Pressespiegel 46_14 vom 08.11. bis 14.11.2014

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Pressespiegel 46_14 vom 08.11. bis 14.11.2014
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Loëstrasse 60
7000 Chur
081 257 11 00
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Pressespiegel 46/2014
08.11. - 14.11.2014
Kontakt:
Stefan Hügli
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Inhalt
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Bünder Lokal- und Regionalzeitungen
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
ag»
(Lia Rumantscha, Pro Grigioni
Vorlagen wie der «Aufhebung der städtischen ZuItaliani und Walservereinigung)
satzleistungen zu den kantonalen Ergänzungsleisund dem kantonalen Gemeindetungen», der «Änderung der Arbeitgeber-/Arbeitinspektorat die jährlichen Treffen
nehmer-Beiträge bei der Pensionsversicherung» soNachtrag_Bündner
Tagblatteiner
vom
10.11.2014,
Seite
Gebühren1987 ins Leben rief. Der Verein
wie zur «Einführung
teilweisen
pflicht für die Parkplätze auf der Oberen Au». (BT)
steht heute jeder Gemeinde offen,
unabhängig der Einwohnerzahl.
Derzeit sind es rund
90 Gemeinden, die der IG Kleingemeinden angehören. (dNi)
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www.ig-kleingemeinden.ch
e SchuSchluss.
agerunFragen
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n den Hauptmärkten Zürich und
Trotzdem resultiert ein Gewinn.
Die talabfahrten konnten teilweise nie oder nur
offen gehalten werden. (FoTo olivia iTem)
Reformationsjubiläum mit
13 nationalen Projekten
Die
Abgeordneten des Schweizerischen Evangelischen
Kirchenbundes (Sek) haben während ihrer Herbstversammlung in Bern 13 Projekte des Kirchenbundes beschlossen. Die Projekte werden anlässlich
des Reformationsjubiläums zwischen 2014 und
2018 durchgeführt. Gemäss Mitteilung wurde dafür
ein ausserordentlicher Beitrag von 400 000 Franken gesprochen.
Zu den Projekten gehört eine nationale Tagung
zur Diskussion des reformatorischen Erbes und dessen Auswirkung auf Geschichte, Kultur und Gesellschaft der Schweiz. Weitere Projekte umfassen ein
evangelisches Jugendfestival, ein Treffen von Synodalen aus ganz Europa, die Beteiligung an der Weltausstellung Reformation der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) sowie die Beteiligung am Projekt Reformationsstädte Europas der Gemeinschaft
Evangelischer Kirchen in Europa. (BT)
EvangEliSch-REfoRMiERtE KiRchEn
Weitere Informationen unter: www.ref-500.ch
kuRz gemeldet
Die SP-ortsgruppe landquart hat ein Hearing mit
Agnes Brandenburger und Sepp Föhn, den beiden
Kandidaten für das Gemeindepräsidium Landquart, in der Krone Igis veranstaltet. Im Anschluss
hat die SP über eine mögliche Wahlempfehlung
diskutiert und sei zum Schluss gekommen, dass
die Unterschiede so klein waren, dass sie keinen
der Kandidaten klar bevorzugen könne.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
3x.pdf
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Nachtrag_Bündner Tagblatt vom 11.11.2014, Seite 15.pdf
D i e n s t a g , 1 1 . Nove m b e r 2 0 1 4
Schw
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Vierhändige Orgelmusik trifft in der st.-martins-kirche auf vierstimmiges Solisten-Ensemble. (foTo juscha casaulTa)
Mozart in neuem Gewand
Passend in die Zeit zwischen Allerseelen und Totensonntag erklangen am Sonntagabend Teile aus
Mozarts Requiem. Allerdings in einem neuen musikalischen Gewand.
z
▸ C HR ISTIAN AL B RECHT
quartett war es insbesondere die
Tempowahl, die sich an den Angaben einer Notenausgabe von Novello aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts orientierte.
und Hörsichten führt, demonstrierte der Abend in eindrücklichster
Weise. So erhalten in diesen bedächtigen Tempi beispielsweise die harmonischen Strukturen ein wesentlich bedeutungsvolleres Gewicht;
kleingliedrige, sinnerfüllte und
manchmal von sprechenden Pausen durchzogene Partien erzeugen
weit mehr Transparenz und Aussage als bei einer schnellen Tempowahl.
Bezogen auf den Vokalpart liegen die Ansprüche in dieser Lesart
ganz woanders: statt schnellen Koloraturen sind nun primär lange
Atembögen gefragt, die die Phrasen
überspannen sollen. Immerhin geht
es hier nicht um Nuancen der Tempowahl, sondern um Verhältnisse in
ganzen Zahlen, denen quasi ein
Tempo ordinario zugrunde liegt. Tabea Herzog (Sopran), Laura Binggeli
(Alt), Jonathan Spicher (Tenor) und
der Bassist Daniel Pérez haben sich
den ungewohnt-ungewöhnlichen
Aufgaben gestellt und nebst guter
Intonation sowie einer stets ausge-
glichenen Klangbalance eine insgesamt sehr überzeugende Interpretation geboten.
Ungewohntes «Zeit-Nehmen»
Eingerahmt wurde das Requiem
mit der Maurerischen Trauermusik
KV 477 sowie der Fantasie in f-moll
KV 608 für ein mechanisches Orgelwerk in einem Musikautomaten.
Zwar war das imposante Schaubild
mit lebensgrossen Wachsfiguren,
zu dem ab 1791 in der Kunstgalerie
des Grafen Deym diese Fantasie erklang, in der Martinskirche nicht
präsent. Dafür erfüllt die romantisch disponierte Martinsorgel mit
ihren vielen grundtönigen AchtfussRegistern wohl exemplarisch den
Anspruch an die Aufführungspraxis
nach den Vorstellungen des Musikverlegers Vincent Novello. Schön,
dass die Churer Orgelkonzerte diese
besondere und andere musikalische Erfahrung eines ungewohnten
musikalischen
«Zeit-Nehmens»
und eines adäquaten Klangerlebnisses ermöglicht haben.
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Evangelisch-reformierte Landeskirche
Graubünden
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Die US-Popsängerin Ariana Grande hat bei den MTV European Music Awards in Glasgow zwei Trophäen abgeräumt
und das Publikum mit einer fulminanten Show begeistert.
K u lt u
Zum Saisonschluss setzte der letzte
Auftritt in der Reihe der Churer Orgelkonzerte einen in mehrfacher
Hinsicht markanten Schlusspunkt.
Zum einen betraf es die Tatsache,
dass mit dem kompetent aufspielenden Duo Tastologie, bestehend
aus den Aargauer Organisten Jonas
Herzog und Stefan Müller, nicht wie
üblich ein Spieler an der Orgel der
Martinskirche sass, sondern deren
zwei. Zum anderen erhielt das Konzert durch die Mitwirkung eines
vierstimmigen Solisten-Ensembles
eine vokale Erweiterung. Das spannendste und hörfälligste Moment
des Abends bestand jedoch in der in
diesem Konzert praktizierten Fassung des Requiems. Nebst der genannten Besetzung mit vierhändig
gespielter Orgel und einem Solisten-
Nicht nur Organist und Komponist
Der 1781 in London geborene Vincent Novello war nicht nur Organist
und Komponist: dass sein Name
heute noch ein Begriff ist, gründet in
seiner Tätigkeit als Herausgeber.
Manche grosse Werke von mehreren Komponisten machte er in England bekannt – das Schaffen Palestrinas war dort vor seiner editorischen Tätigkeit praktisch ebenso
unbekannt wie etwa die Messen
von Mozart. In seiner Ausgabe von
Mozarts Requiem für vierhändig gespieltes Klavier und vier Singstimmen nun finden sich Metronomzahlen, die ein deutlich ruhigeres Tempo ergeben als jenes, das heute üblichen Aufführungen zugrunde liegt.
Dass diese andere Lesart zu frappant neuartigen und teilweise gewöhnungsbedürftigen Ein-, An-
sollten einige «politische Blockaden»
abgebaut werden, sagte Obama. China
und die USA verständigten sich auf um-
en mit dem Westen wegen der
ne-Krise an, dass Russland in der
-Pazifik-Region eine grössere Rol-
Der
Asien-Pazifik-Raum
57 Prozent der weltweiten Wirts
leistung.
Nachtrag_Bündner Tagblatt vom 11.11.2014, Seite 2.pdf
eindepräsidiums in Landquart, zu den Stadtbibliotheken, zu den Freikirchen und zum Wolf
ichtungen und so kann nichts bewerden. Deshalb empfehle ich kein
riment mit einem amtierenden ofchtlich planlosen Gemeinderat,
ern Agnes Brandenburger-Caderas.
rner Buchmann, igis
bliotheken – ein
cher Schatz
nd nicht nur die Bücher mit ihren Gehten und die DVDs, welche Biblioen zu einem wertvollen Schatz für
Stadt machen. Bibliotheken sind
gentlicher Hort der eigenen Kultur,
Geschichte und der Bildung. Davon
te sich die SP Chur anlässlich ihrer
onsversammlung in der Stadtbihek Aspermont selber überzeugen.
o wie sich Tankstellen von der einn Zapfsäule zu umfassenden Rasten mit Einkehr- und Einkaufsmögeiten verändert haben, so haben
auch die Bibliotheken zu umfassenLese- und Informationsstätten weintwickelt. Heute sind Bibliotheken
ulturinstitution mit dem höchsten
cheraufkommen. In Chur sind dies
12 500 Kundinnen und Kunden
ch. Sei dies die Freude an GeschichBilderbücher für die Kinder oder die
e nach einem neuen vegetarischen
pt (auch Kochbücher sind im Angesei dies als Treffpunkt, Schulbibliooder Fundgrube für neues Wissen,
otheken sind stets eine Bereiche-
rung. Der Bestand und die Weiterentwicklung dieser Kulturdienstleistung
müssen gewährleistet bleiben.
Die SP Chur hat aber auch ihr Nein
zur Aufhebung der Zusatzleistungen
(städtische Volksabstimmung) bekräftigt. Eine umsichtige Finanzpolitik wird
nicht damit erreicht, dass auf dem
Buckel der benachteiligten Rentnerinnen und Rentner und jenem der Menschen mit einer Behinderung gespart
wird, sondern wenn das leere Stadtportemonnaie auch neue Einnahmen erhält.
So sagt die SP Chur sowohl zur Erhöhung
der Handänderungssteuer, zur Einführung einer Benutzungsgebühr für die Abwasseranlagen sowie einer teilweisen
Gebührenpflicht für die Parkplätze der
Oberen Au deutlich Ja.
▸ thomas hensel, sp chur
Warum Freikirchen
wachsen
Zum Bericht «Spektakulärer Aufstieg der
Freikirchen» in der «Schweiz am Sonntag»
vom 9. November 2014.
Die Berichterstattung zeigte meines Erachtens nicht den wirklichen Grund, warum Freikirchen wachsen. Die Bibel zeigte mir in Johannes 3,16, dass ich Jesus
Christus als meinen Erlöser und Herrn
annehmen muss, um vom Verderben gerettet zu werden. Nach meiner Entscheidung für ein Leben mit Jesus Christus erkannte ich durch Hebräer 10,25, dass es
Gottes Wille ist, dass Christen untereinander Gemeinschaft haben. So schloss
ich mich einer Evangelischen Freikirche
an, die sich allein auf die Aussagen der Bibel beruft, keine Sonderlehren vertritt,
und die Mitglieder bezeugen können,
dass sie durch Jesus Christus Vergebung
der Sünden haben, und durch seine Kraft
ein Leben zur Ehre Gottes führen wollen.
Viele Menschen haben auf der Suche
nach Gott ähnliche Erfahrung gemacht
wie ich, darum wachsen die Freikirchen.
▸ Bernhard dura, chur
Ein Floppvortrag
Letzte Woche haben sich etwa 100 Personen im Naturmuseum zum Vortrag über
Herdenschutzmassnahmen eingefunden. Es waren sehr viele direkt betroffene Schafhalter und Landwirte anwesend. Nebst der unendlichen Schwärmerei von Hirt Peter Lüthi erfuhr man
nichts Brauchbares. Peter Lüthi hat mit
einen enormen Aufwand in der Alp Ramuz 370 Schafe gesömmert. Er brauchte
dazu vier Herdenschutzhunde, zwei Hirtenhunde und eine Riesenmenge Flexzaun. Jede Nacht wurden die Schafe eingepfercht, mit dem Resultat, dass er
übermässig viele kranke Tiere zu pflegen
hatte. Der Verlust von zirka ein em Prozent entspricht demjenigen einer unbehirteten Alp. Bei konkreten Kostenfragen
wurde immer ausgewichen.
▸ hermi plump, tamins
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2
Nachtrag_Bündner Tagblatt vom 12.11.2014, Seite 2.pdf
B ü n d n e r Ta g b l a tt
klartext
M i ttwo c h , 1 2 . Nove m b e r 2 0 1 4
l e i t a r t i k e l Hansmartin Schmid über das Dreieck zwischen Rom und Chur und der Opposition
Wenn chur sich auf rom und rom sich auf chur beruft ...
D
Die Katholische Kirche ist keine Demokratie, sondern ein hierarchisch aufgebautes eigenes Rechtsgebäude mit einem gewählten, absoluten Monarchen
an der Spitze, der sogar, wenn er in letzten Glaubensdingen «ex kathedra»
spricht, unfehlbar sei. So, hier naturgemäss verkürzt wiedergegeben, hat man
es einst auf harten Schul- oder Unibänken gelernt. Und sich deshalb daran gewöhnt, dass sich immer dann, wenn
aus der freien Gesellschaft Forderungen
an die Ortskirche gestellt werden, diese
sich auf «Rom» beruft. Oder wie es der
frühere Churer Bischof Haas einmal gesagt hat: «Man kann doch einem Bischof nicht vorwerfen, er sei romtreu...»
Der Vorgang war und ist tatsächlich
bis zum heutigen Tag immer wieder derselbe. Aus den freien, demokratischen
und dynamischen Gesellschaften des
Nordens, vor allem aus Europa und
Nordamerika, werden ständig liberale
Forderungen an die örtlichen Bischöfe
und Kleriker herangetragen: Geburtenkontrolle, Abschaffung des Zölibats, Anerkennung von Ehescheidung, Homosexualität, von Homoehen usw. Der
konservative Teil des Klerus reagiert darauf regelmässig mit dem Hinweis auf
die nach wie vor bestehenden
Lehrsätze aus Rom. Hauptaufgabe der Kirche sei die Verkündigung des Glaubens in
der Welt und die Führung
der Gläubigen ins Jenseits
nach den Geboten von Christus und denjenigen Roms,
nicht die modernistische Anpassung an die Gesellschaft des Westens. Wichtiger als die inner- und ausserkirchliche Opposition im Norden sei
der feste, kirchliche Glauben der Millionen und Abermillionen von Katholiken
in der Dritten Welt.
Jetzt allerdings – so wird geschrieben – sei in Rom eine neue Entwicklung
eingetreten, jetzt regiere dort nicht
mehr ein nordischer Doktrinär, sondern erstmals ein Mann aus eben dieser
Dritten Welt. Tatsächlich hat dieser
Papst durch viele begeisternde Reden,
Demuts- und Armutsgesten und begrüssenswerte stilistische Nuancen
Hoffnungen geweckt, der unheilvolle
haltung der Schöpfung, Abbau der grausamen und gewalterzeugenden sozialen Unterschiede, gegen die Ausbeutung von Mensch und Umwelt–, bleibe
aber in den eigentlichen Grundfragen
auf seinem ureigensten Gebiet unverrückbar. So ist beispielsweise an der
jüngsten Bischofssynode eine paradoxe
Lage entstanden. Am Vorabend sagte
der Papst in seiner Rede wörtlich,
er hoffe, die Bischöfe hörten
«den Schrei nach Verände«Der Papst allein
rungen aus der Welt». Deshalb wurde dann geschriekann und sollte
ben, der Papst wollte schon,
‘es’ entscheiden.»
doch viele Bischöfe wollten
nicht. Und am Schluss wurden dann, wie auch hierzulande leider üblich, die wahren EntBruch zwischen der römischen Kirche scheidungen um ein Jahr vertagt.
und der Gesellschaft des Westens könnDer Papst sagt also im Klartext, ich
te überbrückt werden. Aber ist tatsäch- wollte schon, aber die Bischöfe wollen
lich etwas Entscheidendes geschehen? nicht. Viele Bischöfe aber sagen, wir
Vielfach herrscht nämlich der Eindruck wollten schon, doch Rom will nicht. Davor, auch dieser Papst deklariere viele mit kommt es in der Kirche zur Blockaäussere Forderungen aus der Welt– Er- de, wie gerade jetzt am vergangenen
Montag das gescheiterte Treffen zwischen dem Churer Bischof und der innerkirchlichen Opposition unterstrichen hat. Die Opposition verweist auf
die Liberalität in unserer Gesellschaft,
der Bischof verweist auf Rom.
Aber ist denn die Weltkirche plötzlich eine Demokratie, die Synode ein
Parlament? Es gibt doch nach den bisherigen Lehren nur einen Menschen auf
der Welt, der hier alles verändern, alles
entscheiden kann. Es ist der absolute
Wahlmonarch namens Papst. Er in erster Linie sollte den «Schrei» hören,
nicht die Bischöfe. Alles andere wäre
bloss inner- und ausserkirchliche Taktik. Vielleicht sollte er einmal den Beginn von Rilkes berühmtem Herbstgedicht lesen: «Herr, es ist Zeit ...»
Dr. phil., schreibt
nach 30 Jahren Print- und 20 Jahren
Fernseh-Journalismus in Bern, Rom,
Zürich und Bonn seit 1998 für
das «Bündner Tagblatt» Klartexte,
Kommentare und Berichte.
HanSmartin ScHmiD,
h i n t e r g r u n d Tina Tuor über den nach wie vor hohen Lebensstandard in der Schweiz
Weniger Zufriedenheit – Schweizer wünschen sich mehr Freizeit
D
Der Lebensstandard in der Schweiz gehört zu den höchsten in Europa. Das verfügbare Einkommen ist 2013 gestiegen,
die Einkommensungleichheit hat sich
verringert. Trotzdem hat die Zufriedenheit gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen – viele wünschen sich mehr
Freizeit.
Die allgemeine Zufriedenheit in der
Schweiz nahm 2013 im Vergleich zum
Vorjahr ab, blieb jedoch auf hohem Niveau, wie eine Erhebung über die Einkommen und die Lebensbedingungen
(Silc) des Bundesamts für Statistik (BFS)
zeigt. 72,3 Prozent der Bevölkerung ab
16 Jahren waren 2013 eigenen Angaben
zufolge mit ihrem Leben sehr zufrieden,
nach 76,4 Prozent 2012.
Geringer als noch im Vorjahr fiel etwa die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, der Hausarbeit und der Freizeit
aus. Der Anteil derjenigen, die mit der
vorhandenen Freizeit zufrieden sind,
verringerte sich von 58,6 auf 47,7 Prozent und wies damit den geringsten Anteil an Zufriedenen in der Umfrage auf.
Weiterhin eine positive Rolle für die
Zufriedenheit spielt das Sozialleben:
80 Prozent zeigten sich sehr zufrieden
mit dem Zusammenleben, persönlichen Beziehungen und dem Arbeitsklima. Eine leichte Zunahme verzeichnete
zudem die Zufriedenheit mit der persönlichen finanziellen Situation: Diese
stieg von 52,8 auf 55 Prozent.
Tatsächlich nahm das verfügbare
Einkommen in der Schweiz 2013 gegen-
über dem Vorjahr zu. Dieses beschreibt
das auf einzelne Mitglieder aufgeteilte
Haushaltseinkommen nach Abzug von
obligatorischen Ausgaben wie Steuern
und Krankenkassenprämien. Der Median des verfügbaren Einkommens belief
sich in der Schweiz auf 51 282 Franken
pro Jahr. Das bedeutet, dass 50 Prozent
der Bevölkerung mehr, 50 Prozent weniger zur Verfügung hatten.
Gemessen in Kaufkraftstandards, also um unterschiedliche Preisniveaus in
den Ländern bereinigt, lag das verfügbare Einkommen in der Schweiz 1,7-mal
höher als in Italien und 1,3-mal höher als
in Deutschland oder Frankreich, wie das
BFS gestern mitteilte. Nach Luxemburg
und Norwegen ist es damit weiterhin
das dritthöchste in Europa. Gleichzeitig
verteilt sich das Einkommen etwas
gleichmässiger als im europäischen Ver-
«Der Anteil derjenigen,
die mit der
vorhandenen Freizeit
zufrieden sind,
verringerte sich von
58,6 auf 47,7 Prozent»
gleich: Die gesamte Einkommenssumme der reichsten 20 Prozent überstieg jene der ärmsten 20 Prozent 2013 um den
Faktor 4,2, nach einem Faktor von 4,4 im
Vorjahr. Im europäischen Durchschnitt
lag das Verhältnis stabil bei 5,0. Die
grösste Ungleichheit wies Spanien mit
einem Verhältnis von 6,3 auf.
Trotz höherem Einkommen und geringerer Ungleichheit als im europäischen Durchschnitt kämpft auch in der
Schweiz ein Teil der Bevölkerung mit finanziellen Schwierigkeiten. Im vergangenen Jahr waren fast 20 Prozent nicht
in der Lage, eine unerwartete Ausgabe
von 2500 Franken zu tätigen.
8,7 Prozent der Bevölkerung konnten es sich nicht leisten, einmal pro Jahr
in die Ferien zu reisen. 13,3 Prozent der
Schweizer Einwohner gelten als armutsgefährdet.
l e s e r b r i e F e Zur Abstimmung über die Gebietsreform und die Wahl des Gemeindepräsidiums in Landquart
impressum
Wir sind keine
Marionetten
Herausgeberin:
Ich habe Verständnis für die oberflächige, nicht differenzierte und nichts wissenden Argumente der Befürworter des
Gesetzes über die Gebietsreform, über
das am 30. November 2014 abgestimmt
wird. Viele von ihnen waren nicht dabei
als die Totalrevision unserer Kantonsverfassung in den Jahren 2002/2003 vorgenommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt
führten wir in der Verfassungskommission des Grossen Rates die Diskussion
über die Berechtigung einer Verankerung der Regionen in der Verfassung. Die
Verankerung geschah und bestimmt
wurde, dass die Präsidenten der Regionen vom Volk gewählt werden müssen.
Die Regionen waren neu Organe des öffentlichen Rechts mit eigener Körperschaft. In der Mesolcina wollten wir eine
«gute» Region aufbauen: Sie hätte in
Dienst unserer Gemeinden gearbeitet,
überkommunale Aufgaben übernommen, Mediationsarbeit zwischen Kanton und Gemeinden geführt und, nicht
zuletzt, versucht, einen Regionalgeist zu
entwickeln, auch als Basis für die Gemeindefusionen. Für die Regierung waren wir jedoch nicht schnell genug. Im
2006 bekamen wir einen Befehl aus
Chur, und wir wurden von der Regierung
als verfassungswidrig deklariert, weil
wir nicht genug schnell mit der neuen
Region bereit waren. Nun, unsere Arbeit
war schon im Gange, und wir verfügten
ab 2007 über einen Regionalvorstand,
demokratisch gewählt, eine Delegiertenversammlung, eine Geschäftsprüfungskommission und später über eine Sanitätskommission. Wir arbeiteten und begannen die Früchte unserer Leistungen
zu ernten, Region und Gemeinden
kooperierten zusammen und die banaldumme Frage der Stärke (starke Region
oder starke Gemeinde) wurde nie gestellt. Wir arbeiteten wenn … die Zerstörung begann. Durch die absurde und
nicht nachvollziehbare Veränderung, bestimmt durch die Regierung und den
Grossen Rat (in Jahren 2012/13/14), welche sich so unflexibel gezeigt haben, und
nicht einmal die Freiheit der Organisation den Regionen verleihen wollten.
Warum? Dies kann niemand verstehen.
Niemand hätte nämlich einen Schaden
davon gehabt, weder Chur noch Davos
oder St. Moritz, wenn die Organisation
den Regionen frei überlassen würde. Ein
solches Diktat ist seltsam und hat Konsequenzen. Bei uns rutschen die Gemeindefusionen total ins Ungewisse, Kräfte
und Geld (von schon nicht ökonomisch
gut situierten Gemeinden), welches gebraucht wurde, um die Regionen zu bilden und zu führen, werden verschleisst
und wichtige Leistungen für unsere Bürgerinnen und Bürger in Frage gestellt.
Verluste gibt es auch auf Ebene der Demokratie: Stadtorgane ohne Legislative
bilden ein Novum in unserer Rechtslandschaft. Als demotivierend für die Gemeindeexekutiven wirkt vor allem die
übermässige Arbeitsbelastung, und die
Berufspolitik scheint nicht ein praktikabler Weg zu sein, wenn wir die demokratischen Charakteristiken in unserem
Staat aufrechterhalten wollen. Bezeichnend ist, dass sieben unserer Gemeinden das Referendum unterstützen. Sie,
wie viele anderen von uns im Misox,
können mit einer unreifen, unvollständigen, der Realität unsere Talschaften
nicht entsprechenden Territorialreform,
nichts anfangen. Und – wir können uns
nicht wie Marionetten behandeln lassen.
▸ nicoletta noi-togni, grossrätin
und Vizepräsidentin der regione
mesolcina
Wer zahlt, soll
auch befehlen
Mit emotionalen Argumenten wollen
uns die Gegner der Gebietsreform einreden, dass alles schlechter werde. Basierend auf einem Wissen von Gestern wollen sie damit eine entschlackende und
konsequente Vorlage kippen. Sachlich
Greifbares habe ich noch nicht gehört.
Tatsache ist doch, dass unsere Gemeinden mit den vorhandenen Mitteln haushälterisch und bedarfsgerecht umgehen
müssen. Unsere Gemeindepräsidentenund Gemeindepräsidentinnen sind vom
Volk gewählt, und haben die Gemeinde
nach aussen zu vertreten. Auch die finanzielle Verantwortung gegenüber dem
Stimmbürger müssen sie wahrnehmen.
Dazu braucht es keinen Verwaltungsapparat in der Region, der Geld ausgibt
ohne für die Geldbeschaffung gerade zu
stehen. Mit der Abstimmung zum Mantelgesetz zur Gebietsreform haben wir eine weitere Gelegenheit, das Wohl der Gesamtheit der Bündner zu mehren. So,
wie eine überragende Mehrheit des
Bündner Stimmvolks dies bereits am
23. September 2012 getan hat. Ich stimme deshalb aus Überzeugung Ja am
30. November 2014.
▸ martin Wieland,
grossrat Fdp, tamins
Den Vizepräsidenten
als Nachfolger
Der Bevölkerung der Gemeinde Landquart stehen für den 30. November zwei
Persönlichkeiten zum Gemeindepräsidium zur Wahl. Für die Neubesetzung ist
das Profil und nicht der politische Stand
der zentrale Punkt. Fachkompetenz im
Finanzhaushalt der Gemeinde, strukturiertes Denken, Bürgernähe und erfolgreiche Führungserfahrung muss das Anforderungsprofil für den zukünftigen Gemeindepräsident sein. Dieses bringt
Sepp Föhn mit und hat dies in den letzten 15 Monaten als Vizepräsident der
Gemeinde Landquart auch unter Beweis
gestellt.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
▸ michael huber, igis
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Bündner Tagblatt vom 12.11.2014, Seite 20.pdf
entwarfen einen gemeinsamen
Gottesdienst. Das Experiment ist
geglückt. Der Gottesdienst war
sehr gut besucht und versetzte
Kleinkinder genauso wie Senioren
ins Staunen. (BT)
Puschlaver Bürgerwehren 451 Velos reisen von
wurden aktiv
Jenaz nach Afrika
Cologna weiterhin Botschafter fürs CO2-Sparen
Bürgerwehr Die Puschlaver haben den zahlreichen Einbrüchen anfangs Oktober den Kampf
angesagt. Die dort gegründete Bürgerwehr patrouilliert in Gruppen und hält zur Kontrolle auch
Personenfahrzeuge an. Alessandro Della Vedova,
Gemeindepräsident von Poschiavo, erklärt gegenüber «Radio Grischa»: «Man muss sehr vorsichtig sein. Die Bürgerwehr ist normalerweise
nicht vorbereitet auf Konfrontationen.» Das könne unter Umständen auch mal heikel werden.
Die Bürgerwehr habe nämlich keine polizeiliche
Handhabung zum Eingreifen. Ähnlich sieht das
Anita Senti von der Kantonspolizei Graubünden:
«Wir sind froh, wenn Bürger patrouillieren und
Hinweise geben. Aber wenn die Bürgerwehren
soweit gehen, dass sie Personen anhalten und
kontrollieren, führt das zu weit.» (BT)
klima Skilanglauf-Star Dario Cologna ist fü
SPendenorganiSation Grosser Erfolg für
die Sammlung «Velos für Afrika»: 451 Velos wurden in Jenaz abgegeben. Die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde hatte dazu aufgerufen,
ausgediente Velos zu spenden. Für den Abtransport seien laut Mitteilung zwei Lastzüge erforderlich gewesen.
Die in Bern beheimatete Organisation «Velos
für Afrika» lässt die Velos in sozialen Werkstätten
reparieren. Anschliessend treten sie ihre Reise
nach Burkina Faso, Namibia, Madagaskar und andere afrikanische Länder an. Lokale Partnerorganisationen vermitteln die Velos weiter. Diese dienen als Existenzgründung für ein Kleingewerbe,
welches eine Familie ernähren kann. Letztes Jahr
wurden in der Schweiz 15 000 Velos gesammelt
und nach Afrika verschifft. (BT)
weitere zweieinhalb Jahre Botschafter des Auto
Energie Checks (AEC) für energieeffizientes Auto
fahren. Der Olympiasieger und Weltmeister ha
sein Engagement als Botschafter für den AEC lau
einer Mitteilung um weitere zweieinhalb Jahr
verlängert. «Ich sehe den Auto Energie Check al
einfachen und effizienten Beitrag der Automob
listen zum Energiesparen und für die Umwelt»
so Cologna.
Seit Anfang 2014 ist Cologna als Botschafte
für den AEC unterwegs. Mit seinem Engagemen
wolle er die Automobilistinnen und Automobilis
ten motivieren, täglich Treibstoff und dami
Energie, CO2 und Geld zu sparen. Cologna sieh
im AEC laut Mitteilung eine gute Möglichkeit, di
Umwelt zu schonen. (BT)
wetter
Aussichten heute
Temperaturen:
Nachmittag/Morgen früh
14°/10°
Ilanz
9°/5°
Scuol
Chur
14°/10°
Disentis
Von Süden und Westen
zieht Regen auf
Landquart
Thusis
7°/4°
Davos
14°/10°
9°/5°
Arosa
9°/5°
Zernez
7°/4°
14°/10°
Splügen
St. Moritz
9°/5°
Sta. Maria
7°/4°
10°/7°
Mesocco
10°/7°
Poschiavo
10°/7°
Aussichten Alpennordseite
Aussichten Alpensüdseite
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
Donnerstag
Freitag
Samstag
Sonntag
12/8°
15°/7°
16°/8°
13°/7°
10°/7°
10°/7°
8°/6°
9°/6°
z i tAt d e S tAG e S
Aussichten heute Mittwoch
Die Föhnströmung im Alpenraum
lässt am Mittwochvormittag nach.
Ein Tief über dem Nordatlantik
führt eine Störung über die Schweiz.
In den Bündner Südtälern fällt am
Mittwoch anhaltend Regen oder
oberhalb von 2000 Metern Schnee.
In Mittel- und Nordbünden ist das
Wetter freundlicher. Hier bleibt es
noch bis in den Nachmittag hinein
trocken. Der Föhn in den Bergen
lässt im Tagesverlauf nach. Spätestens am Abend regnet oder schneit
es überall. Die Schneefallgrenze
sinkt auf rund 1500 Meter.
Luftmesswerte im Kanton Graubünden:
www.ostluft.ch -– www.in-luft.ch -– www.anu.gr.ch
COMiC
«Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus;
alles fällt in Sinnen.»
n oV e m B e R Ta g – Vo n C h R i S T i a n m o R g e n S T e R n ( 1 8 7 1 – 1 9 1 4 )
Prognosen für die nächsten Tage
Am Donnerstagmorgen regnet es
in der Südostschweiz noch stellenweise. Bald ist es überall trocken.
Am Nachmittag lockert die Bewölkung auf und es zeigen sich einige
Aufhellungen. Im Oberengadin
weht mässiger Talwind. Im Flachland dreht der Wind auf Nordost.
Der Freitag bringt den Bergregionen sehr sonniges Wetter. Die Null
gradgrenze steigt auf 3000 Meter.
Im Flachland liegt zäher Hochnebel. Am Samstag ist es vorerst noch
föhnig. Aus Westen bringt eine Stö
rung verbreitet Regen.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Bündner Tagblatt vom 12.11.2014, Seite 9.pdf
Kultur
M i ttwo c h , 1 2 . Nove m b e r 2 0 1 4
intervieW
«Miniatur und Kalligrafie – zwei
Künste, die sich nicht trennen lassen»
Die Malerin Metavel hat sich auf die Miniaturmalerei und die Kunst des Schönschreibens (Kalligrafie) spezialisiert. Sie
verziert aber nicht bloss Texte, sondern erleuchtet mit ihrer Kunst den Inhalt der Schriften.
d
Sie haben nach Ihrem Studium viele
Jahre erfolgreich und mit Freude
unterrichtet. Wann erfolgte der
Wechsel zur Malerei und weshalb?
Als ich 1966 Kulturattachée der französischen Botschaft in Tel-Aviv wurde, verliess ich den Lehrerberuf.
Fortan hielt ich Vorträge über Französische Malerei und französische
Kunstgeschichte. Die französischen
und israelischen Maler und Dichter
wurden Teil meines Lebens. Zweifelsohne hat auch meine Heirat mit
meinem Mann in mir den Wunsch
geweckt, in diese Welt einzutauchen und darin heimisch zu werden.
Damals begann ich auch intensiv
die Kabbala zu studieren.
Im Jahr 1960 sind Sie nach Israel
ausgewandert. Warum Israel?
Ein abend mit
drehbühne und
Überraschungen
Im Theater Chur wird heute und morgen Kuro
Taninos «Box in the Big Trunk» gezeigt –
inklusive Drehbühne.
Metavels Werke sind farbenfroh und detailreich: Die Miniatur «geburt der Eva» (oben) und «Die zwei Welten – die
obere und die untere Welt» aus dem dem Buch «La Création du Monde» (unten). (Fotos zvg)
Drehbühne und doppelter Boden:
«Box in the Big Trunk» von Kuro Tanino. (zvg)
BündneR TaGBlaTT: Als Künstlerin nennen Sie sich Metavel. Wie
kamen Sie auf diesen Namen?
MeTavel: Mein Pseudonym Meta-
vel erhielt ich von meinem Gatten
Elazar Benyoëtz. Er hat mir ein Gedicht gewidmet, in dem er mir diesen Namen gibt. Der Name bedeutet
«Gut Gottes» oder «Eintauchen (in
die Thora)».
9
aufführung In Kooperation mit dem Schweize
Festival «Culturescapes» zeigt das Theater Chur im
November im Rahmen des Festivals «Welt in Chur
zeitgenössische Produktionen aus der Kulturmetro
pole Tokio. Heute Mittwoch sowie morgenDonner
tag, 13. November, jeweils um 20 Uhr erwartet da
▸ SA BI NE- C L AUD I A NOL D
Die international bekannte Malerin
und Kalligrafin Renée Koppel, die
sich als Künstlerin Metavel nennt,
wurde im algerischen Souk-Ahras
geboren. Nach der Ausbildung zur
Lehrerin in Constantine (Qusantina) und einigen Jahren des Unterrichtens emigrierte sie nach Israel.
Dort war sie zuerst als Professorin
für Französisch, anschliessend als
Kulturattachée im Kulturdepartement der Französischen Botschaft
in Tel-Aviv tätig. Seit 1968 ist sie mit
dem Dichter und Aphoristiker Elazar Benyoëtz verheiratet. Metavel
veröffentlichte zahlreiche Bücher
zu biblischen Texten und jüdischen
Schriften. Ihre Werke erklären, vertiefen und erläutern diese Schriften
mittels Bildern. Metavel erhielt
mehrere Preise, so unter anderem
auch den Preis des israelischen Ministeriums für Handel und Industrie (1989).
B ü n d n e r Ta g b l a tt
1956 bereiste ich Israel als Touristin.
Als ich dort war, wusste ich: Das ist
mein Land, hier gehöre ich hin.
Heute sind Sie berühmt für Ihre
Miniaturen und Kalligrafien.
Weshalb haben Sie sich darauf
spezialisiert?
Nach Abschluss meines ersten Bildbandes spürte ich instinktiv, dass
Miniatur und Kalligrafie zwei Künste sind, die für mich komplementär
sind. Die beiden lassen sich nicht
trennen.
Wieso malen sie ausschliesslich
Aquarell?
Mich faszinierte die Finesse der
Aquarell-Malerei auf altem Papier.
Doch habe ich eine persönliche
Technik entwickelt: Anstelle des
nassen Papiers arbeite ich mit einem Tuch, das die Farben absorbiert
und lediglich Spuren hinterlässt.
Diese Spuren baue ich in mehreren
Schichten auf und schaffe dadurch
eine gewisse Tiefe.
Fertigen Sie jeweils Vorskizzen an?
Nein. Die Miniaturen – die den Weg
meiner Träume zu rekonstruieren
scheinen – nehmen ohne vorherige
Idee Gestalt an.
Welt teilgenommen. Ausserdem
gefällt es mir mit Miniaturen und
Kalligrammen (Figurengedichten)
den Wörtern und Sätzen eine plastische Schönheit zu geben.
Wie bereiten Sie sich vor, wenn Sie
einen Text illustrieren wollen?
Illustrieren meinte ursprünglich einen schwierigen Text mit Erläute-
Ihre Werke sind alle sehr klein …
Das mikroskopisch klein Geschriebene zeigt den Charakter des Hebräischen auf, dargelegt auf eine
zeichnerisch dekorative Art und
Weise. Die Kalligramme holen ein
Motiv vor Augen, das in direkter Verbindung mit dem Sujet des Textes
steht.
«
Die
Miniaturen
rekonstruieren
den Weg
meiner Träume.
»
rungen und Beispielen erhellen.
Erst im 19. Jh. erhielt illustrieren die
Bedeutung von Verzieren. Deshalb
muss ich sowohl jedes Wort des Textes verstehen, als auch versuchen,
alle möglichen Bilder, die in ihm enthalten sind, zu finden.
Sie erhellen somit Texte mit Hilfe
von Bildern?
Zwischen einem biblischen Text
und der Miniatur, die dem Text gegenübersteht oder in ihn integriert
ist, entsteht ein Dialog. Text und
Bild beleuchten das gleiche Thema,
um es zu erhellen. Meine künstlerische Arbeit ist somit ein Licht auf
den Inhalt des Textes, sie ist nicht
blosse Verzierung.
Grosse Kunst in Kleinformat: Metavel mit einem ihrer Werke. (zvg)
Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen
Text ausgewählt haben?
Ich nähere mich meiner Arbeit von
zwei Seiten her: Einerseits gliedere
ich den Text in die rhythmischen
Elemente seiner Erzählung. Andererseits bilde ich die heiligen hebräischen Buchstaben im Wissen
um ihre geheimnisvolle Bedeutung
– denn gemäss dem Midrasch
haben sie an der Schöpfung der
Sie erwähnten den Midrasch. Was ist
das?
Midrasch ist eine Sammlung von jüdischen Texten zu Beginn der Zeitrechnung, die den Bibeltext auslegen und auf die Gegenwart beziehen. Die Midrashim sind Legenden,
vermengt mit rabbinischen Interpretationen der Texte. Das Wort ‘midrash’ meint den Vorgang des Suchens und Forschens nach einer auf
die Gegenwart bezogenen Auslegung der Schrift. Der Midrasch geht
über die wörtliche Bedeutung hinaus und betrachtet den Text in all
seinen sichtbaren und unsichtbaren Aspekten.
Welche Bedeutung hat der Midrasch
für Sie?
Das Lesen des Midrasch ist für mich
sehr wichtig und wertvoll und kann
Wochen oder Monate dauern. Er bereichert nicht nur meine Vorstellung, sondern hilft mir, komplexe Situationen in einem biblischen Text
zu entknoten. Wenn ich alle Elemente der Geschichte verinnerlicht
habe, bin ich bereit, den Miniaturen
gegenüberzutreten.
Vernissage «Die Bibel in Bildern und
Miniaturen»: morgen Donnerstag,
13. November, 18.30 bis 20.30 Uhr,
Regulakirche Chur. Gedanken zur
Ausstellung, anschliessend Apéro.
Ausstellung: 14.-23. November, täglich
12-15 Uhr und 17-19 Uhr, Gruppen
nach Anmeldung: 081 252 22 92.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Publikum mit Kuro Taninos «Box in the Big Trunk
ein Theaterabend voller Überraschungen und ve
blüffender Illusionen. Ein ewiger Student, Mitt
Vierzig, überfordert mit sich selbst und dem Leben
flieht vor dem tadelnden Vater in einen Wand
schrank. Hinter der Tür entdeckt er eine geheimni
volle Parallelwelt und begibt sich auf eine ausserge
wöhnliche Reise. Die immerzu rotierende Drehbüh
ne ist gemäss Mitteilung eine Wunderkammer, de
ren Räume ein Abbild des Geisteszustands de
männlichen Hauptfigur sind.
Der ehemalige Psychoanalytiker Kuro Tanin
hinterfragt in seinen Inszenierungen die Abgründ
des Alltags. Seine Theatergruppe «Niwagekidan Pe
nino» (Deutsch: «Gartentheatergruppe Penino»
gründete der 38-jährige Regisseur im Jahr 2000 m
Universitätsfreunden. «Box in the Big Trunk
basiert auf drei vorherigen Arbeiten und vereint die
se zu einem bildgewaltigen und kafkaesken Kale
doskop. (bt)
Conchita Wurst begeistert
im «Crazy Horse»
paris Als Königin von Europa wurde Conchit
Wurst seit ihrem Song-Contest-Sieg von Medie
mehrfach geadelt. Ihr «Königreich» ist nun das Pa
riser «Crazy Horse». Nach ihrem triumphalen De
büt am Sonntagabend inklusive Starauflauf präsen
tiert sich die bärtige Dragqueen noch bis Samsta
als erster Travestiekünstler im legendären Parise
Variété-Club. «Es brauchte nicht weniger als ei
bärtiges Püppchen namens Conchita Wurst, um
Dutzende Menschen an einem grauen Sonntag
abend im November aus ihren Höhlen zu locken»
schreibt die Boulevardillustrierte «Paris Match»
wohnten im «Crazy Horse» doch unter anderen di
Modeschöpfer Jean Paul Gaultier und Jean-Claud
Ditrois, Schauspieler Jean-Michel Ribes und Tänze
rin Marie-Agnes Gillot Wursts grossem Auftritt be
Anders als die barbusigen – und an einer Stelle Bar
tragenden – Tänzerinnen um sie herum performt
Wurst drei Songs stets angezogen. (sda)
k u lt u r no t i z e n
Kurzer Sonntag im Haus der Kunst Auf den
Langen Samstag folgt in Chur der Kurze Sonntag:
Im Haus der Kunst am Zedernweg 4 in Chur gibt
es am Sonntag, 16. November, von 14 bis 19 Uhr
Kaffee und Kuchen – und unter dem Titel «Poesie
der Grossstadt – Die Kunst der Décollage» Kunst
von Piroska Szönye. Ebenso können die
Besucherinnen und Besucher gemäss Mitteilung
mehr zum Projekt «Mission Aquabike» von Joeri
Gredig erfahren.
Rothko-Gemälde für 72 Mio. Franken Mehr als 75
Millionen Dollar (72 Mio. Franken) haben zwei
Bilder des abstrakten Malers Mark Rothko bei eine
Auktion in New York gebracht. Für «Untitled», ein
hochformatiges Gemälde mit blauen Farbfeldern,
wurden laut Auktionshaus Sotheby's 39,9 Millionen Dollar (38,4 Mio. Franken) erzielt. Ein weiteres
unbenanntes Bild Rothkos mit gelben und orangen
Farbblöcken wurde am Montagabend (Ortszeit)
für 36,6 Millionen Dollar (35,3 Mio. Franken)
versteigert.
Bündner
und die Werkstatt betreibt künstlerische Alchimie. Als Gäste begrüsst der
Lange Samstag das Bildungszentrum
Gesundheit und Soziales, die Lia Rumantscha sowie
Theologische HochTagblatt
vomdie13.11.2014,
Seite
schule Chur und die Pädagogische
Hochschule Graubünden. (Bt)
▸ www.langersamstag.ch
11.pdf
Kammerchor gibt zwei
Jahreskonzerte
Die Jahreskonzerte des Engadiner Kammerchors finden am Samstag, 15. November, um 19.30 Uhr im Kulturzentrum Laudinella in St. Moritz und am
Sonntag, 16. November, um 17 Uhr in
der Martinskirche in Chur statt. Der Engadiner Kammerchor führt Werke von
Mendelssohn und Schubert auf, als
Hauptwerk Schuberts Messe in As-Dur.
Solisten sind Rebecca Ockenden (Sopran) Daphné Mosimann (Alt), Georg
Fluor (Tenor) und Michael Kreis (Bass).
Begleitet werden Solisten und Chor
vom Orchester Collegium Cantorum
unter der Leitung von Thomas Ineichen.
Die Gesamtleitung hat laut Mitteilung
Gaudenz Tscharner. (Bt)
Skafari treten im
«Royal Rockers» auf
Im Felsberger Club «Royal Rockers»
gibt die Band Skafari am Samstag, 15.
November, ein Konzert. Skafari wurde
1999 laut Mitteilung von einigen SkaFreunden und Rockmusikern der Bündner Szene als Hausband des Churer «Safari Beat Clubs» gegründet. Die Band besteht aus zwei Gitarristen, einem Bassisten, vier Bläsern, einem Schlagzeuger
und mehreren Sängern. (Bt)
▸ Türöffnung ist um 19.30 Uhr.
-Baukasten
-jährigen Saxophonisten die primären Inspirationsn, an diesen Orten hat er seine Klangwerkzeuge
melt, seine Musik zusammengekleistert und viele
und atonale Basteleien angerichtet. Die sechs
meister von Janetts Jazzmusik-Baukasten frönen laut
Mitteilung der kollektiven Ton-Kleisterei und lassen
mmelsurium an Klängen zu einem schimmernden
mtkunstwerk verschmelzen. (Bt/zvg)
Ein Leben auf
der Überholspur
Die Volksbühne Chur führt am Samstag, 15. November, um 20 Uhr im Restaurant «Rheinkrone» an der Rheinstrasse 81 in Chur das Stück «Au das no»
unter der Regie von Vreni Moser-Caviezel auf. Die Komödie in drei Akten
stammt aus der Feder von Ronny Sunters, für die Dialektbearbeitung ist Rico
Spring verantwortlich. Erzählt wird die
Geschichte von Martin Schock, einem
überaus unsympathischen Zeitgenossen, der sich seinen Mitmenschen gegenüber rücksichtslos verhält und
nicht nur seinen Chef, sondern auch seine Frau betrügt. Eine turbulente Komödie, die gemäss Mitteilung aufzeigt,
dass man im Leben nicht nur auf der
Überholspur leben kann. (Bt)
▸ www.volksbuehne-chur.ch
Thusis ein Va- s a m s t a g
nze Familie. 15. November
e, Musiker,
r treten die
eichhaltigen
Zuschauerintteilung drei- Im Kino Rätia in Thusis wird am Samsaus Vorspei- tag, 15. November, um 19 Uhr der Film
sert, zusam- «Carl Lutz – der vergessene Held» gesouveränen zeigt. Regisseur Daniel von Aarburg
llner Gilbert wird laut Mitteilung anlässlich der Vor- s o n n t a g
en, dafür um- stellung von seinen Erfahrungen beim 16. November
Pressespiegel
chengehilfen Dreh erzählen und auf Fragen des PubliEvangelisch-reformierte Landeskirche
kums eingehen. (Bt)
en. (Bt)
▸ www.kinothusis.ch
Daniel von Aarburg
zu Gast in Thusis
Streetdance mit den Graubünden
Roundabout-Gruppen
Der diesjährige Herbstevent der Roun-
2014 CHF 3.30
Bündner Tagblatt www.buendnertagblatt.ch
vom 13.11.2014,
Seite 1x.pdf
40045
@somedia.ch | inserAte somedia Promotion, Telefon 081 255 58 58
9 771424 754008
der «Plan B»
hublade?
Evangelischer
Grosser Rat mit
neuem Präsidenten
f den «Plan B» der Bündner Regierung.
dle sich dabei um einen «Status quo».
ung mit grosser Wirkung»: die Gegner der Gebietsreform
Derungs und Baltermia Peterelli (v.r.). (Foto t. Gstöhl)
arnt vor diesem
Plan b’ bedeutet
einen status quo»,
rätin barbara Jaeforderten anpaswürden die vom
ossenen Ziele der
machen.
n behält jede ree Organisationssituation würde
ern. Erst einheitliönnten Transpacherheit im Kan-
ton herstellen, so Janom steiner.
auch mit einheitlichen und schlanken strukturen könne den unterschiedlichen interessen der regionen rechnung getragen werden, ist
die regierungsrätin überzeugt. «Eine neue Vorlage wäre nur die zweitbeste Lösung.»
Klar ist: die überarbeitung der
Vorlage braucht Zeit. Ob die reform
bei einem nein dann 2016 umgesetzt werden könnte, ist ungewiss.
G r aubün dE n ..................... Seite 3
CHur der Evangelische Grosse rat
(EGr) hat gestern in Chur Grossrat
Walter Grass aus urmein ohne Gegenstimme zum neuen Präsidenten
gewählt. Grass versprach in seiner
antrittsrede, den EGr effizient zu
führen, mahnte aber, dass er dafür
auf die disziplin aller anwesenden
angewiesen sei. der vierzigjährige
Grass ist der jüngste ratspräsident
in der Geschichte des EGr.
die Mitglieder des EGr verabschiedeten den Kostenvoranschlag
der Kantonalen Evangelischen Kirchenkasse für das Jahr 2015 und legten die Kollekten für das kommende
Jahr fest. breiten raum nahm am
nachmittag die diskussion über die
attraktivität des Pfarrberufes in
Graubünden ein – gerade im angesicht der Kürzungen von stellenprozenten. Eine aufstockung der Pfarrstellenprozente stehe jedoch ausser
Frage, so der Kirchenrat. (Nol)
Graubü ndEn ..................... Seite 6
Ein leuchtturm
im tourismus
Graubündens
milestoNe Zwar ging bei der Ver-
leihung der prestigeträchtigen Tourismuspreise am dienstagabend im
«Kursaal» in bern nur ein Milestone
nach Graubünden, dafür ein im
wahrsten sinne besonders wertvoller. durch das Projekt Leuchtturm
werden in der Hotellerie nicht nur
Tausende Tonnen weniger CO² in
die Luft ausgestossen, die Hoteliers
können damit auch viel Geld
sparen. regierungsrat Hansjörg
Trachsel bezeichnete Projektinitiant Gustav Lorenz in seiner Laudatio als Pionier im Energiemanagement der bündner Hotels, er habe
als unternehmer, Vordenker und
realisator einen grossen volkswirtschaftlichen nutzen erzielt und die
strahlkraft des bündner Tourismus
landesweit erhöht. (NW)
Gr aubü ndEn ..................... Seite 7
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Erste landung auf
ist zum Glück gering und leicht zu
beheben», so Flütsch. Die repower
habe bereits ihre Hilfe beim
aufstellen des Kunstwerks
zugesichert. Offen sei einzig noch
die Finanzierung. (eSö/zVg)
Bündner Tagblatt vom 13.11.2014, Seite 24.pdf
Davos und St. Moritz
starten in den Winter
Brachzeit für Frauen im
Hof de Planis
skigebiete Morgen Freitag, 14. November,
starten die Bergbahnen Davos Klosters in die
neue Wintersaison. Dank den Schneefällen von
letzter Woche würden bereits ideale Bedingungen vorherrschen, heisst es in einer Mitteilung.
Der Schnee und die kurze Kälteperiode der letzten tage könnten die Bergbahnen optimal nutzen, um den planmässigen Saisonstart zu ermöglichen. Die Vorbereitungen und Pistenpräparationen laufen momentan auf Hochtouren.
Noch eine Woche gedulden müssen sich Skifreunde in St. Moritz. am Samstag, 22. November,
beginnt die Saison im Skigebiet Corviglia/Marguns. Besitzer von Jahreskarten können die Pisten bereits am Freitag, 21. November, befahren
und werden zudem von Engadin St. Moritz
Mountains zwischen 11 und 12 Uhr zu einem
apéro an der «Sternenbar» auf Marguns eingeladen. Der Vorverkauf der Jahreskarten läuft noch
bis Ende November. (bt)
stels Zwischen Freitag, 16., und Samstag, 24. Januar 2015, findet im Hof de Planis in Stels die
Brachzeit für Frauen statt. angesagt ist ruhiges
Krafttanken für Frauen jeden alters aus nah und
fern, die anzahl tage ist frei wählbar. Das angebot entstammt laut Mitteilung dem Gründungsgedanken der Stiftung Hof de Planis und ist heute
zeitgemässer denn je. Es gibt noch freie Plätze.
Einfach sein und nichts müssen, diesen Luxus gönnen sich Frauen während der Brachzeit
im Hof de Planis. angesagt sind ruhe, Erholung
und Krafttanken. Der Hof bietet den ruhigen rahmen und die Gelegenheit zur Begegnung mit sich
selber und mit anderen Frauen. Spaziergänge
oder Schneeschuh-Wanderungen, allein oder gemeinsam, führen raus in die verschneite Landschaft des Stelserberges. (bt)
Wetterbesserung – auch im
Süden wird es trocken
Scuol
7°/2°
vos
°
Zernez
7°/2°
Sta. Maria
11°/7°
Poschiavo
11°/7°
ten Alpensüdseite
stag
°/6°
Mehr Infos: www.hofdeplanis.ch, Hof de Planis,
Tel. 081 328 11 49 oder [email protected].
Sonntag
8°/5°
r na l i S t
Montag
8°/5°
Aussichten heute Donnerstag
Prognosen für die nächsten Tage
allgemeine Lage: am Donnerstag
liegt ein umfangreiches tief über
dem atlantik. Es bestimmt erst am
Wochenende das Wetter.
Der tag beginnt mit vielen Wolken.
Besonders am Morgen fällt noch etwas regen. Die Schneefallgrenze
liegt bei rund 1400 Metern. Nur vereinzelt schneit es auch tiefer hinunter. im Laufe des Vormittags
setzt sich überall trockenes Wetter
durch. am Nachmittag lockert die
Bewölkung langsam etwas auf und
die Sonne scheint zeitweise. Der
Wind ist im allgemeinen schwach.
am Freitag scheint auf den Bergen
meist die Sonne. Einzelne Wolkenfelder ziehen vorüber. Über dem
Mittelland liegt Hochnebel. Dieser
löst sich im Laufe des tages nicht
überall auf. in den alpen kommt
Föhn auf. im rheintal steigt die
temperatur auf rund 15 Grad. im
Laufe des Samstags wird der Föhn
schwächer. aus Westen zieht regen über die Schweiz. Die Schneefallgrenze sinkt auf 1500 Meter. am
Sonntag bleibt es wechselhaft. aufhellungen wechseln mit regenschauern ab. Es bleibt mild.
Luftmesswerte im Kanton Graubünden:
www.ostluft.ch -– www.in-luft.ch -– www.anu.gr.ch
coMic
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
bin Brugesamte
Mitglieder
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Amtszeit
«ich deumachen,
Umwelt,
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Annahme
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b üTagblatt
nd
n Seite 6.pdf
vomE
13.11.2014,
D o n n e r s t a g , 1 3. nove m b e r 2 0 1 4
Evangelisch-reformierte Kirche steht
vor vielfältigen aufgaben
Der Evangelische Grosse Rat beschäftigte sich in seiner Sitzung mit Wahlgeschäften, dem Budget 2015 sowie
der Attraktivität des Pfarrberufs in Graubünden. Tagesreferentin war Nationalrätin Silva Semadeni.
i
▸ SAB inE-ClAUD iA no l D
in einem ersten Wahlgeschäft wurde die Geschäftsleitung für die
Amtsperiode 2014-18 gewählt. Als
neuer Präsident des Evangelischen
Grossen Rates (EGR) wurde Grossrat
Walter Grass (BDP) aus Urmein ohne Gegenstimme gewählt. Grass ist
Gemeindepräsident, landwirt und
Skischulleiter. Ebenfalls ohne Gegenstimmen wurde Grossrätin Elisabeth Mani-Heldstab (BDP) aus Davos-Dorf zur ersten Vizepräsidentin
gewählt.
in die Geschäftsleitung wurden
per Wahl ausserdem aufgenommen:
franz Rüegg, Arosa, (zweiter Vizepräsident), Grossrätin Martha Widmer-Spreiter, Chur, Pfarrer Stephan
Bösiger, Ardez, Pfarrerin Ursula Müller-Weigl, Arosa, und Pfarrerin Elisabeth Anderfuhre, fideris. Alt-Dekan
Pfarrer Thomas Gottschall, der eine
neue Stelle im Kanton Zürich antritt
und deshalb den Kirchenrat verlässt
(im BT), wurde mit herzlichem Dank
und einem Blumenstrauss verabschiedet.
Budget 2015 abgesegnet
Der Voranschlag 2015 der Kantonalen Evangelischen Kirchenkasse
rechnet mit einem Defizit von gut
300 000 franken bei einem Gesamtaufwand von gut 10 Millionen franken. Rückstellungen von insgesamt
350 000 franken werden aufgelöst,
die sich auf Rückstellungen Subventionen an kirchliche Bauten, Beiträge für bezugsberechtigte Kirchgemeinden und Zukunftswerkstatt
aufteilen. Der Voranschlag wurde
vom Evangelischen Grossen Rat ohne Gegenstimme angenommen.
Ebenfalls ohne Gegenstimme
wurde beschlossen, den Ansatz der
Ausgleichssteuer 2015 auf 3,5 Prozent festzusetzen sowie den Steuerfuss für Kirchgemeinden, die zur Bestreitung der ordentlichen Ausgaben aus der Kantonalen Evangelischen Kirchenkasse Beiträge beanspruchen, für das Jahr 2015 auf
führte souverän durch seine erste Tagung als Präsident des evangelischen Grossen Rats: Walter Grass (Mitte), flankiert von vizepräsidentin elisabeth Mani-heldstab und Protokollführer Kurt Bosshart. (foto YaniK bürKli)
20,5 Prozent der einfachen Kantonssteuer festzulegen. für das kommende Jahr ist kein Teuerungsausgleich bei den Pfarrlöhnen vorgesehen. Auch der Vorschlag des Kirchenrates für die Kollekten im Jahr
2015 wurde ohne Gegenstimmen abgesegnet.
Attraktivität des Pfarrberufs
Der nachmittag war zu grössten Teilen von der Diskussion über die Attraktivität des Pfarrberufs geprägt.
Ein Punkt befasste sich mit dem Auftrag fred Schütz betreffend einer Revision der Verordnung über die
Pfarrbesoldung der evangelisch-reformierten Pfarrpersonen im Sinne
einer Einführung eines 13. Monatslohnes anstelle der heute üblichen
Treueprämie. Kirchenrat Christoph
Jaag führte aus, dass sich der Pfarrlohn aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt und bei einem
Systemwechsel insbesondere die
langjährigen Pfarrpersonen mit Einbussen rechnen müssten. Der EGR
folgte der Empfehlung des Kirchenrates, den Systemwechsel in einer
ganzheitlichen Sicht und im Rahmen einer künftige Revision anzugehen.
Als Problem für die Attraktivität
des Pfarrberufes in Graubünden
wurde die instabilität des Einkommens für Pfarrpersonen genannt,
die mit der Kürzung der Stellenprozente einhergeht. Gerade für familien sollte eine lohnsicherheit für
zwei, drei Jahre gegeben sein. «Mit
familie sind diese Rechnereien
nicht zu leisten», brachte es Gottschall auf den Punkt. Kirchenrat
frank Schuler machte aber deutlich,
dass aus Spargründen eine Aufstockung der Pfarrstellenprozente ausser Diskussion stehe. «Doch der Kirchenrat nimmt die Sorge um die Attraktivität der Pfarrstellen ernst.»
Der Wegfall von Schulstunden
(Modell 1 + 1) dürfe nicht eine kirchliche Sparübung zulasten der Kinder- und Jugendarbeit werden, darin waren sich alle einig. So unbestritten wichtig die Kinder-, Jugendund familienarbeit sei, so wichtig
wäre es auch, die zunehmend grössere Anzahl von Alleinlebenden an-
zusprechen. Es reiche nicht festzuhalten, dass die grosse Gruppe der
Singles schwierig zu erreichen sei.
Das Salz der Erde
Den Auftakt der EGR-Sitzung machte nationalrätin Silva Semadeni mit
ihrem Referat. «Christliche Verantwortung muss im politischen Alltag
gelebt werden, muss immer neu an
der evangelischen Botschaft gemessen und interpretiert werden», betonte sie. in der Politik münde diese
Verantwortung oft in ethische Undifferenziertheit oder in Ausweichmanöver, um Konflikten zu entgehen. «Politiker brauchen bei ihren
Entscheidungsprozessen Unterstützung. Auch die reformierte Kirche
steht in der Verantwortung – und
hält sich in solchen fragen zu stark
zurück», so Semadeni. Sie vermisse
klare Worte von der reformierten
Kirche, wie sie beispielsweise vom
Papst zu hören seien, erklärte sie.
Und ergänzte in Anlehnung an das
Jesuswort bei Matthäus: «Wenn das
Salz der Erde nicht mehr Salz ist, womit soll gesalzen werden?»
Pressespiegel
Vom Kuhhirten zum Kurdirektor
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
en Buch «St. Moritz einfach» hält Hans Peter Danuser Rückschau und zieht Bilanz über seine 30-jährige Tätigkeit als
Kurdirektor von St. Moritz. «Es gibt nichts, was es in St. Moritz nicht gibt», so sein Fazit.
nachts
den wä-
rderung
en. Die
rgie-Saon in die
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die für
ommenhen solsen Rat
budgets
Förderre angengesetzt
cht be-
Bewilligung Die Regierung hat der
heitstourismus soll in Kooperation mit den touristiCalancasca AG, Lostallo, die Bewillischen Leistungserbringern gefördert werden. Um
gung für die Spülung und die Entleeder Bündner Wirtschaft Impulse geben zu können,
rung des Staubeckens Molina, Bündner
Gestimmt
die Kommission
Regierung in ihrem
An-7.pdf
Tagblatt
vom der
13.11.2014,
Seite
meinde Buseno, mit Auflagen ersinnen bei einen Verpflichtungskredit über 80 Milteilt, dies teilte gestern die Standeslionen Franken zu beantragen. (nw)
kanzlei mit.
Das Staubecken Molina wurde
kurz gEMEldEt
1951 in Betrieb genommen und fasst
den Zufluss der Calancasca. Mit der
Korrigenda Bei den Gesamterneuerungswahlen
Entleerung des Staubeckens kann
des Evangelischen Grossen Rates wurden Pfarrer
eine notwendige Reparatur des
Stefan Bösiger (Ardez), Pfarrerin Ursula
Grundablasses durchgeführt werMüller-Weigel (Arosa) und Pfarrerin Elisabeth
den. Es wird mit einer Dauer der ReAnderfuhren (Fideris) nicht wie gestern im BT
paraturarbeiten von drei bis vier
vermeldet neu in die Geschäftsleitung gewählt.
Wochen gerechnet. Um den FischBösiger und Müller-Weigel sind neu in der
bestand vor der Entleerung dezimieGeschäftsprüfungskommission und Anderfuhren
ren zu können, galten dieses Jahr
neu in der Redaktionskommission. Die Redaktion
angepasste Bestimmungen für die
bittet um Nachsicht.
Fischerei. (nw)
Knaller!
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Gültig +
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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r vom 13.11.2014, Seite 8.pdf
D o n n e r s t a g , 1 3. Nove m b e r 2 0 1 4
Kirche in einer modernen Zeit in
die Gesellschaft bringen
Heute startet das Projekt Regulakirche. Projektleiterin Christina Tuor ist überzeugt, dass die Kirche
auch den heutigen Menschen viel zu geben hat, ohne ihre Wurzeln verlassen zu müssen.
s
von Getränken – werde sich mit regelmässigen Angeboten abwechseln, verrät Tuor. Das gesamte Projekt Regulakirche ruhe auf drei
Grundpfeilern: Feiern, Bildung und
Begegnung. Gemeinsam mit dem
von ihr gegründeten Projekt-Team
werden die konkreten Umsetzungen am weit gefassten Programmkonzept gemessen.
▸ SA BI N E - C L AU DI A NO LD
Seit knapp einem Jahr ist Pfarrerin
Christina Tuor für das Projekt Regulakirche der Evangelischen Kirchgemeinde Chur zuständig. «Mit dem
Projekt sollen einem breit interessierten Publikum kirchliche Angebote zugänglich gemacht werden,
ohne in Konkurrenz zu den klassischen Angeboten zu treten», erklärt
Tuor. So werden beispielsweise alle
Angebote des Projekts Regulakirche
unter der Woche stattfinden. Vorgesehen sind Mittagsgebete, Andachten, Taizé-Singen, Bildungsanlässe
zu interreligiösen und aktuellen
ethischen Themen sowie Zeiten der
Offenen Türe.
Vorhandene Fähigkeiten nutzen
«Wir haben etwas mitzugeben»
«Als Kirche haben wir den Menschen etwas mitzugeben», so Tuors
Erfahrung. Doch sei es wichtig, dass
sich die Kirche selbst treu bleibe.
«Es macht wenig Sinn, wenn wir
kirchliche Jugendanlässe anbieten,
die inhaltlich nichts mit Kirche zu
tun haben und von jedem anderen
Veranstalter ebenso gut – oder gar
besser – organisiert werden könnte», wird sie konkret.
Die Kirche vermöge durchaus
auch Jugendliche und junge Menschen anzusprechen. Das habe sich
am rund zweistündigen Anlass Leitet seit Januar das Projekt regulakirche, das heute offiziell
«Nacht der Lichter» am vergange- beginnt: die habilitierte Pfarrerin christina tuor. (Foto olivia itEm)
nen Freitag deutlich gezeigt. «Die
Kirche war voll, die Stimmung fest- bei Weitem nicht so, dass der beste sie. Bei allen Ideen stelle sich für sie
lich und besinnlich. Eine Gruppe kirchliche Unterricht derjenige ist, die Frage «passt das zur Kirche?».
von Jugendlichen war in die Vorbe- der sich am weitesten von der Kir- Tuor schmunzelt: «Es ist beispielsweise klar, dass es in der Regulakirreitung und in den Ablauf eingebun- che entfernt.»
che kein Velomuseum geben wird –
den. Eine Gruppe von Schülerinnen
auch wenn in den Niederlanden ein
und Schüler aus Disentis half wäh- Drei Grundpfeiler
rend der Feier und beim anschlies- «Die Arbeit an der Basis ist interes- solches in einer Kirche untergesenden Getränkeausschank mit. sant und spannend», zieht Tuor das bracht sei.»
«Wie lässt sich der Raum in der
Das Kerzenmeer und das gemeinsa- Fazit aus ihrer Arbeit der letzten Mome Singen hat die jungen Menschen nate. In der Projektarbeit sei es be- Regulakirche gestalten? Ist eine Kirpositiv berührt. Wichtig war jedoch, sonders reizvoll die Grenzen dessen che noch Kirche, wenn darin Kaffee
und Tee ausgeschenkt werden?
eine erklärende Einleitung zu bie- auszuloten, was machbar sei.
«Der wichtigste Entscheid wur- Oder bleibt sie Kirche, wenn es daten», erzählt Tuor.
Kirchlicher Unterricht könne de vom Vorstand gefällt, als be- rin Vorträge zu hören gibt?» Punktugut, bereichernd und spannend schlossen wurde, dass die Regula- elle Anlässe – Ausstellungen, Vorträsein, weiss sie aus Erfahrung. «Es ist kirche eine Kirche bleibt», erläutert ge oder einmal das Ausschenken
Gerade im Bereich der interreligiösen Bildung sieht Tuor grosse Chancen. «Als reformierte Kirche haben
wir die besondere Fähigkeit zu vermitteln, ohne gleich eine Position
ablehnen zu müssen», weiss sie –
nicht zuletzt aus ihrer langjährigen
Erfahrung als Leiterin des Instituts
für Theologie und Ethik ITE beim
Schweizerisch Evangelischen Kirchenbund. «Ich bin überhaupt nicht
dagegen, gemeinsam zu feiern, um
jedoch feiern zu können, braucht es
zuerst das gegenseitige Verstehen
und voneinander Lernen. In diesem
Punkt muss und kann noch viel Arbeit geleistet werden.»
Für das Projekt Regulakirche
möchte Tuor auch die Fähigkeiten
und das Wissen ihrer Kolleginnen
und Kollegen in der Kirchgemeinde
Chur miteinbeziehen. «Das Projekt
Regulakirche will die Kirche in einer
modernen Zeit ins Gespräch bringen. Mit den Menschen, die hier leben und in die Gesellschaft hinein,
in der wir leben.»
Projekt regulakirche
Mit der Ausstellung «Die Bibel in
Bildern und Miniaturen» (im BT)
startet heute das Projekt
Regulakirche der Evangelischen
Kirchgemeinde Chur. Aktuelle
Anlässe in der Regulakirche werden jeweils im Amtsblatt publiziert.
Heute Donnerstag, 14. November,
18.30 Uhr: Vernissage mit
Ansprachen von Stadträtin
Doris Caviezel-Hidber und
Kirchgemeindepräsidentin
Carmen Dasoli-Peter. Einführung
in die Ausstellung durch die
Kunsthistorikerin Claudia Hidber,
anschliessend Apéro und
Büchertisch. (scn)
Pressespiegel
Ein antrittsgeschenk
für Gieri Derungs
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Vor zwei Jahren kämpften Gieri Derungs und Tom Leibundgut noch gemeinsam um einen Sitz im Stadtrat, nun durfte
Derungs als sein Nachfolger im OK-Präsidium der Schlagerparade die Wertschöpfer-Trophäe in Empfang nehmen.
1890 wurde die Schanfiggerstrasse fertiggestellt. Allerdings
biegemanöver habe er gemäss eigenen Angaben eizeichnete sich schnell ab, dass das
nen Stadtbus übersehen, welcher von der Tivolibrüimmer grösser werdende VerkehrsBündner
vom
14.11.2014,
Seite
10.pdf
ckeTagblatt
her in Richtung
Oberalpstrasse
fuhr. In
der Folaufkommen nach Arosa nicht allein
ge kam es zu einer Streifkollision. Es entstand erdurch die Strasse bewältigt werden
heblicher Sachschaden. (bt)
kann. Nachdem ein erstes Projekt
für eine Bahnlinie gescheitert war,
beantragte der Churer Ingenieur Robert Wildberger 1903 eine Konzession für den Bau einer Bahnstrecke
von Chur nach Arosa. Doch Wildber- Der ba
jUgendarbeit Die Jugendarbeit Stadt Chur bieger sah sich mit Konkurrenz aus Der Ba
tet vom 3. bis 21. Dezember ein öffentliches Kerzendem Unterland konfrontiert. So
ziehen an. Der Erlös geht an das Sommerprojekt
machte die Zürcher Firma «Müller, mit r
2015 der Jugendarbeit: eine zehntägige Segelreise
Zeerleder, Gobat & Thomann» «viel z
an Bord des Dreimast-Seglers «Ambiance» auf dem
gleich drei Gegenvorschläge für ei- der B
niederländischen Ijssel- und Wattenmeer. Die June Erschliessung des Schanfiggs. Frank
gendlichen erarbeiten sich mit diversen Aktionen
Darunter eine Strecke, die über Pas- vollko
diese Segelreise, heisst es in einer Mitteilung.
sugg und Tschiertschen nach Arosa misch
Während des öffentlichen Kerzenziehens steht
Vo
führen sollte. 1909 schliesslich wurdas jugendliche Helferteam den Besuchenden mit
de zugunsten des Churer Ingenieurs Streck
Rat und Tat zur Seite und führt zudem eine Kaffeezeugt
entschieden.
stube. Zusätzlich im Angebot ist selbst hergestelltes
und g
Voranschlag «viel zu niedrig»
Gebäck, welches im Rahmen der diesjährigen SoliChur
Zu weiteren Diskussionen führte genw
daritätsaktion «Vu Kids für Kids» verkauft wird. Der
die Frage, wo der Bahnhof Arosa ge- nach
Anlass findet wie jedes Jahr auf dem Areal des ehebaut werden soll. Der Untersee, der und 1
maligen Schulhauses Stadtbaumgarten im JugendSchwarzsee, das Schulhaus und die Stund
haus statt. Die Öffnungszeiten sind jeweils am MittWestseite des Obersees wurden für Koste
woch von 14 bis 20 Uhr, am Freitag von 16 bis 20 Uhr
die Station vorgeschlagen. «Am ter, 7.
sowie am Samstag und Sonntag von 14 bis 18. Uhr.
günstigsten in jeder Beziehung Bahn
Grössere Gruppen können das Angebot auch ausstellt sich eine Station in der westli- Stund
serhalb der Öffnungszeiten nutzen.
chen Mulde des Obersees, mit be- Fahrp
Die Angebote der Jugendarbeit sind in der Regel
quemer Zufahrt zur Hauptstrasse», dritte
präventiv ausgerichtet und fördern die berufliche
heisst es im Gutachten. Dieser
und soziale Integration sowie die Partizipation. Das
Standort entspräche, «soweit es bei Zwei
Engagement der Jugendlichen am Kerzenziehen ist
den schwierigen Terrainverhältnis- Deme
Teil eines umfassenden Projektes zur Förderung
sen möglich ist», den gestellten An- ten zu
von Sozial- und Handlungskompetenzen sowie
forderungen.
serer
Selbstständigkeit. (bt)
Nicht einverstanden war der Au- tiges,
Informationsabend zum Sommerprojekt: Mittwoch,
tor der Studie mit dem Kostenvoran- Bahn
19. November, im «Jugi vu Khur», 18.30 Uhr, oder
schlag von Wildberger. Dieser sei Schw
unter: www.dsjugivukuhr.ch.
Sachschaden» berichtet. (zvg)
Öffentliches Kerzenziehen
für Jugendprojekt
Sonderjagd-Video
«vum Ernscht vu Chur»
Sonderjagdinitiative In Zusammenarbeit
mit dem Komitee der Sonderjagdinitiative hat der
Churer Ernst Senn alias «Ernscht vu Chur» einen
Song zur Initiative geschrieben. Der Song wird nun
passend zur diesjährigen Sonderjagd veröffentlicht.
Auf eine festliche Plattentaufe werde aufgrund von
unrühmlichen Vorkommnissen im Zusammenhang mit Jagdinitiativen verzichtet», heisst es in
der Mitteilung. Der Song «Sonderjagd» und zwei Remix sind auf iTunes zu hören. (bt)
www.youtube.com/results?search_query=sonderjagd
Kurz gEmEldEt
Antistresstraining am BGS Durch das MBSRAchtsamkeits-Training soll sich Stress, der aus
Arbeit, Schule, Familie, Beziehungen oder Krankheit resultiert, besser bewältigt werden können.
Genau dies ist das
Ziel des neuen AntistressPressespiegel
Trainings am Bildungszentrum Gesundheit und
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
Soziales (BGS). Am Donnerstag,
27. November
2014
findet am BGS, an der Gürtelstrasse 42 in Chur, eine Informationsveranstaltung zum neuen
fa K S i m i l E
Das «beschaul
Heute vor 100 Jahren, am 14. Novem
der Wochenkolumne «Der grosse Kr
2
Bündner Tagblatt vom 14.11.2014, Seite 2.pdf
klartext
B ü n d n e r Ta g b l a tt
Fre i t a g , 1 4 . Nove m b e r 2 0 1 4
g a s t k o m m e n t a r Andreas Thöny über die Vorschulbildung und Frühförderung
nachhilfeunterricht – Fluch oder Segen?
I
Immer mehr Schülerinnen und Schüler
der Volksschule beziehen regelmässig
Nachhilfeunterricht. Mittlerweile ist es
über ein Drittel. Das Angebot wird sowohl von sehr guten wie auch weniger
guten Schülerinnen und Schüler besucht. So nachzulesen im Schweizer Bildungsbericht 2014. Woran kann das liegen? Ist die Schule nicht mehr imstande, die Schülerinnen und Schüler genügend gut auszubilden? Auf den ersten
Blick scheint das naheliegend zu sein
und würde allen Kritikern recht geben:
Weg von der Kuschelpädagogik hin zur
alten Drillschule. Doch so einfach ist die
Sachlage dann doch wieder nicht.
Da sind einmal die Eltern. Viele von
ihnen werden getrieben, das Letzte aus
ihren Kindern herauszupressen, damit
sie einen anständigen Beruf erlernen
können. Bei manchen geht es um die
grundlegende Sorge, dass sich ihr Kind
einmal eine sichere Lebens-Existenz
aufbauen kann. Bei anderen geht es um
Karriere, mit der genug Geld verdient
werden kann, um sich auch die Vorzüge
des Lebens leisten zu können.
Da sind die privaten Bildungsinstitutionen, die Nachhilfestunden anbieten. Sie versprechen, die verpassten
Dinge aufzuholen. Können sie das wirklich oder sind sie nur die Nutzniesser eines Marktes, in dem Eltern nach Unterstützung suchen und clevere Bildungsleute Geld verdienen? Eine
Basler Studie von 2013 zeigt
auf, dass der Nutzen regelmässiger Nachhilfe bescheiden ist. Da ist die Wirtschaft. Sie
klagt immer wieder, dass in bestimmten Bereichen zu wenige Arbeitskräfte vorhanden seien. Derzeit wird
von der Volksschule verlangt, mehr in
die MINT-Fächer (Mathe, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik) zu investieren. Da sind die Schülerinnen und
Schüler. Sie wachsen immer mehr vor
Bildschirmen auf. Sie bewegen sich
flink in virtuellen Welten, dafür verkümmert ihr Bezug zu Körper und Umwelt. Schlechte Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schulzeit. Ungesunde
Ernährung und deren Folgen tragen dazu bei, dass sie sich kaum konzentrieren
können und störend im Unterricht herumwirbeln.
«Der Nutzen
regelmässiger
Nachhilfe
ist bescheiden»
Was ist zu tun? Eine Erkenntnis aus
dem Bildungsbericht ist, dass Kinder,
die mit einem Rückstand eingeschult
werden, diesen nicht mehr aufholen
können. Also muss in die Aufklärungsarbeit von Eltern investiert werden, damit Kinder in einer vielfältigen und reizvollen Umgebung mit viel körperlicher
Aktivität aufwachsen können. Und es
muss in die Vorschulbildung sprich
Frühförderung investiert werden, damit ein möglichst kleiner Rückstand
beim Schuleintritt da ist. Das gilt besonders für zugezogene Anderssprachige.
Alle später ergriffenen Massnahmen
sind teuer und wenig Erfolg versprechend.
Was kann die Schule tun? Im
Kindergarten und den ersten
Schuljahren sollen kleine
Klassen geführt werden. Damit können allfällige Defizite möglichst rasch und
nachhaltig behoben werden. Später können die Klassen auch grösser sein, weil der
Nutzen von individuellen Fördermassnahmen mit zunehmendem Alter
abnimmt.
Bei der Problematik Nachhilfeunterricht treffen zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze aufeinander: Orientiert man sich an der Nachfrage oder am
Angebot. Dem einen liegt die Angst des
Mangels, dem anderen die Freude der
Fülle zugrunde. Das eine ist geld-, das
andere menschorientiert. Bei der Nachfrage suchen Wirtschaft und Gesellschaft nach den besten Arbeitskräften.
Diese Sichtweise ist diejenige der Selektion. Nur die Besten werden gebraucht
und überleben. Der Sinn der beruflichen Tätigkeit liegt allein im Geld verdienen. Anders beim Angebot. Da setzt
man auf die Fähigkeiten und Talente,
die jeder Mensch besitzt. Sie zuerst zu
entwickeln und dann Wirtschaft und
Gesellschaft zur Verfügung zu stellen ist
das erklärte Ziel. Diese Sichtweise ist
diejenige der Integration. Alle finden ihren Platz. Der Sinn der beruflichen Tätigkeit liegt im erfüllten Leben. Ich wage
zu behaupten, dass damit der Forderung nach den besten Arbeitskräften
ebenso entsprochen werden kann. Ob
es dann noch Nachhilfeunterricht
braucht?
ist Primarlehrer und
Grossrat der SP. Er ist verheiratet,
hat drei erwachsene Kinder und lebt
in Landquart.
andreaS thöny
h i n t e r g r u n d Charlotte Walser über die Pauschalsteuer
Steuerprivilegien für reiche von land zu land verschieden
B
Bei den Steuerprivilegien für reiche Ausländerinnen und Ausländer kann die
Schweiz im internationalen Wettbewerb mithalten. Zu diesem Schluss
kommt der Bundesrat in einem Bericht,
den er gestern veröffentlicht hat – rund
zwei Wochen vor der Abstimmung
über die Abschaffung der Pauschalbesteuerung.
Im Auftrag des Parlaments liess der
Bundesrat verschiedene Aspekte des
Schweizer Steuersystems mit den Systemen in anderen Ländern vergleichen.
International herrsche ein starker Wettbewerb um die Ansiedlung von Vermö-
genden und deren Investitionen. Einzelne Länder bieten Niederlassungsbewilligungen oder Staatsbürgerschaften an,
wenn Ausländer beispielsweise Immobilien oder Staatsanleihen erwerben. In
der Schweiz können Ausländerinnen
und Ausländer, die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, nach den Lebenshaltungskosten statt nach Einkommen
und Vermögen besteuert werden. Die
Summe muss aber bei der direkten Bundessteuer mindestens dem Fünffachen
der Wohnkosten entsprechen, ab 2016
dem Siebenfachen – sofern Volk und
Stände am 30. November nicht die Abschaffung der Pauschalbesteuerung beschliessen. Das Fürstentum Liechtenstein kennt eine ähnliche Regelung:
Ausländerinnen und Ausländer können
eine Flat-rate-Beteuerung von 25 Pro-
zent basierend auf ihren Ausgaben beantragen. Andere Länder dagegen – darunter Italien, Belgien, die Niederlande
und Luxemburg – bieten keine Sonderregelung für Vermögende an.
Österreich kennt zwar keine Pauschalbesteuerung für Vermögende, dafür aber eine Zuzugsbegünstigung:
Wenn das öffentliche Interesse es rechtfertigt, hat das Finanzministerium die
Möglichkeit, einer ausländischen Person unter bestimmten Voraussetzungen eine präferenzielle Besteuerung zu
gewähren. Länder, die sich eher am angelsächsischen Rechtssystem orientieren, ziehen Wohlhabende an, indem sie
alle Einkünfte ausländischer Quellen,
die nicht ins Land überwiesen werden,
von den Steuern befreien. Dazu gehören das Vereinigte Königreich, Irland
«Hier können
Ausländer, die nicht
arbeiten, nach den
Lebenshaltungskosten
statt nach Einkommen
und Vermögen
besteuert werden»
und Singapur. Im Vereinigten Königreich profitieren Personen mit ausländischem Domizil, die sich während Jahren regelmässig oder mehr als 183 Tage
eines Steuerjahres im Land aufhalten,
von einer Sonderbesteuerung. Falls der
Status «resident-non-domiciled» bei
sieben von zehn folgenden Steuerjahren deklariert wurde, bezahlen die Betroffenen eine Pauschalabgabe von
30 000 Pfund (45 550 Franken). Bei
zwölf von vierzehn Steuerjahren sind es
50 000 Pfund.
Viele der untersuchten Länder bieten auch Sonderregelungen für Expatriates, die von einem Unternehmen in
ein Land entsandt werden. Dabei geht
es vor allem um die Gewährung von
pauschalisierten Abzügen für zusätzliche Ausgaben.
l e s e r b r i e F e Zu den Gemeindewahlen in Landquart, zu den Abstimmungen in Chur und Zäunen in Domat/Ems
Kompetent und fair
Mit Sepp Föhn als Schulratspräsident
durfte ich im Schulrat unsere Schule umstrukturieren. Die operative Führung unserer Schule wurde den Schulleitungen
voll übertragen. Dies ermöglichte ihnen,
das neue kantonale Schulgesetz gemeinsam mit den Lehrpersonen, professionell umzusetzten. Neu in den Gemeindevorstand gewählt, erlebte ich Sepp Föhn,
wie er spontan die Geschicke unserer Gemeinde übernahm. Er verstand es, die
Ressourcen der Gemeindeverwaltung
und dem Gemeindevorstand zu nutzen
und dabei die Verantwortung der Führung zu übernehmen. In beiden Gremien
schätzte ich Sepp Föhn als kompetenten,
zielorientierten und trotzdem menschlichen und fairen Kollegen. Darum, wählt
mit mir Sepp Föhn.
▸ Cornelia Cabiallavetta,
landquart
Bitte fair bleiben
Seit kurzem haben nun auch die Unterstützer von Sepp Föhn ihre Wahlplakate
an den von der Gemeinde zur Verfgung
gestellten Orten (Bahnhofplatz, Forum,
Rathausplatz) platziert. Es erstaunt und
lässt aufhorchen, dass die Wahlplakate
von Agnes Brandenburger-Caderas an
denselben Orten herunter gerissen wurden. Sachlichkeit, Toleranz und gegen-
ne die eine zukunftsgerichtete Führung
unserer Gemeinde nicht möglich ist. Die
Anhängerschaft von Sepp Föhn tut ihm
wahrlich keinen Gefallen, wenn sie mit
derartigen Plakatzerstöraktionen den
Stil ihrer geplanten Politik offenbart. Also bitte, liebe Plakat-Zerstörer: Bringt
Euch doch auf konstruktive Art und Weise ein und bleibt fair!
▸ tobias brändli, landquart
Wenn der Wind aus der
falschen Richtung weht
Zum Leserbrief «Für gesunde Stadtfinanzen» von Hans Martin Meuli im BT vom
12. November 2014.
Hans Martin Meuli, Gemeinderatskollege und Fraktionschef der FDP Chur, zweifelt daran, dass es bei den Churer Stadtfinanzen noch Luft gibt. Ebenso kritisiert
er unseren Entscheid zu Gunsten der
Zweisprachigkeit auf Stufe Kindergarten, Primar- und Sekundarstufe I, anlässlich der Gemeinderatssitzung vom
24. Oktober 2013. Rein die Aufhebung des
zweisprachigen Unterrichts hätte ein
Sparpotential von zirka 70 000 Franken
gehabt. Die Verteilung der Schulkinder
auf andere Klassenzüge hätte weitere zirka 1,5 Millionen Franken Einsparungen
gebracht, wobei Letzteres, so hielten wir
damals fest, völlig unabhängig von der
Zweisprachigkeit vollzogen werden
könnte. Sowohl mein Fraktionskollege
wievor zur Zweisprachigkeit. Betreffend
der am 30. November zur Abstimmung
kommenden Vorlagen, welche die Erhöhung der Kanalgebühren sowie die Erhöhung der Handänderungssteuer zum
Ziel haben, wirft uns der Fraktionschef
der FDP vor, dass wir der Ausarbeitung
einer Botschaft zugestimmt haben.
Wenn der Stadtrat damit beauftragt wird
eine Botschaft auszuarbeiten, dient diese Botschaft der Entscheidungsfindung
und muss nicht unwidersprochen abgenickt werden. Vergleichbar ist dieser Vorgang mit einer Offertanfrage. Die Botschaft betreffend Kanalgebühr enthielt
keine Kompensation gegenüber der
Nichtverursacher und die aktuelle Handänderungssteuer kann auf 1,5 Prozent belassen bleiben. Aus diesen Gründen werden unsere Mitglieder und Sympathisanten beide Abstimmungsvorlagen mit
Nein beantworten.
▸ beath nay, gemeinderat svp Chur
Nein zur Abschaffung
der Zusatzleistungen
für die ärmsten Rentnerinnen und Rentner abgeschafft werden. Das wäre eine
Schande. Zum Glück können die Churerinnen und Churer diesen Akt der sozialen Kälte noch stoppen. Chur ist doch eine solidarische Stadt, die allen Rentnerinnen und Rentnern ein Alter in Würde
ermöglicht. Wir sind doch nicht eine Gemeinschaft, die den Reichsten gibt, um
dann den Ärmsten wegzunehmen. Stimmen Sie Nein zur Aufhebung der städtischen Zusatzleistungen!
▸ Jon pult, grossrat und
alt gemeinderat, Chur
Fallende Mauern und
neue Sperrzäune
Deutschland erinnert diesen Herbst an
den Fall der Mauer in Berlin und die Beseitigung der Grenzzäune zwischen DDR
und BRD vor 25 Jahren. Umgekehrt in Domat/Ems an der Kreuzung Via Caguils/
Via Calundis. Seit ziemlich genau 25 Jahren stehen da zwei Mehrfamilienhäuser
ohne Grenzabsperrung. Bis der Mehrheitsbesitzer des Mehrfamilienhauses
Calundis jetzt im Herbst 2014 ungefragt
(zwar legal, aber ohne Berücksichtigung
der Mitbewohner) einen Grenzzaun aufstellen liess. Bleibt nur abzuwarten, bis
der Stacheldraht auf den Zaun montiert
wird. Damit die Kinder nicht rübersteigen. In der DDR hiess das Republikflucht.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Einer der wichtigsten Gründe für das Ungleichgewicht der Churer Stadtfinanzen
ist eine massive kantonale Gewinnsteuersenkung, die den grössten Churer Unternehmungen und ihren Aktionären
jährlich einige Zusatzmillionen eingebracht hat. Um diese Einnahmeausfälle
zu kompensieren, sollen nun unter ande-
▸ Flavio huonder, anwohner,
impressum
Herausgeberin:
Somedia (Südostschweiz Presse und
Print AG).
Verleger: Hanspeter Lebrument
CEO: Andrea Masüger.
Redaktionsleitung:
Larissa M. Bieler
(Chefredaktorin, lmb), Norbert Waser
(Stv. Chefredaktor, nw).
Redaktionsadressen:
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10
Bündner Tagblatt vom 8.11.2014, Seite 10.pdf
B ü n d n e r Ta g b l a tt
reformationsjubiläum mit
13 nationalen Projekten
kircHen Die Abgeordneten des Schweizerischen
Evangelischen Kirchenbundes (Sek) haben während ihrer Herbst-Versammlung in Bern 13 Projekte
des Kirchenbundes beschlossen. Die Projekte werden anlässlich des Reformationsjubiläums zwischen 2014 und 2018 durchgeführt. Gemäss Mitteilung wurde dafür ein ausserordentlichen Beitrag
von 400 000 Franken gesprochen. Zu den Projekten
gehört eine nationale Tagung zur Diskussion des reformatorischen Erbes. Weitere Projekte umfassen
ein Jugendfestival, ein Treffen von Synodalen aus
ganz Europa, die Beteiligung an der Weltausstellung Reformation der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) sowie die Beteiligung am Projekt Reformationsstädte Europas. (bt)
kurz gemeldet
St. Moritz budgetiert Minus Der Gemeinderat von
St. Moritz hat an seiner Sitzung vom vergangenen
Donnerstag das Gemeindebudget 2015 zuhanden
der Gemeindeversammlung verabschiedet. Dieses
sieht einen Defizit von 6,5 Millionen Franken vor,
was zwei Millionen Franken tiefer ist als budgetiert.
InSERAT
Das leicht
alkoholhaltige
Apérogetränk,
mild und spritzig
im Geschmack,
einzigartig sein
Aroma nach Äpfeln
und Holunderblüten.
swiss
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IntervIew
«In der
unzufr
Der heutige BT-Kommentator Hansm
Schweizer Fernsehens. Im In
Bündner TagBlaTT: Hansmartin
Schmid, wie kam es dazu, dass Sie
am 9. November 1989
Deutschland-Korrespondent von
SF DRS waren?
hanSMarTin SchMid: Als ich
1980 als Auslandredaktor zur «Tagesschau wechselte, hatte ich bereits drei Jahre als Bonner Korrespondent für verschiedene Schweizer Tageszeitungen» hinter mir. Als
dann meine Reportage-Tätigkeit
für die «Tagesschau» begann, war
es nur natürlich, dass ich auch immer wieder nach Deutschland pendelte. Das Schweizer Fernsehen
hatte ja damals im Gegensatz zum
Radio noch keine ständigen Auslandkorrespondenten.
Wie es der Zufall wollte, zogen Sie
aber im März 1989 Bonn ...
Das war ein glücklicher Zufall. Weil
ich im Laufe der Jahre mehr und
mehr nach Deutschland gereist bin,
so hat dann der damalige FernsehChefredaktor Erich Gysling anfangs 1989 entschieden, ich solle
doch fest nach Bonn ziehen. Er
konnte mir allerdings nur einen halben Vertrag mit garantierten Zusatztagen anbieten und – «weil in
Deutschland so wenig lief» – auch
aus Brüssel, kaum mehr als drei
Bahnstunden von Bonn entfernt,
über EU und nato berichten. Dann
zog die grosse Wende herauf. Es begann eine sehr strenge, aber auch erregende Zeit. Keiner kann wohl jetzt
behaupten, er habe all dies kommen
sehen. Allerdings hat der unbeugsame Helmut Kohl nach dem Gorbatschow-Besuch in Bonn uns in Hintergrundgesprächen immer wieder
gesagt: «Mit den Kameraden da drüben gehts zu Ende, die haben kein
Geld mehr, und die Russen können
ihnen auch keines geben.»
Pressespiegel
Wie haben Sie dann diesen
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
A p f e l s ä f t e
9. November 1989 erlebt?
Ich war nicht in Berlin oder in der
DDR, sondern auf meinem Posten in
Hansmar
Deutschla
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die eben
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Wie
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S a m s t a g , 8. Nove m b e r 2 0 1 4
grauBÜnDen
Bündner Tagblatt vom 8.11.2014, Seite 5.pdf
effort zum lüften des tabuschleiers
Zum Internationalen Tag der Kinderrechte vom 20. November rufen drei Bündner Fachstellen für Suchtprobleme zu
mehr Mut zum Handeln auf. Die «vergessenen Kinder» sollen in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen werden.
D
Wollen die Öffentlichkeit und Fachleute sensibilisieren: Margrith Meier, Manuela Perrinjaquet und Lisa Janisch (v.l.)
machen auf die von ihnen geplante Veranstaltung zum tag der Kinderrechte aufmerksam. (foTo Yanik BÜrkli)
aufwachsen. Etwa neun Kinder seien letztes Jahr auf der Beratungsstelle betreut worden. Begleitend
werde die abhängige Person oder
Angehörige in ihren Kompetenzen
gestärkt und über die Auswirkungen der Abhängigkeit auf das Leben
der Kinder informiert. «Es wird
auch informiert, dass je nach Situation Massnahmen zum Schutz des
Kindes ergriffen werden müssen»,
sagt Manuela Perrinjaquet.
Der Fokus liegt auf den Kindern
Inzwischen sei die Gruppe auch für
Kinder opiatabhängiger Eltern geöffnet worden. Spezifische Fragen
würden mit Margrith Meier besprochen. Sechs Schwangerschaften
und Geburten von opiathängigen
Müttern habe sie in den Jahren 2012
und 2013 begleitet, wobei nicht alle
Frauen in einem Programm des Am-
bulatoriums gestanden hätten. «Ei- wenden, wenn sie schon erwachsen
nige meldeten sich aufgrund ihrer sind. «Unterstützung wäre jedoch
Sucht und Schwangerschaft ambu- schon viel früher angezeigt.»
lant bei uns.» Nach der Geburt
müssten die Babys von drogenabhängigen Müttern als erstes einen Lesung mit Michelle Halbheer
Entzug durchmachen. «Danach Am Internationalen tag der
stellt sich die Frage, wie es weiter- Kinderrechte vom Donnerstag,
geht», so Margrith Meier. Für sie gel- 20. November, liest Michelle
te es, abzuklären, ob die Mutter in Halbheer aus ihrem Buch
der Lage ist, für ihr Kind zu sorgen, «Platzspitzbaby». Die 29-Jährige
oder ob zum Wohl des Kindes Mass- schildert in eindrücklichen Worten,
nahmen zur Unterstützung von wie sie die Kindheit als tochter
Mutter und Kind in die Wege gelei- einer drogenabhängigen Mutter
tet werden müssen. Die Kinder sol- erlebt hat. Der Anlass findet im
len ebensowenig zu «vergessenen Hotel «Drei Könige» in Chur statt.
Kindern» werden wie diejenigen Er wird um 18.30 Uhr mit einem
von Eltern, die HIV positiv sind oder musikalischen Einstieg eröffnet.
an Aids erkranken. «Krankheiten, Die Lesung steht um 19 Uhr auf
über die man nicht spricht», räumt dem Programm. Ab 19.45 Uhr
Janisch ein. Die betroffenen Jugend- findet ein moderiertes Gespräch
lichen würden sich auch darum mit Melanie Salis, Programmmeist erst an die Beratungsstelle leiterin Radio Grischa, statt. (BT)
Die Schweiz steht vor einem schwierigen Weg
Heinz Karrer, Präsident von Economiesuisse, hat an einer Veranstaltung des Wirtschaftsmagazins «Puls» über
die wirtschaftliche Zukunft des Erfolgsmodells Schweiz referiert. Auch Graubünden spiele dabei eine wichtige Rolle.
Regelmässig wird die Schweiz in
internationalen Vergleichen als eines der wettbewerbsfähigsten und
innovativsten Länder bezeichnet.
Dies sei das Ergebnis von guten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Die Za
Oktob
Arbe
▸ SILVIA KESSLER
Das Blaue Kreuz Graubünden, das
Ambulatorium Neumühle der Psychiatrischen Dienste Graubünden
(PDGR) und die Aids-Hilfe Graubünden haben ein gemeinsames Thema:
Kinder von Eltern mit Suchterkrankungen oder anderen chronischen
Krankheiten, insbesondere HIV und
Aids, gehen häufig vergessen. Ihre
Bedürfnisse stehen im Schatten der
elterlichen Suchtkrankheiten. Die
Kinder übernehmen oft viel Verantwortung in der Familie, schonen die
Eltern und entwickeln Co-Abhängigkeiten. «Verschiedene Schutzund Risikofaktoren haben einen
Einfluss darauf, ob die Kinder an der
Situation wachsen oder zerbrechen», erklärt Lisa Janisch, Leiterin
der Geschäftsstelle der Aids-Hilfe
Graubünden.
Sowohl sie als auch Margrith
Meier, Leiterin der opiatgestützten
Behandlung im Ambulatorium Neumühle in Chur, und Manuela Perrinjaquet, Leiterin der Alkohol-Beratungsstelle Blaues Kreuz Graubünden, erleben oft, dass Kinder aus
suchtbelasteten Familien in der
Lehrzeit straucheln, «weil sie zu wenig Boden für eigene Bedürfnisse haben», so Lisa Janisch weiter. Die
Hemmschwelle bei Fachpersonen,
etwas zu tun, sei nach wie vor sehr
gross. «Die Nöte der Kinder werden
zu wenig wahrgenommen und in
Unterstützungsangeboten oft nicht
mitberücksichtigt.»
Die drei Fachfrauen indes haben
in ihrem beruflichen Alltag längst
ein Sensorium für den Nachwuchs
ihrer Klientinnen und Klienten entwickelt. So besteht beim Blauen
Kreuz Graubünden seit 2013 ein festes Angebot für Kinder und Jugendliche, die mit alkoholkranken Eltern
De
ar
ge nach, ob der eingeschlagene
Weg ten zu dieser allgemeinen VerunsiPressespiegel
der Schweiz auch in Zukunft erfolg- cherung geführt. «Kirche, Armee, PoEvangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
reich sein wird. Denn das Land litik und Wirtschaft haben als Institustehe vor grossen wirtschaftlichen tionen an Vertrauen eingebüsst und
und politischen Herausforderun- geniessen nicht mehr denselben
gen. «Obwohl es der Schweiz wirt- Stellenwert in der Gesellschaft wie
spielen wird – trotz der sehr unterschiedlichen Wirtschaftsleistungen
der Kantone. «Graubünden ist eine
sehr wichtige tourismusregion. In
Bezug auf die wirtschaftliche Leistung sowie auf die Ausstrahlung
zer Ka
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Südostschweiz vom 10.11.2014, Seite 17.pdf
wissenschaft & technik
SERVICE
Schadstoffe im
Alpengletscher
Wenn Gletscher auftauen, gelangen im Eis eingelagerte Schadstoffe
wieder in die Umwelt. Schweizer
Forscher haben nun erstmals gemessen, in welcher Konzentration
industrielle Schadstoffe in einem
Alpengletscher vorkommen. Wie
stark auftauende Gletscher die nähere Umwelt belasten, ist jedoch
noch unklar. Die Forscher haben eine gute und eine schlechte Nachricht: Dank des mittlerweile gültigen Verbots von polychlorierten Biphenylen (PCB) sind deren Konzentrationen in der Atmosphäre zurückgegangen. Doch durch das voranschreitende Schmelzen der
Gletscher droht diese Altlast wieder in die Umwelt zu gelangen, teilt
das Forschungsteam mit. (sda)
Die SüDoStSchweiz | monTAG, 10. noVEmBEr 2014
17
Das älteste Krematorium im
deutschsprachigen Raum
Eine Alternative
zu Antibiotika?
Ein internationales Forscherteam
hat eine Substanz entwickelt, um
bakterielle Infektionen ohne Einsatz von Antibiotika zu behandeln.
Die Forscher hoffen, dass damit
künftig Antibiotika-Resistenzen
vermieden werden können. Das
Forscherteam verweist auf die
Weltgesundheitsorganisation, die
vor dem Vormarsch solcher Resistenzen warne. Ist eine Person gegen
Antibiotika resistent, können auch
simple Infektionen wie Lungenentzündungen tödlich enden. Die Forscher unter der Leitung von Eduard Babiychuk und Annette Draeger vom Institut für Anatomie der
Uni Bern haben nach eigenen Angaben mit Liposomen eine Art
Schutzschild entwickelt. Dieser
fängt die von den Bakterien ausgestossenen Giftstoffe ein. (sda)
350 000 Franken
für die Kriminologie
Seit Anfang 2014 gibt es an der
Universität Neuenburg das Zentrum für Kriminologieforschung.
Nun hat der Schweizerische Nationalfonds (SNF) 350 000 Franken
für die ersten beiden Forschungsprojekte am Zentrum gesprochen.
Das eine Projekt vergleicht die
Strafen, die Richter ausgesprochen
haben, mit den Sanktionen, die
sich die Öffentlichkeit wünschen
würde. Das zweite untersucht, wie
sich die 2007 eingeführte, gesamtschweizerische Strafprozessordnung auf die Arbeit der Justiz auswirkt, wie die Uni Neuenburg in einer Mitteilung schreibt. (sda)
E-Zigaretten gut für
den Rauchstopp?
Der Gebrauch von E-Zigaretten erschwert möglicherweise das Loskommen vom Glimmstängel. Darauf weist ein deutscher Professor
hin. Eine aktuelle Studie aus den
USA habe gezeigt, dass E-Zigaretten von ungewissem Nutzen für einen Rauchstopp sind. Wer sie verwendet, erhalte das gewohnte
Rauchritual aufrecht, denn sie sind
in der Optik und in der Handhabung herkömmlichen Zigaretten
sehr ähnlich. (sda)
E-Zigaretten
Die Antike als Vorbild: Das neoklassizistische Krematorium in Gotha mit tempelartigen Bauten und Säulenhalle soll daran erinnern, dass Leichenverbrennungen in
Bilder Ulli Traub
der Antike keine Ausnahme waren.
«Ich will beerdigt werden, wie
ichs gewohnt bin!» Mit diesem
Ausruf liess sich ein Gothaer
Stadtverordneter vernehmen,
der sich vor etwas mehr als
136 Jahren gegen den Bau
eines Krematoriums wandte.
Von Ulli Traub
Man schreibt das Jahr 1878 und die
Gegner der Feuerbestattung mussten
ihre erste Niederlage hinnehmen.
Dem liberalen Chef des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha sei Dank.
«Unser Herzog Ernst war sehr aufgeschlossen», erklärt Ronald Häring,
der Geschäftsführer der Bestattung
Gotha GmbH, der Betreiberin des ältesten Krematoriums im deutschsprachigen Raum. «Er hatte ein offenes
Ohr für die Ziele des Feuerbestattungsvereins.» Kein Wunder, schliesslich sammelte der 1874 gegründete
und schnell wachsende Verein auch
das Geld für den Bau des Krematoriums, des ersten im deutschsprachigen
Raum. Nur in Chicago soll sich zu dieser Zeit ein älteres befunden haben.
«Seit den Fünfzigerjahren des
19. Jahrhunderts gewann die Idee der
Feuerbestattung immer mehr an Zustimmung», blickt Häring zurück. Die
Bevölkerung der Städte wuchs und
damit auch die Zahl der Toten. «In
Gotha wäre in jener Zeit die Anlage
eines neuen Friedhofs nötig gewesen.» Prominente Unterstützung bekam die Bewegung durch Jakob Ludwig Grimm, den älteren der Gebrüder, der Vorlesungen über die Leichenverbrennung hielt, und den Arzt
Rudolf Virchow, der Feuer als das am
besten geeignete Desinfektionsmittel
bezeichnete.
te. «Die Kommunen entdeckten die
Feuerbestattung als eine neue Einnahmequelle», erzählt Häring, allerdings zunächst nur sehr zögerlich.
Auch Bertha von Suttner, die österreichische Schriftstellerin, Pazifistin
und Trägerin des Friedensnobelpreises, den sie 1905 als erste Frau erhielt,
unterstützte die Feuerbestattung.
1907, sieben Jahre vor ihrem Tod, hatte sie im Testament festgelegt, dass ihr
Leichnam nach Gotha zur Feuerbestattung überführt werde und die
Ascheurne dort zu verbleiben habe.
«Das löste einen regelrechten Boom
aus, denn viele österreichische Offiziere liessen sich daraufhin hier einäschern», so der Gothaer Bestattungsexperte weiter.
Bevor das Krematorium aber gebaut werden konnte, musste nicht nur
der engagierte Feuerbestattungsverein das nötige Geld zusammenbrin-
gen und der Stadtrat zustimmen.Auch
nicht unerhebliche technische Hürden galt es zu meistern. Eine Verbrennung im offenen Feuer sollte es aus
Pietätsgründen nicht geben.Auch sollte der Vorgang schnell beendet und sicher sein, dieVerbrennung vollständig
und für die Nachbarschaft ohne Belästigungen durchgeführt werden
können. Diese Richtlinien waren auf
einem internationalen Feuerbestattungskongress 1876 festgelegt worden.
Architektur mit
Hintergrund
Nachdem sich ein Ofen, den die Firma
Friedrich Siemens aus Dresden 1867
auf der Weltausstellung in Paris prä-
Immer mehr
Städte taten es
Gotha gleich
Zögerliche
Zustimmung
«Der Markt war da, wie man heute sagen würde», formuliert der Geschäftsführer. Das Edikt von Paderborn, in dem Karl der Grosse im Jahr
785 die Verbrennung untersagt hatte,
geriet ins Wanken. Die katholische
Kirche erlaubte jedoch erst 1963 diese Art der Bestattung, während die
evangelische die Einäscherung bereits
in den 1920er-Jahren akzeptiert hat-
sentiert hatte, zur Leichenverbrennung eignete, nahmen die Dinge auf
dem Hauptfriedhof der thüringischen
Residenzstadt ihren Lauf. Der Entwurf von Stadtbaurat Julius Bertuch
konnte realisiert werden. Der 50 Meter lange, neoklassizistische Gebäudekomplex mit seiner Säulenhalle,
die von zwei tempelähnlichen Bauten
eingefasst wird, steht heute unter
Denkmalschutz. Mit seinen architektonischen Details erinnert der Bau
daran, dass Leichenverbrennungen in
der Antike keine Ausnahme waren.
1892 musste bereits eine Rotunde mit
glasüberdachtem Innenhof zur Aufnahme der vielen Urnen angebaut
werden.
«Am 10. Dezember 1878 konnte
die erste Einäscherung stattfinden –
und zwar von einem bereits Beerdigten», erzählt Häring. Dieser einmalige Vorgang geht auf die Tatsache zurück, dass der Gothaer Feuerbestattungsfreund Carl-Heinrich Stier bereits 1877 gestorben war. Für diesen
Fall hatte er jedoch testamentarisch
vorgesorgt und verfügt, dass er nur
provisorisch beerdigt werden dürfe.
Folglich musste der Ingenieur, der die
Errichtung des Krematoriums entscheidend vorangetrieben hatte, zunächst in einen Metallsarg sozusagen
unterirdisch geparkt werden.
Ausbau: Blick in die nicht öffentlich zugängliche Urnenrotunde, die schon 1892
angebaut werden musste.
Auch wenn die Zustimmung zur Feuerbestattung in der Bevölkerung stetig wuchs, so blieben die Kirchen doch
noch lange bei ihrem Widerstand. Diese Haltung wirkte sich auf die Behörden und ihre eher restriktiven Entscheidungen aus. Erst 13 Jahre nach
dem Gothaer Krematorium eröffnete
in Heidelberg die zweite Anlage. Ein
Jahr später folgte Hamburg. In der
Schweiz zog sich die Eröffnung des
ersten Krematoriums nicht so lange
hin. 1889 wurde auf dem Friedhof
Sihlfeld in Zürich das erste Krematorium der Schweiz in Betrieb genommen. Den Stadtvätern war es aber
wichtig, besondere bauliche Ausschmückungen anzubringen, um den
Toten den gebührenden Respekt zu
erweisen.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
gel an Rettungssanitäterinnen und
Chur. – Grundsätzlich sei die perso- Rettungssanitätern».
nelle Situation bei den Rettungsdiensten, ebenso wie in den anderen Berei- Situation entspannt sich nicht
chen des
Gesundheitswesens,
angeNach Meinung
der Regierung
Südostschweiz
vom
10.11.2014,
Seite
6.pdf spielen
spannt. Die Spitäler müssten den bei der Suche nach RettungsfachleuArbeitsmarkt stark bearbeiten, um ten die Grösse des Rettungsdienstes
personelle Situation in nächst
nicht entspannen wird», wie si
rer Stellungnahme festhält.
Vorgaben an die Spitäler gema
Wie die Regierung weiter sc
sind Spitäler und Pflegeheime
Bröckeln die
Menschenrechte?
Am Churer Wissenschaftscafé
ist kontrovers über die
Menschenrechte in der Schweiz
debattiert worden. Ernüchterndes Fazit: Humanethische
Grundsätze scheinen auch
hierzulande nicht unantastbar
zu sein.
(Parteisekretärin SVP Graubünden),
sie verstehe das Problem nicht, schreibe doch schon die Schweizerische
Bundesverfassung vor, die Menschen-
Von Hanspeter Hänni
Chur. – Symptomatisch für die angeregte Diskussion imWissenschaftscafé
vergangenen Donnerstagabend im
Café «Merz» hat Moderator Norbert
Bischofberger (Theologe, Redaktor
und Moderator SRF-Sternstunden)
abschliessend festgestellt: «Die Frage,
wie es um die Menschenrechte in der
Schweiz steht, bleibt bis am Schluss
strittig». Da nützte auch der Appell
des ehemaligen Bundesrichters Giusep Nay aus dem Publikum wenig,
Menschenrechte seien unantastbar
und liessen sich nicht einfach nach Belieben anwenden.
rechte zu achten. Und ergänzte, die
Schweiz dürfe sich nicht vom Ausland
sagen lassen, was richtig sei und was
nicht.
Nachdem die Schweiz eben erst
vom Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte unrühmlich gerügt
worden ist (Ausgabe vom 5. November), war die Thematik des Wissenschaftscafés hochaktuell. Neben der
Migration orteten die Fachleute insbesondere auch in folgenden Bereichen Handlungsbedarf: Diskriminierung von Minderheiten, Religionsfreiheit, Ausbeutung durch Prostitution
und durch unmenschliche Arbeitsbedingungen.
Für alle gleich verbindlich …
Während Stella Jegher (Mitglied Geschäftsleitung Amnesty International
Schweiz), Peter Kirchschläger (CoLeiter Internationales
Menschenrechtsforum
Luzern) und
Susanne Seytter
(Geschäftsführerin Fachstelle
für
Frauenhandel
Zürich) darlegGiusep Nay
ten, alle Menschen hätten
voraussetzungslos Anspruch darauf,
dass ihnen alle Menschenrechte zustehen, sagte Valerie Favre Accola
… oder eben doch nicht?
Die Meinungen waren und blieben
kontrovers. So wurde einerseits etwa
moniert, nationale Abstimmungen
würden zu Meinungsumfragen verkommen, die man nicht umsetze. Andererseits wurde postuliert, die
Schweiz dürfe nicht über menschenund völkerrechtswidrige Vorlagen
entscheiden, die gar nicht umgesetzt
werden könnten.
Einigkeit schien indes darüber vorzuliegen, dass die Menschenrechte
wegen unterschiedlicher Wertvorstellungen und Gesellschaftsformen nicht
von allen Menschen gleich interpretiert werden. Entsprechend wird immer wieder über die weltweit umfassende Geltung der Menschenrechte
diskutiert. So auch am Churer Wissenschaftscafé.
Wissenschaftscafé
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
© UBS 2014. Alle Rechte vorbehalten.
Region
Südostschweiz vom 11.11.2014, Seite 3.pdf
Aussprache zwischen
Bischof und Allianz
Vertreter der Allianz «Es
reicht!» und Bischof Vitus
Huonder haben sich gestern
in Chur zu einer Aussprache
getroffen. Trotz eines offenbar
klärenden Gesprächs trennen
die beiden Parteien nach wie
vor inhaltliche Differenzen.
Chur. – Die Bistumsleitung liess nach
dem Treffen verlauten, es habe sich
um ein klärendes Gespräch gehandelt. Das Präsidium der Schweizer Bischofskonferenz und der Churer Bischof, Vitus Huonder, begrüssten die
Weiterführung eines gemeinsamen
Dialoges. Weiter hiess es, der Bischof
von Chur hoffe, der Dialogprozess
mache deutlich, dass es um das Ablehnen bestimmter Glaubensinhalte seitens der Initianten gehe, um Reformen wie das Frauenpriestertum, um
verheiratete Priester oder um die katholische Sexualmoral. Diese Reformwünsche kann nach Angaben des
Churer Bischofs «kein Bischof der
Schweiz erfüllen».
«Aufhören rücktritt zu fordern»
Im bischöflichen Communiqué nicht
erwähnt wird die Rücktrittsforderung
der Allianz «Es reicht!», der unter der
Federführung des Katholischen Frauenbundes über ein Dutzend Verbände
angehören. Gefordert wird eine neue
Leitung des Bistums Chur respektive
die Einsetzung eines Administrators.
3000 Personen hatten im Februar in
St. Gallen auf der Strasse für die Anliegen der Allianz protestiert.
Huonder griff die Rücktrittsforderung als ersten Punkt am Gespräch
auf, wie aus den von der Bischofsleitung veröffentlichten Unterlagen hervorgeht. Der Bischof soll erklärt haben, er hoffe, dass die Allianz aufhöre,
«im Namen einer glaubwürdigen, toleranten Kirche Mitglieder der Bistumsleitung öffentlich zu diskreditieren oder deren Entfernung zu fordern – sei es die Entfernung meiner
eigenen Personen oder von Mitarbeitenden, (...).» (sda)
Gallwespe
schon bald
Die Kastanienernte ist immer
noch im Gang. Doch die Freude
über die neue Saison ist
getrübt. Eine zerstörerische
Gallwespe und Pilzkrankheiten
vermiesen den Bündner
Anbauern und Importeuren
das Marroni-Geschäft.
Von Milena Caderas
Chur. – «Schon im August waren die
Kastanienbäume gelb-braun. Die
Ernte ist miserabel», sagt Andrea Giovanoli, Revierförster im Bergell. Für
die schlechte Ernte gibt es zwei Gründe. Zu schaffen macht den Südbündner Kastanien nicht nur die Gallwespe. Zu kämpfen hatten die Kastanienbauern vor allem mit Pilzbefällen. «In
diesem regnerischen Sommer haben
sich die Pilze extrem gut entfalten
können», begründet Giovanoli.
ein Parasit aus China
Die Gallwespe trägt ihren Namen,
weil sie an den Ästen der Kastanienbäume sogenannte Gallen, sprich Wucherungen, verursacht. Zwar werden
die Kastanien selber nicht befallen,
die Produktivität der betroffenen
Bäume aber ist stark beeinträchtigt.
Dass Italien die heimtückische Gallwespe mit ihrem natürlichen Feind,
der ebenfalls aus Asien stammenden
Wespe «torymus sinensis», bekämpft,
beginnt sich auszuzahlen. Der Feind
der Gallwespe ist mittlerweile in die
Schweiz eingewandert. Förster Giovanoli rechnet damit, dass in gut drei
Jahren das natürliche Gleichgewicht
wieder hergestellt ist.
schlechte entwicklung
Schon in den vergangenen Jahren ist
die Ernte wenig erfreulich ausgefallen. Gemäss den Statistiken der Zollverwaltung essen Schweizerinnen
und Schweizer jährlich rund 2000
Tonnen Kastanien. «Der Absatz ist in
den letzten drei bis vier Jahren bis zu
Rothenbrunnen.
–Auf der Autostrasse 40 Prozent zurückgegangen», sagt
Pressespiegel
A13 hat sich gestern
ein Selbstunfall
Elio Paganini vom Früchte- und GeEvangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
ereignet.Verletzt wurde niemand. Gemäss einer Mitteilung der Kantonspolizei Graubünden war ein von Chur
Beschädigte Autos
nach Sekundenschlaf
lange Chu
Generatio
Finden Sie Ausdrücke wie «Schwarzer Peter» oder «Mohrenkopf» rassistisch?
Stimmen Sie heute bis 18 Uhr ab im Internet unter: www.suedostschweiz.ch/umfragen
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Südostschweiz vom 12.11.2014, Seite 2.pdf
Le s e rbrie fe
Persönliche Interessen
vor Parteiinteressen
Zum Artikel «Die verschmähte Braut
CVP ist nicht beleidigt» in der Ausgabe vom 5. November.
Der CVP-Parteipräsident will mit den
BDP-Parteistrategen
irgendwelche
Listenverbindungen eingehen. Das ärgert viele CVP-Mitglieder, was verständlich ist. Offensichtlich ist dem
Bündner CVP-Parteipräsident seine
persönliche Wiederwahl nach Bern
wichtiger als die Parteiinteressen.
Peter Gambon, Davos
Darum wachsen
die Freikirchen
Zum Artikel «Spektakulärer Aufstieg
der Freikirchen» in der Ausgabe vom
9. November.
In der «Schweiz am Sonntag» wurde
meines Erachtens nicht über den
wirklichen Grund berichtet, warum
Freikirchen wachsen. Die Bibel zeigte
mir in Johannes 3,16, dass ich Jesus
Christus als meinen Erlöser und
Herrn annehmen muss, um vom Verderben gerettet zu werden. Nach meiner Entscheidung für ein Leben mit
Jesus Christus erkannte ich durch
Hebräer 10,25, dass es Gottes Wille
ist, dass Christen untereinander Gemeinschaft haben. So schloss ich mich
einer Evangelischen Freikirche an, die
sich allein auf die Aussagen der Bibel
beruft, keine Sonderlehren vertritt,
und die Mitglieder bezeugen können,
dass sie durch Jesus Christus Vergebung der Sünden haben, und durch
seine Kraft ein Leben zur Ehre Gottes
führen wollen. Viele Menschen haben
auf der Suche nach Gott ähnliche Erfahrung gemacht wie ich, darum
wachsen die Freikirchen.
Bernhard Dura, Chur
Wenn der Wind
die Politik vorgibt
Zum Artikel «Mehr zahlen und weniger
ausgeben» in der Ausgabe vom
11. November.
Beath Nay, Präsident SVP Stadt Chur,
Gemeinderat, Fraktionschef und GPK
Mitglied, sagt im «Bündner Tagblatt»,
dass vor neuen Mehreinnahmen sparen angesagt sei, und dass es dafür
noch genügend Luft gebe, ausserdem
verkündet sein Fraktionskollege Mario Cortesi in der «Südostschweiz»,
dass er sich mit allen Mitteln gegen die
Kanalgebühr wehre.
Vor einem Jahr, anlässlich der Gemeinderatssitzung vom 24. Oktober
2013, tönte es in der SVP-Fraktion
noch ganz anders. Mit der Unterstützung von SVP und SP wurden vom
Stadtrat vorgeschlagene Sparmassnahmen in der Höhe von rund zwei
Millionen Franken abgelehnt. Zusätz-
Le s e rbiLd
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
lich hat die SVP-Fraktion wie a
SP-Fraktion den Stadtrat beau
eine Botschaft für die Kanal
und die Erhöhung der Han
rungssteuern zu erarbeiten.We
se Politik von der Windrichtu
hängt, bleibt die Hoffnung auf
stille Zeiten.
Hans Martin Meuli, Gemei
FDP Chur
Ein Eigengoal
für Graubünden
Am 30. November gilt es, eine
teren Angriff der Linken auf u
Wohlstand abzuwehren. Die Vo
tiative «Schluss mit den Steue
legien für Millionäre» forder
die für die Schweiz bewährt
schalbesteuerung verboten w
lein in Graubünden wären un
270 Personen, die jährlich ru
Millionen Franken Steuern an K
und Gemeinden abliefern, dav
troffen.
Volkswirtschaftlich sind die
sonen sehr interessant, weil
kanntlich viel Geld ausgebe
sich auch für diverse Institu
Vereine und kulturelle Anlässe
machen und so zu einem wic
Pfeiler in der jeweiligen Reg
worden sind. Warum verjage
wohlhabende Personen au
Schweiz, die hier konsumieren
Steuern zahlen und sich geme
zig engagieren?
Südostschweiz vom 12.11.2014, Seite 8.pdf
Region kultuR
DIe SüDoStScHweIZ | MiTTwoCH, 12. NoVeMBeR 2014
8
«Die Knie sind sowieso im Eimer»
Phil Benesch ist ein Urgestein
der Bündner Musikszene. Seine
Firma für Veranstaltungstechnik
besteht seit 20 Jahren. Seine
Leidenschaft für die Konzertszene ist jedoch viel älter.
In Chur gründete er mit Steve Noi seine erste Firma – mit Tonstudio. Die
frühen Platten von May Day und Tyte
Stone wurden dort produziert.
«Was fehlt sind
Bandräume»
Von Mathias Balzer
Chur. – Wenn der Bühnennebel sich
verzogen hat, wenn der Applaus für
die letzte Zugabe verstummt ist, wenn
die Band in der Garderobe den Adrenalinpegel mit Alkohol oder anderen
Beruhigungsmitteln zu senken versucht, wenn die Groupies kichernd
und überschminkt vor der Garderobe
stehen, wenn die letzten Zuhörer den
hell erleuchteten Saal verlassen –
dann schlägt die Stunde der Veranstaltungstechniker. Lautsprecher, Scheinwerfer, Verstärker, Mischpulte, Nebelmaschinen, Mikrofone, die schwarzen
Rollkisten mit den verzinkten Beschlägen: Die Hardware des Rock- ’n’Roll-Zirkus wiegt schwer, vor allem
zu nächtlicher Stunde, wenn die letzte Kiste noch in den Lieferwagen und
dieser wieder ins Lager muss.
Phil Benesch ist ein gestandener
Rock ’n’ Roller. Der 52-Jährige feiert
diese Tage mit seiner Firma Phil’s
Concert & Showtechnique das 20Jahr-Jubiläum. Seine Leidenschaft für
die Bündner Musikszene ist jedoch
beinah so alt wie er selbst. Sein Vater
und seine Mutter waren Opern-, Operetten- und Schlagerfans mit einer
grossen Plattensammlung. Im Elternhaus in St. Moritz Bad wurden KleinPhils Ohren also schon mal für musikalische Diversität sensibilisiert.
«Bald schon ging es aber darum, sich
zwischen den Bay City Rollers und
Slade zu entscheiden», erzählt Benesch.
Verstärker aus
alten Radios
Kaum den Kinderschuhen entwachsen, gründete er mit seinem Bruder,
dem heutigen Theaterregisseur und
Drehbuchautor Felix Benesch, eine
Band. «Wir haben den ersten Verstärker aus einem alten Radio gebastelt»,
erzählt Phil Benesch. Sein Bruder
versuchte sich später als Liedermacher. Phil, der ältere der beiden, trom-
rock ’n’ roll forever: Phil Benesch ist seit den frühen Achtzigerjahren der Mann hinter den Kulissen im Bündner
Musik- und Kulturbetrieb.
melte bald schon für die Engadiner
Band Slight Delay.
Supertramp, Pink Floyd, Jethro Tull,
Crosby, Still, Nash and Young, Wolfgang Ambros, Konstantin Wecker,
Ludwig Hirsch und die von ihm so geschätzten Abba – im Gespräch mit Benesch begibt man sich sofort auf musikalische Zeitreise. Den Schreibenden, ebenfalls ein St. Moritzer Kind
der Siebzigerjahre, verbindet mit Benesch eine weitere, kulturpädagogisch
bedeutende Erinnerung: Er hat sich im
Jugendclub «Oase» in St. Moritz Bad
erstmals unter einer Spiegelkugel gedreht. Es war vielleicht ein Mittwochnachmittag, sicher aber wars der erste
enge Tanz mit einem Mädchen.
Auch Benesch erinnert sich. Die
«Oase» wurde von der Jungen Kirche, einem Ableger der Reformierten,
ermöglicht. Der damals noch nicht
18-Jährige ergriff die Gelegenheit, um
dort erste Versuchsballons im Veranstaltungswesen steigen zu lassen. Seine Lehre als Elektriker half ihm dabei,
das dafür nötige Equipment auch selber herbeibasteln zu können.
Sechs Pfarrer
und ein Open Air
«Ich war eigentlich nie eng mit der
Kirche verbunden», erzählt Benesch.
Obwohl seine heutige Frau, mit der er
drei Kinder – oder besser Jugendliche – aufzieht, sich in der Kirchgemeinde engagiert. «Für mich bot die
Institution damals zwei Chancen: Erstens konnte ich Veranstaltungen auf
die Beine stellen, zweitens konnte ich
Jugendarbeit leisten», sagt er und
kommt dann gleich auf den wichtigeren Teil seiner Rock-’n’-Roll- und Kirchenbiografie zu sprechen. Es waren
nämlich sechs Engadiner Pfarrer, unter ihnen der Unterengadiner Lehrer
und Politiker Romedi Arquint, die im
Weiler Chapella, 1979 oder 1980
Pressebild
wars, ein Kulturfestival für Jugendliche organisieren wollten.
Auf Vorschlag des jungen Benesch
entschied man sich, die Veranstaltung
draussen auf der Wiese abzuhalten.
Das Open Air Chapella war geboren,
das heute älteste Graubündens, das
sich trotz gewachsener Konkurrenz
auch 40 Jahre nach der Gründung an
seine Devise hält: klein, aber fein, familientauglich und alkoholfrei. Benesch, der Mitgründer, ist immer noch
im Organisationskomitee, das heute
als Stiftung organisiert ist.
Beneschs Vita ist ein gutes Beispiel
dafür, dass Leidenschaft zum Beruf
werden kann. Er hat sich sein Fachwissen mit der Learning-by-DoingMethode erarbeitet. Die erste SoundAnlage für Chapella wurde noch von
Walter Liethas Band Ruch zur Verfügung gestellt. Die zweite Anlage
stammte von der Formation Carisma.
Benesch übernahm deren Vermietung
an andere Bands – und kaufte nach
und nach technisches Material hinzu.
B aukultu r In G r a u B ü n D e n
Das Mädchenpensionat des Klosters Disentis steht mitten im Dorf.
Gion A. Caminada, bekannt für
sein Bauen mit Holz, hat hier
seinen ersten Bau in Beton entworfen. Einen Körper mit Pyramidendach, eigenständig zwar, aber
präzise in das dichte Dorfgefüge
eingepasst. Zuunterst gibt es einen
Fest- und Medienraum sowie eine
kleine Wohnung, darüber, auf vier
Geschosse verteilt, 31 Zimmer.
Jedes Geschoss hat einen Gemeinschaftsraum und einen eigenen
Eingang; so kommen die Mädchen
der unterschiedlichen Gruppen
gut nebeneinander vorbei. Die
vielen gleichartigen Fenster
gehören zu den Zimmern. Tief
in der massiven Mauer hat jedes
Fenster eine Nische mit einem
beheizten Bänklein: Jede Bewohnerin hat in der Fassade ihren
eigenen, abgeschirmten Raum im
Raum.
20 Jahre «Toms Beer Box» und Phil’s Concert
& Showtechnique: Sonntag, 16. November,
ab 19 Uhr. Stadthalle Chur.
«ABBA Gold»-Show
gastiert in Landquart
Das massive Mädchenpensionat
Von Martin Tschanz
Im Jahr 1994 entschied sich Benesch,
seine eigene Firma zu gründen. Kaum
eine Band in Graubünden, kaum ein
Anlass, der seither nicht schon seine
Dienste in Anspruch genommen hat.
Sein Beruf machte ihn zu einem intimen Kenner der hiesigen Musik- und
Kulturszene. Er hat ihre Entwicklung
von den Hardrock-Jahren in den
Achtzigern um die Band Paganini,
über die Entstehung des Bündner
Hip-Hop bis heute verfolgt. «Das Angebot ist breiter und, wenn man so
will, professioneller geworden», konstatiert er. Die Anzahl Open Airs hat
das Limit mittlerweile erreicht. Das
Angebot von Konzertveranstaltern
ausserhalb der Freiluftsaison ist laut
Benesch aber immer noch mager, vor
allem in der Hauptstadt. «Was sicher
fehlt – nach dem Abbruch des GestleAreals in Chur erst recht – sind Bandräume», sagt der Kenner der Szene.
Mittlerweile zählt Phil’s Concert & Showtechnique fünf Mitarbeitende und zahlreiche Freelancer. Die
Konkurrenz ist mit der Firma gewachsen. Die hart erkämpfte Kontinuität in
Beneschs Schaffen zahlt sich jedoch
aus. Neben den Kulturanveranstaltungen gehören auch sportliche
Grossanlässe wie der Ski-Weltcup in
St. Moritz und der Spengler Cup in
Davos ins Portefeuille der Firma.
Das Herz des Chefs schlägt aber immer noch für die Musikszene, obschon das Rock-’n’-Roll-Geschäft
Spuren hinterlässt. «Das Gehör ist sicher nicht besser geworden», sagt der
routinierte Musikmischer. «Im Rücken zwickt es zunehmend, und die
Knie sind sowieso im Eimer.» Der
Mittfünfziger nimmts mit Humor.
Bloss noch im Büro zu sitzen, kommt
für ihn nicht in Frage. Am Sonntag,
16. November, wird erst mal tüchtig
Geburtstag gefeiert, gemeinsam mit
«Toms Beer Box».
ein massiver Kern aus gelbem
Beton, der alle Wohngruppen
miteinander verbindet. In dieses
Rückgrat sind eine offene Treppe,
der Aufzug und die Küchen eingelassen. Und Bänke, die als Nischen
der Gemeinschaftsräume an die
Ofenbänklein von Kachelöfen in
alten Häusern erinnern. Dieses
Haus ist auch politisch bemerkenswert – es ist ein Zeichen, wie viel
das Kloster Disentis daransetzt,
seine Schule erhalten zu können.
Das ist von zentralem Gewicht für
eine Randregion wie die Surselva,
deren Fortkommen entscheidend
davon abhängt, ob Jugendliche
gute Aus-, Schul- und Weiterbildung finden.
Landquart. – Im Forum im Ried in
Landquart ist heute Mittwoch,
12. November, um 20 Uhr die Konzertshow «ABBA Gold» zu sehen.
Laut Mitteilung taucht das Publikum
durch Superhits wie «Waterloo» und
«Mamma Mia», die Choreografie, originalgetreue Kostüme und das Bühnendesign in die Illusion ein, ein echtes ABBA-Konzert aus den Siebzigerjahren mitzuerleben. (so)
Ticketreservation unter der Telefonnummer
0900 800 800.
Auf Spendensuche
für «Ut unum sint»
Die Beiträge dieser Serie entstammen alle
der 2013 aktualisierten Auflage des Architekturführers «Bauen in Graubünden».
Herausgeber sind die Architekturzeitschrift
«Hochparterre» und der Bündner Heimatschutz.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Sonst für seine Holzbauten bekannt: Das Disentiser Mädchenpensionat ist
Disentis. – Das Gymnasium Kloster
Disentis reist mit der musikalischen
Friedensbotschaft «Ut unum sint –
dass sie eins seien» von der Quelle des
Rheins bis nach Köln. Eine ganze
Schule geht auf Konzerttournee und
tritt in acht Städten in Deutschland
und in der Schweiz auf. Für dieses
Projekt sammelt das Gymnasium
Geld über die Crowdfunding-Website
wemakeit.com. Unterstützer werden
laut Mitteilung mit persönlichen Geschenken aus dem Kloster Disentis
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0. Novemtonshauptassnahmen
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ur Teilrevier die Abührung eibeim Parkur 50-Proder Pensi-
sschen klüger: Jim
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Kult­Klamauks.
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Zutrittsalters Film­
21.00 Uhr beendet
ie alle Filmvorfüh­
utrittsalter nicht um
wortung für die Ein­
er Begleitperson.
und vor allem die Japaner kannten chen: «Am Anfang habe ich noch viel
und der für Sommer, Berge und Natur mehr Seiten zum Thema geschrieben, Zwei Diven im besten Sinn
steht, der sympathisch ist und geo- alles war trauriger, vielleicht auch Tourismuslegende Danuser ist mittgrafisch halbwegs für St. Moritz zorniger», sagte Danuser. Seine Lek- lerweile 66 Jahre alt. Der Mann weiss
Südostschweiz
vom
13.11.2014,
Seiteimmer
8.pdfnoch, was er will und zeigt
toren hätten
ihm
dringend zur Kürdurchgehen konnte, war Heidi.»
Er schreibt, wie im Job des Kur- zung geraten. «Und heute bin ich auch gerne, was er kann und tut:
besten Sinn
nander nic
müssen.
Walter Grass präsidiert neu
den Evangelischen Grossen Rat
Jagdbo
aus Gr
BDP-Grossrat Walter Grass ist
neuer Präsident des Evangelischen Grossen Rates. Die
Delegierten wählten ihn
gestern an ihrer Herbstsitzung
in Chur. Vizepräsidentin
ist Parteikollegin Elisabeth
Mani-Heldstab aus Davos.
Chur. – Jünger als der 40-jährige Walter Grass aus Urmein war noch nie ein
Präsident des Evangelischen Grossen
Rates. BDP-Grossrat Grass war bisher
erster Vizepräsident. Er werde sich um
eine effiziente Ratsführung bemühen,
sagte er; vor dem neuen Amt habe er
Respekt. Zu seiner Nachfolgerin als
ersteVizepräsidentin wurde die Davoser BDP-Grossrätin Elisabeth ManiHeldstab gewählt. Das teilt der Evangelische Grosse Rat mit.
Daneben verabschiedeten die Delegierten das Budget der Kantonalen
Evangelischen Kirchenkasse. Dieses
schliesst voraussichtlich mit einem
Defizit von 34 000 Franken ab, obschon gleichzeitig Reserven in der
Höhe von 350 000 Franken aufgelöst
werden.
was tun, wenn Menschen ertrinken?
Die Kirchen müssten sich «deutlicher
zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen
äussern», kritisierte SP-Nationalrätin
Silva Semadeni in ihrem Gastreferat.
Aug in Aug mit der Zukunft: Walter Grass (Mitte) und elisabeth Mani-Heldstab
bilden das neue Präsidium des evangelischen Grossen rates.
Bild Yanik Bürkli
«Was tun», fragte sie, «wenn im Mittelmeer Tausende Menschen ertrinken?» «Was tun, wenn humanitäre
Werte unter Druck geraten, wenn Völkerrechte infrage gestellt werden?»,
redete sie den Delegierten ins Gewissen. Aktive Nächstenliebe stehe im
Zentrum ihrer Auffassung von christlicher Identität, so Semadeni. Auch
wenn sie wisse, wie sehr «christliche
Verantwortung in der politischen Dis-
kussion dem Kampf der Interessen
ausgesetzt» sei. Für Diskussionen
sorgte zudem eine Anfrage des Averser BDP-Grossrats Robert Heinz, der
sich für Pfarrstellen in den Randregionen starkmachte. Eine Aufstockung
von Pfarrstellenprozenten komme
nicht infrage, beschied ihm Kirchenrat Frank Schuler. Der Spardruck sei
auch bei der Evangelischen Kirche zu
gross. (so)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Hans Peter
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Zaun montiert wird. Damit die
Wohnsitz hier haben, aber nicht in unKinder nicht rübersteigen. In der
serem Land arbeiten, nicht mehr pauDDR hiess das Republikflucht.
schal nach Aufwand besteuert
werden
Südostschweiz
vom 14.11.2014, Seite
dürfen. Eine Aufwandbesteuerung sei
Flavio Huonder, Anwohner
nicht fair, finden die Initianten. Sie irren. Denn die Pauschalbesteuerten
sind global ausgerichtet. Sie sind mobil und verbringen in der Regel nur Entwicklungsarbeit mit
wenig Zeit in der Schweiz. Die meisEcopop auf Abwegen
ten nehmen darum kaum Infrastrukturen oder Dienstleistungen hier in Eine sinnvolle EntwicklungszusamAnspruch. Im Gegenteil: Viele spen- menarbeit muss die Armut bekämpden grosse Summen an soziale Ein- fen. Ecopop will dagegen unsinnig
richtungen oder bezahlen sogar frei- viele Gelder in Verhütungsmittel stewillig Steuern, wie der Fall von For- cken und der Armutsbekämpfung
mel-1-Mogul Bernie Ecclestone zeigt. Mittel entziehen. Nicht Gratis-KonIn Graubünden stehen mit der Ab- dome und Gratis-Pillen sind gefragt,
schaffung dieser Steuer bei Gemein- sondern Bildung, Arbeit und Gesundden und Kanton mindestens 35 Mil- heitsversorgung. Ausserdem muss vor
allem die soziale Position von Mädchen und Frauen in Entwicklungsländern verbessert werden. Nur wenn
Frauen ein selbstbestimmtes Leben
führen können, hat Familienplanung
eine Chance.
Sandra Locher Benguerel, Grossrätin
Chur
Zum Glück habe ich
mehr als 11.70 Franken
Zum Artikel «11.70 Franken und
Hoffnung auf mehr» in der Ausgabe
von gestern.
dischen Reisenden etwa halb so schwere und
der Gesellschaft? (Beobachtung eines alten ReiBild und Text Hans Domenig
Versetze ich mich in die Lage eines
Asylanten – nur in Gedanken –, wird
mir anders. Ich habe Platzangst und
kann mir nicht vorstellen, in Räumen
ohne Fenster zu leben.
Die bunten Farben an den Betonwänden nützen da auch nicht viel.Wie
es ist, mit 18 Personen auf Dauer so
ein Zimmer als Schlafraum zu haben,
will ich lieber nicht wissen. Für mich
ist eine Nacht im Massenlager schon
an der Grenze. Ich habe versucht, einen Tag mit 11.70 Franken auszukommen, bis jetzt hat das noch nicht geklappt.
Zum Glück habe ich mehr, und zum
Glück bleibt mir die Hoffnung auf
mehr. Als Jesus sich von seinen Freunden verabschiedete und diese sehr
traurig waren, sagte er, dass er nur vorausgehe, um für sie (und uns) Wohnungen vorzubereiten. Lassen wir uns
Ärmsten wegzunehmen. Stimmen Sie
Nein zur Aufhebung der städtischen
Zusatzleistungen!
Jon Pult, Grossrat und alt Gemeinderat, Chur
2.pdf
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enthalten.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
etzt
JJetzt
und hier.
Südostschweiz vom 9.11.2014, Seite 1.pdf
HARTMANN-PERSONAL.CH
9. November 2014 | Ausgabe Graubünden | www.suedostschweiz.ch
Spektakulärer Aufstieg der Freikirchen
Die evangelikalen Gemeinschaften boomen: Sie stellen heute laut einer neuen Studie landesweit jeden dritten Kirchgänger
Von Sarah Serafini
E
rstmals zeigt eine Untersuchung detailliert auf, wie verbreitet Freikirchen in der
Schweiz sind und wie ihre Mitglieder denken. Dabei zeigt
sich, dass sich die Zahl ihrer Evangelikalen seit 1970 von damals 37 000 auf nunmehr 250 000 erhöht hat. Die Freikirchlichen sind sehr aktiv und besuchen
regelmässig die Gottesdienste. Darum
stellen sie heute an einem normalen
Sonntag einen Drittel aller Teilnehmer
an einem religiösen Ritual.
Am meisten zugelegt haben die sogenannten charismatischen Freikirchen, wie die umfangreiche Studie zweier Westschweizer Religionssoziologen
weiter zeigt. Sie untersuchten, was das
evangelisch-freikirchliche Milieu so
wettbewerbsstark macht. Der Mitgliedergewinn fand vor allem bis ins Jahr
2000 statt, seither hält sich die Zahl der
Freikirchlichen auf konstantem Niveau,
während die Landeskirchen schrumpften.
Die WertvorStellungen von Freikirchlichen unterscheiden sich laut der Untersuchung stark von denjenigen der
Katholiken, der Reformierten und der
Gesamtbevölkerung.
Freikirchliche
denken grossmehrheitlich äusserst konservativ. Sie sprechen sich gegen homosexuelle Beziehungen aus, lehnen
Schwangerschaftsabbrüche ab und befürworten traditionelle Geschlechterrollen. Sie selbst weisen eine signifikant
höhere Heiratsrate auf, lassen sich weniger oft scheiden und haben im Durchschnitt mehr Kinder. Ihre Ehepartner
sind meist ebenfalls bekehrt.
Laut der Studie gibt es in der
Schweiz rund 5700 religiöse lokale
Gemeinschaften. Die Evangelisch-Freikirchlichen stellen nach den Katholiken
die zweitmeisten Lokalitäten. Das ist be-
merkenswert, denn nur drei Prozent der
Gesamtbevölkerung sind FreikirchenMitglied, während es bei den Katholiken
etwa 38 Prozent sind.
Kritisch äussern sich ehemalige
Freikirchliche. Sie beschreiben das Milieu als einen geschlossenen Raum mit
laut Studie «sektiererischer Tendenz».
Von Gehirnwäsche ist die Rede. Allerdings sind es gerade auch diese Merkmale, welche den Fortbestand der Gemeinschaften festigen.
> Seiten 2/3
KULTURPROJEKTE BERLIN
Hier leuchtet die Berliner Mauer
Heute vor 25 Jahren, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer. Zur Erinnerung leuchteten gestern Abend Luftballons, welche die damalige Grenze nachzeichnen. In der «Schweiz
am Sonntag» erklären der Botschafter in Berlin, Tim Guldimann, und unser Kolumnist Oswald
Grübel, der in der DDR aufwuchs, die Folgen des historischen Ereignisses. SEITEN 8/9
Rekord: 14 Stunden Stau am
Tag auf Schweizer Autobahnen
neue Zahlen zeigen, wie oft der Verkehr kollabiert – Kosten in Milliardenhöhe
Von Stefan ehrBar
Auf den Schweizer Autobahnen geht oft
gar nichts mehr. Auf der A1 im zürcherischen Wallisellen wurden letztes Jahr
durchschnittlich 14 Stunden Stau täglich registriert – so viel wie noch nie. Eine Auswertung von kürzlich veröffentlichten Daten des Bundesamts für Stras-
sen (Astra) zeigt: Nicht nur auf der Zürcher Nordumfahrung steigt das Verkehrsaufkommen. In den letzten fünf
Jahren verbuchte der Bund auch auf
Autobahnabschnitten um Luzern und in
der Westschweiz zweistellige Wachstumsraten. Auch abseits der Autobahnen wird so viel Auto gefahren wie nie.
Nur in einer Stadt nahm der Verkehr
deutlich ab.
Erste Zahlen aus dem laufenden
Jahr weisen auf ein ungebremstes
Wachstum des Autoverkehrs hin. Dabei
verursachen Staus Kosten in Milliardenhöhe. Eine Studie des Beratungsunternehmens Infras beziffert die sogenannten Stauzeitkosten auf insgesamt 1,2
Milliarden Franken jährlich. > Seite 5
Ein Bündner Vorzeigeprojekt
in der Tsunami-Region
Von olivier Berger
Rund 300 Millionen Franken hatten
Schweizerinnen und Schweizer nach
dem verheerenden Tsunami im Jahr
2004 gespendet. Vieles davon floss in
den Wiederaufbau der betroffenen Regionen. Mit Geldern der Glückskette
und im Auftrag von Helvetas hat auch
die St. Galler Firma Skat eine Siedlung
neu erstellt; zuständiger Architekt war
der Malanser Daniel Schwitter.
Schwitters Siedlung gilt als gelungenes
Inserat
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Beispiel für den Wiederaufbau. Dass sich
das nicht über alle Projekte sagen lässt,
belegen die Schweizer Filmer Gabriela
Neuhaus und Angelo Scudeletti. Am
27. November strahlt das Schweizer
Fernsehen ihren Dokumentarfilm über
den Wiederaufbau in Sri Lanka aus – an
Kritik fehlt es dabei nicht.
> Seite 37
70045
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Südostschweiz vom 9.11.2014, Seite 17.pdf
n Kolumne von Klaus j. stöhlKer*
n tweets
Warum die Katholische
Kirche unglaubwürdig wird
Am letzten Sonntag sass ich in Zürich in der Liebfrauenkirche, der ältesten katholischen Kirche der
Limmatstadt. 20 Reihen vor mir sassen nur Grauköpfe, tief nach vorn geneigt. Hinter mir sassen
zehn Reihen mittelalterlicher Menschen, auch
zwei Dutzend Jüngere. Der Pfarrer predigte, dass
man ihn kaum verstand, die Alten schon gar
nicht. Der Gottesdienst war himmeltraurig.
vertraut ist. Unsere Medien, die alten wie die neuen, haben die Empfängerqualität radikal verändert. Das wollen die alten Herren nicht erkennen.
Sie haben mit Werner de Schepper einen Mediendirektor ernannt, der noch vor Amtsantritt einen
für ihn reizvolleren Ruf der «Schweizer Illustrierten» angenommen hat. Diese Pleite der Bischofskonferenz weist auf Schlimmeres hin.
Diese Kolumne schreibe ich, weil für viele die
Bischofsstadt Chur das Zentrum des Bösen ist.
Bischof Wolfgang Haas ging dort unter, ganz wie
Bischof Vitus Huonder dort fast im Exil lebt. Ein
Weihbischof, Marian Eleganti, wurde in den Kanton Zürich exiliert, weil er in Chur unverträglich
war. Generalvikar Martin Grichting ist mir sympathisch. Er hat sein Leben in die Kirche investiert; er tut dies nicht ohne Intelligenz.
Was sich im Vatikan abspielt, ist für den Normalgläubigen ohnehin wenig verständlich; dort wird
Kirchenpolitik gemacht. Was sich in der Schweiz
abspielt, ist dem Normalgläubigen sehr verständlich: Er will sich nicht von murmelnden Greisen,
polnischen, indischen und afrikanischen Geistlichen sagen lassen, was er zu glauben hat. Die
Flucht aus der Kirche hin zu Menschen, die
wirklich noch glauben, hat begonnen.
Der Standort Chur, so ehrwürdig er sein mag,
ist für einen Bischofssitz kaum noch haltbar. Die
Bündner selber halten von ihrem Bischof wenig.
In Zürich und der wirtschaftlich starken Innerschweiz ist er in verlorener Position. Die Zürcher
sehnen sich nach einem eigenen Bischof, der liberal und weltoffen ist, ganz wie Papst Franziskus.
Die greisen Bischöfe der römisch-katholischen
Kirche, auf hohem diplomatischem Rang stehend, wie ihre jugendlichen Nachfolger, den Stil
der Alten nachahmend, werden die Kirche in der
Schweiz ebenso vernichten, wie dies in Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland geschieht. Hier werden alte Rechte verteidigt, Privilegien gesichert, Pfründen verwaltet, aber den
Gläubigen keine Wege in die Zukunft gewiesen.
Viele träumen von Pater Martin Werlen, dem
jugendlichen alt Abt des Klosters Einsiedeln, als
neuem Bischof eines Bistums Zürich. Seine Präsenz in der klösterlichen Abtei, sein Aufruf «Die
Glut unter der Asche wecken» sind unvergessen.
Stiege er heute an den Zürichsee hinab, er würde
mit Prozessionen begrüsst.
Dafür besteht keine Aussicht. Chur versteht sich
als Bastion des konservativen katholischen Glaubens. Ich habe Verständnis dafür, denn die
«Weicheier des Katholizismus» haben der Kirche
nur Niederlagen und keinen Fortschritt gebracht.
Jedoch, und derlei ist nicht zu ändern, sind die
Menschen in den urbanen Zentren nur dann für
den rechten Glauben zu gewinnen, wenn über Inhalt und Form nachgedacht und gehandelt wird.
Die Schweizerische Bischofskonferenz, ein aus der
Sicht Churs überflüssiges Organ, da jeder Bischof
dem Papst direkt unterstellt ist, übt sich in Machterhalt und Sprachlosigkeit. Wer von Markus Büchel oder den jüngeren Bischöfen Führung erwartet, wird im Elend landen. Es gibt für die römischkatholische Kirche der Schweiz kein Konzept.
Während die wunderbaren Kirchen sich langsam
leeren, drücken sich die Schweizer Bischöfe in einer Sprache aus, die dem Kirchenvolk nicht mehr
Ich werde weiterhin unsere wunderbaren Kirchen
besuchen, den Schlag ihrer Glocken vergleichen
und mich daran erinnern, was das Christentum
bei uns einmal bedeutete: Nachfolge. Ich werde
aber der Kirche kein Wort mehr glauben, einer
Kirche, die ihre Gläubigen nur als Kirchensteuerzahler und Spender zur Kenntnis nimmt, die Gefolgschaft verlangt, wo die Führung versagt. Chur
hätte für die Schweiz ein Signal werden können,
aber die Kräfte reichten nicht aus. Jenseits von
Chur gibt es wenig Hoffnung, denn die Tröstungen, die uns von dort erreichen, helfen der Seele
wenig. Weil diese Kirche sich selbst zerstört, traure ich um sie und um Europa. Unser gemeinsames Erbe geht verloren, weil es in schwache
Hände geraten ist. Der Versuch, uns Besserung
zu versprechen, muss uns misstrauisch machen.
* Klaus J. Stöhlker ist Unternehmensberater für Öffentlichkeitsbildung in Zollikon (Zürich).
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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Südostschweiz vom 9.11.2014, Seite 2.pdf
■ LETZTE MELDUNGEN
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2 FREIKIRCHEN
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SBB bauen 4000
neue Wohnungen
BERN Die SBB planen, in den
kommenden zehn Jahren 3000
bis 4000 Wohnungen zu bauen.
Der Bahnkonzern investiert dafür 500 bis 600 Millionen Franken. Dies sagt SBB-Immobilienleiter Jürg Stöckli in einem Interview mit den Zeitungen «24
heures» und «Tribune de Genève». Von den Gewinnen aus
dem Immobiliengeschäft würde
auch die Infrastruktur profitieren. Jährlich flössen Gewinne in
Höhe von 150 Millionen Franken
in den Ausbau der Bahninfrastruktur, sagt Stöckli. Wichtige
Projekte seien bereits aufgegleist: die Europaallee in Zürich
mit 1,3 Milliarden Franken, der
Pont-Rouge in der Genfer Praille
für 650 Millionen Franken oder
das Quartier «Morges Gare Sud»
für 180 Millionen Franken. (RED)
Ammänner wählen
Geri Müller ab
BADEN Am Freitag wurde bekannt,
dass Geri Müller Stadtammann von
Baden bleibt. Ein anderes Amt
musste er aber abgeben, wie das
«Badener Tagblatt» gestern berichtete: Müller wurde als Präsident der
Gemeindeammänner-Vereinigung
des Bezirks Baden abgewählt. Die
Vereinigung habe sich von ihm nach
der Nacktselfie-Affäre nicht mehr
vertreten gefühlt. Neuer Präsident
ist Mellingens Gemeindeammann
Bruno Gretener (FDP). (RED)
IZRS-Sprecher Illi geht
von Bewilligung aus
FREIBURG Morgen Montag wird der
Islamische Zentralrat der Schweiz
(IZRS) schriftlich darüber informiert,
ob er seine Jahreskonferenz in Freiburg wie geplant durchführen darf.
Das sagt IZRS-Sprecher Abdel Azziz
Qaasim Illi auf Anfrage. Die Bewilligung für die Grossveranstaltung mit
2000 Muslimen steht noch immer
aus, obwohl sie bereits am 29. November stattfinden soll. «Wir rechnen fest mit einer Bewilligung. Alles
andere wäre absurd», sagt Illi. (RED)
Kantonspolizei sucht
Steinwurf-Täter
ST. GALLEN Einer oder mehrere
Unbekannte haben am Freitag kurz
nach 20.30 Uhr Steine von einer
Autobahnüberführung auf der A 1
geworfen, wie die Kantonspolizei
St. Gallen schreibt. Ein Stein fiel dabei auf die Windschutzscheibe eines
Lastwagens, als er sich auf der
Höhe Sulzberg befand. (RED)
■ WETTER
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Sonne und Wolken
Mehrheitlich
sonnig
Im Tagesverlauf
Der
Föhn sorgt fulöst
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teilweise
Sonne.
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auf – sich
mit Temperaturen
Grad.
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die Bewölkung bis
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kommen
gegen
weise
fälltWesten
Regen. Am
Nachmittag
Abend Wolkenfelder.
..................
32
werden
10 bis 15 Grad.erreicht..
...48
■ GEWINNZAHLEN
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Swiss Lotto:
10 18 24 33 35 39
Glücks-Zahl
2
Replay-Zahl
10
Die Gewinne:
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Die christliche Religion verliert in unserer Gesellschaft an Bedeutung. Doch die evangelisch-freikirchliche
VON SARAH SERAFINI (TEXT)
UND JIRI REINER (FOTO)
D
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as enge T-Shirt betont Dominics trainierten Oberkörper. Auf dem Kopf trägt
er eine Dächlikappe. Er
betritt die Bühne. Seine
Zuschauer, alle zwischen zwanzig und
dreissig Jahre alt, schauen gespannt, wie
er in das Licht der Scheinwerfer tritt. Alle Stühle sind besetzt. Ein Videoteam
überträgt Dominics Auftritt live auf eine
Grossleinwand. Es ist Freitagabend in
der Friedenskirche in Zürich. Dominic
ist der heutige Prediger.
Andere Jugendliche läuten im nahen Niederdorf gerade das Wochenende
mit einem Bier ein, doch hier pilgern die
Anhänger der Freikirche ICF (International Christian Fellowship) zum Gottesdienst. Nur heisst das in diesem Fall
nicht stillsitzen, sondern Freunde treffen, Tanzen zu elektronischer Musik
und mit Jesus feiern. Bei der ICF nennt
sich die Messe «Celebration» – ein Fest.
WÄHREND DIE ZAHL der Gläubigen der
reformierten und katholischen Gemeinden seit den 1970er-Jahren zurückgeht,
kann sich diejenige der evangelisch-freikirchlichen auf einem konstanten Niveau halten. Die sogenannten charismatischen Freikirchen (siehe Kasten), zu denen die ICF gehört, können gar auf
einen starken Anstieg der Mitgliederzahlen zurückblicken. In den letzten vier
Jahrzehnten hat sich die Mitgliederzahl
der wichtigsten charismatischen Freikirchen etwa verfünffacht.
Was ist es, das die Freikirchen so erfolgreich macht? Diese Frage stellten
sich die Religionssoziologen Jörg Stolz
und Olivier Favre. Sie untersuchten in einer vom Nationalfonds finanzierten Studie das Phänomen der Freikirchen. Diese
Studie analysiert erstmals umfassend
Strukturen, Normen, Wertvorstellungen
und Glaubensinhalte der Freikirchen.
Die Studie schätzt, dass es heute in
der Schweiz etwa 250 000 Freikirchliche
gibt. Im Jahr 1970 waren es erst 37 000.
11 Prozent der Evangelikalen sind konservativ, 32 Prozent charismatisch und
57 Prozent klassisch (Erklärung dazu siehe Kasten). Auffallend ist, dass sie sich
im Unterschied zu anderen religiösen
Gruppen sehr stark in ihren Gemeinden
engagieren. Eine Stichprobe zeigt, dass
an einem normalen Wochenende etwa
690 000 Personen in der Schweiz an
einem religiösen Ritual teilnehmen. Davon machen die Freikirchlichen knapp
einen Drittel aus. Die Studie schreibt:
«Angesichts der Zahl der EvangelischFreikirchlichen in der Schweiz, zirka 3
Prozent der Bevölkerung, ist das ein
spektakulärer Anteil.»
Religionssoziologe Jörg Stolz von
der Universität Lausanne sagt, Freikirchliche hätten auf viele Menschen eine irritierende Wirkung. Schnell falle im Zusammenhang mit Freikirchen der Sek-
tenvorwurf. Seiner Meinung nach liege
diese Verunsicherung daran, dass sich
Evangelikale erstaunlich resistent zeigten gegenüber der zunehmenden Verdrängung der Religionen aus der Gesellschaft. Sie gründen neue Gemeinden, legen einen hohen religiösen Eifer an den
Tag und bekunden ihre Verbundenheit
mit wenig modernen Werten.
DIE ANSICHTEN der Evangelikalen unter-
scheiden sich in Themen wie Ehe, Scheidung, Homosexualität oder Abtreibung
stark von der öffentlichen Meinung. So
lehnen beispielsweise 99 Prozent der
konservativen, 94 Prozent der charismatischen und 85 Prozent der klassischen
Evangelisch-Freikirchlichen homosexuelle Beziehungen ab, während dies beim
Schweizer Durchschnitt nur bei 25 Prozent der Fall ist. Zudem ist für 66 Prozent Geschlechtsverkehr vor der Ehe ein
Fehler. Von der Schweizer Bevölkerung
sehen das nur 5 Prozent so. Für die Hälfte aller Freikirchlichen muss die Bibel
streng wörtlich ausgelegt werden. Bei
den Katholiken und Reformierten tun
dies nur 9 Prozent.
Mit einer Palette solcher Glaubensüberzeugungen, Praktiken und Werten
schaffen die Freikirchen ein Milieu mit
einer klar definierten Identität. Laut den
Studienautoren bleibt diese Identität aus
einer Kombination von zwei Strategien
in unserer säkularisierten Welt bestehen:
Abschottung und Wettbewerbsstärke.
An der Celebration am Freitagabend
in Zürich ist das spürbar. Die Besucher
begrüssen sich mit Küsschen und Handschlägen. Neuigkeiten werden ausgetauscht. Nach dem Gottesdienst bleiben
die meisten, um noch gemeinsam etwas
zu trinken. Man ist unter sich.
Laut Studienautor Stolz dient die Abschottung dem Erhalt der eigenen Identität. So definieren die Evangelikalen, wer
Teil des Milieus ist und wer nicht. Starke
Autoritäten, Sozialkontrolle und religiöse
Sozialisierung halten diese Grenzen aufrecht. Die Tatsache, dass 94 Prozent der
Evangelisch-Freikirchlichen einen Part-
Jesus schafft es als Friedensstifter nur auf Platz vier – am beliebte
9 445.95
1 000.00
150.05
85.80
26.00
10.60
Jackpot 2,1 Mio. Franken
6
5
4
3
2
So konservativ denken die Anh
38 46 Sterne 1/10
HELFEN RELIGIONEN, Frieden zu stiften?
Das wollte die Schweizerische Evangelische Allianz wissen und gab eine Umfrage in Auftrag. Die Ergebnisse liegen nun
der «Schweiz am Sonntag» vor. 1000 Personen aus der Deutsch- und der Westschweiz wurden befragt. Nur die Hälfte
findet, dass religiöse Überzeugungen dabei helfen, dass Menschen in Frieden
miteinander leben. Bei der Frage, ob die
eigene religiöse Überzeugung friedensstiftend ist, stimmen 58 Prozent zu.
Weiter untersuchte die Umfrage,
welche Persönlichkeiten in der Schweiz
als besonders gute Beispiele gelten,
wenn es um das Thema Frieden und
Versöhnung geht. Auf Platz eins schafft
es mit 85 Prozent Nelson Mandela. Hinter ihm liegen Mutter Teresa mit 76
Prozent und Mahatma Gandhi mit 73
Prozent. Jesus schafft es nur auf den
vierten Platz. (SAR)
Nelson Mandela
Mutter Teresa
Mahatma Gandhi
Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung findet, Nelson Mandela sei das
beste Beispiel, wenn es um das Thema
Frieden und Versöhnung gehe.
Vor allem katholische und muslimische
Menschen finden, dass Mutter Teresa
zu den grossen Friedensstiftern auf der
Welt gehört.
Die hinduistischen Menschen in der
Schweiz sind sich einig: Mahatma
Gandhi ist das grosse Vorbild, wenn es
um Versöhnung geht.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Südostschweiz vom 9.11.2014, Seite 3.pdf
Schweiz
am
Sonntag,
Schweiz
am
Sonntag,Nr.
Nr.45,
306,9.9.November
November 2014
❘
3
h
hänger von ICF und Co.
andrea masüger
Wie man eine
Kampagne richtig
unterfuttert
een Gemeinschaften können sich behaupten. Eine neue Studie erklärt die Erfolgsgeschichte
EINSTELLUNGEN IM VERGLEICH
Angaben in Prozent
Vorgestern Freitag:
Junge Besucher der
ICF-Celebration in
Zürich geben sich
hin und empfangen
den Heiligen Geist.
In der SchweIz brandet wellen-
Kein vorehelicher
Geschlechtsverkehr
Mann arbeitet,
Frau kümmert
sich um Kinder
Bibel muss
streng wörtlich
genommen werden
Schwangerschaftsabbruch ist
ein Fehler
0
20
Evangelische Freikirchen
Konservativ
Charismatisch
Klassisch
40
60
80
100
Landeskirchen
Reformiert
Römisch-katholisch
QUELLE: STUDIE «PHÄNOMEN FREIKIRCHEN»
GRAFIK: SAS/BAR
■ GESCHLECHTERROLLEN
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Freikirchliche sind viel häufiger verheiratet als Reformierte und Katholiken
und haben mehr Kinder.
Freikirchlich
Verheiratet 72,4%
Anzahl
1,6
Kinder
Anteil
18,9%
Hausfrauen
Reformiert
52,2%
1,6
Katholisch
56,1%
1,6
13,4%
23,1%
■ FRAGE DER WOCHE
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SIND DIE BOOMENDEN FREIKIRCHEN EIN
VORBILD FÜR DIE LANDESKIRCHEN?
Stimmen Sie ab
www.schweizamsonntag.ch oder
E-Mail: [email protected]
■ DREI STRÖMUNGEN
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ner desselben Glaubens heiraten und
dass bei 64 Prozent die drei besten Freunde ebenfalls bekehrt sind, hilft dem Milieu zusätzlich, sich abzuschotten.
IN SEINER PREDIGT spricht Dominic von
den «krassen Erfahrungen mit Jesus», von
einem «coolen Gott». Vor und nach seinem Auftritt rockt eine Pop-Band die
Bühne. Die frohe Botschaft wird in lüpfige Beats gepackt. Einige Zuschauer fallen
mit ausgebreiteten Armen auf die Knie,
andere hüpfen und tanzen zur Musik. In
der Studie von Stolz wird beschrieben,
wie die Freikirchen Produkte anbieten,
die mit den weltlichen Angeboten konkurrieren. «So können die Mitglieder pro-
blemlos ohne den Konsum weltlicher
Produkte auskommen, indem sie das Angebot des Milieus nutzen, das darüber
hinaus ihre Ideologie stärkt», sagt Stolz.
Die Mechanismen, die das freikirchliche Milieu auf die eine Seite stärken,
machen einen Austritt aus der evangelikalen Szene gleichzeitig schwierig. Bisher hat noch keine andere Studie das
Thema «Austritt aus dem evangelischfreikirchlichen Milieu» untersucht. In
Stolz’ und Favres Studie werden Ausgetretene erstmals zu ihren Motiven befragt. Alle haben den Kontakt zu ihrer
Kirche, zu anderen Mitgliedern und zu
Pastoren abgebrochen. Sie fühlten sich
zu sehr unter Druck gesetzt und in die
Pflicht genommen. Der evangelisch-freikirchliche Kreis sei ein «geschlossener
Raum», «eine kleine Herde», habe eine
«sektiererische Tendenz» und funktioniere mit «Konditionierung», «Abschottung» und «Manipulation».
Das Fazit der Studie ist, dass Freikirchen an einem harten Kern von Überzeugungen festhalten und gleichzeitig
gesellschaftliche Entwicklungen übernehmen. Stolz sagt: «In diesem Doppelspiel der Öffnung und Abschottung, von
Anpassung und Ablehnung, von Moderne und Konservativismus findet sich unserer Auffassung nach der Schlüssel
zum Rätsel der Widerstandsfähigkeit
des evangelisch-freikirchlichen Milieus.»
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edItorIal
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In der Studie «Phänomen Freikirchen»
von Jörg Stolz und Olivier Favre wird das
freikirchliche Milieu in drei Strömungen
aufgeteilt: konservative, charismatische
und klassische Freikirchen. Konservative neigen zur Abschottung von der
Gesellschaft und zeichnen sich durch
eine apokalyptische Weltsicht und einen
starken Glauben an die Unfehlbarkeit
der Bibel aus. Die Charismatischen
hingegen legen ihren Akzent auf die
emotionale Erfahrung der Gegenwart
des Heiligen Geistes. Die Klassischen
unterscheiden sich von den beiden
anderen Submilieus durch ihre grössere
Offenheit für die Welt und die andere
Art der Bibellektüre.
KEYSTONE, HO
eesten ist bei den Schweizern Nelson Mandela
Jesus Christus
Papst Franziskus
Buddha
Mohammed
Im Gesamtranking ist er auf dem vierten
Platz. Bei den Reformierten und Katholiken taucht Jesus an zweiter Stelle der
führenden Friedensstifter auf.
Der Papst gehört für die meisten
Schweizer nicht zu den führenden
Friedensstiftern. Er landet bei der
Umfrage auf Platz fünf.
Für die Buddhisten liegt er ganz vorn.
Für die gesamte Bevölkerung ist
Buddha hingegen keine zentrale Figur,
wenn es um Versöhnung geht.
Er ist für die muslimischen Menschen
in der Schweiz gemäss Umfrage der
wichtigste Friedensstifter. (Der Islam
verbietet Abbildungen Mohammeds.)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
weise Kritik am überbordenden
Sozialstaat auf. Derzeit bläst
wieder ein veritabler Shitstorm
übers Land, weil angeblich
immer mehr Leute das Sozialsystem missbrauchen und sich
dieses zur Hängematte der Gesellschaft entwickelt. Im Fokus
steht derzeit die Schweizerische
Konferenz für Sozialhilfe (Skos),
welche gesamtschweizerische
Richtlinien für Sozialhilfe erlässt,
welche die Kantone und Gemeinden mehr oder weniger befolgen.
So wird zum Beispiel der Grundbedarf zum Überleben für eine
Einzelperson bei knapp 1000
Franken pro Monat fixiert, für
eine vierköpfige Familie bei etwas über 2000 Franken. Die SVP
findet nun, dies sei alles übertrieben und will erreichen,
dass möglichst viele Kantone
und Gemeinden der Skos den
Rücken kehren.
Befeuert werden solche Forderungen mit Horrorgeschichten,
die den Irrsinn der heutigen
Staatshilfe für Bedürftige zeigen
sollen. Da geisterte durch die gesamte Schweizer Presse – von der
sogenannt seriösen bis zu jener
des Boulevards – die Story von
der kleinen Zürcher Gemeinde
Hagenbuch, die für eine einzige
eritreische Flüchtlingsfamilie so
viel Geld ausgeben muss, dass sie
sich gezwungen sieht, die Steuern zu erhöhen. Alle Medien haben diese unglaubliche Geschichte nachgebetet, bis das Internetportal Watson etwas genauer
recherchierte und herausfand,
dass die Gemeindepräsidentin
wider besseren Wissens Falsches
erzählt hat. Mehr als die Hälfte
dieser Kosten übernimmt der
Kanton; von Zwang zu Steuererhöhung keine Spur.
dIe frau GemeIndepräSIdentIn, die
diesen Unsinn daherfaselte, ist
Mitglied der SVP. Und so reimt
sich alles schnell zusammen: Mit
einer halbwegs richtigen, halbwegs erfundenen und masslos
aufgebauschten Story wird das
Terrain vorbereitet, um die
schweizerische Sozialhilfe auf
breiter Front zu demontieren.
Offenbar fehlen die richtigen
Argumente, und man muss sich
solche zusammenbiegen und
zusammenkonstruieren. Dabei
werden Schlagworte kreiert, in
diesem Falle «Sozial-Irrsinn in
Hagenbuch», die sich später gut
auf Plakate drucken lassen. Das
Schema ist von früher bekannt,
als zum Beispiel in der SVPKüche der Terminus «Scheininvalide» geboren wurde. Auch
wenns nicht stimmt, etwas
bleibt immer hängen.
[email protected]
Quotidiana vom 11.11.2014, Seite 9.pdf
SUTSELVA
MARDI, ILS 11 DA NOVEMBER 2014
Igl «Calender per mintga gi 2015» e cumparieu a sameta an retscha cun seas antezessurs.
FOTO B. RIEDHAUSER
9
Egn digls numerus maletgs digl Meister da Vuorz mussa San Gieri ca maza igl drac. El e da catar an la baselgia
MAD
da San Gieri a Razén.
Igl «Calender per mintga gi 2015» e qua
Par la 94avla geada cumpara igl calender popular par las valadas Renanas
DA BARBARA RIEDHAUSER-RIESCH/ANR
■ Quels gis van igls vandiders a las
vandidras digl «Calender per mintga
gi» puspe par las vischnàncas da la
Sutselva a da la part renana da la Surselva anturn. Igl calender porscha
ear uon egna vasta paleta da texts,
poeseias a fotografeias. An Sutselva e
dagî vagnieu edieu nign cudesch da prosa near poeseias cun texts originals sutsilvans. Davent da c’igls davos scribents
sutsilvans sco Curo Mani, Anna Capadrutt, Gion Mani, Tani Dolf a Jacob
Michael en morts, e la vusch sutsilvana
davantada flevla. Par furtuna cumpara
mintg’on igl november igl «Calender
per mintga gi». El cuntean mintgame
egna beala rimnada da prosa a poeseia
sut- a sursilvana ad e ascheia lectura
bagnvagnida an las casadas rumàntschas renanas.
Politica, poeseias, praulas
Johann Clopath, igl redactur da la part
sutsilvana digl calender, tracta uon igl
cumegn da Schons an duas cuntribuziùns. An egna resumescha el igl pled
c’igl mastral Paul Lutz â tanieu a caschùn digl davos cumegn igls 18 da
matg 2014. Quel feta cugl apel digl mastral agl pievel da Schons, da bagnprest
far igl zap tier egna vischnànca fusiunada da Schons, a da mantaner egna sort
cumegn par liger las autoritads da quella nova vischnànca. L’otra cuntribuziùn
e egna rimnada interessànta d’extracts
da pleds da mastrals digl passo. Quels
resplendan igl spért ad igls problems da
mintga tains. Meia Inauen-Dolf magna
an Islanda igls lecturs, a quegl cun egna
poeseia ca fa gust d’ear gest pacatar la
valischa. Ad Andrea Rassel â scret duas
praulas modernas c’en tutegna betga
propi praulas, parquegl c’ellas ân min-
tgame egna fegn, da la quala ign giavischass c’ella fuss otra.
Giubilar, getga, galareia
Plasch Barandun da Veulden astga prest
cumplanir igl sieus 90avel gi da naschientscha. Sco um angascho par lungatg a cultura agl teritori da l’anteriura
Renania â el marito da vagnir undro cun
egna cuntribuziùn agl «Calender per
mintga gi». Ascheia descriva Johann Clopath la parsùna Plasch Barandun a la sia
vasta ovra da cudeschs, inscripziùns sen
fatschadas da tgeas, near igl museum
Sontg Ipeult a Veulden. La getga digl
zens da Sarn raquenta d’egna daspeta par
que zens trànter quels da Sarn a quels da
Purtagn, a tge c’igl â do lànderor. Digls
zens an general scriva Luzi BattagliaSigrist, ad igl vean ear dascret sco a partge
ca quels a Sched tutgan ànc adegna a
màn igls zens. A la fegn digl calender e
sco mintg’on da catar la rubrica «Nos
morts» cun las fotografeias da quels a
quellas c’en morts an nossas vischnàncas
agl dacurs digl on passo. Quella part e
impurtànta par igl «Calender per mintga
gi», a siir ear egna raschùn c’el vean cumpro mintg’on da blearas parsùnas. Cun
sfigliear tras calenders vigls antop’ign las
fatschas da cunvaschegns da ple bòld, veza tge on c’els en morts a sa saragurdar
egn mumaint dad els.
Uetas, egn mester a toponims
Ear Paul Michael, igl anteriur redactur
sutsilvan digl calender, â puspe cuntribuieu duas istorgias agl «Calender per
mintga gi 2015». A da Sebastian Brändli
da Turitg, c’â amprieu sutsilvan an divers
curs a ca s’interessescha par glieud, cultura ad istorgia da la Sutselva, dat igl ear
puspe da liger duas cuntribuziùns, sco
ear uetas dad otras auturas ad auturs. La
grànda part da las ilustraziùns agl calender mussa uon ovras digl Meister da
Vuorz, ascheia ear egn figl faldo agl calender, ca mussa egna survesta da las
ovras da que mester pictur. Avànt egn on
â’gl do sco suplemaint tigl calender egna
tgarta cugls nums da fùns da la Muntogna da Schons, uon egna tala da la regiùn
digl Signina.
Igl «Calender per mintga gi» 2015 custa 17.00
fràncs a sa vagnir cumpro tier las parsùnas ca
vendan el an las vischnàncas, near an diversas
stizùns da cudeschs.
Cafe rumàntsch
Oz margis, igls 11 da november a las
19.30 agl Hotel Plattas a Präz.
Cordialmeing anvida la Lia Rumantscha
Daple sculars par la Scola da musica Viamala
La 38avla radunànza da cumembers â gieu liac
DA BARBARA RIEDHAUSER-RIESCH/ANR
■ Igl diember da sculars carschaint,
las finanzas controladas a la nova manadra en stos igls temas prinzipals da
la radunànza da cumembers da la Scola da musica Viamala c’â gieu liac igls
31 d’october. 492 scularas a sculars ân
gl’on da scola 2013/14 frequento uras da
musica near da tgànt tier la Scola da musica Viamala, trànter els 70 carschieus.
Quegl e 25 sculars daple ca gl’on avànt,
a quegl coraspunda ad egn trend legrevel
dils davos ons.
Midadas an vesta
Daple sculars, sco ear pajas adatadas par
igls surmesters da musica, muntan ear
daple custs par pajas a par spesas da vieadi. Ascheia mussa igl quent 2013/14 egn
defizit da var 33 000 fràncs. Quel eara
sto previeu agl budget. omas Gasner,
igl president da la scola da musica, scriva
an sieus raport anual: «Igl preventiv ri-
sguarda egna reducziùn controlada digl
agen capital sainza òlzamaint da las taxas
da scola a da las cuntribuziùns da vaschinadis a cantùn.» Sen quella moda tànschess igl agen capital ànc seat ons. An
vesta a las midadas an conex cun la refurma teritoriala a cun l’iniziativa davart la
promoziùn da musica par giuvenils vean
la finanziaziùn a rastar egn tema. «Nus
stuagn preparar schleiaziùns ca pussibiliteschan la finanziaziùn sainza dumandar megna blear digls geniturs», â igl pre-
Egna da blearas
uras da musica:
Madleina Grischott
saprepara cun sia
surmestra Bettina
Marugg pigl conzert d’advent digls
29 da november
a Tusàn.
FOTOS B. RIEDHAUSER-RIESCH
sident punctuo. Par gl’on ca vean mussa
igl preventiv egn defizit da var 47 000
fràncs.
Da dretg: Thomas
Gasner (president),
Mario Kollegger
(nov suprastànt),
Nadja Dora-Margreth (secretaria),
Rahel Hohl (nova
manadra), Silvia
Stolz, Cornelia
Catrina, Marlen
Schmid Nyfeler
Nova manadra
Rahel Hohl da Castrisch e vagnida
preschantada sco nova manadra da la
Scola da musica Viamala. Ella lavura davent digls 2003 sco surmestra da clavazegn tier la Scola da musica Viamala ad
instruescha ear a la Scola da musica Surselva. Rahel Hohl e la suczessura da
Claudio Giger c’â mano seat ons la scola
da musica a c’e puspe turno cumplagnameing an sia profesiùn sco surmester primar. Sco nov cumember da suprastànza
e Mario Kollegger da Tgazas vagnieu
tscharnieu, el ramplaza Martin Brütsch
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Tut fa musica
Sper las uras singulas da musica par
scularas a sculars porscha la Scola da
musica Viamala ear egn chor par unfànts ad egna musica par giuvenils. Igl
tgomp da musica tradiziunal ad igl
vieadi da la scola da musica promovan
igls contacts trànter igls sculars da las
diferaintas regiùns a vischnàncas. Par
carschieus porscha la scola da musica
Viamala an spezial igl orcester 55+ sut
la direcziùn dad Adrian Müller, ad igl
cor da dunas, dirigieu dad Ingrid
Schütz. Quellas duas purschidas pletost novas ân suczess a coraspundan ad
egn basigns digl tains.
Daple davart la purschida ad igls aranscha-
Da las 15.45 a las 16.15 refereschan
inspectur Jean-Pierre Gaspoz e docenta
Slavka Pogranova davart ils plans d’instrucziun.
Da las 16.15 a las 16.45 referescha
l’italianist Vincenzo Todisco (Scola auta
pedagogica, Cuira) davart il plan grischun d’instrucziun linguistica.
Da las 16.45 a las 17.15 referescha
Brigizze Jörimann Vancheri (Departa-
ferents, premetta ch’ins s’inscrivia ordavant tar www.plurilingua.ch ed entschaiva a las 08.00. Il segund program, en la
sala Grünwald da la Mediateca (1) entschaiva pir a las 09.00 cun resumar la lavur en gruppas prestada il venderdi.
Da las 09.30 a las 10.30 refereschan il
schurnalist José Ribeaud, autur da «Vier
Sprachen, ein Zerfall» (2), e Roy Oppenheim (Lengnau/AG), parsura dal Forum
pedagogica dal Grischun (Cuira) fa bilantscha a las 11.45.
Cuss. guv. Oskar Freysinger, schef dal
Departament vallaisan d’educaziun, serra la sesida da la damaun a las 12.00 cun
in’allocuziun.
Era la sesida dal suentermezdi, davent
da las 13.30, sa splega en la mediateca.
Suenter il bainvegni da Christine Le Pape Racine e da la viceparsura Claudine
Giacomo, Scola auta pedagogica da
Saint-Maurice, refereschan da las 15.30
a las 16.15 davart la furmaziun da la magistraglia vallaisana e sias duas atgnadads: La terza part dal studi duain ins
prestar en l’auter intschess linguistic dal
chantun, ed ins sto scolar l’entira magistraglia futura en la didactica integrada
dals linguatgs.
José Ribeaud maina ina discussiun, da
Quotidiana vom 12.11.2014, Seite 2.pdf
lavur cun ina discussiun davart ils temas
tractads durant il di. Suenter las 16.00
elegia l’Apeps ina suprastanza nova, oravant tut la successiun da la parsura e da
la viceparsura che èn sa retratgas suenter
onns al timun da l’organisaziun.
1. Adressa per venderdi: Schloss-Str. 30, Brig.
2. Turitg (Nagel & Kimche, ISBN 978-3-31200580-2) 2013.
Quei mund e tschei mund
DAD URSICIN G. G. DERUNGS
■ In’egliada vi en l’auter mund, quei
envida il meins de november da far. Da
Numnasontga cun in’atmosfera de
pasch e desideri, de tut quella roscha
dils 144 000 beai che vivan ella glisch.
Tschiencurontaquatermelli, per dir ina
armada nundumbreivla, per dir buca
mo «biars», mobein «tuts». Il di dellas
olmas cun sia regurdientscha dils defuncts che spetgan il passadi ella glisch
dil parvis. E nus, tuts quels ch’ein aunc
vivs en quei mund, envidai da nutrir la
speronza.
Mo ei tut quei ver? Ei quei buc ina illusiun? Quei plaid «illusiun» ha sia historia. Sigmund Freud (1856–1938) introducescha cun sia scartira «Die Zukunft einer Illusion» dils 1927 in’entira
retscha de studis che pertuccan la cultura
ella glisch della psicoanalisa, cumpriu il
fenomen della religiun. Religiun fuss sco
illusiun ina neurosa collectiva che spargna al singul da sviluppar ina neurosa individuala. Otg onns pli tard scriva Freud
denton en sia «Nachschrift» alla «Selbstdarstellung» (1935) aschia: «In der ‘Zukunft einer Illusion’ hatte ich die Religion hauptsächlich negativ gewürdigt;
ich fand später die Formel, die ihr bessere
Gerechtigkeit erweist: ihre Macht beruhe allerdings auf ihrem Wahrheitsgehalt,
aber diese Wahrheit sei keine materielle,
sondern ein historische.» Pil mument
vulein nus schar quels plaids aschia. Forsa savein nus s’avischinar a sia muntada
neu dad autras ponderaziuns.
Sche la religiun en general e la cardientscha en in auter mund en special
fussen ina illusiun, stuess ins tuttina conceder ch’ei dess strusch illusiuns pli endinadas, quasi incarnadas ell’existenza
humana, ton ch’ins fuss tentaus da considerar l’illusiun sco part essenziala de
questa. Quei vegn risguardau da vart della filosofia antropologica aschi lunsch
ch’ins conceda la «Illusion als eine im
Dienste des ‘Lebenswillens’ stehende
Funktion»; denton mo schi lunsch ch’ins
stuess persuenter snegar al carstgaun «die
Fähigkeit zu wahrer Erkenntnis oder zur
Gewinnung nichtillusorischen Glücks»
(mira Hist. Wörterbuch der Philosophie,
Bd. 4 [1976], col. 215). Resta pia la sceptica filosofica viers quei ch’ei «illusiun»;
resta denton è la «peisa historica» ed exsitenziala della «illusiun» religiusa.
La cardientscha cristiana di ch’ei seigi
buc ina illusiun; ch’ei seigi verdad, era
sch’ei dat per questa verdad buca mussaments. Tuttina, la cardientscha en «tschei
mund» sa far valer sia raschuneivladad,
buca scientificamein raziunala, mobein
«raschuneivladad historica», el senn della
cuntinuitad e fritgeivladad de questa cardientscha el temps. En quei s’entupassen
nus in tec cul Freud d’anno 1935.
L’«experientscha pascala» de dunnas
ed umens ch’eran cun Jesus, mo eran se-
scandalisai da sia mort turpegiusa sco
blasfemader, che fuvan temeletgs, disillusiunai e nuncarents ed eran fugi dalla
tema, lu denton, in temps suenter sia
mort, curaschus e senza tema – quella
«experientscha pascala» ha revoluziunau
il mund. Ella fundescha la raschuneivladad historica della cardientscha en Jesus.
El mund secularisau ded ussa ch’enconuscha ni tschiel ni uffiern sco grondezias cosmicas ha la cardientscha en
«tschei mund» negin credit. Igl ei buca
grev d’interpretar l’idea dell’«immortalitad» dell’olma, ni la speronza de remuneraziun pil bien e cumpensaziun pil mal
en «tschei mund», sco risposta al desideri
da surventscher la mort ed al basegns de
giustia, munchentada ella veta terrestra,
individuala e collectiva. Mo quella risposta religiusa a tals desideris dat buca
neu «mussaments» per l’existenza de
«tschei mund». È la «raschuneivladad
historica» dellas perschuasiuns religiusas
ha oz buca pli la medema forza. Cuort:
Igl ei per gronda part dil tuttafatg normal
da star tier «quei mund» senza presupponer «tschei mund». E quei ei da respectar,
secapescha.
Il cartent sa denton far valer in’autra
fuorma de raschuneivladad che sebasa
sin auters criteris. La damonda ei, schebein els sezs ein carteivels sco cartents, e
buca ton schebein quei ch’els crein ei carteivel. Pertgei tier buc in auter camp della
cardientscha cristiana ei quel dellas «davosas caussas» in camp de cumprova della seriusadad de quels che crein. Il criteri
ei en sesez sempels. Sche la pesentincla
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
dil crer e praticar penda en favur de
tschei mund aschi fetg che quei mund e
questa veta vegnan «svidai» e piardan impurtonza, eis ei grev da far valer è mo
in’umbriva de carteivladad dell’existenza
de tschei mund, mo oravontut de quels
che crein en quel. Tschei mund daventass
mo in alibi per far pauc ni nuot en quei
mund, per exempel partenent la giustia
individuala e sociala, ni en general partenent il cumbat encunter la suffrientscha etc. In cartent ed il mund el qual el
crei sa esser carteivels mo sche quella cardientscha potenziescha la valeta ual de
questa veta, potenziescha igl engaschi
per giustia sociala uss, e buca pér alla «fin
dil mund»; potenziescha era il plascher
da viver, da retscheiver e dar veta uss. Seregordel d’in amitg musicist ch’ha dirigiu il Requiem de Giuseppe Verdi e commentau quel aschia avon la pressa: Quella musica ei en sia forza e bellezia in «gie»
ual a questa veta!
Mo memia savens ha ina spiritualitad
religiusa «dellas olmas e dil meins de november» emblidau da dir ch’ei detti buca
mo ina veta suenter la mort, mobein oravontut la veta avon la mort! Con savens
ha il patratg vid «tschei mund» lavagau il
plascher da viver en «quei mund»! E con
savens han las baselgias refiers il quitau
per giustia sociala cinicamein sin il giuvenessendi – per exempel era cun condemnar la «teologia della liberaziun» – e
cuschentau la gronda malgiustia sociala,
cunzun cu quella mava a bratsch culs interess mundans della baselgia sezza e de
ses cartents.
6
MESEMNA, ILS 12 DA NOVEMBER 2014
Quotidiana vom 12.11.2014, Seite 6.pdf
LEXICON ISTORIC RETIC
Cuvlignas cun il stradun che munta vers Saas.
Il vitg da Cunter è situà sin la spunda meridiunala dal Partenz.
Cuvlignas, Cunter e Saas
Umens selvadis, ditgas alpestras e monuments da battaglia
■ Las vischnancas politicas da Cuvlignas, Cunter e Saas èn situadas en
il Partenz d’Amez e furman ensemen
il circul Cuvlignas. Entant che la
regiun vegn traversada oz dal traffic
da transit tranter Landquart e Claustra/Tavau, eran pli baud er da muntada las traversalas vers nordost
(Schlappin vers il Montafun) e sidvest (Pass dal Duranna vers il Scanvetg).
Küblis (Cuvlignas)
Vischnanca politica, circul Cuvlignas,
district Partenz/Tavau (avant il 2001
Landquart Sura), situada lung la via al
spartavias per Sontg Antönia, Cunter
e Fadrein/Gianatsch. Cuvlignas cumpiglia era ils aclauns da Prada, Tälfsch
e Pläviggin. 1351 ze Cüblins, tudestg
Küblis (uffizial). 1850 455 abitants;
1900 416; 1950 716; 2000 830. Il
chastè da Sansch Sura è en ruina dapi
il 15avel tschientaner; ses possessurs
(ils de Vaz e von Toggenburg) exercitavan la giurisdicziun auta en il Partenz e possedevan bains extendids
en la regiun. En il Partenz Dadens èn
suandads ils conts von Montfort ed
ils von Toggenburg (1338–1436),
alura ils von Matsch, succedids dals
Habsburgs (1477–1649). Il 1436
ha Cuvlignas aderì a la Lia da las
Diesch Dretgiras sco in vischinadi
dal cumin da Claustra Ausserschnitz
(circul da Cuvlignas dapi il 1851), incorporà en la Lia da las Diesch Dretgiras.
La baselgia da S. Niclà, documentada per l’emprima giada il 1428 sco
filiala da S. Gion ad Aschera, è vegnida
destruida il 1464 tras l’aua gronda e reconstruida il 1472. La refurmaziun e
la fundaziun d’ina atgna plaiv ha gì
lieu enturn il 1530. A partir dal 14avel
tschientaner èn immigrads Gualsers
da Claustra a Cuvlignas ed han germanisà la vischnanca (germanisaziun terminada ca. 1550). Pliras inundaziuns
(1464, 1762, 1910). Fin il 1920 han
ils da Cuvlignas pratitgà oravant tut
l’allevament da muvel. En il 16avel
tschientaner han els era culà fier durant in tschert temp. La construcziun
dal stradun tras il Partenz (1843–63)
e l’access a la Viafier retica LandquartTavau (1890) han dà novs impuls a
Cuvlignas. Dal 1919 fin il 1922 han
las Ovras electricas Grischun SA installà a Cuvlignas la centrala da l’implant che garantescha a la vischnanca
in’entrada supplementara impurtanta.
Da quest svilup han era profità l’industria da construcziun, la mastergnanza e l’elavuraziun da lain e da metal. Svilup turistic (Parsenn) a partir
dals onns 1930. Cuvlignas ha patì fermamain dal traffic d’autos tras il Partenz. Il 2005 lavuravan 60% da las
persunas cun activitad da gudogn a
Cuvlignas en il sectur terziar, 33% en
Otto Clavuot
il sectur secundar.
Ober-Sansch/Kapfenstein
(Sansch Sura)
Ruina da chastè, situada a 1056 m sin
ina collina en vischinanza da Tälfsch a
l’ur sanester da la chavorgia da Schaniela, vischnanca da Cuvlignas, tudestg Ober-Sansch/Kapfenstein. La
vart nord dal chastè è sbuvada quasi
cumplettamain, la vart sid è mantegnida en in’autezza da plirs meters. Il 1249
èn attestads ils ministerials retics de
Kaphinstain. La data da construcziun
dal chastè n’è betg enconuschenta, las
restanzas dateschan il pli baud dal
13avel tschientaner. Il chastè da Sansch
Sura è attestà per l’emprima giada il
1275. El era da quel temp en possess
dals signurs de Vaz, alura è el passà sco
feud als Streifs, il 1351 sco ierta da Kunigunde de Vaz als Toggenburgs, il
1394 a Frederic VII (1407 Sansch).
L’identitad da Kapfenstein cun Sansch
Sura vala sco praticamain cumprovada.
Il 1570 era Sansch Sura gia en decadenza. Ils von Kapfenstein possedevan era
bains en il Signuradi; la derivanza da
Flurin von Kapfenstein, menziunà il
1412 sco proprietari da bains en Surselva, da questa famiglia è intscherta.
Adolf Collenberg
Von Kapfenstein
Famiglia da chavaliers en la Currezia
dal 13avel tschientaner che porta il
num dal chastè da Kapfenstein en la vischnanca da Cuvlignas. La correspundenza dals nums dals chastels da Kapfenstein e da Hohensansch po vegnir
considerada sco tscherta. La famiglia è
mo pauc documentada. Il 1249 cumpara in Ulricus de Kaphinstain sco garant da Heinrich von Flums. Il 1275 è
Heinrich annunzià sco mort. Ins na po
betg dir cun segirtad, schebain Flurin,
attestà il 1412, ha fatg part da la famiglia.
Franziska Hälg-Steffen
Conters im Prättigau
(Cunter en il Partenz)
Vischnanca politica, circul Cuvlignas,
district Partenz/Tavau (avant il 2001
Landquart Sura). Abitadi situà sin la
spunda, cun l’aclaun da Brunnen tranter Cunter e Cuvlignas. 1290 Cunters,
tudestg Conters im Prättigau (uffizial). 1850 195 abitants; 1900 184;
1950 219; 2000 194. Territori suveran
dals baruns de Vaz da la mesadad dal
13avel tschientaner fin il 1338, alura
en possess dals conts de Toggenburg
(fin il 1436) e da quels de Montfort,
pli tard dals baruns de Matsch. Dal
1477–1649 è Cunter stà sut il domini
austriac, il 1436 ha la vischnanca aderì
a la Lia da las Diesch Dretgiras sco vischinadi dal cumin da Claustra Ausserschnitz. Germanisaziun tras Gualsers davent da Claustra (14avel–15avel
tschientaner). Il patrocini e l’onn da
construcziun da la baselgia da Cunter
n’èn betg enconuschents. A l’entschatta dal 16avel tschientaner reconstrucziun da la tur e dal chor. Refurmaziun enturn il 1526. Baselgia filiala
da Saas fin il 1646, alura independenta
e pastorada da la plaiv da Cuvlignas,
agen plevon 1728–1907. Predominanza da l’allevament da muvel fin viaden il 20avel tschientaner, daspera cultivaziun dad ers per l’agen provediment. Cunter posseda in’atgna alp
(Conterser Duranna). Il 1549 ha la vischnanca era acquistà dretgs d’alp en
la Val Veraina, il 1918 ha ella ingiantà
l’Alp Parsenn sin territori da Tavau.
Construcziun dal stradun CuvlignasCunter 1855, nov trassé segir d’enviern dapi il 1989. Dapi ils onns 1930
flurescha l’hotellaria a Cunter grazia al
turissem d’enviern al Parsenn. Il 1990
faschevan las indemnisaziuns da las
Pendicularas Parsenn SA ca. 25% da
las entradas communalas. Il 2000 ca.
50% pendularis ordaifer; il 2005 lavuravan 27% da las persunas cun activitad da gudogn a Cunter en il sectur
terziar.
Otto Clavuot
Saas im Prättigau
Vischnanca politica, circul Cuvlignas,
district Partenz/Tavau (fin il 2001
Landquart Sura), construida lung la
via sin ina terrassa. Ca. 1290 Säusch,
furma rumantscha antiquada Sausch.
1838 684 abitants; 1850 469; 1888
657; 1900 431; 1950 544; 2000 733.
Enturn il 1290 è attestada la baselgia
da S. Luregn, reconstruida a l’entschatta dal 16avel tschientaner, destruida parzialmain il 1735. Il dretg da
collatura han exercità l’emprim probablamain ils baruns de Vaz, a partir dal
1338 ils conts von Toggenburg. Incorporà a la claustra da S. Giachen/Claustra il 1482. Il 1436 è s’unì Saas a la
Lia da las Diesch Dretgiras sco vischinadi dal cumin da Claustra Ausserschnitz. Durant il 14avel e 15avel
tschientaner è la vischnanca vegnida
germanisada tras Gualsers immigrads
da Claustra e da Sontg Antönia. La refurmaziun ha gì lieu enturn il 1526.
Fin ca. l’onn 1950 han pratitgà ils da
Saas oravant tut l’allevament da muvel. La vischnanca dispona da vastas
pastgiras sin las alps da Saas e d’Albeina sco era sin l’Oberberg. A l’ost da
Saas regorda dapi il 1915 il monument
d’Aquasana als cumbats da retratga
dals Grischuns durant la Sullevaziun
dal Partenz l’onn 1622. Catastrofa da
lavina 1689 ed ina gronda bova sin la
spunda Rufineta 1931. Rempars cunter lavinas, torrents e bovas èn vegnids
construids dapi il 1970. La viafier ha
cuntanschì Saas il 1888. Suenter la Segunda Guerra mundiala è sa sviluppà
Saas sut influenza da Claustra ad in
lieu da vacanzas. Grond’activitad en il
sectur da construcziun dapi il 1989.
D’impurtanza economica è l’alp da
Saas sco regiun dad ir cun skis e viandar (Madrisa). Saas pativa fermamain
dal traffic da transit tras il Partenz; il
sviament è vegnì avert il 2011. Il 2005
lavuravan 33% da las persunas cun
activitad da gudogn a Saas en il sectur
primar, 42% en il sectur terziar.
Otto Clavuot
Raschnals
Lieu istoric en il territori da la vischnanca da Saas. Suenter la victoria da
las truppas dal Partenz sur in’armada
austriaca (1622), han ils Grischuns occupà il Montafun. Ils Austriacs, cumandads dal cont Alois Baldirun, han
alura lantschà ina segunda invasiun en
il Grischun. La fin d’avust 1622 ha Rudolf von Salis-Soglio, il general da las
Trais Lias, fatg frunt a quell’armada en
la Battaglia da Raschnals/Aquasana al
sidost da Saas; el ha dentant stuì capitular e sa retrair a Malans e las Trais Lias
han stuì acceptar il dir Contract da
Lindau dal 1622. Ad Aquasana sa chatta in monument en regurdientscha da
la battaglia.
Adolf Collenberg
Madrisa
Object d’ina ditga alpestra e toponim
dal territori retic. La ditga da Madrisa
è localisada sin ina muntogna sur Saas
en il Partenz e la figura da Madrisa è
ina diala buntadaivla che gida sco bella
matta selvadia in giuven pur a tgirar la
muaglia; las ervas e ragischs ch’ella offra a la biestga rendan quella pli bella
ed augmentan la producziun da latg,
paintg e chaschiel. Questa abundanza
chatta ina fin suenter ch’il bab dal giuven arriva e vesa la matta che renda ses
buns servetschs mo uschè ditg che nagin na revelescha sia identitad. La Madrisa vegn stgatschada e sto sa retrair
en las autas muntognas. En questa ditga, parentada cun quella da la «Canzun de sontga Margriata» al Pass dal
Cunclas, simbolisescha la matta selvadia ina deessa da la fritgaivlezza. Il cumià da l’alp en consequenza da la scu-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
verta dal secret reflectescha la brama
d’in temp pers pli fritgaivel e bel.
Il toponim Madrisa deriva probablamain dal latin mater, rumantsch
mamma, e po vegnir interpretà sco
gnom u deessa da la fritgaivlezza. El
cumpara en ils nums locals Madrisa,
Madrishorn, Madrisspitze e Madrisella
(intschess da Saas, Montafun), Madrischtal e Madrischpass (Val d’Avras),
Madrisio/Grosio (Vuclina), Madrisio
(aclaun da las vischnancas da Fagogna
e Varmo en vischinanza dad Udine) e
Madrisana/Moreto (Friaul). La derasaziun dal num Madrisa dal Montafun
sur il Grischun, la Vuclina ed il Friaul
renviescha ad in tschertgel cultural retic pli vast sco era ad in intschess rumantsch oriundamain coerent.
Martin Bundi
Schlappin
Pass alpin a 2202 m che collia il Partenz
tras la Val Madris cun il Montafun.
1453 Schluppin, 1523 Schlappei, rumantsch Silvapina (istoric). Tenor
Schorta deriva il num dal latin stloppus,
rumantsch schlop. Pass facilmain transibel, utilisà gia en il temp preroman.
En il temp medieval serviva il Schlappin da via da sauma per transports da
martganzia e da muvel. El vegniva era
utilisà da cuntrabandists e commerziants per guntgir la duana al Pass Son
Gliezi. Il 1499 è stà il Schlappin en il
center da las Guerras svabaisas, il 1622
dals Scumbigls grischuns ed il 1799 da
las guerras da la Revoluziun franzosa.
Il 1621–22 han utilisà ils Austriacs il
pass per il traffic commerzial. Ils Grischuns exportavan muvel sur il pass en
barat cunter sal. Il 1525/26 è arrivà il
refurmatur da Claustra, Jacob Spreiter,
sur il Schlappin. Oz è il pass serrà per
il traffic, el vegn dentant frequentà gugent da turists. L’aclaun da Schlappin
al pe dal pass (probablamain ina culegna gualsra) è stà in abitadi permanent
fin enturn il 1500, a l’entschatta dal
21avel tschientaner è el abità mo anc
durant la stagiun da stad.
Adolf Collenberg
Lexicon Istoric Retic
Il LIR cumpiglia bundant 3100 artitgels (geografics, tematics, artitgels da
famiglias e biografias) davart l’istorgia
grischuna/retica e la Rumantschia.
Editura: Fundaziun Lexicon Istoric
Svizzer; versiun online: www.e-lir.ch;
versiun stampada: www.casanova.ch u
en mintga libraria.
Quotidiana
ziativa pretenda in confess cunter
ovras da charvun, ed ultra da quai
in scumond per interpresas, a las
qualas il chantun è participà, da
vom
13.11.2014,
far investiziuns
en talasSeite
ovras. Il16.pdf
cussegl grond tracta la fatschenta
en la sessiun dal december.
Nov president da la
baselgia evangelica
ferma creaziun da valur. Perquai survegn l’organisaziun il premi per
agerparade carmala intgins millis aspectaturas ed aspectaturs en la
ctura da Cuira Turissem Rico Monsch e Loenie Liesch surdattan il
Leibundgut al parsura dil comite d’organisaziun Gieri Derungs.
FOTO Y. BÜRKLI
ulegl, suenter plievgia e naiv
11°
7°
Landquart
13°
7°
Glion
9°
4°
7°
2°
13°
7°
13°
7°
7°
2°
7°
2°
Cuira
Scuol
Tavau
Arosa
Zernez
Tusaun
Spligia
11°
7°
Mesocco
7°
2°
Sta. Maria
11°
7°
8°
2°
San Murezzan
11°
7°
Poschiavo
Il deputà Walter Grass è il nov president da la baselgia evangelica refurmada dal Grischun. Ils 115
deputads e deputadas han elegì il
pur e president communal da Urmein sco successur dad Irma
Wehrli.
Grass è cun 40 onns il pli giuven president en l’istorgia dal cussegl grond evangelic. El è elegì
fin il 2018. Il parlament da la baselgia evangelica ha era da s’occupar cun il preventiv 2015 che
quinta cun in deficit da 34 000
francs.
OZ
Zivilschützer
betreuen Asylbewerber
im Bunker
Braucht die
Gebietsreform
eine Zusatzschleife ?
BT und SO erhältlich an Ihrem Kiosk
La disco Treglia daventa ina bar d’après-ski cun il num B
La Treglia daventa Bargia
La discoteca «La Treglia» a
Mustér è puspè en ils mauns da
las pendicularas da Mustér. Sco
quai ch’il directur Rudolf Büchi ha
ditg saja il contract da dretg da
bajegiar da 30 onns cun Gioni Fry
e ses schenders Iso Mazzetta e
Tom Etter vegnì sc
chi sajan ins era sa
vart la summa che
pajan per las inve
La summa na veg
La raschun per sc
è la mancanza da
Sustegn dal cussegl da bu
Il cussegl dals burgais da San
Murezzan sustegna la vischnanca politica areguard la
zona da protecziun enturn la
schanza per siglir cun skis.
Per construir la schanza nova
ston ins adattar in contract che
regla la protecziun da la costa
enturn la schanza. En quel duai
era vegnir fixà ina segunda zona
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
d’excepziun: là nu
ina eventuala coll
via Lej dals chöds
ra vuless anc discu
litads per ina ta
Sper la vischnanc
tenda uss er il cu
gais da San Mure
uss ch’il contract
crit en sia furma
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Lokal- und Regionalzeitungen
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
te, wie in zahlmentiert wird.
ergänge geöffige Spektakel
Die Mauer war
es ist töricht, wie aktuell in deutschen Debatten, Ereignisse gedämpft. In der Tat, die Freiheit ist
jetzt das eine gegen das andere auszuspielen. Mit leichter zu erringen als sie zu bewahren.
grossem staatspolitischen Geschick ergriff HelDr. phil. Journalist
Historiker,
mut Kohl, der «Kanzler der
Einheit», die Chance.
K_Bündner
TagblattClaudio
vom Willi,
8.11.2014,
Seiteund
2.pdf
Gute Beziehungen zur Sowjetunion wie auch zu Korrespondent in Bonn 1980-1991.
z u m s o n n tag
Was hält uns gesund?
▸ ARNO ARqUINT über die menschliche Sinnerfüllung
W
as hält Menschen eigentlich gesund oder
anders gefragt: Welche Faktoren begünstigen die menschliche Gesundheit? Bekannt ist die Tatsache, dass es einen engen Zusammenhang zwischen körperlicher und seelischer Gesundheit gibt. Wir wissen, dass
körperliche Bewegung einen positiven
Einfluss auf unsere physische und psychische Gesundheit haben.
Es war der Wiener Psychiater Viktor
Frankl, der schon vor 90 Jahren diese
zweidimensionale, nämlich psychosomatische Sicht um eine Dimension erweiterte. Seine Gleichung war einfach:
Unser Immunsystem hängt grundsätzlich von unserer Affektlage ab, das
heisst wie wir uns fühlen. Je besser wir
uns fühlen, desto weniger wahrscheinlich ist, dass wir krank werden (was umgekehrt aber nicht heisst, dass nur Menschen krank werden, die sich psychisch
nicht wohl fühlen). Und unsere Affektla-
ge hängt wesentlich von unserer Sinnerfüllung ab.
Der Mensch ist offenbar mehr als
ein Psychophysikum, er ist nicht nur
ein Konglomerat aus Körper und Psyche, sondern er ist letztlich geistig. Und
eben weil er geistig ist, kann er Einfluss
nehmen auf seine Gesundheit. Wenn
seine Sinnerfüllung hoch ist, so fühlt er
sich auf der psychischen Ebene gut,
was automatisch einen positiven Effekt
auf sein Immunsystem hat, welches unsere Gesundheit bewahren soll. Durch
seine Geistigkeit, eben weil er Freiheit
hat und ist, kann der Mensch sein Leben
gestalten. Indem er versucht, sich am
Sinnvollen, also an dem, was für seine
Mitwelt und ihn selbst am zuträglichsten ist, zu orientieren, fühlt er sich wohl
und ist damit gewappnet gegen Krankheiten.
ist Psychotherapeut
(www.paarlando.ch) in Chur.
arno arquint
massnahmen in der Stadt Chur und zur Gebietsreform
Wollen wir das
wirklich?
or gut 20 Jahren sagte das Churer
immvolk Ja zur Ausrichtung von städschen Zusatzleistungen für EL-Bezür. Wie man den Abstimmungsunterlan entnehmen kann, belaufen sich dieErgänzungsleistungen auf monatlich
aximal 125 Franken für Mieterinnen
nd Mieter; Bewohnerinnen und Bewoher eines Heims erhalten maximal
0 Franken. Das ist nicht viel, aber dank
eses Zustupfs können sich bedürftige
HV- und IV-Bezüger ab und zu eine
einigkeit leisten: So könnnen Sie mal
n Geschenk für das Enkelkind kaufen
der mit einer Bekannten einen Kaffee
nken gehen. Die Zusatzleistungen eröglichen es auch dieser Bevölkerungsuppe, ihre sozialen Kontakte zu pflen. Vermutlich war das der Hauptgrund
r die deutliche Annahme dieses Gesets im Jahr 1993.
Und diese soziale Errungenschaft
ll jetzt aus Spargründen einfach gestrihen werden? Wollen wir das wirklich?
el kann mit dieser Massnahme ohnen nicht gespart werden; die Ausgaben
r diese städtischen Zusatzleistungen
nd gerade mal ein Klacks in der Rech-
auf dem Buckel der sozial Schwächsten
zu sparen, macht nun wirklich gar keinen Sinn.
▸ sandro steidle, Chur
Eine solche Institution
gehört abgeschafft
Zum Leserbrief «Die Regionen haben Besseres verdient» von Reto Jörger vom 31. Oktober 2014.
impressum
Herausgeberin:
Somedia (Südostschweiz Presse und
Print AG).
Verleger: Hanspeter Lebrument
CEO: Andrea Masüger.
Redaktionsleitung:
Larissa M. Bieler
(Chefredaktorin, lmb),
Norbert Waser
(Stv. Chefredaktor, nw).
Redaktionsadressen:
Wenn im Parlament der Region Surselva, Bündner Tagblatt,
wie jüngst, nicht mehr als die Hälfte der Comercialstrasse 22, 7007 Chur,
Parlamentarier anwesend sind, dann Telefon 081 255 50 50, Fax 081 255 51 23,
sagt das alles aus und so eine Institution E-Mail: redaktion@
gehört klar abgeschafft. Da braucht es buendnertagblatt.ch.
kein langes und verzerrtes Argumentari- Verlag: Somedia, Kasernenstrasse 1,
um gegen die Gebietsreform mehr, wie 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50, Fax 081
der Präsident des Regionalparlaments 255 51 55, E-Mail: [email protected].
Abo- und Zustellservice:
Surselva es uns weismachen will.
Übrigens: Nicht die Regionen haben Tel. 0844 226 226, Fax 081 255 51 10,
Besseres verdient, sondern die Gemein- E-Mail: [email protected].
den, welche durch die Gebietsreform Inserate: Somedia Promotion,
klar gestärkt werden. Deshalb ja zur Ge- Comercialstrasse 20, 7007 Chur,
Pressespiegel
Telefon 081 255 58 58, Fax 081 255 58 59,
bietsreform am 30. November
2014.
Evangelisch-reformierte Landeskirche
Graubünden
E-Mail: [email protected].
▸ peter giaComelli,
grossrat Fdp, trin
Reichweite: 167 000 Leser (MACH-
Basic 2014-2) .
Leserbriefe sind beim «Bündner Tagblatt»
Abopreise unter: www.buendner-
K_KlosterserZeitung,
Davoser Zeitung DavoserZeitung, PrättigauerPost vom 14.11.2014, Seite 23.pdf
Klosterser Zeitung
Prättigauer Post
R
Freitag, 14. November 2014
KIRCHENFENSTER
Davos lässt bitten mit dem Schlitten Serneus
Hansjakob Schibler,
zwischenzeitlicher Pfarrer in
Davos-Dorf
Bis jetzt war ich immer Fan
vom Slogan «Auf und Davos». Weil das auch aus theologischer Sicht herausfordernd
sinnbildlich tönt. Davos als
gelobtes Land, das jeden Aufbruch lohnt. Doch nun wirbt
Davos für sein hundertfünfzigjähriges Wintersportjubiläum mit nichts Geringerem als
mit seinem fast ebenso alten
Davoser Schlitten. Unlängst
war ein überdimensioniertes
Modell im Zürcher Hauptbahnhof zu besichtigen.
gute alte Zeit nicht viel, wie
der Buchtitel von Urs Gredig
verrät: «Gastfeindschaft, der
Kurort Davos zwischen nationalsozialistischer Bedrohung
und lokalem Widerstand».
Die biblischen Gedankenverbindungen zum Schlitten sind
weniger eingängig als die zum
hoffnungsgeladenen Exodus
nach Davos. Schlitten leitet
sich von einer im biblischen
Umfeld niemals positiv besetzten Tätigkeit ab, nämlich
dem Schlingern, Rutschen,
Ausgleiten. Und das wiederum sind Metaphern für moralische Entgleisungen und Ausrutscher. Selbst Schnee und
Eis, wo sie vorkommen, gelten nicht als dem Menschen
zuträgliche Gehens- und Lebensgrundlagen.
Aber genau da liegt wahrscheinlich die Chance des
Schlittens. Er trotzt den glitschigen Widrigkeiten, von denen Davos gebeutelt wird.
Denken wir an den Fall des
«Goldenen Eis», wo sich zu
bestätigen scheint, dass, wer
hoch baut, auch tief den Hang
hinunterpurzeln kann. Da
hilft auch ein Rückblick in die
Und darum der Schlitten,
Symbol für das Finden dieser
Balance. Zwei Merkmale machen den Schlitten besonders.
Da ist zuerst, dass man mit
den Füssen lenkt. Nicht mit
den Händen, also keine Manipulation, sondern bodenständige Fussarbeit.
Ja, es war offenbar schon immer schwer, die Balance zwischen der Bewahrung und der
Veräusserung der Ressource
Davos zu finden, weil diese
Ressource nicht nur ein weites, sondern eben auch ein
glattes Feld ist.
Und das zweite Merkmal,
theologisch besonders relevant, der Schlitten ist ein soziales Gefährt. Weil man die
Hände frei hat, kann man sich
festhalten, kann man Kinder
festhalten oder sie herumziehen, kann man sich warm geben, kann man mit vereinten
Kräften steuern. Und so liegt
im Schlitten die alte Symbolkraft des Widerstandes, des
gläubigen Trotzes, des Vertrauens auf Gottes Hilfe. Und man
könnte sagen, was der Esel im
Heiligen Land ist, das ist der
Schlitten auf des Teufels Eisfeld.
Kaum zum gl
die Tradition
Und auch He
waren es kein
die den Weih
mit vielen ha
Nein, vielmeh
die sprechen
Einladen möc
machen Sie d
oder kaufen S
dann müssen
Auch Ihr Gau
denn uns ist I
Geschichten
singen der Ge
Die Musikges
und zwar live
Deshalb, kom
einige wunde
Der Serneuser We
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte
Graubünden
A B S C Landeskirche
HIED
Nach langer, geduldig ertragener Krankheit ist unsere liebe und
herzensgute
usikschule
Psalm 131,2:
Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden
wie ein kleines Kind bei seiner Mutter;
wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.
Davos
TODESANZEIGEN
K_PrättigauerHerrschäftler vom 8.11.2014, Seite 13.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
014)
egneva en gretta, veva ina «lieuna» ed emprendeva vess sco il Talda dir: «Tut ils 40 dis che Moses
sil cuolm, ha el empriu la Torah
a emblidau ella notg per notg.»
i buca cun biars dad emprender
hismus tuttina sco cun Moses?
emprendeva tgunsch, veva denpatia per quels ch’emprendevan
r el steva il carstgaun el center,
s talents, insumma buca sia paera buca sia derivonza.
nteress pil carstgaun – senza emquei che l’intelligenza europea ha
au, numnadamein ch’ei detti enche seigi pli pussent ch’il car–, il tschiel stelliu sur el e la leorala en el, ha lu era schau banRamun suenter la matura il studi
H. El ei ius a Friburg e tedlau ils
. Specialmein la teologia dalla lin impressiunava el. Notgs en e
ora discutavan nus spels ruogs
ts da Friburg ellas speluncas dil
vegl quei che Moses emblidava,
he Ruma perdegava, quei che
erorava, quei che Nietzsche pro, quei che Leonardo Boff delibeuniversitad fuva in univers e buc
un da Bologna cun students laora sin rimnar puncts. Far
ver tetels, diploms e medaglias,
teressava buc il Ramun.
uera veva el vonzei entschiet a lur Richard Provini ella enconustizun da devoziunalias e cufatg amicezia cun la feglia Franurpriu cun ella, che fuva denton
da sia dunna, igl onn 2000 la faa. Cheu veva el anflau tut quei
uvrava: Il cauld d’ina dunna, ils
s ed il contact cul numerus pievel
a e da priedi ed il discuors cun da
orts glieud che frequentava sia stiven dil canoni tochen tiel caluven dalla fumitgasa tochen tiella
cter. Franzisca veva denton fatg
rtaziun, mo il sulegl ha buca dau
ditg. Ina malsogna dil tschurvi
ella il patratg. Il consort pren la
el, fa quei ch’el sa, viseta sia dunclinica ina, magari duas gadas en
purtar, porta quei buordi persuls,
emia persuls.
un lai buca pender las alas. La
mosfera da lavur en sia fatschenollegas da troccas, il cant passiuChor mischedau Rezia, il contact
K_Quotidiana vom 14.11.2014, seite 23.pdf
VENDERDI, ILS 14 DA NOVEMBER 2014
23
■ PLAID PER LA DUMENGIA
Talents ein cheu per duvrar els…
DA SUR MARCEL KÖHLE, TURITG
T
gi da nus fa schon bugen
sbagls? – Jeu per exempel
buc! Ed jeu enconuschel era negina persuna che ha veramein plascher da far sbagls…
M
o sche nus dein in sguard
en nies mintgadi, lu constatein nus ch’ina veta senza sbagls ei
ina caussa illusorica: Leu nua ch’ei
vegn luvrau e trafficau, leu sa ei
spert schabegiar ch’ins commetta
in sbagl. – La consequenza fuss:
Tgi che less esser perfetgs e senza
sbagls fa il meglier da buca pigliar
en enzatgei!
E
d ina persuna che leva era buca far enzatgei falliu, la quala
nus enconuschin ord la semeglia
dils talents (Mt 25, 14–20): Ei fuva in dils treis fumegls che ha retschiert in soli talent da siu signur.
– Quei fumegl ha tertgau ch’ei seigi meglier da zuppar ils daners da
siu patrun enstagl da luvrar culs
raps. – «Pli bugen haver quei talent garantiu enstagl da far fatschenta e piarder quels raps»,
vegn il fumegl ad haver patertgau.
– Il fumegl ha raschun: Da far fatschenta ei adina ina caussa riscanta. Ei dat adina la resca da piarder
ils raps. E quei less il fumegl buca
riscar. El less buca specular cul talent che siu signur ha confidau ad
el.
P
er certins ei il secuntener dil
fumegl in secuntener prudent.
Mo sch’ins legia il text dalla semeglia, lu constatein nus che la tema
ha influenzau siu secuntener. Il fumegl veva tema da siu patrun! Ella
semeglia gi el: «Signur, jeu savevel
che ti seigies in um rigurus. (…)
Perquei sun jeu ius plein tema ed
hai zuppau tiu talent.» – E quella
tema ha finalmein impediu el da
luvrar cun quei talent ch’il signur
ha confidau ad el.
L
a tema, e quei less Jesus dir a
nus cun quella semeglia, duei
buc impedir nies agir. Sco als fumegls ha era Diu dau differents
talents als carstgauns. El ha dau e
confidau ils talents a nus che nus
fageien enzatgei ordlunder! – Per
Diu fuss ei il pli grond sbagl sche
nus fagessen nuot cun nos talents.
Ils talents ein cheu per duvrar els!
J
esus encurascha ses auditurs da
s’engaschar ual leu nua ch’ils
agens talents vegnan duvrai, seigi
quei ella famiglia, ella clamada, ellas societads ni en uffecis publics,
ni era en baselgia… – Sche nus
s’engaschein cun nos gronds e
pigns talents per la buna caussa sa
era il reginavel dil tschiel, dil qual
Jesus tschontscha ella semeglia, era
crescher en nies mund.
H
agien nus la curascha da
duvrar nos talents!
■ FORUM DA VOTAZIUN
Dictat dil center enstagl
autonomia communala
Vul ins crer als arguments dils adherents Adherents dalla refuorma dattan lu era
Pressespiegel
dalla refuorma dil teritorri, lu vul ins
rin- tier aviartamein ch’ins vegli augmentar il
squetsch da fusiunar.
Sch’ins vul quei, lu
forzar las vischnauncas
cun la refuorma Landeskirche
Evangelisch-reformierte
Graubünden
che vegn en votaziun la fin november. Ei duein ins far aschi bien ed inoltrar ina iniseigi denton lubiu la damonda daco ch’ins ziativa leusuenter enstagl far ei alla moda
surlai buc a quellas vischnauncas apparen- zuppada.
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
NZZ vom 11.11.2014, Seite 41.pdf
Besser als im Hamsterrad ist’s auf dem Kettenkarussell, das mit der Angst zugleich Lust macht.
SVEN DOERING / VISUM
Im Spiegelkabinett der Ängste
Heinz Bude erkundet Seelenräume der Gegenwartsgesellschaft
Uwe Justus Wenzel V Die Liste der Ängste ist lang
und wird länger. Einschlägige Lexika, Handbücher
und digitale Repertorien verzeichnen Ängste aller
Art – solche, die gesundheitsbehördlich als krankhafte Phobien sozusagen approbiert sind, und solche, die noch darauf warten, es zu werden. Die
fachsprachliche Palette reicht von der Ablutophobie – der Angst, sich zu waschen oder zu baden –
bis zur Zoophobie – der Angst vor Tieren. Dazwi.......................................................................................................
LESEZEICHEN
Heinz Bude: Gesellschaft der Angst. Hamburger Edition, Hamburg
2014. 168. S., Fr. 24.90.
.......................................................................................................
schen fächert sich die menschliche Lebenswelt mit
beinahe allem auf, was darin vorkommt: die Dunkelheit, die Luft, offene Plätze, enge Fahrstühle,
spitze Gegenstände, Schleim, die Höhe, die Zukunft, der Lärm, der Sex, der Tod, die Götter, die
Verwandten, die Fremden, alle Menschen . . .
Alles – und sogar das Nichts – kann Menschen
ängstigen. Das wird nicht nur am Erfindungsreichtum der Listen liebenden Psychologie liegen. Liegt
es dann an «der Gesellschaft», dass Ängste – einschliesslich der Angst vor ihr, der Soziophobie –
wuchern? Jedenfalls sagen Ängste und die Art und
Weise, wie Menschen über sie reden, etwas über
die Gesellschaft aus, in der sie aufkommen. Davon
ist Heinz Bude überzeugt. Der renommierte Soziologe, der am Hamburger Institut für Sozialforschung und an der Universität Kassel tätig ist,
eröffnet sein Buch «Gesellschaft der Angst» mit
dem Satz: «Wer eine gesellschaftliche Situation
verstehen will, muss die Erfahrungen der Menschen zum Sprechen bringen.» Der Autor hält sich
bei Fragen der Methode nicht auf, offenkundig
aber ist, dass es bei einem solchen Verstehen auch
soziologischer Phantasie und Empathie bedarf;
«zum Sprechen bringen» heisst eben auch: Sprache
leihen. Mitfühlende Resonanz und analytische
Distanz wechseln einander bei den eher essayistischen Exkursionen ab, die Heinz Bude in die
Angstwelten der Gegenwart unternimmt.
Optimierungsdruck
Die Gegenwart lässt er mit der Zeit beginnen, in
der Franklin D. Roosevelt ein Diktum geprägt hat,
das sich auch durch häufiges Zitiertwerden kaum
abzunutzen scheint: «The only thing we have to
fear is fear itself.» Die Entwicklung des Sozialstaats
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, so der
Autor, lasse sich als «Antwort» auf diesen Satz begreifen, mit dem sich der 32. Präsident der Vereinigten Staaten in seiner Antrittsrede sendungsbewusst an das amerikanische Volk adressierte.
Nur wenn die Bürger eines Staates, dank Sozialvorund Sozialfürsorge, keine Angst vor Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit und Altersarmut haben
müssten, könnten sie von ihrer Freiheit in der rechten Weise Gebrauch machen. (Die Philosophin
Judith Shklar hat aus einem verwandten Grundgedanken die Idee eines «Liberalismus der Furcht»
gewonnen.)
Bude, der sich in seinen Beispielen auf Deutschland konzentriert, spricht von einem historisch präzedenzlosen «Integrationsversprechen», das die
Etablierung des Wohlfahrtsstaates begleitet habe:
Jeder könne aufgrund eigener Kraft, unerachtet
seiner Herkunft, einen ihm gemässen Platz in der
Gesellschaft finden. Aus dem Aufstiegsversprechen jedoch sei inzwischen eine «Exklusionsdrohung» geworden, die ihr Echo in der allenthalben
gestellten Diagnose finde, diese oder jene soziale
Existenz sei «prekär» – eine Diagnose, die keineswegs nur mit Blick auf Bezirke jenseits des «Normalarbeitsverhältnisses» triftig sei. Treffen, heisst
dies, kann es jede und jeden – jederzeit. Auch in
der Ausschlussdrohung, mit der die Politik der
Angst und die Angst vor der Angst wiederkehren,
sieht Bude einen «gesellschaftlichen Integrationsmodus» am Werke: Die Drohung erzeugt den
«Optimierungsdruck», der Menschen dazu bringt,
alle Anstrengungen auf sich zu nehmen, die verhindern könnten, dass sie in ihrem sozialen Status abrutschen oder ganz aus dem schmelzenden Kern
der «Leistungsträger» herausfallen.
Der Soziologe deutet an, es sei dies auch Ausdruck jenes «epochalen Wechsels in der Verhaltensprogrammierung», den sein amerikanischer
Kollege David Riesman bereits 1950 registriert und
in der Physiognomie des «aussengeleiteten Charakters» sinnfällig auf den Begriff gebracht habe.
Zwar wüsste der Leser gerne, wer da – und warum
– das Verhalten «programmiert» haben mag, aber
heutige Angsterfahrungen im Lichte des vor einem
guten halben Jahrhundert entdeckten gesellschaftlichen Leitfossils zu betrachten, ist durchaus aufschlussreich. Der «seelische Kreiselkompass innerer Gleichgewichtsbildung», der den «innengeleiteten» Sozialtypus bestimmt habe, so schreibt
Bude bildkräftig, werde «durchs soziale Radargerät der Registrierung der Signale anderer ersetzt». Die solchermassen «gesteigerte Kontakt-
sensibilität» bringe es mit sich, dass der zum Normalmenschen avancierende aussengeleitete Typus
«buchstäblich im Sekundentakt» sich mit den Erwartungen und Erwartungserwartungen des Gegenübers abzustimmen versuche. Die «Sicherung
der Beweglichkeit in der Anpassung» sei ihm im
Zweifelsfall wichtiger als das Festhalten an selbstgesetzten Zielen. Und ebendiese Bereitschaft zum
Konformismus, so darf man hinzufügen, fördert die
Ängstlichkeit. Ängstlichkeit wird zur Grundbefindlichkeit des typischen Sozialtypus – und
bleibt es erst recht in Zeiten, in denen der Individualismus massenhaft geworden ist, Zeiten, in
denen unbedingte Flexibilität und permanente
Selbstaktivierung verlangt werden und Erschöpfung und Depression die alltäglichen Folgen sind.
Signatur der Unentschlossenheit
Seine schweifenden, ertragreichen Ausflüge in die
Seelenräume der Gegenwartsgesellschaft führen
Bude durch mehr oder weniger bekannte Szenerien und zu den ihnen entsprechenden Ängsten,
die grösstenteils wohl noch der behördlichen Anerkennung als therapiefähige Leiden harren. Unter
anderem sind dies: Abstiegsängste sowie «Statuspanik» und «Bildungspanik» in den erodierenden
Mittelschichten; die Ressentiments der Verlierer;
die (frei flottierende?) Angst, von einem «System»
verschlungen zu werden, das «man» selbst hervorbringt und das doch als «Niemandsherrschaft» erscheint – nämlich die sich verselbständigende
Finanzwirtschaft und das alles durchdringende
World Wide Web; die politisch unterschiedlich gefährlichen, nach den Terroranschlägen vom
11. September 2001 in kurzen Abständen aufflackernden Ängste der Mehrheit vor Minderheiten
und der Minderheiten vor der Mehrheit; nicht zuletzt die latente Angst der Unentschlossenen, die
sich besonders bei den Angehörigen der «Generation Y» zu finden scheint.
Ebendiese Angst der Zauderer und Zögerer ist
Heinz Bude, zumindest an einer Stelle, als «Angst
unserer Zeit» zu begreifen geneigt. Sie bestimme
ein «Leben im Wartezimmer, das auf die Anzeigetafel für den entscheidenden Aufruf blickt». – Zum
Auftakt seiner Streifzüge hegt der Soziologe die
Hoffnung, die erkundeten Ängste machten «deutlich, wohin die Gesellschaft sich entwickelt». Am
Ende hat die Hoffnung sich im Auge des Lesers
nicht ganz erfüllt. Unter der allgemeinen Herrschaft ängstlicher Unentschlossenheit hat die Richtungslosigkeit freilich ihre Richtigkeit.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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NZZ vom 12.11.2014, Seite
FE
Mittwoch, 12. November 2014 V Nr. 263
Auch der Koran bedarf der Auslegung
Was islamische Theologie in der Debatte um Gewalt und Terror zu sagen hätte. Von Katajun Amirpur
Besitzt die islamische Theologie argumentative Ressourcen, um der Behauptung
entgegenzutreten, im Namen des Islams
ausgeübte Gewalt sei durch Koranverse
gedeckt? Ja, sagt die Islamwissenschafterin Katajun Amirpur und weist auf einen
offenen Brief muslimischer Gelehrter hin.
Noch immer fordern Politiker und Publizisten eine
Distanzierung der Muslime vom Terror des Islamischen Staates. Von ihnen weithin unbeachtet haben
jedoch praktisch alle relevanten muslimischen Verbände, vor allem aber auch die islamischen Autoritäten bis hin zu dezidiert konservativ-traditionalistischen Kreisen diese Organisation als barbarisch
und unislamisch verdammt. Wenn Islamkritiker
dies ignorieren und eine Nähe der Grundprinzipien des Islams zum IS-Terror behaupten, entspricht ihr Islambild in gewisser Weise dem der
Fundamentalisten. Mit dem Islam der allermeisten
Muslime und ihrer Autoritäten hingegen hat dieses
Bild nicht viel zu tun.
Der Brief an den Terroristen
Besonders aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der vor einigen Wochen veröffentlichte
Brief an den Anführer der Terrororganisation, verfasst von über hundertzwanzig namhaften Gelehrten (http://lettertobaghdadi.com/), die grösstenteils
aus einem konservativen Spektrum des Islams
kommen. Es setzen sich darin also nicht etwa
moderne Reformer oder islamische Aufklärer im
Detail mit der Ideologie und den Koran-Bezügen
des IS auseinander, sondern islamische Autoritäten, die sich innerhalb einer dezidiert orthodoxen
Denkstruktur bewegen. Der Grossmufti von
Ägypten, Scheich Shawqi Allam, ist darunter,
ebenso wie Scheich Ahmad Al-Kubaisi, der Gründer der Vereinigung der Religionsgelehrten (Ulama) des Iraks. Es finden sich unter ihnen des Weiteren Gelehrte vom Tschad über Nigeria bis zum
Sudan und Pakistan. Offensichtlich ist es ihnen ein
Bedürfnis, dass sich die islamische Theologie eindeutig gegenüber den Terroristen positioniert. Wie
sonst wäre es zu erklären, dass Gelehrte an Terroristen schreiben?
Der Brief ist fünfundzwanzig Seiten lang, adressiert an: «Dr. Ibrahim Awwad al-Badri, alias ‹Abu
Bakr al-Baghdadi›» und an die Kämpfer und Anhänger des selbsternannten «Islamischen Staates».
Die eigentlich Angesprochenen sind jedoch sicher
die Muslime, von denen die Autoren befürchten,
dass sie in die Fänge der IS-Propaganda geraten
könnten.
Der 1971 im Irak geborene al-Baghdadi, der
sich «Abu Bakr» nach dem ersten Kalifen des
Islams nennt und «al-Baghdadi», um damit seinen
Anspruch auf Bagdad, die Hauptstadt der Abbasiden-Kalifen, geltend zu machen, wird von den
Briefschreibern nicht als Kalif angesprochen.
Denn, so die Verfasser, nach islamischem Recht
kann die Ausrufung eines Kalifats, also die Bestimmung der politischen Nachfolger des Propheten,
nur im Konsens mit allen Muslimen erfolgen. Der
Text nennt zusammenfassend vierundzwanzig Vergehen, deren sich der sogenannte Islamische Staat
schuldig macht: «Es ist im Islam verboten, Sendboten, Botschafter und Diplomaten zu töten; somit
ist es auch verboten, Journalisten und Entwicklungshelfer zu töten.» Oder: «Es ist im Islam verboten, Christen und allen anderen ‹Schriftbesitzern› –
in welcher Art auch immer – zu schaden oder sie zu
misshandeln.»
Daran anschliessend wird jede Aussage ausführlich begründet: So wird als Pflicht aller Muslime
bezeichnet, die Jesiden als Schriftbesitzer zu erachten. Dementsprechend sei es illegitim, sie zu Ungläubigen zu erklären oder gar als vogelfrei zu behandeln. Warum? «Aus islamrechtlicher Sicht sind
diese Menschen ‹Majus›, über die der Prophet [. . .]
sagte: ‹Behandelt sie wie die Schriftbesitzer.›» Mit
Fussnoten wird fein säuberlich belegt, woher die
Zitate stammen. In diesem Falle findet sich das
Hadith bei Imam Malik und Imam al-Shafi’i,
zweien der vier Gründer der vier sunnitischen
Rechtsschulen.
Eine Interpretationsmaxime
Ausserdem gehen die Verfasser darauf ein, welches
die Voraussetzungen für die islamische Rechtsprechung sind. Indirekt sprechen sie dem selbsternannten Kalifen damit jegliche Autorität und
Kompetenz dafür ab, rechtsverbindliche Aussagen
zu treffen. Gemäss den Autoren besagt die im
Koran durch Gott und in den Hadithen durch den
Propheten festgesetzte Auslegungsmethode: Alles,
was zu einer bestimmten Fragestellung offenbart
wurde, muss in seiner Gesamtheit betrachtet werden. Der Fokus darf nicht auf einzelnen Fragmenten liegen. Hervor geht diese Methode aus der
Schrift selbst, unter anderem aus dem folgenden
Koranvers: «Glaubt ihr denn nur an einen Teil des
Buches und leugnet den anderen?» (Sure 2, 85).
Wenn alle relevanten Textstellen zusammengebracht sind, muss das «Allgemeine» vom «Spezifischen» und das «Bedingte» vom «Absoluten»
unterschieden werden. So müssen auch die eindeutigen Verse gesondert werden von den mehrdeutigen. Daraufhin müssen die «Anlässe der Offenbarung», die «asbab al-nuzul», für all diese Verse sowie alle anderen Auslegungsbedingungen, welche
die «klassischen» Gelehrten festgelegt haben, einbezogen werden. Erst dann wird – sich auf alle vorhandenen schriftlichen Quellen stützend – Recht
gesprochen oder eine Interpretation gegeben. Es
ist also, kurz gesagt, nicht gestattet, einen Vers zu
zitieren, ohne den gesamten Koran und alle Überlieferungen zu beachten. Die Verfasser des Briefes
bezeichnen es als Pflicht, alle Texte so weit wie
möglich miteinander in Einklang zu bringen, und
berufen sich mit dieser Ansicht auf Imam al-Shafi’i
und auf einen universellen Konsens unter allen Gelehrten der Rechtstheorie.
Sure 22, 39
In diesem Zusammenhang setzen sich die Briefschreiber auch mit den Versen des Korans auseinander, die Gewalt scheinbar legitimieren: «Denen,
die bekämpft werden, wurde es erlaubt (zu kämpfen), weil man ihnen Unrecht tat.» (Sure 22, 39)
Dieser und ähnliche Verse der zweiten Sure werden meist zitiert – von Islamkritikern im negativen
Sinne, von Jihadisten im positiven –, um die angeblich dem Islam innewohnende Gewaltbereitschaft
zu belegen. Die Gelehrten beziehen sie jedoch ausschliesslich auf ein bestimmtes Ereignis, den «Offenbarungsanlass». Es geht in dieser Perspektive
nur um folgende konkrete politische Situation: Im
Jahre 630 marschierte der Prophet in Mekka ein,
um die heidnischen Mekkaner zu bekämpfen – und
brach damit einen Friedensvertrag, den er selbst
zwei Jahre zuvor geschlossen hatte. Deshalb bedurfte sein Handeln einer Legitimation, die der
Vers liefert. Und gemeint war: Die Mekkaner durften bekämpft werden, weil sie sich zuvor an der
Gemeinde des Propheten «versündigt» hatten. Sie
hatten seine Anhänger vertrieben und ihn selbst
töten wollen.
Eine allgemeine Anweisung für alle Muslime
lässt sich aus dem Vers folglich nicht ableiten. Die
Briefschreiber erklären ausdrücklich: «Daher ist
der Jihad an das Fehlen von Sicherheit, das Berauben der Freiheit der Religion oder an (vorausgegangene) Ungerechtigkeit sowie an das Vertrieben-Werden aus dem eigenen Land geknüpft.
Diese Verse wurden offenbart, nachdem der Prophet [. . .] und seine Gefährten dreizehn Jahre lang
Folter, Mord und Verfolgung durch die Hände der
Götzendiener ausgesetzt waren. Es gibt keinen
offensiven und aggressiven Jihad, nur weil die
Menschen einer anderen Religion angehören oder
eine andere Meinung vertreten.»
Diese Lesart ist keineswegs modern oder westlich inspiriert. Denn hier wird eine Methode angewendet, die es bereits seit Jahrhunderten in der
islamischen Theologie gibt. Ein ganzer Zweig von
ihr beschäftigt sich mit den besagten Anlässen für
die Offenbarung. Schon immer ging man also von
einer Art dialektischer Beziehung zwischen Text
und Adressat aus und forschte nach dem Kontext,
in den hinein ein Vers offenbart wurde, um seinen
Sinn und seinen Wirkungsbereich besser verstehen
zu können. Ein Einzelfall wie der, den die Sure beschreibt, kann dabei nicht als Präzedenzfall für
andere, in der Sache ähnliche Situationen gelten.
Zwar ist das islamische Recht wesentlich durch ein
Denken in Präzedenzfällen bestimmt, aber, wie die
Briefschreiber formulieren: «Es ist nicht gestattet,
einen bestimmten Vers des Korans auf eine Begebenheit zu beziehen, die 1400 Jahre nach seiner
Offenbarung geschehen ist.»
Problematisches
Wie der Brief zeigt, besitzt die islamische Theologie genügend argumentative Ressourcen, um dem
sogenannten Islamischen Staat entgegenzutreten.
Dennoch findet sich im Ansatz der Briefschreiber
noch genug Problematisches aus liberaler Sicht. So
halten die Autoren etwa an der Gültigkeit der Körperstrafen fest, wenn sie deren Anwendung auch
an strenge Kriterien binden. Ebenso wenden sich
die Briefeschreiber zwar gegen sexuelle Gewalt,
wenn sie die Wiedereinführung der Sklaverei kritisieren, und dagegen, dass man Frauen ihre Rechte
vorenthält. Doch ein Bekenntnis zur Gleichberechtigung sucht man vergeblich. Die Briefeschreiber sind, was Frauenrechte anbelangt, offensichtlich noch traditionellen Strukturen verhaftet.
Hier muss weitergedacht werden. Es muss klar
Position bezogen und gesagt werden, dass auch
Körperstrafen und Geschlechterdiskriminierung
im 21. Jahrhundert nicht nur nicht mit den Werten
des Westens, sondern auch mit dem Ethos des
Islams nicht vereinbar sind.
Andere Denker und Denkerinnen haben Farbe
bekannt. Iranische Frauenrechtlerinnen beispielsweise fordern Gleichberechtigung und argumentieren mit dem Geist des Korans. Der Koran habe
historisch zunächst die Situation von Frauen verbessert, jedoch nicht zur vollständigen Gleichberechtigung geführt, die der damaligen Gesellschaft nicht vermittelbar gewesen wäre. Dennoch
sei aber Gerechtigkeit als Ziel der Prophetie klar
zu erkennen. Und in diesem Sinne müsse heute
Gleichberechtigung verwirklicht werden. Andere
wie der Pakistaner Fazlur Rahman haben eine
Interpretationsmethode entwickelt, um die Botschaft des Korans in die heutige Zeit zu übertragen.
«Double Movement» nannte Rahman sie: Man
müsse zuerst den Kontext studieren, in den hinein
der Koran verkündet worden sei; so könne man die
ursprüngliche Botschaft verstehen. Daraus liessen
sich dann in einer zweiten Bewegung die Prinzipien und Werte gewinnen, die heute als Normen im
Sinne des Korans gelten könnten.
Offenbarung und Geschichte
Fazlur Rahman und mit ihm die Schule von
Ankara, deren moderne Koran-Hermeneutik sehr
von ihm geprägt wurde, gehen inhaltlich deutlich
weiter als die traditionell denkenden Verfasser des
Briefes; beispielsweise gelangt Rahman über seinen «Double Movement»-Ansatz zu einer pluralistischen Religionstheologie. Dennoch aber setzen
auch die Briefschreiber einen Bezug von Offenbarung und Geschichte voraus und bestehen auf der
Notwendigkeit, selbst scheinbar klare Verse einer
detaillierten sprachlichen und historischen Interpretation im Horizont des Gesamtkontextes zu
unterziehen, statt sie einfach wörtlich zu verstehen.
Dagegen ist das Verfahren, sich einzelne Verse aus
dem Koran herauszupicken, um eine bereits vorgefasste These zu belegen, wie es einige Islamkritiker
und die Fundamentalisten gleichermassen praktizieren, aus islamisch-theologischer Sicht grotesk
und ein Zeichen der Ignoranz.
.......................................................................................................
Dr. Katajun Amirpur ist Professorin für islamische Studien und islamische Theologie an der Universität Hamburg. 2013 ist bei C. H. Beck
ihr Buch «Den Islam neu denken. Der Dschihad für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte» erschienen.
Pressespiegel
Neue Zürcher Zeitung Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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NZZ-MEDIENGRUPPE
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Mittwoch, 12. November 2014 V Nr. 263
NZZ vom 12.11.2014, Seite 7x.pdf
INTERNATIONAL 7
Neuö Zürcör Zäitung
Willkommen zurück, Gotteskrieger
Im dänischen Århus will man rückkehrende Islamisten nicht stigmatisieren, sondern wieder in die Gesellschaft eingliedern
hier einen Nährboden – ein Problem,
dem auch Städte wie Odense und
Kopenhagen ausgesetzt sind.
Das Projekt in Århus geht von der
Prämisse aus, dass Diskriminierung ein
wichtiger Auslöser für Radikalisierung
ist. Viele junge Muslime fühlten sich
kulturell gespalten, sagt Agerschou, der
ähnliche Probleme etwa bei Rechtsradikalen ortet. Oftmals mache ein fehlender Freundeskreis oder das Gefühl von
Ausgeschlossenheit die Jugendlichen
für extreme Meinungen empfänglich.
Diese Sichtweise stösst verschiedentlich auf Kritik: Bürgerliche Politiker
hinterfragen die Opfer-Perspektive in
Bezug auf die radikalisierten Jungen. In
sozialen Netzwerken monierten zahlreiche Århusianer, sie hiessen den Kurs
ihrer Stadtregierung nicht gut, und sprechen von einem «Kniefall vor einer
aggressiven Religion». Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei Århus
unterstellt eine zu «weiche» Haltung.
Pia Kjärsgaard, die ideologische Vordenkerin der Partei auf nationaler Ebene, sieht das Problem nicht in der Diskriminierung von Migranten, sondern in
den Moscheen, die Jugendliche «einer
Gehirnwäsche» unterzögen.
Im Umgang mit syrischen Jihadisten verfolgt die dänische Stadt
Århus einen kontroversen Ansatz: Statt die Heimkehrer anzuprangern, fokussiert man auf
Dialog und Wiedereingliederung
in die Gesellschaft. Das Konzept
scheint tatsächlich aufzugehen.
Niels Anner, Århus
Sie werden Jihadisten, Kriegstouristen
oder Syrien-Kämpfer genannt. Es sind
Tausende, vornehmlich Männer, aber
auch Frauen aus Europa, die sich am
syrischen Bürgerkrieg beteiligen. Einige kehren radikalisiert, andere traumatisiert zurück – in jedem Fall eine
potenzielle Gefahr für die westlichen
Gesellschaften. In Århus spricht man
statt von Jihadisten lieber von «SyrienFreiwilligen». Die zweitgrösste dänische
Stadt verfolgt einen kontroversen Ansatz, den Gegner als naiv und gefährlich,
Befürworter als praxisnah und erfolgreich bezeichnen.
Internationales Interesse
In enger Kooperation zwischen Sozialbehörden und Polizei betreibt die Stadt
einerseits Prävention, um die Jungen
von Reisen nach Syrien abzuhalten.
Andererseits will sie Heimkehrer auffangen und ihnen, sofern sie kein Sicherheitsrisiko darstellen, zu einer Wiedereingliederung in die Gesellschaft verhelfen. In den Worten von Århus’ sozialdemokratischem Bürgermeister, Jacob
Bundsgaard, heisst das, den Jihadisten
Göteborg
SCHWEDEN
Nordsee
Ålborg
Kattegat
Århus
DÄNEMARK
Kopenhagen
Esbjerg
Malmö
Odense
Flensburg
Ostsee
DEUTSCHLAND
100 Kilometer
NZZ-INFOGRAFIK / efl.
eine «Chance auf Rehabilitierung und
Rückkehr in einen Alltag zu geben».
Dazu gehören medizinische und psychologische Hilfe, ein Mentorenprogramm
sowie Unterstützung bei der Suche von
Wohnung, Ausbildung und Arbeit. Als
«ziemlich normale Sozialarbeit» bezeichnet Toke Agerschou, Leiter des
Projektes in der Stadtverwaltung, den
Ansatz. Die Botschaft, die man vermitteln wolle, laute: Selbst wer die «problematische Wahl» getroffen habe, nach
Syrien zu reisen, dem stehe in Dänemark als Bürger wieder eine Chance zu.
Das Projekt sorgt national wie international für Aufsehen. Die dänische
Regierung hat es als «Århus-Modell» in
ihren Massnahmenplan zum Thema Jihadisten aufgenommen und anderen
Gemeinden zur Nachahmung empfohlen. Die Projektverantwortlichen wurden in diverse europäische Länder sowie die USA eingeladen, um ihre Erfahrungen zu teilen; das spiegelt die internationale Tragweite des Problems, das
auch im Mai beim Anschlag auf das
Jüdische Museum in Brüssel offenkundig wurde. Mehrere Länder erörtern
Gesetzesverschärfungen, mit denen die
Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nicht nur bestraft wird,
sondern auch zum Entzug der Staatsbürgerschaft führen soll. In Dänemark
können Kampfhandlungen mit dem IS
zu einer Anklage wegen Landesverrats
führen, da dänische Kampfflieger Teil
der Allianz sind, die die Gotteskrieger
bombardiert. Eine Reise nach Syrien ist
hingegen nicht per se illegal.
Umstrittene Moschee
Das Århus-Modell soll Vorbild für andere dänische Gemeinden werden. Im Bild eine Moschee nahe Kopenhagen.
Dänemark hat seit der Krise um die
Mohammed-Karikaturen mehrere Attacken auf Islamkritiker erlebt. Auch
die Einsätze im Irak und in Afghanistan
haben das Land ins Visier von Extremisten gerückt. Doch die Krise in Syrien erreicht für Dänemark eine neue Dimension: Gemessen an der Zahl der Muslime im Land ist der Anteil der dänischen Syrien-Kämpfer international einer der höchsten (siehe Kasten). Viele
der dänischen IS-Kämpfer sind vermeintlich gut integrierte Bürger, die
sich aus religiösen Gründen nach Nahost begeben – Dänen wie Hassan, ein
anonymisiertes Beispiel, das die Polizeibehörden in Århus schildern. Der 20Jährige wuchs als Sohn afrikanischer
Eltern in Århus auf, hatte eine weitergehende Ausbildung begonnen. Als er
neue Freunde in der Moschee traf und
religiöse Themen für ihn an Bedeutung
gewannen, weckte das keinen Argwohn.
Dass er sich im Internet intensiv für den
IS interessierte, fiel auch niemandem
auf. Dann kündigte er seinen Nebenjob
im Supermarkt mit der Begründung, er
könne den Verkauf von Alkohol und
Schweinefleisch nicht gutheissen. Wenig später reiste Hassan über die Türkei
nach Syrien. Als seine Freunde und Bekannten davon erfuhren, waren sie – wie
oft in solchen Fällen – völlig überrascht.
Kaum jemand hätte dem freundlichen
Mann eine Radikalisierung zugetraut.
Nach einem halben Jahr kehrte Hassan
nach Århus zurück, enttäuscht und traumatisiert von dem Erlebten.
Dies entspreche dem Normalfall,
sagt Jörgen Ilum, Polizeikommandant
für Ostjütland und Århus. Die Mehrheit
der Rückkehrer in Århus sei desillusioniert und erschüttert von der Brutalität
des IS und möchte ihr früheres Leben in
Dänemark zurück. In Århus signalisiere
man ihnen: «Wir wollen euch wieder in
unserer Gesellschaft.» Zentral im Århus-Modell ist eine Anlaufstelle, die der
Prävention wie der Hilfestellung dient.
An sie können sich Heimkehrer wenden, aber auch besorgte Eltern, Lehrer
oder Jugendarbeiter. Die Anlaufstelle
ist zudem Verbindung zu weiteren Partnern wie Einwanderervereinen, dem
Psychologischen Institut der Universität
Århus und dem Polizeilichen Nachrichtendienst (PET), dem die Terrorismusbekämpfung obliegt.
Ergänzung, nicht Ersatz
Das Århus-Modell verstehe sich als eine
Ergänzung zum rechtsstaatlichen Vorgehen gegen Jihadisten, sagt Ilum. Gebe
es Anhaltspunkte, dass die zurückgekehrten Gotteskrieger ein Risiko darstellen könnten, würden die Informationen an den PET weitergeleitet. Bei
Verdacht auf Verstösse gegen dänische
Gesetze, etwa Kampfhandlungen in den
Reihen einer Terrororganisation, würden Ermittlungen eingeleitet. Gleichzeitig sei es wichtig, Kontakt zu den
Heimkehrern aufzubauen und sie im
Sinne der Kriminalprävention zu resozialisieren, sagt Ilum. So mindere man
das Risiko, dass sie sich unerkannt
stärker radikalisierten oder nicht mit
ihrem posttraumatischen Stress umgehen könnten. Eine Mehrheit der SyrienRückkehrer habe verstanden, dass das
Århus-Modell Hilfe anbiete, den Betroffenen wie auch ihren Familien; in
Schulen, Jugendvereinen und Moscheen
spreche sich dies herum.
Der Erfolg scheint dem Modell recht
zu geben. Bis Ende 2013 noch hatte sich
Århus zu einem Brennpunkt entwickelt:
Knapp ein Drittel der damals 100 dänischen Syrien-Kämpfer stammte aus der
Hafenstadt. Nachdem das Projekt angelaufen war, brach der Zustrom ab. Die
THOMAS LEKFELDT / EPA
Behörden haben dieses Jahr nur von
einer Person Kenntnis, die von Århus
nach Syrien gereist ist. Fünf Personen
sind vermutlich im Krieg umgekommen, zehn halten sich noch in Syrien auf,
die verbleibenden sechzehn sind zurückgekehrt und haben mit der Anlaufstelle Kontakt aufgenommen. Zehn von
ihnen haben Hilfe in Anspruch genommen. Zudem wurden fünf Familien beraten, deren Söhne nach Syrien verschwunden sind. Kritiker bemängeln
allerdings, dass diese Zahlen kein hinreichender Beweis für die Wirksamkeit
des Århus-Modells seien.
Agerschou, der Abteilungsleiter in
der Sozialverwaltung von Århus, rechtfertigt diesen von der Stadt betriebenen
Aufwand mit dem Ziel, gefährliche
Radikalisierung und Reisen nach Syrien
zu stoppen. Dazu sei der Kontakt zu
den «Syrien-Freiwilligen» unabdingbar.
Mentoren sind für ihn wichtig, um die
Teilnehmer bei ihrer Rückkehr in ein
normales Leben zu begleiten. Diese sind
oft selbst Muslime und darin geschult,
über religiöse Fragen und extremistische
Haltungen zu diskutieren. Manchmal
gehe es auch darum, die Betroffenen aus
einem radikalen Milieu wegzubringen,
sagt Agerschou. Hauptzielgruppe dieser
Bemühungen sind jüngere Personen mit
Wurzeln in Afrika und Nahost; dänische
Konvertiten bilden eine kleine Minderheit unter den Syrien-Kämpfern. Laut
den Projektverantwortlichen stammen
viele aus schwierigen Familienverhältnissen. Die grösste Gefahr einer Radikalisierung bestehe im von Betonwohnblöcken geprägten Stadtteil Gellerup,
der wegen seiner mangelnden sozialen
Durchmischung sowie seiner hohen Arbeitslosigkeits- und Kriminalitätsraten
auf der «Ghettoliste» der dänischen
Regierung steht. Islamische Prediger
mit extremistischen Ansichten finden
..................................................................................................................................................................................................................................................................
Überproportional viele Skandinavier kämpfen in Syrien
Niels Anner V Betrachtet man die Zahl
der nach Syrien gereisten Personen im
Verhältnis zum Anteil der muslimischen
Bevölkerung, weisen die skandinavischen Länder überproportional hohe
Werte auf. Das belegen mehrere internationale Erhebungen. In einem Vergleich, den CNN im September aufgrund
von Daten nationaler Geheimdienste publizierte, wies Finnland von allen Ländern am meisten Syrien-Reisende pro
Anzahl Muslime auf. Dänemark und
Norwegen folgen hinter Irland und Belgien an vierter bzw. sechster Stelle. In
absoluten Zahlen gehen die Schätzungen
von 100 Personen aus Dänemark, 90 aus
Schweden, 60 bis 70 aus Norwegen und
45 aus Finnland aus.
Gerade im Fall von Schweden zeigt
sich allerdings, dass diese Zahlen ungenau sein können: Kürzlich erklärte der
schwedische Nachrichtendienst Säpo, 90
Fälle seien bestätigt, die Dunkelziffer
dürfte aber bei 150 Personen liegen. Der
Terrorismusexperte Magnus Ranstorp
hatte bereits früher die Zahl von 350
Skandinaviern im Islamischen Staat (IS)
genannt. Es wird angenommen, dass die
Mehrheit der Syrien-Reisenden an
Kampfhandlungen teilnimmt. Laut nationalen Sicherheitsberichten hat der
Grossteil einen muslimischen Einwanderer-Hintergrund, Konvertiten sind seltener. Aus Finnland, Schweden und Norwegen sind Fälle bekannt, in denen Männer mit ihren Frauen und Kindern nach
Syrien gereist sind. Ein Norweger soll
eine führende Rolle im Heer des IS spielen. Über die Gründe für die starke
Rekrutierung aus Skandinavien können
auch Experten nur spekulieren. Sie geschieht meist über das Internet und erreicht so auch dünnbesiedelte nördliche
Regionen. Laut Angaben des Inlandgeheimdienstes PST stammen die aus
Norwegen nach Syrien gereisten Personen aber aus sämtlichen Landesteilen. In
Norwegen und Dänemark sind seit längerem radikale Gruppierungen und Imame aktiv, die ihr Gedankengut in Moscheen verbreiten. In Finnland warnte
der Geheimdienst vor aggressiver Rekrutierung für den IS in Shoppingcentern;
auch seien besonders Somalier gefährdet.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Die Politikerin bezieht sich dabei insbesondere auf die Grimhöjvej-Moschee in
Århus: Hier verkehrten laut Polizeiangaben 22 der 31 aus Århus stammenden Syrien-Kämpfer. 2008 gegründet,
wurde die Sunniten-Moschee mehrfach
mit fanatischem Gedankengut in Verbindung gebracht. Einer ihrer Imame
geriet im Juli ins Visier der deutschen
Strafverfolger, als er während einer Predigt in Berlin Allah bat, «die Juden auszulöschen». Ein anderer Imam, der bis
2013 an der Moschee auftrat, wird von
den USA als Terrorist gesucht. Laut geheimdienstlichen Quellen soll er Jihadisten aus dem Westen rekrutiert haben, unter ihnen einen dänischen Konvertiten aus Århus.
Aufgrund des zweifelhaften Rufs der
Moschee haben Politiker auf lokaler wie
nationaler Ebene deren Schliessung
gefordert; einmal mehr, als die Polizei
auf das Risiko der Radikalisierung von
Jugendlichen hinwies. Der Entscheid
über eine Schliessung sei ein politischer,
sagt Polizeikommandant Ilum. Es sei
aber nützlich zu wissen, wo sich die
potenziellen Syrien-Reisenden aufhielten. Seit Anfang Jahr bestehe ein guter
Dialog mit dem Vorstand der Moschee.
Dieser habe den Kontakt zu jungen
Muslimen hergestellt – das primäre Ziel
der Präventionsarbeit.
In der Grimhöjvej-Moschee, einer
ehemaligen Fabrik in Århus mit wöchentlich rund tausend muslimischen
Gästen, wehrt sich der Vorstandspräsident gegen die Radikalisierungsvorwürfe. Von Jugendlichen, die nach Syrien gereist seien, habe er keine Kenntnis gehabt, bis er von der Polizei davon erfahren habe, behauptet Oussama al-Saadi.
Er lobt die Arbeit der Behörden und berichtet von einer Handvoll im Projekt
betreuten Rückkehrern, die zum Gebet
kämen. Er spreche jedoch kaum mit
ihnen über Syrien; die Betroffenen wollten das Thema hinter sich lassen. Sich
klar vom IS abzugrenzen, fällt al-Saadi
allerdings schwer. Er bezeichnet den
Kampf der westlichen Alliierten gegen
den IS als «Krieg gegen den Islam». Er
sei nicht bereit, seine Ansichten zurückzuhalten; die vielgerühmte dänische
Meinungsäusserungsfreiheit gelte auch
für Muslime. Ein anderer Sprecher der
Moschee sagte kürzlich im Fernsehen, er
unterstütze die Bildung eines islamischen Staates – wenn auch nicht die
Greueltaten des IS.
Die Verantwortlichen des ÅrhusModells kommentieren diese Aussagen
verhalten. Durch den Kontakt zu den
Jugendlichen merke man frühzeitig,
wenn jemand über Selbstmordattentate
nachzudenken beginne. Und wer von
einem Kalifat und von Scharia-Gesetzen träume, dem sei das erlaubt, sagt
Polizeikommandant Ilum – solange er
die dänischen Spielregeln und Gesetze
einhalte.
SCHWEIZ
IN KÜRZE
.....................................................................
ehrplan 21 in der Ostschweiz
V Der Lehrplan 21 soll an den
en in den Kantonen St. Gallen und
au ab dem Schuljahr 2017/18 anndet werden. Darüber wurde am
och in beiden Kantonen inforDer Kanton Thurgau will gleichmit der Einführung des neuen
lans das «Frühfranzösisch» aben. In der Oberstufe soll es aber
amt gleich viele Französischlekn geben, so dass Thurgauer Schüm Ende der obligatorischen Schulicht schlechter Französisch spreals Schüler, welche das «Frühfranh» genossen haben.
eamter mit falschem Doktortitel
Seit 1986 arbeitet er beim Bund,
90 trägt er den akademischen Titel
hil. Doch Urs Staub, Chef der SekMuseen und Sammlungen im Bunmt für Kultur (BAK), hat nie eine
rtation abgeschlossen. Das hat der
s-Anzeiger» am Mittwoch publik
cht. Staub, der im Februar pensiowird, bedauert mittlerweile seinen
chwindel. Welche Konsequenzen
rohen, ist ungewiss. Isabelle ChasDirektorin des BAK, lässt ausriche wolle zuerst mit dem Chefbeamden, bevor sie Stellung beziehe. Sie
t, nicht gewusst zu haben, dass
den Titel zu Unrecht führe.
ndliche im Bundeshaus
V Das Bundeshaus ist ab Donnersder Hand der Jugend. Im Rahmen
ertägigen Jugendsession debattie00 Jungpolitiker über Themen wie
eiz und Europa, Rassismus oder
darbeitslosigkeit. Die Themen
en per Online-Voting bestimmt.
onkreten Forderungen, die zum
nsende zuhanden des Parlaments
schiedet werden, wollen sich die
dlichen in die Politik einmischen.
Neuö Zürcör Zäitung
NZZ vom 13.11.2014, Seite 12.pdf
Zu fromm für Geld vom Staat
Subventionen für junge Christen verweigert
Der Bund hat christlichen
Jugendorganisationen die
Förderungsbeiträge gestrichen –
weil sie zu missionarisch sind.
Nun muss das Bundesverwaltungsgericht entscheiden.
Simon Hehli
Vier Millionen Franken schüttet das
Bundesamt für Sozialversicherungen
(BSV) in diesem Jahr an verschiedene
Jugendorganisationen aus. Nicht mehr
vom staatlichen Geldsegen profitieren
jedoch mehrere christliche Organisationen – so die Nachwuchsverbände der
Heilsarmee, der Mennoniten und der
Evangelisch-methodistischen Kirche,
aber auch die Vereinigten Bibelgruppen
oder der Verein Adonia, der christliche
Musicalcamps veranstaltet. Ihnen und
weiteren Organisationen hat das BSV
insgesamt 670 000 Franken gestrichen,
wie die «Reformierte Presse» berichtet.
Das Bundesamt beruft sich auf das
Kinder- und Jugendförderungsgesetz.
Dieses knüpft die Subventionen an die
Bedingung, dass der Zweck einer Organisation eine Förderung ist, «die auf den
Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen» basiert. Laut BSV ist das bei den
christlichen Jugendorganisationen nicht
der Fall: «Sie stellen ihre Glaubenspraxis, die religiöse Unterweisung und
die Verbreitung ihrer Glaubensgrundlagen ins Zentrum.»
Den missionarischen Charakter bestreitet Andi Bachmann-Roth, der Jugendbeauftragte des Dachverbands
Schweizerische Evangelische Allianz
(SEA), gegenüber der NZZ nicht. Es
sei durchaus ein Ziel der Organisationen, den Jugendlichen den Glauben
näherzubringen. Doch erstens werde es
den Jungen selber überlassen, ob sie das
christliche Weltbild übernehmen wollten oder nicht. Und zweitens stehe die
Glaubensvermittlung gleichberechtigt
neben dem ganzheitlichen Fördern der
Jungen – und sei diesem nicht untergeordnet, wie das BSV behaupte.
Benedikt Walker, Geschäftsführer
der Vereinigten Bibelgruppen, fühlt sich
vor den Kopf gestossen, dass das BSV
die Unterstützung strich, ohne das Gespräch zu suchen. «Dann hätten wir klären können, was das BSV genau von uns
erwartet.» Zudem ist er irritiert, dass es
einer Organisation nicht gestattet sein
soll, eine christliche Weltanschauung zu
verbreiten – gleichzeitig aber die Jungparteien von SP, SVP, FDP, CVP oder
der Grünen Beiträge erhalten. «Man
kann ja davon ausgehen, dass diese
Organisationen auch in erster Linie ihre
politischen Positionen vermitteln.»
Eveline Zurbriggen, Bereichsleiterin
für Kinder- und Jugendfragen am BSV,
räumt ein, dass es da durchaus einen inhaltlichen Widerspruch gebe. Aber dieser sei vom Bundesrat so gewünscht:
«Er hält in seiner Botschaft explizit fest,
dass die Jungparteien gefördert werden
sollen.» Erstaunlich ist auch, dass die
Organisationen teilweise seit Jahrzehnten Bundesgelder erhielten, ohne dass
sich jemand an ihrer missionarischen
Ausrichtung gestört hat. Laut Zurbriggen durchleuchtet das BSV jedoch nicht
jedes Jahr sämtliche geförderten Organisationen, sondern macht bloss Stichproben. Weil sich 2014 eine christliche
Organisation neu bewarb, konzentrierte
das BSV die Stichproben dieses Mal auf
religiöse Vereinigungen. Mit der Folge
eben, dass ein Grossteil die Überprüfung nicht überstand. Die Argumentation des BSV überzeugt die betroffenen
Verbände jedoch nicht: Mehrere von
ihnen sind mit einer Beschwerde ans
Bundesverwaltungsgericht gelangt. Die
Antwort ist noch ausstehend.
Stromfirm
feilschen um
Die Stromwirtschaft w
Der Bundesrat will Strom
verpflichten, Effizienzmas
men bei Kunden umzuset
Gegen dieses Konzept der
«weissen Zertifikate» tritt
Branche mit einer Alterna
dsc. V Bereits heute sind b
Elektrizitätswerken Tipps zum
sparen Teil des Kundendien
Bundesrat will diesen Ansatz w
wickeln. Darum schlägt er im
des Gesetzespakets zur Ener
gie 2050 vor, derartige Aktivi
Pflicht zu erheben. Für die ein
Strommenge könnten sich di
firmen sogenannte «weisse Ze
ausstellen lassen. Das Prinzip
eine Stromfirma mehr als
Bund geforderten Wert, kan
Zertifikate für die Folgejahre a
oder an andere Stromversorge
fen, die ihre Ziele nicht erreich
Dieses Modell wird vom
Schweizerischer Elektrizitätsu
men (VSE) bekämpft. Auch d
nalrätliche Energiekommissi
fiehlt mit Blick auf die parla
schen Beratungen, dieses Kon
der Gesetzesvorlage zu streich
Die Strombranche will ni
neuen komplexen flächend
Modellen wissen. Effizienzmas
bei Kleinkunden sollen weite
im Rahmen von wettbewerblic
schreibungen entschädigt wer
heisst: Stromfirmen oder ande
nehmen mit Ideen, wie man H
zum Stromsparen animieren k
nen sich beim Bund bewerbe
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Donnerstag, 13. November 2014 V Nr. 264
NZZ vom 13.11.2014, Seite 53.pdf
FEUILLETON 53
Neuö Zürcör Zäitung
Im Zauberreich der Farbe
Der revolutionäre Maler Augusto Giacometti im Kunstmuseum Bern
sche Ausbildung erlangte er autodidaktisch und an
der Zürcher Gewerbeschule. Seine Farbtheorie,
die auf dem unmittelbaren Erleben und auch persönlichen Empfindungen beruht, weist denn auch
keine Ähnlichkeit mit den Ideen von Goethe,
Runge und Johannes Itten oder Josef Albers auf.
Doch ist sie die Grundlage seines gesamten Schaffens. Ob die Fenster-Malereien für diverse Kirchen
in Zürich, die Wandmalereien in der Eingangshalle
der Regionalwache City der Stadtpolizei Zürich
oder bekannte Bilder wie «Fantasie über eine Kartoffelblüte», sie basieren alle auf seiner Farbtheorie, die konzeptionell Ähnlichkeiten mit Paul
Cézannes Malerei aufweist.
Augusto Giacometti ist das am wenigsten
bekannte Mitglied der Bergeller KünstlerDynastie. Seine selbst entwickelte Farbtheorie wirkt auch heute noch avantgardistisch. Die Berner Ausstellung schafft
es, ihn aus der Versenkung zu holen, hat
aber konzeptionelle Fehler.
Simon Baur
Vor dem Hintergrund des abstrakten Expressionismus der 1950er Jahre wurde Augusto Giacometti
postum als Pionier der abstrakten Malerei reklamiert. Nur knapp hat er es damals verpasst, international bekannt zu werden, und bis heute hat sich
daran nichts verändert. Seine drei Verwandten
Giovanni, Alberto und Diego Giacometti sind
nach wie vor bekannter, dabei hat Augusto Giacomettis Malerei durchaus avantgardistisches Potenzial. Zu Lebzeiten stiess sein Hang zur Farbe auf
Unverständnis, im Volksmund war gar vom «Konfitüren-Giacometti» die Rede. Für Augusto Giacometti war die Beschäftigung mit Farbe existenziell,
ohne sie konnte er nicht sein. Im wiederentdeckten
Manuskript seines Radiovortrags «Die Farbe und
ich» steht denn auch: «Immer war es mir, also ob es
ein Leben der Farbe an sich geben müsse, losgelöst
von jedem Gegenstand. Aber wie mit dem Studium
über die Farbe an sich beginnen? Über die Flügel
der Schmetterlinge, die ich damals im Jardin des
Plantes malte, zog ich ein Netz aus ganz kleinen
Quadraten. Hier waren die Quadrate sehr klein.
Auf diese Weise konnte ich ablesen, wie viele Quadrate Schwarz, wie viele Quadrate Dunkelgrün
und wie viele Quadrate Rot der Schmetterlingsflügel enthielt. Diese Quadrate zeichnete ich dann
grösser, füllte sie mit der betreffenden Farbe aus
und liess den Umriss des Schmetterlingsflügels
weg; so hatte ich tatsächlich eine farbige Abstraktion ohne Gegenstand.»
Konzepte mit Gefühl
Er versucht aus dem Mikrokosmos den Makrokosmos zu verstehen. Doch so wichtig das Experiment
mit dem Schmetterlingsflügel auch war, es befriedigte ihn nicht restlos. Die Zahl der Quadrate war
International ein Unbekannter
Feuerwerk oder Blütenschwindel? Augusto Giacometti: «Sommernacht», 1917.
zu gross, er reduzierte sie auf neun, denn er war der
Überzeugung, dass man mit «neun Quadraten auch
die reichste und vollste Farbenharmonie einfangen» könne. Diese Struktur hielt er für Jahrzehnte
bei, und er erwähnt in seinem Vortrag «Die Farbe
und ich», seine neusten Farbabstraktionen seien
1933 auf einer Reise nach Torcello entstanden, als
er versucht habe, «etwas vom Klang der alten
Mosaike mit nach Hause zu nehmen». Diese Aus-
MUSEUM OF MODERN ART, NEW YORK
sage ist für seine Theorie zentral, es sind Klänge
und Stimmungen, die er strukturell festhielt. Dies
erklärt auch die Unmöglichkeit, die Harmonien
vor den Originalen zu verifizieren. Nicht das Festhalten einer Abbildung war seine Absicht, er
wollte ein Gefühl, eine Stimmung wiedergeben.
Augusto Giacometti hat an keiner Kunstakademie
studiert, an der er mit Kollegen über seine Farbstudien hätte philosophieren können, seine prakti-
Wem gehört die Moschee von Córdoba?
Brigitte Kramer
Die andalusische Stadt Córdoba lebt von ihrem
maurischen Erbe. Die berühmte Moschee steht seit
30 Jahren unter Unesco-Schutz, 600 000 Touristen
haben dieses Jahr den Orangenhof, die islamische
Gebetshalle und das darin eingebaute christliche
Kirchenschiff gesehen. Seit ein paar Monaten nun
debattieren Bürger und Bistum darüber, wem das
Monument gehört und wie es präsentiert werden
soll. Beten dürfen dort nur Christen, denn verwaltet und unterhalten wird der Tempel von der
katholischen Kirche.
Sie hat im Jahr 2006 die gesamte Anlage im
Grundbuch als ihren Besitz eintragen lassen. Die
Einnahmen – in Millionenhöhe – aus den Eintrittspreisen werden nicht versteuert, Ausgrabungen
und Forschungen nicht gestattet. Die Schenkung
durch König Ferdinand III. im 13. Jahrhundert und
fast 800 Jahre Verwaltung berechtigten das Bistum
dazu, so das Argument.
Neue Zürcher Zeitung
UND
SCHWEIZERISCHES HANDELSBLATT
Gegründet 1780
Der Zürcher Zeitung 235. Jahrgang
REDAKTION
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Stellvertreter: René Zeller, Luzi Bernet (Nachrichtenchef)
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Reis Schweizer
Schweiz: René Zeller, Claudia Baer, Markus Hofmann,
Paul Schneeberger, Simon Gemperli, Davide Scruzzi,
Rund 400 000 Spanier, unter ihnen viele Intellektuelle, sehen das anders. Sie formierten sich zu
einer Bürgerbewegung und fordern die Übergabe
des Tempels an den Staat. Sie befürchten, die
Welterbestätte verliere ihren Symbolwert für
friedliches Zusammenleben der Religionen. Ein
Anzeichen sei die Präsentation des Gebäudes als
Kathedrale. Die Bezeichnung «Mezquita», Moschee, ist auf der Website, auf Tickets und Faltblättern verschwunden. Die katholische Kirche verdrehe die Geschichte, mindere den Wert muslimischer Kultur und verleugne die multikulturelle
Vergangenheit der Stadt, so der Vorwurf der Bürgerbewegung «Mezquita-Catedral, öffentliches
Kulturgut».
Die Debatte entwickelt sich in Zeiten von Kirchenkritik in Spanien und internationaler islamistischer Bedrohung. Al-Kaida kündigte an, Andalusien von Ungläubigen zu «desinfizieren», und die
Terroristen des Islamischen Staats kämpfen für ein
Kalifat nach dem Vorbild der islamischen Expansion des 7. und 8. Jahrhunderts. Córdoba war im
10. Jahrhundert eine der wichtigsten Städte der
Welt. Dort lebten rund eine halbe Million Juden,
Christen und Muslime.
Das Domkapitel hält es für unverantwortlich,
diese Debatte jetzt loszutreten. Nicht, dass die Bürgerbewegung direkt mit dem Jihadismus etwas zu
tun hätte, aber das Ganze sei kontraproduktiv,
Michael Schoenenberger, Valerie Zaslawski, Frank Sieber
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störe den sozialen Frieden und das gesellschaftliche Gleichgewicht in der Stadt. Dem halten die
Vertreter der Bürgerbewegung entgegen, das Thema gehe ganz Europa etwas an. Al-Ándalus – so
die Bezeichnung für die von 711 bis zum Ende der
Reconquista anno 1492 muslimisch beherrschten
Teile der Iberischen Halbinsel – sei ein europäisches Phänomen gewesen, zu dem der Kontinent
bis heute nicht stehe, sagen sie.
Ein soziologisches Forschungsinstitut in der
Stadt beschäftigt sich nun mit dem Thema. Dessen
Mitarbeiter Fernando Aguiar erklärt den Konflikt
vor allem mit dem überkommenen Verhältnis zwischen Kirche und Staat in Spanien, «einem Erbe
der Diktatur». Er kritisiert das Vorgehen der Kirche, noch kritischer ist er aber mit der Passivität
von Stadtverwaltung und Regionalregierung. «Bis
heute hat die Kirche in fast allen Bereichen enormen Einfluss, sie betreibt Schulen, hat hohe Einnahmen und viele Gläubige. Besonders hier in
Andalusien kann es ausserdem viele Wählerstimmen kosten, wenn man sich gegen die Kirche
stellt», sagt der Wissenschafter. Nur ein Generations- und Mentalitätswandel könne Konflikte wie
den von Córdoba lösen, sagt er. «Erst wenn wir
Entscheidungsträger haben, die allesamt in der
Demokratie geboren und in Europa ausgebildet
wurden, wird es eine Mehrheit geben, die die Trennung von Kirche und Staat unterstützt.»
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Aufregung um Imre Kertész
(sda) V Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész
wirft der «New York Times» vor, seine Meinung
unterdrückt zu haben. Ein Reporter des Blattes
habe mit ihm 2013 ein Interview geführt, jedoch sei
dieses nicht veröffentlicht worden, weil er sich darin nicht kritisch über die Regierung des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orbán
habe äussern wollen. Es sei dies «eine Art Zensur».
Kertész sagte, er habe sich geweigert, Orbáns
Regime als Diktatur zu bezeichnen, da er eine solche Einschätzung für «verantwortungslos» halte.
Der 85-jährige Kertész hat 2002 den Literaturnobelpreis für sein Gesamtwerk, in dem er seine
traumatischen Erfahrungen des Holocaust und des
Realsozialismus thematisiert, bekommen. Nachdem er um die Jahrtausendwende politisch desillusioniert nach Berlin gezogen war, kehrte er aus
Krankheitsgründen 2012 nach Budapest zurück.
Für Bestürzung sorgte Kertész im August, als er
den Stephansorden annahm. Diese von Orbán
reaktivierte Ehrung stammt aus der Zeit des autoritären Reichsverwesers Miklós Horthy, während
deren Ungarns Juden nach Auschwitz deportiert
wurden. Kritiker werfen Orbán vor, den Holocaust
verharmlosen zu wollen. Kertész habe mit der Annahme dieses Ordens dessen Kurs legitimiert. Kertész sagte dazu im ungarischen Sender ATV: «Viele
wollten es [die Annahme des Ordens] mir ausreden, als wäre es quasi ein Verbrechen gewesen.
Mögen sie zum Teufel gehen, so ein Unsinn!»
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Feuilleton: Martin Meyer, Roman Hollenstein, Angela
Schader, Peter Hagmann, Barbara Villiger Heilig, Andreas
Breitenstein, Claudia Schwartz, Andrea Köhler, Uwe Justus
Wenzel, Roman Bucheli, Susanne Ostwald, Samuel Herzog
Augusto Giacometti. Die Farbe und ich. Kunstmuseum Bern. Bis
8. Februar 2015. Katalog.
Ein Orden und ein Interview
Maurisches Erbe, katholische Besitzstandwahrung – Bürger machen sich stark für die Multikulturalität der Stadt
Internationale islamistische Bedrohung,
Europas Umgang mit der eigenen islamischen Vergangenheit und Spaniens Verhältnis zur katholischen Kirche stehen
hinter einer Debatte, die Córdoba bewegt.
Die Farbstudien bilden die Klammer zur Berner
Ausstellung, die mit zahlreichen unbekannten
Werken brilliert und Augusto Giacometti als
Avantgardisten der Abstraktion inszeniert. Das ist
berechtigt, denn er ist im Ausland ein Unbekannter, hat aber das Potenzial von Kandinsky und
Mondrian. Dass Bern diesen Effort unternimmt, ist
lobenswert. Das Kunsthaus Zürich hat dies unverständlicherweise verpasst, zahlreiche biografische
Bezüge Giacomettis gehen nach Zürich, in naher
Umgebung des Kunsthauses finden sich auch die
Wandmalereien und Glasscheiben, die er für die
Polizeiwache und die diversen Kirchen geschaffen
hat. Die Visualisierung der Glasscheiben mittels
eines Livestream ist denn auch der schwächste Teil
der Berner Ausstellung, die Präsentationsform ist
gut gemeint, überzeugt aber überhaupt nicht. Auch
der Versuch der Kuratoren, Augusto Giacometti
durch Vergleichsbeispiele anderer Künstler in den
internationalen Malereidiskurs einzubinden, überzeugt nicht. Die Werke von Adolf Hölzel, Josef
Albers, Ernst Wilhelm Nay, Johannes Itten, Jerry
Zeniuk und Raimer Jochims lassen bestimmte
Farbgesetzmässigkeiten erahnen, basieren aber auf
anderen Ideen als Augusto Giacomettis Farbstudien. Wenn der Raum mit diesen unterschiedlichen Positionen zu etwas taugt, dann zur Aussage,
wie sehr viel interessanter Giacometti als die Vorgenannten ist und wie variabler er seine künstlerischen Mittel einzusetzen verstand.
Alle Preise gültig ab 1. 1. 2014
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Verbreitete Auflage: 126 795 Ex. (Wemf 2013)
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Samstag, 8.
NZZ vom 8.11.2014, Seite 12.pdf
Firmen wegen Menschenrechtsbruch einklagen
Der Bund prüft neue Wege zu Wiedergutmachungen bei Verfehlungen im Ausland
Die Einklagbarkeit von Firmen
wegen Menschenrechtsverletzungen im Ausland erhält Sukkurs.
Ein Vorstoss will ähnliche
Aspekte in die anstehende
Aktienrechtsrevision hieven.
Davide Scruzzi
Seit Jahrzehnten prangern Nichtregierungsorganisationen immer wieder Fälle an, in denen Schweizer Firmen in
Menschenrechtsverstösse im Ausland
verwickelt sind. Die Chancen für Geschädigte, via Schweizer Gerichte zu
Recht oder Genugtuung zu gelangen,
sind meist gering. Der Bundesrat ist bereit, hierfür neue Lösungen zu prüfen.
Er hat ein Postulat der aussenpolitischen Kommission des Ständerats zur
Annahme empfohlen. Der Bundesrat
hält dabei fest, dass seine wohlwollende
Haltung zum Vorstoss und die Erarbeitung eines Berichts kein Präjudiz dar-
stellten. Es gilt also, die Vor- und Nachteile einer solchen Ausweitung der hiesigen Gerichtspraxis genau abzuwägen.
Das Spektrum denkbarer Lösungen ist
indes bereits weit. Sowohl von gerichtlichen wie nichtgerichtlichen Massnahmen ist die Rede. Als nichtgerichtliche
Massnahme besteht schon heute der
OECD-Kontaktpunkt beim Staatssekretariat für Wirtschaft, der Mediationsverfahren zwischen Firmen und
Nichtregierungsorganisationen führt.
Der Vorstoss steht im Kontext breiter Bemühungen um eine Ausweitung
der gesellschaftlichen und ökologischen
Verantwortung bei Auslandsinvestitionen, ausgehend von der Debatte im
Rohstoffsektor. International haben die
«Ruggie-Kriterien» der Uno dem Thema Wirtschaft und Menschenrechte Gewicht verliehen. Zur Umsetzung dieser
Ruggie-Kriterien erarbeitet der Bund
derzeit eine eigentliche Strategie.
Bereits im Mai hat der Bundesrat
Möglichkeiten für Gesetzesvorschläge
aufgezeigt. Denkbar sei eine Erweite-
rung der Sorgfaltspflichten von Verwaltungsräten um Aspekte der Menschenrechte und des Umweltschutzes, so der
damalige Bericht. Möglich sei auch eine
Pflicht zur Behandlung von Menschenrechtsaspekten in den Jahresberichten
der Firmen. Eine Motion der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrates verlangt, dass diese Vorschläge bereits in der anstehenden Revision des
Aktienrechts umgesetzt werden. Die
Vernehmlassung dazu dürfte der Bundesrat in den nächsten Wochen präsentieren. Doch wie das Bundesamt für Justiz mitteilt, kommt darin die Verwaltungsrats-Verantwortung nicht vor. Es
wird aber eine Transparenzrichtlinie für
Zahlungen von Rohstofffirmen an Staaten vorgeschlagen.
Politischer Druck wird von der Plattform «Recht ohne Grenzen» ausgeübt,
einem Zusammenschluss von zahlreichen bekannten Nichtregierungsorganisationen. Diese planen eine Volksinitiative zur unternehmerischen Verantwortung bei Menschenrechtsfragen.
«Mea culpa» von Margret Kiener Nellen
Die Berner SP-Steuerpolitikerin erklärt die Null in ihrer Steuererklärung
Als linke Politikerin hätte sie ihr
steuerbares Einkommen niemals
mittels Steuerabzügen auf
null drücken dürfen, sagt
SP-Nationalrätin Kiener Nellen.
hä. Bern V Einen Tag nachdem ihre
Steuerdaten publik geworden sind, hat
Margret Kiener Nellen die Flucht nach
vorn angetreten. An einer Medienkonferenz legte die Berner SP-Nationalrätin nicht nur ihre Steuerzahlen offen,
sondern auch diejenigen der Firma ihres
Mannes. Damit reagierte sie auf die Kritik am Umstand, dass sie und ihr Mann
im Jahr 2011 kein Einkommen versteuert hatten – und dies bei einem Vermögen von über 12 Millionen Franken.
Die Null war zustande gekommen, weil
sich ihr Ehemann mit 400 000 Franken
in die Pensionskasse (PK) eingekauft
hatte (NZZ 7. 11. 14). «Mir ist klar, dass
ein Einkommen von null bei einer linken Politikerin viele Fragen aufwirft»,
sagte Kiener Nellen. Sie hätte den Steuerabzug daher «nie zulassen dürfen».
Gleichzeitig bestritt sie, steuerliche
Vorteile erzielt zu haben. Ihr Mann
werde das zusätzliche PK-Geld nach der
Pensionierung nicht in Kapitalform beziehen (wodurch er massiv Steuern sparen würde), sondern als Rente. Dadurch
könnte – je nach Lebensdauer – am
Ende sogar eine höhere Besteuerung
resultieren, als wenn er den PK-Abzug
nicht vorgenommen hätte, sagte Kiener
Nellen. Trotzdem bezeichnet sie den
PK-Einkauf rückblickend als «Fehler».
Die politische Brisanz im an sich legalen
Steuergebaren liegt darin, dass Kiener
Nellen als Politikerin vehement gegen
«Steuerschlupflöcher» kämpft – explizit
auch gegen solche in der 2. Säule.
Die «Weltwoche», die die Steuerdaten publik gemacht hatte, hatte auch
kritisiert, dass Alfred Nellen sein Indus-
trieunternehmen in Burgdorf via eine
Holding halte, was ebenfalls nur der
Steueroptimierung diene. Dazu sagte
Kiener Nellen, die Holdingkonstruktion
sei «eine zwingende Auflage» der kreditgebenden Bank gewesen. Die Steuerdaten legen zudem nahe, dass Alfred
Nellen seit der Übernahme im Jahr 2005
die zuvor kriselnde Firma erfolgreich
saniert hat. Der Vermögenszuwachs von
null auf über 12 Millionen Franken
innert sieben Jahren sei auf den steigenden Wert dieser Firmenaktien zurückzuführen, führte Kiener Nellen aus.
An ihrer Kritik an Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der ebenfalls wegen Steuersparkonstrukten in
die Schlagzeilen geraten war, hält Kiener Nellen fest. Ihr Fall sei überhaupt
nicht mit Schneider-Ammann vergleichbar, weil keine Offshore-Konstrukte im
Spiel seien. Politisch werde sich an ihren
Meinungen und Aktivitäten jedenfalls
nichts ändern, sagte Kiener Nellen.
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steht. Wie die EU-Staaten darauf regieren, ist offen. Ihre Bürger leben auch
NZZ vom 8.11.2014,PETER
Seite
13.pdfnicht mehr in den sechziger Jahren.
Saisonniers und ihren Familien sagt Unia den Kampf an.
STUDER / KEYSTONE
Das lange Warten aufs Bundesgericht
In St. Gallen beschäftigt ein Kopftuchverbot im Schulunterricht Justiz und Politik
Die Debatte um das Tragen von
Kopftüchern an Schulen bewegt
in St. Gallen Justiz und Politik.
Das Verwaltungsgericht hat den
Fall eines muslimischen Mädchens zu beurteilen, während die
Regierung die Grundlage für ein
Kopftuchverbot schaffen will.
Jörg Krummenacher, St. Gallen
Am Beispiel eines 13 Jahre alten, aus
Bosnien-Herzegowina
stammenden
muslimischen Mädchens dürfte sich
weisen, ob das Tragen eines Kopftuchs
in Schweizer Schulen durch die Glaubens- und Gewissensfreiheit geschützt
ist. Das mit seiner Familie in St. Margrethen wohnhafte Mädchen hatte sich geweigert, ohne Kopftuch in die Schule zu
gehen. Damit geriet es in Widerspruch
zur Schulordnung St. Margrethens, die
das Tragen von Kopfbedeckungen während des Unterrichts untersagt. Der
Schulrat pochte in einer Verfügung folglich auf den Schulbesuch ohne Kopftuch, eine Haltung, die vom sankt-gallischen Bildungsdepartement geschützt
wurde. Die Familie zog den Entscheid,
unterstützt durch den islamischen Zentralrat, ans sankt-gallische Verwaltungsgericht weiter. Dieses hat die Beschwerde am Freitag öffentlich verhandelt.
Genügende Gesetzesgrundlage
Zentrale Frage ist, ob eine Schulordnung, und sei sie wie in St. Margrethen
vom Volk autorisiert, eine genügende
Grundlage darstellt, um einen schwer-
wiegenden Eingriff in die Religionsfreiheit zu legitimieren. In einem Entscheid zu einem ähnlichen Fall im thurgauischen Bürglen entschied das Bundesgericht im Sommer 2013, dass weder
der allgemeine Zweckartikel des Volksschulgesetzes noch die gesetzlich vorgesehene Kompetenz der Schulgemeinde, eine Schulordnung zu erlassen, als
Rechtsbasis ausreiche. Allerdings zeigte
sich das Bundesgericht gespalten, und
es liess die grundsätzliche Frage offen,
ob ein hinreichendes öffentliches Interesse bestehe, ein Kopftuchverbot durchzusetzen.
Das Verwaltungsgericht in St. Gallen
wird seinen Entscheid am kommenden
Dienstag fällen, nachdem vor den
Schranken die Anwältin der muslimischen Familie wie auch der Anwalt des
Schulrats St. Margrethen ausführlich
ihre Interpretationen dargelegt haben.
Ein Kopftuchverbot sei diskriminierend, hiess es von der einen Seite, religiöse Symbole hätten im Schulzimmer
nichts zu suchen, von der andern.
Politisch aufgeladenes Thema
In den Parteivorträgen vermischten sich
juristische, weltanschauliche und gesellschaftspolitische Argumente. Die Diskussion über die Kopftuchfrage ist im
Kanton St. Gallen derzeit denn auch
stark parteipolitisch geprägt: Das Thema wird in der anstehenden Novembersession des Kantonsrats eines der
Haupttraktanden sein. Anfang Woche
hat sich die Regierung bereit erklärt, auf
zwei Motionen von SVP und Jung-SVP
einzutreten und eine gesetzliche Regelung zu Bekleidungsvorschriften in der
Schule auszuarbeiten. Die Regelung
zielt auf ein Kopftuchverbot. Die Debatte im Kantonsrat wird, so viel lässt
sich voraussagen, heftig verlaufen. Im
Thurgau hatte jüngst das Kantonsparlament zur selben Frage Stellung zu
nehmen. Es sprach sich, entgegen dem
Antrag der Regierung, gegen ein Kopftuchverbot aus.
In ihrer Argumentation zeigt sich die
sankt-gallische Regierung deckungsgleich mit dem Votum des Anwalts des
Schulrats St. Margrethen vor dem Verwaltungsgericht. Der Anwalt seinerseits
übernahm die Argumentation des
sankt-gallischen Bildungsdepartements,
das den Rekurs der muslimischen Familie gegen das Kopfbedeckungsverbot
abgelehnt hatte. Die sankt-gallische
Regierung findet sich somit vollumfänglich auf der Argumentationslinie des
von SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker
geführten Bildungsdepartements, das
sich als Hardliner in der Frage eines
Kopftuchverbots profiliert hat. Ihr
Einschwenken hat der Regierung seitens der Jungfreisinnigen bereits den
Vorwurf eingetragen, sie blase «in dasselbe populistische Horn wie die (Junge) SVP». Zu befürchten seien nun
«obskure Gesetzesvorlagen», die Vorurteile schürten.
Vor diesem aufgeladenen Hintergrund wird das sankt-gallische Verwaltungsgericht am Dienstag sein Urteil
bekanntgeben. Dieses wird dann wohl –
von der einen oder der anderen Seite –
ans Bundesgericht weitergezogen werden, damit dieses endlich auch inhaltlich
entscheiden kann, ob das religiös motivierte Tragen eines Kopftuchs während
des Unterrichts erlaubt ist oder nicht.
Pressespiegel
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Samstag, 8. November 2014 V Nr. 260
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NZZ vom 8.11.2014, Seite 51x.pdf
Im Westen angekommen
Die Germanistin Lisa D. hält Rückschau auf ein Vierteljahrhundert im Westen
Als die Mauer fiel, war Lisa D.
29 Jahre alt und überzeugte Sozialistin.
Sie erzählt von den Mühen einer
akademischen Karriere, vom Bewusstseinswandel durch Auslandaufenthalte
und vom allmählichen Abschied
von Illusionen.
Sieglinde Geisel
Wenn Lisa D. im Ausland nach ihrer Herkunft gefragt wird, sagt sie heute einfach «aus Deutschland». Dass sie aus dem Ostteil des Landes stammt,
verschweigt sie nicht – «schon weil ich mich damit
interessant mache, das weckt sofort Neugier», sagt
sie lächelnd. Aber es steht nicht mehr an erster
Stelle. Früher war es ihr in den Ferien oder an
Tagungen wichtig gewesen, sofort klarzustellen,
dass sie mit den arroganten, lauten Westdeutschen
am Nachbartisch nichts zu tun hatte. «Neugierig
gegenüber allem Fremden, kritisch gegenüber
allem Westlichen», so hatte sie ihre Haltung zehn
Jahre nach dem Mauerfall formuliert, als sie ein
erstes Mal für ein NZZ-Porträt Bilanz zog, damals
unter dem Titel «Vom Osten ist nichts geblieben»
(NZZ 9. 11. 1999). Neugierig ist sie immer noch
und kritisch ebenfalls, aber die Formulierung
stimme so nicht mehr. «Inzwischen bin ich ja selbst
Teil des Westens. Das ändert die Perspektive.»
Es hatte lange gedauert, bis Lisa im Westen angekommen war. «Die ersten fünfzehn Jahre nach
dem Mauerfall stand ich draussen, ich fühlte mich
nicht zugehörig.» Zum Zeitpunkt der Wende war
Lisa 29 Jahre alt und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ostberliner Akademie der Wissenschaften.
Die akademische Welt, in der ihr beruflicher Weg
gesichert schien, brach über Nacht zusammen. Die
Professoren, bei denen sie promovieren wollte,
wurden abgewickelt, alles stand zur Debatte.
«Wenn man ständig evaluiert wird, fühlt man sich
nicht als Teil einer Gesellschaft. Wir Ostler waren
nach der Wende überall in der Minderheit, die Professoren kamen ja nun alle aus dem Westen.»
Bekenntnis zur SED-Mitgliedschaft
Im ersten Nach-Mauer-Jahr, als die Ost-West-Neugier noch frisch war, hatten wir uns an einem Seminar an der FU kennengelernt. Als Schweizerin war
ich kein echter Wessi – welche Rolle das für unsere
Gespräche spielte, begriffen wir erst nach und
nach. Es gehörte Mut dazu, sich zu einer SED-Mitgliedschaft zu bekennen, doch Lisa wäre es nie eingefallen, ihre Vergangenheit zu verleugnen. Ihre
sozialistische Überzeugung vertrat sie mit Vehemenz. Auf einer Party in Kreuzberg, auf die ich sie
mitgenommen hatte, schockierte sie die Anwesenden mit dem freimütigen Geständnis, dass sie eine
dieser «roten Socken» sei, die sich nach der Maueröffnung wochenlang nicht hatten überwinden können, rüber nach Westberlin zu gehen. Eine Verweigerung aus Trotz, vielleicht auch aus einer gewissen
Scham, so erinnert sie sich heute. «Abgesehen davon waren uns damals auch andere Dinge wichtiger. Es passierte so viel in diesen ersten Wochen:
die Diskussionen in den politischen Organisatio-
nen und zu Hause, die Flut von Enthüllungen über
die reale wirtschaftliche Lage, die Funktionärsvillen in Wandlitz, über das ZK und die Stasi. Dann
die Demonstrationen gegen die Wiedervereinigung – ich war ja überzeugt von der Idee einer
‹anderen› DDR, einem dritten Weg.»
Dank Gorbatschow schien Veränderung möglich, ein Aufbrechen der erstarrten Strukturen.
Lisa und ihr Ex-Mann gehörten zum SED-Reformflügel. Von den Parteiversammlungen waren sie
beide enttäuscht, immer wieder neu empörten sie
sich über die Unfähigkeit der eigenen politischen
Klasse. Als wir Anfang der neunziger Jahre in einer
von Frank Castorfs Multimedia-Inszenierungen in
der Volksbühne sassen und auf Videobildschirmen
Aufnahmen eines SED-Parteitags sahen, lachte ich
unbekümmert, dann merkte ich, wie Lisa in
Schweigen versank. Für sie war es eine Konfrontation mit der eigenen Biografie, für mich absurdes
Theater. Die Fremdheit, die wir damals verspürten
und vielleicht nur deshalb überwanden, weil ich
kein echter Wessi war, wäre heute Anlass für eine
reflektierte Diskussion ohne Verletzungsgefahr.
Aufbruchgefühl vor dem Mauerfall
Im Gegensatz zur FDJ, die Lisa als eine ermutigende «Spielwiese für Verantwortung» erfahren
hatte, sei die SED vor allem auch eine Erfahrung in
Disziplinierung gewesen. «Wir haben uns als denkende Menschen nicht ernst genommen gefühlt.»
Der Mauerfall – vor fünfzehn Jahren hatte sie noch
vom «Kollaps» oder «Zusammenbruch der DDR»
gesprochen – habe ihre Generation um eine
Chance betrogen, nicht nur hinsichtlich des Berufseinstiegs. «Wir dachten ja, wir könnten die Welt
verändern!» Eine schöne Illusion, aus heutiger
Sicht, und doch bleibt das enthusiastische Aufbruchgefühl von damals eine Sozialisationserfahrung, um die ihre Kinder sie beneiden.
Ihr mittlerweile 31-jähriger Sohn und die 27-jährige Tochter seien überraschend stark von der
DDR geprägt, obwohl sie zum Zeitpunkt des
Mauerfalls noch nicht einmal Schulkinder waren.
«Für sie ist der Kapitalismus auch heute nicht
selbstverständlich. Niemand ist ohne Bruch aus dieser Zeit hervorgegangen, und die Kinder haben die
Verunsicherung der Erwachsenen in ihrem Umfeld
aus nächster Nähe miterlebt, die Angst vor Arbeitslosigkeit und Statusverlust.» Kaum jemandem von
Lisas Kollegen in der Ostberliner Akademie der
Wissenschaften ist eine wissenschaftliche Laufbahn
geglückt; sie unterrichten heute Deutsch als Fremdsprache, sind als Legasthenie-Trainer tätig oder
redigieren Ärztezeitschriften. Der Osten habe nach
dem Mauerfall auch Arbeitsmarktprobleme des
Westens gelöst: An den Universitäten, im Bankenwesen und im Rechtswesen wurden die oberen Posten neu besetzt. So hätten viele Westler in der ehemaligen DDR unerwartete Aufstiegschancen bekommen – auf Kosten ihrer Generationsgenossen.
Lisa hat 1994 promoviert, magna cum laude, von
1997 bis 2003 war sie Assistentin an der HumboldtUniversität, 2003 folgte die Habilitation. Die Hoffnung auf eine Professur in der Germanistik hat sie
inzwischen allerdings aufgegeben. Sie hat an internationalen Universitäten Gast- und Vertretungsprofessuren wahrgenommen und wird regelmässig
als Referentin zu Konferenzen eingeladen. Doch
alle ihre Verträge sind befristet, keiner lief länger
als drei Jahre. «Im Gegensatz zu vielen anderen
hatte ich jedoch das Glück, dass es immer wieder
weiterging, wenn auch manchmal knapp.» Ab
Herbst hat sie wieder eine Gastprofessur an einer
Berliner Universität, für anderthalb Jahre.
Es ist für Lisa schwer zu akzeptieren, dass ihr –
trotz Gastprofessuren etwa an der Georgetown
University in Washington D. C. oder der Leuphana-Universität in Lüneburg und trotz hervorragenden Beurteilungen seitens der Studenten – alle
paar Jahre der Gang zum Arbeitsamt droht, auch
wenn sie ihre berufliche Situation gelassener sieht
als früher und weiss, dass es Kollegen aus dem ehemaligen Westen genauso geht. Früher hatte sie sich
als ehemalige DDR-Bürgerin strukturell benachteiligt gefühlt. Inzwischen sieht sie es anders. Es
habe auch mit ihrer Weigerung zu tun, sich bei Bewerbungen strategisch zu verhalten. «Wer bei sich
bleibt, bezahlt dafür eben einen Preis.» An guten
Ratschlägen hatte es nach der Wende nicht gefehlt:
Sie solle zum Bewerbungsgespräch keinen kurzen
Rock anziehen, es empfehle sich, die Bücher der
Beurteilenden zu lesen und bei der Wahl von Forschungsthemen auf die Vergabe von Drittmitteln
zu achten. «Das habe ich abgelehnt. Zur Bewerbung um mein Promotionsstipendium bin ich im
Minirock erschienen, und ich habe das Gespräch
gleich mit einem Marx-Zitat angefangen.» Dass sie
das Stipendium erhalten hat, habe wohl daran gelegen, dass ihr Dissertationsthema zur Forschungspolitik passte: Es ging um die Rolle von Autorinnen in der inoffiziellen DDR-Literaturszene.
Jenseits von Ost und West
Mit dem zeitlichen Abstand zum Mauerfall verschieben sich die Gewichte für Lisa: Mehr und
mehr wird das Politische vom Privaten überlagert.
Inzwischen hat sie den weitaus grösseren Teil ihres
Erwachsenenlebens im Westen verbracht, und in
einem fast unmerklichen Prozess schiebt sich das
Älterwerden allmählich über die politischen Ereignisse: Die Tatsache, dass mit Merkel und Gauck
zwei Ostdeutsche an der Spitze des deutschen
Staats stehen, freut sie zwar, doch es sei ein Zeichen von Normalität und nichts, was sie als ehemalige DDR-Bürgerin nun mit Stolz erfüllen würde,
«und es ist natürlich kein Zufall, dass es Personen
aus kirchlichen Kreisen sind, die es bis ganz nach
oben geschafft haben».
Anderes ist wichtiger. Für ihr Gefühl der Zugehörigkeit zum Westen seien längere Auslandaufenthalte entscheidend gewesen, an Universitäten
in England, Frankreich und den USA. Am stärksten jedoch haben zwei Beziehungen mit Männern
aus Südamerika und Afrika ihr Bewusstsein verändert. Bei Besuchen habe sie gesehen, was lebenslange Armut bedeutet. «Etwa, dass man sterben
kann, wenn man ernsthaft erkrankt. Ich bin dankbar für das Privileg, in einer demokratischen und
hochindustrialisierten Gesellschaft zu leben.» Der
Blick von aussen auf das eigene Leben, das eigene
Land, auf ganz Europa hat die Wirklichkeit neu
sortiert, jenseits von Ost und West. Von Afrika aus
gesehen spiele die Binnendifferenzierung keine
Rolle. «Da gehöre ich einfach zu den Reichen.»
AUSSTELLUNGEN
Pressespiegel
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Anders als gedacht
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
edz. V Viele Ideen und Projekte entwickeln sich
anders als geplant. Die drei Bögen aus Backstein
von Vincent Ganivet (*1976) etwa. Dank einge-
von Texten deutlich. In ihrer Videoarbeit «Mother
Tongue» hat die Künstlerin fünf im Exil lebende
Personen aus den Vorstädten von Paris gebeten,
einen bekannten politischen Text zu wählen, ihn in
Pedro Azara, die Entwicklung des europäischen
Geistes im Mittelmeerraum zu visualisieren. Ein
lohnender Ansatz, weil sich in unserer globalisier-
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NZZ vom 8.11.2014, Seite 57.pdf
«Wir sind verlassen von einem universalen Gott . . . Uns leiten weder himmlische noch irdische Wegweiser.» – Imre Kertész in Berlin, 2009.
ISOLDE OHLBAUM
Unsere Verlorenheit denken
Ein europäischer Intellektueller mit widerständigen Idealen – das heimliche Leben des Imre Kertész. Von László F. Földényi
Nach langen Jahren in Berlin lebt der
Literaturnobelpreisträger Imre Kertész
heute betagt und zurückgezogen wieder
in Budapest. Als Überlebender des Holocaust und des Realsozialismus hat er sich
Illusionslosigkeit und Idealismus gleichermassen bewahrt. Am 9. November
feiert Kertész seinen 85. Geburtstag.
Erst neulich habe ich ihn wieder in Budapest besucht, wohin er vor zwei Jahren aus Berlin umgezogen ist. Mit seinem kranken Körper setzt er keinen Fuss mehr über die Schwelle seiner Wohnung,
sein Geist ist aber nach wie vor rege und kennt
keine Schranken. Ich rief unsere erste Begegnung
in Erinnerung. Wir lernten uns kennen, als sein
Name in Ungarn noch fast unbekannt war: 1982.
Sieben Jahre waren damals seit der ungarischen
Erstveröffentlichung des «Romans eines Schicksallosen» schon vergangen, aber der Roman war noch
immer ohne Echo geblieben. Tankred Dorst, dessen Buch «Merlin» Kertész ins Ungarische übertragen hatte, hielt sich gerade in Budapest auf. Wir begegneten uns zum ersten Mal bei einem Treffen zu
Ehren Dorsts im PEN-Klub. Es fiel auf, dass er sich
immer so positionierte, dass er möglichst im Hintergrund blieb, aber jederzeit vortreten konnte. Er
zeigte sich gefällig, versuchte aber auch unauffällig
zu bleiben. Es ist schwer, beides miteinander in
Einklang zu bringen. Auch deshalb wirkte sein
ständiges Lächeln wie eine Maske, hinter die er
weder damals noch später allzu viel Einblick gewährte. Als trüge er ein Geheimnis in sich, das er
nie jemandem verraten würde. «Ich hatte immer
ein heimliches Leben, und immer war das das
wahre.» So lautet einer der letzten Sätze, die von
ihm bis zum heutigen Tag im Druck erschienen
sind. Genauso hätte aber auch der erste Satz seines
Werkes lauten können.
Spur der Schicksallosigkeit
Tankred Dorst blieb damals mehrere Tage in Budapest. Ljubimow, der russische Regisseur, inszenierte gerade «Don Giovanni» in der Budapester
Oper und lud Dorst zur Generalprobe ein. Dorst
wurde auch von Kertész begleitet, der nicht nur
sein Übersetzer, sondern auch sein Dolmetscher
war. Im Zuschauerraum wurde mehrfach gedolmetscht: Dort sassen die offizielle russisch-ungarische Dolmetscherin des Ministeriums sowie Imre
Kertész als deutsch-ungarischer Dolmetscher. An
dieser Stelle übergeben wir letzterem das Wort:
«Dorst lobte die Inszenierung mit innigen Worten.
Während ich übersetzte, hatte ich plötzlich die
Wahnvorstellung, auch ich sei zugegen, und fügte
also hinzu: ‹Bitte, sagen Sie Herrn Ljubimow, dass
auch ich ihm gratuliere.› Darauf die Dame mit vernichtendem Blick: ‹Sie sollen nicht gratulieren,
sondern übersetzen.›»
Dort im dunklen Zuschauerraum hatte sich
Imre Kertész plötzlich geöffnet, sein «heimliches
Leben» war für einen Augenblick sichtbar geworden. Doch die Bürokratin des Ministeriums hatte
darin sofort eine Rollenverwechslung erblickt –
irgendeine Obszönität. Kein Wunder, dass Kertész
sich sofort zurückzog und nach eigener Aussage
wieder in das Inkognito seiner «Nichtexistenz»
schlüpfte, in die Spur der Schicksallosigkeit zurückkehrte. Etwas, wozu er vom Leben vorher und
auch nachher immer wieder gezwungen wurde. Er
erlebte in einer Person beide Extreme des 20. Jahrhunderts: Auschwitz und den Nobelpreis. Aber er
erlebte sie als radikale Varianten derselben Schicksallosigkeit. Er beschrieb den Holocaust als einen
«langen, dunklen Schatten», der sich über alle
legte, dem sich niemand entziehen konnte. Als
einen ähnlich langen, dunklen Schatten sah er später auch den Nobelpreis, diese «Glückskatastrophe», die sich über ihn gelegt hatte und der er genauso entkommen wollte. Hinaustreten dorthin,
wo er ausschliesslich er selbst sein durfte, wo er sich
vor jenen, die auf ihn warteten, verstecken konnte,
wo er keinen Erwartungen genügen musste, wo
man ihn nicht auf Schritt und Tritt beobachtete, um
ihn und seinen Ruhm für die eigenen Ziele zu benutzen. Wo er sich von den verkrusteten Rollen befreien konnte und nicht mehr ein Denkmal seines
Selbst sein musste. Wo er sein heimliches Leben
nicht mehr heimlich leben musste.
Diese Schicksallosigkeit ist natürlich nicht nur
seine persönliche Katastrophe. Für Imre Kertész
stellt sie das charakteristischste Merkmal des ganzen 20. Jahrhunderts dar. Er dehnt die Schicksallosigkeit auf die Geschichte der ganzen Moderne
aus, sie erscheint ihm sogar als ein wesentliches
Kennzeichen der liberalen Demokratien. Das, was
er später als das «staatliche Massenschicksal» bezeichnen wird, ist für ihn nichts anderes als die
heute allein herrschende Wirklichkeit, «die siegreiche, aber alternativ- und ganz sicher transzendenzlose Welt des Ökonomismus, des Kapitalismus, des ideallosen Pragmatismus». Totalitarismus
ist das ganz und gar, auch wenn er lebbarer als die
anderen beiden ist.
Imre Kertész’ Kritik an den ersten beiden Phänomenen dieser Dreifaltigkeit von Ökonomismus,
Kapitalismus und ideallosem Pragmatismus wird
von vielen geteilt; was das dritte betrifft, kann Kertész mit immer weniger Verbündeten rechnen.
Denn diese Ideallosigkeit lässt sich nicht allein auf
die absurde Niveaulosigkeit der Massenkultur
unserer Tage beschränken. Nein, für Kertész sind
schon die Wurzeln der modernen, westlichen Zivilisation von dieser Ideallosigkeit umschlungen.
Die Schicksallosigkeit betrat die Bühne des Geistes in dem Moment, als die europäische Kultur zu
vergessen begann, dass es etwas gibt, das mächtiger als der Mensch ist, und dass auch das, was man
als Leben bezeichnet, nur ein winziger Teil von
etwas ist, das es überragt und übertrifft. «Kein
Zweifel, wir sind uns an der Schwelle des 21. Jahrhunderts in ethischer Hinsicht selbst überlassen»,
schreibt Kertész. «Wir sind verlassen von einem
universalen Gott, verlassen von universalen Mythen und auch verlassen von einer universalen
Wahrheit . . . Uns leiten weder himmlische noch
irdische Wegweiser.»
Gegen jeden Fundamentalismus
Die Erfahrung des Fehlens der Transzendenz
durchsetzt Imre Kertész’ ganzes Werk. Es scheint
mir wichtig festzuhalten, dass es ihm nicht um
irgendeine religiöse Suche oder Gottessuche geht.
Ich würde so weit gehen zu sagen, dass Kertész
nicht gottgläubig ist; was nichts an seiner festen
Überzeugung ändert, dass es irgendeine Transzendenz geben muss, denn ohne sie würde der Mensch
tatsächlich zu einem schicksallosen Automaten
reduziert werden. «Die transzendente Wirklichkeit
umschliesst uns wie ein Mutterschoss», schreibt er
in «Galeerentagebuch», das ich neben «Roman
eines Schicksallosen» für das zweite bleibende
Werk seines Lebenswerks halte. «Sie ist das einzig
Gewisse, alles, was wir als materielle Gewissheit
ansehen, ist tausendfach ungewisser.»
Seine Kritik am Fehlen der Transzendenz hat
ihn dennoch nie veranlasst, sich unter die Schutzhülle irgendeines Kollektivismus zu flüchten. Kertész enthält sich jeglichen Fundamentalismus, ob
religiöser, nationaler oder politischer Art. Sein
«heimliches Leben» hat ihm ein Hinterland freigehalten, in das er sich vor diesbezüglichen Versuchungen stets zurückziehen konnte.
Wenn man Kertész liest, hat man oft das Gefühl,
man lausche dem Repräsentanten einer untergegangenen Welt, der andere Horizonte als die
Menschen von heute hat, dessen Aufmerksamkeit
auf andere Fragen fokussiert ist als die seiner Zeitgenossen. Das, was traditionell als ein «europäischer Intellektueller» bezeichnet wird, hat beim
Eintritt ins 21. Jahrhundert aufgehört zu existieren.
Die kritischen Intellektuellen betraten die Bühne
im 18. Jahrhundert und waren bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Beweggründe alle überzeugt,
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
dass der Geist sehr wohl etwas bewirken, das Wort
sehr wohl zur Tat werden könne. An solchen Intellektuellen hat Europa schon seit Jahrzehnten keinen Bedarf mehr. Ihren Platz haben andere eingenommen, die die Welt (mit Kertész gesprochen: die
Welt «des Ökonomismus, des Kapitalismus, des
ideallosen Pragmatismus») nicht verändern, sondern höchstens ihre Funktionsweise beschreiben –
oder noch besser ihr dienen wollen. Auch die Welt
des Geistes funktioniert nach den Gesetzen der
Unterhaltungsindustrie.
Gerade weil er dieser Unterhaltungsindustrie –
mit ziemlich wenig Aussicht auf Erfolg – zuwiderläuft, wirkt Imre Kertész oft anachronistisch und
unbequem. Denn wie soll man sich im geistigen
Milieu von heute jemandem gegenüber verhalten,
der die Ansicht vertritt, die gegenwärtige Welt erscheine deshalb als die beste aller Welten, weil der
Geist von Auschwitz, sein Totalitarismus, die Logik
eines Alles-oder-Nichts, die alle bestens verinnerlicht haben – die Betreiber der die Gelder hin- und
herschiebenden, globalen Mechanismen genauso
wie die Repräsentanten nationaler Fundamentalismen oder die Macher einer auch in die kleinsten
Nischen vordringenden Unterhaltungsindustrie –,
gesiegt hat. Wie Kertész gerade in seiner Nobelpreisrede gesagt hat, ist «seit Auschwitz nichts geschehen (. . .), was Auschwitz aufgehoben, was
Auschwitz widerlegt hätte».
Unter Blicken leben
Es ist wegen seines Röntgenblicks, dass ich Kertész
für einen klassischen europäischen Intellektuellen
halte. Ja, der Blick. In einem Eintrag im «Galeerentagebuch» schreibt er: «Wir alle leben unter Augen
(. . .), die uns registrieren. Wird einer nicht registriert, fühlt er sich verlassen – wer auch immer, was
auch immer es sein mag, der registriert, der Pförtner des Himmelreichs oder eine Gefängnisbehörde, ganz egal; die völlige Finsternis der Verlassenheit aber beginnt bei dem Gefühl, dass dieser
Blick, dass diese Registrierung fehlt.»
Wem dieser Blick gehört, weiss ich nicht. Sein
Blick jedenfalls ist noch auf uns gerichtet. Mag sein
Körper, der jetzt 85 Jahre alt wird, noch so gebrechlich sein, sein zeitloser Blick ist schwer zu verwechseln. Wie er uns sieht, bleibt dennoch ein Rätsel –
denn einen Einblick in sein heimliches Leben, den
Hintergrund seiner Entscheidungen werden wir
nie bekommen können.
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László F. Földényi, geboren 1952, ist Kunsttheoretiker, Literaturwissenschafter und Essayist. Er lehrt an der Theater- und Filmakademie
in Budapest. – Aus dem Ungarischen von Akos Doma.
NZZ vom 8.11.2014, Seite 61.pdf
Neuö Zürcör Zäitung
Samstag, 8. November 2014 V Nr. 260
LITERATUR UND KUNST 61
Die Erinnerung ans dunkle Paradies
Der Mensch ist ein Doppelbürger und hat teil an der sichtbaren wie an einer anderen, verborgenen Welt. Von Thomas Hürlimann
1
Zärtlichkeiten zwischen meinen Grosseltern sah
ich nie, aber noch Jahre nach Grossvaters Tod behielten seine Pantoffeln ihren Platz unterm Kachelofen. Im Winter wurden sie vom Feuer gewärmt,
und ich werde nicht vergessen, wie sich die Grossmutter im Ohrensessel das Pantoffelpaar in den
Schoss legte, um es zu streicheln wie zwei junge
Kätzchen. Gewiss, das waren nur Pantoffeln, und
doch waren sie sehr viel mehr: Dinge, die lebten.
Aber warum lebten sie? Was ging da vor?
Jahre später habe ich mich in einer Kneipe in
Leipzig verliebt. Ich wusste es, blitzartig: Die. Keine
andere. Sie ist es. Vor lauter Entsetzen bestellte ich
einen Schnaps, doch nach dem ersten Schluck schob
ich das Glas beiseite. Da geschah’s. Es packte auch
Katja. Wie ich später erfuhr, hatte ich eine Geste
ihres ersten Liebhabers nachgeahmt und damit ihr
Herz erobert. Die Gleichung lässt sich erklären. Als
mich Amors Pfeil traf, habe ich auf den Schrecken
einen Schnaps gebraucht, wie Katjas Erster. Aber
wie er habe ich unter den Augen der Schönen nicht
dem Trunk verfallen wollen; wie er habe ich aufmerksam bleiben wollen für das Flüstern ihrer Lippen, und so reagierten wir beide gleich, er früher,
ich später: Wir schoben das Schnapsglas weg, und
das Glas, das auf einmal eine halbe Armlänge von
uns entfernt stand, überwand Raum und Zeit. Aus
diesem Glas schäumte Unendlichkeit. Es verband
mich mit Katjas erstem Liebhaber und sie mit mir,
und uns alle drei mit der Liebe.
Im Detail steckt nicht nur der Teufel, da verbirgt
sich auch Amor, und offensichtlich warten beide
darauf, Amor wie Teufel, aus dem Ding herauszuschlüpfen. Dinge, die etwas Schlüpfriges haben,
nennen wir Fetische, und so möchte ich nun vom
Fetisch sprechen: vom Ding, das uns packt, das uns
erwischt.
2
Sigmund Freud war nie mit einer Frau in einem
Hut- oder Schuhgeschäft. Warum ich das weiss?
Weil Freud behauptet hat, nur Männer seien Fetischisten. Freuds Theorie ist Ihnen bekannt. Der
Knabe späht von unten, von den Beinen her, nach
dem weiblichen Geschlecht, und o Schreck, da
fehlt was. Der Phallus fehlt. Panik. Kastrationsangst. Also, folgert Freud, will der Knabe gar nicht
hochschauen, er hält den Blick unten fest, auf dem
Fuss. Oder, wie der kleine Katz in meiner Novelle
«Fräulein Stark», auf dem grossen Zeh einer deutschen Oberstudienrätin, der schwärzlich behaart
aus einer Sandale hervorlugt.
Er hat ein wichtiges Amt, dieser Knabe. Vor
dem Portal der Stiftsbibliothek St. Gallen soll er
bodenschonende Filzpantoffeln an die Besucher
verteilen, es ist Sommer, die Frauenröcke sind luftig, und die vorüberwandelnden Beine erregen ihn.
Gewiss, er liebt es, eine Filzhaube über einen Damenfuss zu schieben, aber mit Kastrationsangst hat
das nichts zu tun. Unterm Rock, im Abgrund der
dämmrigen Stoffglocke, worin sich das andere Geschlecht verbirgt, ist das Paradies für ihn, das Paradies, aus dem er vertrieben wurde.
Freud sagt: Der Knabe verweigert das Hochblicken, das Eindringen, deshalb macht er den
Blick am Schuh oder, allerspätestens, am Strapsgürtel fest. Der kleine Katz erlebt es anders. Der
Zeh der Wuchtbrumme, die mit grässlich gebleckten Augen und einem schreibereiten Mund auf ihn
herabstarrt, spricht ihn in einer Weise an, wie er es
noch nie erlebt hat. Nur ein grosser Zeh, gewiss,
aber was löst der nicht alles aus, was bringt der
nicht alles durcheinander! Das monströse Ding
nimmt das Auge des Knaben gefangen und zieht
ihn derart heftig an, dass er es am liebsten geküsst
oder an ihm gelutscht hätte. Natürlich ist das Lustgefühl mit Entsetzen vermischt, einem Entsetzen
über innere Abgründe, und so spürt der Knabe,
dass der Zeh nicht nur zu diesem Fuss, nicht nur zu
diesem Bein, nicht nur zu dieser Person gehört. Er
lugt aus der Sandale – und zugleich aus dem paradiesischen Dunkel hervor. Im Zeh stupft das Paradies den Knaben zum ersten Mal an. Im Zeh
kommt eine bisher verborgene Welt auf ihn zu.
Von jetzt an ist der Knabe ein anderer, einer, der
Verbindungen hat nach drüben.
Was ist die andere Welt? Wo liegt sie? Gibt es
jemanden, der sie von innen kennt und beschreiben kann?
Ja, Rainer Maria Rilke.
Rilke erlebte ähnliche Sensationen wie der
kleine Katz. Die Dinge waren schlüpfrig. Sie
kamen aus dem Dunkel auf ihn zu, sie stupften ihn
an, sie flüsterten und sprachen und sangen, und um
endlich zu erfahren, woher das kam, woher das
sprach, begann für Rilke eine hektische Reise von
Ort zu Ort, von Land zu Land, zu Tolstoi, zu Rodin
und eines Tages bis nach Ägypten. Rilke war kein
Tourist, der die Landschaft fotografierte. Er suchte
jene andere innere Welt, die ihn seit Knabenzeiten
rief und lockte und umtrieb und hetzte. Es gab das
«Schlagen wir die Bücher auf, fallen lauter Einzelheiten aus ihnen heraus.» – Winterabend.
innere Dunkel, das wusste Rilke, er trug es ja mit
sich herum, es brannte in ihm wie Feuer in einem
Kachelofen, aber wie schloss er ihn auf, wie kam er
an die Glut heran, wie konnte er aus der Lava Wörter machen?
In seinen frühen Jahren sah sich Rilke bei den
Meistern um, etwa beim alten Maler Cézanne.
Cézanne kam Rilke wie ein Hund vor, der vor einer
Leinwand darauf lauerte, dass eine noch leere
Stelle im Gemälde hervortrat und endlich verriet,
wie sie gemalt sein wollte. Fast acht Monate diente
Rilke dem Bildhauer Rodin als Privatsekretär, um
aus nächster Nähe zu studieren, wie der, schon ein
alter, kunst- und lebenserfahrener Mann, einzelne
Dinge aus dem Stein herausmeisselte, bis man sah:
Jetzt ist es so weit, jetzt ist das Ding lebendig, «die
‹Hand› ist da».
Das gleiche Verfahren wandte auch Rilke an. Er
rief die Dinge hervor, nicht, wie Rodin, aus dem
Stein: Aus dem Innern rief er sie hervor, aus dem
Dunkel. Er evozierte die Dinge, und damit nähern
wir uns der Möglichkeit, das, was hinter den Dingen liegt, zu bezeichnen.
Evocatio deorum ist ein Begriff aus der römischen Antike. Die Belagerer einer Stadt riefen
durch Gebete und Opfer die Götter der Eingeschlossenen heraus, denn erst, wenn die Stadt von
ihren Göttern verlassen war, konnte sie eingenommen werden. Insofern verstand sich Rilke als Priester. Wie die Belagerer antiker Städte die Stadtheiligen aus dem Innern herausgelockt hatten, wollte er
die Dinge «ins Dasein locken». Die Dinge sollten
die verborgene Stadt verlassen, das heisst, mit Heidegger gesprochen, sie sollten Phänomene werden,
die ans Licht kommen. Damit berühren wir die
Grenze, mehr noch: Wir schlüpfen über sie hinweg
ins Innere, ins Dunkel. Denn was aus dem Dunkel
kommt, muss vorher verborgen gewesen sein. Im
Phänomen, heisst das, ist nicht nur die Aussicht,
das Aussehen, das Bild, die Gestalt, darin ist auch
die Einsicht ins Dunkel, der Rückblick auf die verborgene Stadt. Und da sie in diesem Rückblick
zum ersten Mal auftaucht, da wir in nächtiger
Ferne ihre Umrisse erahnen, begreifen wir, dass es
ein Wiedererkennen ist. Wir haben sie schon einmal gesehen, samt ihren archetypischen Bewohnern, doch bei der Geburt haben wir sie vergessen.
Offenbar nicht ganz vergessen. Ein Schatten der
Stadt hat in uns weitergeträumt, eine vage Erinnerung an ihre Bewohner ist uns geblieben, und diese
Erinnerung liess Rilke nicht ruhen, bis er in einer
ägyptischen Tempelruine zur Säule erstarrte, zu
einer Säule der gesuchten, fast schon verloren geglaubten Stadt. In den «Sonetten an Orpheus» evozierte er Jahre später das Erlebnis seines Erstarrens, und was Rodin oder Cézanne gelang, gelang
jetzt auch ihm: Er vermochte die Säule «ins Dasein
zu locken», er meisselte sie heraus, er stellte sie ins
OLIVIA ARTHUR / MAGNUM
Licht: «(. . .) die eine, in Karnak, die Säule, die
Säule, / die fast ewige Tempel überlebt».
Wahrhaftig eine Evocatio! Indem der Dichter
die Säule, in die er sich vor Jahren verwandelt hat,
ins Gedicht rief, indem er seine Erstarrung auflöste
ins Wort, entstand aus der Säule der Tempel und
mit dem Tempel die innere Stadt. Rilke gab ihr den
Namen «unvergleichliche Stadt des Himmels und
der Erden, denn sie ist wirklich in beiden», schreibt
er in einem Brief, «sie geht durch alles Seiende hindurch». Und er fährt fort: «Ich versuchte neulich,
es in einem Satz verständlich zu machen, indem ich
sagte, sie (die unvergleichliche Stadt) sei in gleichem Masse für die Augen der Verstorbenen, der
Lebenden und der Engel da (. . .): Welt, Schöpfung,
Gebirg und Schlucht, Genesis.»
Selbst Rilke hatte Mühe, zu erklären, wie uns
die unvergleichliche Stadt begegnet, wie sie sich in
einem Ding plötzlich meldet und wie der Dichter,
von ihr evoziert, seinerseits zum Evocateur wird,
zu einem Berufenen, der den Ruf, den er vernahm,
in den Gedichten und Prosawerken weitergibt.
«Der Dichter», schrieb er, «wohnt inmitten der
Dinge und verwandelt sich in sie.» Er wohnt inmitten der unvergleichlichen Stadt, dürfen wir ergänzen, und verwandelt sich in sie. «Immer verwandter
wurden mir die Dinge», dichtete Rilke, «und alle
Bilder immer angeschauter.» Dieses Erlebnis wird
zu seinem Gesang. Sein Wort ist das Dunkel, das
hell wird. Schlagen wir eine beliebige Seite seines
Werks auf, dann «taumeln die Dinge», um es mit
einem Bild aus den «Aufzeichnungen des Malte
Laurids Brigge» zu sagen, aus dem Buch, das
«irgend eine hastige Hand ungeschickt geöffnet
hatte», wie «Rosenblätter» heraus. Nur Rosenblätter. Vergessenes. Überflüssiges. Abfall. Nichts Besonderes. Aber wie viel steckt in diesen Dingen,
wie gross ist der Raum, der sich aus ihnen offenbart. Malte erzählt von einem Mädchen, «und es
kann sein», raunt der Präsens, «dass es in der bauchigen Kommode im Hintergrunde des Schlafzimmers eine Schublade giebt, in der ihre Frühjahreskleider aufgehoben sind; weisse Kleider, die um
Ostern zum ersten Mal angezogen wurden, Kleider
aus getupftem Tüll, die eigentlich in den Sommer
gehören». Das Mädchen ist gar nicht da, nur sein
Kleid wird evoziert, doch wie weit reicht dieses einfache Ding über sich hinaus. Was in der bauchigen
Kommode liegt, ist zugleich Taufkleid, Brautschleier und Totenhemd. Dieses Kleid kann das
Mädchen als Lebende, als Verstorbene und als
Engel anziehen – es gehört zur unvergleichlichen
Stadt, also in unsere Welt und in die andere.
3
Innerhalb seiner Fetischtheorie hat sich Freud geirrt. Wie könnte der kleine Katz den Blick zum
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phalluslosen Geschlecht verweigern, wenn er es
nicht schon geschaut hätte? Allerdings ist es ausgeschlossen, dass er das andere Geschlecht aus dem
Elternschlafzimmer kennt, das war in den fünfziger
Jahren des letzten Jahrhunderts Terra incognita,
nein, geschaut hat er es in vorgeburtlichen Räumen, in Platons Reich der Ideen, in Rilkes unvergleichlicher Stadt. Daraus wurde er vertrieben, danach hat er Heimweh, und es war ein ebenso glücklicher wie verstörender Augenblick für ihn, als er
vom monströsen Zeh zum ersten Mal an das verlassene Paradies erinnert wurde. Jahre später, seltsamerweise gerade zu der Zeit, als ich die Novelle
schrieb, leuchtete das Paradies in Katjas grauen,
leicht betauten Augen auf. Und siehe da, in meinem Delirio amoroso tat ich genau das Richtige.
Ich bestellte einen Schnaps, schob das Glas beiseite
und evozierte durch diese Gebärde Katjas Heimweh nach ihrer Mädchenblüte und ihre Erinnerung
an den toten Geliebten. Da packte es auch sie. Da
passierte ihr, was dem kleinen Katz einst durch den
Zeh passiert war. Aus dem Schnapsglas schäumte
das Geisterreich der unvergleichlichen Stadt auf,
das verlorene Paradies. Das Schnapsglas drang in
ihren Blick ein und bannte ihn. Aug und Glas wurden eins. Verweile doch, du bist so schön.
Nur Männer seien Fetischisten? Aber nein.
Frauen sind uns da sogar weit überlegen, sonst hätten wir gar keine Chance. Indem sie sich vom
Detail ansprechen lassen, von einer Gebärde oder
einem Gebrechen, blenden sie die Restmenge aus.
Gott sei Dank! Denn niemand, weder Frau noch
Mann, hielte einen andern in seiner Gesamtheit,
mit all seinen Abgründen, Lüsten, Affekten, Trieben, Schmerzen, Wünschen, Hoffnungen, Charakterzügen, Charakterfehlern, auch nur eine halbe
Minute aus, allein schon deshalb, weil kein Mensch
seine Gesamtheit ist. Wir sind ja kaum je in der
Gegenwart, wie Augustinus meint, sondern mit
den Gedanken entweder in der Zukunft (wie lang
wird er noch reden) oder in der Vergangenheit
(habe ich die Herdplatte ausgeschaltet). Das Jetzt,
wenn wir es fassen wollen, ist immer schon vorbei,
die Gesamterscheinung, wenn wir sie betrachten
oder anbieten wollen, zerfällt in Splitter. So bestehen wir wie im Blick der Liebsten nur aus einem
Ausschnitt. Wir sind stets nur als Teil gegenwärtig,
als winziger Teil, als Bruchstück, aber dieser Teil
weist himmelhoch über sich hinaus ins grosse
Ganze – gerade so, wie das von Malte beschriebene
Mädchenkleid den gesamten Lebenskreis evoziert,
die Reise von der Wiege bis zur Bahre. Unser Ganzes ist nicht das Bündel unserer Triebe, Affekte,
Domestizierungen und Selbstporträts. Unser Ganzes ist jener Teil, der durch alles Seiende hindurchgeht und zur Doppelstadt des Himmels und der
Erden gehört.
Der Philosoph Paul Good, der an der Kunstakademie Düsseldorf lehrte, zitiert in seiner Studie
über Alberto Giacometti dessen Satz, dass beim
Zerbrechen einer antiken Statue jedes Bruchstück
ein Kunstwerk für sich ergebe. Das Gleiche, so
Good, gelte auch für Giacomettis Skulpturen «Die
Hand», «Die Nase», «Das Bein». Da fehle nichts.
Da sei der Teil das Ganze, und in der Tat, wenn wir
Giacomettis «Bein» betrachten, wenn wir von diesem Bein «immer angeschauter» werden, erleben
wir das gleiche Wunder wie beim Verlieben. Da ist
man ganz da – und ganz weg. Hingerissen: hinübergerissen ins dunkle Paradies. Man ist zugleich in
der verrauchten Kneipe, reduziert auf ein Schnapsglas, und verbunden mit der anderen Seite.
4
Es war ein Winterabend. Aus dem rötlichgrauen
Himmel fielen Flocken. Im Kachelofen brannte
das Feuer. Die Grossmutter sass im Ohrensessel,
die Lider geschlossen. Die Hand, die im Schoss die
Kätzchen streichelte, war nur noch Haut und Knochen. Um die Grossmutter nicht zu wecken, fragte
ich leise: «Ihr Kätzchen, wo kommt ihr her? Wo
geht ihr hin?»
Die Antwort habe ich vergessen, aber seit
jenem Abend suche ich sie: als Leser. Denn als
Leser weiss ich, dass die Dinge, die die verborgene
Stadt evozieren, in den Büchern sind, und obwohl
es eine Binse ist, muss es zum Schluss gesagt sein:
Dinge sind auch die Bücher. Phänomene. Fetische.
Schlagen wir sie auf, fallen lauter Einzelheiten aus
ihnen heraus, und das Schöne ist: Die herausfallenden Dinge, die Rosenblätter und die Mädchenkleider, lehren uns das ganz grosse Ding verstehen: dass
wir Doppelbürger der Doppelstadt sind.
Ja, im Buch steckt die Welt, im Buch stecken
beide Welten, diese und die andere. Da begreifen
wir, inwiefern wir ein Teil und dennoch das Ganze
sind, eine Nase und das Paradies, das die Nase aus
dem Zeh erwittert; ein Bein und zugleich der Gang
von Stadt zu Stadt: Genesis Exodus Heimkehr.
.......................................................................................................
Der Schriftsteller Thomas Hürlimann hielt am 6. November die
Eröffnungsrede an der diesjährigen Buch Basel. Wir drucken die Rede
im Wortlaut ab.
Schweiz
NZZ am Sonn
NZZ vom 9.11.2014, Seite 18.pdf
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Die Polizei sucht
«Mit Moralisieren ist niemandem geholfen»: Kirchenbundpräsident Gottfried Locher. (Bern, 14. Dezember 2010)
Der oberste Reformierte im Land
lobt die Dienste der Prostituierten
Mit ihrer Arbeit trügen sie zum Frieden bei, sagt Gottfried Locher
Mit gewagten Aussagen zu
Sexualität und Prostitution in
einem Buch sorgt der
Präsident des Kirchenbundes
für Kontroversen.
René Donzé
«Befriedigte Männer sind friedlichere Männer.» Das sagt Gottfried
Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes in einem Buch, das dieser
Tage erschienen ist. «Darum sage
ich, wir sollten den Prostituierten
dankbar sein. Sie tragen auf ihre
Art etwas zum Frieden bei.»
Im Buch mit den Titel «Gottfried Locher, der ‹reformierte Bischof› auf dem Prüfstand» äussert
er im Gespräch mit dem Autor Josef Hochstrasser seine persönlichen Ansichten zu verschiedensten Themen wie Reichtum, Tod,
Fussball und Asyl. Dabei spricht
der reformierte Pfarrer Klartext
und provoziert – auch in Bezug
auf Sexualität. Junge Männer
träumten von «Frauen, Freiheit,
Kohle, Karriere», ist da zu lesen.
Mit dem Alter verändere sich das.
Bei ihm melde sich die Sexualität
nicht mehr «als Beute verschlingendes Raubtier wie in der Jugend», sagt der 48-Jährige.
Die Freier bezeichnet Locher
als Männer, deren Not so gross
sei, dass sie sogar Geld für Sex
ausgäben. «Was sich in ihnen an
unerfüllter Lust aufstaut, sucht
sich immer irgendein Ventil. Unruhige Männer tragen entsprechend auch Gewaltpotenzial in
sich.» Prostituierte würden darum einen unerlässlichen Dienst
an der Gesellschaft leisten.
Für die Frauen aber habe das
Sexgeschäft eine hässliche Fratze: «Sie müssen mit Langzeitschäden an Leib und Seele fertigwerden. Wer seinen Körper prostituiert, schadet ihm auf die
Dauer. Und wer ihm schadet, malträtiert auch die Seele.» Das sei
eine Hypothek, die nie zurückbezahlt werden könne.
Diese Weltsicht kommt in
Fachkreisen nicht nur gut an.
«Herr Locher pflegt in diesem
Buch ein problematisches sexistisches Weltbild, in dem die Frauen
als Ventil der männlichen Lust zu
dienen haben», sagt Rebecca
Angelini, Mediensprecherin der
Fachstelle Frauenhandel und
Frauenmigration. Und er mache
die Prostituierten zu armen Geschöpfen – in Wahrheit aber seien
die meisten stark und emanzipiert. «Sie sind nicht Opfer ihrer
Arbeit, sondern vielmehr der
Stigmatisierung, die damit verbunden ist. Die Klischees im Buch
verstärken solche Vorurteile.» Immerhin sei es erfreulich, dass der
oberste Reformierte die Sexarbeit
als soziale Realität anerkenne.
Kritik kommt auch von EVPNationalrätin Marianne Streiff.
Locher probiere zwar, beide Seiten aufzuzeigen und niemanden
zu verurteilen. Doch: «Die Darstellung des Mannes ist beleidigend. Als ob er ein Tier wäre, das
seine Triebe nicht im Griff hat.»
Dabei sollten die Männer heute
doch in der Lage sein, ihre Probleme anders zu lösen als mit dem
Gang zur Prostituierten. Die EVPPräsidentin macht sich für eine
Eindämmung d
er Prostitution
stark. «Eine Bestrafung der Freier,
wie sie in Schweden eingeführt
wurde, könnte eine Lösung sein.»
Begeistert von Lochers Haltung
ist Kathrin Hilber. Die ehemalige
St. Galler SP-Regierungsrätin hat
sich als Chefin einer nationalen
Expertengruppe mit dem Thema
befasst. «Diese deutliche Anerkennung der Bedeutung der Arbeit von Prostituierten durch einen kirchlichen Amtsträger erstaunt und beeindruckt mich.» Er
bringe das Thema auf den Punkt
und habe sich erstaunlich gut in
die Frauen hineingefühlt.
Locher ist erstaunt ob der Kontroverse, die seine Worte auslösen. «Ich habe versucht, die ganze
Widersprüchlichkeit der Prostitution zu beschreiben. Ich meine,
das grosse Leid der Prostituierten
hervorgehoben zu haben. Wenn
das nicht gelungen ist, dann muss
es nachgeholt werden.» Eine Lösung sehe er nicht. In der gefallenen Schöpfung gebe es nun einmal nicht nur das Gute. Als Kirchenvertreter müsse er der Realität in die Augen schauen, er äussere aber seine persönliche Meinung. «Mit Moralisieren ist niemandem geholfen.»
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der Frau. Laut Bueno ist das aber
kein Erfolgsgarant: «Der Grossteil
der Frauen kehrt vom Frauen-
soll die Gewaltspirale durchbrechen», sagt Derungs.
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22
ILLUSTRATION: GABI KOPP
Zwinglianische
Schweizer,
lutherische
Deutsche
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Wer nationale Unterschiede mit
konfessionellen Prägungen erklärt,
muss genau hinschauen. Aber
spannende Fragen gibt es allemal
schweizerische Tugenden wie Sparsamkeit
und Mässigung? Aber als typisch schweizerisch geltende Tugenden können eben nicht
konfessionell geprägt sein in einem Land,
das etwa zu gleichen Teilen Protestanten
und Katholiken bevölkern, was für Deutschland ähnlich gilt.
Ohnehin hat der Toggenburger Zwingli,
der 1531 in der Schlacht bei Kappel fiel, vom
Franzosen Calvin nie gehört, der 1536 erstmals nach Genf kam. Mit Zwinglis Nachfolger
Bullinger schloss Calvin erst 1549 den Consensus Tigurinus ab, eine Einigung in der
umstrittenen Abendmahlslehre. Das war
langfristig tatsächlich wichtig, denn so
fanden sich deutschsprachige Zwinglianer
und frankofone Calvinisten in der Schweiz
als Reformierte zusammen, während die
Lutheraner den Protestantismus in Deutschland dominierten. Aber Reformierte gab es
auch dort, etwa in der Kurpfalz, von wo aus
der Heidelberger Katechismus von 1563 weltweite Wirkung entfaltete.
Und der Bauernkrieg, will der Hausherr
wissen, das war doch eine Schlächterei, der
Luther zugestimmt hat, obwohl die Bauern
sich auf die reformatorische Freiheit beriefen. Doch die Eidgenossen unterdrückten die
Proteste der Bauern ebenso, erst recht, wenn
diese zudem ketzerische Täufer waren. Die
Bauern verstanden Luthers Rede von der
Freiheit eines Christenmenschen falsch, als
reale Befreiung aus ihrer Leibeigenschaft,
nicht als theologische Befreiung vor der
Thomas Maissen
E
in Tischgespräch mit deutschen
und schweizerischen Kennern der
Reformationszeit: Der Gastgeber
interessiert sich für die langfristigen
Folgen. War Luther ein Fürstenknecht, und
hat er eine deutsche Untertanenmentalität
geprägt? Betrieb Zwingli hingegen eine republikanische Reformation in der Gemeinde?
Wenn es einen Grenzfluss der Einflussbereiche gab, so war es allerdings der Main, nicht
der Rhein. Die politische Verfassung der
Reichsstadt Zürich unterschied sich kaum
von der in Augsburg, Ulm oder Konstanz.
Dort überall wirkten Zwinglianer in den Kirchen und in den Ratsgremien, bis der katholische Kaiser Karl V. sie nach seinem Sieg
über die Protestanten im Schmalkaldischen
Krieg 1547 vertrieb.
Aber die calvinistische Ethik, so eine
weitere Frage mit Bezug zu Max Webers
berühmtem Aufsatz über Protestantismus
und Kapitalismus, begründete sie nicht ein
besonderes Wirtschaftsverständnis, die
«innerweltliche Askese» und damit typisch
Als typisch
schweizerisch
geltende
Tugenden wie
Sparsamkeit
und Mässigung
können nicht
konfessionell
geprägt sein
in einem Land,
das etwa zu
gleichen Teilen
Protestanten
und Katholiken
bevölkern.
Angst vor Gottes Strafe. Der lutherische
Theologe fügt hinzu: Der Glaube an Gottes
Gnade soll einen gerade frei machen von den
Nöten im Diesseits und von den politischen
Sorgen. Da horchen die Schweizer Tischgenossen auf: Ein Freiheitsbegriff, der politische Teilhabe und Mitwirkung nicht ein-,
sondern ausschliesst, das kann und konnte
man sich in der Eidgenossenschaft schwer
vorstellen. Für Zwingli war ein guter Christ
dasselbe wie e in guter und treuer Bürger.
Anders als Luther, der einen gnädigen Gott
für das Jenseits suchte, wollte Zwingli bereits
die politische Gemeinschaft verchristlichen,
die christliche Stadt zu einer Kirche formen.
Ein weiterer deutscher Theologe bringt
den deutschen Sozialstaat ein: begründet
nicht von der Linken, sondern vom Lutheraner Bismarck, welcher der Arbeiterschaft
Sicherheiten in Krankheit, Alter und Not
versprach, damit sie auf politische Mitsprache verzichte. Religiöse und säkularisierte
Heilsversprechungen als Lohn für politische
Entmündigung hier, die Mitgestaltung der
bürgerlichen Umwelt dort – wäre das doch
ein Unterschied zwischen lutherischer und
reformierter Tradition? Und für den Schweizer, auch wenn er das Politisieren hoffentlich
nicht lassen wird, vielleicht die Überlegung
wert, ob Freiheit noch anderes enthalten
kann als politische Selbstermächtigung.
Thomas Maissen ist Direktor des Deutschen
Historischen Instituts Paris.
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Endlich eine
Reality-Show, die
wirklich komisch
ist: Tagebuch lesen!
Westschweizer Bi
Mein Tagebuch
ORF1, 4.November, 23 Uhr
ORF
TV-Kritik Von Christine Brand
Pressespiegel
Ron Hochuli
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
«Liebes Tagebuch. Meine Freundin hat
schon ihre Tage. Ich noch nicht. Wenn ich
ehrlich sein soll, will ich sie noch gar nicht.
Erst mit elfeinhalb oder so», schrieb Sarah,
als sie elf war. «Bitte verlass mich nicht. Ich
elten sind Westschweizer Regierungsräte so geschlossen aufgetreten wie
diese Woche. Gleich vier kantonale
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NZZ am Sonntag 9. November 2014
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25
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Mauerfall
Berlin
Was sich am 9. November 1989 in Berlin ereignete, begann eigentlich zehn Jahre
früher in Rom – mit der Wahl des polnischen Papstes. Dieser verkündete die
Botschaft, die Polen veränderte, den wirtschaftlich geschwächten Ostblock
destabilisierte und ihre Spuren bis zum Ende der DDR im Herbst 1989 hinterliess.
Sie umfasste drei Worte: «Fürchtet euch nicht!» Von Thomas Isler
F
ragt man Martin Rhonheimer
nach dem Ende des Kommunismus, so kommt ihm nicht der
9. November 1989 in den Sinn.
Da sass er in Zürich vor dem
Fernseher und freute sich still.
Der Priester und Professor für
politische Philosophie, der an der Opus-DeiUniversität Santa Croce in Rom lehrt, denkt
beim Ende des Kommunismus an den 1. Dezember 1989. Da war er im Vatikan mit Arbeiten an einer Enzyklika beschäftigt und wurde
Zeuge, wie Michail Gorbatschow, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, den Papst besuchte, um zu kapitulieren. Das stimmt natürlich nicht. Es war ein
Staatsbesuch. Aber vielen erschien es wie e ine
Kapitulation, nicht nur den Mitarbeitern der
Kurie, die wie Rhonheimer an die Fenster eilten, um Gorbatschow vorbeifahren zu sehen.
«Es war klar, das Versprechen des Kommunismus war zusammengebrochen», sagt Rhonheimer heute. «Darum glich der Besuch der
Kapitulation eines Lügensystems vor einer
Autorität, die dem Gewissen und der Wahrheit den Vorrang gibt.»
Zorniger Anruf von Breschnew
Der Papst als Bezwinger des Kommunismus?
Das ist natürlich überzogen. Für den Untergang des Ostblocks, also der Sowjetunion und
ihrer kommunistischen Satellitenstaaten, gab
es viele wirtschaftliche und politische Gründe. Unabdingbar war aber auch die spirituelle
Dimension, die Papst Johannes Paul II. verkörperte. Gorbatschow schrieb später in seinen Memoiren: «Alles, was in den letzten Jahren in Osteuropa geschah, wäre ohne Gegenwart dieses Papstes nicht möglich gewesen.»
Während der Westen das Papsttum als Faktor
der Geopolitik lange unterschätzte, gab es andernorts Politiker, die genau vor dem früh und
eindringlich warnten – im Kreml.
Die Sowjets hätten lieber den Dissidenten
Alexander Solschenizyn als Uno-Generalsekretär gehabt als einen Polen als Papst, unkte
später ein Insider in Moskau. Im Herbst 1978,
wenige Tage nach der Papstwahl, verlangte
Juri Andropow, der Chef des sowjetischen Geheimdienstes KGB, einen Bericht darüber, wie
das Unglück im Konklave habe passieren können. Der Befund: Die Wahl sei das Resultat
einer deutsch-amerikanischen Intrige, bei der
der polnischstämmige Erzbischof von Philadelphia und der in Warschau geborene Sicherheitsberater von US-Präsident Carter, Zbigniew Brzezinski, die Fäden gezogen hätten.
Im Kreml stellte man sich Geschichte gerne als
eine Abfolge von Intrigen vor. Die Analyse der
Gefahr aber war richtig: dass in Teilen der
Ukraine, in Litauen oder eben im tiefgläubigen Polen der Katholizismus ein mächtiger
Träger des Nationalismus und eine der wenigen Nischen im totalitären System war. Und
dass der erste Slawe auf dem Stuhl Petri,
der diese Gläubigen direkt ansprechen könnte, ein sowjetischer Albtraum wäre. Genau das
aber plante der neue Papst, kaum war er im
Amt – einen ausgedehnten Besuch in Polen.
Johannes Paul II. vertrat in Glaubenssachen
eine konservative Haltung, und er verkörper-
te eine tiefe, an Mystik grenzende Frömmigkeit. Gleichzeitig hatte e r als Erzbischof von
Krakau gezeigt, das er auch ein robustes Verständnis für Machtpolitik hatte und die Chancen, die ihm der Vatikan mit dem ältesten
funktionierenden diplomatischen Dienst bot,
wohl zu nutzen wissen würde. Vor allem hatte er die Kühnheit, zu glauben, dass die kommunistischen Diktaturen überwunden werden könnten und dass das Appellieren an das
Gewissen der Menschen das Mittel dazu sei.
Um diese Kühnheit heute zu verstehen, ist
ein kleiner Exkurs in die Kirchenpolitik der
siebziger Jahre nötig. Papst Paul VI. richtete
damals mit seinem Kardinalstaatssekretär
Agostino Casaroli die Ostpolitik des Vatikans
neu aus. Es ging darum, mit pragmatischen
Schritten das Los der Katholiken hinter dem
Eisernen Vorhang zu verbessern und auf die
Gewährung der Religionsfreiheit zu pochen.
Im Gegenzug verzichtete der Vatikan auf Provokationen, verhinderte teilweise die Weihe
von Untergrund-Priestern und anerkannte
das kommunistische System sowie die Teilung Europas. Der Vatikan machte quasi, was
weltliche Politiker 1975 in der Schlussakte von
Helsinki vereinbart hatten: Anerkennung der
Grenzen im geteilten Europa im Austausch für
menschenrechtliche Garantien im Osten.
Johannes Paul II. bricht mit dieser Ostpolitik. Er akzeptiert das System von Jalta, das
Europa trennt, nicht und will den Kommunismus überwinden. Das ist das Revolutionäre an
ihm. Und das Erstaunliche: Er schafft es mit
drei Worten. «Non abbiate paura!», sagte e r in
seiner allerersten Predigt als Papst. «Fürchtet
euch nicht!», wiederholte e r bei seinem Besuch in Polen unzählige Male. Es wurde zur
Bestätigung des alten Gedankenexperiments,
wonach jedes Verbrechersyndikat und jedes
totalitäre System zum Einsturz zu bringen
Michail
Gorbatschow
Der 83-Jährige war
der letzte Staatschef der Sowjetunion. Er leitete
das Ende des Kalten
Krieges mit ein und
schrieb dem Papst
später dabei eine
eminente Rolle zu.
Kirchen in der DDR
Schwerter zu Pflugscharen
Wie in Polen entwickelte sich
auch in der DDR die Kirche zu
einem der wenigen Orte, wo
überhaupt Dissens möglich war.
Für junge Menschen, die sich
im inneren Widerstand zum
DDR-Regime befanden und ein
geisteswissenschaftliches Fach
studieren wollten, kam nur Theologie infrage. Auch das erklärt
die wichtige Rolle der Pastoren
bei den Protesten von 1989.
Fast zehn Jahre zuvor hatte
das DDR-Regime die Grenzen zu
Polen praktisch zugemacht, um
ein Überspringen der Proteste
aus dem Nachbarland zu verhindern. Dennoch begannen
die evangelischen Kirchen in der
DDR fast gleichzeitig wie die
katholischen in Polen aufzu-
mucken. Anlass dazu gab das
neue Schulfach Wehrerziehung.
Die Kirchen organisierten aus
Protest Friedensandachten mit
einem cleveren Symbol: ein
Stück Stoff – das Bedrucken von
Papier unterlag der Zensur – mit
dem biblischen Spruch «Schwerter zu Pflugscharen», der beim
Propheten Micha zu finden ist.
Das war auch der Titel einer
Plastik, die die Sowjetunion 1959
der Uno geschenkt hatte, der
deshalb kaum verboten werden
konnte. Aus der Aktion entwickelten sich die Friedensgebete
in der Nikolaikirche in Leipzig,
die anfangs nur wenige Leute
anzogen, sich aber später zu den
machtvollen Kundgebungen im
Herbst 1989 auswuchsen. (tis.)
wäre, wenn sich alle Menschen gleichzeitig
entschliessen könnten, keine Angst mehr zu
haben. Genau das tat der Papst in Polen: Er
verbreitete Furchtlosigkeit und beendete die
Vereinzelung der Menschen. Die Sowjetunion
versuchte nach Kräften, den Besuch zu verhindern. Staatschef Leonid Breschnew befahl
der polnischen Führung in einem zornigen,
aber erfolglosen Telefonat, den Papst nicht ins
Land zu lassen. Das konnte und wollte das
polnische Regime nicht wagen.
Am 2. Juni 1979 begannen die neun Tage,
die die Welt veränderten. Der Papstbesuch in
Polen wurde zum symbolisch aufgeladenen
Triumphzug. «Millionen Polen zeigten sich,
um zu singen, zu beten, zu weinen mit dem
Mann, den sie als Karol Wojtyla kannten»,
schrieb «The Economist» im Nachruf auf Johannes Paul II., der damals in einem Ausbruch
der Hingabe gebadet worden sei. Insgesamt
13 Millionen Polen haben ihn persönlich erlebt. Der spätere Aussenminister Radoslaw Sikorski kletterte als 16-Jähriger auf einen Baum
beim Flugplatz bei Gnesen (Gniezno) und sah
ein Menschenmeer, das sich in jede Richtung
drei Kilometer ausdehnte. «Die Leute waren
verzaubert und verwandelt», stellte der atheistische Publizist Adam Michnik fest. Kreuze
und Beichtstühle mutierten zu Symbolen
des politischen Protests, Jugendliche riefen
in Sprechchören: «Wir wollen Gott!» – und das
Regime war machtlos. Der Papst provozierte
nie offen, er wählte seine Worte mit Bedacht
und moderierte geschickt den Überschwang
der religiös leicht entflammbaren Polen.
Wie die Publizistin Anne Applebaum, die
Frau von Radoslaw Sikorski, später in der
«Washington Post» festhielt, gab es neben den
spirituellen auch ganz praktische Gründe,
weshalb die Religion zur Plattform des Protests wurde: Nicht nur im katholischen Polen,
sondern später auch in der evangelischen
DDR bot die Kirche einen der ganz wenigen
zivilgesellschaftlichen Freiräume in einem
System, das Besitzanspruch auf alles erhob
und jede Privatheit auszumerzen trachtete.
Ausserdem lieferte gerade der katholische
Glaube eine reiche Palette an Symbolen, die
fallweise aus Frömmigkeit, aus Protest oder
aus beiden Gründen genutzt werden konnten.
Oder wie e in polnischer Bergmann 1979 auf
die Frage antwortete, wieso man in Polen katholisch sei: «Um die Mutter Gottes zu preisen
und auf diese Bastarde zu spucken!»
Reagans Nähe zum Papst
In Polen gilt der Papstbesuch als Angelpunkt
für die Ereignisse von 1989 im Land – und später im ganzen Ostblock. «Die Leute in Polen
wussten schon vorher, dass dies ein Lügensystem war», sagt Martin Rhonheimer, «aber
der Papstbesuch hat wesentlich dazu beigetragen, dass man sich wagte, darüber zu reden, darüber nachzudenken und dann danach
zu handeln.» Johannes Paul II. habe in einer
geschickten Verbindung von öffentlich wirksamen Aktionen und Diplomatie den ersten
Keil in das System getrieben. «Es ist die grosse
Leistung dieses Papstes, dass er ein Fundament gelegt hat für den Zusammenbruch
des Kommunismus, der sicher auch ohne ihn
Der Anfang vom Ende des Kommunismus: Der polnische
gekommen wäre, aber vielleicht nicht so früh
und nicht so friedlich», meint Rhonheimer.
Als Folge des Papstbesuchs wird in Polen
wenige Monate später die erste freie Gewerkschaft des Ostblocks gegründet. Ihr Name:
Solidarnosc, Solidarität, ebenfalls ein Schlüsselbegriff aus den Predigten des Papstes. Die
Bewegung wächst schnell. Dass sie sich vom
System nicht korrumpieren lässt und nicht zu
Gewalt greift, hat viel mit dem Einfluss des
Papstes auf den Gewerkschaftschef Lech
Walesa zu tun. Im Dezember 1981 weiss sich
Polens Regime nur noch mit dem Verbot von
Solidarnosc und der Verhängung des Kriegsrechts zu helfen, das bis Sommer 1983 dauert.
Es kommt zu schweren Menschenrechtsverletzungen und Versorgungsmängeln. Das
Regime ist unwiderruflich erschüttert. Gleichzeitig kommt in Moskau ein Mann wie Gorbatschow an die Macht, der die Klugheit hat, zu
sehen, dass das Sowjetsystem ohne Reformen
nicht zu halten ist. In Polen wird angesichts
des drohenden Staatsbankrotts und neuer
Streikwellen Solidarnosc wieder zugelassen.
Im Frühling 1989 kommt es zu einem runden
Tisch, im Juni 1989 zu den ersten halbfreien
Wahlen im Ostblock, bei denen die Kommunisten eine vernichtende Niederlage e rleiden.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
NZZ vom 9.11.2014, Seite 27.pdf
27
WOJCIECH KRYNSKI / FORUM / SZ PHOTO
Nach dem Kommunismus
«Marktwirtschaft ist
etwas Natürliches»
NZZ am Sonntag: Papst Johan-
nes Paul II. hat den Kommunismus besiegt. Aber er hat bald
darauf auch den Kapitalismus in
einer Enzyklika scharf kritisiert.
Warum?
Martin Rhonheimer: In der
Enzyklika Centesimus annus von
1991 sagt Johannes Paul II. klar:
Der Sozialismus ist gescheitert,
er gehört auf den Müllhaufen der
Geschichte. Er ist nicht der erste
Papst, der dies sagte. Aber er ist
der erste Papst, der sagte: Der
Kapitalismus ist nicht gescheitert
– vorausgesetzt, er ist eingebun­
den in eine rechtliche Ordnung
mit Grundrechten und einen
Rahmen, der die Transzendenz
für Menschen ermöglicht. In der
eigentlich sehr liberalen Enzy­
klika wird auch der Unterneh­
mensgewinn, das Streben nach
Profit, explizit gutgeheissen.
Das war vorher nicht so?
Früher hiess es seitens der
Kirche: Sozialismus? Nein.
Kapitalismus? Nein. Die Kirche
plädiert für einen Dritten Weg.
Johannes Paul II. sagte nun:
Sozialismus? Nein. Kapitalis­
mus? Ja, aber. Klar wurde das
aber später immer etwas stärker.
Das Leidige ist natürlich, dass
ein Papst oder ein Priester, der
über Kapitalismus redet, in der
Regel das aber betont. Sonst
klingt es irgendwie sehr hart.
Sie sind nicht nur Priester, sondern auch Mitglied der liberalen
Friedrich-A.-von-Hayek-Gesellschaft. Spüren Sie dieses
Spannungsverhältnis auch?
Ja, natürlich. Aber ich glaube,
es ist heute besonders wichtig,
kompromisslos für Kapitalismus
und Marktwirtschaft einzutre­
ten. Viele Leute meinen, öffent­
liche Aufgaben müsse zwingend
der Staat erledigen. Das ist ein
Fehler. Es gibt öffentliche Auf­
gaben, die muss – auch das ein
Postulat Hayeks – die Zivilgesell­
schaft wahrnehmen. Und das
ist letztlich eben auch der viel
christlichere Weg, denn es ist der
Weg der Selbstverantwortung
und gelebter Solidarität.
Eine Marktwirtschaft produziert
immer auch Verlierer. Wer sorgt
für die?
Das sind, wie der Ökonom
Schumpeter es nannte, die Pro­
zesse der schöpferischen Zerstö­
rung der Marktwirtschaft. Neue
Technologien zerstören Herge­
brachtes. Neues kann nur wach­
sen, wenn Altes stirbt. Das heisst
aber auch: Der Markt kreiert
immer wieder Chancen. Wenn
Wieso man in Polen
katholisch ist? «Um die
Mutter Gottes zu preisen
und auf diese Bastarde
zu spucken!», antwortete
ein Bergmann.
Dem Papst kommt eine Hauptrolle zu bei
der Initialzündung, die zum Mauerfall führte.
Wundert es da, dass es auch passende Ver­
schwörungstheorien dazu gibt?
Die erste: Die Sowjetunion steckte hinter
dem Attentat auf den Papst am 13. Mai 1981.
Tatsächlich liessen sich gewisse Spuren vom
Attentäter Ali Agca zum bulgarischen Ge­
heimdienst verfolgen. Einen klaren Beweis,
dass die Sowjetunion den Anschlag in Auftrag
gegeben hätte, gibt es bis heute nicht.
Die zweite: Es gab ein geheimes Abkom­
men zwischen dem amerikanischen Geheim­
dienst CIA und dem Vatikan, Gelder aus den
USA über kirchliche Kanäle zu Solidarnosc zu
schleusen. Es stimmt, dass der US-Präsident
Ronald Reagan und der Papst, die sich 1982
erstmals trafen, viele verblüffende Gemein­
samkeiten aufwiesen: Für beide war der Kom­
munismus nicht nur ein untaugliches Wirt­
schaftssystem, sondern ein moralisches Übel,
beide gingen naiv und radikal davon aus,
es überwinden zu können. Beide waren ehe­
malige Schauspieler und charismatische Füh­
rungsfiguren, beide überlebten kurz hinter­
einander ein Attentat, was ihren Glauben an
die Vorsehung und ihre geschichtliche Rolle
stärkte. Und beide Männer – so unterschied­
lich sie intellektuell sein mochten – waren sich
überaus sympathisch.
Gegen die «Vergötzung des Marktes»
Es stimmt auch, dass Reagan die CIA anwies,
ihre Erkenntnisse zu Polen mit dem Vatikan
zu teilen (der allerdings auch gute eigene
Nachrichtenkanäle hatte). Harte Beweise für
ein Finanzierungssystem über Rom gibt es
aber nicht, auch wenn Journalisten dies spä­
ter insinuierten – was den Papstbiografen
George Weigel zu Rezensionen unter dem
spöttischen Titel «Papst 007?» brachte.
Nach dem Ende des Kommunismus war für
den Papst das Ende der Geschichte noch nicht
gekommen. Er war enttäuscht darüber, wie
schnell in Polen die Kirchenbesuche abnah­
men, nachdem das System besiegt und die
Freiheit errungen war. Und schon zu Beginn
der neunziger Jahre kritisierte er in der Enzy­
klika Centesimus annus auch den Kapitalis­
mus. «Hier stossen wir auf eine neue Grenze
des Marktes», heisst es da. Es gebe gemein­
same und qualitative Bedürfnisse, die mithilfe
seiner Mechanismen nicht befriedigt werden
könnten. «Diese Mechanismen schliessen je­
doch die Gefahr einer ‹Vergötzung› des Mark­
tes ein, der die Existenz von Gütern ignoriert,
die ihrer Natur nach weder blosse Waren sind
noch sein können.»
Bis heute kritisiert der Vatikan den Materia­
lismus kommunistischer wie kapitalistischer
Ausprägung. Das muss einem Regime wie
jenem in China zu denken geben, das die
zwei Systeme auf einmalige Weise mischt. Der
Vatikan unterhält keine diplomatischen Bezie­
hungen zu China, obwohl die Christenheit im
Land – evangelisch wie katholisch – stark und
schnell wächst. Eine der ersten Reisen von
Papst Franziskus führte diesen Sommer aller­
dings nach Südkorea, von wo aus er an Chinas
Staatschef Xi Jinping eine Grussbotschaft
sandte. «Wir hegen die Hoffnung», sagte dar­
auf Matthäus Zhen Xuebin, der Generalsekre­
tär der Diözese Peking, «dass der Papst eines
Tages auch China wird besuchen können.»
Aber es gibt auch invalide und
kranke Menschen, die nicht arbeiten können. Wer hilft denen?
Der Markt bringt auch Vor­
sorge­ und Versicherungsinstitu­
tionen hervor. Das kann sogar
ein lukratives Geschäft sein.
Auch private Solidargemein­
schaften sind möglich, Darlehen
oder Fonds. Es sind viele Mo­
delle denkbar. Das hat es ja alles
schon einmal gegeben in der
Geschichte, das ist nicht neu, es
wurde vom steuerfinanzierten
Sozialstaat zerstört oder an
seiner Entwicklung gehindert.
Martin Rhonheimer
Der 64-jährige Priester aus
Zürich lehrt Ethik und politische
Philosophie an der Päpstlichen
Universität Santa Croce in Rom.
Heute ist zu vieles eingebunden
in staatliche Strukturen, der
Staat behindert so wahre Solida­
rität und christliche Caritas.
Ihnen schwebt ein schlanker Staat
vor, der Aufgaben an die Kirchen
auslagert und die Kirche als Lieferantin von Moral braucht?
Ja, aber Moral nicht für den
Staat, sondern für die Menschen!
Der Staat, der eine Zwangsge­
meinschaft ist, soll den Bürgern
keine Moral diktieren. Aus einer
Kirche hingegen kann man aus­
treten, wenn einem ihre Moral­
vorstellungen nicht passen.
Aber es hilft doch dem Staat,
wenn Menschen anders als durch
Gesetze motiviert werden, sich
sittlich zu verhalten.
Ich glaube, wirtschaftliche
Tätigkeit an sich besitzt schon
eine moralische Komponente,
sie bringt Menschen zur Koope­
ration. Marktwirtschaft und
Wettbewerb verlangen Tugen­
den: Mässigung, Verzicht,
Vertrauen, Ehrlichkeit und so
weiter. Natürlich gibt es immer
auch Betrüger, aber die werden
von einem funktionierenden
Rechtssystem, das es zwingend
braucht, aussortiert und verur­
teilt. Ich glaube, Marktwirtschaft
ist etwas Natürliches, sie ent­
spricht dem Menschen.
Interview: Thomas Isler
EASTBLOCKWORLD.COM
sche Papst Johannes Paul II. begrüsst beim historischen Besuch in seiner Heimat die Gläubigen. (Tschenstochau, 3. Juni 1979)
die Märkte wirklich offen sind,
dann profitieren alle.
Schwerter zu Pflugscharen: Das Motto der DDR-Friedensbewegung
wird am Evangelischen Kirchentag umgesetzt. (Wittenberg, 1983)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
6
NZZ vom 9.11.2014, Seite 6.pdf
International
NZZ am Sonntag 9. November 2014
Aus Versehen
Geschichte geschrieben
Was brachte die Berliner Mauer vor 25 Jahren zu Fall? Mutige Bürger?
Weitsichtige Politiker? Oder war es nur eine Verkettung von Zufällen?
Die Helden und Zeugen des 9. November 1989 kommen nochmals zu
Wort. Von Matthias Knecht und Joachim Riecker, Berlin
Harald Jäger,
DDR-Grenzschützer
«Wir fluten jetzt»,
lässt Harald Jäger am
9. November 1989
um 23 Uhr 30 an seinen Chef in Ostberlin
melden. Dann öffnet
der Grenzschützer
den Schlagbaum an
der
Bornholmer
Strasse, vorschriftswidrig. 20 000 DDR- Jäger:
Bürger, die zuvor «Wir fluten jetzt.»
stundenlang vor der
Grenze Durchlass gefordert haben, strömen in
den Westen. Innerhalb einer halben Stunde
öffnen alle weiteren Grenzübergänge in Berlin
unter dem Druck der Massen. Die Mauer ist
gefallen, Berlin und die Welt stehen kopf.
«Der Mann, der die Mauer öffnete» heisst
das Buch über den eigenmächtigen Oberstleutnant Jäger, das gerade verfilmt wurde. Als
Held will der heute 71-Jährige nicht gelten.
«Die DDR-Bürger sind die eigentlichen Helden. Sie haben die Mauer geöffnet», sagte Jäger vor einer Woche im Fernsehsender ZDF.
Sein Beitrag habe nur darin bestanden, ein
drohendes Blutvergiessen zu vermeiden.
Jäger gehört heute zu den wenigen, die zu
ihrer Vergangenheit im DDR-Unrechtsstaat
stehen. Als überzeugter Kommunist hatte er
am 13. August 1961 geholfen, die Mauer zu
bauen. Er bewachte sie 28 Jahre lang, zusammen mit Tausenden weiteren, grau uniformierten Grenzschützern. «Ich habe fest an das
System geglaubt», wiederholt Jäger bis heute.
So habe er auch stets die Befehle von oben
ausgeführt – bis zu jener Nacht vor 25 Jahren,
als er bei seinem Entscheid dem Gewissen
folgte und nicht der Parteilinie. Ein «Kribbeln
im Bauch» habe er gespürt, als sei er frisch
verliebt, berichtet Jäger heute. Er konnte sich
nicht vorstellen, dass bald d arauf die DDR mit
Westdeutschland vereinigt, Sowjetunion und
Sozialismus Vergangenheit sein würden.
Mary Elise Sarotte,
US-Historikerin
«Die zufällige Öffnung d
er Berliner
Mauer» heisst ein gerade veröffentlichtes
Werk der amerikanischen Historikerin
Mary Elise Sarotte.
Sie erlebt den Mauerfall als Auslandstudentin in Berlin –
und macht die Erfor- Sarotte: «Zufällige
schung d
es Um- Öffnung der Mauer.»
bruchjahres 1989 zu
ihrem Lebensthema. Die heute in Harvard
lehrende Professorin stellt den historischen
Tag, der den Kalten Krieg beendete, als eine
konfuse Folge von Zufällen und Missverständnissen dar. Dazu gehört der merkwürdige Auftritt von Günter Schabowski, Mitglied des bereits durch wochenlange Proteste bedrängten
Politbüros. Am Ende einer Pressekonferenz
am 9. November stellt er – auf Nachfrage eines
Journalisten – mehr Reisefreiheit für die DDRBürger in Aussicht. Niemand versteht die An-
kündigung im verquasten Bürokratendeutsch. Ein weiterer Journalist fragt nach, ab
wann denn die Reisefreiheit gelte. Schabowski blättert verlegen und stammelt: «Unverzüglich.» Die Beteiligten begreifen noch nicht
wirklich, was geschehen ist. Denn die Mauer
scheint für die Ewigkeit gebaut, die Existenz
zweier deutscher Staaten normal. In Westdeutschland ist die deutsche Einheit Thema
der Ewiggestrigen und im Ausland Reizthema.
Die Nachrichten des ZDF um 19 Uhr erwähnen
Schabowskis Ankündigung darum nebenbei,
fast am Ende der Sendung. Erst eine Stunde
später haben die Journalisten im Westen verstanden. Die ARD-Nachrichten um 20 Uhr
kündigen die Öffnung der Grenze an – und die
Massen in Ostberlin setzen sich in Bewegung.
Heute weiss man, dass sich Schabowski geirrt hatte. Das Politbüro wollte nur die definitive Ausreise für frustrierte DDR-Bürger erleichtern. Funktionäre hatten dem Gremium
einen Entwurf untergejubelt, der generelle,
aber kontrollierte Reiseerleichterungen vorsah. Niemand in der Führung wollte die Mauer einreissen. Doch Schabowski setzte mit seinen Äusserungen eine Lawine in Gang. Damit
sie anwuchs, brauchte es aber mehr, wie Historikerin Sarotte betont, nämlich Tausende
von engagierten Bürgern, die ihre Rechte einforderten – und dazu Bürokraten, die sich eigenmächtig über ihre Chefs hinwegsetzten.
Der Mauerfall sei darum «nicht nur eine Geschichte berühmter Politiker», betont Sarotte.
Hans-Dietrich Genscher,
Aussenminister
Was die Mauer wirklich zu Fall brachte,
darüber gehen die
Meinungen bis heute
auseinander. Für den
Liberalen Hans-Dietrich Genscher, von
1974 bis 1992 fast
ohne Unterbrechung
Aussenminister der
Bundesrepublik, sind Genscher: «Urstrom
es weniger die enga- der Geschichte.»
gierten Bürger, sondern vielmehr die vielen Flüchtlinge, welche
zuerst die DDR und dann alle weiteren osteuropäischen Regierungen zusammenbrechen
liessen. Von einem «Urstrom der Geschichte»
schreibt der heute 87-Jährige in seinem letzten Monat erschienenen Buch, das die Umwälzungen des Jahres 1989 nachzeichnet.
Im Mai 1989 beginnt Ungarn die Grenzanlagen zu Österreich abzubauen: Das kommunistische Land hat nicht mehr die Mittel für die
fällige Erneuerung. Immer mehr DDR-Bürger
flüchten daraufhin über Ungarn nach Westdeutschland. 50 000 sind es schliesslich. Die
Bilder der Fahrzeugkolonnen gehen um die
Welt. Das ebenfalls kommunistische Transitland Tschechoslowakei steht der DDR-Regierung bei und hindert deren Bürger an der Ausreise nach Ungarn. Doch damit verlagert sich
das Drama nur in die westdeutsche Botschaft
in Prag, wo die fluchtwilligen DDR-Bürger
stranden. Zurück in die DDR wollen sie nicht,
weiter nach Ungarn dürfen sie nicht. Bald
campieren Tausende im Garten der Botschaft.
Genscher verhandelt mit Moskau, Prag und
Ostberlin. Am 30. September verkündet er vor
jubelnden DDR-Bürgern die Genehmigung für
deren Ausreise nach Westdeutschland. Auch
diese Bilder gehen um die Welt. Später spricht
Genscher vom «grössten Moment» seiner politischen Karriere. Und ihm wird an genau diesem Tag klar, dass das Ende der DDR und der
Mauer «in Sichtweite» ist. Das jedenfalls behauptet er in dem zusammen mit dem Politologen Karel Vodicka verfassten Buch. Es zeichnet das Bild überforderter Regierungen in Ostberlin und Prag, die lange zögern und dann einen Fehlentscheid nach dem anderen treffen.
Tausende weiterer DDR-Bürger flüchten in
die Botschaft in Prag, um von dort in den Westen auszureisen. Der langjährige Regimechef
der DDR, Erich Honecker, schliesst darum die
Grenze zur Tschechoslowakei. Damit besiegelt er seinen Sturz, wie Genscher heute betont. Binnen Stunden kippt die Stimmung in
der DDR. Riesige Demonstrationen zwingen
Honecker, den Organisator des Mauerbaus
von 1961, am 18.Oktober zum Rücktritt.
Passanten auf dem Kurfürstendamm (Westberlin) begrüssen DDR-Bürger.
Die Pfarrer und die
DDR-Dissidenten
Die Stunde der bis
dahin illegalen Opposition in der DDR
ist gekommen und
damit der Auftritt der
Pfarrer. Die traditionell in Ostdeutschland starke evangelische Kirche ist die
einzige Organisation
geblieben, die Raum Meckel: «Demokrafür Debatten und tische DDR.»
Bürgerorganisationen bietet. Pfarrer Rainer Eppelmann organisiert den «Demokratischen Aufbruch», der
später in der West-CDU aufgeht. Pfarrer Markus Meckel lässt die Sozialdemokratische Partei im Osten wieder aufleben, welche sich später der West-SPD anschliesst. Beide sehen im
rückblickenden Gespräch bereits den 9. Oktober 1989 als den eigentlichen Wendepunkt der
«friedlichen Revolution nach Feierabend», so
Eppelmann. 70 000 Personen demonstrieren
an diesem Datum in Leipzig, und die Polizei
wagt es nicht mehr einzugreifen. Denn die
DDR hängt wirtschaftlich längst am Tropf des
Westens. «Hilfe aus der Bundesrepublik wäre
mit Sicherheit ausgeblieben, wenn man friedliche Demonstranten zusammengeschossen
hätte», resümiert der Pfarrer und zitiert süffisant Lenin: «Wenn die unten nicht mehr wollen und die oben nicht mehr können, gibt es
eine Revolution.»
Keiner der beiden Pfarrer, die später in der
Bundesrepublik politische Karriere machen
sollten, spricht in diesem Moment von einer
Wiedervereinigung. «Wir dachten, wir schaffen eine demokratische DDR. Dann würden
wir weitersehen», erinnert sich Meckel. Doch
der Fall der Mauer überrascht beide. Eppelmann ist sofort an der Grenze; Meckel, unterwegs in Magdeburg, kommt später. Eine dritte
Oppositionelle mit kirchlichem Hintergrund,
die damals unbekannte Pfarrerstochter Angela Merkel, reagiert vorsichtiger. Am Abend
des 9. November gesellt sich Merkel nicht zu
den Tausenden an der Bornholmer Strasse –
sondern geht erst einmal in die Sauna. Erst als
Stunden später klar ist, dass die Grenze wirklich offen ist, kommt sie ebenfalls. Hätten sich
alle Ostberliner so verhalten wie die heute
mächtigste Frau der Welt – die Mauer wäre zumindest an diesem Abend nicht gefallen.
Am Potsdamer Platz werden Mauerteile entfernt. (12. November 1989)
Der Kollaps des Kommunismus: die
11. 3. 1985 27. 6. 1989
Reformen: In der Sowjetunion
kommt Michail Gorbatschow an
die Macht. Er fordert Glasnost
(Offenheit) und Perestroika
(Wandel). Mit dem US-Präsidenten Ronald Reagan verhandelt
er über ein Ende des Rüstungswettlaufs. Grund ist die schlechte
Wirtschaftslage der Sowjetunion.
Reagan fordert im Gegenzug Öffnung und sagt bei einem Besuch
in Berlin im Juni 1987: «Herr Gorbatschow, reissen Sie diese Mauer
ein!» Moskau gewährt auch Osteuropa mehr Autonomie, welche
das seit langem unruhige Polen
zuerst nützt: Im Juni 1989 kommt
es zu halbwegs freien Wahlen.
Die regierenden Kommunisten
werden erstmals abgewählt.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Grenzöffnung: Ungarns Aussenminister Gyula Horn und sein
österreichischer Amtskollege Alois
Mock schneiden gemeinsam den
Grenzzaun auf – die erste Lücke
im Eisernen Vorhang. In den folgenden Wochen flüchten rund
50 000 DDR-Bürger über Ungarn
in den Westen. Ab dem 30. September können diese auch über
die Tschechoslowakei ausreisen,
zuerst über die westdeutsche
Botschaft in Prag, schliesslich
direkt über die Grenze. Der Flüchtlingsstrom setzt die Regierung in
Ostberlin unter Druck. Panisch
schliesst sie die Grenze zur Tschechoslowakei. Doch damit provoziert die DDR riesige Demonstrationen im eigenen Land.
NZZ vom 9.11.2014, Seite 7.pdf
7
WERNER MAHLER / OSTKREUZ
25
Helmut Kohl,
Bundeskanzler
JAHRE
Mauerfall
Berlin
Es ist Bundeskanzler
Helmut Kohl, der
nach dem 9. November das für viele Undenkbare ansteuert:
die Wiedervereinigung. Knapp drei
Wochen nach dem
Mauerfall präsentiert
er im Alleingang
einen Zehn-Punkte- Kohl: «Gegen den
Plan. Punkt eins: «die Zeitgeist.»
Wiedergewinnung
der staatlichen Einheit». So resümiert es Kohl
in seinem letzten Monat erschienenen Jubiläumsband «Vom Mauerfall zur Wiedervereinigung». Ehefrau Maike Kohl-Richter, die faktisch als Sprecherin des heute 84-Jährigen
agiert, betont: «Kohl hat gegen den Zeitgeist
an der deutschen Einheit festgehalten.» Doch
ob Kohl wirklich der Stratege war, wie er es
heute darstellt, ist umstritten. Skeptiker sehen in ihm auch nur einen weiteren Getriebenen der Ereignisse von 1989.
Bemerkenswert bleibt Kohls Antwort darauf, was die Mauer zusammenbrechen liess.
Nicht die Flüchtlinge sind es und auch nicht
die kirchliche Opposition. Vielmehr sind die
sozialistischen Staaten schlicht pleite. Die
DDR überlebt nur noch dank Geldspritzen
Westdeutschlands. Auch die Sowjetunion ist
wirtschaftlich am Ende, ausgelaugt durch
jahrzehntelanges Wettrüsten mit den USA.
Nur darum hat 1986 der Sowjetherrscher Michail Gorbatschow Glasnost und Perestroika
ausgerufen – Offenheit und Umbau. Moskau
hat nicht mehr die Mittel, seine osteuropäischen Vasallenstaaten zu subventionieren,
und nicht mehr die Macht, aufkeimende Proteste zu unterdrücken. Kohl erkennt das «historische Zeitfenster» für die deutsche Wiedervereinigung. Den anfänglichen Widerstand
der Russen bricht Kohl mit Wirtschaftshilfe.
Douglas Hurd, britischer
Aussenminister
ULLSTEIN BILD
EASTBLOCKWORLD
(9. November 1989)
In einer Bank in Westberlin erhalten DDR-Bürger Westgeld – 100 Deutsche Mark.
Auch im Westen
herrscht mehr Sorge
als Freude über die
Perspektive
eines
wiedervereinigten
Deutschland, allen
voran bei den Briten.
Aussenminister Douglas Hurd, ein patrizischer Diplomat und
Schriftsteller, notiert
am 9. November vor Hurd: «Glücklich»
dem Schlafengehen mit der Mauer.
in seinem Tagebuch:
«Besorgt über Margaret Thatchers Schweigen
und Misstrauen gegenüber Deutschland». Am
folgenden Tag berichtet er, er habe Frau Thatcher überzeugt, sich öffentlich zu äussern. Sie
lobt in der Tat den Freiheitswillen der Ostdeutschen, fügt aber nüchtern und unverbindlich hinzu: «Jetzt kommt die harte Arbeit,
die Demokratie aufzubauen. Dann erst werden wir sehen, was geschieht.»
Thatcher hatte Gorbatschow schon am
23. September in Moskau vertraulich versichert, ganz Westeuropa sei gegen die deutsche Wiedervereinigung. Der Russe möge
anderslautende Äusserungen des westlichen
Verteidigungsbündnisses Nato
einfach ignorieren. Neun Tage
nach dem Mauerfall kommt es in
Paris zum offenen Streit zwischen
einem höflichen Helmut Kohl und einer
jähzornigen Margaret Thatcher. Klartext
spricht sie im Dezember in Strassburg gegenüber ihren europäischen Kollegen: «Wir haben
die Deutschen zweimal besiegt. Und da sind
sie schon wieder!»
Hurd und sein Botschafter in Bonn haben
alle Hände voll zu tun, die Eiserne Lady von
den Segnungen offener Grenzen zu überzeugen. Was in Mitteleuropa passiert, entspricht
eigentlich ihren Idealen – Freiheit und Offenheit. Doch Thatcher lässt sich von traditionellen britischen Klischees leiten. Der loyale
Hurd gibt noch im Dezember 1989 zu, dass die
Briten in den starren Fronten des Kalten Krieges «eigentlich für 40 Jahre ganz glücklich
gelebt» hätten. So spielt das Vereinigte Königreich in den elf Monaten zwischen Mauerfall
und Wiedervereinigung die Rolle des Bremsers, bleibt dabei aber erfolglos. Thatchers
Verhältnis zu Kohl erholt sich davon nie.
Hubert Védrine,
Sprecher Mitterrands
Keine konkrete Erinnerung an den Tag
des Mauerfalls hat
Hubert Védrine, der
1989 Pressesprecher
und Berater von
Frankreichs Präsident François Mitterrand war. Mit diesem
sei er gerade unterwegs gewesen, als Védrine: «Es konnte
die Nachricht eintraf. nur kollabieren.»
Emotional habe ihn
das Ereignis nicht berührt, sagt der sozialistische Politiker, der von 1997 bis 2002 Aussenminister Frankreichs war. Mitterrand und er
hätten aber schon bald nach dem Machtantritt
Gorbatschows im März 1985 erwartet, dass
das kommunistische System in absehbarer
Zeit zusammenbrechen und damit auch die
Frage der deutschen Einheit wieder auf die
Tagesordnung kommen würde. «Dieses System war nicht zu reformieren, es konnte nur
kollabieren», betont Védrine. Schon 1981 habe
Mitterrand bei einem Treffen mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt dessen
Aussage bezweifelt, er werde den Fall der
Mauer nicht mehr erleben.
Nach dem 9. November sei es Mitterrand
vor allem darauf angekommen, dass die politischen Veränderungen in Europa kontrolliert
abliefen. «Wir hielten das Streben der Deutschen nach staatlicher Einheit für legitim»,
beteuert Védrine. Anders als Margaret Thatcher habe Mitterrand nie Angst vor einem
«neuen Deutschen Reich» gehabt.
Dennoch sorgte auch Mitterrand für Irritation. Noch im Dezember 1989 reiste e r nach
Ostberlin, wo er der mittlerweile ausgetauschten Führungsriege die Aufwartung machte.
Laut unbestätigten Medienberichten versuchte Mitterrand, die Wiedervereinigung gemeinsam mit der DDR-Führung irgendwie zu hintertreiben. Védrine weist das zurück. Alle verantwortlichen Politiker hätten damals noch
mit einem jahrelangen Weiterbestehen der
DDR gerechnet. Doch sie irrten sich. 328 Tage
nach dem Fall der Mauer hört die DDR auf zu
existieren und tritt der Bundesrepublik bei.
Mitarbeit: Martin Alioth, Dublin
wichtigsten Daten
9. 10. 1989 9. 11. 1989
Massendemonstration: 70 000
Menschen demonstrieren in Leipzig – und die Polizei greift nicht
ein. Dies gilt als eigentlicher Wendepunkt im Umbruchsjahr 1989.
Es ist klar, dass die kommunistischen Regierungen den aufbegehrenden Bürgern nichts mehr
entgegenzusetzen haben. Deren
Spruch «Wir sind das Volk» ist bald
überall in der DDR zu hören und
zu lesen. Am 18. Oktober tritt
DDR-Machthaber Erich Honecker
zurück und wird durch eine jüngere Riege um Egon Krenz ersetzt.
Den Bürgern genügt das nicht.
Am 4. November demonstrieren
etwa 200 000 Menschen auf
dem Alexanderplatz in Ostberlin,
unweit des Machtzentrums.
Fall der Mauer: In einer konfusen
Pressekonferenz in Ostberlin verspricht die bedrängte Regierung
der DDR ihren Bürgern mehr Reisefreiheit. Noch bevor Bürokratie
und Grenzwacht informiert sind,
marschieren Tausende spontan zur
Mauer. Diese fällt noch in derselben Nacht. Während die DDR in
den folgenden Wochen auf die
Wiedervereinigung zusteuert,
stürzen im November und Dezember die kommunistischen Regierungen in Bulgarien, der Tschechoslowakei und in Rumänien.
Anschliessend folgen die baltischen Staaten Lettland, Estland
und Litauen, die sich bald als von
der Sowjetunion unabhängig erklären. Der Ostblock ist in Auflösung.
3. 10. 1990 19. 8. 1991
Symbol des geteilten Deutschland
Die Berliner Mauer mit Grenzübergängen vor 25 Jahren
Berlin
Bornholmer Strasse
Chausseestrasse
DDR
OSTBERLIN (DDR)
WESTBERLIN
Invalidenstrasse
Reichtagsgebäude
Tiergarten
Alexanderplatz
Bahnhof Friedrichstrasse (S-Bahn)
Brandenburger Tor
Potsdamer Platz
Checkpoint Charlie
1 km
Heinrich-Heine-Strasse
Oberbaumbrücke
Wiedervereinigung: Die DDR
tritt der Bundesrepublik bei,
Deutschland ist wiedervereinigt.
Vorausgegangen sind Verhandlungen zwischen den beiden deutschen Staaten und den vier alliierten Siegermächten – USA, Sowjetunion, Grossbritannien und Frankreich –, welche bis dahin immer
noch die Hoheit über Berlin ausgeübt haben. Deutschland bleibt
Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato. Die von
Linken und Moskau früher verfochtene Vision eines neutralen
Deutschland ohne Westbindung
bleibt chancenlos. Offensichtlich
wird auch der katastrophale wirtschaftliche Zustand der DDR und
Osteuropas.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Zerfall der Sowjetunion: Ein
Putsch kommunistischer Falken
gegen Gorbatschow scheitert,
und die Sowjetunion zerfällt in
ihre früheren Teilrepubliken. Neuer
starker Mann in Moskau wird Boris
Jelzin. Gorbatschows ursprünglicher Versuch, den Sozialismus zu
retten, ist gescheitert. Stattdessen
wurde er dessen Totengräber. Im
Westen gilt Gorbatschow als der
Mann, der das friedliche Ende von
Kommunismus und Kaltem Krieg
ermöglichte. In Russland aber
bleiben revanchistische Gefühle
zurück. Der heutige Präsident
Wladimir Putin bezeichnete 2005
den Zerfall der Sowjetunion als
«grösste geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts.» (maz.)
Reformierte Presse vom 14.11.2014, Seite 2.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Reformierte Presse vom 14.11.2014, Seite 3.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Titelcomposing: Andrea Drewes (
L
Zeit vom 13.11.2014, Seite 1.pdf
Soll Sterbehilfe leichter werden?
JA: Das Grundgesetz garantiert ein Recht auf Leben.
Eine Pflicht zu leben jedoch gibt es nicht VON ELISABETH NIEJAHR
NEIN: Kein Gesetz kann Angehörigen, Ärzten und den
Kranken selbst die Not der Entscheidung abnehmen VON ULRICH GREINER
Zum Glück haben all diese Horrorszenarien
inige Politiker reden gerade so,
als würde in Berlin mindestens eines gemeinsam: Sie widersprechen den Erfah‑
gegen die Mafia mobilisiert. Der rungen mit vergleichbaren Gesetzen. Die Parla‑
Gesundheitsminister warnt vor mentarier dürfen sie deshalb bei ihren Beratun‑
»organisierter Sterbehilfe« und gen ruhig ignorieren.
Erinnert sich noch jemand an die Debatten
klingt dabei wie ein Kämpfer
gegen Organisierte Kriminalität. über die Abtreibungsgesetze? Der Schwanger‑
Der CDU‑Generalsekretär versteigt sich sogar zu schaftsabbruch werde zum Verhütungsersatz,
der Warnung, demnächst hänge »der Tod von hieß es damals, er werde demnächst massenhaft
Oma« von der Urlaubsplanung der pflegenden genutzt. Tatsächlich ist er für die allermeisten
Angehörigen ab. Dabei debattiert der Deutsche Frauen eine absolute Notlösung geblieben.
Ein anderes Beispiel: Seit einigen Jahren wer‑
Bundestag an diesem Donnerstag bloß über eine
Reform, die sich die Mehrheit der Bürger seit den Schwangeren Fruchtwasseruntersuchungen
vielen Jahren wünscht: Für schwer kranke Men‑ angeboten, durch die sie erfahren können, ob
schen, die bei vollem Bewusstsein sind, soll es ihr Kind gesund sein wird. Das hat die Ent‑
einfacher werden, das eigene Leben zu beenden. scheidung für kranke Kinder aber nicht er‑
Im Moment arbeiten Ärzte, die ihnen dabei schwert. Zudem begegnet die Gesellschaft be‑
helfen, in einer rechtlichen Grauzone. Sie ver‑ hinderten Kindern offener und fürsorglicher
stoßen zwar nicht gegen Gesetze, aber gegen ärzt‑ denn je.
Man muss schon ein sehr negatives Men‑
liches Standesrecht, was einer der Gründe ist,
warum viele Ärzte jede Form der Sterbehilfe ab‑ schenbild haben, um zu vermuten, dass libera‑
lehnen. Das wiederum hat zu einer Art Suizid‑ le Gesetze grundsätzlich die schlechtesten Re‑
tourismus in Länder mit liberalen Gesetzen ge‑ flexe der Menschen provozieren. Oft passiert
das Gegenteil.
führt. Verzweifelte, die nicht
Wer beispielsweise ver‑
ausreisen, aber trotzdem ster‑
hindern will, dass Teenager
ben wollen, nutzen oft weni‑
»Es mag makaber
schwanger werden, sollte mit
ger sanfte Methoden, um ihr
klingen, aber
ihnen besser über Verhü‑
Leben zu beenden, sie stürzen
tungsmittel reden, statt vor‑
sich von Dächern, erschießen
gutes Sterben kann
ehelichen Sex als Sünde zu
sich oder schlitzen sich ihre
man lernen«
deklarieren. Wer sich weni‑
Pulsadern auf.
ger Drogentote wünscht,
Wieder andere Kranke
kommt mit Methadonpro‑
sind in der Hand von Medizi‑
nern, die von Fall zu Fall entscheiden, ob und grammen weiter als mit einer Kriminalisierung
wann beispielsweise eine Magensonde entfernt der Süchtigen. Das haben auch Drogenpolitiker
oder eine Morphiumdosis hochgefahren wird, um konservativer Parteien mittlerweile akzeptiert.
das Ende einzuleiten. Manchmal passt das zu den Suizide von verzweifelten Kranken und Alten
Wünschen der Sterbenden. Aber oft eben auch verhindert man nicht durch Verbote, sondern
nicht. Für diese Menschen wäre mehr Entschei‑ durch Offenheit, Mitgefühl und eine gute medi‑
dungsfreiheit über den eigenen Tod ein Fortschritt zinische Betreuung. Das schlimmste Problem
– aber auch für viele andere, die sich vor ihren alter Menschen ist nicht der körperliche Schmerz,
letzten Wochen und Monaten fürchten. Zu wis‑ sondern die Einsamkeit.
Es mag makaber klingen, aber gutes Sterben
sen, dass es notfalls einen legalen Ausweg gibt, ist
kann man lernen, die Begleitung Sterbender
schon für die noch Gesunden ein Gewinn.
Unser Grundgesetz garantiert ein Recht auf ebenfalls. Am wichtigsten dafür wäre, einige
Leben. Eine Pflicht zu leben gibt es nicht. Selbst‑ Ängste abzuschütteln. In Deutschland leben
mord ist straffrei. Die Politik braucht dementspre‑ noch viele, die als Kinder den Krieg erlebt haben,
chend gravierende Gründe, das Recht auf Selbst‑ Psychologen sprechen von einer traumatisierten
Generation. Vielen aus dieser Altersgruppe fällt
bestimmung am Lebensende einzuschränken.
Das stärkste und am häufigsten genannte jeder Gedanke an das Sterben besonders schwer.
Argument gegen die Liberalisierung der Sterbe‑ Sie schauen krampfhaft weg, wenn es angemes‑
hilfe lautet, Selbstmorde könnten gesellschafts‑ sen wäre, sich für Hochaltrige, ihre Erfahrungen
fähig werden. Man setze damit auch lebensbeja‑ oder auch ihr Leid zu interessieren.
Werden heute Hospize in Wohngegenden ge‑
hende Alte und Kranke unter Druck, heißt es.
Vor allem ehemalige Sozialpolitiker wie Franz baut, protestieren regelmäßig Anwohner. Oft be‑
Müntefering oder Horst Seehofer warnen vor haupten sie, sie könnten oder wollten den An‑
einer alternden Gesellschaft mit hohen Kosten, blick von Leichenwagen nicht ertragen. Das
in der jeder Kranke als Kostgänger gelte und je‑ kann man aber von mehr Menschen erwarten –
der Selbstmörder eine gute Tat vollbringe. Ande‑ und mit der gleichen Forschheit einfordern, mit
re fürchten, die Liberalisierung werde Angehöri‑ der Eltern Toleranz für Kinderlärm verlangen.
Der Tod gehört nun mal zum Leben.
ge verleiten, sich bei der Pflege weniger Mühe zu
geben – aus Gleichgültigkeit und Überforderung
www.zeit.de/audio
oder aus Gier, falls ein großes Erbe lockt.
Der Begriff Selbstmord ist verpönt, lieber
as Problem lässt niemanden kalt.
Es polarisiert, es ist wahrhaft spricht man von Freitod und verneigt sich vor
abgründig. Allein das scheinbar jenen, die ihn wählen. Deutsche Filme der jüngs‑
freundliche Wort Sterbehilfe ten Zeit werden dafür gerühmt, dass sie den hel‑
irritiert. Lebenshilfe leuchtet denhaften Entschluss, einem möglicherweise
ein, sie meint etwas dringend schrecklichen Ende zuvorzukommen, stim‑
Gebotenes: Man soll Menschen helfen, ihr Leben mungsvoll ins Bild setzen. Der Suizid namhafter
zu leben. Aber soll man ihnen helfen zu sterben? Zeitgenossen findet öffentlichen Beifall, man
Stirbt nicht jeder sowieso? Wohl wahr, doch je nennt sie »tapfer«. Ist die Heroisierung des ge‑
mehr die Lebenserwartung steigt, desto mehr wollten Todes eine Medienmode oder mehr?
An der Haltung zum Suizid scheiden sich die
nehmen nicht allein die Senioren munterer Kaffee‑
fahrten zu, sondern auch die Hinfälligen, die Geister. Im Phaidon sagt Sokrates: »Was in wenig
Dementen, die Moribunden, die ihrem Ende ent‑ bekannten, geheimnisvollen Schriften darüber
gegensehen. Die Kehrseite des medizinischen Fort‑ gesagt wird: dass wir Menschen hienieden wie
schritts zeigt sich darin, dass manche Kranke auf einem Wachtposten stünden und dass nie‑
länger leiden als ehedem und dass irgendwann der mand sich selber eigenwillig davon ablösen und
Wunsch entsteht, dem ein Ende zu setzen. Dabei davonlaufen dürfe, das scheint mir groß gedacht
berührt die Frage, wer diesen Wunsch äußert, den und voll tiefer Bedeutung.« Man sieht hier eine
Kern der Debatte. Ist es der todkranke Vater, der der Quellen, aus denen das christliche Ethos sich
speist. Der Schriftsteller Reinhold Schneider
Arzt, der Pfleger, der überforderte Sohn?
Es ist klar, dass allein der Wunsch des Patien‑ spitzt den Gedanken zu und schreibt: »Der
ten gelten darf. Gibt er deutlich zu verstehen, Selbstmord – scheinbar das persönlichste, nur
dass er sterben will, so handelt es sich um einen gegen das Ich gerichtete Vergehen – ist in Wahr‑
heit nicht auf das Subjekt
Suizid, den er aus eigenen
beschränkt. Alles Leben ist
Kräften nicht vollziehen
kann. Der Arzt, der ihm das »Wir Lebenden wissen eins; der sein eigenes Leben
nicht achtet, verletzt das Le‑
tödliche Getränk auf den
nichts über die
ben überhaupt.«
Nachttisch stellt, kommt in
Die für dieses Land kon‑
einen Konflikt: Zwar begeht
Wahrheit der letzten
stitutive Pluralität der Welt‑
er keine Straftat, denn Suizid
Sekunden«
anschauungen gebietet es,
ist nicht verboten und somit
auch jenen gerecht zu wer‑
nach herrschender Rechts‑
den, die den Gedanken der
auffassung auch die Beihilfe
nicht – unter der Bedingung freilich, dass der Autonomie als ein absolutes persönliches Recht
Kranke sich die letale Dosis selber zuführe. verstehen. Doch erlaubt die jetzige Regelung die
Wenn der Arzt dies ermöglicht, verstößt er je‑ Beihilfe zum Freitod durchaus – anders als in
doch gegen standesrechtliche Bestimmungen, Österreich, wo sie strafbewehrt ist. Dass die
die in manchen Bundesländern gelten (in Bay‑ Rechtslage unbefriedigend ist, darf man ange‑
sichts dessen, was zur Verhandlung steht, als Vor‑
ern zum Beispiel nicht).
Diese unklare Rechtslage zu klären ist Ziel der zug betrachten. Kein Gesetz, welches auch im‑
Diskussion. Sie wird uns noch lange beschäfti‑ mer, kann den Beteiligten – den Angehörigen,
gen. Man sollte sich aber nichts vormachen: dem Arzt und dem Kranken selbst – die Not der
Klarheit kann es deshalb nicht geben, weil die Gewissensentscheidung abnehmen.
Wer für eine Liberalisierung eintritt, sollte
Erfahrung des Todes nicht mitteilbar ist. Wir
Lebenden wissen nichts über die Wahrheit der bedenken, dass sie unweigerlich als Signal wirken
letzten Sekunde. Der unwiderrufliche Schritt auf müsste. Der Staat, Hüter des Lebensrechts, wür‑
die andere Seite entzieht sich einer sauberen de ein Tor öffnen, von dem niemand wissen
rechtsförmigen Regelung. Die Grauzone, in wel‑ kann, was da zukünftig hereinkäme. Eine neue
cher der Arzt nach bestem Wissen und Gewissen demografische Studie der Universität Köln ver‑
entscheidet, wird nicht dadurch heller, dass man zeichnet gegenwärtig 600 000 Menschen, die äl‑
ter als 90 Jahre sind, und sie rechnet damit, dass
sie näher an die äußerste Grenze heranschiebt.
Die Freunde einer erleichterten Sterbehilfe ar‑ es im Jahr 2060 rund 3,3 Millionen sein werden.
gumentieren mit dem Recht auf Selbstbestim‑ Da entsteht ein Leidensdruck und auch ein Kos‑
mung. Worin aber besteht die Autonomie eines tendruck, dem eine erleichterte Sterbehilfe ungut
von Ängsten gepeinigten Kranken? Der vielleicht entgegenkäme. Die liberaleren Gesetze in ande‑
(solche Fälle gibt es) wie durch ein Wunder ge‑ ren Ländern, die manche als Vorbild preisen,
sundet? Und geriete er nicht, wenn eine Liberali‑ zeitigen eine steigende Anzahl von Menschen, die
sierung den assistierten Suizid oder gar die Tötung den Weg der Tötung auf Verlangen gehen.
In Würde zu sterben ist jedermanns Recht.
auf Verlangen zur selbstverständlichen Option
machte, unter den Druck einer Erwartung, der Doch liegt die größere Würde nicht darin, sein
eigenen oder jener der Angehörigen? Und weiter Schicksal anzunehmen, als es zu beenden?
gefragt: Verwirklicht der Mensch im Suizid seine
www.zeit.de/audio
Freiheit – oder verwirkt er sie nicht für immer?
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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Zeit vom 13.11.2014, Seite 49.pdf
13 . N OV E M B E R 2 0 1 4
FEUILLETON
D I E Z E I T No 4 7
LITERATUR 49
So sinnlich ist die Natur
Foto: Peter Zelei/Getty Images
Eines der erstaunlichsten Werke der Antike: Der Philosoph Lukrez feiert in seinem Gedicht »Über die Natur der Dinge« eine
Welt ohne Jenseits. Jetzt präsentiert eine großartige Neuübersetzung seinen zärtlichen Materialismus VON BURKHARD MÜLLER
SACHBUCH
E
Lukrez entwarf eine diesseitige Welt ohne Anfang, ohne Ende. Unser Tod? Ertragen wir ihn, ohne einen Sinn dahinter zu suchen
s gilt als eines der schönsten, aber reicher Kommentar geleitet den Leser sicher
auch schwierigsten Werke der anti- durch alle dunklen Stellen. Und sein Vorken Literatur: das große Lehrgedicht wort, Lukrez lesen, sucht die Aktualität dieses
des Titus Lucretius Carus, im Deut- Dichter-Denkers gerade für unsere Gegenschen Lukrez genannt. Seine sechs wart zu erweisen.
Lukrez, erklärt Binder, steht diesseits der
Bücher tragen den anspruchsvollen
Titel Über die Natur der Dinge, latei- neuzeitlichen Spaltung in Religion und Wisnisch De Rerum Natura. Ohne iro- senschaft. Beide, Wissenschaft wie Religion,
nische Abstriche könnte man sie auch wie- haben die Evidenz des Sinnlichen von sich
dergeben mit »Die Welt insgesamt im Allge- gewiesen, als wäre es etwas Minderwertiges
meinen und Besonderen«. Wer das Werk ge- und Unzulängliches, ein bloßer Schein, über
lesen hat, so impliziert der Titel, der bedarf den man hinausgelangen müsse. Auf der
Hand liegt das beim Christentum und bei den
keiner weiteren Belehrung.
Solche Anmaßung macht neugierig. Lu- philosophischen Schulen, die (oft ohne sich
krez liefert die einzige komplette Darstellung darüber Rechenschaft zu geben) aus der christdes epikureischen Denkens, die sich erhalten lichen Tradition erwuchsen, von Descartes
hat. 150 Bücher soll der griechische Philo- über Kant bis Hegel. Die wesentlichen Gesoph Epikur, den Lukrez wie einen Gott ver- genstände, auf die das Christentum sich beehrt, geschrieben haben; sie sind, bis auf zieht – Gott, das ewige Leben –, gehören eiBruchstücke, verloren. Epikur lehrt eine voll- ner höheren, unsichtbaren Sphäre an. Ebenso
kommen konsequente materialistische Philo- wollen die idealistischen Systeme seit Platon
sophie. Sie erklärt die Lust zum höchsten durch und gegen die Welt zu ihren Begriffen
Gut, sie kennt nur das Diesseits, und der Tod kommen, die das Wesentliche seien.
Ganz ähnlich hält es aber auch die neuzeitist ihr das absolute Ende.
Von Lukrez selbst gibt es sehr wenig ver- liche Naturwissenschaft, obwohl sie sich als
bürgte Informationen. Der römimaterialistisch versteht und der Empische Dichter und Philosoph hat
rie, das heißt der objektiven Nachungefähr von 97 bis 55 vor Chrisweisbarkeit ihrer Thesen im Experitus gelebt, Cicero erwähnt ihn einment, methodisch die zentrale Stellung
mal kurz und lobend in einem
einräumt. Doch die Welt-Modelle, die
Brief und soll nach dessen Tod
bei alldem herauskamen oder bestätigt
auch der erste Herausgeber gewewerden sollten, erschließen sich in
sen sein. Erst der Buchdruck machihrem Gehalt nur noch den allerauste ihn, der das ganze Mittelalter
gefuchstesten Mathematikern. Der
hindurch verschollen war und im
Laie aber muss, was ihm davon in stark
15. Jahrhundert wieder auftauchte,
vergröbernder Bildersprache gesagt
Lukrez:
in kurzer Zeit zum Klassiker, allerwird, schlechterdings für bare Münze
Über die Natur
dings sozusagen zu einem Klassiker
nehmen, nachprüfen kann er es auf
der Dinge
linker Hand: Ihn lasen bevorzugt Neu übersetzt
keine Weise. In dieser praktischen
solche Leute, die dem herrschen- und kommenHinsicht verhält sich die String-Theoden Denken opponierten.
rie mit ihren neun oder elf Dimensiotiert von Klaus
Machiavelli rezipierte Lukrez Binder; Galiani
nen nicht anders als der Heilige Geist.
aufmerksam, Giordano Bruno Verlag, Berlin
Lukrez, der als so furchtbar schwiemachte sich einige von seinen Ideen 2014; 405 S.,
rig gilt, macht es seinen Lesern hinso sehr zu eigen, dass er auf dem 39,99 €
gegen eigentlich ganz leicht: Er lädt
Scheiterhaufen landete, und der
jeden ein zur Teilhabe des AugenLukrez-Leser Galilei entging einem
scheins. Augenschein ist ihm nicht
ähnlichen Schicksal nur knapp. Durch Jahr- falscher Schein, sondern die Pforte zum Herzen
hunderte getrennt, aber durch die Lukrez- der Welt. Sehen wir nicht, wie die winzigen
Lektüre verbunden zeigen sich die Selbstden- Sonnenstäubchen im schrägen Lichtstrahl wirker Montaigne, Lichtenberg und Nietzsche. beln und tanzen, in steter Bewegung voneinanNoch Karl Marx schrieb seine Doktorarbeit der weg und aufeinander zu? Sie können wir
über ihn.
gerade eben noch wahrnehmen; aber es fällt
Dann begann sein Stern zu verblassen. Die nicht schwer, sich vorzustellen, dass es sich geeigenwillige Form des langen Lehrgedichts, in nauso, weit jenseits des Sichtbaren, auch im
der sich Poesie und Weltanschauung zu ei- Allerkleinsten abspielen muss: Teilchen, die sich
nem uns heute ungeläufigen Dritten verban- ihrer absoluten Kleinheit halber nicht weiter
den, erwies sich zunehmend als Hindernis; teilen lassen, führen miteinander den Tanz der
und das nicht eben einfache Latein begann Welt und des Lebens auf. So gelangt Lukrez auf
sich zu verdunkeln in dem Maß, wie die dem Weg der Analogie zur Theorie der Atome.
Kenntnis dieser Sprache bröckelte.
In dieser Weise entfaltet Lukrez sein riesenAlso hat das Werk seine Chance nur in der haftes Panorama. Sein Universum ist als unÜbersetzung. Die deutschen Übersetzer aller- endlich groß zu denken, erfüllt von einer undings haben ihm bislang kaum Leben einzuhau- endlichen Menge von Atomen. Wie kann so
chen vermocht, denn die weitaus meisten von unerschöpflich Verschiedenartiges, wie wir es
ihnen behielten den Hexameter des Originals auf Erden erblicken, sich aus einer begrenzten
bei. Aber der deutsche Hexameter beschäftigt Anzahl von Grundbausteinen ergeben? Ganz
und ermüdet den Leser dermaßen mit seinen einfach, sagt Lukrez: so, wie die rund zwei
metrischen Problemen, dass der keine Luft mehr Dutzend Buchstaben des Alphabets hinhat, sich auch noch mit dem gedanklichen In- reichen, um daraus kombinatorisch alle Wörhalt auseinanderzusetzen. Was im antiken ter der Sprache zu erzeugen. Elementa nennt
Original so schön ineinandergestiftet erscheint, er die einzelnen Buchstaben, wie es die Lehrer
Lehre und Gedicht, das muss man also im heu- in der Schule tun.
Und es steht keineswegs die Erde im
tigen Deutsch auseinanderreißen, damit wenigstens eins von beiden übrig bleibt. Jedoch nur Mittelpunkt dieses Weltalls – wie könnte sie
um diesen schmerzlichen Preis ist das Werk auch, wenn das Weltall unendlich ist! Die
Teilchen sind in ununterbrochenem freiem
heute zu haben.
Klaus Binder hat den erforderlichen Fall begriffen; doch darüber hinaus weisen sie
Schritt mit Konsequenz getan. Seine Neu- eine kleine spontane Seitwärtsbewegung auf,
übersetzung bietet sich in Prosa dar, einer dank der sie sich zu berühren und zu verbinrhythmisch beschwingten Prosa, die immer- den vermögen. Clinamen nennt sie Lukrez.
hin einige der poetischen Qualitäten des Ori- Dieses clinamen hat als angebliche Willkürginals herüberrettet. Sein überaus kenntnis- setzung den Zorn späterer Theoretiker auf
sich gezogen, ja sittliche Empörung ausgelöst; der
Kirchenvater Augustinus vergleicht die sich so vereinigenden Atome mit kichernden Mädchen, die
sich ihrem Geliebten in nächtlicher Umarmung
hingeben – womit er wider Willen durchaus etwas
Richtiges getroffen hat, denn die Atome des Lukrez,
eines großen Verehrers der Venus, haben durchaus
einen Hang zum Buhlerischen. Lukrez entwirft das
Weltbild eines zärtlichen Materialismus.
Ewig sind allein die Atome, vergänglich ist alles,
was aus ihnen besteht, namentlich unser kostbares
Ich. Nicht als ob es keine Götter gäbe; doch sie
scheren sich nicht um uns. Nicht als ob uns nicht
der Tod bevorstünde; aber er geht uns nichts an.
Wer denn wäre da, ihn zu beklagen, da wir doch
eben – tot sind, und das heißt nichtexistent? Haben
wir uns etwa vermisst, als wir noch nicht geboren
waren? Und der Tod ist spiegelbildlich ja nichts
anderes als der vorgeburtliche Zustand.
Vieles von dem, was Lukrez zur Erklärung der
Natur der Dinge beisteuert, weicht vom heutigen
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis ab; ja eigentlich das meiste. Seine Atome sind glatt oder
rau, haben Hörner und Haken, mit denen sie sich
verbinden, und es fällt ihm nicht ein, dass mit die-
sen Fortsätzen ins Kleinste ein noch Kleineres eingeführt ist, das sich sozusagen abbrechen ließe. Ja,
noch nicht einmal das Phänomen der Schwerkraft
vermag er anders zu deuten, als dass sie »nach unten« wirkt, und so lehnt er die damals durchaus
schon gängige Vorstellung ab, die Erde sei eine
Kugel: Da müsste sie nämlich schweben. Insofern
es sich bei dieser Kosmologie um ein wissenschaftliches Modell handelt, muss man es wohl als überholt bezeichnen.
Aber darauf kommt es zuletzt nicht an. Was Lukrez
mit großer Konsequenz leistet, das ist der Entwurf
einer rein diesseitigen Welt ohne Anfang und ohne
Ende, in der alle Gebilde, unsere Seele eingeschlossen,
durch die liebevollen Verbindungen des Zufalls entstehen und sich auch wieder auflösen. Ganz am Schluss
des Werks steht die Schilderung einer Pestepidemie:
Denn dem Tod entrinnen wir nicht, vielleicht nicht
einmal einem scheußlichen Tod. Wir ertragen es
besser, wenn wir keinen Sinn dahinter suchen. Das
wäre die Schmach des Aberglaubens, der eines freien
Menschen unwürdig ist. Die Natur ist nicht um
unsertwillen da, aber wir sind Teil von ihr und benötigen, um uns dessen zu versichern, nicht das Dazwischentreten einer überlegenen Autorität, keinen
Gott und keine Urknall-Theorie. Lassen wir zum
Schluss ihm selbst das Wort:
»Und sollte, unter der Zahl seiner Jahre gebeugt, ein älterer Mann sich beschweren, seinen
Verfall weit kläglicher als angemessen bejammern,
hätte die Natur dann nicht alles Recht, noch lauter, mit noch schärferen Worten zu schelten? ›Weg
mit den Tränen, erbärmlicher Nimmersatt, lass
das Jammern! Du hast alles gehabt, was das Leben
lebenswert macht, und nun verfällst du. Nur weil
du stets nach dem verlangt hast, was du gerade
nicht hattest, weil du missachtet hast, was du hattest, nur darum ist dir das Leben unglücklich, unerfüllt verronnen. Und eh du gedacht, stand der
Tod dir zu Häupten, noch bevor du dir ein Herz
gefasst, erfüllt abzutreten und mit guten Dingen
gesättigt. Nun aber, rasch, lass ab von den Dingen, die deinem Alter nicht geziemen, überlasse
sie ruhigen Sinns deinen Söhnen. Nichts anderes
bleibt dir zu tun.‹ «
Diese Natur, die nicht nur in uns, sondern mit
uns redet, hat jedenfalls etwas Erfrischendes; in
Klaus Binders Neuübersetzung sieht man sie geradezu die Hände in die Hüfte stemmen. Es lohnt
sich, ihr zuzuhören.
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Wein gelingt, wo Tradition auf Tatkraft trifft, und Deutschland wird rot:
Warum gerade die Vielfalt der Rebsorten Ausdruck einer lebendigen Kultur ist
Von Moral und anderen Stärken
Wenn es unter den Pflanzen einen
Preis für Moral gäbe – der Wein wäre
wohl ein aussichtsreicher Anwärter.
So wacker klammert er sich an die
steilsten Hänge, so lebenshungrig
treibt er seine Wurzeln in den Grund.
So genügsam nimmt er auf, was steiniger Boden ihm zu bieten hat, und
so dankbar antwortet er noch auf
den letzten Strahl der Sonne. Beinahe scheint es, als würde gerade
der Mangel ihn anspornen, besonders köstliche Früchte zu tragen: In
anderen Breiten, auf anderen Böden
könnte er es leichter haben. Sonniger
und satter, weiß Gott!
Wieso aber gelingen gerade an
Rhein und Mosel die feinsten und
edelsten Weine? Wieso an der Ahr im
Norden und in Baden, in Württem-
berg und Franken, an Saale und Unstrut, an der Nahe und in der Pfalz?
Weil zum Geschenk der Natur die
Idee gehört, wie es zu nutzen sei.
Weil wacher Sinn für die Gegenwart
seine Wege findet auf dem Boden einer zweitausend Jahre alten Weinkultur. Erst ein kluger Winzer komponiert aus Boden, Traube, Klima,
eigenem Wissen und der Bereitschaft seines Publikums einen Wein,
der einen eigenen Charakter besitzt.
Fast 140 Rebsorten werden in
Deutschland angebaut, um Wein
daraus zu keltern. Manche sind Monumente einer uralten Kultur, manche wurden erst entwickelt, um die
Werte dieser Kultur in die Zukunft
fortzuschreiben. Und manche kamen und siegten.
Der Regent ist so eine Erfolgsgeschichte, der Müller-Thurgau trägt
sogar den Namen seines Erfinders
und dessen Schweizer Heimat. Der
Kerner ist keine hundert Jahre alt, der
rote Dornfelder fünfzig, doch beide
sind längst Klassiker. Elbling war an
der Mosel schon zu Zeiten der Römer
ein Genuss. Vom Gutedel heißt es, er
sei fünftausend Jahre alt.
Mehr als tausend Quadratkilometer beträgt die Fläche in Deutschland, auf der Wein angebaut wird.
Das ist deutlich größer als Berlin. Der
Riesling ist der Star. Fast ein Viertel der Anbaufläche ist ihm gewidmet, denn kaum ein Wein erzählt so
feinfühlig vom Terroir, aus dem er
gewachsen ist – vorausgesetzt, der
Winzer versteht es, seinem nuan-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
cenreichen Spiel Gehör zu verschaffen. Aber genau in diesem Zusammenspiel liegt der Grund für seinen
Weltruhm. Das gilt auch für die Burgunderweine, den grauen und den
weißen. Oder für den anspruchsvollen, dafür aber auch noblen und eleganten Spätburgunder: große Oper,
allesamt.
Überhaupt, die Roten: Sie sind eine
Entdeckung! Fruchtig, transparent,
klassisch in ihren Werten, modern in
ihrer Offenheit. Ein Drittel der Fläche
haben sie für sich erobert, Weine, die
viel zu erzählen haben. Für den, der
zuhören mag.
13. N OV E M B E R 2014
D I E Z E I T No 47
Zeit vom 13.11.2014, Seite 56.pdf
GLAUBEN & ZWEIFELN
Fotos: Stephan Floss für DIE ZEIT; Eventpress Stauffenberg/dpa (u.)
DIE ZEIT: Herr Bedford-Strohm, seit zwei
Stunden sind sie gewählt. Sie repräsentieren jetzt 23 Millionen Protestanten. Sind
Sie erleichtert, euphorisch oder doch erschrocken?
Heinrich Bedford-Strohm: Alles bestens! Ich mache grad mit großer Lust diese ganzen Interviews.
Sekündlich laufen die SMS ein, sogar mit Segen.
ZEIT: Auf Facebook haben Sie aber noch nichts
gepostet. Der letzte Eintrag ist von gestern!
Bedford-Strohm: Das kommt erst noch, weil ich
wirklich selber poste. Nachher schicke ich einen
Dank an alle.
ZEIT: Sie werden nun für ein Jahr die Geschicke
der deutschen Protestanten bestimmen. Was war
Ihre schwierigste Entscheidung 2014?
Bedford-Strohm: Genau diese Kandidatur für den
Ratsvorsitz.
ZEIT: Was sprach denn dagegen?
Bedford-Strohm: Natürlich mein Terminkalender
als Landesbischof. Die Frage: Kann ich das Amt
vereinbaren mit meiner bayerischen Landeskirche?
ZEIT: Warum haben Sie zugesagt?
Bedford-Strohm: Weil mir die Zukunft der Kirche
am Herzen liegt: Wir müssen unsere alte Botschaft
so weitergeben, dass sie heute verstanden wird. Das
kann kraftvoller geschehen.
ZEIT: Wo muss Kirche sich heute einmischen?
Bedford-Strohm: Ich erkläre es Ihnen am Beispiel
meiner Reise in den Irak. Die bayerische Landeskirche hat ja seit Jahren Kontakt zu den Christen
dort. Jetzt, da sie vom »Islamischen Staat« verfolgt
werden, baten sie mich, sie zu besuchen. Ich habe
die Flüchtlingslager gesehen, die Verzweifelten gehört. Danach habe ich mich in der EKD für militärische Hilfe gegen den IS eingesetzt.
ZEIT: Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung
sind gegen Militäreinsätze.
Bedford-Strohm: Ich freue mich, dass die Deutschen so skeptisch sind, denn Gewalt löst keine
Konflikte. Zivile Mittel müssen Vorrang behalten.
Aber es gibt Situationen, wo diese keinen Völkermord verhindern. Deshalb kann zum friedensethischen Handeln auch das Militär gehören. Wir
haben die Pflicht, Verfolgte zu schützen. Zugleich
müssen wir die Quellen der Gewalt austrocknen
und deutsche Waffenexporte in diese Region viel
schärfer kontrollieren als bisher.
ZEIT: Evangelische und katholische Kirche haben
sich gemeinsam zum Irak positioniert. Was kann
die Politik vom Christentum lernen?
Bedford-Strohm: Hinter vielen Debatten der letzten Jahre stecken ethische Orientierungsprobleme.
Die Kirche macht einer pluralistischen Gesellschaft
keine Denkvorgaben, aber sie bietet einen Kompass:
das Doppelgebot der Liebe. Wenn es stimmt, dass
man Gott nicht lieben kann, ohne den Nächsten zu
lieben, dann ist die Not anderer auch unsere Not.
ZEIT: Sie sprechen von »der Kirche«, nicht »den
Kirchen«. Warum?
Bedford-Strohm: Es gibt keinen römisch-katholischen, evangelischen oder orthodoxen Jesus Christus, sondern nur den einen Herrn. Paulus fragt im
Korintherbrief: »Ist Christus etwa zerteilt?« Nein.
Deshalb muss die Einheit der Kirche für jeden
Christenmenschen Herzenssehnsucht sein. Ich spreche gern von »der Kirche«, denn es gibt nur die eine
heilige, katholische und apostolische Kirche, die uns
alle verbindet. Das hat Konsequenzen: Wir sollten
gemeinsam Gottesdienst feiern und geistliche Gemeinschaft haben. Mein Horizont war immer ökumenisch, seit ich 1993 meine Doktorarbeit über die
biblische Option für die Armen geschrieben und
überwiegend katholische Quellen benutzt habe.
ZEIT: Haben Sie auch die sozialkritische Schrift
Evangelii Gaudium des neuen Papstes gelesen?
Bedford-Strohm: Natürlich! Ich hatte mich über
seine Wahl und den Namen Franziskus riesig gefreut. Seinen scharfen Satz »Diese Wirtschaft tötet!«
finde ich als Kritik an den Auswüchsen eines ungezügelten Kapitalismus richtig. Ich habe das im
Zusammenhang mit unserer ökumenischen Sozialinitiative immer versucht zu betonen: Eine deregulierte Wirtschaft bringt die Armen in Bedrängnis.
ZEIT: Warum gibt es solche zugespitzten Sätze in
dieser Initiative der Kirche nicht?
Bedford-Strohm: Wir müssen weise mit den scharfen prophetischen Sätzen umgehen. Sonst werden
sie vorhersehbar, dann hört niemand mehr hin.
Der amerikanische Philosoph Michael Walzer
nennt den Propheten einen connected critic, einen
verbundenen Kritiker – seine Kritik wirkt nur im
Dialog mit Menschen. Das entspricht ganz meiner
Erfahrung, etwa in Gesprächen mit Unternehmern. Ich muss verstehen, wie schwierig ihre ethischen Konflikte sind, sonst hören sie mir nicht zu.
ZEIT: Manche Protestanten schimpfen über die
ständige Medienpräsenz von Franziskus. Sie auch?
Bedford-Strohm: Nein! Zeitungen müssen sich
verkaufen. Da sind polarisierende Themen und
Personen nun mal attraktiv. Von der Vollversammlung des Weltkirchenrats in Südkorea, die nur alle
Flieht nicht
aus der Zeit!
Aus der Abschlusspredigt des
scheidenden Ratsvorsitzenden
Nikolaus Schneider in Dresden
»Sprung in
die Zukunft«
Er ist der Neue an der Spitze der evangelischen
Kirche. Ein Gespräch mit Heinrich Bedford-Strohm
über wahre Liebe, scharfe Sätze und
das Verhältnis zum Papst
Wahl des neuen
Ratsvorsitzenden
56
acht Jahre stattfindet, mit 250 Kirchen aus aller Tod verlieren. Wenn wir aber bejahen, dass PatienWelt, gab es kaum größere Berichte. Warum? Die ten ihr Leben beenden, sind wir schnell bei der
Meldungen waren nicht griffig genug. Wenn man Frage: Koste ich zu viel am Lebensende?
irgendeinen Bischof im Rotlichtbezirk erwischt ZEIT: Momentan verdienen Kliniken gut daran,
hätte, hätten alle darüber geschrieben.
das Sterben Schwerkranker zu verlängern. Und die
Angst vorm Tod ist oft nur Angst vor Qualen, die
ZEIT: Was tun?
Bedford-Strohm: Wir brauchen mehr geistliche auch die Palliativmedizin nicht lindern kann. Wer
Ausstrahlung. Wir sind kein beliebiger Kommen- Sterbehilfe sucht, trifft auf Ärzte, die ihre Approbatator, sondern wollen von den Quellen des Lebens tion verlieren können. Ist das nicht unbarmherzig?
her zu einer Erneuerung der Gesellschaft aufrufen. Bedford-Strohm: Wer moralisch über Sterbehilfe
urteilt, darf auf keinen Fall über konkretes Leid
ZEIT: Bitte ein Beispiel!
Bedford-Strohm: Soziale Gerechtigkeit etwa ist ein hinwegsehen. Und Selbstbestimmung, wenn jetheologisch zentrales Thema. Zahllose Bibeltexte mand keine Therapie mehr will, ist wichtig.
zeigen, dass Gott und Gerechtigkeit nicht getrennt Schmerzminderung kann auch dann richtig sein,
werden können. Das berühmteste Zitat stammt wenn sich das Leben dadurch verkürzt. Ich halte
von dem Propheten Amos: »Gerechtigkeit ströme keine neuen strafrechtlichen Regelungen zum ärztwie ein nie versiegender Strom.« Wer das hört, der lich assistierten Suizid für nötig. Ärzte dürfen nicht
spürt im Herzen, dass es hier nicht um Tagespoli- mit einem Fuß im Gefängnis stehen, wenn sie
tik geht. Sondern ums Prinzip. Wir haben in schwer Leidenden beistehen. Aber Ärzte sollen auch
Deutschland über eine Million Langzeitarbeits- keine Spezialisten für das Töten sein. Ich möchte,
lose, obwohl es der Wirtschaft gut geht. Diese dass das Tötungstabu nicht aufgelockert wird.
Menschen dürfen wir nicht verloren geben.
ZEIT: Welches Recht hat ein Christ, von einem
ZEIT: Was sind andere akute Aufgaben der Kirche? anderen zu fordern, er müsse leiden?
Bedford-Strohm: Die Aufnahme von Flüchtlingen, Bedford-Strohm: Ich betone noch mal: Sterbenden
die Debatte um die Sterbehilfe und die ökolo- muss Beistand geleistet werden. Aber eine normatigische Neuorientierung beschäftigen uns intensiv. ve Freigabe des Tötens auf Verlangen und des assisDabei sollten wir aber auch über unsere Grenzen tierten Suizids darf es nicht geben.
hinausschauen. Nehmen Sie die Insel Tuvalu im ZEIT: Viele junge Christen in Deutschland sagen,
Pazifik. Der Pfarrer dieser Insel sagte über den die Gottesfrage sei für sie irrelevant. Was kann die
CO₂-Ausstoß des Westens: Meine Heimat versinkt Kirche da tun?
im Meer. Der Satz prägt sich ein.
Bedford-Strohm: Wir sollten die Relevanz unserer
ZEIT: Sie sind international stark vernetzt. Wie Glaubenstraditionen deutlicher machen. Viele Lebensratgeber sagen: Lernen Sie, dankbar zu leben.
wichtig ist für die Kirche Weltläufigkeit?
Bedford-Strohm: Das hat bei mir zunächst eine Nur, wie mache ich das? Indem ich den Psalm 103
bete: »Lobe den Herrn, meine
persönliche Dimension. Meine
Seele, und vergiss nicht, was er
Frau ist Amerikanerin, meine
dir Gutes getan hat!« Wer seiKinder haben deutsche und
nem Schöpfer dankt für den
amerikanische Pässe. Ich bin soReichtum jeden Tages, spürt etzusagen der einzige Nichtameriwas von der Tiefe unserer Exiskaner in meiner Familie und
tenz. Ein zweites Beispiel: Viele
finde es wunderbar, in anderen
Probleme unseres Alltags komLändern zu sein, andere SpraEr steht für eine junge,
chen zu sprechen. Hinzu kommt
netzaffine, internationale
men daher, dass wir keine
mein Kirchenverständnis: Wir
Kirche. Sein Faible sind
Selbstdistanz gewinnen. Was
können den Glauben an Jesus
große Debattenthemen:
habe ich falsch gemacht? Wir
Christus nie für uns alleine leBiotechnologie und
finden nicht aus Konflikten heben. Die Kirche muss ihre weltUmwelt, Wirtschafts- und
raus, weil wir nur bei der eigeweite Vernetzung nutzen, um
Friedensethik. Der
nen Sicht bleiben. Da hilft das
weltweite Probleme mit zu lösen.
Pfarrerssohn aus Schwaben
Sündenbekenntnis. Das klingt
Deshalb bin ich im Weltkirchenberiet den Weltkirchenrat,
altmodisch, aber es ist der erste
rat engagiert, lehre gern in Südlehrte in Südafrika und
Schritt in die Freiheit. Wer
afrika, war in Texas, in Brasilien
den USA. Seit 2011 ist
Schuld bekennt, kann sich verund Ruanda. Das Gedenken an
er Landesbischof in
geben lassen. Wem vergeben
den Völkermord hat mich stark
Bayern. Am 11. November
wird, der kann neu anfangen.
geprägt: dass in 100 Tagen fast
wurde der 54-Jährige in
Die Bibel sagt das in alten Woreine Million Menschen mit MaDresden zum neuen
ten. Wir müssen zeigen, wie akcheten abgeschlachtet wurden,
Ratsvorsitzenden der EKD
tuell sie sind. Das ist der Sprung
dass UN-Soldaten danebenstangewählt. Seine Vorgänger
in die Zukunft.
den und ihre Waffen nicht gewaren Nikolaus Schneider,
ZEIT: Haben Sie Angst vorm
brauchen durften! Ich habe mir
Margot Käßmann und
Reformationsjubiläum 2017?
geschworen, nie wieder zu schweiWolfgang Huber.
Bedford-Strohm: (lacht) Ganz
gen, wenn eine solche Situation
und gar nicht! Ich freue mich
entsteht.
darauf. Denn ich glaube, es
kann ein großes ökumenisches
ZEIT: Sie haben dieses Jahr eine
Ehrung für den Theologen Friedrich Schorlemmer Christusfest werden. Was wollte Luther denn mit
unterstützt, der zu den Wegbereitern der Fried- der Reformation? Neu auf Christus hinweisen.
lichen Revolution gehörte. Warum?
ZEIT: Dasselbe will Papst Franziskus. Einer seiner
Bedford-Strohm: Weil wir die Impulse aus der Vordenker, Kardinal Maradiaga, sagte: Natürlich
DDR-Friedensbewegung nicht vergessen sollten. Es kann Rom die Reformation mit den Protestanten
war eine Konferenz des Evangelischen Bildungs- feiern! – Das ist schon provokant, wenn man beund Tagungszentrums Alexandersbad, an der ich denkt, wie Luther gegen den »Papstesel« wetterte.
mich sehr gern beteiligt habe, weil Friedrich Schor- Bedford-Strohm: Das soll uns aber nicht hindern.
lemmer für Mut in bedrängter Lage steht. Ich selber Mein Ziel ist, 2017 mit den katholischen Schweshabe ja als Kind bei Sonntagsspaziergängen an der tern und Brüdern zusammen zu feiern. Wie gesagt:
innerdeutschen Grenze noch den Stacheldraht ge- Es gibt nur eine Bibel. Und wir versammeln uns
sehen, das Minenfeld. Grauenvoll! Es war eine un- um denselben Herrn.
geheure Leistung, dass viele Menschen sich am ZEIT: Eine Woche lang haben die Protestanten in
Ende nicht mehr einschüchtern ließen. Das ist Frei- Dresden getagt. Was war das Beste an der Synode?
heit eines Christenmenschen. Das beeindruckt Bedford-Strohm: Der Internetchor. Unbedingt!
mich. Dazu will ich ermutigen.
Junge Christen aus aller Welt sangen synchron im
ZEIT: Mut gehört heute auch zum Kirchenasyl, Netz, und die Synode sang mit. Das war Heiliger
wie es der Hamburger Pfarrer Wilm in St. Pauli Geist digital.
syrischen Flüchtlingen gewährte. War das richtig? ZEIT: Was machen Sie morgen als Erstes?
Bedford-Strohm: Ja! Ich habe ein Foto davon ge- Bedford-Strohm: Meinen Terminkalender upsehen und es gepostet: Man blickt von oberhalb daten: Wie verbinde ich Bayern und Deutschland?
des Kreuzes ins Kirchenschiff auf die Flüchtlinge. Dann treffe ich sicher den katholischen AmtsbruWie Christus sagt: »Ich bin ein Fremder gewesen, der Marx in München. Ich werde mal rüberradeln.
und ihr habt mich aufgenommen.«
ZEIT: Was am neuen Amt wollen Sie abschaffen?
ZEIT: Das große politische Thema dieser Woche Bedford-Strohm: Das muss ich erst rausfinden.
ist die Sterbehilfe. Sie haben gerade ein Buch darü- Bisher habe ich auf alles Lust. Und der Rat der
ber geschrieben. Was steht drin?
EKD ist extrem nett. Meine Krawatte, die ich grad
Bedford-Strohm: Dass das Leid, dem viele Men- umhabe (seriöses Dunkelblau), hat mir vorhin ein
schen am Lebensende ausgesetzt sind, endlich zur Ratsbruder geliehen, weil meine nicht so toll war.
Sprache kommen muss.
ZEIT: Alte Synodenteilnehmer klagen, heute werZEIT: Sind Sie für eine Verschärfung der Gesetze? de nicht mehr gestritten. Früher seien in der EKD
Bedford-Strohm: Ich trete für ein Verbot der orga- die Fetzen geflogen. Wird es mit Ihnen nun lauter?
nisierten und erst recht der kommerziellen Sterbe- Bedford-Strohm: Ich streite gern. Aber ist laut
hilfe ein. Tötung auf Verlangen ist unnötig, wenn schon klug? Dass Christen rumschreien, heißt ja
wir die Palliativmedizin ausweiten und Sterbende noch nicht, dass sie hinhören.
besser begleiten. Als Pfarrer weiß ich, dass Menschen, die gut begleitet werden, die Angst vor dem Das Gespräch führte EVELYN FINGER
Heinrich
Bedford-Strohm
Heinrich Bedford-Strohm will eine
weltoffene und streitbare Kirche
Die Gegenwart ist die entscheidende Zeit. Wir können und sollen uns ihr stellen. So wie Dietrich Bonhoeffer es uns ans Herz gelegt hat: »Es gibt in der
ganzen Weltgeschichte immer nur eine bedeutsame
Stunde – die Gegenwart. Wer aus der Gegenwart
flieht, flieht die Stunden Gottes, wer aus der Zeit
flieht, flieht Gott. Dienet der Zeit! Der Herr der
Zeiten ist Gott, der Wendepunkt der Zeiten ist
Christus, der rechte Zeitgeist ist der Heilige Geist.«
Auch im Evangelium selbst geht es um das
Jetzt: »Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe,
jetzt ist der Tag des Heils!« So ruft Paulus uns zu
einem widerständigen Gottvertrauen auf, gerade
angesichts gnadenloser Welterfahrung. Das Kommen Christi hat ja Unrecht und Gewalt, Leid und
Tod nicht aus der Welt verbannt, auch nicht aus
seiner Kirche. Es wäre ein Missverständnis, zu meinen, ein starker Glaube würde uns all dessen entheben. Jetzt ist der Tag des Heils?
Das zu verkündigen ist nicht immer leicht! Wir
erleben Krieg und Terror, Christenverfolgung und
Ebola-Epidemie. Auch ein Rückzug unserer Kirche auf das private Leben der Menschen vermag
den Widerspruch nicht zu lösen. Wir erleben den
Tod geliebter Menschen, das Zerbrechen von Beziehungen, Einsamkeit. Wie also können wir ehr-
lich Heil und Gnade predigen? Paulus gibt uns die
einzig tragfähige Antwort im »Wort vom Kreuz«
– Gottvertrauen. Es vergewissert uns: Leid und
Tod trennen uns nicht von Gott. Das ist eine frohe
Botschaft, die quer zu dem menschlichen Wunsch
steht, Leiden zu vermeiden und uns gegen den
Tod zu wehren. Paulus war sich gewiss, dass
Erlösung bevorsteht. Wir gehören zu dieser
widersprüchlichen Welt, aber sind ihr nicht
heillos ausgeliefert. Wir nehmen nicht alles
hin, wie es ist. Unser Christusglaube bestärkt uns, die Gegenwart zu verändern,
durch Tun des Gerechten.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Nikolaus Schneider
war von 2010 bis 2014
Rats vorsitzender
der EKD

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