gebilde auf Pillneigung Dr.-Ing. Karl H. G r ü newa 1 d

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gebilde auf Pillneigung Dr.-Ing. Karl H. G r ü newa 1 d
Folge26
LENZINGER
Zur Problematik der Prüfung textiler
gebilde auf Pillneigung
Flächen-
BERICHTE
November
1968
Einführung
Eine textile Ware offenbart im täglichen Gebrauchoft eine
Eigenschaft,die ihr Aussehenrecht nachteilig beeinflußt,
nämlich die Bildung von Pills oder Noppen amf ihrer Oberfläche. Diesekleinen, meist kugelförmigenGebildesind wie
Fesselballonsdurch Fasernin der Wareverankertund durch
Verschlingenund Verknäueln von Fasern entstanden,die
aus der Warenoberflächeherausragen.Die Farbe der Pills
kann von der der Ware abweichen,wenn dieseausverschieDr.-Ing. Karl H. G r ü n e w a 1 d
den gefärbtenFasernbesteht, von deneneine FaserartstärFarbwerkeHoechstAG., Frankfurt am Main
ker zur Pillbildung neigt und somit angereichertim Pill vorkommt, oder wenn andersgefärbteFremdfasernim Pill enthalten sind.
Pills können auf Warenausnatürlichenoder k:ünstlichenFasernbeobachtetwerden.Mit dem Aufkommen der synthetischen Fasern wurde die Pillanftigkeit der Kleider jedoch
Im vorhegenden Referat wird die Pillneigung von Textilien aus Stapelfasergarnen behandelt. Ausgehend von den Vorgängen bei der
auffälliger,da Pills ausdiesenFaserneine ausgesprochen
lanPillbildung werden die praktischen M&nahmen zur Minderung der
ge Lebensdauerim Vergleichzu solchenausnatürlichenFaPillanfälligkeit dargelegt, und zwar hinsichtlich Warenaufbau, Waren- sernbesitzenkönnen.
behandlung sowie verwendeter Chemiefaser. Am wirkungsvollsten
erweisen sich dichtes Einbinden der Fasern, Bürsten und Scheren Für jede neuentwickeltetextile Wareist es daherwichtig zu
wissen,ob sie im praktischenGebrauchpillt oder nicht. Dades textilen Endproduktes sowie geringe Biegebeständigkeit der Fasern.
zu wäre ihre Erprobungim Trageversucherstrebenswert,da
Eine Methode zur Bestimmung der letztgenannten Eigenschaft wird
dieser ein Praxistest im kleinen ist. Trageversuche
sind jeangeführt. Der zeitliche Ablauf des Pillvorgangs, die sogenannte Pi&
doch langwierig und kostspielig.Da je nach ‘Tätigkeit,perkurve, wird aus dem Zusammenwirken von Pillbildung und Pillabsönlichen Eigenheiten,Gewohnheitensowie Körperkonstibruch für einige wesentliche Fälle erläutert. Die Kenntnis dieser Kurtution der VersuchspersonenunterschiedlicheErgebnisse
ve ist für die Auswertung des Laborbefundes erforderlich, ihre Darresultieren,ist es nötig, eine großeZahl von Kleidungsstükstellung aber nicht einfach, insbesondere wegen der Schwierigkeit,
den Grad der Pillanfalligkeit zu ermitteln.
ken zu prüfen, um einen statistisch einigermaßengesicherAnhand von Ergebnissen an dreierlei Laborgeräten wird gezeigt, daß
ten Befund zu erhalten.Hinzu kommt, da6 wegender erforin manchen Fällen auf das Pillverhalten in der Praxis geschlossen derlichen langen Versuchsdauerin vielen Fällen modische
werden kann, besonders dann, wenn der Prüfer das Einsatzgebiet der
Artikel bereitsveraltet wären,bevor dasErgebnisdesTrageWare kennt. Zumeist ist die Korrelation Labor/Praxis jedoch sehr
versuchsüberhauptvorliegen könnte. Deshalbist eine Prtischwierig. Im Hinblick auf diese Problematik und auf die Vielfalt
fung im Labor anzustreben,da hier an einer kleinen Warender existierenden Prüfverfahren wird eine Zusammenfassung und
Auswertung aller nur verfügbaren Daten vorgeschlagen.
probe unter einheitlichenBedingungenund in relativ kurzer
Zeit Ergebnissegewonnenwerden können. WichtigsteVoraussetzungist dabei, daß eine solchePrüfung Rückschlusse
auf die Praxis zu ziehen erlaubt. Daß dies nicht einfach ist,
ergibt sich allein schonausder Tatsache,daß eine großeAnThe present Paper deals with the pilling tendency of textiles made zahl verschiedenartiger
Prüfverfahrenexistiert, die alle fti
of spun yarns. Departing from the individual processesinvolved in
sich
in
Anspruch
nehmen,
praxisnaheErgebnissezu liefern.
pilling, practical measures taken in regard to fabric composition,
fabric treatment, and type of fibers used to reduce the pilling ten- Vergleicht man jedoch die Laborbefundemiteinander, so
dency arc discussed. Tight spinning of fibers, brushing and shearing findet man teilweise recht erheblicheUnterschiede,die es
of tinished products, as weil as low flexing resistance of fibers are schwer machen,einem bestimmtenPrüfverfahrenden Vorfound tobe most effective.
zug zu geben.Sie sehenalso, daß nicht nur der TrageverMention is made of a method for determining the latter property.
such,sondernauch die Pillprüfungim Labor Problemehat.
The chronological sequence of the pilling process, the so called pilEs ist deshalbganz nützlich, auf die PrüfungdlerPillneigung
ling curve, is explained in regard to some important cases on the
basis of the combined action of pill formation and shedding of pills.
einmal näher einzugehen,was im folgendengeschehensoll.
While this curve is a necessaryprerequisite for evaluating laboratory
Ich werde mich jedoch auf textile Flächengebildebeschränfindings, it is not easy to establish in view of the difficulties conken,
die aus Stapelfasernaufgebautsind, also keine glatten
fronting the determination of the pilling tendency.
oder
texturierten Endlosfadenenthalten. Wir wollen dabei
Results obtained on three different types of laboratory equipment
zunächst
den Mechanismusder Pillbildung, soweit er bearc given to demonstrate that conclusions as to the pilling behaviour
during practical apphcation are possible in some instances, especially kannt ist, betrachten, sodann die praktischen Möglichkeiwhen the tester is aware of the anticipated end use. In most instances ten untersuchen,mit denen das Piiverhalten einer textilen
it is exceedingly difficult, however, to correlate the conditions obWaregesteuertwerdenkann und dabei eine die Pilltendenz
taining in the laboratory with those existing in actual practice. In
beeinflussende
wesentliche Eigenschaftdes Fasermaterials
view of these Problems as well as of the wide variety of known test
besprechen.
Ferner
werden wir die Methodenzur Pillbeurprocedures, it is suggestedthat all available data should be compiled
teilung im Labor sowie einige der bekanntestenPrüfgeräte
and evaluated.
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diskutierenund anschließendanhandvon Ergebnissenunseres Labors auf die Korrelation mit der Praxiseingehen.Ich
hoffe, daß diese Ausführungendazu beitragen,den Erfahrungsaustausch
über die Pillprüfung mit dem Ziel zu intensivieren,daß in absehbarerZeit allgemeingültige
Richtlinien
vereinbartwerdenkönnen.
Der Mechanismus der Pillbildung
Betrachten wir zunächst Ursacheund Verlauf der Pillbildung. Im täglichen Gebrauchist die Kleidung stets einer
Walk- und Scheuerbeanspruchung
unterworfen, an der sowohl Teile der Kleidung selbst als auch Fremdstoffe beteiligt sind. Letztere können andereKleidungsstücke,Möbelbezugstoffe und Materialien Verschiedenster
Art sein, mit
denen das Kleidungsstückbeispielsweisebei körperlicher
Arbeit in Berührungkommt. Langejedoch, bevor ein solcher Scheuervorgangzu einer sichtbaren Zerstörung des
Text& führt, setzt die PilIbildungein. Man kann sie deshalb
als Folgeerscheinungeiner milden, aber stetigen Scheuereinwirkungansehen.
Die LebensdauereinesPills läßt sich in drei Stufen einteilen,
wie sie schonvon Pressl) und Drieschz)
beschrieben werden:
- dasEntsteheneinesFaserflaumsauf der Warenoberfläche,
- die Verknäuelungder Flaumfasernzu Pills und
- der Abbruch dieserGebilde.
Die Geschwindigkeit,mit der dieseStufen durchlaufenwerden, bestimmt das Pillverhalten einer Wareund hängt von
dem komplexen Zusammenwirkender Eigenschaftenjener
Fasern ab, welche die Ware aufbauen.Abbildung 1 zeigt
diesenVorgang qualitativ in Form einer Kurve, wie er im
allgemeinenabläuft. Nach einer kurzen Induktionsperiode,
in der Flaumfasernentstehen,bilden sich in zunehmendem
MagePius,die dann wiederverschwinden.
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Foloe
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Vorbedingungdafür, daß ein Pill überhauptentstehenkann,
ist - wie gesagt- die Bildung einesFaserflaumsauf der Warenobernäche.DieseFlaumbildungerfolgt nun überraschenderweisenicht so, wie man es zunächsterwartenwurde, daß
nämlich die an ihrem einenEnde ausder Wareherausragende Faserdurch den Scheuervorgang
auf eine größere Lange
herausgezogen
wird. Wie G intis und Mead durch mikroskopische Beobachtungfanden, geschiehtetwas randeres:Nur
solche Oberflächenfasern,die an ihren beiden Enden im
Textil eingebundenvorliegen,sind an der Flaumbildungbeteiligt. Diese Fasern werden vom Scheuermittel wie von
einem Haken erfaßt und schlingenförmigsolangeherausgezogen, bis dasjeweils kürzere Faserendefrei a.usder Oberfläche herausragt.DiesesGeschehenerscheintverständlich.
Eine mit einem Ende aus der Ware herausragendeFaser
kann sich je nach der Richtung der Scheuerbeanspruchung
legen,wodurch sie nur wenigAngriffsmöglichkeitenfür wirkende Kräfte bietet; eine eingebundeneFaserkann dies jedoch nicht.
D e n n i s o n hat dieseBeobachtungbestätigt. Er färbte
ein Gewebemit einer weniglichtechten Farbe,bestrahltees
mit ultraviolettem Licht und unterwarf es de:rPillpriifung.
Dabei fand er, daß die in den auftretendenPills vorhandenen Fasernausschliefilichan ihren Endentiefer gefärbtwaren, ein Zeichendat%r,daß sie ausdem Gewebeinnernstammen, wo das Licht den Farbstoff nicht bleichen konnte.
Aus der Art der Flaumbildungsind auch bereits die Fasereigenschaftenerkennbar,die sie beeinflussen.
Pellstufe
Foscrelgenschoft
r
Reibung
E
Blegortrltr
Flaumbildung
-
Reißfestigke,t
/
Abrwb
Schrucrbestandtgked
Steifheit
Dehnung
Vcrknouehng
Erholungsvermagen
3
Reibung
Bwgebestondigkcit
-
Pilidlchte
als Funktion
Versuchsdauer
der Versuchsdauer
Pillstufcn
flursende
und bccinFoser~igenschaft~n
Abb. 1
Abb. 2
Esisteinverdienstvon G intis
und MeadJ), den
Versuchunternommenzu haben,die Fasereigenschaften
zu
ermitteln, die lür die einzelnenStufen im wesentlichenverantwortlich sind. LassenSiemich kurz darauf eingehen.
Starke Reibungskräftezwischen den Fasern setzen deren
Herausziehenaus dem FaserverbandWiderstandentgegen.
Im gleichen Sinne wirkt eine hohe Biegesteife,denn eine
steife, wenig biegsameFaserläßt sich nur schwer aus dem
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Fasergeflecht der Ware herausarbeiten.Ahnliches ist bei
einer Faser mit geringer Reißfestigkeit zu erwarten, weil
diese eher reißen wird, als da5 sie sich aus dem Faserverband lösen läßt. Die Reißfestigkeit einer Faser beeinflußt
somit wesentlich Längeund Dichte der Flaumfasern.Rei5t
die Faser leicht, so bildet sich ein kurzer, aber dichter
Flaum, rei5t die Faser schwer, dann tritt die Reißfestigkeit
gegenüberFaserreibungund Biegesteifean Wirkung zurück.
Es entsteht ein dünner,langfaserigerFlaum.
Sind genügendFlaumfaserngebildet,dann tritt bei weiterem
Scheuern die zweite Pillstufe in Erscheinung:Die Fasern
verschlingenund Verknäuelnsich miteinander.Das tun sie
aber nur, wenn sie eine gewisseDichte, das heißt eine bestimmte Zahl pro Flächeneinheit,und eine bestimmteMindesthöheüberschreiten:Sind bei gegebenemAbstand voneinanderdie Fasernkürzer, als es dieserHöhe entspricht, so
pillt die Ware nicht, und zwar auch dann nicht, wenn die
Scheuerbeanspruchung
über längereZeit ausgedehntwird.
Nach Gintis und Mead können schon Flaumhöhenunterschiede von 0,8 rum genügen,um eine Ware Pillen oder
nicht Pillen zu lassen.Diesekritische Höhe, unterhalb d,er
eine Verknäuelung der Flaumfasern nicht eintritt, wurde
je nach Faserartverschiedengroß gefunden.Beispielsweise
nahm sie in der ReihenfolgeAzetat - Wolle - Polyacrylnitril Polyamid - Polyäthylenterephthalat- Baumwolle ab. Die
größte Neigung,sich zu Verknäueln,hat demnachdie Baumwolle, da ihre kritische Höhe am geringstenist*). Bei der
Suche nach,korrelierendenFasereigenschaften
fanden Gintis und Mead neben den vermuteten Reibungskräften,da5
sich leicht verknäuelndeFasern die steilsten SpannungsDehnungskurvenzeigten, während wenig zum Verknäueln
neigendeFasernflachereKurven besaßen.
Dehnung
Spannungs-
Dehnungs
- Kurven
C% 1
ATA-T
24/1968
Abb. 3
*) Die kritische Höhe kann zahlenmäßig im allgemeinen nicht angegeben werden, da sie neben der Faserart vom gegenseitigen Abstand der Fasern, also von der Faserdichte, abhängt. Gintis und
Mead geben je nach Faserart kritische Höhen von 5 bis 9 mm an,
ohne allerdings den Faserabstand exakt zu nennen. Es kann vermutet werden, daß dieser 1 bis 2 mm betrug. Nach Angaben von
Brand
und Bohmfalk4),
diesichzumTeilaufMessungen von Gintis und Mead stützen, können Flaumfasern unter
6 mm Länge keine FUls mehr bilden.
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Dieser Befund wird so gedeutet,da5 einmal die Fasersteifheit, ausgedrucktdurch die Kurvenneigung,zum anderen
aber auch Faserdeformationen,die den Fließpunkt überschreiten, von Bedeutungsind, denn geradein diesemGebiet entsprachdie Lage der Spannungs-Dehnungskurven
der
einzelnen Fasern relativ gut der Rangordnungihrer kritischenHöhen. Da5 starke Faserverformungenbeim Verknäueln auftreten, konnten die genanntenAutoren durch Zeitrafferaufnahmenbeweisen.Ferner fanden sie bei Biegesteifigkeitsmessungen,da5 bei konstantem Tite:r jene Fasern
am stärkstenverknäuelten,die auch die größte Steifheit aufwiesen. Das ist ein überraschenderBefund, der sicherlich
mit Skepsiszu betrachten ist, weil man sich schwervorstellen kann, da5 sich ausgerechnetsteife Fasernleichter verknäueln sollen als biegsame.Die Autoren räumenallerdings
ein, da5 Steifheit allein nicht der kontrollierende Faktor
sein könne. Sie fandennämlich, da5 die kritische Höhe und
damit der Widerstandder Fasern gegenVerknäuelungmit
zunehmenderDicke der Faser,also mit zunehmenderFasersteifheit, nicht abnahm, sondern langsamzunahm. Daraus
schlossensie, da5 noch weitere Fasereigenscha.ften
wirksam
sein müssen.Vermutet werden Erholungsvermögen
und Lage des Fließpunktes. Allgemein läßt sich daher sagen,da5
diesePillstufe hinsichtlich der sie bestimmendenFasereigenschaftennoch nicht genügendgeklärt ist.
Die letzte Stufe desPillvorgangsist dasAbbrechender Pills.
Wie wir sahen,hängt die Geschwindigkeit,mit der Pills entstehen,von der Neigungeiner Ware, Flaumfasernzu bilden
und deren Tendenz, sich zu Verknäueln,ab. Ist der Pill einmal gebildet, so wird er bei weiterem Scheuernfrüher oder
später auch abreißen,nämlich dann, wenn die Fasernbrechen, die ihn in der Ware festhalten. Das kann einmal dadurch geschehen,da5 die beim Scheuernam l?ill angreifende Zugkraft die Reißfestigkeit der Ankerfasernübersteigt,
zum anderen,da5 der Pill in seiner Verankerungso lange
hin- und hergebogenwird, bis die Grenze der Biegebeständigkeit dieserFasernüberschrittenwird. Die Faserrei5festigkeit, unter der ein Pill leicht abreißt, wird von Gintis und
Meadnicht angegeben.
Es wird jedoch ausdrücklicherwähnt,
da5 die meisten synthetischen Fasern diese Reißfestigkeit
überschreiten.Damit wird aber nun die Biegebeständigkeit
der kontrollierende Faktor des Pillabbruchs. Diese letzte
Pillstufe ist also, da sie von Reißfestigkeitund Biegebeständigkeit bestimmt wird, in besonderemMaße von Material
und Herstellungsbedingungen
der Fasernabhängig.
Zur Bedeutungder einzelnenPillstufen fti dasPillverhalten
einer textilen Ware sei noch folgendesgesagt:Sicherlichist
die erste Stufe von großer Wirkung auf den Pillvorgang,
denn ohne Flaumbildungkönnen keine Pills entstehen.Hinsichtlich der zweiten und dritten Pillstufe bestehenaber unterschiedliche Meinungen.Während Gintis und Mead, die
ihre Untersuchungenan Köperwarendurchfühl-ten,der Verknäuelung der Faserneine wesentlich geringereBedeutung
beimessenals dem Pillabbruch, vertreten Brand dnd kohmfalk4) die umgekehrteAuffassung.Sie entwickelten ein mathematischesModell des Pillvorgangs,mit dem sie in Analogie zur chemischenReaktionskinetik die Gesclhwindigkeitskonstanten der einzelnenJ’illbildungs- und Zc’rfallsreaktio-
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nen” errechneten,und zwar auf Grund experimentellerDa-
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‘01
Folge
Gewebe
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aus 100% Polyester
ten an Jerseywaren.Die Ergebnissedieser Arbeit werden
nicht als AuswirkungbestimmterFasereigenschaften
gedeutet, wie dasG intis und Meadtun.
Von Interesse ist jedoch, da5 die Arbeitshypothesevon
Brandund Bohmfalk zwei weitereVorgängeim Pillbildungsablauf einschließt.Einmal sollen hienach gebildeteFlaumfasern - ohne zu Verknäueln- abgescheuertund teilweise
auch aus der Wareherausgezogen
werdenkönnen, zum anderensollen zu Pills verknäuelteFasernsich wieder entwirTouren
t Anzahl1
ren. Währendder erste Vorgang durchausmöglich ist und
für die erste Pillstufe damit auch die Scheuerfestigkeitder
ATA-T
PiNdichte
und Faserlänge
(Random - Tumble - Pilling -Tester)
4/1969
Fasernvon Bedeutungwird (sieheAbb. 2) so erscheintdie
~. Il
Entwirrung der Pills meines Erachtens unwahrscheinlich,
Abb. 4
besondersim Hinblick auf die Erscheinungsformder im Pill
verknäueltenund teilweise verknoteten Fasern.Ich glaube
daher, da5 die letzte Stufe des Pillvorgangsim Abbrechen an dessenOberflächegelangen,wo sie im textilen Endprodukt erhöhtePillbildung hervorrufens-7).Deshalbsollte in
der Pills zu sehenist.
Mischungenmit Wolle die Länge der Synthesefasernauch
der mittleren Lange der Wollfaserentsprechen.Aus preisliWarenaufbauund Pillneigung
chen Gründen,kurze Fasern(wie Abfälle oder Reißwolle)
Wendenwir uns nun den Maßnahmenzu, die in der Praxis anderenFasernbeizumischen,kann sich auf die Pillneigung
angewendetwerden,um die Pillneigungeiner textilen Ware der Ware nachteilig auswirken und sollte dahervermieden
zu beeinflussen.Wir wollen dabei versuchenzu zeigen,da5 werden.
dieseMa5nahmenaus den Einflußgrößender einzelnenPill- Ein weiterer, die Flaumbildung beeinflussenderFaktor ist
stufen abgeleitetwerdenkönnen, Bei der Pillprüfungist die die Faserfeinheit.Mit zunehmenderDicke wird die Faser
Wirkung einer solchen MaOnahmeauf eine bestimmte Pill- steifer und läßt sich daher schwereraus dem Garngeflecht
stufe jedoch nicht immer einwandfrei zu erkennen,da sie der Ware herausziehen.Außerdem können sich analogzur
mehrere Pillstufen ansprechenkann und ohne besondere Faserlängein einem grobfaserigenFlaum ebenfallsweniger
Vorkehrungenstets nur das Gesamtbilddes Pillzustandes FasernVerknäueln,da wegender größerenDicke der EinzeleinerWaresichtbarwird.
fasern ihre Zahl im Gesamtquerschnittbei gegebenemGefanden B a i r d , H a t Wie wir sahen,wird die Flaumbildungvon Reibung, Biege- samttitergeringerist. Beispielsweise
steife, Reißfestigkeit und Scheuerbeständigkeit
der Fasern f i e 1 d und M o r r i s 81, da5 bei einer SteigerungdesTibeeinflußt. Sieht man von den beidenletztgenanntenEigen- ters von 3 auf 20 dtex ungeschoreneNylon/Wolle-Mischschaftenab, so kann die Flaumbildungweitgehenddadurch gewebe10:90 eine so starke Abnahmeder Pillneigungzeigverhindertwerden,da5 den,,Lockemgskrüften” desScheu- ten, da5 Gewebemit 20 dtex Nylonfaser überlhauptnicht
ermittels ein möglichst großer Widerstandentgegengesetzt mehr pillten.
wird, indem man die Fasernin der textilen Warefest zu ver- Im allgemeinenwerdenjedoch solch großeUnterschiedein
der Faserfeinheit vermieden und ausgegliche:nere
Faserankernsucht.
mischungen
angestrebt,
da
sonst
besonders
beim
Spinnen
Eine erste Möglichkeit dazu bietet die Faser selbst an. Je
die
feinere
Faserkomponente
ins
Garninnere,
die
gröbere
langer die Fasernsind, umso größerist ihre gegenseitige
Besogenannrührungs-und damit Reibungsflächeim Garn, und umso nach außenwandertund dort den unerwünschte:n
Jtichelhaareffekt”
hervorrufts).
Es
ist
aber
auch gar
ten
schwierigerist es, sie zu lockern und herauszuziehen.
Hinzu
nicht
erforderlich,
den
Faserdurchmesser
so
drastisch
zu erkommt, da5 ein aus langenFasernbestehenderFlaum eine
höhen,
um
eine
merklich
Steifere
Faser
zu
erhalten,
da
die
geringereFaserdichtebesitzt als ein solcher aus kurzen FaSteifheit
mit
dem
Quadrat
des
Durchmessers
ansteigt.
Beim
sern, weil fti eine bestimmte Garnlängeeine kleinere Anzahl von Fasernzur Verfügungsteht. Bei geringererFlaum- übergangvon beispielsweise3 auf 4 dtex steigt die Faserfaserdichtekönnen sich aber auch wenigerFasernverknäu- steifheit bereits um das lgfache an, während die Zahl der
eln, ein Umstand,der für die zweite Pillstufe von Bedeutung Fasernim Garn außerdemnoch um 25 % abnimmtg). Abist. Abbildung 4 zeigt für ein Polyestergewebe
die Pilldichte bildung 5 zeigt deutlich, wie mit zunehmendemTiter die
abnimmt.
für verschiedenlange Polyesterfasernals Funktion der Pillneigungauf einer Polyester-Rundstrickware
Scheuertourenzahlauf dem Prüfgerät.Sie sehen,da5 das
zu beGewebe mit den längsten Fasern die wenigstenPills auf- Unklarheit scheint hinsichtlich der Faserkräuselung
stehen.
Während
sich
gekräuselte
Fasern
im
Garn
einerseits
weist.
besserfesthalten können, können sich diese anderseitsals
In diesem Zusammenhangsei erwähnt, da5 kurze Fasern Flaumfasernleichter verschlingen.Versuche,d.ieeindeutig
keine feste Lage im Garn besitzenund durch am Garn an- darauf Antwort geben,sind meinesWissensnicht bekannt.
greifendeKräfte, beispielsweiseschon beim Spinnen,leicht Einige Autoren finden eine Abnahme der Pillneigungmit
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Folge 26
Rundstrickware
aus 100% %lYester
Touren
Pllldichte
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Gewebe
und Fasertiter
(Randorn - Tumble-Pllling-Tr9t*r)
ATA- 1
5/lo6s
Pelldichte
zunehmenderFaserkräuselung*>
l”), anderesind entgegengesetzterMeinung237).
Vermutlich wird die Pillneigungvon der Beständigkeitder
Originalkräuselungbeim Verarbeiten der Faser sowie von
der Art der Einbindung der gekräuseltenFaserim Endprodukt abhängen.Verschwindetdie Orig$ralkräuselung
schon
beim Verarbeitungsprozeß
weitgehend,dannbleibt sie ohne
Wirkung auf die Pillneigungl1). Bleibt sie mehr oder weniger erhalten, dann kann sie bei Garnenmit niedrigerDrehung ein stärkeresEinbinden der Fasernbewirken als bei
solchenmit hoher Drehung,wo die FasernausgestrecktvorliegenIl). Für die Pillneigungwird es daherauf dasZusammenspielvon Flaumbildungund Verknäuelungsneigung
der
gekräuseltenFasernankommen.
Eine weitere Möglichkeit, die Pillbildung zu beeinflussen,
bietet sich in der Faseroberfläche
an. Diesekann eine Xnderung einmal durch Aufrauhenerfahren,beispielsweisedurch
Erzeugungvon Querrillen bei Polyamidfasernmit Zinkchlorid oder Aufbringen feindispergierterKieselsäureprodukte, zum anderendurch Profilierung der Fasernbei ihrer
Herstellungmittels Düsenoder durch koagulierendeBäder.
Es ist schwervorauszusagen,
ob eine gerauhteoder eine pro
filierte Oberfläche die Fasern stärker im Garn bindet als
eine glatte, strukturlose Oberfläche,die infolge des sogenannten G lasplatteneffekteseine besondersgute Haftung
der Fasernaneinanderbedingenkönnte. Anderseitsist denkbar, daß sich oberflächenstrukturierteFasernleichter verknäuelnkönnen als strukturlose.
Die Praxis zeigt, daß profilierte Faserndie Pillneigungvermindern. Böhringer
und Bolland13)
habenin
Trageversuchen
geringerePillneigungbei Gewebenmit profilierten Polyamidfasern(Fünfsternprofi) gefunden. Zum
gleichenErgebnisgelangte B a c h e 14), der Gewebeaus
Polyester-Hohlprofnfasern
(Dreisternprofil) in Mischungmit
50 % Wolle im Labor prüfte. Pilltests,die wir durchführten,
zeigten,daß GewebeausPolyesterfasern
mit Drei- und Fünfsternprofil ebenfalls weniger stark pillten als solche mit
kreisrundemQuerschnitt(Abb. 6).
Das nächstgrößteBauelementeiner textilen Ware ist das
Garn, und sein Hauptmerkmal,die Garndrehung,ist fti die
Anzahl
und Querschnitts
1
Protil
(Random-Tumble-Pilling-Tester)
Abb. 6
Abb. 5
96
aus 100% Polyester
Touren
IAnzohll
1968
Pillbildung ebenfalls von Bedeutung. Mit zunehmender
Garndrehungwerden die Faserndichter aneinandergepref3t
und so die Einbindung verstärkt. Dabei nimmt die Neigung
einer Ware zu Pillen ab, wie dies Abbildung 7 fti ein Polyestergewebe
zeigt.
Gewebe
aus 100% Polyester
Pelldichte
und Garndrehung
Touren
L Anzahl
1
(Rondom-Tumbl~-P~1l~ng-l~t~f)
Abb. 7
Es muß jedoch erwähnt werden, daß bei Versuchenan
Strickwaren die Garndrehungkaum Einfluß auf die Pillneigung zeigteil). Diese Diskrepanzkann so erklärt werden,
daß nur in einemmittleren Drehungsbereich
eine Abhängigkeit zwischenPillneigungund Garndrehungbesteht12),in
welchem zwar die Webwaren,nicht aber alle Strickwaren
liegen.
Die Garndrehungkann nämlich erst dann wirksam werden,
wenn sie groß genugist, um die Fasernmerklich aneinanderzupressen,was bei lose gedrehtenStrickgarnennicht immer
der Fall ist. Hat sie dagegeneinen Grad erreichlt,bei dem die
Fasern schon so stark aneinandergepreßt
sind, daß sie ein
Scheuermittel nicht mehr zwecks Flaumbildung lockern
kann, dann übt eine weitereZunahmeder Garndrehungauf
die Pillneigungkeine Wirkung mehr aus. Dieser Fall ist bei
extrem stark gedrehtenGewebegarnen
gegeben.
Was über die Wirkung der Garndrehunggesalgtwurde, gilt
auch für Zwirne. Mit zunehmenderVerzwimung, das heißt
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schärfererDrehung oder Anwendung von Mehrfachzwirn,
nimmt die gegenseitigeBerührungsflächeder Fasernzu und
ihre Verankerungim Zwirn wird stärker.Auch die Drehrichtung spielt dabei eine Rolle. Ein Garn liegt meist in ZDrehungvor und wird in S-Drehungverzwirnt. Wird jedoch
die Zwirndrehungim gleichenSinne wie die Garndrehung
vorgenommen(also ZZ oder SS), dann werden die Fasern
stärker eingebundenals bei einer nicht gleichsinnigenDrehung2). Es kommt also, um mit F o r t i e r 12) zu sprechen, auf die wirkliche Drehung(real twist) desEndzwirnes
an. Gewebemit verzwimten GarnenPillen demnachweniger als solcheausEinfachgarnen.Garnemit ungleichmäßiger
Drehung (z.B. Effektgarn) bringen dabei besonderePillProbleme.
Eine Abnahme der Flaumbildungtritt ferner ein - und damit kommen wir zum textilen Endprodukt -, wenn eine
möglichst dichte Wareneinstellung
gewähltwird. Diesekann
durch eine Steigerungder Zahl der Garnkreuzungspunkte
pro Warenflächeneinheiterzielt werden, wenn beispielsweisebei gleichemWarengewichtdie Feinheit der Garnezunimmt oder wenn bei konstanter Garnfeinheit die Fadenzahl pro Längeneinheitvergrößertwird.
BERICHTE
Folge
26
Anderseits besteht die Auffassung, da5 beim ‘Walkennur
Wollfasernan die Oberflächegelangen,wo sie sich verfilzen
und als Schutzschichtauf den synthetischenFaserndie Pillbildung verzögernl>2, Io, 17). Soweit feststellbar,wurden
solche Versuchemeist an Wollgewebenmit maximal 20 %
Polyamid- oder Polyestergehalt,aber verschiedendichter
Konstruktion, durchgeführt.Es scheint demnachso zu sein,
da5 beim Walken von locker eingestelltenWaren neben
Wolle auch synthetischeFasernan die Oberflächegelangen,
währendbei dicht konstruierten WarenausschließlichWollfasern zur Oberflächewandern.Abbildung 9 zeigt die von
Pressl) im Labor beobachtetePillbildung an zwei verschieden stark gewalktenTuchen.
Gewolktes
Tuchgewebe
Po4vesterIWolL-z
15/ER
Es ist verständlich,da5 daher auch das Spinnverfahrenvon
Bedeutungist. Kammgarne,mit ihren niedrigen Gesamttitern, erlaubendichtere und damit schwächerpillendeWarenkonstruktionen als die gröberenStreichgarne.Letztere
Pilldlchte und Wolkintensität
begünstigenzusätzlichnoch die Pillanfälligkeit, weil sie kürzereFasernenthaltenund schwächergedrehtsind als KammAbb. 9
garne.Auch bei der Bindungsartist die Anzahl der Garnkreuzungspunktewichtig. Ein tuchbindigesGewebe, mit
seinerkurzflottierendenBindung,pillt zum Beispielweniger Zuerst bilden sich Pills ausFasernder offenbar außenliegenals ein Gewebemit Köperbindung, das wenigerGamkreu- den Wollschicht, die bei weiterem Scheuemrasch wieder
verschwanden.Dann wurden mit abnehmenderDicke dieser
zungspunktepro Flächeneinheitaufweist(Abb. 8).
Schicht die darunter liegenden synthetischen Fasern zur
Pillbildung angeregt,welche bei einer normalenWalke aber
Gewebe ous 100% Polyester
weniger stark in Erscheinungtrat als bei einer leichten
10
Walke.
%
Als nächstesseien Chemikalienbetrachtet, soweit sie auf
f
l
die erste und zweite Pillstufe erkennbarenEinfluß ausüben.
In der Hauptsachekommen dafti Farbstoffe sowieWasch-,
Reinigungs-und Ausrüstungsmittelin Frage. ‘Vermindern
solche Stoffe die Reibungzwischenden Fasern,dann wirken sie als G leitmittel und vergrößerndie Pillneigung,verstärken sie die Faserreibung(was bis zum Verklebender Fasern führen kann), so wird die Neigungzum Pillen verminTouren [Anzahl1
dert. Hiezu einigeBeispiele:
Pilldichte
und Bindungsort
Nach B a i r d u.a.*) blieb der Färbeprozeßbei Nylon/
(Random-Tumblc-Pilllng-Tlster)
Wolle-Gewebenohne Wirkung auf die Pillneigung,solange
keine Seifenlösungbeteiligt war. War diesejedoch beim FärAbb. 8
ben anwesend,dann zeigten die gefärbten Waren stärkere
Pillneigung, weshalb die Autoren in der Seifenlösungein
Hinsichtlich des Einflussesder Walkeauf die Pillbildung be- G leitmittel vermuten.
stehenunterschiedlicheAnsichten. Einerseitswird die Mei- B e 1 1 e 1 i l”) machteeine entgegengesetzte
Beobachtung:
nung vertreten, da5 beim Walken von Mischgewebenaus Orlon@-Wirkware,
mit Marseillerseifeunter speziellenWaschWolle und synthetischenFaserndie Pillneigungzunimmt, und Trockenbedingungen
behandelt,pillte wenigerstark als
weil synthetischeFasern an die Warenoberflächegebracht vorher. Er fand, da5 sternförmig geformte,nicht auswaschund ihre Endenfreigelegtwerden8715, 16).
bare Seifenteilchendie Vertiefungen der Faseroberfläche
97
Folge 26
LENZINGER
BERICHTE
ausgeftit hatten und vermutete,daß die dadurchvergrößerte Kontaktfläche zwischenden Faserndiesebesseraneinander haften ließ. Hielt er die erwähntenWasch-und Trockenbedingungennicht ein, dann konnte er keine Pillreduktion
finden und die Seifenteilchen hatten andere Form und
Größe.
Auch Ausrüstungsmittelkönnen verschiedeneWirkung zeigen. Wasserabweisende
Ausrüstungensind im allgemeinen
Fasergleitmittel und können die Pillneigung verstärken.
Knitterfestausrüstungensind meist harzhaltig, verkleben
also die Fasern und bewirken daher eine Verringerung
der Pillneigung.Aus dieser Erfahrung herauswurden pillreduzierendeAusrüstungsmittelentwickelt, wie zum Beispiel Polyvinylazetat*312, l*). Damit sie ihre Wirkung behalten, müssendieseallerdingswasch-und reinigungsbeständig sein. Sie dürfen ferner Farbeund Griff einer Warenicht
nachteilig beeinflussen.Da dieseForderungennicht immer
gewährleistetsind, sollten solche Nachbehandlungenzur
Verringerungder Pillneigungstets nur als Notbehelf betrachtet werden.
Nach den Chemikaliensei schließlich noch die Wärmeerwähnt. Durch ihre Einwirkung werden Spannungenin der
thermoplastischenFaserausgeglichen,
die Lageder Faserberuhigt und so ihre Eindrehungftiert. Es ist demnacheine
Reduktion der Pillanftigkeit zu erwarten,was auch beobachtet wird. Wird einem Gewebebeim Fixieren zusätzlich
zu schrumpfenerlaubt, so werdendie Fasernnoch fester im
Gewebeeingebunden.Nach Untersuchungenvon Bache14)
war dieserEffekt besondersausgeprägtbei Anwendungvon
Polyester-Hochschrumpffasem
in einem Mischgewebemit
Wolle.
Nlovember
1968
kannten Vorgängehelfen die Pillbildung wesentlich zu vermindern, zumindestbei dicht eingestelltenMaterialien.Wir
alle wissen,daß ungeschorene
Warenmehr Pillen als gespitzte oder sogarkahl geschorene.Bei vielen Strickwaren, die
wegen der beabsichtigtenWarenstrukturlocker eingestellt
werden,ist ein Scherenoder Sengenjedoch nicht möglich.
Da hier auch stärkereGarndrehungenund faserverklebende
Ausrüstungennicht anwendbarsind, bleibt zur Verminderung der Pillneigungnur die Verwendungvon Fasern,die zu
einemraschenPillabbruchführen.
Fassenwir zusammen:Zur Verminderungder Pillanffligkeit können folgendeMaßnahmendienen:
Anwendung
Bei
Langem
Stapel
starkem
Titer
rauher
Oberfldche
germger
Begebestandlgkelt
FWW
(,,eh. ~<I,e,ortu P~UC.W~~‘I
starkerDrehung
verzwrnung
Garn
Twtiles
von
Endprodukt
Mannahmen
groffer FadenPurzflottlerendcn
und Maschendichte
Gewebebmdu’3gen
~ix~erprozess
(bei Verwendung
Fasern)
EIursten
Scheren/
und
zur Reduktion
thermoplastlscher
Sengen
der Pitlneigung
Abb. 10
Schliefilich ist noch als MaßnahmescheinbarerReduktion
der Pillanfälligkeit die Anwendung solcher ,Qoffmuster zu
nennen, die eventuell gebildete Pills nur wenig in ErscheiWärmezufuhrunter Druck, wie es beim Bügelnund Prägen nung treten lassen.
geschieht,vermindert ebenfalls die Pillneigung,da die Fasern fest an die Oberflächegepreßtwerden8).AuchDämp- Faserart und Pillneigung
fen scheint pillreduzierendzu wirken. BellelilO) fand, daß Die dritte Pillstufe, der Pillabbruch, sei gesondertbetrachFasernausPolyäthylenterephthalatin 120°Chetiem, gesät- tet, da sie speziell das.Fasermaterialanspricht und erst in
tigtem Dampf oberflächlich,,verändert” wurden, wodurch zweiter Linie die mehr konstruktiven .und verarbeitungsdie Reibung zwischen den Fasernzu- und die Pillbildung technischenMaßnahmen,die soebenbesproch.en
wurden.
abnahm.
Bei denbisherigenBetrachtungenhabenwir noch einen FakSchließlichsei noch dasSengenerwähnt. SchmelzbareOber- tor außeracht gelassen,der nicht minder fti dasPillverhalflächenfasernwerden, soweit sie abstehen,zu Kügelchen ten einer textilen Ware wesentlichist, nämlich die Zusamverschmolzenund, sofern sie das nicht tun, leicht zusam- mensetzungder Garne. Soll eine Faserverwendetwerden,
mengesintert,wodurch ein Heraustretenweiterer Fasernaus deren Eigenschafteneine starkePillneigungelwarten lassen,
der Oberflächevermiedenwird und damit die Pillneigung so kann diese auch dadurch gemindert werden, daß man
abnimmtlg).
eine solche Faseranteilmäßigin geringerMengedem Garn
Wendenwir uns nun der zweiten Phaseder Pillbildung zu. zumischt. Durch SenkungdiesesFaseranteilswird beispielsUm zu vermeiden,daß Flaumfasernvon ausreichenderLän- weise bei Polyamidfasernder gewünschteWareneffekt erum dessentwillendie stark
ge und Konzentrationsich zu Pills verschlingen,könnte man zielt (z.B. Scheuerbeständigkeit),
zum
Pillen
neigende
Faser
zugegeben
wurde, nicht dagegen
daran denken, die Flaumfaserneinfach abzuschneiden.Da
bei
Polyester
(z.B.
Formbeständigkeit).
das Scheuermittelaber neue Fasernaus dem Garnverband
herauszieht,muß mehr getan werden.Das geschiehtin der Hier bleibt keine andereWahl, als dieseFaser1u1 ausreichend
Praxis so, daß man die Wirkung desScheuermittelsvorweg- großerMengedem Garn zuzusetzen.Dann aber ist die Pillnimmt und sämtlicheausihrer Verankerungleicht zu lösen- neigung der daraushergestelltenWaren nur so zu verhinden Fasern an ihrem einen Ende durch Bürsten der Ware dern, daß das Garn hochgezwirntund die Wauekahl ausgeherauszieht.Erst dann werden die Faserendenabgeschnit- rüstet wird. Der Streichgarn-und Wirkwarensektorbleibt
ten bzw. abgeschmolzen.
Diese als Scherenund Sengenbe- solchenFaserndagegenverschlossen.
98
November
1968
LENZINGER
BERICHTE
Folge
26
Darum war die Faserindustriebestrebt,synthetischeFasern
Titer
. l,3 dtcx
zu entwickeln, die unter möglichsterBeibehaltungder wünl 2.0
"
schenswertenEigenschaften(wie Knitterfreiheit und Pflege. 3.3 "
0 L.0
leichtigkeit) auch für lockere, flauschige Artikel geeignet
,LA
"
J57
~
sind.. Die Möglichkeit hiezu bot die Steuerungder Faser0 b.6 "
eigenschaften,welche den Pillabbruch und damit die Lebensdauerder Pills beeinflussen.
Trotz starker Pillneigungwird nämlich ein Artikel weniger
pillend erscheinen,wenn die Pills, kaum daß sie entstanden
sind, auch schon abbrechen.Der Zeitpunkt, wann ein Pill
abreißt, beruht ausschLiei3lich
auf der verwendetenFaseri
art und keineswegsauf den vielen anderen,die Pillneigung
Kntckbruchzohl
und Einzelfaserbelastung
--fz
beeinflussendenFaktoren. Er ist, wie beim Mechanismus
der Pillbildungschonbesprochen,in der Hauptsachevon der
Abb. 12
Biegebeständigkeit
cflex life) einer synthetischenFaser,wenigervon ihrer Reißfestigkeitabhängig.Die Prüfungder letzteren ist bekannt, die Prüfungder Biegebeständigkeitwird Ferner wurde fti Fasernmit kreisformigemQuerschnittdie
Knickbruchzahl innerhalb der Meßgenauigkeitunabhangig
wie folgt durchgeführt(Abb. 11):
vom Titer gefunden,wenn dieserals einzigevariierteGröße
zwischen 1 und 6 dtex lag, und wenn die Faserbelastung
auf die Faserfeinheitbezogenwurde. DiesesErgebnisist
deshalb wichtig, weil es dadurch möglich ist, unabhängig
vom Titer die Fasernhinsichtlich ihrer Knickbruchzahlen
miteinanderzu vergleichen.Wir tun dasbei einer Faserbela5
stung von 0,45 p/dtex (0,5 p/den), weil bei dies.erBelastung
die bisher geprüften Fasern die deutlichsten IJnterschiede
untereinanderzeigten und die Prüfungin einer vertretbaren
Zeit durchgeführtwerdenkann. Außerdemhabenwir gefunden, daß die Rangfolgeder bei dieserBelastungermittelten
Gerot
Prinzip
Knickbruchzahlen fir die bisher untersuchtenFasern die
ATA-T
gleichewar wie die desPillabbruchverhaltens
der darausherDrohtknickscheuergerot
34l1968 /
gestelltenWaren.
Abb. 11
Mit der genanntenPrüfmethodesind wir in der Lage,bereits
an der Faserdie an der Ware zu erwartendePillneigungabEs wurde ein Gerät gebaut,bei dem die zu prüfendeEinzel- zuschätzen,ohne auf die Herstellungdes textilen Endprofaser dadurchdauerndgeknickt und wieder geradegerichtet duktes warten zu müssen.So ist es möglich, ausneuartigen
wird, daf3sie über einen dünnenMetalldraht in einem spit- oder modifizierten Fasernbereitsjene auszuwählen,welche
em raschesAbzen Winkel bis zum Bruch hin- und hergezogenwird2O).Die auf Grund ihrer niedrigenBiegebeständigkeit
Faserwird dabei durch ein Gewicht gespanntgehalten.Die brechender Pills versprechen.SolcheFasernkönnen dann in
Anzahl der Knickungen, das heißt die Zahl der Hin- und der textilen Ware wesentlichlockerer eingebundensein als
bevor die Gefahr einer
Herbewegungenbis zum Bruch der Faser, wird als Knick- Fasernmit hoher Biegebeständigkeit,
Pillbildung
entsteht.
bruchzahlbezeichnetund als Maß für die Knickbruch- oder
Biegebeständigkeit
betrachtet.
Modifizierte synthetischeFasern waren es dann auch, die
Wir sind unsdabeibewußt,daß der Apparat eine scheuemde wegen ihrer geringen Biegebeständigkeitden Wirk- und
Biegeprüfungdurchführt. Vergleichsversuche
mit einemGe- Strickwarensektoreroberten. Sie werden solcherart hergerät, das eine reine Biegebeanspruchung
der Fasernermög- stellt, daß man das Faserrohmaterialbis zu einem weniger
lichte, haben jedoch gezeigt, daß mit beiden Geräten die hohen Molekulargewicht polymerisiert, durch Einbau beRangordnung der an verschiedenenFasern gefundenen sondererReaktionspartnerdie Kettenbildung stört oder die
Knickbruchzahlendie gleichewar. Wenn wir trotzdem auf Weiterverarbeitungdes ersponnenenund noch unverstreckdie Anwendung dieses,,echten”Biegeprüfersverzichteten, ten Fadensändert.
dann insbesonderedeshalb,weil wir bei diesemdie Streu- Der Vollständigkeit halber seien noch die Naßveredlungsung der Meßwertewesentlichgrößerfandenals bei dem be- verfahrenerwähnt, die bei synthetischenFasernan KammschriebenensogenanntenDrahtknickscheuergerät,das auch zug, Garn oder textilem Endprodukt angewendetwerden
noch den Vorteil der einfacherenBedienunghat. DiesesGe- können. Beispielsweisekann durch Behandlungvon Polyrät erlaubt die gleichzeitigePrüfungvon 25 Einzelfasern.
esterfasernmit Polyglykolderivaten21)oder AmmoniakWie zu erwarten,nimmt für eine Faserdie Knickbruchzahl lösung18y22) in der Hitze eine merkliche Reduktion der
mit zunehmenderFaserbelastung
ab (Abb. 12).
Pitlanfalligkeiterzielt werden.
99
Folge26
LENZINGER
Diese Verfahren erfordern allerdingsdie Einhaltung streng
kontrollierbarer Arbeitsbedingungen,
um den Eingriff in die
Faserstruktur durch die erwähnten Chemikaliennicht zu
einer unerwünschtenFaserschädigung
werden zu lassen.Sie
finden heute keine Anwendungmehr.
Zur Vervollständigungder Liste in Abbildung 10 über die
Maßnahmenzur Herabsetzungder Pillneigunghaben wir
also noch einen wesentlichenPunkt hinzuzufigen, nämlich
die Anwendunggeeignetmodifuierter synthetischerFasern
mit geringer Biegebeständigkeit.Ausdrücklich sei aber an
dieserStelle darauf hingewiesen,daß sämtlicheder genannten Maßnahmen,auch wenn sie die Pillneigungeiner Ware
herabsetzen,andere Eigenschaften(wie Griff, Knitterneigung usw.) recht nachteilig beeinflussenkönnen. Daher
kommt es bei der Warenkonstruktion immer auf ein sorgfaltiges Abwägen der einzelnen Einflußgrößengegeneinander an, um den gewünschtenWarenausfallzu erzielen.
Die Pilkurve
Nachdemwir denMechanismusder Pillbildungund die Maßnahmen zu ihrer Vermeidung besprochenhaben, sei der
zeitliche Ablauf des Pillvorgangsschematischfur einige typische Fälle dargestellt. Abbildung 13 zeigt solche ,,PiZZkurven” in Abhängigkeitder Pillzahl pro Flächeneinheitvon
der Zeit.
BERICHTE
November
1968
thalat mit dem üblichen Molekulargewicht,rein oder in Mischungmit Wolle, zeigenPillverhalten,die der Kurve 4 entsprechen.
Die Pillabbruchtendenzkann aber, wie wir wissen, erheblich gesteigertwerden, wenn geeignetmodifizierte synthetische Fasernzur Anwendungkommen. Die Kurven 5 und 6
repräsentierendas Pillverhaltenvon Warenaus solchen Fasern, wobei für die Kurve 6 die Pillabbruchtendenzbereits
so groß ist, daß die maximal mögliche Pilldichte zusätzlich
eine merkliche Reduktion erfahren hat. Waren,die diesen
Kurvenverlauf zeigen,können schon als pillarm bezeichnet
werden.
Mit weiter steigenderPillabbruchtendenzkann über Kurve 7
schließlichwieder Kurve 1 erreicht werden.Hier ist der Fall
denkbar, da.8gebildeteFlaumfasernbereits abbrechenoder
abgescheuertwerden, bevor sie Pills bilden kennen. Waren
aus Wolle und Azetatfasern hegen in diesem Bereich und
können bei derartigem Kurvenverlauf als pmktisch nicht
pillend angesehenwerden.
Die Bestimmung des Pillgrades
Um die Pillkurve darstellenzu können, muß eine Maßzahl
für die Pillanfalligkeit gefundenwerden. Leider läßt sich der
Pillzustandeiner Warenicht wie eine genaudef’miertephysikalische Größe messen,da die Pius in Form und Größe
keine eindeutigbegrenztenGebilde darstellen,sondern-je
nach Faserart,Warenkonstruktion,Art und Dauer der Scheuerbeanspruchung- verschiedensind. Es gibt kleine und groBe, runde und längliche,harte und weiche,sch.arfbegrenzte
und im Umriß verschwommene,lockere PiBs neben AufrauhungenverschiedenerArt. Daher wurde meinesWissens
auch noch keine Methodegefunden,die eine eindeutigeBestimmung desPillzustandsgestattet.
Vielfach wird die Pilldichte, das heißt die Zahl der Pills pro
Flächeneinheit.bestimmt. Durch die gleicheBewertungvon
Pills verschiedenerForm und Größe, wie sie oft nebeneinanTypische
Pillkurvcn
der vorkommen, wird aber der Gesamteindruck,den die gepillte Ware bietet, nicht berücksichtigt. Beispielsweisewirken bei gleicherPilldichte große Pills viel störenderals kleiAbb. 13
ne. Außerdem ist dasAuszählender Pills mühsam,weil kleine
neben groBen Pills übersehenwerden können und eine
Kurve 1 ist repräsentativfür eine nichtpillende Ware, wie
Entscheidung,
ob es sich um Faserverschhngungen
oder um
beispielsweiseeinem strapazierfähigen,hochgezwirntenund
Pills
handelt,
nicht
immer
leicht
zu
treffen
ist.
Diese
Metho
kahl ausgerüstetenKammgarnstoff. Bei diesemerzeugt die
de
ist
daher
nur
auf
Stoffe
anwendbar,
die
sich
in
Form
und
Scheuerbeanspruchung
kaum Flaumfasern,wodurch - wie
Größe
der
Pills
nicht
unterscheiden.
wir wissen- die Vorbedingungzum Pillen überhauptfehlt.
Kurve 2 zeigt eine langsameinsetzendePillbildung, sodaß Es wurde auch versucht, die Pills nach einer gewissenZeit
Waren,für die dieseKurve gilt, für längereTragedauer,min- abzuschneidenund zu wiegen. Neben dem beachtlichen
destensaber tir saisonbedingtenEinsatz geeignetsein dürf- Aufwand an Zeit, die dieseMaßnahmeerfordert, kann die
ten. Dicht gewebteund geschoreneStoffe, bei denen sich Pillbildung am selbenMuster zeitlich nicht einwandfreiverFlaumfasern nur langsambilden, können eine solche Pill- folgt werden,da die Pills zwecks Wägungimmer wieder vom
kurve zeigen;ferner Stoffe, bei denen trotz rasch erfolgen- Stoff getrennt werdenmüssen.
der Bildung von Flaumfaserndiesenur wenig Neigungzum Ferner werden bei gleichem Gewicht PiUs verschiedener
Dichte unterschiedlichevisuelleEindruckehervorrufen.
Verknäuelnzeigen.
Die Kurven 3 und 4 stellenstark pillende Warendar, bei de- Auch der Vergleich mit sogenanntenStandards wird genen die gebildetenPills entwedernicht (Kurve 3) oder nur wählt. Stoffmuster werden verschiedenlange,,gepiZlt “, die
langsamabbrechen(Kurve 4). Stoffe ausPolyäthylentereph- entstandenenPills, wenn nötig, angefärbtund danachdiese
100
November
LENZINGER
1968
Muster photographiert oder im Original beibehalten.Den
einzelnenStandards,welche die verschiedenstark ,,vepilZten” Stoffe repräsentieren,werden dann Pillgradezugeordnet, die in Zahlen ausgedrücktwerden.Der Nachteil dieser
Methodeliegt darin, daß für jede StoffklasseneueStandards
erstellt werden müssen,weil nur die Pills einer Stoffklasse
miteinandervergleichbarsind. WerdenallerdingsStoffe derselben Art immer wieder geprüft, dann erleichtern Standards die Pillbildung ungemein.Wir wendendeshalbdiese
Methode für solche Stoffe an, die zwecks Warenzeichenfreigabeauf einem bestimmtenPilltester der Prüfungunterworfen werden.
Eine weitere MethodebeschreibtdenjeweiligenPillzustand
einerWareund erfaßt Ausbildungund Veränderungder Pills
bis zur maximalenPillanfälligkeit deszu prüfendenMusters
in acht textlieh definiertenBewertungsstufen:
Bcschreibung-
PitlaroQ
1
1
1
i
aufgerauht.
wolkig.
flusig.
narbig.
faserig
tellweise
noch flusig
vereinzelte
unreife Pills,
flommige Foserverschlingungen
stark
wolkig,
vermehrt
leicht
Verpellt.
Pillform
verpillt,
stark
Pellform
verpillt.
unreif
Pellform
unreife
teils
Pills
flommlg.
teils
BERICHTE
Folge
26
Die bisher geschildertenMethoden sind mehr oder weniger
subjektiv. Das gilt auch für die Pillauszähl- und -wägemethode, da die Pills erst als solcheerkannt wer’denmüssen,
bevor man sie zählen oder zwecks Wägungabschneiden
kann. Verständlicherweisewird bei diesen Methoden eine
farblich und reliefartig gemusterteWarenoberflächebesonders stören, da man sie fti die Pillgradbestimmungnicht
abstrahierenkann.
Nun sind neuerdingsdrei Methodenbekannt geworden,die
die Pillanftigkeit rein objektiv zu bestimmensuchen.
JapanischeForscher24)arbeiten mit optischen Verfahren
unter Verwendungvon Photozellen.In einem Falle wird die
Lichtmenge gemessen,die durch die zu prüfende Probe
geht, im anderenFalle empfängt die PhotozelleLicht, das
parallel zur Probenoberflächeund umnitte1ba.rüber diese
hinweggeht, soweit es nicht von gebildeten Pills zurückgehaltenwird. K u c i n g i s 25) tastet die Pills mit Lamellen ab, die über die Probe gleiten, und zeichnet über Dehnungsmeßstreifen,
die auf den Lamellenangebrachtsind, die
Abmessungender Pills auf.
Wir können zu diesenMethodenzur Zeit keine Stellungnehmen, da wir noch keine Gelegenheithatten, sie zu erproben.
unreif
Die Laborgeräte
bis reif
überwiegend
reif
Wendenwir uns nunmehr den im Labor angewandtenVerfahren zu. Allgemein wird von der Pillprüfungim Labor gefordert, daß die erzeugtenPills in Form, Größeund HäufigATA-l
Reutlmger
Plllgrode
(RPG)
keit
annäherndder Praxis entsprechen.Ferner muß die La26A9E4
borprüfung, da sie das Ergebnisdes Trageversuchs
vorwegAbb. 14
nehmensoll, rascherfolgen,was eine andere,meist stärkere
Beanspruchungder Ware bedingt, als sie in der Praxis erfolgt.
Im Prinzip wird das durch Reiben der zu prüfenden
DieseMethodevon R u o f wurde von den DeutschenForWare
an
einem milden Scheuermittelunter geringemDruck
schungsinstitutenfür Textilindustrie in Reutlingen vorgeund
in
mehreren
Richtungenerreicht. Dabei sinidzu beriickschlagenund ist allgemein als ,,ReutZinger Methode” besichtigen:
kannt23J.Ihr Nachteil besteht darin, daß sie wohl die Bildung der Pills berücksichtigt,nicht aber nach Durchschrei- 1. Die Fläche der zu prüfendenProbe soll mösglichstgroß
sein (mindestens50 cm’), um lokale Unterschiedein der
ten der maximalenPillanfälligkeit derenVerschwinden.HinOberflächenbeschaffenheit
der Ware auszuschließen
und
sichtlich ihres Aussehensdurchlaufen die Pills nach übereinen
guten
Gesamteindruck
von
der
Warenoberfläche
schreitendes Pillmaximumsnämlich nicht mehr die jeweilizu vermitteln.
gen Bewertungsstufenin umgekehrterReihenfolge,da die
Zahl der gebildetenPills mit der Zeit abnimmt, ohne daß 2. Die Probe soll möglichst spannungslosoder bei kontrolsie sich dabeiin ihrer Form noch wesentlichverändern.
lierbarer geringstmöglicherSpannunggeprüft werden,da
starkes Spannendie Faserfester einbindet und dadurch
berner ist die Bestimmungdes Pillgradesbei mittleren BegeringerePillneigung vortäuscht. Man versucht dieser
wertungsstufennicht leicht, da für diese Stufen die BeForderung dadurch gerecht zu werden, indem man beischreibungmeines Erachtens nicht ausreichendeindeutig
spielsweisedie Probe auf weicher, elastischerUnterlage
ist. Trotzdem wendenwir die ReutlingerMethode an, weil
in einem benadeltenAufspannrahmenZ@
hält oder ihr
wir finden, daß sie für alle bisher geprüftenStoffmuster in
mittels
eines
Luftkissens
bestimmten
Druckes
eine bekurzer Zeit den Pillgrad zu ermitteln gestattet und wenig
stimmte
Spannung
erteilt23).
von der Persondes Prüfers abhängt.Die Bewertungeiner
Ware nach Durchschreitender maximalen Pillanfälligkeit 3. Der Anpreßdruck des Scheuermittelsgegen die Probe
bereitet dabei keine allzu großeMühe, da es sich hier - wie
soll
möglichst niedrig gehaltenwerden, um eine praxisgesagt- fast ausschließlichum eine Abnahmeder Pilldichte
ähnliche,milde Scheuerwirkungzu erreichen.Bei vielen
handelt und so der Pillgrad sinngemäßin die acht BewerVerfahren wird der Anpreßdruck auf denjeweiligenWatungsstufeneingeordnetwerdenkann. Eine verläßlichePrürenaufbauabgestimmtund liegt im allgemeinenzwischen
ferin kann den Pillzustandauf kO,SBewertungsstufengenau
0 und 50 p/cm223, 27, 28). H e i d e c k :29) schließt
bestimmen.
nicht aus, daß es einen kritischen Anpreßdruck gibt,
morimol verpillt.
rclfe kugelige
groupellge
Oberflache
Pellform.
101
Folge 26
LENZINGER
BERICHTE
oberhalbund unterhalbdessenüberhauptkeine Pills entstehenkönnen.
Ist das Scheuermittelaus dem gleichenMaterial wie die
Probe,also dehnbar,so ist zusätzlichdessenVorspannung
fir die Pillbildung von Bedeutung.Beispielsweise
fanden
wir, je nachdem, ob Weichgummioder Schaumgummi
dem scheuemdenStoff als Unterlagegedienthatte, unterschiedlichePillergebnisse.
4. Das Scheuermittelsoll möglichstabriebfestseinund eine
stets gleichbleibendeOberflächenrauhigkeitbesitzen,um
die Scheuerbedingungen
während der Prüfungkonstant
zu halten und die Prüfung reproduzierbardurchführen
zu können. Ersatz des Scheuermittelswährendder Prüfung und Vergleichsmessungen
in Standardwarensind daher meist nicht zu umgehen.Leider sind die zur Anwendung kommendenScheuermittelfür fast jedesVerfahren
verschieden.
5. Hinsichtlich der Relativbewegungzwischen Probe und
Scheuermittelherrscht allgemeindie Auffassung,daß sie
irgendeinerKurve eherals einer Geradenfolgen sollte2g),
um ein Verknäueln der Flaumfasernleicht zu ermöglichen. D ö r r e r und Ku t s c h e 27) beispielsweise
wendenbei ihrem Gerät - in Analogie zur Scheuerbewegungder Arme auf dem Jackett - elliptischeKurven an.
6. Die Geschwindigkeitder Relativbewegungsoll so groß
sein, daß der Pilltest rasch beendet ist, eine Pillkurve
abernoch aufgenommenwerdenkann.
7. Wenn möglich, soll die Warevor und nach einerWäsche
oder Chemischreinigung
geprüft werden,da irgendwelche
Ausrüstungenbeachtlichen Einfluß auf die Pillbildung
ausübenkönnen, wie wir sahen.Fernersoll die Probeausreichend.lange
(24 Stunden)in einer Standardatmosphäre
konditioniert werden, um Spannungeninnerhalb der
Wareauszugleichen30).
Je nachdem,wie dieseFaktoren zur Anwendungkommen,
existierenverschiedeneVerfahren,die sich nach S c h i c k h a r d t 2*) in zwei Gruppeneinteilenlassen:
1. Verfahrenmit fest eingespannterProbeund zwangsläufiger BewegungdieserProbenach Art der Scheuerpriifung.
Diese Verfahrenlassensich wieder unterteilen in solche
mit vorhergehendemAufrauhen der Probe durch einen
stark wirkendenReibkörper(BürsteausPolyamidborsten
oder Roßhaar,geriffelte Polyamidscheibe)und anschließendemScheuemmit einemmilden Reibkörper(gleicher
Stoff, Baumwallnessel,Zellulose- oder Polyurethanschwamm,PVC-Schaumstoff,
Segeltuch,Schneiderleinen)
und solche, die ausschließlichmit einem milden Reibkörper arbeiten. Waren dichter Einstellung werden oft
einem vorhergehenden
Aufrauhprozeßunterworfen, um
die Pillbildung zu beschleunigen,Warenlockerer Einstellung dagegenohneAufrauhen geprüft.
11.Verfahren,bei der die Probein einemGehäusefreie Taumelbewegungenausführt. Da hier mehrereProben zur
Anwendung gelangen,scheuernsie sich aneinander,zusätzlich aber auch an milden Scheuermitteln(Gummi,
102
November
1968
Kork), die sich ebenfallsim Gehäusebefinden.
In Abbildung 15a, b und c werden einige Labormethoden
gezeigt,die dieseVerfahrenrepräsentieren.
Verfahren
mit zwei Scheuerbehandlungen
-~-
Abb. 15a
I I 1
Verfahren
mit einer Scheuerbehandlung
Abb. 15b
Houptbehondlung
‘Vorbehandlung
Prüfvwtohrcn
Anordnung
TA-1
Taumelverfahren
t
l961
Abb. 1%
Beim Brush- and Sponge-Teste& jl) sowiebei der Methode nach Dörrer-Kutschefür Gewebe271werden die eingespannten Waren vorerst aufgerauht und dann mit einem
milden Scheuermittelgerieben.Der AppearanceRetention-
November
1968
LENZINGER
BERICHTE
Folge
26
Testersl) und dasScheuergerätnach H a u s e r 32) rauhen 18 cm Länge und 32 mm Außendurchmesseraufgezogen
die eingespannteWare vor der eigentlichenPillprüfung da- und in dem Kasten, der mit 60 U/min um (einezentrale
gegennicht auf. EbenfallsohneVorbehandlungarbeitender Achserotiert, mehrereStundengetaumelt(Abb. 17a).
Random-Tumble-Pilling-Tester31)
und der ICI-TesterS3),die
meinesWissenseinzigenVertreter desTaumelverfahrens.
Geräte,mit denenwir unsereErfahrungensammelten,sind
das Scheuergerätnach Hauser,der ICI-Tester und der Random-Tumble-Pilling-Tester;
alle mehr oder wenigermodifiziert, weshalb ich auf diese Apparate näher eingehen
möchte.
Beim Scheuergerätnach Hauser32)wird die Wareüber zwei
runde Scheibengespannt,die mit einem bestimmten einstellbarenGewicht aufeinanderliegen.Der Probe kann zub) modafwert
0) Orlgmal
sätzlich mittels eines Luftpolsters eine bestimmteVorspannungerteilt werden(Abb. 16a).
Der ICI Pilling - Tester
--jzj
Beide Scheiben fuhren hin- und hergehendeBewegungen
mit gleicher Frequenz und Amplitude, aber mit geringer
Abb. 17
Phasenverschiebung
und in senkrechtzueinanderliegenden
Richtungen aus. Dabei beschreibtjeder Punkt der einen
Scheibeeinen Kreis auf der anderenScheibe,sodaßbeim Wir haben diese Anordnung geändert,weil si’ch die SpanReibenvon Stoff auf Stoff eine aus der Probeherausragen- nung, mit der die Proben auf den Gummischläuchenaufliede Faser im Schnittpunkt vieler Kreisbögenliegt, weshalb gen, nicht immer reproduzierbareinstellenlieISund wir die
Pills nicht immer gleichmäßigüber die Stoffprobe verteilt
sie nach allen Richtungengebogenwird (Abb. 16b).
vorfanden34).
Die sich bildendenPills haben daher nicht die in der Praxis
meist übliche Form einer Kugel, sonderndie einer Spindel, Bei unsererBauartist der Kastenin acht ebenfallsmit Kork
die an ihrem einen Ende mit dem Gewebeverbundenist. ausgelegte,gleichgroßeKammern unterteilt, und in jede
Wir habendeshalbFrequenzund Amplitude der einenSchei- Kammer werden eine Stoffprobe und zwei Weichgummibe geändert.Ein Punkt der einenScheibebeschreibtauf der schläuchevon 40 mm Länge, 35 mm Außendurchmesser
anderennunmehr abwechselndund in verschiedenenRich- und 5 mm Wandstärke(Shore-HärteA 55) gelegt.Die Stofftungen von der Geradenzur Ellipsesich wandelndeKurven probe besteht aus zwei 7 mal 7 cm großenGewebestücken,
die - aufeinandergelegt
- an ihren Rändernso zusammengegemäßAbbildung 16~.
näht
sind,
daß
eine
rechte
und einelinke Gewebeseitenach
Die erhaltenenPills werden dadurchkugeliger,also der Praaußen
zeigen.
Zwischen
den
zusammengenähten
Gewebexis mehr angeglichen.Im übrigen wenden wir bei unseren
stücken
befindet
sich
eine
1
mm
dicke,
5
mal
5
cm
große
Pillversuchendie von den DeutschenForschungsinstituten
Weichgummiplatte,
die
verhindert,
daß
sich
die
Stoffproben
für Textilindustrie erarbeiteteVorschriftz3) an.
beim Taumelnzusammenrollen.
Durch diese Modifizierung des Testerswar es möglich, die
Probenin kürzererZeit vorzubereitenund eine gleichmäßige
Verteilung der Pills auf der Probenoberfläche.zu erreichen.
Die Pills selbst entstehendurch Reiben der Stoffproben an
den Gummischläuchenund dem Korkbelag der Kammern
(Abb.
17b).
b) Original
Beim Random-Tumble-Pilling-Tester31j
werden drei 11 mal
11 cm grofie Gewebestückedurch eine Art Stabrührermit
horizontaler Achse mit 1200 U/min in einemhorizontal liegendenZylinder herumgewirbelt.Dadurch reiben sich die
Stoffmuster aneinanderund an der Zylinderinnenwand,die
c) modifiziert
a) Gerat
mit Gummi definierter Oberflächenrauhigkeitbelegtist. Da
ATA-T
es vorkommenkann, daß die Stoffmuster an die ebenenZyScheuergerd
noch Houser
3211968
linderbegrenzungsflächen
geschleudertwerden. wo sie dann
liegen bleiben und vom Stabrührernicht mehr mitgenomAbb. 16
men werden, habenwir dessenbeide Querstäbeauf vier erDer ICI-Tester33)besteht aus einemwürfelförmigenKasten höht (Abb. 18).
von 23 cm Kantenlängeund 1 cm Wandstärke,der innen Ferner fanden wir, daß besondersleichte und besonders
mit einer 3 mm dicken Korkschicht ausgekleidetist. Die schwereStoffe gegendie Zylinderwand gepreßtund nicht
Stoffproben werden auf vier Gummischlauchstücke
von je mehr mitgenommenwerden. Um daszu vermeiden,werden
Relativbewegung
103
LENZINGER
Folge 26
BERICHTE
November
1968
Labor und Praxis
‘rr
Rondom - TumblcPilling-
Tester
ATA-T
XUIQ~B
Abb. 18
sehr leichte Stoffe doppelt aufeinandergelegtund über
Kreuz vernäht, währendbesondersschwereStoffe einenAbnäher erhalten, der fti den Stabrührer ein Hindernis darstellt, wodurch die Probewieder mitgenommenwird.
Lassen Sie mich nun noch kurz die Pillkurven erwähnen,
die mit diesenGeräten erhaltenwerden.Wir wissen,daß im
allgemeinendie Pilldichte mit der Zeit ansteigt und nach
Durchschreiten eines Maximums wieder auf den Wert Null
absinkt. Dieser Befund konnte im Labor mit jedem der drei
genanntenGeräte bestätigt werden. Man muß nur langegenug prüfen, und die auf der Probe entstandenenPills verschwindenwieder vollständig.
Natürlich ergebensich dabeije nach Pillgerät und Gewebe
verschieden lange Prüfzeiten. So benötigt der RandomTumble-Pilling-Testermit 1200 U/min nur einen Bruchteil
der Zeit, die der ICI-Tester und das Hauser-Gerätmit 60 bis
70 U/min benötigen.Das bedeutetjedoch nicht, daß die im
Random-Tumble-Pilling-Tester
erhalteneKurve, die im Verhältnis 1200 : 70 komprimierte Form der beispielsweisemit
dem Hauser-Gerätermittelten Kurve darstellenmuß. Dafür
sind die Geräte in ihrer Wirkungsweise zu verschieden.
Selbstim gleichenTesterkönnen bei verschiedenenScheuergeschwindigkeitennur qualitativ ähnliche Kurven erhalten
werden, wie einer Arbeit von T s u j i m o t o und M o t o j i für den Random-Tumble-Pilling-Tester
zu entnehmen
ist35).
Wenn fti eine Ware beispielsweisebei 1200 U/min dasPillmaximum bei einer Stunde lag, wurde es bei 400 U/min
nicht in der dreifachen Zeit, also nach drei Stunden, sondern erst nach viereinhalb Stunden erreicht. DiesesVerhalten ist verständlich, da die Stoffe bei verschiedenenGeschwindigkeitenverschiedenartigbeanspruchtwerden.
104
Ist die Pillkurve im Labor ermittelt, so tritt dis Fragenach
ihrer Bedeutungfür die Praxis in den Vordergrund. Insbesondereinteressierendabeidrei Fragen:
Wie muß die Pillkurve aussehen,damit eine Ware beim
Tragennicht pillt?
Bei welcher Pilldichte gilt eine Ware in der Praxis als
nicht mehr tragbar?
Wie kann aus der Prüfdauerim Labor auf die in der Praxis zu erwartendeTragedauergeschlossenwerden?
Ganz allgemein läßt sich sagen,daß umfangreichePraxiserfahrungenvorliegen müssen,um aus der im Labor ermittelten Pillkurve das Verhalten einer Ware im G’ebrauchvoraussagenzu können. Ohne Praxisergebnisse
ist die Interpretation der Pillkurve in vielen Fallen ein Wagnis..Ich möchte
Ihnen dazu nun einige unserer Erfahrungen mitteilen, die
wir mit den soeben beschriebenenLaborgerätenerhalten
haben.
Wendenwir uns der ersten Frage nach dem Laborbefund
fti in der Praxis nicht pillende Ware zu. Die Pilllcurve ist wie wir sahen- sowohl eine Funktion der Arbeitsweisedes
Gerätes als auch eine Funktion der Art des verwendeten
Scheuermittels.Man kann Gerätebauen,bei denenTextilien
zum Pillen gebracht werden, die in der Praxis auch bei längerer Tragedauerkeine Pills zeigenl), und es kiinnen Apparate gebautwerden, die im Gegensatzzur Praxis eine Ware
trotz scheuemderBeanspruchungnicht Pillen lassen.
Nach unseren Erfahrungen wird die Ware bei der Laborprüfung fast immer etwas härter beanspruchtals im praktischen Gebrauch,und zwar bewußt nicht nur, um möglichst
rasch das Ergebnis der Prüfung zu erhalten, sondern auch
um bei dessenBeurteilungnoch über einengewissenSicherheitsfaktor verfugen zu können. Zeigt demnacheine Ware
bei der Laborprüfung mit solchen Geräten keine Pius, so
kann angenommenwerden, daß sie auch in der Praxis nicht
Pillen wird.
Dazu unsereErgebnisse,die in der Hauptsachean Warenaus
TREVIRA@, gemischtmit Wolle, Baumwolleoder Zellwolle,
gewonnenwurden. Wir fanden, daß ein Stoff, (derim Random-Tumble-Pilling-Testernach einer Stundeund im modifizierten ICI-Tester nach sechzehnStundennoch nicht pillt,
auch in der Praxis keine Pillbildung zeigt. Wir fanden ferner,
daß ein Streichgarngewebe
oder ein Gewirke aus modifiziertem TREVIRA@ mit Wolle mit großer Wahrscheinlichkeit
dann in der Praxis kaum Pillen wird, wenn es im RandomTumble-Pilling-Testerein Pillmaximum von fünf Reutlinger
Pillgradennicht überschreitetund nach eineinhalbStunden
Versuchsdauerwieder pillfrei ist. In diesemFall!ist die starke Pillabbruchtendenzder kontrollierende Faktor in der
Pillanfalligkeit.
Liegen jedoch nicht genügendPraxiserfahrungenvor, dann
kann aus Höhe und Länge der Pillkurven mehrerer zu vergleichender Waren lediglich geschlossenwerden, welche
Ware vermutlich in der Praxis am wenigsten Pillen wird.
Voraussetzungist dabei, dai3sämtliche Waren für den glei-
November 1968
LENZINGER
BERICHTE
Folge
26
chen Verwendungszweckvorgesehensind. Ist dies nicht der deckt werden, dann ist die Piianftigkeit der Ware relativ
Fall, dann ist Vorsicht am Platze, da die Art der Scheuer- uninteressant.Daher kann die Frage nach der nicht mehr
beanspruchungje nach Verwendung der Ware recht ver- tragbarenPiIldichte nicht eindeutigbeantwortet werden.
schiedenseinkann. Dazu ein Beispiel.
Zur Klärung kann aber das Labor einen wesentlichenBeiEine locker gewebtemodische Streichgarnwarezeigte eine trag leisten, denn es ist in der Lage,über Aussehenund Aufhoch liegendeund langePilIkurve und wurde somit als un- fälligkeit der sich bildenden Pills erste Hinweise zu geben.
geeignetfür den Einsatz in der Praxis erachtet. AIS Damen- Voraussetzungdabei ist, daß das zu prüfende Muster auf
rock, für nur eine Saisonzum Ausgehengetragen,gab sieje- dem Laborgerätdie gleichenPiIls entwickelt, wie sie in der
doch keinen Anlaß zu Beanstandungen,
da der Stoff zu die- Praxis vorkommen. Daß das nicht immer der Fall zu sein
sem Kleidungsstück verarbeitet und in der relativ kurzen braucht, haben Versuche bei uns und auch andere ArbeiTragedauerkaum beanspruchtwurde. Wurde der Rock, wie ten33>36) gezeigt.Daraus wird ersichtlich, daß für die Pi&
in einigenFällen geschehen,zur Hausarbeitgetragen,dann bildung auch die Art des Kleidungsstückesvon Bedeutung
zeigten sich PiIls in großerZahl und in verhältnismäßigkur- ist.
zer Zeit. Das Laborergebniswar in diesemFaIl demnachbe- Damit kommen wir zur dritten und letzten Frage, nämlich
stätigt worden.
nach der Korrelation der Prüfzeit im Labor mit der in der
Darausergibt sich eine wichtige Forderung:Der Prüfer sollte Praxis zu erwartendenTragedauer.Aus dem bisher Gesagten
wissen, für welche Verwendungdie Warevorgesehenist, da- geht hervor, daß eine solche Korrelation für jedes PilIgerät
mit er eine falsche Bewertungder PiIlergebnissefür die Pra- eine anderesein muß, da sich dieseGerätein ihrer Wirkungsweise zum Teil beträchtlidr voneinanderunterscheiden.Anxis möglichst vermeidenkann.
Die zweite Frage, die wir uns stellten, war die nach der PiIl- derseitshängt die Korrelation - wie ebenfallsschon gesagtdichte, bei der eine Warein der Praxis als nicht mehr tragbar von Art und Zweck des Kleidungsstückessowie von den vielen Imponderabilienab, die den Träger dieser XJeidungbebezeichnetwerdenmuß.
treffen. Ich glaube daher, daß wir hier noch beträchtliche
Wie wir wissen, ist wegender unterschiedlichenBeschaffen- Arbeit zu leisten haben, um aus dem LaborergebnisTrageheit der Pills nicht deren Dichte, sondern der visuelle Ein- verhalten und -dauer einer Ware in der Praxis abschätzen
druck maßgebend,den die ,,verpillte” Warebietet. Er allein zu können.
bestimmt in dieser Hinsicht die Tragedauerdes Kleidungsstückes. Beispielsweiseist es möglich, daß bei entsprechen- LassenSie mich die dabei auftretendenProblemean einigen
der Farbmusterungder textilen Waredie entstandenenPilIs Beispielenzeigen:
gar nicht auffällig in Erscheinungtreten und daher bezüg- Wir haben oben gesehen,daß Stoffe, die im ICI- bzw. im
lich Tragedauernicht stören. Erste Faserverschlingungen Random-Tumble-Pilling-Testernicht oder in letzterem nur
auf einer hellen unigefärbten Ware wirken unangenehmer kurzzeitig pillten, auch in der Praxis kaum Pills entwickelals ausgebildetereife Pius auf einer Ware mit Fischgrät- ten. Hier war eine Übereinstimmungmit der Praxis feststellmuster, einfach deshalb,weil die Pils wegen der schmal- bar. AuBerdem fanden wir, daß die in der Praxis maximal
streifigenDunkel-Hell-Musterungunsichtbar bleiben. Ferner mögliche Pillanfalligkeit von Stoffen mit großer Sicherheit
ist zu beachten,daß ein Kleidungsstücknicht überallgleich abgeschätztwerden kann, wenn diese Stoffe Kammgarnstark piIlt, sondernnur an bevorzugtder Scheuerungausge- gewebe aus Polyester/Wolle .55:45 und Dreizylindergamsetzten Stellen, wie Ärmelinnenseite, Hosentaschensaum Gewebe aus Polyester/Baumwolleoder Polyester/ZellwoIle
70:30 sind und im modifizierten ICI-Tester 16 Stundengeusw. (Abb. 19).
prüft werden. Die festgelegtePrüfdauervon 16 Stundenist
in diesemFalle vertretbar, da stets die gleichenStoffklassen
geprüft werden, fti die genügendPraxisergebnisse
vorliegen.
Die für eine Stoffklasse gefundeneKorrelation gilt aber
nicht notwendigerweiseauch für eine andere. Sie kann
selbstverständlichauch durch VerwendungandersartigerFasern in der Wareverändertsein. Die erwähntePrtlfdauervon
16 Stunden war daher auch bei unserem ICI-Tester nicht
mehr anwendbar,als TREVIRA@ durch eine modifizierte,
sogenanntepillarme Fasertype ersetzt wurde. SolcheWaren
pillten nach 16 Stunden wohl etwas weniger, aber doch
ATA- 1
noch relativ stark, während sie sich in der Praxis als kaum
Zonen verstorkter
Plllblldung an Kleidern
pillend erwiesen.
Erst nachdem wir auf den Random-Tumble-Pilling-Tester
Abb. 19
übergegangen
waren, konnte eine Korrelation erstellt werTreten die verpillten Flächen aber nicht besondersin Er- den. Wenn die Ware in diesemGerät ein PiIlmaximum von
scheinung,sei es, daß sie von geringerAusdehnungsind, sei fünf Reutlinger PiIlgradennicht überschritt und nach etwa
es, daß sie sich an unauffälligenStellen der Kleidung befin- zwei Stunden wieder pihfrei war, zeigte sie in der Praxis
den oder von anderenKleidungsstückennormalerweisever- kaum Pills.
105
Folge 26
LENZINGER
Hargreaves
und Brooke37) sowie Colledge38)
berichten ähnliches.Erstere fanden wie wir eine zu starke,
der Praxis nicht entsprechendePillneigungbei Gewebenaus
einer pillarmen Polyesterfaser,wenn sie auf dem ICI-Tester
prüften, dagegenbessermit der Praxis in Ubereinstimmung
zu bringendeWerte, wenn die Prüfung auf dem RandomTumble-Pilling-Testererfolgte. Colledge mußte bei Ersatz
des normalen Polyesters durch eine modifizierte Type die
Prüfzeit im ICI-Tester verdoppeln,um der Tragedauer,die
er mit dem normalenPolyestergefundenhatte, hinsichtlich
Pillanfalligkeit gerechtwerdenzu können. Er ging daraufhin
ebenfalls zum Random-Tumble-Pilling-Testerüber, da er
hier in kürzerer Zeit ein befriedigendesErgebnis erhalten
konnte.
Bis jetzt habenwir festgestellt,da13die Laborprüfungzeigen
kann, ob eine Wareim Gebrauchpillt oder welche maximale
Pillanfalligkeit möglich ist. Die Frage aber, in welcher Zeit
eine Ware einen bestimmten, von der LaborprüfungvorhergesagtenPillzustand erreicht, ist noch nicht beantwortet.
Wir habenwohl beispielsweisegefunden,daß eine im Labor
stark pillendeWare- als Damenrock zum Ausgehenbenutzt für die Dauer einer Saisonpillfrei war, zu Kinderhosenverarbeitet, dagegenschon nach einer Woche Pills zeigte.Eine
solche Korrelation.aber ist nicht genaugenug,da die in Labor und Praxis auftretendenPillzuständezeitlich nicht miteinanderin Beziehungtreten. SolcheRelationenlassensich
nur auf der BasisumfangreicherTrageversucheerstellen,die
- wie ich glaube- noch nicht in genügendgroßerZahl vorliegen, um fundierte Aussagenmachen zu können. In dieser
Beziehungsind noch viele Untersuchungenerforderlich. Es
sollten dabei aber für jeden Versuch einer Korrelation des
Laborergebnisses
mit demPraxisbefundfolgendeDaten festgelegtwerden:
BERICHTE
hlovember
1968
im Winter getragenwerden, das heißt ohne oder mit
,,scheuernder” Überkleidung.
5. Art des Prüfgerätes,da die Pillkurve nicht für alle Geräte
die gleiche ist. Darauf soll im folgendennochmalseingegangenwerden.
Vergleich dreier Laborgeräte
Wenn wir die drei näher beschriebenenPilltester miteinander vergleichen,so kann auf Grund unsererErfahrungengesagtwerden:
Der Random-Tumble-Pilling-Tester liefert in kurzer Zeit,
das heißt in drei bis acht Stunden, die gesamtePillkurve
einer Wareund ist besondersfür die Abschätzungder Pillneigung von Gewebenund Gewirken aus Mischungenmit modifizierten, sogenanntenpillarmen Typen synthetischer Fasern geeignet.
Der modifizierte ICI-Tester dagegenbenötigt fm die vollständige Pillkurve eine Zeit von vielen - meist fünfzig bis
hundert - Stunden und wurde deshalb dazu benutzt, den
Pillzustandnach einer vertretbarenDauer in einem bestimmten Zeitpunkt festzustellen.Er bewahrtesich bisher - wie gesagt - für die Qualitätskontrolle von Kammgarngeweben
aus
TREViRA@/Wolle 55:45 und Dreizylindergarn-Geweben
aus TREVIRA@/Baumwolleund TREVIRA@/Zellwolle 70:
30.
Mit dem Hauser-Gerät haben wir bisher keine befriedigenden Ergebnissehinsichtlich des Praxisverhaltensvon Stoffen
erhalten,trotz der großenZahl von Variationslmöglichkeiten,
die diesesGerät bietet (wie Anderung der Ralativgeschwindigkeit, des Anpreßdruckes der Scheuerscheibenund des
Luftdrucks unter dem reibenden Stoffmuster). Wir benutzen diesesGeratdahernur, wenn die beidenanderenApparate
ausgelastetund Waren untereinanderzu vergleichensind,
1. Maximal zulässigerPillgrad unter Berücksichtigungder oder wenn ein Pillversuch Vorbereitungen erfordert, die
farblichen und strukturellen Beschaffenheitder Waren- mit dem Hauser-Gerätleichter getroffen werden können.
oberfläche, das heißt der Auffälligkeit der Pi&. Da der In letztgenanntemFall hat dieser Apparat schon wertvolle
Praxisversuch,bedingt durch die Personen,mit denener Hinweisegegeben.Hiezu zwei Beispiele:
durchgeführt wird, ein ganzesSpektrum von Pillgraden Em dichter, aushochgezwirntenGarnenhergestellterRegenzeigen kann, das vom ,,nicht pillenden” bis zum ,,stark
mantel wurde wegen Pillbildung reklamiert. Prüfungenan
pillenden” Zustand reichen kann, muß man sich auf allen drei Geräten zeigten jedoch trotz aller Bemühungen,
einen bestimmten Pillbereich beschränken. Entweder daß der Stoff nicht zum Pillen zu bringen w:ar.Schließlich
wird die innerhalb einer angemessenen
Tragedauerauf- teilte uns die reklamierendeStelle mit, daß auf dem Mantel
tretende maximale Pillanftiigkeit zugrundegelegt,oder em Rucksack mit rauhen Gurten getragenund an der Aufder Pillgrad gewählt, der innerhalb einer gewissenStreu- lageflächeder Gurte die starke Pillbildung beobachtetworbreite den Bereich der am stärksten auftretendenPillbil- den war. Im Gegensatzzu den anderenApparaten war es
dung repräsentier& 26p36). Man kann auch den Pillgrad nun mit dem Hauser-Gerätrelativ leicht möglich, entsprefestlegen,oberhalb dessendie Pillbildung als nicht mehr chend rauhe Scheuermittelanzuwenden,woraufhin der Pratragbarangesehen
werdenkan#.
xisbefund bestätigt werden konnte. Dies zeigt wieder, daß
2. Aufbau der Ware, um sie nach ihrem Pillverhalten be- vor der Prüfung die in der Praxis zu erwartendeBeansprustimmten Stoffklassenzuordnenzu können.
chungbekannt sein sollte.
3. Verwendungszweckder Ware, um die Härte der Be- Das zweite Beispiel betrifft innen gerauhte Schlafanzuganspruchungzu erfassen.
stoffe, die auf allen drei Geräten starke Pillbildung zeigten,
4. Geplante Tragedauer,um die Daten über die mögliche aber in der Praxis nicht pillten. Wohl war es im Labor gelunBeanspruchungszeitzu gewinnen.Dabei ist es bei kurz- gen,den Stoff zu ermitteln, der auch im Gebraucham stärkzeitigem Gebrauch von modischenbzw. saisongebunde- sten zum Pillen neigte, aber auf Grund der Laborversuche
nen Artikeln wichtig zu wissen, ob sie im Sommer oder die Voraussagezu treffen, daß die Schlafanzeigegnmdsätz106
November 1968
LENZINGER
lieh stark Pillen wurden, wäre absolut falsch gewesen.Nun
kann die Schlafanzuginnenseite
sich nur an sich selbst oder
am Körper scheuern. Da jedoch eine Stoff-gegen-stoffScheuerungam Hauser-GerätPillbildung zeigte, konnte geschlossenwerden, da5 die Scheuerungsartin praxi, wo keine Pills entstehen,recht milde sein muß. Wir habendeshalb
am Hauser-Geräthautähnliche Scheuermittel (weiches Leder, leicht gerauhteKunststoffolie) eingesetztund konnten
nunmehr dasPraxisergebnisbestätigen.
Die zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiet der Pillprüfung
und die in diesem Vortrag geschildertenBeispiele zeigen,
da5 - je nach Art und Verwendungszweckder textilen Ware - viele Prüfgeräteund Verfahrenangewandtwerden.Diese
Tatsacheist recht unbefriedigendund einekostspieligeAngelegenheit,wenn man bedenkt, wieviele Geräte allein
schon diese eine Gebrauchswertprüfungerfordert. Es hat
deshalbauch nicht an Versuchengefehlt, sich auf ein Prüfgerätzu einigen.Beispielsweisewurde in der Bundesrepublik
das Scheuergerätnach Hauser23>28), in der DDR das Gerät
von Dörrer-Kutsche26y
27) vorgeschlagen.Bedenkt man auch
noch die vielen Variationsmöglichkeiten,die die verschiedenen Laborgerätehinsichtlich Relativbewegung,Geschwindigkeit, Anpreßdruck usw. bieten, so liegt der Wunschnahe,
so viele Varianten wie nur möglich auszuschalten,um die
Pillbildung zu vereinfachen.
In den beiden genanntenFallen wurde das Einspannender
Probe beibehalten,aber Anpreßdruck und Probenvorspannung bzw. das Scheuermittelje nach Ware geändert.Nach
unseren Erfahrungenist die Pillbildung aber außerordentlich empfindlich gegen Einspannbedingungen(siehe auch
Referenz 23), wir tendierendaherzu einem Tester, bei dem
mehrereProben, ähnlich wie es im Random-Tumble-PillingTester geschieht,frei taumeln und sich gegenseitigund an
einem Scheuermittel reiben. Es wird dabei allerdingsnicht
zu vermeiden sein, da5 - je nach Aufbau und Einsatz der
Ware - verschiedeneGeschwindigkeitenund vielleicht auch
verschiedeneScheuermittel angewandtwerden müssen,wobei es nicht immer leicht sein wird, diese der möglichen
Form eines solchenTaumeltestersanzupassen.Obwohl wir
ein solchesGerätnoch nicht genügenderprobt haben,möchten wir seine Verfahrensweisedoch zur Diskussion stellen.
Wir wissen außerdemvom Random-Tumble-PilIing-Tester,
da5 mit einem solchen Gerät die Pillprüfung rasch und wegen der relativ großen Probenfläche(300 cm’) zuverlässig
erfolgt.
BERICHTE
Folge
26
TROCKNEN
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ist mitentscheidend
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kommen und hat in vielen Fallen dazu geführt, Ida5das Problem der Pillbildung an Bedeutungverloren hat.
Ferner sind wir in der Lage,textile Artikel hinsilchtlich ihrer
Pillneigungim Labor miteinanderzu vergleichenund daraus
eine Rangordnungfür die Praxis abzuleiten.Aber in vielen
Fallen ist es uns bis jetzt noch nicht möglich, das Laborergebnissowohl zeitlich als auch hinsichtlich der Pillintensität der Praxis zuzuordnen.
Wir haben die Frageder Korrelation zwischen Laborbefund
und Praxis noch keineswegszufriedenstellend gelöst und
können nur weiterkommen, wenn ausgedehnteTrage-und
Gebrauchsversucheparallel zu den LaborversuchendurchSchlußbetrachtung
geftirt werden. Dabei sollte auch der Computer herangezoLassenSie mich nun zum Schluß meine Ausführungennoch- gen werden, um so vollständig wie möglich die Merkmale
mals zusammenfassen:Wir wissen heute, wie wir die Pill
einer textilen Ware hinsichtlich Aufbau und Ausrüstungbei
neigungeiner textilen Ware vermindern können und haben der Auswertung des Pillverhaltens zu berücksichtigen.Ich
als wirkungsvollste Forderungen erkannt, entweder die bin überzeugt,da5 wir einen großenSchritt wejterkommen
Flaumbildung möglichst zu unterbinden oder die Ware zu werden, wenn die in den verschiedenenLabors gefundenen
scherenbzw. zu sengen,und wo das nicht möglich ist (wie Ergebnissezusammengetragenund mehr noch als bisher
beispielsweisebei Strick- und Wirkwaren), den Pillabbruch ausgewertetwerden. Dann wird es uns auch gelingen,aus
durch Verwendung wenig biegebeständigerFasern zu be- den zur Zeit leider noch allzuvielen Prüfmethodendiejenischleunigen.Geradedie Entwicklung modifizierter syntheti- gen auszuwählen,die dazu geeigneterscheinen,die Laborscher Fasernkann dieserletztgenanntenForderungentgegen befundefti die Praxis richtig deutenzu können.
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Folge26
LENZINGER
Literatur:
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5.
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BERICHTE
November
1968
Diskussion:
Dr. Biczysko: Vor längerer Zeit haben wir in unserem Labor Pillver-
suche gemacht und dazu einen alten Scheuerapparat benutzt. Dieser
scheuert einen über einer gebogenen Platte aufgespannten Streifen.
über diesen wurde ein Querstreifen gelegt, der sich in entgegengesetzter Richtung bewegte. Auf diese Weise erhielten wir ebenfalls
Lissajousche Figuren. Obige Vorrichtung hat sich sehr gut bewährt,
denn man konnte nach einer gewissen Scheuerzeit (10 Minuten),
wenn man eine vernünftige Belastung wähhe und sich das Gewebe
dazu eignete, die Zahl der Pi& auf der Unter- und Oberseite des
Prüflings leicht abzahlen.
AnschlieOend untersuchten wir die Lebensdauer eines Pills. Nach
einer bestimmten Scheuerzeit markierten wir die entstandenen PilIs
mit Farbe und wiederholten diesen Vorgang nach einer weiteren
Scheuerung. Dabei konnten wir bemerken, daß sich in der Zwischenzeit neue Pills gebildet hatten, während die zuerst entstandenen
nach und nach verschwanden. Bei Ihren charakteristischen PiIlkurven
bleibt jedoch die Pillzahl nach dem Anstieg konstant! Bei meinen
Versuchen fand ich stets eine ganze Generationenfolge von PiIls und
schloß daraus, daß die zu Beginn des Versuchs entstandenen nicht
in aIIe Ewigkeit auf dem Gewebe haften bleiben, sondern abfallen
und durch neue ersetzt werden. Es sieht also nur so aus, als ob die
Gesamtzahl der Pills konstant bliebe.
Dr. Welfers: Es ist leicht, mit den verschiedenen Gemten Kurven zu
bekommen. Schwieriger ist schon die Frage, was man daraus für die
Praxis ableiten kann. Mit unseren Meßgeräten sind wir aber heute in
der Lage, anhand der Faserprüfung recht gute quantitative Aussagen
über den nachher im Gewebe stattfindenden Piüvorgang zu machen.
Auch den Einfluß verschiedener Gewebekonstruktionen können wir
bereits recht gut deuten. Wir können aber noch nicht mit Sicherheit
aus der Zeit, die wir im Labor tür den PiIItest brauchen, Schlibe für
die Praxis ziehen.
Ing. Tharandt: In Ihrem Referat sind die Reibung, die Biegefestigkeit und einige andere Kriterien die dominierenden Faktoren. Ich
vermisse darunter jedoch die elektrostatische Aufladung bei einem
zum Pillen neigenden textilen Flächengebilde. Ich mochte hiezu die
Ergebnisse von Herrn Dr. F r o t s c h e r erwähnen. Dieser fand
nämlich, da& sich ein permanent antistatisch ausgerüstetes Material
(z.B. nach einer Nonax-Behandlung) hinsichtlich der PilIbiIdung gtinstiger verhält.
Dr. Albrecht: Aus Zeitgründen wurden einige Stellen aus dem Referat von Herrn Dr. Grünewald nicht vorgetragen. Der erwähnte Effekt
dürfte allerdings nicht vom Antistatikum selbst stammen, sondern
auf dessen verklebende Wirkung auf die Oberfläche zurückzufuhren
sein.
Dr. Welfers: In erster Linie wurden Mischgewebe geprüft (z.B.
Trevira/Baumwolle/ZeIIwolle/WoIle). Wie wir aus zahlreichen in der
Praxis durchgeführten Messungen wissen, spielt die elektrostatische
Aufladung bei Mischgeweben keine Rolle. Sie hat überhaupt nur Bedeutung, wenn es sich um rein synthetische Gewebe handelt.
Prof. Koch: Im ersten Teil des Vortrags sind eine Rel.hevon Faktoren aufgezählt worden, die die PilIneigung beeinflussen. Im Zweifelsfalle sind die Fragen der Faserfeinheit und der Stapellänge dann
nicht so wesentlich, wenn ein bestimmter Charakter des Gewebes erzielt werden soll, der bereits durch die Veränderung der genannten
Faktoren beeinflußt wurde. Es ist also entscheidend, daß die Faser
als solche eine geringere PiIlneigung erhält. Das ist durch Veränderung des Faserquerschnitts oder durch Modifizierung möglich. Im
Vortrag wurde aber darüber nur wenig gesagt. Darum möchte ich
fragen: In welcher Größenordnung kann man die Pillneigung durch
Verwendung der neuen, modifizierten Typen unterbinden?
Dr. Welfen: Es gibt eine ganze Reihe von Möghchkeit’en, um zu modifizieren. Die Frage, wie weit man die PiIIanfälligkeit reduzieren
kann, kann ich mit einigen Zahlen klar beantworten. Die Knickscheuerwerte, die wir heute hiefür als entscheidend b’etrachten, betragen bei normalen Polyestern 3000 bis 6000, bei modifizierten
Typen 500 bis 800 (Viskose ungefähr 800). Wir haben sogar Versuchsfasern getestet, deren Knickscheuerwert bis auf 15 bis 20 herabgesetzt war.
November 1968
LENZINGER
Dir. Thimm: Wenn man die Biegebeständigkeit der Polyesterfaser
zum Beispiel auf ein Drittel der ursprünglichen herabsetzt, dann bekommt man eine pillarme Type, deren Reißfestigkeit etwa um 15
bis 20 % geringer ist.
Ing. Pajgrt: Ich möchte auf Grund von Untersuchungen, die wir in
unserem Institut durchgefnhrt haben, zwei Fragen stellen. Es hat
sich nämlich gezeigt, daß nicht alle Pillprüfgeräte auch für alle Gewebe gleich gut geeignet sind. Die Tests auf dem modifizierten
Scheuergerät stimmen nur bei Kammgarn zu 90 % mit den Trageversuchen überein. Der Tumble-Tester eignet sich wiederum besser
für Streichgarn. Können Sie diese Resultate bestätigen? Welches dieser Geräte ist für die Teppichprüfung zu empfehlen’?
Dr. Welfers: Ihre erste Bemerkung kann ich bestätigen. Wenn wir
ein nicht zu lockeres Gewebe als Grundlage wählen, dann können
wir es mit ziemlicher Genauigkeit im Labor testen und daraus Schlüsse für die Praxis ziehen. Wenn Sie allerdings ein Material in der Art
eines Lambswool-Pullovers nehmen, dann nützt unsere ganze Erfahrung nichts.
Zu Ihrer zweiten Frage ist zu sagen, daß der Pilltest für die Teppichprüfung ausscheidet.
Dr. Riggert: Wir haben bei der Entwicklung eines Spinnverfahrens
für pillresistente Polyesterfasern ebenfalls die von Ihnen erwähnten
Methoden benützt, nämlich den Dauerbiegetest und die DrahtKnickscheuermethode. Letztere führt zu wesentlich geringeren
Streuungen und ist auch in der Handhabung bedeutend einfacher.
Verwunderlich ist allerdings, daß man in erster Näherung keinen Unterschied bei den Knickscheuerungen findet, wenn man den Titer
zwischen 1 und 7 dtex verändert. Man müßte doch annehmen, daß wenn die Ermüdung oder die Schädigung allein durch das Knicken
hervorgerufen würde - jene Faser, die den größeren Durchmesser besitzt, in axialer Richtung stärker beansprucht würde, da der Krümmungsradius doch immer konstant bleibt! Gibt es eine einfache Erklärung dafür?
Dr. Welfers: Hier spielen eben viele Parameter zusammen. Wir haben
festgestellt, daß die Knickscheuerurig das entscheidende Merkmal ist.
Auch Herr Professor Herzog hat in seinem Vortrag dasselbe betont.
Er arbeitet zwar in anderer Weise, sucht aber im Grunde ebenso
nach einem Ma& das ihm Rückschlüsse auf die Querfestigkeit bietet.
Aber nicht allein diese, auch die Festigkeit, die Scheuerurig, die
Querschnittsform, die Dehnung und der Krümmungsradius sind von
Bedeutung. Wir haben dazu Überlegungen angestellt und Untersuchungen vorgesehen.
Dr. Biczysko: Ich möchte noch einiges zu den Bemerkungen von
Herrn Dr. Thimm sagen. Sie tragen auf dem Schaubild der Scheuerkurven die Belastung gegen die Zeit auf. Beziehen Sie bei der Dauerbiegeprüfung neuentwickelter Fasern oder Gewebe die Belastungen
auf die absolute Retifestigkeit (d.h. etwa auf 10 bis 20 % ihres Wertes), oder nehmen Sie 0,5 g/den, das heißt also eine absolute Zahl an,
die für hochfeste und normale Fasern dieselbe wäre? Das ist sehr
schwer auszuwerten. Herr Dr. Thimm sagte ferner, daß die Biegezahl bei gleichzeitigem Verlust an Reißfestigkeit herabgesetzt wer-
BERICHTE
Folge
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KORROSIONSSCHUTZ
W. HÖHNEL
KG.
Sandstrahl-,
Flammstrahl-,
mechanische Entrostung,
staubfreies
Sandstrahlen
mit Vacu-Blast,
Naßstrah!en, Schutz- und Industrieanstriche
ailer Art,
Behälterauskleidungen
mit lösungsmittelfreiem
Kunststoff,
Holzschutz,
Isolierungen
und Streichgummierungen,
Metallspritzen
von Zink, Aluminium
und Alurniniumlegierungen,
kathodischer
Korrosionsschutz,
Klimatisierung
zur Trockenlegung
von
sehwitzwasserfeuchten
Anlageteilen.
4021 LINZ/DONAU,
BISCHOFSTRASSE
TELEFON 22 1 01, 22 1 02. 28 1 74, FS 02 1469
5
den kann. Diese beiden Werte stehen doch durch das Gewicht, das
Sie bei der Knickscheuerprüfung an den Prüfling anhängen, miteinander in Korrelation!
Dr. Welfers:
Titerdifferenzen berücksichtigen wir bei der Knickbruchprüfung jeweils durch die entsprechende Belastung, bzw. mit
0,5 g/den. Wir entwickeln aber nicht dadurch eine neue Faser, indem
wir einfach die Festigkeit herabsetzen, sondern gehen vor allem von
der Frage aus, wie wir sie modifizieren müssen, um die Knickbruchbeständigkeit zu verringern. Bei jeder Strukturveränderung der Polyäthylenterephthalatfaser geht natürlich auch die Festigkeit zurück.
Dr. Biczysko: Am unteren Fadenende hängt aber doch das Gewicht!
Wahrscheinlich biegen oder scheuern Sie so lange hin und her, bis
die verbleibende Restfestigkeit gleich ist der angehängten Last und
der Faden reit3t. Es hängt also sehr wesentlich davon ab, womit Sie
primär belasten!
Dr. Welfers: Selbstverständlich ist die Last fur die jeweilige Faser genau vorgeschrieben.
Dr. Albrecht:
Es geht hier um folgendes: Die senkrechte Belastung
einer Faser - um ihre Reißfestigkeit festzustellen - wirkt sich doch
anders aus, als wenn ich den Prüfling beispielsweise in einer Schlinge
oder in einem Winkel belaste. Die etwas herabgesetzte IReißfestigkeit
wirkt sich natürlich auch irgendeinmal aus, aber sie interessiert uns
bei den Synthesefasern ja gar nicht. Uns interessiert vielmehr die
Zeit, besser gesagt, w a n n diese Faser (in Abhängigkeit von der
Anzahl der Biegetouren) an dieser Stelle abreißt. Wenn Sie nur im
Hinblick auf den Pilleffekt prüfen wollen, dann können Sie sogar
eine Azetat- mit einer Synthesefaser vergleichen. Für die Untersuchung des Pillphänomens hat die Festigkeit in diesem Fall überhaupt
keine Bedeutung.
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