Wahlsieger: The MannMannMannManns

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Wahlsieger: The MannMannMannManns
Wahlsieger: The MannMannMannManns
Eine Band erobert Bonn. Doch man sollte ihr weit mehr zutrauen. 900 begeisterte Fans ließen
am Wahlabend sich und die „Manns“ hochleben.
Jasmin David
Bonn. So einen klares Ergebnis hätte man sich bei der Bundestagswahl gewünscht. Mit ihrem
Wahlprogramm „Steuern runter – Rock hoch, Baby“ gewannen The MannMannMannManns weit mehr
als nur die absolute Mehrheit. Nahezu alle der 900 am späten Wahlabend in die Bonner Oper
strömenden Zuschauer waren sich einig, eine große Rockshow erlebt zu haben.
Schwarz geschminkte Augen, Selbstironie und ein Gespür für theatrale Momente – das sind die
hervorstechenden Eigenschaften der „Manns“. So auch zu Beginn des Konzerts. Ein hagerer Mann
mit Sonnenbrille betritt die Bühne und kündigt an: „Gut für Deutschland – The
MannMannMannManns!“ Ein überlebensgroßes Bild von Angela Merkel erscheint auf einer Leinwand.
Doch wer glaubt, hier würde die Unions-Spitzenkandidatin gefeiert, sieht sich getäuscht. Unmerklich
wachsen der Dame die schwarz umrandeten Augen der „Manns“ und sie wird so zum Mitglied der
„Manns“-Fangemeinde. Das Konzert ist eindeutig Rock-lastig. So eröffnen die „Manns“ mit kraftvollen
Versionen von „Everyday I Love You Less and Less“ von den Kaiser Chiefs und „Blitzkrieg Bop“ von
den Ramones.
Doch auch andere Genres sind ihnen nicht fremd. Ob „So You Win Again“ von Hot Chocolate oder
„Babe“ von Take That – mühelos schlüpfen Nito Torres y Soria, Raphael Rubino, Hendrik Richter und
Daniel Wiemer in ihre Rollen. Denn dass die vier nebenbei Schauspieler am Theater Bonn sind, ist an
ihrer Bühnen-Performance mehr als deutlich zu erkennen.
Und sie lassen es sich nicht nehmen, hochkarätigen Gästen die Bühne zu überlassen. So stellen sich
den Zuschauern die Nackenhaare auf, als die wunderbaren Opernsängerinnen Julia Kamenik und
Anna Virovlansky, begleitet am Flügel vom musikalischen Leiter des Schauspiels, Michael Barfuss,
eine Opern-Version von „With or Without You“ von U2 zum Besten geben.
Ein Aufschrei geht durch die Oper, als die „Manns“ – angeführt vom Opern-Tenor Marc Rosenthal,
eingeölt, mit nacktem Oberkörper und mit Autoreifen bewaffnet – scheinbar aus dem Boden
erscheinen und mit „Don’t Leave Me This Way“ von Jimmy Sommerville pubertäre Mädchenträume
erfüllen. Mädchenträume, die auch sicher die Nachwuchssängerinnen Mhenia Dagli und Eva Wirtz
hatten, die von den vier Jungs sowohl als Support, als auch als Solo-Künstlerinnen eingeladen
wurden, das fulminante Konzert um ihre weiblichen Stimmen zu ergänzen.
Doch auch die eigenen Songs funktionieren perfekt. Zu „M’Fookin Seemann Tonite“ gibt es ein mehrminütiges Percussion-Intro, das Glam-Rock-Charakter besitzt. „Zur Liebe Geboren“, das traditionell
gespielte Finale des Konzertes, zwingt geradezu zum mitsingen. Und einen Song über das FussballPhänomen Lukas Podolski haben die „Manns“ schon geschrieben, bevor dieser in die
Nationalmannschaft aufstieg.
So verließen die vornehmlich weiblichen Zuschauer aller Altersklassen nach mehreren Zugaben
glücklich die Bonner Oper. Und sie werden wiederkommen. Doch nicht nur sie. Denn nach diesem
triumphalen Gig der „Manns“, ist zu erwarten, dass sich die Fangemeinde rasant vergrößert. Zu Recht.
(bonnaparte.de, 24.09.2005)