Kostenreduzierung bei der Werkzeuganpassung
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Kostenreduzierung bei der Werkzeuganpassung
Anwendungsbeispiel: Rapid Manufacturing Werkzeugbau: Durch Digitalisierung enorme Zeit- und Kosteneinsparung bei Änderungen von Serienwerkzeugen Messsysteme: ATOS, TRITOP Keywords: optimiertes Fräsen, hybrides Modellieren Häufig sind Modifikationen an den Werkzeugen beim Einfahren oder in der ersten Produktionsphase von Karosserieteilen notwendig. Somit entspricht die reale Werkzeugform nicht mehr der ursprünglichen und grundlegenden Konstruktion. Um die Werkzeuge effizient reparieren oder reproduzieren zu können, ist die beste Lösung, die Oberflächen des bereits erprobten und eingefahrenen Werkzeugs zu digitalisieren und als CAD-Datensatz aufzubereiten. GOM mbH Mittelweg 7-8 38106 Braunschweig Deutschland Phone +49 531 390 29 0 Fax +49 531 390 29 15 [email protected] Copyright © GOM International AG Bremgarterstrasse 89B 8967 Widen Schweiz Phone +41 5 66 31 04 04 Fax +41 5 66 31 04 07 [email protected] 2008 GOM mbH GOM France SAS 10 Quai de la Borde - Bât A2 91130 Ris Orangis Frankreich Phone +33 1 60 47 90 50 Fax +33 1 69 06 63 60 [email protected] All rights reserved! GOM UK Ltd Business Innovation Centre Coventry, CV3 2TX Großbritannien Phone +44 2476 430 230 Fax +44 2476 430 001 [email protected] Rev. A (de) 08082008 www.gom.com GOM Branch Benelux Interleuvenlaan 15 E 3001 Leuven Belgien Phone +32 16 408 034 Fax +32 16 408 734 [email protected] 1 Rapid Manufacturing / Werkzeugbau Durch Digitalisierung enorme Zeit- und Kosteneinsparung bei Änderungen von Serienwerkzeugen Messsysteme: ATOS, TRITOP Keywords: optimiertes Fräsen, hybrides Modellieren Die Grundsätze, mit denen der Firmengründer H. Wilhelm Meckenstock seine kleine Bandwirkerei 1895 etablierte, haben die gleichnamige GmbH zu einem anerkannten Systementwickler und Zulieferer für die internationale Automobilindustrie gemacht. Spezialitäten des in Mettmann bei Düsseldorf ansässigen Hauptwerkes sind die Herstellung von Wärmeabschirmblechen und die Fertigung von Pressteilen aus Stahl und Aluminium. Hierzu zählt auch die Entwicklung und Fertigung von Schweiß- und Montagegruppen für die Großserienproduktion der aufgeführten Blechteile. So wird ein Großteil der vorderen Blechkarosserie sowohl für den Porsche Cayenne als auch für das Modell Tuareg von VW bei Meckenstock gefertigt. Für die Herstellung der zwanzig Bleche sind in Mettmann hundert Werkzeuge im Einsatz. Der Zusammenbau zu Baugruppen wird in der vollautomatischen Schweiß- und Montagestraße durchgeführt. Manuelle Änderungen im Werkzeug Try-Out Aus Kosten- und Kapazitätsgründen wurde die Mehrzahl der Werkzeuge nicht im hauseigenen Werkzeugbau, sondern von externen Zulieferern im CAD konstruiert und auf dieser Grundlage gefertigt. Beim Einfahren der Werkzeuge sind technologiebedingte Modifikationen nötig. Das heißt, Wirkflächen werden manuell geändert, so dass die Umformprozesse am Blech optimal ablaufen und die gewünschte Form erzeugt wird. Die manuell durchgeführten Änderungen wurden weder dokumentiert noch in die CAD-Daten übernommen. Somit entspricht die reale Werkzeugform nicht mehr der ursprünglichen und grundlegenden Konstruktion. Copyright © 2008 GOM mbH All rights reserved! Rev. A (de) 08082008 www.gom.com 2 Abb. 1: Die H. Wilhelm Meckenstock GmbH, Spezialist für Pressteile, Schweiß- und Montagegruppen für die Fahrzeugindustrie. Abb. 2: Für das Kalibrierwerkzeug des Dachrahmens existieren keine aktuellen CAD-Daten. Trotzdem sollen über CAD/CAM an einigen Stellen Änderungen ins Werkzeug eingefräst werden (siehe Markierungen am fertigen Blechteil, Detailansicht, rechtes Bild). Zusätzliche konstruktive Änderungen im Serienanlauf Häufig sind auch noch kleine Modifikationen an den Werkzeugen in der ersten Produktionsphase von Karosserieteilen notwendig. So zeigte sich, dass beim Zusammenschweißen des Dachquerträgers mit dem -rahmen an den Anschlussstellen hohe Spannungen auftraten, die in den Schweißanlagen zu Problemen führten. Um diese Spannungen zu vermeiden, muss der Dachrahmen in definierten Bereichen stärker gebogen werden, was durch die Anpassung des entsprechenden Kalibrierwerkzeuges möglich ist. Roland Decuzzi, Leiter des Werkzeugbaus, schildert die durchzuführende Aufgabe: „Diese und noch weitere notwendige Modifikationen wurden gemeinsam von unserer Qualitätssicherung und mir festgelegt. Der Dachrahmen muss an seinem vorderen Anschlussbereich zwischen 0,2 mm und 0,7 mm tiefer gezogen werden. Ziel ist es, diese Änderungen am Werkzeug in kürzester Zeit mit geringst möglichem Produktionsausfall umzusetzen.“ Copyright © 2008 GOM mbH All rights reserved! Rev. A (de) 08082008 www.gom.com 3 Enorme Erleichterung durch aktuelle CAD-Daten bei Änderungen und Reproduktion Die Einarbeitung von Änderungen in ein Werkzeug kann nur durch eine Fräsbearbeitung effizient durchgeführt werden. Für die Berechnung der dafür notwendigen NC-Programme setzt der Werkzeugbau der Firma Meckenstock bereits seit über neun Jahren erfolgreich das CAD/CAM-System von Tebis ein. Andreas Kups, CAD/CAM-Verantwortlicher im Werkzeugbau, kennt die Problematik dieser Aufgabe: „Die NC-Programme für die notwendigen Änderungen werden auf Basis der CAD-Flächen des Werkzeuges berechnet. Durch die bereits erfolgten manuellen Anpassungen im Try-Out entspricht das CAD-Modell aber nicht mehr dem realen Werkzeug. Solange der aktuelle Zustand des Werkzeuges nicht als CAD-Datensatz vorliegt, können notwendige Änderungen nur sehr mühselig und zeitaufwändig in das Werkzeug eingebracht werden. Der sonst so komfortable Weg über CAD und CAM ist dann verbaut“. Darüber hinaus droht noch eine zweite, weitaus kritischere Situation: „Entsteht in der Produktion der Blechteile ein Werkzeugbruch, muss die entsprechende Komponente schnellstmöglich repariert oder ersetzt werden. Da die vorhandenen CADDaten jedoch nicht dem aktuellen Werkzeug entsprechen, muss die gesamte manuelle Anpassung aus dem Werkzeug Try-Out noch einmal durchgeführt werden. Bei fremdgefertigten Werkzeugen sind diese Nacharbeiten zudem oft nicht dokumentiert. Dadurch verschärft sich die Problematik, wenn das Werkzeug unter Zeitdruck neu erstellt werden muss. Im Extremfall kann dies zu einem Produktionsausfall führen, der mit enormen Kosten verbunden ist.“ Digitalisierung von Werkzeugoberflächen durch Tebicon Die technologisch beste Lösung ist es, die Oberflächen des bereits erprobten und eingefahrenen Werkzeugs zu digitalisieren und als CAD-Datensatz aufzubereiten. Damit kann das Werkzeug auf stimmiger Grundlage modifiziert und - im Ernstfall effizient repariert oder reproduziert werden. Auch die Firma Meckenstock entschied sich, diese Vorgehensweise im aktuellen Fall einzusetzen. Wirtschaftlich betrachtet erscheint wegen der nicht ausreichenden Auslastung eine Investition in ein hochwertiges Digitalisiersystem bis heute jedoch noch nicht sinnvoll. Auf der Suche nach einem Dienstleistungsunternehmen, welches die Digitalisierung von Werkzeugen durchführt, landete Herr Kups schnell bei der Tebicon Tebis Consulting GmbH. Diese war ihm bereits durch qualifizierte Tebis CAD/CAMTrainings- und Consulting-Leistungen bekannt. Als Dienstleistungstochter der Tebis AG bietet die Tebicon unter anderem an, beliebig komplexe Werkzeuge direkt beim Kunden zu digitalisieren, die gemessenen Daten mit den CAD-Daten zu vergleichen und die erfassten Abweichungen in den CAD-Datensatz zu integrieren. Auf dem so aktualisierten CAD-Modell kann nun die NC-Fertigung erfolgen. Es kann aber auch als Grundlage für weitere konstruktive Anpassungs- und Änderungsarbeiten eingesetzt werden, so dass Änderungen in bestehende oder in neue Werkzeuge eingearbeitet werden können. Berührungsloses Digitalisieren mit dem ATOS-TRITOP System von GOM Nach der Fertigung eines Blechteilevorrats für zwei Wochen wird das Kalibrierwerkzeug bei Meckenstock aus der Produktion entnommen. Um die Ausfallkosten gering zu halten, muss es von nun an schnell gehen. Für die Überführung des Werkzeugs in die virtuelle CAD-Welt verwendeten die Tebicon-Spezialisten das optische Messsystem ATOS von GOM. Damit werden Freiformflächen schnell und berührungslos digitalisiert. Wegen seiner hohen Flexibilität können auch von komplexen Werkzeuggeometrien genaue und detailgetreue Datensätze erstellt werden. Copyright © 2008 GOM mbH All rights reserved! Rev. A (de) 08082008 www.gom.com 4 Zur Vermessung wird zunächst das Werkzeug mit einem abwischbaren Pulver eingesprüht. Diese Maßnahme garantiert optimale Bedingungen für die optische Vermessung, da Reflektionen und übermäßige Kontrastunterschiede vermieden werden. Dann werden selbstklebende oder magnetische kreisförmige Klebemarken als Referenzpunkte auf das Werkzeug aufgebracht und mit der TRITOP Spiegelreflexkamera aus verschiedenen Richtungen fotografiert. Im Rechner werden die Bilder automatisch ausgewertet, mit Methoden der Photogrammetrie die genauen Positionen der Referenzmarken bestimmt und das übergeordnete Koordinatensystem des Bauteils definiert. Anschließend wird das Werkzeug mit dem flexibel positionierbaren ATOS-Streifenprojektionssensor Feld für Feld abgenommen. Durch die Kombination aus Photogrammetrie und Streifenprojektionstechnik wird beim Vermessen des ca. 1,50 m langen Werkzeugs eine absolute Genauigkeit von unter einem Zehntel-Millimeter erreicht. Nach nur zwei Stunden Digitalisierzeit stehen die Daten im STL-Format zur Verfügung und können vom Tebicon-Consultant in das Tebis CAD/CAM-System eingelesen werden. Abb. 3: Das Werkzeug wird vom Tebicon-Consultant innerhalb von zwei Stunden vollständig digitalisiert und steht anschließend als STL-File zur Verfügung. Aufbereitung der erfassten Oberflächendaten in Tebis Die digitalisierten Daten des Werkzeugs erscheinen nach dem Einlesen in Tebis als Dreiecksnetze. Das CAD/CAM-System behandelt diesen geometrischen Element-Typ gleichberechtigt wie Flächen, welche konstruktiv über Kurven und Schnitte erzeugt wurden. Mit Hilfe des Tebis CAD-Moduls zur Verarbeitung von Scandaten entfernt der Tebicon-Mitarbeiter überflüssige Bereiche aus dem Netz. Wo möglich, wird die Anzahl der Netzdreiecke reduziert, ohne dabei einen Qualitätsverlust hinnehmen zu müssen. Zusätzlich erfolgt eine Glättung und Straffung des Netzes. Einarbeitung der geänderten Bereiche in das ursprüngliche CAD-Flächenmodell Im nächsten Schritt müssen die im Zuge des Werkzeug-Try-Outs durchgeführten manuellen Modifikationen gefunden werden. Dazu werden das ursprüngliche Flächenmodell und das aus den digitalisierten Oberflächen gewonnene Netz in eine Tebis CAD-Datei eingelesen und miteinander verglichen. Die räumlichen Differenzen zwischen den Referenzdaten und den Messdaten stellt Tebis übersichtlich anhand einer Farbcodierung dar. „Einzelne Ziehradien hatten sich sogar um 4 mm gegenüber der ursprünglichen Werkzeugkonstruktion vergrößert“, stellte Herr Kups sofort fest. Copyright © 2008 GOM mbH All rights reserved! Rev. A (de) 08082008 www.gom.com 5 Abb. 4: Durch einen Soll/Ist-Vergleich zwischen dem CAD-Modell und dem realen Bauteil werden die manuell durchgeführten Änderungen erfasst. Abb. 5: Bereiche, in denen das vermessene Werkzeug von der ursprünglichen Konstruktion abweicht, werden herausgelöst und in das CAD-Modell eingesetzt. Der aktuelle Datensatz, der aus einer Kombination von Netzen und Flächen besteht, entspricht somit exakt dem realen Werkzeug. Aufbauend auf dieser Analyse können nun die gefundenen Bereiche aus dem STL-Netz herausgelöst und in das Flächenmodell eingesetzt werden. Tebis erlaubt mit seinen Konstruktionsfunktionen das beliebige Kombinieren von Flächen mit STL-Netzen. Als Ergebnis stimmt das physikalisch existierende Werkzeug nun exakt mit der CAD-Welt überein. Änderungskonstruktionen am aktuellen CAD-Datensatz Nächste und vorrangige Aufgabe ist es nun, die NC-Programme für das Einfräsen der festgelegten Änderungen zu erstellen. Liegen die Änderungen in hybriden Bereichen, werden zur einfacheren Handhabung an diesen Stellen die Netzdaten durch exakte Polynomflächen ersetzen. Der Tebicon-Mitarbeiter verwendet hierfür die Tebis CAD-Funktionen zur Draht- und Flächenkonstruktion sowie die neue Software zur schnellen Flächenrückführung (Rapid Surface Creation). In kürzester Zeit werden so in den betroffenen Bereichen die Netzdaten durch Flächenpatches ersetzt. Gemäß den Vorgaben von Herrn Decuzzi können schließlich die nötigen Modifikationen in nur wenigen Minuten in das Werkzeug einkonstruiert werden, während das Werkzeug auf der Fräsmaschine aufgespannt wird. Copyright © 2008 GOM mbH All rights reserved! Rev. A (de) 08082008 www.gom.com 6 Abb. 6: Mit Hilfe der neuen Tebis-Software zur schnellen Flächenrückführung (RSC) werden in den Änderungsbereichen die Netze durch Flächen ersetzt. Abb. 7: Gemäß den Vorgaben werden schließlich die Änderungen am aktuellen CAD-Datensatz einkonstruiert. NC-Programmierung mit Tebis Um das virtuelle CAD-Resultat schnell und exakt im Werkzeug zu realisieren, benutzt Herr Kups das Tebis CAM-Modul zum Erzeugen von 3- plus 2-achsigen NC-Programmen. Dieses arbeitet auf Netzdaten genauso wie auf gemischten Datenstrukturen aus Flächen und Netzen. Schnell werden Schrupp- und Schlichtprogramme berechnet und an die Maschine übertragen. Dort kann die Bearbeitung am bereits aufgespannten Werkzeug sofort beginnen. Die Programme werden innerhalb von 30 Minuten komplett abgearbeitet. Für weitere Änderungen, die noch nötig sind und wie beschrieben eingebracht werden, liegt das Werkzeug insgesamt noch zwei Tage auf der Maschine. Anschließend wird ein Tag für manuelle Try-Out- und Messarbeiten benötigt, bevor das komplette Kalibrierwerkzeug der Produktion zur Verfügung gestellt wird. Abb. 8: Auf den gemischten Daten von Flächen und Netzen werden die für das Einfräsen der Änderungen benötigten NC-Programme berechnet. Copyright © 2008 GOM mbH All rights reserved! Abb. 9: Schruppbearbeitung im Änderungsbereich. Nach 30 Minuten ist die Änderung ins Werkzeug eingearbeitet. Rev. A (de) 08082008 www.gom.com 7 Herr Decuzzi stellt zufrieden fest: „Bereits nach vier Tagen kann das geänderte Werkzeug der Produktion wieder übergeben werden. Mit unserer bisherigen Vorgehensweise hätten wir mindestens doppelt so viel Zeit benötigt.“ Herr Kups ergänzt abschließend: „Neben der enormen Zeitersparnis haben wir das Vermuten aus dem Prozess eliminiert und können Änderungen sicher und fehlerfrei durchführen. Wir werden in Zukunft bei ähnlicher Aufgabenstellung immer diese innovative Prozesskette gemeinsam mit der Tebicon einsetzen.“ Abb. 10: A. Kups (rechts): “Durch die Digitalisierung des Werkzeugs werden die Änderungen exakt und fehlerfrei eingefräst.“ Wir bedanken uns bei Tebicon und Meckenstock für den interessanten Bericht und für ihr Vertrauen in unsere Messtechnik. Copyright © 2008 GOM mbH All rights reserved! Rev. A (de) 08082008 www.gom.com 8