zum Report - Royal Flyfishing
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zum Report - Royal Flyfishing
R epor t C ATC H Release & Heftig diskutiert und umstritten - Catch&Release. Doch aus biologischer Sicht ist die Antwort längst gefunden. Dr. Axel Wessolowski über sinnvolles und waidgerechtes Zurücksetzen „Ein guter Wildfisch ist zu kostbar, als dass er nur einmal gefangen werden sollte.“ 30 FISCH & FLIEGE Lee Wulff Ende 1930 R epor t D as Prinzip des Catch & Release, also das Fangen und Zurücksetzen von Fischen, die außerhalb ihrer Schonzeit an den Haken gehen und auch über das vorgeschriebene Mindestmaß verfügen, ist bereits seit Jahrzehnten bekannt. Mittlerweile ist viel Wasser die Flüsse runter- geflossen und die ursprünglichen Ideen, die zuerst zu dem Prinzip C&R führten, haben sich geändert. Anfänglich ging es dabei um die Tatsache, dass es in einigen Gebieten mehr Fliegenfischer gab, als dass deren Wünsche durch die örtlichen Fischbestände hätten erfüllt werden können. Hierbei stand der Fang eines Fisches an erster Stelle, dann erst die Möglichkeit, diesen auch zu essen – Fischen als Erholung und Natur- erlebnis zugleich. Daher erließen die amerikanischen Parkverwaltungen Gesetze, welche die Entnahme von Fischen stark regelten, um zu gewährleisten, dass jeder Fischer eine reelle Chance auf einen Fang bekommt. P osi t i v e B eglei t er schein u ngen Mit dieser Grundidee, dass man einen Fisch nur wegen des Naturerlebnisses fängt und ihn anschließend wieder schwimmen lässt, wird man in Deutschland auch gegen bestehendes Recht verstoßen, denn in diesem Fall dürfte § 1 des Tierschutzgesetzes (niemand darf einem Tier ohne einen vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen) berührt sein. Der „vernünftige Grund ist in diesem Falle die Verwertung des Fisches, also der reine Nahrungserwerb. An dieser Stelle sollten jetzt aber keine Paragraphen erläutert oder diskutiert werden sowie keine mühseligen (und oftmals viel zu emotionale) philosophischen Diskussionen über die Moral und Ethik des Fischens folgen und schon gar keine persönlichen Gedanken. Ich möchte Ihnen vielmehr ein Wissen vermitteln, welches Ihnen erleichtern soll, selbst Stellung bei der Diskussion zum Thema C&R zu nehmen. Denn auch wenn der ursprüngliche Gedanke des Fangens und Zurücksetzens eine andere Zielsetzung verfolgte, sind die positiven biologischen „Begleiterscheinungen“ nicht von der Hand zu weisen. Wenn es um eine objektive Beurteilung des Nutzens von www.whitefishstudio.com C&R gehen soll, dann sollten auch die Fische selbst als Anzeiger eines möglichen Nutzens herangezogen werden. Ich will das gerne an einem Beispiel erläutern. Gehen wir von einem Bach aus, der ein natürliches Vorkommen an Forellen aufweist. Diese werden in ihrer Alterszusammensetzung eine bestimmte Verteilung aufweisen, die, wenn sie bisher ohne menschlichen Einfluss gewesen ist, durch ein Vorkommen vieler Altersklassen geprägt ist. So wird es eine bestimmte Menge an Jungfischen geben, genauso wie eine bestimmte Menge an Altfischen. Und eben diese Verteilung ist für den Bestand einer Gruppe von Individuen arterhaltend. Weniger Theorie, mehr Beispiel: Unser bereits erwähnter Forellenbach, der bisher im Sinne von Fliegenruten noch jungfräulich ist, beherFISCH & FLIEGE 31 R epor t Pools von außen verzichtet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass an Gewässern, an denen ausschließlich C&R praktiziert werden durfte, die Verteilung der Bachforellen wesentlich optimaler ausfiel als an Gewässern, an denen es nur Bestimmungen zur Mindestgröße gab. So kommen Fischbiologen auch zu dem Schluss: „Die Einführung einschränkender Entnahmebestimmungen wie das Fangen und Zurücksetzen dürften den Raubbau an den (Fisch)-Beständen verhindern, somit das Vorkommen an großen Forellen aufrecht erhalten und die natürliche Stärkung der Population verbessern.“ D er H a k en de m H a k en Haken ohne Widerhaken (hier mit einer Flachzange angedrückt) sorgen für eine deutlich höhere Überlebensrate bei zurückgesetzten Fischen bergt neben Forellen von 5 und 10 Zentimetern auch solche, welche die 50-Zentimeter-Marke überschreiten. Zwischen diesen Extremen finden Sie weitere Forellen, die somit die Zwischengrößen repräsentieren. Stellen Sie sich jetzt vor, dass dieser Bach für die Fischerei freigegeben wird – mit Schonzeiten (zum Beispiel 5 Monate) und einem Mindestmaß (zum Beispiel 30 Zentimeter). Da der Bach sich großer Beliebtheit erfreut, entsteht ein entsprechender Befischungsdruck. Aber alle Fischer halten sich an die Vorschriften und entnehmen nur Fische außerhalb der Schonzeiten und die das Mindestmaß aufweisen. Die Folge: Die meisten Forellen, deren Körperlänge über 30 Zentimeter lag, fehlen nun in diesem Bach! Dass dieses Beispiel kein Hirngespinst ist, belegen inzwischen viele Studien. So wurden in einer Untersuchung Daten über mehrere Jahre ausgewertet und die zeigen, dass es bei der Verteilung der laichfähigen Fische deutliche Begrenzungen als Folge einer Befischung gab und Fische eines bestimmten Alters bzw. Größe nicht mehr nachzuweisen waren. Und nicht nur das – auch die Eierproduktion wies diese Begrenzungen auf. 32 FISCH & FLIEGE R au bbau v er hin - der n Es ist ein Irrtum zu glauben, dass viele Forellen alleine schon ausreichend sind, eine Population zu erhalten. Viel wichtiger ist die Alters- und damit auch die Größenstruktur einer Gruppe von Fischen. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Körpergröße eines Fisches und der Anzahl der produzierten Eier. Mehr noch: Aus den Eiern von größeren Fischen gehen auch größere und stärkere Nachkommen hervor, die eine wesentlich höhere Chance auf das Erreichen des Laichstadiums haben. Ein Fehlen der größeren Fische in einer Population kann, da der Gen-Pool in seiner natürlichen Zusammensetzung gestört wird, daher den Gruppenerhalt gefährden – im Extremfall den Arterhalt! Die fehlende Fischgröße durch Besatzmaßnahmen wieder auszugleichen, kann allerhöchstens eine vorübergehende Lösung sein und darf keine allgemeingültige Praxis werden. Sollen die natürlichen Bestände gestärkt und geschützt werden, sollte auf das Auffüllen natürlicher Gen- an Ein weiterer wichtiger Aspekt des C&R muss ebenfalls genannt und erläutert werden, da dieser vielfach zu Missverständnissen führt und ein fehlender einheitlicher Wissensstand die Diskussion unnötig erschwert. Daher werde ich mich nachfolgend näher mit den auftretenden tödlichen Auswirkungen des Hakens befassen. In der Fachwelt wird von der Hakmortalität gesprochen und ist der Anteil der gehakten Fische, die nach dem Zurücksetzen entweder unmittelbar darauf oder später sterben. Dabei spielen mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle, so auch über die Höhe der Überlebensrate – nämlich auch der Haken selbst und wie er beschaffen ist. Nicht unerwartet zeigen sich Unterschiede zwischen dem Fischen mit und ohne Widerhaken. So lag in den Auswertungen die Hakmortalität bei rund 5 Prozent, wenn kein Widerhaken verwendet wurde. Allerdings lag die Hakmortalität beim Fischen mit Widerhaken auch nicht höher als rund 13 Prozent. Dass das widerhakenlose Fischen schonender ist, kann sicherlich leicht nachvollzogen werden, denn das Lösen solcher Haken ist einfacher und daher schneller und unblutiger. Da der Hakort, also die Stelle, wo der Haken am Fisch sitzt (Oberkiefer, Gaumen, Kiemen...), ebenfalls die Mortalität beeinflusst, weise ich darauf hin, dass von den Salmoniden Naturköder offenbar tiefer genommen werden als künstliche Köder. Die Gefahr einer tiefen Ködereinnahme besteht darin, dass zum Beispiel die sehr empfindlichen Kiemen verletzt werden können. Die Überlebenschance der Fische, deren Kiemen durch das Haken bzw. Lösen des Hakens verletzt wurden, ist nahezu null! Je näher der Haken aber an den Kiefern sitzt, desto geringer, nämlich weniger als 10 Prozent, fällt die Mortalitätsrate aus. Hans Gebetsroither, der viele Studien sicherlich nie gelesen hat, wandte sich vorausschauend wenige Jahre vor seinem Tod an die Fliegenfischergemeinde: „Ich habe an alle die Bitte, wohl möglichst, wenn es geht, wenn Sie es übers Herz bringen, ohne Widerhaken zu fischen.“ Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob ein Drilling oder ein Einzelhaken verwendet wurde, denn in den vorliegenden Studien konnte kein wesentlicher Unterschied gezeigt werden. Wesentlich entscheidender ist die Zeitdauer, die zwischen dem Haken und der Landung des Fisches vergeht und der anschließende Umgang mit dem Fisch während des Hakenlösens. Es sollte jedem verständlich sein, dass ein Fisch umso R epor t Fotos: Dr. Axel Wessolowski geschwächter ist, je länger der Fischer für die Landung benötigt und der Fisch sich anstrengen muss. Alle, die einen leistungsorientierten Trainer während ihrer Sportzeit genießen durften, wissen, was ich meine. Und ähnlich wie Ihnen, wenn Sie schnell atmend gegen die Seitenstiche angekämpft haben und alles wollten, nur keine weitere Runde mehr laufen, ergeht es – physiologisch betrachtet – einer Forelle oder einem Lachs. Während Sie nach dem Training allerdings zum nächsten IsoDrink laufen und sich danach erholen, kann ein Fisch, obwohl der sich sogar schwimmend vom Fischer entfernte, zeitverzögert immer noch an Erschöpfung sterben. Studien geben für den Zeitpunkt des Todes eine Zeitspanne zwischen 0 und 24 Stunden an. Dabei liegen zwischen dem Moment des Hakens und dem Moment des Zurücksetzens in den Studien oftmals weniger als drei Minuten. Ein ganz kritischer Faktor bei der Belastung ist nämlich auch die Verweildauer des Fisches an der Luft. Zum Beispiel erhöht sich die Sterbewahrscheinlichkeit von Regenbogenforellen deutlich, wenn diese nach einer körperlichen Belastung zusätzlich noch der Luft ausgesetzt werden. Schon nach 60 Sekunden an der Luft steigt die Sterbewahrscheinlichkeit auf über 70 Prozent an! Der Grund liegt in den Kiemen der Fische. Unter der Wasseroberfläche sind die feinen Strukturen, wie die Kiemenlamellen, vom Wasser frei umspülbar. An der Luft, wo ihnen die stützende Wirkung des Wassers fehlt, fallen sie in sich zusammen. Mehr noch, die Gefahr des Verklebens besteht. In solch einem Fall werden die Kiemen derart geschädigt, dass es zu lang anhaltenden Atemproblemen bis hin zum Tod kommt. Beim Faktor Atmung kommt auch unweigerlich die Wassertemperatur mit auf den Plan. Sauerstoff löst sich in kälterem Wasser einfach besser. Daher kann auch die Wassertemperatur beeinflussend auf die Sterblichkeitsrate einwirken. Denn in einem wärmeren Gewässer ist die Sauerstoffaufnahme für die Fische erschwert, weil weniger Sauerstoff im Wasser vorhanden ist. Wie ein Bergsteiger, der sich in „dünner“ Luft dem Berggipfel hoch kämpft und heftig vor sich hin röchelt, haben Lachse und Forellen bei warmen Wassertemperaturen mit der Belastung durch weniger gelösten Sauerstoff zu kämpfen. So konnte in Untersuchungen gezeigt werden, dass die Sterbewahrscheinlichkeit bei Wassertemperaturen unter 20 Grad Celsius weniger als 16 Prozent beträgt, aber deutlich, dass es für die Fische Stressfaktoren gibt, die es zu mindern oder zu eliminieren gilt. Spezielle, knotenlose Landenetze wie dieser von Orvis tragen zu einer erhöhten Überlebenschance von zurückgesetzten Fischen bei aber auf über 60 Prozent ansteigt, wenn das Wasser wärmer als 20 Grad war. Dieses sind nur einige, aber wichtige Beispiele zum Thema Hakmortalität. Die Wissenschaft hat auch bestimmt noch nicht alle Punkte erfassen und untersuchen können. Es wird Wa s bedeu t et „wa idger ech t “? Fangen und Zurücksetzen ist ein komplexes Thema und vielleicht bietet es daher schon für viele Anlass, darüber heftig zu diskutie- Die Löseschere sollte immer griffbereit an der Weste hängen – langes Suchen schadet den gehakten Fischen ren. Aber mir kommt’s vor, dass viele auch noch nicht den wesentlichen Kern von C&R erfasst haben oder erfassen wollen. Auf der Internetseite des Verbandes Deutscher Sportfischer ist zum Beispiel eine Ablehnung von C&R zu lesen: „Es ist nicht fischwaidgerecht, Fische alleine aus Freude am Drill zu fangen. Das gilt erst recht für das Fangen von Fischen, um diese anschließend zurückzusetzen (catch and release).“ Hier werden zwei Aussagen miteinander so verknüpft, dass jegliche weitere Diskussionsgrundlage entzogen wird. Es wird nämlich gesagt, dass das Konzept, also der Plan beim C&R, die „Freude am Drill“ sei. Jetzt habe ich Ihnen, sicherlich stark verkürzt, weiter oben aber erklärt, dass C&R durchaus eine biologische Funktion haben kann, nämlich die der BestandserhalFISCH & FLIEGE 33 R epor t schereiverordnungen des Landes Brandenburg: „Haben die Fische den Haken tief geschluckt, ist vor dem Zurücksetzen die Schnur in Höhe der Kopfspitze zu durchtrennen.“ Studien belegen nämlich, dass sich die Haken in den Fischen lösen und zersetzt werden können und dass nach einem bestimmten Zeitraum von den Haken im Fisch nichts zurückbleibt. Äschen stellen eine bedrohte Fischart dar und sollten deshalb einer besonderen C&R-Regelung unterliegen tung und somit langfristig auch einen ökologischen Wert. Erkennen Sie das Problem? Wenn die Annahme für das Durchführen von C&R auf (bewusst?) unterschiedlichen Intentionen beruht, wird man keinen gemeinsamen Nenner finden. Umso interessanter ist der folgende Satz: „Ein Zurücksetzen kommt auch in Betracht, wenn es das Hegeziel erfordert.“ Ebenfalls auf der Internetseite des VDSF nachzulesen. Also ist der VDSF doch für C&R? Um es ganz deutlich zu formulieren: Eine Fischerei, nur um des Drills wegen, sollte jeder Fliegenfischer ablehnen! Aber es sollte die biologische Idee des C&R unterstützen. Die Zahlen von den allgemeinen Überlebensraten der Fische erleichtern die Entscheidung für eine Unterstützung. Denn C&R macht Sinn, unter der Voraussetzung, dass das Fangen und Zurücksetzen auch ordentlich durchgeführt wird. Die allgemeine Überlebenschance bei den Salmoniden kann deutlich über 80 Prozent liegen! Wobei die Zahlen für die einzelnen Arten annähernd gleich ausfallen. Leider ist die Äsche, wie so oft, selten Gegenstand der Untersuchungen. Daher gibt es über die Äschen nahezu keine C&R-Untersuchungen – die arme Dame... Beim Fliegen34 FISCH & FLIEGE fischen beginnt die schonende Fischerei bei Schnurklassen und Vorfachstärken. Vor dem Hintergrund von C&R stelle ich daher die Entwicklung von 0-Klassen infrage. Der Fischer sollte alles daransetzen, einen Fisch so schnell und schonend wie möglich wieder zurückzusetzen. Dazu gehört auch, dass man in bestimmten Fällen den Mit einer klaren C&R-Regelung – alle Äschen sollten zurückgesetzt werden – kann man die Fischerei gestatten und gleichzeitig die Äschenbestände schonen. Zugegeben, es ist ein sehr einfaches Beispiel, aber es geht um das mögliche Prinzip. Eine entnommene Äsche ist unwiderruflich ein potenzieller Laicher weniger. Wenn die Bestände wieder stabil sind, kann man, wie auch in den USA in einigen Staaten praktiziert wird, die C&R-Regelung variieren und E in hei t liche , die Entnahme angepasst regeln. a ber f le x ible Es müssen auch, ergänzend zu R egelu ngen den Mindestmaßen, Regelungen Es ist mir wichtig, auf eine einheit- für Maximalgrößen erlassen werliche Regelung von C&R einzuge- den. Das Wissen aus Untersuhen. Der Fischer scheint sich zum chungen zur Eierproduktion, LarTeil in einer Grauzone zu bewegen, vengrößen und Wachstumsrate wenn er einen maßigen Fisch au- fordert dieses. Man sollte sich alßerhalb einer Schonzeit zurück- lerdings nicht auf eine Pauschalsetzt. Dabei weist der Deutsche aussage einigen, denn dafür sind Anglerverband mit Nachdruck die vielen Gewässer in Deutschdarauf hin: „Eine ausdrückliche land viel zu unterschiedlich. VielMitnahmepflicht ist in keinem mehr sollte im Einzelfall geprüft deutschen Gesetz festgeschrieben.“ werden, welchen Vorteil die offiUnsere Rechtsprechung verwirrt zielle Einführung von C&R mit den Fischer nur unnötig und er- sich bringen würde. So macht schwert auch die sachlichen Dis- es aus biologischer Sicht keinen kussionen des Themas. Die Gren- Sinn, an einem Gewässer, in dem zen, innerhalb derer sich der jedes Jahr fangfähige Forellen beFischer bewegt, sind meines Erach- setzt werden, diesen Bestand per tens zu starr und müssten, speziell C&R zu regeln oder gar schonen mit Ziel einer einheitlichen C&R- zu wollen. Regelung, überdacht und neu gestaltet werden. Wenn ich zum BeiR e spe k t volle s F ischen Spezielle Hakenlöser erleichtern das Lösen des Hakens, ohne den Fisch dabei aus dem Wasser nehmen zu müssen Haken im Fisch belässt und besser die Schnur kappt. Bevor Sie nun minutenlang den Fisch „operieren“, dieser dabei der Luft zu lange ausgesetzt wird und am Ende auch noch eine starke Blutung erleidet, ist das Kappen die bessere Option. Dieses ist auch zu finden in der Fi- spiel in einem Gewässer Forellen fischen möchte, in dem aber auch Äschen vorkommen, kann ich nicht ausschließen, dass auch eine Äsche gehakt wird. Äschen stellen aber in den meisten Gewässern eine bedrohte Art dar und sollten daher nicht entnommen werden. Ich wünsche mir, dass in naher Zukunft das Thema C&R mit mehr Blick auf die Zukunft behandelt und die biologische Relevanz verstärkt berücksichtigt wird. Lee Wulff, der zuerst ökonomische Interessen verfolgte, erkannte schnell auch den ökologischen Wert des C&R. Er zeigte, weit vor vielen Behörden und staatlichen Stellen, die erforderliche Weitsicht und kämpfte verstärkt um den Erhalt der pazifischen Lachsbestände. Bei der Ansprache anlässlich einer Würdigung Wulffs umweltbewussten Engagements sagte dieser: „Als ich vor 50 Jahren mit dem Zurücksetzen von Lachsen anfing, war mir bewusst, dass jeder Fisch, den ich zurücksetzte, nur das hinauszögerte, was wir jetzt haben – ein Desaster. Damals wusste ich, dass Catch & Release eines Tages eventuell im Wasser stehen, muss die Hand vor dem Kontakt mit dem Fisch unbedingt befeuchtet werden. Die Schleimschicht, die den Fisch vor Infektionen schützt, darf unter keinen Umständen geschädigt werden. Für ein Landen mit dem Netz verwenden Sie nur spezielle C&R-Kescher, deren Netze eine flache Form aufweisen und aus besonders schonenden Materialien für den Fisch sind. Für beide Landungsarten gilt, dass der Fisch der Luft so kurz wie möglich ausgesetzt wird. Daher lösen Sie den Haken, wenn möglich, unter Wasser. Vermeiden Sie es, den Fisch zu drücken. In ihrem natürlichen Element ist der Einfluss der Schwerkraft stark vermindert. Daher sind außerhalb des Wassers die Organe und das Skelett nicht in der Lage, sich selbst zu tragen. Zusätzliche Druckbelastungen erhöhen das Risiko von inneren Verletzungen. L ösen Auch in Irland setzt sich C&R zunehmend durch Eingebettet in diese Praxis ist ein ausdrücklicher Respekt vor dem einzelnen Fisch, den man versucht zu fangen und dann zurücksetzt. Dieser Respekt ist verkörpert (...) in dem kurzen Moment der Freude, die wir der Schönheit des Fisches abgewinnen, bevor wir ihn zurücksetzen und in der höchst schonenden Handhabung des Fisches, bevor er freigelassen wird.“ Vor de m Fa ng Wählen Sie die Schnurklasse - und stärke so, dass Sie einen Fisch möglichst schnell landen können. Verwenden Sie Fliegen ohne Widerhaken. Entweder drücken Sie dazu den Widerhaken nieder oder Sie binden gleich auf widerhakenlosen Modellen. Kescher und Hakenlöser sollten mit Magneten und Ausziehrollen schnell zugänglich am Körper bzw. an der Weste angebracht sein. Messen Sie an besonders heißen Tagen die Wassertemperatur und entscheiden bei höheren Werten verantwortungsbewusst, ob Sie fischen sollten. Fa ng und L a n du ng Bringen Sie den gehakten Fisch schnell zur Landung. Je kräftiger der Fisch ist, wenn er zurückgesetzt wird, desto höher sind seine Chancen zu überleben. Für eine Handlandung, wenn Sie de s H a k ens Gerade bei widerhakenlosen Fliegen reicht es manchmal sogar schon aus, den Zug von der Schnur zu nehmen. In den anderen Fällen greifen Sie auf einen Hakenlöser zurück. Gerade die kleineren Haken lassen sich mit diesem Hilfsmittel schneller entfernen. Ideal sind Lösescheren, mit denen sich im Notfall auch die Schnur kappen lässt. Ein in den Kiemen gehakter Fisch hat durch die entstehenden Verletzungen kaum eine Überlebenschance. Daher sollten Sie diesen Fisch waidgerecht töten. D a s Z u rück setzen Wenn der Fisch Zeichen von Erschöpfung zeigt, müssen Sie ihn beleben. Dazu halten Sie den Fisch mit dem Kopf in die Strömung. So werden die Kiemen mit sauerstoffreichem Wasser umspült. Bei schwacher Strömung können Sie den Fisch auch selbst bewegen – idealerweise nur in eine Richtung. Ein Fisch sollte nicht freigelassen werden, bevor er nicht aus eigener Kraft davonschwimmt. An warmen Tagen kann das auch erst nach einigen Minuten sein. Foto vom Fa ng Wenn Sie unbedingt ein Foto machen möchten, dann ist es erforderlich, dass nicht Sie die Kamera halten, sondern ein Begleiter. Dieser sollte sich schnellstens bereit gemacht haben und alle notwendigen Einstellungen an der Kamera schon vorgenommen haben. Für das Bild wird der Fisch gut unterstützt leicht aus dem Wasser gehoben, gelöst und wieder ins Wasser zurückgesetzt. Oftmals ist aber die Erinnerung unseres Gehirns viel schöner als der schlechteste Schnappschuss! #FTVDIFO 4JF VOT *OUFSOFU JN %PSUGJOEFO4JFTÊNUMJDIF *OGPSNBUJPOFOVOE 1SPHSBNNF[VVOTFSFO 'MJFHFOGJTDIFSLVSTFO 3FJTFBOHFCPUF "VTTUFMMVOHFO5JQQT 5SJDLTVOEWJFMFTNFIS *OVOTFSFN0OMJOF4IPQ LÚOOFO4JFPSEFSOXBT*IS )FS[CFHFISU ,PTUFOMPTCFTUFMMFO 6OTFSF,VOEFO[FJUTDISJGU 1&53*/&84NJUGBOHGSJ TDIFO"OHFCPUFO4UPSZT VOE,PMVNOFOBVTBMMFS 8FMUVOETPOTUOPDI FJOJHFNEBTIPIF8FMMFO XJSGU 4DIBõIBVTFSTUSBTTF $);àSJDI 5FM 'BY JOGP!IFCFJTFODI IFCFJTFODI]GMJFHFOGJTDIFODI von großem Wert sein wird.“ Es ist längst an der Zeit, dass sich auch Deutschland dem C&R weiter öffnet und die biologischen Fakten zur Kenntnis nimmt. Ich hoffe, Sie, werter Leser, werden es zukünftig tun und möchte Sie am Ende mit einem letzten Zitat, welches das Wesen von C&R in Bezug auf den Fliegenfischer so wunderbar erfasst, verabschieden. Der Fliegenfischer und Philosoph Joseph Claude Evans schreibt in seinem Buch „With Respect for Nature“ (Aus Rücksicht vor der Natur) folgende Sätze: „Das Fangen und Zurücksetzen eines Fisches kann Teil einer Gewohnheit sein, die unser Leben und unsere Beziehung zu einer natürlichen Welt formt. (...) Das Praktizieren von Fangen und wieder Freilassen beim Fischen basiert äußerst richtig in dem Respekt vor der Integrität der Ökosysteme und vor Populationen, welche einem Druck menschlicher Nutzung und Ausbeutung unterworfen sind.