Dölauer Heide - Landesamt für Umweltschutz Sachsen

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Dölauer Heide - Landesamt für Umweltschutz Sachsen
Dölauer Heide
Saalekreis (SK)
Halle (HAL)
Stadt (HAL)
LSG0037HAL
Satzung der Stadtverordnetenversammlung Halle v. 17. Juni 1952
Saalekreis (SK)
LSG0037SK_
Satzung der Stadtverordnetenversammlung Halle v. 17. Juni 1952
740 ha
LSG0037___
Landkreis:
Stadtkreis:
Verordnung:
Größe:
Codierung:
Im LSG liegen die Gebiete:
Code
EU-Nr.
Name
Anteil (%)
FFH0122
DE 4437 308
Dölauer Heide und Lindbusch bei Halle
99,01
NSG0116___
Lindbusch
77,86
NSG0117___
Bischofswiese
100,00
Gebietsbeschreibung
Das zirka 740 ha große Waldgebiet der Dölauer Heide erstreckt sich im Nordwesten der Stadt Halle
zwischen den Ortsteilen Dölau, Heide-Nord, Kröllwitz, Heide-Süd und Nietleben sowie der
Saalkreisgemeinde Lieskau. Das LSG liegt im Osten der Landschaftseinheit Östliches Harzvorland an
der Grenze zur Landschaftseinheit Unteres Saaletal.
In dem Landschaftsschutzgebiet ergibt sich eine deutliche landschaftliche Differenzierung.
Beginnend mit dem Langen Berg (129,5 m über NN) und sich nach Südwesten mit der Bischofswiese
und dem Kolkturmberg (132,5 m über NN), dem Schwarzen Berg (129,0 m über NN) und dem Roten
Berg (126,8 m über NN) fortsetzend, durchzieht ein Plateaurücken die Dölauer Heide. Von schmalen,
steilen Abhängen begrenzt, überragt dieser die Umgebung um mehr als 20 Meter. Kurze, steil
ansteigende Kerbtälchen und Erosionsschluchten, wie die Wolfsschlucht, gliedern die Plateauränder.
Im Süden schließt sich die flache Zscherben-Nietlebener Platte an, die die Saaleaue hier im Westen
begrenzt.
Östlich der Bischofswiese erstreckt sich die durch den Krankenberg (111,0 m über NN) sowie durch
kleine flachere oder steilere Porphyrhärtlingskuppen reliefierte Kröllwitzer Platte.
Den nordwestlichen Teil des Gebietes durchzieht schließlich eine in tertiäre Lockersedimente
eingebettete, kaum wahrnehmbare weite Talung, die vom Hechtgraben entwässert wird.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Während der älteren Trichterbecherkultur bestand in der Dölauer Heide eine bedeutende, etwa 20 ha
umfassende Befestigung der Baalberger und der Salzmünder Kultur. Sie erstreckte sich auf das
Plateau der Bischofswiese und bezog auch noch den südlichen Teil des Langen Berges in ihre
Umwehrung mit ein. Zum Tonberg und zum Schwarzen Berg sowie zum Sporn des Langen Berges
hin war die Siedlung durch vier bis sechs Gräben abgeriegelt, die sich teilweise noch als Bodenwellen
im Gelände abzeichnen. Der Sporn des Langen Berges diente während der älteren
Trichterbecherkultur als Bestattungsplatz. In der jüngeren Trichterbecherkultur wurde der Sporn vom
Volk der Bernburger Kultur aufgesucht und mit einer Palisade befestigt. In der Bernburger Siedlung
fand sich eine Salzsiederstätte, wobei die Sole vermutlich aus den Giebichensteiner Quellen
geschöpft wurde. Es handelt sich hier um den ältesten Nachweis der Salzgewinnung aus Sole in
Mitteleuropa und belegt für Halle eine über 4 500 Jahre alte Salzsiedetradition. Die Bewohner der
Bernburger Kultur errichteten einem ihrer Häuptlinge auf dem Gelände der Bischofswiese einen
mächtigen Grabhügel mit steinerner Grabkammer, die mit Ritzzeichen an den Wänden geschmückt ist
und das Bild der Dolmengöttin zeigt.
Die durch Tierknochen dokumentierte Artenzusammensetzung läßt für die Zeit der
Trichterbecherkultur auf eine Umwelt schließen, die zum einen Lebensraum für Wildtiere wie Hirsch,
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Wildschwein, Reh und Dachs bot und demnach bewaldet war sowie zum anderen Haustiere wie Rind,
Schaf, Ziege und Schwein beherbergte, was auf Wiesen und lichte Eichenmischwälder hindeutet, die
in unmittelbarer Nähe zur Siedlung lagen. Als Kulturpflanzen wurden Emmer, Einkorn und Gerste
angebaut.
Auf die Trichterbecherkultur folgte die Kultur der Schnurkeramik, die das Plateau zwischen Langem
Berg und Schwarzem Berg als Begräbnisstätte nutzte und dort an den Rändern entlang eine Kette
von Grabhügeln errichtete. Die Anwesenheit von Menschen in der Dölauer Heide am Ende der
Jungsteinzeit und in der frühen Bronzezeit belegen einzelne Bestattungen.
Während der jüngeren Bronzezeit siedelten sich dann wieder Bevölkerungsgruppen auf der
Bischofswiese und dem Langen Berg an und befestigten ihre Siedlung abermals mit einem Graben.
Auch sie waren als Salzsieder tätig, wie zahlreiche Briquetagefunde bezeugen. Am Ende der
Bronzezeit brach die Besiedlung in der Dölauer Heide ab.
Nach urkundlichen Unterlagen und Flurnamenbefunden des 10. Jahrhundert erstreckte sich die
Dölauer Heide innerhalb der Linie Kröllwitz-Lettin-Salzmünde-Zorges-Zscherben-Nietleben-Kröllwitz.
Während der um diese Zeit ablaufenden Binnenkolonisation und während der Stadterweiterung von
Halle im 12. Jahrhundert wurden die Waldbestände für den Bau der Block- beziehungsweise
Fachwerkhäuser sowie für Feuerungszwecke von der Bevölkerung sehr stark dezimiert. Ein
Pollendiagramm belegt, daß ab dem 13./14. Jahrhundert die Wälder um Halle bewirtschaftet und
durch die sich herausbildende Mittelwaldwirtschaft geprägt waren und die für den Hausbau und die
Schweinemast benötigten Eichen gefördert wurden.
Am Ende des 16. Jahrhunderts ging die Dölauer Heide in Staatseigentum übergegangen. Der
Administrator Christian Wilhelm führte eine planmäßige Pflege der Waldbestände ein. Er ließ die
Bischofswiese aufforsten, baute sich hier ein Jagdhaus und unterhielt einen großen Tier- und
Wildpark, in dem er jagen konnte.
Mit dem Übergang der Dölauer Heide in kurfürstlich-brandenburgischen Besitz im Jahre 1680 und
dann 1701 in königlich-preußisches Eigentum wurde eine zweckmäßige und rationelle
Bewirtschaftung eingeführt.
Trotz des Verbots wurden von den Anwohnern ständig Ziegen, Schafe und sonstiges Vieh in die
Heide getrieben, das die Waldbestände schädigte. Wegen des trostlosen Zustandes der Wälder als
Folge der übermäßigen Nutzung und der Einsicht, daß diese unbedingt geschützt werden müssen,
sind im Herzogtum Magdeburg im 17. und 18. Jahrhundert diesbezügliche Gesetze und
Verordnungen erlassen worden. Dies blieb anscheinend jedoch ohne den gewünschten Erfolg. Im 18.
Jahrhundert wurden als wichtigste Holzarten Eiche, Kiefer und Birke genannt. Auf über der Hälfte der
Holzbodenforstfläche stockten Nadelhölzer.
Der Holzbedarf stieg durch Zunahme der Bevölkerung und durch neue Verwendungszwecke
sprunghaft an. Nach dem Einzug der französischen Armee in Halle im Oktober 1806 schlugen in der
Dölauer Heide viele Einwohner aus der Stadt und der Umgebung ohne Genehmigung Bäume für den
Eigenbedarf. Noch größere Schäden als diese Holzdiebstähle fügte der einsetzende Bergbau der
Dölauer Heide zu. Nach zahlreichen kleineren Sandgruben folgten um 1840 Kohlenschächte. Als
Folge der Bergbautätigkeit unter Tage kam es an mehreren Stellen zu Senkungen.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit der Umwandlung der übernommenen Laubwaldungen in
schnellwüchsige und ertragreiche Kiefernforste begonnen. Mit dem Übergang zum Hochwaldbetrieb
begann die Intensivierung in der Forstwirtschaft. Die Fläche zwischen der Westgrenze der Heide und
dem Lindbusch wurde nach Abschluß der Bergbautätigkeit um 1870 bis 1890 mit Kiefer, weniger mit
Eiche und Rot-Buche, aufgeforstet und erreichte damals schon ungefähr die gegenwärtige
Flächenausdehnung.
Ab 1825 beeinflußte der in und um Nietleben und unter der westlichen Heide anfangs im Tiefbau,
später im Tagebau umgehende Braunkohlenabbau nicht nur das Landschaftsbild durch
Einsturztrichter, Restlöcher und den Heidesee, sondern vor allem auch die Grundwasserverhältnisse
nachhaltig.
Einst vorwiegend von agrarisch genutzten Flächen umgeben, erfolgte ab dem I. Weltkrieg eine
allmähliche, und mit der Entwicklung der großen Neubaugebiete Halle-Neustadt und Heide-Nord
einhergehende großflächige Bebauung des heidenahen Umlandes, die sich aktuell weiter fortsetzt.
Hinzu kommen die zerschneidenden Wirkungen der S-Bahnstrecke und der vielbefahrenen Straße
nach Harzgerode, die das Waldgebiet durchqueren.
Obgleich damals noch weit vor den Toren der Stadt gelegen, widmeten sich bereits seit Mitte des 19.
Jahrhunderts hallesche Bürger der Erschließung der Heide für die Erholung. Als erste Heidegaststätte
öffnete 1848 der „Waldkater“. Die einzige herausragende touristische Attraktion, der auf dem
Kolkturmberg gebaute Aussichtsturm, entstand bereits 1880. Die Bischofswiese war als Rastplatz ein
zweiter Anziehungspunkt in der Heide. Die weitere Geschichte der Erholungsnutzung in der Dölauer
Heide ist seit 1904 eng verbunden mit dem Wirken mehrerer Heidevereine. Ihrer Bedeutung als
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beliebtes städtisches Naherholungsgebiet Rechnung tragend, erfolgte schließlich 1972 die
Unterschutzstellung als LSG.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Die Festgesteine im Untergrund der Dölauer Heide entstanden zwischen Rotliegendem und Trias. Im
LSG sind Zechstein und Trias nicht zu beobachten. Die rotliegenden Porphyre stehen dagegen in
Kuppen am Waldkater und am Dachsberg bzw. vom Kuhberg an. Zwischen den Kuppen und in Dölau
erhielt sich der weiße wasserstauende Kaolin, der sich vor Ablagerung der tertiären Sedimente durch
Verwitterung der Porphyre bildete. In Tertiär wurde der Kaolin umgelagert und in Kapseltone
beziehungsweise Stubensande sortiert. Diese Sande bestimmen im wesentlichen den Untergrund der
Dölauer Heide. Nördlich von Nietleben schalten sich Braunkohlenflöze in die tertiären Sedimente ein,
die zum Teil im Tiefbau gewonnen wurden und deren Gewinnung im Tagebau den Heidesee
hinterließ. Als charakteristische Festgesteine des Tertiärs entstanden die "Knollensteine", als die bei
der Kaolinisierung freigewordene Kieselsäure (Quarz) Sande und Tone verfestigte. Die tertiären
Sedimente werden vom Langen Berg über die Bischofswiese bis zum Schwarzen Berg durch
Schmelzwasserkiese des Quartärs (Saalekaltzeit, Drenthestadium) bedeckt und vor Abtragung
geschützt, so daß sich eine relativ ebene Hochfläche mit steilen Rändern bilden konnte. Zwischen
dem Halle-Neustädter Friedhof und dem Lindbusch sowie am Krankenhaus Dölau wird die Hochfläche
durch Geschiebemergel des Drenthestadiums bedeckt, der beim Abtauen des Inland-Gletschers
hinterlassen wurde. Während der letzten Weichselvereisung wurde der Sand ausgeblasen und eine
Steinsohle mit Windkantern blieb zurück, auf die eine geringmächtige Schicht äolischer Sedimente
(Löß bis Flugsand) abgelagert wurde, die im Bereich der Heide völlig in die humose Bodenbildung der
Jetztzeit (Holozän) einbezogen wurde.
Die bodenkundliche Situation wird flächig dadurch bestimmt, daß über tertiären Sanden sowie über
glazifluviatilen Sanden ein gering mächtiger weichselkaltzeitlicher Flugsand liegt, der an seiner
Unterkante durch eine Steinsohle mit Windkantern gut zu erkennen ist. Aufgrund dieser Situation
treten in der Dölauer Heide Eisen-Humus-Podsole aus pleistozänem Sand über tertiärem Sand,
Braunerde-Podsole aus lehmigem Sand über pleistozänem Schmelzwassersand und verschiedene
Pseudogleye auf, in denen sandiges Material über tonigem Material wie Kapselton und kaolinisiertes
Material zu finden ist. In den Bachniederungen, zum Beispiel des Hechtgrabens nahe dem
Heidebahnhof, tritt Humusgley aus Sand auf. Dort, wo noch Reste des Geschiebemergels vorhanden
sind, kommen sandige Braunerden und Parabraunerden vor. Die an der Oberfläche auftretenden
Porphyrkuppen werden von Rankern bis hin zu Braunerden überdeckt. Im Bereich des Heidesees
finden sich rekultivierte Kippböden des Braunkohlenbergbaus.
Der oberirdische Abfluß der Niederschläge erfolgt über wenige kleine Fließgewässer und Gräben. Im
westlichen Bereich der Heide ist der Abfluß zur Salzke orientiert, im Norden erfolgt er über den
Hechtgraben direkt zur Saale. Herthateich und Rehteich und einige schmale wasserführende Gräben
treten als stehende Oberflächengewässer in der Heide auf. Sie sind durch veränderte
Grundwasserverhältnisse und fehlende Zuflüsse heute weitgehend ausgetrocknet und weisen nur
noch eine temporäre Wasserführung auf.
Als markantes Oberflächengewässer erstreckt sich am Südrand der Heide bei Nietleben der fast 1 km
lange und durchschnittlich 300 m breite Heidesee. Dieses auch als Bruchfeldsee benannte Gewässer
entstand 1954 durch Flutung und Grundwasseranstieg des Tagebaurestloches der ehemaligen
Braunkohlengrube Neuglück Der See gehört jedoch nicht mehr zum LSG.
Die Dölauer Heide und die Stadt Halle liegen in der Übergangsregion vom niederschlagsarmen
Binnenlandklima im Lee des Harzes (Herzynisches Trockengebiet) zum niederschlagsreicheren
Binnenlandklima der Leipziger Tieflandsbucht. Kennzeichen sind ein mittlerer Jahresniederschlag
unter 500 mm und ein ausgeprägter Jahresgang des Niederschlages mit Maximalwerten in den
Sommermonaten und Minimalwerten im Winter. Dies verdeutlicht das Überwiegen der kontinentalen
Klimaprägung mit warmen, strahlungs- und niederschlagsreichen Sommern sowie kalten, relativ
trockenen Wintern.
o
Die an der nahegelgenen Klimastation Halle-Kröllwitz im Saaletal gemessenen Werte von 0,3 C
o
Januar- und 18,7 C Julitemperaturmittel gelten im wesentlichen auch für die Dölauer Heide,
wenngleich das höher gelegene Waldgebiet vor allem im Sommer etwas kühler ist.
Pflanzen- und Tierwelt
Heute sind brombeerreiche Kiefern-Eichen-Mischbestände der am häufigsten vorkommende Forsttyp
in diesem Landschaftsschutzgebiet. Daneben kommen in geringerem Umfang Kiefern-Reinbestände
vor. Vorwiegend auf den Sandböden der Heide stocken brombeereiche Eichen-Dominanzbestände,
die aus Trauben- und Stiel-Eiche in wechselnden Anteilen aufgebaut sind und einen hohen
Altholzanteil besitzen. Einzelne Waldflächen sind durch das Vorkommen der Rot-Buche
gekennzeichnet. Neben den artenarmen Reinbeständen dieser Art finden sich Mischbestände, in die
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Trauben- und Stiel-Eiche, Hainbuche und Winter-Linde eingestreut sind. Nur in den beiden
Naturschutzgebieten „Lindbusch“ und „Bischofswiese“ finden sich noch einzelne naturnähere
Ausprägungen eines winterlindenreichen Eichen-Hainbuchenwaldes. An dem Westrand des
Lindbusches kommt kleinflächig ein naturnaher Hainbuchen-Feldulmen-Hangwald vor.
An den Rändern der Dölauer Heide wird durch Siedlungstrukturen, Verkehrswege, aber auch durch
intensive landwirtschaftliche Nutzung die Entwicklung von naturnahen Waldrandstrukturen weitgehend
verhindert. Waldmäntel fehlen oder sind im allgemeinen nur schmal entwickelt, unter den Schirm
angrenzender Bäume gedrängt und sehr lückig strukturiert. In ihrer Artenzusammensetzung finden
sich oft nitrophile Arten und standortfremde Gehölze. Nur am Südrand der Dölauer Heide kommen
noch gut ausgeprägte Waldmantelgebüsche vor, die dem Schlehen-Liguster-Gebüsch (LigustroPrunetum) zugeordnet werden können.
Aktuelle Verbreitungsmuster ausgewählter Pflanzenarten innerhalb der Dölauer Heide lassen im
Vergleich mit früheren Angaben allgemeine Florenveränderungen erkennen. Durch Eutrophierung,
Immissionsschäden und frühere forstliche Nutzungsweisen sind die Vorkommen vieler seltener Arten
deutlich zurückgegangen. Typische Arten des winterlindenreichen Eichen-Hainbuchenwaldes lassen
nur geringe Veränderungen ihrer Vorkommen erkennen. Die Ausbreitung von Neophyten und
Gartenflüchtlingen, die ehemals von den Rändern ausging, hat im gesamten Heidegebiet stark
zugenommen.
Die Dölauer Heide ist in einem Umkreis von etwa 10 km das größte zusammenhängende Waldgebiet.
In ihr existiert eine reichhaltige Fauna mit zumeist typischen Wald- beziehungsweise
Waldrandbewohnern. Sie gehört zu den vogelreichsten Gebieten der Umgebung von Halle und wird
an avifaunistischer Artenvielfalt nur durch die üppigen Auengehölze an Saale und Elster übertroffen.
Der im Nordwesten gelegene Winterschlafplatz der Waldohreulen hatte zeitweise sogar überregionale
Bedeutung. Im derzeitigen Brutvogelbestand sind mit Mittelspecht, Rotmilan, Schwarzmilan und
Wespenbussard nur noch vier Rote Liste-Arten Sachsen-Anhalts als Brutvögel nachweisbar. Ihre
Aktionsräume sind flächenübergreifend, ihre Brutreviere liegen insbesondere in den ungestörteren
und naturnäheren Wald- und Forstgesellschaften des Westteiles der Dölauer Heide.
Mit 46 terrestrisch lebenden Arten, darunter drei Arten der Roten Liste Sachsen-Anhalts, erweist sich
die Schneckenfauna der Dölauer Heide als relativ artenreich. Dabei weist die Dölauer Heide ein
spezifisches Faunenbild auf, das in Sachsen-Anhalt keine Parallele kennt.
Entwicklungsziele
Die Dölauer Heide hat als flächenmäßig größtes stadtnahes Waldgebiet für eine naturnahe Erholung
eine wichtige Bedeutung. Forstliche Nutzungsansprüche sind daher Naturschutz- und
Erholungsfunktionen unterzuordnen.
Durch eine ökologisch orientierte Waldbewirtschaftung sind vielfältige, reich strukturierte
Laubmischwälder aus den Baumarten der potentiell natürlichen Vegetation, das heißt Trauben-Eiche,
Hainbuche und Winter-Linde, als Hauptbaumarten zu entwickeln. Daneben bleiben einige KiefernLaubholz-Mischbestände erhalten. Eingestreut sind weiterhin einzelne Buchenabteilungen.
Nachpflanzungen nichtheimischer Baumarten werden nicht mehr vorgenommen.
Ein Netz gut gekennzeichneter Haupt- und Nebenwege lenkt Erholungssuchende durch die Dölauer
Heide.
Breite Säume entlang der Wege und an Wegekreuzungen, die je nach Standortbedingungen von
unterschiedlicher Artenzusammensetzung sind, erhöhen die Habitatvielfalt im Wald und führen zu
einer Bereicherung des Naturerlebens. Dazwischen liegen nur wenig zugängliche Waldgebiete, die
Rückzugsgebiete und Ruhezonen für die Fauna darstellen. Einzelne Erholungsschwerpunkte, wie der
Heidesee, der Kolkturmberg mit seinem Aussichtsturm, randlich gelegene Ausflugsgaststätten und
Waldspielplätze, bleiben als attraktive Ausflugsziele bestehen.Diese Besucherlenkung wird den
Störungseinfluß und den Belastungsdruck auf andere Waldteile zu reduzieren.
Exkursionsvorschläge
Vom Hubertusplatz aus führt der zentrale Hauptweg vorbei an der Gaststätte „Waldkater“ direkt zum
Aussichtsturm Kolkturmberg. Bis dorthin werden die verschiedenen Wald- und Forstgesellschaften
durchquert. Vom Kolkturm aus bietet sich ein herrlicher Rundblick über die Dölauer Heide und die
verschiedenen Landschaften um die Stadt Halle, vom Saaledurchbruch durch den Halleschen
Vulkanitkomplex über die Porphyrkuppenlandschaft mit dem von Sendeanlagen und der Kirche
gekrönten Petersberg bis hin zu den Kupferschiefer- und Kalihalden des Mansfelder Hügellandes.
Der Kolkturmweg führt dann direkt weiter bis zum Heidesee, einem Restgewässer des
Braunkohlenbergbaues, und von dort entlang des Waldrandes und der Salzmünder Straße
beziehungsweise über Nietleben zur S-Bahn. Mehrere Tafeln informieren entlang des Weges über die
Dölauer Heide und ihre Tier- und Pflanzenwelt.
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Von der Straßenbahn-Endhaltestelle in Kröllwitz aus läuft man am besten im Wald parallel zum
Brandbergweg und zur Waldstraße bis zur Gaststätte „Knolls Hütte“. Dabei werden verschiedene
Waldgesellschaften berührt. Anschließend werden nacheinander die Bischofswiese und der Schwarze
Berg erreicht. Auf letzterem befinden sich freigelegte Grabhügel der Schnurkeramikkultur mit
wiederhergestellten Steinkistengräbern. Vor dem Aufstieg zur Bischofswiese informiert am
Sandbergweg eine Tafel über die urgeschichtliche Besiedelung. Im Bereich des Plateaus dieser Berge
können die durch Ausgrabungen freigelegten urgeschichtlichen Siedlungsspuren besichtigt werden.
Vom Schwarzen Berg aus führt der Weg zurück bis zum am Fuße des Kellerberges gelegenen
Rehteich. Vom Kellerberg aus bieten sich einige reizvolle Ausblicke. Neben der Bischofswiese
beherbergt auch der Kellerberg noch einige seltene thermophile Pflanzenarten. Auf dem vom
Hubertusplatz zum Heidebahnhof führenden Naturlehrpfad erreicht man dann vom Kellerberg aus den
S-Bahnhaltepunkt Heidebahnhof.
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