Über dem Zschonergrund und mittendurch
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Über dem Zschonergrund und mittendurch
Über dem Zschonergrund und mittendurch Wanderstrecke: Endhaltestelle Pennrich – Am Schmiedeberg – Altnossener Straße – Gompitzer Wirtschaftsweg – Hohlweg – Ockerwitzer Allee – Zschonerblick – Am Zschoner Berg – Hangweg – Wolfszug – Merbitzer Straße – Zschonergrundweg – Zschonergrundmühle – Schulzenmühle – Am Erlengrund – Autobahnauffahrt/B173 – Endhaltestelle Pennrich. Reine Wegstrecke: 14 Kilometer, vier bis fünf Stunden. Überwiegend Wald- und Feldwege, im Hang überm Zschonergrund lehmig, Rutschgefahr. Die Wilde Zschone oberhalb der Zschoner-Mühle ist für Rollstuhlfahrer nicht geeignet, Kinderwagen müssten hier ein paar Meter getragen werden. Möglich für Rollstuhlfahrer wäre die Runde Merbitzer Straße – Wolfszug – am Ende der Gartensparte nach rechts in den Zschonergrund – Zschonermühle – Straße nach Ockerwitz – Hangweg – Wolfszug. Anfahrt: Straßenbahn 7 bis Endhaltestelle Pennrich. Von dort auch Rückfahrt. Direkt an der Haltestelle befindet sich ein Parkplatz. Abkürzungsmöglichkeiten: Die Strecke lässt sich etwa halbieren. Von Haltestelle Zschonergrundstraße (Bus 94) über Pfaffengrund – Am Kirchberg – Merbitzer Straße bis Eingang Zschonergrund knapp ein Kilometer, dann den Zschonergrund aufwärts bis Endhaltestelle Pennrich. Oder von Wolfszug/Merbitzer Straße nach rechts bis Haltestelle Merbitzer Straße (Bus 94) knapp 600 Meter. Bus 91 zwischen Merbitz und Cotta über die Merbitzer Straße fährt nur selten, am Wochenende nur als Anrufbus. https://www.vvo-online.de/de/fahrplan/fahrplanauskunft/index So viel Liebe und Mühe! Ein Wasserrädchen in der Wilden Zschone. Foto: Thomas Lehmann Als Erstes nach dem Aussteigen in Pennrich holen wir tief Luft. Und was für eine! Der Mief aus dem Talkessel liegt unter uns. Der Blick reicht immerhin schon bis zum knapp zehn Kilometer entfernten Tharandter Wald. Vom Bahnsteig laufen wir entgegengesetzt zur Ankunftsrichtung nach Pennrich hinein. Zuerst stoßen wir dort auf das große Gut Zum Schmiedeberg 25, Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeitlang Familiengut der Luckners. Hier wuchs Felix Graf von Luckner auf, im Ersten Weltkrieg bekannt geworden als „Seeteufel“. Die Luckner-Gesellschaft stellt ihm 2006 einen Denkstein auf. Pennrich, Zum Schmiedeberg. Links: Lucknergut mit der Jahreszahl 1847 hinten im Schlussstein. Rechts: Bauernhaus mit den für diese Gegend typischen Giebelfenstern, hier in besonders reicher Ausstattung. Fotos: Thomas Lehmann Wir kommen zur Altnossener Straße und betrachten zunächst den Eingang Nummer 42. Der in Teilen erhaltene Eingang gehörte zu einem verschwundenen Haus von 1714 und zeigt die Inschrift: „Wir bauen alle gerne Veste und sind doch fremde Geste - da wir sollen ewig sein, - da bauen wir gar wenig ein. Wer aber Gott verthraut, der hat wohl gebaut! 1714 G.W. + C.W.“ Solcherart belehrt, wenden wir uns nach rechts und gegenüber der Gartengalerie (Nr. 43) gleich wieder nach links. Auf einem kleinen Weg geht es hinter dem Kindergarten entlang ins Freie. Und schon öffnet sich der Blick in die Ferne über die Lößnitzhänge bis zum Keulenberg. Oft ist links überm Horizont die Dampffahne des Laminatherstellers Kronospan in Lampertswalde zu sehen. Ein Weg führt links hinunter in den Zschonergrund, wir gehen geradeaus. Hinter dem Reiterhof mit der Gaststätte Kapriole biegen wir links in den Hohlweg ein und kommen zur Ockerwitzer Allee, auf der es nach links weitergeht. Das Panorama hat sich ausgeweitet – jetzt blicken wir auch noch über den gesamten Dresdner Elbtalkessel bis zu den ersten Bergen der Lausitz, dem Elbsandsteingebirge und einigen Kuppen des Böhmischen Mittelgebirges. Dresden von der Ockerwitzer Allee aus. Foto: Thomas Lehmann Auf dem Fuß- und Radweg neben der Straße kommen wir nach Ockerwitz hinein und passen auf, dass wir Hausnummer 14d nicht verpassen. „Hochbehälter Ockerwitz“ steht dort an einem Schild, an der Einfahrt ist eine Armatur der Wasserversorgung aufgestellt. Hinten bietet sich ein wundersames Bild: Auf dem Grashügel des Wasserbehälters hockt ein Glaskasten – der Besitzer des „Wassergrundstücks“ hat auf den Behälter, der von 1901 bis 1970 in Betrieb war, ein Ferienhaus gesetzt. Der Eingang des Behälters zeigt das Denkmalschutzzeichen und eine Tafel, auf der als Projektant und Ausführender Ingenieur Jensen aus Freiberg genannt ist. Ockerwitz. Links: Ferienhaus auf dem Hochbehälter. Mitte und rechts: Im Dorfkern. Fotos: Thomas Lehmann Wir laufen die Straße weiter um eine Rechtskurve und dann links in die Ockerwitzer Dorfstraße hinein, um den malerischen Ortskern anzusehen, der noch die Form slawischer Rundlinge zeigt, wie sie in dieser Gegend im 11. Jahrhundert vor der deutschen Ostexpansion entstanden. Seine jetzige Form erhielt er im Wesentlichen nach einem großen Brand von 1762. Beherrscht wird der Platz von einer mächtigen Sommerlinde. Von der Linde aus gehen wir nicht wieder hinaus zur Hauptstraße, sondern geradeaus den grasbewachsenen Fußweg hinein. Der bringt uns einen idyllischen Anblick – und zur Straße Zschonerblick, auf der wir nach links durch die Siedlung laufen. Bevor sie am Ende wieder nach rechts schwenkt, geht links in der Ecke ein kleiner Weg hinein. Mit ihm kommen wir auf die Straße Am Zschoner Berg und gehen links hinunter, allerdings nur bis zur Spitzkehre Richtung Zschoner Mühle. Dort verschwinden wir geradeaus in den Wald. Nun geht es direkt über dem Zschonergrund entlang. Bald entdecken wir, dass wir nicht allein im Wald sind. Dunkle, wie von einem bösen Geist festgebannte Wächter stehen im schütteren Gehölz und recken ihre Arme in die Höhe. Uralte, sterbende, oft schon tote Kirschbäume sind hier übriggeblieben vom einstigen Kirschplan. Als der nicht mehr bewirtschaftet wurde vor einigen Jahrzehnten, hat sie niemand gefällt. Die Wiese um sie herum wurde von Wald besiedelt. In absehbarer Zeit werden die Kirschen ihr Wächteramt aufgeben müssen und vergehen. Wo die alte Kirschplantage endet, beginnt wieder der angestammte, alte Wald; man sieht es an den Baumriesen, die nun wieder das Bild beherrschen. Vorher aber haben wir noch einen Abstecher nach links zu einem langsam zuwachsenden Aussichtspunkt unternommen, unter dem der Zschonerbach murmelt. Überm Zschonergrund: Gestürzter Buchenriese und alte Kirschplantage. Fotos: Thomas Lehmann Am weiteren Weg treffen wir auf zwei halb verblichene Tafeln des Lehrpfades Zschonergrund aus DDRZeiten; die meisten seiner Tafeln sind verschwunden. Tafel 35 informiert darüber, dass rechts einst ein Galgen bischöflicher Gerichtsbarkeit stand. Tafel 36 erläutert den Gompitzer Kohl- oder Leichenweg, der ab hier nach einem alten Flurnamen Wolfszug heißt. Nach einer regelrechten Kirschpflaumenhecke und vor einer Gartenanlage führt ein Abzweig des Wolfszuges auf Höhe Zschonergrundbad hinunter in den Grund. Wir laufen geradeaus weiter zur Merbitzer Straße und dort nach links. Nach 450 Metern stehen wir vor der einstigen Weltemühle, jetzt Wellnesshotel und Gourmetrestaurant. Eine Mühle gab es hier historisch belegt seit 1566. Das spätere Gaststättengebäude wurde bis 1954 gastronomisch und später gewerblich genutzt. Zuletzt war es baufällig, wurde abgerissen und bis 1997 in Anlehnung an die alten Formen wiedererrichtet. Links neben dem Gebäude beginnt nun unser Weg am Zschonerbach aufwärts. Der entsteht durch Zusammenfluss von Kesselbach und Brückelbach am Rande des Gewerbegebietes Kesselsdorf bei Steinbach. Nach 8,4 Kilometern mündet er in Kemnitz nahe der Autobahnbrücke in die Elbe. Links: So sieht die Weltemühle heute aus. Rechts: Blick durchs Gebüsch zum Zschonergrundbad. Fotos: Thomas Lehmann Der schmale, gewundene Weg bringt uns zuerst zum Zschonergrundbad. Das gibt es seit 1927. Die durch die Büsche sichtbaren Bauten aus Pläner stammen von Stadtbaurat Paul Wolf. 1988 musste das Bad wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Bürger verhinderten seinen Abriss und brachten den Wiederaufbau zustande. Am 31. Mai dieses Jahres war Wiedereröffnung. Die gesamte Anlage mit einem Bauernhof von 1836 steht unter Denkmalschutz. Im Gelände fand auch ein Springbrunnen von Georg Wrba samt Knabe mit Fischernetz eine neue Heimat. Einst zierte er das 1945 zerstörte Güntzbad. Es geht ein paar Treppen hinauf. Oben kommt der Abzweig vom Wolfszug herunter. Auf bequemem Weg geht es nun durch den Zschonergrund. Hier ist er breit und sonnig. Ein wildes Biotop hat sich am Eisteich entwickelt, aus dem wohl in früheren Wintern Kühleis für umliegende Gaststätten gewonnen wurde. Beachtung verdient links das versperrte Mundloch vom Gabe Gottes Erbstolln. Das Silberbergwerk wurde 1763 beim Oberbergamt Freiberg angemeldet. Eingesandte Proben enthielten jedoch kein Erz. Der Betreiber suchte noch eine Weile weiter, kam auf etwa 120 Meter Stollenlänge und machte 1778 Schluss. Als Erbstollen bezeichnet man Stollen, die Wasser abführen, von einer oder mehreren Gruben Wasser „erben“. Mit „vererben“ hat das nichts zu tun. Ein paar Meter weiter steht der BirusStein zur Erinnerung an den Briesnitzer Lehrer Bruno Birus, der 1935 an dieser Stelle 70-jährig starb. Er hatte als erster die Idee zu einem Lehrpfad durch den Zschonergrund. Im Zschonergrund. Links: Am Eisteich. Mitte: Gnade Gottes Erbstolln. Rechts: Birus-Stein. Fotos: Thomas Lehmann Wir erreichen die Zschoner Mühle. Ein Mühlrad klapperte hier bereits seit dem 15. Jahrhundert. Die heutigen Gebäude entstanden wahrscheinlich nach einem Brand 1730 neu. Der Mahlbetrieb endete 1917, die Gaststätte schloss 1945. Der letzte Mühlenbesitzer hinterließ nach seinem Tod 1984 ein verfallenes Anwesen. Erste Sicherungen erfolgten in den 80er-Jahren. Nach einem Verkauf wurde das Ensemble denkmalgerechte wiederaufgebaut. Auf der Talstraße geht es ein Stück in Richtung Podemus. Wo der Mühlgraben die Straße quert, biegen wir links ab in die Wilde Zschone, wie der obere, enge Teil des Zschonergrundes genannt wird. Manchmal ist der Weg auch etwas wild, immer wieder frisst hier das Wasser ein Stückchen Land weg. Hinter einem großen Steinbruch biegt unser Weg mit grünem Strich links ab, und bald erreichen wir die Schulzenmühle, die zum ersten Mal 1568 erwähnt wurde. Das Hauptgebäude trägt die fromme Inschrift: „Halt fest frommes Herz, halt fest nur, bleib getreu – in Wiederwärtigkeit den Gott der sieht dir an – laß diesen deine sach handhaben, schützen führen – so wirst du wohl belehrt und endlich triumphieren. George Pietzsch 1719.“ Links: Zschoner Mühle. Rechts: Schulzenmühle. Fotos: Thomas Lehmann Oben braust der Verkehr auf der A17. Wir verlassen den Zschonergrund, gehen mit der Straße über die Brücke und biegen nach rechts ab. Am Erlengrund heißt die Straße, die uns aufwärts durch Zöllmen bringt. Wir kommen am Dorfbrunnen von Eberhard Wolf vorbei. 1989 wurde die Bäuerin mit ihren Kühen vor der Milchviehanlage Zöllmen aufgestellt, die aber dem Bau der A17 weichen musste. Nun sprudelt der Brunnen hier. An ehemaligen landwirtschaftlichen Bauten vorbei geht es an der Autobahnauffahrt Gorbitz und der B173 entlang, und schon bald wird unsere Endhaltestelle sichtbar. Geschafft. Endstelle der Straßenbahn 7 in Pennrich. Foto: Thomas Lehmann Zum Informieren und Stöbern Wanderkarte: Stadtplan Dresden oder Topografische Karte 1:25.000, Blatt 40, Dresden, Staatsbetrieb Geoba-sisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN). http://www.geosn.sachsen.de/ Einkehr: Feinbäckerei Andrä, Wolfszug 1, montags bis freitags, sonnabends bis 12 Uhr, Sitzplätze nur außen, innen Stehplätze. Zschoner Mühle, Gartenkiosk Saison mittwochs bis sonntags ab 10 Uhr, Restaurant sonnabends, sonntags, feiertags ab 11 Uhr. Schulzenmühle, laut Aushang freitags und sonnabends ab 15 Uhr, sonntags und feiertags ab 12 Uhr. Tel. 035204/48460. Strecke gewandert: Juni 2015 http://luckner-gesellschaft.de/felix-graf-von-luckner/orte-statten/pennrich-dresden/ http://hochbehälter-ockerwitz.de http://www.dresden.de/media/pdf/umwelt/Gewaessersteckbrief-Zschonerbach.pdf http://www.hotel-weltemuehle.de/ http://www.zschonergrundbad.com/ http://www.dresden-briesnitz.de/lehrpfad/historie.htm http://www.zschoner-muehle.de/ Links oben: Felder zwischen Pennrich und Ockerwitz. Rechts oben: Zschonergrund, Obsthang nach Merbitz zu. Unten links: In der Wilden Zschone arbeitet das Wasser. Unten rechts: Dorfbrunnen Zöllmen. Fotos: Thomas Lehmann