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neue verpackung> 08.2001
Getränke
<branche
Twist-Off-Metallverschluss:
Klassiker mit
Wachstumschancen
Seit Anfang der 60er Jahre produziert Schmalbach-Lubeca in Hannover-Hainholz
Twist-Off-Verschlüsse. Alfred Lohrengel, Präsident des Geschäftsbereichs White Cap
Europe/Asia, ist seit langer Zeit in diesem Bereich tätig. Unser Mitarbeiter Evert van
de Weg sprach mit ihm über die Entwicklung dieses Marktes.
Alfred Lohrengel, President White Cap bei Schmalbach-Lubeca, sagt: „Von einem sterbenden Produkt kann bei Stahlverschlüssen keine Rede sein.“
(Fotos: Schmalbach-Lubeca)
> Neue Verpackung: Wie sehen Sie
derzeit den Markt für White Cap-Verschlüsse?
> Alfred Lohrengel: Nach vielen Jahren
des Wachstums sehen wir in Westeuropa in bestimmten Segmenten wie z.B.
Gemüse eine Sättigung. In anderen (beispielsweise Dressings und Delikatessen)
sehen wir jedoch weiterhin gute Wachstumsaussichten. Eine weitaus dynamischere Entwicklung findet aber in anderen Teilen der Welt statt – hier sind
der Nahe Osten, Osteuropa und insbesondere Asien und Südamerika zu
nennen. Wir sind davon überzeugt, dass
in diesen Gebieten noch viel im TwistOff-Markt geschehen wird. Großkunden
wie z.B. Nestlé und Heinz, zu denen wir
enge Verbindungen unterhalten, entwickeln diese Märkte zügig.
> Neue Verpackung: Setzt sich Ihr Systemgedanke auch in den neuen Märkten durch?
> Alfred Lohrengel: Ja, überall in der
Welt gehört das White Cap Total System
zu unserem Leistungsangebot, das neben der Entwicklung von Verschlusslösungen und Verschließmaschinen weitere Serviceleistungen wie etwa die Linienplanung und Installation der Anlagen,
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Wartung und Instandhaltung sowie
technische Beratung und Schulungen
umfasst. Wir haben beispielsweise für
den Bedarf des chinesischen Marktes eine spezielle Verschließmaschine entwickelt und verfügen auch in Asien über
Servicetechniker.
> Neue Verpackung: Welche neuen
Entwicklungen sind im Bereich White
Cap zu verzeichnen?
> Alfred Lohrengel: Wir haben die Produktpalette unserer Metallverschlüsse
ständig erweitert. Zur Zeit haben wir
insgesamt rund 250 verschiedene Produkte im Programm mit zahllosen Varianten bei Durchmessern und Innenbeschichtungen. Ein großer Fortschritt
ist uns mit der Entwicklung eines 100
Prozent BADGE-freien Compounds gelungen. Darüber hinaus erschließen wir
neue Marktsegmente wie etwa mit einer neuen Verschlusslösung für Katzenmilch der Marke Felix, die in diesem Jahr
mit dem Deutschen Verpackungspreis
ausgezeichnet wurde. Auch im Bereich
der Kunststoffverschlüsse haben wir
neue Produkte entwickelt, zum Teil in
enger Zusammenarbeit mit unserem
Geschäftsbereich PET Containers. So bieten wir komplette Verpackungslösungen
für die Milchgebinde der Hersteller
Campina Melkuni und Frische Vlag an.
Wir bieten jedoch auch Kunststoff-Verschlusslösungen für HDPE- und PP-Gebinde an. Außerdem arbeiten wir an der
ständigen Weiterentwicklung der Verschließmaschinen im Rahmen des White Cap Total Systems. Das neueste Produkt ist „White Cap 500–1“. Dabei handelt es sich um einen optimierten Maschinentyp, der neben einer verbesserten Verschließleistung u.a. auch eine
vereinfachte Umstellung auf verschiedene Verschlussdurchmesser aufweist. Gerade auch unsere Innovationen in der
Verschließtechnik sind ein wichtiger Bestandteil der Geschäftsphilosophie von
White Cap – einzigartige Technologien
zu entwickeln, mit denen wir uns vom
Wettbewerb differenzieren können.
Natürlich haben wir in den vergangenen Jahrzehnten unsere Produktion
ständig optimiert. Unser Standort in
Hannover ist das modernste White CapWerk weltweit, das über zwei Hochleistungs-Verschlussproduktionslinien verfügt. Wir haben viel am Lackierprozess
und insbesondere am Druckprozess gearbeitet. Dies führte zu einem wesentlich brillanteren Druckbild, aber auch zu
größerer Effizienz. Statt der üblichen
Zwei-Farben-Druckanlagen haben wir
jetzt in Hannover die erste Vier-FarbenAnlage in Betrieb, und unsere neuen
Hochleistungslackieranlagen haben eine 50 Prozent höhere Leistung.
> Neue Verpackung: Es gibt einen
Trend in Richtung Kunststoffpackmittel,
besonders zu PET-Behältern. Was bedeutet dies für White Cap?
PET-Flaschen und
Kunststoffverschlüssen
sind auf dem Vormarsch. Vor allem
dann, wenn neue Produkte in die Handelsregale kommen sollen.
> Alfred Lohrengel: Das bedeutet für
uns, dass wir auf die Chancen vorbereit
sein müssen, die uns dieser Wachstumsmarkt bietet. Allerdings ist dieser Trend
in den Vereinigten Staaten sehr viel stärker ausgeprägt als in Europa. Der USMarkt für Kunststoffverschlüsse wird voraussichtlich um 180 Prozent von 1,6 Milliarden in 1998 auf 4,4 Milliarden Einheiten im Jahr 2003 steigen. Dort haben
wir schon 1986 das erste Werk für Kunststoffverschlüsse gebaut. Bereits jetzt beträgt der Absatzanteil von Kunststoffverschlüssen (Plasti Twist) von White Cap
Americas rund 30 Prozent des Gesamtvolumens. Auch in Europa ist ein Trend
zu Kunststoffverschlüssen erkennbar,
wenn auch auf bescheidenem Niveau:
Der Absatz der Plasti Twist- Kunststoffverschlüsse von White Cap nahm von 13
Millionen Einheiten in 1998 auf rund 100
Millionen Einheiten in 2000 zu. Im Moment haben wir bei Kunststoffverschlüssen ein Lieferprogramm von 30 bis 63
Millimeter, wobei die 63 Millimeter-Verschlüsse für das Segment der heißbefüllbaren PET-Behälter für Lebensmittel bestimmt sind. Im Gegensatz zu den
USA, wo PET-Behälter für Lebensmittel
als Marktsegment für Kunststoffverschlüsse durchaus schon eine Rolle spielen und vielversprechende Wachstumsraten aufweisen, ist in Europa kurzfristig
nicht mit einer ähnlichen Entwicklung
zu rechnen. Doch ist White Cap auch für
eine entsprechende Nachfrage in Europa gerüstet: Der niederländische Lebensmittelhersteller Masterfoods brachte im April dieses Jahres den ersten PETBehälter für Nahrungsmittel auf den
Markt. Das PET-Gebinde für Uncle Ben’s
Saucen wurde von Schmalbach-Lubeca
hergestellt, der Kunststoff-Verschluss
von White Cap. Und wir führen bereits
Tests mit weiteren Lebensmittelkunden
durch.
> Neue Verpackung: Welche Rolle wird
der Metallverschluss in Zukunft spielen
angesichts der zunehmenden Nachfrage nach Kunststoffverpackungen?
> Alfred Lohrengel: In einigen Segmenten, insbesondere bei Getränken,
wird die Konversion von Glas- zu PETVerpackungen mit Kunststoffverschlüs-
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Technologische Sprünge
gibt es bei der White CapProduktion nicht zu verzeichnen. Doch mit einer
neu entwickelten Presse
kann Schmalbach den Output weiter optimieren.
sen sicher mit erheblicher Dynamik fortschreiten. Das geringe Gewicht dieser
Verpackungskombination bietet einen
deutlichen Covenience-Vorteil und spielt
auch beim Transport eine Rolle. Bei anderen Produkten wird man aber weiterhin auf die klassische Kombination Glasbehälter mit Metallverschluss setzen.
Denn im Hinblick auf die Sauerstoffundurchlässigkeit, die für die Haltbarkeit
der Füllgüter ausschlaggebend ist, werden mit einem Metallverschluss immer
noch die besten Ergebnisse erzielt. Außerdem kann beim Metallverschluss die
Intaktheit des Vakuums mit Hilfe eines
Buttons überprüft werden. Und: Der
Metallverschluss erlaubt die Bedruckung mit brillanten, aufmerksamkeitsstarken Dekoren.
> Neue Verpackung: Ist es möglich, die
Vorteile beider Verpackungslösungen
zusammenzuführen ?
> Alfred Lohrengel: Durchaus. Bei der
Verpackung für Felix-Katzenmilch wurde ein leichter, flexibler HDPE-Behälter
mit einem starren Twist-Off-Verschluss
von White Cap kombiniert. Wir betrachten dies als eine gute Lösung für viele
weitere Anwendungen. Darüber hinaus
haben wir einen Verbundverschluss
entwickelt, der aus einem Metallkern
und einem Kunststoffband besteht.
Diese Verschluss verbindet die Vorteile
beider Materialien, z.B. die Bedruckbarkeit mit einem Kunststoffsprengring als
zusätzliche Originalitätssicherung.
Durch die Kombination Kunststoff/Metall können alle gewünschten Eigenschaften sozusagen hinein-“engineered“ werden. Aber: Das macht das Produkt teurer.
> Neue Verpackung: Die Kosten bleiben bei allen möglichen Vorteilen natürlich äußerst wichtig.
> Alfred Lohrengel: Ja, die Kosten stehen nach wie vor im Vordergrund. Das
muss auch die Stahlindustrie wissen, die
durch weitere Rationalisierungen dem
Kostendruck vorbeugen kann. Wir als
Verpackungshersteller, der zwischen
dem Kunden und dem Rohstofflieferanten steht, befinden uns da eher in einer
Sandwichposition.
> Neue Verpackung: Sie glauben weiter fest an die Zukunft der Metallverschlussindustrie?
> Alfred Lohrengel: Bestimmt. Wir haben vor zehn Jahren 3 Mrd. Verschlüsse
pro Jahr in Europa produziert, im vergangen Jahr waren es 8 Mrd. Von einem
sterbenden Produkt kann also nicht die
Rede sein, obwohl uns schon vor zehn
Jahren dunkle Zeiten vorhergesagt wurden. >|
White Cap-Werk Hannover
Das White Cap-Werk der Schmalbach-Lubeca AG steht am
Rande von Hannover. Sowohl das Gelände als auch das Werk
erscheinen riesig. Auf 40.000 Quadratmeter erstreckt sich die
Produktionsfläche im Stadtteil Hainholz. Gebaut wurde das
Werk 1928 von der Günther Wagner-Gruppe zu Herstellung
von Konserven- und Fischdosen.
1962 wechselte die Fabrik den Eigentümer: Die J.A. Schmalbach AG übernahm die Günther Wagner Verpackungswerke.
Drei Jahre später begann Schmalbach mit der Fertigung von
Twist Off-Verschlüssen auf drei Fertigungslinien. Das White
Cap-Werk entwickelte sich schnell zur wichtigen Produktionsstätte in Deutschland, aber auch zum europäischen For-
schungs- und Entwicklungszentrum für den Verschlussbereich.
In die Produktionsanlagen wurden in den vergangenen Jahren
kräftig investiert, aber auch das Gebäude ist auf dem neuesten
technischen Stand.
Das Produktionsvolumen wurde in all den Jahren stetig gesteigert: Inzwischen werden pro Jahr mehr als 3 Mrd. Verschlüsse gefertigt. Das Werk verfügt über sieben Lackier- und
fünf Drucklinien (davon eine Vier-Farb-Drucklinie) sowie 13 Verschlussproduktionslinien (davon zwei Hochleistungslinien).
Insgesamt wurden allein im Werk Hannover im jüngsten Geschäftsjahr annähernd 35.000 ton Weißblech verbraucht.
evw
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