Über den Tellerrand geschaut

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Über den Tellerrand geschaut
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06.09.2007
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Seite 570
570 • PRAXIS
KOMMENTAR
B. Richter
Über den Tellerrand
geschaut
Alles in allem kann ich nur jedem empfehlen, falls möglich, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Die neuen Erfahrungen und Erlebnisse bereichern das weitere berufliche Handeln und helfen, Situationen besser einzuschätzen und neue Wege zu begehen. Mein Auslandsaufenthalt
führte u. a. zur Gründung einer Gesellschaft von Im- und
Export von Medizinprodukten (www.makro-med.de). Ich
besuchte viele nationale und internationale Messen und
schloss Kontakte zu führenden Herstellern von Medizinprodukten, u. a. in den USA und Brasilien. Ein Blick über
den Tellerrand lohnt sich. Die zunehmende Globalisierung führt zu einem verstärkten Preisdruck, den Zahnärzte aber vor allem die Zahntechniker schon leidlich zu spüren bekommen haben. Ich sehe in der Globalisierung jedoch nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. Durch
die Erschließung neuer Märkte können wir günstiger einkaufen und damit auch günstiger Leistungen anbieten. So
haben wir qualitativ hochwertige Produkte auf dem brasilianischen Markt entdeckt, ein großer und unterschätzter
Medizinmarkt, der anders als Fernost auf natürliche Weise gewachsen ist. Brasilianische Ärzte müssen unter ganz
anderen Konditionen arbeiten und erreichen dabei in
meinen Augen erstaunliche Ergebnisse – auch ohne 3DRöntgen und Cerec-Labor. Sicherlich findet man in einer
solchen Gruppe extreme Abweichungen zu beiden Seiten,
aber warum nicht ein paar Erfahrungen übernehmen?
Der deutsche Medizinmarkt ist gezeichnet durch eine
breite und solide Mittelschicht. Es besteht die Gefahr, dass
diese verschwindet und eine Positionierung im oberen
oder unteren Preissegment stattfindet, so wie wir es von
anderen Ländern kennen.
Und welche Entwicklungen nimmt die Praxis, in der
ich in Portugal ein Jahr gearbeitet habe? Mein ehemaliger
Kollege hat die Nische erkannt und plant Fortbildungsveranstaltungen mit dem Schwerpunkt Implantologie für
deutsche und internationale Kollegen. In entspannter Atmosphäre und „Urlaubsfeeling“ wird dieses Vorhaben sicherlich eine Chance haben.
Einen Haken hat der Auslandsdienst allerdings – er
wird nicht als Assistenzzeit anerkannt. Ein Manko, das die
europäische Sonderstellung Deutschlands reflektiert. Im
Rahmen einheitlicher EU-Richtlinien ist das deutsche Gesundheitssystem schon einigen Änderungen unterworfen
worden. Mit Sicherheit wird sich diese Entwicklung in Zukunft weiter fortsetzen und der Medizinmarkt sich liberalisieren. Mehr Wettbewerb und eine marktwirtschaftliche
Ausrichtung der Medizin auch als Dienstleistung werden
die Folge sein. Hier können deutsche Ärzte vom Ausland
lernen. Sehen wir die Entwicklung als Chance, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Grundlage dafür werden
die Universitäten sein, die mit ihrer Ausbildung und Forschung den Standard setzen.
• Korrespondenzadresse:
Dr. Bert Richter
Hauptmarkt 13
54290 Trier
E-Mail: [email protected]
AMA - Algarve Medical Center
Rua Cidade de Goa, Lote 11
8500-580 Portimao
Portugal
E-Mail: [email protected]
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