Interview Sammler 1900_FIN_Dt

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Interview Sammler 1900_FIN_Dt
Interview mit Rubén Crespo Vergara / mansion1900
17.03.2013
1. Wie wurde die PLAYMOBIL „Spielwelt 1900“ entwickelt? Wie viele Jahre hat es gedauert, wie
viele Leute waren an der Entwicklung beteiligt?
Die „Spielwelt 1900“ war ein Projekt von Hans Beck. Unterstützt wurde er von einem
Modellbauer, Georg Falkner, der inzwischen in Ruhestand ist. Hans Wenning realisierte den
Oldtimer. Da wir Herrn Beck leider nicht mehr befragen können, mussten wir uns an Kollegen
wenden, die schon lange im Unternehmen arbeiten. Einer der Designer erinnert sich, dass die
meisten Elemente der „Spielwelt 1900“ bereits fertig entwickelt waren, als er 1986 ins
Unternehmen kam.
2. Viele Sammler bezeichnen das 1900-Thema als “Viktorianische” Themenwelt. Was war Ihre
ursprüngliche Inspirationsquelle? Großbritannien, Deutschland oder Frankreich? Manche Sets
scheinen bekannte Figuren der Kinderliteratur widerzuspiegeln, z.B. Mary Poppins. Ist da
etwas dran?
Herr Becks Assoziationen standen unter dem Motto der “guten, alten Zeit”; Dazu gehörte nicht
nur die spezielle 1900-Architektur, sondern auch die Kleidung – weniger eine bestimmte Gegend
oder Geschichte. Er wollte die Kinder in iherer Fantasie nicht einschränken.
3. Wie viele 5300er und 5305er Sets (Puppenhaus groß/klein) haben Sie zwischen 1989 und 2004
produziert? Und wie sieht es mit den Sets 5340 (Straßenlaterne) und 5360 (Parkmauer) im
Zeitraum von 1990 bis 1993 aus?
Leider veröffentlichen wir nur selten konkrete Zahlen zu einzelnen Sets. Was wir allerdings sagen
können, ist, dass die Verkaufszahlen für uns nicht zufriedenstellend waren, besonders der Absatz
bzw. Durchverkauf von Händlern an die Konsumenten. Aus diesem Grund wurde die komplette
„Spielwelt 1900“ im Jahr 2004 neu eingeführt und explizit als Puppenhaus auf dem Markt
positioniert.
4. Warum wurde das Set 5508 (Gendarm mit Vagabund) nur speziell für den französischen Markt
produziert? Und warum nur dieses Set?
Wir konnten ein identisches Set “Gendarm mit Vagabund” finden, das auf dem deutschen Markt
erschienen ist. Es hat die Nummer 5504 und war Teil des Sortiments von 1990/91 bis 1991/92.
5. Warum war die “Spielwelt 1900” in Ihren Augen nicht erfolgreich? Galt das nur für
Deutschland oder auch für andere Länder?
Bei unseren Analysen fanden wir heraus, dass sich das viktorianische Haus im Vergleich zum
reinen Puppenhaus in einigen englischsprachigen Märkten sehr gut verkaufte. Unserer Meinung
nach gab es – obwohl die Spielwelt für Mädchen gedacht war – einige Sets wie z.B. den Oldtimer,
den Oldtimer-Truck usw., die für Mädchen nicht so attraktiv waren. Im Grunde war es eine
Mischung für Jungen UND Mädchen, so dass es keine klare Positionierung des Produkts gab.
6. Warum wurde “Rosas Tagebuch” nicht fortgesetzt? Im zweiten Teil kündigte PLAYMOBIL an,
dass es einen dritten Teil mit weiteren Abenteuern geben würde…
Vermutlich passte das Konzept von “Rosas Tagebuch” nicht mehr, als die Spielwelt als
“Puppenhaus” wieder neu aufgelegt wurde und so setzte man das Tagebuch nicht weiter fort.
7. In einem sehr alten Katalog, “Première”, konnte man eine etwas andere Variante der Villa
5305 sehen. Hat diese jemals existiert? Warum wurde sie verändert?
Wir haben versucht, die Situation zu rekonstruieren und wir denken, dass das Set “5305 Villa” in
dieser Version so wie im Katalog gezeigt nie auf den Markt kam. Aber die Villa war Teil des
Sortiments von 1990/91, allerdings mit einer Terrasse auf der linken Seite und einer Eingangstür
mit Treppe auf der Gebäudevorderseite. Man wollte ein Haus mit einem niedrigeren Preispunkt
einführen und so eine Alternative zum großen Puppenhaus anbieten.
8. Wie hoch waren die Investitionskosten, um die „Spielwelt 1900“ zu entwickeln?
Anlässlich PLAYMOBILs 30. Geburtstags im Jahr 2004 wurde das Buch “The Story of a Smile”
veröffentlicht. Hier liest man über das Jahr 1989 auf Seite 89:
“Drei Viertel der “echten” PLAYMOBIL-Fans waren bisher Jungen, nun zielt man mit der
nostalgischen “Spielwelt 1900” in erster Linie auf die Mädchen ab sechs Jahren. Die
Packungsfarbe dieser Serie ist nicht blau sondern rosa/pink.
„Spielen und erfahren, wie es damals war“, so der Webeslogan für die neue Produktlinie. Auch die
PLAYMOBIL-Sammler sind begeistert. 400 neue Spritzwerkzeuge für zehn Millionen Mark sind für
ihre Produktion notwendig. In Kanada wird gleich das gesamte PLAYMOBIL-Programm zum
„Spielzeug des Jahres“ gekürt!
9. Können Sie sagen, ob es ein Set oder Teil gab, das aus der 1900-Kollektion rausgeworfen
wurde? Können Sie uns Bilder von Sets zeigen, die 1989 entwickelt, aber nicht produziert
wurden?
Laut Georg Falkner wurden im Prinzip alle Teile, die designed wurden, auch produziert – bis auf
diese beiden: eine Nähmaschine und eine Art Koffer bzw. Kiste. Leider wissen wir nicht, weshalb
diese Stücke nicht produziert wurden. Die Prototypen scheinen nicht mehr zu existieren, daher
können wir leider auch keine Bilder zeigen.
10. Die Leute sagen, dass man das Große Puppenhaus 5300 im Vergleich zu anderen Gebäuden wie
den Western-Häusern und Burgen nicht variabel zusammenbauen und kombinieren konnte.
Hat PLAYMOBIL darüber anfangs nicht nachgedacht?
Um es Kindern zu ermöglichen, einfach mit ihren Händen im Inneren des Hauses zu spielen,
waren die Wände des großen Puppenhauses höher als die der Burg und so konnten diese nicht
miteinander kombiniert werden. Daher wurde 1993 eine weiteres Stockwerk eingeführt (Set Nr.
7411), damit man das Haus nach oben hin vergrößern konnte.
11. Viele Sammler lieben das das Lied, dass der Orgelspieler aus dem Set 5550 spielt. Allerdings
wissen wir nicht, um welche Melodie es sich handelt. Wurde sie speziell für dieses Set
komponiert? Wie lautet der Name des Lieds?
Bei der Melodie handelt es sich um den Kuckuckswalzer” (1918) des schwedischen Komponisten
Emanuel Jonasson.
12. Gab es einmal Überlegungen, einen „1900-Zug“ herauszubringen? Und eine viktorianische
Bahnstation?
Ja, es gab Überlegungen, vor allem in Hinblick auf einen nostalgischen Weihnachtszug. Diese
wurden jedoch nie realisiert.
13. ES tut mir leid, aber dies ist eine obligatorische Frage: Wäre es denkbar, dass geobra vom
“PLAYMOBIL Dollhouse” zurückkehrt zur “Spielwelt 1900”? Werden 1900-Liebhaber sie
wiedersehen können?
Wir gehen davon aus, dass dies nicht passieren wird. Es ist allerdings der Fall, dass einige
Elemente und Komponenten wieder in unserem Direktservice-Sortiment auftauchen, wie z.B. der
1900-Zaun oder der Oldtimer.
14. Wäre eine limitierte Edition von neuen Sets zur “Spielwelt 1900” exklusiv für PCC-Mitglieder
denkbar?
Wir werden diesen Vorschlag bei unseren Überlegungen zum jährlichen PCC-Geschenk
berücksichtigen, können jedoch nichts versprechen.
15. Das alte London als Inspiration. Haben Sie jemals darüber nachgedacht, die 1900-Welt in die
Dickinson‘sche Ära zu übertragen? Wie sieht es mit einer Detektiv-Serie aus, die um die
Jahrhundertwende angesiedelt ist und von Sherlock Holmes und Dr. Watson inspiriert ist?
Soweit wir wissen, arbeitet Richard Unglik an einem neuen Buch mit Sherlock Holmesals
Protagonisten im PLAYMOBIL-Stil. Grundsätzlich müssen wir berücksichtigen, dass unsere
Hauptzielgruppe Kinder im Alter von 4 bis 8/10 sind und wir müssen uns fragen, wie ihre Realität
heute aussieht. Was kennen sie, welche Assoziationen haben sie zu welchen Themen?
Wir werden Ihren Vorschlag bei den so genannten „Erfinderbriefen“ berücksichtigen, die wir in
erster Linie von Kindern und einigen wenigen Erwachsenen bekommen. Diese Listen mit den
Wünschen und Vorschlägen werden an unsere Entwicklungsabteilung weitergeleitet.
16. Gibt es irgendwelche Kuriositäten, die Sie uns am Ende des Interviews mitteilen wollen?
Wir hätten Ihnen so gerne eine Anekdote erzählt, aber leider können wir weder Hans Beck noch
Herrn Wennig fragen. Auch Georg Falkner, der inzwischen in Ruhestand ist, konnte sich nicht an
irgendwelche kuriosen Vorkommnisse erinnern.

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