Die Südostschweiz, Gaster/See, 22.1.2011

Transcrição

Die Südostschweiz, Gaster/See, 22.1.2011
www.suedostschweiz.ch
DIE SÜDOSTSCHWEIZ | SAMSTAG, 22. JANUAR 2011
15
INLAND
AUSLAND
WIRTSCHAFT
SPORT
SPORT
Schusswaffensuizide:
BFS-Direktor Jürg
Marti äussert sich
zu den Zahlen.
SEITE 16
Die Revolution
in Tunesien ist
noch lange nicht
vollendet.
Larry Page kehrt
an die Spitze
des Internetriesen
Google zurück.
SEITE 19
Ivica Kostelic ist
auch im Super-G
von Kitzbühel nicht
zu schlagen.
SEITE 21
Schweizer Duell
im Viertelfinal des
Australian Open
bleibt möglich. SEITE 24
People
Verteidigungs- und Sportminister
Ueli Maurer muss sich einer
Fussoperation unterziehen.
Es gehe um eine langwierige
Sportverletzung, teilte das Eidgenössische Departement für
Verteidigung, Bevölkerungsschutz
und Sport gestern mit. Maurer
soll während der Bundesratsferien
im Februar in einer Berner Klinik
operiert werden. Er werde während rund acht Wochen einen
Gips tragen müssen, schreibt
Maurers Departement. Sein Amt
werde er jedoch ohne Beeinträchtigungen ausüben können. (sda)
SEITE 17
TAGESTHEMA: RAUMKONZEPT SCHWEIZ
Unverbautes Land soll
möglichst unverbaut bleiben
In der Schweiz sollen bestehende Siedlungen verdichtet und
weniger neue Siedlungen gebaut werden. Das ist das Ziel
des von Bund, Kantonen und
Gemeinden erarbeiteten Raumkonzepts Schweiz, das gestern
in Bern präsentiert wurde.
Von Roman Schenkel
Ueli Maurer
Der noch ungeborene Sohn des
amerikanischen Schauspielers
Antonio Sabato Jr. («Melrose
Place») wird es schwer haben,
seinen Namen zu buchstabieren:
Er soll Antonio Harvey Kamakanaalohamaikalani Sabato III.
heissen, wie der 38-Jährige laut
«New York Daily News» bekannt
gab. Die Eltern seiner Freundin,
der Sängerin Cheryl Moana Marie
Nunes, stammen aus Hawaii. Dort
bedeute Kamakanaalohamaikalani soviel wie «geliebtes Geschenk
des Himmels», hiess es. (sda)
Bei US-Schauspielerin Reese
Witherspoon zu Hause steht der
Oscar nicht nutzlos herum. Die
Trophäe stehe im Kinderzimmer,
und Tochter Ava spiele gern mit
ihm, verriet Witherspoon der
«Frankfurter Rundschau». «Sie
kleidet ihn sehr gerne ein – als
Santa Claus, als Osterhase. Kürzlich hat sie sich sogar ein CowboyOutfit für ihn gewünscht.» Der Oscar sei «die teuerste Barbie-Puppe
der Welt». Die 34-Jährige erhielt
den Oscar 2006 für ihre Hauptrolle im Film «Walk the Line». (sda)
Ava und Reese Witherspoon
George Clooney ist nach seiner
Malaria-Erkrankung wieder
genesen. Infiziert hatte sich
der amerikanische Schauspieler –
bereits zum zweiten Mal – auf
seiner Reise in den Südsudan,
wo er sich Anfang Monat für das
Unabhängigkeitsreferendum einsetzte. Der 49-Jährige sagte, sein
Beispiel zeige, wie mit der richtigen Medikation eine in Afrika
todbringende Krankheit zu einer
leicht behandelbaren werde, aus
einem Todesurteil nur ein paar
schlechte zehn Tage. (sda)
Bern. – Jede Sekunde wird in der
Schweiz ein Quadratmeter Land verbaut. «In zwei Stunden ist das ein ganzes Fussballfeld», rechnete Bundesrätin Doris Leuthard gestern vor den
Medien in Bern vor. Heute seien auf
der Strecke Bern–Zürich unverbaute
Landschaften bereits Mangelware.
Und diese Zersiedelung bereitet der
Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr,
Energie und Kommunikation Sorge.
Denn: «Ich möchte eine schöne und
nachhaltige Schweiz», sagte Leuthard.
«Wir legen
die Karten
auf den Tisch»
Um diesem Wunsch ein Stück näherzukommen, hat sie gestern das von
Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden gemeinsam erarbeitete
Raumkonzept Schweiz vorgestellt. In
der Schweiz, wo weniger als die Hälfte des Territoriums besiedelt werden
könne, müssten auf 18 000 Quadratkilometern Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Landwirtschaft und Umweltanliegen unter einen Hut gebracht werden. «Dies ist eine grosse Herausforderung», so Leuthard. Das Raumkonzept Schweiz soll Bund, Kantonen
und Gemeinden bei dieser Herausforderung Hilfestellung bieten. «Damit
legen wir die Karten auf denTisch, wo
und wie die Schweiz in Zukunft wachsen soll», sagte Leuthard.
Ziel des Raumkonzepts ist, dass
bestehende Siedlungen verdichtet,
statt neue Überbauungen auf der grünen Wiese aus dem Boden gestampft
werden. Damit dieses Ziel erreicht
wird, soll die Siedlungserneuerung
gegenüber der Ausscheidung neuer
Baugebiete konsequent den Vorrang
erhalten. Das Konzept schlägt vor,
noch unverbaute Landstriche in der
Zukunftsplanung als Räume für Naherholung,Artenvielfalt und Landwirtschaft zu nutzen.
Das Gleiche gilt für die Planung der
Verkehrswege: Die Auslastung bereits
bestehender Infrastrukturen soll dem
Bau neuer Verkehrswege vorgezogen
RAUMKONZEPT SCHWEIZ – GEMEINSAME STRATEGIE FÜR EINE NACHHALTIGE BODENNUTZUNG
Urbane Verdichtungsräume
Siedlungsentwicklung auf die
urbanen Verdichtungsräume lenken
Periurbaner Siedlungsraum
Siedlungsraum begrenzen, ganzheitlich
gestalten und aufwerten
Grosse agrarische Räume
Landwirtschaft multifunktional
gestalten, Siedlungsentwicklung
begrenzen
Grosse Hügellandschaften
Landschaftliche Identität mit
kleinräumiger Siedlungsstruktur erhalten
Städtenetze
Alpine Tourismuszentren
Touristische Entwicklung
landschaftsverträglich gestalten
Grossräumige naturnahe
Landschaften
Gleichgewicht zwischen Nutzung
und Schutz herstellen
Grossstädtisch geprägte
Handlungsräume
Kulturlandschaften
Landschaftliche Vielfalt
unterstützen, Ortskerne
aufwerten
Grenzüberschreitende
Siedlungsräume
Siedlungsentwicklung grenzüberschreitend koordinieren
Klein- und mittelstädtisch
geprägte Handlungsräume
Quelle: Uvek
werden. Es gehe nicht darum, Mobilität zu verhindern, sagte Leuthard in
Anspielung auf die amVortag bekannt
gegebenen Pläne, Pendler steuerlich
stärker zu belasten. «Mobilität ist ein
Faktum, doch sie muss möglichst intelligent gestaltet werden», sagte die
Bundesrätin.
Weil viele Menschen täglich zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit
Gemeinde- und Kantonsgrenzen
überqueren, schlägt das Raumkonzept vor, in zwölf überregionalen
Räumen zu planen – in vier grossstädtischen, fünf klein- und mittelstädtischen und drei alpinen (siehe Grafik).
Zwischen diesen Räumen brauche es
Partnerschaften, erklärte der Direktor der Schweizerischen Vereinigung
für Landesplanung, Lukas Bühlmann.
Die Instrumente dazu seien regionale
Richtpläne oder Agglomerationsprogramme.
Die Idee des Raumkonzepts werde
bereits vielerorts gelebt, sagte Leuthard. Und der Solothurner Planungs-
direktor Walter Straumann erklärte,
dass sich das allgemeine Problembewusstsein wegen des Leidensdrucks
verstärkt habe. Ein Zeichen dafür sei
auch der Umstand, dass es den Beteiligten trotz Föderalismus überhaupt
gelungen sei, sich auf das nun vorliegende Raumkonzept zu einigen
In der bis Ende Jahr dauerndenVernehmlassung sind betroffene Behörden, Verbände und Parteien nun eingeladen, ihre Stellungnahmen zum
Raumkonzept Schweiz abzugeben.
Randregionen fürchten um ihre Attraktivität
Das Raumkonzept Schweiz
und der Finanzierungsplan
für dieVerkehrsinfrastruktur
widersprechen sich. Diese
Kritik an denVorschlägen
des Bundesrats übt die
Lobby der Randregionen.
Von Simon Fischer
Bern. – Gross war der Aufschrei bei
den Pendlern, als Verkehrsministerin
Doris Leuthard am Donnerstag die
Pläne des Bundesrats zur langfristigen Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur vorstellte. Denn wer auf
dem Land wohnt und mit öffentlichen Verkehsmitteln in die Stadt zur
Arbeit fährt, soll künftig in der Steu-
ererklärung nur noch einen stark reduzierten Abzug für seine Auslagen
machen dürfen. Ausserdem werden
die Fahrpreise in den nächsten Jahren um zehn Prozent steigen.
Gleichzeitig hat das gestern ebenfalls von Leuthard präsentierte
Raumkonzept Schweiz zum Ziel, bestehende Siedlungen zu verdichten.
Das ruft nun die Vertreter der Randregionen auf den Plan, denn sie befürchten weitere Nachteile für Pendler. «Die beiden Konzepte stehen in
einem kompletten Widerspruch zueinander», erklärtThomas Egger, Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete.
Denn eine wirtschaftliche Konzentration in den grossen Städten und
Agglomerationen funktioniere nur,
wenn Pendler aus ländlichen Gebieten einigermassen bezahlbar zur
Arbeit fahren könnten. «Stattdessen
werden diesen Arbeitnehmern nun
Steine in den Weg gelegt.»
Egger hegt die Befürchtung, dass
der ländliche Raum als Wohnstandort weiter an Attraktivität einbüssen
wird, falls keine Korrekturen vorgenommen werden. Er nennt als Beispiel zentrumsnahe Landkantone
wie Glarus und Schwyz. «Diese hatten in den letzten Jahren wegen ihrer Nähe zu Zürich eine sehr gute
Bevölkerungsentwicklung», sagt Egger. Eine gute Positionierung als
Wohnstandort sei zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Die
finanzielle Bestrafung der Pendler
sei deshalb kontraproduktiv.