Stärken-Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau

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Stärken-Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau
-
Stärken-Schwächen-Analyse
für den Landkreis Soltau-Fallingbostel
Baustein II
im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes
NIEDERSÄCHSISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
Stärken-Schwächen-Analyse
für den Landkreis Soltau-Fallingbostel
Baustein II
im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes
im Auftrag
des Landkreises Soltau-Fallingbostel und seiner Kommunen
sowie der Sparkassen Soltau und Walsrode
Hannover, den 8. Januar 2003
Königstraße 53 ! 30175 Hannover ! " 0511 / 12 33 16 30 ! Telefax 0511 / 12 33 16 55 ! e-mail: [email protected]
Vorstand: Prof. Dr. Ludwig Schätzl (Vorsitz) ! Prof. Dr Lothar Hübl (Stellvertr.) ! Geschäftsführer: Dr. Rainer Ertel
II
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Der vorliegende Baustein ist Teil des Projektes
Integriertes Entwicklungskonzept für den Landkreis Soltau-Fallingbostel
im Auftrag des Landkreises Soltau-Fallingbostel und seiner Kommunen sowie
der Sparkassen Soltau und Walsrode
Auftragnehmer für das Gesamtprojekt
IES Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH
Lister Str. 14
30169 Hannover
Bausteine des Projektes
Baustein I: Perspektiven des ländlichen Raums (IES)
Baustein II Stärken-Schwächen-Analyse (NIW)
Baustein III: Entwicklungskonzept (IES)
Bearbeiter des vorliegenden Bausteins II Stärken-Schwächen-Analyse
Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung (Projektleiter im NIW)
Dipl.-Geogr. Kai Weber (NIW)
Dipl.-Geogr. Matthias Franck (NIW)
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung
Königstraße 53
30175 Hannover
Tel.: 0511 / 12 33 16 30
Fax: 0511 / 12 33 16 55
E-Mail: [email protected]
Der Band ist zu beziehen durch:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Wirtschaftsförderung und Raumplanung
Winsener Str. 17
29614 Soltau
Tel.: 05191 / 970 – 673 / 714
Fax: 05191 / 970 - 753
[email protected]
[email protected]
III
Stärken-Schwächen-Analyse
Stärken- und Schwächen-Analyse für den Landkreis Soltau-Fallingbostel
Baustein II des Integrierten Entwicklungskonzeptes
Seite
1.
2.
3.
GRUNDZÜGE DER RAUMSTRUKTUR UND DER STANDORTBEDINGUNGEN
1
1.1
Raum- und Siedlungsstruktur
1
1.2
Großräumliche Lage und Verkehrsinfrastruktur
2
1.3
Flächennutzung und Umweltpotenziale
6
1.4
Wirtschaftsstandorte und Arbeitsmarktverflechtungen
9
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG UND WOHNBAUTÄTIGKEIT
11
2.1
Bevölkerungsentwicklung
11
2.2
Altersstruktur der Bevölkerung
16
2.3
Wohnbauflächenangebot und Wohnbautätigkeit
19
2.3.1
Wohnbauflächenangebot
19
2.3.2
Wohnbautätigkeit
21
WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL
23
3.1
Grundzüge der Wirtschaftsstruktur
23
3.2
Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung insgesamt
27
Wirtschaftliches Wachstum
Beschäftigtenentwicklung
3.3
Struktur und Entwicklung des Produzierenden Gewerbes
32
Branchenstrukturen
Sonstige strukturelle Merkmale
Entwicklung des Produzierenden Gewerbes insgesamt
3.4
3.5
Struktur und Entwicklung der Dienstleistungen
40
3.4.1
Bedeutung der Dienstleistungen
40
3.4.2
Einzelhandel
42
3.4.3
Distributions- und Verkehrssektor
44
3.4.4
Tourismus und Freizeitwirtschaft
46
3.4.5
Gesundheits- und Sozialwesen
56
3.4.6
Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogene Dienstleistungen
58
3.4.7
Gebietskörperschaften unter besonderer Berücksichtigung des Militärischen Sektors
60
3.4.8
Entwicklung der Dienstleistungen insgesamt
67
Unternehmensgründungen
68
IV
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Seite
4.
ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN
4.1
6.
7.
Entwicklung des Arbeitskräfteabgebots
70
4.1.1
Entwicklung der Erwerbsfähigen
70
4.1.2
Entwicklung der Erwerbsbeteiligung
70
4.1.3
Überregionale Arbeitsmarktverflechtungen
73
4.2
Arbeitslosigkeit
74
4.3
Frauen- und Teilzeitbeschäftigung
75
4.4
Ausbildung und Qualifikation
77
4.4.1
Berufliche Erstausbildung
77
4.4.2
Qualifkation der Beschäftigten
4.5
5.
70
79
Löhne und Einkommen
82
4.5.1
Löhne und Entgelte
83
4.5.2
Pro-Kopf-Einkommen
84
KOMMUNALE FINANZEN
87
5.1
Steuereinnahmen
87
5.2
Ausgewählte Positionen der Ausgabenseite (noch offen)
95
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND GEWERBEFLÄCHEN
99
6.1
Wirtschaftsförderung auf Landkreisebene
99
6.2
Wirtschaftsförderung in den Städten und Gemeinden
99
6.3
Gewerbeflächennachfrage und -angebot
101
ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG UND PERSPEKTIVEN
103
7.1
Raumstruktur und Standortbedingungen
103
7.2
Bevölkerung und Wohnen
106
7.3
Wirtschaftlicher Strukturwandel und wirtschaftliche Entwicklung
108
7.4
Unternehmerischer Strukturwandel und Unternehmensgründungen
115
7.5
Innovationsorientierung und Qualifizierung
118
7.6
Kommunale Finanzen
119
7.7
Wirtschaftsförderung und Standortmarketing
121
V
Stärken-Schwächen-Analyse
Vorwort
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel, seine Kommunen sowie die Sparkassen Soltau und Fallingbostel haben im Mai 2002 das IES Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung an der Universität Hannover mit der Erarbeitung eines Integrierten Entwicklungskonzeptes für den Landkreis Soltau-Fallingbostel beauftragt. Dieses Entwicklungskonzept wird in seiner Endfassung aus
drei Bausteinen bestehen
I. Perspektiven des ländlichen Raums,
II. Stärken-Schwächen-Analyse,
III. Entwicklungskonzept.
Das NIW wurde vom IES beauftragt, die Stärken-Schwächen-Analyse (Baustein II) zu erarbeiten. Im
Rahmen der Arbeiten wurden zahlreiche Materialien und Dokumente ausgewertet, u.a. das vorliegende Regionale Raumordnungsprogramm für den Landkreis Soltau-Fallingbostel. Zentrale Grundlagen für die notwendigen regionalwirtschaftlichen Analysen waren u.a. Auswertungen der umfangreichen Regionaldatenbanken des NIW. Darüber hinaus wurden Fachgespräche mit der Landkreisverwaltung geführt.
Besonderes Gewicht hatten im Rahmen der Stärken-Schwächen-Analyse Gesprächsrunden mit
Hauptverwaltungsbeamten und Mitarbeitern in allen Städten und Gemeinden (Samtgemeinden)
sowie im Gemeindefreien Bezirk Osterheide, die im August 2002 durchgeführt wurden. Die Gespräche hatten neben einer ersten Überprüfung der Grundlagenanalysen die Zielsetzungen
-
die Entwicklungschancen und -hemmnisse der jeweiligen Stadt/Gemeinde/Samtgemeinde zu
diskutieren,
-
bestehende Planungen und Projekte sowie ggf. Projektideen aufzunehmen,
-
die gemeindespezifischen Positionen zu den verschiedenen Konflikt- und Handlungsfeldern im
Landkreis zu erfassen sowie
-
die Möglichkeiten und die Grenzen von gemeindeübergreifenden Zielen und Aktivitäten abzuschätzen.
Themenschwerpunkte der Gespräche mit den Städten und Gemeinden/Samtgemeinden waren
-
Bevölkerungsstruktur und -entwicklung, Wohnbauentwicklung,
-
Struktur und Entwicklung der örtlichen Wirtschaft,
-
Situation des lokalen Einzelhandels,
-
Bedeutung und Entwicklung von Tourismus und Freizeitwirtschaft,
-
Verkehrssituation, Engpässe und Handlungsbedarfe,
-
Gewerbeflächensituation und –entwicklung,
-
Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Stadt bzw. Gemeinde sowie
-
Kommunale Finanzen.
Im Rahmen und im Nachgang dieser Gespräche wurden von den Gemeinden zahlreiche weiterführende Auswertungen und Dokumente zur Verfügung gestellt.
VI
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Am 30. September wurden grundlegende Ergebnisse der Stärken-Schwächen-Analyse in einer Veranstaltung im Kurhaus Bad Fallingbostel der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Entwürfe der Stärken-Schwächen-Analyse wurden ausführlich in der Lenkungsgruppe für das
Integrierte Entwicklungskonzept diskutiert. Darüber hinaus haben alle Städte und Gemeinden in
Form schriftlicher Stellungnahmen ihre Kritik und Anregungen sowie Wünsche hinsichtlich ergänzender Analysen eingebracht. Die Hilfsbereitschaft sowie die offene und konstruktuive Diskussion
der regionalen Entwicklungsprobleme und –chancen im Landkreis haben die Arbeit der Gutachter
sehr erleichtert. Soweit als möglich wurden alle Anliegen in den endgültigen Text eingearbeitet.
Die Arbeiten wurden am NIW unterstützt durch Herrn Klaus-Jürgen Hentschel (Datenbanken und
Graphik) sowie die Studentischen Mitarbeiter Mareike Bode (Recherchen, Dokumentation der Gemeindegespräche, Redaktionsarbeiten), Oliver König (statistische Auswertungen, Redaktionsarbeiten) und Hendrik Nee (Karten).
Wir möchten uns bei allen Beteiligten herzlich bedanken.
1
1.
Stärken-Schwächen-Analyse
GRUNDZÜGE DER RAUMSTRUKTUR UND DER STANDORTBEDINGUNGEN
1.1
Raum- und Siedlungsstruktur
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel mit 140.000 Einwohnern 1 ist Teil des dünn
besiedelten, ländlich geprägten Raums im mittleren Niedersachsen, gelegen zwischen dem Verdichtungsraum Hamburg mit den Landkreisen Harburg und Lüneburg im Norden, dem Verdichtungsraum Bremen mit dem Landkreis Verden im
Nordwesten und der Region Hannover im Süden. Im Westen schließen sich die
ebenfalls ländlich strukturierten Landkreise Nienburg und Rotenburg (Wümme)
sowie im Osten Uelzen und Celle an (Karte 1).
2
Ländlicher Raum zwischen den Verdichtungsräumen Hamburg, Hannover und Bremen
Mit insgesamt 75 Einwohnern je km , in Teilräumen sogar weniger als 50 Einwoh2
nern je km zählen der Landkreis Soltau-Fallingbostel und sein Umfeld zu den
Regionen mit der geringsten Bevölkerungsdichte in Deutschland. Grund für die
dünne Besiedlung sind neben der ländlichen Struktur auch die naturräumlichen
Potenziale und der beträchtliche Umfang militärischer Sperrgebiete.
Dünn besiedelter ländlicher Raum
Von den fast 1.900 km² Fläche des Landkreises entfallen beispielsweise alleine
132 km² (7,1 %) auf das Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ im Norden sowie
178 km² (9,4 %) auf den Gemeindefreien Bezirk Osterheide (NATOTruppenübungsplatz Bergen). Insgesamt besteht der Landkreis SoltauFallingbostel zu 2
Hohe Anteile von militärischen Übungsflächen
sowie Landschaftsschutzund Naturschutzgebieten
-
17 % aus den drei militärischen Übungsplätzen Munster-Süd und -Nord sowie
Bergen,
-
9 % aus Landschaftsschutzgebieten,
-
8 % aus Naturschutzgebieten.
Damit ist auf rund einem Drittel der Fläche des Kreisgebietes eine Siedlungsentwicklung ausgeschlossen bzw. nur in eingeschränktem Umfang möglich.
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel (Karte 2) umfasst die fünf Städte
-
Walsrode (24.100 Einwohner 3),
-
Soltau (21.900 Einwohner),
-
Schneverdingen (18.400 Einwohner),
-
Munster (17.800 Einwohner) und
-
Bad Fallingbostel (11.700 Einwohner),
des weiteren die vier Einheitsgemeinden
-
Bomlitz (7.100 Einwohner),
-
Bispingen (6.000 Einwohner),
1
2
3
1.1.2001
Landkreis Soltau-Fallingbostel: Regionales Raumordnungsprogramm 2000
1.1.2001
2
-
Neuenkirchen (5.800 Einwohner) und
-
Wietzendorf (3.800 Einwohner)
Landkreis Soltau-Fallingbostel
sowie im Aller-Leine-Tal die drei Samtgemeinden
-
Schwarmstedt (11.300 Einwohner),
-
Ahlden (6.600 Einwohner) und
-
Rethem (4.900 Einwohner).
Darüber hinaus liegt im Osten des Kreisgebietes der Gemeindefreie Bezirk Osterheide (900 Einwohner 4).
Kein dominierendes Zentrum, sondern drei Mittelzentren
1.2
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel verfügt über kein dominierendes Zentrum wie
beispielsweise die benachbarten Landkreise Celle oder Lüneburg. Kreissitz ist die
Stadt Bad Fallingbostel, Teilfunktionen der Kreisverwaltung sind zudem in der
Stadt Soltau ansässig. Nach dem Landesraumordnungsprogramm 5 sind die drei
Städte Walsrode, Soltau und Munster als Mittelzentren dargestellt. Die Kernorte
der Städte Schneverdingen und Bad Fallingbostel sowie der Einheits- und Samtgemeinden 6 sind als Grundzentrum eingestuft 7.
Großräumliche Lage und Verkehrsinfrastruktur
Landkreis im Spannungsfeld der großen Verdichtungsräume Hamburg,
Hannover und Bremen
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel liegt zentral im Spannungsfeld der großen
norddeutschen Verdichtungsräume Hamburg im Norden und Hannover im Süden
sowie mit Einschränkungen auch Bremen im Nordwesten (Karte 3). Von der Kreisgrenze aus sind es nach Hannover etwa 30 km, nach Hamburg etwa 45 km und
nach Bremen etwa 50 km.
Randbereiche gerade
noch im Einfluss der
Suburbanisierungsprozesse
Bei diesen Entfernungen profitieren zumindest die entsprechenden Randbereiche
des Landkreises, v.a. die Samtgemeinden Schwarmstedt und Ahlden im Süden
sowie die Stadt Schneverdingen und die Gemeinde Bispingen im Norden von Suburbanisierungstendenzen, d.h. der Zuwanderung von Bevölkerung aus den Kernbereichen der Verdichtungsräume in das nähere und weitere Umland.
Außerordentliche Standortgunst durch zentrale
Achsen der Bundesautobahnen A 7 und A 27
Die Anbindung an die umliegenden Verdichtungsräume über die Autobahnen
-
A 7 (Skandinavien - Hamburg - Hannover - Süddeutschland) und
-
A 27 (Nordseeküste - Bremen - Walsroder Dreieck, A 7)
ist sehr gut. Insbesondere bei der A 7 handelt es sich um eine überregional bis
international bedeutende Verkehrsachse. Diese außerordentliche Lagegunst hat
die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Soltau-Fallingbostel in der
4
5
6
7
ohne 800 deutsche und 1.200 britische nicht meldepflichtige Mitglieder der Streitkräfte und
deren Angehörige (Quelle: GB Osterheide)
Landesraumordnungsprogramm 1994, unverändert im Entwurf 2002
Grundzentrum in der SG Ahlden ist die Ortschaft Hodenhagen
Landkreis Soltau-Fallingbostel: Regionales Raumordnungsprogramm 2000
Karte 1:
Großräumliche Lage des Landkreises Soltau-Fallingbostel
Bevölkerungsdichte und Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern
Kreise und kreisfreie Städte
Bevölkerung ab
100.000 Einwohner
am 1.1.2000
(absolut)
100000
2000000
Bevölkerungsdichte
(Einwohner je qkm)
am 1.1.2000
1179
505
244
167
129
95
und mehr
bis unter 1179
bis unter 505
bis unter 244
bis unter 167
bis unter 129
unter
95
4
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Vergangenheit - vor allem in Hinblick auf bestimmte Distrubutionsfunktionen - außerordentlich beflügelt.
Direkte Erreichbarkeit der
Autobahnen aus fast allen
Standorten
Aus den meisten Städten und Gemeinden kann die nächste Autobahnanschlussstelle zügig erreicht werden. Lediglich aus der Stadt Schneverdingen, der Gemeinde Neuenkirchen sowie der Samtgemeinde Rethem ist die Entfernung mit jeweils
rund 15 km etwas weiter und führt durch Ortsdurchfahrten.
Anbindung in Richtung
Ost, Südwesten und
Nordwesten weniger gut
Während die straßenverkehrliche Erreichbarkeit aller drei norddeutschen Verdichtungsräume über die Nord-Süd-Achse A 7 und die A 27 hervorragend ist, ist die
Anbindung Richtung Osten, Südwesten und Richtung Nordwesten weniger gut
ausgebaut. Hier ist der Landkreis lediglich über Bundesstraßen angebunden, in
deren Verlauf Ortsdurchfahrten z.T. für Engpässe sorgen. Hierzu zählen die
-
B 3 Buchholz (A 1) - Schneverdingen - Soltau - Bergen - Celle
-
B 71 Rotenburg - Neuenkirchen -- Soltau (A 7) - Munster - Uelzen - Salzwedel,
-
B 209 Bad Fallingbostel (A 7) - Walsrode - Rethem - Nienburg,
-
B 214 Celle - Schwarmstedt - Nienburg,
-
B 440 Bad Fallingbostel / Dorfmark (A 7) - Visselhövede - Rotenburg
Die wichtigsten den Landkreis Soltau-Fallingbostel betreffenden regionalen und
überregionale Planungsvorhaben im Straßenverkehr sind
Erschließung im Schienenverkehr ...
-
die Einrichtung einer Anschlussstelle „Zentralheide“ (Bispingen-Süd) an der A 7
zur Verbesserung der verkehrlichen Anbindung der Städte und Gemeinden im
nördlichen Kreisgebiet,
-
der sechs-streifige Ausbau der A 7 zwischen der Anschlussstelle Soltau-Ost
und dem Dreieck Walsrode sowie
-
der Neubau der A 39, die u.a. durch den Landkreis Uelzen führen wird und die
überregionale Erreichbarkeit des Landkreises im Osten verbessern wird.
Im Schienenverkehr ist die großräumliche Anbindung des Landkreises erheblich
ungünstiger als im Straßenverkehr. Die Hauptstrecken der Bundesbahn Hannover - Hamburg und Hannover - Bremen umfahren das Kreisgebiet weiträumig. Das
Kreisgebiet wird lediglich von den zwei nicht elektrifizierten Strecken erschlossen:
-
der „Heidebahn“ (Hannover) - Bennemühlen - Walsrode - Soltau - Buchholz (Hamburg) (Kursbuchstrecke 123) sowie der Bahnstrecke
-
der „Amerika-Linie“ Bremen - Langwedel - Soltau - Munster - Uelzen (Kursbuchstrecke 116).
Haltepunkte im Landkreis Soltau-Fallingbostel gibt es entlang der Heidebahn in
Lindwedel, Schwarmstedt, Hademstorf, Eickeloh, Hodenhagen, Walsrode, Bad
Fallingbostel, Dorfmark, Soltau, Wolterdingen, Hemsen, Schneverdingen und
Wintermoor. Die Bahnstrecke Bremen - Uelzen verfügt über Haltepunkte in Soltau
und Munster. Beide Linien kreuzen sich im Bahnhof Soltau.
Für den Güterverkehr von Bedeutung sind darüber hinaus die OHE-Strecken Soltau-Lüneburg und Celle-Soltau sowie der OHE-Bahnhof in Soltau. Die OHE führt
Karte 2:
Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) im Landkreis Soltau-Fallingbostel
Verwaltungsgliederung im Landkreis Soltau-Fallingbostel
Gemeinden bzw. Samtgemeinden
(Verwaltungseinheiten)
im Landkreis Soltau-Fallinigbostel
Schneverdingen,St.
Bispingen
Neuenkirchen
Soltau,St.
Munster,St.
Wietzendorf
Bomlitz
Fallingbostel,St.
Walsrode,St.
Osterheide
Häuslingen
Böhme
Hodenhagen
SG Rethem/Aller
Rethem Frankenfeld
Ahlden
SG Ahlden
Grethem
Eickeloh
Hademstorf
Gilten
Essel
SG Schwarmstedt
Schwarmstedt
Buchholz
Lindwedel
6
Landkreis Soltau-Fallingbostel
seit vielen Jahren den gesamten Schienengüterverkehr im Landkreis im Auftrag
der DB durch.
Geringe Attraktivität der
Schienenanbindung an
die großstädtischen Zentren
Vor dem Hintergrund der Fahrzeiten und insbesondere der Taktfrequenzen ist die
Anbindung an die großstädtischen Zentren Hannover, Hamburg und Bremen im
Personenschienenverkehr ausgesprochen unattraktiv:
-
Beispielsweise benötigt die durchgehende Regionalbahn von Bremen nach
Soltau eineinhalb Stunden.
-
Von Soltau nach Hamburg sind es im schnellsten Fall 1 Std. 20 Min. mit Umsteigen in Buchholz.
-
Die Fahrzeit von Walsrode nach Hannover beträgt (mit der durchgehenden
Regionalbahn, d.h. ohne Umsteigen in Bennemühlen) eine Stunde.
Die wichtigsten den Landkreis Soltau-Fallingbostel betreffenden regionalen und
überregionalen Planungsvorhaben im Schienenverkehr sind
-
der Ausbau bzw. Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecken Hannover - Hamburg und Hannover - Bremen (Y-Trasse). Gefordert wird vom Landkreis SoltauFallingbostel in diesem Zusammenhang ein Haltpunkt Walsrode-Süd mit Übergang zur Kursbuchstrecke 123.
-
der Ausbau der „Heidebahn“ (Kursbuchstrecke 123) sowie Ausbau und Elektrifizierung der „Amerika-Linie“ (Kursbuchstrecke 116) zur Erhöhung der Geschwindigkeit sowie zur Verbesserung der Taktfrequenzen,
-
die Ausweitung des S-Bahnnetzes der Region Hannover in den Landkreis Soltau-Fallingbostel hinein sowie
-
insgesamt eine Attraktivitätssteigerung der Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder in
den Grund- und Mittelzentren.
Güterverkehrszentrum in
Harber
Im Güterverkehr wird der Ausbau eines Güterverkehrszentrums in Harber angestrebt.
Sehr gute Anbindung an
leistungsfähige Verkehrsflughäfen
Vergleichsweise günstig ist vor allem aus dem südlichen Kreisgebiet die Erreichbarkeit des internationalen Verkehrsflughafens Hannover-Langenhagen über die
direkten Autobahnverbindungen A 27 bzw. A 7 und A 352. Für das nördliche
Kreisgebiet spielt die Anbindung an den internationalen Verkehrsflughafen Hamburg-Fuhlsbüttel eine Rolle. Im Westen ist der Flughafen Bremen gut erreichbar.
1.3
Flächennutzung und Umweltpotenziale
Naturräumliche Potenziale
Die ländliche Prägung des Landkreises Soltau-Fallingbostel und sein naturräumliches Potenzial lässt sich anhand der Anteile verschiedener Arten der Flächennutzung verdeutlichen:
-
8
Die bebaute Fläche des Landkreises macht lediglich knapp 8% (72 8) der Gesamtfläche aus. Das ist noch weniger als im Regierungsbezirk Lüneburg
Bundesgebiet West = 100
Karte 3:
Grundzüge der Raumstrukturen im mittleren Niedersachsen
IC ICE
IC
IC ICE
IC
IC
IC
IC
IC ICE
IC ICE
Autobahnen
Pendlerbilanz (Einpendler abzgl.
Auspendler) 2000 in % d. SVaW
Bundesstraßen
> +50 %
wichtige Bahnstrecken
+10 % bis < +50 %
IC ICE wichtige Bahnhöfe
Flughäfen
-10 % bis < +10 %
-30 % bis < -10 %
-50 % bis < -30 %
< - 50 %
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
am Arbeitsort 2000
200.000
Kartengrundlage:
ÜKN 1:500.000
Landesvermessung und
Geobasisinformation
Niedersachsen
(Maßstab verändert)
50.000
10.000
2.000
NIEDERSÄCHSISCHES INSTITUT
FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
8
Landkreis Soltau-Fallingbostel
insgesamt (86). Prägend für die bebauten Flächen im Landkreis sind ländliche
Siedlungen und dörfliche Strukturen.
-
Der Anteil der Landwirtschaftsfläche zeigt, dass der Landkreis trotz seiner ländlichen Strukturen nur unterdurchschnittlich durch landwirtschaftliche Nutzungen
geprägt ist. Landwirtschaftsflächen machen im Landkreis Soltau-Fallingbostel
nur 40% (74) des Kreisgebietes aus. Dieser Anteil ist im Regierungsbezirk Lüneburg (107) und im Land Niedersachsen (113) deutlich höher.
-
Waldflächen sind mit 32 % (107) der Gesamtfläche überdurchschnittlich vertreten. Innerhalb des Landkreises ist der Waldanteil insbesondere in den Gemeinden Bispingen (48 %) und Bomlitz (44 %) sowie in der Stadt Soltau (43 %)
hoch. Damit haben Waldflächen im Landkreis eine deutlich größere Bedeutung
als im Regierungsbezirk Lüneburg (80) und in Niedersachsen insgesamt (71).
-
Wasserflächen haben im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit knapp 1% (40) nur
einen unterdurchschnittlichen Anteil. Erwartungsgemäß ist die Bedeutung im
Aller-Leine-Tal am größten (SG Ahlden 3,8%, SG Rethem/Aller 2,8% und SG
Schwarmstedt 2,1%).
Potenziale für Tourismus
und Freizeitnutzungen
sowie Wohnstandortqualität
Die ländliche Struktur des Landkreises und insbesondere seine naturräumlichen
Qualitäten bieten Potenziale für naturnahe Tourismus- und Freizeitnutzungen,
kulturlandschaftliche „Highlights“ und sind wichtige weiche Standortfaktoren für die
Wohnbevölkerung. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hat Anteil an drei großen
naturräumlichen Einheiten 9:
Lüneburger Heide
-
Mehr als zwei Drittel des Landkreises zählen zur Lüneburger Heide. Das nordöstliche Kreisgebiet ist Teil der „Hohen Heide“ und der gesamte mittlere Teil
gehört zur „Südheide“. Das Gebiet der „Hohen Heide“ ist einerseits geprägt
durch die historische Heidelandschaft mit Zwergstrauch- und Wacholderheiden,
andererseits durch die Ruderalflächen, die z.T. militärisch genutzt werden
(Truppenübungsplatz Munster-Nord und –Süd). Der Bereich der „Südheide“ ist
u.a. gekennzeichnet durch alte Waldgebiete sowie sensible Moor- und Flußniederungsbereiche, aber auch landschaftstypische Bebauung sowie ebenfalls militärische Nutzungen (Truppenübungsplatz Bergen). Auf den militärischen Flächen bestehen z.T. Kontaminationen. Dieses betrifft insbesondere den Übungsplatz Munster-Nord.
Stader Geest
-
Ein kleiner Teil des westlichen Kreisgebietes zählt zur „Stader Geest“ mit der
Wümmeniederung im Nordwesten und mit einem kleinen Streifen der AchimVerdener Geest im Westen. Hier sind v.a. die zahlreichen und unterschiedlichen Feuchtgebiete charakteristisch.
Allertal
-
Etwa ein Viertel des Kreisgebietes wird im Süden vom Allertal eingenommen.
Hierzu gehören unterschiedliche Talauen, Dünen-Talsandgebiete und Moorgebiete. Im stärker durch kontinentales Klima geprägten östlichen Teil des WeserAller-Flachlandes sind u.a. zahlreiche ehemalige Torfstechgebiete und Moorlandschaften zu finden, die jedoch z.T. nicht mehr ganz intakt sind.
Schutzmaßnahmen im
Bereich der Lünebuger
Heide
Da große Teilbereiche der Lüneburger Heide intensiv durch den Fremdenverkehr
genutzt werden, sind hier in den letzten Jahren zunehmend Schutzmaßnahmen
getroffen worden, um den Naturraum nicht zu zerstören. U.a. aus diesem Grund
9
Landkreises Soltau-Fallingbostel: Regionales Raumordnungsprogramm, 2000
9
Stärken-Schwächen-Analyse
wird versucht, weitere Erholungsgebiete im Landkreis zu erschließen, die den Naturraum Lüneburger Heide entlasten und weitere Tourismuspotenziale ausschöpfen (z.B. Rhiens-Heide).
Eine Entlastung ist u.a. auch bei den diversen Moorflächen notwendig, die z.T.
bereits stark degradiert sind, z.B. Westenholzer und Esseler Bruch, Wittmoor bei
Südkampen, Wietzenbruch sowie das Teweler und Grauener Moor. Diese Moorflächen befinden sich im Niedersächsischen Moorschutzprogramm.
1.4
Schutz von Moorflächen
Wirtschaftsstandorte und Arbeitsmarktverflechtungen
Unter den Arbeitsplatzzentren innerhalb des Landkreises Soltau-Fallingbostel hat
die Stadt Soltau mit rund 10.000 Beschäftigten die größte Bedeutung. Mit deutlichem Abstand folgen die Städte Walsrode (6.900 Beschäftigte), Bad Fallingbostel
(4.400 Beschäftigte), Munster (4.200 Beschäftigte) und Schneverdingen (4.000
Beschäftigte). Weitere wichtige Wirtschaftsstandorte sind die Gemeinden Bomlitz
(3.200 Beschäftigte) und Bispingen (2.200 Beschäftigte) sowie die Samtgemeinde
Schwarmstedt (2.100 Beschäftigte).
Größte Arbeitsplatzzentren: Stadt Soltau sowie
Städte Walsrode, Bad
Fallingbostel, Munster
und Schneverdingen
Die größte Arbeitsplatzzentralität - dargestellt anhand der Pendlerbilanz - haben
die Stadt Soltau mit 2.700 Einpendlern, d.h. einem Einpendlerüberschuss von
37 % 10 und die Gemeinde Bomlitz (600, 23 %). Ebenfalls einen positiven Pendlersaldo haben die Stadt Bad Fallingbostel (400, 11 %) und die Gemeinde Bispingen
(200, 10 %). Bei allen genannten Städten und Gemeinden steht die Funktion als
Wirtschaftsstandort gegenüber der Wohnstandortfunktion mehr oder weniger
deutlich im Vordergrund. Nur geringe Auspendlerüberschüsse, d.h. ein noch ausgewogenes Verhältnis von Arbeits- und Wohnfunktionen haben die Städte Walsrode (-13 %) und Munster (-15 %).
Arbeitsplatzzentralität
Alle übrigen Gemeinden haben höhere Auspendlerüberschüsse, womit hier die
Wohnfunktionen eindeutig im Vordergrund stehen. Besonders deutlich wird dies
bei der SG Rethem / Aller (-62 %), der Gemeinde Neuenkirchen (-50 %) der SG
Schwarmstedt (-46 %) und der Gemeinde Wietzendorf (-43 %). Einen ebenfalls
deutlichen, wenn auch geringeren Auspendlerüberschuss haben die SG Ahlden
(-36 %) und die Stadt Schneverdingen (-30 %).
Wohnstandorte
Eine nähere Betrachtung der Pendlerströme verdeutlicht die engen Verflechtungen
des Landkreises mit den umliegenden Verdichtungsräumen Hannover und Hamburg sowie eingeschränkt auch mit Bremen. Darüber hinaus bestehen enge
Pendlerbeziehungen mit den Landkreisen Rotenburg und Celle.
Arbeitsmarktverflechtungen des Landkreises mit
den Verdichtungsräumen
Hannover und Hamburg
Bei rund 40.000 Beschäftigten am Arbeitsort im Landkreis Soltau-Fallingbostel
werden ca. 7.000, d.h. 18 % der Arbeitsplätze von Einpendler aus anderen Regionen eingenommen. An der Spitze stehen hierbei die Landkreise Rotenburg und
Celle, aus denen jeweils über 1.000 Beschäftigte einpendeln (Übersicht 1.4-1).
18 % der Arbeitsplätze
von Einpendlern (über die
Kreisgrenze) eingenommen
10
Einpendler abzgl. Auspendler in v.H. der Sozialversicherungspfl. Beschäftigten am Wohnort
10
Übersicht 1.4-1
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Pendlerverflechtungen des Landkreises Soltau-Fallingbostel
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 30.6.1999
Auspendler
abs.
Beschäftigte am Wohnort
Einpendler
in %
in %
der Besch.
der Pendler
44.341
100,0
Nichtpendler
33.113
74,7
Auspendler
11.228
25,3
abs.
Beschäftigte am Arbeitsort
Pendlerbilanz
in %
in %
abs.
der Besch. der Pendler
39.927
100,0
33.113
82,9
6.814
17,1
100,0
in %
der Besch.
100,0
Einpendler
Pendlerbilanz (Ein- abz. Auspendler)
Stadt Hannover
2.082
Landkreis Hannover
1.509
Region Hannover
3.591
4,7
3,4
8,1
18,5
13,4
32,0
158
374
532
0,4
0,9
1,3
2,3
5,5
7,8
-4.414
-1.924
-1.135
-3.059
-10,0
-4,3
-2,6
-6,9
Stadt Hamburg
LK Harburg
Raum Hamburg
1.639
654
2.293
3,7
1,5
5,2
14,6
5,8
20,4
207
292
499
0,5
0,7
1,2
3,0
4,3
7,3
-1.432
-362
-1.794
-3,2
-0,8
-4,0
Stadt Bremen
LK Verden
Raum Bremen
379
699
1.078
0,9
1,6
2,4
3,4
6,2
9,6
85
327
412
0,2
0,8
1,0
1,2
4,8
6,0
-294
-372
-666
-0,7
-0,8
-1,5
876
208
253
823
2,0
0,5
0,6
1,9
7,8
1,9
2,3
7,3
1.109
283
360
1.258
2,8
0,7
0,9
3,2
16,3
4,2
5,3
18,5
233
75
107
435
0,5
0,2
0,2
1,0
LK Rotenburg
LK Nienburg
LK Lüneburg
LK Celle
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung 8/2002
Jeder vierte Erwerbstätige
Auspendler (über die
Kreisgrenze)
Von den etwa 45.000 Beschäftigten am Wohnort gehen über 11.000 oder 25 % als
Auspendler in anderen Regionen einer Erwerbstätigkeit nach. Wichtigste Zielregion von Pendlern aus dem Landkreis Soltau-Fallingbostel ist mit 3.600 Beschäftigten die Region Hannover. Mit einigem Abstand folgt der Raum Hamburg (2.300
Auspendler). Etwas geringere Bedeutung für die Beschäftigen im Landkreis haben
der Raum Bremen (1.100) sowie die Landkreise Rotenburg und Celle (jeweils
850). Damit ergibt sich per Saldo ein Auspendlerüberschuss oder „Arbeitsplatzdefizit“ von etwa 4.500 Personen oder 10 %.
Überregionale Pendlerverflechtungen
Insgesamt gesehen sind die Pendlerverflechtungen nach Süden (Region Hannover, Landkreise Celle und Nienburg) stärker als in Richtung Norden (Raum Hamburg, Landkreis Lüneburg). Weniger stark ausgeprägt sind die Pendlerbeziehungen in Richtung Westen (Raum Bremen, Landkreis Rotenburg). Auch bei isolierter
Betrachtung der umliegenden Zentren ist die Bedeutung der Landeshauptstadt
Hannover größer als die der Stadt Hamburg. Die Stadt Bremen spielt im Vergleich
der großstädtischen Wirtschaftszentren nur eine geringe Rolle. Innerhalb des
Landkreises sind allerdings die nördlichen Städte und Gemeinden mit dem Zentrum Soltau sehr stark mit dem Hamburgischen Wirtschaftsraum und das südliche
Kreisgebiet mit den Arbeitsplatzzentren Fallingbostel, Fallingbostel und Walsrode
stärker mit der Region Hannover verflochten.
11
2.
Stärken-Schwächen-Analyse
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG UND WOHNBAUTÄTIGKEIT
Die Bevölkerungsstruktur und -entwicklung sowie die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Altersgruppen bilden wichtige Rahmendaten für die regionalwirtschaftliche
Entwicklung. Sie sind nicht nur eine grundlegende Bestimmungsgröße für das Angebot an
Arbeitskräften auf dem regionalen Arbeitsmarkt, sondern prägen auch in wesentlichen
Zügen die Nachfrage der Bevölkerung und der Haushalte in der Region nach haushaltsorientierten Dienstleistungen, nach Wohnungen sowie nach Infrastrukturleistungen und sonstigen öffentlichen Dienstleistungen. Die Entwicklung der auf die lokalen Märkte ausgerichteten Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe einer Region hängt damit in hohem Maße
von der Bevölkerungs- und Haushaltsdynamik ab.
2.1
Bevölkerungsstruktur und
-entwicklung als wichtige
Determinante der Regionalentwicklung
Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungsentwicklung insgesamt ergibt sich aus dem Zusammenspiel von vier
Komponenten: den Geborenen und den Sterbefällen (natürliche Entwicklung) sowie
den Zu- und Fortzügen (Wanderungssaldo). Natürliche Entwicklung und Wanderungen
wirken sich sehr unterschiedlich auf die Bevölkerungsdynamik und auf den Bevölkerungsaufbau aus. Andererseits beeinflussen die Besonderheiten im demographischen Aufbau
auch in starkem Maße die natürliche Entwicklung.
Komponenten der Bevölkerungsentwicklung
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hatte in den 80er Jahren eine ausgesprochen
schwache Bevölkerungsentwicklung. Von 1980 bis 1989 schrumpfte die Bevölkerung sogar um fast 1.500 Personen (Abb. 2.1-1). Dies war erheblich ungünstiger
als im Bundes- und Landestrend. Alle umliegenden Landkreise mit Ausnahme von
Nienburg und Uelzen hatten in diesem Zeitraum Bevölkerungszuwächse. Die Ursachen lagen in einer ungünstigeren natürlichen Bevölkerungsentwicklung, die
durch relativ geringe Wanderungsgewinne nicht kompensiert werden konnte (Abb.
2.1-2). Die natürliche Entwicklung war wiederum Folge eines Altersaufbaus mit
gering besetzten jüngeren Jahrgängen und überdurchschnittlich starken Jahrgängen älterer Menschen.
Rückläufige Bevölkerungszahlen in den 80er
Jahren
In der ersten Phase nach der Wiedervereingung und den Zuwanderungswellen
aus Mittel- und Osteuropa und von Asylbewerbern stiegen auch die Bevölkerungszahlen im Raum Soltau-Fallingbostel stark an, die Entwicklung erreichte aber zunächst nur knapp die Dynamik von Bundes- und Landestrend (Abb. 2.1-1). Trotzdem gewann der Landkreis von 1989 bis 1993 fast 5.600 Einwohner hinzu. Das
Geborenendefizit verringerte sich aufgrund der Zuwanderungen deutlich. Fast alle
Standorte (mit Ausnahme von Bomlitz, Walsrode und Munster) hatten überdurchschnittliche Zuwächse.
In der ersten Phase nach
der Wiedervereinigung
nur knapp im Bundestrend
Nach 1993 flachte sich bundesweit die Bevölkerungsentwicklung auf Grund der
nicht mehr ganz so starken Zuwanderungen aus dem Ausland ab, im Landkreis
blieb sie aber weiterhin ausgesprochen stark (Abb. 2.1-2). Von 1993 bis 1996
nahm die Bevölkerungszahl um weitere 5.200 Personen zu. Von den Zuwanderungen in dieser Phase profitierten weiterhin alle Städte und Gemeinden, in ganz besonderem Maße nunmehr aber Wietzendorf sowie Munster und Bad Fallingbostel.
Bevölkerungsentwicklung
von 1993 bis 1996
Auch im weiteren Verlauf der 90er Jahre blieb die Bevölkerungsdynamik im Landkreis ausgesprochen hoch (Abb. 2.1-1 und 2.1-2). Von 1996 bis 2001 stiegen die
Einwohnerzahlen nochmals um 5.400 Personen oder 7,9 v.T. im Jahresdurch-
Entwicklung seit 1996
weit überdurchschnittlich
12
Abb. 2.1-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Bevölkerungsentwicklung in Westdeutschland, in Niedersachsen und im
Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre
124
1980=100
122
120
118
116
114
LK Soltau-Fallingbostel
112
Niedersachsen
früheres Bundesgebiet
110
108
106
104
102
100
98
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989
01
02
05.09.02
6Feb02.xls]LK SFA
schnitt, was erheblich über dem Landeswert (3,7 v.T.) oder dem westdeutschen
Durchschnitt (2,4 v.T.) lag.
-
Die Entwicklung wird aber nach wie vor deutlich übertroffen von den näher zu
Hamburg liegenden Nachbarregionen, dem Landkreis Harburg (15,1 v.T.) im
unmittelbaren Hamburger Umland sowie den Landkreisen Lüneburg (13,5 v.T.)
und Rotenburg (11,5 v.T.), die eine herausragende Anziehungskraft für Zuwanderungen aus dem Hamburger Raum entwickeln konnten.
-
Im Landkreis Hannover ist die Bevölkerungsentwicklung (5,8 v.T.) entsprechend deutlich schwächer.
-
Das Umland von Bremen erreicht im Landkreis Verden (7,2 v.T.) fast die gleiche Dynamik wie der Landkreis Soltau-Fallingbostel.
-
Die östlich angrenzenden Landkreise Uelzen (2,9 v.T.) und Celle (2,9 v.T.) sowie der Landkreis Nienburg (3,0 v.T.) können bei weitem nicht die Bevölkerungsdynamik des Landkreises Soltau-Fallingbostel entwickeln. Offensichtlich
fehlt hier die Qualität der verkehrlichen Anbindung an die Verdichtungsräume
Hamburg und Hannover über die Autobahn.
13
Abb. 2.1-2:
Komponenten
der
Stärken-Schwächen-Analyse
Bevölkerungsentwicklung
im
Landkreis
Soltau-
Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre
Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
-2
Soltau-Fall., LK
-4
früheres Bundesgebiet
-6
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001
Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner
18
Soltau-Fall., LK
16
früheres Bundesgebiet
14
12
10
8
6
4
2
0
-2
-4
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001
Natürliche Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner
2
0
-2
-4
Soltau-Fall., LK
früheres Bundesgebiet
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001
 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
6.9.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Entwbild Bevökerungsentwicklung seit 80 3teiliges Bild.xls]Entwicklug
Die Wanderungsverflechtungen des Landkreises Soltau-Fallingbostel mit den übrigen niedersächsischen Regionen, mit den anderen Bundesländern und mit dem
Ausland sind ausgesprochen vielschichtig.
-
Der Wanderungssaldo (Zu- abzüglich Fortzüge) mit dem Großraum Hannover
ist seit langem positiv. Von 1996 bis 2000 hatte der Landkreis gegenüber der
Region einen Wanderungsgewinn von etwa 1.100 Personen, darunter 800 Personen aus dem Landkreis Hannover. In den Jahren 1992 bis 1995 hat der
Wanderungsgewinn gegenüber der Region noch bei 560 Personen gelegen.
Wanderungsverflechtungen
Wohnstandortorientierte
Zuwanderungen aus dem
Großraum Hannover
14
Abb. 2.1-3:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Wanderungssalden in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des
Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 bis 1993, 1993 bis 1996 und 1996 bis
2001
Wanderungssaldo, jeweils 1.1.
Deutschland
1989 - 1993
früheres Bundesgebiet
1993 - 1996
Niedersachsen
1996 - 2001
LK Soltau-Fallingbostel
Wietzendorf
SG Schwarmstedt
Schneverdingen, Stadt
SG Ahlden
Neuenkirchen
Bispingen
Soltau, Stadt
Walsrode, Stadt
Bomlitz
Fallingbostel, Stadt
SG Rethem/Aller
Munster, Stadt
-5
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
in v.T. (jahresdurchschnittlich)
Die überwiegend wohnstandortorientierten Wanderungen im weiteren Umfeld
des Verdichtungsraums haben sich demnach erheblich ausgeweitet.
Wohnstandortorientierte
Zuwanderungen aus dem
Raum Hamburg
-
Aus Hamburg und seinem unmittelbaren Umland (Landkreis Harburg) gewann
der Landkreis im gleichen Zeitraum knapp 1.200 Personen, darunter allein aus
dem Landkreis Harburg 460 Personen. Auch hier hatten die Wanderungsgewinne von 1992 bis 1995 nur eine Größenordnung von 400 Personen erreicht.
Insgesamt sind also die Wanderungsgewinne aus der Suburbanisierung erheblich angewachsen.
Zuwanderungen von
Spätaussiedlern
-
Erhebliche Wanderungsgewinne in der Größenordnung von etwa 1.000 Personen hatte der Landkreis im Zeitraum 1996 bis 2000 aus den Standorten der
Grenzdurchgangslager u.ä. Einrichtungen, durch die überwiegend Spätaussiedler, aber auch Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge zuwanderten. In
den Jahren 1992 bis 1995 lag diese Größenordnung bei etwa 650 Personen.
Unterschiedliche Bilanzen
gegenüber den übrigen
Nachbarregionen
-
Gegenüber den benachbarten Kreisen im Westen hatte der Landkreis im Zeitraum 1996 bis 2000 überwiegend Wanderungsverluste, so gegenüber Verden
70 Personen und Rotenburg 170 Personen. Aus den östlichen Landkreisen
konnte Soltau-Fallingbostel überwiegend Wanderungsgewinne erzielen, so ge-
15
Abb. 2.1-4:
Stärken-Schwächen-Analyse
Räumliche Verteilung der Bevölkerung im Landkreis Soltau-Fallingbostel 1989
und 2001
Bevölkerung am 1.1.
Walsrode, Stadt
Soltau, Stadt
Schneverdingen, Stadt
1989
2001
Munster, Stadt
Fallingbostel, Stadt
SG Schwarmstedt
Bomlitz
SG Ahlden
Bispingen
Neuenkirchen
SG Rethem/Aller
Wietzendorf
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
absolut
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
genüber Celle 150 Personen und Uelzen 70 Personen. An Lüneburg verlor der
Landkreis per Saldo hingegen 110 Personen.
-
Erhebliche Zuwanderungen hatte der Landkreis aus den neuen Bundesländern,
in den Jahren 1996 bis 2000 in einer Größenordnung von fast 1.800 Personen.
Im Zeitraum 1992 bis 1995 hatte die Bilanz noch bei 1.400 Personen gelegen.
Zuwanderungen aus den
neuen Bundesländern
-
Gegenüber dem Ausland war der Wanderungssaldo in den Jahren 1996 bis
2000 mit 70 Personen fast ausgeglichen. In den Jahren 1992 bis 1995 waren
per Saldo noch 1.900 Personen gekommen.
Wanderungsverflechtungen mit dem Ausland
ausgeglichen
Insgesamt konnte damit die Einwohnerzahl im Landkreis Soltau-Fallingbostel von
1989 bis 2001 um fast 14 % oder mehr als 17.000 Personen gesteigert werden.
Die Gewinne verteilen sich aber unterschiedlich auf die einzelnen Städte und Gemeinden (Abb. 2.1-3).
-
Innerhalb des Landkreises hatten von 1989 bis 2001 die Stadt Schneverdingen,
die Stadt Soltau, die SG Schwarmstedt und die Stadt Walsrode die höchsten
absoluten Zuwächse. Bis Mitte der 90er Jahre konnte auch die Stadt Munster
deutliche absolute Zuwächse verzeichnen.
Entwicklung seit 1989 in
den Städten und Gemeinden
16
-
Vergleich der räumlichen
Verteilung von 1989 und
2001
2.2
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Nach den (relativen) Wachstumsraten standen aber die kleineren Wohnstandorte wie Wietzendorf, SG Schwarmstedt, die SG Ahlden, und Bispingen an der
Spitze. Hinzu kommt die Stadt Schneverdingen.
Ein abschließender Vergleich der räumlichen Verteilung der Bevölkerung innerhalb
des Landkreises in den Jahren 1989 und 2001 macht deutlich, dass alle Städte
und Gemeinden (Samtgemeinden) Bevölkerungszuwächse zu verzeichnen hatten
(Abb. 2.1-4).
-
Besonders starke absolute Zuwächse hatten die SG Schwarmstedt sowie die
Städte Schneverdingen, Soltau und Walsrode.
-
Die Städte Munster und Bad Fallingbostel konnten nicht in dem Maße profitieren.
-
Vergleichsweise gering waren die absoluten Bevölkerungszuwächse in der
Gemeinde Bomlitz und in der SG Rethem.
Altersstruktur der Bevölkerung
Altersaufbau der Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung
Der Altersaufbau der Bevölkerung, der sich besonders anschaulich in einer so genannten "Bevölkerungspyramide" darstellen lässt, ist eine wichtige Grundlage zur Bewertung
der gegenwärtigen und Abschätzung der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung, da Altersaufbau und Bevölkerungsdynamik eng zusammenhängen. Zum einen bildet der jahrgangsweise Aufbau der Pyramide die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung früherer
Perioden ab, zum anderen lässt sich an der Alterspyramide der zukünftige Alterungsprozess der Bevölkerung prognostizieren.
Auswirkungen der Verwerfungen im Altersaufbau auf alle Bereiche
des gesellschaftlichen
Lebens
Die Alterspyramide der Bundesrepublik Deutschland weist erhebliche Abweichungen
von einer Pyramide als der „Idealform“ einer stabil wachsenden Bevölkerung auf. Tiefe
Einschnitte und Ausbuchtungen sind auf außergewöhnliche Vorgänge in der Vergangenheit zurückzuführen. So ist z.B. die schmale Bevölkerungsbasis in den letzten zwei Jahrzehnten eine Folge des Geburtenrückgangs ab Mitte der 60er Jahre. Deutlich bilden sich
auch die geburtenstarken Jahrgänge der ersten Hälfte der 60er Jahre sowie die scharfen
Einschnitte durch kriegs- und krisenbedingten Geburtenausfälle ab. In dem Maße, wie
diese „Anomalien“ durch die Bevölkerungspyramide hindurchwachsen, sind erhebliche
Veränderungen im Altersaufbau zu erwarten, die sich auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auswirken, z.B. eine zunehmende Überalterung der Bevölkerung, sehr viel
geringere Zahlen junger Menschen in der Familiengründungsphase und damit auch niedrigere Geborenenzahlen (die sich in einer noch geringeren Bevölkerungsbasis auswirken
werden) sowie insgesamt eine stark rückläufige Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahrzehnten.
Altersaufbau der Bevölkerung im Landkreis SoltauFallingbostel: Abweichungen von Bundesgebiet
Die Altersstruktur des Bevölkerung im Landkreis Soltau-Fallingbostel weist insgesamt einige wichtige Abweichungen vom westdeutschen Durchschnitt auf. Allerdings sind sowohl die noch nicht schulpflichtigen Kinder als auch die Kinder und
Jugendlichen von 6 bis unter 18 Jahren leicht überrepräsentiert. Da in der Summe
auch der Anteil der älteren Menschen leicht höher ist als im Bundesdurchschnitt,
sind die Altersjahrgänge zwischen 25 und 55 Jahren etwas schwächer vertreten,
vor allem die Altersjahrgänge zwischen 25 und 35 Jahren.
Altersstruktur in den
Städten und Gemeinden
Innerhalb des Landkreises sind die Abweichungen in der Altersstruktur allerdings
schon etwas größer und bilden vor allem die Wanderungsbewegungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte ab, die in besonderer Weise von der Größe und
Lage der Standorte geprägt sind (Abb. 2.2-2).
17
Abb. 2.2-1:
Stärken-Schwächen-Analyse
Altersaufbau der Bevölkerung in Westdeutschland und im Landkreis SoltauFallingbostel 2001
99 -
Männer
Frauen
96 - 97
93 - 94
früheres Bundesgebiet
__________
90 - 91
87 - 88
84 - 85
81 - 82
78 - 79
75 - 76
72 - 73
69 - 70
66 - 67
63 - 64
60 - 61
57 - 58
54 - 55
51 - 52
48 - 49
45 - 46
42 - 43
39 - 40
36 - 37
33 - 34
30 - 31
27 - 28
24 - 25
21 - 22
18 - 19
15 - 16
12 - 13
9 - 10
6- 7
3- 4
0- 1
2,0
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
1.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[bevpyr Bevölkerungspyramide Dez2000.xls]Tabelle311200
-
So sind die Kinderzahlen aktuell ausgesprochen hoch vor allem in den Wohnstandortgemeinden mit starken Zuzügen von jüngeren Familien aus den umliegenden Verdichtungsräumen, so in Wietzendorf und Bispingen im nördlichen
Kreisgebiet sowie in den SG Ahlden und Schwarmstedt im Allertal.
-
Überdurchschnittliche Kinderzahlen (vor allem im schulpflichtigen Alter) haben
auch die stärker vom Zuzug ausländischer Bevölkerung bzw. von Aussiedlern
geprägten Standorte Rethem, Bomlitz, Neuenkirchen und die Stadt Bad Fallingbostel.
1,6
1,8
2,0
18
Abb. 2.2-2:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Anteil der Kinder und Jugendlichen sowie der älteren Menschen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel
2001
Anteil der Bevölkerung 'unter 18' und '65 und älter' an insgesamt
Deutschland
65 u. älter
Bundesgebiet West, oh.B.(W)
unter 18
Niedersachsen
LK Soltau-Fallingbostel
Munster, Stadt
SG Ahlden
SG Rethem/Aller
SG Schwarmstedt
Bomlitz
Wietzendorf
Bispingen
Walsrode, Stadt
Neuenkirchen
Schneverdingen, Stadt
Soltau, Stadt
Fallingbostel, Stadt
0
5
10
15
20
25
in %
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
-
Ausgesprochen hoch ist der Anteil der Bevölkerung zwischen 18 und 25 Jahren
am Bundeswehrstandort Munster.
-
Das Defizit der 25- bis unter 45-jährigen betrifft vor allem Bomlitz und die Städte
Soltau, Walsrode und Schneverdingen.
-
Der Anteil der älteren Menschen ist weit überdurchschnittlich in den Städten
Bad Fallingbostel, Soltau und Schneverdingen
19
2.3
2.3.1
Stärken-Schwächen-Analyse
Wohnbauflächenangebot und Wohnbautätigkeit
Wohnbauflächenangebot
Die Nachfrage nach Wohnbauland ist derzeit in den meisten Städten und Gemeinden verhalten. Ausnahmen bilden
-
die Stadt Schneverdingen und die Gemeinde Bispingen, die im Norden des
Kreisgebietes auf den Verdichtungsraum Hamburg ausgerichtet sind und aufgrund dieser Lagegunst eine beträchtliche Nachfrage aus dieser Region realisieren können,
-
die Gemeinde Wietzendorf, die aufgrund der dort sehr günstigen Grundstückspreise eine anhaltende hohe Wohnbaulandnachfrage verzeichnet sowie
-
die Samtgemeinden Ahlden und Schwarmstedt im Süden, die allerdings in Zukunft eher „mit Augenmaß“ Bauland ausweisen möchten, um die Belastungen
der Gemeinden bei der Integration der neuen Bewohner nicht zu groß werden
zu lassen.
Die Wohnbauflächenentwicklung konzentriert sich in den verschiedenen Gemeindegebieten in der Regel auf die jeweiligen Kernorte.
-
In der Stadt Bad Fallingbostel spielt auch der Stadtteil Dorfmark für die Wohnbauentwicklung eine Rolle, gleiches gilt in der Gemeinde Bomlitz für den
Ortsteil Benefeld.
-
Die Stadt Soltau entwickelt derzeit aus den Siedlungen und Ortsteilen Wolterdingen, Ahlften und Friedrichseck einen neuen, die Kernstadt ergänzenden und
entlastenden Siedlungsschwerpunkt Nord. Im Siedlungsschwerpunkt befinden
sich außerdem ein Campingplatz und der Heide-Park Soltau mit geplanter Freizeitwohnanlage. Es werden großflächig auf ca. 200.000 qm Baugebiet
Grundstücke angeboten, um ein günstiges Angebot für Bauwillige zu bieten.
Der neue Siedlungsschwerpunkt soll zusammen mit den bestehenden Ortschaften weoit über 2.000 Einwohner ausmachen
-
In allen anderen Gemeinden findet die Ausweisung von Wohnbauland in den
übrigen Ortsteilen nur im Rahmen der Eigenentwicklung statt.
-
Die Siedlungsentwicklung im Bereich der Samtgemeinde Schwarmstedt findet
nicht nur im Rahmen der Eigenentwicklung statt. Vielmehr stellen die Gemeinden Schwarmstedt, Buchholz (Aller) und Lindwedel auf Grund der verkehrsgünstigen Lage und ihres günstigen Baulandangebotes einen attraktiven
Wohnstandort vor allem für Bauwillige aus der Region Hannover dar.
Trotz der ländlichen Struktur des Landkreises und seiner geringen Bevölkerungsdichte, d.h. der großen Freiraumreserven bestehen verschiedene Engpässe in der
Ausweisung von neuem Wohnbauland, u.a. wegen
-
hoher naturräumlicher Qualitäten und der dadurch bedingten Restriktionen
durch Natur- und Landschaftsschutz sowie
-
der Entwicklungseinschränkungen durch militärische Funktionen, insbesondere
der Truppenübungsplätze.
Nachfrage nach Wohnbauland
Konzentration der Wohnbauflächenentwicklung
weitgehend auf die Kernorte
Engpässe in der Ausweisung von neuem Wohnbauland
20
Abb. 2.3-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Zugang an Wohnungen in Niedersachsen und im Landkreis SoltauFallingbostel seit Ende der 80er Jahre
Zugang an Wohnungen, Veränderung in %
3,5
3,0
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
87
88
89
90
91
92
93
94
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
95
96
97
98
99
00
3.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[wohn97 Wohngebäude und Wohnungen.xls]Bilder
Entwicklung und Vermarktung von Wohnbauflächen
Attraktivitätsfaktoren der
Wohnstandorte
Grundsätzlich streben alle Städte und Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel an, zu entwickelnde Wohnbauflächen in öffentliches bzw. quasiöffentliches Eigentum zu übernehmen und entsprechend zu vermarkten. Zur Mobilisierung und Erschließung von Wohnbauflächen bedienen sich die Gemeinden
vielfach kommunaler Grundstücksentwicklungsgesellschaften:
-
Über eigene Entwicklungsgesellschaften verfügen die Städte Soltau und
Schneverdingen.
-
Die Gemeinden des nördlichen Kreisgebietes bedienen sich teilweise der
„Kommunale Heide-Dienstleistungsgesellschaft“, die gemeinsam von allen
Städten und Gemeinden des ehemaligen Landkreises Soltau sowie der Gemeinde Bomlitz gegründet wurde.
-
Die Stadt Walsrode und die Samtgemeinde Schwarmstedt betreiben Wohnbauentwicklung in Zusammenarbeit mit einer Entwicklungsgesellschaft der
Sparkasse.
Die Attraktivität der Wohnstandorte im Landkreis besteht aus Sicht der Städte und
Gemeinden in den auch touristisch relevanten naturräumlichen Potenzialen sowie
dem teilweise noch dörflichen oder zumindest ländlichen Charakter vieler Wohnstandorte in Verbindung mit der schnellen Erreichbarkeit der umliegenden großen
Zentren Hamburg, Hannover und Bremen. Hinzu kommen die günstigen Baulandpreise, die je nach Standort in den neuen, gemeindeeigenen Wohngebieten inklusive Erschließung zwischen € 30,- und € 70,- betragen und damit deutlich unter
den Preisen für zentrennähere Wohnbauflächen liegen.
21
Abb. 2.3-2:
Stärken-Schwächen-Analyse
Zugang an Wohnungen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des
Landkreises Soltau-Fallingbostel 1993 bis 1996 und 1996 bis 2001
Zugang an Wohnungen (in Wohn- und Nichtwohngebäuden), jeweils 1.1.
bis 1.1.
Deutschland
1993 - 1996
früheres Bundesgebiet
1996 - 2001
Niedersachsen
LK Soltau-Fallingbostel
Wietzendorf
Schneverdingen, Stadt
SG Schwarmstedt
Bispingen
SG Ahlden
Neuenkirchen
Bomlitz
Walsrode, Stadt
Munster, Stadt
Fallingbostel, Stadt
Soltau, Stadt
SG Rethem/Aller
0
1
2
3
4
5
in % (jahresdurchschnittlich)
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
2.3.2
Apr2002.xls]SoFa
Wohnbautätigkeit
Die Wohnbautätigkeit im Landkeis Soltau-Fallingbostel lag bereits Ende der 80er
Jahre auf landesdurchschnittlichem Niveau (Abb. 2.3-1). Nach der Wiedervereinigung ist der Zugang an Wohnungen dann beträchtlich gestiegen. In den Jahren
1994 und 1995 war ein absoluter Höchststand von mehr als 1.600 bzw. 1.400 zusätzlichen Wohnungen zu verzeichnen, und seit 1998 geht die Wohnbautätigkeit
deutlich zurück. Insgesamt ist aber die Wohnbautätigkeit im Landkreis SoltauFallingbostel seit Mitte der 90er Jahre deutlich überdurchschnittlich.
Wohnbautätigkeit seit
Mitte der 90er Jahre überdurchschnittlich
Im Landkreis entfallen – wie in anderen ländlichen Regionen auch – mehr als zwei
Drittel der Wohnungen (69 %) auf Ein- und Zwei-Familienhäuser. In einzelnen
Standorten wie den SG Ahlden und Schwarmstedt sowie den ländlichen Gemeinden SG Rethem, Neuenkirchen, Bispingen und Wietzendorf liegt der Anteil bei
über 80 %. Die Attraktivität dieser Wohnstandorte liegt eindeutig in bodennahen
Wohnformen möglichst in freistehenden Einfamilienhäusern auf größeren bzw.
kostengünstigen Grundstücken. Der Zugang an Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern ist seit Mitte der 90er Jahre fast auf gleichem Niveau geblieben, wäh-
Zugang an Wohnungen
vor allem in Ein- und
Zwei-Familienhäusern
22
Landkreis Soltau-Fallingbostel
rend vor allem ein deutlicher Rückgang der Wohnbautätigkeit von Mehrfamilienhäusern zu verzeichnen war.
Bautätigkeit nach Städten
und Gemeinden
Die Wohnbautätigkeit nach Standorten entspricht weitgehend der Bevölkerungsentwicklung (Abb. 2.3-2).
-
Die höchsten absoluten Zugänge an Wohnungen verzeichneten im Zeitraum
1996 bis 2001 die Städte Schneverdingen (1.100 Wohnungen) und Walsrode
(800), die SG Schwarmstedt (640) sowie die Städte Soltau (600), Munster (500)
und Bad Fallingbostel (450).
-
Von relativen Zuwachs steht allerdings Wietzendorf (jährlich 5,1 %), das in
seiner Gemeindeentwicklung sehr stark auf Wohnen setzt, weit an der Spitze.
Es folgen die Stadt Schneverdingen (3,0 %), die SG Schwarmstedt (2,9 %), die
Gemeinde Bispingen (2,7 %) und die SG Ahlden (2,5 %).
-
Unterdurchschnittlich war die Wohnbauentwicklung 1996 bis 2001 in den
Städten Walsrode (jahresdurchschnittlich 1,5 %), Munster (1,5 %), Bad Fallingbostel (1,5 %) und Soltau (1,2 %). Besonders schwach ist die Wohnbautätigkeit
in der SG Rethem (1,0 %).
23
3.
Stärken-Schwächen-Analyse
WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL
Der langfristige wirtschaftliche Strukturwandel in der Bundesrepublik Deutschland verläuft
zu Gunsten der Dienstleistungen und auf Kosten der Produzierenden Bereiche. Innerhalb
des industriellen Sektors profitieren diejenigen Zweige, die durch Produktinnovationen
neue Märkte erschließen und die in der Produktion nicht nur modernste Technologien,
sondern auch viele qualifizierte Kräfte einsetzen. Verlierer sind energie-, rohstoff- oder
umweltintensive Produktionen, die mit einfacheren Technologien v.a. gering qualifizierte
Arbeitskräfte benötigen. Gewinner im Dienstleistungssektor sind vor allem einzelne haushaltsbezogene Dienste wie das Sozial- und Gesundheitswesen sowie die eng mit dem
industriellen Sektor verflochtenen unternehmensbezogenen Dienstleistungen, während
Handel und Verkehrssektor stagnieren und die öffentlichen Dienstleistungen sogar
schrumpfen.
Langfristiger Strukturwandel zu Gunsten der
Dienstleistungen und auf
Kosten der Produzierenden Bereiche
Die Öffnung der Grenzen zur ehemaligen DDR beschleunigte vorübergehend das Wachstum der westdeutschen Bundesländer stark, wobei sich das sektorale Wachstumsmuster
beträchtlich zu Gunsten der konsumgüterproduzierenden Industrien und der Bauwirtschaft
sowie der haushaltsorientierten und Distributionsdienstleistungen verschob.
Vorübergehender Wachstumsschub für Westdeutschland durch die
Wiedervereinigung
Zum Motor des Strukturwandels wurde in den 90er Jahren die durch weltweite Trends zur
Privatisierung und Liberalisierung von Güter-, Dienstleistungs- und Faktormärkten ausgelöste zunehmende Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen. Andererseits ermöglichten
erst die Leistungssteigerungen der Transport- und Kommunikationstechnologien und die
Senkung der Raumüberwindungskosten diese Expansion grenzüberschreitender Aktivitäten in bisher nicht gekanntem Ausmaß.
Globalisierung als Motor
des Strukturwandels
Der dadurch ausgelöste Wettbewerbsdruck auch auf bislang „geschützte“ Bereiche ließ
nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms im Jahr 1992 die bis dahin überdeckten Strukturprobleme der westdeutschen Wirtschaft mit zunehmender Schärfe zu
Tage treten. In der Folge brach die Beschäftigung in allen Bereichen des industriellen
Sektors mehr oder weniger stark ein. Erst durch erhebliche Steigerungen der Produktivität
vor allem in den „internationalen Sektoren“ ist es der deutschen Wirtschaft in den letzten
Jahren gelungen, die Wettbewerbsfähigkeit wieder durchgreifend zu verbessern.
Anpassungsdruck durch
Internationalisierung
3.1
Grundzüge der Wirtschaftsstruktur
Die Bruttowertschöpfung aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist der umfassendste Indikator zur Bewertung der in einem Wirtschaftsraum produzierten Güter
und Dienstleistungen. Allerdings liegen die Daten auf Kreisebene immer erst mit großer
zeitlicher Verzögerung und auch nur in grober wirtschaftsfachlicher Gliederung vor, so
dass derzeit nur die Entwicklung bis zum Jahr 2000 dargestellt werden kann.
Wertschöpfung als umfassendster Indikator zur
Messung der wirtschaftlichen Leistung
Mit den Erwerbstätigen am Arbeitsort aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
liegt eine umfassende Schätzung aller Arbeitsplätze einschließlich der Landwirtschaft sowie der in der Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit nicht berücksichtigten
Selbständigen und Beamten vor. Allerdings leidet auch hier die Aktualität der Daten unter
den aufwendigen Schätzverfahren. Die jüngsten Statistiken liegen für 2000 vor. Zur Darstellung der Wirtschaftsstruktur in grober Gliederung eignen sich die Daten aber in besonderer Weise.
Umfassende Schätzung
aller Arbeitsplätze in den
Erwerbstätigenzahlen
Im Landkreis Soltau-Fallingbostel wird eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung
von 3,11 Mrd. EUR 11 von zusammen 64.200 Erwerbstätigen am Arbeitsort 12
erbracht, darunter von etwa 40.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 13.
3,11 Mrd. EUR Wertschöpfung von mehr als 64.000
Erwerbstätigen
11
12
13
2000, Berechnungsstand Februar 2002
2000
30.6.2000
24
Abb. 3.1-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Grundzüge der Wirtschaftsstruktur in Westdeutschland, in Niedersachsen
und im Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000
Wertschöpfung und Erwerbstätige am Arbeitsort
Anteil der Wirtschaftsbereiche an insgesamt
100%
90%
80%
70%
60%
50%
Land- und
Forstwirtschaft
40%
Produzierendes
Gewerbe
30%
Dienstleistungen
20%
10%
0%
LK SoltauFallingbostel
Niedersachsen
früheres
Bundesgebiet,
oh.B.(W.)
Bruttowertschöpfung 2000
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
LK SoltauFallingbostel
Niedersachsen
früheres
Bundesgebiet,
oh.B.(W.)
Erwerbstätige 2000
30.8.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[bws u et Bilder.xls]Tabelle neu
Der Anteil der nicht sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Landkreis vor
allem auf Grund der hohen Bedeutung des öffentlichen Sektors 14 durch die Bundeswehr (Beamte und Soldaten) höher als in anderen Regionen.
Wirtschaftskraft um ein
Sechstel unter dem Bundesdurchschnitt
Die Wirtschaftskraft liegt mit 22.500 EUR je Einwohner (84 15) um etwa ein
Sechstel unter dem westdeutschen Durchschnitt. Dabei ist allerdings in Rechnung
zu stellen, dass der Landkreis insgesamt einen Auspendlerüberschuss aufweist.
Wirtschaftsstruktur nach
dem Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung
Nach dem Beitrag der einzelnen Wirtschaftsbereiche zur gesamtwirtschaftlichen
Wertschöpfung weicht die Wirtschaftsstruktur im Landkreis Soltau-Fallingbostel
vom westdeutschen Durchschnitt ab (Abb. 3.1-1):
-
14
15
16
Die Landwirtschaft ist mit 2,6 % der Bruttowertschöpfung (250 16) weit überdurchschnittlich vertreten.
Beamte und Soldaten sind nicht sozialversicherungspflichtig
jeweiliger Bundeswert (WD) = 100
Spezialisierung, Anteil an der Bruttowertschöpfung insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
25
Stärken-Schwächen-Analyse
-
Das Produzierende Gewerbe hat mit 28,8 % der Wertschöpfung (92) ein geringeres Gewicht.
-
Die Dienstleistungen sind mit 68,5 % der Wertschöpfung (101) geringfügig
überrepräsentiert.
Bezogen auf den Einsatz der Erwerbstätigen 17 sind die Abweichungen der Wirtschaftsstruktur im Landkreis Soltau-Fallingbostel vom westdeutschen Durchschnitt
deutlich schärfer.
Wirtschaftsstruktur nach
dem Einsatz der Erwerbstätigen am Arbeitsort
Die Landwirtschaft ist mit etwa 2.700 Erwerbstätigen (177 18) zwar überdurchschnittlich vertreten, die ländlichen Nachbarregionen wie die Landkreise Rotenburg (308) oder Nienburg (287) oder auch Uelzen (265) sind aber nach wie vor
sehr viel stärker auf die Agrarproduktion ausgerichtet. Vergleichbare Anteile
weisen die Landkreise Verden (192) und Harburg (183) im Umfeld von Bremen
bzw. Hamburg auf. Der (ehemalige) Landkreis Hannover (100) hat demgegenüber eine sehr viel geringere agrarische Prägung. Die im Vergleich zu Nachbarregionen geringere Bedeutung der Landwirtschaft dürfte vor allem auf den erheblich geringeren Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche 19 zurückzuführen
sein, die im Landkreis Soltau-Fallingbostel nur knapp 40 % der Kreisfläche
ausmacht.
Landwirtschaft überdurchschnittlich, aber
geringer als in den ländlichen Nachbarkreisen
Das Produzierende Gewerbe ist mit 15.100 bzw. 23,5 % aller Erwerbstätigen
(79 20) in der Wirtschaftsstruktur deutlich unterrepräsentiert, darunter vor allem
das Verarbeitende Gewerbe mit zusammen 10.000 Erwerbstätigen oder 15,6 %
(69). Im überregionalen Vergleich hat das Verarbeitende Gewerbe im Landkreis
damit in etwa das gleiche Gewicht wie in den Kreisen Lüneburg (76) und Rotenburg (74), aber eine deutlich geringere Rolle als in den westlichen Nachbarkreisen Verden (93) oder Nienburg (90).
Produzierendes Gewerbe
mit knapp einem Viertel
aller Erwerbstätigen deutlich unterrepräsentiert
-
Die Dienstleistungen sind in der Wirtschaftsstruktur des Landkreises insgesamt
mit 46.400 oder 72,3 % aller Erwerbstätigen (106 21) überdurchschnittlich vertreten. Damit ist die Dienstleistungsorientierung auf der einen Seite erheblich
stärker als in den Landkreisen Nienburg (92), Rotenburg (96) und Verden (98),
auf der anderen Seite aber geringer als in den Kreisen Lüneburg (107), Celle
(109) und Harburg (110).
Dienstleistungen mit fast
drei Viertel aller Erwerbstätigen überdurchschnittlich vertreten
-
Innerhalb der Dienstleistungen sind die öffentlichen und sonstigen privaten
Dienstleistungen 22 mit 21.800 oder 34,0 % (125 23) aller Erwerbstätigen weit
überrepräsentiert. In diesen Zahlen drückt sich vor allem die besondere Be-
Öffentliche und sonstige
private Dienstleistungen
stehen mit einem Drittel
aller Erwerbstätigen weit
im Vordergrund
-
17
18
19
20
21
22
23
Erwerbstätige am Arbeitsort, Berechnungen im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, 2000
Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
hoher Waldanteil sowie militärisch genutzte Flächen
Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Erbringung von sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen wie Abwasser- und
Abfallbeseitigung, Kultur, Sport und Unterhaltung, Reinigung und Körperpflege
Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
26
Landkreis Soltau-Fallingbostel
deutung der Bundeswehr aus. Allerdings ist die Prägung durch den öffentlichen
Sektor in den Kreisen Celle (135), Lüneburg (131) und Uelzen (128) noch höher. In den Randbereichen der großstädtischen Zentren, den Landkreisen Verden (92), Harburg (91) und Hannover (90) spielen sie eine sehr viel geringere
Rolle.
Handel, Gastgewerbe,
Verkehr leicht überdurchschnittlich
-
Handel, Gastgewerbe, Verkehr sind im Landkreis mit 17.900 oder 27,9 %
(108 24) der Erwerbstätigen insgesamt nur leicht überdurchschnittlich vertreten.
Deren Bedeutung ist vor allem in den Randbereichen der benachbarten Verdichtungsräume sehr viel höher, so in den Landkreisen Verden (121), Hannover
(135) und Harburg (147).
Finanzdienstleistungen
und unternehmensbezogenen Dienstleistungen
nur sehr schwach vertreten
-
Demgegenüber sind die Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogenen
Dienstleistungen im Landkreis mit zusammen 6.700 oder 10,4 % (69 25) der
Erwerbstätigen deutlich unterrepräsentiert. Diese Wirtschaftsbereiche sind in
besonderem Maße auf die Standortbedingungen der großstädtischen Zentren
ausgerichtet, wie die Beispiele Hamburg (158), Hannover (164) und Bremen
(106) zeigen. In den großstädtischen Umlandbereichen ist der Anteil bereits
deutlich geringer, so in den Landkreisen Hannover (88) und Harburg (78). Neben der Lage spielen offensichtlich auch Größe und wirtschaftliches Potenzial
der Standorte eine wichtige Rolle. Entsprechend ist die Bedeutung im Landkreis
Lüneburg (73) höher als im Landkreis Soltau-Fallingbostel, dessen Situation
vergleichbar mit den Kreisen Verden (69) und Celle (68) ist. In den ländlichen
Kreisen Rotenburg (58), Nienburg (56) und Uelzen (53) sind die Anteile der
unternehmensbezogenen Dienstleistungen noch geringer.
24
25
Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Spezialisierung, Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
27
3.2
Stärken-Schwächen-Analyse
Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung insgesamt
Die Wirtschaft der Untersuchungsregionen ist eng in die nationale Volkswirtschaft eingebunden. Daher sind die wirtschaftlichen Trends und Beschäftigtenentwicklungen im Bundesgebiet eine wichtige „Messlatte“ zur Bewertung der regionalen Entwicklung.
Bundestrend als Vergleichsmaßstab bei der
Beschäftigtenentwicklung
Die Beschäftigtenentwicklung in Westdeutschland und in Niedersachsen seit Anfang der
80er Jahre wurde durch verschiedene Konjunkturzyklen sowie strukturelle Schwächephasen geprägt.
Beschäftigtenentwicklung
durch verschiedene Phasen geprägt ...
-
Nach der Überwindung der starken Rezession in der ersten Hälfte der 80er Jahre stieg
die Beschäftigung nur sehr allmählich wieder an, und die Entwicklung beschleunigte
sich erst gegen Ende der 80er Jahre wieder. Erst kurz vor der Wiedervereinigung wurde wieder der Beschäftigtenstand von 1980 erreicht. Die Entwicklung in Niedersachsen
war in den 80er Jahren deutlich ungünstiger als im Bundestrend. Die Rezession war
schärfer ausgeprägt und der Wiederanstieg zunächst erheblich schwächer. Erst gegen
Ende der 80er Jahre holte Niedersachsen auf.
... in den 80er Jahren
-
Von dem einschneidenden Ereignis der Öffnung der innerdeutschen Grenze Ende 1989
und der Wiedervereinigung profitierte die westdeutsche Wirtschaft zunächst sehr stark.
In einer ersten Phase von 1989 bis 1992 entstanden durch den Nachfrageschub mehr
als 1,9 Mio. zusätzliche Arbeitsplätze. Niedersachsen konnte in dieser ersten Phase
nach der Wiedervereinigung aufgrund seiner Lage und seiner Wirtschaftsstruktur mit
235.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen weit überdurchschnittlich profitieren.
... in der erste Phase nach
der Wiedervereinigung
-
Eine scharfe Rezession sowie vor allem die strukturelle Krise der bundesdeutschen
Wirtschaft ließ die Beschäftigung in den Jahren nach 1992 wieder stark zurückgehen.
Von 1992 bis 1995 gingen bundesweit mehr als 900.000 und von 1995 bis 1998 nochmals etwa 500.000 Arbeitsplätze verloren. Erst 1998 konnte der Rückgang gestoppt
werden. Seitdem steigt die Beschäftigung wieder, von 1998 auf 1999 in Westdeutschland um mehr als 200.000 Personen. Die Beschäftigtenentwicklung der niedersächsischen Wirtschaft blieb auch nach 1992 etwas günstiger als im westdeutschen Durchschnitt. So ging die Beschäftigung von 1992 bis 1998 nur um insgesamt knapp 95.000
Personen zurück.
... von 1992 bis 1998
-
Seit 1998 steigt bundesweit die Beschäftigung wieder. In Niedersachsen wuchsen von
1998 bis 2000 die Beschäftigtenzahlen um etwa 90.000. Von 2000 auf 2001 sank die
Beschäftigung in Niedersachsen aber entgegen dem Bundestrend um ungefähr 15.000
Personen.
... seit 1998
Die Beschäftigtenentwicklung im Landkreis Soltau-Fallingbostel folgt in den
Grundzügen den konjunkturellen Entwicklungsphasen der westdeutschen Wirtschaft. Trotzdem gibt es signifikante Abweichungen.
Beschäftigtenentwicklung
im Landkreis SoltauFallingbostel ...
-
In den 80er Jahren war die Beschäftigtenentwicklung im Landkreis SoltauFallingbostel deutlich schwächer als im Bundestrend, vor allem in der zweiten
Hälfte der 80er Jahre blieb sie erheblich zurück (Abb. 3.2-1). Insgesamt ging
die Beschäftigung von 1980 bis 1989 um etwa 560 Personen zurück.
... schwache Entwicklung
in den 80er Jahren
-
In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung verzeichnete der Landkreis
dann eine überdurchschnittliche Entwicklung. Von 1989 bis 1992 entstanden
etwa 4.200 zusätzliche Arbeitsplätze, und die jährliche Zuwachsrate von 3,7 %
lag deutlich über dem westdeutschen Durchschnitt (2,9 %). Fast alle Standorte
im Landkreis mit Ausnahme des Industriestandorts Bomlitz verzeichneten in
diesen ersten drei Jahren nach der Wiedervereinigung Zuwächse (Abb. 3.2-2).
Die mit Abstand höchsten absoluten Beschäftigtengewinne hatte die Stadt Soltau, aber auch Walsrode, Bad Fallingbostel und die SG Schwarmstedt profitierten überdurchschnittlich.
... hohe Dynamik in der
ersten Phase nach der
Wiedervereinigung
28
Abb. 3.2-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Beschäftigtenentwicklung insgesamt in Westdeutschland, in Niedersachsen
und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre
125
1980=100
120
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früheres Bundesgebiet
115
110
105
100
95
90
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989
00
01
04.09.02
6Feb02.xls]LK SFA
... weiterhin starker Zuwachs bis Mitte der 90er
Jahre
-
Während in Westdeutschland und in den meisten Wirtschaftsregionen die Beschäftigung nach 1992 zurück ging, stieg sie im Landkreis Soltau-Fallingbostel
bis Mitte der 90er Jahre fast unvermindert an. Von 1992 bis 1995 verzeichnete
der Landkreis einen Zuwachs von weiteren 1.400 Beschäftigten, was eine jährliche Wachstumsrate von 1,2 % bedeutete, während im westdeutschen Durchschnitt im gleichen Zeitraum eine Rückgang um jährlich 1,3% zu verzeichnen
war. Die höchsten absoluten Zuwächse hatten in dieser Phase die Stadt Soltau
sowie Bispingen und die SG Ahlden. Verluste verzeichnete vor allem die Stadt
Munster.
... beträchtlicher Einbruch
im Zeitraum 1995 bis 1998
-
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre konnte der Landkreis nicht an die Erfolge
der ersten Hälfte des Jahrzehnts anknüpfen. Im Gegenteil, von 1995 bis 1998
brach die Beschäftigung sogar deutlich ein und innerhalb der drei Jahre gingen
etwa 2.000 Arbeitsplätze verloren. Die größten absoluten Verluste hatten die
Stadt Soltau, Bomlitz sowie die Städte Schneverdingen, Munster und Walsrode.
Den höchsten relativen Verlust (von insgesamt 30 % der Beschäftigung) verzeichnete die SG Rethem. Beschäftigungszuwächse hatte in dieser Phase vor
allem die Stadt Bad Fallingbostel.
29
Abb. 3.2-2:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenentwicklung insgesamt in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 bis 1992, 1992 bis
1995 und 1995 bis 2000
Beschäftigtenentwicklung, jeweils 30.6.
Deutschland
1989 - 1992
früheres Bundesgebiet
1992 - 1995
Niedersachsen
1995 - 2000
LK Soltau-Fallingbostel
Wietzendorf
SG Ahlden
SG Schwarmstedt
Fallingbostel, Stadt
Schneverdingen, Stadt
Bispingen
Neuenkirchen
Walsrode, Stadt
Soltau, Stadt
Munster, Stadt
Bomlitz
SG Rethem/Aller
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10
in % (jahresdurchschnittlich)
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
- Von 1998 bis 2000 war die Beschäftigtenentwicklung wieder positiv. Insgesamt
lag der Zuwachs mit der Größenordnung von 1.400 Beschäftigten in etwa im Bundestrend. Weiterhin rückläufige Beschäftigung hatte der Standort Bomlitz, Zuwächse verzeichneten u.a. die Städte Soltau, Schneverdingen und Walsrode. Die
ersten vorliegenden Zahlen für 2001 weisen allerdings – ebenso wie für Niedersachsen insgesamt - wieder einen leichten Rückgang aus, der für den Landkreis in
der Größenordnung von etwa 500 Beschäftigten liegt.
Insgesamt war die Beschäftigtenentwicklung der Städte und Gemeinden im Landkreis damit im Zeitraum von 1989 bis 2000 sehr unterschiedlich. Die räumliche
Verteilung der Beschäftigten (Arbeitsplätze) innerhalb des Landkreises hat sich
damit seit Ende der 80er Jahre deutlich verschoben (Abb. 3.2-3). Eindeutiger Gewinner ist die Stadt Soltau (+2.600 Beschäftigte), mit Abstand folgen die Stadt
Walsrode (+840), Bispingen (+660), die SG Schwarmstedt (+580), die Städte Bad
Fallingbostel (+520) und Schneverdingen (+510) sowie die SG Ahlden (+500).
Beschäftigtenverluste hatten die Gemeinden Bomlitz (-950), die SG Rethem (-230)
und die Stadt Munster (-110). Die relativen Zuwächse von Standorten wie Bispin-
Apr2002.xls]SoFa
... Beschäftigtenzuwachs
von 1998 bis 2000, 2001
erneuter leichter Rückgang
Verschiebung der räumlichen Verteilung der Beschäftigten seit Ende der
80er Jahre
30
Abb. 3.2-3:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Räumliche Verteilung der Beschäftigten auf die Städte und Gemeinden des
Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 2000
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.
Soltau, Stadt
Walsrode, Stadt
1989
2000
Fallingbostel, Stadt
Munster, Stadt
Schneverdingen, Stadt
Bomlitz
Bispingen
SG Schwarmstedt
SG Ahlden
Neuenkirchen
Wietzendorf
SG Rethem/Aller
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
absolut
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
gen, SG Schwarmstedt und SG Ahlden sind damit allerdings höher als die der
größeren Städte des Landkreises.
Räumliche Ungleichverteilung von Bevölkerung
und Arbeitsplätzen
Der Beschäftigtenbesatz, der letztlich die Gleich- bzw. Ungleichverteilung von Bevölkerung und Arbeitsplätzen und damit auch die Arbeitsplatzzentralität darstellt,
hat sich entsprechend verändert (Abb. 3.2-4).
-
Bomlitz hat aufgrund seiner hohen Arbeitsplatzverluste den ersten Rang unter
den Städten und Gemeinden eingebüßt. Soltau hat seinen Beschäftigtenbesatz
erheblich ausweiten können und sich damit an die erste Stelle geschoben.
-
Auf dem dritten Rang liegt die Stadt Bad Fallingbostel, die ihre Position nur
geringfügig verbessern konnte.
-
Den vierten Rang nimmt aufgrund von außerordentlich starken Beschäftigtenzuwächsen mittlerweile die Gemeinde Bispingen ein.
-
Erst an fünfter Stelle folgt mit deutlichem Abstand die Stadt Walsrode.
31
Abb. 3.2-4:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenbesatz in den Städten und Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel 1989 und 2000
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je 1.000 Einwohner
Deutschland
1989
früheres Bundesgebiet
2000
Niedersachsen
LK Soltau-Fallingbostel
Soltau, Stadt
Bomlitz
Fallingbostel, Stadt
Bispingen
Walsrode, Stadt
Munster, Stadt
SG Ahlden
Schneverdingen, Stadt
Wietzendorf
SG Schwarmstedt
Neuenkirchen
SG Rethem/Aller
0
100
200
300
400
500
600
in v.T.
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
-
Die Stadt Munster, die zu Ende der 80er Jahre noch gleichauf mit Walsrode
lag, hat ihre Position deutlich verschlechtert.
-
Die SG Ahlden und die SG Schwarmstedt konnten im Gegenzug ihren Beschäftigtenbesatz steigern.
-
Verschlechtert hat sich die Relation zwischen Beschäftigten und Einwohnern in
den Gemeinden Wietzendorf, Neuenkirchen und der SG Rethem. Während
dies in Wietzendorf auf die extrem hohe Bevölkerungsdynamik zurückzuführen
ist, sind in der SG Rethem die starken Beschäftigungsverluste dafür verantwortlich.
Apr2002.xls]SoFa
32
3.3
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Struktur und Entwicklung des Produzierenden Gewerbes
Entwicklung des Produzierenden Gewerbes beeinflusst Prosperität von
Regionen stark
Das Produzierende Gewerbe und insbesondere das Verarbeitende Gewerbe haben zwar
im Zuge des gesamtwirtschaftlichen Strukturwandels seit Anfang der 70er Jahre sowohl
hinsichtlich Wertschöpfung als auch Beschäftigung erheblich an Gewicht verloren, im regionalwirtschaftlichen Kontext bestimmt aber offensichtlich nach wie vor der auf überregionale Märkte ausgerichtete industrielle Sektor in entscheidendem Maße auch die Entwicklung der meisten übrigen Wirtschaftszweige. Zum einen beeinflusst das Einkommenspotenzial der vom Verarbeitenden Gewerbe abhängigen privaten Haushalte über regionale
Multiplikatorwirkungen die Entwicklung der lokalen Dienstleistungssektoren. Zum anderen
sind die Industrien in vielfältiger Weise mit der regionalen Wirtschaft verflochten. Nicht
zuletzt wird auch der Finanzspielraum der öffentlichen Haushalte auf kommunaler Ebene
entscheidend durch die von der Ertragslage abhängigen Gewerbesteuerzahlungen der
Unternehmen vor Ort geprägt.
Produzierendes Gewerbe
mit fast 13.000 Beschäftigten
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hat 12.700 Beschäftigte 26 im Produzierenden
Gewerbe (WZ 93) und 8.500 Beschäftigte in 70 Betrieben des Verarbeitenden
Gewerbes 27.
Größte Industriestandorte
Die größten Standorte des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel sind
-
Bomlitz (2.640 Beschäftigte 28),
-
Stadt Soltau (1.700 Beschäftigte),
-
Stadt Bad Fallingbostel (1.280 Beschäftigte),
-
Stadt Schneverdingen (900 Beschäftigte),
-
Walsrode (660 Beschäftigte) sowie
-
Bispingen (470 Beschäftigte).
Betriebsgrößenstruktur
Betriebsgrößen als wichtiger Strukturindikator
Eine Grundlage zur Bewertung des Verarbeitenden Gewerbes in einer Region sind neben
der Branchenzugehörigkeit der Betriebe auch ihre sonstigen Betriebs- und Unternehmensstrukturen. Besonders wichtig sind die Betriebsgrößenstrukturen, weil mittelgroße (und
häufig mittelständische) sowie auch kleine Betriebe im Allgemeinen als wachstumsgünstiger gelten als großbetriebliche Produktionen, die in den meisten Branchen seit langem in
erheblichem Maße an Beschäftigung verlieren. Auf der anderen Seite gewähren die Großbetriebe ihren Mitarbeitern in der Regel besondere außertarifliche Leistungen.
Prägung der Betriebsgrößenstruktur eher von
mittleren und kleineren
Betrieben
Lediglich zwei Betriebe im Landkreis haben eine Größenordnung von mehr als 500
Beschäftigten und sind demnach als Großbetriebe zu bezeichnen, ein traditionsreicher Betrieb der Chemischen Industrie in Bomlitz und ein Unternehmen der
Ernährungsindustrie in der Stadt Bad Fallingbostel. 32 Betriebe haben eine Größenordnung zwischen 50 und 500 Beschäftigten und weitere 80 Betriebe mit zusammen 1.200 Beschäftigten weniger als 50 Beschäftigte 29. Mit Ausnahme der
Standorte Bomlitz und Bad Fallingbostel ist die Betriebsgrößenstruktur damit eher
von mittleren und kleinen Betrieben geprägt.
26
27
28
29
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001
in Betrieben von Unternehmen mit im allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
einschließlich industrieller Kleinbetriebe
33
Stärken-Schwächen-Analyse
Branchenstruktur
Ein zentrales Kriterium zur Bewertung der Entwicklung und der Perspektiven des Produzierenden Gewerbes ist die auf dem Markt angebotene Güterpalette. Dies wird in erster Linie
in der Branchenzusammensetzung deutlich. Dabei ist zum einen die absolute Größe,
d.h. die Beschäftigtenzahl einer Branche zu berücksichtigen, die das regionalwirtschaftliche Gewicht und ihren Beitrag zum Arbeitsplatzangebot insgesamt ausdrückt. Zum anderen interessiert aber auch die „Spezialisierung“ der regionalen Wirtschaft auf bestimmte
Branchen unabhängig von ihrer Größenordnung. So kann z.B. eine Region in besonderer
Weise auf eine bundesweit kleine Branche (wie etwa die Textilindustrie) spezialisiert
sein 30.
Absolute Beschäftigtenzahl und Spezialisierung
zur Charakterisierung der
Wirtschaftsstruktur
Die größten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel sind (Abb. 3.3-1):
Branchenstrukturen
-
die Chemische Industrie mit 2.400 Beschäftigten 31 (Herstellung und Veredelung von Kunststoff- und Zellulose-Folien, Zellulose-Chemie),
-
die Ernährungswirtschaft mit 2.100 Beschäftigten 32 (Käse und Feinkostprodukte, Saucen, Majonaise, Dressings, Herstellung von Fruchtsäften, Herstellung von Brot und Dauerbackwaren, Kuchen, Kartoffelerzeugnisse),
-
die Kunststoffverabeitung mit 1.050 Beschäftigten (Automobilzulieferteile,
Fenster- und Türenbau),
-
die Metallerzeugung und -bearbeitung mit 970 Beschäftigten (Herstellung von
Zinngeräten, Werkzeugbau, Zink- und Aluminiumgießerei für die Automobilindustrie)
-
das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe mit zusammen 510 Beschäftigten
(Druckhaus, Verpackungen aus Wellpappe) sowie
-
die Textil- und Bekleidungsindustrie mit zusammen 460 Beschäftigten (Bettfedern, Daunen, Filzfabrikation, Strickmoden).
-
der Maschinenbau mit 470 Beschäftigten (Spezialmaschinen- und Anlagenbau,
Verpackungsmaschinenbau, Fahrzeugteile, Papier- und Holzbearbeitungsmaschinen),
-
die Elektrotechnik mit 360 Beschäftigten (Leuchten und Strahler, Montage von
Freileitungen und anderen Elektroanlagen)
-
der Straßenfahrzeugbau mit 200 Beschäftigten 33 (Kommunalfahrzeuge, Automobilzubehör) sowie
-
die Holzindustrie mit 100 Beschäftigten (Möbelindustrie, Sägewerksprodukte).
30
31
32
33
Die Spezialisierung einer Region auf eine Branche wird mit einem Spezialisierungskoeffizienten gemessen, der den Anteil der Branche an der Gesamtbeschäftigung der Region auf den
entsprechenden Anteil im Bundesgebiet (alte Bundesländer) bezieht (in v.H.). Bei einem Wert
von 100 hat die Region genau denselben Beschäftigtenanteil wie der Referenzraum. Werte
über 100 drücken entsprechende Spezialisierung aus, Werte unter 100 signalisieren, dass die
entsprechende Branche in der Wirtschaftsstruktur der Region nicht das gleiche Gewicht hat
wie im Bundesgebiet.
Schätzung
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
einschließlich der Reparatur von Straßenfahrzeugen
34
Abb. 3.3-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Branchenspezialisierung des Produzierenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel 2000
11
Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in %
10
9
im LK Soltau-Fallingbostel
8
im früheren Bundesgebiet
7
6
5
4
3
2
1
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
Schiffbau
Mineralölverarbeitung
Feinkeramik
Herst. v. Musikinstr. u.a.
Papiererzeugung
NE-Metallindustrie
Glasindustrie
Herst. v. ADV-Geräten
Luftfahrzeugbau
Gummiverarbeitung
Bergbau
Gießereien
Papierverarbeitung
Eisen- u. Stahlindustrie
Stahlbau
Steine u. Erden
Feinmechanik, Optik
Druckereien
Land-, Forstwirtschaft
Textil-, Bekleidungsindustrie
Energie-, Wasserversorgung
Stahlverformung
Kunststoffverarbeitung
Holzindustrie
Herst. v. EBM-Waren
Chemie
Maschinenbau
Ernährungsgewerbe
Elektrotechnik
Baugewerbe
Straßenfahrzeugbau
0
01.07.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Badsvbb mit2000.xls]LK SoFa
Spezialisierungsmuster
des Verarbeitenden Gewerbes
Die Branchenstruktur des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel zeigt ein ausgesprochenes Spezialisierungsmuster (Abb. 3.3-1). In
besonderer Weise ausgerichtet ist es auf
-
die Chemische Industrie, auf die fast 6 % aller Beschäftigten und etwa 27 %
aller Industriebeschäftigten entfallen (289 34),
-
die Ernährungswirtschaft, in dem weitere 24 % der Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbe angesiedelt sind (192).
-
Beide Branchen zusammen machen mehr als 60 % der gesamten Industriebeschäftigung aus. Sie werden darüber hinaus im Kern von zwei großen Betriebe
geprägt.
Weitere Branchen, auf welche die Wirtschaft des Landkreis spezialisiert ist, sind
34
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100, 30.6.2001
35
-
die Kunststoffverabeitung (162) sowie
-
das Textil- und Bekleidungsgewerbe (142).
Stärken-Schwächen-Analyse
Alle anderen Branchen sind mehr oder weniger deutlich unterrepräsentiert, dazu
zählen auch
-
das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe (59),
-
die Metallerzeugung und -verarbeitung (55) sowie vor allem
-
der Maschinenbau (27),
-
die Elektrotechnik (20) und
-
der Fahrzeugbau (19).
Kontrollstrukturen
Für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region sind darüber hinaus die Kontrollstrukturen der Unternehmen von Bedeutung, d.h. die Einbindung der Betriebe in Unternehmensstrukturen bzw. Konzerne und die damit verbundene Steuerung. Positiv bewertet
wird, wenn ein Wirtschaftsraum über viele Unternehmens- und Konzernzentralen verfügt,
die wirtschaftliche Aktivitäten in anderen Räumen kontrollieren. Ungünstiger eingeschätzt
wird demgegenüber, wenn seine Betriebe in hohem Maße als Zweigbetriebe oder konzerneingebundene Unternehmen von außen gesteuert werden. Zwar sind die Perspektiven
von Zweigbetrieben und in Konzernstrukturen eingebundenen Unternehmen zunächst nicht
grundsätzlich schlechter als die von eigenständigen Unternehmen. Es gelten aber doch
einige Einschränkungen, vor allem natürlich für Standorte in Verdichtungsräumen.
-
Zum einen existiert bei den in Unternehmensstrukturen eingebundenen Betrieben in
der Regel ein sehr scharfer Wettbewerb zwischen den konkurrierenden Konzernstandorten, so dass auf regionale Verschlechterungen von Standortbedingungen
besonders sensibel (und häufig mit Produktionsverlagerungen) reagiert wird.
-
Zum anderen werden grundlegende betriebliche Entscheidungen an Standorten
außerhalb der Region getroffen und sind damit einer Beeinflussung (z.B. von Politik
und Verwaltung) aus der Region heraus schwer zugänglich.
-
Darüber hinaus kommt es bei Übernahmen von Betrieben und ihrer Einbindung in Konzerne in der Regel zu einer Bereinigung der betrieblichen Funktionen, insbesondere
einer Ausdünnung der dispositiven Funktionen (und damit Erhöhung der Außensteuerung).
Kontrollstruktur bzw.
Einbindung in Unternehmensstrukturen als wichtiges Strukturmerkmal
Das Produzierende Gewerbe im Landkreis hat nur eine größere Unternehmenszentrale. Von den 100 größten niedersächsischen Unternehmen (gemessen am
Umsatz) erreicht die Wolff Walsrode AG 35 mit 789,7 Mio. DM Umsatz und 2.067
Mitarbeitern 36 den 53. Rang.
Landkreis SoltauFallingbostel: Nur eine
größere Unternehmenszentrale
Eine Sonderauswertung der Kontrollstruktur der größten Industriebetriebe des
Landkreises zeigt, dass „eigenständige“ Betriebe zwar die größte Zahl aller Betrieben ausmachen, aber doch mit knapp der Hälfte der Arbeitsplätze erheblich
schwächer vertreten sind als im Landesdurchschnitt. Entsprechend sind „außengesteuerte“ Betriebe überrepräsentiert, vor allem mit Sitz im übrigen Bundesgebiet.
Externe Steuerung der
meisten größeren Industriebetriebe
35
36
als Tochter des Bayer-Konzerns
Norddeutsche Landesbank, Volkswirtschaftliche Abteilung: Die 100 größten niedersächsischen
Unternehmen nach ihrem Umsatz (Unternehmensangaben 2000)
36
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Betriebe internationaler Konzerne sind etwa durchschnittlich vertreten. Von den 52
größten Industriebetrieben
-
sind 42 mit etwa 49 % der Arbeitsplätze eigenständige Unternehmen (Landesdurchschnitt 65 %),
-
sieben Betriebe, auf die 39 % der Arbeitsplätze entfallen, mit Unternehmenssitz im übrigen Bundesgebiet (Landesdurchschnitt 19 %) sowie
-
drei Betriebe, die 18 % der Arbeitsplätze stellen, mit Unternehmenssitz im
Ausland (Landesdurchschnitt 16 %).
Funktionalstrukturen
Bedeutung der Funktionalstrukturen für die betriebliche und regionale
Entwicklung
Neben den Branchenstrukturen haben auch die Funktionalstrukturen, d.h. die einzelnen
Unternehmensfunktionen wie Fertigung, Management und Verwaltung, Ein- und Verkauf
oder Forschung und Entwicklung, eine Bedeutung für die betriebliche und regionale Entwicklung sowie die Qualität der Arbeitsplätze. Für diese Funktionalstrukturen wird insbesondere bei Mehrbetriebsunternehmen eine ausgeprägte räumliche Arbeitsteilung festgestellt, nach der sich die „höherwertigen“ Unternehmensfunktionen in besonderer Weise in
den großstädtischen Unternehmens- und Konzernzentralen konzentrieren, während in den
Standorten der ländlichen und peripheren Räume die Fertigungsfunktionen stärker im
Vordergrund stehen.
-
Die Fertigungsintensität misst den Anteil der in Fertigungsberufen beschäftigten Arbeitnehmer 37. Sie ist somit ein Maß für die Fertigungsorientierung einer Branche bzw.
einer Region.
-
Die Dienstleistungsintensität ist sozusagen die „Kehrseite“ der Fertigungsintensität.
Innerhalb der Dienstleistungstätigkeiten, die beispielsweise auch Lager- und Transporttätigkeiten umfassen, interessieren besonders die Verwaltungs- und kaufmännischen Tätigkeiten, weil sie Hinweise über die Bedeutung von Unternehmenszentralen
geben.
Anteil der Fertigungstätigkeiten über dem Bundesdurchschnitt
Der Anteil der Fertigungstätigkeiten im Produzierenden Gewerbe des Landkreises
Soltau-Fallingbostel ist zwar mit fast 63 % 38 (107 39) leicht überdurchschnittlich,
liegt aber bezogen auf die ländlichen Regionen in Niedersachsen eher im unteren
Mittelfeld. Vor allem die Chemische Industrie ist vor Ort ausgesprochen fertigungsintensiv, aber auch in den meisten anderen Industriebranchen werden vergleichsweise viele Arbeitskräfte in der Fertigung beschäftigt.
Dienstleistungen im Produzierenden Gewerbe
schwächer vertreten
Die Dienstleistungsfunktionen innerhalb des Produzierenden Gewerbes sind damit
im Produzierenden Gewerbe des Landkreises (92) entsprechend schwächer vertreten. Nur in wenigen Fällen sind allerdings die Verwaltungsfunktionen stärker
ausgeprägt (wie z.B. im Textil- und Bekleidungsbereich, im Papier- und Druckgewerbe sowie in der Kunststoffverarbeitung), in den meisten Fällen haben die Distributionstätigkeiten ein überdurchschnittliches Gewicht (so z.B. im Ernährungsgewerbe und im Textil- und Bekleidungsbereich).
37
38
39
In der Beschäftigtenstatistik wird die tatsächlich ausgeübte berufliche Tätigkeit und nicht der
erlernte Beruf erfasst.
Anteil der Beschäftigten mit Fertigungsberufe an allen Beschäftigten (im Produzierenden
Gewerbe), sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
37
Stärken-Schwächen-Analyse
Insgesamt spricht die Funktionalstruktur mit Ausnahme der Großbetriebe, die hier
ein Sonderrolle einnehmen, für eine eher traditionell ausgerichtete Industriestruktur
wie sie für ländliche Regionen typisch ist.
Forschung und Entwicklung
Im Produzierenden Gewerbe des Landkreises Soltau-Fallingbostel sind nur etwa
330 Ingenieure und Wissenschaftler beschäftigt. Seit 1989 sind die Zahlen allerdings absolut um 100 gestiegen. Der Einsatz an Ingenieuren und Wissenschaftlern
(53) liegt damit bei etwas mehr als der Hälfte des Bundesdurchschnitts. Niedersachsen insgesamt (81) weist zwar hinsichtlich der Beschäftigung von Forschungspersonal im Produzierenden Gewerbe ein ausgesprochenes Defizit auf,
aber auch vor diesem Hintergrund ist die Position des Landkreises recht ungünstig
Ähnlich ungünstige Werte weisen die benachbarten Kreise Rotenburg (42), Nienburg (48) und Uelzen (49) auf.
Der Einsatz von Ingenieuren und Wissenschaftlern im Landkreis konzentriert sich
darüber hinaus in starkem Maße auf die Chemische Industrie. Auf den weiteren
Positionen folgen die Ernährungsindustrie und der Maschinenbau.
Einsatz von Ingenieuren
und Wissenschaftlern im
Produzierenden Gewerbe
ausgesprochen gering
Konzentration auf wenige
Branchen
Struktur und Entwicklung des Baugewerbes
Das Baugewerbe ist mit 3.900 Beschäftigten 40 und einem Anteil von etwa 10 %
an allen Beschäftigten (150 41) in der Wirtschaftsstruktur weit überrepräsentiert.
Hierin drückt sich die ausgesprochen günstige Lage des Landkreises zu den drei
norddeutschen Verdichtungsräumen mit ihren großen Märkten für Bauleistungen
aus. Auf der anderen Seite ist die Abhängigkeit von der Entwicklung der Baunachfrage in den benachbarten Wirtschaftsräumen ausgesprochen hoch.
Baugewerbe mit 3.900
Beschäftigten weit überrepräsentiert
Das Baugewerbe ist in fast allen Standorten im Landkreis überdurchschnittlich
vertreten:
Baugewerbe in allen
Standorten vertreten
-
Die größten Standorte sind die Städte Schneverdingen (850 Beschäftigte 42),
Walsrode (740 Beschäftigte), Soltau (530 Beschäftigte) und Bad Fallingbostel
(490 Beschäftigte).
-
Besonders auf das Baugewerbe spezialisiert sind allerdings neben der Stadt
Schneverdingen (304 43) eher die kleineren Standorte wie Neuenkirchen (377),
Bispingen (228) und Wietzendorf (201).
40
41
42
43
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
38
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Entwicklung des Produzierenden Gewerbes
Beschäftigtenentwicklung
des Produzierenden Gewerbes
Die Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes im Landkreis SoltauFallingbostel weicht in den einzelnen Entwicklungsphasen seit Anfang der 80er
Jahre deutlich vom jeweiligen Bundestrend ab (Abb. 3.3-2):
... ungünstige Entwicklung in den 80er Jahren
-
In den 80er Jahren hat sich das Produzierende Gewerbe ausgesprochen ungünstig entwickelt. Nach der Rezession in der ersten Hälfte des Jahrzehnts
stagnierte die Beschäftigung praktisch. Von 1980 bis 1989 gingen im Landkreis
entsprechend fast 2.000 Arbeitsplätze verloren, darunter allein etwa 700 im
Baugewerbe.
-... überdurchschnittliche
Wachstumsimpulse nach
der Wiedervereinigung
-
Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze und der Wiedervereinigung erhielt das Produzierende Gewerbe im Landkreis weit überdurchschnittliche
Wachstumsimpulse. Allein in den drei Jahren von 1989 bis 1992 entstanden
mehr als 2.000 Arbeitsplätze, darunter 1.400 im Verarbeitenden Gewerbe und
knapp 600 im Baugewerbe. Die größten Gewinner im industriellen Sektor waren das Ernährungsgewerbe, die Holzverarbeitung, die Elektrotechnik und die
Kunststoffverarbeitung.
... positive Entwicklung
bis Mitte der 90er Jahre
-
Nach 1992 ging die Beschäftigung des Produzierenden Gewerbes bundesweit
wieder deutlich zurück. Im Landkreis Soltau-Fallingbostel blieb die Beschäftigung weiter auf hohem Niveau bis etwa 1995. Innerhalb des industriellen Sektors verloren zwar die Chemische Industrie und das Ernährungsgewerbe an
Beschäftigung, das Baugewerbe und auch einige kleinere Branchen legten aber
gegen den Trend weiter zu.
... weit überdurchschnittlicher Beschäftigteneinbruch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre
-
in der zweiten Hälfte der 90er Jahre brach die Beschäftigung des Produzierenden Gewerbes dann überdurchschnittlich stark ein. Von 1995 bis 2000 gingen
weitere 1.800 Arbeitsplätze verloren, darunter etwa 1.200 im Verarbeitenden
Gewerbe und 600 im Baugewerbe. Die größten Verlierer im Verarbeitenden
Gewerbe waren das Ernährungsgewerbe, die Chemische Industrie und die Elektrotechnik.
... aktuell weiter Verluste
-
Die jüngsten Zahlen signalisieren einen weiteren Beschäftigtenrückgang des
Produzierenden Gewerbes von 2000 auf 2001 um 500 Personen, darunter 200
im Baugewerbe.
Im langfristigen Strukturwandel trotzdem vergleichsweise geringer
Verlust an industriellen
Arbeitsplätzen
Insgesamt sind aber im Landkreis Soltau-Fallingbostel trotzdem im langfristigen
wirtschaftlichen Strukturwandel seit Ende der 80er Jahre weniger industrielle Arbeitsplätze verloren gegangen als im Bundes- oder Landesdurchschnitt. Während
bundesweit die Beschäftigung des Produzierenden Gewerbes im Jahr 2000 um
fast 20 % unter dem Niveau von 1989 lag, waren es im Landkreis SoltauFallingbostel nur knapp 4 %. Allerdings wurde nach der Wiedervereinigung die
Beschäftigung stark ausgeweitet und dann wenige Jahre später wieder erheblich
zurück gefahren. Dies ist ein typisches Muster für ländliche Regionen, die in der
Folge der Wiedervereinigung vorübergehend stark profitieren konnten.
39
Abb. 3.3-2:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der
80er Jahre
1980=100
140
LK Soltau-Fallingbostel
130
Niedersachsen
früheres Bundesgebiet
120
110
100
90
80
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989
01.07.02
6Feb02.xls]Amm
40
3.4
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Struktur und Entwicklung der Dienstleistungen
Nach wie vor deutliche
Abhängigkeit der regionalen Dienstleistungsentwicklung von der Prosperität der Produzierenden
Bereiche
Das räumliche Muster der Beschäftigtendynamik im Dienstleistungsbereich zeigte in
der Vergangenheit eine hohe Übereinstimmung mit dem der Produzierenden Bereiche. In
den letzten Jahren ist dieser Zusammenhang etwas schwächer geworden. Trotzdem wird
offensichtlich nach wie vor die wirtschaftliche Prosperität von Regionen in starkem Maße
von ihrer industriellen Entwicklung geprägt. Wenn sich die unternehmensbezogenen
Dienstleistungen tendenziell auch stärker auf die überregionalen Märkte ausrichten, ist ihre
Expansion doch nach wie vor maßgeblich von der regionalen Nachfrage und damit von der
Entwicklung der Produzierenden Bereiche bestimmt. Auch die von der privaten Nachfrage
abhängigen Dienste sind nach wie vor eng daran gebunden, welche Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommen die auf überregionale Märkte ausgerichteten Produktionen ermöglichen. Die regionale Entwicklung des öffentlichen Sektors ist demgegenüber nur so
weit an die Wirtschaftskraft vor Ort gebunden, als dass die unternehmerischen Aktivitäten
über die Gewerbesteuereinnahmen die Finanzkraft der öffentlichen Haushalte bestimmen.
Ansonsten liegen der überregionalen Infrastruktur (Schulen, Hochschulen, Gesundheitswesen) häufig andere Standortkriterien (so z.B. die der flächendeckenden Versorgung der
Bevölkerung) zu Grunde.
Dienstleistungsbesatz als
Indikator für die „Zentralität“
Der Dienstleistungsbesatz, d.h. die Relation zwischen Beschäftigten im Dienstleistungssektor und der Bevölkerungszahl, ist ein erster grober Hinweis auf Zu- bzw. Abfluss von
Dienstleistungsnachfrage und damit für die „Zentralität“ eines Standortes oder einer Region.
3.4.1
Bedeutung der Dienstleistungen
Dienstleistungen mit fast
27.000 Beschäftigten
überrepräsentiert
Die Dienstleistungen sind in der Wirtschaftsstruktur des Landkreises SoltauFallingbostel mit insgesamt 26.900 Beschäftigten 44 und einem Anteil von 66,5 %
an allen Beschäftigten (106 45) überrepräsentiert. Allerdings liegt der Beschäftigtenbesatz 46 (90 47) um etwa ein Zehntel unter dem westdeutschen Durchschnitt.
Wichtigste Dienstleistungsstandorte
Die Dienstleistungen haben in den einzelnen Städten und Gemeinden des Landkreises eine unterschiedliche Bedeutung. Die größten Dienstleistungsstandorte im
Landkreis sind die Städte
-
Soltau mit 7.600 Beschäftigten 48 (164 49)
-
Walsrode mit 5.300 Beschäftigten (104)
-
Munster mit 3.500 Beschäftigten (93)
-
Bad Fallingbostel mit 2.600 Beschäftigten (105) und
-
Schneverdingen mit 2.200 Beschäftigten (56).
44
45
46
47
48
49
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100, 30.6.2000
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
41
Abb. 3.4-1:
Branchenspezialisierung
der
Stärken-Schwächen-Analyse
Dienstleistungen
im
Landkreis
Soltau-
Fallingbostel 2000
11
Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in %
10
9
8
7
im LK Soltau-Fallingbostel
6
im früheren Bundesgebiet
5
4
3
2
1
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
Schiffahrt
Eisenbahnen
Verlagswesen
Telekommunikation
Reinigung, Körperpflege
Versicherungen
Straßenverkehr
Gebäudereinig.,Abfallbeseit.
Techn. Beratung, Plan.
Übriger Verkehr
Rechts-, Wirtsch.beratung
Organis. oh. Erwerbszweck
Kreditinstitute
Übr. untern.bez.DL
Wissenschaft,Bildung,Medien
Heime, Gastgewerbe
Geb.körpersch., Sozialvers.
Großhandel
Gesundheitswesen
Einzelhandel
0
01.07.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Badsvbb mit2000.xls]LK SoFa
Unter diesen Städten hat lediglich die Stadt Soltau einen deutlichen Bedeutungsüberschuss und ist damit das größte Dienstleistungszentrum im Kreisgebiet. Der
Dienstleistungsbesatz von Bad Fallingbostel und Walsrode liegt nur geringfügig
über dem Durchschnitt, in Munster sogar leicht darunter. Der Dienstleistungsbesatz in der Stadt Schneverdingen ist weit unterdurchschnittlich.
Soltau mit deutlichem und
Walsrode sowie Bad Fallingbostel mit leichtem
„Bedeutungsüberschuss“
42
3.4.2
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Einzelhandel
Einzelhandel mit 3700
Beschäftigten in der Wirtschaftsstruktur deutlich
überrepräsentiert
Der Einzelhandel ist mit insgesamt 3.700 Beschäftigten 50 (117 51) in der Wirtschaftsstruktur des Landkreis Soltau-Fallingbostel deutlich überrepräsentiert. Bezogen auf die Bevölkerung liegt die Beschäftigung des Einzelhandels im sog. Einzelhandelsbesatz 52 (100) genau im Bundesdurchschnitt. Vor diesem Hintergrund
dürften sich Zu- und Abflüsse von Kaufkraft weitgehend die Waage halten.
Standorte des Einzelhandels
Am Beispiel der Verteilung der Einzelhandelsaktivitäten wird die polyzentrische
Struktur des Landkreises deutlich.
-
Der größte Einkaufsstandort im Landkreis ist die Stadt Soltau mit 1.140 Beschäftigten 53 und einem Besatz (195), der für eine weit überdurchschnittliche
Zentralität spricht.
-
Mit deutlichem Abstand folgt die Stadt Walsrode mit 820 Beschäftigten und
einem deutlich geringeren Besatz (128), obwohl in der Wirtschaftsstruktur der
Stadt der Einzelhandel mit mehr als 12 % ein außerordentlich hohes Gewicht
hat.
-
An dritter Stelle steht die Stadt Schneverdingen mit 460 Beschäftigten und einem leicht unterdurchschnittlichen Besatz (95).
-
Es folgen die Standorte Munster (360 Beschäftigte), SG Schwarmstedt (325
und die Stadt Bad Fallingbostel (190 Beschäftigte). In der SG Schwarmstedt
(110) liegt der Einzelhandelsbesatz über dem Bundesdurchschnitt, in Munster
(74) und vor allem Bad Fallingbostel (62) deutlich darunter.
Einzelhandelsrelevante
Kaufkraft und Zentralität
Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft 54 im Landkreis Soltau-Fallingbostel liegt mit
5.500 EUR je Einwohner (98 55) leicht unter dem westdeutschen Durchschnitt.
Insgesamt ergibt sich für den Landkreis eine Einzelhandelszentralitätskennziffer
von 99 56, d.h. per Saldo fließt lediglich 1 % der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft
ab. Angesichts der polyzentrischen Raumstruktur des Landkreises, seiner ländlichen Prägung sowie der Lage zwischen den Zentren Hamburg, Hannover und
Bremen ist diese Kaufkraftbindung respektabel. Positiv dürfte sich zudem der
durch den Tourismus bedingte Kaufkraftzufluss auf die Einzelhandelszentralität
auswirken.
Einzehandelszentralität
der umliegenden Regionen
Die umliegenden Landkreise Harburg (68), Rotenburg/Wümme (88), Celle (95)
und Uelzen (96) sowie der ehemalige Landkreis Hannover (90) verzeichnen per
Saldo teils deutlich höhere Kaufkraftabflüsse. Aus diesen Landkreisen ist z.T. mit
Kaufkraftzuflüssen in den Landkreis Soltau-Fallingbostel zu rechnen. Stärker ist
die Kaufkraftbindung in den benachbarten Landkreisen Verden (128) und Lüne50
51
52
53
54
55
56
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100, 30.6.2000
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
Quelle: GfK
Bundesgebiet West = 100
Werte > 100 bedeuten für eine Region per Saldo einen Kaufkraftzufluss, während Werte < 100
einen Abfluss von Kaufkraft anzeigen.
43
Abb. 3.4-2:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenbesatz im Einzelhandels in Westdeutschland, in Niedersachsen
und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
35
Beschäftigte je Einwohner
30
25
20
15
10
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
5
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
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2001
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burg (102). Der Landkreis Nienburg liegt in etwa auf dem Niveau des Landkreises
Soltau-Fallingbostel.
Die Städte und Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel verfügen meist über
nur eingeschränkte Einzelhandelsangebote für den aperiodischen und den gehobenen Bedarf 57. Einzig die Einzelhandelsaktivitäten in der Stadt Soltau sowie mit
Abstand in der Stadt Walsrode sind mit einem vergleichsweise großen Angebot in
diesen Bereichen vertreten. In den übrigen Gemeinden konzentriert sich das Angebot überwiegend auf den periodischen Bedarf, der aber in den meisten Gemeindezentren gut abgedeckt werden kann.
Struktur des Einzelhandelsangebots in den Städten und Gemeinden
Nach einer leicht überdurchschnittlichen Entwicklung in den 80er Jahren und einer
vorübergehenden Schwächephase zu Beginn der 90er Jahre entwickelt sich der
Einzelhandel seit Mitte der 90er Jahre wieder ausgesprochen dynamisch
(Abb.3.4-2).
Entwicklung des Einzelhandels seit den 80er
Jahren
-
57
In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung von 1989 bis 1992 entwickelte
sich der Einzelhandel im Landkreis deutlich schwächer als im übrigen Bundesgebiet.
Ergebnisse der Gemeindegespräche
44
Planung des Factory
Outlet Centers in Soltau
3.4.3
Landkreis Soltau-Fallingbostel
-
Von 1992 bis 1995 ging die Beschäftigung vorübergehend sogar zurück.
-
Seit Mitte der 90er Jahre steigen die Beschäftigtenzahlen aber wieder deutlich,
von 1995 bis 2000 um fast 800 Personen. An erster Stelle der Zuwächse steht
hier die Stadt Soltau, aber auch Walsrode und Schneverdingen sowie die SG
Schwarmstedt gewinnen hinzu, ebenso die Gemeinde Bispingen.
-
Die Einzelhandelsentwicklung entsprach damit weitgehend der der Nachbarregionen, lediglich im Raum Harburg sowie im Umland von Bremen und Hannover war die Dynamik höher. Seit Mitte der 90er Jahre entwickelt sich der Einzelhandel stärker als in allen Umlandkreisen.
-
Seit Ende der 90er Jahre haben vor allem Soltau und auch Schneverdingen
überdurchschnittlich profitiert, die Entwicklung in Walsrode war zwar ebenfalls
überdurchschnittlich, aber bei weitem nicht so dynamisch wie in den beiden anderen Zentren. In der SG Schwarmstedt und in der SG Rethem war die Entwicklung eher schwächer.
-
Der Strukturwandel im Einzelhandel zu Gunsten der großflächigen Verkaufsformen und der Verkaufsketten auf Kosten der kleinbetrieblichen (zumeist inhabergeführten) Geschäfte wirkt sich allerdings auch in den Einkaufsstandorten
im Landkreis Soltau-Fallingbostel aus. Deutlich wird dies an Leerständen von
Landenlokalen z.B. in den Städten Soltau, Munster und Walsrode.
Auf dem Gebiet der Stadt Soltau (Ortsteil Harber) ist die Errichtung eines Factory
Outlet Centers (FOC) in Planung. Die Stadt Soltau wird von fast allen anderen
Städten und Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel, insbesondere von den
in der „Heideregion“ zusammen geschlossenen Gemeinden des nördlichen Kreisgebietes bei ihren Planungsabsichten für dieses herausragende Einzelhandelsprojekt unterstützt, ausgenommen der Stadt Walsrode. Der Kreistag hat eine befürwortende Resoluition abgegeben.
Distributions- und Verkehrssektor
Die Region hat aufgrund ihrer Standortbedingungen in den 80er und 90er Jahren
in besonderer Weise versucht, sich als Standort der Distributions- und Verkehrswirtschaft zu profilieren. Besondere Ansiedlungsprojekte waren Verteilzentren (u.a.
alli, Deichmann, BMW, jawoll) oder auch Speditionen für Neufahrzeuge, wobei
letztere allerdings eine großen Flächenbedarf haben und nur in geringem Umfang
Beschäftigung bieten.
Großhandel und Verkehrssektor in der Wirtschaftsstruktur nach wie
vor unterrepräsentiert
Sowohl der Großhandel mit seinen 1.260 Beschäftigten (72 58) als auch der Verkehrssektor mit 2.000 Beschäftigten 59 (92) sind eher schwächer als im Bundesdurchschnitt vertreten. Auf den Distributions- und Verkehrsbereich entfallen insgesamt aber trotzdem 3.000 Beschäftigte, wenn man die etwa 230 Beschäftigten im
Bereich Nachrichtenübermittlung abzieht.
58
59
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
45
Abb. 3.4-3:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenbesatz im Distributions- und Verkehrssektor 60 in
West-
deutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit
Ende der 80er Jahre
45
Beschäftigte je Einwohner
40
35
30
25
20
15
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
10
5
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
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Der größte Standort des Großhandels ist Soltau mit 730 Beschäftigten 61 (180 62),
mit deutlichem Abstand folgen Bad Fallingbostel mit 210 Beschäftigten (97) sowie
Walsrode, SG Schwarmstedt und Bispingen mit zwischen 100 und 150 Beschäftigten.
Größte Standorte des
Großhandels
Der größte Standort des Verkehrsgewerbes ist ebenfalls die Stadt Soltau mit 690
Beschäftigten 63 (176 64) in diesem Bereich. Die SG Schwarmstedt mit 370 Beschäftigten (189), die Stadt Walsrode mit 240 Beschäftigten (55) und die Stadt Bad
Fallingbostel mit 230 Beschäftigten (109) sowie die SG Ahlden mit 150 Beschäftigten (131) folgen mit deutlichem Abstand.
Standorte des Verkehrssektors
60
61
62
63
64
Großhandel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
46
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Die Entwicklung des Distributions-.und Verkehrssektors war seit Ende der 80er
Jahre deutlich stärker als im Bundestrend (Abb. 3.4-3). In der zweiten Hälfte der
90er Jahre ging die Beschäftigung dann vorübergehend im Großhandel zurück,
seit 1998 ist aber wieder eine positive Entwicklung zu verzeichnen.
3.4.4
Tourismus und Freizeitwirtschaft
Stellenwert und Potenziale des Tourismus- und
Freizeitsektors
Der Tourismus besitzt aufgrund seiner Bedeutung als Wirtschaftsfaktor, Arbeitgeber und Imageträger einen hohen Stellenwert für die Gemeinden, Samtgemeinden
und Städte des Landkreises Soltau-Fallingbostel. Die Lüneburger Heide sowie das
Aller-Leine-Tal bieten als Natur- und Erlebnisregion eine Vielzahl an freizeitorientierten Angeboten wie die großen Tier- und Freizeitparks (Vogelpark Walsrode,
Heidepark Soltau, Serengeti-Park Hodenhagen) sowie im Rahmen der „Ferienparks der zweiten Generation“ erweiterte Angebote im Beherbergungsangebot mit
vielfältigen Freizeit- und Unterhaltungseinrichtungen (Center Parcs Bispingen und
mit Einschränkung Südseecamp Wietzendorf). Das Naturschutzgebiet Lüneburger
Heide mit den größten zusammen hängenden Heideflächen Mitteleuropas zieht
vor allem zur Saison der Heideblüte zwischen August und September eine große
Anzahl an Touristen an. Hier, ebenso wie im Aller-Leine-Tal, bestehen natur- und
sportorientierte Freizeitmöglichkeiten in den Bereichen Wandern, Radwandern,
Paddeln und Reiten. Dieser naturnahe Tourismus ist allerdings durch seine starke
Saisonalität gekennzeichnet.
Potenziale im Tourismus
Die Potenziale im Tourismus spiegeln sich auch in einer überwiegend zweigleisigen Strategie der Gemeinden, Samtgemeinden und Städte wider, die sowohl das
Landschaftserlebnis des Naturraums als auch die überregional bekannten Erlebnisparks in ihrer Funktion als Besuchermagneten vermarkten. Innerhalb dieser
grundsätzlichen Strategie ist der Trend feststellbar, dass die jeweiligen Gemeinden, Samtgemeinden und Städte verschiedene Schwerpunkte in ihrer zukünftigen
Tourismusentwicklung und –förderung setzen, indem sie entweder den traditionellen Heidetourismus (z.B. Neuenkirchen) oder den neuen „Fun-Tourismus“ (z.B.
Bispingen), ausgedrückt durch die Ferien- und Freizeitparks, durch neue, ergänzende Projekte bzw. den Ausbau bestehender Einrichtungen unterstützen. Gerade
für den Fun-Tourismus zeichnen sich zukünftig günstige Perspektiven ab, da mit
der Zunahme an Zweit- und Dritturlauben bzw. Kurzreisen Angebote der Ferienparks verstärkt wahrgenommen werden sowie künstliche Freizeit- und Erlebniswelten den neuen Ansprüchen der Touristen nach Abwechslung und Unterhaltung
entsprechen. Darüber hinaus besteht aus Sicht einzelner Gemeinden zumindest in
Zukunft die Möglichkeit, dass sich der aktuelle Trend mit einer Sättigung des Wunsches nach den Erlebnis- und Kunstwelten wieder zu einer verstärkten Nachfrage
nach dem Naturerlebnis wendet.
Gemeinden wie z.B. Bispingen, die Angebote sowohl im Bereich des FunTourismus als auch des Heidetourismus besitzen, stellen zudem fest, dass zwischen beiden Tourismusarten kein Konflikt zu belegen ist, sondern dass es faktisch zu einer räumlichen Trennung der verschiedenen Nachfrager kommt.
47
Abb. 3.4-4:
Stärken-Schwächen-Analyse
Übernachtungen im Reiseverkehr 65 in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
2.400
18.000
2.200
16.000
2.000
absolut in 1.000
1.600
12.000
1.400
10.000
1.200
8.000
1.000
800
6.000
600
je 1.000 Einwohner
14.000
1.800
4.000
400
Übernachtungen absolut (in 1.000) in LK Soltau-Fallingbostel
200
Übernachtungen je 1.000 Einwohner in LK Soltau-Fallingbostel
2.000
Übernachtungen je 1.000 Einwohner in Niedersachsen
0
0
1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
5.9.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[reise88f Reiseverkehr.xls]Bild
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel zählt mit 221 Beherbergungsbetrieben 66,
11.500 Betten und knapp 2,1 Mio. Übernachtungen zu den großen Tourismusregionen in Niedersachsen. Die Zahl der Übernachtungen je Einwohner (377) liegt bei
fast dem vierfachen des westdeutschen Durchschnitts. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist mit 3,7 Tagen um ein Viertel höher als im Bundesdurchschnitt,
und die Bettenauslastung ist mit knapp 50 % ebenfalls außerordentlich gut. Lediglich der Anteil der Ausländer an den Übernachtungen ist mit 4,5 % vergleichsweise
niedrig.
Mit 221 Beherbergungsbetrieben und 2,1 Mio.
Übernachtungen bedeutsamer Tourismusstandort
in Niedersachsen
Die Übernachtungszahlen sind bereits in den 80er Jahren bis Mitte der 90er Jahre
überdurchschnittlich gestiegen (Abb. 3.4-4). Einen erheblichen Sprung verzeichnete die Region allerdings dann von 1994 bis 1996 durch die Eröffnung des CenterParcs in Bispingen im Jahre 1995, der die Übernachtungszahlen im Landkreis
fast verdoppelt hat. Seitdem haben sich die Übernachtungen auf hohem Niveau
eingependelt.
Weit überdurchschnittliche Entwicklung der Übernachtungszahlen
Insgesamt sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel etwa 2.440 Beschäftigte im
Gastgewerbe 67 tätig. Die Beschäftigtenintensität (186), d.h. die Beschäftigung
bezogen auf die Einwohnerzahlen, ist damit fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt und signalisiert den besonderen Stellenwert.
Insgesamt knapp 2.500
Beschäftigte im Gastgewerbe
65
66
67
Betriebe mit 9 und mehr Betten, ohne Campingplätze
mit 9 und mehr Betten, ohne Campingplätze, 2000
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
48
Abb. 3.4-5:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Beschäftigtenbesatz im Gastgewerbe in Westdeutschland, in Niedersachsen
und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
25
Beschäftigte je Einwohner
20
15
10
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
5
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2000
2001
02.09.02
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Größte Standorte im
Landkreis
Beschäftigtenentwicklung
im Gastgewerbe weit
überdurchschnittlich
Die größten Standorte innerhalb des Landkreises sind
-
Bispingen mit 660 Beschäftigten 68 (1.200 69) als Standort des CenterParks,
-
die Stadt Walsrode mit 370 Beschäftigten (187),
-
die Stadt Soltau mit 330 Beschäftigten (164),
-
die Stadt Schneverdingen mit 280 Beschäftigten (165),
-
die SG Schwarmstedt mit 270 Beschäftigten (263) sowie
-
Wietzendorf mit 200 Beschäftigten (602).
Die Beschäftigtenentwicklung war seit Ende der 80er Jahre weit überdurchschnittlich (Abb. 3.4-5).
-
68
69
Von 1989 bis 1998 entstanden in diesem Bereich etwa 400 zusätzliche Arbeitsplätze. Dies bedeutet einen weit überdurchschnittlichen jährlichen Zuwachs
von 2,3 % (Westdeutschland 0,8 %).
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2000, WZ 93
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
49
Stärken-Schwächen-Analyse
-
Von 1998 bis 2000 war ein weiterer Zuwachs von 260 Beschäftigten oder jährlich 5,8 % zu verzeichnen, was allerdings im überregionalen Trend liegt (Westdeutschland 5,9 %).
-
Erste Auswertungen für 2001 belegen allerdings leicht rückläufige Beschäftigtenzahlen.
Großprojekte des Tourismus- und Freizeitsektors
Der Tourismus- und Freizeitsektor im Landkreis Soltau-Fallingbostel ist in besonderem Maße durch eine Reihe von Großprojekten geprägt, die im Folgenden kurz
vorgestellt werden sollen:
Vogelpark Walsrode
Der im Jahre 1962 eröffnete Vogelpark umfaßt als weltweit größter Park seiner Art
auf einer Fläche von ca. 20 ha verschiedene Vogelhäuser und –anlagen mit einer
Vielzahl an Vogelarten, eine Tropenwaldhalle, eine großflächige Park- und Gartenlandschaft sowie verschiedene auf Familien mit Kindern ausgerichtete Angebote wie Streichelzoo und Abenteuerspielplatz. Neben Besuchern, die an den Vogelarten des Parks interessiert sind, soll durch die landschaftliche Gestaltung eine
größere Zielgruppe angesprochen werden.
Der seit 2000 ganzjährig geöffnete Park zählt ca. 400.000 Besucher pro Jahr, wobei die Zahlen in der Vergangenheit überwiegend rückläufig waren. Obgleich der
Park vor allem Tagestouristen anzieht, werden über Kooperationen mit ortsnahen
Hotels auch Pauschalangebote geboten. Darüber hinaus bestehen seit kurzem
Kooperationen des Vogelparks mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und der DB Regio Niedersachsen, die den Transport der Vogelparkbesucher mit Bussen vom Bahnhof Walsrode in der Sommersaison organisieren. Das
am Wochenende sowie an Feier- und Brückentagen geltende Angebot gewährt
Besuchern, die die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wählen, einen
Rabatt auf den Eintrittpreis.
Der Vogelpark beschäftigt ca. 140 Arbeitnehmer zuzüglich ca. 200 geringfügig
Beschäftigten. Obwohl der Park größtenteils auf Bomlitzer Gemeindegebiet liegt,
trägt er aufgrund seiner historischen Entwicklung den Namen „Walsrode“. Das
Image des überregional bekannten Vogelparks nutzt auch die „Vogelparkregion“,
zu der die Städte Walsrode und Bad Fallingbostel und die Gemeinde Bomlitz zählen und die im Bereich der touristischen Vermarktung der Region über die Tourismusagentur Vogelparkregion (TAV) aktiv ist.
50
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Südseecamp Wietzendorf
Das Südseecamp, das seit Ende der 60er Jahre stufenweise ausgebaut wurde,
umfasst heute ein Gelände von ca. 80 ha sowie einen 3,5 ha großen See. Neben
über 800 offiziellen Stellplätzen in verschiedenen Campingbereichen bietet das
Camp ein Erlebnisbad sowie das 1999 eröffnete Schwedendorf „Bullerby“, das
jährlich ca. 75.000 Übernachtungen zu verzeichnen hat und die Saisonalität des
Campingplatzes teilweise ausgleicht, da es gerade zur Weihnachtszeit viele Besucher anzieht. Zudem weist das Südseecamp eine hohe Anzahl an Dauercampern
auf, die im Jahre 2001 mehr als 50% der ca. 400.000 Campingübernachtungen
ausmachten.
Im Rahmen einer umfangreichen Animation werden den Besuchern des Südseecamps eine Vielzahl an sportlichen und erlebnisorientierten Aktivitäten geboten
sowie Tages- und Mehrtagesausflüge in den Großraum Hamburg, nach Dänemark
sowie zu den Nordfriesischen Inseln. Aufgrund dieses vielfältigen Angebots halten
sich die Besucher darüber hinaus vornehmlich innerhalb des Geländes auf.
Das Südseecamp beschäftigt über 100 Arbeitnehmer. Da die Übernachtungen mit
durchschnittlich 26 € pro Übernachtungsperson jährlich ca. 12,6 Mio. € ergeben,
stellt es einen bedeutenden Wirt-schaftsfaktor für die Gemeinde Wietzendorf dar,
von dem auch der Einzelhandel der Gemeinde profitiert.
CenterParcs Bispingen
Der 1995 eröffnete CenterParcs Bispingen ist der einzige CenterParcs Deutschlands. Gemäß des CenterParcs Konzepts umfasst er ein ca. 100 ha großes Gelände und bietet neben 3.500 Betten in Bungalows und Apartments ein Erlebnisbad, eigene Gastronomie und Einzelhandel sowie eine Vielzahl an erlebnisorientierten Aktivitäten sowie Sportangeboten. Seit seiner Eröffnung fand dabei eine
stufenweise Anpassung des CenterParcs Konzepts an die spezifischen Bedürfnisse des deutschen Marktes und der deutschen Urlauber statt. Der in der Projektund Bauphase stark zwiespältig diskutierte „Ferienpark der zweiten Generation“
zählt ca. 1 Mio. Übernachtungen jährlich bei einer Auslastung von über 90%.
Das CenterParcs Konzept ist auf eine breite Zielgruppe ausgerichtet, die generell
alle Altersgruppen, jedoch speziell Familien mit Kindern und Eltern ansprechen
soll. Für das damit verfolgte Segment des Kurzurlaubs und des Erholungsurlaubs
bietet der CenterParcs zusätzliche Pauschalangebote.
Mit über 550 Beschäftigten stellt der CenterParcs einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde Bispingen und darüber hinaus dar. Zusätzlich zu den direkt Beschäftigten sind dabei die über die Vergabe von Verträgen an lokale Handwerksunternehmen indirekte Beschäftigungseffekte zu zählen.
Zukünftig bestehen Pläne zur Erweiterung des Parks um weitere 75 Bungalows,
die derzeit noch aufgrund einer Restrukturierung innerhalb der Geschäftsleitung
zurückgestellt worden sind.
51
Stärken-Schwächen-Analyse
Heidepark Soltau
Der 85 ha große Heidepark Soltau bietet als „Norddeutschlands größter Freizeitund Familienpark“ über 40 Fahrattraktionen. Seit der Eröffnung des Parks im Jahre 1978 fand fast jährlich eine Ergänzung des Fahrangebots statt; so wurden in der
Saison 1999 rund 13 Mio. DM in den Aus- und Neubau der Attraktionen investiert.
Aufgrund des gestiegenen Anspruchs der Besucher wird auch die zukünftige Entwicklung des Parks von dem weiteren Aus- und Neubau bestimmt sein.
Der saisonal geöffnete Park zählte zwischen Ende März bis Ende Oktober 2001
ca. 1 Mio. Besucher mit jedoch rückläufiger Tendenz. Im Vergleich hierzu konnten
insbesondere in den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung Besucherzahlen von über 2 Mio. realisiert werden. Der Heidepark besitzt keine klar definierte Zielgruppe, sondern wirbt für Besucher aller Altersklassen mit verschiedenen Angeboten innerhalb des Parks. Ein besonderer Schwerpunkt wird weiterhin
auf Familien sowie Gruppen gelegt.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Heideparks erklärt sich nicht nur in seiner Funktion als überregionaler Besuchermagnet, sondern auch in der Bereitstellung von
ca. 900 Arbeitsplätzen, davon ca. 450 in Vollzeitbeschäftigung. In Zukunft ist eine
Erweiterung des Heideparks um ein Feriendorf geplant. Die bereits seit 12 Jahren
geplante Anlage wurde im Jahre 1996 auf 110 ha Gesamtfläche Landesplanerisch
festgestellt und soll ca. 4.500 Betten in Hotels und Ferienhäusern umfassen sowie
weitere Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen. Die Bauleitplanung ist bereits
abgeschlossen
Serengeti Park Hodenhagen
Der im Jahre 1974 gegründete Serengeti Park bietet auf einer Fläche von ca. 165
ha als Deutschlands größtes Serengeti- und Großwildreservat vier verschiedene
Themenparks mit Fahrattraktionen. Kernattraktion ist die Safari-Strecke, die über
eine Distanz von 9 km und auf einer Fläche von 65 ha mit eigenen Pkw oder dem
Serengeti-Bus befahren wird und es dabei ermöglicht, über 1.000 Tiere zu beobachten. In den vergangenen Jahren wurde in den Park durch die Eröffnung neuer
Attraktionen und Tieranlagen stark investiert. Weiterhin werden jährlich ca.
1,5 Mio EUR für Werbung ausgegeben.
Der Serengeti-Park zählte 1999 ca. 670.000 Besucher und erzielte einen Umsatz
von 16 Mio. DM. In den Jahren 2000 und 2001 kam es aufgrund des Abzuges der
Besucher durch die EXPO sowie der Maul- und Klauenseuche zu einem Rückgang
der Besucherzahlen. Zu den Zielgruppen des Parks zählen v.a. Familien mit Kindern unterschiedlichen Alters, aber es werden auch Pauschalangebote für Senioren und Erwachsene mittleren Alters angeboten.
Der saisonal geöffnete Serengeti Park beschäftigt zwischen März und Ende Oktober ca. 300 Mitarbeiter; in der Nebensaison sind ca. 100 Mitarbeiter in den Bereichen Tierpflege, Technik, Verwaltung und Marketing beschäftigt.
Der Serengeti Park kooperiert seit kurzem mit der Landesnahverkehrsgesellschaft
Niedersachsen und der DB Regio Niedersachsen, die den Transport der Besucher
mit Bussen vom Bahnhof Hodenhagen in der Sommersaison organisieren. Das
52
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Angebot ist an Wochenenden sowie Feier- und Brückentagen erhältlich und gewährt Besuchern, die die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wählen,
einen Rabatt auf den Eintrittpreis.
Struktur und Organisation, Kooperationen
Organisation des Tourismus auf regionaler Ebene
Zweckverband AllerLeine-Tal
Die hohe Bedeutung des Tourismus im Landkreis Soltau-Fallingbostel spiegelt
sich auch in seiner regionalen Organisationsstruktur wider. Alle Städte, Gemeinden und Samtgemeinden des Landkreises besitzen eigene Tourismusorganisationen und -verbände, die meist als gemeindlicher oder städtischer Eigenbetrieb, in
Form einer GmbH oder eines Vereins betrieben werden. Hierzu zählen folgende
Organisationen:
-
Fremdenverkehrsgesellschaft Bispingen mbH
-
Munster-Touristik (Eigenbetrieb der Stadt Munster)
-
Heide-Touristik Neuenkirchen (Eigenbetrieb der Gemeinde Neuenkirchen)
-
Schneverdingen Touristik (Eigenbetrieb der Stadt Schneverdingen)
-
Soltau-Touristik-GmbH
-
Verkehrsverein Wietzendorf e.V.
-
Zweckverband Aller-Leine-Tal der SG Ahlden, Schwarmstedt und Rethem (Aller)
-
Tourismusagentur Vogelparkregion der Städte Bad Fallingbostel und Walsrode
und der Gemeinde Bomlitz
Der Zweckverband Aller-Leine-Tal wurde 1998 von den drei Samtgemeinden Ahlden, Rethem (Aller) und Schwarmstedt gegründet. Der Zusammenschluss ergab
sich aus einer Projektinitiative des Amts für Agrarsruktur Verden (Afa) sowie unter
der fachlichen Begleitung durch das Planungsbüro Koris. Als eine Aufgabe des
Zweckverbands gilt es, die als große Gemeinsamkeit der Region vorhandenen
Entwicklungspotenziale im Tourismus stärker zu nutzen. Die Stärken der Region
werden dabei in Natur und Landschaft gesehen: Das Aller-Leine-Tal ist ein Urstromtal in der südlichen Lüneburger Heide und durch eine abwechselungsreiche
Landschaft mit Marsch-, Heide-, und Mooreinheiten gekennzeichnet. Diese naturräumlichen Potenziale sollen im Rahmen von Erholungstourismus sowie AktivUrlaub verstärkt genutzt werden. Betont wird vom Zweckverband zudem die Bedeutung der Entwicklung des touristischen Angebots unter dem Gesichtspunkt der
Freizeiterholung der lokalen Bevölkerung.
Der Zweckverband hat bereits u.a. ein gemeinsames Buchungssystem realisiert,
ein gemeinsames Logo sowie Imageprospekte entwickelt und die Vernetzung von
Rad- und Fußwanderwegen mit eigenem Kartenmaterial erreicht. Im Bereich der
Infrastruktur sollen in Zukunft noch bestehende Lücken geschlossen werden, so
z.B. der Ausbau des Allerfernradwegs, des Leineradwegs sowie das Angebot von
„shuttle bikes“ und Paddelmöglichkeiten.
53
Stärken-Schwächen-Analyse
Das Ziel der Bildung eines Gemeinsamen Planungsausschusses der Städte Bad
Fallingbostel und Walsrode sowie der Gemeinde Bomlitz im Jahre 1975 war die
verstärkte regionale Zusammenarbeit in dem Bereich Bauleitplanung, die der engen räumlichen Verflechtung der Gemeinden gerecht werden sollte. Von den definierten Schwerpunktthemen wurde bislang eine verstärkte Kooperation in der Tourismusförderung und –vermarktung umgesetzt, die unter dem Namen „Vogelparkregion“ die Region nach außen vertritt. Langfristig ist jedoch geplant, die Kompetenzen der Vogelparkregion stufenweise auszubauen und z.B. auch auf die Wirtschaftsförderung zu erweitern. Als Folge einer Restrukturierung der Organisationsstrukturen wurde im Jahre 2002 die „Tourismusagentur Vogelparkregion“
(TAV) als neue Gesellschaft in der Vogelparkregion gegründet. Die Anteile an der
Gesellschaft teilen sich wie folgt auf: Bomlitz 15%, Walsrode 45%, Bad Fallingbostel 40%. Die TAV betreibt Touristeninformationsstellen im Auftrag der Gesellschafter. Als touristische Stärke der Region wird der Aktivurlaub verstanden. Radwandern, Bootfahren und Reiten sowie Urlaub auf dem Reiterhof stehen im Mittelpunkt. Bad Fallingbostel bietet darüber hinaus Angebote im Bereich Wellness und
Gesundheitsvorsorge an.
Vogelparkregion
Als Nachfolgeorganisation der „Werbegemeinschaft Heidekreis“ seit 2001 übernimmt die „Erlebniswelt-Heide-GmbH“ als neue Touristik-Gesellschaft auf Kreisebene die Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreisgebiet. Zu den Gesellschaftern der GmbH zählen die Tourismusverbände des Landkreises sowie
andere im Bereich des Tourismus tätige Organisationen sowie private Unternehmen bzw. Personen.
Erlebniswelt-Heide-GmbH
Die wesentlichen Aufgaben der Gesellschaft konzentrieren sich auf die Marketingund Öffentlichkeitsarbeit, die Beratung und Unterstützung der Gesellschafter und
die Koordination aller Aktivitäten. Richtungsweisend ist dabei die enge Zusammenarbeit mit allen Organisationen.
Der Landkreis und alle im Kreisgebiet tätigen Fremdenverkehrsvereine sind langjährige Mitglieder sowie z.T. Gründungsmitglieder des 1926 als Fremdenverkehrsverband Lüneburger Heide gegründeten Tourismusverband Lüneburger Heide e.V.
Er umfasst neben neun Landkreisen, 42 Städten und Gemeinden sowie 29 (Fremden-) Verkehrsvereinen eine Reihe von Verbänden und privaten Unternehmen.
Der Tourismusverband ist außerdem alleiniger Gesellschafter der Lüneburger
Heide Tourismus GmbH. Die Gründung der GmbH erfolgte 1997 mit dem Ziel, die
Zimmervermittlung zu übernehmen. Seitdem hat stufenweise eine Ergänzung ihrer
Kompetenzen stattgefunden, so dass sie vermehrt das Regionalmarketing der
Tourismusregion Lüneburger Heide übernimmt und so z.B. die Messebesuche und
die Erstellung von Broschüren koordiniert.
Im Sinne einer besseren Bündelung der vorhandenen Ressourcen, der für die
Touristen eher verwirrenden Aufgabenteilung der Organisationen sowie aufgrund
der in den Städten, Gemeinden und Samtgemeinden ähnlichen Tourismusstrategien wäre aus Sicht vieler Standorte eine Restrukturierung der bestehenden Organisationen sinnvoll und erforderlich.
Lüneburger Heide Tourismus GmbH
54
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Perspektiven der Tourismus- und Freizeitwirtschaft
Heidetourismus bzw. naturnaher Tourismus
Eine Vielzahl der Gemeinden, Samtgemeinden und Städte sieht touristische Potenziale in Ergänzung zu den Ferien- und Freizeitparks der Region in einer verstärkten Profilierung ihres Natur- und Umweltbezugs. Die Gemeinde Neuenkirchen
plant, mit Hilfe eines Fremdenverkehrsentwicklungskonzepts den Bereich des
„sanften Heidetourismus“ weiterzuentwickeln. In diesem Rahmen soll ein naturräumliches Gebiet zwischen Neuenkirchen und Soltau, u.U. im Rahmen eines
Leader+-Projekts, mit einem landschaftspflegerischen Konzept zum ursprünglichen Bewuchs mit Heideflächen und Mischwald zurückgeführt werden. Weitere
Möglichkeiten im Heidetourismus bietet der Schäferhof, ein von einem Verein unterhaltener Besucherhof, dessen Veranstaltungen durch ein gastronomisches Angebot ergänzt werden könnten. Der zeitgenössische Kunst fördernde Kunstverein
und Stiftung Springhof besitzt mit seinen über das ganze Gemeindegebiet verteilten Installationen überregionale Bedeutung, die für die touristische Vermarktung
stärker genutzt werden soll.
Die Stadt Soltau strebt im Heide-Tourismus ein Alleinstellungsmerkmal an, das
eher in Richtung von Urbanität entwicklet werden soll. Das Spielzeugmuseum im
Soltau, das kurzfristig erweitert werden soll, gehört bundesweit zu den besucherstärksten Angeboten seiner Art (mit derzeit ca. 40.000 Besuchern pro Jahr). Abgerundet wird das Angebot in der Stadt Soltau durch die Soltau-Therme.
Potenziale im Heidetourismus werden auch von der Stadt Schneverdingen gesehen. Neben Investitionen in den Ausbau und die Unterhaltung der Heideflächen
plant die Stadt, sich um die Landesgartenschau 2008 zu bewerben. Hiervon erwartet die Stadt einen Schub für den Tourismus.
Die Flussläufe der Oerze sowie der Aller und der Leine bieten nach Einschätzung
der Stadt Munster und der Samtgemeinden des Aller-Leine-Tals sinnvolle Bereiche
der touristischen Entwicklung im Rahmen des naturnahen Aktiv-Urlaubs. Ähnliche
Potenziale sehen auch die Gemeinden der Vogelparkregion.
„Fun“- bzw. Erlebnis-Tourismus
Eine Anzahl an Gemeinden und Städten des Landkreises plant Projekte im Bereich des erlebnisorientierten Tourismus. Die Gemeinde Bispingen beabsichtigt, in
dem Gewerbegebiet an der A 7 eine Skihalle zu errichten. Das Konzept, für das
bereits verschiedene private Interessenten vorhanden sind, soll als Zielgruppen
Besucher des CenterParcs, Schulklassen sowie Seminar- und Konferenzveranstalter ansprechen. Weitere Planungen im Umfeld der Skihalle umfassen die Ansiedlung eines Healthland Sportcenters und eines Funcenters. Bispingen ist zudem Standort des CenterParcs, der eigene Pläne für eine zukünftige Erweiterung
besitzt.
Projekte für die Errichtung eines Feriendorfs werden außerdem in der Gemeinde
Bomlitz und den Städten Soltau und Walsrode erwogen. In der Gemeinde Bomlitz
55
Stärken-Schwächen-Analyse
gibt es Überlegungen bezüglich der Einrichtung eines „Feriendorf Löverschen“ im
Norden der Gemeinde auf einem ehemaligen Munitionsgelände, dessen Verwirklichung bisher noch unsicher ist. Auch die Stadt Walsrode entwickelt Pläne über ein
Jugend-Feriendorf „Leben in der Steinzeit“. Die Stadt Soltau schließlich ist Standort des Heideparks Soltau, der Pläne zur Erweiterung des Parks um ein Feriendorf
hat.
Gesundheits- und Kurtourismus
Die Stadt Bad Fallingbostel konzentriert sich im Rahmen ihrer jüngeren Ernennung
zum „Bad“ auf den Bereich des Gesundheits- und Kurtourismus. Hier sollen neue
touristische Angebote geplant und umgesetzt werden. In diesem Segment sieht
auch die Gemeinde Neuenkirchen Potenziale. Der geplante Bau eines Wellnesshotels, für das die Gemeinde zur Zeit einen Investor sucht, würde zudem ihr kleinbetrieblich strukturiertes Beherbergungsangebot erweitern.
Weitere Projekte
Als Defizit in der bestehenden Tourismusstruktur sind aus Sicht der Gemeinden
fehlende Angebote bei schlechtem Wetter zu nennen. Die Stadt Schneverdingen
sieht hier eine Möglichkeit in der Entwicklung eines Freizeitbades aus dem bestehenden städtischen Hallenbad. In der Stadt Munster soll das bestehende Panzermuseum, das bereits jährlich 70.000 Besucher anzieht und derzeit erweitert wird,
in Ergänzung zum Erlebnisangebot in der Lüneburger Heide und als Besuchsoption bei schlechtem Wetter stärker vermarktet werden. Darüber hinaus wird derzeit
in der Stadt Munster überprüft, inwieweit im touristischen Bereich mit der Bundeswehr zusammengearbeitet werden kann. Weiterhin gibt es in Bispingen als Invidualprojekt eines Berliner Investors die „Iserhatsche“. Die bestehende Anlage, deren
Kernstück eine Jagdvilla bildet, soll in Zukunft u.a. durch den derzeit in Bau befindlichen Kunstberg „Montagnetto“ ergänzt werden.
56
3.4.5
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Gesundheits- und Sozialwesen
Sozial- und Gesundheitswesen mit 4.500 Beschäftigten
Das Sozial- und Gesundheitswesen ist im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit insgesamt 4.500 Beschäftigten 70 und einem Anteil von mehr als 11 % (105 71) an
allen Beschäftigten in der Wirtschaftsstruktur leicht überrepräsentiert.
Beschäftigtenbesatz um
fast ein Sechstel unter
dem Durchschnitt
Der Beschäftigtenbesatz im Sozial- und Gesundheitswesen 72 (88 73) liegt demgegenüber aber doch deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt, d.h. insgesamt ist mit einem deutlichen Nachfrageabfluss aus diesem Bereich in andere
Regionen zu rechnen.
Wichtigste Standorte:
Soltau und Walsrode
Die wichtigsten Standorte sind die Städte Soltau mit 1.500 Beschäftigten 74
(192 75), Walsrode mit knapp 1.400 Beschäftigten (156) sowie Bad Fallingbostel
mit etwa 500 Beschäftigten (108) und Schneverdingen mit fast 400 Beschäftigten
(55).
Sechs Krankenhäuser
und vier Vorsorge- und
Reha-Einrichtungen mit
zusammen über 1.200
Betten
Das Gesundheitswesen im Landkreis wird in besonderer Weise durch sechs Krankenhäuser mit zusammen 611 Betten 76 sowie vier weitere Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit zusammen 625 Betten geprägt. Der Bettenbesatz im
Krankenhausbereich (72 77) ist allerdings deutlich unterdurchschnittlich, bei den
Vorsorge- und Reha-Einrichtungen (177) liegt er aber beträchtlich über dem Landeswert.
-
Die Krankenhäuser befinden sich in Walsrode (228 Betten), in Soltau (zwei
Einrichtungen mit 314 Betten) sowie in Munster (zwei Einrichtungen mit 49
Betten) sowie eines in Bad Fallingbostel (20 Betten).
-
Die Vorsorge- und Rehabiltationseinrichtungen konzentrieren sich auf Bad Fallingbostel (zwei Einrichtungen mit zusammen 290 Betten), Soltau (265 Betten)
und Walsrode (70 Betten).
Überdurchschnittliche
Einbußen im Zuge der
Gesundheitsreform
Im Zuge der Strukturreformen des Gesundheitswesens sind die Bettenzahlen in
den Krankenhäusern von 1991 bis 2000 um 125 oder 17 % reduziert worden (Landesdurchschnitt 11 %). Bei den Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sind
die Bettenzahlen um 20 oder knapp 4 % reduziert worden, während sie im Landesdurchschnitt um 40 % ausgeweitet wurden.
Beschäftigtenentwicklung
des Sozial- und Gesundheitswesens ...
Die Beschäftigtenentwicklung des Sozial- und Gesundheitswesens im Landkreis
Soltau-Fallingbostel war bis Anfang der 90er Jahre ausgesprochen stark, danach
folgte eine deutliche Schwächeperiode (Abb. 3.4-6).
70
71
72
73
74
75
76
77
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitswesen bezogen auf die Einwohnerzahlen
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100, 30.6.2001
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
31.12.1999
Betten je Einwohner, Niedersachsen = 100
57
Abb. 3.4-6:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenbesatz im Sozial- und Gesundheitswesen in Westdeutschland,
in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er
Jahre
40
Beschäftigte je Einwohner
35
30
25
20
15
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
10
5
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2001
02.09.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1
-
Nachdem von 1980 bis 1989 etwa 1.000 Arbeitsplätze entstanden waren,
wuchs die Beschäftigung von 1989 bis 1995 nochmals um fast 1.000 Personen.
Somit war die Entwicklung bis Anfang der 90er Jahre weit überdurchschnittlich.
... überdurchschnittliche
Entwicklung bis Anfang
der 90er Jahre
-
Nach 1992 verlangsamte sich aber die Entwicklung bereits und brach dann
nach 1995 deutlich stärker als im Bundestrend ein. Von 1995 bis 1998 kostete
dies den Landkreis 430 Arbeitsplätze in diesem Bereich. Die Entwicklung in
diesem Zeitraum war besonders von der Schließung und Umstrukturierung von
Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen u.a. in Schneverdingen und
Bad Fallingbostel geprägt.
... starker Einbruch nach
1995
-
Seit 1998 steigen die Beschäftigtenzahlen im Landkreis wieder. Von 1998 bis
2001 war ein Zuwachs von 320 Arbeitsplätzen oder jährlich 2,5 % zu verzeichnen, was den westdeutschen Trend (2,2 %) wieder leicht übertraf.
... seit 1988 wieder steigende Beschäftigtenzahlen
Seit August 2002 darf die Stadt Fallingbostel das Prädikat „Bad Fallingbostel“ führen. Man geht davon aus, dass dies einen positiven Beitrag zur Stabilisierung der
Wettbewerbsposition auf diesem hart umkämpften Markt leisten kann.
Prädikat „Bad Fallingbostel“
58
3.4.6
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogene Dienstleistungen
Finanzdienstleistungen
mit etwas über 1.000 Beschäftigten deutlich unterrepräsentiert
Die Finanzdienstleistungen 78 sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit insgesamt
1.040 Beschäftigten 79 und einem Anteil an allen Beschäftigten von etwa 2,6 %
(61 80) in der Wirtschaftsstruktur deutlich unterrepräsentiert. Bezogen auf die Einwohnerzahlen ist die Beschäftigung vor Ort (51 81) sogar noch geringer. Dies
spricht für einen erheblichen Abfluss von Nachfrage, vor allem in die umliegenden
Verdichtungsräume.
Dominierende Standorte
Walsrode und Soltau
Die beiden dominierenden Standorte der Finanzdienstleistungen im Landkreis sind
Walsrode (440 Beschäftigte) und Soltau (330 Beschäftigte).
Entwicklung der Finanzdienstleistungen in etwa
im Bundestrend
Die Entwicklung der Finanzdienstleistungen entspricht seit langem in etwa dem
Bundestrend (Abb. 3.4-7).
-
Nach einem leichten Aufholprozess von 1989 bis 1992 war die Entwicklung bis
Mitte der 90er Jahre etwas ungünstiger.
-
Von 1998 bis 2001 war nur noch ein geringer Zuwachs von 30 Beschäftigten
oder jährlich etwa 1 % zu verzeichnen, womit die Region aber genau im westdeutschen Trend liegt.
Unternehmensbezogene
Dienstleistungen unterrepräsentiert
Auf die unternehmensbezogenen Dienstleistungen 82 entfallen im Landkreis Soltau-Fallingbostel etwa 2.650 Beschäftigte 83 (59 84), auch sie sind damit in der
Wirtschaftsstruktur erheblich unterrepräsentiert. Der Besatz, d.h. die Beschäftigung in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen bezogen auf die Einwohnerzahl (50 85) ist noch geringer und erreicht gerade die Hälfte des Bundesdurchschnitts.
Größte Standorte der
unternehmensbezogenen
Dienstleistungen
Die größten Standorte der unternehmensbezogenen Dienstleistungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
die Stadt Bad Fallingbostel mit 580 Beschäftigten 86 (135 87)
Kreditinstitute und Versicherungen
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Datenverarbeitung und
–banken, Forschung und Entwicklung, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchung, werbung,
gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Schutzdienste, Reinigung
von Gebäuden, Erbringung sonstiger Dienstleistungen für Unternehmen
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.2001, WZ 93
Beschäftigtenbesatz, Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =
100
59
Abb. 3.4-7:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenbesatz in den Finanzdienstleistungen in Westdeutschland, in
Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
20
Beschäftigte je Einwohner
15
10
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
5
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2001
02.09.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1
-
die Städte Walsrode und Soltau mit je 400 Beschäftigten,
-
die Stadt Schneverdingen mit 350 Beschäftigten und
-
die Stadt Munster mit 270 Beschäftigten.
Die Entwicklung der unternehmensbezogenen Dienstleistungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel war seit Ende der 80er Jahre ähnlich dynamisch wie im Bundesgebiet (Abb. 3.4-8). Von 1989 bis 1998 entstanden in diesem Bereich etwa 1.150
zusätzliche Beschäftigte, die jährliche Zuwachsrate von 8,1 % übersteigt den Bundesdurchschnitt (5,5 %) deutlich, allerdings ist das niedrige Ausgangsniveau in
Rechnung zu stellen.
In den letzten Jahren ist (bei einer geänderten Abgrenzung der unternehmensbezogene Dienstleistungen) die Entwicklung weiterhin positiv, denn von 1998 bis
2001 sind weitere 550 Beschäftigte hinzugekommen. Die Entwicklungsdynamik
entspricht mit einem Zuwachs von jährlich 8,0 % etwa dem westdeutschen Durchschnitt.
Entwicklung der unternehmensbezogenen
Dienstleistungen
60
Abb. 3.4-8:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Beschäftigtenbesatz in den Unternehmensorientierten Dienstleistungen in
Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel
seit Ende der 80er Jahre
45
Beschäftigte je Einwohner
40
35
30
25
20
15
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
10
5
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
1998
1999
2000
2001
02.09.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1
3.4.7
Öffentlicher Sektor unter besonderer Berücksichtigung des Militärischen Sektors
Personal im öffentlichen
Dienst
Im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind nach der Personalstandserhebung derzeit
6.600 Beschäftigte im Öffentlichen Dienst 88, darunter 2.400 bei Bundeseinrichtungen 89. 2.300 sind im Landesdienst und etwa 1.700 bei den Gemeinden und Gemeindeverbänden. Der Beschäftigtenbesatz liegt insgesamt (81) um fast ein
Fünftel unter dem Landesdurchschnitt, bei Bundeseinrichtungen (240) aufgrund
der Bedeutung der Bundeswehr aber deutlich darüber. Bezogen auf die Landeseinrichtungen (71) und auch die kommunale Ebene (88) ist der Besatz deutlich
unterdurchschnittlich (Abb. 3.4-9).
88
89
darin enthalten sind allerdings auch Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser
(soweit öffentlich) u.a.
überwiegend Bundeswehr
61
Abb. 3.4-9:
Stärken-Schwächen-Analyse
Beschäftigtenbesatz in der Öffentlichen Verwaltung 90 in Westdeutschland, in
Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
45
Beschäftigte je Einwohner
40
35
30
25
20
15
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
10
5
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2001
02.09.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[div DL je Einw ab 89.xls]Tabelle1
Militärische Präsenz und Truppenreduzierung im Landkreis Soltau-Fallingbostel
Auch nach den Truppenreduzierungen in den 90er Jahren ist der Landkreis SoltauFallingbostel der Kreis mit der größten Präsenz sowie Flächeninanspruchnahme
durch militärische Streitkräfte in Niedersachsen. Der durch die britischen Stationierungskräfte und insbesondere die Bundeswehr geprägte militärische Sektor bestimmt in starkem Ausmaß die Rahmenbedingungen für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Soltau-Fallingbostel.
Standorte
Die Stadt Munster ist der dominierende Militärstandort im Landkreis SoltauFallingbostel. Mit etwa 4.000 bis 5.000 Soldaten ist Munster die bedeutendste
Garnisonsstadt des deutschen Heeres und der größte Standort gepanzerter Truppen der Bundeswehr. In Munster sind mehr als die Hälfte der Einwohner Soldaten
90
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung
Konzentration des Militärs
am Standort Munster
62
Landkreis Soltau-Fallingbostel
und Zivilbeschäftigte der Bundeswehr 91. Nahezu alle Felder der Stadtentwicklung
werden von der Bundeswehrpräsenz und der Lage zwischen den Truppenübungsplätzen in hohem Maß beeinflusst.
Weitere Militärstandorte
und Konversion
Drei Truppenübungsplätze
Neben Munster gibt es im Landkreis Soltau-Fallingbostel weitere Militärstandorte,
die im Zuge der Truppenreduzierung jedoch oftmals an Bedeutung verloren haben:
-
Während im Gemeindefreien Bezirk Osterheide / Oerbke die niederländischen
Streitkräfte Anfang der 90er Jahre vollständig abgezogen wurden, sind die
Streitkräfte der Britischen Rheinarmee noch vorhanden. Etwa 3.000 britische
Soldaten und Familienangehörige wohnen u.a. in der nahegelegenen Stadt Bad
Fallingbostel und tätigen hier einen Großteil ihrer Ausgaben.
-
In der Stadt Walsrode befand sich das Nachschubausbildungszentrum der
Bundeswehr. Das Munitionshauptdepot wird nach den Plänen des „Ressortkonzept Stationierung“ des Bundesministeriums für Verteidigung (BMVg) auch
zukünftig Bestand haben und 90 Dienstposten umfassen. Von dem Munitionsdepot an der Autobahnanschlussstelle Walsrode-Süd soll u.U. ein Teil freigegeben werden, der gewerblich nachgenutzt werden könnte.
-
Die Stadt Schneverdingen war Standort eines Lagers der britischen Armee. Die
freigewordene Liegenschaft ist an die Stadt und einen privaten Investor veräußert worden und beherbergt heute die Alfred-Töpfer-Akademie sowie ein Seminarhotel.
-
Die Stadt Soltau war Standort der britischen Armee. Die etwa 10 ha große Fläche der ehemaligen Kaserne innerhalb des Stadtgebiets wird seitens der Stadtverwaltung als städtebauliche Entwicklungschance gewertet und in erster Linie
einer Wohnnachnutzung zugeführt.
-
Kleinere Bundeswehreinrichtungen befanden sich in Hodenhagen und bei Neuenkirchen (Hiddingen/Drögenbostel im Landkreis Rotenburg/Wümme).
Im Rahmen der weiteren regionalen Entwicklung des Landkreises SoltauFallingbostel spielen auch die drei Truppenübungsplätze eine zentrale Rolle 92:
-
Der NATO-Truppenübungsplatz Bergen ist mit einer Fläche von insgesamt
285 km² der größte Truppenübungsplatz Westeuropas. Mit 186 km² auf Gebiet
des Landkreises Soltau-Fallingbostel nimmt er 10 % der Landkreisfläche ein.
Bis zu 12.000 Soldaten aus sieben Nationen haben hier gleichzeitig geübt. In
den letzten Jahren war ein deutlicher Rückgang der Übungsintensitäten festzustellen.
-
Der insgesamt 100 km² große Bundeswehrtruppenübungsplatz Munster-Nord
belegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel eine Fläche von mehr als 60 km².
Noch aus der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges stammt eine starke
Kontamination mit Kampfmitteln.
-
Der 64 km² große NATO-Truppenübungsplatz Munster-Süd wird als NATOArtillerie- und Übungsplatz genutzt. Die Frequentierung hat in den letzten Jahren stark abgenommen.
91
92
RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 257
NIW 1992, S. 87 ff.; RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 257
63
Stärken-Schwächen-Analyse
Die drei Truppenübungsübungsplätze sowie sonstigen militärischen Sperreinrichtungen nehmen mit einer Fläche von 324 km² einen Flächenanteil von 17% des
Landkreises Soltau-Fallingbostel ein. Von der insgesamt in Niedersachsen militärisch genutzten Fläche befindet sich somit ein Drittel im Gebiet des Landkreises 93.
Flächeninanspruchnahme
durch militärische Sperrgebiete
Truppenstärke und direkte Beschäftigung
Im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind auch nach den Truppenreduzierungen der
90er Jahre noch immer bis zu 8.000 Soldaten der Bundeswehr und der Britischen
Rheinarmee stationiert. Hinzu kommen die im Kreisgebiet auszubildenden und
übenden Bundeswehrangehörigen, die Stärken zwischen 5.000 und 10.000 Soldaten (einschließlich Wehrpflichtigen) einnehmen. Die Soldaten nahmen somit
einen Anteil von durchschnittlich rund 10 % der Bevölkerung ein (Land Niedersachsen: 1,6%).
Bis zu 18.000 Soldaten
Zudem ist die Bundeswehr – nach der Wolff Walsrode AG – der zweitgrößte zivile
Arbeitgeber im Landkreis Soltau-Fallingbostel. Die insgesamt knapp 1.7900 zivilen
Mitarbeiter weisen sehr unterschiedliche Qualifikationsniveaus auf.
1.700 zivile Beschäftigte
der Bundeswehr ...
-
Die Panzertruppenschule Munster ist die zentrale Ausbildungsstätte der gepanzerten Truppen der Bundeswehr. Hier werden jährlich knapp 6.000 soldatische
Lehrgangsteilnehmer ausgebildet. Zusammen mit der Panzerlehrbrigade 9,
dem Sanitätszentrum und dem Instandsetzungsbataillon sind hier neben den
militärischen auch rund 700 zivile Dienstposten angesiedelt.
-
Die Standortverwaltung Munster beschäftigt gut 500 zivile Mitarbeiter.
-
Die Truppenübungsplatzkommandantur Munster ist mit etwa 360 zivilen Beschäftigten für den Betrieb und Unterhalt der Truppenübungsplätze zuständig.
-
Das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien – ABC-Schutz
(WIS) befasst sich mit dem Schutz vor ABC-Kampfmitteln, Brandschutz und
Umweltschutzfragen. Am WIS sind 300 zivile, zum Teil hochqualifizierte Mitarbeiter beschäftigt.
Die Zahl der zivilen Beschäftigten bei den Britischen Streitkräfte lag Anfang der
90er Jahre bei 725 deutschen und 435 britischen Zivilbeschäftigten 94. Nach den
Truppenreduzierungen der 90er Jahre dürfte diese Zahl insgesamt noch bei etwa
700 liegen.
... und etwa 700 zivile
Beschäftigte bei den Britischen Streitkräften
Darüber hinaus besteht in Walsrode eine Schule des Grenzschutzpräsidiums als
Aus- und Fortbildungseinrichtrung des Bundesgrenzschutzes mit mehr als 300
Unterkunftsplätzen.
Schule des Grenzschutzpräsidiums
Nach der amtlichen Statistik sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel von den insgesamt 6.600 Beschäftigten im Öffentlichen Dienst 95 etwa 2.400 Personen bei Bundeseinrichtungen beschäftigt. Die dominierende Einrichtung ist hierbei die Bun-
Amtliche Statistik: Beschäftigte bei Bundeseinrichtungen
93
94
95
RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 255
NIW 1992, S. 95 f.
Voll- und Teilzeitbeschäftigte am 30.6.2000
64
Landkreis Soltau-Fallingbostel
deswehr. Der Beschäftigtenbesatz bei Bundeseinrichtungen erreicht im Landkreis
Soltau-Fallingbostel (240) 96 ein deutlich überdurchschnittliches Niveau. Auf je
1.000 Einwohner entfallen 17 Beschäftigte bei Bundeseinrichtungen. Dieser hohe
Anteilswert spiegelt die überdurchschnittlich hohe Bedeutung der Bundeswehr für
den Landkreis Soltau-Fallingbostel wider: Im Land Niedersachsen sowie im Regierungsbezirk Lüneburg entfallen lediglich 6 Beschäftigte bei Bundeseinrichtungen
auf 1.000 Einwohner. Auch in den umliegenden Landkreisen spielt die Beschäftigung bei Bundeseinrichtungen ausnahmslos eine geringere Rolle: Uelzen (12),
Celle (10), Rotenburg/Wümme (8), Lüneburg (5), Nienburg/Weser (5), ehem. LK
Hannover (3), Verden (3), Harburg (2).
Truppenreduzierungen in den 90er Jahren
Reduzierungen der Bundeswehr in den 90er Jahren
Nach den Reduzierungsplänen des BMVg von 1991 belief sich der Truppenabbau
im Landkreis Soltau-Fallingbostel in der ersten Hälfte der 90er Jahre auf unterdurchschnittliche 27 % (landesweit 34 %). Die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Nachteile der Truppenreduzierungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel betrafen insbesondere Munster, Bad Fallingbostel, Wietzendorf, Walsrode und Soltau 97. Der Standort Munster verlor etwa 2.500 militärische und 600 zivile Arbeitsplätze bei der Bundeswehr und bei den britischen Streitkräften 98.
Reduzierungen bei der
Britischen Rheinarmee
Seit Anfang der 90er Jahre reduzierten auch die britischen Streitkräfte ihre im
Landkreis Soltau-Fallingbostel stationierte Truppe. Die Standorte Munster mit 700
Soldaten und Soltau mit 300 Soldaten wurden aufgegeben. Die Einrichtungen in
Osterheide / Oerbke nahe der Stadt Bad Fallingbostel sind mit etwa 2.300 britischen Soldaten erhalten geblieben 99. Der Abzug der etwa 1.000 britischen Soldaten und ihrer Familienangehörigen aus Munster und Soltau sowie die Nachnutzung der freigewordenen Liegenschaften waren Konversionsanforderungen, die
von den betroffenen Kommunen unter Zuhilfenahme von EU-Fördermitteln (KONVER II) beispielhaft bewältigt werden konnten. In Soltau erhöhte sich durch den
Abzug das Angebot an privatem Wohnraum um ca. 200 Wohnungen. In Soltau
wurden unter erheblichen Anstrengungen der Stadt die Chancen einer freigewordenen größeren innenstadtnahen Liegenschaft zur Entwicklung eines Dienstleistungszentrums und zum Bau von Wohnungen genutzt.
Abzug der niederländischen Streitkräfte
1992 gaben zudem die niederländischen Streitkräfte ihren Standort Langemannshof auf. Hier entfielen etwa 1.000 Soldaten. Hiervon war insbesondere die Gemeinde Wietzendorf betroffen.
Insgesamt haben die Truppenreduzierungen und Schließungen von Standorten vor
allem den Städten Munster, Soltau und Schneverdingen erhebliche Anstrengungen
abverlangt.
96
97
98
99
Bundeswert = 100
RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 252
Schreiben der Stadt Munster an den OKD des Landkreis Soltau-Fallingbostel vom 20.2.2001
RROP für den Landkreis Soltau-Fallingbostel 2000, S. 259
65
Stärken-Schwächen-Analyse
Indirekte Beschäftigung
Neben den direkten Beschäftigungseffekten ergeben sich aufgrund der stationierungsbedingten Nachfrage auch eine Vielzahl von indirekten Beschäftigungswirkungen, so dass der militärische Sektor insgesamt einen großen Beitrag für die
Wirtschaftskraft des Landkreises Soltau-Fallingbostel leistet.
Die Standortverwaltung Munster tätigte im Jahr 1990 Ausgaben in Höhe von insgesamt fast 100 Mio. DM, die sich aufteilten auf die Bereiche Baumaßnahmen
(43 Mio. DM), Bauunterhaltung (18 Mio. DM), Bewirtschaftung (23 Mio. DM) und
Beschaffungen (8 Mio. DM). Diese Größenordnung dürfte auch noch gegenwärtig
Bestand haben. Allerdings wird seitens der Standortverwaltung betont, dass die
auftragnehmenden Unternehmen ihren Sitz zumeist außerhalb des Landkreises
Soltau-Fallingbostel haben 100. Über die Ausgaben der britischen Streitkräfte liegen dem NIW keine Daten vor.
Ausgaben der Streitkräfte
Die privaten Ausgaben der Soldaten und ihrer Familienangehörigen werden vorrangig regional getätigt und stärken die ansässigen Dienstleistungsbetriebe. Über
das Konsumverhalten und die Höhe der Ausgaben der deutschen und britischen
Soldaten und ihrer Angehörigen liegen keine aktuellen Daten vor.
Private Ausgaben der
Soldaten und Familienangehörigen
Über die direkte Beschäftigung von militärischen und zivilen Dienstposten sowie
die indirekten Beschäftigungswirkungen ergeben sich auch Einkommensteuereinnahmen und Schlüsselzuweisungen für die Kommunen.
Einkommensteuereinnahmen
Belastungen
Die militärische Präsenz hat neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung auch negative
Auswirkungen:
-
Die militärischen Aktivitäten haben Fahrzeug- und Schießlärm, Staubaufwehungen und Erschütterungen zur Folge. Insgesamt kommt es somit zu Nutzungskonflikten, v.a. mit Wohnen, Erholung und Tourismus.
-
Auch die historischen Kampfmittelkontaminationen auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord schränken die Entwicklungsmöglichkeiten in diesen Bereichen ein.
Die durch die militärische Präsenz entstehenden Belastungen gingen im letzten
Jahrzehnt deutlich zurück. Gründe dafür sind die vollzogenen Maßnahmen der
Truppenreduzierung, die Verringerung der Übungsintensitäten sowie der zunehmende Einsatz von modernen Militärtechnologien (Übungssimulatoren).
Nachteile der militärischen Präsenz ...
... nehmen in den letzten
Jahren ab
Perspektiven
Während das Verbleiben der Britischen Rheinarmee im Landkreis SoltauFallingbostel möglicherweise langfristig als fraglich erscheinen kann, ist die Präsenz der Bundeswehr im Landkreis Soltau-Fallingbostel gesichert. Nach dem ak100
vgl. NIW 1992, S. 96 ff.
Bundeswehrpräsenz ...
66
Abb. 3.4-10:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Beschäftigtenentwicklung der Dienstleistungen in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Anfang der 80er Jahre
1980=100
140
130
120
110
100
LK Soltau-Fallingbostel
90
Niedersachsen
früheres Bundesgebiet
80
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
ab 1998 neue Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ93),
Zeitreihen vor und nach 1998 nur eingeschränkt miteinander vergleichbar.
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980 bzw 1989
01.07.02
6Feb02.xls]Amm
tuell umzusetzenden „Ressortkonzept Stationierung“ des BMVg verbleiben der
Standort Walsrode (Munitionshauptdepot mit 90 zivilen und militärischen Dienstposten) sowie der dominierende Standort Munster (5845 zivile und militärische
Dienstposten).
... und Standort Munster
gesichert
Der Standort Munster geht aufgrund der Stationierungsplanungen und der Konzentration der Bundeswehrstandorte eher gestärkt aus der Reform hervor. Seine
Existenz dürfte auch zukünftig gesichert sein, da die militärischen Einrichtungen
der Bundeswehr in besonderer Weise spezialisierten und hochwertigen Ausbildungs- und Forschungsfunktionen dienen. Die tragenden Säulen sind die Panzerlehrbrigade 9, die Standortverwaltung, die Truppenübungsplatzkommandantur und
insbesondere die Panzertruppenschule und das WIS.
Militär weiterhin wichtige
Rahmenbedingung für die
regionale Entwicklung
Die militärische Präsenz wird auch zukünftig den Landkreis Soltau-Fallingbostel
prägen. Die vom Militär ausgehenden direkten und indirekten Beschäftigungswirkungen werden weiterhin eine große wirtschaftliche Bedeutung innehaben. Insgesamt wird der militärische Sektor auch in der Zukunft in starkem Ausmaß die
67
Stärken-Schwächen-Analyse
Rahmenbedingungen für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Soltau-Fallingbostel mitbestimmen.
3.4.8
Entwicklung der Dienstleistungen insgesamt
Die Entwicklung der Dienstleistungen insgesamt war über lange Zeit schwächer
als im Bundestrend. Vor allem von der Wiedervereinigung konnte die Region nicht
so stark profitieren. Seit Anfang der 90er Jahre hat die Region aber aufgeholt und
liegt in den letzten Jahren insgesamt im Bundestrend (Abb. 3.4-10).
-
In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung konnte nicht ganz die bundesdurchschnittliche Dynamik erreicht werden. Von 1989 bis 1992 entstanden
zwar 2.200 Arbeitsplätze, in den umliegenden Regionen war die Entwicklung aber teilweise beträchtlich dynamischer.
-
Von 1992 bis etwa 1995 war die Entwicklung dann stärker als im Bundestrend,
die Beschäftigung wuchs um weitere 2.000 Personen. Starke Gewinne verzeichneten in diesem Zeitraum der Distributions- und Verkehrsbereich und die
unternehmensbezogenen Dienstleistungen vor allem auch durch Ansiedlungen
von Betrieben.
-
Von 1995 bis 1998 war dann ein leichter Rückgang von fast 200 Beschäftigten
zu verzeichnen, der fast alle Standorte betraf. Besondere Verlierer waren der
Großhandel, das Gesundheitswesen sowie die Gebietskörperschaften (Bundeswehr). Weiterhin günstig war die Entwicklung des Einzelhandels und des
Verkehrssektors.
-
Seit 1998 ist insgesamt ein Zuwachs von 1.900 Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor zu verzeichnen. In besonderer Weise tragen dazu der Handel, das
Gesundheitswesen, der Verkehrssektor und die unternehmensbezogenen
Dienstleistungen bei. Die Öffentliche Verwaltung hat rückläufige Beschäftigtenzahlen. Zurückgeblieben hinter der allgemeinen Entwicklung sind gemessen an
den jeweiligen bundesdurchschnittlichen Branchentrends das Gastgewerbe, die
Dienstleistungen für Unternehmen sowie die Öffentliche Verwaltung.
Entwicklung der Dienstleistungen
68
3.5
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Unternehmensgründungen
Unternehmensgründungen als Baustein zur Erneuerung der Wirtschaftsstruktur
Unternehmensgründungen sind als ein wesentlicher Baustein der Erneuerung der Wirtschaftsstruktur in jüngerer Zeit in das Zentrum des Interesses gerückt. Grundlagen der
nachfolgenden Sonderauswertungen der Unternehmensgründungen durch das ZEW
(Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim) für die Jahre 1990 bis 1998 ist
der vom Verband der Vereine Creditreform (VVC) und ZEW gepflegte GründungspanelWest. In diesem Datensatz sind alle vom VVC erfassten Unternehmensgründungen enthalten. Zur Datenerhebung führt der VVC eine systematische Recherche aller öffentlichen
Register (z.B. Handelsregister) und Meldungen (z.B. Konkurs- und Vergleichsmeldungen),
Tageszeitungen, Geschäftsberichte und veröffentlichten Bilanzen durch. Neben der Handelsregisterdurchsicht stellen die durch Anfragen hinsichtlich der Kreditwürdigkeit ausgelösten Recherchen die wichtigsten Quellen für die Erfassung neuer Unternehmen dar. In
den vorliegenden Daten werden originäre Neugründungen von anderen Gründungsformen
bzw. der Umwandlung oder Übernahme existierender Unternehmen abgegrenzt, Scheingründungen ohne wirtschaftliche Aktivitäten sind somit nicht enthalten. Eine gewisse Untererfassung ist allerdings auf Grund der Offenlegungs- und Eintragungspflichten der Unternehmen bei Kleinstbetrieben (sog. Kleingewerbebetriebe) sowie bei Freien Berufen zu
vermuten. Die verwendeten Gründungszahlen beziehen sich auf den gewerblichen Bereich, d.h. sie klammern die Landwirtschaft, die Organisationen ohne Erwerbszweck sowie
die Gebietskörperschaften aus.
Indikator Gründungsintensität
Das Ausmaß des Gründungsgeschehens wird in der folgenden Analyse anhand der Gründungsintensität bewertet, in der die absolute Zahl der Gründungen auf die Erwerbsfähigen - d.h. die Einwohner im Alter von 15 bis 65 Jahren - bezogen wird 101.
Leichter Rückstand bei
den Gewerbeanmeldungen in den letzten Jahren
Gründungsintensitäten
nach Branchen
Nach der neuen Statistik der Gewerbeanmeldungen hatte der Landkreis SoltauFallingbostel in den Jahren 1996 bis 2000 insgesamt 1070 Gewerbeanmeldungen 102 (Abb. 3.5-1). Die Gründungsintensität 103 (84 104) blieb damit deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt zurück. Vor allem im Umland von Hamburg war die
Gründungsintensität erheblich höher, so in den Landkreisen Harburg (128) und
Lüneburg (96). Im Landkreis Rotenburg (90) sowie im Landkreis Verden (88) sind
ebenfalls mehr Gründungsaktivitäten zu verzeichnen. Dagegen sind sie in den
Landkreisen Nienburg (75) und Celle (73) eher ungünstiger. Insgesamt haben
sowohl die Stadt Hannover (84) als auch der ehemalige Landkreis (88) vergleichsweise geringe Zahlen von Betriebsgründungen.
Ebenso wie im Bundesgebiet und im übrigen Niedersachsen konzentrieren sich die
Gründungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel in absoluten Zahlen betrachtet im
Handel, in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen und im Baugewerbe.
Insgesamt sind die Gründungsintensitäten im Verarbeitenden Gewerbe (75), im
Baugewerbe (77) und auch im Handel (82) sowie in den unternehmensbezogenen
Dienstleistungen (87) jeweils deutlich geringer als im Bundesgebiet. Vergleichsweise günstig hingegen ist die Situation im Gastgewerbe (97) sowie im Verkehrssektor (99).
101
102
103
104
Die absoluten Zahlen der Gründungen können aufgrund einer Vereinbarung mit dem ZEW
nicht weitergegeben werden.
echte Neuerrichtungen, Hauptniederlassungen
Gewerbeanmeldungen bezogen auf die Erwerbsfähigen (Personen im Alter von 15 bis unter
65 Jahren)
jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100, Jahre 1996 bis 2000
69
Abb. 3.5-1
Stärken-Schwächen-Analyse
Gewerbeanmeldungen nach Wirtschaftsbereichen im Bundesgebiet, in Niedersachsen und im Soltau-Fallingbostel 1996 bis 2000
Gewerbeanmeldungen* 1996 - 2000 (JD) je 10.000 Erwerbsfähige**
40
35
30
25
Deutschland
Niedersachsen
20
LK Soltau-Fallingbostel
15
10
5
* Betriebsgründungen; Hauptniederlassung
übrige
Wirtschaftszweige
sonstige
Dienstleistungen
unternehmensbez.
Dienstleistungen
Finanzdienstleistungen
Verkehr,Nachrichtenübermittlung
Gastgewerbe
Handel
Bau
Verarbeitendes
Gewerbe
Land-,Forstwirtschaft,Fischerei
0
** Bev. im Alter v. 15 b. unt. 65 Jahren
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
6.9.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[gewanm00 Gewerbeanmeldungen Betriebsgründungen 96b00.xls]Grafiken
70
4.
4.1
Landkreis Soltau-Fallingbostel
ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN
Entwicklung des Arbeitskräfteangebots
Die Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren (Erwerbsfähige) stellt jeweils den
maximalen Rahmen für das Arbeitskräftzepotenzial einer Region dar. Die Bevölkerungsentwicklung und der demograhpische Wandel können von daher das Arbeitskräfteangebot
einer Region erheblich beeinflussen.
Komponenten des Arbeitskräfteangebots
Die (tatsächliche) Erwerbsbeteiligung berechnet sich als Anteil der Beschäftigten (am
Wohnort) an den Erwerbsfähigen. Damit wird aber nur die Erwerbstätigkeit ausgewiesen,
die tatsächlich am Arbeitsmarkt realisiert werden kann. Zieht man zu den Beschäftigten
(am Wohnort) die Arbeitslosen hinzu, so erhält man eine Schätzgröße für die potenzielle
Erwerbsbeteiligung, d.h. die Erwerbsneigung (unter den jeweils gegebenen Arbeitsmarktbedingungen). Dabei muss berücksichtigt werden, dass Veränderungen der Arbeitskräftenachfrage, z.B. durch höhere Löhne oder attraktivere Arbeitsplätze auch die Erwerbsneigung beeinflussen.
4.1.1
Entwicklung der Erwerbsfähigen
Parallel zur Entwicklung der Bevölkerung ist auch das Arbeitskräftepotenzial 105 im
Landkreis Soltau-Fallingbostel überdurchschnittlich gestiegen (Abb. 4.1-1). Von
1993 bis 2001 sind die Erwerbsfähigenzahlen im Westdeutschland um 0,1 %, in
Niedersachsen um 1,6 % und im Landkreis Soltau-Fallingbostel um 5,1 % gestiegen. Dieser überdurchschnittliche Zuwachs an Erwerbsfähigen hat das Arbeitskräfteangebot vor Ort deutlich erhöht und damit auch den regionalen Arbeitsmarkt
tendenziell „belastet“.
4.1.2
Entwicklung der Erwerbsbeteiligung
Erwerbsbeteiligung der
Männer etwa im Bundesdurchschnitt
Die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Männer liegt im Landkreis SoltauFallingbostel mit 56,2 % 106 (97,5 107) rechnerisch leicht unter dem westdeutschen
Durchschnitt. Durch das Ausblenden von Beamten und Soldaten dürfte damit die
Erwerbsteiligung etwas unterschätzt werden, so dass die Region etwa im Bundesdurchschnitt liegt. Im Vergleich zu den umliegenden Regionen ist die Erwerbsbeteiligung nicht ganz so hoch wie etwa in den Landkreisen Verden (104), Nienburg
(104) oder Rotenburg (103), aber doch höher als in den stärker von Arbeitslosigkeit geprägten Nachbarkreisen Lüneburg (90), Celle (93), Lüneburg (90) und Uelzen (89).
Erwerbsbeteiligung der
Männer seit Mitte der 90er
Jahre rückläufig
Allerdings ist das Niveau der Erwerbsbeteiligung der Männer im Landkreis SoltauFallingbostel seit Mitte der 90er Jahre – bezogen auf den westdeutschen Durchschnitt – schrittweise zurück gegangen. So lag die tatsächliche Erwerbsbeteiligung
zwischen 1995 (102,0) und 1997 (102,4) noch über dem Durchschnitt und ging in
105
106
107
Erwerbsfähige im Alter von 18 bis unter 65 Jahren geben den weitesten Rahmen für die tatsächlich Erwerbstätigen ab und können als Arbeitskräftepotenzial bezeichnet werden.
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort bezogen auf die Bevölkerung im Alter
von 18 bis unter 65 Jahren, 30.6.2000
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
71
Abb. 4.1-1:
Stärken-Schwächen-Analyse
Entwicklung der Erwerbsfähigen (Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65
Jahren) in Westdeutschland, in Niedersachsen und im Landkreis SoltauFallingbostel seit Ende der 80er Jahre
1,8
Veränderug zum Vorjahr in %
1,6
1,4
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
früh. Bundesgebiet
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
-0,2
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2000
2001
05.09.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[bev_1865 Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren.XLS]Grafik
den Folgejahren 1998 (99,6) und 1999 (98,0) deutlich zurück. Somit wirkt sich
auch in der tatsächlichen Erwerbsbeteiligung die veränderte Arbeitsmarktsituation
aus. Es ist davon auszugehen, dass der Arbeitsmarkt die starke Zuwanderung in
den letzten Jahren nicht vollständig verkraftet hat.
Die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Frauen liegt im Landkreis SoltauFallingbostel mit 47,2 % 108 (103,7 109) deutlich über dem Durchschnitt. Dies spiegelt auch das offensichtlich höhere Arbeitsplatzangebot für Frauen in der Region,
das in einem überdurchschnittlichen Frauenanteil an den Beschäftigten (am Arbeitsort) zum Ausdruck kommt. Hier ist einerseits die Situation in den Randkreisen
der großen Dienstleistungszentren wie dem Landkreis Hannover (106,2), dem
Landkreis Verden (103,5) und dem Landkreis Harburg (101,5) relativ günstig. Auf
der anderen Seite spielt auch die Dienstleistungsorientierung der Wirtschaftsstruktur vor Ort eine Rolle. Dies ist so z.B. in den Nachbarkreisen Lüneburg
108
109
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort bezogen auf die Bevölkerung im Alter
von 18 bis unter 65 Jahren, 30.6.2000
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Vergleichsweise günstige
Erwerbsbeteiligung der
Frauen
72
Abb. 4.1-2:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
(Tatsächliche) Erwerbsteiligung der Männer und Frauen in den Städten und
Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 2000
Erwerbsquoten der Männer und Frauen in %
früheres Bundesgebiet
Männer
Niedersachsen
Frauen
LK Soltau-Fallingbostel
Wietzendorf
Fallingbostel,Stadt
Soltau,Stadt
Bispingen
Bomlitz
SG Schwarmstedt
Munster,Stadt
Walsrode,Stadt
SG Ahlden
Schneverdingen,Stadt
Neuenkirchen
SG Rethem/Aller
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort an der Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren
Erwerbsbeteiligung der Männer für Stadt Munster verzerrt (Bundeswehrstandort)
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
05.09.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[erwbteil Erwerbsbeteiligung.xls]Bilder
(103,2) und Rotenburg (102,8) der Fall, in den Nachbarkreisen Nienburg (98,2),
Celle (98,7) und Uelzen (97,4) ist die Ewerbsbeteiligung der Frauen entsprechend
gering.
Auch bei Frauen tendenziell rückläufige Erwerbsbeteiligung seit Mitte der
90er Jahre
Aber auch bei den Frauen haben sich die veränderten Arbeitsmarktbedingungen
im Landkreis und seinem Umfeld in einer tendenziell rückläufigen Erwerbsbeteiligung ausgewirkt. Die tatsächliche Erwerbsbeteiligung lag Mitte der 90er Jahre
noch deutlich über dem westdeutschen Durchschnitt und ist von 1995 (108,4),
über 1997 (107,3) und 1999 (104,1) auf das derzeitige Niveau (103,7) zurück gegangen.
Innerregionales Gefälle in
der Erwerbsbeteiligung
der Männer ...
Bei den Männern und Frauen ergeben sich beträchtliche innerregionale Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung (Abb. 4.1-2).
73
Stärken-Schwächen-Analyse
-
So ist die tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Männer weit überdurchschnittlich
am Industriestandort Bomlitz (120), aber auch in der SG Ahlden (109) sowie in
der Stadt Bad Fallingbostel (108).
-
Sie ist unterdurchschnittlich in der Stadt Schneverdingen im Nordosten des
Kreisgebietes sowie extrem gering in der Stadt Munster 110 (67).
-
Die Erwerbsbeteiligung ist in allen Städten und Gemeinden seit 1995 zurück
gegangen.
Auch bei der tatsächliche Erwerbsbeteiligung der Frauen ergibt sich ein innerregionales Gefälle, das sich aus dem Arbeitsplatzangebot erklären lässt.
-
An der Spitze stehen die Gemeinde Wietzendorf (115), die Städte Bad Fallingbostel und Soltau (110) sowie Bispingen (110) und Bomlitz (108).
-
Deutlich geringer ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen in der Stadt Schneverdingen (98), in der Gemeinde Neuenkirchen (94) und vor allem in der SG Rethem (86).
4.1.3
Überregionale Arbeitsmarktverflechtungen
Sowohl das regionale Arbeitskräfteangebot als auch die –nachfrage werden durch die
interregionalen Arbeitskräfteverflechtungen beeinflusst. Regionen und Standorte mit attraktivem Angebot an Arbeitsplätzen dürften einen Einpendlerüberschuss realisieren. Auf
der anderen Seite führen die günstigen Wohnstandortbedingungen im Umfeld der großen
Städte und der Verdichtungsräume zum Zuzug von Haushalten, die in hohem Maße aber
ihre angestammten Arbeitsplätze in den Zentren beibehalten. Von daher führt diese sog.
Suburbanisierung zu einer Verstärkung der Pendlerströme und der interregionalen Arbeitsmarktverflechtungen.
Auch für den Landkreis Soltau-Fallingbostel lässt sich eine Verstärkung der überregionalen Verflechtungen in den letzten Jahren feststellen. Von 1994 bis 2000
sind die Zahlen der Erwerbstätigen am Wohnort im Landkreis um etwa 120 gestiegen, die der Beschäftigten (am Arbeitsort) gleichzeitig um 390 gesunken.
Damit sind die Zahlen der Auspendler über die Kreisgrenze im gleichen Zeitraum
um 1.630 und die der Einpendler um 1.240 angewachsen, d.h. die Pendlerbilanz
hat sich etwa um 320 Personen „verschlechtert“. Insgesamt konnte der Zuwachs
der Erwerbstätigenzahlen (bei relativ sinkender Erwerbsbeteiligung) nur durch
steigende Außenverflechtungen erreicht werden.
110
geringe Aussagekraft wegen der Untererfassung von Beamten und Soldaten
... und auch der Frauen
74
4.2
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Arbeitslosigkeit
Hohe und wieder wachsende Arbeitsmarktungleichgewichte als größte
Herausforderung für die
Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik
Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze und dem damit verbundenen (vorübergehenden) Wachstumsschub in den westdeutschen Ländern gingen die Arbeitslosenbestände
trotz nicht unbeträchtlicher Zuwanderungen und wachsender Einpendlerzahlen (in den
ehemaligen Grenzgebieten) mit zunehmender Geschwindigkeit zurück. Im Jahresdurchschnitt 1991 wurde in Westdeutschland eine Zahl von 1,7 Mio. unterschritten. Seit Anfang
1992 stiegen angesichts des sich verschärfenden Strukturwandels die Arbeitslosenzahlen
wieder mit zunehmendem Tempo an. Von einem kurzfristigen Rückgang im Jahr 1994/95
unterbrochen, wuchsen die Arbeitslosenzahlen bis 1997, überschritten im Jahresdurchschnitt 1997 die Grenze von 3,0 Mio. in Westdeutschland und erreichten in Deutschland
mit insgesamt fast 4,4 Mio. einen bisherigen Höchststand. Seit Anfang 1998 schmolzen die
Arbeitslosenzahlen zunächst leicht und dann mit steigendem Tempo ab. Im Jahresdurchschnitt 2000 lagen die Zahlen in Westdeutschland noch bei 2,53 Mio. und im Jahresdurchschnitt 2001 bei 2,48 Mio. Allerdings hat sich das Wirtschaftswachstum seit Anfang 2001
deutlich verlangsamt und angesichts einer drohenden Rezession steigen die Arbeitslosenzahlen wieder. Mitte 2002 lagen sie in Gesamtdeutschland bereits um 7 % über dem Vorjahresniveau.
Arbeitsmarktposition seit
1997 langsam, aber kontinuierlich verschlechtert
Allerdings hat sich die Arbeitsmarktsituation im Landkreis Soltau-Fallingbostel in
den letzten Jahren tendenziell verschlechtert (Abb. 4.2-1). So sind die Arbeitslosenzahlen binnen Jahresfrist um 11,4 % gestiegen (in Westdeutschland 7,6 %).
Die Arbeitslosenquote lag entsprechend Mitte 2001 (100) genau im westdeutschen
Durchschnitt und 2000 (93) sogar deutlich darunter. Im Jahr 1997 (90) war die
Arbeitsmarktsituation – trotz absolut höherer Zahlen – im Vergleich zum übrigen
Westdeutschland sogar erheblich günstiger, seitdem ist der Vorsprung zunehmend
geschrumpft. Dies bedeutet, das sich die relative Arbeitsmarktposition des Landkreises seit etwa 1997 (trotz rückläufiger absoluter Arbeitslosenzahlen) langsam,
aber fast durchgehend verschlechtert hat.
Überdurchschnittliche
saisonale Probleme auf
dem Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Soltau-Fallingbostel ist durch ausgesprochen hohe
saisonale Schwankungen der Arbeitslosenzahlen gekennzeichnet mit niedrigen
Werten in der Sommersaison und vergleichsweise hohen in den Wintermonaten
(Abb. 4.2-1). Dies ist auf die Wirtschaftsstruktur zurückzuführen, in der saisonabhängige Branchen wie das Gastgewerbe und die Freizeitdienstleistungen sowie
das Baugewerbe ein überdurchschnittliches Gewicht haben.
Konzentration der Arbeitslosigkeit in der Städten
Innerhalb des Landkreises ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch in der Stadt
Munster (117 111) sowie in den Städten Soltau (116) und Schneverdingen (115)
(Abb. 4.2-2). Auch in den Städten Bad Fallingbostel und Walsrode (beide 107) sind
die Arbeitslosenzahlen überdurchschnittlich. Durchweg geringer sind die Arbeitsmarktprobleme in den übrigen Städten und Gemeinden (mit Ausnahme von Neuenkirchen).
Seit dem letzten Höchststand im Jahr 1997 sind die Arbeitslosenzahlen in den SG
Rethem/Aller und Schwarmstedt sowie in den Städten Munster und Schneverdingen überdurchschnittlich zurückgegangen (Abb. 4.2-2). Gestiegen sind die Arbeitsmarktprobleme hingegen in Wietzendorf, was mit der außergewöhnlich starken Zuwanderung im Zusammenhang stehen dürfte.
111
Arbeitslosenquoten Ende Juni 2002, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland = 100)
75
Abb. 4.2-1:
Stärken-Schwächen-Analyse
Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Westdeutschland und im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
Arbeitslosenquoten
Quartalswerte und Trendwerte in %
13
12
früheres Bundesgebiet
11
10
9
8
LK Soltau-Fallingbostel
7
6
5
4
3
2
Differenz zum Bundeswert
in %-Punkten
1
0
-1
-2
-3
88
89
90
91
92
93
94
95
96
Ende des Quartals
97
98
99
00
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
01
02
01.07.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Alalqkrs ALQ seit 88.xls]Tabelle1
4.3
Frauen- und Teilzeitbeschäftigung
Seit Ende der 70er Jahre hat sich die Beschäftigung der Frauen durchgehend günstiger
entwickelt als die der Männer. So ist von 1980 bis 1999 die Beschäftigtenzahl der Männer
im Bundesgebiet um etwa 1 % gesunken, die der Frauen demgegenüber um fast 19 %
gestiegen. Der Frauenanteil an den Beschäftigten hat sich entsprechend von knapp 39 %
auf über 43 % erhöht. Begünstigt wird die Frauenbeschäftigung durch den sektoralen
Strukturwandel zu Gunsten der Dienstleistungen. Die gestiegene Qualifikation der Frauen
hat zudem deren Arbeitsmarktchancen beträchtlich erhöht. Darüber hinaus kommt das
steigende Angebot an Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten den Beschäftigungswünschen
und -möglichkeiten vieler Frauen entgegen. Die trotz steigender Erwerbsbeteiligung von
Frauen nach wie vor großen regionalen Unterschiede in der Frauenbeschäftigung zeigen
allerdings, dass das Arbeitskräftepotenzial der Frauen bei weitem noch nicht ausgeschöpft
ist.
Bundesweit steigender
Frauenanteil an den Beschäftigten
76
Abb. 4.2-2:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Arbeitslosigkeit in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1997 und 2002
Arbeitslosenquote am 30.6.
Deutschland
Bundesgebiet West, oh.B.(W)
Niedersachsen
1997
LK Soltau-Fallingbostel
2002
Wietzendorf
Bispingen
SG Schwarmstedt
SG Rethem/Aller
Bomlitz
SG Ahlden
Fallingbostel, Stadt
Walsrode, Stadt
Neuenkirchen
Schneverdingen, Stadt
Soltau, Stadt
Munster, Stadt
0
2
4
6
8
10
12
in %
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
5.9.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
Frauenanteil an den Beschäftigten überdurchschnittlich
Der Anteil der Frauen an den Beschäftigten 112 liegt im Landkreis SoltauFallingbostel mit mehr als 46 % (107 113) deutlich über dem Bundesdurchschnitt
(Abb. 4.3-1). Geprägt wird der Anteil der Frauen von der Wirtschaftsstruktur des
Landkreises, dem hohen Dienstleistungsanteil und hier insbesondere vom Tourismus sowie dem Sozial- und Gesundheitswesen. Zwar ist in den sich östlich anschließenden Kreisen Lüneburg (114) und Uelzen (115) der Frauenanteil noch
höher, in allen anderen Nachbarkreisen hat er aber eine vergleichbare Größenordnung, so z.B. in den Landkreisen Harburg (106) und Hannover (104) sowie Rotenburg (104). Lediglich in den stärker industriell bestimmten Landkreisen Verden (99)
und Nienburg (99) ist der Anteil der Frauen an den Arbeitsplätzen vor Ort niedriger.
Große Unterschiede im
Frauenanteil zwischen
den Standorten
Auch innerhalb des Landkreises wird die Prägung durch die Wirtschaftsstruktur vor
Ort deutlich (Abb. 4.3-1). So reicht die Spannbreite von dem Industriestandort
112
113
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.1999. Die Erwerbstätigkeit der Frauen (als
mithelfende Familienangehörige) wird allerdings von der Beschäftigtenstatistik nicht erfasst.
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
77
Stärken-Schwächen-Analyse
Bomlitz (53) und dem Bundeswehrstandort Stadt Munster (92) bis hin zu den
Dienstleistungszentren Soltau (115) und Walsrode (125). In den meisten Standorten konnte der Frauenanteil seit Ende der 80er Jahre mehr oder weniger stark
ausgeweitet werden, in einigen ist er aber auch zurück gegangen, so z.B. in der
SG Ahlden und der Gemeinde Neuenkirchen.
4.4
Ausbildung und Qualifikation
Qualifizierte und hochqualifizierte Kräfte gewinnen im wirtschaftlichen Strukturwandel in
Deutschland zunehmend eine zentrale Bedeutung. Von daher sind das Angebot und die
Mobilisierbarkeit qualifizierter Kräfte auch ein Standortfaktor mit steigendem Gewicht. Allerdings ist insbesondere beim Angebot an hochqualifizierten Kräften ein sehr starkes
Stadt-Land-Gefälle zu beobachten; bei den mittleren Qualifikationen ist das räumliche
Muster weit weniger eindeutig. Es gibt industriell geprägte und auch ländliche Regionen mit
nach wie vor hohem Anteil an Arbeitskräften ohne abgeschlossene Berufsausbildung und
solche, in denen intensiv ausgebildete Kräfte eingesetzt werden. Die Qualifikationsstruktur
der Beschäftigten ist jeweils auch ein wichtiges Spiegelbild der Wirtschaftsstruktur.
4.4.1
Qualifikationsstruktur der
Arbeitskräfte als Standortfaktor
Berufliche Erstausbildung
Der Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten spiegelt die Ausbildungsanstrengungen der Wirtschaft wider. Er ist seit Mitte der 80er Jahre, wo er im Bundesdurchschnitt bei 8,9 % lag, fast durchgehend gesunken und liegt mittlerweile bei 5,6 %. Die
Ursachen hierfür liegen zum einen in der (demographisch bedingt) geringeren Nachfrage
nach Ausbildungsplätzen, zum anderen auch im Abbau von Ausbildungskapazitäten vor
allem in der Industrie. Neben einer rein quantitativen Betrachtung spielt unter regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten vor allem eine Rolle, in welchen Berufen ausgebildet wird.
Die Zusammensetzung der Ausbildungsberufe hängt dabei eng mit der Wirtschaftsstruktur
einer Region zusammen. In den ländlichen Räumen wird zwar in der Regel intensiv ausgebildet, die Ausbildung konzentriert sich aber häufig auf wenige Ausbildungsberufe, und das
Spektrum ist gegenüber großstädtischen Räumen stark eingeengt. Ein vielfältiger Ausbildungsstellenmarkt ist aber gerade unter dem Aspekt der Anpassung der Qualifikationen im
Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels von großer Bedeutung.
Bundesweiter Rückgang
der Ausbildungsleistung
in der beruflichen Erstausbildung seit Mitte der
80er Jahre
In der niedersächsischen Wirtschaft wird seit langem - gemessen an den Beschäftigtenzahlen - überdurchschnittlich ausgebildet. Die Zahl der Auszubildenden ist seit Ende
der 80er Jahre in Niedersachsen allerdings überproportional zurückgegangen. Im Jahr
1989 lag die Auszubildendenquote 114 (121 115) noch erheblich über dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2000 übertraf sie (112) den Bundeswert allerdings immer noch deutlich. In
allen Teilräumen des Landes sind die Auszubildendenquoten seit Ende der 80er Jahre
zurückgegangen, besonders stark aber in den Regionen, die ehemals weit überdurchschnittlich ausgebildet haben, so dass die regionalen Unterschiede deutlich geringer geworden sind. Vor allem in den ländlichen Regionen des westlichen Niedersachsen wird
nicht mehr so stark ausgebildet. Nach wie vor aber sind die großen Industriestandorte und
die Großstädte die Schlusslichter hinsichtlich der Intensität der beruflichen Erstausbildung.
Trotz allgemeinen Rückgangs der Auszubildendenzahlen nach wie vor
überdurchschnittliche
Ausbildungsleistungen in
Niedersachsen
Die Auszubildendenzahlen gingen in dem Zeitraum 1988 bis 1996 im Landkreis
Soltau-Fallingbostel, analog zu den Entwicklungen in den umliegenden Landkreisen sowie in Niedersachsen, deutlich zurück. Seit 1997 ist im Landkreis wieder ein
Anstieg der Auszubildendenzahlen zu verzeichnen.
Entwicklung der Auszubildendenzahlen uneinheitlich
114
115
Anteil der Auszubildenden an den (sozialversicherungspflichtig) Beschäftigten
Anteil an den Beschäftigten, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100
78
Abb. 4.4-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Auszubildende in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 2000
Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten insg. am 30.6.
Deutschland
früheres Bundesgebiet
1989
Niedersachsen
2000
LK Soltau-Fallingbostel
Walsrode, Stadt
Neuenkirchen
Wietzendorf
Schneverdingen, Stadt
Bispingen
SG Rethem/Aller
Soltau, Stadt
SG Schwarmstedt
Bomlitz
SG Ahlden
Munster, Stadt
Fallingbostel, Stadt
0
2
4
6
8
10
12
in %
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
Auszubildendenquote
über Bundes- und Landesdurchschnitt
Mit rund 2.500 Auszubildenden liegt die Auszubildendenquote im Landkreis SoltauFallingbostel mit 6,3 %116 (111 117) in etwa im Landesdurchschnitt (Abb. 4.4-1).
Diese Ausbildungsleistung der Wirtschaft wird allerdings von den meisten benachbarten ländlich geprägten Landkreisen wie Nienburg (117), Rotenburg (125), Uelzen (133) und Celle (141) mehr oder weniger deutlich übertroffen. Etwa gleiches
Niveau haben hingegen die Kreise Harburg (112) und Lüneburg (114) im südlichen
Hamburger Umland. Deutlich geringer sind hingegen die Ausbildungsleistungen in
den Randbereichen der Verdichtungsräume Bremen und Hannover mit den Landkreisen Verden (99) und Hannover (88).
Große Unterschiede zwischen den Gemeinden
Innerhalb des Landkreises gibt es ein beträchtliches Gefälle in den Auszubildendenquoten (Abb. 4.4-1). An der Spitze stehen die Stadt Walsrode, die ländlichen
Gemeinden Neuenkirchen, Wietzendorf und Bispingen sowie die Stadt Schneverdingen. Im Mittelfeld liegen die Stadt Soltau und die SG Schwarmstedt. Vergleichsweise gering sind die Auszubildendenzahlen in Bomlitz, in der SG Ahlden
116
117
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000
jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) =100
79
Stärken-Schwächen-Analyse
sowie in den Städten Munster und Bad Fallingbostel. In allen Städten und Gemeinden mit Ausnahme von Wietzendorf sind die Auszubildendenzahlen seit Ende
der 80er Jahre stark zurück gegangen.
4.4.2
Qualifikationsstruktur der Beschäftigten
Der Qualifikation der Beschäftigten kommt im internationalen Wettbewerb der hoch entwickelten Volkswirtschaften und ihrer Regionen eine immer stärkere Bedeutung zu. Qualifizierte Arbeitnehmer sind eine Voraussetzung für die Entwicklung, Produktion und Vermarktung hochwertiger Güter und Dienstleistungen, bei denen ein Land wie die Bundesrepublik mit hohen Einkommensansprüchen komparative Vorteile besitzt. Qualifizierte Arbeitskräfte sind deshalb heute ein wichtiger Standortfaktor, und viele Anzeichen sprechen
dafür, dass die Entwicklungsperspektiven von Regionen in Zukunft noch entscheidender
von der Mobilisierbarkeit qualifizierter Kräfte bestimmt werden.
Besondere Bedeutung der
Qualifikation der Beschäftigten als Standortfaktor
Der sektorale Wandel der Beschäftigung in der Bundesrepublik wird begleitet von einem
beträchtlichen qualifikatorischen Strukturwandel. So ist die Zahl der Beschäftigten ohne
abgeschlossene Berufsausbildung von 1990 bis 2000 in Westdeutschland um 16 % zurückgegangen, die Beschäftigung der mittleren Qualifikationen (mit abgeschlossener Berufsausbildung, ohne Fachhochschul- und Hochschulausbildung) ist demgegenüber um
1 %, diejenige der hoch Qualifizierten (mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss) um
etwa 43 % angestiegen.
Beträchtlicher qualifikatorischer Strukturwandel
Trotz eines hohen Ausbildungsniveaus bleibt nach wie vor etwa ein Sechstel jedes nachwachsenden Altersjahrgangs in Deutschland ohne abgeschlossene Berufsausbildung.
Diese Arbeitskräfte haben auf dem Arbeitsmarkt sehr ungünstige Aussichten. Das Nachholen von versäumten schulischen und beruflichen Abschlüssen wird in Zukunft noch
wichtiger werden.
Besondere Problemgruppe der Beschäftigten ohne Berufsabschluss
Aber auch die erworbenen Qualifikationen vieler Fachkräfte werden oftmals durch die
technischen Entwicklungen und den sektoralen Strukturwandel entwertet. Verstärkt wird
dieser Prozess noch durch neue Formen der Arbeits- und Managementorganisation in den
Betrieben. Sofern es nicht gelingt, durch Anpassungsqualifizierung und eine nachfragegerechte Ausbildung gegenzusteuern, wird es in Zukunft in noch stärkerem Maße zu einem
Nebeneinander von Arbeitslosigkeit wenig qualifizierter und fehlqualifizierter Arbeitnehmer
und Engpässen bei hochqualifizierten Kräften kommen.
Technische Entwicklungen und sektoraler Strukturwandel erzwingen
nachfragegerechtere
Ausbildung und Anpassungsqualifizierung
Hinsichtlich der Qualifikationsstrukturen der beschäftigten Arbeitnehmer ist in Deutschland
ein beträchtliches regionales Gefälle mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil von
hochqualifizierten Beschäftigten (mit Fachhochschul- und Hochschulausbildung) in den
großstädtischen Verdichtungsräumen und sehr niedrigen Anteilen in den ländlichen und
peripheren Räumen zu beobachten. Bei der Beschäftigung von wenig oder unqualifizierten
Kräften (ohne abgeschlossene Berufsausbildung) ist das regionale Verteilungsmuster
hingegen nicht so eindeutig. Der Einsatz von wenig Qualifizierten ist offensichtlich in starkem Maße abhängig von der Wirtschafts- bzw. Industriestruktur der Region.
Regionales Gefälle hinsichtlich der Qualifikationsstrukturen der Beschäftigten
Der sektorale Wandel der Beschäftigung in der Bundesrepublik wird begleitet von einem
beträchtlichen qualifikatorischen Strukturwandel. So ist die Zahl der Beschäftigten ohne
abgeschlossene Berufsausbildung von 1980 bis 1996 bundesweit um 35 % zurückgegangen, die Beschäftigung der mittleren Qualifikationen (mit abgeschlossener Berufsausbildung, ohne Fachhochschul- und Hochschulausbildung) ist demgegenüber um
22 %, diejenige der hoch Qualifizierten (mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss) sogar um etwa 94 % angestiegen.
Starker qualifikatorischer
Strukturwandel zu Gunsten der qualifizierten und
hoch qualifizierten Beschäftigungen
80
Abb. 4.4-2:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den Städten und
Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1990 und
2000
Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene
Berufsausbildung an insgesamt am 30.6.
Deutschland
1990
früheres Bundesgebiet
2000
Niedersachsen
LK Soltau-Fallingbostel
Neuenkirchen
SG Rethem/Aller
Schneverdingen, Stadt
Soltau, Stadt
Walsrode, Stadt
SG Ahlden
Bomlitz
Fallingbostel, Stadt
Munster, Stadt
Bispingen
SG Schwarmstedt
Wietzendorf
0
5
10
15
20
25
30
35
40
in %
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Landkreis SoltauFallingbostel: vergleichsweise geringe Beschäftigung von wenig Qualifizierten
Große Unterschiede beim
Anteil gering Qualifizierter
zwischen den Gemeinden
Apr2002.xls]SoFa
Im Landkreis Soltau-Fallingbostel werden vergleichsweise wenige unqualifizierte
Kräfte eingesetzt, denn der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung liegt mit 16,3 % 118 (86 119) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt
(Abb. 4.4-2). Die meisten benachbarten Landkreise - mit Ausnahme von Verden
(90) Rotenburg (97) und Nienburg (103) weisen allerdings noch geringere Anteile
an unqualifizierten Beschäftigten auf, so die Landkreise Celle (74), Uelzen (75) und
Lüneburg (79) sowie Harburg (77) und Hannover (80).
Innerhalb des Landkreises ist der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene
Berufsausbildung in den meisten kleineren Gemeinden sowie in Munster und den
Industriestandorten Bad Fallingbostel und Bomlitz vergleichsweise hoch (Abb.
4.4-2). Die geringsten Anteile an unqualifizierten Beschäftigten haben die Gemein-
118
119
Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt (ohne Auszubildende),
30.6.2000
Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte
Bundesländer) = 100, 30.6.2000
81
Abb. 4.4-3:
Stärken-Schwächen-Analyse
Hochqualifizierte Beschäftigte in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 1990 und 2000
Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Fachhochschuloder Hochschulabschluss an insgesamt am 30.6.
Deutschland
früheres Bundesgebiet
Niedersachsen
1990
2000
LK Soltau-Fallingbostel
Bomlitz
Soltau, Stadt
Schneverdingen, Stadt
Walsrode, Stadt
Fallingbostel, Stadt
Neuenkirchen
Bispingen
SG Rethem/Aller
Munster, Stadt
Wietzendorf
SG Ahlden
SG Schwarmstedt
0
2
4
6
8
10
in %
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
den Neuenkirchen, die SG Rethem sowie die Städte Schneverdingen, Soltau und
Walsrode. Seit Ende der 80er Jahre ist der Anteil an Beschäftigten ohne Berufsabschluss in allen Standorten erheblich zurückgegangen.
Entsprechend stehen im Landkreis Soltau-Fallingbostel die mittleren Qualifikationen 120 (111 121) eindeutig im Vordergrund. Fast 80 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten können eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen. Dieser Anteil liegt etwa auf dem Niveau der Landkreise Harburg (112), Uelzen
(112), Celle (111) und übertrifft die Nachbarkreise Hannover (109), Lüneburg (108)
und Nienburg (106) leicht.
Das Spektrum der mittleren Qualifikationen der Beschäftigten innerhalb des Landkreises Soltau-Fallingbostel reicht von 70 % in Wietzendorf über beispielsweise
81 % in der Stadt Soltau bis hin zu 86 % in der SG Rethem.
120
121
Beschäftitgte mit abgeschlossener Berufsausbildung, ohne Fachhochschul- und Hochschulqualifikation
Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100,
30.6.2000
Beschäftigung von mittleren Qualifikationen steht
deutlich im Vordergrund
Unterschiede bzgl. der
mittleren Qualifikation
zwischen den Gemeinden
82
Deutliches Defizit bei der
Beschäftigung von hoch
qualifizierten Kräften
Große Unterschiede beim
Anteil hoch Qualifizierter
zwischen den Gemeinden
Steigender Anteil von
Hochqualifizierten, aber
Rückstand zum Bundesdurchschnitt eher größer
geworden
4.5
Landkreis Soltau-Fallingbostel
In Niedersachsen ist seit langem ein beträchtliches Defizit bei der Beschäftigung
von hoch qualifizierten Kräften zu beobachten. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel
liegt dabei – vergleichbar zu vielen anderen ländlichen Regionen – noch deutlich
unter dem niedersächsischen Durchschnitt und weist lediglich einen Anteil von
4,1 % (44 122) der beschäftigten Kräfte mit Fachhochschul- und Hochschulbildung
auf (Abb. 4.4-3). Das Gefälle von den Zentren der umliegenden Verdichtungsräume Hamburg (143), Stadt Bremen (131) und Hannover (146) ist beträchtlich. Aber
selbst die benachbarten Landkreise Verden (68), Celle (70) und Lüneburg (80)
beschäftigten in sehr viel stärkerem Maße hochqualifizierte Kräfte.
Innerhalb des Landkreises Soltau-Fallingbostel hat der Standort Bomlitz (95) den
mit Abstand höchsten Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten (Abb. 4.4-3). Mit
erheblichem Abstand folgen die Städte Soltau (51), Schneverdingen (47), Walsrode (45) und Bad Fallingbostel (43). Die geringsten Anteile an Beschäftigten mit
Fachhochschul- und Hochschulabschluss haben die Standorte Wietzendorf (27),
SG Ahlden (23) und SG Schwarmstedt (21).
Der Anteil der hochqualifizierten Beschäftigten ist auch im Landkreis SoltauFallingbostel seit Anfang der 90er Jahre deutlich angestiegen, von 3,3 % (50) im
Jahr 1990 auf 4,4 % (46) im Jahr 2000 (Abb. 4.4-3). Der relative Abstand zum
westdeutschen Durchschnitt ist damit aber eher geringfügig größer geworden,
keinesfalls konnte die Region im qualifikatorischen Strukturwandel hinsichtlich der
hochqualifzierten Kräfte aufholen.
Löhne und Einkommen
Regionales Lohnniveau
als Determinante des
Einkommensniveaus und
als Kostenfaktor für die
Unternehmen
Das regionale Lohn- und Einkommensniveau spielt unter zwei Gesichtspunkten eine wichtige Rolle. Zum einen ist die Möglichkeit zur Erzielung eines ausreichenden Einkommens
für die Bevölkerung einer Region - basierend auf einem quantitativ ausreichenden und
qualitativ ausgewogenen Angebot an Arbeitsplätzen - eines der wichtigsten Kriterien zur
Bewertung der materiellen Lebensbedingungen. Zum anderen stellt das Lohnniveau als
Kostenbelastung durch den Produktionsfaktor Arbeit für die Unternehmen einen bedeutenden Standortfaktor dar. Die erzielten Löhne und Gehälter sind abhängig vom Geschlecht
und den beruflichen Qualifikationen der Arbeitskräfte sowie vom Wirtschaftszweig. Ein
regionales Lohngefälle, wie man es von den städtischen Zentren zu den peripheren, ländlichen Regionen hin beobachtet, wird zum Teil von den Unterschieden in der Geschlechtsund Qualifikationsstruktur der Arbeitskräfte sowie der Wirtschaftsstruktur bestimmt, spiegelt aber auch tatsächliche Differenzen in der Entlohnung vergleichbarer Tätigkeiten als
Folge der allgemeinen Angebots-Nachfrage-Relationen auf den regionalen Arbeitsmärkten
wider.
122
Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte
Bundesländer) = 100, 30.6.2000
83
Abb. 4.5-1
Stärken-Schwächen-Analyse
Bruttojahresentgelte nach Wirtschaftsbereichen in Westdeutschland und im
Landkreis Soltau-Fallingbostel 1996
70.000
Bruttojahresentgelt der ganzjährig Beschäftigten 1996 in DM
60.000
früheres Bundesgebiet
LK Soltau-Fallingbostel
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
Gebietsk.,Sozialvers.
Org.oh.Erw.,Priv.H.
Dienstleist.,a.n.g.
Kreditinst.,Versich.
Verkehr,Nachr.
Handel
Dienstleist.insg.
Baugewerbe
Verarb.Gewerbe
Energie,Wass.,Berg.
Prod.Gewerbe
Land-,Forstw.,Fisch.
Insgesamt
0
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
5.9.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\weitere aber nicht ganz aktuelle\[besnds96 Bruttojahresentgelt 96.xls]Bilder
4.5.1
Löhne und Gehälter
Das durchschnittliche Entgeltniveau der Wirtschaftsbereiche insgesamt 123 liegt im
Landkreis Soltau-Fallingbostel (85 124) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Die
Verdienstmöglichkeiten im Landkreis Soltau-Fallingbostel entsprechen damit aber
in etwa dem Niveau der umliegenden Landkreise Rotenburg (85), Lüneburg (87),
Harburg (87) sowie Nienburg (88) und Celle (90). In den umliegenden Verdichtungszentren Hamburg (110), Bremen (105) und Hannover (108) sowie ihren Umlandbereichen wie den Landkreisen Verden (94) und Hannover (92) sind die Verdienstmöglichkeiten jeweils deutlich günstiger.
Im Landkreis Soltau-Fallingbostel ist sowohl im Produzierenden Gewerbe (87) als
auch in den Dienstleistungsbereichen (86) das Entgeltniveau deutlich unterdurchschnittlich (Abb. 4.5-1). Innerhalb des Produzierenden Gewerbes sind die Entgelte
123
124
Entgeltstatistik der sozialversicherungspflichtigen Entgelte, die für alle Wirtschaftszweige
(auch den Dienstleistungssektor) vorliegen. Derzeit aktuellste Daten für das Jahr 1996.
Bruttojahresentgelt je Person; jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100
Entgeltniveau im Landkreis Soltau-Fallingbostel
um ein Sechstel unter
dem Bundesdurchschnitt
84
Landkreis Soltau-Fallingbostel
im Verarbeitenden Gewerbe (86) besonders niedrig, während im Baugewerbe (99)
fast durchschnittliche Werte erzielt werden. Im Dienstleistungssektor sind die Entgelte im Handel (85) vergleichsweise niedrig, während in den Gebietskörperschaften (98) durch die Bundeswehr fast bundesdurchschnittliche Löhne und Gehälter gezahlt werden.
Lohnniveau der Arbeiter
im Verarbeitenden Gewerbe erheblich unter
dem Bundesdurchschnitt
Das Lohnniveau der Arbeiter im Verarbeitenden Gewerbe liegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel mit 29,09 DM 125 (79 126) erheblich unter dem Landeswert (99)
und dem Bundesdurchschnitt. Im Umfeld haben die Landkreise Rotenburg (79)
und Uelzen (75) ein vergleichbares Lohnniveau, in den Nachbarkreisen Nienburg
(82), Lüneburg (84), Verden (86) und Celle (90) ist es deutlich höher. Von besonderer Attraktivität sind im Umfeld natürlich die Großstädte Hannover (120), Hamburg (112) und Bremen (106).
Rückstand bei den Angestelltengehältern geringer
Der Rückstand bei den Angestelltengehältern im Verarbeitenden Gewerbe ist im
Landkreis Soltau-Fallingbostel mit 83.700 DM 127 (91 128) nicht ganz so stark.
4.5.2
Pro-Kopf-Einkommen
Einkünfte aus der Lohnund Einkommensteuer als
umfassender Indikator für
die regionale Einkommenssituation
Ein vergleichsweise umfassendes, aber wegen der langen Veranlagungszeiträume leider
wenig aktuelles Bild von den regionalen Einkommensdisparitäten vermittelt die Lohn- und
Einkommensteuerstatistik. Wenn sich auch die steuerliche Einkommensdefinition nicht
ganz mit dem volkswirtschaftlichen Begriff deckt (insbesondere werden geringe Einkommen auf Grund von Freibeträgen etwas unterschätzt oder auch nicht steuerpflichtige
Transfereinkommen ausgeklammert), so ist das Bild doch in den Grundstrukturen relativ
unverzerrt. Zurzeit liegen die Ergebnisse von 1995 vor. Als Indikator zur Messung der Einkommensunterschiede wird der Gesamtbetrag der Einkünfte der Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen auf die Bevölkerung bezogen (Pro-Kopf-Einkommen).
Pro-Kopf-Einkommen
leicht unter dem Bundesdurchschnitt
Das Pro-Kopf-Einkommen liegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel (89 129) insgesamt um mehr als ein Zehntel unter dem Bundesdurchschnitt und damit auch unter dem Landeswert (94). Die Region liegt dabei im Spannungsfeld eines großräumlichen Gefälles von den Randbereichen der großstädtischen Verdichtungsräume zu den ländlichen Räumen hin. Die höchsten Einkommen finden sich in den
attraktiven Wohnlagen in den Landkreisen Harburg (128) und Hannover (112)
sowie im Landkreis Verden (112). Auch die Landkreise Lüneburg (98) und Celle
(93) sowie Rotenburg (93) können insgesamt ein höheres Pro-Kopf-Einkommen
erzielen. Im Umfeld erreichen die Landkreise Uelzen (87) und Nienburg (85) nicht
ganz das Pro-Kopf-Einkommen von Soltau-Fallingbostel. Der Landkreis wird hier
eindeutig durch die gute Erreichbarkeit der umliegenden Verdichtungsräume
Hamburg und Hannover begünstigt. Daneben stabilisiert auch die etwas höhere
Erwerbsbeteiligung das Pro-Kopf-Einkommen, während das vergleichsweise niedrige eigene Lohnniveau sich eher abschwächend auswirkt. Seit Ende der 80er
Jahre konnte der Landkreis seine Einkommensposition verbessern, von 1989 (84)
über 1992 (86) bis 1995 (89).
125
126
127
128
129
Lohnsumme je geleisteter Arbeiterstunde, 2000
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
Gehaltssumme der Angestellten, 2000
jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 1995
85
Abb. 4.5-2
Stärken-Schwächen-Analyse
Pro-Kopf-Einkommen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des
Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 1995
in DM je Einwohner
Deutschland
früheres Bundesgebiet
Niedersachsen
1989
LK Soltau-Fallingbostel
1995
Bispingen
SG Schwarmstedt
Soltau, Stadt
SG Ahlden
Bomlitz
Wietzendorf
Fallingbostel, Stadt
Walsrode, Stadt
Schneverdingen, Stadt
Neuenkirchen
SG Rethem/Aller
Munster, Stadt
0
20
40
60
80
100
BG = 100
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Innerhalb des Landkreises ist ein deutliches Gefälle im Pro-Kopf-Einkommen festzustellen, das von den Erwerbsmöglichkeiten des eigenen Standortes und des
Umfeldes, aber auch in besonderer Weise von der Bevölkerungs- und Sozialstruktur geprägt wird (Abb. 4.5-2).
-
Das höchste Pro-Kopf-Einkommen wird in der Gemeinde Bispingen (100) erzielt, deren Strategie, sich auf gehobene Wohnfunktionen zu konzentrieren hier
deutlich auszahlt. Ende der 80er Jahre war das Einkommensniveau (89) noch
erheblich geringer.
-
An zweiter Stelle steht die SG Schwarmstedt (98). Auch hier hat die Wohnortstrategie die Gemeinden seit 1989 (89) beträchtlich voran gebracht. Dies gilt in
noch stärkerem Maße für die SG Ahlden (96).
-
An dritter Stelle im Landkreis steht die Stadt Soltau (96).
-
An dem Industriestandort Bomlitz (93) wirken sich die hohen Verdienstmöglichkeiten vor Ort aus.
Apr2002.xls]SoFa
Gefälle im Pro-KopfEinkommen innerhalb des
Landkreises
86
Landkreis Soltau-Fallingbostel
-
Im Mittelfeld des Landkreises liegt auch die Gemeinde Wietzendorf (93), die
ebenfalls ihre Position seit Ende der 80er Jahre verbessern konnte.
-
Die Städte Bad Fallingbostel (91), Walsrode (90) und Schneverdingen (86)
haben vor allem im Vergleich zu Soltau vergleichsweise niedrige Pro-KopfEinkommen.
-
Das Schlusslicht bildet neben den ländlich geprägten Gemeinden Neuenkirchen und SG Rethem die von der Bundeswehr geprägte Stadt Munster.
87
5.
5.1
Stärken-Schwächen-Analyse
KOMMUNALE FINANZEN
Einnahmen der kommunalen Ebene
Die kommunale Finanzsituation ist eine wichtige Rahmengröße für den Handlungsrahmen
zur Gestaltung der regionalen Wohn- und Unternehmensstandortbedingungen und hier
insbesondere wichtiger Teilbereiche der wirtschaftsnahen Infrastruktur. Die Steuereinnahmen der Gemeinden, d.h. die Einnahmen aus der Grundsteuer A und B sowie der Gewerbesteuer und der Gemeindeanteil an der Lohn- und veranlagten Einkommensteuer stellen
die wichtigste Einnahmequelle der kommunalen Ebene dar. Sie entscheiden wesentlich
über die Finanzkraft der Gemeinden. Im Jahr 1999 beispielsweise entfallen mehr als 38 %
der Einnahmen der laufenden Rechnung von Gemeinden auf Steuereinnahmen. Die Gewerbesteuer, die sich in früheren Berichtszeiträumen noch aus einem Kapital- und Ertragsbestandteil zusammensetzte, ist auch ein wichtiger Indikator zur wirtschaftlichen Entwicklung der (gewerbesteuerpflichtigen) Betriebe in einer Gemeinde. Bei den Realsteuern
können die Städte und Gemeinden darüber hinaus die Hebesätze in eigener Verantwortlichkeit festsetzen. Ein hohes Niveau der Hebesätze beschert zwar den Kommunen auch
höhere Steuereinnahmen, es kann sich gerade bei der Gewerbesteuer aber auch negativ
auf die Attraktivität des Standortes auswirken. Auf der anderen Seite müssen die regionalen Unterschiede der Gewerbesteuerhebesätze auch im Zusammenhang mit den Infrastrukturleistungen der Kommunen gesehen werden.
Kommunale Finanzsituation als Rahmengröße der
Gestaltung der Wohn- und
Unternehmensstandortbedingungen
Steuereinnahmen der Gemeinden
Die Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinden unterliegen insgesamt vergleichsweise starken Schwankungen. Sie liegen derzeit im Landkreis Soltau-Fallingbostel
mit 386 DM je Einwohner 130 (86 131) um ein Sechstel unter dem Landesdurchschnitt (Abb. 5.1-1). Bereits seit langem sind die Gewerbesteuereinnahmen – von
einzelnen Jahren abgesehen - deutlich schwächer als im Landesdurchschnitt.
Allerdings hat sich der Abstand seit Ende der 80er Jahre etwas verringert. Die
Ursachen dürften in der Branchenstruktur und -entwicklung, aber auch in der Einbindung von Betrieben in nationale und internationale Unternehmen bzw. Konzernstrukturen liegen. Vor allem die steuerstarken Gemeinden haben in den letzten
Jahren verloren.
Gewerbesteuereinnahmen
insgesamt ein Drittel unter dem Landesdurchschnitt
Innerhalb des Landkreises gibt es große Unterschiede in den Gewerbesteuereinnahmen. Weit an der Spitze stehen die beiden großen Industriestandorte des
Kreises, die Gemeinde Bomlitz (270) und die Stadt Bad Fallingbostel (223). Überdurchschnittliche Gewerbesteuereinnahmen hat auch die SG Ahlden (151), die
Stadt Soltau (101) liegt etwa im Landesdurchschnitt. In den übrigen Städten und
Gemeinden (Samtgemeinden) liegen die Einnahmen deutlich unter dem Landeswert. Mit Abstand am geringsten sind sie in der SG Rethem (27).
Große Unterschiede in
den Gewerbesteuereinnahmen zwischen den
Gemeinden
Die Gewerbesteuerhebesätze in den Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel liegen mit durchschnittlich 336 Punkten (91 132) deutlich unter dem
Landesdurchschnitt. Sie sind damit erheblich niedriger als im Landkreis Hannover
(103) und vor allem auch niedriger als in der Stadt Hannover (125). Die Hebesätze
der übrigen benachbarten Kreise Nienburg (90), Verden (90) sowie Lüneburg (94)
Gewerbesteuerhebesätze
deutlich unter dem Landesdurchschnitt
130
131
132
in DM je Einwohner, 2000
jeweiliger Landeswert = 100
jeweiliger Landeswert = 100
88
Abb. 5.1-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen in Niedersachsen und in den Städten und Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er
Jahre
Gewerbesteuer (netto) in DM je Einwohner
500
400
300
200
100
LK Soltau-Fallingbostel
Niedersachsen
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
3.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs
und Celle (95) liegen etwa auf dem gleichen Niveau, lediglich im Landkreis Rotenburg (85) sind sie deutlich geringer.
Einnahmen der Gemeinden aus der Einkommensteuer leicht unter dem
Landeswert
Der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer (je Einwohner) liegt in den Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel mit durchschnittlich 447 DM je Einwohner 133 (94 134) ebenfalls leicht unter dem Landesdurchschnitt (Abb. 5.1-3). Das
Umfeld ist dabei durch ein Gefälle geprägt, das weitgehend dem o.g. Pro-KopfEinkommen folgt.
-
Der Landkreis Hannover (122) mit seinen einkommensstarken Haushalten in
den attraktiven Wohnlagen im Umfeld der Landeshauptstadt übertrifft dabei die
Stadt Hannover (114) noch deutlich.
-
Auch die Landkreise Harburg (129) und Verden (112) haben aufgrund ihrer
verkehrsgünstigen Lage zu den Großstädten Hamburg bzw. Bremen vergleichsweise hohe Einnahmen aus der Einkommensteuer.
-
Stärker von dem Einkommensteueranteil profitieren auch die Landkreise Lüneburg (100) und Celle (99).
133
134
2000
jeweiliger Landeswert = 100
89
Abb. 5.1-2:
Stärken-Schwächen-Analyse
Gewerbesteuereinnahmen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden)
des Landkreises Soltau-Fallingbostel 2000
Gewerbesteuereinnahmen (netto) je Einwohner
Deutschland
früheres Bundesgebiet
Niedersachsen
LK Soltau-Fallingbostel
Bomlitz
Fallingbostel, Stadt
SG Ahlden
Soltau, Stadt
Bispingen
Walsrode, Stadt
SG Schwarmstedt
Schneverdingen, Stadt
Wietzendorf
Neuenkirchen
Munster, Stadt
SG Rethem/Aller
0
50
100
150
200
250
Nds = 100
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
3.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs
-
Etwa auf dem gleichen Niveau liegen die Einnahmen in den Landkreisen Rotenburg (94) und Uelzen (92).
-
Im Raum Nienburg (87) sind sie demgegenüber deutlich niedriger.
Die Einnahmen aus der Einkommensteuer sind landesweit zu Beginn der 90er
Jahre deutlich angestiegen und dann in der zweiten Hälfte wieder deutlich eingebrochen (Abb. 5.1-3). In den letzten Jahren steigen sie wieder moderat. Der
Rückstand des Landkreises zum Landesdurchschnitt, der sich in der Mitte der 90er
Jahre etwas vergrößerte, hat sich in den letzten Jahren damit wieder leicht verringert.
Das Gefälle hinsichtlich der Gemeindeeinnahmen aus der Einkommensteuer
(Abb. 5.1-4) ist innerhalb des Landkreises bei weitem nicht so groß wie bei den
Gewerbesteuereinnahmen (Abb. 5.1-2). Es spiegelt weitgehend die Unterschiede
in dem Pro-Kopf-Einkommen wider. An der Spitze steht die Industriegemeinde
Bomlitz, gefolgt von den Städten Soltau, Bad Fallingbostel und Walsrode. Vergleichsweise günstig ist auch die Position der Pendlergemeinden Bispingen und
Unterschiede zwischen
den Gemeinden
90
Abb. 5.1-3:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Entwicklung des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer in Niedersachsen
und in den Städten und Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel seit
Ende der 80er Jahre
Gemeindeanteil an der Einkommensteuer in DM je Einwohner
600
500
400
300
200
LK SoltauFallingbostel
Niedersachsen
100
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
3.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs
SG Schwarmstedt. Ausgesprochen gering sind die Einkommensteuereinnahmen
der Städte Munster und Schneverdingen sowie der Samtgemeinden Rethem und
Neuenkirchen.
Einnahmen aus
Grundsteuer A überdurchschnittlich, aber nur
von geringer Bedeutung
Die Steuereinnahmen aus der Grundsteuer A, mit der land- und forstwirtschaftliches Grundvermögen besteuert werden, sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel
zwar überdurchschnittlich, mit knapp 17 DM je Einwohner 135 (117 136) aber insgesamt vergleichsweise bedeutungslos. In einigen ländlich geprägten Gemeinden
sind die Beträge weit überdurchschnittlich, so in Neuenkirchen (220), Wietzendorf
(224) und der SG Rethem (325).
Einnahmen aus
Grundsteuer B ergiebiger,
aber unterdurchschnittlich
Die Grundsteuer B erbringt in den Gemeinden des Landkreises Soltau-Falligbostel
mit 184 DM je Einwohner (85) deutlich weniger als im Landesdurchschnitt. Darin
drückt sich vor allem der ländliche Charakter des Landkreises mit niedrigeren Bodenwerten aus. Extrem niedrig sind die Einnahmen auch in der von der Bundeswehr geprägten Stadt Munster (64).
135
136
2000
jeweiliger Landeswert = 100
91
Abb. 5.1-4:
Stärken-Schwächen-Analyse
Gemeindeanteil an der Einkommensteuer in den Städten und Gemeinden
(Samtgemeinden) des Landkreises Soltau-Fallingbostel 2000
Gemeindeanteil an der Einkommensteuer je Einwohner
Deutschland
früheres Bundesgebiet
Niedersachsen
LK Soltau-Fallingbostel
Bomlitz
Soltau, Stadt
Fallingbostel, Stadt
Walsrode, Stadt
SG Schwarmstedt
Bispingen
SG Ahlden
Wietzendorf
Munster, Stadt
Schneverdingen, Stadt
SG Rethem/Aller
Neuenkirchen
0
20
40
60
80
100
Nds = 100
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
In der Steuereinnahmekraft der Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel
überlagern sich die Einnahmen der Grundsteuern mit den Gewerbesteuereinnahmen sowie den Einnahmen aus der Einkommensteuer. Die Steuereinnahmekraft
der Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel insgesamt (99 137) erreicht insgesamt genau den Landesdurchschnitt (Abb. 5.1-5). Damit konnte der Landkreis
seinen Rückstand in der Steuereinnahmekraft von Ende der 80er Jahre vollständig
abbauen. Vorübergehend war aber die Steuereinnahmekraft in den letzten Jahren
auf Grund ausbleibender Gewerbesteuereinnahmen schwächer. Gegenüber Ende
der 80er Jahre hat sich die Steuereinnahmekraft damit insgesamt deutlich verbessert.
Insgesamt deutlich unterdurchschnittliche Steuereinnahmekraft
Innerhalb des Landkreises ergibt sich entsprechend ein erhebliches Gefälle in der
Steuereinnahmenkraft (Abb. 5.1-6):
Innerregionales Gefälle in
der Steuereinnahmekraft
-
137
Überdurchschnittliche Werte weisen die Stadt Bad Fallingbostel und Bomlitz
auf.
jeweiliger Landeswert = 100
92
Abb. 5.1-5:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Entwicklung der Steuereinnahmekraft in Niedersachsen und in den Städten
und Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
Steuereinnahmekraft in DM je Einwohner
1.300
1.200
1.100
1.000
900
800
700
600
500
400
300
LK SoltauFallingbostel
Niedersachsen
200
100
0
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
3.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[realst_2 Steuern Zeitreihe.xls]Grafiken Krs
Positionsverschiebungen
seit Ende der 80er Jahre
-
Mit Abstand folgen die SG Ahlden und die Stadt Soltau.
-
Das Mittelfeld des Landkreises wird von Bispingen angeführt, es folgen die SG
Schwarmstedt sowie die Städte Schneverdingen und Walsrode.
-
Die übrigen ländlichen Gemeinden und vor allem die Stadt Munster haben eine
Steuereinnahmekraft von unter 70 % des Landeswertes.
Gegenüber Ende der 80er Jahre haben Bomlitz und Wietzendorf sehr stark verloren. Bad Fallingbostel und die SG Ahlden konnte ihre Position erheblich ausbauen
(Abb. 5.1-6). Walsorde hat an Steuerkraft verloren, Soltau konnte etwas hinzugewinnen. Die Positionen der übrigen Gemeinden sind fast gleich geblieben.
93
Abb. 5.1-6:
Stärken-Schwächen-Analyse
Steuereinnahmekraft in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des
Landkreises Soltau-Fallingbostel 1989 und 2000
Steuereinnahmekraft je Einwohner
Deutschland
früheres Bundesgebiet
1989
Niedersachsen
2000
LK Soltau-Fallingbostel
Fallingbostel, Stadt
Bomlitz
SG Ahlden
Soltau, Stadt
Bispingen
SG Schwarmstedt
Schneverdingen, Stadt
Walsrode, Stadt
Wietzendorf
Neuenkirchen
Munster, Stadt
SG Rethem/Aller
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
220
Nds = 100
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
2.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs
Apr2002.xls]SoFa
Allgemeine Zuweisungen an die Landkreis- und Gemeindeebene
Allgemeine (nicht zweckgebundene) Zuweisungen sind die zweite wichtige Finanzierungsquelle der Gemeinden und Landkreise, mit denen allgemeine Deckungsmittel für die Aufgaben der Einzelpläne 0 bis 8 aufgebracht werden.
Allgemeine Zuweisungen
Die Zuweisungen an die niedersächsischen Kreise und Gemeinden im Verwaltungshaushalt 138 lagen im Jahresdurchschnitt 2000 in der Größenordnung von
638 DM je Einwohner und setzen sich zusammen aus
Zusammensetzung der
Zuweisungen
-
Schlüsselzuweisungen vom Land in der Größenordnung von 537 DM und
-
sonstigen allgemeinen Zuweisungen vom Land von etwa 105 DM.
138
Allgemeine (nicht zweckgebundene) Zuweisungen für Investitionen, die es in Niedersachsen
seit 1993 gibt und die im Durchschnitt der Jahre 1998 bis 2000 in den Landkreis- und Gemeindehaushalten (ohne Landkreis Hannover) etwa 71 DM je Einwohner ausmachten, sind im
Rahmen des Vermögenshaushaltes gesondert zu betrachten.
94
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Gegengerechnet werden Ausgaben wie
-
die Einheitsumlage, die von 1991 bis 1998 von Gemeinden und Landkreisen
über das Land abzuführen war 139 sowie
-
die seit 1999 bestehende Finanzausgleichsumlage, die ausgewählte steuerstarke Kommunen zu entrichten haben 140.
Von den allgemeinen Zuweisungen an die kommunale Ebene insgesamt im Jahr
2000 in der Größenordnung von 638 DM je Einwohner 141 flossen 294 DM an die
Gemeinden 142 und etwa 344 DM an die Landkreise 143.
Allgemeine Zuweisungen
des Landes
Umlagen zwischen Gemeinde- und Landkreisebene
Im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind im Jahr 2000 folgende allgemeine Zuweisungen des Landes zu verbuchen.
-
Auf der Gemeindeebene liegen sie in der Größenordnung von 260 DM je Einwohner (89 144), und sind entsprechend der Steuereinnahmekraft niedriger als
im Landesschnitt.
-
Der Landkreis hat allgemeine Zuweisungen von 386 DM je Einwohner (112 145)
erhalten, was deutlich über dem Landeswert liegt.
-
Insgesamt haben demnach Landkreis- und Gemeindeebene zusammen betrachtet allgemeine Zuweisungen in der Größenordnung von 648 DM je Einwohner (101 146), was geringfügig den Landesdurchschnitt übersteigt.
Von den der Gemeindeebene zufließenden Steuereinnahmen und Zuweisungen
wird ein Teil als sog. Kreisumlage abgeschöpft und dient zu einem nicht unbeträchtlichen Teil der Finanzierung der Landkreisebene.
Allgemeine Deckungsmittel
Allgemeine Deckungsmittel (brutto)
Die Allgemeinen Deckungsmittel (brutto), die den Finanzspielraum der kommunalen Ebene abbilden, ergeben sich
Steuereinnahmen und allgemeine Zuweisungen
der Gemeinden abzüglich
Kreisumlage
-
139
140
141
142
143
144
145
146
auf der Gemeindeebene aus der Summe der Steuern und Zuweisungen abzüglich der Umlagen zwischen Gemeinden und Gemeindeverbänden (insbesondere Kreisumlage) und
im Durchschnitt aller Landkreisen und Gemeinden (ohne Landkreis Hannover) in den Jahren
1997 und 1998 zwischen 59 und 60 DM je Einwohner
im Durchschnitt aller Landkreise und Gemeinden (ohne Landkreis Hannover) 3,94 DM je
Einwohner 1999 und 3,67 DM in 2000
im Durchschnitt der Jahre 1998 bis 2000
ohne kreisfreie Städte und ohne Landkreis Hannover
ohne Landkreis Hannover
Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte und ohne Landkreis Hannover) = 100,
2000
Landkreise in Niedersachsen (ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000
Gemeinden und Landkreise in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte und ohne Landkreis
Hannover) = 100, 2000
95
-
Stärken-Schwächen-Analyse
auf der Landkreisebene aus den Einnahmen aus Allgemeinen Zuweisungen
und den (praktisch unbedeutenden) Steuereinnahmen zuzüglich der o.g. Umlagen (insbesondere Kreisumlage).
Die Umlagen zwischen Gemeinden und Gemeindeverbänden (überwiegend Kreisumlage) sind im Landkreis Soltau-Fallingbostel offensichtlich vergleichsweise
hoch.
-
Nach der Umverteilung liegen die Allgemeinen Deckungsmittel (brutto) auf der
Gemeindeebene mit 692 DM je Einwohner (88,6 147) deutlich unter dem Landesdurchschnitt.
-
Die Landkreisebene hat Allgemeine Deckungsmittel in der Größenordnung von
1.054 DM (115,9 148), was erheblich über dem Landeswert liegt.
-
Insgesamt sind die Allgemeinen Deckungsmittel der Gemeinde- und Landkreisebene mit 1.748 DM (103,2 149) leicht überdurchschnittlich.
Die Unterschiede der Allgemeinen Deckungsmittel je Einwohner auf der Gemeindeebene im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind erwartungsgemäß vergleichsweise
groß.
-
An der Spitze stehen im Jahresdurchschnitt 1998-2000 die Stadt Fallingbostel
(118 150), die Gemeinde Bomlitz (113) sowie die SG Ahlden (110).
-
Mit deutlichem Abstand folgen die Städte Soltau (97) und Walsrode (92).
-
Auch in den Städten Munster (78) und Schneverdingen (77) sind sie ausgesprochen niedrig.
-
Ausgesprochen gering sind die Allgemeinen Deckungsmittel auch in den übrigen ländlichen Gemeinden.
5.2
(Steuereinnahmen und)
allgemeine Zuweisungen
der Landkreisebene zuzüglich Kreisumlage
Allgemeine Deckungsmittel (brutto)
Unterschiede in den Allgemeinen Deckungsmittel
auf Gemeindeebene
Ausgaben der kommunalen Ebene
Ausgaben der Gemeindeebene
Die Personalausgaben der Gemeinden im Landkreis (100 151) liegen mit 584 DM
je Einwohner in etwa im Landesdurchschnitt (Abb. 5.2-1). Deutlich überdurchschnittlich sind sie lediglich in der einnahmestarken Gemeinde Bomlitz (145). In
den Städte liegen sie erwartungsgemäß etwas über dem Durchschnitt, so z.B. in
Bad Fallingbostel (121) und Walsrode (117). Vergleichsweise niedrig sind sie - in
Relation zur Stadtgröße und –funktion – in der Stadt Soltau (104) sowie besonders
in den Städten Munster (81) und Schneverdingen (74). Möglicherweise kommt im
Nordkreis die Auslagerung von kommunalen Funktionen auf Gesellschaften zum
Tragen. In den kleineren Gemeinden sind die Personalausgaben mit Ausnahme
147
148
149
150
151
Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte, ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000
Landkreise in Niedersachsen (ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000
Landkreise in Niedersachsen (ohne kresifreie Städte, ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000
Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte, ohne Landkreis Hannover) = 100, 2000
Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100, 2000
Personalausgaben im
Landesdurchschnitt
96
Abb. 5.2-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Entwicklung der Ausgaben der kreisangehörigen Gemeinden im Landkreis
Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
in DM je Einwohner
3.250
3.000
2.750
2.500
2.250
Kreisumlage
2.000
Schuldentilgung
1.750
Invest.-Zuschüsse
u. sonst. Ausgaben
Sachinvestitionen
1.500
1.250
Zinsausgaben
1.000
Sozial- und
Jugendhilfe
Laufende
Sachausgaben
Personalausgaben
750
500
250
0
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
3.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[einaus2 Ausgaben haushaltsmäßig Zeitreihe Krs u VE.xls]Grafik
der SG Schwarmstedt (119) und der Gemeinde Neuenkirchen (101) deutlich unterdurchschnittlich.
Laufende Sachausgaben
unterdurchschnittlich
Die laufenden Sachausgaben (92) sind in den Gemeinden des Landkreises SoltauFallingbostel insgesamt leicht unterdurchschnittlich.
Ausgaben für Sozial- und
Jugendhilfe deutlich überdurchschnittlich
Die Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe auf der Gemeindeebene sind mit
284 DM je Einwohner (114) überdurchschnittlich. Ausgesprochen hoch sind sie in
der Stadt Walsrode (176) sowie in Bomlitz (136) und in den Städten Munster (132),
Soltau (121) und Bad Fallingbostel (121). Die Ausgaben konnten aber in fast allen
Fällen in den letzten Jahren leicht zurückgeführt werden.
Zinsausgaben ausgesprochen gering
Die Zinsausgaben 152 der Gemeinden im Landkreis Soltau Fallingbostel (65) sind
insgesamt relativ gering. Die Verschuldung ist damit offensichtlich vergleichsweise
niedrig. Dies gilt vor allem für die Städte des Landkreises. Allerdings verzeichnen
einigen kleinere Gemeinden überdurchschnittliche und steigende Zinsausgaben,
so z.B. die SG Rethem (156) und die Gemeinden Bispingen (190) und Wietzendorf
(227). Bei letzteren beiden dürfte dies im Zusammenhang mit der expansiven
Wohnstandortpolitik stehen.
152
einschließlich Zinsen für Kassenkredite
97
Stärken-Schwächen-Analyse
In den Gemeinden des Landkreises Soltau-Fallingbostel ist seit Ende der 80er
Jahre fast durchweg überdurchschnittlich investiert worden. Erstmalig 1999 und
2000 sind die Ausgaben für Investitionen unter den Landeswert gefallen. Im Jahresdurchschnitt 1998 bis 2000 153 lagen sie dennoch mit 457 DM (107154) noch
über dem Landesdurchschnitt. Extrem hoch sind die Investitionsausgaben in Wietzendorf (297), überdurchschnittlich u.a. auch in der Stadt Bad Fallingbostel (160),
in der SG Ahlden (148), in Bomlitz (130) und in Neuenkirchen (128). Vergleichsweise gering sind die Investitionsausgaben in den Gemeindehaushalten der Städte
Munster (81), Schneverdingen (76) und vor allem Soltau (66).
Sachinvestitionen überdurchschnittlich
Die Ausgaben der Gemeinden für die Kreisumlage ist im Landkreis SoltauFallingbostel mit durchschnittlich 662 DM je Einwohner 155 (111 156) vergleichsweise hoch 157. Die höchsten Kreisumlagen zahlen die Stadt Fallingbostel (213),
die Gemeinde Bomlitz (127) sowie die Städte Soltau (110) und Walsrode (105).
Kreisumlage vergleichsweise hoch
Ausgaben der Landkreisebene
Die Ausgaben der Landkreisebene sind insgesamt deutlich überdurchschnittlich.
Dies spricht insgesamt dafür, das der Landkreis vergleichsweise viele Aufgaben
für die Gemeinden übernimmt.
-
Die Personalsausgaben liegen mit 365 DM je Einwohner 158 (125 159) um etwa
ein Viertel über dem Durchschnitt der niedersächsischen Landkreise.
-
Die Laufenden Sachausgaben sind mit 429 DM (182) weit höher als im Landesdurchschnitt.
-
Die Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe liegen mit 578 DM (118) ebenso wie
bei den Gemeinden über dem Landeswert.
-
Die Zinsausgaben sind mit 56 DM (127) deutlich höher als in den übrigen
Landkreisen.
-
Allerdings wird auch vergleichsweise viel investiert. Die Ausgaben für Sachinvestitionen liegen mit 108 DM (152) erheblich über dem Landeswert der Landkreise. Dies gilt auch für den Jahresdurchschnitt 1998 bis 2000 (132).
Ausgaben der Landkreis- und Gemeindeebene
Auch auf der Gemeinde- und Landkreisebene zusammen weichen im Jahr die
Ausgabenpositionen teilweise deutlich vom Landesdurchschnitt ab (Abb. 5.2-1).
-
153
154
155
156
157
158
159
Die Personalausgaben insgesamt sind mit 949 DM je Einwohner (108) leicht
überdurchschnittlich.
Bei Investitionen ist es sinnvoll, mehrere Jahre zu betrachten.
Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100, Jahresdurchschnitt 1998-2000
2000
Gemeinden in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100
Diese Aussage ist rein deskriptiv. Die Ausgaben der Kreisebene und damit auch der „Beitrag“
der Gemeinden durch die Kreisumlage sind insgesamt auch Ausdruck der spezifischen Aufgabenteilung zwischen Kreis- und Gemeindeebene in dem jeweiligen Landkreis.
2000
Landkreise in Niedersachsen (ohne kreisfreie Städte) = 100
98
Abb. 5.2-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Entwicklung der Ausgaben des Landkreises und der kreisangehörigen Gemeinden im Landkreis Soltau-Fallingbostel seit Ende der 80er Jahre
in DM je Einwohner
5.000
4.500
4.000
3.500
Schuldentilgung
3.000
Invest.-Zuschüsse
u. sonst. Ausgaben
2.500
Sachinvestitionen
2.000
Zinsausgaben
1.500
Sozial- und
Jugendhilfe
1.000
Laufende
Sachausgaben
500
Personalausgaben
0
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
3.7.02
C:\Eigene Dateien\Daten\DATBANK\STANDORT\[einaus2 Ausgaben haushaltsmäßig Zeitreihe Krs u VE.xls]Grafik
-
Die laufenden Sachausgaben überschreiten mit 780 DM je Einwohner (120)
des Landeswert deutlich.
-
Die Ausgaben für Sozial- und Jugendhilfe der Landkreis- und Gemeindeebene
zusammen sind mit 862 DM (117) ebenfalls deutlich überdurchschnittlich,
-
Dies gilt vor allem auch für die laufenden Sachausgaben (121).
-
Vergleichsweise geringe Zinsausgaben (80) weisen auf eine niedrige Verschuldung hin. Entsprechend geringer ist auch die Schuldentilgung (89).
-
Die Zinsausgaben sind mit 107 DM (80) deutlich unterdurchschnittlich.
-
Die Sachinvestitionen (98) entsprechen hingegen knapp dem Landesdurchschnitt. Im Jahresdurchschnitt 1998 bis 2000 (110) lagen sie noch deutlich darüber.
99
6.
6.1
Stärken-Schwächen-Analyse
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND GEWERBEFLÄCHEN
Wirtschaftsförderung auf Landkreisebene
Die Städte und Gemeinden des Landkreises stellen der Wirtschaftsförderung des
Landkreises im Hinblick auf die Fördermittelberatung ein gutes Zeugnis aus. Die
entsprechenden Kompetenzen werden gewürdigt und in Anspruch genommen.
Dass es aufgrund der eingeschränkten personellen Kapazitäten kaum darüber
hinaus gehende Wirtschaftsförderungsaktivitäten auf regionaler Ebene gibt, wird
dagegen von zahlreichen Kommunen beklagt.
Insbesondere bei der Koordinierung behördlicher Genehmigungsprozesse, der
Existenzgründungsberatung, dem Regionalmarketing und der überregionalen Akquisition von Neuansiedlungen werden Verbesserungsmöglichkeiten gesehen.
Zudem wird gefordert, der Wirtschaftsförderung innerhalb der Landkreisverwaltung
einen insgesamt höheren Stellenwert einzuräumen, d.h. die unternehmerischen
Belange in den verschiedenen Bereichen der Kreisverwaltung stärker zu berücksichtigen. Angestrebt wird auch ein regelmäßiger, intensiverer Austausch zwischen
dem Landkreis und seinen Gemeinden in Fragen der Wirtschaftsförderung. Als
Vorschlag wurde die Bildung eines Wirtschaftsförderungsnetzwerkes im Landkreis
genannt.
In der Frage, ob für eine Verbesserung der Wirtschaftsförderung auf regionaler
Ebene auch ein Ausbau der personellen Ausstattung bei der Kreisverwaltung anzustreben ist, vertreten die Städten und Gemeinde keine einheitliche Position. Die
Forderungen reichen von der Gründung einer personell gut ausgestatteten Wirtschaftsförderungs-GmbH bis zur Beibehaltung der derzeitigen Konstellation. Uneinheitlich sind zudem die Standpunkte der Gemeinden in der Frage, ob der Landkreis überhaupt die richtige Ebene für eine Intensivierung der regionalen Wirtschaftsförderungsaktivitäten darstellt. Teilweise werden hierfür die regionalen Mittelebenen wie z.B. die Vogelparkregion bzw. die Heideregion oder zumindest eine
Arbeitsteilung zwischen Landkreisebene, Mittelebene und Gemeindeebene favorisiert.
6.2
Wirtschaftsförderung in den Städten und Gemeinden
Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Städte und Gemeinden im Landkreis
Soltau-Fallingbostel beschränken sich überwiegend auf die Bestandsentwicklung,
d.h. die Betreuung der ansässigen Betriebe. Im Mittelpunkt steht die Begleitung
der Betriebe bei behördlichen Genehmigungsverfahren, die Bereitstellung von
Gewerbeflächen sowie die Beseitigung von Hemmnissen für die betriebliche Entwicklung.
Die Kontakte zu den lokalen Unternehmen sind meist reaktiv, d.h. sie kommen erst
dann zustande, wenn besonderer Handlungsbedarf besteht. Eine systematische
und regelmäßige Kontaktpflege findet nur vereinzelt statt. Teilweise besteht aber
über informelle Kontakte ein regelmäßiger Austausch zwischen der Verwaltungs-
100
Übersicht 6.3-1:
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Ausgewählte sofort verfügbare Gewerbeflächen entlang der A 7 (Entfernung max. 3 km) im Landkreis Soltau-Fallingbostel
Stadt / Gemeinde
Gewerbegebiet
Anschlussstelle
sofort verfügbar (ca.)
Buchholz, SG Schwarmstedt
Schwarzer Berg
Schwarmstedt
10 ha
Bad Fallingbostel, Stadt
Ost, An der Autobahn
Fallingbostel
35 ha
Soltau, Stadt
Soltau-Süd
Soltau-Süd
8 ha
Wietzendorf
Lührsbockel
Soltau-Süd
12 ha
Quelle: www.KomSIS.de, August 2002
spitze und den jeweils wichtigsten Betrieben. Dieses gilt insbesondere für die kleineren Gemeinden sowie bei besonders standortprägenden Betrieben.
Darüber hinaus gehende Aktivitäten der Wirtschaftsförderung sind nur vereinzelt
anzutreffen. Hierzu zählen beispielweise spezielle Anstrengungen zur überregionalen Vermarktung von Gewerbegebieten, die von einzelnen Gemeinden z.T. in
Zusammenarbeit mit externen Beratern und Maklern durchgeführt wurden. Die
entsprechenden Aktivitäten hatten aber nach übereinstimmender Auskunft aller
Gemeinden bislang keinen nennenswerten Erfolg und sind größtenteils wieder
eingestellt worden. Darüber hinaus werden von den Gemeinden auch Maßnahmen
zur Verbesserung weicher Standortfaktoren unter dem Stichwort „Wirtschaftsförderung“ genannt. In erster Linie geht es hierbei um den Ausbau der Wohn- und Freizeitqualitäten sowie die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung.
In der Regel nehmen der Hauptverwaltungsbeamte sowie ggf. ein weitere Vertreter
der Verwaltung (z.B. Kämmerer, Bauamtsleiter) die Aufgaben der Wirtschaftsförderung neben ihren eigentlichen Tätigkeiten wahr. Die Städte und Gemeinden im
Landkreis Soltau-Fallingbostel verfügen nur in Einzelfällen über eigens für Wirtschaftsförderung zuständiges Personal:
-
In der Stadt Soltau werden in interessanter Weise Stadtentwicklung, Liegenschaftspolitik und Wirtschaftsförderung einschließlich der Einzelhandels- und
Tourismusförderung miteinander verknüpft. Durch die Verknüpfung mit der Liegenschaftspolitik Soltau hat ein Citymanagement eingeführt. Aufgabe der städtischen Gesellschaft AWS bzw. des Amtes für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung mit sieben Mitarbeitern für Liegenschaften, Wirtschaftsförderung und Gebäudemanagement sind neben den klassischen Aufgaben der Liegenschaftsverwaltung, Gebäudemanagement und der Wirtschaftsförderung
auch Tourimsusförderung und Kulturmanagement, Citymanagement und die
Durchführung von Stadtentwicklungsprojekten.
-
Die Stadt Walsrode verfügt über einen eigenen Wirtschaftsförderer.
-
Die Stadt Munster verfügt im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing
Munster“, an der die örtliche Wirtschaft, die Bundeswehr sowie die Stadtverwaltung beteiligt sind, seit kurzem über einen Stadtmanager, der in Verbindung
mit seinen Aufgaben im Bereich Stadtmanagement / Stadtmarketing künftig
auch Wirtschaftsförderung betreiben wird. Kernaufgabe soll die Pflege von
Unternehmenskontakten sein.
101
Übersicht 6.3-2:
Stärken-Schwächen-Analyse
Ausgewählte weitere sofort verfügbare Gewerbeflächen im Landkreis Soltau-Fallingbostel
Stadt / Gemeinde
Gewerbegebiet
sofort verfügbar (ca.)
Walsrode, Stadt
Honerdingen
16 ha
Bomlitz
Industriepark Walsrode, Bayersdorfer Weg
17 ha
Munster, Stadt
Gewerbepark Ilster
8 ha
Schneverdingen, Stadt
Heber
6 ha
Quelle: www.KomSIS.de, August 2002
-
Die Stadt Schneverdingen hat ein Konzept zur Intensivierung der Wirtschaftsförderung erstellen lassen, dass in Schritten umgesetzt wird. Hierfür sollen aber
zunächst die vorhandenen personellen Kapazitäten sowie projektbezogen externe Berater eingesetzt werden
6.3
Gewerbeflächennachfrage und -angebot
Die Gewerbeflächennachfrage in der Vergangenheit entsprang in erster Linie dem
lokalen und teilweise auch regionalen Verlagerungs- und Erweiterungsbedarf. Lediglich in den autobahnnahen Gewerbegebieten konnten vereinzelt auch überregionale Ansiedlungen realisiert werden. Die aktuelle Nachfragesituation wird allerdings von einem allerorten zu beobachtenden, konjunkturell bedingten Einbruch
der Gewerbeflächenumsätze dominiert.
Das Gewerbeflächenangebot der Städte und Gemeinden im Landkreis SoltauFallingbostel weist keine nennenswerten quantitativen Defizite auf. Insbesondere
unmittelbar entlang der A 7 ist ein großer Umfang verkehrlich sehr gut angebundener Gewerbeflächen sofort verfügbar 160 (Übersicht 6.3-1). Diese Gewerbegebiete beziehen ihre Standortqualität v.a. aus der Lage zwischen den Wirtschaftsräumen Hamburg und Hannover sowie von der Tatsache, dass die A 7 eine der
wichtigen überregionalen Verkehrsachsen in Europa ist. Damit eignen sich diese
Standorte in besonderem Maße für fernverkehrsaffine Betriebe und überregionale
Ansiedlungen.
Darüber hinaus gibt es in etwas größerer Entfernung zur A 7 (bis max. 10 km) eine
Reihe weiterer Gewerbegebiete mit sofort verfügbaren Flächen (Übersicht 6.3-2).
Die Qualität dieser Standorte und damit ihre Vermarktungschancen leiden nach
Einschätzung der entsprechenden Gemeinden aber unter der Konkurrenz zu den
jeweiligen autobahnnäheren, d.h. verkehrlich günstiger gelegenen Standorten.
In der überwiegenden Zahl der Fälle wird von den Städte und Gemeinden angestrebt, die Gewerbegebiete im Zuge der Flächenentwicklung in kommunales Ei160
Unmittelbar an der A 27 sind derzeit keine Gewerbeflächen sofort verfügbar. Die Stadt Walsrode plant aber in Zusammenarbeit mit einem privaten Investor die Entwicklung eines Gewerbegebietes an der Anschlussstelle „Walsrode-West“.
102
Landkreis Soltau-Fallingbostel
gentum zu übernehmen, um Einfluss auf die Vermarktung der Grundstücke zu
erhalten und den Flächenpreis als strategisches Instrument der Wirtschaftsförderung einsetzen zu können. Teilweise bedienen sich die Gemeinden hierzu eines
Projektentwicklers bzw. einer kommunalen Erschließungsgesellschaft.
In den Fällen, in denen es nicht gelungen ist, die Gewerbeflächen in öffentliches
Eigentum bzw. das Eigentum einer kommunalen Erschließungsgesellschaft zu
bekommen, hatte die kommunale Wirtschaftsförderung kaum Einfluss auf die privaten Veräußerungsstrategien, was sich negativ auf die Belegung der Gewerbegebiete ausgewirkt hat.
103
7.
Stärken-Schwächen-Analyse
Zusammenfassende Bewertung und Perspektiven
Vor dem Hintergrund der allgemeinen Rahmenbedingungen und Entwicklungstrends in Deutschland sowie der spezifischen Situation im Landkreis SoltauFallingbostel und seinen Städten und Gemeinden werden im Folgenden die Perspektiven der zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen abgeleitet sowie
- soweit als möglich - erste Handlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten benannt. Im weiteren Verlauf des Prozesses zur Erarbeitung des Integrierten Entwicklungskonzeptes werden einzelne dieser Handlungsfelder dann vertieft behandelt.
7.1
Ableitung von Perspektiven und Handlungsvorschlägen aus allgemeinen
Entwicklungstrends und
spezifischer Situation im
Landkreis
Raumstruktur und Standortbedingungen
Die Globalisierung und die Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen führen zu einem verschärften überregionalen und internationalen Wettbewerb der
Regionen und Standorte. Mit dieser neuen Option zur Arbeitsteilung wird auch die
„Standortsensibilität“, d.h. die Sensibilität hinsichtlich Standortvor- und -nachteilen
nicht nur im internationalen Rahmen („Standort Deutschland“), sondern auch im
regionalen Rahmen größer. Die neue Mobilität des Kapitals wird möglicherweise
unterschätzt, denn sie äußert sich nicht nur in konkreten Betriebsverlagerungen,
als vielmehr in zunächst nicht sichtbaren Verschiebungen von Investitionsschwerpunkten zwischen einzelnen Standorten eines Unternehmens oder zwischen Unternehmen. Auf diese Weise kann es durch unterlassene Investitionen zu einem
schleichenden Substanzverlust der regionalen Wirtschaft kommen.
Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends
Regionale Standortbedingungen gewinnen wieder stärker an Gewicht, wobei die
Bedeutung einzelner Aspekte der Standortbedingungen je nach Größe, Branche
und Betriebstyp ausgesprochen unterschiedlich sein kann. Folgende Aspekte der
so genannten „harten“ Standortbedingungen sind insgesamt von Bedeutung:
„Harte“ Standortbedingungen
-
die überregionale Lage sowie das Bevölkerungs- und Wirtschaftspotenzial (u.a.
die Lage zu den wichtigsten Bezugs- und Absatzmärkten, der Zentralitätsgrad
des Standorts und die Siedlungsstruktur des Umfeldes sowie mögliche Agglomerations- und Lokalisationsvorteile auf Grund der Konzentration verschiedener oder gleichartiger Branchen),
-
die Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur (d.h. die quantitative und qualitative Ausstattung mit Straßen, Eisenbahnen, Wasserstraßen und Häfen, Luftverkehrseinrichtungen, Öffentlichem Personennahverkehr, Telekommunikationseinrichtungen),
-
das Angebot an Gewerbeflächen und Gebäuden (Verfügbarkeit bzw. quantitatives und qualitatives Angebot sowie Preise von Gewerbeflächen, Gewerbeimmobilien, Büroflächen, Gewerbeparks u.ä.),
-
Arbeitsmarktfaktoren (Verfügbarkeit und Arbeitskosten von Arbeitskräften, u.a.
von un- und angelernten Kräften, Facharbeitern und hochqualifizierten Kräften),
-
die Qualifizierungsinfrastruktur (Ausstattung mit allgemein- und berufsbildenden
Schulen, Fachhochschulen und Hochschulen, Weiterbildungseinrichtungen),
104
Wachsende Bedeutung
„weicher“ unternehmensund haushaltsbezogener
Standortfaktoren
Landkreis Soltau-Fallingbostel
-
die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur (Ausstattung und Preise für Elektrizität,
Gas, Wasser, Abwasser- und Abfallbeseitigung),
-
die Wissenschafts- und Forschungsinfrastruktur (Ausstattung mit bzw. räumliche Nähe zu Hochschulforschungseinrichtungen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Einrichtungen der Technologieförderung und des Technologietransfers),
-
das naturräumliche Potenzial (naturräumliche Ausstattung u.a. als Potenzial für
Freizeit und Tourismus, Rohstofflagerstätten) sowie
-
sonstige standortbezogene Kostenfaktoren (wie z.B. regionale Hebesätze für
die Grund- und Gewerbesteuer, sonstige Gebühren sowie Instrumente der regionalen Wirtschaftsförderung).
Neben den unabdingbaren „harten“ Standortfaktoren spielen in stärkerem Maße
auch „weiche“ unternehmens- und haushaltsbezogene Standortbedingungen eine
Rolle, die sich nicht direkt als Kostenfaktoren niederschlagen, aber doch direkt und
indirekt für die Entwicklung von Betrieben von Bedeutung sind, u.a. durch die Attraktivität der Regionen und Standorte für (Führungs-)Personal sowie die Qualität
des unternehmerischen Umfeldes. Dazu zählen
-
neben den Wohn- und Lebensbedingungen mit dem Einkaufs-, Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebot sowie der Umweltqualität in einer Region besonders
auch
-
das Image, die „Wirtschaftsfreundlichkeit“ und letztlich auch die Leistungsfähigkeit der Akteure im Bereich der Wirtschaftsförderung.
Diese Standortbedingungen sind natürlich nur zum Teil aus den Regionen heraus
„gestalt- und veränderbar“, vieles ist durch Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene sowie die Ausstattung einer Region und ihr wirtschaftliches Umfeld vorgeprägt. Und auch die Standortanforderungen stellen sich je nach Wirtschaftszweig und Betriebstyp sehr unterschiedlich dar. Zentrale, aus der Region heraus
gestaltbare Aktionsfelder sind und bleiben aber
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
-
die Bereitstellung der wirtschaftsnahen Infrastruktur vor Ort, insbesondere von
attraktiven Gewerbeflächen für die Erweiterung, die Umsiedlung und die Ansiedlung von Betrieben sowie
-
die Ausgestaltung der Wirtschaftsförderungsaktivitäten von Städten und Gemeinden auf der einen und von Landkreisebene auf der anderen Seite sowie
von weiteren Akteuren, die in diesen Prozess eingebunden werden müssen.
Die unternehmerischen Standortbedingungen im Landkreis Soltau-Fallingbostel
entsprechen im Großen und Ganzen den Bedingungen, die man für ländlich geprägte Räume erwarten würde.
Die herausragenden naturräumlichen Potenziale der Heide und des Aller-LeineTales prägen die Wohnstandortqualitäten der Region und bilden wichtige Voraussetzungen für Tourismus und Freizeitwirtschaft.
Eine herausragende Standortqualität stellt die zentrale Lage zwischen den drei
norddeutschen Verdichtungsräumen Hamburg, Hannover und Bremen als auch
105
Stärken-Schwächen-Analyse
besonders die sehr gute Erreichbarkeit im Straßenverkehr über die Autobahnen
A 7 und A 27 dar. Von dieser Standortqualität hat ein breites Spektrum an Unternehmen im Landkreis Soltau-Fallingbostel in der Vergangenheit profitiert. Neben
dem überregional orientierten Verarbeitenden Gewerbe zählen dazu u.a. auch das
auf die benachbarten Wirtschaftsräume ausgerichtete Baugewerbe, der Verkehrsund Distributionsbereich sowie die Freizeitwirtschaft.
Die Anbindung in Richtung Osten, Südwesten und Richtung Nordwesten ist weniger gut ausgebaut. Hier ist der Landkreis lediglich über Bundesstraßen angebunden, in deren Verlauf Ortsdurchfahrten z.T. für Engpässe sorgen.
Die Bundesstraßen, die den Landkreis Soltau-Fallingbostel anbinden, sind die
-
B 3 Buchholz (A 1) - Schneverdingen - Soltau - Bergen – Celle,
-
B 71 Rotenburg - Soltau (A 7) - Munster - Uelzen - Salzwedel,
-
B 209 Bad Fallingbostel (A 7) - Walsrode - Rethem - Nienburg,
-
B 214 Celle - Schwarmstedt – Nienburg sowie die
-
B 440 Bad Fallingbostel / Dorfmark (A 7) - Visselhövede - Rotenburg.
Es muss das besondere Interesse des Landkreises bleiben, seine bisher ausgesprochen günstigen überregionalen Straßenverkehrsabindungen leistungsfähig zu
halten und die Erreichbarkeit an die Verkehrsachsen möglichst noch zu verbessern. Dazu kommt auch eine Lösung innerörtlicher Verkehrsprobleme.
Perspektiven und Handlungserfordernisse
Die wichtigsten den Landkreis Soltau-Fallingbostel betreffenden regionalen und
überregionale Planungsvorhaben im Straßenverkehr sind
Projekte und Planungen
im Straßenverkehr
-
die Einrichtung einer Anschlussstelle „Zentralheide“ (Bispingen-Süd) an der A 7
zur Verbesserung der verkehrlichen Anbindung der Städte und Gemeinden im
nördlichen Kreisgebiet,
-
der sechs-streifige Ausbau der A 7 zwischen der Anschlussstelle Soltau-Ost
und dem Dreieck Walsrode sowie
-
der Neubau der A 39, die u.a. durch den Landkreis Uelzen führen und die überregionale Erreichbarkeit des Landkreises im Osten verbessern wird.
Weitere Vorhaben und Planungen der Städte und Gemeinden:
-
Nord-Ost-Tangente der Stadt Soltau mit durchgehender Verbindung von der
B 71 West über die B 3 Nord zur B 71 Ost (Verkehrsentwicklungsplan 2000 der
Stadt Soltau)
-
Süd-Tangente zur Verbindung zwischen der B 3 Süd und der B 71 Ost zur Entlastung der Kernstadt Soltau(Verkehrsentwicklungsplan 2000 der Stadt Soltau)
-
Maßnahmen zur Kernstadt und zum städtischen ÖPNV Soltau (Verkehrsentwicklungsplan 2000 der Stadt Soltau)
-
Ortsumgehung der Stadt Walsrode (A 7 – A 27)
-
Umsetzung eines äußeren Erschließungsringes um die Stadt Schneverdingen
106
Projekte und Planungen
im Schienenverkehr
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Die Anbindung an die umliegenden Wirtschaftsräume Hannover, Hamburg und
Bremen im Schienenverkehr ist im Gegensatz zum Straßenverkehr ausgesprochen ungünstig. Zur Attraktivitätssteigerung der Wohnstandortfunktion sowie für
die Weiterentwicklung von Tourismus, Freizeitwirtschaft, Gesundheitswesen und
Bildungswesen ist die Verbesserung der überregionalen Anbindungen wichtig. Die
wichtigsten Projekte sind
-
der Ausbau bzw. Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecken Hannover - Hamburg und Hannover - Bremen (Y-Trasse). Gefordert wird vom Landkreis SoltauFallingbostel in diesem Zusammenhang ein Haltpunkt Walsrode-Süd mit Übergang zur Kursbuchstrecke 123.
-
der Ausbau der „Heidebahn“ (Kursbuchstrecke 123) mit der Verringerung höhen gleicher Bahnübergänge sowie Ausbau und Elektrifizierung der „AmerikaLinie“ (Kursbuchstrecke 116) zur Erhöhung der Geschwindigkeit sowie zur Verbesserung der Taktfrequenzen,
-
die Ausweitung des S-Bahnnetzes der Region Hannover in den Landkreis Soltau-Fallingbostel hinein sowie
-
insgesamt eine Attraktivitätssteigerung der Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder in
den Grund- und Mittelzentren.
Weitere Vorhaben und Planungen der Städte und Gemeinden:
-
Ausbau des Haltepunktes Wolterdingen im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Siedlungsschwerpunktes im Soltau Nord
-
Verlegung des Haltepunktes Soltau-Nord von der K 2 an die Reha-Klinik
Auf dem Gebiet der Stadt Soltau ist im Entwicklungsschwerpunkt Soltau-Ost an
der Bundesautobahnanschlussstelle Soltau-Ost eine KLV-Anlage geplant. Betreiber wird die Firma Cargo-Terminal-Soltau, an der die OHE beteiligt ist.
7.2
Bevölkerung und Wohnen
Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends
Die Bevölkerungszahlen in Deutschland werden - je nach Annahmen über Ausmaß
der zukünftigen Zuwanderungen - in der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts
nicht mehr weiter steigen und danach mit zunehmender Geschwindigkeit zurückgehen. Der Bevölkerungsverlust von 2005 bis 2020 kann sich auf 1,2 Mio. Menschen kumulieren. Ohne Zuwanderungen wäre sogar ein Rückgang von fast
5,4 Mio. Menschen möglich. Zudem würde die Überalterung der Bevölkerung wesentlich schneller voranschreiten, denn die Zuwanderer sind nicht nur jünger als
der Durchschnitt der heimischen Bevölkerung, sie tragen auch stärker zur Geborenenentwicklung bei.
Hinter der prognostizierten Veränderung verbergen sich massive Verschiebungen
im Altersaufbau, die sich in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens
auswirken werden 161.
161
Der Anteil der unter 20-jährigen wird um 18 % sinken.
Vgl. zum Folgenden: Prognos. Deutschland-Report 2002 - 2020, Basel 2002.
107
Stärken-Schwächen-Analyse
-
Die Bevölkerung von 20- bis unter 35 Jahren dürfte um 12 % und die Bevölkerung von 35 bis unter 50 Jahren sogar um 21 % zurückgehen.
-
Die Bevölkerung in den Altersjahren von 50 bis unter 65 Jahren steigt voraussichtlich um 25 %.
-
Die Bevölkerung von 65 bis unter 80 Jahren wird um 17 % und von 80 und
mehr Jahren sogar um 86 % ansteigen.
Der Anteil der unter 20-jährigen bezogen auf die 20- bis unter 65-jährigen (Jugendquotient) sinkt von heute 34 % auf 29 % und der Altersquotient (65 Jahre und
älter bezogen auf die 20- bis unter 65-jährigen) steigt von 27 % auf 37 %. Der Gesamtquotient, der die Relation der zu versorgenden Bevölkerung zu der potenziell
erwerbstätigen Bevölkerung darstellt, steigt von heute 61 % um gut 5 %-Punkte
auf 66 %.
Die Zahl der privaten Haushalte wird zwar weiterhin stiegen, bis 2020 ist mit einer
weiteren Zunahme um 1,9 Mio. Haushalte zu rechnen. Der Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgröße wird aber anhalten. In der Vergangenheit waren die
Gründe hierfür abnehmende Kinderzahlen pro Haushalt (Entwicklung wird sich
offensichtlich nicht fortsetzen), die frühere Loslösung junger Menschen aus dem
Familienverbund, ein verändertes Heiratsverhalten und eine wachsende Zahl von
Ehescheidungen. Der steigende Anteil älterer Bevölkerung bleibt die entscheidende Größe für die Zunahe von Ein- und Zweipersonenhaushalten. Es ist demnach
parallel mit einer Zunahme von 1,4 Mio. Einpersonen- und 1,9 Mio Zweipersonenhaushalten und einer Abnahme von 1,5 Mio. Drei- und Mehrpersonenhaushalten
zu rechnen.
Die seit Ende der 80er Jahre ausgesprochen starke demographische Entwicklung
des Landkreises war in besonderer Weise von Zuwanderungen geprägt. Sowohl
die nördlichen als auch die südlichen, Hannover zugewandeten Gemeinden des
Landkreises verzeichneten Zuwanderungen im Rahmen der sog. Suburbanisierung, d.h. von Stadt-Umland-Wanderungen überwiegend jüngerer und mittlerer
Haushalte in Standorte mit attraktiven Wohnmöglichkeiten und niedrigeren Bodenpreisen. Diese Wanderungen wurden zeitweise stark überlagert durch Zuwanderungswellen aus dem Ausland (u.a. deutschstämmige Bevölkerung aus den ehemaligen GUS-Staaten) sowie aus den neuen Bundesländern. Die starken Zuwanderungen haben den Städten und Gemeinden in der Vergangenheit z.T. Investitionen und auch hohe Integrationsanstrengungen abverlangt.
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
Die Bevölkerungsentwicklung wird auch in Zukunft in sehr starkem Maße von Zuwanderungen geprägt sein. In den kommenden Jahren dürfte vor allem die Zuwanderung aus den umliegenden Verdichtungsräumen nicht mehr ganz so stark
sein, weil sich der Wettbewerb der Wohnstandorte mit generell schwächer werdender Bevölkerungsdynamik tendenziell verschärfen wird.
Perspektiven und Handlungserfordernisse
-
Die Zuwanderungen aus dem Ausland bzw. von Aussiedlern stellen auch weiterhin ein großes Potenzial dar, sie sind aber in starkem Maße von den äußeren Rahmenbedingungen abhängig. Aus Sicht der Region sollten die beträchtlichen Integrationsleistungen nicht aus den Augen verloren werden.
108
7.3
Landkreis Soltau-Fallingbostel
-
Zuwanderung aus den umliegenden Landkreisen und den neuen Bundesländern dürften auch weiterhin vor allem arbeitsplatzorientiert sein. Die Perspektiven hängen sehr stark von der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung ab.
-
Die Zuwanderung aus den umliegenden Verdichtungsräumen zielen auf den
ländlichen Raum und werden vor allem von niedrigen Bodenpreisen gesteuert.
Die präferierten Wohnformen sind freistehende Einfamilienhäuser bzw. Doppeloder Reihenhäuser. Der Geschosswohnungsbau ist heute bereits weitgehend
zusammengebrochen und wird auch zukünftig bei weitem nicht mehr das Gewicht erreichen wie Mitte der 90er Jahre.
-
Im Zuge der sich allgemein abschwächenden Bevölkerungsdynamik wird aber
zunehmend deutlich werden, dass die Standorte im Wettbewerb mit anderen
(preisgünstigen) Angeboten im Umland von Hannover und Hamburg stehen.
Der qualitative Wettbewerb der Wohnstandorte wird vor diesem Hintergrund eher zunehmen.
-
Das Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten vor Ort für Zeitverdiener macht
in diesem Zusammenhang neben der Infastrukturausstattung eine besondere
Wohnstandortattraktivität aus. Die Wohnstandortstrategien sind demnach zu
ergänzen durch eine Beschäftigungsförderung vor Ort.
-
Einige Gemeinden fahren bereits jetzt eine stärker selektive Strategie bzw.
vorsichtigere Expansionsstrategie. Sie streben kein Wachstum um jeden Preis
an, möchten der heimischen Bevölkerung Zeit lassen, die Zuwanderer in das
soziale Leben der Städte und Dörfer zu integrieren, und vor allem auch keine
sozialen Problemgruppen „importieren“.
Wirtschaftlicher Strukturwandel und wirtschaftliche Entwicklung
Veränderte Rahmenbedingungen für die regionale Entwicklung
Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Regionen in Deutschland, für die
regionale Struktur- und Arbeitsmarktpolitik sowie die regionale und kommunale
Wirtschaftsförderung haben sich in den letzten Jahren vor dem Hintergrund des
sich beschleunigenden innovations- und qualifikationsorientierten Strukturwandels
in vielerlei Hinsicht verändert.
Produzierendes Gewerbe
Leitlinien des wirtschaftlichen Strukturwandels
Auch in Zukunft werden sich die Zweige gut behaupten und an Beschäftigung gewinnen können, die in ihrer Produktion relativ viel Forschung und Entwicklung sowie (hoch)qualifiziertes Personal einsetzen und entsprechend international wettbewerbsfähige, technologisch hochwertige Produkte anbieten können (Luft- und
Raumfahrzeugbau, weite Teile des Maschinenbaus und der Elektroindustrie,
hochwertige Chemie). Diese forschungsintensiven Zweige unterliegen im Gegensatz zu weitgehend standardisierten Produktionen eher einem Qualitäts- als einem
Preiswettbewerb, in dem deutsche Anbieter gegenüber Konkurrenten aus Ländern
mit Produktions- und vor allem Lohnkostenvorteilen eindeutig im Nachteil sind. Zu
den Verlierern des Strukturwandels dürften auch zukünftig neben den Herstellern
einfacher Konsum- und Investitionsgüter vor allem die energie- und rohstoffintensiven Produktionen sowie umweltbelastende Produktionszweige zählen.
109
Stärken-Schwächen-Analyse
Seit Beginn der 90er Jahre hat sich der Prozess der Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen beschleunigt. Weltweite Trends zur Privatisierung und Liberalisierung der Güter- und Finanzmärkte bewirken eine Expansion grenzüberschreitender Aktivitäten in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Ermöglicht wird der Prozess
allerdings durch die Leistungssteigerungen der Transport- und vor allem der
Kommunikationstechnologien. Davon sind nicht nur die ohnehin von Anpassungsproblemen gekennzeichneten Branchen mit einfachen, standardisierten Produkten,
sondern auch die Domänen der deutschen Wirtschaft wie die Chemische Industrie, die Elektrotechnik, der Maschinenbau und der Fahrzeugbau betroffen. Weiter
beschleunigt durch die Integration der osteuropäischen Volkswirtschaften, dürften
in Zukunft immer weitere, bislang eher national und regional ausgerichtete Wirtschaftszweige von der Internationalisierung erfasst werden und unter zunehmenden Wettbewerbsdruck geraten. Trotz schrittweiser Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselbranchen und einer Ausweitung der Produktion wird in
den meisten Branchen das Produktionswachstum auch zukünftig nicht ausreichen,
um den Beschäftigungsabbau zu stoppen und nachhaltig umzukehren.
Verschärfter Wettbewerb
durch Globalisierung der
Wirtschaftsbeziehungen
Das Verarbeitende Gewerbe ist durch zwei dominierende Großbetriebe der Chemischen Industrie und des Ernährungsgewerbes geprägt, ansonsten dominieren
klein- und mittelbetriebliche Strukturen in eher traditionellen Feldern. Die Betriebe
sind in starkem Maße auf den inländischen Markt ausgerichtet bzw. als Zulieferer
von anderen inländischen Produktionen abhängig. Ein vergleichsweise hoher Anteil der industriellen Arbeitsplätze im Landkreis ist in überregionale und internationale Konzernstrukturen eingebunden und wird dementsprechend mehr oder weniger stark „von außen“ gesteuert. Dies bedeutet vor allem, dass die Betriebe einem
besonders scharfen überregionalen Wettbewerb ausgesetzt sind.
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
Seit Ende der 80er Jahre sind im langfristigen wirtschaftlichen Strukturwandel im
Landkreis Soltau-Fallingbostel aber insgesamt trotzdem weniger industrielle Arbeitsplätze verloren gegangen als im Bundes- oder Landesdurchschnitt. Allerdings
wurde nach der Wiedervereinigung die Beschäftigung stark ausgeweitet und dann
nach der Mitte der 90er Jahre wieder erheblich zurückgefahren. Dies ist ein typisches Muster für ländliche Regionen, die in der Folge der Wiedervereinigung vorübergehend stark profitieren konnten.
Die Perspektiven des Verarbeitenden Gewerbes im Landkreis Soltau-Fallingbostel
dürften in Zukunft nicht mehr ganz so günstig sein wie in der Vergangenheit.
-
Zum einen betrifft dies die großbetrieblichen Strukturen. Großbetriebe bergen
immer ein besonderes Risiko für die regionalwirtschaftliche Entwicklung, weil
sich auch kleinere Veränderungen deutlich auf die Standortgemeinden bzw. die
Region auswirken können. Allerdings sind derzeit keine weiteren Schrumpfungstendenzen zu erkennen. Die Chemische Industrie hat im Wettbewerb mit
den neuen ostdeutschen Standorten bereits erhebliche Anpassungsprozesse
hinter sich.
-
Die grundsätzlichen Risiken für die übrigen Bereiche liegen in der starken Fertigungsorientierung und technologisch nur z.T. anspruchsvollen Produktionen, so
dass auch weiterhin ein starker Kosten- und Rationalisierungsdruck herrschen
wird. Grundsätzlich handelt es sich um Produktionen, die von Verlagerungstendenzen nach Osteuropa geprägt sind. Zumindest wäre aber eine stärkere
Perspektiven und Handlungserfordernisse
110
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Strategie einer „Arbeitsteilung“ mit sog. „Billiglohnstandorten“ denkbar, die zwar
einerseits Arbeitsplätze kosten würde, die Betriebe aber insgesamt wettbewerbsfähiger machen und ggf. auch neue Märkte erschließen würde.
-
Die beträchtliche „Außensteuerung“ der Betriebe spricht dafür, dass der Wettbewerb der Produktionsstandorte auch weiterhin scharf sein wird. Der daraus
entstehende Anpassungsdruck sowie die potenzielle Gefährdung für die regionalen Betriebe dürfte steigen.
-
Forschung und Entwicklung vor Ort spielt mit Ausnahme der Chemischen Industrie praktisch nur eine sehr geringe Rolle. Dies ist zwar ein übliches Bild in
vielen ländlichen Regionen, jedoch bleibt der Zwang unvermindert bestehen,
durch Produktinnovationen die Wettbewerbsposition zu verteidigen und möglichst auszubauen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Aufgabe, die regionalen
Betriebe bei ihren Innovationsprozessen z.B. durch Technologietransfer bzw.
-förderung zu unterstützen, ein besonderes Gewicht.
Baugewerbe
Allgemeine Trends
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
Das Baugewerbe ist bundesweit von einer Krise erfasst, die durch einen erheblichen Rückgang des Umsatzes und der Beschäftigung seit Mitte der 90er Jahre
geprägt ist. Rückgänge im Geschosswohnungsbau, rückläufige Investitionen der
kommunalen Haushalte im Tief- und Hochbau sowie geringere gewerbliche Bauinvestitionen sind gleichermaßen für diese Entwicklung verantwortlich:
-
Trotz weiterhin wachsender Haushaltszahlen ist im Wohnungsbau nur noch ein
gering steigender Wohnraumbedarf zu verzeichnen,
-
die Investitionen der kommunalen Ebene dürften auf Grund der Finanzprobleme auch längerfristig eher rückläufig bleiben,
-
im Zuge des Strukturwandels verliert der gewerbliche Bau an Bedeutung und
die Büroflächennutzung steigt,
-
stärker wachsende Felder sind Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten.
Das Baugewerbe als starkes Standbein der Region hat sich bis in die jüngste Vergangenheit als ausgesprochen entwicklungsstark erwiesen, Umsatz- und Beschäftigtenverluste der letzten Jahre waren noch vergleichsweise moderat. Insgesamt
ist die Abhängigkeit von den benachbarten Wirtschaftsräumen und hier vor allem
von den Verdichtungsräumen Hamburg und Hannover aber ausgesprochen hoch.
Der militärische Sektor mit seinen früher erheblichen Bauinvestitionen und Erhaltungsausgaben hat im Verlauf des letzten Jahrzehnts erheblich an Bedeutung
verloren.
Die Perspektiven der Bauwirtschaft im Landkreis sind angesichts des rückläufigen
Bauvolumens auch in den umliegenden Märkten der Verdichtungsräume zukünftig
aber eher schwächer, und es dürfte weiterhin mit rückläufiger Beschäftigung zu
rechnen sein. Wachsende Felder wie Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten
sind aber Entwicklungspotenziale, die durch spezifische Kompetenzen und Qualifikationen genutzt werden können.
111
Stärken-Schwächen-Analyse
Dienstleistungen
In Zukunft werden neue Arbeitsplätze fast ausschließlich im Dienstleistungssektor
entstehen. Der Dienstleistungssektor insgesamt ist einem rasanten Strukturwandel
ausgesetzt, der von Verschiebungen zwischen den einzelnen Bereichen, aber
auch Veränderungen innerhalb der einzelnen Zweige geprägt ist.
Unterschiedliche Dynamik
innerhalb der Zweige des
Dienstleistungssektors
-
Es entstehen z.T. völlig neue Dienstleistungsangebote und -betriebe. Dazu
zählen nicht nur die vielen Betriebe der Informations- und Kommunikationsdienstleistungen einschließlich der so genannten Call-Centers, sondern auch
neue Bündelungen von Dienstleistungsangeboten z.B. im Facility Management
(Gebäudedienstleistungen aus einer Hand). Die hierfür notwendigen Standortvoraussetzungen begünstigen z.T. völlig andere Regionen und Standorte.
... neue Dienstleistungsangebote
-
In zunehmendem Maße werden bestimmte Funktionen aus den industriellen
Betrieben ausgelagert und in neue eigenständige betriebliche Einheiten eingegliedert (Outsourcing), die dem Dienstleistungssektor zuzurechnen sind. Dies
betrifft Teile der Verwaltung, Reinigung, Sicherheitsdienste, Gebäudemanagement, aber auch zentrale Bereiche wie Marketing, Vertrieb, Forschung und
Entwicklung u.a.. Besonders intensiv läuft dieser Prozess im Umfeld von großbetrieblichen Strukturen ab.
... Auslagerung von Funktionen
Unternehmensbezogene Dienstleistungen
Weit an der Spitze der Beschäftigtenentwicklung werden auch weiterhin die unternehmensorientierten Dienste stehen, d.h. Informations- und Kommunikationsdienste, Wirtschaftsberatung, Technische Beratung und Planung, Werbung und
Marketing u.ä., wobei die ohnehin stark steigende Nachfrage nach diesen Dienstleistungen durch Auslagerungstendenzen solcher Funktionen aus den Produktionsunternehmen in eigenständige Unternehmen (Outsourcing) überlagert wird.
Allgemeine Trends
Diese Dienstleistungen sind bislang in besonderer Weise an großstädtische
Standorte und ihr engeres räumliches Umfeld gebunden. Sie bieten aber auch
durchaus Entwicklungspotenziale für ländliche Regionen mit guter Erreichbarkeit in
der Nähe von sich dynamisch entwickelnden Wirtschaftsräumen.
Der Landkreis hat hier in der Vergangenheit eine für ländliche Räume relativ gute
Entwicklung genommen, auch in den letzten Jahren sind hier fast 600 zusätzliche
Arbeitsplätze entstanden (Umstrukturierung in der Chemischen Industrie).
Die Perspektiven sind auch weiterhin günstiger als in den ländlichen Räumen in
Niedersachsen insgesamt, vor allem auf Grund der Lagevorteile zu den großen
Zentren. Dies setzt aber eine aktive Akquisitionsstrategie im Rahmen des Standortmarketing voraus.
Perspektiven
112
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Distributions- und Verkehrssektor
Allgemeine Trends
Bundesweit ist mit einer weiteren Steigerung der Verkehrsleistungen des Güterverkehrs bis 2010 in ähnlicher Größenordnung wie in den 90er Jahren zu rechnen.
Es wird weitere Anteilgewinne der Straße gegenüber der Schiene geben, obwohl
die ordnungspolitischen Weichenstellungen noch offen sind. Vor allem von der
erwarteten Trennung von Netz und Betrieb ist eine Verbesserung des Angebots
durch den steigenden Wettbewerb zu erwarten.
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel hat auf Grund der sehr guten Erreichbarkeit der
drei norddeutschen Verdichtungsräume herausragend günstige Standortbedingungen für den Verkehrs- und Logistikbereich. Dies hat in der Vergangenheit zur Ansiedlung von Distributionszentren geführt, und auch in den letzten drei Jahren sind
trotz schwieriger Rahmenbedingungen in diesem Bereich 250 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Die Nachfrage nach zusätzlichen Gewerbeflächen ist in den
letzten Jahren demgegenüber eher schwächer geblieben. Es ist noch offen, ob
dies rein konjunkturelle Gründe hat, oder ob sich auch neue großräumliche Distributionsmuster abzeichnen, in denen auf Grund der stärkeren Bedeutung osteuropäischer Produktionsstandorte Distributionsstandorte in den neuen Bundesländern
ein stärkeres Gewicht erhalten.
Perspektiven
Insgesamt ist aber zumindest damit zu rechnen, dass die Entwicklung des Distributionsstandortes Soltau-Fallingbostel mit verbesserter Konjunkturlage wieder an
Dynamik gewinnt. Das geplante privatwirtschaftliche Güterverkehrszentrum in
Soltau ist zwar im ersten Anlauf gescheitert, soll aber weiter geführt werden.
Finanzdienstleistungen
Allgemeine Trends
Bei den Finanzdienstleistungen dürften verstärkte Rationalisierungsanstrengungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Einführung neuer Informations- und
Kommunikationstechnologien, ebenfalls zu rückläufiger Beschäftigung führen.
Besonders betroffen sind die sog. „back-office“-Funktionen.
Die Finanzdienstleistungen weisen in den letzten Jahren nur noch ein sehr geringes Wachstum auf. Da kaum überdurchschnittliche Entwicklungsimpulse durch
den regionalen Markt zu erwarten sind, ist mit einem leichten Beschäftigungsrückgang zu rechnen. Die Entwicklungschancen für Ansiedlung von back-officeFunktionen sind eher gering, und auch hier zeigen sich bundesweit erhebliche
Konzentrationstendenzen auf „bewährte“ Standorte.
Sozial- und Gesundheitswesen
Allgemeine Trends
Ein überdurchschnittliches Wachstum ist auch zukünftig für die Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen zu erwarten, wenn derzeit auch die Einschnitte der Gesundheitsreform die Entwicklung deutlich verlangsamt haben. Wichtigste Wachstumsfaktoren sind das steigende Gesundheitsbewusstsein und auch die sich ver-
113
Stärken-Schwächen-Analyse
ändernde Altersstruktur der Bevölkerung. Eine absehbare stärkere Deregulierung
lässt allerdings weitere strukturelle Veränderungen auf Kosten der traditionellen
Felder und zu Gunsten innovativer unternehmerischer Angebote erwarten.
Die Entwicklung des Sozial- und Gesundheitsbereichs im Landkreis SoltauFallingbostel war in der jüngeren Vergangenheit nach einer Umstrukturierungsphase der überregionalen Angebote (z.T. Schließungen) im Kliniken- und Rehabilitationsbereich vergleichsweise günstig. In den letzten drei Jahren sind allein mehr
als 320 zusätzliche Arbeitsplätze in diesem Bereich entstanden. Weitere Profilierungen erscheinen allerdings schwierig (Bad Fallingbostel).
-
Positive Standortvorteile sind die großräumlichen Lagevorteile (Bevölkerungspotenzial von fast 10 Mio. Einwohnern im Umkreis von 100 km), die naturräumlichen Potenziale, die vorhandene Tourismus- und Freizeit-Infrastruktur sowie
der Bekanntheitsgrad und das Image durch die vorhandenen Großeinrichtungen.
-
Nachteile liegen in den z.T. noch nicht ganz ausgeräumten Konflikten mit militärischer Nutzung, der derzeit schlechten Erreichbarkeit im Öffentlichen Personennahverkehr sowie (noch) fehlenden spezifischen Infrastrukturen.
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
Die Stadt Fallingbostel hat durch die Beantragung des Status „Bad“ deutlich gemacht, dass es auf diese Strategie setzt. Bad Fallingbostel wird erhebliche Anstrengungen in eine Profilierung des Standortes setzen müssen.
Tourismus und Freizeitdienstleistungen
Im Gast- und Beherbergungsgewerbe wird sich der Wettbewerb der Regionen und
Standorte weiter verschärfen. Verlierer werden die kleinen Betriebe und die eher
traditionellen Angebotsformen sein. Potenziale liegen auch im Inland in großbetrieblichen Angebotsformen bzw. innovativen und qualitativ hochwertigen Angeboten, die unterschiedliche Funktionen wie Erholung und Naturerlebnis, Gesundheit,
Bildung und Kultur miteinander verknüpfen.
Allgemeine Trends
Die Perspektiven des herkömmlichen „Heidetourismus“ sind eher begrenzt. Neue
Marktsegmente dürften sich angesichts der wachsenden Konkurrenz der inländischen Destinationen nur durch innovative Angebotsformen sowie ein gezielteres
Marketing erschließen.
Perspektiven
-
Allerdings haben sich die vor Jahren befürchteten negativen Auswirkungen
durch Großprojekte (insb. CenterParks) nicht bewahrheitet. Im Gegenteil sind
eher positive Effekte zu verzeichnen. Der Bekanntheitsgrad der Region hat sich
erhöht, durch neue Kooperationen und eine Politik der kleinen Schritte sind
neue Märkte erschlossen worden.
-
Grenzen des Wachstums ergeben sich auch durch die nicht stärker belastbaren Bereiche der Zentralheide. Hier könnte eine Strategie zur Etablierung von
Entlastungsstandorten (u.a. Aller-Leinetal, Munster, Wietzendorf) sinnvoll sein.
-
Tourismus und Freizeitwirtschaft im Landkreis Soltau-Fallingbostel sind in starkem Maße durch großbetriebliche EInrichtungen geprägt. In einigen Segmenten sind Entwicklungsgrenzen erreicht bzw. dürfte die Konkurrenz neuer groß-
114
Landkreis Soltau-Fallingbostel
betrieblicher Freizeiteinrichtungen in anderen Regionen das Marktpotenzial beschränken. Trotzdem gibt es nach wie vor Potenziale für neue und zusätzliche
Angebote.
-
Ein wichtiges strategische Ziel liegt in der Erhöhung der Aufenthaltsdauer von
Kurzurlaubern und Tagestouristen und einer noch stärkeren Verknüpfung regionaler Angeboten. Die geplante Angliederung von Übernachtungsmöglichkeiten
an Freizeitgroßeinrichtungen (Heide-Park Soltau) geht in diese Richtung.
Handel und haushaltsbezogene Dienstleistungen
Allgemeine Trends
Die Entwicklung von Einzelhandel und übrigen haushaltsorientierten Dienstleistungen ist in starkem Maße von der (regionalen) Entwicklung der Bevölkerung bzw.
der Kaufkraft abhängig. Innerhalb des Handels sind - bei insgesamt stagnierender
oder sogar rückläufiger Beschäftigung - sehr differenzierte Entwicklungen zu erwarten. Einerseits werden sich die starken Trends zu großflächigen Angeboten mit
umfassenden Güter- und Dienstleistungsangeboten (in den meisten Fällen auf
Kosten der innerstädtischen Standorte) fortsetzen, andererseits sind auch Entwicklungen hin zu hochwertigen spezialisierten Angeboten (überwiegend in den
Zentren) zu erwarten.
Perspektiven
Auf Grund der dynamischen Bevölkerungsentwicklung und der damit verbundenen
Stärkung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft haben sich in den vergangenen
Jahren erhebliche Impulse auf die Entwicklung der Beschäftigung im Einzelhandel
ergeben. Dies ist allerdings mit einem beträchtlichen Strukturwandel von kleinbetrieblichen hin zu großbetrieblichen Angebotsformen verbunden, die sich überwiegend in Gewerbegebieten am Rand der Innenstädte konzentrieren. In den Innenstadtstandorten wird dies u.a. auch an den vermehrten Geschäftsaufgaben und
Leerständen sichtbar.
Die Städte haben aber allesamt erhebliche Anstrengungen zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadtstandorte unternommen, z.T. auch durch Etablierung von Citymarketing u.ä.
Das geplante FOC/DOC in Soltau dürfte bei der Verwirklichung durch seine Beschäftigungs- und Umsatzwirkungen erhebliche Entwicklungsimpulse zumindest
für die Stadt Soltau und den nördlichen Teilraum des Landkreises bedeuten.
-
Positive Standortfaktoren sind die großräumliche Lage mit dem zu erschließenden Bevölkerungs- bzw. Marktpotenzial und die Erreichbarkeit durch Autobahnen sowie der städtebaulich weitgehend konfliktfreie Mikrostandort unmittelbar
an der Autobahn.
-
Die zu erwartenden zusätzlichen Belastungen und konterkarierende regionalwirtschaftlichen Effekte in den Städten und Gemeinden der Region können
grundsätzlich weitgehend kompensiert werden (Heiderregion). Offen bleibt allerdings die Frage nach den sicherlich gravierenderen Auswirkungen bei einer
zu erwartenden beträchtlichen Umverteilung der Nachfrage auf die umliegenden Mittel- und Oberzentren.
115
-
Stärken-Schwächen-Analyse
Eine denkbare Verknüpfung mit dem Tourismus und anderen Großeinrichtungen der Freizeitwirtschaft könnte die regionalwirtschaftlichen Effekte für den
Landkreis noch weiter stärken.
Die Stadt Soltau hat als größtes Zentrum im Zentralraum zwischen Hamburg,
Bremen und Hannover in seiner Stellungnahme zum Landesraumordnungsprogramm die Übertragung oberzentraler Ergänzungsfunktionen bzw. Teilfunktionen
gefordert.
Gebietskörperschaften unter besonderer Berücksichtigung des
militärischen Sektors
Die Beschäftigung in den Gebietskörperschaften im engeren Sinne (wenn man von
den von ihnen getragenen Einrichtungen wie Schulen, Hochschulen, Krankenhäusern und Heimen absieht) wird auch in Zukunft eher rückläufig sein.
Allgemeine Trends
Die Gebietskörperschaften im Landkreis sind in erheblichem Maße durch den militärischen Sektor geprägt.
Perspektiven
-
Während das Verbleiben der Britischen Rheinarmee im Landkreis SoltauFallingbostel möglicherweise langfristig als fraglich erscheinen kann, ist die
Präsenz der Bundeswehr im Landkreis Soltau-Fallingbostel gesichert. Nach
dem aktuell umzusetzenden „Ressortkonzept Stationierung“ des BMVg verbleiben der Standort Walsrode (Munitionshauptdepot mit 90 zivilen und militärischen Dienstposten) sowie der dominierende Standort Munster (5845 zivile und
militärische Dienstposten).
-
Der Standort Munster geht auf Grund der Stationierungsplanungen und der
Konzentration der Bundeswehrstandorte eher gestärkt aus der Reform hervor.
Seine Existenz dürfte auch zukünftig gesichert sein, da die militärischen Einrichtungen der Bundeswehr in besonderer Weise spezialisierten und hochwertigen Ausbildungs- und Forschungsfunktionen dienen. Die tragenden Säulen
sind die Panzerlehrbrigade 9, die Standortverwaltung, die Truppenübungsplatzkommandantur und insbesondere die Panzertruppenschule und das WIS.
-
Die militärische Präsenz wird auch zukünftig den Landkreis Soltau-Fallingbostel
prägen. Die vom Militär ausgehenden direkten und indirekten Beschäftigungswirkungen werden weiterhin eine große wirtschaftliche Bedeutung innehaben.
Insgesamt wird der militärische Sektor auch in der Zukunft in starkem Ausmaß
die Rahmenbedingungen für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung des
Landkreises Soltau-Fallingbostel mitbestimmen.
7.4
Unternehmerischer Strukturwandel und Unternehmensgründungen
Der Strukturwandel ist auch durch erhebliche Veränderungen der Unternehmensund Konzernstrukturen gekennzeichnet:
Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends
-
Übernahmen und Eingliederungen
Zum einen verzeichnen wir eine Neuordnung der Unternehmens- und Konzernstrukturen mit verstärkten Übernahmen und Eingliederungen von bislang selb-
116
Landkreis Soltau-Fallingbostel
ständigen Betrieben in Unternehmensverbünde. Die wachsende externe Kontrolle und Außensteuerung der regionalen Betriebe im Zuge der Globalisierung
und Unternehmenskonzentration macht aus regionaler Sicht den Zugang zu
den Entscheidungsträgern schwieriger. Die betrieblichen Entscheidungsträger
sind in vielen Fällen nicht mehr in der Region ansässig und fühlen sich nicht
mehr so stark mit ihr verbunden.
Konzentration auf Kernkompetenzen, schlanke
Produktion, Outsourcing
-
Zum anderen findet eine Neuordnung der Betriebs- und Unternehmensstrukturen durch Konzentration auf Kernkompetenzen, schlankere Produktion und
Outsourcing von betrieblichen Funktionen und Bereichen statt. Die durch Outsourcing entstehenden neuen Unternehmensstrukturen machen eine intensive
Beobachtung der Unternehmensentwicklung durch die Wirtschaftsförderung
notwendig („was tut sich in den Unternehmen“), um ggf. schnell reagieren zu
können.
Erneuerung der Wirtschaftsstruktur durch
Existenzgründungen
-
Seit einigen Jahren hat sich darüber hinaus auch die Erneuerung der Wirtschaftsstruktur durch Unternehmensfluktuation beschleunigt. Einem Höchststand an Insolvenzen und Betriebsaufgaben steht ein Rekord an Neugründungen gegenüber. Insbesondere die „Welle von Existenzgründungen“ führt zu einer neuen Zielgruppe der Wirtschaftsförderung mit sehr spezifischen Problemen und Engpässen in den unterschiedlichen Phasen der Unternehmensgründung und -entwicklung. Dies macht eine Intensivierung und Neuordnung der
Dienstleistungsangebote aller an diesem Prozess beteiligten Akteure notwendig, d.h. von den Kammern und Verbänden über die Arbeitsverwaltung, die Genehmigungsbehörden bis hin zur Wirtschaftsförderung in den Standortgemeinden und auf Regionsebene.
Unternehmensgründungen und Ansiedlungen
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
Die Situation im Landkreis Soltau-Fallingbostel war während der letzten beiden
Dekaden zunächst durch eine positive Entwicklung geprägt. Stärkere Ansiedlungsaktivitäten in den 80er Jahren hielten während des Wiedervereinigungsbooms bis Mitte der 90er Jahre an. Infolge der verkehrsgünstigen Lage siedelten
sich besonders stark Unternehmen aus dem Verkehrs- und Logistikbereich an,
deren Aktivitäten bei z.T. hohen Flächenbedarfen aber nur geringe Beschäftigungswirkungen zeigen. Hinzu kamen nicht unwesentlich auch Ansiedlungen aus
dem Handelsbereich (Ketten); vergleichsweise wenige Ansiedlungen waren im
Bereich des Produzierenden Gewerbes zu verzeichnen. Seit Mitte der 90er Jahre
weisen die Ansiedlungsaktivitäten im Landkreis jedoch stark rückläufige Zahlen
aus.
Trotzdem sind die Perspektiven zur Ergänzung der Wirtschaftsstruktur durch
Gründungen und Ansiedlungen nicht ungünstig. Die Standortvoraussetzungen sind
gerade für Betriebe mit großen Absatzradius nicht ungünstig. Auch sind die grundsätzlichen Voraussetzungen für Existenzgründer im ländlichen Raum mit guter
erreichbarkeit der umliegenden Wirtschaftsräume gut. Allerdings bedarf die Nutzung dieser Potenziale einer intensiveren Beratung und Betreuung durch die Wirtschaftsförderung und die übrigen relevanten Akteure im Bereich der Gründungsförderung.
117
Stärken-Schwächen-Analyse
Bei der Existenzgründungsförderung handelt es sich in aller Regel um eine spezialisierte Beratungsform, die in enger Abstimmung mit verwaltungsexternen Akteuren der Gründungsberatung und –förderung in einem Existenzgründungsnetzwerk
organisiert werden sollte. Im Einzelnen sollten durch die Wirtschaftsförderung
künftig folgende Aufgaben verstärkt bzw. neu wahrgenommen werden:
-
Erstberatung von Gründungsinteressenten (überwiegend Landkreis-, aber auch
Gemeindeebene),
-
Abstimmung der verschiedenen Gründungsdienstleistungen im Rahmen von
weiter zu entwickelnden Gründungsnetzwerken,
-
Weitervermittlung von Gründungsinteressenten, Existenzgründern und jungen
Unternehmen im Rahmen des Existenzgründungsnetzwerks.
Bestandssicherung und -entwicklung bestehender Unternehmen
Die Bestanddssicherung und –entwicklung bestehender Betriebe gewinnt angesichts der schwierigen Ansieldungsbedingungen und der wachsenden Herausforderungen für die bestehenden Betriebe eine immer stärkere Bedeutung.
Eine systematische Wirtschaftsförderung als Dienstleistung für Unternehmen besteht bislang im Landkreis und seinen Städten und Gemeinden durchweg nicht.
Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten sind sehr stark nachfrageinduziert, sie stehen
in der Regel im Zusammenhang mit der Veräußerung von Gewerbegrundstücken
sowie den für Veränderungen notwendigen Genehmigungsvorhaben. Eine systematische und prophylaktische „dienstleistungsorientierte“ Bearbeitung von Feldern
wie die Beratung über Fördermöglichkeiten, die Erfassung von Entwicklungsproblemen und -engpässen sowie (Vermittlung von) Innovations- und Technologieberatungsdienstleistungen durch Dritte wird derzeit nicht durchgeführt.
Situation im Landkreis
Die Entwicklung des Betriebsbestandes, d.h. die Förderung des bereits ansässigen, endogenen Unternehmenspotenzials muss die wichtigste Aufgabe für die
Wirtschaftsförderung sein. Im Einzelnen sollten durch die kommunale Wirtschaftsförderung folgende Aufgaben verstärkt bzw. neu wahrgenommen werden:
Perspektiven
-
systematische Betriebsbesuche und allgemeine Kontaktpflege zu den Unternehmen, Ermittlung spezifischer Beratungsbedarfe,
-
Beratung und Dienstleistungen für ansässige Unternehmen und Einrichtungen,
-
Mithilfe bzw. Koordinierung bei behördlichen Genehmigungsverfahren („OneStop-Agency“), eingespielte Kontakte zu Genehmigungsbehörden,
-
Fördermittelberatung, Förderantragsberatung und -abwicklung (in Zusammenarbeit mit Kreditinstituten und Expertennetzwerken),
-
ggf. Weitervermittlung von Unternehmen an spezielle Beratungsdienstleister,
-
Betreuung von Unternehmensnetzwerken sowie
-
Fragen der Kooperation mit benachbarten Regionen (z.B. RITTS-Projekte im
Regierungsbezirk Lüneburg).
118
7.5
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Innovationsorientierung und Qualifizierung
Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends
Ein zentrales Charakteristikum des wirtschaftlichen Strukturwandels ist seine zunehmende Innovations- und Qualifikationsorientierung. Entscheidende Größen im
internationalen wie im regionalen Wettbewerb sind das Hervorbringen von innovativen Produkten und Dienstleistungen sowie der Einsatz modernster Technologien.
Damit eng verbunden ist die Beschäftigung von qualifizierten und zunehmend auch
hoch qualifizierten Arbeitskräften im Produktentwicklungs-, Produktions- und Vermarktungsprozess. Dies gilt nicht nur für den industriellen Sektor. Auch innerhalb
des Dienstleistungssektors wachsen diejenigen Bereiche stärker, die Produktinnovationen realisieren und in höherem Maße qualifiziertes Personal einsetzen. Eine
zentrale Rolle spielen dabei die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien.
Die Qualifikation des regionalen Arbeitskräfteangebots spielt eine zunehmende
Rolle in der Bewertung von Standorten. Damit rücken die Ausbildungsleistungen
der Unternehmen sowie das Angebot und die Qualität von außerbetrieblichen Ausbildungs- und Weiterbildungseinrichtungen in den Vordergrund.
Eine entscheidende Weichenstellung für das regionale Arbeitskräfteangebot wird
bereits in der schulischen Ausbildung gelegt. Wichtige Prüfkriterien sind auf der
einen Seite Schulabsolventen ohne Schulabschluss und auf der anderen Seite die
Beteiligung an der Sekundarstufe II, die als Voraussetzung für höherqualifizierte
Tätigkeiten gilt.
Situation im Landkreis
Soltau-Fallingbostel
Der Landkreis Soltau-Fallingbostel weist zwar mit seinem überdurchschnitlichen
Anteil an Auszubildenden relativ große Anstrengungen in der beruflichen Erstausbildung auf. Entsprechend ist der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene
Berufsausbildung geringer als im Bundesdurchschnitt. Eher problematisch ist aber,
dass die Zahlen der Auszubildenden in den letzten Jahren weit überdurchschnittlich zurückgegangen sind.
Unter dem Landesdurchschnitt liegt der Landkreis insgesamt auch im Bereich des
Besuchs der Sekundarstufe II der allgemeinbildenden Schulen.
Auch der Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulqualifikationen ist im Landkreis Soltau-Fallingbostel – auch für eine ländliche Region – ausgesprochen niedrig. Er ist zwar in den letzten Jahren gestiegen, der Rückstand
zum Bundesdurchschnitt ist aber eher größer geworden.
Perspektiven
Von großer Bedeutung für die Anpassung der Qualifikationen im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels ist ein vielfältiger Ausbildungsstellenmarkt für die
nachkommenden Generationen sowie die Bereitstellung zukunftsorientierter Qualifikationen. Darüber hinaus ist eine bedarfsorientierte Ausrichtung der regionalen
und eine Verbesserung der Einbindung in überregionale Weiterbildungsangebote
anzustreben. Folgende Handlungsfelder zeichnen sich ab:
-
Erhöhung des Anteils an Absolventen der Sekundarstufe II in den nachwachsenden Generationen,
119
Stärken-Schwächen-Analyse
-
Stabilisierung und Erhöhung der Zahlen der Jugendlichen in der beruflichen
Erstausbildung,
-
Stärkung der Beschäftigung von Hochqualifizierten in kleinen und mittelständischen Betrieben,
-
Anpassungsqualifizierung für im Zuge des Strukturwandels entwertete Tätigkeiten,
-
(Nach-)Qualifizierung von Arbeitnehmern ohne Berufsabschluss sowie
-
Weiterentwicklung der berufsbildenden Schulen.
Den Kooperationen und Netzwerken von Anbietern (Einrichtungen und Institutionen der Wissenschaft und Forschung) auf der einen und den betrieblichen Nachfragern auf der anderen Seite werden entscheidende Impulse für die regionale
Entwicklung zugeschrieben. Entsprechend gewinnen die Förderung und Gestaltung des Innovations- und Technologietransfers sowie das Knüpfen von Kooperations- und Kommunikationsnetzwerken als Aufgaben der Wirtschaftsförderung an
Bedeutung. Folgende Felder sind hierbei verstärkt zu bearbeiten:
-
Stärkung der Transfereinrichtungen und –initiativen, vor allem mit den Fachhochschulen und Hochschulen des Umfeldes (u.a. Universität und FHS Hannover, Universität Lüneburg und FHS Nordostniedersachsen, TU HamburgHarburg, Universität und Hochschule Bremen).
-
Bildung von Kompetenznetzwerken bzw. Förderung der Beteiligung von Betrieben an bestehenden Netzwerken (z.B. im Rahmen des RITTS-Prozesses) sowie
-
generell die Ausweitung der betrieblichen Innovationsförderung.
7.6
Kommunale Finanzen
Die Handlungsspielräume des öffentlichen Sektors haben sich im Verlauf des
letzten Jahrzehnts erheblich verändert. Dies gilt in besonderem Maße auch für die
kommunalen Haushalte. Wachsenden Aufgaben und Ausgabenbelastungen stehen tendenziell sinkende Einnahmen gegenüber. So haben sich z.B. die Ausgaben
für Sozial- und Jugendhilfe der Landkreise und Gemeinden in Niedersachsen von
Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre um mehr als 42 % gesteigert, während die
Steuereinnahmen als wichtigste kommunale Einnahmequelle um 33 % und die
Einnahmen insgesamt sogar nur um 27 % gestiegen sind.
Den Ausgabenumschichtungen stehen rückläufige Ausgaben für Investitionen
gegenüber. Damit wächst die Gefahr, dass die Ausstattung und Qualität der kommunalen Infrastruktur zurückfällt und bei baulichen Anlagen langfristig sogar überhöhte Reparaturaufwendungen notwendig werden.
Die engeren Finanzspielräume machen gerade hinsichtlich der Daseinsvorsorge
und der Ausgestaltung der wirtschaftlichen Standortbedingungen einen Strategiewechsel notwendig. Auf mittlere und längere Sicht wird „nicht mehr überall alles
möglich sein“. Daraus folgt die Notwendigkeit zur Konzentration und Arbeitsteilung
im Infrastrukturbereich.
Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends
120
Landkreis Soltau-Fallingbostel
Eine Steigerung der Effizienz ist nur durch neue zwischengemeindliche Kooperationen in unterschiedlichen Feldern zu erreichen.
Situation und Perspektiven im Landkreis SoltauFallingbostel
Die o.g. Herausforderungen gelten grundsätzlich auch für die Städte und Gemeinden und den Landkreis Soltau-Fallingbostel.
Die Steuereinnahmen und allgemeinen Zuweisungen als Indikator für die Finanzkraft liegen im Durchschnitt der ländlichen Räume Niedersachsens. Sie haben sich
in den letzten Jahren zwar wieder verbessert, liegen aber nach wie vor unter dem
Niveau von Anfang der 90er Jahre.
Positiv ist zu bewerten, dass die Investitionstätigkeit im Landkreis und in den Gemeinden seit langem überdurchschnittlich hoch ist. Von daher wird Vorsorge für
eine Modernisierung der Infrastruktur getroffen.
Trotzdem sind in einigen Bereichen die Ausgaben pro Kopf der Bevölkerung verglichen auch mit Nachbarregionen relativ hoch. Angesichts rückläufiger Einnahmen insbesondere aus der Gewerbesteuer und nicht zu erwartender Kompensation durch Zuweisungen muss konsequent der Weg der Durchleuchtung öffentlicher
Ausgaben- und Einnahmen sowie der Notwendigkeit und Effizienz öffentlicher
Aufgaben gegangen werden. Dabei sind neben der Effizienz der Aufgabenerfüllung
vor allem auch die regionalwirtschaftlichen (Aus-)Wirkungen einzelner Ausgabenpositionen zu betrachten.
Wenngleich die Kooperationskultur im Landkreis in der Vergangenheit nicht besonders ausgeprägt war, so denken die Städte und Gemeinden verstärkt an übergemeindliche Kooperationen und praktizieren solche Kooperationen bereits in unterschiedlichen Zusammenhängen und Bereichen, wie das ‚Aller-Leine-Tal‘, die
‚Heideregion‘, die ‚Vogelparkregion‘ sowie weitere Kooperationen belegen. Insgesamt wächst die Einsicht, durch Arbeitsteilung und durch Aufteilung von Kosten
und Erträgen gemeindeübergreifende Aufgaben und Problemstellungen anzugehen. Die Einstellung der Städte und Gemeinden zu Kooperatiopnsfragen variiert, je
nach Erfahrungen und Interessenkonstellationen. Die Verwaltung ist in vielen Gemeinden der Vorreiter, die kommunale Politik hat dies noch nicht in allen Fällen
nachvollzogen.
Insgesamt muss aber der Weg der verstärkten innerregionalen Kooperation weiter
gegangen werden, um im Wettbewerb der Wohnstandorte und der Wirtschaftsstandorte durch ein differenziertes und leistungsfähiges Angebot bestehen zu können. Dazu ist die Bündelung der regionalen Kräfte notwendig.
Der Landkreis sollte seine Chancen im Umfeld meherer großer Wirtschaftsräume
mit leistungsfähigen Angeboten und Einrichtungen der Wirtschafts-, Technologieund Qualifzierungsförderung noch stärker für seine eigene Profilierung nutzen. Es
sind intensiv alle Möglichkeiten für einen Ausbau von sachthemen- und fachbezogenen überregionalen Kooperationen zu prüfen. Damit ließen sich kostengünstig
Dienstleistungen und Angebote in den Dienst der regionalen Wirtschaftsförderung
stellen, die im Alleingang und aus eigener Kraft nicht zu erbringen sind.
121
7.7
Stärken-Schwächen-Analyse
Wirtschaftsförderung und Standortmarketing
Standortmarketing nach innen und nach außen ist ein zentraler Teilbereich der
Wirtschaftsförderungsaktivitäten, gleichzeitig aber auch als langfristige Strategie,
d.h. als eine Art „Philosophie“ der Wirtschaftsförderung zu verstehen.
Veränderte Rahmenbedingungen und allgemeine Trends
Charakteristika einer marktorientierten Wirtschaftsförderung im Sinne des Standortmarketings sind
- eine sehr stark servicegeprägte Orientierung am Kunden,
-
ein Denken in Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen,
-
eine fachlich-integrative Vorgehensweise durch Einbeziehung unterschiedlicher
Akteure,
-
intensive Kommunikation, Koordination und Kooperation sowie
-
eine Projekt- und Prozessorientierung.
Angesichts des Wettbewerbsvorsprungs der benachbarten Regionen in Fragen
der Ausgestaltung der Wirtschaftsförderung sowie weiterer Anstrengungen, ist
eine Intensivierung und Effizienzsteigerung der Wirtschaftsförderung durch den
Aufbau eines Wirtschaftsförderungsnetzwerkes sowie die Etablierung eines
Standortmarketings dringend angeraten.
Perspektiven

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