Simson Zündung einstellen

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Simson Zündung einstellen
Simson Zündung
(Quelle: www.motor-selmer.de)
Die Zündung ist ein hochbeanspruchtes Bauteil. Selbst als überzeugter Simsonfahrer muss ich
zugeben, dass die Zündung (und leider auch die restlichen elektronischen Bauteile!) der absolute
Schwachpunkt ist/sind. Mit der Zündung, egal ob elektronisch, oder mit Unterbrecher gibt es leider
immer mal wieder Probleme, nahezu alle Bauteile der Zündung sind anfällig, jedoch ist zu
beobachten, dass bei der Schwalbe im Gegensatz zum S51, oder SR 50 wesentlich öfter defekte an
der Zündung auftreten. Ich führe das auf den in Gummi gelagerten Motor bei S51 und SR 50 zurück.
Bei der Schwalbe sind die elektronischen Bauteile teilweise brutalen Schwingungen ausgesetzt,
Kabelbrüche, abgescheuerte Isolierungen und kaputte Zündspulen und Steuerteile sind
vorprogrammiert.
So jetzt erstmal zu den verwendeten Zündertypen. Als da wären:
1. Schwunglichtmagnetzünder - die „Urzündung“, kam in den Gebläsemotoren zum Einsatz, aber auch
beim S50N. Die Zündspule sitzt mit auf der Grundplatte. Lichtleistung spärliche 15/15 Watt.
2. Schwunglichtprimärzünder - auch mit Unterbrecher und Kondensator. Die Zündspule befindet
sich „aussenliegend“ und nicht mehr auf der Grundplatte (Verbesserung). Lichtleistung 25/25 Watt.
Kam in fast allen Simsonfahrzeugen (Sperber, Habicht, S50, Duo, KR51/2, S51, SR50) zum Einsatz.
3. Schwunglichtelektronikzünder - Kontaktlose, „moderne“ Zündung. Pollücke in der
Schwungscheibe und Geber auf der Grundplatte übernehmen die Steuerung. Wartungsfrei.
Lichtleistung 35/35 Watt. Kam im S50, S51, KR 51/2, Duo 4/2 und SR50 zum Einsatz.
Die elektronische Zündung hat den Vorteil der Wartungsfreiheit und der Lichtleistung von 35 Watt (ein
Quantensprung gegenüber 15 Watt!). Startverhalten, oder Leistung wird meiner Meinung nach nicht
verändert/verbessert.
ES GIBT KEINE UNGEFÄHRE ZÜNDUNGSEINSTELLUNG, sondern nur eine richtige! Den
Zündzeitpunkt kann man nicht mit einem Schraubenzieher oder dergl. „schätzen“, die Maßangaben
bewegen sich im zehntelmillimeter Bereich, hierfür ist Messwerkzeug notwendig und nicht etwa „im
Gefühl haben“, oder ein ins Kerzeloch geschobener Schraubendreher. So was ist Quatsch! Man wird
sich wundern was an Leistung durch eine ordentlich eingestellte Zündung rauszukitzeln ist. Je besser
die übrigen Komponenten am Fahrzeug (eingestellt) sind, desto empfindlicher reagiert der Motor auf
Veränderung der Zündeinstellung.
Für die fachgerechte Einstellung sind 3 Punkte wichtig:
1. DAS ABRISSMAß - wird leider oft nicht berücksichtigt, da falsch verstanden.. Das Abrissmaß ist
definitiv NICHT der Zündzeitpunkt! Das Öffnen des Unterbrechers soll im Augenblick der höchsten
verfügbaren Primärstromes erfolgen, in der Abrisstellung, die sich aus der Stellung der Primärspule
zum Polradmagneten ergibt
Das Abrissmaß wird über den Kontaktabstand eingestellt. Ab Bj. 1977 ist dieses Maß durch
Einkerbung auf der Grundplatte, sowie eine Markierung auf der Schwungmasse gekennzeichnet.
Diese beiden Markierungen müssen mit der Zündzeitpunktmarkierung auf dem Motorengehäuse
übereinstimmen. Der Unterbrecher wird nun so eingestellt, dass er, wenn alle 3 Markierungen
übereinstimmen, gerade öffnet.
Wichtig: Nach Einbau einer neuen Kurbelwelle muss die Zündzeitpunktmarkierung neu gesetzt
werden. Nach Einbau neuer Schwungmassen, oder Grundplatten ist das Abrissmaß neu zu ermitteln/
markieren.
Das Abrissmaß für Zündertyp 1 (8306.12): 1,0 mm +2,0mm/-1,0mm
Das Abrissmaß für Zündertyp 2 (8307.8): 2,2 mm +1,4mm/-0,7mm
Ein falsch eingestellter Abriss kann sich durch absterben des Motors im Leerlauf und hier speziell bei
Einschalten der Lichtanlage bemerkbar machen. Das Abrissmaß kann, wenn keine Prüflampe
vorhanden ist, mittels Aluminiumfolie (ca 0,03 mm dick) überprüft werden. Die Folie wird zwischen die
Kontaktflächen des Unterbrechers geklemmt und muss sich in Abrisstellung leicht herausziehen
lassen (die Kontakte sollen hier mit der Öffnung beginnen. Wer eine Stroboskoplampe zur
Zündzeitpunkteinstellung besitzt, der kann das Abrissmaß ganz leicht beim Anblitzen des
Zündzeitpunktes mit überprüfen. Ist das Abrissmaß richtig eingestellt, ergibt sich hier raus
zwangsläufig ein Kontaktabstand von 0,4mm +/- 0,05mm in der höchsten Nockenerhebung, wenn
nicht, sollte der Unterbrecher ausgetauscht werden.
2. DER ZÜNDZEITPUNKT
Die Simsonmotoren laufen mit Früh- , oder Vorzündung. Die älteren mit 1,5mm vor OT, die neueren
mit 1,8mm, bzw. 1,4 mm vor OT (OT= oberer Totpunkt des Kolbens, gibt den höchsten Punkt des
Kolbens an, den dieser in der Aufwärtsbewegung erreichen kann). Frühzündung deshalb, weil die
Verbrennung des vergasten Brennstoffes nicht schlagartig erfolgt, sondern in einer Art
Flammenwelle(-Front), die sich von der Zündkerze ausgehend in den Verbrennungsraum fortsetzt.
Der Verbrennungsvorgang dauert also eine bestimmte Zeit. Der Kolben soll ja den bei der
Verbrennung entstehenden Gasdruck nach überschreiten des O.T. (Abwärtsbewegung) effektiv auf
die Kurbelwelle übertragen. Ein falsch eingestellter Zündzeitpunkt, würde sich also durch
Leistungsverlust und/oder Überhitzung bemerkbar machen. Der Zündzeitpunkt ist von den Faktoren
angestrebter Drehzahl, der Verdichtung, der Bohrung und der Brennraumform abhängig. Der
Zündzeitpunkt wird durch verdrehen der Grundplatte eingestellt. Im Zündzeitpunkt soll der
Unterbrecher öffnen und in der richtigen Abrisstellung stehen. s.o.
3. DER UNTERBRECHERKONTAKT (ABSTAND)
Wie der Name schon sagt, unterbricht (öffnet) dieses Bauteil einen Stromkreis. Er funktioniert also wie
ein Schalter. Auslöser dieses Schalters ist der auf der Innenseite der Schwungmasse ausgearbeitete
Unterbrechernocken. Bei jeder Kurbelwellenumdrehung drückt der Nocken den Unterbrecherkontakt
einmal auf. Der Unterbrecherkontakt öffnet, und das soll er in der richtigen Abrisstellung (s.o.) und
zum vorgeschriebenen Zündzeitpunkt tun. Nun fließt durch die Primärspule kein Strom mehr. Durch
das jetzt zusammenbrechende Magnetfeld wird in der Sekundär (Zünd)-Spule die Hochspannung
induziert, welche dann über die Zündkerze entladen wird.
Der richtige Kontaktabstand (0,4mm +/- 0,05mm) ist wichtig und sollte ca. alle 2000 km überprüft
und ggf. nachjustiert werden. Durch Abnutzung wird sich der Kontaktabstand verringern, was zu
einem erhöhten Abrissmaß und zu erhöhtem Abbrand der Kontaktflächen und Startschwierigkeiten
führen kann.
Ein zu großer Abstand wird eher zu Problemen im oberen Drehzahlbereich führen. Der
Kontaktabstand wird beim höchsten Nockenpunkt (größtmögliche Öffnung) und nicht etwa bei O.T.
überprüft! Wer sich Punkt 1. über das Abrissmaß durchliest, wird verstehen, dass der Kontaktabstand
keinesfalls immer 1000%ig 0,4mm betragen muss, das Abrissmaß ist sehr wichtig und da kann der
Kontaktabstand schon mal um den angegebenen Wert variieren. Ich habe hier ganz bewusst ein
wenig weiter ausgeholt, da ich immer wieder den Eindruck habe, dass diese 3 Punkte nicht richtig
verstanden, bzw. Ernst genommen werden. So stellt sich doch sehr oft heraus, dass ein angeblich
defekter Motor eigentlich nur falsch eingestellt war.
Zündkerze
Die Zündkerze hat die Aufgabe das Benzin-/Luftgemisch im Zylinder an einem genau definierten
Zünd(zeit)punkt zu entzünden. Dies geschieht mittels einem Lichtbogen, der zwischen Masse- und
Mitteleelektrode überspringt. Wichtig für die einwandfreie Funktion der Zündkerze ist der richtige
Wärmewert. Der WW ist vom Motorenhersteller festgelegt und unbedingt einzuhalten. Der WW gibt
an, wie hoch die Wärmebelastbarkeit der Kerze ist, bzw. die Fähigkeit der ZK, Hitze über die
keramisch iosolierte Mitteleelektrode an das Kerzengewinde abzuführen.
So wird ein hoch belasteter Sportmotor eher mit einer ZK ausgerüstet, die in der Lage ist große Hitze
schnell abzuführen, damit sie sich nicht zu stark erhitzt. Man spricht dann von einer „kalten Kerze“.
Würde man hier eine zu „heiße“ Kerze einsetzen, könnte es durch die starke Erhitzung der Kerze zum
weg schmelzen der Elektroden und damit verbunden zu schwersten Motorschäden kommen.
Würde man eine kalte Kerze (hohe Wärmebelastbarkeit) nun in einem Motor einsetzen, der nur
normalen, mäßigen Belastungen ausgesetzt ist, weil man zum Beispiel gehört hat, dass es sich
hierbei um die ultimative „Rennkerze“ handelt, so wird diese Kerze im Betrieb wahrscheinlich niemals
die für die Kerze überlebenswichtige Temperatur zur Selbstreinigung erreichen und recht schnell
ausfallen, durch Verbrennungsrückstände an den Elektroden (Öl, Ruß), die sich nicht mehr
freibrennen können. So wird also deutlich, dass man sich bei der Auswahl der Kerze an den vom
Hersteller vorgeschriebenen Wärmewert halten sollte.
Elektrodenabstand
Für die Simson Original- Zündanlagen ist ein Elektrodenabstand von 0,4mm vorgeschrieben. Der
richtige Abstand wird durch biegen der Masseelektrode hergestellt und ist einzuhalten. Neue
Zündkerzen werden immer mit Fühllehre überprüft. Ansonsten wird der Abstand im Rahmen der
Wartung geprüft und ggf. nachgestellt. Ein zu kleiner Abstand führt zu Problemen beim Start und
Leerlauf, ein zu großer Abstand erfahrungsgemäß im oberen Drehzahlbereich.
Bei der Vape- Zündanlage darf der Abstand auf Grund der höheren, konstanteren Spannung etwas
größer sein. Dies wirkt sich positiv aus, da der überspringende Funke länger wird und somit eine
größere Fläche für das Gemisch bietet. Für die Simson Fahrzeuge werden meist Kerzen des
Herstellers Beru, Typ Isolator 14-260 empfohlen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kerzen der
Marke NGK langlebiger, betriebssicherer und wesentlich besser verarbeitet sind. Isolator Kerzen fallen
leider öfter aus, als die von NGK. Die richtige NGK Kerze für Simson (Standardmotor) heißt dann:
NGK B7HS.
Zündkerzenstecker
Der Kerzenstecker stellt die Verbindung vom Zündkabel zur Zündkerze her. Praktisch wäre es auch
möglich, das Zündkabel mittels aufgequetschter Kabelöse (isoliert) am oberen Kerzengewinde der
Zündkerze zu befestigen (so wird das oft bei Rennen gemacht zur Minimierung des Widerstandes).
Allerdings schreibt der Gesetzgeber vor, dass ein Entstörwiderstand in die Zündleitung gehört. Eben
dieser Widerstand sitzt im Zündkerzenstecker. Er sollte nicht größer als 1KOhm sein. Es ist wichtig
den Stecker regelmäßig auf festen, sicheren Sitz auf der Kerze zu überprüfen. Lockere ausgelutschte
Stecker müssen unbedingt ausgetauscht werden, da durch den wackeligen Kontakt die Zündanlage
Schaden nehmen wird (Zündspule).
Zündkondensator
Parallel zum Unterbrecherkontakt ist der Kondensator geschaltet. Dieser wirkt ähnlich wie ein
Speicher. Beim Öffnen des Zündkontaktes soll der Kondensator die vorhandene Spannung
aufnehmen, um das entstandene Magnetfeld möglichst rasch abzubauen. Dies ist nötig, um eine hohe
Zündspannung der Sekundärspule zu erreichen. Verrichtet also der Kondensator seinen Dienst nicht
einwandfrei, sinkt dadurch die Zündspannung. Ein defekter Kondensator ist oft erkennbar an starkem
Funkenübergang am Unterbrecher.