und nette Temperaturen umwandeln.
Bei der Ratinger Grenol GmbH ist die Fortentwicklung des HTC-Verfahrens bereits in den Bau
mehrerer Kleinanlagen gemündet. Neben dem
Vorzeigereaktor in Kalkar, der pro Tag durchaus
zehn Tonnen Reststoffe verarbeiten könne, sind
einzelne Exemplare auch an Forschungseinrichtungen geliefert worden – etwa die Zürcher
Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Selbst eine Hühnerfarm in der Schweiz nutze den
rheinischen „Reaktor“, um Hühnermist in Biokohle und Dünger umzuwandeln. Nachfrage im eigenen Land existiert derzeit praktisch nicht, deshalb
orientiere man sich auch zum Ausland, etwa in
Richtung Japan und Polen, Thailand und Rumänien. Aus dem Ausland stammte übrigens auch
die bisher größte Anerkennung. Nicht der Nobelpreis – aber für den Anfang war der mit 50.000
Euro dotierte Kyocera-Umweltpreis ein durchaus
attraktiver „Beifang“.
Unterstützung für die heimischen Tüftler könnte
plötzlich wieder aus der Forschung kommen.
Denn die hat das Verfahren ebenfalls neu entdeckt … und mit „Bio-Batterie“ ein gleichermaßen plausibles wie plakatives Label draufgepappt.
Hier ist der HTC-Prozess in eine Kombination aus
Überschuss-Strom, Biogas, Wärmespeicher und
BHKW eingebettet. Prof. Andreas Hornung vom
Fraunhofer-UMSICHT-Institut im oberpfälzischen
Sulzbach rührte jüngst die Werbetrommel für dieses Maßnahmenbündel und seine „deutlich höhere Energieausbeute“. Nach Institutsangaben ist
eine kommerzielle Ausgründung bereits erfolgt.
Eine solche Entwicklung würde Alfons Kuhles‘
Visionen einer energie-autarken Modellkommune gehörig beflügeln. Mit einem Mix aus Wind,
Sonne, Landgas, Holz und Biokohle ist in seinen
Augen eine hundertprozentige Versorgung ohne
Probleme zu leisten. Auch wenn’s derzeit noch
eine herkulische Herausforderung zu sein scheint.
TOM JOST
auftritt
„Nosferatu lebt!“, Foto: Birgit Hupfeld
Was für ein großartiger Schreck
Kaum zu glauben: „Nosferatu lebt!“ – eine Stummfilm-Hommage an F. W. Murnau
Ganz intim im Blutsaugerschloss. Ja geht das überhaupt? Kein Problem für
den Horrorfilmemacher Jörg Buttgereit, der seit Jahren in Dortmund die
Hollywood-Ungeheuer und die aus dem wahren Leben auf die kleine Bühne
des Schauspielhauses bannt. Wie durch einen Voodoopriester werden sie
temporär zurück ins Leben und ins Bewusstsein der Menschen geholt, nicht
dass ihre Geschichten immer vergnüglich sind, wie bei Ed Gein, dem kranken
Schlächter von Geinsfield oder der menschenverachtenden Geschichte des
„Elefantenmenschen“ John Merrick, nein, Buttgereit hat als Theatermacher
ein Händchen für den schmalen Grat zwischen Sensation und Wahrhaftigkeit und eben auch Witz. Jetzt also die literarische Figur des inzwischen fast
geadelten Vampirs Dracula, der auch mal Nosferatu heißt und eigentlich
noch immer untot ist. Huch.
Klein ist des Untoten Schloss, klein die Kammer vom kleinen Angestellten
Hutter (Ekkehard Freye), der dort mit seiner Frau Ellen (Annika Meier) vom
großen Glück träumt. Häusermakler Knock (Andreas Beck) schickt ihn nach
Transsylvanien um einem gewissen Grafen Orlok (Nosferatu) ein Londoner
Domicil zu verkaufen. Schön marode soll es sein und dementsprechend sind
die Gewinnaussichten für Hutter. Wie quetscht man also im Theater drei
Räume und die Reise auf eine Minibühne? Gar nicht. Buttgereit arbeitet
opulent mit Schattenspiel und Scheinwerferschaltern und schafft es dabei
noch die authentische Geschichte zwischen Autor Bram Stoker, Filmemacher F. W. Murnau und dem Drehbuchautor Henrik Galeen in die Szenen zu
packen. Und natürlich die Analyse über die durch den Zweiten Weltkrieg
unterbrochene, aber dann lieber in den USA weitergeführte deutsche Horrorfilmkultur, ohne die moderne amerikanische Gruselklassiker überhaupt
erst möglich wurden – auch ohne Fluxkompensator.
Also erst mal ein Schlückchen alten Wein aus der Flasche mit dem Fledermaus-Etikett und rein ins Murnausche Draculaheim des Grafen Orlok.
Den Blutsauger verkörperte 1922 in dessen Film „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ Max Schreck (nochmal Huch), in Dortmund ist es der
unvergleichliche Uwe Rohbeck, dem auch diese Rolle auf Körper und We-
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GROß ODER ARTIG?
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sen geschmiedet scheint, denn Rohbeck war bei Buttgereit auch schon ein
unglaublich intensiver Ed Gein und grandioser John Merrick. Jetzt ist er
eigentlich nicht Nosferatu, sondern eher eine Hommage an Max Schreck,
in einer stilisierten Inszenierung, die selbst eine Hommage an F. W. Murnau
sein will. Duster, lange Einstellungen, keine Farbe und alles gerahmt vom
gefrackten Pianisten Kornelius Heidebecht am schwarzen Klavier, der die
Szenen wie in den alten Stummfilmklassikern live begleitet und hier und
da etwas duster-musicalhaftes einbringt („Bela Lugosi’s Dead“), während
Andreas Beck ab und an aus seiner Rolle tritt und Fakten unter das Publikum
streut: Murnau musste seinen Vampir umtaufen, weil er die Namensrechte
an Bram Stokers Roman „Dracula“ von 1897 nicht besaß. Henrik Galeen
hat insofern eine gespiegelte Version geschaffen, die im Laufe der Zeit ein
richtiges Eigenleben entwickelte.
Das Original-Drehbuch war für Buttgereit nicht verfügbar, er hat mit der visuellen Vorlage des Films gearbeitet und deshalb viel mit bekannten Bildern
gespielt. Ratten kommen nur in essbarer Form vor und sie fallen massenhaft
von der Decke aufs Publikum. Das Grauen findet in Dortmund also lieber im
Schattenkabinett statt, Max Schreck/Orlok/Nosferatu sorgt für die absolute Präsenz, aber auch Annika Meier als Ellen hat die Stummfilm-Motorik
verinnerlicht, köstlich, wenn sie sich träumend auf dem Diwan räkelt, um
das Grauen vorherzuahnen oder später dem verliebten Grafen den weißen
Hals hinzustrecken. Hier hat Nosferatu bereits seinen Schrecken verloren,
der kleine verliebte Untote rennt wie immer in sein Verderben, ausgerechnet die Morgensonne gibt ihm den Rest. „Time Is on My Side“ singt es in
Dortmund, wo der längst gesaugte Hutter wohl freiwillig an die Stelle des
toten Vampirs tritt. Dann noch etwas aus Paul Celans „Todesfuge“: Der Tod
ist ein Meister aus Deutschland. Genau. Aber wir liefern heute nur noch die
Werkzeuge.
PETER ORTMANN
„Nosferatu lebt!“ | R: Jörg Buttgereit | So 25.1. 18.30 Uhr
Theater Dortmund | 0231 502 72 22
musical in NRW
tanz in NRW
„Das Wunder von Bern“
Szene aus „subtexten“ mit Carolin Simon, Foto: © Meyer Originals
Ein Bühnenbild zum Niederknien
Ausgezeichneter Tanz
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Der „König der Löwen“ hat Konkurrenz bekommen – zumindest was die Qualität der Produktion und das grandiose Bühnenbild angeht. Gleich nebenan
hat Stage Entertainment Impressario Joop van den Ende an den Landungsbrücken sein viertes Hamburger Musical„Deutsche Jungens
Theater eröffnet. Wie bei seinem sich um
weinen nicht“
Udo Lindenbergs Songs rankenden Ost-WestMusical „Hinterm Horizont“ geht es auch in
seiner neuesten Produktion um ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte:
„Das Wunder von Bern“, wo die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1954
überraschend Weltmeister wurde. Sönke Wortmann machte daraus 2003 ein
berührendes Stück Kino, dass Komponist Martin Lingnau und Liedtexter Frank
Ramond zusammen mit Autor und Regisseur Gil Mehmert nun für die Musical-Bühne einrichteten.
Von Klaus Keil
Wer Carolin Simon einmal auf der Bühne erlebt hat, ist von der Vielfalt
ihres Könnens gleich eingenommen. Sie ist nicht nur Tänzerin, sondern auch
Darstellerin, Performerin, Komödiantin, Entertainerin und natürlich auch
Choreografin – also in vielen Genres zuhause:
„Wie provokant darf
eine durch und durch schillernde künstlerische
Kunst sein?“
Persönlichkeit. Sie bereichert die Bühne, ist
dort wirklich „zuhause“ und sorgt dort immer
wieder für „Überraschungen und Irritationen“ wie ihr jetzt die Jury des Kölner Darsteller-Preises ins künstlerische Stammbuch schrieb. Für ihre Rolle
in „subtexten“ hat sie den Darstellerpreis 2014 erhalten. Spätestens seit
ihrem Solo „Happy Birthday“, einem Highlight ihrer Karriere, kennt man ihr
darstellerisches Talent, umwerfend tragisch und komisch zugleich zu sein.
Gratulation!
Nach dem 2004 im Gelsenkirchener MIR aufgeführten Schalke-Musical „Nullvier – Keiner kommt an Gott vorbei“ hat nun ganz Deutschland sein FußballMusical – denn Stage Entertainment wird es sicherlich nach Hamburg in seine
anderen Häuser im Lande schicken. Aber das kann dauern, denn „Das Wunder
von Bern“ hat durchaus das Zeug zum Kult-Musical und Dauerbrenner. Was
nicht unbedingt an der Lingnaus Musik liegt. Wie schon beim „Schuh des
Manitu“ gelingt ihm auch hier eine zwar gefällige, aber nicht gerade aufregende Musik, die allenfalls in den von Tanja Schön interpretierten SchlagerNummern zur Hochform aufläuft. Damit wären wir schon bei der Entdeckung
des Abends, denn Schön als Verlobte des Sportreporters Ackermann (genauso
überzeugend: Andreas Bongart) offenbart gesanglich und schauspielerisch
wahre Musical-Qualitäten. Der Rest des Ensembles besticht vor allem durch
seine schauspielerische Präsenz, wobei die Regie vor allem die Kinder-Darsteller präzis zu führen versteht. Dass Regisseur Gil Mehmert ein Faible für
den Fußball hat, bewies er schon mit seinem (einzigen) Spielfilm „Aus der
Tiefe des Raumes“ (2004), einer skurrilen Hommage auf Günter Netzer. Die
Mythen und Legenden des Fußballs verknüpft er jetzt im „Wunder von Bern“
dramatisch-komödiantisch mit einer berührenden Familiengeschichte: Der
fußballbegeisterte Essener Jung Matthias (Hut ab vor den acht alternierenden
kleinen Darstellern, die fast ununterbrochen auf der Bühne stehen!), muss mit
ansehen, wie sein Vater (mit sonoriger Stimme: Detlef Leistenschneider) aus
russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrt und den familiären Zusammenhalt
bedroht. Dazu parallel verläuft die Geschichte seines Idols Helmut Rahn (nicht
nur dribbelstark: Dominik Hees), dessen „Sporttaschenträger“ der 11-Jährige
ist und der um seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft kämpft. Zum
Happy End versöhnen sich Vater und Sohn und machen
sich auf zum Endspiel nach Bern...
Gratulation gebührt besonders dem Ensemble von bodytalk, das für sein
geschichtskritisches Tanztheater „Jewrope“ mit dem Kölner Tanztheaterpreis 2014 ausgezeichnet wurde. Wie spricht man nach Auschwitz über das
Unsagbare, fragt die Preisjury in ihrer Begründung. Yoshiko Waki und Rolf
Baumgart, die das Köln-Bonner-Theaterensemble leiten, haben sich nie vor
schwierigen Fragen gedrückt und für „Jewrope“, ihrem Tanztheater gegen
das Vergessen, im geschichtsträchtigen Posen mit dem Polski Teatr Ta ca
nach Antworten gesucht. „Das alleine traut sich sonst niemand zu“, hebt
der Journalist und Juror Thomas Linden hervor, der damit wohl auch die oft
mangelnde Tiefe der gängigen Tanzproduktionen, gleich welcher Thematik und welchen Inhalts, anspricht. „Politisches Theater von großer Reife“
mit stets überraschenden Bildern von wilder Schönheit und Dichte, die nie
Selbstzweck blieben, attestierte die Jury mit ihrer weitblickenden Entscheidung der Gruppe bodytalk. „Das ist kraftvolle, poetische, kluge, provokante
Kunst – ein Erlebnis“, so Linden in seiner Laudatio. Damit weist er über den
Moment hinaus und fragt indirekt nach Aufgabe und Funktion der Kunst.
„Das Wunder von Bern“ wird zum Musical-Wunder
Rolf-R. Hamacher
Hochschuldozent
und Beirat des Filmkritikerverbandes
Allein schon das atemberaubende Bühnenbild von Jens
Kilian und den Video-Designern Ad de Haan und Timm
Ringewaldt lohnt die Fahrt nach Hamburg: Da erglüht der
Ruhrpott im Feuerschein der Hochöfen, eine virtuelle Lok
fährt direkt auf uns zu, und beim Endspiel hängen die Fußballspieler an Seilen und laufen über ein vertikales LEDSpielfeld.
Info: www.stage-entertainment.de
Preise für bodytalk und die Tänzerin Carolin Simon
Gerade weil sich von bodytalk und ihrer explizit politischen Kunst mancher
provoziert fühlt, wäre es einmal an der Zeit, auch in Köln den Diskurs zu
eröffnen, wie provokant Kunst denn sein darf. Von der Kölner Kulturverwaltung und dem bisherigen Tanzbeirat fühlt sich die Gruppe nach eigenem
Bekunden geschnitten und ausgebremst. Ihr Köln-kritischer Förderantrag
für ein Tanztheater mit dem Arbeitstitel „Mer losse Kon-dom in Kölle“ wurde mehrfach, so bodytalk, wegen angeblich formaler Fehler abgelehnt. Eine
vorgeschobene Begründung, so vermutet die Gruppe auf Befragen. Vielleicht
sollte in Köln mit kritisch-provokanter Kunst gelassener
umgegangen werden. Lothar Späth, einst konservativer
Ministerpräsident im Ländle, hat dazu eine ebenso eindeutige wie unmissverständliche Position: „In der Kunst
muss man mit offenem Ergebnis fördern, auch wenn man
von der Kunst, die man fördert, mit Provokation und Kritik rechnen muss. Das muss man aushalten und sich klar
Klaus Keil
Journalist, Tanzkritiker machen, dass Kunst genau diesen Raum braucht und für
und Hochschuldozent sich beansprucht.“
Info: www.bodytalkonline.de | www.resistdance.de
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theater in NRW
oper in NRW
Alfia Kamalova als Belsazars Mutter Nitocris (li.) und Anke Sieloff als Cyrus, Foto: Pedro Malinowski
Schlussapplaus bei „Heinrich IV.“ mit Rudolf Kowalski © Foto: Ruhrfestspiele Recklinghausen
Strahlen darf nur einer
Verbindliche Sturheit
Von Karsten Mark
Einen König wie Cyrus kann sich jedes Volk nur wünschen. Als edler Befreier
des jüdischen Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft ging der Anführer der Perser in die Bibel ein. Und auch historische Quellen haben nur Gutes
zu berichten. Für Händel und seinen Librettisten Charles Jennens war der Fall
somit klar. Cyrus war der ideale Held für ein
„Der ‚Gelsenkirchener
Oratorium, das weniger auf theologische Erbauung als auf eines abzielte: das Publikum Barock‘ zum neuen Gütesiegel erhoben“
zu unterhalten.
Von Hans-Christoph Zimmermann
Manchmal werden Wünsche sofort erfüllt. Bei der Bilanz-Pressekonferenz
der Ruhrfestspiele im Sommer 2014 hatte Leiter Frank Hoffmann den kleinen
Satz: „Ich hätte definitiv Lust weiterzumachen“, fallen gelassen. Auf diesen
Satz hatte der Aufsichtsrat des Festivals auf
dem grünen Hügel im Ruhrgebiet offenbar „Hoffmann ließ sich prünur gewartet. Man respektierte die obligate geln, ließ sich verreißen“
Schamfrist, um dann mit der Bescherung ins
Haus zu fallen: Kurz vor Weihnachten wurde der Vertrag mit Hoffmann um
weitere drei Jahre bis 2018 verlängert. Die Frage der „Ära“ ist geklärt. Sie
erhält damit die amtliche Beglaubigung. Hoffmann wird den legendären
Hansgünther Heyme um ein Jahr überrunden und dann 14 Jahre Chef der
Ruhrfestspiele gewesen sein. Der Schüler hat alles richtig gemacht: Es war
Heyme, der 2004 nach dem Rauswurf von Frank Castorf die Inthronisation
von Frank Hoffmann vorbereitet hatte.
Händels „Belsazar“ als szenische Choroper in Gelsenkirchen
Frank Hoffmann verlängert bei den Ruhrfestspielen
Nach mehr als 20 Jahren Abstinenz bringt das Musiktheater im Revier mit Händels „Belsazar“ wieder ein vollständiges barockes Stück auf die Bühne. Damit
behandelt es das ursprünglich nur zur konzertanten Aufführung konzipierte
weltliche Oratorium als das, was es eigentlich ist: eine Choroper. Sonja Trebes
hat sie als ihre erste Regiearbeit in Gelsenkirchen in Szene gesetzt und lässt
den Helden so sehr strahlen und glänzen, dass man es schon ahnen kann: Hinter der schönen Fassade tut sich noch ein düsterer Abgrund auf.
Als musikalischen Leiter hat sich die Gelsenkirchener Oper mit Christoph Spering einen überaus renommierten Spezialisten für Alte Musik und historische
Aufführungspraxis ans Haus geholt. Ihre modernen Instrumente hat er den Musikern der Philharmonie belassen. Das Klangbild und der rhythmische Drive des
Orchesters sind indes eine wahre Freude. Sie geben dem durchaus spannungsgeladenen Stück den nötigen Schwung.
Bei den Sängern kommt Gelsenkirchen mit einem einzigen eingekauften Spezialisten aus: Attilio Glaser gibt den Bösewicht Belsazar mit strahlendem Tenor
und überzeugender Großkotzigkeit. Die souveräne Mezzosopranistin Anke Sieloff in der Hosenrolle des Helden Cyrus und die ebenfalls herausragende Alfia
Kamalova als Belsazars Mutter Nitocris hingegen gehören wie alle weiteren
Solisten zum Ensemble. Auf diesem Niveau wird der „Gelsenkirchener Barock“
gar zum neuen Gütesiegel erhoben.
Einen Bezug zum Ruhrgebiet lässt unterdessen nur das funktional-zurückhaltende Bühnenbild von Hyun Chu erkennen, in dem der Turm zu Babel subtil,
aber erkennbar an einen Gasometer erinnert.
Eine tragende Hauptrolle spielt auch der Chor, der unter Leitung von Christian
Jeub eine uneingeschränkt starke Leistung gezeigt. Es ist sogar eine Dreifachrolle. Mal singt er das Heer der Perser, mal die gefangenen Juden, mal die Einwohner von Babylon. Dabei tragen die Sänger zuweilen sogar zwei Kostüme
übereinander. Kostümbildnerin Renée Listerdal bedient sich
einiger Klischees wie der orthodoxen Juden mit Hüten und
Schläfenlocken oder jenem des schillernden arabischen Despoten mit Leopardenfell und vergoldeter Handgranate um
den Hals. Solch erfrischend karikierender Humor steht im
krassen Gegensatz zum trostlosen Ende. Cyrus entpuppt sich
als offensichtlich noch schlimmerer Despot. Zum SchlusKarsten Mark
schor tritt eine im schlichten Schwarz vereinheitlichte
Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater Volksmasse an. Strahlen darf nur noch einer.
„Belsazar“ | R: Sonja Trebes | Fr 26.12., Sa 11.1. je 18 Uhr, So 3.1. 19.30 Uhr
Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen | 0209 409 72 00
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Der geborene Luxemburger galt nach außen zunächst als Mann des Interims,
der das Castorfsche Defizit abzutragen und nach der Verzahnung mit der
Ruhrtriennale die neue Selbständigkeit zu füllen hatte. Vom regierende Oberbürgermeister der Kommune bekam er damals die Quadratur des Kreises als
Aufgabe mit auf den Weg: „Die Ruhrfestspiele müssen Raum für Innovation
und Provokation bieten. Künftige Programme sollten allerdings auch auf die
Menschen in Recklinghausen und die Region Rücksicht nehmen.“ Kümmern
und Rücksicht standen nach Castorfs Berlin-Arroganz hoch im Kurs. Hoffmann
hat diese Aufgabe klaglos bewältigt, auch wenn er darüber bei der Theaterkritik zum Mann des klassischen „Ja, aber“ wurde. Die jährlich übertroffenen
Zuschauerrekorde und Einspielergebnisse nötigten Respekt ab, der programmatische Gemischtwarenladen aus Schauspiel, Kabarett oder Liederabend, das
Engagement von Stars wie Kevin Spacey oder Isabelle Huppert und die konservative Ästhetik mancher Inszenierung rief Genörgel hervor. Hoffmann ließ sich
prügeln, ließ sich verreißen – und ging einfach weiter seinen Weg.
Es ist schwer zu sagen, ob der Chef der Ruhrfestspiele wirklich der nette
Herr Hoffmann aus Luxemburg ist oder doch eher der Theatermacher, der
dem Lächelfirnis zum Trotz stur seinem Weg folgt. In Luxemburg hat er mit
dieser Mischung aus Beharrlichkeit und Verbindlichkeit 1996 das Staatstheater „Théâtre National de Luxembourg“ aus dem Boden gestampft. Bei den
Ruhrfestspielen standen bereits nach wenigen Jahren die Flaggschiffe des
deutschen Stadttheaters von Berlin bis München auf der Matte und zeigten
Klassiker und Uraufführungen als Premieren – inszeniert vom Who-is-Who
des zeitgenössischen Regietheaters. Und daneben stehen eben Comedy,
Pop-Konzert und Nouveau Cirque. Inzwischen sieht man
oft den Wald vor lauter Programm-Bäumen nicht mehr,
aber zum Festival gehört auch die Überforderung. Frank
Hoffmann hat es schließlich auch geschafft, dem Publikum allmählich fremdsprachige Inszenierungen unterzujubeln. Mal garniert mit internationalen Stars, mal nicht.
Für die kommende Ausgabe hat er in der Recklinghäuser
Zeitung schon mal angekündigt: „Das Festival 2015 wird
Hans-Christoph
Zimmermann
noch internationaler.“ Überraschen kann uns das jetzt
Journalist und
Theaterkritiker
auch nicht mehr.
theater an der Ruhr
prolog
„Die Ratten“, Foto: Sebastian Hoppe
Toshiyuki Kamioka in der Stadthalle, Foto: Antje Zeis-Loi
Vom Stillstand der Welt
Mit Schwung ins neue Jahr
Es gibt wahrscheinlich kaum ein ahistorischeres Medium als das Theater.
Zwar lebt es größtenteils von historischen Stoffen, doch seine eigene Geschichte reflektiert es selten. Der Regisseur Volker Lösch holt jetzt in Düsseldorf zu einer veritablen Geschichtsstunde aus. Als Vorlage nutzt er Gerhart Hauptmanns Tragikömödie „Die Ratten“, die zum einen die Geschichte
des Dienstmädchens Piperkarcka erzählt, die aus Armut ihr uneheliches Kind
an Frau John verkauft, die es dann nicht mehr hergeben will und sich in
todbringende Widersprüche verstrickt. Dagegen geschnitten sind Szenen
um den Möchtegern-Intendanten Hassenreuther, der als Anhänger einer
idealistischen Klassikerexekution Jungmimen Schauspielunterricht erteilt
und dabei mit dem Naturalismusanhänger und Hauptmanns Alter Ego Erich
Spitta aneinander gerät. Bei Lösch wird daraus ein reflektierender ParforceRitt über Spielweisen im Theater und die Darstellbarkeit von sozialen Verhältnissen auf der Bühne.
Die Nachricht schlug hohe Wellen: Toshiyuki Kamioka, Opernintendant und
Generalmusikdirektor, verlässt vorzeitig die Stadt. Die muss sich nun auf die
Suche nach einem neuen Chef der Oper und des Sinfonieorchesters zum Ende
der Spielzeit 2015/16 machen. Über die Gründe für den vorzeitigen Weggang
kann nur spekuliert werden. Was auch immer hinter dieser neuen Theaterkatastrophe steckt, noch arbeitet er in Wuppertal, noch kann man ihn erleben. Beispielsweise zum Neujahrkonzert in der Johanneshalle, das unter seiner Leitung
gegeben wird. Die Familie Strauß, also Johann Strauß (Vater), Johann Strauß
(Sohn), Josef Strauß und Eduard Strauß stehen auf dem Programm. Womit ein
heiter-leichter musikalischer Einstieg ins Jahr bevorsteht.
Völker Lösch inszeniert „Die Ratten“ in Düsseldorf
Während der blökende Hassenreuther des Rainer Galke in stilisierter Säulendeko seine Truppe Pathosschaum schlagen lässt, schert Spitta (Urs Peter
Halter) bald aus und sucht im Publikum nach geeigneten Darstellerinnen:
„Schauspieler-Kenntnisse nicht erwünscht!“ Er findet 16 alleinerziehende
Mütter, die dann auf der Bühne ihr Leben zwischen Armut, Arbeitsplatzsorgen, gewalttätigen Männern in die Kamera erzählen. Kaum haben sie
das getan, werden die weiblichen Laien von Spitta durch eine Art Lindenstraßen-„Ratten“ gescheucht, billiger Trash zwischen Dokudrama und Soap.
Dann dieselben Szenen in der Longversion als psychologisch-stiliserte Version mit den Berufs-Schauspielern. Da streitet sich Claudia Hübbecker als
eine schwer keifende Frau John mit der verzweifelten Pauline Piperkarcka
der Anna Kubin. Dann wieder eine Version mit den Laien und Schauspielern zusammen in grau stilisierten Filzkitteln mit Babytuch als wuchtiger
Sprechchor. Alles sehr körperlich, brüllend laut mit aufgeputschten Gefühlen. Lösch nimmt Hauptmanns „Ratten“ allenfalls als Anlass, um über Fragen der Darstellung, des (sozialen) Realismus von Hauptmann über Brecht
bis zur Postmoderne, des Authentischen und Wahrhaftigen sowie über Wirkungsästhetik nachzudenken.
Es ist vor allem der Laienchor, der sich dabei beeindruckend schlägt, der
schließlich zu einer großen Klage über das Dasein als gesellschaftliche Underdogs ansetzt – die bei aller Authentizität die Wucht einer antiken Tragödie entwickelt. Dazwischen schneidet Lösch in grotesker Überzeichnung
Szenen mit Debatten zwischen Hassenreuther, Spitta und den Schauspielern über alle möglichen Theaterprobleme, lässt Theoriediskurse aufbranden, Düsseldorfs Theaterzukunft erörtern – doch leider bald in ihrem kurzgeschnittenen Modus aufgeputscht zum theatralen Overkill – bis man das
Stück vor lauter Szenen nicht mehr sieht. Weniger wäre da mehr gewesen.
Trotzdem sehenswert.
Musikalisches und Literarisches
Ein Gastspiel anderer Art wird Joachim Król in der Mitte des Monats geben.
Der Schauspieler gastiert zusammen mit dem South of the Border Jazz Trio
und seiner Interpretation des Romans „Seide“ in der Oper. Schon mit seinem
Debütroman „Land aus Glas“ (1991) hat dessen Autor Alessandro Baricco in
seiner italienischen Heimat Aufsehen erregt – und bald weit darüber hinaus.
Und zwar mit dem lyrischen Miniroman „Seide“, der im gehobenen Teil des
Genres Unterhaltung einzuordnen ist. Als sinnlicher, wehmütiger und zarter
Roman wurde die Geschichte von schlichter Schönheit als „leicht wie ein Seidentuch“ beschrieben. Es geht darin um die unerfüllte Liebe zwischen einem
französischen Seidenhändler und einer rätselhaften japanischen Schönheit.
Dem Vernehmen nach gefällt Król der „kleine Roman, der eine große Novelle
ist“, weil er in eine andere Zeit versetzt und sehr romantisch ist. Die Sprache
nennt er wunderbar, kein Wort sei überflüssig. „Das Werk erinnert mich ein
bisschen an das eine oder andere Werk von Picasso.“ Auf den ersten Blick sind
bloß ein paar Pinselstriche zu sehen, schaut man genau, erkennt man, dass
alles da ist, was das Bild braucht, um perfekt zu sein. Zur passenden Untermalung und Ergänzung spielen South of the Border.
Mit Corinna Harfouch ist eine weitere berühmte Schauspielerin zu Gast im
Bergischen. Anlässlich des Geburtstags Else Lasker-Schülers, die am 11. Februar 1869 in Wuppertal geboren wurde, und 70 Jahre nach der Befreiung
von Auschwitz, dem 70. Todesjahr Lasker-Schülers sowie dem 25-jährigen
Bestehen der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft trägt die Schauspielerin „Styx
II – Gott ist kein Spießer“ vor. Lasker-Schüler lebte extrem und war Teil der
Avantgarde, die damals die Kunst- und Literaturszene revolutionierte. Jedem,
den sie liebte und verehrte, setzte sie ein Denkmal, sie schrieb radikal subjektiv, wie man es bisher noch kaum kannte. Damit erfand sie die literarische Liebeserklärung quasi neu. Was andere davon hielten, war ihr schnuppe – es ging
um den Ausdruck in schwindelerregenden Sprachbildern. Trotz ihres Ruhms
reichte das Geld nie. Als die Nazis aufmarschierten, floh sie nach Palästina, wo
sie 1945 verarmt und einsam in Jerusalem starb.
VALESKA VON DOLEGA
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Die Ratten“ | R: Volker Lösch | Sa 27.12., Mi 7.1., Sa 10.1., Fr 23.1. je
19.30 Uhr, So 18.1. 18 Uhr | Düsseldorfer Schauspielhaus
0211 852 37 10
Neujahrskonzert | Do 1.1. 18 Uhr | Stadthalle
Joachim Król: „Seide“ | Mi 14.1. 19.30 Uhr | Oper
Corinna Harfouch: „Styx II – Gott ist kein Spießer“ | Mi 2.2. 19.30 Uhr
Kunstmuseum Solingen
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film des monats
Der Jurastudent Fabian hadert mit moralischen Wertevorstellungen
Liebe, Politik und Verbrechen
„Norte – End of History“ von Lav Diaz
Die Tat eines jungen Studenten löst eine Katastrophe aus.
C Langsam entfaltetes Gesellschaftsdrama
Ein fremder Mann schenkt einer überraschten Gemüseverkäuferin viel Geld.
Eine Frau steht mit ihren Kindern an einem Abgrund, bereit, sie hinunterzustoßen. Ein Mann schwebt in der Luft … Drei kurze Szenen aus einem über vierstündigen Film. Drei Szenen, die in ihrer Inszenierung zugleich so beiläufig, alltäglich erscheinen, und doch so sehr aufgeladen sind mit den dramatischen
Ereignissen in „Norte – End of History“, dem neuen Film des philippinischen
Regisseurs Lav Diaz. Diaz hat in letzter Zeit mit seinen Filmen für einige
Aufregung gesorgt. Das liegt nicht zuletzt an der ungewöhnlichen Formatierung: Seine Filmografie setzt sich aus Dokumentarfilmen, Spielfilmen und
Kurzfilmen zusammen. Letztere sind oft eine Art Prolog für den darauf folgenden Langfilm. Und lang darf man bei Diaz sehr wörtlich nehmen. Selten unter
vier Stunden, oft bis zu sechs Stunden oder mehr Spielzeit haben seine Filme,
sein „Death in the Land of Encantos“ von 2007 ist neun Stunden lang, „Evolution
of a Filipino Family“ (2004) kommt auf über zehn Stunden Laufzeit. Im Sommer
gewann sein aktueller Film „From What is Before“ in Locarno den Goldenen
Leoparden, der mit knapp sechs Stunden eher kurz geraten ist. Warum diese
Länge, warum dieses Extrem?
Action im Nebenraum
Lav Diaz selber sagt, die Länge an sich sei ein wichtiger Aspekt seines ästhetischen Konzepts. Das ist von Bedeutung, weil anders als bei einem Langfilmer wie Bela Tarr („Das Turiner Pferd“) die Filme von Diaz ansonsten in ihrer
visuellen Gestaltung erst mal gar nicht auffällig sind. Wir sehen, wie
Studenten debattieren, eine arme Familie ihren Alltag bewältigt und eine
Kreditgeberin ihrer Arbeit nachgeht. Bis man die Figuren und den Ort der
Handlung wirklich kennengelernt hat, ist schon mal eine klassische Spielfilmlänge verstrichen. Der Spannungsbogen ist in dieser Zeit eher eine gerade
Linie als ein Bogen, die zudem nicht immer deutlich zu erkennen ist. Wenn
dann tatsächlich dramatische Ereignisse die Leben der Protagonisten erschüttern, ist das Ereignis an sich recht unspektakulär und knapp inszeniert (oft
nicht mal sichtbar, sondern im Nebenraum nur erahnbar), die Konsequenzen
jedoch durchdringen jede der nun folgenden langen Einstellungen. Hier entfaltet Diaz’ Konzept seine ganze Kraft.
Lav Diaz steht mit seinen Filmen nicht alleine da. Es gibt auf den Philippinen
eine neue Welle, die angeführt von Regisseuren wie Brillante Mendoza, Khavn
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
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de la Cruz oder eben Diaz ein radikales Kino stärkt, das alleine schon von der
Form her Aufmerksamkeit erregt: Mendoza mit seinem brutalen Realismus
(„Lola“, „Kinatay“) , Khavn mit seinem psychedelischen Bilderstrudel („Mondomanila“, „Misericordia: The Last Mystery of Kristo Vampiro“) und Diaz mit seinen
überlangen, betont ruhigen Beobachtungen. Zugleich verbindet die Filme, dass
sie alle von einer gewalttätigen Gesellschaft sprechen. Diaz entfaltet das Thema
immer entlang der Zeitachse – spricht, wenn nicht explizit wie in seinem neuesten Film „From What is Before“, zumindest indirekt auch immer von der jüngeren Geschichte des Landes, die geprägt ist von der 15-jährigen Diktatur von
Marcos in den 70er und 80er Jahren. Im Norden („Norte“) wurde Marcos geboren, dort sind seine Familienmitglieder bis heute an der Macht, und die Folgen
der Diktatur sind bis in die Gegenwart in zahlreichen Putschversuchen, Wahlfälschungen und Korruptionsskandalen im ganzen Land zu spüren.
Narrative Verschiebung
Eine der Hauptfiguren, der Jurastudent Fabian, der Dostojewskis Romanowitsch in „Schuld und Sühne“ nachempfunden ist, hält einmal in einem Café
eine flammende Rede für den Kommunismus und den Anarchismus. Tatsächlich kommen seine politischen Ideen eher einem Pol Pot am nächsten. Als
kurz darauf eine Frau vor dem Café ihren Verletzungen erliegt, ist er der
Einzige, der keine Gemütsregung zeigt. Jetzt fühlt er sich, ganz wie Dostojewskis Romanowitsch, dazu befähigt, seinen Reden Taten folgen zu lassen.
Anders als bei Dostojewski versagt in „Norte“ aber das Rechtssystem. Diaz
überträgt Romanowitschs Schicksal auf eine andere Figur und öffnet dadurch
ganz neue Implikationen, die auf die gesellschaftliche Situationen der
Philippinen verweisen.
Seit 1998 macht der 56-jährige Lav Diaz Filme. Bis vor kurzem geschah dies
weitgehend unbemerkt von der westlichen Welt. Mit der Teilnahme in Cannes
mit „Norte“ und dem Hauptpreis für seinen aktuellen Film in Locarno ändert
sich dies, und dank eines mutigen Verleihs und ebenso mutiger Kinobetreiber
kommt seine Arbeit nun auch nach Deutschland. Man sollte sich die 250
Minuten Zeit nehmen, um dieses Kino kennenzulernen. Für die 750 Seiten von
„Schuld und Sühne“ braucht man jedenfalls unzählige Stunden mehr.
CHRISTIAN MEYER
NORTE – END OF HISTORY Cinemanila Int. Film Festival 2013: Bester Regisseur
PHI 2013 - Drama - 250 Min - Regie: Lav Diaz
mit: Sid Lucero, Archie Alemania, Soliman Cruz
Start: 25.12.
-kultur.de
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film-kritik
Im Geheimdienst Ihrer Majestät: Alan Turning (Benedict Cumberbatch)
Marie entdeckt sich und die Welt
Heil Bloody Hitler!
Jenseits dunkler Stille
„The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben” von Morten Tyldum
„Die Sprache des Herzens“ von Jean-Pierre Améris
Im Krieg versucht ein englischer Mathematiker, einen deutschen Code zu knacken.
C Spannendes Spionagedrama
Ein blindes, taubstummes Mädchen findet in einem Kloster ihre Identität.
C Bewegendes Behindertendrama
Während des Zweiten Weltkriegs wird der Mathematiker Alan Turning beim
britischen Geheimdienst vorstellig. Er möchte den Enigma-Code knacken, der
die Kommunikation der deutschen Wehrmacht verschlüsselt. Regisseur Morten Tyldum liefert ein ebenso spannendes wie berührendes Drama ab, das
auch die historische Bedeutung von Turnings Arbeit vermittelt. Zugleich betrachtet es die tragischen Verstrickungen, die seinerzeit aus der homosexuellen Veranlagung des Code-Knackers hervorgingen. Der Film wird getragen
von britischem Charme und einem großartigen Benedict Cumberbatch, der
hier auch mal verletzliche Seiten ausspielen darf.
HARTMUT ERNST
Die französische Provinz im ausgehenden 19. Jahrhundert. Marie (Ariana Rivoire)
wächst auf dem Hof ihrer Eltern auf. Sie ist stumm, taub und blind. Als das
Mädchen 14 Jahre alt ist, übergibt sie der überforderte Vater an ein klösterliches Institut, das auf stumme Frauen spezialisiert ist. Marie gelangt unter die
Obhut von Schwester Marguerite (Isabelle Carré), die nun Wege sucht, mit der
jungen Frau zu kommunizieren. Der Nonne eröffnet sich dabei eine bisher fremde, haptische Erlebniswelt. Ein auf wahren Ereignissen basierendes Drama, das
ebenso schmerzvoll wie berührend von einer ganz besonderen Selbstfindung
erzählt. Regisseur Jean-Pierre Améris schildert diese Suche nach Identität und
Kommunikation jenseits elementarer Sinne bewegend und fernab von Pathos.
engels verlost 3x2 Karten und 3 Plakate.
E-Mail bis 25.1. an [email protected], Kennwort: Imitation
HARTMUT ERNST
THE IMITATION GAME – EIN STRENG GEHEIMES LEBEN
DIE SPRACHE DES HERZENS
San Diego Film Festival 2014: Best Gala Film, Morten Tyldum
USA/GB 2014 - Drama / Thriller - 113 Min - Regie: Morten Tyldum
mit: Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode
Start: 22.1.
Int. Filmfestival von Locarno 2014: Variety Piazza Grande Award, Jean-Pierre Améris
F 2014 - Drama - 94 Min - ab 6 J. - Regie: Jean-Pierre Améris
mit: Isabelle Carré, Ariana Rivoire, Brigitte Catillon
Start: 1.1.
Cheryl auf dem Weg in die Selbstheilung
Annäherung zweier Hinterbliebener: Junn (Cheng Pei-Pei) und Richard (Ben Whishaw)
Kopfüber
Leerstelle
„Der große Trip – Wild“ von Jean-Marc Vallée
„Lilting“ von Hong Khaou
Eine vom Schicksal gebeutelte junge Frau begibt sich auf eine lange Wanderung.
C Beeindruckender Selbstfindungstrip
Richard sucht nach dem Tod seines Freundes die Nähe zu dessen Mutter.
C Ruhiges Drama um Trauer und Freundschaft
Als sich Cheryl Strayed 1995 zu einer 3-monatigen Wanderung aufmacht,
weiß sie nicht, was sie erwartet: Nach dem Tod ihrer Mutter, dem Absturz in
die Drogensucht und einer gescheiterten Ehe bricht die junge Frau vollkommen planlos zu diesem Abenteuer auf und findet langsam zu einem Gleichgewicht. Reese Witherspoon, die sich die Filmrechte an Strayeds autobiografischem Buch gesichert hat und als Produzentin fungiert, spielt die langsame
Selbstheilung einer zerstörten Person sehr glaubwürdig. „Der große Trip“ ist
beinahe eine One-Woman-Show, die Witherspoon großartig meistert. Raffiniert eingewoben in die Wanderung haben Drehbuchautor Nick Hornby und
Regisseur Jean-Marc Vallée Rückblicke und Erinnerung der Protagonistin.
Junn lebt im Altersheim, seit ihr Sohn Kai sie dort untergebracht hat. Nach
dessen Tod ist sie komplett alleine. Dass sie kein Englisch spricht, obwohl sie
schon seit Jahrzehnten hier lebt, macht den Kontakt noch schwieriger. Kais
Freund Richard (Ben Wishaw, „The Zero Theorem“) versucht zu helfen und
engagiert eine Dolmetscherin. Doch Junn mag Richard nicht und weiß auch
nicht, dass ihr Sohn schwul war. Hong Khaous Debüt zeichnet sich durch eine
beeindruckende Ruhe und Tiefe aus, die einerseits das Gefühl der Trauer,
andererseits die langsame Annäherung von Junn und Richard spiegelt. Sowohl die Sprachbarriere als auch Kais Tod liegen schwer auf den Szenen, und
trotzdem gibt es hier Humor und Hoffnung.
CHRISTIAN MEYER
CHRISTIAN MEYER
DER GROSSE TRIP – WILD
USA 2014 - Drama - 116 Min - ab 12 J. - Regie: Jean-Marc Vallée
mit: Reese Witherspoon, Laura Dern, Thomas Sadoski
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
LILTING
Start: 15.1.
GB 2014 - Drama - 86 Min - ab 6 J. - Regie: Hong Khaou
mit: Ben Whishaw, Cheng Pei-pei, Andrew Leung
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Start: 1.1.
-kultur.de Forum
gespräch zum film
Sönke Wortmann und Anke Engelke bei den Dreharbeiten, Foto: Constantin Film Verleih / Tom Trambow
„Der Film kommt aus dem ‚Ghetto‘ des Kammerspiels heraus“
Sönke Wortmann über seine neue Komödie „Frau Müller muss weg!“
Sönke Wortmann, Jahrgang ’59, hat von forderung an Regie, Dramaturgie und die Sie konnten sich auf einen außerordentlich
1983 bis 1989 an der Hochschule für Film Schauspieler. Ich musste spontan an John guten Cast stützen. Wenn man Anke Engelke
und Fernsehen in München studiert. Bereits Hughes’ „Breakfast Club“ von 1985 denken – so durchs Bild stürmen sieht – haben sie da
nur mit Erwachsenen ...
sein Kinodebüt „Allein unter
noch viel zu tun?
„So wie ein Satz jetzt im
Schön, dass Sie das sagen! Das Nee, habe ich nicht. Anke war immer meine
Frauen“ (’91) war ein Publikumserfolg. Mit „Kleine Haie“ Film gesprochen wird, ist er war früher einer meiner Lieb- Wunschbesetzung dafür. Ich finde, sie ist in ihrer
(’92) und „Der bewegte Mann“ zigfach geknetet und zurecht lingsfilme. Für meine Generati- Generation – zumindest als Filmschauspielerin –
gebogen worden“
on war das damals ein Kultfilm. unübertroffen. Mit ihr zu arbeiten ist ein einziges
(’94) folgten weitere KomöIch habe mich natürlich damals Vergnügen. Man muss nur ein wenig justieren:
dienerfolge. 2003 brachte er
„Das Wunder von Bern“ auf die Leinwand mit den Schülern identifiziert, und jeder hatte so hier ein bisschen mehr grün, da etwas weniger
und spiegelte mit „Deutschland – Ein Som- seinen Liebling. Meine Generation ist jetzt zur gelb – das versteht sie sofort und macht das
mermärchen“ (2006) auch die Gegenwart des Elterngeneration geworden. Ich wollte ganz be- dann entsprechend.
deutschen Fußballs. Zuletzt waren von ihm wusst darauf Bezug nehmen und den Film auch
„Die Päpstin“, „Das Hochzeitsvideo“ und die zitieren, z.B. wenn am Anfang die Leute alle an- Haben Sie bei der Vorbereitung viel zum TheCharlotte-Roche-Verfilmung „Schoßgebete“ gefahren kommen ...
ma recherchiert oder eigene Erfahrungen
einfließen lassen – Sie haben ja selber drei
im Kino zu sehen. „Frau Müller muss weg!“
Ich musste auch an Polanskis „Gott des Ge- Kinder?
startet am 15. Januar in den Kinos.
metzels“ denken, der ja in jüngster Zeit ge- Jein. Die Hauptarbeit hatte schon der Autor
engels: Herr Wortmann, bei „Frau Müller...“ zeigt hat, dass ein Kammerspiel auch heute gemacht, und der hat tatsächlich diese perhabe sie zuvor auch Regie am Theater ge- im Kino funktionieren kann ...
sönlichen Erfahrungen und solche Eltern erlebt,
führt. Wie verhält sich ihre Theaterversion Schade, dass dieser Vergleich jetzt auch noch wie man sie in dem Stück sieht. Wir hatten in
zur Vorlage von Lutz Hübner, und wie verhält kommt ... Aber die Inszenierung des Theater- unseren Schulen bisher Glück und recht coole
sich ihre Theaterversion zu ihrer Filmadapti- stücks hatte im Februar 2012 Premiere im Ber- Eltern. Aber ich weiß natürlich, dass es auch anliner Grips Theater, „Gott des Gemetzels“ kam ders sein kann. Manche Eltern haben keine Zeit
on?
Sönke Wortmann: Für mich sind die Dialoge im Mai raus. Und die Uraufführung des Stückes für ihre Kinder und wollen der Schule die komeine große Stärke des Theaterstücks. Die sind war 2010 – also weit vor Polanskis Film. Ich fin- plette Verantwortung übergeben. Und dann gibt
Lutz Hübner super gelungen, und darum wurden de unseren Film auch insofern besser – weil er es auch die Eltern, die alles selber machen woldie auch für den Film möglichst wenig geändert. die größeren Themen hat: Es
len. Wir haben das – in einer
Meine Theaterfassung entspricht weitgehend geht nicht nur um die Kinder,
Komödie gehört sich das ja so
KINO IM KOPF?
[email protected]
– natürlich ein wenig zugedem, was Hübner geschrieben hat. Die spielt es geht auch um Schule, um
 Wir freuen uns auf Post.
spitzt.
aber nur in einem Klassenzimmer und in Echt- Bildung, um Ost- und Westzeit. Für eine Verfilmung war mir das auf Dauer deutschland. Und wir haben
ein bisschen zu eintönig und wir haben geguckt, zwei Haupt- und ein paar Nebenrollen mehr – Die Helikopter-Eltern kriegen ihr Fett weg,
dass wir aus dem Klassenzimmer auch mal raus das öffnet den Film.
Kritik an der Schule bzw. dem Schulsystem
kommt im Film nicht so deutlich vor ...
kommen. Der Film hat gegenüber einem Theaterstück die Möglichkeit und den Vorteil, einen Inwieweit war ihre Arbeit mit den Theater- Der Film kritisiert das Bildungssystem durchaus.
Raum auch wieder verlassen zu können. Wenn schauspielern für die Bühnenfassung bei der Ein großes Thema ist die Frage: Vier Jahre oder
die Eltern Frau Müller suchen gehen, geschieht Arbeit am Film hilfreich?
sechs Jahre gemeinsamer Unterricht für alle
das im Theater nur im Off, im Film sehen wir Die Dialoge habe ich im Theater in sechswö- Kinder? Die Wissenschaft sagt ganz klar, lieber
das. Der Film kommt dann aus dem „Ghetto“ des chiger Arbeit mit den Schauspielern so heraus länger als kürzer, bevor sich die Spreu vom WeiKammerspiels raus, wenn sie in der Turnhalle gefiltert, dass ich genau wusste, was funktio- zen trennt. Für die Lehrerin ist es im Vergleich
sind, im Schwimmbad oder dem Aufenthalts- niert und was nicht funktioniert. So wie ein Satz zu diesen Helikoptereltern im Film natürlich gar
raum. Das ist der Vorteil eines Films, dass er so jetzt im Film gesprochen wird, ist er zigfach nicht so schwer, Sympathieträgerin zu sein. Aber
geknetet und zurechtgebogen worden. Da hatte trotzdem wird es thematisiert, dass sie vielleicht
etwas dann ein bisschen größer machen kann.
ich einen Vorteil gegenüber den Schauspielern. überfordert ist, und infrage gestellt, wie sie ihren
Ein Kammerspiel ist auch in diesem erwei- Die waren ein bisschen frustriert, dass ich schon Unterricht führt.
terten Sinn immer noch eine große Heraus- so genau wusste, wie sie das sprechen sollen.
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
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film-kritik
Ruhe vor dem Sturm
Stefans Clique marschiert auf in blinder Wut
Rache ist süß
Die machen wenigstens was!
„Wild Tales – Jeder dreht mal durch!“ von Damián Szifrón
„Wir sind jung. Wir sind stark.“ von Burhan Qurbani
Sechs kurzweilige Episoden erzählen von ausufernden Rachegelüsten.
C Schwarzhumoriger Episodenfilm
Rassistisch motivierte Randalierer zünden ein Asylantenheim an.
C Chronologie eines Kollektivverbrechens
So etwas gibt es nicht allzu oft auf der Leinwand, und noch seltener derart
gelungen: Regisseur Damián Szifrón vereint in diesem argentinischen Beitrag
für die anstehende Oscar-Verleihung sechs Geschichten, die voneinander losgelöst serviert werden, dabei aber einem Grundthema unterworfen sind. Ein
gescheiterter Musiker, ein Autofahrer, ein Sprengstoffexperte, eine Köchin, ein
Witwer und ein Hochzeitspaar sehen allesamt rot in diesem morbiden Spaß.
Damián Szifrón bewegt sich dabei munter zwischen Tiefgang und profanem
Schlagabtausch. So klein die Filmchen sind, die Produktion ist es nicht, Pedro
Almodóvar ist daran beteiligt. Roald Dahl hätte hier ebenso viel Spaß gehabt
wie die Coen-Brüder. Und das Schönste daran: Die Streithähne agieren allesamt äußerst menschlich.
HARTMUT ERNST
Am 24. August 1992 setzt der Mob in Rostock-Lichtenhagen unter Beifall der
Zuschauerschaft ein Asylantenheim in Brand. Das Drama spinnt eine fiktive
Geschichte rund um Täter, Opfer und Politiker. Fokus ist dabei die Clique rund
um Stefan (Jonas Nay), der sich Seite an Seite mit gewaltbereiten Orientierungslosen und Neonazis dem Hass hingibt. Bei dem Versuch einer Erklärung
für die Aggression der jungen Erwachsenen vermag der Film nur die Oberfläche zu streifen. Arbeitslosigkeit oder ein fehlendes Elternteil sind zu dünn
für ein Täterpsychogramm. Beeindruckend an dem Drama ist, neben der minimalistischen Musik und den großartig aufspielenden Jungdarstellern, vor
allem die Kameraarbeit von Yoshi Heimrath, der den Weg der Protagonisten
schwebend und in langen Sequenzen begleitet.
CARLA SCHMIDT
WILD TALES – JEDER DREHT MAL DURCH!
WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK.
Int. Filmf. San Sebástian 2014: Publikumspreis, Damián Szifrón
ARG/ES 2014 - Komödie / Thriller - 122 Min - ab 12 J. - Regie: Damián Szifrón
mit: Ricardo Darín, Dario Grandinetti, Leonardo Sbaraglia
Start: 8.1.
Int. Hofer Filmtage 2014: Bestes Kostümbild, Bestes Szenenbild, Juliane Maier, Jill Schwarzer
D 2014 - Drama - 128 Min - ab 12 J. - Regie: Burhan Qurbani
mit: Devid Striesow, Saskia Rosendahl, Jonas Nay
Start: 22.1.
Schicksalhafte Begegnungen in einer italienischen Stadt
Scheinbar fremde Welten
Absturz
Lachendes und weinendes Auge
„Die süße Gier“ von Paolo Virzi
„Eine Taube sitzt auf einem Zweig...“ von Roy Anderson
In einer Stadt kreuzen sich die Schicksale von drei Familien.
C Drama über Geld und Moral in Zeiten der Finanzkrise
Zwei traurige Scherzartikelverkäufer wollen in der Welt Spaß verbreiten.
C Absurde Szenen aus einer befremdlichen Welt
Paolo Virzi selektiert für seine Verfilmung einige Handlungsstränge aus Stephen
Amidons „Human Capital“ (dt. „Der Sündenfall“) und entfaltet in einer italienischen Stadt virtuos multiperspektivisch erzählt einen Thriller um einen Unfall mit fatalen Folgen. Virzi ist aber vor allem an der Figurenzeichnung interessiert: Drei Familien zwischen neureichen Großverdienern, abgehalftertem
Mittelstand und abgehängter Unterschicht kollidieren miteinander. Paolo Virzi
inszeniert nicht so schrill wie bei seiner Callcenter-Farce „Das ganze Leben
liegt vor dir“, sondern bespielt alle emotionalen Tonlagen. Das Ensemble mit
u.a. Valeria Bruni Tedeschi, Fabrizio Bentivoglio, Fabrizio Gifuni und der beeindruckenden Newccomerin Matilde Gioli trägt die mit Zufällen leicht überfrachtete Story problemlos.
CHRISTIAN MEYER
Roy Andersons („Das jüngste Gewitter“) stark stilisierte, tragikomische Filme
sind herausragend im Filmbetrieb: Die lose aneinandergereihten, in langen,
ruhigen Einstellungen gedrehten Szenen, der lakonische Humor, die Absurditäten und der humanistische Grundton gehen eine einzigartige Verbindung
ein. In seinem neuen Film begleitet er zwei glücklose Vertreter für Scherzartikel, stellt der lockeren Handlung aber auch unverbunden Szenen mit der
königlichen Armee und befremdlich poetische Folterriten aus der Kolonialzeit
zur Seite. Freude, Trauer und Schock sind bei Anderson stets Nachbarn und
machen seine Filme ungemütlich. Die Stilisierung durch den Minimalismus
tut ihr Übriges, um in eine scheinbar fremde Welt einzutauchen, die im Kern
doch die unsrige ist.
CHRISTIAN MEYER
DIE SÜSSE GIER
EINE TAUBE SITZT AUF EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN NACH
I/F 2013 - Drama - 109 Min - ab 12 J. - Regie: Paolo Virzì
mit: Valeria Bruni-Tedeschi, Fabrizio Bentivoglio, Valeria Golino
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
Start: 8.1.
S/F/N/D 2014 - Drama / Tragikomödie - 100 Min - ab 12 J. - Regie: Roy Andersson
mit: Holger Andersson, Nils Westblom, Charlotta Larsson
Start: 1.1.
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hintergrund
Irrwitz des Schulalltags: Die Lehrerin vorm Elterntribunal
Elternsprechtag
„Frau Müller muss weg!” von Sönke Wortmann
Die Eltern einer Grundschulklasse wollen die Lehrerin aus ihrem Posten drängen.
C Realitätsnahe und gewitzte Theateradaption
Auch mit seinem jüngsten Film setzt der deutsche Erfolgsregisseur Sönke
Wortmann wieder auf ein sicheres Pferd. In den letzten Jahren hatte er mit
den Romanadaptionen „Die Päpstin“ und „Schoßgebete“ populäre Ausgangsstoffe für die große Leinwand umgesetzt, und genau das Gleiche macht er
nun wieder mit „Frau Müller muss weg!“. Das Original ist ein Theaterstück des
umtriebigen Lutz Hübner, der an allen renommierten Theatern im deutschsprachigen Raum rauf- und runtergespielt wird. Mit jener exemplarischen
Bebilderung eines aus dem Ruder laufenden Elternsprechtages hat er ganz
offensichtlich einen Nerv getroffen. Sönke Wortmann selbst hatte 2012 das
Bühnenstück in Berlin am Grips-Theater inszeniert und damals schon die
Filmqualitäten des Materials erkannt. Und tatsächlich hat der Stoff genügend
Potenzial, um mit seinem übersichtlichen Darstellerensemble und dem gleichermaßen beschränkten Setting auch auf der großen Leinwand anderthalb
Stunden kurzweilig zu unterhalten.
Frau Müller (Gabriela Maria Schmeide) betreut ihre Grundschulklasse bereits
seit ihrer Einschulung. Im vierten Schuljahr geht es nun um das entscheidende Zeugnis, das die Weichen für die weiterführenden Schulen stellt. Da der
Notendurchschnitt der Klasse rapide abgefallen ist, haben sich die Eltern der
Schüler dazu entschlossen, Frau Müller ihrer Verantwortung zu entheben.
Fünf Elternvertreter unter Leitung von Jessica Höfel (Anke Engelke) wollen der
Klassenlehrerin die gemeinsame Entscheidung überbringen und diese damit
vor vollendete Tatsachen stellen. Aber die engagierte Lehrkraft lässt sich nicht
so einfach abservieren und spricht mit den fünf Elternteilen einmal Tacheles
in Bezug auf deren kleine Racker.
Man kann „Frau Müller muss weg!“ getrost als Komödie bezeichnen, obwohl einem
so mancher Gag oder Lacher eigentlich im Halse stecken bleiben müsste. Denn
das Stück und der Film von Wortmann sprechen jede Menge tatsächlicher
Gegebenheiten und realistischer Entwicklungen an, die alles andere als zum
Lachen sind. Wer sich mit der derzeitigen Situation an (deutschen) Schulen
auskennt, der dürfte so manche Parallele zwischen Hübners Fiktion und der
Alltagsrealität feststellen. Überbesorgte Eltern packen ihre Sprösslinge in
Watte, vernachlässigen aber die wichtigsten Erziehungsmaßnahmen und wälzen alles auf die Pädagogen an der Schule ab. Schlechte Noten werden nicht
akzeptiert, genauso wenig wie jede weiterführende Schule, die nicht Gymnasium heißt. Hübner hat diese erschreckenden Entwicklungen in wunderbar
geschriebenen Dialogen voller Witz und Wahrhaftigkeit festgehalten. Und
Sönke Wortmann gelingt es in seiner Filmversion, diese punktgenauen Worte
mit herausragenden Darstellern exzellent zu vermitteln.
FRANK BRENNER
FRAU MÜLLER MUSS WEG!
D 2014 - Komödie - 88 Min - ab 6 J. - Regie: Sönke Wortmann
mit: Gabriela Maria Schmeide, Justus von Dohnányi, Anke Engelke
Start: 15.1.
FRAU MÜLLER MUSS WEG! – Am Rande
„Frau Müller muss weg!“ wurde mit Fördergeldern im Wesentlichen im
Kölner Raum gedreht, ergänzt um Außendrehs am Handlungsort Dresden.
Es ist insofern ein weiterer echter NRW-Film des Düsseldorfer Regisseurs.
Anke Engelke (49) sich als gereizte Elternvertreterin vorzustellen, fällt
nicht schwer, wenn man sich den Reichtum an Frauentypen vor Augen
hält, den die dreifache Mutter u.a. im Laufe vieler „Ladykracher“-Staffeln
porträtiert hat. Die Kölnerin wurde eigentlich in Montreal geboren, wo ihr
Vater bei der Lufthansa arbeitete, und kam erst mit 5 Jahren in den Kölner
Raum (Rösrath). Gesangsunterricht und Schulchor wurden ihr Karrieresprungbrett, als sie bei Heino und Udo Jürgens erst im Kinderchor und mit
Mit
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Jürgens dann sogar ein Duett singen durfte. Radio Luxemburg machte sie
als erstes zur Moderatorin – und ab 1979 auch über Jahre das ZDF mit seinem Ferienprogramm für Kinder. Doch ihre Ausbildung zur Redakteurin
machte Engelke 1986 beim Radiosender SWF, dem sie als Moderatorin
lange treu blieb. Den Fernseh-Durchbruch brachte die „Wochenshow“ ab
1996, zwar auch mit Moderationselementen, aber vor allem mit skurrilen
Figuren wie Ricky. Detlev Bucks „LiebesLuder“ läutete Engelkes Filmkarriere
ein; es folgten Nebenrollen in „Germanikus“, „Vom Suchen und Finden der
Liebe“, „Vollidiot“ und in diversen Kinder- und Jugendfilmen.
JAN SCHLIECKER
-kultur.de
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i Lesezeichen
roter teppich
Trotz schwerer Krankheit optimistisch: Eddie Redmayne als Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“
„An Hawking ist überhaupt nichts Tragisches“
Eddie Redmayne über „Die Entdeckung der Unendlichkeit“, Stephen Hawking und das Streben nach Perfektion
Mit zwei Rollen hat sich der 1982 in London hen einem viel weniger Mittel zur Verfügung… halte. Er brauchte fünf Minuten für seine kurze
geborene Eddie Redmayne in die Top-Liga Hol- Es war sehr sonderbar und vollkommen un- Antwort, weil er seinen Computer nur mit seinen
lywoods gespielt. In der Miniserie „Die Säu- gewohnt für mich. Hawking kann kaum einen Augenbewegungen steuert. Und er sagte: „Ich
len der Erde“ nach Ken Follett verkörperte er Muskel bewegen, eigentlich nur ein paar um sei- werde Dir sagen, was ich davon halte, sei es gut
ne Augen herum. All die Mög- oder sonst wie.“ Ich erwiderte: „Danke Stephen,
den Steinmetz Jack, und in
lichkeiten, die wir mit unseren sollte es sonst wie sein, dann sag einfach ‚sonst
der Musicalverfilmung „Les
„Irgendwann erkennt man,
Gesten, unserer Stimmlage wie‘.“ Aber sein Urteil war unglaublich großzüMisérables“ überzeugte er an
dass man Perfektion nie
erreichen wird“
und unseren Ausdrucksmög- gig. Man muss wissen, dass er das Copyright auf
der Seite von Hugh Jackman
lichkeiten haben, kanalisieren seine Computerstimme besitzt. Als wir den Film
auch als Sänger. Nach bemerkenswerten Arthouse-Filmen wie „Wilde sich bei ihm in diesen Muskeln, die er benutzen drehten, benutzten wir eine synthetische AnnäUnschuld“, „Das gelbe Segel“ oder „My Week kann. Die größte Anomalie bei Stephen Hawking herung an diese Stimme. Aber nachdem er den
with Marilyn“ kann er sich nun mit seiner besteht darin, dass er, obwohl er nur so weni- Film gesehen hatte, erlaubte er uns, seine Stimme
Darstellung des an ALS erkrankten Physikers ge Muskeln bewegen kann, eines der charisma- zu benutzen!
Stephen Hawking Hoffnung auf einen Oscar tischsten Gesichter hat, die man sich vorstellen
machen. „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ kann. Ich hatte einige Dokumentarfilme mit ihm Was erhofften Sie sich auf der Bühne oder vor
auf meinem iPad. Dann habe ich immer gewartet, der Kamera zu finden, als Sie als Schauspieler
startet am 25.12. in den Kinos.
bis ich alleine im Raum war, um mich vor den anfingen – und haben Sie es gefunden?
engels: Mr. Redmayne, war diese Rolle die Spiegel zu setzen und zu üben, wie man diese Was auch immer man sich zu finden erhofft, man
Muskeln bewegt, die man ansonsten eigentlich wird es nie finden. Aber das spornt einen an, weil
schwierigste, die Sie bislang gespielt haben?
Eddie Redmayne: Ich habe vor einiger Zeit in nicht bewegt, die er aber zu benutzen gelernt man nach Perfektion strebt und hofft, sie eines
Ungarn den Fernsehzweiteiler „Birdsong“ ge- hatte, weil es die einzigen sind, die er noch bewe- Tages zu erreichen. Aber irgendwann erkennt
dreht, als mich Regisseur Tom Hooper, mit dem gen kann. Ich war sehr glücklich darüber, dass wir man, dass man diese Perfektion niemals erreiich befreundet bin, besuchen kam. Weil es einen einen Film gedreht haben, denn Film sieht alles. chen wird. Deswegen muss man lernen, den Weg
engen Drehplan gab und es sich um ein großes Wenn ich Hawking auf der Theaterbühne gespielt dorthin zu genießen. Für mich sind jene Momente
am ergiebigsten, in denen meine Filmfigur und
Weltkriegsdrama handelte, habe ich Tom gesagt, hätte, wäre das noch viel schwieriger gewesen.
ich für wenige Sekunden deckungsgleich sind.
das sei das schwierigste Projekt, an dem ich je
Bei diesem Film passierte das
beteiligt war. Darauf meinte er: „Aber fühlt es Hatten Sie Angst vor Stefür mich in der allerletzten
sich nicht jedes Mal so an?“ Und genau so ist es. phens Reaktionen auf Ihre
NAH DRAN?
[email protected]
Szene, die wir drehten, in der
Darstellung?
 Wir freuen uns auf Post.
Felicity Jones und ich zusamWie war es für Sie, einen Mann mit einer tra- Ja, und wie! Ich hab da wirkmen im Bett in der Küche
gischen Krankheit zu spielen, der noch am Le- lich ein paar Nächte nicht gut
geschlafen (lacht). Ich habe mich blind in die Sa- sind. Stephens Bett wurde gerade in die Küche
ben ist?
Wenn man Stephen trifft, ist an ihm überhaupt che gestürzt und um die Rolle gekämpft, weil mir transportiert, und dort sitzt er nun zwischen all
nichts Tragisches! Er ist das genaue Gegenteil. Er die Geschichte so gut gefiel. Erst nachdem ich die den Kissen, als sich Jane auf den Rand des Bettes
lebt vorwärtsgewandt, er lebt leidenschaftlich, er Rolle bekommen hatte, wurde ich mir über die setzt. Es stand nicht im Drehbuch, aber ich sagte:
lebt ein vollwertiges Leben. Und das macht ihn Verantwortung und das Gewicht bewusst, die da- „Danke!“ In diesem Augenblick ging dieser Dank
zu solch einer tollen Figur für einen Schauspieler. mit verbunden sind. Stephen war bei unseren Be- in erster Linie an die Schauspielerin Felicity, weil
Sein Charakter ist ganz anders, als man ange- gegnungen wirklich sehr liebenswürdig, aber er sie so viel harte Arbeit in diesen Film gesteckt
sichts seiner Krankheit vielleicht erwarten würde, gehört nicht zu denjenigen, die einen aufmuntern hatte. Ich konnte mich nicht bewegen, konner steckt voll großartigem Humor. Er zeigt ganz und sagen: „Du kriegst das schon hin und wirst te dies und das nicht tun. Als ich danke sagte,
wenige Schwächen. Für Stephen könnte seine toll sein.“ Er wollte den Film sehen, bevor er sein war das einer der Momente, in denen sich meine
Krankheit kaum unwichtiger sein. Er ist über- Urteil abgeben würde. Aber so etwas gibt einem Filmfigur und ich überlappten.
haupt nicht an ihr interessiert. Er ist jemand, der den Anstoß, noch härter an sich zu arbeiten. Ich
INTERVIEW: FRANK BRENNER
habe ihn noch einmal getroffen, unmittelbar beeinfach nur leben möchte.
vor er sich den Film angeschaut hat. Ich gestand
Lesen Sie die Langfassung unter:
Es war sicherlich schwierig, jemanden zu spie- ihm, dass ich ziemlich nervös sei, dass er mir
www.engels-kultur.de/roter-teppich
len, der sich kaum bewegen kann – dann ste- aber danach unbedingt sagen solle, was er davon
Mit
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film-kritik
Honig im Kopf
D 2014 - Komödie / Drama - 139 Min - ab 6 J. - Regie: Til Schweiger
Eddie Redmayne in der Rolle des Erforschers von Raum und Zeit
Denken ohne Grenzen
„Die Entdeckung der Unendlichkeit“ von James Marsh
Start: 25.12.
Til Schweiger inszeniert dieses Alzheimer-Drama mit Dieter Hallervorden („Sein
letztes Rennen“) in der Rolle des Familienoberhaupts, das schleichend sein Gedächtnis verliert. Als sein Sohn (Schweiger) den einstigen Lebemann ins Heim
schicken will, schnappt sich Enkelin Tilda (Emma Schweiger) ihren Opa und
entführt ihn Richtung Italien. Tragikomisches Roadmovie.
HE
Biografisches Drama über Leiden und Schaffen von Stephen Hawking.
C Berührendes Biopic
Cambridge im Jahr 1963. Nach dem Abschluss seines Studiums widmet sich
der aufstrebende Kosmologe und Mathematiker Stephen Hawking (Eddie
Redmayne) seiner Promotion. Der junge Mann hat Großes vor und arbeitet an
einem nächsten Forschungssprung. Sein Streben gilt der einen einheitlichen
Gleichung, die den ganzen Kosmos erklärt. Privat ist der Nerd gut drauf und
humorvoll, weist aber keine Erfolge auf in Liebesdingen. Das ändert sich, als
Hawking der Kommilitonin Jane (Felicity Jones) begegnet. Die beiden werden
ein Paar. Dann der tragische Einschnitt: Hawking erkrankt an ALS. Das Nervenleiden beeinträchtigt seine motorischen Bewegungsabläufe und befällt ihn
zunehmend mit Lähmungserscheinungen. Jane hält zu ihm. Die Ärzte geben
ihm noch zwei Jahre.
Am 8. Januar 2015 Januar wird Stephen William Hawking 73 Jahre alt. Der
Astrophysiker hat nicht nur mehrere Kinder in die Welt gesetzt, sondern auch
die eine oder andere umwälzende Idee in Sachen Quantengravitation und
schwarzen Löchern. Doch Achtung: Wer sich in diesem Drama eine populärwissenschaftliche Aufbereitung seiner Theorien erhofft, der sitzt hier falsch.
Regisseur James Marsh („Man on Wire“, „Shadow Dancer“) verliert sich erst
gar nicht in wissenschaftlichen Details, die im Rahmen eines solchen Filmes
ohnehin nicht zufriedenstellend aufzuschlüsseln wären. Der Film gibt zwar
grundlegende Einblicke in Ideen, Denkanstöße und vermittelt die Bedeutung
der Erkenntnisse Hawkings. Vor allem aber konzentriert sich das Drama auf das
schicksalsgebeutelte Privatleben des Genies. Darauf, wie Hawking seine
Energien darauf setzt, sein Wissen und Forschen mit der Behinderung zu vereinbaren. Und wie er sich dabei origineller Hilfsmittel bedient.
Die literarische Vorlage zu diesem bewegenden Film bildet damit denn auch
nicht Hawkings Bestseller „Eine kurze Geschichte der Zeit“, sondern die
Biografie seiner ersten Ehefrau Jane. Das hätte in einer Fernsehschmonzette
enden können. Diese Adaption jedoch gestaltet sich als ein zärtlich erzähltes
Drama. Wir folgen dem Streben eines Genies nach der einen Formel. Wir erleben ein Behindertendrama fernab von eherner Rührseligkeit und verklärtem
Pathos. Und wir sehen einen Liebesfilm, der dem Paar von der schüchternen
Annäherung bis hin zur Krise und wieder heraus folgt, ohne dabei Kitsch auch
nur zu streifen. Vielleicht gibt es ein Zuviel an Gutmenschen in diesem optimistischen Film, der sich damit als Weihnachtsfilm geradezu aufdrängt. Doch
auch dieses Übergewicht wirkt in keinem Maße verklärt. 2004 schlüpfte
bereits Benedict Cumberbatch („The Imitation Game“) für eine BBCProduktion in die Rolle des begnadeten Forschers. Nun verkörpert Eddie
Redmayne („My Week with Marilyn“) Hawking als sympathischen, optimistischen, vor allem aber humorerfüllten Forscher und Familienvater. Ein charmanter Forscher, ein kluger Feingeist, der trotz aller körperlicher
Einschränkungen leidenschaftlich an seinem Credo festhält: Dem Streben
nach grenzenlosem Denken.
HARTMUT ERNST
Let’s Be Cops – Die Party Bullen
USA 2014 - Action / Komödie - 105 Min - ab 12 J. - Regie: Luke Greenfield Start: 8.1.
„Falsche Cops – echter Ärger“. Damit ist grundsätzlich alles gesagt. Zwei Freunde (Damon Wayans Jr., Jake Johnson), die ansonsten nicht viel auf die Kette
kriegen, verkleiden sich als Polizisten und patrouillieren die Straßen von Los
Angeles. Das sorgt zuerst für Respekt und dann für jede Menge Probleme. Wir
freuen uns derweil schon auf „Let’s Be Docs“ usw. Überdrehter Spaß.
HE
engels verlost 1 Film-Paket bestehend aus 2 Karten, Plakat, Dosenkühler und Cap.
E-Mail bis 11.1. an [email protected], Kennwort: Cops
The Best of Me – Mein Weg zu dir
USA 2014 - Drama / Lovestory - 118 Min - Regie: Michael Hoffman
Start: 8.1.
Dawson (Luke Bracey) und Amanda (Liana Liberato) waren ein Paar. Durchs
Schicksal getrennt, begegnen sich Amanda (Michelle Monaghan) und Dawson
(James Marsden) nach zwanzig Jahren wieder. Gibt es eine zweite Zukunft?
Liebesmelodram nach der Vorlage von Nicholas Sparks („Wie ein einziger Tag“).
Für Menschen, die statt „Tatort“ lieber das andere da im Zweiten gucken. HE
Annie
USA 2014 - Kinderfilm / Musical - 119 Min - o. Altersb. - Regie: Will Gluck Start: 15.1.
DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT Mill Valley 2014: Publikumspreis, J. Marsh
GB 2014 - Drama / Biographie - 123 Min - o. Altersb. - Regie: James Marsh
mit: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Charlie Cox
Start: 25.12.
Mit
-kultur.de beginnt die Filmwoche
19
Quvenzhané Wallis hat uns bereits in „Beasts of the Southern Wild“ verzaubert. Nun spielt sie die kleine Annie aus New York, die unter der Obhut einer
garstigen Pflegemutter auf die Rückkehr ihrer Eltern wartet. Währenddessen
versucht politisches Gesindel, das Mädchen für die Bürgermeisterwahl zu instrumentalisieren. Familientaugliche Broadway-Verfilmung.
HE
-kultur.de
Mein Lesezeichen
film-kritik
3 Türken und ein Baby
D 2014 - Komödie - 99 Min - o. Altersb. - Regie: Sinan Akkus
Herz aus Stahl
Start: 22.1.
USA 2014 - Action / Kriegsfilm - 134 Min - ab 16 J. - Regie: David Ayer
Start: 1.1.
Die drei deutschtürkischen Brüder Celal (Kostja Ullmann, „Coming In“), Sami
und Mesut sind eigentlich alt genug, um erwachsen zu sein. Aber so etwas verlangt nach Verantwortung, und der sind die Jungs bisher erfolgreich aus dem
Weg gegangen. Dann baut Celal Mist und die Brüder müssen sich um das Baby
seiner Ex-Freundin kümmern. Komödie von Sinan Akku? („Evet, ich will“). HE
Der Zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende. US-Sergeant Wardaddy (Brad Pitt)
indes kämpft verzweifelt mit seiner Panzer-Besatzung (u.a. Shia LaBeouf, Michael
Peña) ums Überleben. Ein gefallener Soldat wird durch einen unerfahrenen
Rekruten ersetzt, das deutsche Kriegsgerät ist überlegen. Regisseur David Ayer
(„End of Watch“) inszeniert einen schonungslosen Kriegsfilm.
HE
Doktor Proktors Pupspulver
Exodus: Götter und Könige
N/D 2014 - Kinderfilm - 88 Min - o. Altersb. - Regie: Arild Fröhlich
Start: 15.1.
Warum sollte man gelegentliche Blähungen nicht zur Fortbewegung durch die
Lüfte nutzen? Fragt sich Doktor Proktor (Kristoffer Joner) und macht just die
titelgebende Erfindung daraus. Der Vorteil an der Sache: Der innovative Raketenantrieb stinkt nicht. Der Nachteil: Ein Bösewicht will die Formel klauen.
Nordisch frecher Kinderspaß mit Anke Engelke als Patentamts-Chefin.
HE
GB/USA/E 2014 - Drama - 157 Min - ab 12 J. - Regie: Ridley Scott
Start: 25.12.
In jüngster Zeit produziert Hollywood vermehrt aufwendige Bibelverfilmungen
und verwandelt die Kinos in christliche Gotteshäuser. Nachdem Russell Crowe
den Noah verkörperte, gibt Christian Bale nun den Moses. Unter der Regie von
Altmeister Ridley Scott stellt sich der biblische Held dem Pharao Ramses (Joel
Edgerton) entgegen und teilt das Meer. Weihnachtsspektakel.
HE
engels verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 4.1. an [email protected], Kennwort: Exodus
Mucize – Wunder
TRK 2014 - Drama - 136 Min - ab 6 J. - Regie: Mahsun Kirmizigül
Start: 1.1.
1961. Als der Lehrer Mahir in den provinziellen Osten der Türkei versetzt wird,
traut er seinen Augen nicht: In dem Ort gibt es keine Schule. Also muss man
improvisieren. Zugleich verlangt Mahir, dass auch Mädchen den Unterricht
besuchen sollen. Mit Aziz kommt noch ein Klassenkamerad dazu, der 34 Jahre
alt ist und behindert. Dann bricht ein harter Winter herein. Drama.
HE
EIN FILM VON PAOLO VIRZI
96 Hours – Taken 3
F 2014 - Action / Thriller - 107 Min - ab 12 J. - Regie: Olivier Megaton
Start: 8.1.
Noch einmal darf Liam Neeson den Ex-Top-Agenten Bryan Mills geben. Diesmal wird ihm ein Mord in die Schuhe geschoben. Das lässt der erfahrene
Haudegen natürlich nicht ungestraft und begibt sich auf die Fährte des wahren Killers. Nicht nur die Polizei unter Leitung von Inspector Dotzler (Forest
Whitaker) ist ihm auf den Fersen. Actioner aus der Besson-Schmiede.
HE
Mit
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-kultur.de
Me
Mein
e in
i Lesezeichen
filmwirtschaft
2015
Januar
SALON de 03.01.
SALSA
Kinotickets und DVDs stützen die Filmförderung, Foto: Jan Schliecker
Ein mäßiges Jahr
…und was sonst noch so war
Beim Lesen dieser Zeilen steht die Jahresabrechnung der Besucherzahlen
für 2014 noch aus. Doch schon heute dürfte klar sein, dass sie hinter den
beiden Vorjahren zurückliegen und auch die Umsatz-Milliarde durch Kinotickets knapp verfehlt werden dürfte. Dies lag insbesondere an der 6-wöchigen Filmflaute während der WM, die in fast allen Ländern festzustellen
war. Die fehlenden Besucher wirken sich bei den Kinos durch die ebenfalls
fehlenden Umsätze im Bereich von Süßwaren und Getränken sowie Werbeeinnahmen stärker aus als bei den Filmverleihern, die schon Mitte November den drittbesten Verleihumsatz feierten.
Dennoch wollen die Verleiher gemeinsam mit den Kinobetreibern im neuen
Jahr zahlreiche Maßnahmen ergreifen, nicht nur die Kinoabstinenten wieder in die Säle zu holen, sondern auch die Bestandskunden zu häufigeren
Besuchen zu animieren. Hierzu soll die nunmehr auch softwaremäßig unterstützte breite Markteinführung des papierlosen Tickets, also mit dem
online gekauften Barcode direkt in den Saal zu können, ebenso beitragen
wie Investitionsmaßnahmen in Komfort und Ausstattung der Kinos. Erneut
hat Achim Flebbe, der der deutschen Kinolandschaft immer wieder wichtige
Impulse gibt, vorgemacht, wie es gehen könnte. Sein 1991 in Hannover
gebautes erstes Multiplex wurde nun nach einer grundlegenden Sanierung
in ein sogenanntes Grand Cinema umgebaut. Große Ledersessel, Garderobe,
Service am Platz und vieles mehr bietet eine Qualität, für die viele Besucher
zu zahlen bereit sind.
Zum Jahresende formieren sich auch die einzelnen Verbände, um sich mit
der Novelle des Filmförderungsgesetzes zu befassen. Nach der höchstrichterlichen Bestätigung des Gesetzes gilt es nun einerseits die Finanzierung
der Filmförderung zu sichern, andererseits verfolgen die einzahlenden Gruppen eine Beitragsreduzierung und die einnehmenden Gruppen höhere Quoten. Die Kinobranche ist mit rund 25 Mio. Euro größter Einzahler, gefolgt
von der Videowirtschaft, die bislang rund 15 Mio. einzahlte. Allerdings wird
eine erfolgreiche Klage ab sofort dazu führen, dass die Abgabe auf DVDs
auf rund 10 Mio. schrumpft. Das Gesetz sieht vor, dass Bildträger mit einer
Länge von mehr als 58 Min. die Abgabe zu bezahlen haben, doch das Gericht entschied im Herbst, dass nicht die Gesamtlänge des Inhalts, sondern
lediglich die Einzeltitel zu berücksichtigen seien. Eine DVD mit mehreren
45-minütigen Folgen einer Serie ist somit nicht mehr abgabepflichtig. Die
so entstehende Lücke von mindestens 5 Mio. Euro wird nicht ohne weiteres
zu schließen sein, da weder die Telekommunikationsunternehmen noch die
im Ausland angesiedelten Programmanbieter wie Amazon oder iTunes zur
Kasse gebeten werden können. Die von den Kinos entrichtete Filmabgabe
ist aktuell in vier Klassen zwischen 0 % und 3 % vom Kartenumsatz aufgeteilt. Alle wünschen sich hier einen einheitlichen Satz, der gerechter ist und
unnötige Bürokratie abbauen könnte.
Kulturstaatsministerin Grütters nimmt ihre Arbeit für den Film ernster als
es zunächst schien. Zwar konnte auch sie den Finanzminister nicht daran
hindern, die Fördermittel für den DFFF (Deutscher Filmförderfonds) von 60
auf 50 Mio. zu kürzen, immerhin konnte sie aber diese Summe für drei
Jahre festschreiben. Für Deutschland als Filmnation dürfte auch die Vertragsverlängerung von Dieter Kosslik als Chef der Berlinale nicht unwichtig
sein. Damit werden auch weiterhin internationale Stars den roten Teppich
beschreiten.
KIM LUDOLF KOCH
TEN YEARS 15.01.
AFTER
SIMON 16.01.
& JAN
&ŽƌƵŵDĂdžŝŵƵŵƉƌćƐĞŶƟĞƌƚ͗
KONRAD
BEIKIRCHER
17.01.
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Geschwister-Scholl-Platz - Wuppertal
w w w. l i v e c l u b - b a r m e n . d e
Mit freundlicher Unterstützung:
Förderverein HDJ & LCB
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
M
Mein
e Lesezeichen
21
wortwahl
comickultur
LAST-MIN-X-MAS 2014
Kinderkram
Upps!? Schon wieder vier Lichtlein an und schon wieder vergessen, mal früher an die Weihnachtspräsente zu denken (geschweige denn mal zwischendurch der feinsinnigen Kunst des Schenkens zu frönen). Aber vielleicht helfen die diesjährigen Last-Minute-Tipps aus der Bücherwelt nebenbei auch
diesem Übel auf die Schliche zu kommen.
Der Berliner Verlag Reprodukt hat vor einiger Zeit eine scheinbare Tautologie
in ihr Programm aufgenommen: Kindercomics. Aber es ist lange her, dass man
unwidersprochen Comics mit Kinderkram gleichsetzen konnte (auch wenn
„Kinderkram“ eigentlich nicht negativ belegt sein sollte). Spätestens der Boom
der Graphic Novel hat auch dem letzten die Augen dafür geöffnet, dass der
Comic ein erwachsenes Medium ist. Da muss man fast schon wieder für Kindercomics werben, zumindest, wenn man etwas anderes als die Klassiker von
Gallien bis Entenhausen meint. Luke Pearsons „Hilda“ ist ein solcher Comic:
Wunderschön gezeichnet und mit ungebändigter Fantasie erzählte Pearson in
den bislang drei Geschichten von der kecken Protagonistin, die allerlei Geister und Trolle, Winzlinge und Riesen oder auch einen winzigen Riesenvogel
kennenlernt. Immer siegt bei ihr die Neugierde über die Angst, wenn es im
Gebüsch raschelt, im Erdreich grummelt oder hinter dem Schrank poltert. Mit
„Hilda und der schwarze Hund“ erscheint nun ein vierter Band in der überaus
schön gestalteten Reihe, die Erstleser, aber auch ältere Kinder mit Genuss
lesen können: Um Pfadfinder geht es, aber auch um Hausgeister und einen
riesigen schwarzen … hm … Hund? Ein Abenteuer aus einer fantastischen Welt
voller fabelhafter Wesen – längst nicht nur für Kinder (Reprodukt).
Lesestoff zum Jahreswechsel
Comics für Kinder jenseits des Mainstreams
Belletristik: Philip Teir: „Winterkrieg“ [Blessing]: Vom Verlust der Verlustierung. Materielle Sicherheit und die Vergötterung der Individualität erweisen sich in diesem scharfsinnigen Gesellschaftsroman à la Richard Yates
als Totengräber der genussvollen Intimität. / Franz Dobler: „Ein Bulle im
Zug“ [Tropen]: Auf dem Dampfross. Nachdem er fatalerweise einen Kollegen erschossen hat, wird ein Kommissar zum Hobo, um auf seiner ziellosen
Zugreise durch Deutschland Licht in sein Dunkel zu bringen und gleichzeitig
den tödlichen Zwischenfall hinter sich zu lassen. / Wolfgang Schweiger:
„Duell am Chiemsee“ [Pendragon]: Ein Wolf im Schafspelz; und das gilt
nicht nur für den Helden, der seine Rockervergangenheit hinter sich geglaubt hat, sondern auch für den Roman, der nur oberflächlich als idyllischer Lokalkrimi rüberkommt.
Sachbuch: Carl Hoffman: „Tödliches Paradies“ [Bertelsmann]: Ein Sachbuch wie ein Thriller. Ein „Dangerseeker“ begibt sich in die „Hölle WestNeuguineas“, um unter Kannibalen und Kopfgeldjägern den mysteriösen
Tod Michael Rockefellers aufzuklären. / Daniel Defoe: „Libertalia. Die
utopische Piratenrepublik“ [Matthes&Seitz]: Radikaler Wagemut mit ‚Ansteckungsgefahr‘. Der Augenzeugenbericht aus dem 18. Jahrhundert lässt
die basisdemokratischen Sozialvorstellungen der Wegelagerer der Meere
aufleben. / Ute Mahler (Text: Sibylle Berg): „Zusammenleben“ [HatjeCantz]: Menschliche Fassaden hinter der Mauer. Cool und sensibel zugleich
entpuppt sich der DDR-Fotozyklus der Autorenfotografin als erinnerungswie denkwürdiger Spiegel privater Interaktion, in dem die Geschichte das
Szenenbild stellt.
Popkultur: Jonathan Lethem: „Talking Heads – Fear of Music“ [Tropen]:
Ein Album anstelle meines Kopfes. Der Untertitel macht bereits deutlich, mit
welch brachialer Inbrunst wir uns (zumindest in der Jugend) popkulturellen
Meisterwerken hingeben. Alles, jedes einzelne Detail erhält eine Wichtigkeit/Bedeutung, die von nun an unser Leben bestimmt; bei dem 79er-Geniestreich der New Yorker Band natürlich völlig zu Recht. / Leonard Cohen:
„Almost Young“ [Schirmer/Mosel]: Bewegende Bilder von der poetischen
Kraft eines begnadeten Musikers. Eigentlich wollte er Schriftsteller werden,
doch der überraschende Erfolg einiger vermeintlich dahingeklampfter Songs
machten ihn zum heutigen Grandseigneur unter den Singer/Songwritern. /
Max de Esteban: „Heads Will Roll“ [HatjeCantz]: Mal durchzogen von
prostierend-harten Gitarrenriffs, dann wieder sich melancholisch in postnuklearen Soundscapes verlierend. Beim Anblick der grandios komponierten
Fotocollagen gerät man unweigerlich in einen Sog, der an opulente technoide Industrial-Hymen erinnert, um sich mit dem Schlussakkord eingestehen
zu müssen, dass man selber längst der multimedialen Überfrachtung erlegen ist. – Zeit, runterzubremsen. Vielleicht klappt‘s dann nächstes Jahr auch
früher mit den Geschenken.
Auch hier raschelt und grummelt es im Gebüsch – für Kinder ist „Safari Honeymoon“ aber wohl nicht geeignet. Ein frisch vermähltes Paar genießt die
Großwildjagd mit einem fürsorglichen Guide. Der Dschungel ist allerdings
höchst ungewöhnlich, und Gefahren lauern überall: giftige Pflanzen, psychedelische Parasiten – ein Albtraum jagt den nächsten. Jesse Jacobs hat eine
blühende Fantasie – im wahrsten Sinne des Wortes: Die Natur strotzt nur
so vor giftigen, alles fressenden Wesen, die permanent unsere Urängste heraufbeschwören. Und dann steht sich der Mensch auch noch selbst im Weg!
Gezeichnet ist diese dunkle Wunderwelt ganz akribisch in faszinierendem
Giftgrün (Rotopolpress). Jan Soekens Debüt „Friends“ basiert auf einer Zeitungsnotiz: Zwei Freunde wandern zu einem Treffen des Baden Württembergischen Ku-Klux-Clans. Im Wald verlaufen sie sich und geraten aneinander
– der Tonangeber bekommt plötzlich Gegenwind. Dann stehen sie vor einem
Zwinger mit einem dreibeinigen Hund ... Die tragikomische Geschichte ist in
flüchtigen Bleistiftzeichnungen gehalten, die die Albernheit, aber auch das
tragisch unbeholfene der Figuren transportieren (avant verlag).
Julie Birmant und Clément Oubrerie widmen sich in „Pablo“ Picassos frühen Künstlerjahren. Aus der Perspektive seiner ersten Geliebten Fernande
Olivier erzählen die bisher drei Bände von Picassos Kampf um Anerkennung
und einen eigenen Stil. Die sehr schönen Zeichnungen von Oubrerie („Aya“)
verströmen die Aura des wilden Lebens am Montmarte. Im aktuellen vierten
Band „Matisse“ reisen Pablo und Fernande in die spanische Heimat des jungen Künstlers und lernen den Kollegen Matisse kennen – Picassos großen
Konkurrenten. Picassos Arbeit ist zunehmend von Erfolg gekrönt, und mit
dem Kubismus findet er schließlich seine Ausdrucksweise. Seine Besessenheit – die Geistesblitze wie der Wahn, aber auch der normale Alltag zwischen
Saufgelage, Streitereien mit Fernande und Geldsorgen fangen die Autoren
schwung- und humorvoll ein, die Bilder sind eine Augenweide (Reprodukt).
CHRISTIAN MEYER
LARS ALBAT
engels verlost ein Exemplar von „Ein Bulle im Zug“.
E-Mail bis 25.1. an [email protected] Kennwort: „Bulle“
engels verlost Luke Pearsons „Hilda und der schwarze Hund“.
E-Mail bis 25.1. an [email protected] Kennwort: „Hilda“
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improvisierte musik in NRW
klassik an der ruhr
Simion hat Grund zum Feiern, Foto: Christoph Giese
Weltgeiger Frank Peter Zimmermann, Foto: Harald Hoffmann hänssler CLASSIC
Zeitensprung
Von Finnen und Dänen
Von Olaf Weiden
Es war ein gigantischer Sprung in der gut 50-jährigen Lebensspanne von
Nicolas. In seiner Kindheit in Transsilvanien gab es keine Gasleitungen
oder fließendes Wasser aus dem Hahn. Er hütete in den Ferien Schafe,
machte auf dem Feld Heu oder erntete in den Ferien Kartoffeln. Auch in
seinem Dorf ist die Zeit nicht stehen geblieben. Nicolas: „Heute gibt es
Gas, Strom und Wasser. Nur politisch und wirtschaftlich ist es eine Katastrophe geblieben. Die Hoffnung auf ein besseres Leben stirbt gerade in der Jugend, die „Sehr einfach, sehr direkt
und sehr emotional“
jungen Studenten wollen alle ins Ausland.“
Von Olaf Weiden
Theodor W. Adorno war ein bissiger Hund; natürlich ein schlauer Kerl.
Aber seine Urteile und Verurteilungen blieben oft zweifelhaft. So hatte er
besonders den nordischen Tonsetzer Jean Sibelius im Visier, als er in einer
Glosse dessen sinfonische Themen geißelte: „Diesen Tonfolgen widerfährt
sehr früh ein Unglück, etwa wie einem Säugling, der vom Tisch herunterfällt und sich das Rückgrat verletzt.“
„Wie ein Säugling, der vom
Wenn jetzt die Temperaturen auch an
Tisch herunterfällt“
Rhein und Ruhr etwas nordischer sind,
erinnern die Duisburger Philharmoniker
sehr früh im Jahr an den anstehenden 150. Geburtstag des finnischen
Meisters Sibelius, u.a. mit seiner übersichtlichen Tondichtung „Finlandia“,
die als Nationalprodukt hundertfache Bearbeitung und tausendfache Interpretation erfuhr.
Nicolas Simion erhält WDR Jazzpreis für Improvisation
Die Duisburger Philharmoniker feiern Geburtstage
In Köln lebt der „Karpaten-Coltrane“ – so bezeichnete ihn einstmals ein
Journalist – in der Südstadt. Leicht ist es nicht, mit Jazzmusik sein Leben
zu finanzieren. Er arbeitet seit Jahren an Musikschulen. Nicolas will, dass
seine Musik gut ankommt: „Ich habe für mich herausgefunden, dass besonders Stücke die Leute gut erreichen, die sehr einfach, sehr direkt und
sehr emotional sind.“ Das klingt nach den Menschen in seiner Heimat,
denen der Saxophonist und Komponist nun melden darf, er habe den WDR
Jazzpreis 2015 gewonnen. Was sagen die zu seiner beachtlichen internationalen Karriere? „Meine Familie ist immer noch sehr erstaunt, wie
man mit einer solchen Musik weiterkommen und davon leben kann. Reich
werde ich nicht damit, das war nie meine Absicht. Aber ich stehe auf diese
Musik und ich denke, das ist das Beste, was ich machen kann.“
Seit er in Wien zum Studium landete, rückte der Wert und die Einzigartigkeit der Musik seiner Heimat in sein Bewusstsein und schlich sich in
sein Werk. Auch dieser Rückgriff auf die eigenen Roots, ein authentisches
Lebensthema, kam den Juroren des WDR preisverdächtig vor. Es ist wunderbar, dass ein so vielfältig interessierter und wacher Musiker wie Nicolas
Simion, der ohne Paukenschläge wirkt, bedacht wurde.
Olaf Weiden
Musiker und
Musikkritiker
Die Verleihung findet in diesem Jahr im Konzerthaus
Dortmund statt und wird gleichzeitig in das WDR Jazzfest im Domicil eingebunden. Die Show mit den anderen
musikalischen Preisträgern, dem Komponisten Tobias
Wember – sein Werk spielt traditionell die WDR Big
Band – und der Brühler Big Band „Curuba Jazzorchester“ wird von Professor Bop moderiert – hinter dieser
Kunstfigur verbirgt sich Götz Alsmann, von seinen Fans
liebevoll Götzi genannt.
Repräsentativer für den Komponisten wirkt aber sein Violinkonzert, trotz
Adornos Verleumdung ein Repertoirestück aller großen Geigenvirtuosen.
Und da in Duisburg ein solcher geboren wurde, gab dies den erfreulichen
Anlass, Frank Peter Zimmermann zu diesem Fest einzuladen – ein echter
Weltstar aus der Hafenstadt. Er spielt das Instrument des österreichischen Paganini Fritz Kreisler, der mit seinen unglaublich kurzweiligen und
faszinierenden Charakterstücken 1935 eine echte Bombe platzen ließ:
Nachdem er sie jahrelang als Werke berühmter Komponisten in seinen
Konzerten gespielt hatte, enttarnte er sie nun als eigene Kompositionen.
Solche Späße mögen Musikkritiker nicht wirklich gern.
Das hört aber niemand der Geige an. Und Zimmermann, der aktuell mehrfach in der Blüte höchster Spielkultur gewähnt wurde und z.B. den Echo
Klassik Preis als Instrumentalist des Jahres 2014 erhielt, ist genau der
Mann, der diesem etwas halsstarren Stück einen genialen musikalischen
Bogen abgewinnen kann. Er tourt gerade mit dem Konzert, denn eine Woche später spielt er es beim WDR in Köln. Zimmermann, dessen Sohn Serge
auch bereits als Geiger Meriten verdienen konnte, feiert just im kommenden Monat seinen 50. – das passt doch herrlich nicht nur zu Sibelius.
Zahlreiche lohnende Komponisten stammen aus dem hohen Norden, so
auch der unter ihnen berühmtere Däne Carl Nielsen. Wir erinnern uns
ebenfalls an seinen 150. Geburtstag, was bestens in das Jahresprogramm
passt. Denn GMD Giordano Bellincampi hat seinen Nielsen-Zyklus bereits
früher begonnen. Jetzt erklingt „Das Unauslöschliche“, eine Sinfonie aus
dem Jahre 1916, als Reflexion auf den grausigen Ersten Weltkrieg. Das
Werk endet in einem Duell zweier Pauken: Die rollen diesmal für die geballten Jubilare in diesem tollen Konzert.
WDR 3 Jazzfest | 28.1.-30.1. | Domicil, Dortmund
wdr3.de/musik/jazzbeiwdr3/jazzpreis160
Preisverleihung: WDR Big Band Köln | Fr 30.1. 20 Uhr
Konzerthaus Dortmund | 0231 22 69 62 00 | www.nicolassimion.com
„Nordische Meister“ | Mi 7.1. & Do 8.1. 20 Uhr | Theater am Marientor
Duisburg | www.duisburger-philharmoniker.de
23
kompakt disk
klassik am rhein
Generationenwechsel
Stabübergabe in der Popgeschichte
Panda Bear, ein Viertel vom Animal Collective, veröffentlicht mit „Panda
Bear Meets the Grim Reaper“ bereits sein fünftes Soloalbum. Der Beach
Boys-Einfluss ist nicht wegdiskutierbar, das IDM-Interesse ist nach wie vor
hörbar, und die Musik des Animal Collective ist auch bei den Soloprojekten
sehr präsent. Das tolle neue Album ist relativ poppig, Nervosität und verschwurbelte Strukturen muss hier aber niemand missen (Domino). Dean
Blunt, zusammen mit Ina Copeland einst als Hype Williams unterwegs, ist
sehr umtriebig und bereist einen komplett eigenen Kosmos. Das war zwar
auch schon früher so, jetzt sind aber die Schärfen und die Clubelemente
früherer Platten verschwunden. Diese verrauschten Songs – nicht Tracks
– erinnern entfernt an Soul, an Indie-Pop, an melancholisches New-WaveFeeling und schlafwandeln sich mit ihrer schnoddrigen Art in ein Paralleluniversum zartester Schönheit. Als Gastsängerin hört man die betörende Joanne Robertson (Rough Trade). Die Compilationreihe „Le Pop“ hat aktuelle
französische Popmusik hierzulande auf die Landkarte gebracht. Mit „Le Pop
8“ kommt schon die zehnte Ausgabe – die beiden Specials mit Frauen und
Duetten mitgezählt. Die beiden Kölner Macher des Labels, Oliver Fröschke
und Rolf Witteler, ruhen sich keinesfalls auf ihrem Erfolg aus: Zehn der 16
Stücke kommen von Newcomern. Und auch die stilistische Bandbreite unter dem Banner des Nouvelle Chanson ist denkbar groß (Le Pop).
Nach „Hardcore Traxx“ mit Material aus den späten 80er und 90er Jahren
erscheint auf Strut nun mit „Ghetto Madness“ eine zweite Compilation mit
Stücken des Labels Dance Mania, das den rauen, pumpenden Ghetto House
der 90er Jahre, der wiederum direkt zum Chicago Juke führte, definierte.
Mit dabei sind Steve Poindexter, Paul Johnson, Tyree Cooper oder DJ
Rush; insgesamt 15 minimalistisch primitivistische Stücke versammelt die
Compilation (Strut). „In C“ von Terry Riley ist ein Klassiker der Minimal
Music und gilt vielen auch als die erste Komposition seiner Art. Das offen
arrangierte, polyphon-perkussive Stück erinnert in seiner Klangfarbe auch
an afrikanische Musik. Insofern war eine afrikanische Version wohl nur eine
Frage der Zeit, die jetzt, zum 50-jähigen Jubiläum gekommen ist. An dem
von African Express initiierten Projekt sind u.a. Brian Eno, Damon Albarn,
Andi Toma von Mouse on Mars und André de Ridder beteiligt (Transgressive).
In den 70er Jahren machte deutsche Popmusik unter dem Begriff Krautrock erstmals international von sich reden. Darunter zählte vor allem die
Elektronik, die aus Berlin (Tangerine Dream, Klaus Schulze) und Düsseldorf
(Kraftwerk, Cluster, Neu!) kam. Anhand von O-Tönen der Beteiligten erzählt
Rüdiger Esch in „Electri_City“ von der „Elektronischen Musik aus Düsseldorf“ – von 1970 bis 1986 – von Kraftwerk bis Propaganda. Als O-TonCollage, wie man sie von Punk- und New-Wave-Büchern kennt („Please Kill
Me“, „Verschwende Deine Jugend“) entfaltet sich ein detailreiches Bild der
Szenen, das am spannendsten ist, wenn sich der Generationenwechsel zum
Punk vollzieht, von Kraftwerk, La Düsseldorf, Neu! und Cluster zu Der Plan,
DAF und Die Krupps, deren späterer Bassist Rüdiger Esch für dieses Buch
auch mit Musikern von Wire, Heaven 17, Visage oder OMD, die die Düsseldorfer Szene beeinflussten oder von ihr beeinflusst wurden, gesprochen
hat. Eine gleichnamige CD versammelt 13 Stücke von Düsseldorfer Bands
aus der Zeit (Suhrkamp / Grönland Records).
CHRISTIAN MEYER
engels verlost 3 x das Buch „Electri_City“ plus CD!
E-Mail bis 25.1. an [email protected] Kennwort: „Electri_City“
Zwei starke Typen: Bell und die „Gibson“, Foto: Eric Kabik
Bogen auf der Beute
Joshua Bell geigt Diebesgut
Von Olaf Weiden
Ein Geiger steht in der U-Bahn Washingtons, vor ihm der klassisch aufgeklappte Geigenkasten, gedacht für ein paar Münzen der Passanten, die
an ihm vorbei hasten. Die Washington Post hatte den Weltstar-Geiger
Joshua Bell, der bereits mit unter zwan„32,17 Dollar landeten
zig Jahren in New Yorks Carnegie Hall
im Kasten“
debütierte und heute heimische Gefühle
für die ehrwürdige Halle entwickelt, vor einigen Jahren gebeten, mit seiner
Stradivari auf höchstem Niveau für die Fahrgäste zu musizieren. Was dabei
herauskam? Mehr als tausend Passanten in 43 Minuten, sieben blieben stehen, eine Person erkannte den mehrfachen Grammy- und Oscar-Preisträger.
32,17 Dollar landeten im Kasten. Niemand wurde stutzig ob des Könnens
oder der besonderen Klangqualität der Millionen-Geige. Vor zwei Monaten
wurde das Experiment, diesmal mit Ankündigung und jungen Mitmusikern
wiederholt, da versammelte sich eine riesige Gemeinde und reckte ihre
Smartphones und Handys in die Luft.
Unbeabsichtigt hatte seine berühmte Geige einen ebensolchen Publikumstest absolviert. Die Story klingt wie ein erfundener Krimi: 1936 wurde die
legendäre Stradivari „Gibson“ dem Virtuosen Bronislav Huberman während
eines Konzerts in der Carnegie Hall entwendet. Bis in die Achtziger spielte
ein Gelegenheitsmusiker dieses leicht kaschierte 300 Jahre alte Instrument,
ebenfalls ohne im Kollegenkreis aufzufallen. Auf dem Sterbebett gestand er
seiner Lebenspartnerin den außergewöhnlichen Wert dieses Schatzes. Bell
hat sie 2001 gekauft.
Kein Wunder, dass er sich in ein solches Instrument, heute als „Gibson ex
Huberman“ geführt, unheilbar verliebt. Charakter sollte nicht nur der Musiker, sondern auch das Instrument haben. Bell, der sich gern auf experimentelles Parkett wagt und neben seinen zahlreichen Konzertveröffentlichungen auch schon mal Jazz und guten Pop mit Freunden produziert und
eben als Filmmusiker („Die rote Violine“) aus dem Alltag ausschert, braucht
einen edlen anspruchsvollen Partner.
Deshalb ist es noch sensationeller, dass der Geiger seit drei Jahren das mit
500 Einspielungen rekordverdächtige Kammerorchester St Martin in the
Fields als Musikdirektor betreut, das jetzt auf seiner Tournee auch Ruhrund Rheinland streift. Nicht nur mit Händels „Messias“
setzte der Gründer Sir Neville Marriner in den Sechzigern
einen unbekannten Standard für Barockmusik auf Neuen
Instrumenten. Heute musizieren die Engländer, die nach
ihrer ursprünglichen Aufführungskirche in London benannt sind, längst auch klassische und romantische Konzerte: Jetzt stehen neben Beethovens Fünfter MendelsOlaf Weiden
sohn und Bruch (in Essen) bzw. Mozart (in Köln) auf dem
Musiker und
Musikkritiker
Programm. Das ist ein Sahnehäppchen zum Neuen Jahr.
Academy of St Martin in the Fields, Joshua Bell
Di 20.1. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | www.koelner-philharmonie.de
Fr 23.1. 20 Uhr | Philharmonie Essen | www.philharmonie-essen.de
24
kunst & gut
Jochen Stücke, Ohne Aussprache, 2007, Tusche laviert, Gouache, 26 x 36 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn
Künstler unter Künsten
Jochen Stücke mit dem „Pariser Album“ im Von der Heydt-Museum
Auch unterhalb der Etage mit den spektakulären Ausstellungen zu Klassikern der Moderne passiert im Von der Heydt-Museum eine Menge. So hat
sich eine lockere Ausstellungsfolge mit eher einzelgängerischen Positionen
etabliert, die das Gegenständliche der letzten hundert Jahre bereichern,
aber nicht aus den Angeln heben. Weniger, dass sie Stile begründen, als
vielmehr, dass sie diese vertiefen und variieren. Die Künstler sind weitgehend vergessen oder für das große Publikum noch nicht entdeckt. Das gilt
auch für den Zeichner Jochen Stücke, der 1962 in Münster geboren wurde
und als Professor für Zeichnen und Druckgrafik an der Hochschule Niederrhein in Krefeld unterrichtet. Jochen Stücke arbeitet mit der Zeichnung
klassisch gegenständlich auf handwerklichem Fundament, im moderaten
Format auf Papier, dabei impulsiv expressiv und skizzenhaft. Er sprengt das
Format geradezu und treibt die Linie in alle Himmelsrichtungen. Seine Federzeichnungen wirken wie getrieben, fast manisch auf Schritt und Tritt,
auch wenn das, was er zeigt, meist der eigenen kombinatorischen Erfindung
folgt. Stücke übersetzt in Bilder, was er liest und an klassischer Kunst sieht.
Dabei verknüpft er verschiedene Zeiten und Ebenen und erzeugt mitunter
einen surrealen Ton. Alles ist vorübergehend, im Kippen begriffen und mit
den Mitteln von Licht und Schatten atmosphärisch verdichtet.
Fixpunkt und roter Faden seiner Kunst ist seit einem Jahrzehnt Paris, wohin
er immer wieder reist und in die Kultur und Geschichte eintaucht. Auf dieses Themenfeld konzentriert sich nun die Ausstellung in Wuppertal, der es
gelingt, Zusammenhänge deutlich zu machen und doch jede Zeichnung für
sich zu würdigen. In einer inhaltlichen Gruppe nähert sich Stücke dem Maler
Theodore Géricault, indem er auf Texte von Louis Aragon eingeht. In einer
anderen widmet er sich Emile Zolas literarischer Auseinandersetzung mit
dem Impressionismus in Paris. Und er verwebt assoziativ Kunstgeschichte
mit Literatur. Dazu gehört ein Blatt, in dem Rodin Victor Hugo und Heming-
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LUST AUF MEHR?
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way bei einem Gespräch über Balzac zeichnet. Nur auf den ersten Blick
haben seine Blätter etwas von einer effektvollen Sepia-Zeichnung, die mit
dem Infinito kokettiert. Denn Jochen Stücke geht gerade dem Raffinierten
aus dem Weg. Die Linie stockt, verdichtet und wägt jedes Mal neu zwischen
Konkretion und Abstraktion ab. Sie lotet zwischen Innen- und Außenraum
aus und verschränkt diese durch Aussparungen und Auswaschungen. Stücke
schafft Erinnerungsräume, in die wir als Publikum schauen. Mit seinen fiktionalen Episoden aus der Kulturgeschichte des vergangenen Paris tastet er
sich an das Wesen der Seine-Metropole heran und fragt noch nach ihrer Zukunft. Und: Was ist aus der Geschichte geworden? Wie gehen wir heute mit
unserem kulturellen Gedächtnis um, und was heißt das für das Heute? Die
Fragen, die Jochen Stücke in seiner Kunst stellt, sind grundsätzlich und betreffen uns ganz direkt. Sie thematisieren unsere postmoderne Gesellschaft.
Bei einzelnen Blättern hält indes alle Zeit still, die Zitate und die Anspielungen verschwinden fast ganz. Stücke hinterfragt die Existenz des Einzelnen, auch die eigene. Dies trifft im ersten Ausstellungsraum etwa auf das
Bild „Besuch im Atelier“ zu, das noch Stückes feinsinnigen Umgang mit
Farbe belegt und zwischen Realität und Illusion vermittelt. Ebenfalls mit
(vermeintlicher) Leere handelt ein anderes Bild, das Dächer unter einem
weiten lastenden Himmel zeigt. Einsamer war die Metropole, aus der tausende Antennen und Giebel aufragen, nie … Vielleicht ist das Werk von
Jochen Stücke in seinen ruhigen Momenten doch am eindrucksvollsten.
THOMAS HIRSCH
Jochen Stücke: „Pariser Album“ | bis 22.2. | Von der Heydt-Museum
563 26 26
kunst in NRW
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Klee im Dialog
Paul Klee und der Ferne Osten in Köln
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Paul Klee, Ohne Titel (Zwei Fische, einer am Haken, Ausschnitt),1901*
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Von Thomas Hirsch
Zwei Bestseller im Ausstellungsbetrieb treffen derzeit in Köln in einer Schau
aufeinander. Es gibt hierzulande kaum einen Künstler, der so oft erfolgreich
gezeigt wird wie Paul Klee, obwohl seine Zeichnungen abstrakt und klein
sind, also die nächste Nähe und eigene
Fantasie verlangen. Und für hohe Besu- „Offen für fremde Einflüsse“
cherzahlen sorgt seit Jahren die Präsentation älterer ostasiatischer Kunst und Kultur mitsamt der durch sie beeinflussten westlichen Kunst. Besonders attraktiv ist die Gegenüberstellung mit
den Bildern des Impressionismus. Genau dazu findet noch bis Mitte Januar
im Essener Museum Folkwang eine großartige Ausstellung mit Gemälden u.a.
von Gauguin, Van Gogh und Monet und Holzschnitten von Hiroshige und
Hokusai statt. Untersucht wird die „Inspiration Japan“ ab der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts, als sich Japan mit seinen Gütern wieder gegenüber dem
Westen öffnete. Es sind nicht allein stilistische Haltungen und technische
Fertigkeiten, die sich die Künstler in Mitteleuropa aneignen, sondern sie
greifen auch auf Motive der japanischen Kunst zurück und integrieren deren
(Kult-) Gegenstände. Das Modephänomen Japonismus betraf auch Paul Klee
(1879-1940), der von japanischer sowie chinesischer Kunst beeindruckt war.
Dazu ist nun im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln eine Ausstellung zu
sehen, die mit relativ wenigen Beispielen erstaunliche Erkenntnisse liefert.
Teilweise sind detaillierte motivische Übernahmen durch Paul Klee zu erkennen. Die Anregungen der ostasiatischen Tuschmalerei und die Verwendung
von Japanpapier halfen Klee zunächst, die Dominanz des Ornaments in seiner
feinen Kunst aus Linien und Strichfolgen zu überwinden. In den 30er Jahren
entwickelte er dann auf der Grundlage der fernöstlichen Kalligraphie Bilder
mit Schriftzeichen. Die Kölner Ausstellung zeigt zauberhafte Bilder im kleinen
Format, etwa eine Landschaft mit Pavillon aus den 1760er Jahren von Soga
Shohaku, bei der sich der landschaftliche Raum mit wenigen Tuschestrichen
in die Tiefe und Weite öffnet. Shohaku spielt die Klaviatur der Wasserfarbe
zwischen Transparenz und geschlossener Dichte aus. Was den Bildaufbau und
die Zeichnung betrifft, so lassen sich Parallelen zu Klees daneben ausgestellter Darstellung einer Pension in der schweizerischen Landschaft (1914) ausmachen. Das Motiv des Fisches wiederum, das er 1901 für mehrere Blätter
verwendet, lässt sich indirekt auf Hokusais Manga zurückführen. Und der
leere Umraum ist ein formales Element des japanischen
Holzschnitts. – Dass Paul Klee auch darüber hinaus offen
für fremde Einflüsse war, bestätigt, ganz in der Nähe, eine
Ausstellung in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf,
welche seine Ägyptenreise 1928/29 (wie auch die von
Max Slevogt) thematisiert. Im Kölner Museum für Ostasiatische Kunst aber erfahren wir anschaulich, wie Klee
Thomas Hirsch
mitunter zu seinen Bildfindungen angeregt wurde. So nah
Kunsthistoriker,
Kurator und Journalist kommen wir seinem Sehen und Denken selten.
„Vom Japonismus zu Zen: Paul Klee und der Ferne Osten“ | bis 1.2.
Museum für Ostasiatische Kunst, Köln | 0221 22 12 86 08
*Feder und Aquarell auf Karton (Ausschnitt), Depositum im Zentrum Paul Klee © Zentrum Paul
Klee, Bern
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kunst-kalender
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
www.makk.de
Köln 1914 bis 19.4.
Untersucht wird der Wandel des Alltags
und des Stadtbildes von Köln infolge des
Ersten Weltkrieges; zugleich wird Köln
als Metropole im frühen 20. Jh. definiert
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Ludwig goes Pop bis 11.1.
Die berühmte, auf mehrere Museen
verteilte Pop-Art-Sammlung Ludwig
in ihrer ganzen thematischen Breite
mit den britischen und amerikanischen
Protagonisten
KÖLN – Photographische Sammlung
www.sk-kultur.de
Jim Dine bis 8.2.
Farb- und s/w-Fotografien von
Werkzeugen des berühmten USamerikanischen Künstlers, der mit
seiner Malerei bisweilen der Pop Art
zugerechnet wird
KÖLN – Museum Schnütgen
www.museenkoeln.de
Die Heiligen Drei Könige bis 25.1.
Zum 750. Jahrestag der Überführung
der Gebeine der Heiligen Drei Könige
nach Köln eine großartige Schau zur
legendenhaften Verbildlichung in Kunst
und Kultur
KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum
www.wallraf.museum
Cornelius Völker, Hände, 2003, Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn; Ausstellung „Von 1900 bis heute“, Von der Heydt-Museum
Museumslandschaft NRW
MÜNSTER – LWL-Museum für Kunst
BERGISCH-GLADBACH – Villa Zanders
BOTTROP – Josef Albers Museum
DUISBURG – Museum DKM
www.villa-zanders.de
www.quadrat-bottrop.de
www.museum-dkm.de
Topf und Deckel bis 8.3.
In Beiträgen von Käthe Kollwitz über
Rosemarie Trockel bis hin zur jüngsten
Künstlergeneration werden Küche und
Herd als Sujets der Kunst vorgestellt
Wade Guyton bis 15.2.
Der US-Amerikaner (geb. 1972)
reagiert mit seinen reduzierten, mit
dem Computer entwickelten, von Hand
gemalten Bildern auf das Werk von Josef
Albers in Bottrop
Ernst Hermanns bis 26.4.
Überblick zum 100. Geburtstag des
Bildhauers, der von der informellen
Plastik zu minimalistischen mehrteiligen
Feldern mit Metallkörpern gewechselt ist
DUISBURG – Lehmbruck Museum
BIELEFELD – Kunsthalle
www.kunsthalle-bielefeld.de
Sophie Taeuber-Arp bis 15.3.
Werkschau der Schweizer Künstlerin
(1889-1943) im Umfeld von Dada und
Konkreter Kunst und im Spektrum von
Skulptur, Malerei, Design und Architektur
BRÜHL – Max Ernst Museum
www.lehmbuckmuseum.de
www.maxernstmuseum.lvr.de
Der Arp ist da! bis 22.2.
Im Austausch mit dem Arp Museum
in Rolandseck ist in Brühl vor allem
das plastische Werk des mit Max Ernst
befreundeten Hans Arp ausgestellt
Antonius Höckelmann bis 18.1.
Der expressive Maler und Bildhauer
(1937-2000), der mit seinem Duktus
und seiner aufgewühlten Formensprache
Vision, Körperlichkeit und Bewegung
thematisiert
DORTMUND – Museum Ostwall
ESSEN – Museum Folkwang
www.museumostwall.dortmund.de
www.museum-folkwang.de
Arche Noah bis 12.4.
Durch Kunst von der Moderne bis heute
wird beleuchtet, wie sich unser Verhältnis
zur Tierwelt gewandelt hat und heute
Wissenschaft als Thema mitschwingt
Inspiration Japan bis 18.1.
Die Wirkung der japanischen Kunst und
Kultur auf die Malerei im Frankreich der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts u.a.
mit den Impressionisten und Nabis
DÜSSELDORF – K21
HAGEN – Osthaus Museum
www.kunstsammlung.de
www.osthausmuseum.de
Tomás Saraceno bis Herbst
Eine Installation unter der Kuppel des
Ständehauses, die, von Spinnennetzen
abgeleitet, den Traum vom Schweben
anspricht und futuristische Züge trägt
Dietmar Gross bis 11.1.
Werkschau zum 1957 geborenen, bei
Mainz lebenden Maler, der mit seinem
virtuosen Surrealismus unsere körperliche
und geistige Existenz hinterfragt
BOCHUM – Kunstmuseum
www.kunstmuseumbochum.de
Sparsha bis 1.2.
Vierzehn zeitgenössische Künstler aus
Indien reflektieren in ihren Werken das
Vokabular historischer Kunstwerke und
Angewandter Kunst ihrer Heimat
BOCHUM – Situation Kunst
www.situation-kunst.de
Broken Landscapes bis 11.1.
Vier niederländische Künstler, die seit
den 70er Jahren mittels Fotografie,
Montage, Video und Malerei die flache
Landschaft oder die Küste in Fragmente
zerlegen
Die Kathedrale bis 18.1.
Meisterwerke der Kunst besonders
aus Romantik, Impressionismus und
Gegenwart, die sich mit unterschiedlicher
Intention diesem Sujet zuwenden
www.lwl.org/LWL/kultur
Das nackte Leben bis 22.2.
Zur Neueröffnung des Museums ein
Einblick in die Malerei in London mit
ihren innovativen Impulsen in den
klassischen Sujets u.a. von Auerbach,
Bacon, Freud
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Streich auf Streich bis 18.1.
Mit 300 Originalzeichnungen und
60 Erstdrucken wird die deutsche
Comicgeschichte von Wilhelm Busch bis
zur heutigen Comic-Kultur vorgestellt
WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
Heike Kati Barath bis 25.1.
Die Berliner Malerin mit einer Werkschau
ihrer meist großformatigen, malerisch
eindrucksvollen Bilder, die u.a. Kinder
auf lapidare, dabei vielschichtige Weise
zeigen
WUPPERTAL – Neuer Kunstverein
www.neuerkunstvereinwuppertal.de
Ulrike Kessl 17.1.-15.2.
Eine Installation der Düsseldorfer
Künstlerin mit textilen Materialien,
die, im Raum gespannt, Volumen und
Linie, Transparenz und Dichte vor Augen
führen
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
BONN – Bundeskunsthalle
www.kah-bonn.de
Outer Space bis 22.2.
Der Weltraum und die Raumfahrt
als wissenschaftliches Terrain und
unabsehbare Projektionsfläche in den
Feldern von Technik, Design und Kunst
DÜSSELDORF – Kunsthalle
BONN – Kunstmuseum
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
www.museumkurhaus.de
www.kunstmuseum-bonn.de
www.smkp.de
Andreas Schulze bis 18.1.
Der Kölner Maler, der im Umfeld der
Jungen Wilden eine ganz eigene Malerei
mit „weichen“ Farbformen entwickelt
hat, mit der er u.a. Alltäglichkeit
thematisiert
Winfred Gaul bis 1.2.
Werke des Düsseldorfer Malers (19282003), der die Farbe thematisierte und
zwischen informeller Malerei, Hard Edge
und Farbfeldmalerei anzusiedeln ist
Michael Sailstorfer bis 25.1.
Überblicksausstellung zum Berliner
Künstler, der unter Einbezug lokaler
Gegebenheiten den Begriff der Skulptur
auf häufig humorvolle Weise erweitert
www.kunsthalle-duesseldorf.de
Thomas Ruff bis 11.1.
Anhand ausgewählter Bildgruppen wird
das fotografische, konzeptuell orientierte
Werk des wichtigen Fotokünstlers aus der
Akademieklasse von B. Becher analysiert
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ZU WEIT?
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KLEVE – Museum Kurhaus
Von 1900 bis heute bis April
Parallel zur Werkschau zu Camille
Pissarro werden zentrale Werke aus der
eigenen Sammlung vorgestellt, darunter
die Neuerwerbungen der letzten Jahre
WUPPERTAL – Waldfrieden
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
Luise Kimme bis 11.1.
Leicht überlebensgroße, schlank
aufragende, realistische Holzfiguren, die
das Lebensgefühl der Karibik vermitteln,
wo Luise Kimme (1939-2013) gelebt hat
Empfehlungen von Thomas Hirsch
magenbitter
zungen
mit
-zungen
„Jeder Popel fährt ’nen Opel“, Fotos: Jan Schliecker
Foto: I. Arndt, Montage: K. Nikolic
Der letzte Zafira-Streich in Bochum
22. Nov. 82
1, St. Boniface Gardens, Ventnor
Alles umparken, was nach Imperialisten-Opel aussieht
Von Peter Ortmann
Frohes neues Jahr. Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe. Ich habe
endlich umgeparkt. Im Kopf. Schon als Kind fuhr ich mit dem Fahrrad
die Wittener Straße entlang, immer bergauf, bis ich an diese riesigen
Gebäude kam, in denen Autos (damals unerreichbar) gebaut wurden.
Mütter und Väter meiner Kumpels strömten da zu bestimmten Zeiten
rein und raus, mein Vater verströmte seine Gesundheit lieber in den
Stahlwerken, wo eher die Bleche für die Blitz-Karossen gewalzt wurden. Er träumte immer vom Opel-Kapitän, ich auch, doch reichte es
irgendwann nur für einen abgelegten Kadett vom Schwiegervater, eine
rostende rote Scheißkarre, gut dass irgendwann Kinder und mein Bulli
da waren. Also umgeparkt, oft verrät der zweite Blick eben mehr als
der erste, sagt der Konzern. Genau. Kann ein Auto Karl heißen? Klar
doch. Manche heißen auch Schrotthaufen. Oder Adam und Eva. Mein
Nachbar hat jetzt auch umgeparkt. In eine Transfergesellschaft, mit 55
Jahren, nach 35 Jahren bei den US-Amerikanern. Ein nettes Care-Paket
gab es nicht, nicht einmal eine Ehrung, auch Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz war zuletzt ausgeladen. Natürlich. Oft verrät der
zweite Blick eben mehr als der erste. Oh Tannenbaum. Wo das Herz
noch zählt. Und selbst der VfL seinen „Helden“ in die Wüste schickt.
Wo Nokia weg, wo alles weg, wo niemand mehr hin, da wo ich bin, oh
du Ruhrgebiet, du Perlenrevier, du Einöde, die selbst Smaug meidet wie
einen neuen Opel. Ein neuer Hit?
Wer wollte so eine Imperialistenkarre hier noch fahren? Ein Konzern,
pleite wie die Geier, aufgepäppelt mit amerikanischen Steuergeldern
(oder etwa frisch gedruckt?), macht sich in Europa auch noch selbst
Konkurrenz, will, ich zitiere: alltagstaugliche Lösungen für die Gegenwart bieten, ohne die Zukunft der Umwelt zu vergessen – oder mein
Budget. Zum Gröhlen. Dann doch lieber das GM-Original, da weiß man
wenigstens warum man dagegentreten möchte. Doch ist das besser als
die alte modifizierte Nähmaschine? Ich glaube nicht. Was jetzt vonnöten ist, ist Haltung. Das Ruhrgebiet ist Opel-frei, und so soll es auch
werden – Opel-frei. Jeder Popel fährt ’nen Opel. Der Satz ist auch schon
uralt, hat aber nach der Schließung eines Werks und der Freistellung
von tausenden von Mitarbeitern eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Und selbst die aktuelle pseudoinnovative Werbekampagne macht die
Preise nicht besser. Also Umparken im Kopf, jetzt. Streichen wir das
52-jährige Kapitel aus dem kollektiven Gedächtnis, lassen wir lieber die
ollen Zechenkapellen lauter trompeten. Strukturwandel, wer braucht so
einen Scheiß, wenn man Arbeit hat oder wenigstens eine Transfergesellschaft. Wir wohnen immerhin in einer Metropole. Das ist Detroit ja
auch nicht mehr. Also.
Kapitalismus ist eine tolle Sache, wenn man Geld hat oder etwas Wichtiges zu verkaufen. Und sei es die eigene Gesundheit. Ich geh mal auf
den Balkon eine rauchen und schaue auf den Parkplatz. VW, Audi, ein
paar Franzosen und ein mittelalterlicher, aber glänzender Mercedes.
Von Opel weit und breit keine Spur, und das 1.500 Meter Luftlinie vom
Werk entfernt. Recht so. Wer einen Zapffira oder so findet, blitzschnell
umparken.
Dear Fred,
Cheque dankbarst erhalten.
Sam, wie Du auch sofort gesehn hast, kritisiert die von mir angewandte Methode, indem er sie ruhig beiseite schiebt, statt dessen
sich mit der geometrischen Anwendung beschäftigt, von der ich
noch kein Wort gesagt habe.
In derselben Manier könnte ich die Entwicklung der eigentlichen
sog. Differentialmethode – beginnend mit der rationalistischen
Methode von Newton und Leipniz; dann fortgehend zur rationalistischen Methode von d’Alembert und Euler; abschließend mit
der streng algebraischen Methode (aber immer ausgehend von
derselben ursprünglichen Newton-Leipnizschen Grundanschauung)
Lagranges –, ich könnte diese ganze historische Entwicklung der
Analyse damit abspeisen, daß praktisch an der geometrischen Anwendung des Differentialkalkuls nichts im Wesen geändert hat, d.h.
an der geometrischen Versinnlichung.
Da die Sonne eben sich zeigt, der Moment also zum Spaziergehn,
gehe ich daher hier pro nunc nicht weiter auf Mathematisches ein,
komme aber später auf die verschiednen Methoden gelegentlich
ausführlich zurück.
[…]
Salut.
Der Mohr
engels zungen in der Engels-Stadt:
Wir lassen Zeitgenossen des
Kapitalisten und Revolutionärs zu
Wort kommen, zitieren Briefe an
Wuppertals berühmten Sohn.
Wie man dem Brief entnehmen kann,
beschäftigten sich Marx („Mohr“) und
Engels intensiv mit mathematischen
Fragen. Auch verfolgten sie die Entwicklung der Naturwissenschaften
mit dem größten Interesse.
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Quelle: Marx-Engels-Werke, Briefwechsel, Band 35, Berlin 1973, S. 114-115;
die Abbildung zeigt Karl Marx im Jahre
1882.
bildet
Jobben und Lachen
Verlagssonderveröffentlichung
Foto: Amélie Kai
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das Vortragsprogramm und viele weitere Informationen rund um den Jobkongress gibt es im Internet unter www.jobkongress.de. Veranstalter des
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Jobkongress 2015
Historische Stadthalle, Johannisberg 40, Wuppertal, www.jobkongress.de
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MARIONETTENTHEATER
So 11.1., Mi 14.1., So 18.1., Mi 21.1., Sa
24.1., So 25.1., Mi 28.1. je 16 Uhr, Do 22.1.
10.30 Uhr
Die Schneekönigin
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
Sa 31.1. 16 Uhr
Grimmsklang
Fast jedem sind die Märchen der Gebrüder
Grimm ein Begriff und nicht immer scheinen sie für Kinderohren bestimmt zu sein,
denn in Grimms Märchen sind die Hexen
wirklich böse und die Wölfe wirklich gefährlich. Doch es gibt noch mehr Muster,
denen dieses spezielle Geschichtengenre
folgt: Die Prinzen sind immer die, die das
hübsche Mädchen bekommen, der Teufel
ist immer der Böseste aller Bösen und
die Hexen, ja, die sind immer schlecht.
Martina van Boxen geht gemeinsam mit
ihren KollegInnen der Frage nach, ob im
Märchen nicht noch ein paar Grautöne
stecken und der Prinz einfach auch mal
ein fauler und gemeiner Mensch sein
kann, denn jeder hat doch zwei Seiten in
sich. Ein spannender Nachmittag durch
Grimms Märchenwelt und eine ungewöhnliche Analyse sind garantiert.
Info: 0234 33 33 0
von Kirchturmdenken, das Ineinanderfließen von Tellerrändern im Ruhrgebiet.
Im Jahr 2015 überlässt Hannelore Kraft
das Revier sich selbst und ein Schriftsteller übernimmt mit Gleichgesinnten
das politische Ruder. Im Jahr 2044 irren
zwei junge Leute durch die Design- und
Kunsttempel, die untergegangene Industrien endgültig abgelöst haben. Doch die
schöne neue Welt entpuppt sich als Trugbild. Rasant und bissig rechnet Albrecht
mit der Kreativwirtschaft ab.
Info: 0231 502 32 37
Musik
BANDFABRIK
Fr 9.1. 20 Uhr
Katrin Eggert & Delicious Bits
TALTONTHEATER
Fr 16.1., Sa 17.1. je 20 Uhr, So 18.1. 18 Uhr
Mörderkarussell
Hans Christian Andersens berühmtes
Märchen „Die Schneekönigin“ ist eine
tolle Geschichte für Jung und Alt, über
Freundschaft und das Füreinanderdasein. Die kaltherzige Schneekönigin hält
Kinder in ihrem Schloss aus Schnee und
Eis gefangen. Auch Gerdas Freund Kai ist
in die Fänge der bösen Frau geraten. So
macht sich Gerda auf den Weg, um ihrem
Freund zu helfen und ihn zu befreien.
Welche Abenteuer sie dabei erlebt und
wie die Geschichte ausgeht, wird liebevoll mit den Marionetten dargestellt.
Info: 0202 44 77 66
MÜLLERS
MARIONETTENTHEATER
Fr 16.1. 19.30 Uhr
Der kleine Prinz
So 25.1. 19 Uhr
Ufa Film Schlager oder Mein Bruder
macht beim Tonfilm die Geräusche
Die Sängerin Annette Konrad, Mr. Mike
Rafalczyk am Mikrofon, Posaune und
Trombone, Martin Langer mit Kontrabass
und Sousaphone sowie Pianist Wolfgang
Eichler nehmen ihr Publikum mit auf
eine Zeitreise zurück in die Ufa-Ära der
30er und 40er Jahre. Wie immer bieten
die vier dabei nicht nur Professionalität,
sondern vor allem eine originalgetreue
Aufmachung, die das Publikum zurück in
die damalige Zeit katapultiert, in der das
Kino einen weitaus größeren Stellenwert
besaß als heutzutage. Niemand besaß
einen Fernseher zu Hause. Somit machte
das Kino Stars und Hits. Mit dem Swing
Kabarett Quartett werden Songs wie
„Mein Herz hat heute Premiere“ wieder
zum Leben erweckt.
Info: 0202 87 04 815
FZW - DORTMUND
So 18.1. 20 Uhr
Ton Steine Scherben
Das von Sam Bobrick und Ron Clark verfasste Stück „Mörderkarussell“ ist eine
Krimikomödie ohne Mordfall. Wie immer
geht es um die Liebe und eine heiße Menage a Trois. Wie jeder weiß, sind Drei
immer einer zu viel. Doch jemanden um
die Ecke zu bringen ist leichter gesagt als
getan. Das Stück punktet mit Wortwitz
und allerlei skurrilen Fettnäpfchen, die
bei jeder Gelegenheit voll ausgekostet
werden. Ein gutes Training für Jedermanns Lachmuskeln.
Info: 0211 27 40 00
Literatur
STADT- U. LANDESBIBLIOTHEK
DORTMUND
Soul, Funk und Jazz sind die Grundlagen
von Katrin Eggerts neuestem Projekt Delicious Bits. Mit einer Stimme, die auch
der Rockmusik nicht abgeneigt ist, interpretiert Eggert alle Arten von Coversongs
in ihrem ganz eigenen Stil. Dabei geht es
oft ungewöhnlich zu, doch macht das
erst den Reiz aus. Gemeinsam mit vier
talentierten Musikern bringt Eggert ihre
Leidenschaft für Musik auf der Bühne
zum Ausdruck, wobei sich die Fans auch
auf das ein oder andere selbst geschriebene Stück freuen dürfen.
Info: 0202 69 85 19 33
BANDFABRIK
Sa 31.1. 20 Uhr
BluesTones
Mo 26.1. 19.30 Uhr
Im Jahre 1943 erschuf Antoine de SaintExupéry die Geschichte des kleinen Prinzen, die Parallelen zu dem Leben des
Schriftstellers aufweist, der Ende des
Krieges ums Leben kam. Die Geschichte, eigentlich eine Illustration, aber nun
liebevoll von den Puppen von Müllers
Marionettentheater dargestellt, spiegelt
den in den Augen des Autors existierenden Verfall der Werte in der Gesellschaft
wider. Es wird die Frage nach Moral und
auch Freundschaft gestellt. Berühmteste
Quintessenz der Geschichte ist die Erzählung: Man sieht nur mit dem Herzen
gut, das Wesentliche ist für die Augen
unsichtbar.
Info: 0202 44 77 66
CAFÉ ISLAND
Jörg Albrecht: Anarchie in
Ruhrstadt
Klar ist es unsicher, ob die Show der aktuellen Reinkarnation der legendären Ton
Steine Scherben gut werden wird. Zweifel solcherart sollten aber kein Grund
sein, die Show zu meiden. Immerhin ist
allein die neuerliche Existenz dieser Pioniere des deutschsprachigen Polit-Rock,
an der immerhin der Original-Gitarrist
und -Bassist beteiligt sind, ein Ereignis.
Alte Hits wird es geben, skurrile Momente sicher auch, komische Déjà-vuSituationen ebenfalls. Auf jeden Fall
spannend, zu sehen, wie das wohl wird.
Info: 0231 17 78 20
LCB
Do 29.1. 20 Uhr
Foto: Jörg Albrecht / fotofixautomat
Der Roman- und Theaterautor Jörg Albrecht, zerlegt in seinem neuen Roman
eine Utopie, die nicht nur viele Kreative
im Ruhrgebiet träumen: Die Überwindung
Seit 2006 steht das Quartett BluesTones mit Sängerin Christine Iyoha auf der
Bühne. Gegründet im Jahr 2003 hat sich
das Quartett bis heute in die Herzen seiner Fans gesungen. Ihre Akustikversionen
lassen den Blues in und um Düsseldorf
wieder aufleben. 2010 brachten die vier
Musiker ihr Album BluesTools heraus.
Bühnenerfahrung sammeln sie auf Festival
und Konzerten, die sie für ihre Fans geben.
Info: 0202 69 85 19 33
30
Eko Fresh
auswahl
Mit „König von Deutschland“ wurde der
damals erst 17-jährige Eko Fresh in ganz
Deutschland bekannt. Die eingängige Musik und der Text ließen selbst diejenigen
mitsummen, die mit Rap und Hip-Hop
sonst nichts am Hut hatten. Entdeckt von
Kool Savas folgte ein jahrelanger Streit
zwischen Mentor und Schüler. Eko Freshs
Alben „Ekrem“ sowie „Ek to the roots“ zeugen von seinem Wunsch nach Unabhängigkeit, die er spätestens mit dem Album
„Eksodus“ feiern konnte. Der Rapper türkischer Abstammung hat mit seinem letzten
Album bewiesen, dass von ihm noch viel
zu erwarten sein wird. Gelobt wird sein
Stil, den heutzutage nicht mehr viele der
führenden Rapper anzuwenden wagen.
Info: 0202 563 64 44
Emotionen und Gedanken durch Bewegungen und Berührungen aus. Spannend
ist die kulturelle Vielfalt, die dem Ensemble zu eigen ist. Jeder einzelne Tänzer
bringt seine eigene ganz persönliche Geschichte mit, die in die Aufführung mit
einfließt. Das macht die Vorstellung so
individuell und authentisch.
Info: 0202 563 6444
KÖLNISCHES STADTMUSEUM
bis 19.4., Di 10-20, Mi-So 10-17 Uhr
Köln 1914
Fr 30.1. 20 Uhr
Just Pink
Spielzeug-Flugzeug, 1914/18, bemaltes Blech,
© KSM/RBA Köln, Foto: Sabrina Walz
Eine gemeinsame Ausstellung mit dem
Museum für Angewandte Kunst und der
Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zum Einbruch des Ersten
Weltkrieges in das Stadtgefüge von Köln.
Die Ausstellung untersucht, in welchem
Zustand Köln und seine Gesellschaft um
1914 waren, was seine wirtschaftliche
und kulturelle Blüte als aufstrebende
Stadt kennzeichnete und wie weit sich
der Erste Weltkrieg auf die Bereiche des
öffentlichen und privaten Lebens erstreckte.
Info: 0221 221 257 89
Seniorentanztheater Wuppertal
Claudio li Mura
„Stimmen aus der Stille“ ist das neue
Projekt des Seniorentanztheaters. Unter
der Leitung von Claudio li Mura drücken
30 Tänzerinnen und Tänzer ihre Gefühle,
Heike Kati Barath
IMPRESSUM
Foto: Heike Kati Barath, Wandarbeit Kunsthalle Barmen, 2014, Tusche, Lackspray, Styrodur,
Spachtelmasse, Acrylfugendichter, © VG BildKunst, Bonn, Foto: Antje Zeis-Loi, courtesy
Von der Heydt-Museum
Heike Kati Barath (geb. 1966) wurde mit
meist hochformatigen, überlebensgroßen
Gemälden bekannt, die malerisch virtuos,
dabei ganz direkt Mädchen und Jungen
unserer Gesellschaft sowie Aliens und
Yetis zeigen. Die Werkschau im Haus
der Jugend in Barmen verdeutlicht nun,
wie facettenreich das Repertoire der
Berliner Malerin ist und wie raffiniert
und psychologisch differenziert sie mit
Gefühlslagen spielt. Dabei treten die
Figuren in Kontakt mit dem Betrachter
und zitieren aus der Kunst- und Kulturgeschichte der Gegenwart.
Info: 563 65 71
Herausgeber:
engels-kultur Verlag
Joachim Berndt, Büro Bochum
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel: 0234-94191-0, Fax: -91
E-Mail: [email protected]
www.engels-kultur.de
Chefredaktion:
Maxi Braun (v.i.S.d.P.)
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Frank Brenner, Valeska von Dolega, Hartmut Ernst, Sanje Gautam, RolfRuediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom
Jost, Klaus Keil, Kim Ludolf Koch, Anna
Lenkewitz, Jules Lux, Karsten Mark, Christian Meyer, Peter Ortmann, Jan Schliecker,
Carla Schmidt, Florian Schmitz, Christian
Steinbrink, Olaf Weiden, Jon Witte, HansChristoph Zimmermann, Andreas Zolper
Projektleitung:
Birgit Michels
WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM
(KÖLN)
Grafik:
Amélie Kai, Dominik Empl
bis 22.3., Di-So 10-18, Do 10-21 Uhr
Dürers Mysterien
Anzeigenverwaltung:
BERNDT MEDIA
Joachim Berndt
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91
E-Mail: [email protected]
www.berndt-media.de
Druckerei:
Die Wattenscheider Medien Vertriebs GmbH
Kantstrasse 5-13
44867 Bochum
VON DER HEYDT-MUSEUM
bis März, Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr
Von 1900 bis heute
Buchhaltung:
Karin Okniewski
Albrecht Dürer, Das Meerwunder, 1498,
Kupferstich, Graphische Sammlung
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
LCB
Do 22.1./Fr 23.1. je 19.30 Uhr
bis 25.1., Di-So 11-18 Uhr
Kunst
LCB
Just Pink ist in ihrem Metier die erfolgreichste deutsche Tribute Band, die nicht
nur die Anerkennung des amerikanischen
Originals, sondern auch mit deren Unterstützung performt. Schon mehrfach
spielten Musiker von Pinks Band in der
deutschen Gruppe um Sängerin Vanessa
Henning, die der echten Pink in Power
und Bühnenpräsenz das Wasser reichen
kann. Just Pink punkten mit originalgetreuen Details. Ihre neueste Show ist
angelehnt an Pinks aktueller „The Truth
About Love Tour“. Kostüme, Choreographien und Videoanimationen werden den
Fans geboten. Die Musiker um Vanessa
Henning sind dabei mehr als bühnenerprobt, stehen sie doch nicht nur für Just
Pink, sondern auch mit Stars wie Farin
Urlaub, Stefanie Heinzmann, Bosse, Elton John oder den Söhnen Mannheims
gemeinsam auf der Bühne.
Info: 0202 563 64 44
VON DER HEYDT-KUNSTHALLE
Foto: Alberto Giacometti, Figur III (Caroline),
1962, Öl auf Leinwand, 100 x 65 cm
(Ausschnitt), © Von der Heydt-Museum
Selbst für eine Auswahl aus dem Sammlungsbestand seit dem frühen 20. Jahrhundert reicht eine Etage des Von der
Heydt-Museum eigentlich nicht aus: Am
Ende wird es in der Ausstellung reichlich
eng. Dabei beginnt die Reise durch die
wesentlichen Kunststile des 20. Jahrhunderts gelassen und gediegen mit zahlreichen Hauptwerken wichtiger deutscher
Künstler. Ab den 1960er Jahren wird die
Schau international und spiegelt schließlich den Stilpluralismus der neuesten
Kunst wider. Ausgestellt sind auch Neuerwerbungen aus den eigenen Schauen.
Info: 563 62 31
31
Im Graphischen Kabinett des WallrafRichartz-Museum wird Albrecht Dürer
als Künstler vorgestellt, der über seine
virtuose Zeichenkunst hinaus innovativ mit der Druckgraphik gearbeitet hat.
Auch in diesem Medium zeigen sich sein
erstaunlicher Detailrealismus und die
gewissenhafte Naturschilderung, mit
der der berühmte Künstler aus der Zeit
um 1500 auch heute in aller Munde ist.
Die Ausstellung fokussiert Blätter, die die
Antike anklingen lassen, sich aber nicht
einfach auf einen bestimmten Mythos
beziehen, so gesehen rätselhaft bleiben.
Info: 0221 221 222 19
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
engelsKultur
Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
Verbreitung von Werbeträgern.
Durch Berndt Media
werden auch folgende Kultur-, Kino- und
Bildungsmagazine (Köln, Ruhrgebiet, Aachen und Düsseldorf) vertreten:
ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS
HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, CHRISTIAN
STEINBRINK, JON WITTE
Veranstalter-Infos an:
[email protected]
engels bietet Platz
für freie AutorInnen!
klimaneutral
natureOffice.com | DE-294-856315
gedruckt
www.engels-kultur.de
EDDIE REDMAYNE
Januar 2015
FELICITY JONES
DIE ENTDECKUNG
DER UNENDLICHKEIT
DIE AUSSERGEWÖHNLICHE GESCHICHTE VON JANE UND STEPHEN HAWKING
www.entdeckung-der-unendlichkeit.de
ab 25.12. im Kino

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