Materialmappe zur Inszenierung Macbeth

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Materialmappe zur Inszenierung Macbeth
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Materialmappe zur Inszenierung
Macbeth
von Giuseppe Verdi
Premiere: 22.11.2007, GROSSES HAUS
Musikalische Leitung: GMD James Allen Gähres
Inszenierung: Matthias Kaiser
Bühne: Marianne Hollenstein
Kostüme: Angela C. Schuett
Choreografie: Andris Plucis
Tod oder Ruhm! (Macbeth)
Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm
Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected]
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Inhalt
Einleitung
S. 1
Der Komponist
S. 2
Der Librettist
S. 3
Entstehungsgeschichte des Shakespeare-Stückes MACBETH
S. 3
Die Entstehungsgeschichte der Oper MACBETH (Fassung 1 & 2)
S. 4
Das Politische in Verdis MACBETH
S. 5
Inhalt der Oper MACBETH
S. 9
Premierenkritik: Eingeborener Hass
S. 10
Theaterpädagogisches Material
S. 12
Anhang: Rollentexte, Libretto, Literaturhinweise
S. 15
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
wir glauben, dass das Erlebnis Theater erst dann richtig beginnt, wenn man
begreift. Schüler sollten auf den Theaterbesuch vorbereitet werden, damit sie
ihn genießen können. Die kleinen Materialsammlungen zu den Inszenierungen
am Theater Ulm sollen Ihnen zur Vorbereitung des Theaterbesuchs mit Ihrer
Klasse dienen.
Neben Hintergrundinformationen zu Autor und Werk enthalten sie Materialien,
die für den Zugriff des jeweiligen Regisseurs von Bedeutung sind. Außerdem
am Ende einige theaterpädagogische Anregungen, mit denen Sie bestimmte
Themenkomplexe der Inszenierung mit ihren Schülern praktisch „anSPIELEN“
können.
Sie können sich aus diesen Materialien einzelne Dinge herausgreifen, sie
abwandeln oder das gesamte Material verwenden.
Viel Freude beim Ausprobieren und dem Theaterbesuch wünscht
Nele Neitzke
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Macbeth ist eine Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Das Libretto wurde
nach dem Drama Macbeth von William Shakespeare geschrieben. Die
Uraufführung fand am 14. März 1847 in Florenz statt. Eine revidierte Fassung
wurde 1865 im Théatre Lyrique in Paris uraufgeführt. Das Theater Ulm spielt die
revidierte Fassung von 1865 mit „La morte di Macbeth“ (1847) in italienischer
Sprache mit deutschen Übertiteln.
Der Komponist
9. oder 10. Oktober 1813: Giuseppe Fortunino Francesco Verdi wird in Le
Roncole bei Parma, Italien geboren. Ob Verdi am 9. oder am 10. Oktober
geboren wurde, ist nicht ganz klar. Ins Taufregister wurde am 11. Oktober
eingetragen, er sei am vorigen Abend geboren. Verdi selbst sah aber den 9.
Oktober als seinen Geburtstag an. Verdis Eltern lebten in einfachen
Verhältnissen: Der Vater war Gastwirt und Kleinbauer. Verdis außergewöhnliches Talent fällt früh auf und er erhält von einem Organisten musikalischen
Unterricht.
1823: Verdi wird mit Unterstützung eines musikverständigen Mäzens ins
Gymnasium aufgenommen. Bald vertritt er den Dorforganisten in der Kirche.
1832: Das Konservatorium in Mailand lehnt ihn ab.
1834: Verdi wird Organist in Busseto
1836: Verdi wird Musikdirektor in Busseto und heiratet (die beiden Kinder aus
dieser Ehe starben jeweils kurz nach der Geburt).
1836-1838: Verdi studiert intensiv nicht nur die Grundlagen der
Operngestaltung, sondern beschäftigt sich auch mit Politik und Literatur.
1838: Verdi geht nach Mailand.
1839: Verdis Oper "Oberto, conte di San Bonifacio" wird mit Erfolg an der
Mailänder Scala aufgeführt.
1840: Verdis komische Oper Un giorno di regno wird ausgepfiffen. Verdi, der
neben dem Tod seiner Kinder auch den seiner jungen Frau betrauert,
beschließt, das Komponieren aufzugeben.
1842: Verdi komponiert doch wieder, Nabucodonosor (später Nabucco
genannt), erscheint – ein Sensationserfolg.
1842-1848: Verdi schreibt für seinen Lebensunterhalt zunächst in rascher Folge
Opern: I Lombardi alla prima crociata (1843) und Ernani (1844), stellten sich als
große Erfolge heraus; von den nächsten schafften es jedoch nur Macbeth
(1847) und Luisa Miller (1849) in das Standardrepertoire der großen
Opernhäuser.
1851-1853: Die Opern Rigoletto (1851), Il Trovatore (1853) und La Traviata
(1853) (die sog. "trilogia popolare") gelten als ein Höhepunkt in Verdis
Schaffen und markieren den Durchbruch einer musikästhetischen Konzeption,
die sich erstmalig im Realismus des Macbeth angekündigt hatte. Sie festigten
seinen internationalem Ruhm und gehören noch heute weltweit zu den
beliebtesten Opern.
1859: Verdi heiratet erneut, diesmal eine Sängerin.
1861: Verdi kandidiert für die Abgeordnetenkammer, tritt jedoch bald wieder
zurück. Verdi war nun zur internationalen Berühmtheit geworden und
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arbeitete für die Pariser Oper, das Mariinski-Theater in St. Petersburg und die
Weltausstellung in London.
ab 1871: Verdi ist enttäuscht vom Ausbleiben eines durchgreifenden sozialen
Fortschritts in Italien. Er betrachtet sich als Rentier und errichtet die „Casa di
Riposo per Musicisti“, ein Altenheim für ehemalige Musiker in Mailand
1872: Verdi wird zum Senator des Königreichs Italien ernannt.
Ab 1885: Verdi arbeitet auf Drängen seines Verlegers mit dem Schriftsteller
Arrigo Boito an neuen Opern.
1897: Verdis zweite Frau stirbt nach langer Krankheit.
21. Januar 1901: Verdi erleidet einen Schlaganfall, sechs Tage später stirbt er.
Der Librettist
18. Mai 1810: Francesco Maria Piave wird in Murano geboren
1844-1860: Regisseur und auch Librettist am Teatro La Fenice in Venedig
1861: Piave wechselt auf Empfehlung von Giuseppe Verdi an das Teatro alla
Scala nach Mailand.
1867: Piave erleidet einen Schlaganfall und bleibt bis an sein Lebensende
gelähmt.
1869: Verdi plant eine Serie von 6 Romanzen herauszugeben, um Piave und
dessen Frau zu unterstützen. Dazu ist es wohl nicht gekommen.
5. März 1876: Piave stirbt in Mailand
Piave lieferte Verdi mindestens 9 Libretti. Die Zusammenarbeit von Verdi und
Piave bestimmte wohl in erster Linie Verdi. Piave war künstlerisch nicht
selbständig genug, um eigene Werke zu schaffen. Er griff häufig romantische
Stoffe von Lord Byron, Victor Hugo und anderen auf, die zumeist von dem ihm
und Verdi gemeinsamen Freund Andrea Maffei erstmals in Italienische
übersetzt worden waren.
Entstehungsgeschichte des Shakespeare-Stückes MACBETH
Die Tragödie Macbeth (auch: The Scottish Play) wurde um 1606 von William
Shakespeare geschrieben. Sie beschreibt den Aufstieg des königlichen
Heerführers Macbeth zum König, seine Veränderung zum Tyrannen und
seinen Fall. Der historisch verbürgte Macbeth war Heerführer des schottischen
Königs Duncan I. und tötete diesen am 14. August 1040 in einer Schlacht. Im
Gegensatz zu der Darstellung in Shakespeares Macbeth führte dieser
Machtwechsel zu einer Verbesserung der LageSchottlands. Seine
Regierungszeit war gekennzeichnet von relativem Wohlstand, von Ruhe und
Frieden im Inneren sowie nach außen. Er vereinigte die streitbaren
schottischen Landesteile und sicherte Gesetz und Ordnung.
Die Tragödie basiert also nicht vollständig auf den geschichtlichen Tatsachen,
sondern auf der Darstellung durch einen Chronisten aus dem 16. Jahrhundert.
Shakespeare verwob in diesem Drama die geschichtlichen Fakten geschickt
mit Aberglaube, Mythologie und Fiktion.
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Das Drama Shakespeares wurde von vielen Schauspielern lieber als The
Scottish Play bezeichnet. Den wirklichen Namen innerhalb eines Theaters
auszusprechen sollte die Aufführung des Stückes zum Scheitern verurteilen
oder allgemein Unglück bringen.
Die Entstehungsgeschichte der Oper MACBETH (Fassung 1 & 2)
Uwe Schweikert: Giuseppe Verdi: Macbeth - I. Entstehung
(...) Verdi war für Florenz auf der Suche nach einer Oper im »phantastischen
Genre« (Brief Verdis an Alessandro Lanari vom 17. Mai 1846): »Das Sujet der
Oper ist weder politisch noch religiös: Es ist phantastisch.« (Brief Verdis an
Alessandro Lanari vom 19. August 1846; Copialettere, 1913, S.26) Im
Fahrwasser von Webers Der Freischütz und Meyerbeers Robert le diable, die
beide – 1843 und 1840 – ihre italienische Premiere in Florenz erlebt hatten,
feierte mit der Gestaltung des Einbruchs des Numinosen, des Übernatürlichen
in die Wirklichkeit auch in Italien ein an der Schauerromantik orientiertes
Genre Triumphe. Insbesondere der Einfluss von Meyerbeers ebenso
spektakulärer wie erfolgreicher Schaueroper lässt sich bis in die Details der
musikalischen Gestaltung und szenischen Präsentation von Macbeth
verfolgen.
Verdi war sich des Wagnisses bewusst, das er mit der Wahl von Shakespeares
damals in Italien so gut wie unbekanntem Stück einging. Die Herausforderung
lag zum einen im an sich schon gewagten Verzicht auf die übliche
Liebesgeschichte - und damit auf die tragende Tenorrolle -, zum andern in der
Düsternis einer Handlung, die der Nachtseite der Natur wie den Abgründen
der menschlichen Seele zugewandt ist. Auf der Grundlage von Rusconis
Übersetzung erstellte Verdi nicht nur, wie stets, das Szenarium, sondern schrieb
einen vollständigen Prosaentwurf, bei dessen Übersendung er seinem
Librettisten Francesco Maria Piave einschärfte: »Diese Tragödie ist eine der
großartigsten menschlichen Schöpfungen!. . . Wenn wir schon keine große
Sache daraus machen können, lass uns wenigstens versuchen, eine Sache
jenseits des Gewöhnlichen zu machen. Der Entwurf ist unmissverständlich
formuliert: ohne Konvention, ohne Umstände und kurz. Ich lege Dir die Verse
ans Herz; auch sie müssen kurz sein; je kürzer sie sind, desto mehr Wirkung wirst
Du erzielen. [...] Für die Verse denke stets daran, dass es dort kein überflüssiges
Wort geben darf: Alles muss etwas ausdrücken, und man muss sich einer
erhabenen Sprache befleißigen, mit Ausnahme der Hexenchöre: Jene
müssen ordinär, aber doch extravagant und originell sein. [...]. Kürze und
Erhabenheit!« (Brief vom 4. September 1846) Verdi war schließlich mit Piaves
Libretto so wenig zufrieden, dass er seinen Freund, den Dichter und SchillerÜbersetzer Andrea Maffei um Mitarbeit bat, die sich vor allem auf Teile des 3.
und 4. Aktes erstreckte. Schließlich erschien das Libretto ohne Nennung eines
Verfassers.
Das Particell – wie üblich die Gesangsstimmen und den Bass umfassend –
schließt Verdi Ende Januar 1847 ab; vier Nummern, darunter die cabaletta
der triumphierenden Lady im 2. Akt (»Trionfai!..securi alfine«), entstehen
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allerdings erst im März in Florenz. Bei der Komposition bedient er zwar nicht
mehr die Sänger, aber er berücksichtigt doch ihre stimmlichen Möglichkeiten.
Ab Anfang Januar übersendet er Varesi und Barbieri-Nini [Besetzung der
Hauptrollen, Anm. N.] nach und nach ihre Nummern. Die dabei
geschriebenen Briefe erlauben nicht nur unschätzbare Rückschlüsse auf
Verdis Kompositionsweise, sondern auch auf seine dramatischen Intentionen.
Am 16. Februar trifft er, zusammen mit seinem Famulus Emanuele Muzio, in
Florenz ein, wo er die Instrumentation der Partitur abschließt und gleichzeitig
mit der – in musikalischer wie szenischer Hinsicht – überaus sorgfaltigen
Einstudierung beginnt. Die Premiere findet am 14. März 1847 statt. Verdi
widmet das Werk, das er höher einstuft als seine anderen Opern, seinem
langjährigen Gönner und Schwiegervater Antonio Barezzi.
Als Leon Carvalho, der Intendant des Pariser Theatre Lyrique, Macbeth im
Winter 1864 in einer französischen Bearbeitung herausbringen will, bittet er
Verdi um die Nachkomposition der in Paris obligatorischen Ballettmusik sowie
um einen das Werk abrundenden Schlusschor. Verdi nimmt sich die Partitur
vor und entschließt sich zur Überarbeitung beziehungsweise Ersetzung von
Nummern, »die entweder schwach sind oder denen es an Charakter fehlt,
was noch schlimmer ist« (Brief an Léon Escudier vom 22. Oktober 1864) Er
retuschiert das Duett Lady/ Macbeth im 1. Akt sowie die Szene mit der
Erscheinung Bancos im 2. Akt, fasst die Geisterphantasmagorie im 3. Akt
weitgehend neu, ersetzt die Soloszene der Lady im ersten Bild des 2. Aktes
durch eine neue Arie, Macbeths cabaletta am Ende des 3. Aktes durch ein
Duett Lady/Macbeth sowie den Chor der schottischen Flüchtlinge zu Beginn
des 4. Aktes durch eine Neukomposition und gibt nicht zuletzt dem Schluss
eine vollkommen neue Gestalt. Hinzu kommt das große Ballett im 3. Akt, das
auf den Hekate-Szenen von Shakespeares Drama beruht. Am 9. Februar 1865
schließt Verdi die Arbeit ab. Die Textergänzungen stammen teils von Piave,
teils von Verdi selbst. In der französischen Übersetzung von Charles Nuitter und
Alexandre Beaumont erlebt die zweite Fassung von Macbeth ihre Premiere
am 21. April 1865.
Das Politische in Verdis Macbeth
Udo Bermbach: Über Leichen geht der Weg zur Macht. Zur Pathologie politischen
Handelns in Verdis Macbeth von Udo Bermbach
I.
Mitten in der Arbeit an seinem Macbeth, am 16. August 1846, schreibt Verdi in
einem Brief an Alessandro Lanari, Impressario und langjähriger Intendant des
Florentiner Teatro alla Pergola, der zugleich der Auftraggeber für sein neues
Werk ist: „Das Thema der Oper ist weder politisch noch religiös; es ist
phantastisch.“ Ein verblüffender Satz, eine jener überraschenden Aussagen,
mit denen Verdi gelegentlich die eigene Opernproduktion gegenüber
Freunden und Geschäftspartnern zu begleiten pflegt, überraschend, weil
diese Charakterisierung der eigenen Intention in schroffem Gegensatz zu dem
zu stehen scheint, was im Libretto formuliert wird und sich später auf der
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Bühne ereignet. Wenn Verdi dennoch den Akzent so setzt, dann erklärt sich
dies aus dem Kontext seiner Überlegungen: Im zitierten Brief geht es um den
Wunsch nach Sängern und Sängerinnen, deren stimmliche Ausdrucksmöglichkeiten genau jenem düsteren Gesamtbild entsprechen sollen, das
atmosphärisch die Szene prägt, und diese Szene soll eben phantastisch sein,
geheimnisvoll und grauenerregend, gespenstisch und irreal.
Das Sujet der Oper ist allerdings von direktem und massivem Realitätsbezug,
ein durch und durch politisches Stück, beherrscht von jenem Thema, das seit
der Antike im Zentrum allen Nachdenkens über Politik steht: wie politische
Macht gewonnen, gehalten und verloren werden kann; von welcher
legitimen oder illegitimen Beschaffenheit sie ist; schließlich auch: welchen
Preis jene zu zahlen haben, die sich am Spiel um die Macht beteiligen, die ihre
private wie öffentliche Existenz darauf gründen und sich am Ende seinen
Folgen vorbehaltlos ausliefern. Gewiss spielt in vielen Opern Verdis die Politik
keine geringe Rolle, aber zumeist gibt sie den Rahmen dafür ab, innerhalb
dessen Geschichten erzählt werden können, die privat sind. Aber im Macbeth
steht die Politik selbst im Zentrum des Geschehens, ist sie nicht nur Rahmen,
sondern treibende Kraft für die Akteure, hier gibt das Motiv zu herrschen den
Ausschlag für alles, was geschieht. Wohl in keiner anderen Oper Verdis
bestimmt der politische Machttrieb so eindeutig den Ablauf der Ereignisse,
und dies gründet nicht nur in Shakespeares dramatischer Vorlage, sondern
wesentlich auch in den Vorstellungen und Absichten Verdis und seines
Librettisten Francesco Maria Piave. Der Vergleich der beiden Texte macht
dies deutlich: Verdi und Piave kürzen die Vorlage Shakespeares radikal
zusammen, verzichten auf die in italienischen Opern obligatorische
Liebeshandlung, verändern den Charakter der Hauptfiguren entscheidend
und konzentrieren sich dadurch ganz auf den Hauptstrang des Geschehens,
um auf diese Weise herausstellen zu können, worauf es ihnen ankommt: auf
die Folgen einer durch Mord illegitim erworbenen Herrschaft, auf die
Destruktivität eines moralisch ungebundenen Willens zur Macht, dem alles
Leben zum bloßen Instrument narzisstischer Selbstübersteigerung wird.
II.
Dass es Verdi in der Tat darum geht zu zeigen, mit welchen Konsequenzen ein
ethisch frei vagabundierendes Machtstreben verbunden sein kann, macht
schon die Exposition der Oper zweifelsfrei deutlich. Sie ist von einer
überraschenden Kürze und Prägnanz: Wenn der Vorhang aufgeht, weissagen
die Hexen dem siegreich aus der Schlacht zurückkehrenden Helden Macbeth
zu dessen eigener Verblüffung den königlichen Thron. Und obgleich diese
Voraussage Macbeth gänzlich unvorbereitet trifft, weckt sie doch sogleich
dessen politische Begehrlichkeit, wird sie wenig später von Lady Macbeth auf
ihre Realisierung hin durchdacht. Alles wird in diesen ersten, knappen Szenen
bereits vorgestellt, was für den weiteren Verlauf der Oper von entscheidender
Bedeutung ist: die Perspektive der vergleichsweise problemlosen Erringung
politischer Macht und Herrschaft; der situationsabhängige Charakter von
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Macbeth; die strategisch kalkulierende Klugheit seiner Frau. Es sind jene
Elemente, auf die Machtpolitik sich zu allen Zeiten gründet, und zugleich jene
Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, damit die zerstörenden Potenzen
der Macht sich entfalten und ihre Wirkung tun können.
Von allem Anfang erscheint Macbeth als ein zwiespältiger Charakter. Dem
siegreichen Helden hat der Krieg ganz offensichtlich moralisch zugesetzt, hat
ihn verroht und brutalisiert, empfänglich gemacht für die Aussicht auf Macht,
die – wie er weiß – legal und damit legitim nicht gewonnen werden kann, weil
zu viele noch zwischen ihm und dem ersehnten Thron stehen: der König, aber
auch Banco, wie Macbeth selbst militärischer Führer des schottischen Heeres,
im Anspruch auf den Thron jedoch vor ihm platziert. Doch was die Hexen –
szenische Personifikationen seines eigenen moralischen Destruktionstriebs –
ihm voraussagen, was er selbst sich wünscht, lässt ihm keine Ruhe. Auch wenn
er weiß, dass der Griff nach der Macht sich nur mit Mitteln umsetzen lässt, die
er, der doch das Morden im Krieg ausgiebig geübt hat, im Frieden noch
scheut – der Gedanke, einmal eingepflanzt, lässt ihn nicht mehr los, er
fasziniert ihn und schreckt ihn zugleich. Er schwankt zwischen Tat und Verzicht,
er stellt sich die Tat vor und schreckt zugleich zurück, schreibt seinen Brief an
Lady Macbeth, um von ihr, von außen also, jene Bekräftigung seiner Wünsche
zu erfahren, die er sich im Stillen wohl erhofft. Ein Mensch zwischen Labilität
und latenter Aggressionsbereitschaft, zwischen subjektiver Unsicherheit und
nach außen gezeigtem Dominanzverhalten – klassische Illustration für jene
menschliche Destruktivität, von der Erich Fromm behauptet hat, dass sie
durch die Kombination von Grausamkeit und Unterwerfungsbereitschaft, von
bösartigem Vernichtungswahn und irrealer Selbstüberhöhung jenen
autoritären Charakter aus sich hervortreibe, dessen Selbstachtung und
Selbstvertrauen entscheidend davon abhängt, was andere über ihn denken.
Solche Ambivalenzen des Selbstbewusstseins liefern Macbeth seiner Frau
vollkommen aus. Sie ist ihm Herrin, ist seine „fatal donna“ (verhängnisvolles
Weib), ist ihm die „voce nel petto“ (Stimme in der Brust), wie er selbst sagt,
und dass sie ihn treibt zu tun, was er eigentlich will, aber aus eigener Kraft
nicht wirklich vermag, macht ihn am Ende vollständig von ihr abhängig.
Immer wieder wirft sie ihm vor, er sei schwach und unentschlossen, nicht
brutal genug und ohne den notwendigen Willen zu konsequentem Handeln,
und immer wieder zwingt sie ihn damit zu dem, was seiner geheimen Absicht
entspricht. Durch sie wird er zu dem, der er eigentlich ist. Im großen Monolog
mit seinem Dolch, unmittelbar vor dem Mord am König, offenbart sich das
Dilemma eines Menschen, der getrieben wird von Kräften, die er selbst nicht
zu kontrollieren vermag, denen er sich aber bereitwillig ausliefert. Der Dolch
mutiert hier zum Partner, er verselbständigt sich und gewinnt eine quasisubstantielle Eigenständigkeit gegenüber Macbeth, beseitigt bei diesem
letzte Reste eines moralischen Zweifels, weil er in dessen beginnendem Wahn
den gleichsam durchs Schicksal vorgegebenen Weg in die Zukunft zu weisen
scheint. „A me precorri sul confuso cammin che nella mente di seguir
disegnava!“ (Du eilst mir voraus auf verworrenem Weg, der in meinem Geist
vorgezeichnet ist!), singt Macbeth, und diese Verobjektivierung des
todbringenden Messers verobjektiviert zugleich auch die Tat und entlastet
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den Mörder. Der ist in seiner Selbstwahrnehmung nur Instrument dessen, was
geschehen muss, führt aus, was die Hexen – als Außenprojektionen seiner
obsessiven und nicht kontrollierbaren Herrschsucht – beschlossen haben, ist
Spuk in der Nacht, der sich verflüchtigt am Tag, wenn die Tat offenbar wird. In
einer grandiosen Szene entwirft Verdi hier – jenseits der Vorlage von
Shakespeare – das Bild eines Menschen, den bereits die Vorstellung von seiner
Tat in eine schizophrene Position hineintreibt, aus der er bis zu seinem eigenen
Ende dann nicht mehr herausfindet.
Gleichsam den Widerpol von Macbeth stellt die Lady dar, die eigentliche
Hauptfigur dieser Oper. Schon mit ihrem ersten Auftritt, bei dem sie den Brief
von Macbeth liest und kalt kommentiert, ist klar, was sie will: die ganze, die
ungeteilte Macht, im Grunde ausschließlich für sich, und Macbeth soll ihr
dabei nur helfen. In ihrer großen Arie, zweiter Akt, zweite Szene, spricht sie von
der „voluttà del soglio“ (Wonne des Thrones), vom „scettro, alfino sei mio“
(Szepter, endlich bist du mein). Sie ist die Inkarnation des Bösen, die andere,
destruktive Seite ihres Mannes, die weiß, um ein Wort Jakob Burckhardts zu
zitieren, „dass Macht an sich böse ist“, auch, wie Lord Acton formuliert hat:
dass „Macht korrumpiert, absolute Macht absolut korrumpiert“, und die
deshalb bereit ist, um der ganzen und ungeteilten Macht Willen sich
hinsichtlich der Mittel des Machterwerbs nicht eben zimperlich zu zeigen.
Entsprechend verhält sie sich: „Pien di misfatti è il calle della potenza, e mal
per lui che il piede dubitioso vi pone, e retrocede!” (Voll von Missetaten ist der
Weg zur Macht, und wehe dem, der den Fuß zweifelnd aufsetzt und
zurückweicht!) – das ist für sie ebenso selbstverständlich wie die Folgen, die
sich daraus ergeben. Ein „freddo core“ (kaltes Herz), die Kraft zur kühnen Tat,
der Wille, aufzusteigen und zu herrschen – die Innenseite einer
entmoralisierten Aggressionsbereitschaft kehrt sich nach außen, um im immer
erneuten Anlauf das einmal definierte Ziel zu realisieren. Erst am Ende der
Oper, in der großen Szene des nächtlichen Schlafwandelns, nach den
Morden am König und an Banco, nach dem peinigenden Auftritt des
eigenen Gewissens als Erscheinung des Gemeuchelten, wird offenbar, dass
auch die Lady von allem, was sie angerichtet hat, psychisch nicht
unbeschädigt geblieben ist. Die Schuld meldet sich, wird sichtbar als Blut an
ihren Händen, will nicht vergehen und lastet schwer, verstärkt den Druck so,
dass die Lady vollständig darunter zusammenbricht.
[...]
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Inhalt der Oper MACBETH
Figuren
Macbeth – Kwang-Keun Lee
Lady Macbeth – Merav Barnea
Banco – Rúni Brattaberg/Kakhaber Tetvadze
Macduff – Hans-Günther Dotzauer/Marc Haffner
Malcolm – Gerd Jaburek
Kammerfrau – Anita Hartinger
Arzt – Joachim Pieczyk
Diener/Mörder – Michael Burow-Geier
Erste Erscheinung – Jaques Ewals
Zweite Erscheinung – Evelyn Manja
Dritte Erscheinung – Miriam Raiber/Sebastian Vanselow (Ulmer Spatzen)
Ballettensemble, Opernchor, Extrachor und Statisterie des Theaters Ulm
Handlung
Erster Akt
Die Feldherren Macbeth und Banquo kehren von einer siegreichen Schlacht
zurück. Hexen weissagen, dass Macbeth Herrn von Cawdor und König,
Banquo aber Vater von Königen sein werde. Boten verkünden, der König
habe Macbeth zum Herrn von Cawdor erhoben. Beide Feldherren ergreift ein
Schauder. Lady Macbeth liest einen Brief ihres Gatten, in dem dieser die
Ereignisse und die Ankunft des Königs mitteilt. Macbeth selbst trifft ein, er ist
dem König, der heute bei ihm übernachten will, vorausgeeilt. Die
machthungrige Lady kann ihren Mann überreden, den König, der gerade mit
seinem Gefolge das Schloss betritt, in der Nacht zu ermorden, um die
Weissagung der Hexen zu befördern. Nachdem Macbeth die Tat vollbracht
hat, färbt Lady Macbeth die Kleider der Wachen mit Blut, um den Verdacht
auf sie zu lenken. Als der Mord entdeckt wird, sind alle entsetzt und verfluchen
den Täter.
Zweiter Akt
Macbeth ist König geworden, doch die Prophezeiung, dass sein Thron
Banquos Erben zufallen wird, lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Er beschliesst,
Banquo und dessen Sohn Fleance ermorden zu lassen. Der Anschlag gelingt
nur unvollständig. Während die Mörder Banquo töten, kann Fleance in der
Dunkelheit entkommen. Banquos Tod wird durch einen Mörder dem König
gemeldet, der an demselben Abend ein glänzendes Fest gibt. Heuchlerisch
bedauert Macbeth Banquos Fehlen. Als er sich an dessen Platz begeben
möchte, erscheint ihm der Geist des Toten. Der entsetzte König ist fassungslos
und muss durch seine Gattin beruhigt werden. Schaudernd entfernen sich die
Gäste.
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Dritter Akt
Macbeth befragt noch einmal die Hexen nach der Zukunft und seinem
Schicksal. Diese warnen ihn vor Macduff, doch der König beruhigt sich
schnell, als er erfährt, dass ihn niemand überwinde, den ein Weib geboren hat
und seine Herrschaft erst dann wanke, wenn der Wald von Birnam gegen ihn
vorrücke. Lady Macbeth kann den König leicht dazu überreden, Macduff,
seine Familie und andere Feinde zu vernichten.
Vierter Akt
Macduff ist entkommen und hat sich an der Grenze von Schottland mit
Malcolms Truppen vereinigt. Er schwört Macbeth, der seine Kinder und seine
Frau töten ließ, bittere Rache. Malcolm befiehlt, dass jeder seiner Soldaten
beim Angriff auf Macbeth einen Ast aus dem Wald von Birnam als Tarnung
vor sich hertragen solle. Arzt und Kammerfrau warten spät in der Nacht auf
die Königin, die ihr böses Gewissen wahnsinnig werden ließ. Auch an diesem
Abend erscheint sie nachtwandelnd und irre redend, gesteht den entsetzten
Lauschern ihre Taten und stirbt. Macbeth lässt der Tod seiner Frau gleichgültig,
gerät aber außer sich, als gemeldet wird, dass der Wald von Birnam gegen
ihn anrücke. Auf dem Schlachtfeld begegnet der König Macduff und erfährt,
dass dieser nicht geboren, sondern aus dem Mutterleib geschnitten wurde.
Macbeths Schicksal erfüllt sich, er fällt im Zweikampf. Macduff und die Krieger
grüssen Malcolm, den neuen König.
Premierenkritik: Eingeborener Hass
Giuseppe Verdis "Macbeth" am Theater Ulm
Matthias Kaiser zeigt ein archaisches Musikdrama.
Dieser düster-leidenschaftlichen Musik kann sich keiner entziehen. Giuseppe
Verdis "Macbeth" ist allemal ein packendes Seelendrama. Das Theater Ulm
zeigt unter der Regie von Matthias Kaiser archaische, bilderkräftige Oper mit
Ballett und aufwendiger Bühnenmaschinerie.
ULM. Mord um Mord, es riecht nach Blut im Staate Schottland. Ein Geruch, der
die Lady Macbeth in den Wahnsinn treibt. Blind hatte sie gewütet, jetzt will sie
sich reinwaschen. Unmöglich. Alles verflucht. "Es zahlt sich teuer, zur Macht zu
kommen: die Macht verdummt", sagte Friedrich Nietzsche. Aber das ist für
Verdis Oper "Macbeth" ein viel zu harmloses Wort - und die UImer Inszenierung
hat der Philosoph naturgemäß auch nicht gesehen. Denn für den Regisseur
Matthias Kaiser ist die Lady von Anfang an ein klinischer Fall: Ein Kinderbett
schiebt sie vor sich her, in dem nur eine Stoffpuppe liegt. Grelles Lachen.
Diese Frau kompensiert ihr fehlendes Mutterglück mit gnadenloser Machtgier.
Diese von Merav Barnea faszinierend gespielte, aber mit tremolierender Mühe
gesungene Lady Macbeth ist kein Monster, sondern tief verstört. Am Ende
fährt ein Arzt die Umnachtete im Kinderbett davon. Gleichzeitig geht eine
Prophezeiung der Hexen auf: Keiner, den eine Frau geboren habe, könne
Macbeth gefährlich werden - stimmt, aber Malcolm (brüllend: Gerd Jaburek)
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war aus dem Mutterleib geschnitten worden. Jetzt triumphiert Malcolm als
Karikatur von einem König auf einem Thron, der allen zu groß ist. Eine hässliche
Hymne. Nein, keiner atmet auf. Und die unheilvollen Hexen mahnen in dieser
Inszenierung als Witwen, die ihr Schwarz ablegten, um zu spuken in den
Albträumen der Mörder ihrer Männer und Söhne.
Zu jenen gehört Macbeth: erst ein Waschlappen, dann ein angstzerfressener
Täter, später ein hasserfüllt aufs Schicksal wütender Verlierer: Kwang-Keun Lee
singt alle Gefühlsstufen durch, mit ausdrucksstark-vibrierendem Bariton. Und er
hat einen starken Abgang mit der Sterbeszene aus der Uraufführungsfassung
des “Macbeth" von 1847.
Das weiß der Zuschauer vom Ulmer Operndirektor Kaiser mittlerweile, dass er
verlässlich Menschenschicksale zeigt, die Kämpfe des Seeleninneren ausspielt,
nichts Politisches übers Werk stülpt, nichts verdreht, verfremdet. Und auch sein
“Macbeth" ist zunächst mal: große Oper, also sehr theatralisch. Marianne
Hollenstein spielt effektvoll mit der Bühnenmaschinerie, ein Riesenquader
schwebt drohend überm Geschehen, fährt herunter zur Wand, zum
Gerüstbau für Boten des Wahns. Andererseits tauchen Hexen, Krieger und
Volk (eine starke Chorleistung) aus dem Unterbewusstsein auf - aus dem
Boden. Einfach dekorativ wie eindringlich: Wenn in der Bankettszene der Chor
ein riesiges rotes Tuch zur Festtafel straffzieht und Banco (der knorrigbelcantische, beeindruckende Bass Runi Brattaberg) als böser Geist erscheint.
Große Oper also: mit dem zu ausführlichen, von Andris Plucis choreografierten
Ballett der Pariser “Macbeth"-Fassung von 1865, mit einem Orchesterklang,
der diesen Verdi ins große Format stellt. James Allen Gähres dirigiert
zupackend. auch mal schroff, aufwühlend. Dann hat er aber auch ein Ohr
fürs herzerwärmend Kantable. das hüpfend Volkstümliche, das Schmissige,
den martialischen Ton, um jedoch mit den Philharmonikern keineswegs nur
Paradenummern zu zelebrieren. Der Trauerchor der Flüchtlinge ist ein ganz
leiser Klagegesang. Ein menschliches Innehalten in brutaler Welt.
von: Jürgen Kanold, in: Südwest Presse, 24.11.2007
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12
Theaterpädagogisches Material
Gesprächsanlässe:
Zur Inszenierung am Theater Ulm:
Was sagt ihr zur Geschichte, die erzählt wurde?
Wie hat euch das Bühnenbild gefallen?
Wie haben euch die Kostüme gefallen?
Welche Figur hat euch am besten gefallen? Und warum?
Welche Figur hat euch nicht so gut gefallen? Und warum?
Welche Szene hat Euch am besten gefallen und warum?
Hat euch eine Szene nicht gefallen und warum?
Spielanlässe
Warm-up
Spaß am Spiel: Der 32-Sekunden Macbeth
Benötigt werden 8 Kopien des 32-Sekunden-Macbeth-Textes (s. Anhang),
jeweils eine für Macbeth und für die sechs anderen Rollen.
a) 8 Freiwillige nehmen vor der Klasse Platz. Sie bekommen jeweils 1 Rolle
zugewiesen und lesen einmal mit verteilten Rollen zur Probe ihren Text.
Danach bekommen sie die Aufgabe die Szene zu spielen und dabei den 32Sekunden-Rekord zu halten oder zu brechen (Stoppuhr). Jedes Mal, wenn im
Text gesagt wird, dass eine Figur stirbt, muss der entsprechende Spieler zu
Boden gehen.
b) Danach werden wieder 8 Freiwillige ausgesucht, die den Rekord der ersten
Gruppe brechen sollen. Auch diese Gruppe bekommt Zeit für einen
Probedurchlauf.
Die Gewinner werden natürlich entsprechend bejubelt.
Variante:
In Kleingruppen erarbeiten die Schüler ihre eigenen 32-Sekunden-Versionen
aus Macbeth. Dafür müssen sie 1. aus dem Text jene Sätze heraussuchen, die
die Handlung besonders deutlich voran treiben und 2. sich für die Figuren
entscheiden, die in ihrer Fassung vorkommen sollen.
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Figurenfindung
Arbeit mit Rollentexten
Wer bin ich?
Für diese Übung können die Rollentexte aus dem Anhang verwendet werden
oder die Schüler schreiben selbst Rollentexte oder -biographien.
Der Lehrer gibt jedem Schüler einen Rollentext, dabei sollte darauf geachtet
werden, dass bei der Verteilung alle Figuren gleichmäßig vergeben werden.
Bei 24 Schülern wären es z.B. 3 komplette Ensembles.
Die Schüler bewegen sich durch den Raum und lesen die Rollentexte laut und
für sich. Auf Anweisung des Lehrers probieren die Schüler für ihre Figur
verschiedene Möglichkeiten des Sprechens, der Bewegung aus, bis sie
meinen, eine angemessene gefunden zu haben. So kann Schritt für Schritt
eine Figur entwickelt werden.
- Welche Körperhaltung hat die Figur (aufrecht, gebückt, angespannt,
entspannt...)?
- Wie würde die Figur sich hinsetzen?
- Welche Bewegungen macht die Figur?
- Hat die Figur einen Tick (z.B. immer Haare zurückstreichen, Nägel
kauen...)?
- Wie setzt die Figur ihre Füße auf?
- Wie ist der Gang der Figur?
- Welche Sprache benutzt die Figur (Akzent, Lautstärke...)?
Beziehungsgeflecht/Soziogramm – Was wollen denn die von mir?
a) Wenn alle Schüler eine Figur entwickelt haben, teilen sich die Schüler in
Kleingruppen in Ensemblestärke: In jeder Gruppe sind ein Macbeth, eine Lady
Macbeth, ein Macduff, ein Banco, ein Malcolm, eine Hexe. Wenn die Gruppe
nicht durch sechs glatt teilbar ist, kann man auch Figuren in den Ensembles
weglassen. Macbeth und Lady Macbeth sollten jedoch in jedem Fall
vorkommen. Bei 26 Schülern wären es z.B. 4 komplette Ensembles und diese
zwei Figuren als ein weiteres Ensemble. Oder man stockt bei den Hexen auf:
Das können durchaus bis zu 6 sein.
Zuerst erzählen sie sich gegenseitig, wer die jeweiligen Figuren sind und
zeigen, wie sie sich ihrer Meinung nach bewegen, wie sie gehen und
sprechen. In den Kleingruppen entsteht so ein erstes Verständnis für die
Struktur der Verhältnisse im Stück. Die Gesprächsphase sollte nicht lange
dauern, lieber schnell mit dem Ausprobieren anfangen.
b) Die Figuren gehen nacheinander auf eine von der Gruppe festgelegte
„Bühne“ und ordnen sich zu einem Standbild.
Die erste Figur, die die Bühne betritt und „einfriert“, sollte in diesem Fall
Macbeth sein. Die folgenden Figuren ordnen sich den schon stehenden
Figuren zu und frieren auch ein. Dabei achtet jeder auf die (Körper-) Haltung
seiner Figur und auf die Position zu den anderen Figuren.
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Dann soll jeder überlegen, welcher Figur im Standbild (Soziogramm) er
welches der Zitate, die unter den Rollentexten stehen, sagt und wie, in
welcher Stimmung.
c) Eine Bühne und ein Zuschauerraum für alle werden festgelegt. Eine Gruppe
beginnt damit, ihr Standbild vor der anderen Gruppe aufzubauen, wieder
werden die Bewegungshaltungen eingenommen, das Zitat wird gesprochen
und die Figuren frieren zum Standbild ein. Die andere Gruppe sieht zu.
Wenn alle Figuren eines Ensembles auf der Bühne stehen, sollte Raum für
„Korrekturen“ sein: Was sehen die Zuschauer? Meinen sie, das noch etwas
verändert werden sollte? Wenn ja: Was? Und Wie? Wie geht es den einzelnen
Figuren im Standbild? Was wollte die Gruppe damit zeigen?
Dieses Prozedere wird mit allen Ensembles durchgespielt. Zum Ende der
Übung haben die Schüler mehrere Standbilder gebaut, in denen sowohl die
Beziehungen der Figuren untereinander deutlich wurden, als auch jede Rolle
kurz eingeführt wurde. Durch die verschiedenen Ensembles wurden im besten
Falle Charakterzüge und Beziehungen der einzelnen Figuren unterschiedlich
beleuchtet. Das geht dann in Richtung eines Inszenierungszugriffs. Wie ein
Regisseur haben die Schüler für ihre Figur einen Fokus entwickelt, indem sie
sich in einer bestimmten Art den anderen Figuren zuordnen und ihr Zitat auf
eine bestimmte Art einsetzen.
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ANHANG - Materialien
1.
Rollentexte
Macbeth
Macbeth ist ein schottischer Feldherr, der gerade siegreich gewesen ist. Er trifft
eine Gruppe Hexen, die ihm prophezeien, dass er der Herr von Cawdor
werde und dann König von Schottland. Macbeth glaubt ihnen nicht sofort. Als
er aber zum Herrn von Cawdor ernannt wird, scheint der Königstitel nicht
mehr weit. Er berichtet der Lady in einem Brief von der Prophezeiung, weil er
selbst unsicher ist. Als die Lady ihn daraufhin drängt, den König zu töten, tut er
es. Aber auch Banco und sein Sohn müssen noch aus dem Weg geräumt
werden. Und Macbeth heuert Mörder an. Macbeth schwankt zwischen Moral
und Unmoral. Er macht sich auf Zureden der Lady ein erstes Mal schuldig.
Nach diesem Grenzübertritt sind alle Hemmungen gefallen und er mordet
weiter. Mit der steigenden Anzahl an Mordopfern wird Macbeth auch
zunehmend abgestumpfter gegenüber Gewalt und dadurch auch
zunehmend brutaler. Seinen Tiefpunkt erreicht er mit dem Massaker an
Macduffs schutzloser Familie, die für ihn nicht einmal eine Gefahr darstellt.
Am Ende stirbt Macbeth im Zweikampf mit Macduff.
Zitate:
1. Warum nur spüre ich, wie sich die Haare sträuben?
2. Noch andere müssen bluten, Frau!
3. Tod oder Ruhm!
Lady Macbeth
Lady Macbeth ist die Frau von Macbeth. Sie liest in einem Brief von Macbeth,
dass ihm prophezeit wurde, er werde König. Genau das will sie: Dass ihr Mann
König und sie Königin ist. Sie glaubt, dass er nicht den Mut hat, die Macht mit
aller Konsequenz an sich zu reißen. Als sie hört, dass Duncan, der aktuelle
König, über Nacht bei ihnen sein wird, ist ihr sofort klar, dass er sterben muss,
um Platz für Macbeth zu machen. Lady Macbeth ist viel unbedingter in ihrem
Handeln als Macbeth selbst. Sie verkündet, dass ein Mord ihr Gewissen nicht
belasten wird. Sie freut sich, als Macbeth nach dem ersten Mord bereit ist,
weitere Morde zu begehen.
Am Ende der Mordserie wird die Lady wahnsinnig über ihre Taten. Sie meint,
das Blut an ihren Händen nicht mehr entfernen zu können. Sie stirbt.
Zitate:
1. Ehrgeizig bist du, Macbeth ... du begehrst Größe, aber bist du böse?
2. Auch ich habe schmutzige Hände; ein Wasserspritzer, und sie sind sauber.
Und so wird die Tat vergessen.
3. Tod und Verderben der bösen Brut!
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16
Macduff
Macduff ist wie Macbeth ein schottischer Feldherr. Er ist königstreu und
entsetzt, als der König tot ist. Er ahnt, dass Macbeth der Schuldige ist und
verlässt das Land, um Rettungspläne zu schmieden. In dieser Zeit erfährt er,
dass Macbeth seine Frau und seine Kinder hat töten lassen. Er schließt sich mit
seinem Heer dem von Malcolm an und stürmt die Burg von Macbeth. Im
Kampf fordert er Macbeth heraus und tötet ihn. Er ruft den neuen König
Malcolm aus.
Zitate
1. Man muß dieses Land verlassen: jetzt, da eine verdammte Hand regiert
2. Ach, meine Kinder, vom Tyrannen ermordet und mit euch die arme Mutter!
3. Mörder meiner Kinder, hab ich dich!
Banco
Banco ist Macbeths Begleiter und Freund. Wie auch Macbeth ist er ein
hochrangiger Kommandeur der schottischen Armee und auch er erhält eine
Prophezeiung der Hexen. Er werde nicht König, aber Vater von Königen.
Banco aber sieht die Hexenprophezeiung kritisch. Er befindet Macbeth als
aufgeblasen, weil der auf den Königsthron hofft. Banco ist königstreu und
entsetzt, als er von Duncans Tod erfährt. Von nun an sorgt er sich um sein
Leben und das seines Sohnes. Zu Recht, den Banco wird in Macbeth´ Auftrag
ermordet.
Zitate
1. Oh, welch schreckliche Nacht! Durch die Finsternis stöhnte es, es klang wie
Todesstimmen.
2. Wir sind verloren!
3. Gib acht auf deine Schritte, mein Sohn...
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17
Die Hexen
Die Hexen sind übernatürliche Gestalten, die Macbeth zu seinen Taten
treiben. Sie prophezeien Macbeth als erstes, dass er König werde. Das ist der
Auslöser für den Mord an König Duncan. Mit weiteren Prophezeiungen
verschleiern sie den Tod Macbeths: Er könne nur von einem Mann getötet
werden, der nicht von einer Muter geboren sei und erst dann, wenn der Wald
von Birnam auf ihn vorrücke. Beides geschieht: Macduff ist „aus dem Schoß
seiner Mutter herausgerissen worden“ und das Heer von Malcolm und
Macduff tarnt sich mit Zweigen aus dem Wald von Birnam, als es vorrückt.
Zitate
1. Macbeth wird kommen, wir sehen ihn dort, und unser Schicksalsspruch wird
ihm gemacht.
2. Macbeth und Banco sollen leben!
3. Schweig und höre.
Malcolm
Malcolm ist einer der Söhne Duncans und sollte dessen Nachfolger als König
werden. Nach dem Mord an Duncan flieht er nach England und stellt mit
Macduff eine Armee gegen Macbeth auf mit der er diesen später angreift.
Malcolm siegt mit seinem Heer gegen Macbeth und wird am Ende neuer
König.
Zitate:
1. Dich tröste die Rache.
2. Wer seine Heimat nicht hasst, greife zur Waffe und folge mir.
3. Vertraue mir, Schottland; Ausgelöscht ist der Tyrann!
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18
2. Text für „Der 32-Sekunden-Macbeth“
Spieler 3
Was habt ihr gemacht?
Spieler 1
Eine Trommel! Was ist das?
Spieler 2
Macbeth kommt.
Hier ist er!
Macbeth
Sah keinen Tag so wild und schön!
Spieler 1, 2, 3
Heil dir, Macbeth, König von Schottland!
Macbeth
Zur Krone, die mir das Schicksal bietet,
werde ich die raubgierige Hand nicht erheben.
Spieler 4
Entzünden will ich dir das kalte Herz!
Macbeth
Ich war betäubt von dem Gehörten.
Spieler 4
Es wird nicht scheitern ... wenn du nicht zitterst.
Macbeth
Mir zeigt sich ein Dolch?!
Spieler 4
Ein Wasserspritzer, und sie sind sauber. Und so wird die Tat
vergessen
Spieler 5
Weh mir! Flieh, mein Sohn! (stirbt)
Macbeth
Noch andere müssen bluten, Frau!
Spieler 1,2,3
Ein namenloses Werk.
Macbeth
Tod und Verderben der bösen Brut!
Spieler 6
Das verratene Vaterland fordert uns weinend auf!
Spieler 4
Hier ist noch ein Fleck ...
Weg, sag ich dir, verdammter!. (stirbt)
Macbeth
Mitleid, Achtung, Liebe ...
Spieler 7
Mörder meiner Kinder, hab ich dich!
Macbeth
Weiche! Himmel! (stirbt)
Spieler 7
Heil, König!
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19
3.
Libretto
Personen
Duncan, König von Schottland
Macbeth General des königlichen Heeres
Banquo General des königlichen Heeres
Lady Macbeth, Macbeths Frau
Kammerfrau der Lady Macbeth
Macduff, schottischer Edler, Herr von Fife
Malcolm, Duncans Sohn
Fleance, Banquos Sohn
Diener Macbeths
Arzt
Mörder
Bote
Hekate, Göttin der Nacht
Hexen, Königliche Boten, schottische Edle und Flüchtlinge, Mörder, englische
Soldaten, Barden, Geister, Erscheinungen
Schauplatz ist Schottland, vorwiegend Macbeths Burg, zu Anfang des vierten
Akts Grenze zwischen England und Schottland.
ERSTER AKT
Nr. 1 Vorspiel und Introduktion
Erste Szene
Wald.
Drei Gruppen von Hexen erscheinen nacheinander unter Blitz und Donner.
DIE HEXEN
I. Was habt ihr gemacht? Sagt schon!
II. Hab einen Eber gestochen.
I. Und du?
III. Mir schwirrt die Frau
eines Steuermanns durch den Sinn:
sie jagte mich zum Teufel...
doch ihren Mann, der ausgefahren ist,
werde ich samt seinem Schiff ersäufen.
I. Einen Nordwind werde ich dir geben ...
II. Die Wellen werde ich heben ...
II. In Untiefen werde Ich ihn tragen.
Man hört eine Trommel.
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20
ALLE
Eine Trommel! Was ist das?
Macbeth kommt. Hier ist er!
Sie vermischen sich und bilden einen Kreis.
Die streunenden Schwestern
fahren durch die Luft, fahren auf den Wellen,
sie können einen Reigen tanzen,
der Erde und Meer umfaßt.
Nr. 2 Szene und Duett
Macbeth und Banquo. Die Vorigen.
MACBETH
Sah keinen Tag so wild und schön!
BANQUO
Und nicht so ruhmreich!
MACBETH sieht die Hexen
Ah, wer
sind die?
BANQUO
Wer seid ihr? Aus dieser Welt
oder einer anderen?
Ich würd euch Weiber nennen, wär nicht
dieser scheußliche Bart.
MACBETH
Los, sprecht!
DIE HEXEN in prophetischem Ton
I. Heil dir, Macbeth, Herr von Glamis!
II. Heil dir, Macbeth, Herr von Cawdor!
II. Heil dir, Macbeth, König von Schottland
Macbeth zittert.
BANQUO zu Macbeth, leise
Was schrecken Euch die frohen Zeichen?
zu den Hexen
Mir aber sagt, wie meine Zukunft ist,
ihr wunderlichen Wesen, wenn ihr sie wißt.
DIE HEXEN
I. Heil dir!
II. Heil dir!
III. Heil dir!
I. Weniger als Macbeth wirst du sein und mehr!
II. Nicht so im Glück wie er, aber glücklicher!
III. Nicht König, aber Vater von Königen!
ALLE
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21
Macbeth und Banquo sollen leben!
Banquo und Macbeth sollen leben!
Sie verschwinden.
MACBETH
Sie schwanden! ...
gedankenvoll
Deine Kinder werden Könige.
BANQUO
Und du König vor Ihnen.
BANOUO und MACBETH
Geheimnisvolle Worte!
Dritte Szene
Boten des Königs. Die Vorigen.
DIE BOTEN
Hoch Macbeth! Dein König
machte dich zum Herrn von Cawdor.
MACBETH
Aber das hat einen Herrn
DIE BOTEN
Nein, das Gesetz stieß ihn unters Beil.
BANQUO für sich, mit Grauen
Ah, die Hölle sprach die Wahrheit!
MACBETH für sich, leise, fast mit Schrecken
Zwei Weissagungen sind schon erfüllt... Die dritte verspricht mir einen Thron ...
Warum nur spüre ich, wie sich die Haare sträuben? Blutgedanke, wie wurdest
du geboren? ... Zur Krone, die mir das Schicksal bietet, werde ich die
raubgierige Hand nicht erheben.
BANQUO für sich
Oh, wie bläht er sich voll Stolz und hofft auf einen Königsthron! Doch oft
täuscht uns der falsche Höllengeist mit Wahrem und dann verläßt er uns
verflucht am Rand des Abgrunds, den er grub.
DIE BOTEN
Warum blieb Macbeth so kalt? Warum hellte seine Miene sich nicht auf?
Alle gehen ab.
Nr. 3 Chor
Vierte Szene
Die Hexen kommen zurück.
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22
DIE HEXEN
Sie sind weg! Wir werden uns versammeln,
wenn Blitz und Donner krachen.
Sie sind weg. Fort, fort! ... Gebt acht,
das Schicksal erfüllt sich in der Hexennacht.
Macbeth wird kommen, wir sehen ihn dort,
und unser Schicksalsspruch
wird ihm gemacht.
Fort, fort!
Sie gehen ab.
Nr. 4 Szene und Cavatina
Fünfte Szene
Vorhalle in der Burg Macbeths, die in andere Zimmer führt. Lady Macbeth liest
einen Brief.
LADY
»Am Tag des Sieges stieß ich auf sie ...
Ich war betäubt von dem Gehörten;
als die Boten des Königs mich
als Herrn von Cawdor grüßten, hatte ich die
Botschaft
von den Seherinnen schon empfangen,
die mir auch eine Krone verhießen.
Schließ das Geheimnis in dein Herz. Auf bald.«
Ehrgeizig bist du, Macbeth ... du begehrst Größe, aber bist du böse? Über
Verbrechen geht der Weg zur Macht,
und wehe dem, dessen Fuß
ihn unsicher betritt und zurückschreckt!
Komm! Eile! Entzünden
will ich dir das kalte Herz!
Die kühne Tat zu vollenden,
werde ich dir Kraft verleihen;
Schottlands Thron verheißen dir die Prophetinnen ...
Was säumst du? Empfange das Geschenk, steige hinauf und herrsche.
Sechste Szene
Ein Diener und die Vorige.
DIENER
Der König trifft vor Abend ein.
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LADY
Was sagst du? Macbeth ist bei ihm?
DIENER
Er begleitet ihn.
Die Nachricht, Herrin, ist sicher.
LADY
Er werde königlich empfangen.
Der Diener geht ab.
Siebte Szene
Lady Macbeth allein.
LADY
Duncan wird hier sein? ... hier? hier diese
Nacht? ...
Erhebt euch nun alle, ihr höllischen Geister,
die ihr die Sterblichen zum Blutvergießen
kühn macht und spornt!
Du, Nacht, umhülle uns mit reglosem
Dunkel;
der Dolch sehe nicht, in wessen Brust er stößt.
Nr. 5 Szene und Marsch
Achte Szene
Macbeth und die Vorige.
MACBETH
Oh, meine Frau!
LADY
Herr von Cawdor!
MACBETH
Gleich wird der König kommen.
LADY
Und wann gehen?
MACBETH
Morgen.
LADY
Nie geh uns die Sonne zu diesem Morgen auf.
MACBETH
Was sagst du?
LADY
Du verstehst nicht? ...
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MACBETH
Verstehe, verstehe!
LADY
Also? ...
MACBETH
Und wenn der Anschlag scheitert?
LADY
Er wird nicht scheitern ... wenn du nicht zitterst.
Man hört frohe Klänge, die sich langsam nähern.
Der König!
Sei heiter jetzt, wir wollen ihn empfangen.
Sie gehen ab.
Neunte Szene
Ländliche Musik, die, sich nähernd, die Ankunft des Königs anzeigt. Er schreitet
über die Bühne, begleitet von Banqua, Macduff, Malcolm, Macbeth, Lady
Macbeth und Gefolge.
Nr. 6 Große Szene und Duett
Zehnte Szene
Nacht.
Macbeth und ein Diener.
MACBETH
Deiner Herrin sage:
ist mein Nachttrunk fertig,
soll sie die Glocke ziehen.
Der Diener geht ab.
Elfte Szene
Macbeth allein.
MACBETH
Mir zeigt sich ein Dolch?! Der Griff mir
zugewandt?
Daß ich dich zücke, wenn du kein Trugbild
bist...
Du entschlüpfst mir ... und doch, ich sehe dich!
Du eilst mir
auf dem verworrenen Weg, der in meinem
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Kopf vorgezeichnet ist, voran! ... Schreckliches Bild!
Deine Klinge zieht eine blutige Furche!
Doch noch ist nichts. Einzig und allein mein blutiger
Gedanke bringt es hervor, stellt mir als wahr
ein Trugbild vor das Auge.
Auf der halben Erde
ist alles Leben erloschen; jetzt schleicht
der Mörder wie ein Spuk sich durch die
Nacht,
jetzt begehen die Hexen ihren Zauber.
Reglose Erde! Unter meinen Schritten bleibe
stumm ...
Man hört eine Glocke.
Es ist soweit ... die Glocke da meint mich!
Hör sie nicht, Duncan! Das ist die
Sterbeglocke, sie ruft dich in den Himmel
oder in die Hölle.
Er betritt die Zimmer des Königs.
Zwölfte Szene
Lady Macbeth.
LADY
Der Schlaf herrscht über alle ... Oh, welche
Klage!
Der Uhu antwortet seinem traurigen
Abschied!
MACBETH von drinnen
Wer ist da?
LADY
Ist er aus dem Schlaf erwacht
vor dem Todesstoß?
Dreizehnte Szene
Die Vorige. Macbeth, verstört, einen Dolch in der Hand.
MACBETH
Es ist getan!
nähert sich der Lady und flüstert
Mein schicksalhaftes Weib! Ein Flüstern,
hast du es nicht, wie ich, gehört?
LADY
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Ich hörte das Kreischen des Uhus ...
Aber was sagtest du soeben?
MACBETH
Ich?
LADY
Ich glaubte dich eben gehört zu haben.
MACBETH
Als ich herunterkam?
LADY
Ja, ja.
MACBETH
Sag! Wer schläft im Nebenzimmer?
LADY
Der Sohn des Königs ...
MACBETH sieht auf seine Hände
Welch Anblick, welch schrecklicher Anblick!
LADY
Schau nicht hin ...
MACBETH
Im Schlaf hörte ich die Kämmerer beten, und: »Gott steh uns bei in Ewigkeit«,
sagten sie, »Amen«, wollt ich sagen, aber das widerspenstige Wort gefror mir
auf den Lippen.
LADY
Tollheit.
MACBETH
Warum konnte Ich nicht das »Amen« sprechen?
LADY
Tollheit, Tollheit, mit dem
ersten Tageslicht zerstreut
MACBETH
Dann hörte ich diese Stimme in meiner Brust:
Du wirst Dornen als Kissen haben, Macbeth! Du hast den Schlaf für immer
getötet, Glamis!
Du wirst deine Nächte durchwachen, Cawdor!
LADY
Doch sag mir, hörtest du nicht eine andere Stimme? Willst hoch hinaus,
Macbeth, bist aber ohne Kraft:
mittendrin wirst du schwach, Glamis, traust dich nicht weiter, ein eitles Kind,
Cawdor, bist du.
MACBETH
Rache! hör ich schon donnern, wie Zornesengel,
die heiligen Tugenden Duncans.
LADY für sich
Er zittert, schlägt um sich, rast ... Wer würde den Unbesiegten noch erkennen?
zu Macbeth
Bringt den Dolch zurück ... Seine Wachen färbt mit Blut ... Der Verdacht wird
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auf sie fallen.
MACBETH
Ich zurück? ... Ich kann da nicht hinein!
LADY
Gib mir den Dolch.
Sie reißt Macbeth den Dolch aus der Hand und tritt in die Zimmer des Königs.
Vierzehnte Szene
Macbeth allein.
Heftige Schläge ans Burgtor.
MACBETH
Jedes Geräusch erschreckt mich!
sieht auf seine Hände
Diese Hände!
Nicht alle Wasser der Welt könnten diese Hände säubern!
Fünfzehnte Szene
Lady Macbeth und der Vorige.
LADY zurückkommend
Schau! Auch ich habe schmutzige Hände; ein Wasserspritzer, und sie sind
sauber. Und so wird die Tat vergessen ...
wieder Schläge
MACBETH
Hörst du? Immer lauter!
LADY
Komm weg von hier! Vom Mörder wenden wir jeden Verdacht; Faß dich, faß
ein Herz, Macbeth! Laß dich nicht von feiger Furcht besiegen.
MACBETH
Ach, könnt ich mein Verbrechen aus dem Gedächtnis tilgen! Verstünde ich,
erstochner König, dir den tiefen Schlaf zu brechen!
Geht ab, von der Lady mitgerissen
Nr. 7 Szene und Sextett - Finale I
Sechzehnte Szene
Macduff und Banquo.
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MACDUFF
Ich soll früh den König wecken und es ist schon spät. Wartet hier auf mich,
Banquo.
Betritt das Zimmer des Königs.
Siebzehnte Szene
Banquo allein.
BANQUO
Oh, welch schreckliche Nacht! Durch die Finsternis stöhnte es, es klang wie
Todesstimmen.
Dumpf klagte der Unheil verkündende Vogel,
und die Erde bebte ...
Achtzehnte Szene
Macduff und Banquo.
MACDUFF wild hereinstürzend
Grauen! Grauen! Grauen!
BANQUO
Was ist geschehen?
MACDUFF keuchend
Da drinnen,
seht selbst ... Ich kann´s nicht sagen! ...
Banquo stürzt in das Zimmer des Königs
Herbei! ... Heda! ... Alle herbei! Alle! Oh, Verbrechen! oh, Verbrechen! oh,
Verrat!
Neunzehnte Szene
Macbeth, Lady Macbeth, Malcolm, Macduff, Banquo, Kammerfrau der Lady,
Diener.
LADY
Was für ein Aufruhr?
BANQUO tritt auf, erschrocken
Wir sind verloren!
ALLE
Was war? Sprecht! Was ist so sonderbar?
BANQUO mit Grauen
Es starb gemordet König Duncan!
Alle erstarren
ALLE
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29
Öffne, Hölle, deinen Schlund und schling die ganze Schöpfung in deinen
Schoß; Über den unbekannten, verdammten Mörder komme dein Feuer,
Himmel.
Großer Gott, der du in die Herzen siehst, steh uns bei, wir vertrauen uns nur dir.
Bei dir suchen wir Licht und Rat, die den Schleier der Finsternis zerreißen.
Dein Zorn. gewaltig und schnell, treffe den Frevler, Gott des Gerichts; und
brandmarke seine Stirn mit dem Zeichen, mit dem du einst den ersten Mörder
gebrandmarkt.
Zweiter Akt
Nr. 8 Szene und Arie
Erste Szene
Burggemach.
Macbeth nachdenklich, gefolgt von Lady Macbeth.
LADY
Du meldest mich, stehst da und grübelst vor dich hin?
Du änderst nichts! Die Zauberinnen sagten es voraus: du bist König.
Des Duncan Sohn nennt man Vatermörder, weil er so schnell nach England
floh; er hat dir den leeren Thron hinterlassen.
MACBETH
Aber die Geisterfrauen nannten Banquo Vater von Königen ...
So sollen seine Kinder herrschen? Um ihretwillen mußte Duncan sterben?
LADY
Er und sein Sohn leben, jawohl ...
MACBETH
Doch sind sie nicht unsterblich ...
LADY
Unsterblich nicht!
MACBETH
Noch andere müssen bluten, Frau!
LADY
Wo? Wann?
MACBETH
Wenn es Nacht wird.
LADY
Du wirst es dir nicht anders überlegen?
MACBETH
Banquo! Dir öffnet sich das Reich der Ewigkeit ...
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Stürzt davon.
Zweite Szene
Die Lady allein.
LADY
Der Tag erstirbt, das Leuchtfeuer erlischt, das ewig die weiten Himmel
durchläuft! Ersehnte Nacht, verschleiere klug die schuldige Hand, die zustößt.
Neues Verbrechen! Es muß sein! Das unheilvolle Werk muß sich vollenden. Was
liegt den Toten am Regieren; ihnen ein Requiem und Ewigkeit.
mit Begeisterung
Wollust der Macht! Szepter, endlich mein! Jedes sterbliche Verlangen wird
durch dich gestillt. Gleich wird der leblos fallen, dem die Krone verheißen war.
Nr. 9 Chor
Dritte Szene
Park.
In der Ferne Macbeths Burg.
CHOR DER MÖRDER
I Wer befahl euch, zu uns zu stoßen?
II Macbeth
I Mit welchem Auftrag?
II Banquo zu töten
I Wann? ... Wo? ...
II Mit euch. Er kommt mit seinem Sohn.
I In Ordnung. Bleibt.
ALLE
Die Sonne schwand .. jetzt herrsche die Nacht, verworfen und blutig. Blinde
Nacht, schnell, lösch jedes L:icht am Himmel und auf Erden. Es ist soweit! ...
Verstecken wir uns, wir wollen ihn in der Stille erwarten. Zittre, Banquo – auf
deine Seite zielt die Messerklinge!
Sie gehen ab.
Nr. 10 Große Szene
Vierte Szene
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Banquo und Fleance.
BANQUO
Gib acht auf deine Schritte, mein Sohn ... wir wollen aus dieser Finsternis ... ein
unbekanntes Gefühl gebiert meine Brust, voller trauriger Vorahnung und
Verdacht.
Wie der Schatten Immer schwärzer vom Himmel herabstürzt! In einer solchen
Nacht haben sie Duncan, meinen Herrn, durchbohrt. Tausend quälende Bilder
künden mir Unglück und bestürmen meinen Geist mit Phantomen und
Schrecken.
Sie verlieren sich im Park. Banquos Stimme von der Hinterbühne
Weh mir! ... Flieh, mein Sohn! ... Verrat!
Fleance läuft über die Bühne, von einem Mörder verfolgt.
Nr. 11 Finale II
Fünfte Szene
Prunksaal.
Gedeckte Tafel.
Macbeth, Lady Macbeth, Macduff, Kammerfrau der Lady Macbeth, Damen
und Kavaliere.
CHOR
Heil dir, König!
MACBETH
Heil euch,
edle Herren!
CHOR
Heil dir, Herrin!
LADY
Empfangt meinen Dank für eure Huldigung.
MACBETH
Jeder nehme den Platz ein,
der seinem Rang gebührt.
Mir soll's eine Ehre sein,
solche Gäste zu bewirten.
Meine Frau setze sich
auf den ihr zugefallenen Thron,
doch zuvor bringe sie einen
Trinkspruch auf euch aus.
LADY
Auf deine königliche Aufforderung stehe ich bereit, mein Herr.
CHOR
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Und unsere Antwort kommt von Herzen.
LADY
Füllet den Becher
mit köstlichem Wein;
es wachse die Lust,
es schwinde die Pein.
Von uns fliehe
Haß und Aufruhr,
scherzend führe
die Liebe nur.
Laßt uns den Balsam schmecken,
der alle Wunden heilt,
der neues Leben
dem Herzen schenkt.
Laßt uns die trüben
Sorgen verjagen;
es wachse die Lust,
es schwinde die Pein.
ALLE wiederholen
Sechste Szene
Die Vorigen. Ein Mörder tritt durch die Seitentür. Macbeth nähert sich ihm.
MACBETH leise
Dein Gesicht ist voll Blut.
MÖRDER.
Es ist Banquos.
MACBETH
Ist das die Wahrheit?
MÖRDER
Ja.
MACBETH
Und sein Sohn?
MÖRDER
Entkam uns.
MACBETH O Himmel! ... und Banquo?
MÖRDER
Ist tot.
Macbeth gibt ihm ein Zeichen zu verschwinden.
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Siebte Szene
Die Vorigen, ohne den Mörder.
LADY nähert sich Macbeth
Was hält dich, König und Gemahl,
von den Freuden des Festmahls fern?
MACBETH
Banquo fehlt! Der Tapfere schlösse den erlauchten Kreis der Würdigsten, die
unser Reich je sah.
LADY
Er versprach zu kommen, aber er kam nicht.
MACBETH
Ich werde seinen Platz einnehmen.
Macbeth will sich setzen. Banquos Geist, den nur er sieht, hat den Platz schon
besetzt.
Wer von euch tat das?
ALLE
Was sagst du?
MACBETH zum Geist
Sag nicht,
sag nicht, daß ich es war ...
Deine blutigen Locken
schüttle nicht gegen mich ...
ALLE erheben sich
Macbeth ist nicht wohl!
Gehen wir ...
LADY
Bleibt! ... Der Anfall geht schnell vorüber ...
leise zu Macbeth
Seid Ihr noch ein Mann?
MACBETH
Ja, und ein mutiger,
wenn ich etwas anschaue was dem Teufel
Angst einjagen würde ... da ... da '" siehst du ihn nicht?
zum Geist
Oh, wenn du deine Scheitel schütteln darfst,
dann sprich auch! Gibt uns das Grab die
Getöteten wieder?
Der Geist verschwindet.
LADY leise zu Macbeth
Ihr seid verrückt!
MACBETH
Diese Augen sahen ihn ...
LADY laut
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Setzt euch, mein Gemahl! Eure Gäste sind verstimmt, erheitert sie wieder!
MACBETH
Verzeiht mir alle:
das heitere Trinklied erklinge von neuem, und vergeßt Banquo nicht, der
immer noch fern bleibt.
LADY
Füllet den Becher
mit köstlichem Wein;
es wachse die Lust,
es schwinde die Pein.
Von uns fliehe
Haß und Aufruhr,
scherzend führe
die Liebe nur.
Laßt uns den Balsam schmecken,
der alle Wunden heilt,
der neues Leben
dem Herzen schenkt.
Leeren wir auf den ruhmreichen
Banquo das Glas!
Die Blüte der Ritter
und Schottlands Ruhm.
ALLE wiederholen
Der Geist erscheint wieder
MACBETH erschrocken
Hinweg, Geist der Hölle! ... Spalte dich,
Erde, veschling ihn ... Die Knochen
flammen,
es dampft das Blut mir ins Gesicht!
Dieser scharfe Blick schneidet mir ins Herz!
ALLE
Unglück! Schrecken!
MACBETH
Was andere wagen, wage auch ich!
Werde zum Tiger, bedrohe mich als Löwe ...
Pack mich ... Macbeth wird nicht zittern; du wirst sehen, ob ich mich fürchte ...
Aber weg! Ha, weg, fürchterlicher Schatten!
Der Geist entschwindet.
Ich lebe Wieder!
LADY leise zu Macbeth
Schämt euch, Herr!
MACBETH
Dieser Schatten fordert Blut von mir,
er soll es haben, Ich schwöre es!
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Den Hexen zerreiße ich
den Schleier der Zukunft.
LADY zu Macbeth
Feigling! Vor Angst siehst du Gespenster.
Das Verbrechen ist begangen:
Wer starb, kehrt nicht wieder.
MACDUFF
Üble Rätsel! ... Man muß dieses Land verlassen: jetzt, da eine verdammte
Hand regiert, kann nur der Schuldige hier leben.
ALLE
Üble Rätsel! Bestürzt
hat er von Gespenstern gesprochen!
Eine Mördergrube
ist dies Land geworden.
Dritter Akt
Nr. 12 Introduktion
Erste Szene
Dunkle Höhle.
In ihrer Mitte ein Kessel, in dem es kocht. Blitz und Donner.
HEXEN
I. Dreimal miaut die brünstige Katze.
ll. Dreimal klagt und heult der Wiedehopf.
III. Dreimal quiekt das Stachelschwein im Wind.
ALLE
Es ist Zeit. Ans Werk! Rühren wir Im Topf geschwind,
gehn wir im Kreis und mischen die kräftigen Tunken:
Schwestern, ans Werk! Schon dampft das Wasser,
brodelt und schäumt.
indem sie etwas in den Kessel werfen
l. Du, giftige Kröte,
saugst den Eisenhut,
du, Dorn, du, Wurzel,
ausgerissen im Dämmerlicht,
los, koch und brodle
im höllischen Topf.
ll. Du, Vipernzunge,
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du, Eulenflaum,
du, Affenblut,
du, Hundezahn,
los, wall und wälze
dich im höllischen Sud.
lll. Du, Finger eines Kindes,
bei der Geburt erwürgt,
du, Tatarenlippe,
du, Ketzerherz,
los hinein, und dicke
den höllischen Brei.
ALLE um den Kessel tanzend
Und ihr, Geister,
schwarz und weiß,
rot und blau,
rührt!
Ihr, die ihr gut
zu rühren versteht,
rührt!
Rührt!
Nr. 13 Ballett
Die Szene füllt sich mit Geistern, Teufeln und Hexen, die um den Kessel
herumtanzen. Sie unterbrechen ihren Tanz und rufen Hekate an. Es erscheint
Hekate, die Göttin der Nacht und der Zauberei. Alle stehen in andächtiger
Haltung da und betrachten die Göttin fast zitternd. Hekate sagt zu den
Hexen, sie kenne deren Vorhaben und wisse, weshalb sie gerufen worden sei.
Hekate blickt sich aufmerksam prüfend um. Hekate kündigt an, daß Macbeth
kommen werde, um die Hexen nach seinem Schicksal zu befragen, und daß
die Hexen ihm Auskunft geben müßten. Wenn die Visionen seine Stimme zu
sehr überwältigen sollten, so sollen die Hexen die Luftgeister herbeirufen, um
ihn aufzuwecken und ihm neue Kraft zu verleihen. Aber das Verderben, das
ihn erwartet, darf nicht weiter aufgeschoben werden. Alle nehmen
ehrerbietig die Befehle der Göttin entgegen. Unter Blitz und Donner
verschwindet Hekate. Alle umgeben den Kessel, fassen sich an den Händen
und tanzen einen Reigen.
Nr. 14 Große Szene
Macbeth. Die Vorigen
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MACBETH am Höhleneingang zu einem seiner Begleiter
Verhaltet Euch ruhig hier, bis ich Euch rufe.
Begibt sich zu den Hexen.
Was treibt ihr, Zauberinnen?
HEXEN feierlich
Ein namenloses Werk.
MACBETH
Bei diesem Höllenwerk beschwör ich euch! Tut mir mein Schicksal kund, und
wenn Himmel und Erde im alten Krieg entzweien.
HEXEN
Willst du es von den unbekannten Mächten hören, denen wir als Priesterinnen
dienen, oder von uns?
MACBETH
Beschwört sie nur, wenn sie mir das dunkle Rätsel der Zukunft erhellen können.
HEXEN
Aus den tiefen und hohen Regionen, schweifende Geister, herauf und herab!
Ein Donner knallt, und aus dem Boden steigt ein behelmtes Haupt.
MACBETH
Sag mir, Geist...
HEXEN
Er hat dir im Herzen gelesen; schweig, und lausche den geheimnisvollen
Stimmen.
ERSCHEINUNG
Oh, Macbeth! Macbeth! Macbeth! Hüte dich klug vor Macduff.
MACBETH
Du bestärkst mich in meinem Verdacht!
Nur ein Wort noch ...
Die Erscheinung verschwindet.
HEXEN
Fragen mag er nicht.
Doch hier ein anderer, mächtiger als er.
Donner: ein blutiges Kind erscheint.
Schweig und höre seine geheimen Worte.
ERSCHEINUNG
Oh, Macbeth, Macbeth, Macbeth!
Darfst wild sein und im Blute baden,
keiner, der von einem Weib geboren, kann
dir schaden.
verschwindet
MACBETH
O Macduff, ich schenke dir dein Leben ...
wild
Nein! ... Du stirbst! Meine Königsbrust wird dein Tod doppelt panzern!
Blitz und Donner ... ein gekröntes Kind erscheint.
Was bringen Blitz und Donner? ...
ein Kind mit dem Königskranz!
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HEXEN
Schweig und höre.
ERSCHEINUNG
Habe nur Mut:
Wirst ruhmreich und unbesiegbar sein, bis du den Wald von Birnam sich
ordnen und auf dich zukommen siehst.
verschwindet
MACBETH
O Segen! Noch keine Zaubermacht hat einen Wald bewegt.
zu den Hexen
Jetzt sagt mir: wird Banquos Geschlecht meinen Thron besteigen?
HEXEN
Frag nicht danach!
MACBETH
Ich will, ich will,
oder euch trifft mein Schwert!
Der Kessel versinkt.
Der Kessel ist weg! Warum?
unterirdische Dudelsackmusik
Was für eine Musik! Sagt! Was ist?
HEXEN
I. Erscheint!
II. Erscheint!
lll. Erscheint!
zusammen
Dann entschwindet ihr wieder wie Nebel.
Acht Könige ziehen vorüber, einer hinter dem anderen. Als letzter Banquo,
einen Spiegel in der Hand.
MACBETH
zum ersten
Hinweg, Geist eines Königs,
bist Banquo zu ähnlich!
Brennst mit dem Blitz
deiner Krone mir die Augen!
zum zweiten
Weiche Angstbild,
das Haar von Bändern umschlungen!
zu den anderen
Und noch andere schließen sich an? ...
Ein dritter? ... ein vierter? ... Ein fünfer?
O Schrecken! ... Dem letzten glänzt ein Spiegel in der Hand.
Und neue Königen erscheinen
im Innern des geheimnisvollen Glases ...
Banquo ist es, ah, furchtbarer Anblick!
Er deutet lachend auf sie?
Stirb, verhängnisvolle Brut!
zieht das Schwert und stürmt gegen die Geister, dann hält er inne
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Ach, du hast ja kein Leben!
zu den Hexen
Werden diese leben?
HEXEN
Sie werden.
MACBETH
Ich bin verloren!
wird ohnmächtig
HEXEN
Er Ist ohnmächtig! ... Luftgeister, erweckt den König wieder!
Nr.15 Chor und Ballett
Dritte Szene
Die Geister steigen herab und tanzen um Macbeth, dabei singen die Hexen
folgenden Chor.
CHOR
Undinen und Sylphiden,
weißgeflügelt,,
behauchet diese
bleiche Stirn.
Im Wirbel fügt euch
um harmonischen Reigen.
Sinn und Seele
belebet ihm.
Geister und Hexen verschwinden.
Nr. 16 Szene und Duett - Finale III
Vierte Szene
Lady Macbeth, Macbeth und Herold.
MACBETH
Wo bin ich? ... Sie schwanden! ... Ach, für immer und ewig sei diese Stunde
verflucht!
HEROLD
Die Königin.
MACBETH für sich
Was?
LADY tritt ein
Endlich find ich Euch! Was macht Ihr?
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MACBETH
Noch einmal fragte ich die Hexen.
LADY
Und sie sagten?
MACBETH
»Hüte dich vor Macduff.«
LADY
Weiter.
MACBETH
>Keiner, der von einem Weib geboren, kann dir schaden.<
LADY
Weiter.
MACBETH
>Wirst unbesiegt sein, bis der Wald von Birnam sich auf dich zu bewegt.<
LADY
Weiter.
MACBETH
Doch mir erschien auch Banquos Geschlecht...
Und es wird herrschen!
LADY
Lüge!
Tod und Verderben der bösen Brut!
MACBETH
Ja, Tod! Feuer an Macduffs Burg!
Frau und Kinder sollen sterben!
LADY
Banquos Sohn wird aufgespürt, getötet!
MACBETH
Das uns feindlich Blut werde restlos versprengt!
LADY
Jetzt fühl ich wieder deinen alten Mut.
BEIDE
Stunde des Todes und der Rache,
dröhne, halle durch die ganze Welt,
wie der betäubende Mordgedanke
alle Fibern des Herzens befällt.
Todesstunde, eil nun heran,
unerbittlich ist der SchicksaIsspruch:
Ein Verbrechen muß vollenden, was mit Blut begonnen wurde.
Vierter Akt
Nr. 17 Chor
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41
Erste Szene
Öder Platz an der Grenze von Schottland und England. In der Ferne der Wald
von Birnam. Schottische Flüchtlinge, Männer, Frauen, Kinder. Macduff
beiseite, betrübt.
CHOR
Geknechtet Vaterland, der süße Name
Mutter, nein, er geht dir ab,
was bist du deinen Kindern
nun geworden als ein Grab.
Von Waisen und Weinenden
- um den Gatten, um das Kind –
erhebt am Morgen sich
ein Schrei und schlägt am Himmel an.
Dem gibt der Himmel Antwort,
als wolle er voll Mitleid
deinen Schmerz in die Unendlichkeit tragen,
geknechtet Vaterland.
Stets schlägt die Totenglocke,
doch keiner wagt,
zu klagen um die,
die leiden und sterben.
Nr. 18 Szene und Arie
MACDUFF
Ach, Kinder, meine Kinder, vom Tyrannen
ermordet und mit euch die arme Mutter!
Ach, in den Krallen des Tigers
ließ ich Mutter und Kind?
Ach, die Hand des Vaters
war euch kein Schild, ihr Lieben,
vor den feigen Mördern,
die euch tödlich schlugen!
Mich, den Flüchtling, der sich verbarg,
rieft ihr vergeblich
mit eurem letzten Seufzen, mit eurem letzten Seufzen,
mit eurem letzten Atemzug.
Führe mich vor des Tyrannen Stirn,
o Herr, und wenn er meinem Streich entgeht,
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42
dann öffne deine Arme und vergib ihm.
Zweite Szene
Unter Trommelwirbel tritt Malcolm auf, als Anführer einer englischen
Streitmacht.
MALCOLM
Wo sind wir? Was ist das für ein Wald?
CHOR
Der Wald von Birnam!
MALCOLM
Jeder reiße einen Ast ab
und trage Ihn als Deckung vor sich her.
zu Macduff
Dich tröste die Rache.
MACDUFF
Ich werde keine haben ... er hat keine Kinder!
MALCOLM
Wer seine Heimat nicht haßt, greife zur Waffe und folge mir. Malcolm und
Macduff greifen zum Schwert.
ALLE
Das verratene Vaterland fordert uns weinend auf!
Brüder, zur Eile,
den Geknechteten zum Heile.
Schon schlägt der göttliche Zorn
den Ruchlosen;
die schrecklichen Frevel
erschöpften die Geduld des Herrn.
Nr.19 Große Szene
Dritte Szene
Szene im Schloß Macbeths wie im ersten Akt. Arzt und Kammerfrau der Lady
Macbeth.
ARZT
Zwei Nächte wachten wir vergebens.
KAMMERFRAU
In dieser wird sie kommen.
ARZT
Wovon sprach sie im Schlaf?
KAMMERFRAU
Ich sag es keinem Lebenden ... Da kommt siel...
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Vierte Szene
Lady Macbeth und die Vorigen.
ARZT
Sie trägt ein Licht?
KAMMERFRAU
Die Lampe, die sie immer neben ihr Bett stellt.
ARZT
Ah, wie sie die Augen aufsperrt!
KAMMERFRAU
Und trotzdem sieht sie nich.
Die Lady stellt das Licht ab und reibt sich die Hände, als wolle sie sie waschen.
ARZT
Warum reibt sie die Hände?
KAMMERFRAU
Sie glaubt sie zu waschen!
LADY
Hier ist immer noch ein Fleck ...
Weg, sag ich dir, verdammter! ...
Eins ... zwei ... ihm schlägt die Stunde!
Du zitterst? ... Traust dich nicht hinein?
Ein Soldat und so feige?
Oh, Schande! ... Auf denn, beeil dich! ...
Wer konnte ahnen, daß noch so viel Blut In dem Alten war?
ARZT
Was sagte sie? ...
LADY
Der Herr von Fife, war er nicht eben noch Gemahl und Vater?... Was Ist aus
ihm geworden? ...
sieht auf ihre Hände
Werd Ich diese Hände nie sauber kriegen? ...
KAMMERFRAU und ARZT
Oh, Schrecken! ...
LADY
Nach Menschenblut riecht es hier immer ... Alle Balsame Arabiens machen
diese kleine Hand nicht wohlriechend.
Weh mir! ...
ARZT
Sie seufzt?
LADY
Zieh dein Nachtkleid an ... Los, bring dich In Ordnung! Banquo ist tot, und aus
der Grube hat noch keiner sich erhoben.
ARZT Das auch noch? ...
LADY
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Zu Bett, zu Bett...
Du kannst nicht ungeschehen machen, was geschah ...
Es klopft! ... Gehen wir, Macbeth,
daß dich deine Blässe nicht verrät!
KAMMERFRAU und ARZT
Ach, Herr, erbarme dich ihrer!
Nr. 20 Szene und Arie
Fünfte Szene
Burgsaal.
Macbeth.
MACBETH
Verräter! Mit dem Engländer verbündet ihr euch gegen mich! Die
weissagenden Mächte prophezeiten:
»Darfst wild sein und im Blute baden; keiner, der von einem Weib geboren,
kann dir schaden.«
Nein, euch fürchte ich nicht, und nicht das Kind, das euch führt! Der Anschlag
soll den Thron mir sichern oder mich stürzen für immer ... Und doch fühl ich
mein Leben im Innersten verdorrt.
Mitleid, Achtung, Liebe, die Tröstungen des Alters, werden mit keiner Blume
dein weißes Haar bestreuen. Auch hoffe nicht auf sanfte Worte an deiner
Königsgruft; nur der Fluch, weh mir, wird deine Totenklage sein!
Nr.21 Szene und Schlacht
(Schrei von innen: Sie ist tot!)
Was für ein Geschrei?
Sechste Szene
Kammerfrau und Macbeth
KAMMERFRAU
Die Königen ist tot! ...
MACBETH gleichgültig, verächtlich
Das Leben ... was heißt das schon? ...
Es ist die Erzählung eines armen Irren, Schall und Rauch, der nichts bedeutet!
Kammerfrau geht
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Siebte Szene
Kriegerchor und Macbeth
CHOR
Herr! Ach, Herr!
MACBETH
Was ist? ... Was schon wieder?
CHOR
Der Wald von Birnam bewegt sich!
MACBETH bestürzt
Hast mich getäuscht, höllische Weissagung! ... Her Panzer, Schwert, Dolch! Ihr
Tapferen, zu den Waffenl Tod oder Ruhm!
CHOR
Auf, zu den Waffen! Ja, Tod oder Sieg.
Trompetenschall von hinten. Inzwischen verwandelt sich die Szene, sie zeigt
eine weite Ebene, von Höhen und Wäldern umgeben.
Der Hintergrund ist von englischen Soldaten besetzt, die langsam nach vorn
gehen, jeder mit einem Ast, den er vor sich her trägt.
Achte Szene
Malcolm, Macduff und Soldaten.
MALCOLM
Weg mit den Asten, greift zu den Waffen! Folgt mir!
Malcolm, Macduff und Soldaten gehen ab.
Zu den Waffen! Zu den Waffen!
Von hinten hört mach Schlachtenlärm.
Neunte Szene
Macbeth, von Macduff verfolgt, dann Frauenchor.
MACDUFF
Mörder meiner Kinder, hab ich dich!
MACBETH
Weiche! Ein vom Weib Geborener kann mir nicht ans Leben.
MACDUFF
Ich wurde nicht geboren; herausgerissen wurd ich aus dem Schoß der Mutter.
MACBETH
Himmel!
Sie kreuzen die Schwerter; wütend kämpfend gehen sie von der Bühne ab.
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CHOR auftretend
Unseliger Tag! Beten wir für unsere Kinder!
Der Lärm hört auf!
Nr.22 Siegeshymne - Finale Letzte Szene
Letzte Szene
Die Vorigen. Malcolm, in seinem Gefolge englische Soldaten, die Gefangene
aus dem Heer Macbeths mit sich führen.
MALCOLM
Sieg!... Wo hat sich der Usurpator verschanzt?
MACDUFF
Dort, von mir durchbohrt.
kniet nieder
Heil, König!
CHOR
Heil, König!
Macbeth, Macbeth, wo Ist er?
Wo ist der Usurpator?
Es traf der Siegesgott ihn wie der Blitz.
zu Macduff
Er ist der tapfere Held,
der den Verräter vernichtete!
Gerettet hat er Heimat und König;
ihm Ehre und Ruhm.
CHOR DER FRAUEN
Es steigt mein Dank
zu dir, großer Gott der Rache;
unserem Befreier
singen wir zum Ruhm.
MACDUFF
Vertrauet dem König,
den wir wieder lieben können!
Mit der Morgenröte steigen
Friede und Ruhm für uns empor!
MALCOLM
Vertraue mir, Schottland;
Ausgelöscht ist der Tyrann!
Unsere Freude über diesen Sieg will ich verewigen.
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