16-22 Haustechnik - die neue Quadriga
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16-22 Haustechnik - die neue Quadriga
Haustechnik Die neue S. 16 1/2001 Rein oder raus? Wohin mit den Installationen im Holzhausbau? Vorwandinstallationen bei Leichtbauwänden – ist das denn notwendig? Gerade im Holzrahmenbau erscheint die Variante, die Installationen in die Wand zu integrieren, verlockend: Es wird Wohnfläche gewonnen und die Ständer werden zur Lastabtragung genutzt. Doch ganz so einfach ist diese Variante nicht, denn die Montage in der Außenwand bedeutet üblicherweise eine Durchdringung der luftdichten Ebene, die Montage in den Innenwänden kann den Schallschutz gravierend verschlechtern, die Integration macht die Gewerketrennung schwierig. Grund genug also, auch im Holzrahmenbau die Vor- und Innwandinstallationssysteme einmal vorzustellen und zu vergleichen. Vier unterschiedliche Systeme sind auf dem Markt vertreten: ● Vorgefertigte Montageelemente ● Vorgefertigte Montageelemente mit Tragständern oder Traversen ● Vorgefertigte Installationselemente ● Baukastensysteme Die erste Variante ist im Holzbau nicht zu verwenden, sie muss ausgemauert werden. Prinzipiell sind aber alle drei übrigen Varianten als Vor- und als Innwandmontage im Holzbau ausführbar. Inwandkonstruktionen Autoren: Armin Grebe Stefan Winter Die preiswerteste Variante, wenn die Installation in der Wand ausgeführt werden soll, sind vorgefertigte Montageelemente mit Tragständern: Rechts und links werden Ständer neben dem Element aufgestellt, das Traggerüst an den Ständern festgeschraubt und raumseitig beplankt (Bild 2). Doch halt: wer dimensioniert die Ständer? Die statische Dimensionierung einer Wand oder einer Vorwand zur Aufnahme der Sanitärinstallationen ist in einer statischen Berechnung üblicherweise 1 nicht enthalten!! Sie ist schlichtweg bauaufsichtlich nicht relevant und wird daher auch von keinem noch so pingeligen Prüfingenieur verlangt werden. Denn dem Bauamt ist es egal, ob man 50 cm mit einer Toilette abstürzt oder nicht. Trotzdem ist es aus tragwerksplanerischer Sicht durchaus sinnvoll, bei Vorwandinstallationen einmal genauer hinzuschauen. Denn das entscheidende Kriterium ist die Gebrauchstauglichkeit, und auch deren Grenzzustände müssen abgeschätzt werden. Zu große Verformungen werden undichte Anschlüsse und zerspringende Fliesen hervorrufen – beides ist nicht gewünscht. Leider erschöpft sich der Hinweis aller(!) Hersteller von Vor- und Innwandelementen maximal im Hinweis auf die DIN 41034:1988-11 („Nichttragende Bild 1: Kombination von Vorwandinstallation für WC und Hauswasseranschluss (rechts neben WC) und freistehender Installation für Fußbodenheizkreisverteiler (Stirnseite der Badewanne). Die Vorwandinstallation ist abgedeckt mit MultiplexBuche Foto: A. Grebe innere Trennwände – Unterkonstruktion in Holzbauart“). Diese Norm schreibt zwar Vollholz oder verleimtes Holz, das der Sortierklasse S10 nach DIN 4074 entspricht vor, doch die in dieser Norm genannten Mindestquerschnitte für die Holzstiele gelten nur für leichte Konsollasten. Ein wandhängendes WC, möglichst noch als behindertengerechte Ausführung mit 700 mm Ausladung, ist keinesfalls eine „leichte Konsollast“. Die Steifigkeit der Wand ist dann nicht mehr gegeben, gerissene Fliesen wenn nicht größere Schäden sind die Folge. Die neue 1/2001 S. 17 Bild 3 zeigt das statische System für eine raumhohe Vorwandinstallation und es sind die Auflagerreaktionen für eine Last von 400 kg angegeben. Es ist erkennbar, das der Nachweis der Befestigungen bei den auftretenden Anschlusskräften leicht gelingt, z.B. durch geeignete Holzschrauben, sofern die notwendigen Randabstände eingehalten werden können. Neben der direkten Befestigung des Elementes ist auf die ausreichende Befestigung der Ständer an den angrenzenden Bauteilen zu achten, um das „Kippmoment“ der gesamten Wand aufnehmen zu können. Damit ist allerdings das Problem der Gebrauchstauglichkeit noch nicht gelöst. Letztendlich müssten für unterschiedliche Wandhöhen die erforderliche Mindeststeifigkeiten der Ständer angegeben werden, um die 2 Bild 2: Einzelelement zwischen Holzständern Foto: A. Grebe Haustechnik Verformungen auf ein verträgliches Maß zu beschränken. Da der Sanitärinstallateur sicher keine Statik für die Wand rechnet, wäre es im Baualltag gut, präzisere Herstellerangaben zu erhalten. Einige Seiten mehr in den Einbauanweisungen wären hier mehr als wünschenswert. Für Metallständerwände werden von den Herstellern der Sanitärelemente ja auch Mindestquerschnitte aufgelistet und Vorschläge für sichere Tragfähigkeit gemacht. Wenn allerdings die Montage dann mit der in Bild 4 gezeigten „hohen“ Präzision erfolgt, helfen weder die Angaben der Hersteller noch eine supergute Berechnung. Technisch gesehen ist die Montage von vorgefertigten Elementen, ein ausreichender Querschnitt der Ständer Bild 3: Statisches System und Auflagerreaktionen für einen Sanitäreinbau in einer Holzständerwand Grafik: Stefan Winter Statisches System Vorwand (WC): (1) Traverse zur Aufnahme der Zuglast (2) Traverse zur Aufnahme der Drucklast (3) Vertikalholz, B/d=6/8cm KVH mind. (4) Riegel, mind b/d=6/8cm KVH (5) Vertikalständer, B/d=6/8cm KVH (6) Schwellholz mind. Lagerreaktionen (bei 50 cm Hebelarm) A vertikal 2,0 kN horizontal 1,72 kN B Anschlusskraft horizontal 1,72 kN 3 C Anschlusskraft horizontal 0,80 kN Haustechnik Die neue S. 18 die Randabstände der Holzschrauben eingehalten werden können. Solche Befestigungselemente sind leider nicht bei allen Herstellern beigepackt. Beplankung 4 Bild 4: Ordnungsgemäße Lastabtragung leider unmöglich, Steifigkeit gegen null! So nicht! Foto: A. Grebe vorausgesetzt, meist problemlos möglich. Allerdings sind teilweise die Befestigungsbohrungen für die Montage mit selbstschneidenden Schrauben an Metallständern ausgelegt. Für Holzschrauben mit entsprechendem Durchmesser nebst U-Scheiben müssen üblicherweise Zusatzwinkel verwendet werden, damit Montiert werden müssen die Traggerüste, Elemente bzw. Installationsbausteine, genau wie bei der Montage an Metallprofilen, an der Vorderkante der Ständer, d.h. bündig mit der Innenseite der Beplankung; diese muss vollflächig aufliegen. Speziell für wandhängende WC’s und Bidets muss eine spielfreie Kraftübertragung von der Beplankung zu dem Installationselement im Bereich der Keramikkörper sichergestellt sein. Beplankt werden muss entweder einlagig (18 mm) oder zweilagig (2x12,5 mm) mit Gipskarton- bzw. Gipsfaserplatten, wenn die Wand gefliest werden soll. Etwas mehr Steifigkeit auch in der Beplankung schadet übrigens nie! Eine gute Lösung stellt die Beplankung mit einer dickeren Holzwerkstoffplatte (d ≥ 15 mm) in Kombination mit einer dünnen Gipsbauplatte dar, da die darunterliegende Holzwerkstoffplatte hervorragende Befestigungsmöglichkeiten für Anbauteile, Schellen etc. bietet. 1/2001 Grenzen der Innwandmontage So einfach die Innwandmontage auf den ersten Blick erscheint, so schnell sind auch deren Grenzen erreicht. ● Schallschutz: Ist eine Leichtbau-Installationswand gleichzeitig Trennwand zu einem schutzbedürftigen Raum, kann das Inwand-Prinzip ohne vorangehende Eignungs- und Baumusterprüfung der entsprechenden Wand mit in Betrieb befindlicher Installation nicht eingesetzt werden. ● Luftdichtigkeit: Ist die innere Beplankung gleichzeitig luftdichte Ebene, so muss auch hier die Sanitärinstallation vor diese Beplankung verschoben werden. ● Schwelle und Wandstärke: Darf oder kann die Schwelle nicht getrennt werden, um die Abwasserrohre nach unten zu führen oder ist die Wand nicht stark genug, um zwischen den Stützen die waagerecht verlaufende Abwasserleitung aufzunehmen (DN 100 bedeutet einen Wandhohlraum > 170 mm! ), so muss auch hier die Installation vor die Wand verlegt werden. Die neue 1/2001 S. 19 Zug- und Druckkräfte aus den Kippmomenten aufzunehmen. D.h. je nach Anordnung der Installationselemente müssen zusätzliche oder verstärkte Ständer und in den entsprechenden Höhen kraftschlüssig verbundene Querriegel eingesetzt werden. Die schematische Darstellung in Bild 5 verdeutlicht die auftretenden Kräfte. Wichtig: Die Zugverankerung der Vorwand an der Oberseite zur dahinterstehenden Wand und die Druckübertragung unten. Noch wichtiger: Die auftretenden Kräfte müssen auch in vertikaler Richtung in die Decke abgetragen werden. Wenn in der Deckenkonstruktion keine ausreichende Steifigkeit vorhanden ist (vgl. Bild 6), dann ist ebenfalls mit größeren Verformungen zu rechnen. Die Stärke der Vorwandschale wird im Wesentlichen dabei von der Dimension des Abwasserrohres bestimmt. Es macht Sinn, für die waagerechte Leitung zum Anschluss der Objekte die Dimension DN 80 zu 5 6 Bild 5: Kräfte am Vorwandelement, Schnitt Grafik: A. Grebe Bild 6: Kräfte am Vorwandelement, Ansicht von vorn Grafik: A. Grebe Holzwände mit Vorwandinstallationen Sind nur beschränkte Wanddicken möglich oder sind besondere Anforderungen an Luftdichtigkeit und Schallschutz zu stellen, bleibt die Vorwandinstallation die einzige Möglichkeit. Alle drei oben genannten Varianten lassen sich ausführen, wenn einige Rahmenbedingungen beachtet werden. Die wandhängenden Lasten (WC, Bidet, Waschtisch) werden im Wesentlichen von den Installationselementen auf den Boden abgetragen, die Leichtbauwand hat aber Haustechnik wählen. Nicht nur die Stärke der Schale kann kleiner werden, es ist auch ein Gefälle von 0,5 cm/m statt dem in der DIN 1986 geforderten 2 cm/m möglich. Einzelelemente Insbesondere bei Einzelelementen sind die Querriegel und Schwellen notwendig. Üblicherweise haben diese Elemente zwei Zugpunkte oben, zwei Druckpunkte in Höhe der WCAufhängung sowie zwei Druckpunkte nach unten. Erfolgt die Montage des Vorwand-WC-Elementes so, dass die Befestigungspunkte zwischen zwei Ständern liegen, so müssen die Zug- und Druckkräfte über Querriegel in die Wand abgeleitet werden. Für die Weiterleitung der vertikalen Kräfte muss bei einer sichtbaren Holzbalkendecke, bei denen die Vorwandelemente z.B. auf einer 22 mm starken Dielung aufstehen, ein Querriegel in die Balkenlage eingebaut werden. Für diese Konstruktionen macht ebenfalls keiner der Element-Hersteller Angaben. Haustechnik Die neue S. 20 1/2001 7 Baukastensysteme Bei Baukastensystemen werden Montageelemente in ein Traggerüst gehängt. Das Traggerüst besteht im einfachsten Fall aus einer oberen Schiene, die an der Wand angeschraubt wird und einer Bodenschiene. Bei aufwendigeren Systemen (z.B. Geberit GIS) werden vier oder mehr waagerechte Profile mit senkrechten Profilen verschraubt. Montageelemente für Waschtisch, WC etc. können beliebig eingehängt werden (Bild 8). Die gesamte Einheit wird dann vor die Wand gestellt und an dieser und dem Boden verschraubt. Hierbei werden die Zug- und Druckkräfte durch oberen und unteren Quertraversen übertragen. Diese können dann an den Ständern und Bild 7: Einzelelemente, Typ Grohe-DAL als Vorwand-, Innwand- und freistehende Elemente Foto: Grohe – DAL 8 Bild 8: Baukastensystem (Geberit-GIS) Grafik: Fa. Geberit Deckenbalken verschraubt werden. Aber auch hierbei müssen die Ständer und die Rückverankerung der Ständer die Kräfte der Kippmomente aufnehmen, das Rechnen ist also derzeit in allen Fällen notwendig. Freistehende Installationen Die Baukastensysteme lassen sich auch als freistehende Installationswände, sowohl teilhoch als auch raumhoch, aufstellen. So können beispielsweise Waschtische frei im Raum angeordnet werden – interessant beispielsweise als Lösung für kleine Bäder (Bilder 7, 9 und 10). Der Nachweis der Zug- und Druckkräfte, die bei Massivdecken über Schwerlastanker abgetragen werden (zu erkennen in Bild 7), ist bei Holzdecken individuell erforderlich. Bei der Werkplanung des Holzbaus ist darauf zu achten, das zur Befestigung genügend „Fleisch“ vorhanden ist. Die neue 1/2001 S. 21 9 Einbaumöbel Baukastensysteme, sowohl als Vorwand- als auch als freistehende Ausführung, bieten darüber hinaus die Möglichkeit, Möbel (Schränke, Regale) in die freien Bereiche zu integrieren. Die Raumverluste durch die Vorwandebene werden verringert und die Räume optisch aufgewertet (Bild 10). Haustechnik 10 Schallschutz nach unten Werden die Vorwandelemente auf der Schalung direkt auf den Deckenbalken montiert, ist eine schallentkoppelte Montage der Sanitärgegenstände Pflicht. Zusätzlich sollte dem Nutzer nahegelegt werden, unter einem Bad auf eine Sichtbalkendecke zu verzichten – die Schallschutzmaßnahmen nach unten gestalten sich dann deutlich einfacher. Brandschutz Zu den Branschutzanforderungen an Installationswände wird auf den condetti®-Artikel in diesem Heft verwiesen. Bild 9 und 10: Freistehendes Traggerüst für Waschtisch, WC und Dusche Bilder: Fa. Missel Haustechnik Die neue S. 22 1/2001 Hersteller von Vorwandsystemen Telefon / Fax anko - sanitärelemente +49 (0) 52 32 9509-0, [FAX] 6 27 99 AQUA Butzke-Werke AG +49 (0) 3378 818-0, [FAX] 818-100 Herbert Burda GmbH +49 (0) 211 95001-0, [FAX] 50 05 7 FRIATEC AG Division Gebäudetechnik +49 (0) 621 486-0, [FAX] 486-1279 Geberit GmbH +49 (0) 7552 934-01, [FAX] 934-300 Grohe-DAL +49 (0571) 7951-0, [FAX] 71571 Karl GRUMBACH GmbH & Co. KG +49 (0) 6441 9772-0, [FAX] 9772-20 11 JOKI Installationssysteme GmbH +49 (0 38 77) 7 96 06, [FAX] 7 96 07 LOROWERK K.H. Vahlbrauk GmbH & Co.KG +49 (0) 5382 71-0, [FAX] 712 03 M. Block GmbH +49(09721)65977-0, [FAX] 65977-58 E.Missel GmbH & Co. +49 (0) 711 5308-0, [FAX] 5308-128 Georg Fischer Schwab GmbH & CoKG +49 (0) 7121 705-0, [FAX] 705-200 TECE GmbH & Co. KG +49 (0) 2572 928-0, [FAX] 8 81 68 Viega, Franz Viegener II GmbH & Co. KG +49 (0) 2722 61-0, [FAX] 61-1415 Die Liste mit allen Daten (E-Mail, Hompage, Adresse) finden sie auf unserer Internetseite unter http://www.quadriga-news.de 12 Bild 11: Verlorene Schalung für ein Deckenschott Foto: Fa. TECE Bild 12: Luftdichte Kabelführung zum Einkleben, soll ab Sommer auch für Rohre verfügbar sein Foto: Fa. KlimaTec Luftdichtigkeit Die Notwendigkeit der Luftdichtung zwischen den Wohnungen bzw. Etagen und in den Keller scheint bisher nicht bis in die Entwicklungsabteilungen der Vorwandhersteller-Firmen vorgedrungen zu sein. „Alle Bauwerksfugen sind dauerhaft luftdicht auszuführen“, so steht es in der DIN 4108. Doch solange keine Serienfabrikate und Lösungen verfügbar sind, werden auf den Baustellen Steigleitungsschächte ohne besondere Maßnahmen durch das ganze Gebäude geführt. Es sind „Rohr-anRohr“-Systeme, bei denen eine Abdichtung eines Rohres schon deswegen nicht mehr möglich ist, weil kein Installateur mit den Fingern dazwischen fassen, geschweige denn, ein Klebeband anbringen kann. Eine Kombination aus Bild 11 (Verlorene Schalung für den Verguss eines Deckenschotts) und Bild 12 (Abdichtgummi für Kabel- bzw. Rohrdurchführugen) wäre ein erster Denkansatz, praxisgerechte Lösungen sind gefragt! Auch hier ist die Redaktion der neuen quadriga gespannt, ob „die Großen“ oder „die Kleinen“ der Branche die DIN-Anforderungen umsetzen – nicht nur für den Holzhausbau sind hier Neuentwicklungen notwendig. ■ Literatur Der Geberit, Das A und O der Sanitärtechnik, Fa. Geberit Bäder im Trockenbau, BAKT InfoTechnik DN 4103, Teil 4, Ausgabe Nov 1988 diverse Herstellerunterlagen und Montageanweisungen