Baggern Baggern - chilli:freiburg:stadtmagazin
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sonderheft_0707_baggerseen 12.07.2007 10:29 Uhr Seite 1 Baggern am Baggersee Text: Steve przybilla, Fotos: steve przybilla, photocase Der große chilli-Badeesee-Report Braun gebrannte Beach Boys, enge Bikinis und ein Hauch von nichts: Wer in diesem heißen Sommer was erleben will, schlägt den Sonnenschirm an einem der zahlreichen Badeseen in Freiburg und der Umgebung auf. Die Auswahl ist groß – vom vornehm gepflegten Freibad-Flair bis hin zum natürlichwilden FKK-Ufer. Der ultimative chilli-Badesee-Report verrät euch, was ihr an welchem See so alles machen könnt – außer baggern. Opfinger Baggersee Mit rund 200.000 Besuchern jährlich zählt der Opfinger See zu den bedeutendsten Naherholungsgebieten im Westen Freiburgs. Er ist auch mit dem Fahrrad vom Rieselfeld aus gut zu erreichen und bietet eine hervorragende Wasserqualität – was sich bei zu vielen Besuchern im Hochsommer allerdings auch schnell ändern kann. Auch wenn man nicht mit vollem Magen schwimmen sollte, bietet ein kleiner Kiosk am Eingang alles, was das Herz begehrt. Gestärkt muss man auch sein, denn die harten Kieselsteine am Ufer sind eigentlich nur mit Isomatte zu ertragen. Eine richtige Liegewiese (mit Ausnahme des Eingangsbereichs) sucht man vergeblich, da der See mitten im Naturschutzgebiet liegt. Umso besser eignet sich das Gewässer für Hundebesitzer und Individualisten, die gern ihre Ruhe möchten. Die kleinen „Bade-Nischen“ – versteckt zwi- schen Bäumen und Gestrüpp – bieten ausreichend Privatsphäre und ziehen auch allerlei Nackedeis an. Vor allem der abgelegene Teil wird gern von FKK-Anhängern genutzt. Anfahrt: Von der Opfinger Straße nach Überqueren der Autobahn rechts fahren. Per Bus: VAG-Linie 33 bis Haltestelle „Kleingärten“ (Opfingen). Kosten: keine Fazit: Nettes Plätzchen für Tierbesitzer und alle, die mal eben eine Runde schwimmen wollen. Für längere Aufenthalte bietet der Opfinger See dagegen kaum genügend Freizeitaktivitäten oder bequeme Liegemöglichkeiten. Urteil: Moosweiher Warum in die Ferne schweifen, wenn das kühle Nass direkt vor der Haustür liegt?! Und das ganz wörtlich: Der Moosweiher liegt unmittelbar am chilli | summer in the city 07.2007 7 sonderheft_0707_baggerseen 12.07.2007 10:30 Uhr Seite 2 Rande eines Wohngebiets; einige Mehrfamilienhäuser ragen bis ans Ufer heran. Kinder können sich nicht nur beim Schwimmen, sondern auch auf dem Spielplatz austoben, während sich die Sonnenbrandgefahr dank vieler Bäume in Grenzen hält. Ein kleines Bistro bietet Kleinigkeiten für zwischendurch an. Die Vegetation rund um den See wird immer wieder durch kleine Buchten unterbrochen, an denen man ins Wasser gehen kann – was allerdings an eine harte Fußmassage grenzt. Der Boden des Tümpels besteht nämlich ausschließlich aus harten Kieselsteinen! Die zentrale Lage des Moosweihers ist auch gleichzeitig seine größte Schwäche. Die Geräusche der nahe gelegenen Hauptverkehrsachse mischen sich mit idyllischem Vogelgezwitscher. Am Wochenende kommt dank der Familienfreundlichkeit lautes Kindergeschrei hinzu. Zartbesaitete sollten ihren Body am besten ganz von den Fluten fernhalten: Im sonst sauberen und klaren Wasser tummeln sich zahlreiche Entenwurmlarven, wie ein Hinweisschild der Stadt verrät. Diese sind zwar gesundheitlich völlig ungefährlich, können aber einen Hautausschlag verursachen, wenn sie beim Fehlwirt „Mensch“ absterben. Kleiner Tipp: Nach dem Baden schön abtrocknen und zu Hause ordentlich duschen! Anfahrt: Am besten mit der Straßenbahn-Linie 1 (Richtung Landwasser) bis zur Endhaltestelle. Für Autofahrer bietet sich der P&R-Parkplatz Paduaallee an. Kosten: keine Fazit: Eine schöne Alternative für Familien und alle, die nicht weit fahren wollen. Das richtige Natur-Feeling findet man anderswo. Urteil: Nimburger Baggersee Wer am Nimburger See baden geht, darf vor der nackten Wahrheit keine Angst haben! Eine Badehose oder einen Bikini braucht man eigentlich gar nicht einpacken, denn hier gilt es quasi als ungeschriebenes Gesetz, so zu baden, wie man von Gott geschaffen wurde – und danach auch so zu trocknen. Nicht-FKKler dürfen schon mit ein paar kritischen Blicken seitens der Nudisten rech- 8 chilli | summer in the city 07.2007 nen; geduldet wird die Textil-Fraktion trotzdem. Am Wochenende zieht der See ohnehin viele Familien an, während er unter der Woche auch gerne von Pärchen genutzt wird – kleine Buchten und die nahe gelegene Insel bieten ideale Rückzugsmöglichkeiten. Leider ist der See nur per Auto schnell und praktisch zu erreichen. Die Parkgebühr ist gleichzeitig der Eintritt zum See. Die Begrüßung durch die Angestellten ist außerordentlich freundlich. Sogar der Weg zum Kiosk und zum WC wird erklärt. Mehr gibt es an dem ruhigen Gewässer auch nicht – ein ideales Plätzchen zum Entspannen. Das Wasser ist so sauber und klar, dass man schon von weitem Fische beobachten kann. Zwar gibt es keine größere zusammenhängende Liegewiese, doch das tut dem Badespaß keinen Abbruch. Ebenso wenig die Tatsache, dass man schon mal ein wenig über matschige Waldwege laufen muss, um sein Lieblingsplätzchen zu erreichen. Allerdings darf nicht der komplette See als Freizeitbereich genutzt werden; etwa in der Mitte befindet sich eine Absperrung, hinter der das Baden und Sonnen im Naturschutzgebiet streng verboten ist. Anfahrt: Über die A5 Richtung Karlsruhe, Ausfahrt „Teningen“, danach zwei Mal rechts abbiegen. Kosten: 2,30 Euro Parkgebühren Fazit: Der absolute Geheimtipp für alle Natur-Liebhaber! Sauber, idyllisch, gemütlich. Hier gibt es Romantik statt Freibad-Atmosphäre – auch ohne FKK. Urteil: Silbersee Den „Schatz am Silbersee“ wird man an diesem Ort so schnell nicht finden. Dafür eine saubere, gepflegte Anlage mit kurz getrimmtem Rasen, die mehr an einen Golfplatz als an einen Badesee erinnert. Obwohl der See direkt an der Autobahn liegt – die man von der Liegewiese auch sieht –, ist kaum Lärm zu hören. Stattdessen heißt es Schwimmen und Campen auf hohem Niveau: Toiletten, Umkleidekabinen und ein Imbiss gehören ebenso dazu wie zahlreiche Spielgeräte für Kinder. Im Silbersee kann ganz ohne Badelatschen geplanscht werden, da der Grund seicht und sandig ist. Allerdings wirkt das Gelände insgesamt extrem künstlich und verbreitet eine kommerzielle FreibadAtmosphäre – was manchen stört, andere dagegen nicht. Schwierig wird’s nur, den sauberen See über- sonderheft_0707_baggerseen 12.07.2007 10:30 Uhr Seite 3 haupt zu finden, denn die Ausschilderung nach der Abfahrt von der Autobahn lässt zu wünschen übrig. Anfahrt: A5, Ausfahrt Freiburg-Nord, danach den Campingplatz-Schildern folgen. Kosten: 2,50 Euro plus Parkgebühren Fazit: Eine gepflegte, saubere und gut ausgestatte Anlage, die insgesamt aber gerade dadurch künstlich wirkt und kaum noch an einen richtigen See erinnert. Urteil: Tunisee Der Tunisee liegt unmittelbar neben dem Silbersee und zeichnet sich ebenfalls durch seinen allgegenwärtigen Freibad-Charakter aus. Während am einen Ufer professionelle Camper ihr Lager aufgeschlagen haben, können es sich Besucher an den anderen Seiten bequem machen. Das Gelände ist extrem flach und leicht zugänglich, weshalb ein Sonnenbad auf dem kurz getrimmten Rasen richtig Spaß macht. Für Kinder ist der Tunisee ideal – sogar ein Trampolin gibt es. Und auch für das leibliche Wohl ist im See-Restaurant gesorgt, neben dem sich auch ein WC befindet. Richtig zur Sache geht’s auf dem (sauberen und warmen) Wasser, das sich Schwimmer, Schlauchbootfahrer und ferngesteuerte Mini-Schiffe teilen. Das sorgt dafür, dass es in der Hochsaison so richtig voll wird; ein naturnaher Ort zum Entspannen ist der Tunisee jedenfalls nicht. Er ist übrigens größer als es auf den ersten Blick scheint. Wer einmal versucht hat, ihn quer zu durchschwimmen, wird’s verstehen … Anfahrt: A5, Ausfahrt Freiburg-Nord, danach den Campingplatz-Schildern folgen. Kosten: 1,50 Euro Fazit: Der ideale Ausflugsort für Familien, die es lieber an einen See als ins Freibad zieht – auch wenn der Tunisee damit sehr viel gemeinsam hat. Urteil: türkisen Sees macht ihn zu einem wahren Insider-Tipp. Selbst bei großem Ansturm – vor allem an Wochenenden – bietet er eine gute Wasserqualität. Auch für Wassersportler, Familien (mit Hund) und zum Grillen eignet sich das Niederrimsinger Nass bestens. FKK ist an einigen Stellen verbreitet. Das Gewässer ist das genaue Gegenteil vom Silberund Tunisee: natürlich, inoffiziell und ohne jegliche Infrastruktur. Toiletten oder Imbisswagen gibt es hier keine, dafür muss man aber auch nichts bezahlen. Wichtig: Ohne Sonnenschirm geht gar nichts! Zwar stehen rings um den See dichte Bäume, die jedoch nur selten bis ans Ufer reichen. Eine dicke Decke oder Isomatte sollte man ebenfalls dabei haben, wenn man sich eine Weile am steinigen Ufer aufhalten möchte. Wegen der angespannten Parkplatzsituation empfiehlt es sich, grundsätzlich mit dem Fahrrad zu kommen, wenngleich der See nicht gerade nah bei Freiburg liegt. Anfahrt: über B31 nach Niederrimsingen, das Kieswerk rechts liegen lassen und danach rechts in den Waldweg einbiegen, der zu den Parkplätzen führt. Kosten: keine Fazit: Traumhaft türkiser See ohne viel Schnickschnack. Nicht gerade komfortabel, aber zum Baden spitze und zugleich familientauglich! Urteil: 5 Anzeige Niederrimsinger Baggersee Hier wird so richtig gebaggert – und zwar mit Schaufel und Förderband. Das Kieswerk in Niederrimsingen ist nach wie vor in Betrieb, weshalb der See offiziell nicht zum Schwimmen freigegeben ist. Geduldet wird der Badespaß trotzdem. Ist auch völlig ungefährlich, solange man sich nicht direkt am Kieswerk aufhält. Die verborgene Lage des wunderschönen chilli | summer in the city 07.2007 9