geht`s zur Dokumentation der Jugend-Gemeinde
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geht`s zur Dokumentation der Jugend-Gemeinde
Jugend im ländlichen Sozialraum: „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ zur sozialräumlichen Einbettung der Mobilen Jugendarbeit im lokalen Jugendleben. Dokumentation der Jugend-Gemeinde-Untersuchung vom 24. – 26. September 2012 in Waldkirch Veranstalter: LAG Mobile Jugendarbeit / Streetwork Baden-Württemberg e.V. (Christiane Hillig), Heilbronner Straße 180, 70191 Stuttgart in Kooperation mit: PRO PROVINCIA (Albert Herrenknecht), 97944 Boxberg mit Unterstützung der: Lokalen Projektgruppe „Jugend-Gemeinde-Studie“ aus Waldkirch Die zehnköpfige Forschungsgruppe der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch“ bestand aus: Marko Cullmann, Oliver Falkenberg, Sebastian Heide, Linda Minack, Petra Nonnenmacher, Anneken Priesack, Katrin Stange, Eva Thien, Vanessa Orth, Admir Zukanovic) und dem Leitungsteam: Christiane Hillig (LAG Mobile Jugendarbeit/Streetwork BW e.V.) Albert Herrenknecht (PRO PROVINCIA) Impressum: © Copyright: Das Copyright (Publikationsrecht) dieser Dokumentation liegt bei der LAG Mobile Jugendarbeit/Streetwork BW e.V., PRO PROVINCIA und der Stadt Waldkirch Herausgeber: (Stuttgart, September 2013) LAG Mobile Jugendarbeit / Streetwork Baden-Württemberg e.V. Heilbronner Straße 180, 70191 Stuttgart [email protected] (www.lag-mobil.de) Danksagung: Für die aktive Unterstützung in Waldkirch möchten wir uns insbesondere bei Silke Pfaller-Werle, Daniel Joos, Sabrina Ganz, Arne Scholz und der Stellvertretenden Bürgermeisterin Ursula Querfurth bedanken. Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 1 Einleitung Die „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ ist ein praktisches Fallbeispiel einer „sozialraumorientierten Konzept-Studie“ 3 Kapitel 1 Die Untersuchungsergebnisse der sechs Stadtteil- bzw. OrtsteilExkursionen in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der Stadtteil- bzw. der OrtsteilExkursionen innerhalb der „Waldkirch-Studie“ II. Die inhaltliche Auswertung der einzelnen der Stadtteil- bzw. der Ortsteil-Exkursionen innerhalb der „Waldkirch-Studie“ Die Auswertung der Stadtteil-Exkursion Waldkirch-Zentrum Die Auswertung der Stadtteil-Exkursion Kollnau Die Auswertung der Stadtteil-Exkursion Batzenhäusle Die Auswertung der Ortsteil-Exkursion Buchholz Die Auswertung der Ortsteil-Exkursion Suggental Die Auswertung der Ortsteil-Exkursion Siensbach Kapitel 2 Die Untersuchungsergebnisse der fünf „Jugend-BasisBefragungen“ in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der „Jugend-Basis-Befragung“ in der Stadt Waldkirch II. Die Darstellung der Untersuchungsergebnisse der fünf „JugendBasis-Befragungen“ Die Auswertung der „Jugend-Basis-Befragung“ - Mädchen aus Waldkirch im Alter von 10 - 14 Jahren Die Auswertung der „Jugend-Basis-Befragung“ - Mädchen aus Waldkirch im Alter von 15 - 17 Jahren Die Auswertung der „Jugend-Basis-Befragung“ - Jungen aus Waldkirch im Alter von 10 – 14 Jahren Die Auswertung der „Jugend-Basis-Befragung“ - Jungen aus Waldkirch ab 15 Jahren Die Auswertung der Aufsatzbefragung in der Grundschule Grundschüler/innen der 3. und 4. Klassen aus der Grundschule in Waldkirch-Zentrum 8 10 19 34 46 57 67 80 83 102 121 139 156 Seite Kapitel 3 Die Untersuchungsergebnisse der „Jugend-Experten-Befragung“ in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der „Jugend-Experten-Befragung“ in der „Waldkirch-Studie“ II. Die Einzel-Darstellung der Untersuchungsergebnisse der „JugendExperten-Befragung“ in Waldkirch III. Die Abschluss-Bewertung der „Jugend-Experten-Befragung“ zur allgemeinen Jugendsituation in Waldkirch Kapitel 4 Die Untersuchungsergebnisse der „vergleichenden Fragen“ aus den „Jugend-Basis-Befragungen“ mit der „allgemeinen JugendExperten-Befragung“ Kapitel 5 Die Untersuchungsergebnisse der „Jugend-Experten-Befragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der „Jugend-Experten-Befragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch“ II. Die Darstellung der Untersuchungsergebnisse der „JugendExperten-Befragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in Waldkirch III. Die Abschluss-Bewertung der „Jugend-Experten-Befragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in Waldkirch Kapitel 6 Die jugendpolitischen Konsequenzen aus der „JugendGemeinde-Studie Waldkirch 2012“ Kapitel 7 Weiterführende Literatur zur Analyse und Entwicklung des ländlichen Sozialraums sowie zur Mobilen Jugendarbeit im ländlichen Raum 159 162 183 195 201 202 214 216 231 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Vorwort Die vorliegende „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ ist das Produkt eines durch die Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork BadenWürttemberg e.V. im September 2012 durchgeführten Modellprojekts. Die Vorgeschichte. Die Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Württemberg e.V. setzt sich seit einigen Jahren verstärkt mit der „Entwicklung von Konzepten Mobiler Jugendarbeit in ländlichen Räumen“ auseinander. Dazu fanden in den Jahren 2008 und 2009 entsprechende „Werkstatt-Tage“ statt, deren Ergebnisse in einem „Positionspapier zur Umsetzung der Mobilen Jugendarbeit im ländlichen Raum“ mündeten. Der Diskussionsansatz „Mobile Jugendarbeit im ländlichen Raum“ wurde vom November 2010 bis zum Oktober 2011 mit einer dreiteiligen Fortbildungsreihe zum „Profil und den Entwicklungsbedarfen Mobiler Jugendarbeit im ländlichen Raum“ vertieft. Nach diesem langen Vorlauf der Positionsbestimmung und der praktischen Qualifizierung zu den „sozial-räumlichen Arbeitsbedingungen Mobiler Jugendarbeit im ländlichen Raum“ von 2008 bis 2011, lag es nahe, das nun vorliegende Wissen einmal in der Praxis zu erproben. Deshalb wurde von der LAG Mobile Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit Pro Provincia (Albert Herrenknecht) 2012 das Modellprojekt: „Jugend im ländlichen Sozialraum: die Einbettung der Mobilen Jugendarbeit in die lokale Jugendlandschaft“ als „VorOrt-Seminar“ (in einer Untersuchungsgemeinde) entwickelt. In diesem Praxis-Projekt, das als Fortbildungsprojekt für Praktiker aus der Mobilen Jugendarbeit konzipiert war, sollte am Beispiel einer Gemeinde im ländlichen Raum einmal konkret untersucht werden, wie die Arbeit der Mobilen Jugendarbeit konzeptionell und praktisch in einer lokalen Jugendlandschaft verankert ist. Um diesen Arbeitsansatz umzusetzen, sollten über eine umfassende Sozialraumanalyse einer Modellgemeinde die Rahmenbedingungen des Jugendlebens und der Jugendarbeit erfasst werden und dann – in einem zweiten Schritt – die lokale Einbettung der Mobilen Jugendarbeit definiert werden. In diesem Praxis-Seminar sollten die Teilnehmer alle notwendigen Methoden und Arbeitsmedien einer solchen thematischen Sozialraumanalyse kennenlernen, um diese Erkenntnisse später in ihrer eigenen Arbeitspraxis anwenden zu können. Wie kam das Modell-Projekt nach Waldkirch? Auf die Ausschreibung des Projekts im Frühjahr 2012 bewarben sich mehrere, ganz unterschiedlich strukturierte Gemeinden aus Baden-Württemberg – darunter auch die Stadt Waldkirch. Wichtige Kriterien für die Auswahl als Projektstandort waren neben der Struktur als Kleinstadt im ländlichen Raum, das Vorhandensein einer Mobilen Jugendarbeit vor Ort und das Engagement einer lokalen Projektgruppe mit Unterstützung aus der Gemeindeverwaltung. 1 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 In Waldkirch waren alle diese Punkte am besten erfüllt und daher fiel die Wahl auf Waldkirch. Zur Umsetzung wurde mit der Stadtverwaltung eine umfangreiche Durchführungsvereinbarung abgeschlossen. Von Juli bis September 2012 führte die sehr engagierte „Lokale Projektgruppe zur Umsetzung der Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ (wie der nun offiziell verwendete Titel des Modellprojektes hieß) die sehr umfangreichen Vorarbeiten (Informierung über die Studie, Benennung von Experten für die Interviews, Absprachen mit den Schulen zur Durchführung der Schülerbefragungen, Kontaktaufnahme mit Jugendlichen aus den Ortsteilen zur Organisierung der Ortsteil-Begehungen usw.) in Waldkirch durch. Dieses aufwendige „Netzwerk-Spinnen“ brachte den großen Vorteil, dass im Rahmen dieser Vorbereitungsphase sich innerhalb der Waldkircher Jugendarbeitslandschaft viele neue Kontakte ergaben und zu einem „JugendInformationsnetzwerk“ verknüpft werden konnten. Die „Jugend-Gemeinde-Studie“ hatte also bereits im Vorfeld einiges bewirkt. Vom 24.-26. September 2012 nahm dann die Forschungsgruppe der Mobilen Jugendarbeiter ihre gut vorgeplante und organisierte Untersuchungsarbeit in der Jugend(arbeits)landschaft in Waldkirch auf und warf ihr „Untersuchungsnetz“ aus, um von allen Seiten (aus den Ortsteilen, in den Schulen, mit Expertenbefragungen usw.) her das Jugendleben in Waldkirch zu erkunden. Sie wurde bei ihrer sehr intensiven Arbeit fachlich sehr gut von Seiten der „Lokalen Projektgruppe“ unterstützt, hatte ein festes „Stadtbüro“ (im Pfarrheim der Katholischen Kirchengemeinde St. Margarethen) und wurde auch sonst gut versorgt, wofür sich der Veranstalter und die Forschungsgruppe an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken möchten. Darüberhinaus möchten wir uns bei allen Personen aus Waldkirch, die sich an dieser Jugend-Gemeinde-Studie durch Mitarbeit und Interesse beteiligt haben, insbesondere bei den Jugendlichen, die bei der Beantwortung der Fragebögen so stark engagiert waren, sowie bei allen Helfern der Stadt Waldkirch, der Kirchengemeinde St. Margarethen und den Schulleitern, Vereinsvorständen und unterstützenden Erwachsenen, ebenfalls recht herzlich bedanken. Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Dokumentation durchgängig die männliche Form verwendet. Es sind immer gleichermaßen Mädchen und Jungen/ Expertinnen und Experten gemeint. Eine Ausnahme bildet die geschlechtsspezifisch ausgewertete „Jugend-Basis-Befragung“. Hier ist natürlich jeweils von Mädchen bzw. Jungen und von Schülerinnen bzw. Schülern die Rede. 2 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Einleitung Die „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ ist ein praktisches Fallbeispiel einer „sozialraumorientierten Konzept-Studie“ 1. Was ist eine „sozialraumorientierte Konzept-Studie“? Das Kennzeichen einer „sozialraumorientierten Konzept-Studie“ ist, dass ihr Arbeitsziel es ist, einen Sozialraum danach zu untersuchen, welche wichtigen Hintergrundinformationen dieser liefern kann, um das eigene Jugendarbeitsfeld besser zu verstehen und neue Praxisanregungen zu liefern. Der „Sozialraum“ in der Waldkircher Jugend-Studie war dabei die gesamte „Jugendlandschaft“ von Waldkirch und das Arbeitsfeld, für die die Untersuchung durchgeführt wurde, war die lokale Mobile Jugendarbeit und die daran angrenzende Offene Jugendarbeit vor Ort. Der Forschungsauftrag der Waldkircher Feld-Studie war die Erfassung des Alltags von „Jugendlichen im Sozialraum“ verbunden mit einer „Fallanalyse der sozial-räumlichen Einbettung der Mobilen Jugendarbeit in einem ländlichen Gemeinwesen“ (am Beispiel von Waldkirch). Als Titelbezeichnung im praktischen Umgang wurde dafür die Bezeichnung: „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ gewählt oder die Kurzform: „Jugendstudie Waldkirch“ verwendet. Die „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ bestand daher im Grunde von Anfang an aus zwei Studienteilen: zum einen im Arbeitsauftrag die „sozialräumliche Einbettung der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch“ zu untersuchen und zu definieren und zum anderen in der „offenen Jugend-Gemeinde-Studie“ mit ihrem Bestreben in einer möglichst breitangelegten methodischen Form die „Jugendlandschaft Waldkirch“ zu analysieren und abzubilden. Während der Fokus des Veranstalters und des Auftragsgebers (die Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Württemberg e.V.) logischerweise auf dem Kernauftrag, die sozial-räumlichen Hintergrundinformationen zu den Besonderheiten Mobiler Jugendarbeit im ländlichen Kontext zu liefern, lag, war das favorisierte Interesse der Untersuchungsgemeinde Waldkirch, im Zuge dieses Pilotprojektes möglichst umfassende Informationen über die allgemeine Jugendlandschaft und Jugendarbeit in Waldkirch zu erhalten. Beide Aspekte mussten also zu einer „Win-Win-Situation“ für beide Partner verknüpft werden, um beide legitimen Interessen zufrieden zu stellen. Dies gelang letztlich auch, obwohl von Seiten einiger Vertreter der Waldkircher Jugendarbeit und auch von einigen Jugendlichen her, immer wieder die Kritik geäußert wurde, „dass die Fragen doch tendenziell zu negativ gestellt waren“. 3 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Diese Kritik ist berechtigt, blendet man den eigentlichen Auftrag nach der Analyse des speziellen Klientels der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch - das diese „eher negative Fragestellung“ (z.B. nach Problemen, Benachteiligungen, Randgruppen usw.) notwendig machte aus. Es ist also keine reine „WaldkirchJugend-Studie“ zu erwarten, sondern zu berücksichtigen, was die vorgegebene Fragestellung der Studie („die Einbettung der Mobilen Jugendarbeit in die lokale Jugendlandschaft“) war und unter welchen Konditionen diese Studie damit auch durchgeführt wurde. Methodisch war klar, dass erst mit einer möglichst breiten Erfassung des Gesamtbildes der „Jugendlandschaft Waldkirch“ die „Besonderheit der Mobilen Jugendarbeit in dieser Jugendlandschaft“ abgebildet werden konnte. Aber es war auch klar, dass dafür diese Jugendlandschaft nicht nur „für sich allein“ untersucht werden konnte, sondern dass in dieser Untersuchung immer auch bereits die „Schnittstellen“ zur Mobilen Jugendarbeit (z.B. in der Beschreibung möglicher Problemlagen, Problemgruppen und Problemviertel) erfragt werden mussten. D.h. neben den allgemeinen Daten zum Jugendleben und zur Jugendarbeit in Waldkirch wurden immer auch gezielt Berührungspunkte und Verbindungsstellungen zur Mobilen Jugendarbeit erhoben. Ohne diese „immanente Fragestellung“ wäre eine wirklich datengesicherte Verbindungslinie hin zur sozial-räumlichen Wahrnehmung und Einschätzung der Lage der Mobilen Jugendarbeit bei den Jugendlichen und in der Gemeinde nicht möglich gewesen. Nur diese „integrierte Parallel-Befragung“ ermöglichte die direkte Korrelation vom Jugendleben zur Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch. Die Methodik der „sozialraumorientierten Konzept-Studie“ setzt darauf, einen direkten „Theorie-Praxis-Bezug“ herzustellen und versucht über das systematische Studium und die Reflexion der sozialen Rahmenbedingungen direkt verwertbare Erkenntnisse und Antworten für die praktische Arbeit zu gewinnen. Das Ziel einer „Konzept-Studie“ ist es daher (im Gegensatz zu „wissenschaftlichen Studien“) nicht, die soziale Wirklichkeit bis ins Detail zu erfassen, mit den dafür tauglichen Theorien ausführlich zu erklären und die Ergebnisse mit umfangreicher Fachliteratur zu untermauern, sondern die Analyse der sozial-räumlichen Umweltbedingungen, um daraus direkte Handlungskonzepte für die Praxis der Jugendarbeit vor Ort zu gewinnen. Das Wesen einer „Konzept-Studie“ ist es, durch eine Sozialraumanalyse Materialien für eine „Konzeptentwicklung“ zur Optimierung der eigenen Arbeit zu erheben. Dieser „Konzeptentwicklungsprozess“ erfolgt in der Regel in vier Schritten: (1.) Erhebung der Sozialraum-Daten (mit einer Light-Version von sozialwissenschaftlichen Methoden). (2.) Auswertung und Systematisierung der Ergebnisse. (3.) Interpretation und fachliche Einordnung der Ergebnisse. (4.) Formulierung von Empfehlungen und Handlungsansätzen für die Praxis vor Ort. Dieser „direkte Theorie-Praxis-Transfer“ versteht sich als „Forschung mit Wurzeln“ (d.h. mit wieder direkt in die Praxis einsetzbaren Ergebnissen). Nicht das „Abschneiden“ und „Wegtragen“ der Ergebnisse und ihre „wissenschaftliche Aufbereitung“ in Literaturvergleichen zu den lokalen Besonderheiten und den entdeckten Vergleichbarkeiten mit dem allgemeinen Diskussionsstand, steht hier im Mittelpunkt, sondern die möglichst optimale „Auspressung“, d.h. die methodisch möglichst vollständige Gewinnung aller erhobenen Aspekte (und das 4 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 im Klartext der Originalsprache, in ihrer möglichen Widersprüchlichkeit, in ihren Halbsätzen und teilweise unverständlichen Titelbezeichnungen, in ihren Botschaften des Nicht-Gesagten usw.) wurde hier angestrebt. Durch diese Methode, die Befragten möglichst umfassend und unverfälscht zu Wort kommen zu lassen, wird eine Jugendlandschaft mit ihren gesamten Formationen, Widersprüchlichkeiten und auch Unzulänglichkeiten sichtbar gemacht. Durch die breite Offenlegung erhalten alle erhobenen Ergebnisse eine besondere „professionelle Konsistenz“ und können wie eine Art „aufgeschlagenes Handbuch“ direkt im Alltag genutzt werden. D.h. nicht nur die direkt an der „Konzept-Studie“ vor Ort beteiligten Gruppen gewinnen aus dieser Arbeit wichtige Erkenntnisse für ihre Jugendarbeit, sondern alle mit der Jugendarbeit in der Gemeinde befassten Gruppen erhalten einen bisher nicht gekannten Einblick in der lokale Jugendlandschaft. Gerade für die Mobile Jugendarbeit, die von ihrer Arbeitspraxis her sowohl stark sozial-räumlich, als auch sehr praxis-orientiert ausgerichtet ist, ist die Methode der „Konzept-Studie“ das richtige Instrument, ihre Arbeit immer wieder in ihrer Wirkung auf den Sozialraum der Jugendlichen hin zu überprüfen, um das soziale Umfeld von Mobiler Jugendarbeit (z.B. nach aktuellen Bedarfen; nach verdeckten Bedarfen; nach möglichen Zukunftsbedarfe usw.) auszuloten, also die „potenzielle Bedarfslandschaft“ für Mobile Jugendarbeit „abzufragen“. Für die Selbstvergewisserung des Status der eigenen Arbeit im gemeindlichen Sozialraum und zur fachlichen Identifizierung des besonderen „Mobilen Jugendarbeit-Bedarfsraumes“ vor Ort ist das Modell der „Konzept-Studie“ mit ihrer implizierten Praxisausrichtung eine gute Methode. 2. Die praktische Umsetzung der „sozialraumorientierten Konzept-Studie“ Die Waldkircher „Konzept-Studie“ wurde von einem zehn Personen umfassenden Forschungsteam, das ausschließlich aus bereits im Berufsfeld stehenden Mobilen Jugendarbeitern (unterstützt durch ein zweiköpfiges Leitungsteam) bestand, durchgeführt. Auch von dieser Seite her, war signalisiert: es geht hier nicht um eine „wissenschaftliche Studie“, sondern um ein „praktisches Lernprojekt“ zur Fortbildung berufstätiger Mobiler Jugendarbeiter in den Methoden der Sozialraumanalyse. Am Fallbeispiel Waldkirch sollten solche Untersuchungstechniken erlernt werden, die auch für die eigene Alltagspraxis vor Ort praktisch einsetzbar sind. Diese Qualifizierung parallel zu einem Berufsalltag brachte Vor- und Nachteile für den Forschungsablauf mit sich. Der Nachteil war, dass das gesamte Projekt sehr stark verdichtet werden musste, da für seine Umsetzung von Seiten der Teilnehmer insgesamt nur fünf Projekttage (ein Vorbereitungstag, drei Umsetzungstage vor Ort und ein Nachbereitungstag) zur Verfügung standen. Auch innerhalb dieses Zeitraumes wurde das Zeitbudget nochmals komprimiert und voll ausgereizt, um alle 5 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 fachlichen Anforderungen, die das Projekt mit sich brachte, erfüllen zu können. Mehr Zeit war im Rahmen einer Fortbildungsmaßnahme einfach nicht möglich. Der Vorteil war, dass mit dieser Intensität ein solcher Spannungsbogen erreicht wurde, der die Fülle der Arbeit in diesem Zeitrahmen erst möglich machte. Die Kompression förderte die Reserven der Teilnehmer hervor und schuf eine sehr starke Arbeitskonzentration, die wiederum nur über diesen begrenzten Zeitraum hochzuhalten war. D.h. für die Vor-Ort-Analyse waren - auch von dieser Seite her aus „konditionellen Gründen“ - nur drei Tage möglich. Für die fachliche Qualität der Untersuchung erwies sich das berufliche Wissen der Teilnehmer dagegen als klarer Vorteil: Ihr fachliches Wissen und ihre beruflichen Erfahrungen konnten nun in einer konkreten „Feldforschung“ unter Echt-Zeit- und Real-Ort-Bedingungen und in einer kollektiven Arbeitsform (und nicht wie im Berufsalltag oft auf sich allein gestellt) aktiviert und in einem durchgängigen (Selbst)Reflexionsprozess verbessert werden. Und es hat sich gezeigt, dass diese Voraussetzungen äußert produktiv in den Forschungsprozess und in die Forschungsergebnisse eingeflossen sind und das Abrufen dieser Vorkenntnisse die Qualität der Studie deutlich angehoben hat. Die vorhandene Berufserfahrung hat den „sozial-räumlichen Blick“ auf das lokale Sozialfeld gestärkt und die Teilnehmer in die Lage versetzt, die für die Fragestellung der Untersuchung notwendigen und richtigen Fragen zu stellen. Das Arbeitsprinzip einer „Konzept-Studie“ ist es, möglichst viele Informationen zur Lebenslage von Jugendlichen vor Ort, mit möglichst breiten Erhebungsmethoden (Erkundung, Befragung, Beobachtung) und der Einbeziehung möglichst vielfältigen Gesprächspartnern (Jugend-Experten aus dem Jugendbereich, aus der Kommunalpolitik, aus den Vereinen usw.) „feinmaschig“ zu erfassen. Die feinmaschige Methode bescherte allerdings das Problem, am Ende dieses „Fischzuges“ durch die Gemeinde vor „übervollen Netzen“ zu stehen, mit der Gefahr den Überblick zu verlieren und die eingefangene Materialfülle nicht mehr bewältigen zu können. Auch in der Waldkircher Jugendstudie war dieser kritische Punkt am Ende der Erhebungsphase zu spüren, als die Frage anstand, wie soll nun mit diesen vielen Einzelinformationen umgegangen werden und wie können diese so aufbereitet werden, dass die Trends und Diskussionslinien deutlich sichtbar werden und die Verbindungen zwischen den einzelnen Aussagen ein Gesamtbild ergeben. Diese Methode der „sanften Röstung“ der Ergebnisse, um deren Grundgehalt („Aussagen-Aroma“) möglichst zu erhalten, erforderte sehr viel Arbeit, denn die letztlich dafür tauglichen Darstellungsmethoden mussten erst aus den jeweiligen Inhalten der Texte heraus entwickelt werden, und sehr unterschiedliche Aussagen erforderten immer wieder neue Darstellungsformen, um diese abbilden zu können. Gleichzeitig musste ein einigermaßen einheitliches Grundraster durchgehalten und gepflegt werden, um die allgemeine Darstellungssystematik der Gesamtdokumentation nicht zu unterlaufen, sondern das gesamte Werk in sich nachvollziehbar zu halten. In der Praxis hieß dies, viele Korrekturschleifen zu durchlaufen, immer wieder feine Nachsystematisierungen vorzunehmen, durch ständiges Blättern im Text eine größtmögliche Einheitlichkeit der Darstellungsform sicherzustellen. 6 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Eine „Konzept-Studie“ ist nicht nur eine viel Zeit erfordernde Hand- und Kopfarbeit, sondern als eine sehr „qualitativ ausgerichtete Studie“ eigentlich kaum digitalisierbar. D.h. eine mögliche Digitalisierung der Materialien hilft bei der Auswertung nicht weiter, denn zum einen erfordert deren Erfassung sehr viel Zeit und zum anderen wirft ihre spätere Wiedergabe in verkürzten Schlagwörtern all die mühsam erhobenen inhaltlichen Aussagen wieder heraus und erschwert damit eine aussagegerechte Interpretation, die gerade diese inhaltlichen Begründungen braucht, um keinen Fehldeutungen aufzusitzen. Da die Gesamtuntersuchung außerdem in der Regel mit offenen Fragen arbeitete (um nicht zu viele Vorgaben zu machen, die die Befragten „steuerte“, sondern deren Meinung spontan erheben wollte) konnte auch hierbei auf keine Formalisierung der vorgegebenen Fragen zurückgegriffen werden. Eine „Konzept-Studie“ setzt als ein schwerpunktmäßig „qualitativ ausgerichteter“ Forschungsansatz vorrangig auf eine mögliche Voll-Text-Erfassung aller Aussagen und auf die stete Abfrage von Begründungen zu einer getroffenen Aussage, um einerseits mögliche Fehlinterpretationen auszuschließen und um andererseits über diese inhaltlichen Begründungen und Detailinformationen den späteren konzeptionellen Transfer hin zu möglichen Handlungskonzepten viel zielgenauer leisten zu können. Zu einer „Konzept-Studie“ gehört auch, dass sie innerhalb ihrer Durchführung „Diskussionsräume“ einbaut, in denen Zwischenergebnisse mit den vor Ort beteiligten Akteuren aus der Untersuchungsgemeinde diskutiert werden können. Im Rahmen der Waldkirch-Studie wurde z.B. mitten im Erhebungsverfahren vor Ort im September 2012 bereits ein „Jugendforum“ organisiert, in dem weitere Aspekte der „Jugendarbeit in Waldkirch“ über eine Podiumsdiskussion und eine öffentliche Diskussion abgerufen wurden sowie erste – direkt ausgewertete Ergebnisse aus der aktuellen Jugendstudie vorgestellt und diskutiert wurden. Außerdem wurden am 4. Juni 2013 im Rahmen einer „Diskussions-Werkstatt“ die Ergebnisse der „Basis-Auswertung“ aus der Jugendstudie (sowohl in einem Konferenzteil, als auch in einer öffentlichen Abendveranstaltung) vor- und zur Diskussion gestellt. Diese „Zwischenberichte“ sind wichtig, um einerseits die an der Studie beteiligten Personen und Gruppen vor Ort laufend mit einzubeziehen und zum anderen, um den Handlungsbezug der „Konzept-Studie“ („Was folgt aus dem Erhobenen in der Praxis?“) immer wieder herzustellen und zu aktualisieren. Wer den Akteuren vor Ort nur „Fertigergebnisse“ vorgesetzt und „Abschluss-Thesen“ verkündet, vollzieht damit einen Bruch in der Logik der „Konzept-Studie“, die immer von einem schonenden Einfädeln der gewonnenen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen in die lokale Praxis ausgeht. Und dieser „sanfte Praxistransfer“ kann nur gelingen, wenn die „Umsetzer vor Ort“ frühzeitig und dauerhaft einbezogenen werden. 7 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kapitel 1 Die Untersuchungsergebnisse der sechs Stadtteil- bzw. Ortsteil-Exkursionen in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der Stadtteil- bzw. der Ortsteil-Exkursionen innerhalb der „Jugend-GemeindeStudie Waldkirch“ Jede gemeinwesenorientierte Sozialraumanalyse umfasst neben einer Untersuchung der Gesamtsituation der Gemeinde immer auch eine konkrete Quartiersanalyse ihrer „gewachsenen“ Sozialräume in den Stadt- und Ortsteilen, denn diese beinhalten besondere Raumidentifikationen, die häufig nicht mit der Gesamtidentität der Gemeinde übereinstimmen. In der Stadt Waldkirch sind diese als „Räume klein-teiliger Eigenidentität“ definierten Quartiere die Stadtteile Waldkirch-Zentrum, Kollnau und Batzenhäusle und die Ortsteile Buchholz, Siensbach und Suggental. Nach diesem sechsteiligen Raummodell (das in enger Absprache mit der für die Umsetzung der Studie verantwortlichen lokalen Projektgruppe auf Grund ihrer konkreten Ortskenntnisse so festgelegt wurde) wurden dann auch die sechs Untersuchungsräume der jeweiligen Stadtteil- bzw. Ortsteil-Exkursionen in Waldkirch festgelegt. Das Untersuchungsziel der Ortsteil-Erkundungen. Das erklärte Untersuchungsziel war es, die jeweilige Besonderheit dieser Ortsteile genauer zu erfassen, mögliche Unterschiede zur „GesamtStadtidentität“ festzustellen und die Auswirkungen dieser spezifischen Sozialraumstrukturen auf das Jugendleben genauer zu definieren. Wie die erzielten Ergebnisse der Ortsteil-Erkundungen gezeigt haben, existiert diese Raumeinteilung tatsächlich noch in dieser Form weiter und prägt immer noch den Lebensalltag in dem jeweiligen Quartier mit. Die Stadt Waldkirch präsentiert sich also lebensweltlich immer noch als eine Addition von unterschiedlichen Ortsteilen und keineswegs als ein geschlossenes Stadtbild. Und auch innerhalb der jeweiligen Interessen der Bewohner dieser Quartiere spielt diese spezielle Quartierssicht weiterhin eine zentrale Rolle, auch wenn alle befragten Jugendlichen darüber hinaus auch (als quasi „Zweite Identität“) eine ausgeprägte „Gesamt-Stadt-Identität“ verkörpern. 8 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die praktische Stadtteil- bzw. Ortsteil-Erkundung bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil war ein zweistündiger „Ortsrundgang“, der von einer lokalen Jugendgruppe geplant und geführt wurde und zum Ziel hatte, ihre „Jugendorte“ in den Quartieren zu erkunden und ihren Sozialraum konkreter kennenzulernen. Der zweite Teil war ein eineinhalbstündiger „Jugend-Ratschlag“ im jeweiligen Stadt- bzw. Ortsteil, zu dem jeder Jugendliche, der Interesse daran hatte, über die Situation der Jugendlichen vor Ort zu diskutieren, kommen konnte. An diesem Ratschlag nahmen auch die Jugendlichen, die durch ihr Quartier geführt hatten, in der Regel teil. Beide Teile der Ortserkundung wurden systematisch erfasst. Dazu wurde für den „Ortsrundgang“ im Vorfeld ein spezieller „ExkursionsAuswertungsbogen“ zur Bewertung der gezeigten Jugendorte mit einem angehängten „Beobachtungs-Protokoll“, in dem alle Kommentare der Jugendlichen, die unterwegs und in der Nachbesprechung abgegeben wurden, festgehalten wurden, erstellt. Für den abendlichen „Jugend-Ratschlag“ wurde ein spezieller „JugendFragebogen zum Stadtteil- bzw. Ortsteil“ entwickelt und angewandt, um aus dieser Jugendrunde nicht nur allgemeine Gesprächsnotizen zu erhalten, sondern systematische Ergebnisse, die konkret ausgewertet und dann auch unter den Ortsteilen verglichen werden konnten. Da bei der Vorbereitung der Ortsteil-Erkundungen in einzelnen Ortsteilen sichtbar wurde, dass zu den „Jugend-Ratschlägen“ nicht nur Jugendliche kommen würden, sondern auch sich für Jugendarbeit interessierende und sich in der Jugendarbeit engagierende Erwachsene, wurde auch für diese Zielgruppe ein besonderer - aus dem „Jugend-Fragebogen Ortsteil“ entwickelter „ErwachsenenFragebogen Ortsteil“ - erstellt, um auch die Erwachsenen an diesem Prozess aktiv beteiligen zu können und damit den Dialog-Rahmen zu einer „Gesprächsrunde mit Jugendlichen und Erwachsenen“ zu erweitern. Die jeweiligen Jugend- und Erwachsenenbefragungen im Ortsteil verstehen sich als exemplarische Stichprobe, da die durchschnittliche Teilnehmerzahl von 10-15 Jugendlichen und einigen Erwachsenen keine breitere Dateninterpretation zulässt. Dennoch sind die erzielten Ergebnisse qualitativ und als Meinungstrend durchaus aussagekräftig. Die Organisation der einzelnen Ortsteil-Erkundungen erforderte einen hohen logistischen Aufwand, denn es mussten nicht nur alle Jugendgruppen in den Ortsteilen informiert werden, sondern es musste auch in konkreten Vorab-Treffen genauer erklärt werden, worum es dabei geht, was lokal zu organisieren ist und welche Jugendlichen daran teilnehmen. Diese umfangreichen Vorarbeiten wurden von der städtischen Jugendarbeiterin Silke Pfaller-Werle in bravouröser Weise geleistet, so dass bis zum Start der Ortsteil-Exkursionen (am Montag, den 24.09.2012 um 16.00 Uhr) der logistische Rahmen zur Umsetzung feststand. 9 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 II. Die inhaltliche Auswertung der einzelnen Stadtteilbzw. Ortsteil-Exkursionen innerhalb der „JugendGemeinde-Studie Waldkirch“ Die Auswertung der Stadtteil-Exkursion Zentrum Waldkirch- 1. Die Auswertung der Stadtteil-Erkundung in Waldkirch-Zentrum Aus Sicht der Jugendlichen (die uns durch das Stadtzentrum von Waldkirch geführt haben) gibt es mehrere Standorte, die im Jugendleben eine wichtige Rolle spielen: der „Bahnhof Waldkirch“, das „Rathaus“ (speziell die „Treppen am Narrenbrunnen“), der „Skater-Park“, die „Havanna-Bar“, die „Allee“, der „Alte Friedhof“, die „Schwarzenbergschule“, der „Stadtrainsee“ und das „Haus der lieben Frau“ (= das DPSG-Pfadfinderhaus). 1.1 Die Bewertung des „Rathaus-Platzes“ (speziell die „Treppen am Narrenbrunnen“) durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Die „Treppen am Narrenbrunnen“ befinden sich im Stadtzentrum von Waldkirch - direkt am Rathaus, zwischen der „Fußgängerzone am Marktplatz“ und der „Turmstraße“. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Durch seine Zentralität im Stadtkern können die Jugendlichen ihn schnell erreichen. Die Treppen, auf denen die Jugendlichen sich zum „chillen“ treffen, sind überdacht und geschützt, was den Treffpunkt vom Wetter unabhängig macht. Das Altersspektrum umfasst Jugendliche von 14 bis 20 Jahren. Die Jugendlichen können auch ihre Roller direkt unterstellen. Durch das Zentrum, kommen viele Menschen hierher, was verschiedene Generationen an den Platz bindet. Was sind die Nachteile zentral gelegen und kein sich von dem Lärm der empfunden, da links und „Es fehlt dort Leben.“ dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Er ist Treffpunkt nur für Jugendliche. Die Anwohner fühlen Motorroller gestört. Der Raum wird als bedrückend rechts Mauern sind. Kommentar eines Jugendlichen: Aufgrund dieser Mängel gaben die Jugendlichen ihrem Jugendraum die Note 3-4 (nach der Schulnotenskala). Gleichzeitig wurde betont, dass der Platz schon zentral liegen würde, aber er halt’ nicht ausschließlich für Jugendliche gedacht sei. 10 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 1.2 Die Bewertung der „Havanna-Bar“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Die „Havanna-Bar“ liegt zentral (genau gegenüber der Fußgängerzone von Waldkirch an der Ortsdurchgangsstraße „Lange Straße“). Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Bar ist im jugendlichen Stil gehalten; hier gehen viele Jugendliche auch aus den umliegenden Gemeinden hin. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist angemessen und es gibt einen Raucher-, wie auch einen Nichtraucher-Bereich. Die Bar spricht viele Charaktere an und ist dadurch nicht einer, sondern mehreren Cliquen zuzuordnen. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Hauptnachteile der „Havanna-Bar“ (dies sprachen alle Jugendlichen gleichermaßen an) ist, dass dort auch Erwachsene Gäste sind. Einige der Erwachsenen sind im Verlauf des Abends dann betrunken und reden häufig die Mädchen unsittlich an. Dies führt dazu, dass sich die Mädchen verständlicherweise manchmal in der Bar unwohl fühlen. Die Bar kommt im Grunde bei den Jugendlichen sehr gut an. Die Mängel sind das ältere Klientel, das, wenn es betrunken ist, für eine unangenehme Stimmung sorgt. So gaben die Jugendlichen ihrem Jugendraum „Havanna-Bar“ die Note 23 (nach der Schulnotenskala). Gleichzeitig wurde betont, dass der Treff schon zentral liegen würde, aber er halt’ nicht ausschließlich für Jugendliche gedacht sei. 1.3 Die Bewertung der „Allee“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Die „Allee“ ist eine kleine Parkanlage an der Elz, eingegrenzt von der „Bahnhofsstraße“ und der „Adenauerstraße“. Hier befindet sich auch eine kleine Freilichtbühne. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Er ist ein zentraler Treffpunkt für die Jugendlichen: Der Bahnhof ist in der Nähe und man ist von hier aus schnell in der Innenstadt. Im Sommer ist dieser Platz vor der Sonne geschützt und es gibt einige Parkbänke zum Sitzen. Hier treffen sich Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? In der „Allee“ treffen sich auch sehr viele Rollerfahrer, denn sie können direkt - ohne Hindernisse - auf diesen Platz fahren. Die meisten Rollerfahrer haben ihre Nummernschilder eingeklappt, damit man sie nicht identifizieren kann. Früher gab es hier ein öffentliches WC, welches aber permanent verschmutzt und unhygienisch war. Aber grundsätzlich wäre eine öffentlich zugängliche Toilette ein Vorteil für diesen Standort. Auf der Bühne, die immer zugänglich ist, befinden sich viele Graffiti-Überreste und mit Filzstiften verkündete Sprüche oder Botschaften, was die Bühne für Außenstehende hässlich erscheinen lässt. 11 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Zusätzlich gab es auch noch die Information, dass dieser Platz eine Art „Generationentreffpunkt“ ist, da sich hier immer auch ältere Leute treffen und gemeinsam Boule spielen. Grundsätzlich wurde gefordert, dass die Bühne sauber gemacht werden soll, bzw. die Beschriftung an den Wänden entfernt werden soll. Trotz dieser Mängel gaben die Jugendlichen ihrem Jugend-Treff-Raum „Allee“ die Note 2 (nach der Schulnotenskala). Es ist zwar Einiges zu verbessern, aber der Standort stellt die Jugendlichen im Großen und Ganzen zufrieden. 1.4 Die Bewertung des „Bahnhofes Waldkirch“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Dieser Jugend-Treff-Raum befindet sich relativ zentral zum Stadtzentrum von Waldkirch. Er ist der Hauptknotenpunkt im öffentlichen Personennahverkehr von Waldkirch. Von hier aus kann man in die umliegenden Gemeinden mit dem Zug oder Bus fahren oder ist auch in kurzer Zeit im Stadtzentrum von Freiburg. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Seit kurzem gibt es im Bahnhof einen Bäcker. Dies ist gut, weil dadurch Jugendliche und Schüler von Außerhalb sich noch etwas zu Essen kaufen können, bevor sie in die Schule gehen. Es wurde bemerkt, dass sich dort viele männliche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren aufhalten. Spezielle Gruppierungen konnten aber nicht zugeordnet werden. Hauptsächlich fiel der Begriff „coole“ Jugendliche, was eher einen negativen Eindruck erweckte. Von hier aus kann man auch die „Skater-Anlage“ in Waldkirch in wenigen Minuten erreichen. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Der gesamte Bahnhof und der Bahnhofsbereich sind abends/nachts schlecht beleuchtet. Dies verängstigt und schafft Unsicherheit und ist vor allem in den Wintermonaten, in denen es später hell bzw. früher wieder dunkler wird, ein großer Nachteil. In unmittelbarer Nähe ist die Sehbehinderten-Schule. Durch die schlechte Beleuchtung sind vor allem diese bereits gehandicapten Schüler noch stärker beeinträchtigt. Auch ist es ziemlich umständlich vom Bahnhof zur „Skater-Anlage“ zu kommen. Die Jugendlichen überqueren daher einfach die Schienen und laufen nicht den offiziellen Weg um das Gelände herum, da dies einfach länger dauert, obwohl es mehr Sicherheit gibt. Aufgrund dieser vielfältigen Mängel gaben die Jugendlichen ihrem Jugend-TreffRaum „Bahnhof“ die Note 4-5 (nach der Schulnotenskala). Die Mängel in Bezug auf Licht und Sicherheit, waren die Hauptgründe für diese negative Bewertung. 12 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 1.5 Die Bewertung des „Skater-Parks“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Skater-Park“ liegt etwa drei Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt, etwas außerhalb an einer Waldgrenze. Die Anlage ist zu Fuß oder mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? An dieser Anlage kann man Freunde treffen, „chillen“ und skaten. Sie liegt außerhalb der Gemeinde, so kann sich kein Nachbar wegen Ruhestörung beschweren. Außerdem ist sie so abgelegen, dass man nicht permanent den Eindruck hat, Erwachsene würden einen kontrollieren. Die Alterspanne der Jugendlichen, die dort anzutreffen sind, reicht von 12 bis 22 Jahren. In gut besuchten Zeiten sind gleichzeitig zwischen 5 bis 20 Nutzer auf der Bahn, zzgl. der Zuschauer. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Es fehlt ein direkter Zugang zum Gelände. Die Jugendlichen kreuzen immer wieder die Schienen am Bahnhof und gehen durch eine Lücke im Gebüsch auf den Zubringerweg zum „Skater-Park“. Wenn man den offiziellen Weg vom Bahnhof läuft, muss man erst am gesamten Bahnhofsgelände entlang gehen, was sehr zeitaufwändig und umständlich ist. So überqueren die Jugendlichen einfach die Schienen und gefährden dadurch sich und andere. Der „Skater-Park“ selbst sollte nach Meinung der Jugendlichen größer gestaltet werden und zusätzliche Elemente eingefügt werden. Es wurden zwar einige neue Elemente befestigt, doch diese sind unmöglich zu befahren, da sie selbst für erfahrene Skater zu gefährlich sind. Die Jugendlichen würden gerne mehr „Rails“ haben, die in einer sicheren Höhe angebracht werden und auch befahrbar sind. Der Park ist oft sehr verschmutzt, da es keine bzw. kaum Mülleimer vor Ort gibt. Abends oder in den Frühlings-/Herbstzeiten ist der Zugang schlecht beleuchtet, was zum einen auf Kosten der Sicherheit geht und zum anderen die Jugendlichen davon abhält, das Gelände länger zu nutzen. Auch sollten mehr Sitzbänke zum Ausruhen angebracht werden, am besten gleich mit direkt daneben aufgestellten Mülleimern. Da mehrere Personen befragt wurden, die unterschiedliche Ansichten zu diesem Standort haben, gaben die Jugendlichen ihrem Jugend-Treff-Raum „Skaterpark“ die Durchschnittsnote 2,0 (nach der Schulnotenskala). Mangelhaftes Licht, die Anbringung gefährlicher neuer Elemente und fehlende Mülleimer, waren die Hauptgründe, die den aus Sicht der Jugendlichen im Grunde „sehr guten“ Jugend-Treff-Raum „Skater-Park“ auf eine „nur gute“ Bewertung herabstuften. 1.6 Die Bewertung des „Alten Friedhofs“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der Jugend-Treff-Punkt „Alter Friedhof“ befindet sich nicht weit vom eigentlichen Stadtzentrum entfernt. Er liegt zwischen der „Theodor-Heuss-Straße“ und dem „Benzengäßle“. Er ist ein altes Friedhofgelände mit einer kleinen Kirche in der Mitte. Am Rand der Mauer sind noch einige Grabsteine der verstorbenen Organisten der Kirche vorhanden. Deshalb wird er umgangssprachlich auch der „Alte Friedhof“ genannt. An der 13 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Seite befindet sich ein Spielplatz mit einigen Holzhütten, Schaukeln und einem Gleichgewichtsparcour. Alles ist schon etwas in die Jahre gekommen. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Lage ist sowohl innerhalb der Gemeinde zentral, als auch gleichzeitig etwas außerhalb. Die Jugendlichen sitzen meist in den Holzhütten. Das Klientel ist unterschiedlich: die kleineren Kinder nutzen den Spielplatz und auch Jugendliche zwischen 17 und 18 Jahren halten sich dort auf. Bei den älteren Jugendlichen liegt die Zahl der Nutzer bei ca. 6 Personen aufwärts. Auch Sicht der Jugendlichen wäre dies ein idealer Platz zum öffentlichen Grillen. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Das Holz an den Spielgeräten schimmelt. Das Licht ist schlecht, man fühlt sich abends auf dem Gelände unsicher. Die Nachbarschaft beschwert sich oft wegen Ruhestörung. Die Jugendlichen gaben ihrem Jugend-Treff-Raum „Alter Friedhof“ die Durchschnittsnote 2,75 (nach der Schulnotenskala). Ein schwaches Licht, der Wunsch nach Anbringung neuer Spielgeräte und die Forderung der Schaffung eines Grillplatzes, waren die Hauptgründe für diese nur durchschnittliche Bewertung. Auch wünschten sich die Jugendlichen mehr Akzeptanz aus der Nachbarschaft. 1.7 Die Bewertung der „Schwarzenbergschule“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der Jugend-Treff-Raum „Schwarzenbergschule“ befindet sich (genau wie der „Alte Friedhof“) nicht weit vom eigentlichen Stadtzentrum entfernt. Er liegt zwischen der „Freien Straße“ und der „Schotterstraße“. Es handelt sich dabei um einen Schulhof mit Spielplatz. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Er liegt zentral innerhalb einer Wohngegend und ist ein allgemeiner, öffentlicher Treffpunkt. Auf dem Spielplatz halten sich viele Eltern mit kleinen Kindern auf. Die sich dort treffenden Jugendlichen sind zwischen 12 und 16 Jahren alt und stammen aus verschiedenen Cliquen. Die Anzahl dieser Cliquen ist unterschiedlich groß. Am Abend ist dieser Ort für die Jugendlichen ein wichtiger Anlaufspunkt, um sich dort kurz zu treffen. Er dient als Ausgangspunkt für weitere „Unternehmungen“. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Er ist ein Schulhof auf dem Schulgelände und als „Schulort“ eigentlich ein „unbeliebter Treff-Platz“, da man sich dort ja schon während der ungeliebten Schulzeit aufgehalten hat. Trotz dieser negativen Verbindung zur Schule ist er aber auch ein wichtiger allgemeiner Jugend-Treffpunkt geworden. Eine Gesamtbenotung des Jugendortes „Schwarzbergschule“ konnten uns die Jugendlichen nicht geben. Zu widersprüchlich (für einige war er einfach „zuviel Schule“) waren die subjektiven Bewertungen zu diesem Jugend-Treff-Raum. 14 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 1.8 Die Bewertung des „Stadtrainsee“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Stadtrainsee“ liegt etwas außerhalb zwischen dem „Elztalstadion“ und dem „Festplatz“ in der Nähe des „Freibades“. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Im Allgemeinen sprachen sich die Jugendlichen sehr positiv über den Jugend-TreffRaum „Stadtrainsee“ aus. Das Gelände wird viel genutzt, so auch der Kiosk und die Cafeteria. Es existiert eine Art „Mini-Bereich“ für Kinder. Es gibt viele Sitzmöglichkeiten und Platz zum Feiern: das Lichterfest, den Spielplatz und die Minigolfanlage. Im Winter könnte man auf dem See Schlittschuh laufen (darf es aber leider nicht!). Es treffen sich dort viele Jugendliche. Meist sitzen sie um den See verteilt. Es sind verschiedene Jugendgruppen aus mehreren Generationen. Man kann sie schlecht einordnen. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Nachteilig, wirkt sich (wie bei vielen Standorten auch) die Beleuchtung aus. Es gibt viele dunkle Stellen und man hat Angst, dort belästigt zu werden. Der Kiosk sollte auch im Winter offen haben und z.B. heiße Schokolade verkaufen. Die Jugendlichen gaben ihrem Jugend-Treff-Raum „Stadtrainsee“ die Durchschnittsnote 1,75 (nach der Schulnotenskala). Die mangelhaften Lichtverhältnisse waren für die nicht rundum positive Beurteilung des Standortes ausschlaggebend. Trotzdem macht diese Bewertung den „Stadtrainsee“ zum beliebtesten Jugendort im Zentrum von Waldkirch. 1.9 Die Bewertung des „Hauses der lieben Frau“ (Pfadfinderhaus) durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Das Pfandfinderhaus liegt an der Kreuzung „Schitterstraße“ und „Lange Straße“. Es ist der Treffpunkt der „Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) e.V“. von Waldkirch. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Dort halten die Pfadfinder ihre Gruppenstunden ab. Das Haus ist innen neu gestrichen worden. Es treffen sich dort auch Jugendliche zu LAN-Partys (= Computerspieleparty), zum Geburtstag feiern oder zum sogenannten „Vorglühen“ vor einem Wochenende. Dadurch ist das „Pfadfinderhaus“ auch teilweise ein „offener Jugend-Treff“. Mitglieder können einige Zimmer auch anmieten und dort privat eine Veranstaltung durchführen. Die Jugendlichen in den Gruppenstunden sind zwischen 7 und 14 Jahren alt. Die Altersspanne bei Veranstaltungen liegt zwischen 18 und 25 Jahren. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Es muss dringend ein neuer Boden verlegt werden. Das Inventar ist alt und teilweise aus Restbeständen. 15 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Jugendlichen wollen auch endlich wissen, ob sie in diesem Haus bleiben können oder ob in naher Zukunft ein Umzug ansteht. Die Jugendlichen gaben ihrem Jugendraum – trotz der angesprochenen Mängel die gute Durchschnittsnote 2,0 (nach der Schulnotenskala). Es wird aber nachhaltig gefordert, das Haus zu renovieren und eine Standortgarantie abzugeben. 16 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Die Auswertung der Jugend- /bzw. der Erwachsenenbefragung zur Jugendarbeit in Waldkirch-Zentrum Da die „Stadtteil-Bewertung“ in Waldkirch-Zentrum (im Gegensatz zu den anderen Ortsteil-/Stadtteil-Erkundungen) nur in Form der dargestellten „geführten Stadtteil-Erkundung“ durch die beschriebenen Jugendgruppen stattfand, liegen leider keine Befragungsergebnisse aus der „Jugendbzw. Erwachsenenbefragung“ zum Stadtteil Waldkirch-Zentrum vor. Der anschließend geplante „Jugend-Ratschlag“, bei dem sowohl die Exkursion nachbereitet werden sollte, als auch andere Jugendliche aus dem Stadtteil (und auch in der Jugendarbeit engagierte Erwachsene) per Fragebogen zum Jugendleben in ihrem Stadtteil nochmals systematisch gefragt werden sollten, kam leider nicht mehr zustande, da sich zum einen die Exkursionsgruppe am Ende auflöste und zum anderen sich keine weiteren Jugendlichen zum „JugendRatschlag“ einfanden. 3. Die Abschluss-Bewertung Waldkirch-Zentrum der Stadtteil-Exkursion in Die Jugendlichen, die uns bei der Stadtteil-Begehung in Waldkirch-Zentrum führten, kannten sich in ihren Sozialräumen sehr gut aus, da sie diese selbst nutzen, sich also sehr häufig darin aufhalten und bewegen und sich darüberhinaus auch ehrenamtlich für Jugendinteressen innerhalb von Waldkirch einsetzen. Dabei spielt die Identifikation mit dem Ort, ihre allgemeine Zufriedenheit bzw. auch Unzufriedenheit mit der Jugendsituation vor Ort und der gute Zusammenhalt in der Gruppe eine wichtige Rolle. Die Jugendlichen verlangen – wie dieser Stadtteil-Report aufzeigt - keine sinnlosen Dinge. Im Gegenteil: sie sehen ihre Lage sehr realistisch und fordern nur Sachen, die wirklich wichtig sind. Wie ist sonst zu erklären, dass die Jugendlichen eigentlich so banale Forderungen, wie mehr Licht, mehr Mülleimer, sichere Elemente im „Skater-Park“ oder mehr Sitzmöglichkeiten in den Grünflächen, als Hauptwünsche haben? Ihnen ist bei diesen elementaren Forderungen auch immer die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Gemeinde durchaus bewusst. Wichtig ist auch für sie, dass die „Erwachsenen“ in der Gemeinde Waldkirch akzeptieren, dass es auch hier Jugendliche gibt, die eine Art „Zufluchtsstelle“ brauchen, wohin sie sich zurückziehen können, ohne gleich wieder verjagt zu werden oder ständig beobachtet oder kontrolliert zu werden. Sie finden daher die „Scheinheiligkeit“ vieler Erwachsenen bei der Standortwahl von öffentlichen Kinder- und Jugend-Räumen zweifelhaft: „Jeder stimmt immer für einen Spielplatz oder einen Jugendtreffpunkt, wenn es dann aber um den Standort geht, will diesen keiner in der Nähe seiner Wohnung haben.“ 17 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Insgesamt sehen die Jugendlichen von Waldkirch-Zentrum ihre Gemeinde als „schön“ und „angenehm“ an und fühlen sich hier wohl: „Es scheint eine gute Gemeinde zu sein.“ Negativ empfinden die Jugendlichen vor allem drei Faktoren: Erstens, das allgemein bekannte Thema, dass es „kein Schwimmbad“ gibt und dass so lange nach einer akzeptablen Lösung gesucht wird: „Dies ist schlecht, schlimm, sogar peinlich.“ Zweitens, ist das Thema „Sicherheit“ für sie sehr wichtig: Dieses sollte in Form von „mehr Straßenlicht“ verbessert werden. Drittens sollte die „Sauberkeit und Sicherheit“ am „Skater-Park“ und die „Verbesserung der dortigen Bau-/Spielelemente“ dringend angegangen werden. 18 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Stadtteil-Exkursion Kollnau 1. Die Auswertung der Stadtteil-Erkundung in Kollnau Insgesamt haben uns die Jugendlichen des Stadtteils Kollnau von neun JugendTreffpunkten in ihrem Stadtteil erzählt. Persönlich geführt haben sie uns an sieben Jugendorte. Diese sieben Jugendorte sind: „Autonomes Jugendzentrum (AJZ)“, „Haus der Jugend“, „Rathausplatz“, „Spielplatz“, „Gruppenraum der KJG“, „Georg-SchindlerHalle (Gummiplatz)“, „Bank bei der Fußgängerampel“. Von dem „Waldspielplatz“ und dem „Platz an der Elz“ wurde uns nur erzählt, da die Entfernungen den zeitlichen Rahmen der Exkursion gesprengt hätten. Die Gruppe der uns führenden Jugendlichen war gemischt. Es waren Vertreter vom „Jugendhaus“, vom „AJZ“ und von der „KJG“ (= „Katholische Junge Gemeinde“, Kollnau) bei der Erkundung dabei. Die Gruppe schrumpfte beim Rundgang von zunächst 16 Jugendlichen (14 männliche und 3 weibliche Jugendliche) auf 7 zum Ende der Erkundung. 1.1 Die Bewertung des „AJZ“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Das „Autonome Jugendzentrum“ ist in einem Gebäude zusammen mit dem „Haus der Jugend“ untergebracht. Jeder Raum hat einen eigenen Eingang (auf jeder Hausseite einen). Der Eingang zum „AJZ“ liegt direkt an der Elz. Eine Innenansicht der Räumlichkeiten war leider auf Grund elektronischer Hindernisse (elektronisches Schloss ohne passenden Schlüssel) nicht möglich. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Jugendlichen haben sich dort heimelig eingerichtet und genießen es im „AJZ“ unter sich zu sein. „Freunde einfach treffen können“ ist ein Grund sich hier aufzuhalten. Im Außenbereich haben sie eine Sitzgelegenheit direkt ans Wasser gebaut und freuen sich immer über neue Jugendliche, die bei den Veranstaltungen vorbei kommen. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Jugendlichen haben vermehrt Ärger mit Nachbarn (die auf der anderen Seite der Elz wohnhaft sind) und bedauern, dass dieser Personenkreis nicht bereit ist, mit ihnen über diese Situation zu sprechen. Auch die verstärkte Polizeipräsenz ist für die Jugendlichen negativ. „Eine Veranstaltungsanfrage bei der Gemeinde wurde weder positiv noch negativ beantwortet“, weshalb sich die Jugendlichen wünschen, „ernster“ genommen zu werden. Was fehlt noch, bzw. was müsste verändert werden? „Eine Schallschutzmauer zum Wasser würde einigen Lärm von den Veranstaltungen abhalten“, leider ist dies wohl wegen des Wasserschutzgebietes nicht möglich. Die Jugendlichen, die das „AJZ“ besuchen, beurteilen ihren Jugendort im Großen und Ganzen mit der Note 2 (nach der Schulnotenskala). Wenn sich die Situation 19 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 mit den Nachbarn und der Polizei noch etwas entspannen würde, wäre die Tendenz noch positiver. 1.2 Die Bewertung des „Hauses der Jugend“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Das „Haus der Jugend“ ist in einem Gebäude zusammen mit dem „AJZ“ untergebracht. Jeder Raum hat einen eigenen Eingang (auf jeder Hausseite einen). Hier gibt es einen großen Hauptaufenthaltsraum (mit Empore) und dazu einzelne kleinere Räume (das so genannte „Café“). Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Gerade das „Café“ wird als besonders vorteilhaft für diesen Jugendort genannt, denn dort kann man sich ganz in Ruhe niederlassen. Super finden die Jugendlichen, dass es dort einen Ansprechpartner für sie gibt, „den man auch mal was fragen kann“. Die neuen Toiletten sind ebenfalls gut, denn bei anderen Treffpunkten (vor allem im Freien) gibt es diese Möglichkeit nicht. Im Haus der Jugend treffen sich mehrere Cliquen, vor allem viele Jungs, die Mädchen sind eher nicht so stark vertreten. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Was fehlt noch bzw. was müsste verändert werden? Die Öffnungszeiten (2x/Woche) sind einfach zu wenig Zeit für die Jugendlichen, weshalb sie sich eine vermehrte Öffnung wünschen. Auch wäre es schön, durch andere Öffnungszeiten noch mehr „Ältere und Azubis anzusprechen“. Für die Ausstattung wäre es gut, „für den kaputten Billardtisch“ und den alten Tischkicker, einen Ersatz zu bekommen. Auch wünschen sie sich noch neue Computer, da „die alten nicht mehr so zu gebrauchen sind“. Ein paar Sitzgelegenheiten mehr sowie die Möglichkeit, mal fern zu sehen oder einen Film zu sehen (z.B. mit einem Beamer) würde sie sich zudem noch wünschen. Bei der Umfrage, welche Note ihr Jugendtreff bekommt, halten sich die Noten 3 und 4 (nach der Schulnotenskala) die Waage. Die schlechtere Note kommt vor allem von Seiten der Öffnungszeiten und der Ausstattung her. Die Präsenz der Mitarbeiter vor Ort wird dagegen sehr positiv hervorgehoben. 1.3 Die Bewertung des „Rathausplatzes Kollnau“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Dieser Jugendort liegt direkt an der Straße vor dem Rathaus im Stadtteil Kollnau. Als Sitzgelegenheit gibt es dort eine Bank und es ist möglich, dort auch motorisiert (per Roller) hinzugelangen. Der Platz ist aber leider von allen Seiten gut einsehbar und bietet daher keinen wirklichen Sichtschutz. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Dieser Ort wurde oft von den Älteren genutzt. Aktuell trifft man sich dort nicht mehr so häufig. Der Platz dient aber immer noch als „Rückzugsort, wenn wir von allen anderen Orten vertrieben wurden“. 20 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Durch die angrenzende (Haupt-)Straße ist es dort sehr laut, jeder der Vorbeifahrenden sieht, wer dort sitzt und gleichzeitig sieht auch „die Polizei gleich, wer sich dort aufhält“. Deshalb ist dieser Jugendort aktuell wenig genutzt und in der Stadtteilerkundungsgruppe waren daher auch keine Jugendlichen von dort dabei, so dass auch eine Ortsbewertung nicht möglich war. 1.4 Die Bewertung des „Spielplatzes“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Spielplatz“ liegt etwas abgelegen, aber immer noch im Wohngebiet. Die Spielgeräte sind für Kinder bis maximal 12 Jahre, eher jünger, gedacht. Es sind keine Sitzgelegenheiten oder Wetterschutzmöglichkeiten vorhanden. Es treffen sich dort verschiedene Gruppen, wobei die eine von der anderen als „kriminell“ betitelt wird. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Jugendlichen haben sich dort früher viel getroffen, bis es Ärger wegen der Lautstärke von Seiten der Anwohner gab. Als dann auch noch andere Cliquen dort konsumiert haben, war immer öfter die Polizei vor Ort, so dass der Ort an Attraktivität verlor. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Was fehlt noch bzw. was müsste verändert werden? Die Beschwerden der Anwohner und auch die anderen Cliquen, die sich dort noch aufhalten, machen den Jugendort zunehmend unbeliebt. Mit Bänken oder anderen Sitzgelegenheiten, evtl. noch mit einer Überdachung, wäre auf jeden Fall wieder ein Jugendort mit mehr Aktivität zu erreichen. Der Platz wird von den Jugendlichen fast durchgängig mit der Note 5 (nach der Schulnotenskala) eingestuft, da durch zu viel Polizei-Präsenz und durch die anderen Cliquen sowie auf Grund fehlender Sitzflächen, dieser Platz in der Gunst der Jugendlichen deutlich an Attraktivität verloren hat. 1.5 Die Bewertung des „Gruppenraums der KJG“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Gruppenraum der KJG“ (= „Katholische Junge Gemeinde“, Kollnau) liegt im Josefshaus. Dort gibt es Räumlichkeiten für die ehrenamtlichen Mitarbeiter in zwei Räumen, in denen mit Kindern Programm veranstaltet wird. Im Keller befindet sich noch ein weiterer Aufenthaltsraum, der allerdings nur für die Mitarbeiter zugänglich ist und als Aufenthaltsort und Treffpunkt für diese dient. So halten sich hier ca. 16-17 Jugendleiter und 30-40 Kinder zwischen 9 und 14 Jahren auf. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Gruppenräume sind geräumig und mit verschiedenen Spielmöglichkeiten ausgestattet. Auch Sitzmöglichkeiten (Sofas) sind vorhanden. Im Untergeschoss 21 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 – im Raum für die Mitarbeiter – gibt es eine eingebaute Küche, die auch gemeinsames Kochen möglich macht. Die Jugendlichen treffen sich hier, weil ihnen die Arbeit mit den Kindern Spaß macht, weil dies ein „Alternativprogramm zu Schule und draußen herumhängen ist und weil es den Kellerraum gibt“. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Bei Aufenthalt der Mitarbeiter in den Abendstunden gibt es schnell Beschwerden von Seiten der Nachbarn. „Seit wir die hässlichen Vorhänge vor den Fenstern haben und die Nachbarn das Licht nicht mehr sehen, rufen sie auch nicht mehr an“. Unangenehm ist die „Müllsituation“ im Haus, da dieser im Keller aufbewahrt wird, riecht man diesen im ganzen Haus. Die Jugendlichen selbst bezeichnen das Haus und die Gruppenräume als „nicht sehr kinderfreundlich“ und wünschen sich auch vor dem Haus mehr Spielmöglichkeiten für die Kinder. Was fehlt noch bzw. was müsste verändert werden? Für ihren Ort wünschen sich die Jugendlichen noch einen Billardtisch o.ä. und mehr Spielmöglichkeiten für die Kinder. „Für den Kellerraum wären noch neue Sofas gut, eines haben wir uns schon selbst gebaut“ (aus Paletten). Von der Stadt würden die KJG´ler sich mehr Werbung für die KJG wünschen, da hier der Nachwuchs für Leiterpositionen und auch die Kinder immer mehr fehlen. Insgesamt erhält das Josefshaus von den KJG’lern die Note 2,2 (nach der Schulnotenskala). Als „gut“ eingeschätzt wird die wichtige Treffpunkt-Funktion dieser Jugendräume. Mit ein paar Möbeln und weniger nörgelnden Nachbarn wäre das Bewertungsergebnis aber sicher noch besser. Interessant ist, dass auch den anderen Jugendlichen (aus dem „Haus der Jugend“, vom „AJZ“…) die Räumlichkeiten durch die Firmung, etc. gut bekannt sind. Viele Jugendliche durchlaufen also im Laufe ihrer Biographie durchaus verschiedene „Jugendorte-Stationen“. 1.6 Die Bewertung der „Georg-Schindler-Halle“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Die Jugendlichen nennen diesen Ort dort einfach nur „Gummiplatz“, was am Platz auf der Rückseite der Georg-Schindler-Halle liegt. Dort befindet sich ein Hart“gummi“platz, der mit Basketballkörben, Fußballtoren und einer Weitsprunganlage ausgestattet ist. Für die Jugendlichen ist das „der einzige Platz, an dem wir nicht vertrieben werden.“ Er ist nicht so öffentlich, liegt etwas abseits und die Jugendlichen, die sich selbst „New Kids on the Block“ nennen, sind hier beinahe täglich anzutreffen. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die dortigen Fahrradständer (ca. 20 cm hohe lange Rundstangen direkt vor dem „Gummiplatz“) dienen den Jugendlichen als Sitzgelegenheit: „Sie sind zwar überhaupt nicht bequem, aber sind so angeordnet, dass man sich gut in einen Halbkreis setzen kann“. An diesem Jugendort werden sie nicht vertrieben und „können sich stressfrei und ungestört unterhalten“. Die Spielmöglichkeiten auf dem Platz direkt daneben werden ebenfalls als besonders positiv hervorgehoben. 22 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Durch beschädigte Fußballtornetze oder die kaputte Seiteneingangstür wird der Spielfluss leider öfter unterbrochen. Diese Mängel führen direkt zu den Veränderungswünschen der Jugendlichen: Ein zweiter Basketballkorb würde das Spielen auf zwei Körbe ermöglichen. Mit Netzen (aus Metall – damit sie keiner kaputt macht) an den Fußballtoren würden sie auch wieder mehr Fußball spielen. Sitzmöglichkeiten neben dem Spielfeld (für Auswechselspieler) und auch gerne anstelle der Fahrradständer würden den Platz noch mehr aufwerten Ein Sonnenschutz oder eine Überdachung wäre natürlich toll, „aber das wäre schon zu viel verlangt“ meint dazu ein Jugendlicher. „Wichtig wären erst einmal die Sitzgelegenheiten vor dem Gummiplatz und vielleicht noch ein Mülleimer daneben.“ Die Jugendlichen geben diesem Jugendort nur die Schulnote 4 (nach der Schulnotenskala), weil es so unbequem ist, dort zu sitzen. Denn ansonsten bezeichnen sie diesen Ort als ihren „Hauptsitz, denn seit wir klein sind, ist das unser Platz.“. Eine Sitzgelegenheit im Halbkreis würde die Jugendlichen noch lieber diesen Platz aufsuchen lassen und einen Ort darstellen, an dem sie „endlich mal nicht verjagt werden.“ 1.7 Die Bewertung der „Bank bei der Fußgängerampel“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Bei diesem Jugendort handelt es sich um eine Sitzbank, die direkt an der Hauptstraße (gegenüber einer Bushaltestelle) im Ortskern steht. Neben der Bank befindet sich noch ein Brunnen und die Bank ist etwas durch Grünbepflanzung vor Einsicht geschützt. Hier treffen sich die Jugendlichen um sich einen „Überblick zu verschaffen“, „sich hier zu treffen und dann gemeinsam weiterzugehen“ oder um „Musik zu hören“. Wenn man sich hier trifft, sitzt Mann/Frau – ganz nach Jugendstyle – auch nicht auf der Sitzfläche der Bank, sondern auf der Lehne. Oft wird dieser Treffpunkt ab 17 Uhr genutzt, „wenn die Schule bzw. Ausbildung vorbei ist und man erst schauen muss, was an dem Abend noch so geht.“ Dies ist ein Treffpunkt gerade für die Altersgruppe zwischen 18 und 30 Jahren. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Polizeikontrollen (durch die gleich angrenzende Straße) und die Beschwerden von Anwohnern - vor allem bei schlechtem Wetter, denn dann wird auf die angrenzenden Hauseingangsüberdachungen ausgewichen - finden die Jugendlichen negativ. „Die Bank bei der Fußgängerampel“ bekommt von den Jugendlichen die Schulnote 2, weil ihnen dort aktuell nichts fehlt: „Es ist dort alles gut, so wie es ist.“ 23 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 1.8 Die Bewertung des „Waldspielplatzes“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Waldspielplatz“ liegt etwas außerhalb und es dauert ca. 10-20 Minuten dorthin zu gelangen. Er dient den Jugendlichen vor allem bei schlechter Witterung als Treffpunkt, weil es dort eine überdachte Sitzgelegenheit gibt. Auch eine Grillstelle ist dort vorhanden. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Besonders gut gefällt den Jugendlichen hier die Abgeschiedenheit und die überdachte Sitzgruppe. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? „Leider ist dort alles vollgekritzelt und es regnet durch das Dach“. Aus diesem Grund würden sich die Jugendlichen dort neue Tische wünschen. Sie wären auch gerne bereit vor Ort selbst Reparaturen etc. durchzuführen, „doch leider gibt es dort keinen Strom“. 1.9 Die Bewertung des „Platzes an der Elz“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Dieser Aufenthaltsort an der Elz wird hauptsächlich von Jugendlichen aus der Katholischen Jugendgruppe genutzt. Er liegt direkt am Ufer der Elz. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Es ist sehr naturnah und man hat dort die Möglichkeit zu schwimmen. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Wasserqualität der Elz ist nicht besonders ansprechend. Dennoch benoten die Jugendlichen, die sich dort aufhalten, diesen Jugendort mit der Schulnote 2,5. 24 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Die Auswertung der Jugendbefragung zur Jugendarbeit in Kollnau Neben der „Stadtteil-Erkundung“ am Nachmittag hat die Forschungsgruppe auch am Abend eine „Stadtteil-Befragung“ unter den Jugendlichen in Kollnau durchgeführt. Die folgende Auswertung folgt der Gliederung des „Jugend-Fragebogens zur Stadtteilbefragung in Kollnau“ In welchem Teil von Waldkirch verbringen Kollnauer Jugendliche, warum, die meiste Freizeit? Alle befragten Jugendlichen (100%) gaben an, sich nicht im Stadtzentrum, sondern anderswo aufzuhalten. Als ihre primären Aufenthaltsorte dienen „die KJG-Gruppenräume“ (23%), das „Autonome Jugendzentrum (AJZ)“ (23%), der „Gummiplatz“ (ebenfalls 23%) und auch das „Jugendhaus“ wird mit 16 % genannt. Die Gründe weshalb die Jugendlichen die meiste Freizeit „in diesen Aufenthaltsräumen“ verbringen sind: „Gemütlicher Treffpunkt“ (KJG). „Dort sind Gleichgesinnte – es gibt Musik, Getränke, Konzerte, man stört nur wenige Leute, der Ort ist als Aufenthaltsort für Jugendliche gedacht“ (AJZ). „Der Platz ist abgelegen und wir sind unter uns“ (Gummiplatz). „Weil man dort immer eine Beschäftigung hat und einem nie langweilig wird“ (Jugendhaus). sehr zufrieden zufrieden Wie zufrieden (auf der Dreier-Skala unzufrieden) sind die Kollnauer Jugendlichen mit dem Jugendangebot vor Ort? Die Mehrheit der Jugendlichen (55%) ist mit dem Angebot für Jugendliche in Kollnau „unzufrieden“. Nur 30% geben an, damit „zufrieden“ zu sein und 15 % konnten sich nicht zwischen „zufrieden und unzufrieden“ entscheiden. Die Antwort „sehr zufrieden“ wurde gar nicht gewählt. Die Aussage, warum die Kollnauer Jugendlichen mit dem Angebot „unzufrieden“ sind, begründen sie folgendermaßen: „Es gibt außer dem (städtischen und) Autonomen Jugendzentrum für Jugendliche nur das „Outback“ als Weggehmöglichkeit. Das städtische Jugendzentrum bietet nur ab und zu etwas an. Ab und zu gibt’s auch Veranstaltungen im Jugendkeller“. „Das Jugendangebot hier ist sehr gering. Es ist nicht wert mit seinen Freunden hier her zu kommen“. „Weil es wenige Sitzmöglichkeiten gibt und weil alles in Waldkirch reingesteckt wird und in Kollnau nicht“. „Weil Kollnau nicht beachtet wird“. „Es gibt zu wenig Plätze“. 25 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Aussage, warum die Kollnauer Jugendlichen mit dem Angebot „zufrieden“ sind, begründen sie folgendermaßen: „Es gibt viele, auch abgelegene, Treffpunkte“. „Man hat zu allem Möglichkeiten“. „Es gibt einen Fußballplatz und den KJG-Aufenthaltsraum“. Die Aussage, warum die Kollnauer Jugendlichen mit dem Angebot teils „unzufrieden“, teils „zufrieden“ sind, begründen sie folgendermaßen: „Verbrachte meiste Kindheit auf der Straße mit anderen Freunden; Spiele gespielt und ab und zu auf den Fußballplatz geringes Angebot“. „Große Angebote gibt es nicht“. Welche Freizeitangebote nehmen die Kollnauer Jugendlichen wahr? Von den befragten Jugendlichen gehen die meisten (40%) ins „Jugendhaus“. 30% besuchen die „KJG-Räume“. Der „Gummiplatz“ und der „Waldspielplatz“ sind ebenfalls (mit je 20%) gut besuchte Treffpunkte und somit für die Jugendlichen ein wichtiges Freizeitangebot. Ansonsten werden noch genannt: AJZ, Tanzschule Waldkirch, Feste bzw. Partys und verschiedene Vereine (Mandoline, Musik, Sport). (Da bei der Beantwortung dieser Frage Mehrfachnennungen möglich waren, liegt die Gesamtprozentzahl über 100%) Gibt es Jugendangebote im Stadtteil, die Jugendliche gerne wahrnehmen würden, aber nicht wahrnehmen können? Hierauf antworteten 30% der Jugendlichen, dass es das gibt. Als Beispiel werden hier der „Waldspielplatz“ und der „Gummiplatz“ genannt, die mit dem Schlagworten „schlechte Ausstattung!“ und „weil dort alles dreckig ist und weil es viel zu wenig Sachen für Jugendliche gibt!“ beschrieben werden. Einer der Jugendlichen, der diese Frage mit „Nein“ beantwortete, hat seine Meinung mit folgenden Worten begründet: „Für diesen kleinen Stadtteil kann das Angebot nicht größer sein“. Welche Jugendangebote fehlen den Jugendlichen im Stadtteil Kollnau? „Größere Einrichtungen.“ „Mehr Zentralisierung Allgemeiner Treff“. „Orte zum Musik hören.“ „Sprühmöglichkeiten“. „Kunstrasen am Sportplatz“. „McDonalds“. „Jugend-Disco.“ „Gemeinschaftssitzplätze an abgelegenen Plätzen“. „Sportangebote“. „Richtige Treffpunkte (vor allem draußen)“. 26 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Hast du das Gefühl, dass im Stadtzentrum von Waldkirch für Jugendliche mehr getan wird, als hier in deinem Ortsteil? 55% der Jugendlichen haben dieses Gefühl, 45 % sind nicht dieser Meinung. Die Begründungen der Jugendlichen für dieses Gefühl der Benachteiligung sind: „Handhabung von Treffpunkten ist anders die Leute sind in Waldkirch nachsichtiger“. „In Waldkirch, z.B. weil es dort mehr Sitzmöglichkeiten und mehr Plätze für Jugendliche gibt als in Kollnau“. „Sie (Waldkirch) werden besser behandelt“. „In Waldkirch: Kunstrasen, Minigolf, mehr Sitzgelegenheiten an abgelegenen Orten“. Was sollte die Gemeinde Waldkirch an Jugendangeboten in deinem Stadtteil verbessern? Für die Jugendlichen ist die Verbesserung ihrer Treffpunkte (im Zustand und von den Öffnungszeiten her) ein wichtiger Aspekt: „Mehr Geld/Finanzierung, aber auch materielle Unterstützung.“ „Orte festlegen nur für Jugendliche.“ „Unterstützung für das AJZ.“ „Mehr Öffnungszeiten im Jugendhaus.“ „Offene Räume zum Musik hören, Kickern, trinken bis 24 Uhr fehlen.“ „Halbkreisbank am Gummiplatz.“ „Sitzmöglichkeiten und Netze am Gummiplatz.“ „Neue Bänke und Tische am Waldspielplatz.“ Darüber hinaus wurden noch folgenden Punkte angesprochen: „McDonald‘s, Disco.“ „Sportangebote und Treffpunkte.“ Würden die Jugendlichen sich in ihrem Stadtteil mehr Unterstützung und Angebote (z.B. durch professionelle Jugendarbeiter) wünschen? Die Kollnauer Jugendlichen wünschen sich zu 70% mehr Unterstützung und Angebote, z.B. durch professionelle Sozialarbeiter, und begründen dies folgendermaßen: „Ich finde, es gibt großen Bedarf in diesem Bereich.“ „Zur Konfliktlösung.“ „Aufklärung mit Drogen.“ „Eine Person, der man alles erzählen kann.“ „Meinung von Jugendlichen soll stärker beachtet werden.“ „Veranstaltungstechnisch (Umgang mit Geldern, Mitgliederveranstaltungen,…).“ Eine wichtige Verständnisfrage wurde an dieser Stelle von einem Jugendlichen gestellt: „Was versteht man unter ‚professioneller Jugendarbeit’?“ 27 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 30% der Jugendlichen, die sich keine erweiterte Unterstützung wünschen, begründen dies damit: „Jugendarbeiter sind vor Ort“. „Jugendvereine können sich gut selber organisieren“. professionelle Kennst du Jugendliche in deinem Stadtteil, die ausgegrenzt werden? Bei dieser Frage gibt es genau gleich viele „Ja“ und „Nein“-Stimmen. Die Gründe für ein „Ja“ waren: „Da sie konkret in keine Gruppe passen und von Außenstehenden sofort als Opfer angesehen sind.“ „Gegenseitiges Rumpöbeln: Angst bzw. Respekt.“ „Aussehen, Nationalität und Schulart.“ „Herkunft.“ „Weil sie meist nicht gleich sind wie andere und deswegen werden sie ausgeschlossen.“ „Vielleicht wegen Migrationshintergrund, Schulbildung oder schlicht und einfach Außenwirkung der Person“. Bei der Frage, ob es jemanden gibt, der sich um diese Jugendlichen kümmert, nennen 50% der Jugendlichen die Mitarbeiter aus dem Jugendhaus (Frau Silke Pfaller-Wehrle, Dominic Groß und Stephanie Herr) mit Zusätzen wie „…sind immer ein Ansprechpartner“ oder die „Besten der Besten“. Aber auch das „AJZ“ wird als „offen für alle Nationalitäten und Geschlechter“ genannt. Hast du den Eindruck, dass die Anzahl der ausgegrenzten Jugendlichen in deinem Stadtteil zunimmt? 70% der Jugendlichen gaben an, dass sie diesen Eindruck nicht haben. Die 30%, die meinten, dass die Anzahl der ausgegrenzten Jugendlichen zunimmt, begründeten dies so: „Mehr Mobbing, weniger Empathie.“ „Jugendliche wirken öfters radikal.“ „Sie grenzen sich selbst aus.“ „Dürfen von ihren Eltern aus nicht zu anderen Gruppen.“ „Weiß nur NKOTB“ (New Kids on the Block).” „In den letzten Jahren nimmt Mobbing jeglicher Art überall zu. Problem ist die zu ‚lockere Umgangssprache‘, was zu Missverständnissen führt, da man sich nicht gezielt ausdrückt über solche Dinge.“ Mit welchen Jugendgruppen in deinem Stadtteil willst du auf keinen Fall etwas zu tun haben? Hier werden sehr viele verschiedene Gruppen genannt. Es wurden selten konkrete Gruppen, sondern eher Oberbegriffe benutzt. Hierzu gehören „respektlose, aggressive und unflexible Jugendliche, durch die die Stimmung schnell ins Negative kippen kann“, aber auch Gruppen wie „Rassisten, Asoziale, Aggressive, Kiffer, Säufer, Streber oder Drogenjunkies“, welche die Jugendlichen mit Sätzen wie „ich will nicht so werden“, „ich mag die 28 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Verhaltensmuster nicht“, „schlechter Ruf“ oder „es stellt einen gleich wie die Personen da“, wenn man mit ihnen Zeit verbringt, betiteln. Als konkrete Gruppe werden die Jugendlichen vom „AJZ“ genannt, mit der Begründung, „will nichts mit Drogendealern zu tun haben“ und „kleine Gangster“. Kennst du Betreuungsangebote der Stadt Waldkirch, die mit Sozialarbeitern arbeiten? Hier geben 55% an, solche Angebote zu kennen und benennen hier: „Haus der Jugend.“ „KJG“ „Dominic“ (vom Haus der Jugend). „Schule GSG-WK“. (Geschwister-Scholl-Gymnasium) 45% der Jugendlichen geben an, keine Betreuungsangebote mit Sozialarbeitern zu kennen. Würdest Du dieses Betreuungsangebot bei persönlichen Problemen in Anspruch nehmen? 50% der Jugendlichen gaben an, das Angebot „nicht in Anspruch zu nehmen“. 25 % würden „das Angebot annehmen“ und weitere 25 % blieben bei dieser Frage ohne Angabe. Anstatt dieses „Angebot“ in Anspruch zu nehmen, wenden sich die Jugendlichen eher an folgende Personen: „Eltern.“ „Bekannte.“ „Freunde.“ „Eltern der Freunde.“ „Dominic/Stephanie.“ „Sozialarbeiter direkt.“ Aus diesen Aussagen ist abzuleiten, dass die Jugendlichen den Begriff eines „Betreuungsangebotes“ nicht direkt mit den Sozialarbeitern verknüpft haben. Die Gründe, dieses Angebot zu nutzen, sind für die Jugendlichen folgende: „Kann nur besser werden.“ „Weil sie sehr liebevolle Leute sind und immer für einen da sind.“ „Man kann sich gut mit ihnen unterhalten.“ „Vielleicht kann man ja brauchbare Tipps bekommen.“ Stell dir vor, Du hättest einen Wunsch zur Verbesserung des Jugendangebotes in deinem Stadtteil frei. Was würdest Du dir wünschen? Mehr Unterstützung der KJG („da wir uns unserer Verantwortung in Kollnau bewusst sind und gerne bei der allgemeinen Verbesserung der Lage mitwirken wollen und können“). Saubere Spielplätze („Kinder, die im Dreck spielen und aufwachsen, können nicht das Schöne und Saubere umsetzen, da sie es nicht anders kennen“). Orte, die für Jugendliche festgelegt sind („für die es aber keine Öffnungszeiten gibt, sondern man auch mal sonntags hin kann“). 29 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Ausbau des Kollnauer Schwimmbades („Anfahrtsweg ist katastrophal. Viel zu viele Leute, hohes aggressives Potential da zu große kulturelle Differenzen“). Mehr Öffnungszeiten im Jugendhaus („weil wir eine Gruppe von 10-15 Personen sind, die nur gammeln und weil wir nicht so viel Sitzmöglichkeiten haben“). Mehr Sitzmöglichkeiten und Netze am Gummiplatz („diese Plätze sind ein Teil von uns, hier sind wir aufgewachsen!“) Raumerneuerung bzw. Ausbau/Renovierung der KJG-Räume für ein schöneres Umfeld („damit Drittklässler nicht nur in einem Raum sein müssen“ und „weil Jugendliche/junge Erwachsene andere Interessen haben, die nicht alle in einem Raum Platz haben“). 30 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Auswertung der Erwachsenenbefragung zur Jugendarbeit in Kollnau Die befragten Erwachsenen sehen (wie die Jugendlichen selbst auch), dass es „wenig Möglichkeiten gibt sich zu treffen“ und Angebote „wie Treffpunkte“ fehlen. Ihnen ist ebenfalls bewusst, dass man sich „treffen, diskutieren und austauschen“ will und Jugendliche „eigene Plätze dafür suchen“. Die Erwachsenen sehen, dass es an „attraktiven Treffpunkten, die alle ansprechen“ und für die Jugendlichen wichtig wären, mangelt. Sie geben auch an, dass es an „Konzerten, Jugendkneipen oder anderen Angeboten fehlt, so dass sich die Älteren an das attraktivere Freiburg wenden.“ Als fehlendes Angebot wird von den Erwachsenen kritisiert, dass Sport ohne Vereinsbindung und weitere offene/freie Angebote nicht zur Verfügung stehen. Auch der Bedarf an mehr Öffnungszeiten im Jugendhaus ist den Erwachsenen bekannt. An konkreten Verbesserungsvorschlägen werden auch „mehr Sozialarbeiterstellen“, „mehr Angebote“ und „bessere Strukturen“ eingebracht. Der Bedarf nach mehr Unterstützung durch professionelle Sozialarbeiter wird differenziert wahrgenommen. Ein Teil der Befragten gibt an, dass sie mehr Bedarf im Bereich „Offener und Mobiler Jugendarbeit“ sehen. Dagegen stehen die Aussagen, dass „die Vereinsbetreuer gut auf die Jugendlichen eingestellt sind“ und dass „Waldkirch, was Jugendarbeit oder auch andere Sozialarbeit betrifft, gut aufgestellt ist“. Den Erwachsenen liegt der Ausbau der Angebote im Jugendhaus am Herzen. Aber auch weitere „Räumlichkeiten für Musik, Tanzen, sonstigen Sport, in denen man Workshops anbieten könnte, die den Jugendlichen Spaß machen“, sind Ideen von engagierten Erwachsenen. Dazu gehören auch Vorschläge für „das Elzufer am Pavillon, das man mit Treppen, evtl. Kiosk etc. attraktiver gestalten könnte und mit der Allee verbunden ein Austauschort für Jung und Alt werden könnte“. 31 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 4. Die Abschluss-Bewertung der Stadtteil-Exkursion Kollnau Die Jugendlichen, die uns ihren Stadtteil näher gebracht haben und auch diejenigen, die wir beim anschließenden „Ratschlag“ kennengelernt haben, schienen für uns ein sehr realistisches Bild von ihrem Stadtteil zu haben und zu zeichnen. Sie fühlen sich alle in erster Linie als „Kollnauer“ und sagen aus ihrer Sicht „Kollnau ist von Jugendlichen geprägt“. Dafür wird ihrer Meinung nach aber zu wenig für diese Jugendlichen getan. Das Verhalten der Jugendlichen untereinander ist entspannt, sie kennen sich und obwohl es verschiedenste Gruppen sind, die meist nichts miteinander zu tun haben, gibt es selten Rivalitäten. Der zentrale Wunsch der Jugendlichen ist ein „Platz für uns“, da sie ständig „von Ort zu Ort verjagt werden“. Deshalb finden die Jugendlichen auch das Jugendhaus so toll, „denn da darf man einfach sein und wird nicht weggeschickt“. Von den vorhandenen professionellen Angeboten, wird das Jugendhaus sehr intensiv genutzt. Die Jugendlichen empfinden die Mitarbeiter dort als sehr engagiert und freuen sich im Jugendhaus einen direkten Ansprechpartner zu haben, wenn einmal Fragen auftauchen. Doch die Öffnungszeiten sind aus Sicht der Jugendlichen viel zu gering. Sie würden dieses Angebot gerne öfters nutzen. Zusätzlich wird angeregt, die Angebote, die es dort gibt „viel mehr Publik zu machen“, da nicht alle Jugendliche wissen, was dort geboten wird. Die Sportmöglichkeiten, die es in Kollnau gibt, sind begrenzt und vor allem für Mädchen nicht so attraktiv. „Volleyball, Badminton, Indiaca … so was, was auch für Mädchen interessant ist“, wurde hier als Alternativangebot genannt. Aber nicht nur Vereinsangebote wurden gewünscht, sondern auch die Anregung gegeben, mehr „offene und für alle zugängliche“ (Sport-) Angebote anzubieten. Sitzmöglichkeiten, Mülleimer, Sandabdeckung und neue Netze sind die größten Wünsche für den „Gummiplatz“, der wohl nach dem Jugendhaus und den KJGRäumen der meistgenutzte Treffpunkt ist. Seine Beliebtheit basiert darauf, dass man bei gutem Wetter dort auch „mal chillen kann, ohne gleich weggeschickt zu werden“. Aber im Gespräch wurde schnell deutlich, dass die Jugendlichen Angst haben, wenn sie sich zu viel wünschen, gar nichts zu bekommen. So wurden von den Jugendlichen sofort eigene Prioritäten festgelegt und nur das Wichtigste als Wunsch angegeben, damit sie die Chance haben, zumindest davon etwas zu bekommen. Im Großen und Ganzen fühlen sich die Jugendlichen in ihrem Stadtteil wohl, auch wenn sie das Gefühl haben, dass „alles immer in Waldkirch gemacht wird“. In der Gesprächsrunde wurde der Wunsch nach einer „Jugendkneipe“ intensiv diskutiert und ist auf viel Zuspruch bei den Jugendlichen gestoßen. Es ist den Jugendlichen klar, dass weitere Ausgehmöglichkeiten (wie das „Outback“) nicht realistisch sind, denn sobald die Jugendlichen mobil bzw. alt genug sind, ist die Nähe zu Freiburg interessanter. Eine Möglichkeit aber gerade für Jugendliche 32 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 von 12 bis 16 oder 18 Jahren „zum gemütlichen Treffen, zum Chillen, etwas zu trinken,…“ fehlt in Waldkirch und seinen Orts-/Stadtteilen. Eine vorgeschlagene Umsetzungsmöglichkeit für diesen Wunsch im vorhandenen Jugendhaus (2x/Monat am Samstag oder Ähnliches) fand großen Zuspruch. Der Verlust der „öffentlichen Toilette“ in Kollnau wurde auch noch thematisiert und Überlegungen angestellt, wie diese wieder nutzbar gemacht werden könnte. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass diese nicht rollstuhlgerecht ist. Die Jugendlichen haben keine Möglichkeit, wenn sie sich draußen treffen, auf eine Toilette zu gehen, weshalb dann notgedrungen Vorgärten und andere Orte für die „Erledigung des Geschäfts“ herhalten müssen. Jugendliche, die ausgegrenzt werden, sind den Kollnauer Jugendlichen ein Begriff und im Ort auch namentlich bekannt. Gründe für eine Ausgrenzung bzw. Benachteiligung sind für sie: Herkunft, Nationalität, Aussehen, aber auch selbst verschuldetes Verhalten. Sie haben nicht das Gefühl, selbst andere Jugendliche auszugrenzen, denn für jeden findet sich eine Gruppe, zu der er passt, wenn er möchte. Die Inanspruchnahme von professioneller Unterstützung ist für einen Teil der Jugendlichen selbstverständlich. Andere sehen es eher so, dass es bei persönlichen Problemen in der Gruppe, bei Freunden oder im Verein ausreichend Hilfsangebote und Ansprechpartner gibt. „Danke, dass ihr das macht!“ (Anmerkung eines Jugendlichen am Ende des Fragebogens) 33 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Stadtteil-Exkursion Batzenhäusle 1. Die Auswertung der Stadtteil-Erkundung in Batzenhäusle Die Stadtteil-Erkundung wurde von einer festen Clique (5 Jungen) geführt. Die Altersspanne der Jugendlichen betrug 12 - 15 Jahre. Später kamen kurzfristig noch drei Mädchen im Alter von 12-14 Jahren hinzu, sowie ein weiterer Junge (17 Jahre alt). Aus Sicht der Jugendlichen gibt es in ihrem Viertel drei Plätze, an denen sie sich vorrangig aufhalten: Der „Vorderpark“ (auch „Önpark“ genannt), der „Bolzplatz“ und das „Log-in“ im „Roten Haus“. Darüberhinaus nannten sie noch die „Fischermatte“, eine Straße in der einige der Jugendlichen leben und die durch das (unerlaubte) überqueren der Bahnstrecke erreicht wird. Die drei Mädchen, die später hinzustießen, nannten zusätzlich noch den „Runden Tisch“ als einen wichtigen Treffpunkt für sie. Erwähnt wurde außerdem „die Bushaltestelle/Parkplatz“, wo sich die älteren Jugendlichen nach Aussage der uns führenden Jungen aufhielten. 1.1 Die Bewertung des „Log-in“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Das „Log-in“ befindet sich im Keller des „Roten Hauses“ (Mehrgenerationenhaus im Viertel Batzenhäusle). Der Jugendraum gehört zur Stelle der Mobilen Jugendarbeit und befindet sich derzeit im Umbau. Das „Log-in“ besteht aus zwei Räumen mit sehr niedrigen Decken. In einem Raum befindet sich die Musik-Anlage (welche durch einen Ghetto-Blaster ersetzt wurde, da die Anlage zu laut ist bzw. ein Ghetto-Blaster für die Räumlichkeiten ausreicht), eine kleine Küchenzeile mit Theke und ein Billardtisch sowie ein Kicker. Im zweiten Raum stehen ein paar Sofas und Sessel sowie zwei PC’s mit Internetanschluss. Zusätzlich zum „Log-in“ bietet das „Rote Haus“ noch Raum für eine Mädchengruppe, welche von Honorarkräften geleitet wird und in einem dafür vorgesehenen Raum stattfindet. Die Mobile Jugendarbeit hat ihr Büro ebenfalls im ersten Stock des Gebäudes in einem Durchgangsbüro (vor dem Büro des Leiters des Hauses und neben dem Mädchen-Raum). Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Als positiv benannt wurde, dass es PC’s mit Internetanschluss gibt sowie das Vorhandensein des Billardtisches und des Kickers. Außerdem könne man sich hier bei schlechtem Wetter aufhalten. Der Mobile Jugendarbeiter wurde während der Exkursion öfter positiv erwähnt: Er sei „cool“ und eine wichtige Anlaufstelle. Allerdings wurde auch gesagt: „Es gibt sonst keinen anderen Ort zum Treffen.“ Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Zurzeit ist der Jugendraum wegen Umbaus und Sicherheitsmängeln geschlossen, was offensichtlich bemängelt wurde. Außerdem kamen wohl früher mehr Jugendliche als heute und ältere Jugendliche kommen nur noch ab und zu. Früher waren freitags auch immer die Älteren dabei (die hatten dann die „Aufsicht“). Jetzt sei es 34 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „blöd“, weil viele „Kleine“ (8-10 Jahre) kommen und sich dort aufhalten und „nerven“. Außerdem fehlen den Jugendlichen eine Play-Station (die alte ging kaputt) sowie bessere Computer mit schnellerem Internet. Die Jugendlichen bewerten die Räumlichkeiten mit der (Schul)Note 2. 1.2 Die Bewertung des „Vorderparks/Önparks“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Vorderpark“ ist im Grunde genommen eine Parkbank inmitten der Hochhäuser des Batzenhäusle-Viertels. Der Platz ist etwa 200 Meter vom „Roten Haus“ entfernt. Abgesehen von der Parkbank gibt es hier noch einen kleinen Spielplatz für Kinder. Die uns führenden Jugendlichen gaben aber an, nur die „Parkbank“ als Treffpunkt zu nutzen. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Für die Jugendlichen ist dieser Platz gut erreichbar („wir treffen uns hier, weil wir halt’ alle drum herum wohnen“) und „die Bank ist gut, weil wir hier sitzen können“. Weitere Aussagen waren unter anderem: „Es ist chillig hier“ und „cool, dass Freunde alle in der Nähe sind, aber sonst…“ Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Für die Jugendlichen der ganzen Clique ist die Bank eigentlich zu klein (die Bänke und Plätze neben der Bank sind zum Sitzen nicht einladend und eine Bank reicht oft nicht für alle aus). Außerdem wurde bemängelt, dass es keine Schaukeln gibt, auch nicht auf dem Spielplatz. Ein Tischtennisplatz wäre auch gut. Ein Jugendlicher aber sagte, dass „im Grunde nichts fehle“, denn es „ist eh zu klein für was“. Die Jugendlichen sitzen im Grunde dort, weil es keinen anderen Platz für sie gibt. Im Anschluss meinte ein Jugendlicher noch: „Die Häuser sollten gestrichen werden, ist voll hässlich hier“. Die Jugendlichen bewerten diesen Jugendort wegen der genannten Mängel mit der (Schul)Note 3. 1.3 Die Bewertung des „Runden Tisches“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Runde Tisch“ befindet sich ebenfalls inmitten der Hochhäuser, etwa 150 Meter vom „Roten Haus und 50 Meter von der „Parkbank“ der Jungs“ entfernt. Hier halten sich die Mädchen auf, die wir später noch trafen. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Der Tisch ist - laut der Mädchen - ein guter Treffpunkt, da er rund und gemütlich ist sowie sich „mittendrin“ befindet und somit für die Mädchen leicht erreichbar ist. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Genannt wurden hier die „kleinen nervigen Kinder“, die sich auch hier aufhalten sowie der dicht nebenan liegende Spielplatz. 35 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Bewertung dieses Jugendortes durch die Jugendlichen fiel gespalten aus: Ein Mädchen bewertete den Platz mit der (Schul)Note 6. Die beiden anderen mit den (Schul)Noten 1 und 2. Die Jugendlichen wollten ihre Notenvergabe jedoch nicht kommentieren. 1.4 Die Bewertung der „Fischermatte“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Die „Fischermatte“ ist eigentlich kein Aufenthaltsort der Jugendlichen, sondern eine Straße des Viertels. Sie liegt gegenüber den Hochhäusern und wird durch die Bahnstrecke vom „Vorderpark“ getrennt. Die Jugendlichen wollten uns den Ort zeigen, weil sie hier oft unerlaubt die Bahnstrecke überqueren, um zur „Fischermatte“ zu kommen. Sie wünschen sich einen Bahnübergang. Es gibt zwar einen (etwa 50 Meter weiter), aber das ist ihnen zu weit weg. Nach Aussage der Jugendlichen benutzen selbst Erwachsene den unerlaubten Weg anstatt zum Bahnübergang zu gehen. 1.5 Die Bewertung des „Bolzplatzes“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Bolzplatz“ befindet sich an der „FischermattenStraße“ und ist ein umzäunter Rasenplatz mit zwei Toren. Hier treffen sich die Jugendlichen zum Fußball spielen. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Als positiv benannten die Jugendlichen das Vorhandensein von großen Toren sowie schlicht die Tatsache, dass man hier gemeinsam Fußball spielen kann. Die Jugendlichen waren außerdem stolz auf die Parkbank am „Bolzplatz“, welche vom Papst gestiftet wurde. Sie fanden es „cool“, dass eine so berühmte Person etwas mit ihrem Bolzplatz zu tun hat. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Rasenfläche ist abgenutzt und nach Regen unbenutzbar, da sich schnell Pfützen bilden und es an den Toren matschig wird. Die Jugendlichen wünschen sich daher einen Kunstrasen. Die Jugendlichen würden außerdem gerne länger als nur bis 19 Uhr Fußball spielen dürfen. Zudem gibt es große Probleme mit Anwohnern. Die Jugendlichen werden oft von den Anwohnern des Bolzplatzes vertrieben. Es kommt auch vor, dass der Ball aus Versehen in den Garten eines Anwohners fliegt und die Anwohner den Ball einbehalten („Die Anwohner nehmen uns immer den Ball weg!“) Die Jugendlichen fänden ein Netz, welches über den Platz gespannt wird gut, um weitere Konflikte mit den Anwohnern zu vermeiden. Die Anwohner rufen nach Aussage der Jugendlichen außerdem oft die Polizei, welche dann die Namen der Jugendlichen aufschreibt, was die Jugendlichen als sehr unangenehm und stigmatisierend empfinden. Die Jugendlichen erwähnten außerdem, dass dies der einzige Platz im Viertel ist, wo man als Jugendlicher frei spielen kann. 36 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Aufgrund des schlechten Zustandes des „Bolzplatzes“ sowie des anhaltenden Konfliktes mit den Anwohnern, bewerteten die Jugendlichen den Bolzplatz mit den (Schul)Noten 4 und 5. 1.6 Die Bewertung des „Parkplatzes“/der „Bushaltestelle“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Dieser Ort wurde von den Jugendlichen als Aufenthaltsort für ältere Jugendliche erwähnt. Da wir aber keinen dieser Jugendlichen dabei hatten, gibt es auch leider keine Informationen darüber, was die Vorteile oder Nachteile an diesem Ort sind. Es wird sicher auch noch andere Jugendtreffpunkte geben, welche wir im Rahmen der Exkursion nicht besucht haben, da die Jugendlichen uns tatsächlich nur ihre Orte gezeigt haben. 1.7 Die Bewertung des „Batzenhäusle-Viertels allgemein“ durch die Jugendlichen Während des Rundganges machten die Jugendlichen immer wieder allgemeine Aussagen und Kommentare zum gesamten „Batzenhäusle-Viertel“: - Sie wünschen sich einen Supermarkt, „wo man Getränke und Süßigkeiten oder so kaufen kann“. Es gab dort einmal einen „Schlecker“, der wurde aber vor einiger Zeit geschlossen. Der einzige Ort, wo man in der Nähe etwas kaufen kann, ist für Minderjährige verboten und der nächste Supermarkt sei zu weit weg - Außerdem wurde die fehlende Sicherheit, bzw. die Kriminalität im Viertel bemängelt: „Man kann sein Fahrrad voll nicht am Bahnhof abstellen. Sonst sind die Reifen platt oder geklaut oder so…“ - Öfters kamen auch Sätze wie: „ist voll langweilig hier, ist nichts zu machen!“ oder „ist ganz okay hier, ein paar Sachen fehlen aber schon“. Insgesamt waren die Jugendlichen was ihre Wünsche anging aber sehr moderat. Es war alles relativ einleuchtend und realistisch bzw. realitätsnah, was die Jugendlichen wollten (Kunstrasen, Bahnübergang, bessere Sitzmöglichkeiten, Tischtennisplatz, Einkaufsmöglichkeiten, Internetcafé etc.) In den abschließenden Aussagen der Jugendlichen wurde dann aber nochmals deutlich, dass die Jugendlichen sich in ihrem Viertel zuhause fühlten, und „stolz“ sind, hier zu leben. 37 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Die Auswertung der Jugendbefragung zur Jugendarbeit in Batzenhäusle Die folgende Auswertung folgt der Gliederung des „Jugend-Fragebogens zur Stadtteilbefragung in „Batzenhäusle“. Bei dieser situativen Ortsteilbefragung wirkten alle neun Jugendlichen, die die Exkursion bestritten, mit. In welchem Teil von Waldkirch verbringen Batzenhäusler Jugendliche, warum, ihre meiste Freizeit? Über 50% der Jugendlichen gab an, die meiste Zeit „im Stadtzentrum“ zu verbringen. Zwei Jugendliche gaben „Draußen“ als den Ort, wo sie ihre meiste Zeit verbringen an und eine Jugendliche gab „Freiburg“ als den Ort an, an dem sie sich am häufigsten aufhält. Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „im Stadtzentrum“ verbringen, sind: „Mir gefällt es hier, aber es gibt zu wenig Sachen, z.B. ein gescheiter Sportplatz, Jugendtreff oder mehr Chillecken“. „Weil meine Freunde hier sind“. „Weil es hier einen Gymnastikraum gibt und das log-in“. „Darum“. Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „Draußen“ verbringen, sind: „Weil es nichts hier gibt, das wir machen können außer ins „Rote Haus“ zu kommen“. Der Grund, warum eine Jugendliche die meiste Freizeit in „Freiburg“ verbringt ist: „Weil es in Freiburg mehrere Angebote gibt, die Jugendliche nutzen können.“ sehr zufrieden zufrieden Wie zufrieden (auf der Dreier-Skala unzufrieden) sind die Batzenhäusler Jugendlichen mit dem Jugendangebot vor Ort? 57% der befragten Jugendlichen sind mit dem Angebot für Jugendliche in Batzenhäusle, „unzufrieden“. Die restlichen 43% gaben an, damit „zufrieden“ zu sein. Keiner kreuzte „sehr zufrieden“ an. Die Aussage, warum die Batzenhäusler Jugendlichen mit dem Jugendangebot in ihrem im Stadtteil „zufrieden“ sind, wird folgendermaßen begründet: „Weil Kollegen da sind, weil wir was unternehmen oder Dinge machen“. „Einfach so“. 38 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Aussage, warum die Batzenhäusler Jugendlichen mit dem Jugendangebot in ihrem im Stadtteil „unzufrieden“ sind, wird folgendermaßen begründet: „Weil der Bolzplatz total tot aussieht und das hinterlässt auch keinen guten Eindruck und macht auch nicht wirklich Spaß drauf zu spielen“. „Weil der Bolzer dreckig ist“. „Der Bolzplatz ist tot - es soll lieber Kunstrasen geben oder keinen Sand“. „In Waldkirch gibt es nicht so viele Angebote, die wir in der Freizeit nutzen können“. Welche Freizeitangebote nehmen die Batzenhäusler Jugendlichen wahr? Mit 67% stand ganz klar das „Rote Haus“, bzw. das „Log-in“ ganz oben auf der Liste der genutzten Angebote. Es folgt auf Rang 2 (mit 52%) der „Bolzplatz“. Außerdem wurden die „Spielplätze“ (mit 35%) und einmal „die Moschee“ genannt. (Da bei der Beantwortung dieser Frage Mehrfachnennungen möglich waren, liegt die Gesamtprozentzahl über 100%) Gibt es Jugendangebote im Stadtteil, die Jugendliche gerne wahrnehmen würden, aber nicht wahrnehmen können? 50% der Jugendlichen bejahten dies und nannten dafür folgende Jugendangebote: Jugendangebot Schwimmbad, Shisha-Café und Einkaufsläden Gründe der Nicht-Inanspruchnahme Da diese in Waldkirch leider nicht zur Verfügung stehen Vorderpark „Da ich es nicht [nutzen] kann.“ Spielplätze „Weil die Spielplätze uns Jugendlichen nichts bringen. Wir wollen unter uns sein und nicht den Spielplatz mit den Kindern teilen“. Welche Jugendangebote im Stadtteil fehlen den Jugendlichen? 55% der Jugendlichen vermissen „Einkaufsläden“ (DM, Rewe, Edeka etc.). 33% der Jugendlichen wünschen sich einen „richtigen Sportplatz/Fußballplatz“. 22% der Jugendlichen wünschen sich, dass im Rahmen des „Roten Hauses“ „mehr Ausflüge“ unternommen werden. Als weitere Einzelnennungen wurden genannt: - Eine Chillecke für die Größeren. - Einen neuen Spielplatz. - US 1. - Fußball. - Völkerball. - Shisha-Café. - Schwimmbad. 39 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Hast Du das Gefühl, dass im Stadtzentrum von Waldkirch für Jugendliche mehr getan wird, als hier in deinem Stadtteil? 57% der Jugendlichen antworteten hierauf mit „Ja“, 43% mit „Nein“. Die Begründungen der Jugendlichen für das Gefühl, dass im Stadtzentrum von Waldkirch für Jugendliche „mehr getan“ wird, sind: Es gibt im Stadtzentrum… … mehr Einkaufsmöglichkeiten (33 %) … ein Schwimmbad (22%) … Kunstrasen auf Sportplätzen (22%) … mehr „Sachen“/Auswahl an Angeboten (11%) (Da bei der Beantwortung dieser Frage Mehrfachnennungen möglich waren, liegt die Gesamtprozentzahl über 100%) Was sollte die Gemeinde Waldkirch an Jugendangeboten in deinem Stadtteil verbessern? Auch hier stand das Thema „Kunstrasen für den Bolzplatz“ an oberster Stelle: - Kunstrasen für Bolzplatz (44%) - Mehr Angebote für Jugendliche (33%) - Mehr Einkaufsmöglichkeiten (22%) - Mehr Raum/Räume für Jugendliche (22%) - Schwimmbad (11%) (Da bei der Beantwortung dieser Frage Mehrfachnennungen möglich waren, liegt die Gesamtprozentzahl über 100%) Würdest Du Dir in deinem Stadtteil mehr Unterstützung und Angebote (z.B. durch einen professionellen Jugendarbeiter) wünschen? 71% der Jugendlichen antworteten auf diese Frage mit „Ja“. 29% hingegen wünschen sich „keine weitere Unterstützung durch einen professionellen Jugendarbeiter“. Mehr Unterstützung „im schulischen Bereich“ wünschten sich 33% der Jugendlichen. 22% wünschten sich mehr Hilfen in der Freizeitgestaltung, wie z.B. „mehr Unternehmungen“, wie „gemeinsam etwas zu bauen oder Ausflüge zu machen“. Ein Jugendlicher nannte zudem den Wunsch nach „allgemein mehr Betreuung von Jugendlichen und Kindern“. Kennst Du Jugendliche in deinem Stadtteil, die ausgegrenzt werden? 71% der Jugendlichen beantworteten die Frage mit „Nein“. 29% mit „Ja“. Der genannte Grund für die Ausgrenzung war das „Übergewicht“ der betreffenden Person. Auf die Folgefrage, „ob es jemanden gibt, der sich um diese Jugendlichen kümmert“, wurde zwei Mal „Ismail“ angegeben, sowie einmal „Daniel“ (= der Mobile Jugendarbeiter) und einmal „Schule und Eltern“. 40 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Hast Du den Eindruck, dass die Anzahl der ausgegrenzten Jugendlichen in deinem Ortsteil zunimmt? Diese Frage wurde zu 86% mit „Nein“ beantwortet. Begründungen oder weitere Erklärungen wurden nicht gegeben. Mit welchen Jugendgruppen in deinem Stadtteil willst Du auf keinen Fall etwas zu tun haben? 44% der Jugendliche machten zu dieser Frage keine Angaben. Von den 66% der Jugendlichen die antworteten, wurden folgende Gruppen genannt: „Leute, die nichts machen“. „Falsche Freunde, die lästern“. „Leute an der Bushaltestelle: Weil sie da rauchen“. „Kollnauer, Denzlinger, Elzacher: Weil das eher Jugendliche sind, die nicht zur Schule gehen“. Kennst Du Betreuungsangebote der Stadt Waldkirch, die mit Sozialarbeitern arbeiten? 71% der Jugendlichen beantworteten diese Frage mit „Ja“. Als Betreuungsangebot wurde mit 44% am häufigsten Daniel (= der Mobile Jugendarbeiter) genannt. (Dazu muss aber gesagt werden, dass die Jugendlichen erst gar niemanden wussten und erst Daniel nannten, nachdem sie von uns diesen „Tipp“ bekamen). Ob die Frage zu schwierig bzw. das Wort „Sozialarbeiter“ zu hochschwellig war oder andere Gründe dahinter stecken, ist nicht bekannt. Würdest Du dieses Betreuungsangebot bei persönlichen Problemen in Anspruch nehmen? 57% beantworteten dies mit „Ja“. 43% mit „Nein“. Die Begründungen für die Inanspruchnahme waren vielseitig gestreut und wurden jeweils einmal genannt: „Ich finde man kann‘s ausprobieren. Wenn uns schon Hilfe angeboten wird, sollten wir es auch annehmen“. „Wenn ich Hilfe brauche.“ „Weil es sich lohnen würde“. „Weil dann die Probleme vielleicht nicht so stark zunehmen.“ Diejenigen Jugendlichen, welche „Nein“ angekreuzt hatten, wurden außerdem gefragt, „an wen sie sich sonst wenden würden?“ Die Antworten waren: „an Niemanden“ oder „selbst lösen“. 41 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Stell Dir vor, Du hättest einen Wunsch zur Verbesserung des Jugendangebotes in deinem Stadtteil frei. Was würdest Du Dir, warum, wünschen? Auf diese Frage hin wurden folgende „Wünsche“ genannt: - Verbesserung des Sportplatzes (Kunstrasen) (66%) „Weil das alles fehlt“. „Um wieder Spaß beim Fußballspielen zu haben und weil es besser aussieht“. „So halt“. „Es würde nicht nur mir was bringen, sondern auch allen anderen Jugendlichen“. „Weil der Sportplatz zu staubig und nass ist.“ - Einkaufsläden (22%) „Zum Einkaufen.“ - Schwimmbad (22%) „Weil das eher so Angebote sind, die sich Jugendliche wünschen.“ - Eine Sporthalle (11%) „Weil das alles fehlt“ - Kino (11%) „Weil das eher so Angebote sind, die sich Jugendliche wünschen.“ - Ausflüge mit dem „Roten Haus“ (11%) „Weil wir Spaß haben wollen, was unternehmen wollen.“ - Internetcafe mit Ballerspielen (11%) ohne Begründung (Da bei der Beantwortung dieser Frage Mehrfachnennungen möglich waren, liegt die Gesamtprozentzahl über 100%) 42 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Auswertung der Erwachsenenbefragung zur Jugendarbeit im Batzenhäusle Hierzu können leider keine Angaben gemacht werden, da keine Erwachsenen beim „Ratschlag“ anwesend waren, die hätten befragt werden können. 4. Die Abschluss-Bewertung der Stadtteil-Exkursion Batzenhäusle Der Großteil der angetroffenen Jugendlichen verbringt die meiste Freizeit im Stadtteil „Batzenhäusle“, obwohl es dort (wie die Jugendlichen ausführlich darlegten) nicht viele Möglichkeiten einer aktiven Freizeitgestaltung gibt. Es gab lediglich einige Plätze, an denen die Jugendlichen „abhängen“. Diese beschränkten sich primär auf ein paar Parkbänke, einen Parkplatz und einen Bolzplatz. Auch die vorhandene Infrastruktur ist sehr begrenzt: so z.B. gibt es keine Läden oder Geschäfte, um sich etwas (z.B. zum Essen und Trinken) kaufen zu können. Diese beiden Faktoren zusammen bilden wohl den Hintergrund, dass die Jugendlichen mit dem Leben in ihrem Stadtteil zu 57% „unzufrieden“ sind. Trotz der geringen Gestaltungsmöglichkeiten treffen sich die Jugendlichen im „Batzenhäusle“ an den genannten Plätzen, da sie sich hier untereinander kennen, sie alle nah beieinander wohnen, und sich in „ihren Viertel“ auf das sie stolz sind, wohl fühlen. Dass die Jugendlichen trotz dieser Mängel den Stadtteil nur selten verlassen, stellt aus unserer Sicht zum einen eine Schutzfunktion dar, da das „Batzenhäusle“ im gesamten Ort einen „sehr schlechten Ruf“ hat: d.h. im eigenen Revier ist man sicher und muss sich nicht weiteren Diskriminierungen oder Abwertungen stellen. Unsere Wahrnehmung war, dass den Jugendlichen grundsätzlich die Ressourcen fehlen, andere Handlungsmöglichkeiten als die ihnen zugeschriebenen zu entdecken. Als Indiz für diese Vermutung erscheint uns die ständige Wiederholung der immer gleichen Wünsche unter den verschiedenen Fragestellungen innerhalb der Jugendbefragung. Dass die Mobile Jugendarbeit (neben der Tatsache, dass das „Rote Haus“ bereits in diesem Stadtteil steht) dort angesiedelt wurde, macht Sinn, denn das „Batzenhäusle“ ist der wohl jugend-infrastrukturell am geringsten versorgte Ortsteil von Waldkirch, auch wenn er in der Wahrnehmung der Jugendlichen nicht der „Problembezirk“ ist: Dieses Etikett bekam der Stadtteil „Kollnau“ innerhalb der allgemeinen Jugendbefragung. Daher verwundert es auch nicht, dass innerhalb der Erwartungen der Jugendlichen die Mobile Jugendarbeit eine große Rolle spielt. Allerdings nicht als 43 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Beratungstelle in Lebensfragen“, sondern als „Organisator von JugendAusflügen“, also als Akteur „normaler“ Jugendarbeit. Allerdings kann der Anspruch der Jugendlichen (und auch wohl die Überlegung der Entscheider, die Stelle der Mobilen Jugendarbeit im dortigen Stadtteil anzusiedeln) zur Förderung einer gezielten Stadtteil-Jugendarbeit als nichterfüllbar angesehen werden, denn die bloße Ansiedlung einer Beratungsstelle ohne eine wirklich stadtteil- und jugendgerechte Jugendinfrastruktur (offene Treffräume für Jugendliche) steht diesem Vorhaben im Wege. Um diese Kritik etwas konkreter auszuformulieren ist ein genauerer Blick auf die räumliche Situation der Mobilen Jugendarbeit im „Roten Haus“ notwendig: Die Mobile Jugendarbeit befindet sich im zweiten Stock des „Roten Hauses“. Es leiten jedoch weder Hinweisschilder noch Pfeile zu diesem Betreuungs- und Beratungsangebot. Ihre Anwesenheit erschließt sich daher nur ‚Insidern’. Im Hinblick auf die Zielgruppe von Mobiler Jugendarbeit und dem professionellen Anspruch an niederschwellige Kontaktmöglichkeiten erscheint der Zugang zur Mobilen Jugendarbeit im „Roten Haus“ dadurch als sehr „hochschwellig“. Ein weiterer Aspekt, der zu Irritationen führen kann ist, dass die Mobile Jugendarbeit nicht unter dieser Bezeichnung bekannt ist, sondern die Bekanntheit fast ausschließlich an den Mitarbeiter (= „Daniel“ vom „Roten Haus“) gebunden ist. Das Büro der Mobilen Jugendarbeit ist ein Großraumbüro, das von unterschiedlichen Personen, Azubis und Fachkräften mitgenutzt wird. Auch diese Lösung scheint „suboptimal“ zu sein, da dadurch kein Schutzraum für persönliche Gespräche besteht. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen aber häufig in diesem Raum „abhängen“ und deren Anwesenheit für den Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit stets eine zusätzliche Beaufsichtigungsleistung und Störung darstellt. Dieser Spagat bringt den Mitarbeiter in eine gefährliche Seitenlage, weil sie weder den Ansätzen der Mobilen Jugendarbeit entspricht, noch der vertrauensvollen Beziehungsförderung dienlich erscheint. Der Mitarbeiter ist somit gezwungen, die Beratungsgespräche auf die späten Abendstunden zu legen, da dann das Haus leer ist. Spontane, bedarfsgerechte, personenschützende Beratungsgespräche können in diesem Funktionschaos nicht geleistet werden. Diese Verlegung ist aber weder für den betroffenen Jugendlichen noch für den Vertreter der Mobilen Jugendarbeit eine Lösung, sondern eine dauerhafte Belastung. Weitere Räume, die die Mobile Jugendarbeit im „Roten Haus“ nutzen kann, sind der „Mädchenraum“, der „PC-Raum“ sowie das „Log-In“. Der Jugendraum „LogIn“ befindet sich im Keller und besteht aus zwei Räumen. Problematisch an der Nutzung des „Log-Ins“ ist die niedrige Deckenhöhe und dass diese Räumlichkeiten eigentlich offiziell aus brandschutzrechtlichen Gründen überhaupt nicht genutzt werden dürften. Bei der anfänglichen Nutzung der Räume war ursprünglich eine Renovierung angedacht, die auch heute immer noch dringend 44 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 notwendig erscheint. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob sich diese Räumlichkeiten mit ihren Gestaltungsmängeln überhaupt als Jugendtreffpunkt eignen. Unsere abschließende Einschätzung ist, dass die momentane Verankerung der Mobilen Jugendarbeit im „Roten Haus“ als „Basiseinrichtung für eine StadtteilJugendarbeit“ aus diesen Gründen sehr fragwürdig erscheint. Dies begründet sich darin, dass für die Jugendlichen im gesamten Haus kein störungsfreier, angemessener und gut zu erreichender Raum zur Verfügung steht, der ausschließlich von ihnen genutzt wird. Somit spiegelt auch die Gesamtsituation im „Roten Haus“ die reale und bereits prekäre Lebenslage dieser jungen Menschen, die großteils bereits von gesellschaftlicher, sozialer oder familiärer Benachteiligung betroffen sind, wider. Sie haben keinen wirklichen Ort für sich, keinen Treffpunkt, an dem sie „Wurzeln“ schlagen können, sich ausprobieren können, Eigenverantwortung lernen können. Sie leben – wie im Stadtteil auch – wieder nur in einem „Durchgangs-Raum“: zeitlich nur geduldet, nie für sich allein, immer kontrolliert. Wenn ihre unbefriedigende Situation dann in Frust umschlägt, bekommt dies nur wieder der „einzige und letzte Helfer“, der Mobile Jugendarbeiter, ab. Dies ist eine völlig unbefriedigende Situation. Somit sehen wir einen dringenden Handlungsbedarf darin außerhalb des „Roten Hauses“ einen solchen Jugendtreff in Selbstverantwortung der Jugendlichen einzurichten, der dann zu einem echten Anlaufpunkt einer stadtteilbezogenen Jugendarbeit werden kann. Dafür wäre z.B. ein „Bauwagen“ oder – in Anlehnung an die vorbeiführenden Gleisanlagen – ein alter „Eisenbahn-Waggon“ als Jugend-Raum ein denkbares Modell. 45 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Ortsteil-Exkursion Buchholz 1. Die Auswertung der Ortsteil-Erkundung in Buchholz Bei unserem gemeinsamen Rundgang durch den Ortsteil Buchholz zeigten uns die Jugendlichen vier Jugendorte, die aus ihrer Sicht eine wichtige Rolle im Leben der Jugendlichen vor Ort einnehmen: der „KJG-Ministranten-Keller“ (Katholische Junge Gemeinde), die „Skaterbahn“, das „Elzufer“ und den „Sportplatz“. Außerdem führte sie uns noch zum „Jugendbunker“ (der aber zur Zeit geschlossen ist) und zum „Bahnhof“. 1.1 Die Bewertung des „KJG-Minis-Keller“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der Jugendraum befindet sich an einer zentralen Stelle in Buchholz, in Räumlichkeiten unter der katholischen Kirche. Der Raum wird von den Jugendlichen für Gruppentreffen der KJG / der Ministranten, aber auch als allgemeiner Treffpunkt oder für Partys, genutzt. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? „Das ist unser Raum.“ Die Jugendlichen haben einen eigenen Schlüssel und können den Raum als Treffpunkt unabhängig von Erwachsenen nutzen. Während der zwei Gruppenstunden in der Woche treffen sich dort jeweils ca. 25 Jugendliche. Insgesamt sind mehr als 50 Kinder und Jugendliche Mitglied bei der KJG / den Ministranten. „Fast jeder im Dorf ist bei der KJG.“ Nach Gruppenstunden oder Partys kann man auch mal „sein Zeug liegen lassen und muss nicht gleich aufräumen“. Vor einiger Zeit haben die Jugendlichen eine neue Küche, außerhalb des Gruppenraumes bekommen. Vorher war die Küche Bestandteil des Gruppenraumes. Der Jugendraum der KJG ist für die Kinder und Jugendlichen in Buchholz ein wichtiger Bezugspunkt, da man dort fast alle anderen Jugendlichen des Dorfes trifft. Dadurch entstehen viele soziale Kontakte zwischen den Jugendlichen: „jeder kennt jeden“. Besonders hervorgehoben wurde das Sommerlager der KJG, da auch dort fast alle mit dabei sind. Damit erfüllt die KJG eine wichtige soziale Funktion innerhalb des Dorfes. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Nachteilig empfanden die Jugendlichen, dass es bei „Partys öfter zu Beschwerden“ wegen der Lautstärke kommt. Außerdem wurde nach einem Wasserschaden einfach das Waschbecken abmontiert. Ihrer Meinung nach sollte es mehr Gruppenstunden geben, damit mehr Kinder kommen und der Nachwuchs nicht wegbricht. Der Jugendraum wurde von allen Jugendlichen mit einer glatten (Schul)Note 1 bewertet, was nochmals klar seine Wichtigkeit für ihr Jugendleben vor Ort unterstreicht. 46 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 1.2 Die Bewertung der „Skaterbahn“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Die „Skaterbahn“ liegt am Ortsrand von Buchholz in Richtung Batzenhäusle. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Über die Vorteile der „Skaterbahn“ konnten die uns führenden Jugendliche keine konkrete Auskunft geben, da sie sich nie dort aufhalten. Trotzdem halten sie diese Anlage für einen wichtigen Jugendort in der Gemeinde. Der Platz wird vor allem von Jugendlichen zwischen 13 – 15 Jahren genutzt, „die, die es nicht nach Waldkirch schaffen“. Die älteren Jugendlichen fahren nach Waldkirch zum Skaten, die Jüngeren gehen nicht so gerne nach Waldkirch, „wegen den Älteren, die dort Alkohol trinken“. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die „Skaterbahn“ liegt ziemlich abgelegen am Rand des Dorfes. Der Weg dorthin, sowie der Platz hat keine Beleuchtung. Auch wirkte die Skateanlage nicht so gut ausgestattet und instand gehalten, wie z.B. die in Waldkirch. Aufgrund der Tatsache, dass die befragten Jugendlichen nicht zu den „Skatern“ gehörten, gaben sie zu diesem Jugendort auch keine Benotung ab. 1.3. Die Bewertung des „Elzufers“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der Treffpunkt am „Elzufer“ liegt außerhalb von Buchholz in der Nähe des Sportplatzes. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Als Vorteile wurden von den Jugendlichen besonders die Lage des Treffpunktes hervorgehoben: Er liegt am „Ortsrand“ und unterliegt daher keiner sozialen „Kontrolle durch Erwachsene“. Es gibt auch keine Anwohner, die sich eventuell über Lärm beschweren könnten. Die Jugendlichen können sich dort ungestört treffen und sind trotzdem „schnell wieder im Dorf“ zurück. Das „Elzufer“ wird von mehreren Cliquen an beiden Seiten des Ufers als Treffpunkt genutzt. Bei Regen kann man sich unter einer nahe gelegenen Brücke unterstellen. Im Sommer können die Jugendlichen dort auch Zelten und dort - wenn es dunkel oder zu kalt wird - ein Lagerfeuer machen. Das Lagerfeuer ist eigentlich verboten, aber die „Polizei ist zu ´faul` zum hinlaufen“. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Da offenes Feuer am „Elzufer“ eigentlich aufgrund der Brandgefahr im Sommer verboten ist, wurde von der Jugendlichen besonders die fehlende Feuerstelle als Nachteil empfunden. Die Jugendlichen machen trotzdem ein Lagerfeuer, wenn es zu dunkel oder kalt wird. Es ist leider auch keine Beleuchtung und auch kein Unterstand in unmittelbarer Nähe vorhanden. 47 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Als Lösungsvorschlag führten die Jugendlichen die Einrichtung eines offiziellen Grillplatzes mit Feuerstelle an, der auch das Brandrisiko verringern würde. Von den Jugendlichen wurde der Treffpunkt „Elzufer“ mit der (Schul)Note 2 bewertet, denn er ist ein beliebter Platz, auch wenn er mit anderen Cliquen geteilt werden muss und das „Lagerfeuer-Machen“ (noch) nicht ganz legal ist. 1.4 Die Bewertung des „Sportplatzes“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Sportplatz“ liegt am Ortsrand in der Nähe des Elzufers. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Der „Sportplatz“ ist relativ gut ausgestattet mit „zwei Rasenplätzen, einem besseren und einem schlechteren“ und einem Clubhaus. Von den beiden Rasenplätzen ist immer einer für die Jugendlichen zum Spielen geöffnet. Im Clubhaus finden die Festivitäten des Sportvereines statt. Die Jugendlichen zeigten uns diesen Jugendort, da der Sport- bzw. Fußballverein - neben den KJG/Ministranten - der wichtigste Verein für die Jugendlichen vor Ort ist. Dort kommen (besonders an den Wochenenden zu den Spielen) immer viele Jugendliche zusammen. Über Nachteile oder Verbesserungsmöglichkeiten konnten sie uns keine Auskunft geben, da sie persönlich den Sportverein nicht nutzen. Auch eine konkrete Bewertung konnte aus diesem Grunde nicht durchgeführt werden. 1.5 Weitere Jugendorte und Aussagen zum Jugendleben in Buchholz In der Ortsmitte, unterhalb der Schule liegt der ehemalige „Jugendbunker“, ein Raum, den Jugendliche früher als Treffpunkt nutzen konnten. Zur Zeit „ist er geschlossen, leider“. Die Jugendlichen kennt den „Jugendbunker“ nur aus Erzählungen Älterer. Die älteren Jugendlichen sagen dass „es dort cool war“. Der „Jugendbunker“ wurde aufgrund von Beschwerden (hauptsächlich eines Anwohners) geschlossen. Problem war scheinbar die Lautstärke der Jugendlichen am Wochenende oder bei Partys. Außerdem ist der Raum in einem baulich schlechten Zustand. Die Jugendlichen wünschen sich diesen Ort zurück, da es der einzige Ort dieser Art in Buchholz war, wo es den Jugendlichen möglich war, sich außerhalb von Vereinen, KJG und der Aufsicht durch Erwachsene zu treffen. Während der Ortsexkursion zeigten sie uns auch den „Bahnhof“ und einen „Spielplatz“. Der „Bahnhof“ ist eigentlich für das Jugendleben vor Ort uninteressant, denn er wird nur als Treffpunkt genutzt, um gemeinsam in die Stadt zu fahren. 48 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Jugendlichen nehmen den „Bahnhof“ und auch den „Spielplatz“ nicht als Treffpunkt wahr, da sie Beschwerden durch die Anwohner befürchten. Im Ort kennt jeder jeden, und das Verhalten der Jugendlichen würde sofort in die Familien getragen: „Man will ja nicht so lange am Bahnhof sitzen.“ Die Verkehrsanbindung an Freiburg und Waldkirch wird als gut empfunden. Nach Freiburg fährt jede halbe Stunde ein Zug und nachts wird ein Nachtbus eingesetzt. Die Jugendlichen kritisierten aber die Verbindung nach Elzach: Besonders nachts würde man nicht mehr von der Diskothek nach Hause kommen. Am Abend verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit oft in Waldkirch oder in Freiburg, um sich mit Freunden zu treffen. In Buchholz wird nur das Lokal „Strauß“ genutzt, „um etwas trinken zu gehen“, da es das billigste Lokal ist. Es besteht ein reger Austausch mit den Jugendlichen aus dem Batzenhäusle. Die Kinder aus Batzenhäusle besuchen die Grundschule in Buchholz und sind oft auch Mitglied in der KJG. Vermisst werden Einkaufsmöglichkeiten, z.B. ein Supermarkt vor Ort. 49 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Die Auswertung der Jugendbefragung zur Jugendarbeit in Buchholz In Buchholz wurden acht Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren befragt. 75% der Jugendlichen leben seit zehn oder mehr Jahren in Buchholz. Von den Befragten waren 62,5 % männlich. In welchem Teil von Waldkirch verbringen Buchholzer Jugendliche, warum, ihre meiste Freizeit? Die Mehrheit (87,5 %) der befragten Jugendlichen verbringt die meiste Zeit ihrer Freizeit im Ortsteil Buchholz. Nur 12,5% verbringen ihre Freizeit im „Stadtzentrum“ und sowohl im „Stadtzentrum“, als auch im „Ortsteil“. Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „im Ortsteil“ verbringen sind: „Weil ich in Buchholz in vier Vereinen bin.“ „Weil hier viele Freunde von mir wohnen.“ „Weil ich nicht so viel Lust habe nach Waldkirch zu fahren.“ „Da ich in der KJG bin, und sonst nach Freiburg gehen würde.“ Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „im Stadtzentrum“ von Waldkirch verbringen sind: „Ich gehe dort zur Schule, habe meine Vereine in Kollnau und abends gehe ich mit meinen Freunden nach Freiburg.“ sehr zufrieden zufrieden Wie zufrieden (auf der Dreier-Skala unzufrieden) sind die Buchholzer Jugendlichen mit dem Jugendangebot vor Ort? Die Mehrheit (75%) der befragten Jugendlichen ist mit dem Jugendangebot in Buchholz „unzufrieden“. 25% sind damit „zufrieden“. Die Aussage, warum die Buchholzer Jugendlichen mit dem Jugendangebot in ihrem im Ortsteil „unzufrieden“ sind, wird folgendermaßen begründet: „Weil es nichts Brauchbares gibt.“ „Weil die Halfpipe langweilig ist - ansonsten bin ich aber zufrieden.“ „Hier gibt es nicht viel was man als Jugendlicher machen kann.“ „Weil es wenig Unterhaltung für Jugendliche gibt.“ „Zu wenig Angebote.“ „Bis auf KJG und Fußballmannschaft, kenne ich wenig was mich interessieren würde.“ Die Aussage, warum die Buchholzer Jugendlichen mit dem Jugendangebot in ihrem Ortsteil „zufrieden“ sind, wird folgendermaßen begründet: „Hobbymäßig hat man genug Möglichkeiten, es könnte aber noch ausgebaut werden durch Jugendbunkertreffs und Grillstellen.“ „Alles ist eigentlich sehr gut, außer dass der Jugendbunker noch auf hätte.“ 50 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Welche Freizeitangebote nehmen die Buchholzer Jugendlichen wahr? 87,5% der befragten Jugendlichen sind Mitglied der KJG oder/und der Vereine. Nur 12,5% nehmen kein Jugendangebot in Buchholz wahr. Je 62,5% der Jugendlichen sind Mitglied der KJG/Ministranten und/oder nutzen die Half Pipe. Je 12,5 % der Befragten sind im Fußballverein, im Musikverein und in der Narrenzunft tätig. Gibt es Jugendangebote im Ortsteil, die Jugendliche gerne wahrnehmen würden, aber nicht wahrnehmen können? Diese Frage wurde von 62,5% der Jugendlichen mit „Nein“ beantwortet. 25% gaben an, die „Half Pipe“ nicht nutzen zu können. Die Gründe für diese Nicht-Wahrnehmung waren: „Zu langweilig und uninteressant.“ „Kein Schutz vor der Sonne.“ „Kein guter Park.“ Eine Jugendliche gab als Begründung an: „Es gibt keine die mir passen würden.“ Welche Jugendangebote im Ortsteil Buchholz fehlen den Jugendlichen? „Tanzen (Tanzkurse).“ „Eine gut befahrbare Pipe.“ „Skateanlage.“ „Bunker wieder offen.“ „Jugendraum.“ „Volleyballmannschaft.“ Hast Du das Gefühl, dass im Stadtzentrum von Waldkirch für Jugendliche mehr getan wird, als hier in deinem Ortsteil Bucholz? 87,5% der Jugendlichen hatten dieses Gefühl. 12,5% nicht. Die Begründungen der Jugendlichen für dieses Gefühl sind: „Jugendzentren, unser Ort zu klein.“ „Zugverbindungen.“ „Einkaufsmöglichkeiten.“ „Neue obstacles für die Pipe.“ „Mehr Vereine.“ „Angebote werden öfter erweitert und verbessert. „Mehr Angebote.“ „Alles gut ausgestattet.“ „Es wird nicht mehr getan, die Räumlichkeiten sind schon vorhanden.“ 51 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Was sollte die Gemeinde Waldkirch an Jugendangeboten in deinem Ortsteil Buchholz verbessern? Für 62,5% der befragten Jugendlichen steht ein besserer „Skateplatz/Half Pipe“ an erster Stelle der Wunschliste. Platz zwei und drei nehmen die Wiederbelebung des „Jugendbunkers“ und eine offizielle „Grillstelle“ am Elzufer ein. Außerdem wurde die Verbesserung des „öffentlichen Nahverkehrs (Busse)“ genannt. Würdest Du Dir in deinem Ortsteil mehr Unterstützung und Angebote (z.B. durch einen professionellen Jugendarbeiter) wünschen? 62,5% der Jugendlichen beantworteten diese Frage mit „Ja“. Unterstützung wollten die Jugendlichen in folgenden Bereichen: „Jugendkeller“, „Grillstelle“, „Half Pipe“, „sportliche Aktivitäten“ und „für Jüngere, wir haben das Rote Haus´, das so etwas schon besitzt.“ 37,5% der Jugendlichen wünscht sich „keine Unterstützung“ durch einen professionellen Jugendarbeiter. Sie begründeten dies mit folgenden Argumenten: „weil es genug Angebote gibt“ „man kann auch ohne Jugendleiter skaten.“ Kennst Du Jugendliche in deinem Ortsteil, die ausgegrenzt werden? Diese Frage beantworteten 100% der Jugendlichen mit „Nein“. Eine Begründung für dieses Ergebnis wurde nicht gegeben. Auf die Frage, ob es jemanden gibt, der sich um solche Jugendlichen kümmern würde, wurde von einem Jugendlichen „das Rathaus“ genannt. Die Jugendlichen hatten auch nicht den Eindruck, dass die Anzahl der ausgegrenzten Jugendlichen zunimmt. Sie konnten auch keine anderen Jugendgruppen oder Jugendlichen in Buchholz benennen, mit denen sie nichts zu tun haben wollen: „ich verstehe mich mit jeder Gruppe gut“ - „jeder findet jeden okay.“ Kennst Du Betreuungsangebote der Stadt Waldkirch, die mit Sozialarbeitern arbeiten? 50% der befragten Jugendlichen aus Buchholz gaben an, das „Rote Haus“, das „Haus der Jugend, Kollnau“ und die „Schulsozialarbeit an der GSG-Waldkirch“ zu kennen. 37,5% verneinten diese Frage. 52 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Würdest Du dieses Betreuungsangebot bei persönlichen Problemen in Anspruch nehmen? Die Hälfte der Jugendlichen kennt zwar die Betreuungsangebote, allerdings würden nur 25% der Jugendlichen dieses Betreuungsangebot bei persönlichen Problemen in Anspruch nehmen. 50% würden das Betreuungsangebot bei persönlichen Problemen generell nicht in Anspruch nehmen. Sie würden sich lieber an „Familie“, „Freunde“ und „Lehrer“ wenden. Die Jugendlichen, die das Angebot nutzen würden, begründeten dies mit folgenden Aussagen: „Es gibt hin und wieder Sachen zu klären.“ „Weil ich glaube, wenn es um zwischenmenschliche Dinge geht, sie eine gute Hilfe sein können.“ „Weil ich es gut finde, dass man sich Hilfe holen könnte.“ Stell Dir vor, Du hättest einen Wunsch zur Verbesserung des Jugendangebotes in deinem Ortsteil frei. Was würdest Du Dir, warum, wünschen? Die Jugendlichen in Buchholz wünschten sich: Einen besseren „Skateplatz“, „weil er aus 50% Müll besteht“, „neue Objekte für die Half Pipe“, „weil die Pipe interessanter wäre und andere Fahrer nach Buchholz kommen würden“, „die Half Pipe soll ausgebaut werden“, „weil es seit Jahren an einem guten Park fehlt“, „weil man zum Skaten nach Denzlingen, Emmendingen oder Waldkirch muss“, „weil es mehr Jugendliche animiert was an der Pipe zu unternehmen“, und „weil man dort nicht richtig üben kann, wenig Teile, zum Teil für Skater unbefahrbar“ sind. Die Öffnung des „Jugendbunker“, „weil das die Gemeinschaft des Dorfes stärken würde“ und „weil man wieder im Dorf feiern könnte“. Eine erlaubte „Grillstelle an der Elz“, „weil es illegal ist, Feuer an der Elz zu machen und es trotzdem jeder tut“ und man dadurch einen „sicheren Feuerplatz“ hätte. Hast Du noch Anregungen, die Du uns mitteilen willst? „Ich finde das Projekt eine gute Idee, und hoffe, dass wir bzw. Sie was damit erreichen können.“ „Ich finde es super, dass dieses Projekt bei uns durchgeführt wird.“ 53 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Auswertung der Erwachsenenbefragung zur Jugendarbeit in Buchholz Im Ortsteil Buchholz wurden während „Erwachsenen-Fragebögen“ ausgefüllt. des „Ratschlages“ auch zwei Die Erwachsenen waren der Meinung, dass die Jugendlichen ihre Freizeit wetterbedingt sowohl im Stadtzentrum, als auch im Ortsteil verbringen. „Sport-/ Musikverein“ und die „Half Pipe“ seien die Freizeitangebote, die am häufigsten durch die Jugendlichen genutzt werden. „In den Sommermonaten sind die Treffs mehr am Bahnhof (Häuschen) und an der Skaterbahn. Im Winter bieten sich diese Plätze weniger an, dann mehr außerhalb.“ Sie glauben, dass die Jugendlichen mit dem vorhandenen Freizeitangebot relativ zufrieden sind, da in den letzten Jahren von Seiten der Gemeinde „immer wieder auf die Wünsche der Jugendlichen eingegangen wurde und damit die Zufriedenheit erhöht werden konnte“. „Hier gibt es die Half Pipe, die auch gut angenommen wird.“ Als Nachteil sahen die Erwachsenen an, dass der „Jugendbunker“ nicht mehr genutzt wird. Es fehlt „ein gemütlicher Raum zum Nichtstun“. Als Begründung für die Schließung wurden der schlechte bauliche Zustand und das mangelnde Durchhaltevermögen der „Akteure“ genannt. Hier sehen die Erwachsenen auch speziell einen Bedarf an einer professionellen Unterstützung durch einen Jugendsozialarbeiter. „Hier sind die Jugendlichen oft überfordert. Externe Hilfe von einem Erwachsenen ist da angebracht.“ Ein Jugendsozialarbeiter könnte die Jugendlichen dabei unterstützen, den „Jugendbunker“ wieder neu zu eröffnen, sie „dort in ihrer Freizeit begleiten“ und Angebote nach ihren Bedürfnissen entwickeln. Aus Sicht der Erwachsenen werden aktuell keine Jugendlichen oder Jugendgruppen in Buchholz ausgegrenzt, da sich die Jugendlichen aufgrund der Größe des Teilortes alle kennen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass es aufgrund des verzweigten Bildungsangebotes zu Ausgrenzungen kommen könnte. Die Erwachsenen haben nicht den Eindruck, dass in Waldkirch mehr für die Jugendlichen getan wird. Allerdings sollte man in Kontakt mit den Jugendlichen bleiben, um das Jugendangebot kontinuierlich weiterentwickeln zu können. 54 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 4. Die Abschluss-Bewertung der Ortsteil-Exkursion Buchholz Die Jugendlichen, auf die wir bei der Ortsteil-Begehung in Buchholz gestoßen sind, sind zum größten Teil mit dem Freizeitangebot in ihrem Ort „unzufrieden“. Diese Aussage steht auf den ersten Blick im klaren Gegensatz zur ihrer sehr positiven Bewertung des lokalen Jugendraumes und ihrem immer wieder betonten Wohlfühlen in der Gemeinde. Was ihnen in Buchholz am meisten fehlt, ist ein Freiraum, den sie sich nach ihren eigenen Interessen und Bedürfnissen, unbeobachtet von Erwachsenen, gestalten können. Symbole für einen solchen Ort sind der geschlossene „Jugendbunker“ und die „Skater-Anlage“, an denen Jugendliche ihre eigene Jugendkultur leben könnten. Aufgrund der Größe des Teilortes „kennt jeder jeden“ und die Jugendlichen müssen ständig befürchten, dass unangepasstes Verhalten jederzeit in die Familien getragen wird. Dadurch wird ihr Auftreten in der Öffentlichkeit streng reglementiert. Andererseits wirkt sich die Größe des Ortes positiv auf die Integration der Jugendlichen innerhalb der Dorfgemeinschaft aus. Die gute Integration fast aller in der KJG oder in den Vereinen, fördert den Zusammenhalt der Jugendlichen innerhalb des Dorfes und es bildet sich darüber in jeder Generation eine „gewachsene Gruppe“ heraus, die sich nach außen nicht abkapselt. Die Jugendlichen sind sowohl „auf den Ort“, als auch auf „außerhalb des Ortes“ hin orientiert. Sie sind fast alle in den Vereinen organisiert und sind darüber in die Gemeinschaft in Buchholz integriert. Gleichzeitig besuchen sie weiterführende Schulen außerhalb ihres Ortes und verbringen, gemeinsam mit ihren Freunden, ihre unorganisierte Freizeit abends und am Wochenende meistens in Freiburg. Zu der Frage nach eventuell „benachteiligten oder ausgegrenzten Jugendlichen“ in ihrem Ort haben sie die Wahrnehmung, dass es diese Jugendgruppe in ihrem Ortsteil nicht gibt. Zu der Mobilen Jugendarbeit existiert zurzeit kein näherer Kontakt. Die Hälfte der Jugendlichen kennen zwar die Beratungsangebote im „Roten Haus“ und im Jugendzentrum in Kollnau, nehmen dieses aber nicht wahr. Allerdings beurteilen sie das Angebot (für den „Notfall“) als positiv und glauben, dass es für Jugendliche eine Hilfe sein könnte, auch wenn sie selbst persönliche Unterstützung eher im sozialen Umfeld, bei Familie und Freunden, suchen würden. Die Jugendlichen wünschen sich dringend eine Verbesserung des Freizeitangebotes vor Ort. Bei der konkreten Planung und Umsetzung wäre hierbei (vor allem aus Sicht der Erwachsenen) eine Unterstützung von professioneller Seite nötig. Hier wäre eine Chance für die Jugendsozialarbeit, in die Jugendarbeit vor Ort einzusteigen. An der bestehenden „Skater-Anlage“ wird deutlich, wie weit bauliche Planung von Freizeitangeboten an den Bedürfnissen der Jugendlichen vorbei gehen kann. Die 55 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 nach Erwachsenenmeinung „gut genutzte Anlage“ ist aus Sicht der Jugendlichen „nur Müll“ und nicht befahrbar. Eine Instandsetzung der Skateranlage gemeinsam mit den Jugendlichen würde den gemeindlichen Kontakt zu Jugendlichen und das Freizeitangebot für die Jugendlichen wesentlich verbessern. Für die Jugendlichen aus Buchholz stehen eindeutig folgende Themen mit dringendem Handlungsbedarf im Vordergrund: Die Wiedereröffnung des „Jugendbunkers“. Die Sanierung der „Skater-Anlage“. Der „Aufbau eines Grillplatzes“ an der Elz. Die Verbesserung des Nachtbusangebotes von und nach Elzach. „Ich finde das Projekt eine gute Idee, und hoffe, dass wir bzw. Sie was damit erreichen können.“ (Anmerkung eines/einer Jugendlichen aus Buchholz) 56 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Ortsteil-Exkursion Suggental 1. Die Auswertung der Ortsteil-Erkundung in Suggental Aus Sicht der Jugendlichen (die uns durch ihren Ort Suggental geführt haben) gibt es in ihrem Ortsteil vier Jugendorte, die im Jugendleben eine wichtige Rolle spielen: der „Fußballplatz“, die „Stalker-Bank“, der „Kinderspielplatz“ und der „Grillplatz hinter dem Feuerwehrhaus“. 1.1 Die Bewertung des „Fußballplatzes“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der „Fußballplatz“ befindet sich auf dem Hügel über dem Ortsteil. Dadurch dass Suggental im Tal liegt, ist es der einzige Ort mit einer ebenen Fläche. Es führt ein steiler Weg dorthin. Trotz der Anhöhe ist der „Fußballplatz“ zentral gelegen und von allen aus dem Ortsteil gut zu Fuß erreichbar. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Es ist der „einzigste Platz, um Fußball zu spielen!“ Die etwas abseits gelegene Lage hat den Vorteil, dass die Jugendlichen keine Nachbarn stören. Ca. 8 – 10 Jugendliche spielen dort regelmäßig Fußball. Sie selbst werden dabei nicht gestört. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Dadurch dass dieser Jugendort früher eine Grube war und von den Bewohnern Suggentals zugeschüttet wurde, sind mit der Zeit Unebenheiten auf dem Platz entstanden. Wegen der Beschaffenheit des Bodens trocknet die Erde nicht schnell genug: es bleiben Pfützen stehen. Die Jugendlichen berichteten außerdem, dass die Fläche selten gemäht wird und der Platz zu bestimmten Festen auch als Parkplatz benutzt wird. Somit ist auch der Rasen in einem eher schlechteren Zustand. Die Nutzer des „Fußballplatzes“ haben sich mit der Tatsache arrangiert, dass es die einzige Fläche in Suggental ist, auf der Fußball zu spielen möglich ist. Nichts desto trotz wünschen sie sich einen richtigen Sportplatz, eine ebene Spielfläche und einen Zaun, damit die Bälle nicht immer den Hügel hinunter rollen. Dringlichste Wünsche sind: „dass öfter gemäht wird; dass es nur grünen Rasen gibt und die Rasenfläche an sich verbessert wird“. Trotz der erwähnten Mängel, geben sie dem „Fußballplatz“ die Note 2 (nach der Schulnotenskala). 1.2 Die Bewertung der „Stalker-Bank“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Die „Stalker-Bank“ befindet sich direkt hinter dem „Fußballplatz“ auf der Anhöhe und bietet auf einer offenen Fläche freien Blick auf Suggental. 57 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die „gute Aussicht über dem Ort“ ist einer der Hauptgründe, wieso die Jugendlichen diesen Ort für sich entdeckt haben. Dadurch dass er abseits liegt, bietet er auch einen Schutzraum, in dem die Jugendlichen von niemandem gestört werden können. Den Namen bekam die Bank dadurch, dass man die Suggentaler „gut beobachten“ kann und die Jugendlichen sich so manchmal wie „Stalker“ fühlen. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die „Stalker-Bank“ wird aktuell von nur drei Jugendlichen besucht und als Jugendort benutzt. Damit ist diese Bank bisher kein öffentlicher Treffpunkt im Sinne eines Unterstandes, sondern gilt noch als „Geheimtipp“. Es fehlt ein Müllkorb und der Platz ist wegen der Lage für die anderen Jugendlichen aus Suggental (noch) nicht attraktiv. Die Jugendlichen gaben der „Stalker-Bank“ die Note 2 (nach der Schulnotenskala). 1.3 Die Bewertung des „Grillplatzes“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Wie der „Fußballplatz“ und die „Stalker-Bank“, liegt auch der „Grillplatz“ auf der Anhöhe hinter dem Feuerwehrhaus. Er ist ein allgemein-öffentlicher Ort, den alle nutzen können und auch nutzen. Daher kann bei diesem Ort nicht explizit von einem „Jugendort“ gesprochen werden. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Der „Grillplatz ist gut für Familien, der Spielplatz ist nebenan“, „Toiletten vom Feuerwehrhaus können genutzt werden“ und „es gibt fließendes Wasser“. Bei schönem Wetter grillen viele und besonders am Wochenende sind viele hier. Benutzt wird der „Grillplatz“ von den Vereinen, der Schule und allen anderen Suggentalern. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? „Der Weg ist sehr schlecht“, „ein Geländer sollte man montieren“ und „um den Grillplatz nutzen zu können muss man sich vorher anmelden.“ Es fehlen mehr Sitzplätze, wenn möglich überdacht. Das kleine Holzhaus ist sehr marode und fällt auseinander. Die Jugendlichen treffen sich hier in der Regel im Rahmen von Veranstaltungen. Dem „Grillplatz“ gaben die Jugendlichen – trotz ihrer Mängelliste - die Note 1 (nach der Schulnotenskala), was darauf hindeutet, dass dies ein sehr beliebter Aufenthaltsort für die Jugendlichen ist. 1.4 Weitere Jugendorte in Suggental In Suggental gibt es noch zwei Jugendorte, die gerne von Jugendlichen aufgesucht werden. Es sind dies: der „Kinderspielplatz“ und der „Platz hinter dem Kindergarten“. Der erstere befindet sich beim Feuerwehrhaus und der zweite im Tal. Der „Kinderspielplatz“ selbst wird von Jugendlichen nicht benutzt. 58 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Beim „Platz hinter dem Kindergarten“ sieht es anders aus: am Rande der asphaltierten Fläche steht ein Basketballkorb. Wenn die Fläche nicht von Autos als Parkplatz genutzt wird und die Kinder vom Kindergarten nicht gestört werden, können die Jugendlichen dort Basketball spielen. Hierbei handelt es sich um eine kleine Clique von drei Jugendlichen. 59 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Die Auswertung der Jugendbefragung zur Jugendarbeit in Suggental Neben der „Ortsteil-Erkundung“ am Nachmittag hat die Forschungsgruppe auch am Abend eine „Ortsteil-Befragung“ unter den Jugendlichen im Feuerwehrhaus durchgeführt. Die nun folgende Auswertung folgt der Gliederung des „Jugend-Fragebogens zur Ortsteilbefragung in Suggental“. In welchem Teil von Waldkirch verbringen Suggentaler Jugendliche, warum, ihre meiste Freizeit? Es haben nur zwei Jugendliche an der Befragung teilgenommen. Der eine verbringt seine Freizeit mehr im „Stadtzentrum“ und der andere sowohl im „Ortsteil“, als auch im „Stadtzentrum“. Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „im Ortsteil“ verbringen, sind: „Im Ortsteil hat man Freunde.“ Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „im Stadtzentrum“ von Waldkirch verbringen, sind: „Wenig Angebote in meinem Ortsteil.“ „Freundeskreis zum großen Teil außerhalb.“ „Im Stadtzentrum sowie im Ortsteil hat man seine Freunde. Allerdings da in der Ortschaft nichts los ist, geht man in Stadtzentrum.“ Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit sowohl im Stadtzentrum von Waldkirch, als auch in Suggental verbringen, sind: „Im Stadtzentrum sowie im Ortsteil hat man Freunde.“ sehr zufrieden zufrieden Wie zufrieden (auf der Dreier-Skala: unzufrieden) sind die Suggentaler Jugendlichen mit dem Jugendangebot vor Ort? Die Teilnehmer der Befragung gaben an mit dem Jugendangebot in ihrem Ortsteil sowohl „zufrieden“, als auch „unzufrieden“ zu sein. Diese Aussage, wird folgendermaßen begründet: „Einerseits zufrieden - aber klar könnte mehr sein. Die Jugendarbeit in manchen Vereinen ist sehr gut, in anderen wiederum sehr schlecht. Meine Meinung schwankt, da es eher zu „unzufrieden“ tendiert wegen keine Jugendarbeit / schlechtes Vereinsleben, etc.“ Welche Freizeitangebote nehmen die Suggentaler Jugendlichen wahr? Beide befragten Jugendlichen sind in Vereinen (z.B. im Musikverein, im Tischtennisverein, bei der Narrenzunft) tätig, was aber „kein eigentliches Jugendangebot“ ist. Beide sind noch in der Ministrantengruppe und für die meisten sind die „verschiedenen Feste“ im Ortsteil ein zusätzliches JugendHighlight. 60 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Gibt es Jugendangebote im Ortsteil, die Jugendliche gerne wahrnehmen würden, aber nicht wahrnehmen können? Als Beispiele dafür wurden von den Jugendlichen genannt: Das Jugendangebot Jugendraum Wohnwagen Der Grund der Nicht-Wahrnehmung „Weil es diesen nicht gibt.“ Welche Jugendangebote im Ortsteil fehlen den Jugendlichen? „Wie oben erwähnt: ein Jugendraum.“ „Raum für Jugendliche.“ „Zentraler Treffpunkt.“ „Ausflüge.“ Hast Du das Gefühl, dass im Stadtzentrum von Waldkirch für Jugendliche mehr getan wird, als hier in deinem Ortsteil? Beide Jugendlichen hatten dieses Gefühl. Die Begründungen der Jugendlichen für dieses Gefühl sind: „Vieles. Allerdings wohnen dort auch mehr Jugendliche und es rentiert sich dort auch mehr.“ „Jugendhaus, ab und zu Partys, Ausflüge (Ministrantenlager,...).“ Was sollte die Gemeinde Waldkirch an Jugendangeboten in deinem Ortsteil verbessern? „Vielleicht ein Jugendraum (auch Wohnwagen).“ „Ausflüge, mehr Jugendarbeit.“ Würdest Du Dir in deinem Ortsteil mehr Unterstützung und Angebote (z.B. durch einen professionellen Jugendarbeiter) wünschen? Eine Antwort war „Ja“ (= es ist erwünscht), die andere eher „vielleicht“. Als mögliche Aufgaben einer solchen professionellen Unterstützung wurden genannt: „Organisation von Ausflügen (bessere Zusammenarbeit mit anderen Ortsteilen), Ansprechpartner bei Problemen und Wünschen.“ Kennst Du Jugendliche in deinem Ortsteil, die ausgegrenzt werden? Beide gaben an, dass es „keine Ausgrenzung von Jugendlichen“ gibt. 61 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Hast Du den Eindruck, dass die Anzahl der ausgegrenzten Jugendlichen in deinem Ortsteil zunimmt? Die Jugendlichen konnten zu dieser Frage keine Angaben machen. Ein Jugendlicher gab an, dass es aber im Falle von Ausgrenzungen Personen (wie z.B. Trainer und Vereinsvorstände) gibt, die sich um die betroffenen Jugendlichen kümmern. Mit welchen Jugendgruppen in deinem Ortsteil willst Du auf keinen Fall etwas zu tun haben? Mit: „Drogen-T, Alkoholabhängige, weil ich nicht in diese Krankheiten / Abhängigkeiten geraten möchte.“ Kennst Du Betreuungsangebote der Sozialarbeitern arbeiten? Beide nannten das „Rote Haus“ in Waldkirch. Stadt Waldkirch, die mit Würdest Du dieses Betreuungsangebot bei persönlichen Problemen in Anspruch nehmen? Zu dieser Frage waren die Antworten geteilt: Einer würde diese Einrichtungen „nicht in Anspruch nehmen“. Als Gründe, warum er dieses Angebot „nicht nutzen“ würde, nannte er, er würde sich stattdessen lieber an: „Familienmitglieder, Freunde, evtl. Lehrer“ oder „Trainer / Vorstand / Kontaktperson“ wenden. Der andere, der das tun würde, begründete dies mit der Aussage: „Warum nicht? Falls Probleme auftauchen.“ Stell Dir vor, Du hättest einen Wunsch zur Verbesserung des Jugendangebotes in deinem Ortsteil frei. Was würdest Du Dir, warum, wünschen? Ganz deutlich wird der Wunsch nach einem „Treffpunkt speziell für Jugendliche zwischen 12 und 17 (18) Jahren“, der ein reiner Jugendtreffpunkt ohne Kontrolle ist und in dem die Jugendlichen unter sich sein können. Als Alternative zum Treffpunkt / Jugendraum wird auch ein „Wohnwagen“ erwähnt. Beides sollte ein „Raum zum Treffen (ohne Erwachsene) etc.“ sein. 62 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Auswertung der Erwachsenenbefragung zur Jugendarbeit in Suggental An der Befragung zur Jugendarbeit in Suggental nahmen auch fünf Erwachsene aus dem Ortsteil teil. Alle leben länger als 16 Jahre in Suggental. Vier davon (80%) vertraten die Meinung, dass die Jugendlichen die meiste (Frei)Zeit in Suggental verbringen. Ihre Begründungen dafür waren: „Keine Verkehrsanbindung. Wenig soziale Verbindungen zu anderen Ortsteilen: an den Ortsteil gebunden.“ „Nach der Schule, nach den Hausaufgaben kommt man schlecht woanders hin. Abends ist dann Vereinsleben angesagt.“ „Viele Vereine, gute Vereinsarbeit, bieten gute Möglichkeiten.“ „Man trifft sich hier, weil es an eigener Möglichkeit fehlt woanders hin zu kommen. Außer man fährt mit Fahrrad oder Bus. Die Eltern können und wollen nicht immer fahren“. Die Erwachsenen sehen deshalb (und gaben dies mehrheitlich auch an), dass die Jugendlichen mit dem Angebot für Jugendliche in Suggental „nicht zufrieden“ sind. Es wird zwar betont, dass es gute Vereinsarbeit gibt, ebenso aber auch auf fehlende „unabhängige Treffpunkte“ verwiesen. Hinzu kommt, dass es außer den Vereinen keine weiteren Möglichkeiten gibt, den Abend zu gestalten. Hierzu wurden folgende Angaben gemacht: „Wenn ein Kind / Jugendlicher an den angebotenen Vereinen kein Interesse hat, z.B. er kann kein Instrument spielen, dann wird das Angebot dünn“. „Es fehlt abends oder tagsüber an Treffpunkten zum Chillen oder einfach nur zum Reden.“ Bei der Frage, ob im Stadtzentrum von Waldkirch mehr für die Jugendlichen getan wird als in Suggental, sind die Antworten 60% mit „Ja“ zu Gunsten des Stadtzentrums und 40% mit „Nein“. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass „auf die Einwohnerzahl heruntergebrochen wir (in Suggental) sicher ganz gut da stehen“. Auf die Frage „was die Stadt Waldkirch im Ortsteil verbessern sollte“, wurde wieder ein „fehlender Jugend-Treffpunkt“ erwähnt und der Wunsch geäußert, dass die „Ortsteile besser eingebunden und zusammengeführt werden sollten“. Als konkretes Beispiel wurde eine „Rollende Jugenddisco“ erwähnt, die jeden Monat in einem anderen Ortsteil stattfinden sollte, um das Angebot in den Ortsteilen zu verbessern. Dass ein gutes lokales Angebot wichtig ist, um die Jugendlichen überhaupt noch vor Ort einzubinden, war den Erwachsenen durchaus bewusst, denn diese gaben zu bedenken, dass „immer mehr Zugezogene in Suggental wohnen und außerhalb arbeiten. Die Kinder werden in Ganztagesschulen untergebracht“. Wie soll da eine Ortsbindung entstehen? Drei Erwachsene (60%) könnten sich mehr Unterstützung durch eine „professionelle Hilfe“ vorstellen. Sie betonten aber klar, dass dies primär eine 63 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Entscheidung der Jugendlichen sei: was die Jugendlichen wirklich brauchen, „soll man bei den Jugendlichen abfragen“. Bei der Frage ob sie „die Betreuungsangebote der Stadt Waldkirch, die mit Sozialarbeitern arbeiten“, kennen, bejahten 80% der Erwachsenen dies. Als Beispiele wurden die „Jugendhäuser Kollnau“ und das „Rote Haus“ erwähnt. Dass die Jugendlichen in Suggental ein solches Betreuungsangebot in Anspruch nehmen würden, sahen nur 50% der Erwachsenen. Für die Annahme eines solchen Betreuungsangebotes wurden als Argumente genannt: „Halt zu finden“, „einen Neuanfang zu starten“ und „Hilfen bei der Jobsuche zu bekommen“. Andererseits betonten aber alle Erwachsenen, dass die Jugendlichen sich im Bedarfsfall „wohl als erstes an die besten Freunde“ und „die Vereine“ wenden würden. 64 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 4. Die Abschluss-Bewertung der Ortsteil-Exkursion Suggental Die Jugendlichen, auf die wir bei der Ortsteil-Begehung in Suggental gestoßen sind, sind Jugendliche, die sich ihrem Sozialraum sehr gut angepasst haben. Dadurch dass es außer den Vereinen keine weiteren Jugendangebote gibt, bleibt den Jugendlichen auch nichts anderes übrig. Das ständige Pendeln nach Waldkirch und das damit verbundene schwierige Zurückfinden (vor allem am Abend) nach Suggental, ist nur für die Jugendlichen eine Option, die sich grundsätzlich dafür entschieden haben, sich nach Waldkirch hin zu orientieren. Diese Anzahl wächst, da mit den Zuzügen von Außen, der Anteil der „nichttraditionellen Suggentaler Jugend“ sinkt und das bloße Wohnen im Ort noch keine emotionale Ortsbindung schafft. Dieses Thema wurde auch im Gespräch mit den Erwachsenen angesprochen, die betonten, dass es eine wichtige Frage sei „die jungen Menschen an Suggental zu binden, (so) dass sie nicht später alle wegziehen“. Die Jugendlichen, die uns vor Ort führten, zeigten dagegen eine hohe Verbundenheit zum Ort und den gelebten Traditionen. Beide sind in mehreren Vereinen und örtlichen Organisationen tätig. Sie sind noch vom dörflichen Vereinsleben und der darin geprägten „Mehr-Generationen-Kultur“, in der sich die Eltern, Jugendlichen und Kinder die Angebote teilen, geprägt. Dieses „jeder kennt jeden“ und „man hilft sich untereinander, wenn etwas gebraucht wird“ macht sie zu „Suggentaler Dorfjugendlichen“ mit den Eigenschaften: „guter Zusammenhalt“, „lokale Einbindung“ und „aktiv“. Trotzdem bleibt in ihrem Alltag eine Lücke: die Lücke einer nicht gelebten und nicht erlebten Jugendarbeit. Als es um die Frage nach der Jugendarbeit ging, sagten die Jugendlichen, dass „nur der Tischtennisverein Jugendarbeit hat“ und dies „seit einem Jahr“. In anderen Vereinen findet, nach Aussage der Jugendlichen gar keine Jugendarbeit statt. „Jugendarbeit“ in der Definition der Jugendlichen heißt demnach: eine Arbeit speziell und ausschließlich für die Jugendlichen (nicht nur ein „All-Generationen-Programm“) und ein Angebot, das den Jugendlichen auch Freiräume zur Selbstgestaltung lässt. Der Wunsch nach „einen Raum für Jugendliche ab 14 Jahren“ und „ohne Erwachsene“ war nicht zu überhören. Und dieser Wunsch der Jugendlichen wurde auch durch die Bank von den befragten Erwachsenen so geteilt: für sie steht außer Frage, dass Suggental einen „Raum für die Jugendlichen“ braucht. Das Jugendleben in Suggental findet sehr stark im Dreieck: „Eltern – Vereine – Schule“ statt. Die vierte Ebene, die Ebene der „peergroup“, der „Jugend unter sich“ und der „Jugend für sich“, würde erst durch einen eigenen Jugendraum ermöglicht werden, in dem die Jugendlichen zu sich und zum Ort finden. Ein solcher Jugendtreff würde zwei Hauptprobleme der Suggentaler Jugendlichen lösen: die Minderjährigen, die es nicht leicht haben nach Waldkirch zu kommen, hätten eine Alternative vor Ort und die wieder einpendelnden Jugendlichen, die in der Woche wenig Zeit haben, weil man „nach der Schule Training hat“ und „danach dann eh’ nichts mehr los ist und man zu Hause bleibt“, hätten einen Anlaufpunkt, wo „noch etwas los ist“. 65 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Was die „professionelle Unterstützung“ der Jugendlichen in Suggental durch einen Jugendarbeiter betrifft, so würden sich sowohl die Jugendlichen eine „punktuelle Alltagshilfe“ wünschen, als auch die Erwachsenen es sehr begrüßen, „wenn jemand auch einmal in der Woche kommen würde“. Den Bedarf sehen beide Gruppen aber weniger in einer „sozial-pädagogischen Beratung“, als viel mehr in einer „jugend-pädagogischen Unterstützung“, Ideen zu kreieren, Angebote zu organisieren, Projekte auf die Beine zu stellen. Die Sozialraumerkundung hat gezeigt, dass von den fünf besuchten Plätzen nur zwei die Bedürfnisse der Jugendlichen wirklich erfüllen konnten: der „Fußballplatz“ und die „Stalker-Bank“. Der sozialgeographische Nachteil Suggentals liegt in der lokalen Ortsbeschaffenheit: im Tal liegend, mit dichter Bebauung, scheint es fast nicht umsetzbar im unmittelbaren Ortsraum einen gewünschten Unterstand für die Jugendlichen aufzubauen. „Es ist schön, dass ihr so was macht.“ (Anmerkung eines Jugendlichen aus Suggental zu unserer Erkundungs- und Befragungs-Aktion) 66 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Ortsteil-Exkursion Siensbach 1. Die Auswertung der Ortsteil-Erkundung in Siensbach Aus Sicht der Jugendlichen (die uns durch ihren Ort Siensbach geführt haben) gibt es in ihrem Ortsteil drei Jugendorte, die im Jugendleben eine wichtige Rolle spielen: der „Gruppenraum der KLJB“, der „Bolzplatz“ und die „Gartenhäuschen“ hinter den Wohnhäusern. 1.1 Die Bewertung des „Gruppenraumes der KLJB“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der Jugendraum befindet sich im Keller unter der Festhalle. Anfangs (beim Start im September 1985) war es nur ein Raum, der mit dem Umbau des ehemaligen Volksbad-Raumes gewonnen wurde. Mit der Auflösung der ehemaligen Gemeinschaftsgefrieranlage wurde er auf mehrere Räume vergrößert. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? „Das ist UNSER Raum. Wir haben die Schlüsselgewalt und können öffnen wann wir wollen!“ Die hohe Eigenleistung wird betont: „Ich weiß nicht, ob in Waldkirch auch so viel selber gemacht wird: Da wird halt’ einfach was hingestellt!“ „Hier ist immer was los.“ Hier treffen sich Jugendliche von 15-25 Jahren. Aktuell umfasst die Gruppe 20-25 Personen. Das Programm besteht aus Gruppenabenden, Theaterabend, Kappenabend, Oktoberfest, Bastelabenden und Vorbereitungen zum Erntedankfest. Es wird erweitert durch Ausflüge: Bowling, Kickerturnier und spontane Unternehmungen. Unter der Woche ist das „unser“ Treff. „Hier ist geheizt und hier trifft man immer Leute. Hier stören wir keinen, denn der Jugendkeller liegt abseits und hat dicke Wände. Hier brauchen wir nicht aufzuräumen und können die Überreste einer Fete auch einmal stehen lassen.“ Der Jugendraum ist sehr wichtig, damit sich über ihn eine gewachsene Gruppe bilden kann, die ihn dann selbst trägt. Innerhalb des Ortes gibt es dazu keine Alternative: Der Jugendraum ist der Anlaufpunkt für viele Jugendliche in Siensbach und hat daher eine gewisse Monopolstellung. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Der Raum ist baulich teilweise in einem schlechten Zustand: Im Eingangsbereich bröckelt der Putz von der Wand, die Bodenfließen sind schadhaft und haben sich gelöst, die Toilettenanlage ist sehr problematisch und der Raum verfügt über kein heißes Wasser, was dazu führt, dass das Putzwasser immer wieder mühsam mit einem Wasserkocher erhitzt werden muss. Das Mobiliar ist teilweise zerschlissen und müsste ersetzt werden. Auch eine neue Musikanlage wäre von Nöten. Aufgrund dieser Mängel gaben die Jugendlichen ihrem Jugendraum die Note 3-4 (nach der Schulnotenskala). Sie betonten aber gleichzeitig, dass der Jugendraum 67 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 von seiner sozialen Funktion her „sehr wichtig“ ist und danach mit einer 1 bewertet werden müsste. 1.2 Die Bewertung des „Bolzplatzes“ durch die Jugendlichen Die Lage des Jugendortes. Der Bolzplatz liegt im Untertal in der Lücke zwischen der vorbeiführenden B 294 und der „Vogtsstraße“. Was sind die Vorteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Lage des Bolzplatzes am Ortsrand und direkt neben der B 294 erweist sich als Vorteil: der Straßenlärm ist genauso laut wie eventuell dort fußballspielende Jugendliche und daher kein „Sonderlärm“, der Nachbarn stören müsste. Zu der Wohnstraße hin wird der Platz zudem mit einer hohen „grünen Mauer“ lärmgedämmt. Der Platz ist ein klassischer Hartplatz aus rotem Sand mit Toren ohne Netz und einem Schutzzaun hinter den Toren und zur Bundesstraße hin. Der Blick darauf wird ebenfalls durch eine Grünwand verdeckt. Dieser Belag und die schlichten Tore erlauben seine ganzjährige Nutzung und erweisen sich als sehr strapazierfähig. Hier kann nach Herzenslust „gebolzt“ werden. Der besondere Kick ist die vorhandene Flutlichtanlage, die nach Einholung des Schlüssels für den Beleuchtungskasten, von den Jugendlichen selbst genutzt werden kann. Dies ermöglicht auch in der lichtarmen Jahreszeit noch einen „Feierabendkick“, der nach der langen Schulphase von vielen Jugendlichen sehr gerne zum „Abreagieren“ genutzt wird. Was sind die Nachteile dieses Jugendortes für die Jugendlichen? Die Robustheit des Platzes ist auch gleichzeitig sein Problem: sie verleitet dazu, den Platz sich selbst zu überlassen, was dazu führt: „Es wird daran kaum etwas gemacht“. So z.B. müsste das Grün, das die Scheinwerfer der Flutlichtanlage zugewuchert hat, zurückgeschnitten werden, der Platz wieder einmal planiert werden und auch die Tore ohne Netz stören die Jugendlichen: „Wie soll ein Ball ins Netz gehauen werden, wenn keines da ist?“ Aufgrund dieser kleinen Mängel gaben die Jugendlichen ihrem Bolzplatz die Note 2 (nach der Schulnotenskala). Sie betonten aber gleichzeitig, dass der Bolzplatz mit seiner Chance zum „Austoben“, „Rumbolzen“ und die „Sau rauslassen“ für die schul- und arbeitsgestressten Jugendlichen „sehr wichtig“ ist und von daher eine 1 verdienen würde. 1.3 Die Bewertung der „Gartenhaus-Jugendkultur“ durch die Jugendlichen Die Lage der Jugendorte. Innerhalb der Gesamtgemeinde Siensbach verstreut existieren ca. 10 „Gartenhäusle“, die im Laufe der Jahre zu einer „Partyzone – Feiern bis der Arzt kommt“ umfunktioniert wurden und daher teilweise auch diesen Aufkleber tragen. Was sind die Vorteile dieser Jugendorte für die Jugendlichen? Diese „Zusatzbauten“ im Garten, hinter den Neubauten, sind der ideale Jugendtreff für solche Jugendliche, die vom Alter her (unter 15 Jahre) noch gerne von den Eltern 68 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „kontrolliert“ werden, aber gleichzeitig einen „Freiraum zum eigenständigen Feiern“ suchen. Die „Gartenhäusle“ werden diesen beiden Anforderungen gerecht: Die Eltern wissen, wo ihre Kinder stecken und die Jugendlichen können hausnah in eigenständigen Räumen feiern. Mit einer Lichterkette wird signalisiert: Hier läuft Party! Diese „Gartenhäusle“ sind eine Fortentwicklung des früheren „Partykellers“ in den Neubauten. Als „Partyhütte“ haben sie den Vorteil, dass die Jugendlichen dort eben nicht mehr „unter dem Dach der Eltern“ feiern zu müssen. Was sind die Nachteile dieser Jugendorte für die Jugendlichen? Die „Gartenhäusle-Feten“ haben drei Nachteile: Sie sind private Veranstaltungen (was dazu führt, eine Auswahl der Eingeladenen treffen zu müssen), sie sind von der Raumkapazität her beschränkt (maximal 20 Leute) und sie sind von der Altersgruppe her in der Regel auf die Jüngeren begrenzt. Trotz dieser Begrenzungen gibt es – nach Auskunft der „Gartenhäusle-Nutzer“ - aber damit nie echte Probleme, denn es wurde immer eine zufriedenstellende Lösung gefunden, die nicht ausgrenzend wirkte. Aufgrund dieser eindeutig positiven Bewertung gaben die Jugendlichen ihren „Gartenhäusle“ die Note 1 (nach der Schulnotenskala) und setzten dieser Benotung noch ein „Plus“ drauf: „Unsere Gartenhäusle sind wie eine zweite Heimat“ – sie sind ein wichtigstes Instrument der Jugendlichen zur Ablösung aus dem Elternhaus und zum sozialen Selbstständigwerden der Jugendlichen. Es verwundert daher nicht, dass ständiges „Jugendgespräch“ ist, wer wo gerade im Ort ein „Gartenhäusle“ baut, das als „Partyhütte“ eingeweiht werden könnte. 1.4 Weitere Jugendorte in Siensbach Das in vielen Orten bestehende „Treffpunkte-Problem“ haben die Jugendlichen im siedlungsgeographisch sehr langgestreckten Siensbach so gelöst, dass keine Clique im Dorf beim Weg zum Treff benachteiligt wird: die Treffpunkte wechseln je nachdem, wo die Leute wohnen. Im Ort gibt es noch viele kleinere „Jugendorte“, die aber nicht von vielen Jugendlichen genutzt werden und daher nicht Besuchsorte der Exkursion waren. So z.B. bauen einige Jugendliche eine Hütte im Wald oder treffen sich am „Grillplatz“ (der aber in der Regel von Auswärtigen besucht wird und auf dem die Realschüler traditionsgemäß ihr Abschlussfest feiern) oder treffen sich am „Campingplatz“ (der nur den Sommer über geöffnet hat) am Kiosk (dessen günstige Preise jugendfreundlich sind) oder zu den dort vom Pächter veranstalteten Konzerten und Partys im Sommer. Das früher als „Pizzeria“ noch für Jugendliche interessante Gasthaus „Bären“ hat (nachdem es lange geschlossen war) den Pächter und die Küche gewechselt und ist kein Jugendtreffpunkt mehr. 69 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Die Auswertung der Jugendbefragung zur Jugendarbeit in Siensbach Neben der „Ortsteil-Erkundung“ am Nachmittag hat die Forschungsgruppe auch am Abend eine „Ortsteil-Befragung“ unter den Jugendlichen im Jugendraum der KLJB durchgeführt. An der Befragung nahmen 10 Jugendliche teil. Die folgende Auswertung folgt der Gliederung des „Jugend-Fragebogens zur Ortsteilbefragung in Siensbach“. In welchem Teil von Waldkirch verbringen Siensbacher Jugendliche, warum, ihre meiste Freizeit? Die Mehrheit der befragten Jugendlichen (60%) verbringt die meiste Zeit ihrer Freizeit im „Ortsteil“. 20% verbringen ihre Freizeit im „Stadtzentrum“ und ebenfalls 20% sowohl im „Stadtzentrum“, als auch im „Ortsteil“. Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „im Ortsteil“ verbringen, sind: „Ich wohne hier und Leute treffen ist hier nicht so weit.“ „Weil ich da wohne und das Treffen hier einfacher ist.“ „Weil ich es dort eigentlich schön finde“. „Der Großteil meines Freundeskreises wohnt ebenfalls in Siensbach.“ „Weil ich mich hier daheim fühle, meine Freunde habe, Spaß habe und vieles mehr.“ Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit „im Stadtzentrum“ von Waldkirch verbringen, sind: „Mein Freundeskreis ist in Waldkirch.“ „In der Stadt hat man mehr Möglichkeiten, etwas zu unternehmen.“ „Weil Siensbach ein eher kleiner Ort mit nur wenigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung (außerhalb des Vereinslebens) bietet.“ „Die Freizeitgestaltung vor Ort ist eher schwierig – vor allem ohne Auto.“ Die Gründe, warum die Jugendlichen die meiste Freizeit sowohl im Stadtzentrum von Waldkirch, als auch in Siensbach verbringen, sind: „Ich verbringe viel Zeit außerhalb, aber zu Hause bin ich doch am meisten.“ „Ich verbringe hier einige Zeit (Vereine, Freunde), aber nicht meine ganze Freizeit (Arbeit, Wochenende.“ Weil in Siensbach Freunde sind, aber in Waldkirch Cafès, Gaststätten und Geschäfte …“ 70 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Wie zufrieden (auf der Dreier-Skala: sehr zufrieden / zufrieden / unzufrieden) sind die Siensbacher Jugendlichen mit dem Jugendangebot vor Ort? Die Mehrheit der befragten Jugendlichen (50%) ist mit dem Jugendangebot „sehr zufrieden“, 30% ist damit „zufrieden“ und 20% sind damit „unzufrieden“. Die Aussage, warum die Siensbacher Jugendlichen mit dem Jugendangebot in ihrem im Ortsteil „sehr zufrieden“ sind, wird folgendermaßen begründet: „Ich finde es nicht zu viel und nicht zu wenig. Für jeden ist etwas dabei und die Angebote zur Freizeitgestaltung machen oft Spaß.“ „Ich bin Mitglied der KLJB und es ist immer lustig dort. Zu mehr Angebot hätte ich aus schulischen Gründen keine Zeit.“ „Ich sehe dadurch meine Freunde, treffe auch Jugendliche im anderen Alter. In Siensbach ist es toll – wir stellen hier viel auf die Beine!“ „Freunde sind hier; kurze Wege (allerdings immer mit Radfahren verbunden!) zu Aktivitäten (Schwimmbad in Kollnau).“ „Hier gibt es genug Platz, um selbst etwas zu unternehmen.“ „Es gibt genug / einige / Möglichkeiten, ins Vereinsleben (Musikverein, KLJB) einzusteigen und auch die Sportvereine wären nicht weit weg.“ Die Aussage, warum die Siensbacher Jugendlichen mit dem Jugendangebot in ihrem im Ortsteil „zufrieden“ sind, wird folgendermaßen begründet: „Es gibt genug Vereine, in die man eintreten kann und somit am Ortsgeschehen teilhaben kann.“ „Für die Größe unseres Ortes und für die Anzahl der hier lebenden Jugendlichen ist es o.k. Wir brauchen hier keine Großraumdisko, Halfpipe oder Jugendzentrum. Das stünde in keinem Verhältnis!“ Die Aussage, warum die Siensbacher Jugendlichen mit dem Jugendangebot in ihrem im Ortsteil „unzufrieden“ sind, wird folgendermaßen begründet: „Man hat hier kaum Möglichkeiten, etwas zu unternehmen.“ „Weil es hier wenig Angebote gibt und die Angebote im Stadtzentrum sind, diese aber aufgrund der schlechten Busverbindungen nur durch Erwachsene zu erreichen sind.“ Welche Freizeitangebote nehmen die Siensbacher Jugendlichen wahr? Alle befragten Jugendlichen sind Mitglied der KLJB und nehmen dieses (in Siensbach im Grunde monopolartige) Jugendangebot war. 20% sind darüberhinaus noch in Vereinen (z.B. im Musikverein) tätig, was aber kein eigentliches Jugendangebot ist. Einige waren oder sind noch in der Ministrantengruppe und für die meisten sind die „verschiedenen Feste“ im Ortsteil ein zusätzliches Jugend-Highlight. 71 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Gibt es Jugendangebote im Ortsteil, die Jugendliche gerne wahrnehmen würden, aber nicht wahrnehmen können? Als Beispiele dafür wurden von den Jugendlichen genannt: Das Jugendangebot Musikkapelle Tanzschule Musikverein Der Grund der Nicht-Wahrnehmung „Ich spiele kein Instrument.“ „Weil es hier keine gibt.“ „Ich habe aus schulischen Gründen keine Zeit.“ „Es sind nur wenige Vereine vorhanden.“ „Weil es nichts anderes gibt.“ Welche Jugendangebote im Ortsteil fehlen den Jugendlichen? „Ein Sportverein.“ „Eine Gymnastikgruppe für Jugendliche (Zumba oder Aerobic).“ „Vielleicht eine Ministrantengruppe für die Kleinen.“ „Ein kleines Schwimmbad oder ein Baggersee.“ „Jugendtreffpunkte.“ Hast Du das Gefühl, dass im Stadtzentrum von Waldkirch für Jugendliche mehr getan wird, als hier in deinem Ortsteil? 90% der Jugendlichen hatten dieses Gefühl, 10% nicht. Die Begründungen der Jugendlichen für dieses Gefühl sind: „Es wird immer unterstützt, gerade finanziell z.B. Jugendhaus Kollnau, Rotes Haus Batzenhäusle. Andere Vereine werden mehr unterstützt.“ „Es wird dort mehr Geld in die Jugendgruppen gesteckt. Aber generell bekommen wir Jugendliche nicht viel ab. Das ist überall gleich weg.“ „Es gibt dort mehr Möglichkeiten. Ich, bzw. mein Verein fühlt sich vergessen, benachteiligt.“ „Mehr Vereine = mehr Bemühungen = mehr Geld, das dort reinfließt.“ „Es gibt mehr Treffpunkte für die Jugend, mehr Vereine, einfach größer und mehr los.“ „Natürlich wird das Thema Jugendarbeit dort mehr behandelt (Rotes Haus, Pfarrzentrum, andere Vereine). Aber ich glaube nicht, dass wir hier unterversorgt sind.“ „Dass dorthin mehr fließt, liegt einfach daran, dass Waldkirch größer ist.“ Was sollte die Gemeinde Waldkirch an Jugendangeboten in deinem Ortsteil verbessern? Für einen Großteil der Jugendlichen aus Siensbach ist das Thema „Verbesserung der Busfahrtzeiten“ das Hauptthema: „Regelmäßige und besser vertaktete Busfahrzeiten – viele Schüler und Jugendliche in der Ausbildung sind darauf angewiesen, da sie kein Auto haben.“ „Ich bin auf einer Schule außerhalb von Waldkirch und mein Bus erreicht den letzten Bus in Waldkirch (um ca. 13:25 Uhr) nicht mehr. Somit muss ich nach Hause laufen und das ist nicht gerade kurz.“ 72 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Der Stadtbus fährt nicht mehr regelmäßig. Man kommt nicht in die Stadt, muss laufen oder gefahren werden.“ „Das Taxi von Waldkirch nach Siensbach gilt auch nicht mehr mit der Fahrtkarte.“ „Ich habe zwar eine Fahrkarte, kann diese aber kaum nutzen, weil die Busverbindungen so schlecht sind.“ „Es ist in Ordnung, wenn es hier nicht so viele Möglichkeiten gibt – wir haben ja nur 800 Einwohner. Aber dann sollte es den Kindern und Jugendlichen auch ermöglicht werden, die Angebote im Stadtzentrum zu erreichen.“ Das zweite „große“ Thema der Jugendlichen ist der „schlechte bauliche Zustand des Jugendraumes“: „Zuschüsse sind uns immer willkommen für Anschaffungen und die sanitären Anlagen. Und der Vorraum ist schon lange renovierungsbedürftig.“ „Den Landjugendraum verschönern, da dieser zumindest von außen sehr kaputt ist.“ Würdest Du Dir in deinem Ortsteil mehr Unterstützung und Angebote (z.B. durch einen professionellen Jugendarbeiter) wünschen? Das Abstimmungsergebnis der Jugendlichen zu dieser Frage ist eindeutig: 100% der Siensbacher Jugendlichen wünscht sich „keine Unterstützung“ durch eine professionellen Jugendarbeiter. Diese klare Ablehnung wurde von den Jugendlichen mit folgenden Argumenten begründet: „Meiner Meinung nach lohnt es sich hier nicht, da zu wenige Personen. Außerdem übernehmen die Vereine hier vor Ort eine große Verantwortung und beziehen die Jugendlichen mit ein.“ „Wir organisieren unsere „Jugendarbeit“ selbst! Ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn uns jemand vor die Nase gesetzt werden würde.“ „Das bekommen wir ohne Jugendarbeiter hin! Wir haben hier die Landjugend und das ist für die meisten der Treffpunkt und mit diesen Leuten, die das machen, bin ich zufrieden.“ „Wir machen das ganz gut so, finde ich. Zudem weiß ich nicht, ob ein Sozialarbeiter o.ä. hier nicht einen schweren Einstieg hätte.“ „Ich finde für die Größe des Ortes und die Anzahl der Jugendlichen wird hier genug geboten.“ „Meiner Meinung nach gibt es genug. Wenn zuviel angeboten wird, kommt niemand mehr.“ „In Siensbach ist nicht alles perfekt. Dennoch gibt es Möglichkeiten für Jugendliche zusammen zu kommen und sich für unseren Ortsteil zu engagieren.“ Kennst Du Jugendliche in deinem Ortsteil, die ausgegrenzt werden? 90% der befragten Siensbacher Jugendlichen bejahten diese Frage, 10% antworten darauf „nicht wirklich“. Diese Einschätzung wurde von den Jugendlichen mit folgenden Aussagen begründet: „Es gibt einige, die WOLLEN sich nicht integrieren, bzw. haben andere Interessen, Freunde, kein Bezug zum Dorf.“ 73 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Ausgegrenzt ist eine harte Bezeichnung. Viele sind nicht im Ortsgeschehen integriert, weil sie einen Freundeskreis außerhalb haben und / oder / in keinem Verein sind.“ „Ja, es gibt welche, aber es sind nicht viele. Es sind Jugendliche, die sich nicht integrieren.“ „Sie sind vom Verhalten her anders als die meisten.“ „Sie interessieren sich nicht für das, was wir hier machen oder haben einen ganz anderen Freundeskreis.“ „Viele haben ihren Freundeskreis einfach wo anders und haben somit nicht viel mit ihrem Ortsteil zu tun.“ „Weil sie komisch sind und sich nicht integrieren wollen.“ „Ausgrenzung gibt es nicht direkt. Jedoch ist es für Zugezogene (auch ohne Migrationshintergrund) schwer sich in die Dorfgemeinschaft zu integrieren. Somit sind von diesen auch eher wenige in einem Verein.“ „Manche mögen das ‚Ländliche’ hier nicht und grenzen sich selber aus.“ Auf die Frage, ob es jemanden gibt, der sich um diese Jugendlichen kümmert, wurden die Pfarrgemeindereferenten, die immer zur Verfügung stehen, und der Ortsvorsteher, der stets ein offenes Ohr für Jugendliche hat, genannt. Hast Du den Eindruck, dass die Anzahl der ausgegrenzten Jugendlichen in deinem Ortsteil zunimmt? 90% der befragten Jugendlichen hatten diesen Eindruck nicht. 10% sahen eine Zunahme. Die Begründungen der Jugendlichen bezogen sich aber nur auf die Gruppe der „zunehmenden“ ausgegrenzten Jugendlichen. „Weil immer mehr und mehr von „Außerhalb“ nach Siensbach zuziehen und dort ihre Freunde haben. Viele haben auch gar kein Interesse daran, sich im „Ortsteil“ einzubringen.“ „Es gibt immer mehr Angebote für Jugendliche in anderen Orten. So muß man auswählen, was man machen will.“ Mit welchen Jugendgruppen in deinem Ortsteil willst Du auf keinen Fall etwas zu tun haben? Auf diese Frage hin kamen nur sehr wenige Antworten: „Gangster oder Assige Leute (Sie sind mir sehr suspekt).“ „Ich finde in Kollnau gibt es viele komische Personengruppen.“ Dagegen wurde die Aussage: „Mit allen bin ich gern zusammen“ mit einer breiten Mehrheit unterstützt. Kennst Du Betreuungsangebote der Stadt Waldkirch, die mit Sozialarbeitern arbeiten? Alle Jugendlichen aus Siensbach kannten die „ortsbekannten“ Einrichtungen „Rotes Haus“ und „Jugendzentrum Kollnau“ dem Namen nach, allerdings nicht aus eigener Anschauung. Darüberhinaus wurde die „Hausaufgabenbetreuung“ und die „Drogenberatung“ genannt. 74 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Würdest Du dieses Betreuungsangebot bei persönlichen Problemen in Anspruch nehmen? Zu dieser Frage waren die Antworten deutlich: 90% würde diese Einrichtung „nicht in Anspruch nehmen“ und die 10%, die das tun würden, begründeten dies mit der Aussage: „Wenn sie mir helfen würden.“ Als Gründe, warum sie dieses Angebot „nicht nützen“ würden, nannten die Jugendlichen: „Im Normalfall nicht.“ „Bis jetzt lösen sich die Probleme auch ohne Sozialarbeiter.“ „Das würde ich dann entscheiden, wenn ich Probleme habe.“ „Ich habe keine persönlichen Probleme. Wenn doch, wende ich mich an meine Freunde.“ „Meine Hilfe kommt von Freunden, der Familie und vom Seelsorgetelefon.“ „Ich würde mich an jemanden, der in Siensbach vor Ort ist und auch die Situation und den Betroffenen / die Betroffene kennt, wenden. Oder an jemand, den ich besser kenne.“ „Ich wende mich an meine Familie und Freunde, die mich persönlich kennen und auf meine Probleme eingehen können.“ Stell Dir vor, Du hättest einen Wunsch zur Verbesserung des Jugendangebotes in deinem Ortsteil frei. Was würdest Du Dir, warum, wünschen? - Bessere Busfahrpläne und eine Abstimmung des Bus- und Zugfahrplanes („Oft steht man am Bahnhof und kommt nicht mehr nach Hause, weil kein Bus fährt.“) - Die Sanierung des Gruppenraumes („Dass unser Voreingang gemacht werden würde und es nicht mehr so schlimm aussieht“ – „weil wir nicht immer alles in Eigenleistung machen wollen“ / „die Sanierung der Sanitären Anlagen und des Vorraumes“ – „Damit würde alles mehr hermachen und wir würden uns wohler fühlen.“) - Einen besseren Besuch der Gruppenstunden der KLJB („Damit der Verein weiter lebt und somit ein Angebot für Jugendliche in unserem Dorf bleibt.“) - Mehr öffentliche Unterstützung der KLJB-Arbeit („da sie vor Ort – meiner Meinung nach – Jugendarbeit leistet und in den anderen Ortsteilen und Stadtteilen auch gefördert wird: Gerechtigkeit und Gleichstellung in allen Ortsteilen!“) 75 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Auswertung der Erwachsenenbefragung zur Jugendarbeit in Siensbach Die befragten Erwachsenen lobten das hohe Engagement der Jugendlichen im Ort: „viele Jugendliche engagieren sich gleichzeitig in mehreren Vereinen“ und hoben die Leistung der KLJB-Arbeit für den Ort hervor: „Ich denke die KLJB als einzige Jugendgruppe leistet intern mit ihren Gruppenleitern tolle Arbeit.“ Dies ist umso wichtiger „weil die KLJB mit ihrem Gruppenraum der wichtigste Anlaufpunkt für die Jugendlichen im Ortsteil ist.“ Sie sehen aktuell keinen Bedarf an einer Unterstützung durch einen externen Jugend-/Sozialarbeiter: „Derzeit läuft es für die Jugend ganz gut. Sie erfährt die Unterstützung aus dem kirchlichen und politischen Bereich. Die Jugendlichen organisieren die Angebote selbst.“ Allerdings sehen sie auch Vorteile darin, wenn ein außenstehender Profi einmal den Kontakt zur Gruppe sucht und diese in ihrer Alltagsarbeit berät: „Im gruppeninternen Bereich wäre es wichtig, Tipps zu bekommen, wie ich die Leute wieder für die Gruppenstunden begeistern kann.“ „Ein ‚frischer Wind‘ täte der Gruppenarbeit gut.“ Ein Defizit sehen die Erwachsenen darin, dass es kein Angebot für die Jugendlichen der Altergruppe von 10-15 Jahren gibt. Für die Eltern bedeutet dies „viele Fahrdienste nach Waldkirch.“ Und sie beklagen: „Eigentlich müsste doch jemand herkommen, die Kinder sind doch so schon dauernd unterwegs.“ Allerdings sieht die bestehende Jugendgruppe darin die Gefahr, dass dann die Jugendgruppen noch kleiner werden: „Da wird man aufgesplittert.“ Und sie geben zu Bedenken: „Wir sind hier einfach zu wenige. Da können wir nicht noch mehr anbieten.“ Als eine vorrangige Aufgabe sehen die Erwachsenen die Renovierung und Modernisierung des Gruppenraumes an: „Die Ausstattung der vorhandenen Räumlichkeiten sollte auf den heutigen Stand gebracht werden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf!“ 76 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 4. Die Abschluss-Bewertung der Ortsteil-Exkursion Siensbach Die Jugendlichen, auf die wir bei der Ortsteil-Begehung in Siensbach gestoßen sind, sind Jugendliche, die sich ihren Sozialraum sehr gut selbst angeeignet haben und dadurch auch sehr gut in der Lage sind, ihn ihren Jugendinteressen nach zu gestalten. Dabei spielen die Identifikation mit dem Ort, ihre allgemeine Zufriedenheit mit der Jugendsituation vor Ort und der gute Zusammenhalt in der Gruppe und innerhalb der Dorfjugend im Allgemeinen eine wichtige Rolle. Unter der Schutzatmosphäre ihres selbstorganisierten Jugendraumes wächst so immer wieder eine neue Generation von Jugendlichen als „gewachsene Gruppe“ zusammen und nach, die aber immer wieder den öffentlichen Raum (auf)sucht und sich nicht im Jugendraum „verbunkert“. Ein wichtiger Faktor, immer auf das gesamte Dorf hin ausgerichtet zu sein, ist dabei die Tatsache, „dass hier im Dorf jeder jeden kennt – auch über die Altersgruppen hinweg.“ Dieses „Dorf-Netzwerk“ nutzen die Jugendlichen aktiv indem sie sowohl traditionelle Jugendrollen (Mitwirkung bei Kirchenfeierlichkeiten und Vereinsfesten, Gestaltung des Altennachmittags, die Organisierung von Arbeitseinsätzen usw.) wahrnehmen, als auch ihren eigenen Jugend-Freiraum (in Eigenleistungen, mit Aktionen, mit Ausflügen, mit einem eigenen Veranstaltungsprogramm) erweitern und ausfüllen. Dabei ist ihnen der „Wert des Eigenen“ ein hohes Gut und auch die erbrachten „Eigenleistungen“ (die ja eine Dorfgesellschaft von den Jugendlichen erwartet, um ihre „Erwachsenenreife“ zu testen) sind für die Gruppe ein wichtiger Identifikationspunkt. „Man macht viel selber. So ist man viel selbständiger, als wenn immer einer was für einem macht.“ Die Jugendlichen haben erkannt, dass dieses Selbermachen nicht nur Spaß macht und Anerkennung bringt, sondern auch den Effekt hat, „dass man nicht so gelenkt wird.“ Umso enttäuschter sind die Jugendlichen, dass ihr vieles Selbermachen nicht belohnt wird, sondern ihnen geradezu zum Nachtteil wird, denn wer immer alles selbst regelt, fällt nicht auf, weil alles scheinbar immer läuft und gut geht, und als „Immer-Selbermacher“ zieht man dann - wenn man einmal berechtigterweise Unterstützung braucht - den Kürzeren: „Wenn man immer alles selber macht, wird man nicht so wahrgenommen.“ Wie anders ist zu erklären, dass eigentlich so einfache und selbstverständige Forderungen, wie ein Warmwasseranschluss, ordentliche Toiletten und ein Raum, der nicht überall an einen Sanierungsfall erinnert, so lange verhallten und in der Gemeinde auf die lange Bank geschoben wurden? Kein Wunder, wenn die Siensbacher Jungendlichen dann das Gefühl haben: „In Waldkirch, in Kollnau und im Batzenhäusle wird alles renoviert und Geld reingesteckt – da wird alles gemacht und bei uns läuft anscheinend alles immer wie seit 100 Jahren, ganz nach dem Motto: Die werden das selbst regeln.“ Dabei ist für die Siensbacher Jugendlichen aber immer auch klar, dass sie keine „Anspruchs-Jugend“ sind, die nur Fertiglösungen fordert, sondern für eigenes Engagement steht: „Wir wären auch bereit, viel in Eigenleistung zu machen, aber wir brauchen Unterstützung bei den Arbeiten, die wir nicht selber machen können.“ 77 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Auch in der der Einschätzung über ihre Lage als Jugendliche in einem kleinen Ort von 800 Einwohnern sind die Siensbacher Jugendlichen sehr realistisch: „Meiner Meinung nach wird in unserem Ort genug für Jugendliche geboten. Es kommt nicht nur darauf an, was, wieviel geboten wird, sondern auch auf die Jugendlichen, wie diese es zu schätzen wissen und wahrnehmen. Vielen ist nicht klar, dass sie eigentlich froh darüber sein können, dass in unserem kleinen Dorf einiges angeboten wird.“ Dabei geht es nicht darum, Bescheidenheit zu predigen, sondern die Möglichkeiten zu sehen, die der Ort - trotz seiner geringen Größe bietet. Bei den Fragen zu eventuell „benachteiligten Jugendlichen“ in ihrem Ort haben die Jugendlichen die Wahrnehmung, dass es diese Jugendgruppe in ihrem Ortsteil in dieser Form nicht gibt. Für sie existiert lediglich eine Zweiteilung in die Gruppe von Jugendlichen, „die auf den Ort hin orientiert sind“ und die Gruppe von Jugendlichen, „die über den Ort hinaus, nach außerhalb, orientiert sind“. In dieser Aufspaltung sehen sie aber keine „Benachteiligung“, sondern lediglich einen Interessenunterschied in der Alltagsgestaltung als Jugendliche. Dass sie als die „eigentliche Ortsjugend“, diese Gruppe durchaus „als komisch“ ansehen oder kein Verständnis dafür haben, „dass sie sich nicht integrieren wollen“, ist dorftypisch, denn aus der Innensicht des Dorfes heraus, sind diese „NichtMitmacher“ immer „die Anderen“. Dass es aber diesen Unterschied auch in Siensbach gibt und es Zugezogene, wie auch „zugezogene Jugendliche (auch ohne Migrationshintergrund) schwer haben, sich in der Dorfgemeinschaft zu integrieren“ wird durchaus registriert. Zur „harten“ Sozialarbeit der Mobilen Jugendarbeit existiert in der Wahrnehmung der Siensbacher Jugendlichen eine deutliche Distanz, zum einen in der Aussage, dass dieses Jugendklientel hier in Siensbach nicht existiere, zum anderen, dass es zu dieser Jugendwelt bisher kaum Berührungspunkte gibt. Sichtbar wurde dies bei der Frage: „Mit welcher Jugendgruppe in deinem Ortsteil willst Du auf keinen Fall etwas zu tun haben?“, auf die nur wenige Jugendliche geantwortet haben, weil sie wahrscheinlich keine konkrete Vorstellung davon hatten, wie eine solche Gruppe in ihrem Ort aussehen könnte. Auch bei der Frage danach, in welcher Weise sozialpädagogische Betreuungsangebote bekannt sind, wurden zwar die „Leuchttürme“ („Rotes Haus“ und „Jugendzentrum Kollnau“) namentlich genannt, eine konkrete Aussage zum Inhalt der dort geleisteten Arbeit konnte aber aus Unkenntnis heraus nicht getroffen werden. Trotzdem nervt die Jugendlichen, dass immer wieder im Zusammenhang mit der Jugendarbeit in Waldkirch hauptsächlich diese Adressen genannt werden, als ob es keine andere Jugendarbeit mehr gäbe. Vor allem die geleistete Jugendarbeit in den Ortsteilen werde völlig ignoriert, als ob sie überhaupt nicht stattfinde. Der „ständige Hype“ ums „Rote Haus“ macht dieses unter den Jugendlichen in Siensbach damit allmählich zum „Roten Tuch“, weil sie sich durch diese einseitige Wahrnehmung selbst benachteiligt fühlen. Daher verwundert es auch nicht, dass diese „fremde Welt“ der sozialpädagogischen Betreuung als „städtische Form“ von Waldkirch wahrgenommen wird und bei einer „persönlichen Problemlage“ nicht aufgesucht werden würde, sondern die Jugendlichen aus Siensbach auf „lokale Lösungen“ 78 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 (= Personen, die den Ort und sie kennen) setzten. Die lokale Vertrautheit hat eindeutig den Vorrang und mögliche Hilfen werden im direkten sozialen Umfeld (Freunde, Familie) gesucht. Was aber mit Jugendlichen passiert, die ernsthafte Probleme haben und dringend einer professionelle Beratung bräuchten, wurde damit ausgeklammert. Sie von Jugendlichen beantworten zu lassen, die mit diesen Jugendgruppen kaum persönliche Erfahrungen haben, ist aber wirklich sehr schwierig. Eine echte Provokation für die selbstorganisierten Jugendlichen aus Siensbach ist die Frage nach einer eventuellen Unterstützung durch einen professionellen Jugendarbeiter, die mit der klaren Ansage: „Wir Jugendlichen machen Jugendarbeit unter uns, für uns allein.“ gekontert wurde. Unter „Sozialarbeiter“ verstehen sie einen „Aufpasser“, einen „Kontrolleur“, einen, der Programme „aufdrücken“ will, einen der „fremdbestimmt“, und einen, der kommt, wenn die „Selbstgestaltung versagt hat“. Ihr Bild dieser Rolle ist daher ein „Feindbild“ einer Person, die ihre Selbstorganisation abschaffen will, sie „lenken“ will. Und ihre Ansage dazu ist klar: „Ich glaube ein Sozialarbeiter hätte es auch schwer bei uns.“ Das klingt nicht nur nach Skepsis, sondern riecht auch nach Widerstrand. Sie liegen damit zunächst einmal auf einer Linie mit der (von den Jugendlichen zitierten) Aussage des Oberbürgermeisters, der erklärt hatte: „In Siensbach braucht man keinen Streetworker!“ Dass ein Sozialarbeiter aber nicht nur dieser „Fremdbestimmer“ ist, sondern auch ein „Berater auf gleicher Augenhöhe“ zwischen professioneller Jugendarbeit und Jugendgruppenarbeit sein kann, der mit seinem professionellen Blick von Außen helfen kann, die eigene Arbeit zu verbessern, ohne in diese einzugreifen, wäre eine Erfahrung, die in einem solchen direkten Kontakt mit den Sozialarbeitern der Stadt Waldkirch zu erfahren wäre. Regelmäßige solche Kennenlern- und Austauschrunden, verbunden mit einem gegenseitigen Besuch der jeweiligen Jugendarbeitspraxis, wären dazu ein erster wichtiger Schritt. Für die Jugendlichen von Siensbach stehen eindeutig aktuell drei Komplexe mit dringendem Handlungsbedarf im Vordergrund: Die längst überfällige Einleitung der Sanierung ihres Jugendraumes. Die Verbesserung des Busangebotes von und nach Siensbach. Die bessere öffentliche Wahrnehmung der Leistung ihrer Jugendarbeit für die ganze Gemeinde in Siensbach und innerhalb der Stadt Waldkirch. „Toll, dass sich jemand für uns Jugendliche interessiert!“ (Anmerkung einer Jugendlichen aus Siensbach zur Freude über unseren Besuch auf ihrem Fragebogen) 79 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kapitel 2 Die Untersuchungsergebnisse der fünf „Jugend-Basis-Befragungen“ in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der „Jugend-BasisBefragung“ in der Stadt Waldkirch 1. Der Umsetzungsrahmen der „Jugend-Basis-Befragung“ Vom Umfang und der Breite der Untersuchung her bildet die Befragung von Jugendlichen aus Waldkirch den inhaltlichen Schwerpunkt der „JugendGemeinde-Studie“. Insgesamt wurden 256 Schüler und Schülerinnen aus Waldkirch mittels eines einheitlichen „Jugend-Basis-Fragebogens“ befragt. Diese Befragung fand als „Schülerbefragung“ in verschiedenen Schulzweigen von Waldkirch (ohne die Berufsschulen, deren Einbeziehung aus logistischen Gründen leider nicht möglich war) statt. Sie umfasste Schüler der Altersklassen von 10 bis 18 Jahren, konzentrierte sich also auf die Sekundarstufen 1 und 2, wobei von den Schülern her der Befragungsschwerpunkt bei der Altersklasse von 10-14 Jahren (mit 72%) gegenüber der Altersklasse der 15-18jährigen (mit 28%) lag. Darüber hinaus wurde noch eine „Aufsatzbefragung“ innerhalb der 3. und 4. Grundschulklassen durchgeführt. Aus organisatorischen Gründen (enger Zeitrahmen, Leistbarkeit der Befragungsgruppe, Planung der Befragungslogistik) konnte diese breit-angelegte Jugendbefragung nur im institutionell-organisierten Rahmen einer „Schülerbefragung“ stattfinden. Da aber heute die meisten Jugendstudien als „Schülerbefragungen“ durchgeführt werden, fällt dies nicht besonders ins Gewicht, zumal in den ebenfalls durchgeführten Stadt- und Ortsteilbefragungen auch Jugendliche, die keine Schüler oder keine Schüler in Waldkirch waren, erfasst wurden. Der „Jugend-Basis-Fragebogen“ war so konzipiert, dass er innerhalb einer Unterrichtsstunde ohne Zeitdruck beantwortet werden konnte. Während des Ausfüllens war ständig ein Mitglied der Forschungsgruppe anwesend, um gegebenenfalls für Rückfragen zur Verfügung zu stehen. Vor dem Verteilen der Fragebögen wurde kurz deren Zielsetzung und die Methodik des Ausfüllens erläutert. Innerhalb der jeweiligen Klassen nahmen alle Schüler an der „Jugend-BasisBefragung“ teil, um innerhalb der Klasse niemanden auszuschließen und auch zu verhindern, dass eventuell dadurch, dass nur ein Teil der Schüler „mitarbeitet“, Unruhe in den Prozess gebracht wird. Für die „Jugend-Gemeinde-Studie“ selbst wurden aber nur diejenigen Schüler, die tatsächlich in Waldkirch (mit seinen gesamten Ortsteilen) wohnen, ausgewertet. 80 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Der Untersuchungsansatz der „Jugend-Basis-Befragung“ Der Fragebogen der „Jugend-Basis-Befragung“ war so aufgebaut, dass damit möglichst viele Detailinformationen zum allgemeinen Jugendleben in Waldkirch erfragt werden konnten. D.h. er animierte immer dazu – wo dies sinnvoll war nicht nur eine Antwort, sondern immer mehrere Antworten zu geben (damit darüber die Datenbasis verbessert werden konnte) und er erfragte nie allein nur „statistische Daten“ (z.B. wie viele Jugendliche zu einem Thema, welche Meinung vertraten), sondern immer auch „qualitative Aussagen“ (z.B. warum die befragten Jugendlichen diese Meinung vertraten). Die „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch“ ist also von ihrem ganzen Untersuchungsdesign und ihrem konkreten Befragungsansatz her, eher eine „qualitative“ (mit statischen Angaben untermauerte) Jugendstudie und keine „quantitativ-ausgerichtete“ Erhebung. Es wurde im Befragungstext auch bewusst sehr viel mit „offenen“ Fragen gearbeitet und keine „fertigen“ Antwortmöglichkeiten vorgegeben, um die Schüler zum Nachdenken zu animieren und die Ergebnisse nicht durch das vorgegebene Muster von „Anstreichfragen“ einzuschränken. Wo „Abstimmungsskalen“ (z.B. „eher jugendfreundlich“ / „eher jugendunfreundlich“) notwendig waren, wurden diese immer sehr anschaulich dar- und vorgestellt. Grundsätzlich war der „Jugend-Basis-Fragebogen“ so aufgebaut, dass er von jedem Schüler selbständig erfasst und ohne Hilfe beantwortet werden konnte. Um diesen Anspruch einzulösen, war er sprachlich gut verständlich und in der Wortwahl präzise verfasst und enthielt auch immer eine klare Regieanweisung, wie die jeweilige Frage zu beantworten war. 3. Die Rolle der „Jugend-Basis-Befragung“ innerhalb der „JugendGemeinde-Studie Waldkirch 2012“ Die inhaltliche Ausrichtung der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ war eine Doppelte: Zum einen sollte sie wichtige „Informationen zum allgemeinen Jugendleben im Sozialraum Waldkirch“ liefern und zum anderen sollte sie genauer untersuchen, „wie die Arbeit der Mobilen Jugendarbeit in diesen lokalen Jugendalltag einbettet“ ist und wie sie tagespraktisch funktioniert. D.h. der „Jugend-Basis-Fragebogen“ musste zu diesen zwei Themenfeldern befragen und versuchen, die jeweiligen Übergänge vom „allgemeinem Jugendalltag“ zur „Praxis der Mobilen Jugendarbeit“ konkret zu definieren. Praktisch wurde dieser Anspruch dadurch gelöst, dass jeder Fragebogen in sich jeweils feste Blöcke zum Sozialraum in Waldkirch, zum Jugendalltag der Jugendlichen in Waldkirch, zum möglichen Klientel der Mobilen Jugendarbeit („Benachteiligte Jugendliche“) und zum erlebten Kontakt zur Mobilen Jugendarbeit, enthielt. Gerade die letzten Passagen stellten an Jugendliche, die sich bisher zu diesen Themen kaum oder keine Gedanken gemacht hatten oder über keine praktischen Erfahrungen mit den Vertretern oder der Arbeit der Mobilen Jugendarbeit 81 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 verfügten, erhöhte Ansprüche, denn sie mussten sich erst in diese Thematik mental hineinarbeiten. Dass für einige Jugendliche gerade diese Passagen dann – auch von ihrem Inhalt her – als „negative Fragen“ empfunden wurden, ist nachvollziehbar. Aber es gab keinen anderen Weg, das Themenfeld der Mobilen Jugendarbeit vor Ort anders zu erschließen, als über diesen Weg der „subjektiven Wahrnehmung“ durch alle befragten Jugendlichen. Der „sozialräumliche Ansatz“ der Gesamtstudie spiegelt sich auch im „JugendBasis-Fragebogen“ wider, denn – wie ein roter Faden – durchzieht das Verhältnis „Ort“ (Öffentlicher Raum) und „Jugendalltag“ (Lebensform der Jugendlichen) alle Fragen. Der „sozialräumliche Ansatz“ untersucht also nicht die einzelnen Formen der Jugendarbeitspraxis, ist keine Supervision oder Evaluation der praktischen Jugendarbeit, sondern hat seinen Untersuchungsschwerpunkt in der Analyse des Wirkungszusammenhanges von „Jugend“ und „Raum“, von „Jugendarbeit“ und „Gemeinwesen“. Um dieses Verhältnis nicht alleine aus der „Sicht der Jugendlichen“ zu sehen und zu interpretieren, wurde ein Teil der im „Jugend-Basis-Fragebogen“ enthaltenen Fragen auch wort- oder sinngleich, an vor Ort exponierte „Jugend-Experten“ aus Waldkirch gestellt. Der durch diese Gegenüberstellung hergestellte Spannungsbogen zwischen den „Jugend-Antworten“ und den „Jugend-ExpertenAntworten“ lieferte so zusätzliche Informationen, z.B. darüber, wo die Meinungen zwischen beiden Positionen weit auseinander liegen, wo sie sich gar widersprechen oder wo sie sehr nahe beieinander liegen. Auch diese Erkenntnisse sind eine wichtige „Sozialraum-Information“, um in Zukunft die Kommunikation zwischen den „Jugendlichen“ und den „Jugend-Experten“ vor Ort zu verbessern. Um die speziellen Altersklassen (innerhalb der einzelnen Jugendphasen entspricht oft jedes Lebensjahr quasi einem entwicklungspsychologischen Quantensprung) der Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Ansichten und Interessen genauer abbilden und vergleichen zu können, wurde die Auswertung der Jugend-Antworten in vier Blöcke aufgeteilt: Mädchen bis 14 Jahre und Mädchen ab 15 Jahren. Jungs bis 14 Jahre und Jungs ab 15 Jahren. Die Ergebnisse der „Aufsatzbefragung bei Grundschülern“ wurden separat ausgewertet. Die nun folgende Darstellung der Untersuchungsergebnisse folgt immer dem gleichen Muster: Die am häufigsten getätigten Aussagen stehen immer an erster Stelle und nehmen in dieser Reihenfolge nach unten ab. Bei Mehrfachnennungen gilt das gleiche Prinzip, nur liegt die Gesamtzahl der Antworten in diesem Falle über 100%. Die jeweiligen Antworten der Jugendlichen werden in der Regel direkt danach kommentiert, es sei denn, einzelne Antwortblöcke liegen inhaltlich so eng beieinander, dass in diesem Fall nur eine „Block-Kommentierung“ Sinn macht. 82 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 II. Die Darstellung der Untersuchungsergebnisse der fünf „Jugend-Basis-Befragungen“ (Mädchen bis 14 Jahre; Mädchen ab 15 Jahren; Jungen bis 14 Jahre; Jungen ab 15 Jahren; Grundschüler) Die Auswertung der Jugend-Basis-Befragung Mädchen aus Waldkirch im Alter von 10 - 14 Jahren 1. Die statistische Auswertung Insgesamt wurden in der Altersgruppe der 10-14jährigen 94 Schülerinnen befragt. 41% der Schülerinnen stammen aus Waldkirch-Zentrum, 41% aus Kollnau, 15% aus Batzenhäusle, 1% aus Siensbach, 1% aus Suggental und 1% stammt aus Buchholz. Die meisten Befragten (jeweils 41%) stammen demnach aus Waldkirch-Zentrum und Kollnau. Von den befragten Schülerinnen wohnen 3% seit 3-5 Jahren in Waldkirch, 21% seit 6-10 Jahren und 64% seit 10-15 Jahren. Vom Alter her sind 52% der befragten Schülerinnen 10 bis 12 Jahre alt und 48% 13 bis 14 Jahre alt. Beide Altersgruppen sind also fast gleich stark vertreten. 2. Die Befragungs-Ergebnisse „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch?“ Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die die befragten Mädchen im Alter von 10 - 14 Jahren an Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. 6. „Einkaufsmöglichkeiten/Läden“ „Eisdielen“ „Stadtrainsee“ „Stadtmitte“ „Schwimmbad“ „Fußball-/Sport-Platz“ Weitere Nennungen der Jugendlichen waren die „Natur/Landschaft“ in Waldkirch, dass „Waldkirch nicht so groß, sondern überschaubar ist“, die „verschiedenen Vereine“ und weitere Angebote für Jugendliche (Schulen, Allee, Spielplätze,…). Zwei besonders geschätzte Standortvorteile von Waldkirch belegen folgende Zitate von Schülerinnen: „Es ist nicht so laut, wie in anderen Städten“. „Es ist schön in Waldkirch zu leben“. 83 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: Die 10 - 14jährigen Schülerinnen geben an, vor allem von den lokalen „Einkaufsmöglichkeiten“ angetan zu sein. Neben den klassischen Jugendeinrichtungen (Sportanlagen und Freizeitstätten) werden von den Jugendlichen auch das „Schulwesen“ und die „Natur/Landschaft“ als positive Merkmale von Waldkirch benannt. „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch nicht?“ Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die den Mädchen an Waldkirch am wenigsten gefallen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. „Kein Schwimmbad in Waldkirch“ „Zu wenig Einkaufsmöglichkeiten“ „Kein Kino“ „Kein McDonald‘s“ „Zu wenig Restaurants“ Als weitere Negativ-Merkmale von Waldkirch wurden zudem noch Kategorien wie „zu wenig Treffplätze“, „zu viele Baustellen“ und „Vandalismus“ genannt. Was den Schülerinnen im Einzelnen negativ auffiel, zeigen folgende Zitate: „Dass die Realschule nicht schneller fertig gebaut wird“. „Die Glotzerei der Menschen“. „Kino, McDonald‘s“. „Dass die Spielplätze eher für jüngere Kinder sind“. „Wir haben nicht viele Plätze“. „Kein Treffpunkt für unter 16-Jährige“. „Mehr Vereine, z.B. Reitclub“. Kommentierung der Ergebnisse: Als das mit Abstand (35%) größte Ärgernis für die Schülerinnen wird das „fehlende Schwimmbad“ in Waldkirch genannt. Vermisst wurden auch wichtige Einrichtungen für Jugendliche, wie beispielsweise bestimmte „jugendgerechte Einkaufsmöglichkeiten“. Im Stadtraum vor allem vermisst werden „öffentliche Jugendtreffpunkte“, da es „nicht viele Plätze für uns gibt“ und weil „wir auf viele Chillplätze nicht mehr dürfen“. Negativ äußerten sich die befragten Mädchen auch über den Mangel an einem „kommerziellen Kino“, an einem „Spielwaren-Großmarkt“ (wie „Toys’Я‘us“), an „weiteren Fußballplätzen“ und an einer „Jugenddisco“ in Waldkirch. 84 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Wenn Du als Jugendlicher drei Wünsche für Waldkirch frei hättest - Was würdest Du Dir dann wünschen?“ Die „Ranking-Liste“ der genannten Wünsche der befragten Schülerinnen ergab folgende Reihenfolge: 1. Ein „Schwimmbad/Hallenbad“ Die Begründungen dafür waren: • „weil ich unser Schwimmbad zurück haben will, weil ich sonst so weit fahren muss“; • „weil Kollnau überfüllt ist“; • „ist im Sommer praktisch“; • „weil das Kollnauer und Denzlinger Schwimmbad nicht so nah sind und ein Schwimmbad in Waldkirch repräsentativer für die Stadt wäre“; • „weil es viele Menschen gibt, die zu schwach oder zu krank sind, um in ein anderes Schwimmbad zu fahren“; • „da das alte (Schwimmbad) für viele in guter Nähe war“. 2. Ein „Kino in Waldkirch“ Die Begründung dafür war: • „dass man nicht nach Freiburg fahren muss“. 3. „McDonald’s“ Die Begründungen dafür waren: • „weil’s einfach besser ist“; • „damit ich nicht weit fahren muss“. 4. „H&M“ Die Begründungen dafür waren: • „Waldkirch ist langweilig“; • „weil mir die Kleidung gefällt“. Weitere Wünsche der Mädchen waren: „mehr Sauberkeit in der Stadt“ und allgemein „mehr Läden“. Kommentierung der Ergebnisse: Der meistgenannte Wunsch (mit fast 50 %) ist ein „(neues) Schwimmbad“. In einigem Abstand (zu je 30%) folgen die Wünsche nach einem „Kino“, nach einem „McDonald’s“ und nach einem „H&M-Geschäft“. (Die Summe der Prozentangaben liegt über 100%, da hier mehrere Wünsche angegeben werden konnten). 85 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Über welche Gruppe von Jugendlichen in Waldkirch hast Du Dich in letzter Zeit tierisch aufgeregt?“ Die „Ranking-Liste“ derjenigen Jugendgruppen, über die sich die befragten Mädchen in Waldkirch in letzter Zeit besonders aufgeregt haben, ergab folgende Reihenfolge: 1. Die „Kollnauer Illegal“ Als Begründungen wurden genannt: „Rauchen, saufen, kiffen, Drogenangriffe“. 2. Die „Senioren“ Genannte Begründungen: „Können nicht Auto/Rollator fahren“. 3. Die „AJZ‘ler“ Als Begründungen wurden genannt: „Weil sie kiffen & saufen“; „Drogen & Alkohol“. 4. Die „Killer 69“ Als Begründungen wurden genannt: „Die denken sie sind etwas Besseres“; „denken sind Obermacker“. Weitere Nennungen waren: „Kiffer, Assis, Sprayer“; „Azzlack Kollnau; „diejenigen, die die Allee schmutzig machen“; „Minis“ (Ministranten); „Raucher“, „Mädchengruppe“. Kommentierung der Ergebnisse: Alle drei der hier aufgezählten „negativ bewerteten Jugendgruppen“ (die vierte Gruppe ist ja eine „Seniorengruppe“) werden sozialräumlich dem Stadtteil Kollnau zugeordnet, was diesen in den Augen der Schülerinnen zu einem sozialen Brennpunkt macht. Vor allem das „macho-hafte Aufspielen“ dieser Jugendgruppen geht vielen der Mädchen auf den Geist. „Gibt es Jugendgruppen in Waldkirch, mit denen Du nichts zu tun haben willst?“ Auf diese Frage antworteten 25% der Schülerinnen mit „Ja“ und 50% mit „Nein“. (25 % machten zu dieser Frage keine Angaben). Die „Ranking-Liste“ der Jugendgruppen, mit denen die 10 - 14jährigen Mädchen, nichts zu tun haben zu wollen, ergab folgende Reihenfolge: 1. Die „Kollnau Illegal“. 2. Die „vom AJZ“. 3. Die „Assi-Leute“. 4. „Die, die rauchen und trinken und heben“. 86 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Weitere Nennungen waren: „Sprayer“, „Schläger“, „Azzlack Kollnau“, „Obdachlose“, „Kiffer“, „Betrunkene“. Kommentierung der Ergebnisse: Auch hier werden die „bekannten Gruppen“ aus der vorangegangenen Frage erneut genannt, was die Deutung zulässt, dass diejenigen Gruppen, über die sich die Mädchen am meisten aufgeregt haben auch diejenigen sind, die ihnen generell unsympathisch sind und mit denen sie deshalb auch grundsätzlich nichts zu tun haben wollen. Dazu kommen aber noch sehr viele – von den Mädchen nicht genauer personalisierte - Gruppen, wie: „Kiffer“, „Säufer“, „Sprayer“. „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders attraktiv? (Welche findest Du besonders gut?)“ Die „Ranking-Liste“ der Orte, die die Mädchen im Kernbereich der Stadt Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Waldkirch Stadtmitte“ „Viele Geschäfte“, „Fitnesspark“, „Oma“, „Einkaufsmöglichkeiten“, „Freunde treffen“, „schöner Brunnen“. 2. „Stadtrainsee“ „Man kann dort Boot fahren“, „zum Chillen“, „da gibt es alles“, “dort ist es gemütlich“, „man kann spazieren gehen“, „Kletterwand am Stadtrainsee“, „da kann man viel machen, was Spaß macht“. 3. „Eisdielen“ „Gutes und leckeres Eis“, „nicht alleine sein“, „guter Treffpunkt“, „gemütlich dort“. Weitere Nennungen waren: „Die Allee“, „die Sportplätze“, „die Skateanlage“, „die Einkaufsgeschäfte“. Aber auch die einzelnen Orts- und Stadtteile (Kollnau, Buchholz, Siensbach, Batzenhäusle) werden hier von den Jugendlichen als ihre Attraktivitätsorte angegeben. Kommentierung der Ergebnisse: Es ist sicher kein Zufall, dass bei diesen Antworten – fast identisch – wieder die gleiche Reihenfolge derjenigen Punkte, die den 10-14-jährigen Mädchen „an Waldkirch besonders gefallen“, (siehe oben!) auftauchen: „Einkaufsmöglichkeiten /Läden“, „Eisdielen“, „Stadtrainsee“, „Stadtmitte“. Daraus ist abzuleiten, dass die befragte Altersgruppe sich gerne dort trifft, „wo viel los ist“ (= Innenstadt) und „man gewisse Dinge (wie Eis, Kleidung, Drogerieartikel) erwerben kann“. Das „Sich-Treffen“ und das „gemeinsam Spaß haben“ steht im Mittelpunkt, weshalb die Mädchen solche Orte wählen (Stadtrainsee, Stadtmitte), die belebt sind und weniger abseits liegen. 87 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Auch nicht ganz überraschend ist die erfragte Tatsache, dass „Einkaufsmöglichkeiten“ (Studio K, dm-Drogerie,…) und „gastronomische Angebote“ (Eisdiele, Dönerläden…) für Mädchen in diesem Alter besonders wichtig sind. Interessant ist, dass bei der Nennung von Lieblingsorten auch ganze Orts- oder Stadtteile genannt wurden, in denen sie sich gerne aufhalten, weil es dort teilweise „ruhiger ist“ und „es keinen stört, wenn man laut ist“ oder einfach auf Grund der Tatsache, dass sie dort wohnen und sich dort viel aufhalten. „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders unattraktiv? (Wo hältst Du Dich nicht gern auf und warum?)“ Die „Ranking-Liste“ der Orte, die die Mädchen im Kernbereich der Stadt Waldkirch besonders unattraktiv finden, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Schule“ „Langweilig“, „zu viel zu lernen“, „ist unnötig und macht keinen Spaß“, „Hausaufgaben“. 2. „Der Marktplatz“ „Man wird begafft und es wird gelästert“, „langweilig“, „zu viele Cafés“. 3. „Spielplatz“ „Viele Jugendliche“, „viel kaputt“, „langweilig“, „dreckig“. Weitere für die Mädchen unattraktive Jugendorte (mit deren Begründungen) in Waldkirch waren: • Industriegebiet („unattraktiv, abgeschieden“). • Allee („stinkt und schmutzig“) / („ich bin nicht oft dort, ist irgendwie unsauber“). Bühne an der Allee („weil es dort keine Aufführungen gibt“). • Innenstadt / Altstadt („langweilig“) / („kleine und nicht viele Läden“). Bücherei und Museum („weil es langweilig ist“). Petershöfe („zu wenig fun, langweilig“). • (Alter) Friedhof („ist gruselig, da sind Tote“). • Die Pipe („Kiffer, Assis,… trinken anstatt skaten“). • Der Stadtrainsee („ekelhaft“). • Der Bahnhof („sehr dreckig und langweilig“). • Straßen („zu viele Autos“). • Batzenhäusle Spielplatz („wurden alle Schaukeln weggenommen“). Bushaltestelle Batzenhäusle („es stinkt und ist dreckig“). Batzenhäusle („kein Kern, zu dunkel“). Emmendinger Straße („weil es da viel Streit gibt und ein asozialer Ort ist“). • Kirche („langweilig, Einschlafgefahr“). • Siensbach („wenig Spielplätze“). • Elz („man tut sich weh“). • Wald („dort ist es gruselig, langweilig“). 88 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 • Der Waldspielplatz („dreckig und Scherben, dunkel und kalt“). Kommentierung der Ergebnisse: Mit großem Abstand finden die Mädchen die „Schule“ als den unattraktivsten Ort in Waldkirch. Dies ist aber nicht nur die immer genannte klassische „Schülerantwort“, sondern auch angesichts der großen kommunalen Investitionen in den Schulsektor eine recht unbefriedigende „Schülerinnen-Abstimmung“. Das Doppelgesicht eines Marktplatzes, das „Sehen und Gesehen werden“, passt vielen Mädchen so nicht: sie möchten zwar gerne alles im Blick haben, aber selbst nicht in Augenschein genommen werden. Das „Gaffen“, „Stieren“, „Lästern“… nervt. Das ist vielen zu öffentlich. Neben der durchgehenden Begründung der „Langeweile“ für eine negative Bewertung von Orten, fällt immer wieder die durchgängig gebrauchte Beschreibung von: „dreckig“, „stinkt“ und „kaputt“ auf. Gerade Mädchen in diesem Alter werden durch solche Zustände abgeschreckt und ekeln sich daher vor solchen Orten. Die von den Mädchen entworfene „Landschaftskarte der unattraktiven Orte von Waldkirch“ ist leider voll von solchen Etiketten. „Verbringst Du als Jugendlicher die meiste Freizeit im Stadtzentrum oder in deinem Ortsteil?“ Von den befragten Schülerinnen verbringen 35% ihre meiste Freizeit im Stadtzentrum und 40% in ihrem Ortsteil. 15% der Mädchen halten sich gleichermaßen im Stadtzentrum und im Ortsteil auf. Die Gründe, die für das Stadtzentrum als den beliebtesten Aufenthaltsraum sprachen, waren: „Shoppingmöglichkeiten“; „Wohnort und Freunde sind dort“; „sonst muss ich das Fahrrad benutzen“; „Spaß“. Die Gründe, die für den Stadtteil / für den Ortsteil als den beliebtesten Aufenthaltsraum sprachen, waren: „Bleibe gerne mit Freunden dort“; „weil ich da wohne/Wohnort“; „WaldkirchKernbereich ist langweilig“; „genügend Plätze, um was zu unternehmen“; „fühle mich wohl“; „weil ich mich dort auskenne“. Die Gründe, weshalb sich die Mädchen gleichermaßen gerne im Stadtzentrum und im Ortsteil aufhalten, waren: „Ich bin manchmal da, manchmal da“; „keine Ahnung, eben Abwechslung“, „weil ich gerne weggehe“. Kommentierung der Ergebnisse: Die gegebenen Antworten passen zur Herkunft der Schülerinnen. Da 82% der Befragten (siehe Statistikteil) entweder aus Waldkirch-Zentrum oder Kollnau stammen, ist es nicht verwunderlich, wenn beinahe alle, die aus dem Stadtzentrum kommen, sich auch dort am liebsten aufhalten 89 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die meisten Schülerinnen aus den anderen Orts-/Stadtteilen verbringen auch dort den Großteil ihrer Freizeit: „Weil ich da wohne/Wohnort“. Nur ein kleiner Teil der Mädchen (15%) wandern hin und her: „Weil ich fast immer zu meiner Freundin gehe und wir gehen manchmal in Waldkirch Pizza- oder Eis-Essen. Manchmal gehen meine Familie und ich auch in ein Restaurant. Manchmal fahre ich in Waldkirch auch Fahrrad“. „Welche Angebote für Jugendliche in Waldkirch kennst Du?“ Die „Ranking-Liste“ derjenigen Jugendangebote, die die Schülerinnen in Waldkirch kennen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. „Fußball“ „Ministranten“ „Musikschule“ „Sportvereine“ „Tanzschule“ „Rotes Haus“, „Jugendzentrum“ „Ferienprogramm“ Des Weiteren wurden an dieser Stelle noch ganz viele „andere Vereine“ und die „Nachhilfe“ als besonderes Angebot für die Jugendlichen benannt. Kommentierung der Ergebnisse: Die „Vereine“ sind als Gesamtpaket für 85% der Mädchen das mit großem Abstand bekannteste Jugendangebot in Waldkirch. Hierbei stechen insbesondere „Fußball“, aber auch „andere Sportarten“ am meisten hervor. Dass die „Musikschule“ und die „Ministranten“ als weitere wichtige und bekannte Jugendeinrichtungen genannt wurden, überrascht nicht, denn viele Jugendliche besuchen die Musikschule selbst oder kennen Schüler, die diese besuchen und auch die „Ministranten“ spielen in dieser Altersklasse eine wichtige Rolle im Jugendleben. Die Angebote vom „Roten Haus“ und vom „Jugendzentrum“ sind 20% der befragten Schülerinnen in Waldkirch ein Begriff und sind somit genauso bekannt wie das örtliche „Ferienprogramm“. Interessant ist, dass eine Schülerin als Angebot für Jugendliche die „Suchtberatung“ aufführt hat. 25% der Schülerinnen machten bei dieser Frage „keine Angabe“, was etwas verwundert und die Frage aufwirft: Kennt wirklich ein Viertel der Mädchen keine lokalen Jugendangebote oder was ist der Grund für dieses Auslassen der Frage? 90 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Welche Jugendeinrichtungen in Waldkirch nutzt Du?“ Die „Ranking-Liste“ der Jugendangebote, die die Mädchen in Waldkirch selbst nutzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Keine Angaben“ (40%). Davon: „Ich nutze keine Jugendangebote“ (8%). 2. „Jugendzentrum“ („meine Freunde sind dort“, „weil da Klappe 11 drin ist“, „kenne viele Leute, dort sind alle nett“, „weil ich Jugendgemeinderätin bin“). 3. Ministranten („Freunde, Spaß, Erfahrung“). 4. Vereinsangebote („weil es Spaß macht“). 5. Tanzschule („gehe gerne tanzen, um Sport zu machen“). 6. Musikschule („mag Musik, Spaß, witzig“). Kommentierung der Ergebnisse: Auffällig auch bei dieser Auswertung ist wieder die hohe Zahl (40%) derjenigen Schülerinnen, die bei dieser Frage „keine Angaben“ machten oder die angaben, „keine Jugendeinrichtungen“ (8%) zu nutzen Vergleicht man die Aussagen der Schülerinnen zwischen den Jugendeinrichtungen, die sie kennen und den Jugendeinrichtungen, die sie tatsächlich nutzen, so wird der Anteil der verweigerten Antworten noch höher: er wächst von 25% auf 40%. Auch diese Statistik gibt Rätsel auf: Ist der Anteil der von dieser Altergruppe genutzten Jugendangebote wirklich so schwach, dass dazu ein so großer Teil der Mädchen keine Antwort geben konnte? – Oder zählen z.B. die tatsächlich wahrgenommen Vereins- und Sportangebote nicht als „Jugendangebote“? Als gesichert hingegen gilt: 10% der Schülerinnen nutzen das „Jugendzentrum“ und dieses erreicht damit den Platz 1 der genutzten Jugendangebote. Das Jugendzentrum ist als solches also nicht nur für 20% (siehe oben) der Mädchen „bekannt“, sondern wird auch von 10% tatsächlich „genutzt“. Bei den anderen genutzten Jugendangeboten verteilen sich die einzelnen Stimmen der Jugendlichen sehr stark und erreichen nur einstellige Prozentzahlen. „Kennst Du Jugendarbeiter vom ‚Haus der Jugend’ oder vom ‚Roten Haus’ in Waldkirch?“ 23 % der befragten Schülerinnen kennen die Jugendarbeiter aus diesen beiden Häusern. 74 % sind diese Jugendarbeiter unbekannt. Diejenigen Mädchen (23%), die die Jugendarbeiter kennen, wurden danach gefragt, was deren Aufgaben sind? Die Antworten waren vielfältig und ließen keine klaren Prioritäten erkennen: „Leitung ‚Rotes Haus’, Leitung ‚Haus der Jugend’“. „Müssen auf das ‚Haus der Jugend’ aufpassen und sich darum kümmern“. 91 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Kinder betreuen und helfen“. „[Bei] Hausaufgaben helfen“. „Sitzen im Büro“. „Aufpassen, dass es keine Gewalt gibt“. „Aufpassen, dass nichts passiert“. „Mädchengruppe“. „Jugendprobleme“. „Spielen, Spaß haben“. Kommentierung der Ergebnisse: Die Jugendarbeiter sind beim überwiegenden Teil der befragten Mädchen (74%) unbekannt. Aber auch diejenigen Schülerinnen, denen sie als Person bekannt sind, haben große Schwierigkeiten, konkrete Angaben zu ihrer Funktion zu machen: „Auf das Haus und die Jugendlichen aufpassen“; „irgendetwas im Zusammenhang mit Jugendproblemen und Gewalt“. Aber auch zuständig für „Mädchengruppe“ und fürs „Spielen und Spaß haben“. Eindeutig ist lediglich die Zuordnung der Jugendarbeiter zu ihren jeweiligen Häusern, für die sie verantwortlich sind. Diese „Verortbarkeit’ kann u.U. sehr wichtig sein, wenn es einmal Notwendigkeiten gibt, diese aufzusuchen. „Hast Du Kontakt zu diesen Jugendarbeitern?“ 86 % der befragten Mädchen haben keinen Kontakt zu den Jugendarbeitern aus diesen beiden Häusern. 12% haben einen Kontakt zu ihnen. „Haben Dich die Mitarbeiter schon einmal unterstützt?“ 11 % der Schülerinnen wurden bereits einmal von den beiden Jugendarbeitern praktisch unterstützt. Diejenigen, die bereits einmal unterstützt wurden, wurden gefragt, bei welcher Gelegenheit diese Unterstützung stattfand: „Bei einem Projekt“. „Bei vielem“. „Haben mir geholfen, dass mich niemand ärgert“. „Mädchengruppe“. „Geht euch nichts an“. „Wenn ich traurig bin“. „War diese Unterstützung für Dich hilfreich?“ Bis auf eine Person bejahten dies alle Befragten, die schon einmal Unterstützung in Anspruch genommen haben. 92 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: Ein Zusammentreffen mit den Jugendarbeitern findet in der Regel im „Jugendhaus“ statt. Aber auch „beim draußen Spazieren“ und „Shoppen“ finden hin und wieder Begegnungen mit den Mitarbeitern der Mobilen Jugendarbeit statt. Die Zeit, in der sich die Schülerinnen in den Jugendhäusern aufhalten, richtet sich meist nach dem Angebot, wie z.B. die „Mädchengruppe“. Nicht terminierte Besuche der ‚Offenen Tür’ finden etwa „ein Mal pro Woche“ statt. Von Wenigen wurde der Begriff des „Jugendarbeiters“ auch mit dem des „Schulsozialarbeiters“ gleichgesetzt, was sich zum einen in der Namensnennung, wie in der Nennung der Treffpunkte („Nachmittagsschule“) widerspiegelt. Der allergrößte Teil derjenigen, die von den Jugendarbeitern unterstützt und beraten wurden, haben diese Beratungshilfe „als äußerst hilfreich“ erlebt. „Fühlst Du Dich benachteiligt?“ gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch 83 % der befragten Altersgruppe fühlen sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch nicht benachteiligt. 7% machten keine Angaben. 10 % der Mädchen fühlen sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch benachteiligt. Diejenigen 10% der Schülerinnen, die sich benachteiligt fühlen, wurden gefragt, worin sie diese Benachteiligung sehen: „Wenn ich kein Geld hab und nichts kaufen kann“. „Die dürfen Sachen kaufen und wir nicht, z.B. Getränke“. „Rumschuckerei“. „Zu wenig Möglichkeiten“. „Privat“. „Fühlst Du Dich von anderen Jugendlichen in Waldkirch ausgegrenzt?“ 90 % fühlten sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch nicht ausgegrenzt. 5% der befragten Mädchen fühlten sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch ausgegrenzt. 5% machten keine Angaben. Diejenigen Mädchen, die sich ausgegrenzt fühlten, wurden gefragt, worin für sie diese Ausgrenzung besteht: „Sie sind fies“; „von meiner Klasse“; „ignorieren“. 93 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Besteht dein Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlen oder aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlen?“ Bei 72 % bestand der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlten. Bei 10 % der befragten Schülerinnen bestand der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlten. 17% machten keine Angaben. Diejenigen Mädchen, deren Freundeskreis in der Hauptsache aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlten, besteht, nannten dafür folgende Gründe: „Das ist einfach so“; „die haben gleiche Gefühle wie ich“; „man kann nicht viel in Waldkirch unternehmen“; „keine Ahnung“. Diejenigen Mädchen, deren Freundeskreis in der Hauptsache aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlten, besteht, nannten dafür folgende Gründe: „Weil alle meine Freunde gleich sind wie ich bin“; „weil ich sie mag und sie mich mögen und weil wir Spaß zusammen haben“; weil sie etwas miteinander machen“; „weil wir cool sind“; „die Jugendlichen in meiner Umgebung sich nicht benachteiligt fühlen“; „warum soll es anders sein?“ „man kann sich um alle gleichzeitig kümmern“; „weil meine Freunde auch andere Freunde haben“; „weil wir angesehene Jugendliche sind und viele Kontakte haben“; „wir sind alle glücklich und zufrieden“; „weiß nicht“; „weil sie sich nicht benachteiligt fühlen“; „weil wir uns gegenseitig nicht ausgrenzen“; „so halt“; „keine Ahnung“. „Bist Du der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch gut / oder viel zu wenig / um benachteiligte Jugendliche kümmert?“ 53 % der befragten Mädchen waren der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „gut“ um benachteiligte Jugendliche kümmert. 28 % waren der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „viel zu wenig“ um benachteiligte Jugendliche kümmert. 19% machten keine Angaben. Diejenigen, die der Meinung waren, dass sich die Stadt Waldkirch gut um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies damit: „Es gibt viele Organisationen“; „manche Sachen macht die Stadt nicht teuer“; „es gibt Nachhilfe“; „hab noch nichts anderes gehört“; „sind lieb und machen was sie können“; „weil ich es einfach denke“; „weil das so ist“; „es gibt viele soziale Einrichtungen“; „sie bauen viel für uns auf“; „ich habe noch nichts schlechtes gehört“; „Waldkirch hat das im Griff“; „in Waldkirch sieht man keine Jugendlichen, die obdachlos oder arm sind“; „es gibt gute Sozialarbeiter, aber die Polizei sollte das Kiffen und Rauchen bei Minderjährigen stoppen“; „weil wir ins ‚Rote Haus’ gehen“; „weil sie viele Krankenhäuser haben und so weiter“; „weil es viel für Jugendliche gibt“. 94 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Diejenigen, die der Meinung waren, dass sich die Stadt Waldkirch viel zu wenig um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies damit: „Weil Kollnau immer mehr runterkommt“; „weil sie meistens fies sind“; „bis jetzt habe ich noch keine Hilfsaktionen gesehen“; „ich sehe viele Jugendliche, die sich nicht richtig verhalten“; „weil die schon alle ab 14 rauchen und so“; „weil die sich eigentlich alle nur mit Festen und so beschäftigen“; „die meiste Zeit macht das die Polizei“; „weil sie uns nicht kennen und die kümmern sich nicht um uns“; „das ist halt so“; „weil sie keine Hilfsorganisationen besitzen“; „viel zu wenig Möglichkeiten“; „weil es viele Konflikte gibt, die ungelöst bleiben“. „Was müsste Deiner Meinung nach getan werden, um die Situation von benachteiligten Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern?“ „Mehr jugendliches Zeug, weniger Kinderkram“. „Platz in Kollnau, wo wir im Freien chillen können“. „Sauber gemacht werden“. „Alles was kaputt ist reparieren“. „Waldkircher Schwimmbad“. „Mit dem Bürgermeister reden“. „Protestieren“. „Weiß ich nicht“. „Vielleicht mehr Projekte“. „Sich viel mehr um sie kümmern“. „Realschule“. „Sie sollen die Jugendlichen aus Waldkirch ansprechen, mehr auf sie aufzupassen, dass sie keine Kinder mehr verletzen/bedrohen“. „Uns fragen was uns stört, dann eine Lösung finden“. „Getränke (z.B. Boomstar) auch für uns“. „Jugendzentrum“. „Selbsthilfegruppen“. „Gemeinsame Aktionen“. „Mehr Läden, wie H&M“. „Keine Drogen“. „Disco ab 16“. „Freizeitaktivitäten“. „Mehr Häuser, wo Teenies hinkommen können, wo sie reden können“. „Mehr Hilfsbereite“. „Soziales Umfeld“. „Beratungsstellen“. „Shoppingcenter bauen“. „Kino“. „Dass man sich um sie kümmert“. 95 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Block-Kommentierung der Ergebnisse zu den Themen: „Benachteiligung und Ausgrenzung von Jugendlichen in Waldkirch“: Der Großteil der befragten Schülerinnen fühlt sich in Waldkirch weder „benachteiligt“ (83%) noch „ausgegrenzt“ (90%). Das Binnenverhältnis im eigenen intakten Freundeskreis stimmt: „Weil ich sie mag und sie mich mögen und weil wir Spaß zusammen haben“. 10% geben an, dass sie sich „benachteiligt“ fühlen und dass sie einen Freundeskreis haben, der sich ebenfalls gegenüber anderen „benachteiligt“ fühlt. Die gefühlte Benachteiligung wird hautsächlich als eine „finanzielle Benachteiligung“ begründet: „Wenn ich kein Geld hab und nichts kaufen kann“. 53% der Mädchen sind der Meinung, dass sich Waldkirch gut um „benachteiligte Jugendliche“ kümmert. Als Begründung werden die „viele[n] soziale Einrichtungen“ genannt und „weil es viel für Jugendliche gibt“. Zur Verbesserung der Situation von benachteiligten Jugendlichen wird vorgeschlagen, dass man sich mehr um die Jugendliche kümmern und diese stärker eingebunden werden sollten: „Uns fragen was uns stört, dann eine Lösung finden“. Gerade die „Lückekinder“ (von 12-14 Jahren) bräuchten: „Mehr Häuser wo Teenies hinkommen können, wo sie reden können“. „Wie - glaubst Du - wird sich Waldkirch für Jugendliche in der Zukunft entwickeln?“ (Die Abstimmung erfolgte nach den unten vorgegebenen drei Kategorien: „eher positiv“; „eher gleichbleibend“; „eher negativ“). 60 % der Mädchen bewerteten die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch mit „eher gleichbleibend“. 24 % der Mädchen gaben an, die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher positiv“ zu sehen. 1 % der Mädchen stimmte die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher negativ“. 14 % machten keine Angabe. Diejenigen Mädchen, die einen „eher gleichbleibenden Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Machen nichts für Jugendliche“; „ich glaube nicht, dass sich irgendetwas an der Lage ändert“; „weil die Jugendlichen sich nicht verbessern“; „weil ich nicht viel Hoffnung in die Sache stecke“; „weiß nicht, so ein Gefühl“; „weil es sich nicht so schnell ändern lässt“; „weil ich denke, dass sie keine großen Sachen machen“; „die Jugend ist denen doch egal, sonst hätten sie doch schon früher etwas gemacht (Schwimmbad)“; „ich finde es OK so“; „weil die Leute zu faul sind“; „weil man merkt, dass sie mit KiK nicht viel an Jugendliche denken“; „da sie viel gesagt haben und nicht viel passiert ist“; „weil es so bleiben soll“; „weil die Stadt sich nicht kümmert“; „weil's schon ewig im Gespräch ist mit dem Schwimmbad und kein Schwein macht was“; „es gibt viele solche Einrichtungen bei denen es keine Verbesserungsmöglichkeiten gibt“; „weil für alles zu wenig Geld da ist“; „weil sie sehr viel für Ältere und Rentner tun“. 96 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Diejenigen Mädchen, die „eher einen positiven Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Da es viele Sozialarbeiter gibt“. „Weil sie die Blätter einsammeln und sie lesen und sich besser mit der Zukunft der Jugendlichen beschäftigen“. (Diese Aussage bezieht sich auf die als sehr positiv-eingeschätzte Arbeit der Forschungsgruppe zur Waldkirch-Studie). „Weil Waldkircher nett sind“. „Bestimmt was Neues machen in der Stadt oder Kollnau“. „Vielleicht neuere und größere Sachen (Geschäfte)“. „Weil sie versuchen die Jugendlichen zu unterstützen“. „Es gibt viel zu verbessern, daraus kann man auch viel machen“. Diejenigen Mädchen, die „eher einen negativen Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Darum“; „keine Freizeitangebote für Jugendliche die spannend sind“; „weil ich nichts sehe was sich tut“. Kommentierung der Ergebnisse: 60% der Schülerinnen sehen die Zukunftsentwicklung für Jugendliche in Waldkirch „eher gleichbleibend“. Einige wünschen sich aber auch keine Veränderung. „Weil es so bleiben soll“. Andere sehen darin eine Stagnation: „Da sie viel gesagt haben und nicht viel passiert ist“. 25% der Schülerinnen sehen die Zukunftsentwicklung der Jugend in Waldkirch „eher positiv“. So wird z.B. positiv vermerkt, dass Waldkirch sich auch durch diese Studie mit der Jugend beschäftigt. „Weil sie die Blätter einsammeln und sie lesen und sich besser mit der Zukunft der Jugendlichen beschäftigen“. „Empfindest Du Waldkirch jugendunfreundliche / Stadt?“ als eine jugendfreundliche oder eine 57% der befragten Schülerinnen gaben an, in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“ zu sehen. 16% sehen in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“. 27% machten keine Angaben. Diejenigen Schülerinnen (57%), die in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies damit: „Ich fühle mich wohl hier“; „viele Einrichtungen“; „viele Möglichkeiten, um Zeit zu verbringen“; „es gibt Leute, die sehr nett sind“; „weil ich shoppen kann“; „ich merke es“; „es ist nett hier in Waldkirch und Buchholz“; „weil sie Projekte haben für Jugendliche“; „es sind viele Jugendliche“; „weil hier viele wohnen“; „ja, weil oft sehe ich Menschen, die nett grüßen“; „weil man viel unternehmen kann“; „es gibt ein paar Sachen, die man aber auch noch verbessern könnte“; „weil es in Waldkirch viele Arbeiten für Jugendliche (z.B. Zeitungsaustragen) gibt“; „weil es so ist“; „weil ich viel Spaß habe“; „es werden alle gleich behandelt und sie konzentrieren sich sehr oft auf Jugendliche“; „es gibt viele Sachen, die Jugendlichen zur Verfügung stehen“; „weil es viele Orte gibt, wo sie sich treffen 97 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 können“; „ich finde nicht, dass Jugendliche benachteiligt werden“; „es gibt viele gute Aktivitäten, die auch für Jugendliche spannend sind“; „weil die Erwachsenen zu 70% freundlich sind“. Diejenigen, die in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies damit: „Kein Schwimmbad“; „weil es zu wenig für Jugendliche gibt“; „sie spucken uns an und wir sind ja so klein sagt jeder“; „weil es bescheuerte Kinder gibt und man gemobbt wird“; „es muss mehr für Jugendliche und für kleinere Jugendliche geben“; „weil unser Bürgermeister zu viel für Alte tut (wahrscheinlich weil die ihn wählen)“. Kommentierung der Ergebnisse: Von der großen Mehrheit der Mädchen (57%) wird Waldkirch als eine „jugendfreundliche Stadt“ wahrgenommen und sie „fühlen sich wohl hier“. Die 16% der Mädchen, die Waldkirch als eine eher „jugendunfreundliche Stadt“ einstufen, begründen dies überwiegend mit dem bestehenden Mangel an jugendgerechten Angeboten und teilweise auch mit persönlich erfahrener Ausgrenzung durch andere Jugendliche und herabschauende Erwachsene. „Welche Anregungen hättest Du noch, die Du uns mitteilen willst?“ „Schulhof in Kollnau könnte schön gemacht werden“; „Kunstrasen im Schwimmbad“; „in Suggental ist der Spielplatz nicht sauber, Hundekot“; „dass das Waldkircher Schwimmbad wegen den Kleinen und Großen aufgemacht wird, bitte, bitte“; „im Batzenhäusle wurden alle Schaukeln usw. wegmontiert, wir haben nichts mehr zum spielen – was für ein Spielplatz ist das“? „dass in der Ignaz-Bruder-Straße Tische und Bänke stehen sollen“; „Kino, McDonalds, H&M“; „Waldkirch soll hübscher werden“; „Einkaufszentrum, Essensgeschäfte, Kleidergeschäfte“; „Freibad in Waldkirch“; „es sollten alle gleich behandelt werden“. Und als Dank und Appell an die „Forschungsgruppe“: „Danke, dass ihr versucht uns zu helfen.“ „Kümmert euch einfach um unsere Zukunft und die Zukunft der Jugendlichen!“ 98 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Gesamtkommentierung der Befragung der 10-14jährigen Mädchen aus Waldkirch Insgesamt gesehen haben die befragten Mädchen zwischen zehn und vierzehn Jahren ein überwiegend positives Bild von Waldkirch: „Waldkirch ist nicht so groß, sondern überschaubar“. „Es ist nicht so laut, wie in anderen Städten“. „Es ist schön in Waldkirch zu leben“. Die 10-14jährigen Schülerinnen geben an, vor allem von den lokalen „Einkaufsmöglichkeiten“ angetan zu sein. Neben den klassischen Jugendeinrichtungen (Sportanlagen und Freizeitstätten) werden von den Mädchen auch das „Schulwesen“ und die „Natur/Landschaft“ als positive Merkmale von Waldkirch benannt. Als negative Erscheinung von Waldkirch sehen die Mädchen vor allem den Zustand vieler öffentlichen Plätze (Müll, Dreck, Gestank, Beschädigungen usw.). Gerade Mädchen in diesem Alter werden durch solche Zustände abgeschreckt und ekeln sich daher vor solchen „asozialen Orten“ – wie ein Mädchen diese benannte. Die von den Mädchen entworfene „Landschaftskarte der unattraktiven Orte von Waldkirch“ ist voll von solchen Etiketten. Als ein zweites großes Defizit in Waldkirch wird von den Mädchen der Mangel an Plätzen, „wo sich Jugendliche gemütlich treffen können“ empfunden. Die Wahrnehmung der Innenstadt durch die Mädchen ist sehr ambivalent. Die Stadtmitte mit dem Stadtrainsee, der Eisdiele und den Einkaufsmöglichkeiten werden zum einen als sehr attraktiv beschrieben. Es wird begrüßt, dass es solche Möglichkeiten zum Shoppen in Waldkirch gibt. Zum anderen aber wird gleichzeitig bemängelt, dass „zu wenige attraktive Läden für Jugendliche“ vorhanden sind, wie z.B. H&M, McDonald’s oder ein Kino. Ein breites Konsumangebot von attraktiver Kleidung und Drogerieartikeln ist für die Schülerinnen in dieser Altersklasse sehr wichtig. Beim Besuch von Schnellimbissen und Fastfood-Restaurants spielt neben dem Image der Kette auch der Wunsch nach Geselligkeit eine gewichtige Rolle. Lange Öffnungszeiten (wie bei Fastfood-Imbissen) sind bei anderen Restaurants kaum zu finden und gerade die Öffnung zu vorgerückter Stunde macht diese für Jugendliche als Treffpunkt so attraktiv. Die jungen Bewohnerinnen von Kollnau verbringen ihre Freizeit sehr gerne in ihrem Stadtteil. Insgesamt wird dieses Quartier aber auch von vielen Mädchen als „der Stadtteil mit den meisten Problemen“ wahrgenommen. So sind z.B. alle diejenigen Jugendgruppen, mit denen die Mädchen explizit „nichts zu tun haben wollen“, wie die „Kollnau Illegal“, die „AJZ’ler“ oder „Azzlack Kollnau“, gerade in diesem Stadtteil zu Hause. Unüberhörbar ist der Ruf nach einer Lösung für das „Schwimmbadproblem“. Vielfach und wiederkehrend wird das Anliegen nach einem Schwimmbad in Waldkirch und der unbefriedigende Zustand aller aktuellen Zwischenlösungen (Ausweichbad: Kollnau) genannt. Das teilweise überfüllte Schwimmbad in 99 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kollnau ist im jetzigen Zustand für die Mehrheit der Mädchen keine ausreichende Lösung. Auch das Verlangen nach Treffpunkten, „von denen [Jugendliche] nicht vertrieben werden“, durchzieht viele Antworten der Mädchen. Wunsch nach einem sozialen Treffpunkt, der sowohl ein „öffentlicher Ort“, als auch gleichzeitig ein „geschützter Ort“ ohne Erwachsenenkontrolle ist, kommt deutlich zum Vorschein. Das Doppelgesicht eines Marktplatzes, das „Sehen und Gesehen werden“, passt vielen Mädchen so nicht: sie möchten zwar gerne alles im Blick haben, aber selbst nicht in Augenschein genommen werden. Das „Gaffen“, „Stieren“, „Lästern“… nervt. Viele der Mädchen sind in Vereinen (hauptsächlich in Sportvereinen, aber auch in Musikvereinen) eingebunden und diese werden auch als jugendspezifisches Angebot wahrgenommen. Darüber hinaus sind auch die Ministranten eine genau für diese Altersgruppe beliebte Anlaufstelle für Jugendaktivitäten. Das „Rote Haus“ und das „Jugendhaus“ werden von 10% der Mädchen als Jugendangebot genutzt. 23% der Mädchen kennen die Jugendarbeiter in den jeweiligen Häusern, 12% haben direkten Kontakt zu ihnen und 11% wurden bereits einmal praktisch von den Jugendarbeitern unterstützt, wobei fast alle Jugendlichen diese Unterstützung als „äußerst hilfreich“ einstuften. Anzumerken ist, dass in dieser Altersphase (10-14 Jahre), in der sich die befragten Mädchen befinden, der Besuch der Jugendhäuser und auch der Kontakt zu den dort anzutreffenden Sozialarbeitern (anders als beim Eintreten in die eigentliche Jugendphase) sich erst allmählich einstellt. Und auch bei den im Fragebogen angesprochen „sozialpädagogischen Themen“ (Benachteiligung; Ausgrenzung; „Stress-Gruppen“ von Jugendlichen; Kenntnis und Nutzung von Beratungsein-richtungen) zeigte sich, dass ein großer Teil der Mädchen zu diesen Fragen keine Antworten lieferten. Die Ursache dafür könnte in einer Ausklammerung dieser Themen oder in den Unwissenheiten zu diesen Themen, aber auch einfach in der Tatsache liegen, dass diese Themen im Alltag aktuell keine Rolle spielen. Von den Mädchen - die trotzdem auf diese Fragen geantwortet haben - fühlen sich lediglich 10% als Jugendliche in Waldkirch „benachteiligt“ und nur 5% „ausgegrenzt“. Die „Benachteiligung“ bezog sich hauptsächlich auf „fehlende finanzielle Möglichkeiten“, „wenn ich kein Geld hab und nichts kaufen kann“. Das Gefühl der „Ausgrenzung“ bezog sich auf das „Ignorieren von Seiten der anderen“, auf das „Verhalten in der Klasse“ und auf den „fiesen Umgang mit einem“. 53% der Mädchen sind der Meinung, dass sich Waldkirch gut um „benachteiligte Jugendliche“ kümmert. Als Begründung werden die „viele[n] soziale[n] Einrichtungen“ genannt und „weil es viel für Jugendliche gibt“. Zur Verbesserung der Situation von benachteiligten Jugendlichen in Waldkirch wird vorgeschlagen, dass man sich mehr um die Jugendliche kümmern und diese stärker eingebunden werden sollten: „Uns fragen was uns stört, dann eine 100 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Lösung finden“. Gerade die „Lückekinder“ (von 12-14 Jahren) bräuchten: „Mehr Häuser, wo Teenies hinkommen können, wo sie reden können“. 60% der Schülerinnen sehen die Zukunftsentwicklung für Jugendliche in Waldkirch „eher gleichbleibend“. Einige wünschen sich aber auch keine Veränderung. „Weil es so bleiben soll“. Andere sehen darin eine Stagnation: „Da sie viel gesagt haben und nicht viel passiert ist“. 25% der Schülerinnen sehen die Zukunftsentwicklung der Jugend in Waldkirch „eher positiv“. So wird angemerkt, dass Waldkirch sich auch durch diese Studie mit der Jugend beschäftigt. „Weil sie die Blätter einsammeln und sie lesen und sich besser mit der Zukunft der Jugendlichen beschäftigen“. Von der großen Mehrheit der Mädchen (57%) wird Waldkirch als eine „jugendfreundliche Stadt“ wahrgenommen und sie „fühlen sich wohl hier“. Die 16% der Mädchen, die Waldkirch als eine eher „jugendunfreundliche Stadt“ einstuften, begründen dies überwiegend mit dem bestehenden Mangel an jugendgerechten Angeboten und teilweise auch mit persönlich erfahrener Ausgrenzung durch andere Jugendliche oder herabschauende Erwachsene. 101 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Jugend-Basis-Befragung Mädchen aus Waldkirch im Alter von 15 - 17 Jahren 1. Die statistische Auswertung Insgesamt wurden in der Altersgruppe der 15 – 17 Jährigen 33 Schülerinnen befragt. 55% der Schülerinnen stammen aus Waldkirch-Zentrum, 6% aus Kollnau, 9% aus Batzenhäusle, 3% aus Siensbach, 6% aus Suggental und 21% aus Buchholz. Die meisten Befragten (55%) stammen demnach aus Waldkirch-Zentrum. Von den befragten Schülerinnen wohnen 3% seit 0-2 Jahren in Waldkirch, 3% seit 3-5 Jahren, 12% seit 6-10 Jahren, 70% seit 10-15 Jahren und 12% länger als 16 Jahre. 2. Die Befragungs-Ergebnisse „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch?“ Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die die befragten Mädchen dieser Altersklasse an Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. Die „Freizeitangebote“ Am häufigsten wurden hierbei „Sportangebote“ („dass es viele sportliche Aktivitäten gibt“) sowie „Feste und Veranstaltungen“ genannt. Unter diese Kategorie fielen aber auch: der „Jugendkeller“ und das „Rote Haus“, „Boot fahren auf dem See“, „Vereine“, „KJG“ und „GSG“ sowie das „Outback“ und die„Havanna[bar]“ und die „Bücherei“ und „Musikschule“. 2. „Geschäfte, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie“ sowie das „Stadtbild“ bzw. die „Stadtstruktur“. Unter „Geschäfte, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie“ fielen neben den generellen „Shopping-Möglichkeiten“ vor allem die „Eisdiele“ sowie andere gastronomische Angebote, zum Beispiel „Pizzeria“, „Döner“ oder „Cafe’s“ („gute Chill-Möglichkeiten“). In weiteren Nennungen wurde Waldkirch als „relativ jugendfreundliche Stadt“ bezeichnet sowie Buchholz „als positiv“ empfunden. Einmal wurden auch die „guten Schulen“ gelobt und eine Schülerin gab an, „alles“ gut zu finden. Kommentierung der Ergebnisse: Den Schülerinnen ab 15 Jahren gefällt das vorhandene Freizeitangebot an Waldkirch am besten. Die bestehenden Einkaufsmöglichkeiten und die Gastronomie sowie das positive Erscheinungsbild der Stadt landen auf Platz zwei. 102 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch nicht?“ Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die den Mädchen ab 15 Jahren an Waldkirch am wenigsten gefallen, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Fehlende Angebote und Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche“ Hierbei wurde vor allem das „Fehlen eines Schwimmbads in Waldkirch“ bemängelt bzw. der Zustand des vorhandenen Schwimmbads mit drastischen Worten beschrieben: „es gibt kein Schwimmbad außer das halbgeschrottete Kollnauer Schwimmbad“! In diesem Zusammenhang wurde auch der „fehlende Schwimmunterricht in der Schule“ kritisiert. Außerdem gefiel vielen Mädchen nicht, dass es nur wenig „Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche“ und zu wenig „Konzerte“, „Partys“ und „Ausgehmöglichkeiten“ in Waldkirch gibt sowie ein „Kino fehlt“. Darüber hinaus wurde bemängelt, dass es „zu wenig Jugendorganisationen“ und „kein JUZE“ gibt. Der Skaterpark in Suggental wurde als „zu klein“ kritisiert und es wurde als „doof“ empfunden, dass man die Beachvolleyballfelder nicht benutzen darf und dass die Bücherei zu wenige Jugendbücher hat. 2. „Fehlende Einkaufsmöglichkeiten bzw. fehlende Gastronomie“ sowie das „Stadtbild“ bzw. die „Stadtstruktur“ Hinsichtlich der bestehenden Einkaufsmöglichkeiten wurde von vielen Mädchen bemängelt, dass das Angebot nur für Erwachsene sei: „mir gefällt nicht an Waldkirch, dass es so wenig Geschäfte gibt, die jugendanziehend sind“. Außerdem wünschten sich 9% der älteren Mädchen einen „McDonald’s“. In Bezug auf das Stadtbild wurde die Stadt von der Mehrheit der Mädchen als „trist und grau“, als „zu alt und zu klein“ und als „zu dörflich“ bezeichnet. Außerdem gebe es überall „zu viel Müll“, „wirklich zu viel Orgelwerbung“, „zu viele alte Leute“ und „zu wenig Jugendliche“. Auch der „Baumkronenweg“, „die Batzenhäuser Hochhäuser“ und die „Spielplätze“ gefielen den Mädchen nicht. Auch die „schlechten Verkehrsanbindungen“ (vor allem nach Freiburg sowie die Verbindung ins Elz- und Simonswäldertal und die nächtlichen Verbindungen) waren für viele Mädchen unbefriedigend. Eine Minderheit der Mädchen äußerte: „Wir werden oft verurteilt“ oder regten sich darüber auf, dass „zur Zeit alle Jugendlichen rauchen und das gefällt mir nicht“. Kommentierung der Ergebnisse: Wurden bei der vorausgegangen Frage zu den positiven Seiten von Waldkirch, noch die „guten Einkaufmöglichkeiten“ gelobt, so wurde diese Aussage in der Stadt-Kritik nun doch deutlich relativiert, denn der Faktor „Einkaufsmöglichkeiten“ landete hier als unbefriedigend auf Platz 2, denn es fehlt das Angebot an attraktiver Jugendmode in Waldkirch - an Geschäften, „die jugendanziehend sind“. Die wunderbare Wortkreation einer Schülerin offenbart den Doppelsinn dieser Aussage: „jugendanziehend“, als „anziehend für Jugendliche“, aber auch als „für Jugendliche anziehbar“. Das größte Ärgernis an Waldkirch besteht für die Mädchen dieser Alterklasse aber in den bestehenden Mängeln im Freizeitangebot, am fehlenden Angebot an attraktiven öffentlichen Plätzen, von denen viele auch oft als „Müllhalde“ 103 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 abschrecken. Auch an den bestehenden Jugendangeboten (die sie als für ihre Altersklasse nicht altersgerecht ansehen) gibt es Kritik: es fehlen in ihren Augen entsprechende Jugendorganisationen und auch „ein JUZE“. Das „AufregerThema“ Nr. 1 bleibt aber die Schwimmbadfrage, die die Mädchen in klaren Worten anprangern: „Es gibt kein Schwimmbad außer das halbgeschrottete Kollnauer Schwimmbad“! Das bestehende Schwimmbad in Kollnau ist für sie keine echte Alternative zu dem verfallenden Schwimmbad in Waldkirch! Dass die Mädchen in dieser Altersklasse ihre Heimatstadt oft als „spießig“, „kleinkariert“, „farblos und grau“ oder „geradezu dörflich-kontrollierend“, wahrnehmen, wenn sie sich an dessen Strukturen reiben und den Eindruck haben, immer nur missverstanden oder sogar diffamiert („wir werden oft verurteilt“) zu werden, entspricht dem Verhalten auch anderer Mädchen im ländlichen Raum, denn in diesen Zeitraum der eigenen Biographie fällt – auf Grund der vor Ort erlebten Erfahrungen - oft die Entscheidung des „Weggehens oder Bleibens“. Dass auch die schlechten Verkehrsverbindungen gerade von den Mädchen so stark kritisiert werden, hat seinen Hintergrund darin, dass nur mit einem guten ÖPNV-Angebot viele Mädchen wirklich „eigen-mobil“ sind und nicht auf das durchaus nicht ungefährliche „Mitgenommenwerden“ durch die Autobesitzer angewiesen sind. „Wenn Du als Jugendlicher drei Wünsche für Waldkirch frei hättest - Was würdest Du Dir dann wünschen?“ Die „Ranking-Liste“ der Hauptwünsche der befragten Mädchen für Waldkirch ergab folgende Reihenfolge: 1. „Mehr Angebote und Veranstaltungen für Jugendliche“ Dies beinhaltete zum Beispiel: „Altersgerechte Ferienprogramme für U16, Ü16 und U18“; „Diskotheken“, eine „Shishabar“, eine „bessere Bücherei“, ein „Lasertag-Center“, eine größere „Skateranlage“ im Suggental, ein „Kino“ (von 36% der Schülerinnen genannt!) und „Konzerte oder Veranstaltungen auf dem alten Schwimmbadgelände“. Die Begründungen dafür waren: • „Es gäbe mehr coole Sachen, die man hier machen könnte, sonst ist’s ein bisschen lahm hier“. • „Es wären mehr Plätze, wo man seine Freizeit verbringen könnte“. • „Weil es wenige Möglichkeiten für Jugendliche gibt“. • „Um Jugendliche mehr anzuziehen und das Nachtleben in Waldkirch etwas zu beleben“. 2. Ein „Schwimmbad“ Die Begründungen dafür waren: • „Weil man immer nach Freiburg gehen muss und es nur ein Schwimmbad für zu viele Leute gibt und es nur was für Erwachsene oder Kinder gibt“. • „Damit nicht alle ins Kollnauer Schwimmbad gehen, denn das ist inzwischen zu voll“. • „Weil man Schwimmen machen könnte“. 104 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 • „Weil Waldkirch eine Kreisstadt ist und kein Schwimmbad hat“. 3. „Mehr Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote für Jugendliche“ Dies beinhaltete zum Beispiel: „Kleidungsgeschäfte“ (wie H&M, Pimky und Orsey) sowie Restaurants (wie McDonald‘s, Nordsee und ein TofuWürstchenstand). Die Begründungen dafür waren: • „Da ich nicht immer nach Freiburg fahren will“. • „Damit wir nicht nach Freiburg fahren müssen“. • „Weil es besser wäre und spaßiger“. Weitere Mädchen-Wünsche für Waldkirch waren: • „Mehr Aufenthaltsorte für Jugendliche“, weil „es nur Orte für kleine Kinder gibt, deswegen sitzen wir irgendwo rum und werden dann dumm angemacht“ und „ich finde, dass man als Teenager in Waldkirch mehr Möglichkeiten haben sollte, seine Freizeit an schönen, sauberen, coolen Orten zu verbringen“. • „Mehr Zigarettenautomaten“. • „Bessere Verkehrsanbindungen“, weil „es praktisch ist“ und „weil es von Freiburg nach Kollnau sehr lange ist und man nachts besser Heim kommen würde“ und der „Kandelbus soll weiter fahren – zumindest im Winter“. • „Mehr Farbe“, Begründung: „Nervt hier eben und ist so altmodisch, mehr Farbe, weil Teile von Waldkirch so trist sind“. • „NWT [Naturwissenschaftlich-Technische Ausrichtung] in der Oberstufe“, Begründung: „Gibt Spanisch in der KS aber kein NWT“. Kommentierung der Ergebnisse: Bei den „Mädchenwünschen“ ganz oben lagen die Wünsche „nach weiteren Jugendangeboten“ (die auch detailliert aufgelistet wurden). Unter ihnen sticht mit 36% der Wunsch nach einem „Kino“ besonders hervor. Da auch das Dauerthema „Schwimmbad“ hier wieder sehr häufig genannt wurde, erhielt es eine eigene Kategorie, die den zweiten Rang der Wünsche belegte. Viele der genannten Einzelwünsche unterstreichen wieder Forderungen, die bereits in den vorausgegangenen Antworten angesprochen wurden. „Über welche Gruppe von Jugendlichen in Waldkirch hast Du Dich in letzter Zeit tierisch aufgeregt?“ 50% der Schülerinnen machten hierzu keine Angabe. Die „Ranking-Liste“ derjenigen Jugendgruppen, über die sich die 50% der Schülerinnen (die dazu eine Aussage machten), in letzter Zeit besonders aufgeregt haben, ergab folgende Reihenfolge: 105 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 1. Die „Kollnauer Musik `79“ und „Killer 96“ Als Gründe dafür, warum die „Kollnauer Musik `79“ nervt, wurden genannt: „Schlechter `Rap`, Uneinsichtigkeit, fühlen sich besonders cool“. „ Weil sie nichts können, sich trotzdem cool fühlen und zu starke `Gangster` sind“. „ Weil sie nichts können und sich trotzdem cool fühlen“. „Scheiß-Musik auf YouTube und fühlen sich geil – was sie nicht sind“. Als Gründe dafür, warum die „Killer 96“ stressen, wurden aufgeführt: „Sie haben an Silvester auf einer Party, uneingeladen, randaliert und Freunde von mir geschlagen“. „Aggressiv und streitsüchtig“. „Aggressive und streitsüchtige möchtegern Gangster-Gang“. 2. Die „Kollnauer KJG“ Genannte Begründungen: „Buchholzer KJG ist viel cooler und besser aus Prinzip fürs Lager bekommen haben“. „Buchholzer KJG ist besser“. weil sie den Pfarrbus 3. Die „Kollnauer illegal“ „Weil sie Schläger sind“. 4. Die „Gangster“ „Die sind dumm und beleidigen“. 5. Die „ältere Generation“ „Die älteren Leute respektieren uns nicht und sind auch oft sehr unfreundlich“. Kommentierung der Ergebnisse: Laut diesen klaren Aussagen der Mädchen liegt ihre „Stress-Zone“ mit Waldkircher Jugendgruppen eindeutig in Stadtteil Kollnau. Ob hierbei auch die bestehende „Rivalität“ zwischen Kollnau und Waldkirch-Zentrum eine Rolle spielt (ein Großteil der befragten Mädchen kommt aus Waldkirch-Zentrum und hat daher quasi „traditionell“ die größten Probleme mit Jugendgruppierungen aus Kollnau), konnte nicht ermittelt werden. „Gibt es Jugendgruppen in Waldkirch, mit denen Du nichts zu tun haben willst?“ Auf diese Frage antworten 61% der Schülerinnen mit „Nein“ und 27% mit „Ja“. 12% gaben keine Antwort auf diese Frage. Die „Ranking-Liste“ derjenigen Jugendgruppen, mit denen die 27% der Schülerinnen (die mit „Ja“ geantwortet haben) nichts zu tun haben wollen, ergab folgende Reihenfolge: 106 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 1. Die „Kollnauer Illegals“ sowie „die Gangster“ bzw. „Aggro-Gangster“ (beide wurden mehrfach genannt). 2. Andere Gruppen (wurden jeweils nur einmal genannt): „Kollnauer Musik `79“, „Killer 96“, „Kollnauer KJG“, „diverse Personen aus verschiedenen Gruppen“, „Kollnauer Hauptschüler“, „die Assis“, „die weltfremden Jugendlichen, für die Freiburg eine Großstadt ist, und die unter einer guten Freitag-Abend-Möglichkeit den Jugendkeller verstehen“. Kommentierung der Ergebnisse: Auch bei den diesen Antworten verstärkt sich der Eindruck, dass der Stadtteil Kollnau ein echter „sozialer Brennpunkt“ ist, denn die „Stress-Gruppen“ aus der vorausgegangenen Frage tauchen hier wieder in der gleichen Reihefolge auf. Dies relativiert die Vermutung, dass diese Häufung eventuell auf alte „Rivalitätsmuster“ zwischen Waldkirch-Zentrum und Kollnau zurückzuführen sei (was diese These allerdings eventuell verhärtet, ist die Tatsache, dass nun auch die „Katholische Junge Gemeinde“, nur weil sie in Kollnau angesiedelt ist, auch mit dem „Kollnau-Stigma“ negativ belastet wird). Andererseits muss bei einer solchen Häufung auf einen Raum hin diese Wahrnehmung auch aktuelle Ursachen haben. „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders attraktiv? (Welche findest Du besonders gut?)“ Die „Ranking-Liste“ der Orte, die die befragten Mädchen im Kernbereich der Stadt Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. Die „Innenstadt“ / der „Marktplatz“ (Hierzu zählen auch genannte Cafe’s und Einkaufsläden, die es in der Innenstadt) gibt „Weil man mit Freunden quatschen und Eis essen kann.“ „Schöne Atmosphäre.“ „Guter Treffpunkt.“ 2. Der „Stadtrainsee“ „Ich treffe mich dort gern mit Freunden.“ „Wiese zum chillen“ „Weil es dort schön ist.“ „Zum Bootle fahren“ „Schöne Atmosphäre“ „Viel Grün“ 3. Die „Allee“ „Sitzen und Ruhe genießen“ „Schöner Platz“ „Chillen mit Freunden“ „Ruhiger Ort“ 107 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Weitere Orte (mit Mehrfachnennung) waren: „Sportplätze/-hallen“ „Havanna-Bar“ „Die Bücherei. „Elzufer“ Jeweils einmal genannt wurden: „Theater Waldkirch“, „Ballettstudio“, „Tennis-Beach-Anlage“, „Mohre“, „Dönerbude“, „Da Vinci“, „Schule“, „Musikschule“, „Schwimmbad“ und „Gar nix“. Kommentierung der Ergebnisse: Für die Schülerinnen hat mit großem Abstand der „Marktplatz“ die größte Attraktivität. Vor allem zum Shoppen, um sich mit Freunden zu treffen, um Kaffee zu trinken und um Eis zu essen. Danach werden vor allem die so wichtigen „Chillplätze“ genannt, um sich dort ohne Stress mit Freunden zu treffen, wie der „Stadtrainsee“, das „Elzufer“ und die „Allee“. Dies zeigt wie gerne sich die Mädchen „draußen“ treffen („Wiese zum chillen“; „weil es dort schön ist“; „zum Bootle fahren“; „schöne Atmosphäre“; „viel Grün“) und ungestört ihre Freizeit mit Freunden („ich treffe mich dort gern mit Freunden“; „sitzen und Ruhe genießen“; „Chillen mit Freunden“; „ruhiger Ort“) verbringen. Bestehende Jugendräume und Jugendeinrichtungen wurden bei dieser Liste der beliebtesten „Attraktivitätsorte“ der Mädchen aber auffälliger Weise gar nicht genannt. „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders unattraktiv? (Wo hältst Du Dich nicht gern auf und warum?)“ 30% der befragten Schülerinnen machten zu dieser Frage keine Aussage. Bei den 70%, die dazu eine Aussage machten, ergab sich folgende „Ranking-Liste“, der für die Mädchen besonders unattraktiven Jugendorte: 1. Der „Baumkronenweg“ „Langweilig“; „unnötig“; „langweilig und unnötig“; „stinklangweilig“. 2. Der „Platz 2“ wurde von insgesamt vier Orten belegt: „Kollnau“ „Weil da Menschen sind, wo kriminell sind“; „zu grau und trist“; „nicht schön“; „langweilig“; „ab vom Schuss“. „Industriegebiet“ „Langweilig“; „laut und stressig“; „grau und geschäftig: Hier geht’s nur ums Arbeiten“; „unattraktive Gestaltung“. 108 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Allee“ „Dunkel und nicht so schön“; „weil komische Leute rumhängen (bei Nacht)“; „scheiß hässlich“; „nicht so schön, dreckig“. „Bahnhof“ „Zu viele Gangster“; „versifft und bääh!“; „zu viel Raucher“; „komische Leute“. Weitere Nennungen (mit ihren Begründungen) waren: • „Batzenhäusle“ („die Hochhäuser sind so hässlich“; „ab vom Schuss“, „`Sozialer Brennpunkt`?!“) • „Buchholz“ („ab vom Schuss“) • „Siensbach“ • „Recyclinghof“ („stinkt“) • „Krankenhaus“ („Geruch, so viel weiß“) • „Havanna“ („nichts für mich“) • „Marktplatz“ („man fühlt sich angestarrt“; „gammlig“) • „Polizei“ („es ist die Polizei“) • „Zoo“ („keine artgerechte Haltung/langweilige Gestaltung“) Kommentierung der Ergebnisse: Die Wiedernennung von „Kollnau“ (als besonders unattraktiven Ort) bestärkt die Einschätzung, dass die Schülerinnen dort nicht nur „sozial“ einen „unattraktiven“, sondern auch „sozial-räumlich“ einen „unattraktiven Jugend-Ort“ sehen. Auffällig häufig wurde der „Baumkronenweg“ genannt, der von den Mädchen wohl „sehr negativ“ wahrgenommen wird. Ob dieses vernichtende Urteil als „langweiligster Ort von Waldkirch“ auch damit zusammenhängt, dass nach Meinung der Mädchen (wie eine von ihnen es ausdrückte) „für den Baumkronenweg so viel Geld ausgegeben wurde, obwohl er nur für junge Familien geplant wurde, während das Schwimmbad langsam verkommt“, konnte nicht genauer untersucht werden. „Verbringst Du als Jugendlicher die meiste Freizeit im Stadtzentrum oder in deinem Ortsteil?“ Von den befragten Schülerinnen verbringen 40 % ihre meiste Freizeit im Stadtzentrum (wobei zu berücksichtigen ist, dass 55% der befragten Schülerinnen aus Waldkirch-Zentrum stammen!) und 37 % in ihrem Ortsteil. 10% verbringen ihre Zeit gleich verteilt im Stadtzentrum und in ihrem Ortsteil. 13% verbringen ihre meiste Zeit in Freiburg. Die Gründe, die für das „Stadtzentrum“ sprachen, waren: Oft genannt wurde „weil ich dort wohne“ und „weil ich dort Freunde treffe“. Weitere Gründe waren unter anderem, dass „die Schule sich dort befindet“ und „weil ich oft keine Zeit habe weiter weg zu fahren“. 109 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Gründe, die für die „Ortsteile“ sprachen, waren: Auch hier waren „die Freunde“ und „die Schule“ der häufigste Grund, warum die Mädchen lieber in ihrem Ortsteil blieben. Außerdem gaben viele an, dass sie „keine Lust und Zeit hätten immer so weit zu fahren“, um ins Stadtzentrum zu kommen. Manche sagten auch, „zu Hause mit ihren Hobbys beschäftigt zu sein“ oder begründeten ihr „Im-Ortsteil-Bleiben“ mit „zu wenig interessanten/attraktiven Dingen in Waldkirch“ und „Waldkirch ist langweilig für uns“. Die Gründe, die für das Verweilen an beiden Orten (im „Ortsteil“ und ihm „Stadtzentrum“) sprachen, waren: „Wegen den Hobbys, die meistens im Stadtzentrum sind und der Zeit zuhause, wo ich lese und Hausaufgaben mache“. „Weil es immer darauf ankommt, was man machen will“. Die Gründe, die für Freiburg als häufigsten Freizeitort sprachen, waren: „In Freiburg gibt es bessere Geschäfte, Kinos, …“ „Weil mir Waldkirch zu dörflich ist“. Kommentierung der Ergebnisse: Im Vergleich mit dem Statistikteil (der die Herkunft der Mädchen offenlegt) erkennt man, dass nur wenige der befragten Schülerinnen ihren Stadtteil oder Ortsteil in ihrer Freizeit verlassen. Auffällig häufig wurde als Grund hierfür der „generelle Mangel an Zeit“ angegeben. Neben dem Vollzeitprogramm „Schule“ und den „geliebten Hobbys“ bleibt oft nicht mehr viel Zeit übrig und daher werden die Freunde meist vor Ort gesucht und getroffen. Nur wenige Mädchen begeben sich auch in andere Teile Waldkirchs oder gehen gänzlich nach Freiburg, wo für sie das Angebot attraktiver ist. „Welche Angebote für Jugendliche in Waldkirch kennst Du?“ Die „Ranking-Liste“ der Jugendangebote, die die Schülerinnen ab 15 Jahren in Waldkirch kennen, ergab folgende Reihenfolge: 1. (Jeweils – in dieser Reihenfolge - öfters genannt wurden): „Vereine“ (Musik, Sport, Theater etc., hierbei vor allem Sportvereine), „KJG Kollnau“, „Musikschule“, „Ministranten“, „Jugendkeller“ und das „Rote Haus“. 2. (Jeweils ein- bis dreimal genannt wurden): „Ferienspielaktion“, „Outback“, „GSG Partys“, „Filmabende“, „Pfadfinder“, „OSATeam“, „Fitness-Studio“, „Schule“, „Nachhilfen“, „Bücherei“, „Schwimmbad“, „Half-Pipe“, „Kaktusbunker“, „Minigolf“, „Geschäfte“, „Fanfarenzug“, „Kolpingfamilie“, „Keine“. 110 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: Die „Sportvereine“ sind für die meisten Schülerinnen (52%) das bekannteste Jugendangebot in Waldkirch. Gefolgt werden diese von der Kenntnis anderer Vereine sowie den verschiedenen Jugendangeboten der Kirchen (KJG, Ministranten, Jugendkeller). Die Angebote im „Roten Haus“ wurden von 18% der Schülerinnen benannt. Diese gute Nennung kann mit der Tatsache zusammenhängen, dass sich dort eine explizite „Mädchengruppe“ trifft, und darüber dieser Jugendtreff von Bedeutung ist. Die (Jugend)Angebote der Kirchen haben bei den Mädchen fast den gleichhohen Bekanntheitsgrad (48%) wie die Angebote der Sportvereine. „Welche Jugendeinrichtungen in Waldkirch nutzt Du?“ 33% der befragten Schülerinnen machten dazu keine Angabe. Die „Ranking-Liste“ der Jugendangebote, die die Mädchen in Waldkirch nutzen, ergab bei den 67% (die Angaben dazu machten), folgende Reihenfolge: 1. Alle Angebote, die - in dieser Reihenfolge - mehrmals genannt wurden, waren: „Keine / gar nichts“ („ich geh nach Freiburg“). „Rotes Haus“ („weil ich seit 8 Jahren dort bin und mich dort wohl fühle“). „Jugendkeller“ („Party“). „SV Waldkirch“ („um Sport zu machen“). „Bücherei („Bücher ausleihen“, „lesen“). „Ministranten“ („gute Gemeinschaft“). 2. Alle weiteren Angebote (die jeweils einmal genannt wurden) waren: „Schule“ („muss halt sein“); „Musikschule“ („Geigenunterricht“); Sporthallen („Vereinssport“); „Jugendhaus“ („Konfizeit“); „Ballettstudio“ („weil ich gerne tanze“); „Kaktusbunker“ („wegen Konfirmation“); „KJG Buchholz“ („weil es sehr viel Spaß macht“); „FC Buchholz“ („Fußball“); „Havanna“ („man kann in Ruhe mit Freunden reden“); „Sportverein“ („weil ich gerne Sport mache“). Kommentierung der Ergebnisse: Auffällig war hier, dass - obwohl die Schülerinnen sehr viele Angebote kennen nur wenige auch einzelne Angebote wahrzunehmen scheinen. Am häufigsten werden Jugendangebote, die mit den Kirchen (z.B. Konfirmationsvorbereitung) zu tun haben oder mit dem „Roten Haus“ in Verbindung stehen, wahrgenommen. Obwohl die Mädchen vor allem (Sport-)Vereine „als bekannt“ benannten, gaben nur relativ wenige an, dieses Angebot auch tatsächlich zu nutzen. Bei der auffälligen (Nicht)Nutzung von Jugendangeboten für Jugendliche könnte durchaus der vorher benannte Zeitmangel eine Rolle spielen. Vor allem die Ganztagsbelastung durch die Schulen und insbesondere durch die Ganztagsschulen, scheint sich hier allmählich bemerkbar zu machen. 111 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Kennst Du Jugendarbeiter vom ‚Haus der Jugend’ oder vom ‚Roten Haus’ in Waldkirch?“ 73% der Schülerinnen kennen die Jugendarbeiter aus diesen beiden Häusern nicht. 27% der Befragten sind diese bekannt. Die 27% der Schülerinnen, die die Jugendarbeiter kennen, wurden danach gefragt, was deren Aufgaben sind? Die Antworten waren vielfältig und ließen keine klaren Prioritäten erkennen: „Kinderbetreuung“, „Hausaufgabenhilfe“, „das Haus der Jugend organisiert ab und zu Theater oder Konzertveranstaltungen“, „Unternehmungen und Aktionen“, „reden“ „sie machen die Stadt (Umgebung) für Jugendliche attraktiver, vielseitiger und repräsentierten uns“. Kommentierung der Ergebnisse: 73% der Schülerinnen sind die Jugendarbeiter aus diesen beiden (Jugend)Häusern unbekannt. Auch die 27% der Schülerinnen, die sie vom Gesicht her oder dem Namen nach kennen, hatten große Probleme darzustellen, was diese konkret machen. „Hast Du Kontakt zu diesen Jugendarbeitern?“ 88 % von ihnen haben keinen Kontakt zu den Jugendarbeitern. 4 % der Schülerinnen haben aktuell Kontakt zu dem Jugendarbeiter aus dem „Roten Haus“. Der Rest (8%) machte dazu keine Angabe. Diejenigen Schülerinnen (4%), die Kontakt zu dem Jugendarbeiter haben, wurden danach gefragt, wo sie den Mitarbeiter treffen und wie oft. Da der Anteil der Schülerinnen, die sich mit dem benannten Jugendarbeiter treffen, aus dieser Altersgruppe heraus sehr gering (nur 4%) ist, fallen die Antworten auch dementsprechend knapp aus: Als Treffpunkt wurde lediglich das „Rote Haus“ genannt - das „Haus der Jugend“ garnicht. Zur Art des Treffens gaben die Schülerinnen aber keinen „klassischen Beratungstermin“ an, sondern die Zeit, in der sie sich selbst in dieser Einrichtung aufhalten, z.B. „zwei bis dreimal die Woche“ oder zur „Mädchengruppe“. „Haben Dich die Mitarbeiter schon einmal unterstützt?“ 91% der Schülerinnen wurden bisher von den Jugendarbeitern „nicht unterstützt“. 9% der Schülerinnen sind bereits einmal von den beiden Jugendarbeitern „unterstützt“ worden. 112 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Diejenigen Schülerinnen (9%), die bereits einmal unterstützt wurden, wurden gefragt, bei welcher Gelegenheit diese Unterstützung stattfand: „Bei einer Versöhnung mit meiner Mutter und bei meiner Selbstverletzung“; „bei Problemen mit Freunden“; „in der Schule“. „War diese Unterstützung für Dich hilfreich?“ Alle Schülerinnen, die unmittelbare Unterstützung erfahren haben, beantworteten diese Frage mit „Ja“. Zweimal fiel sogar die Aussage: „Ja, sehr sogar!“ Block-Kommentierung der Ergebnisse zur „Kenntnis der Jugendarbeiter und ihrer Arbeit“ und der „Erfahrung von Unterstützung“: Bei 73% der befragten Schülerinnen ab 15 Jahren sind die Jugendarbeiter des „Hauses der Jugend“ des „Roten Hauses“ „nicht bekannt“. Die 27%, die sie kennen, haben aber nur eine recht diffuse Vorstellung von ihren Tätigkeitsfeldern und Aufgaben. Nur 4% der Schülerinnen hatten bisher konkreten Kontakt zu dem Mitarbeiter des „Roten Hauses“, wobei aber 9% der Schülerinnen angaben, bereits einmal von den Jugendarbeitern „unterstützt“ worden zu sein. Dieser offensichtliche Widerspruch lässt sich nur dadurch auflösen, dass sich die 4%-Angabe auf den Kontakt zum Mitarbeiter des „Roten Hauses“ bezieht, aber die 5%, die darüber hinaus „Hilfe erfahren haben“, dies wohl über die Mitarbeiterin des Jugendhauses erfahren haben müssten. Unstrittig hingegen ist das sehr positive Erleben dieser Unterstützung in einer Not- oder Problemlage, die alle Betroffenen als „hilfreich“ oder sogar „sehr hilfreich“ erlebten. „Fühlst Du Dich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch benachteiligt?“ 97% fühlen sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch „nicht benachteiligt“. 3 % der Schülerinnen fühlen sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch „benachteiligt“. Diejenigen Schülerinnen (3%), die sich benachteiligt fühlen, wurden gefragt worin sie diese „Benachteiligung“ sehen: „Z.B. gibt es in Kollnau viele Treffpunkte (Schwimmbad, KJG, AJ) im Gegensatz zu Waldkirch. Kollnau hat es da etwas besser.“ „Man darf erst mit 17 ins ‚Outback’.“ „Das GSG hat einen Kaffeeautomaten.“ 113 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Fühlst Du Dich von anderen Jugendlichen in Waldkirch ausgegrenzt?“ 100 % und damit alle befragten Schülerinnen fühlen sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch „nicht ausgegrenzt“. „Besteht dein Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlen oder aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlen?“ Bei 97% der Mädchen ab 15 Jahren, besteht ihr Freundeskreis aus Jugendlichen, die sich „nicht benachteiligt“ fühlen. Bei den restlichen 3% der befragten Schülerinnen besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich „benachteiligt fühlen“. Die Mädchen, deren Freundeskreis aus „sich benachteiligt-fühlenden Jugendlichen“ besteht, nannten keine Gründe dafür, warum dies so ist. Der Großteil der Mädchen, deren Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen besteht, die sich nicht benachteiligt fühlen, nannten hierfür folgende Gründe: „Weil wir hier glücklich sind.“; „weil wir cool sind! - warum sollten wir uns benachteiligt fühlen?“ „weil bei uns eigentlich niemand benachteiligt wird und wir auch niemand benachteiligen oder ausgrenzen“; „weil die, die sich benachteiligt fühlen, es einem die ganze Zeit erzählen und damit nerven“; „weil wir gut miteinander auskommen“; „weil wir uns alle von früher kennen.“ „Bist Du der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch gut / oder viel zu wenig / um benachteiligte Jugendliche kümmert?“ 45 % der befragten Schülerinnen sind der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „gut“ um benachteiligte Jugendliche kümmert. 15% stimmten für „viel zu wenig“ und 30% der Mädchen machten zu dieser Frage keine Angabe. Die Mädchen, die der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch gut um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies mit: „Guter Jugendarbeit / den Sozialarbeitern“, „Es gibt viele Organisationen, die sich um Jugendliche kümmern, wie z.B. das Rote Haus.“, „Die Förderschule“, „Verschiedene[n] Veranstaltungen“. Die Schülerinnen, die der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch viel zu wenig um benachteiligte Jugendliche kümmert, geben dafür fast keine Gründe 114 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 an. Nur ein Mädchen schreibt: „z.B. die Förderschule zeigt, dass benachteiligte Jugendliche ausgegrenzt werden“. „Was müsste Deiner Meinung nach getan werden, um die Situation von benachteiligten Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern?“ Zu dieser Frage machten die Schülerinnen folgende Angaben: „Mehr Aktionen und Freizeitgestaltung“. „Mehr Treffpunkte“. „Mehr Ansprechpartner“. „Ein Jugendzentrum für Alle“. „Mehr Beratungsstellen“. „Allgemein etwas Attraktives schaffen, seien es Läden oder sonstiges“. Block-Kommentar der Ergebnisse zu den Themen: „Benachteiligung und Ausgrenzung von Jugendlichen in Waldkirch“: Da sich von den befragten Mädchen ab 15 Jahren 97% „nicht benachteiligt“ fühlen und sich auch alle (100%) von ihnen „nicht ausgegrenzt“ fühlen, scheint von ihrer Seite kaum ein Bezug zu diesem Thema zu bestehen. Diese These wird dadurch bestärkt, dass auch der Freundeskreis der Mädchen nur zu 3% aus „benachteiligten Jugendlichen“ besteht. Auch bei der subjektiven Definition von dem, was unter „Benachteiligung“ („Man darf erst mit 17 ins ‚Outback’. / „das GSG hat einen Kaffeeautomaten“) empfunden wird, wird deutlich, wie lebensfern das Thema der Benachteiligung zum realen Lebensalltag dieser Mädchen ist. Trotzdem haben die Mädchen bei der Frage, was getan werden könnte, um benachteiligten Jugendlichen zu helfen, gute und richtige Ideen: „mehr Treffpunkte“ / „mehr Ansprechpartner“ / „ein Jugendzentrum für Alle“ / „mehr Beratungsstellen“. „Wie - glaubst Du - wird sich Waldkirch für Jugendliche in der Zukunft entwickeln?“ (Die Abstimmung erfolgte nach den unten vorgegebenen drei Kategorien: „eher positiv“ / „eher gleichbleibend“ / „eher negativ“). 58% der befragten Schülerinnen sahen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch eher „gleichbleibend“. 33 % sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher positiv“. 9 % sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher negativ“. Diejenigen Schülerinnen (58%), die „eher einen gleichbleibenden Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Weil Waldkirch nicht immer die Ideen und Wünsche der Jugendlichen umsetzten will/kann.“ „Ich denke wir sind einfach eine zu kleine Stadt.“ 115 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Weil es so bleiben wird wie es ist.“ „Weil Waldkirch seine Möglichkeiten gut ausschöpft.“ „Weil die nix ändern wollen und alles gleich lahm bleibt.“ Diejenigen Schülerinnen (33%), die „eher einen positiven Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Weil noch Vieles ausbaufähig ist.“ „Weil man die Jugendlichen nach ihrer Meinung fragt und sich für sie einsetzt.“ „Weil sich immer mehr dafür einsetzen.. Diejenigen Schülerinnen (9%), die „eher einen negativen Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Waldkirch ist klein. Es hat keinen Platz für ein Kino etc. und sie haben nicht vor, das Schwimmbad zu erneuern.“ „Weil bis jetzt nichts Neues für Jugendliche gebaut wurde.“ Kommentierung der Ergebnisse: 58% der befragten Schülerinnen ab 15 Jahren schätzen die zukünftige Entwicklung Waldkirchs für Jugendliche als „eher gleichbleibend“ ein. Als Grund dafür wurde vermehrt die „Größe von Waldkirch“ angesprochen. Bedingt durch die kleinstädtische Struktur wird wohl vieles so bleiben wie es immer schon war: „Weil Waldkirch seine Möglichkeiten gut ausschöpft“. Trotzdem darf die Größe von Waldkirch keine Ausrede dafür sein, nicht mehr zu versuchen: „Weil die nix ändern wollen und alles gleich lahm bleibt“. 33% der Mädchen sehen eine positive Zukunft für die Jugendlichen in Waldkirch: „Weil noch Vieles ausbaufähig ist“ / „weil sich immer mehr dafür einsetzen“ / „weil man die Jugendlichen nach ihrer Meinung fragt und sich für sie einsetzt“. Die 9%, die einen Negativtrend für die Jugendlichen in Waldkirch sehen, machten diese Entwicklung an den „Klassikern“ (Schwimmbad und fehlendes Kino) fest. „Empfindest Du Waldkirch als eine jugendfreundliche / oder eine jugendunfreundliche / Stadt?“ 61 % der befragten Schülerinnen sehen in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“. 22 % von ihnen sehen in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“. 17% der Mädchen konnten / wollten zu dieser Frage keine Angaben machen. Diejenigen Schülerinnen, die in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies wie folgt: „Es gibt viele gute Angebote, Vereine und Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche“. „Die Stadt bemüht sich das Leben für uns angenehm zu machen“. „Viele Jugend- und Sozialarbeiter“. „Es gibt ein paar Treffmöglichkeiten und Läden für uns“. 116 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Sie fragen uns nach unserer Meinung und wir werden in Entscheidungen mit einbezogen“. „Es ist keine langweilige Stadt, sondern Waldkirch hat eine Größe, die gut zum Leben ist“. Diejenigen Schülerinnen, die in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies damit: „Waldkirch ist als Ort für Jugendliche eher langweilig, es gibt kein Kino, nur ein Schwimmbad für alle und fast keine Shoppingmöglichkeiten“. „Weil sich niemand um uns kümmert, außer die Leute vom Jugendhaus“. „Keine Tanzmöglichkeiten und meist nur Angebote für Kinder oder ältere Leute“. Kommentierung der Ergebnisse: 61% der Schülerinnen ab 15 Jahren empfinden Waldkirch als „jugendfreundliche Stadt“, die genügend Angebote und Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche bietet, auf die Jugendlichen zugeht, sie bei Jugendthemen mit einbezieht und sich bemüht, das Leben für Jugendliche angenehm zu machen. 22% der Schülerinnen vertreten das Gegenteil. Für sie ist Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“, „weil sich niemand um uns kümmert, außer die Leute vom Jugendhaus“ und es „meist nur Angebote für Kinder oder ältere Leute gibt“. Hier stehen sich im Grunde zwei recht unterschiedliche Positionen gegenüber. „Welche Anregungen hättest Du noch, die Du uns mitteilen willst?“ „Schön, dass ihr Euch um uns kümmert.“ „Bitte mehr coole Abende für Leute unter 16 Jahren.“ „Die große Rutsche ist unnötig und zu teuer.“ „Buchholz ist der beste Ortsteil von Waldkirch.“ „Danke für die gute Sozialarbeit an Schule und Einrichtungen.“ 117 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Gesamtkommentierung der Befragung der Mädchen ab 15 Jahren aus Waldkirch Die befragten Mädchen ab 15 Jahren zeichnen ein sehr zwiespältiges Bild von Waldkirch. Einerseits beurteilen sie die Freizeitangebote, das Stadtbild und die Einkaufsmöglichkeiten als insgesamt gut. Auf der anderen Seite kritisieren sie auch vehement konkrete Mängel. So wünschen sie sich z.B. mehr ihren Altersinteressen entsprechende Angebote, sowohl kommerzieller, als auch nichtkommerzieller Art, wie entsprechende Einkaufsmöglichkeiten, Partys („Nachtleben“) und attraktive Aufenthaltsorte für Jugendliche, weil „es nur Orte für kleine Kinder gibt, deswegen sitzen wir irgendwo rum und werden dann dumm angemacht“ und „ich finde, dass man als Teenager in Waldkirch mehr Möglichkeiten haben sollte, seine Freizeit an schönen, sauberen, coolen Orten zu verbringen“. Bei der Frage nach den „attraktivsten Orten“ lagen der „Marktplatz/Innenstadt“, der „Stadtrainsee“ und die „Allee“ vorne. Allerdings wurde gerade die „Allee“ als Ort neben dem Bahnhof auch negativ beurteilt, weil der Platz als „heruntergekommen“ empfunden wird. Ein „kommerzielles Kino“ (dieser Wunsch tauchte fast durchgängig bei vielen Antworten immer wieder auf) wurde von 36% der Mädchen gewünscht. Explizit benannt wurden auch als gravierender Mangel die schlechten öffentlichen Verkehrsanbindungen in die umliegenden Orte und zurück. In den Fragen nach möglichen „unattraktiven Orten“ und nach „unbeliebten Jugendgruppen“ wurde immer wieder mehrheitlich der Stadtteil Kollnau als nicht attraktiver Ort und Quartier von Jugendgruppen, mit denen die Mädchen keinen Kontakt haben wollen, genannt. Dieser Stadtteil wird offenbar von den befragten Mädchen als ein „sozialer Brennpunkt“ mit allen seinen negativen Erscheinungen wahrgenommen. Für diese Sichtweise könnte durchaus die wohl schon „traditionelle“ Feindschaft zwischen Waldkirch-Zentrum und Kollnau eine mitprägende Rolle gespielt haben. Trotzdem haben die Mädchen diese Wahrnehmung mehrfach genannt und bestärkt. Sie sollte als solche ernst genommen und bei der Ausgestaltung der Jugendarbeit in diesem Stadtteil berücksichtigt werden. Der Stadtteil Batzenhäusle wird hauptsächlich wegen seiner fehlenden sozialen Infrastruktur für Jugendliche und auch für die Erwachsenen als „nicht attraktiv“ beschrieben. Auch das Renommierprojekt „Baumkronenweg“ fiel bei den Mädchen ab 15 Jahren als möglicher Jugendort „voll“ durch, weil es nicht ihren Altersbedürfnissen entspricht und kostenpflichtig ist. Die meiste freie Zeit verbringen die befragten Schülerinnen in dem Stadt- oder Ortsteil, in dem sie wohnen. Als Begründung dafür wurde hauptsächlich angegeben, dass Schule und Hobbys keinen größeren Aktionsradius zulassen und vor allem die Freunde vor Ort wichtig sind. Für die befragten Mädchen in der Altersgruppe ab 15 Jahren ist auch das fehlende Schwimmbad in Waldkirch ein Dauer-Problem. Das Kollnauer Schwimmbad wird nicht als adäquater Ersatz wahrgenommen. Der Wunsch nach 118 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 einer Lösung in der „Schwimmbad-Frage“ wurde von den Mädchen in mehrfacher Form geäußert. Die Schülerinnen kennen unter den lokalen Jugendangeboten hautsächlich die Angebote der Sportvereine und die der kirchlichen Jugendarbeit. Benannt wurden an dieser Stelle vor allem die Angebote der Kirchen, die im Zusammenhang mit der Konfirmationszeit anstehen. Bei der Frage nach der Nutzung der Angebote wurde aber deutlich, dass diese nicht so häufig genutzt werden. Die Mädchen aus dieser Altergruppe scheinen eher anlassbezogene Angebote zu bevorzugen und sich nicht so stark organisieren zu wollen. Mit deutlicher Mehrheit empfinden die Mädchen in der befragten Altersgruppe sich selbst und ihre Freundeskreise als „nicht als benachteiligt“ und auch „nicht ausgegrenzt“. Diese Tatsache machte es für die Schülerinnen sehr schwierig, sich in die Lage von „ausgegrenzten“ und „benachteiligten“ Jugendlichen hineinzuversetzen. Auch alle Fragen, die sich auf ein mögliches Hilfsangebot für solche Jugendlichen bezogen, waren für sie deshalb nur sehr schwer zu beantworten. Zur Bewertung der hauptamtlichen Jugendarbeit im Stadtgebiet zeigte sich innerhalb der Befragung folgendes Bild: Dem größten Teil der Mädchen sind die Jugendarbeiter des „Hauses der Jugend“ und des „Roten Hauses“ unbekannt. Auch hatte eine große Anzahl bisher keinen Kontakt zu ihnen und wurde bisher auch von dieser Seite her nicht unterstützt. Diejenigen, die bereits einmal Unterstützung erfahren haben (9%), sind mit dieser jedoch „mehr als zufrieden“. 61% der Mädchen aus dieser Altersklasse beurteilen Waldkirch „als eine eher jugendfreundliche Stadt“, in der sie sich wohlfühlen, weil man sich um sie kümmert, weil sie bei Entscheidungen mit einbezogen werden, weil die Stadt viel für die Jugendarbeit tut und für eine Stadt dieser Größe das Angebot für ein „gutes Jugendleben“ ausreicht. Die 22%, die die Gegenmeinung vertreten, und Waldkirch für eine „eher jugendunfreundliche Stadt“ halten, benutzen beinahe die gleichen Argumente mit negativem Vorzeichen: Es wird sich zuwenig um die Jugend gekümmert; nur noch die Kinder und die Alten spielen die Hauptrolle; Waldkirch ist langweilig und von seinem Angebot her „voll hinterdran“. Die „Jugend-Zukunft in Waldkirch“ sehen 58% der befragten Schülerinnen als „eher gleichbleibend“, aber stabil, an. Sie argumentieren damit, dass Waldkirch seine Möglichkeiten als eine Stadt dieser Größe bisher und wohl auch in Zukunft gut ausschöpft und sehen überall noch „Potenzial nach oben“. Die Stadtgröße darf allerdings nicht dafür herhalten, nun in den Anstrengungen nachzulassen oder mögliche Projekte nicht anzugehen. Die 33% der Mädchen, die eine „positive Zukunft“ für die Jugendlichen in Waldkirch sehen, begründeten diese Einschätzung damit, dass noch Vieles im Jugendsektor ausbaufähig ist, dass sich immer mehr Menschen für Verbesserungen im Jugendbereich einsetzen und weil man die Jugendlichen nach ihrer Meinung fragt und sich für sie einsetzt. 119 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die 9% „Zukunfts-Pessimisten“ für das Jugendleben in Waldkirch machen diesen Entwicklungstrend an den „Klassikern“ (Schwimmbad-Desaster und fehlendes Kino) fest. Generell fällt auf, dass die Mädchen in dieser Altersklasse ihre Meinung teilweise in einem sprachlich hohen Niveau und in klaren Sprachbildern („Klartext“) äußerten. D.h. sie haben keine Probleme, die schönen Seiten von Waldkirch auch offen – beinahe verklärend – zu schildern, aber sie scheuen auch nicht davor zurück, die negativen Seiten (wie das in ihren Augen: „Problemviertel Kollnau“) mit Worten wie Blitzen glasklar und emotional aufgeladen zu benennen. 120 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Jugend-Basis-Befragung Jungen aus Waldkirch im Alter von 10 – 14 Jahren 1. Die statistische Auswertung Ingesamt wurden in dieser Altersgruppe der 10-14jährigen Jungen 89 Schüler befragt. 49% der Schüler stammen aus Waldkirch-Zentrum, 39% aus Kollnau, 6% aus Batzenhäusle, 1% aus Siensbach und 5% aus Buchholz. Von den befragten Schülern wohnen 6% seit 1-2 Jahren in Waldkirch, 7% seit 35 Jahren, 22% seit 6-10 Jahren und 65% Schüler wohnen länger als 10 Jahre in Waldkirch. Die meisten Befragten (52%) gehören der Altersklasse der 13-14jährigen an (46 Schüler). Die restlichen 43 Schüler (48%) sind im Alter von 10-12 Jahren. Beide Altersgruppen sind also fast gleich stark vertreten. 2. Die Befragungs-Ergebnisse „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch?“ Auf diese Frage gaben 83% der Jungen eine Stellungnahme ab. 17% machten dazu keine Angaben. Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die die Jungen (die dazu Stellung bezogen haben) an Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. „Sportplatz“ / „Kunstrasenplatz“ (32%) „Einkaufsmöglichkeiten“ (24%) „Alles“ („Es ist hier schön!“) (17%) „Eiskaffee“ (15%) Weitere Nennungen waren: „Stadtrainsee“, „Döner“ „Stadtzentrum“, „JUZE“, „Schule“, „Kastelburg“, „Menschen“, „Halfe-Pipe“, „Medimax“. Kommentierung der Ergebnisse: Wie beinahe zu erwarten war ist bei den Jungen in diesem Alter der „Sportplatz“ die Hauptattraktion, die am meisten geschätzt wird. Aber auch die lokalen „Einkaufmöglichkeiten“ in Waldkirch stehen bei den Jungs hoch im Kurs. Dass 17% einfach alles an Waldkirch „toll“ finden überrascht. Ebenso bemerkenswert ist, dass auch die „Schule“ unter den weiteren Nennungen als positiver Faktor bei 121 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 den Jungen (gleich neben dem „Stadtzentrum“ und dem „JUZE“) vorkommt. Die gerade bei den Jungs sonst so bedeutende „Half-Pipe“ belegt in dieser Reihenfolge einen eher abgeschlagen Platz. „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch nicht?“ Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die den Jugendlichen an Waldkirch am wenigsten gefallen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. 6. „Kein Schwimmbad“ (32%) „Kein McDonald’s“ (11%) „Kein Kino“ (10%) „Schulen“ „Kollnau Hartplatz“ „Kollnau Schwimmbad“ Kommentierung der Ergebnisse: Das größte Ärgernis für 32% der Jungen unter 15 Jahren ist das „fehlende Schwimmbad“ in Waldkirch, wobei das Thema „Schwimmbad“ gleich doppelt auftaucht und das „Ersatz-Bad Kollnau“ ebenfalls als „Ärgernis“ nochmals den Platz 6 belegt. Auffallend erscheint, dass das vorhandene Schwimmbad in Kollnau nicht als Freizeitangebot akzeptiert wird und mit einem „NichtvorhandenSein“ eines Schwimmbades gleichgesetzt wird. Vermißt werden auch jugendtypische Aufenthaltsorte, wie z.B. ein „McDonald’s“ und ein „Kino“. Für die sportiven Jungen ist auch der „Hartplatz in Kollnau“ als Bolzplatz unattraktiv. Dass die „Schulen“ bei den Jungs auf Platz 4 der „unattraktiven Erscheinungen“ von Waldkirch gelandet sind, erscheint als eine realistische Wiedergabe der tatsächlichen Schul-Einschätzung durch die Jungen. Für einen Großteil der Jungen ist auch unbefriedigend, dass es in Waldkirch „zu wenig Orte für Jugendliche gibt“ und „es manchmal hier langweilig ist“. „Wenn Du als Jugendlicher drei Wünsche für Waldkirch frei hättest - Was würdest Du Dir dann wünschen?“ Die „Ranking-Liste“ der Hauptwünsche der Jugendlichen für Waldkirch ergab folgende Reihenfolge: 1. Ein „Schwimmbad“ (38%) „Weil wir dort Ruhe vor kleinen Kindern haben“. „Weil wir im Sommer immer nach Kollnau müssen“. „Weil ich Spaß dran hätte“. „Damit man spontan ins Schwimmbad kann“. „Weil das mehr Menschen von außerhalb anziehen würde“. „Weil wir eins hatten und es wegen dem (…) Bürgermeister geschlossen wurde“. 122 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Einen „McDonald’s“ (33%) „Kürzerer Weg“. 3. Ein „Kino“ (24%) „Weil es dies nicht gibt“. Weitere Nennungen von Jungen-Wünschen waren: „Mehr Läden“, „Game Stop/Media Markt“, „Paintballanlage“, „Kletterpark“, „Kunstrasenplatz“, „größeres Zentrum“, „H&M“. Kommentierung der Ergebnisse: Auf dieser Wunschliste spiegeln sich die Antworten auf die vorausgegangene Frage (nach den Punkten, die den Jugendlichen in Waldkirch fehlen) wider. Auch hier wird an erster Stelle das „Schwimmbad“ genannt. Dicht gefolgt vom Wunsch nach einem „McDonald’s“ und nach einem „Kino“. In der Addition aller „weiteren Nennungen“ wird recht deutlich, dass sich die Jugendlichen eine vergrößerte Innenstadt mit einen breiteren Angebot an jugendtypischen Einkaufsmöglichkeiten wünschen. „Damit Waldkirch eine richtig beliebte Stadt wird“. In einem solchen Ausbau sehen die Jugendlichen auch eine positive Ausstrahlung von Waldkirch in das Umland hinein. „Über welche Gruppe von Jugendlichen in Waldkirch hast Du Dich in letzter Zeit tierisch aufgeregt?“ Auf diese Frage gaben 68% der Jungen keine Stellungnahme ab und weitere 10% gaben an, sich über „niemanden“ in der letzten Zeit besonders aufgeregt zu haben. So bleiben nur 22% der Jungen, die sich wirklich zu dieser Frage geäußert haben. Die „Ranking-Liste“ derjenigen Jugendgruppen, über die sich diese 22% der Jugendlichen in letzter Zeit am meisten aufgeregt haben, ergab folgende Reihenfolge: 1. Die „Älteren“ „Vertreiben einem vom Platz“; „Müll“. 2. „N.“ (Einzelperson) „Nervt“; „Streit/Schläger“. 3. Die „Kollnau Illegal“ „Randalierer“; „bringen Kollnau in Verruf“. Weitere Nennungen waren: „Azzlack Kollnau“; „Kollnau Muzik“; „A32“; „Raucher in der Schule“; „AJZ“; „ausländische Schüler“. 123 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: Besonders auffällig ist, dass bei den Antworten keine „Jugend“Gruppe, sondern die Gruppe der „Älteren“ den Platz Nr. 1 der „lokalen Stresser“ belegt, weil diese Alten die Jugendlichen immer wieder von „ihrem Platz“ vertreiben. Auch verblüffend ist, dass auf Platz Nr. 2 eine Einzelperson als DauerUnruhestifter genannt wird. Als lokaler Brennpunkt wird auf Platz 3 (und in weiteren Einzelnennungen) der Stadtteil Kollnau identifiziert, wo sich die „unangenehmen Typen“ zu kumulieren scheinen. „Gibt es Jugendgruppen in Waldkirch, mit denen Du nichts zu tun haben willst?“ Auf diese Frage antworten 68% der Jugendlichen mit „Nein“ und 32% mit „Ja“. Die „Ranking-Liste“ derjenigen Gruppen, mit denen die 32% der Jungen (die mit „Ja“ geantwortet haben) nichts zu tun haben wollen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. Die „Asozial Kollnau“ Die „Raucher“ Die „Kollnau Illegal“ Die „Sprayer“ Weitere Nennungen waren: „Jugendliche am alten Friedhof“; „Jugendzentrum“; „Kollnau Muzik“; „Betrunkene“; „Gangster“; „Jugendliche, die sich cool fühlen und einen verhauen“. Kommentierung der Ergebnisse: Auch bei dieser Beschreibung wird wieder - angesichts der häufigen Nennungen von Kollnauer Jugendgruppen - die Zentrierung auf den Stadtteil Kollnau deutlich. Dass 68% der Jungen spontan keine Jugendgruppen, von denen sie sich klar abgrenzen, benennen konnten / oder wollten, kann als Anzeichen dafür gewertet werden, dass es für sie doch kaum Schwierigkeiten mit anderen Jugendgruppen zu geben scheint. Dahinter könnte aber auch die Tatsache stecken, dass sie sich von sich selbst hätten abgrenzen müssen, da sie selbst des Öfteren auch Teil dieser „Nicht-ganz-so-braven-Jungs“ sind. 124 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders attraktiv? (Welche findest Du besonders gut?)“ Die „Ranking-Liste“ der Orte, die die Jungen im Kernbereich der Stadt Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. „Fußballplatz“ „Kollnau“ „Waldkirch-Zentrum“ „Marktplatz“ „Stadtrainsee“ „Eiskaffee“ „Döner“ „Medimax“ Weitere Nennungen waren: „Schwimmbad“; „Hartplatz“; „Pfeffermühle“; „Bleibach“; „Alter Friedhof“; „Zu Hause“; „Halfe Pipe“; „Denzlingen“. Kommentierung der Ergebnisse: Für die Jungen unter 15 Jahren hat klar der „Fußballplatz“ mit 20% die größte Bedeutung. Hier können sie sich sportlich betätigen und Freunde treffen. Unter den Stadt- und Ortsteilen sind Kollnau (39% der Jungen stammen aus Kollnau) und das Stadt-Zentrum (49% der Jungen stammen aus WaldkirchZentrum) die beliebtesten Anlaufstellen – die Jungen reden also über „ihr Zuhause“! Auch hoch im Kurs stehen solche öffentlichen Orte, die von jedem frei genutzt werden können, wie der „Marktplatz“ oder der „Stadtrainsee“. Bei den kommerziellen Angeboten führen das „Eiskaffee“, der „Döner“ und „Medimax“ die Rangliste an. „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders unattraktiv? (Wo hältst Du Dich nicht gern auf und warum?)“ Die „Ranking-Liste“ der Orte, die die Jungen im Kernbereich der Stadt Waldkirch als besonders unattraktiv empfinden, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Buchholz“ „Dort ist es langweilig und es ist abgeschieden“. 2. „Halfpipe“ „Dort gibt es zu viele Raucher und Jugendliche die Drogen konsumieren“. 3. „Schule“ „Dort ist es langweilig“. 4. „Kirche“ „Dort ist es langweilig und es ist abgeschieden“. 125 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: Wenn nur 5% der befragten Jungen aus dem Ortsteil „Buchholz“ stammen und 11% der Jungen mit der Nennung von „Buchholz“ diesen Ort zum „unattraktivsten Ort“ in Waldkirch küren, muss dies breitere Ursachen haben, wie z.B. dass dieser Ortsteil bei einem größeren Teil der Jungen den Ruf hat, ein besonders „unattraktiver und abgeschiedener Jugend-Ort“ zu sein. Dass die „Halfpipe“ bei den Jungen dieser Altersklasse nicht hoch im Kurs steht, wurde bereits bei den vorausgegangen Antworten deutlich. Dass aber 11% sie zu einem „unattraktiven Ort“ erklären, überrascht. An diesem Treffpunkt wird von den Jungen hauptsächlich kritisiert, dass sie sich dort von den „Rauchern“ und „Kiffern“ stark belästigt fühlen. Die Nennung der „Schule“ (mit 9 %) und der „Kirche“ (6%) als dritt- und viertunattraktivster Standort erscheint alterstypisch und ist als eine „normale“ Aussage von Jugendlichen dieser Altersklasse zu bewerten. „Verbringst Du als Jugendlicher die meiste Freizeit im Stadtzentrum oder in deinem Ortsteil?“ Von den befragten Jugendlichen verbringen 68% ihre meiste Freizeit in ihrem Ortsteil und 25 % im Stadtzentrum. 5 % verbringen ihre häufigste Freizeit im Stadtzentrum und in ihrem Ortsteil. 2 % fahren lieber nach Freiburg. Die Gründe, die für die „Ortsteile“ sprachen, waren: „Freund treffen“; „es ist der eigene Wohnort“; „weil halt“; „weil es dort alles gibt“; „es ist dort schön“; „dort kann man Fußball spielen“. „Weil Mutter mich nicht in Stadt lässt“. Die Gründe, die für das „Stadtzentrum“ sprachen, waren: „Dort kann man Freunde treffen“; „man kann dort Einkaufen gehen“; „weil es so ist“; „da dort alles näher ist“; „weil es mir dort Spaß macht“; „da dort auch mein Wohnsitz ist“. Kommentierung der Ergebnisse: 25% der befragten Jugendlichen verbringen die meiste Freizeit in WaldkirchStadtzentrum, da es dort ihrer Meinung nach viele Möglichkeiten gibt, wie z.B. Einkaufen und Freunde treffen. Dort ist alles in kurzen Wegen zu erreichen. 68% verbringen lieber ihre Freizeit in ihrem Ortsteil, meist aus denselben Gründen. Es ist deutlich zu sehen, dass die einzelnen Gemeindeteile für die meisten Jugendlichen ihr Lebensmittelpunkt sind und sie deshalb dort auch ihre meiste Freizeit verbringen. In diesem Alter spielt auch sicher die eigene Immobilität eine große Rolle, die die Jugendlichen in ihrem Handeln und Erleben einschränkt und im Nahraum des Ortsteils festhält. Ein kleiner Teil (5%) verbringt gerne seine Freizeit sowohl im Stadtzentrum, als auch im Ortsteil. Sie fühlen sich der gesamten Gemeinde verbunden, weil ihre Bedürfnisse die Angebote in mehreren Ortsteilen umfassen. Begründen konnten (oder wollten) die Jugendlichen dieses Pendeln nicht: „Weil halt“. 126 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Welche Angebote für Jugendliche in Waldkirch kennst Du?“ Auf diese Frage gaben 35% der Jungen keine Stellungnahme ab. Aus den Angaben der 65% der Jugendlichen, die angaben, Jugendangebote in der Stadt Waldkirch zu kennen, ergab sich folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. „JUZ“ (14%) „Fußballverein“ (10%) „Kenne keine Angebote“ (7%) „Sportplatz“ (7%) „Döner“ (7%) „Eiskaffee“ (4%) „KJG“ (4%) Weitere Nennungen waren: „Half-Pipe“; „Rotes Haus“; „Waldkircher Ferienprogramm“; „SV Waldkirch“ und der „Karateverein“. Kommentierung der Ergebnisse: 35% der Jugendlichen unter 15 Jahren konnten oder wollten „keine Angabe“ machen, welche Jugendangebote sie in Waldkirch kennen. Rechnet man die 7%, die explizit angaben, „keine Jugendangebote zu kennen“ (Platz 4 des Ranking) noch hinzu, so ergibt das einen Gesamtanteil von 42% der Jungs in dieser Alterklasse, die bezüglich der bestehenden Jugendangebote uninformiert sind. Das erste „bekannte Jugendangebot“ ist in Augen der Jungs (mit 14%) das „JUZ“. Danach folgen im Mittelfeld die „Sportvereine“ / „Fußballvereine“ (mit 10%) und der Sportplatz (mit 9%). Nimmt man beides zusammen, so ist der Fußballverein mit dem Sportplatz mit 19% das eigentlich bekanntestes Jugendangebot in dieser Altersklasse, was nicht besonders überrascht. Die kommerziellen Jugendangebote in Waldkirch („Dönerladen“, „Kegelbahn“, „Eiskaffee“, das „Schwimmbad in Kollnau“) erreichen Werte von jeweils 4-7% und liegen gleichauf mit einem „echten“ Jugendangebot: der „KJG“. Abgeschlagen (aber dennoch einige Male genannt) folgen die „Half-Pipe“, das „Rote Haus“, das „Waldkircher Ferienprogramm“, der „SV Waldkirch“ und der „Karateverein“. „Welche Jugendeinrichtungen in Waldkirch nutzt Du?“ Auf diese Frage gaben 28% der Jungen keine Stellungnahme ab. Die „Ranking-Liste“ der Jugendangebote, die die Jungen in Waldkirch nutzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. Kenne keine Einrichtung / habe keine Informationen darüber (21%) 2. Fußballplatz/Sportverein (14%): „Spielen.“ 3. Fußballverein (11%): „Freunde und Spaß.“ 4. Schwimmbad Kollnau (5%) 127 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Weitere Nennungen waren: „Bowling“; „Eiskaffee“; „Partykeller“; „Feuerwehr“ („möchte Helfen“); „Rotes Haus“; „Musikschule“; „Freunde treffen“. Völlig auffällig ist die hohe Zahl der Jugendlichen (28%), die „keine Angabe“ darüber machen konnten / wollten, welche Jugendeinrichtungen in Waldkirch sie nutzen. Auch die Anzahl der Jugendlichen, die „keine Einrichtungen kennen“ ist mit 21% ziemlich hoch. Dahinter verbirgt sich wohl die steigende Anzahl von Jugendlichen, die ihre Freizeit entweder in ihrer privaten Clique oder zu Hause vor dem Bildschirm oder dem Computer verbringen. Vergleicht man die Aussagen der Jugendlichen zwischen den Jugendeinrichtungen, die sie kennen, und den Einrichtungen, die sie tatsächlich nutzen, so fällt auf, dass vom Kenntnisstand (19%) her und im Nutzungsverhalten (25%) jedes Mal die „Sportplätze und Sporteinrichtungen“ jeweils die Nummer 1 stellen. Die klassischen „Jugendhaus-Angebote“ liegen auch hier in ihrer Nutzung nur auf einem hinteren Platz, werden aber wegen ihres „Funfaktors“ (Feierraum, Chillort, Ort von unkompliziertem und anspruchlosem Treffen) von den Jugendlichen trotzdem sehr geschätzt. „Kennst Du Jugendarbeiter vom ‚Haus der Jugend’ oder vom ‚Roten Haus’ in Waldkirch?“ 83 % der Jugendlichen kennen die Jugendarbeiter aus diesen beiden Häusern. 17 % sind diese Jugendarbeiter unbekannt. Die 83% der Jugendlichen, die die Jugendarbeiter kennen, wurden danach gefragt, was denn deren Aufgaben sind? Die Antworten waren vielfältig und ließen keine klaren Prioritäten erkennen: „Weiß Ich nicht“; „sich um die Jugendlichen kümmern“; „Betreuung von Jugendlichen“; „sauber machen“; „Hilfe“; „Hausaufgabenbetreuung“; „Zeitung verteilen“; „Verkaufen“. Kommentierung der Ergebnisse: Die meisten Jugendlichen konnten – obwohl sie die Jugendarbeiter kannten – keine Angaben zu ihren konkreten Aufgaben und ihrer Funktion machen. D.h. das „Kennen“ stellte sich in Wirklichkeit als ein „flüchtiges Kennen“ ohne „wirkliche Kenntnis“ dar, denn der tatsächliche Aufgabenbereich der Jugendarbeiter ist vielen Jugendlichen unbekannt und vielleicht auch grundsätzlich egal. Diese Personen sind dann für die Jugendlichen interessant und wichtig, wenn man mit ihnen direkten Kontakt hat. Ansonsten sind es eben „die dort herumlaufenden und anzutreffenden Jugendarbeiter“. 128 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Hast Du Kontakt zu diesen Jugendarbeitern?“ 92% der Jugendlichen haben keinen Kontakt zu den Jugendarbeitern aus diesen beiden Häusern. 8% haben Kontakt zu ihnen. Die 8% der Jugendlichen, die Kontakt zu den Jugendarbeitern haben, wurden danach gefragt, wo und wie oft sie diese treffen? Kommentierung der Ergebnisse: Dass im Alltag nur 8% wirklichen Kontakt zu den Jugendarbeitern haben, bestätigt die obengenannte These, dass dieses „Kennen“ sich eher auf eine Form des „registierten Wahrnehmens“ erstreckt und keine persönliche Ebene besitzt. Die Jungs treffen die Jugendarbeiter am häufigsten im „Jugendhaus“, im „AJZ“, in der „Schule“, „draußen“ oder in der „Fahrradwerkstatt“ an. Auch „zu Hause“ wurde mehrmals als Treffpunkt genannt. „Haben Dich die Mitarbeiter schon einmal unterstützt?“ 81% der Jugendlichen wurden bisher von den beiden Jugendarbeitern nicht unterstützt. 10% der Jugendlichen wurden bereits einmal von den beiden Jugendarbeitern unterstützt. Die restlichen 9% der Befragten machten keine Angabe. Die 10% der Jugendlichen, die bereits einmal unterstützt wurden, wurden gefragt, bei welcher Gelegenheit diese Unterstützung stattfand: „Bei Fragen“, „bei Allem“, „private Angelegenheiten“, „Hausaufgaben“, „Turnen“, „Praktikum“. „War diese Unterstützung für Dich hilfreich?“ Von den 10% der Jugendlichen, die bereits einmal unterstützt wurden, fanden 70% diese Unterstützung „hilfreich“ und 30% machten dazu keine Angabe. Kommentierung der Ergebnisse: 10% der befragten Jungen im Alter von 10-14 Jahren wurden bereits einmal von den beiden Jugendarbeitern beraten und unterstützt. Die Beratung bezog sich dabei in der Hauptsache auf persönliche Fragen und auf den schulischen Bereich. 70% derjenigen, die diese Unterstützung erfahren haben, empfanden diese als „hilfreich“. 129 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Fühlst Du Dich benachteiligt?“ gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch 87% der Jugendlichen fühlten sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch nicht benachteiligt. 10% der Jugendlichen fühlten sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch benachteiligt. 3% der Befragten machten keine Angaben. Die 10% der Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlten, wurden gefragt, worin sie diese Benachteiligung sehen: „Lärm“, „Beschimpfungen“, „Einkaufsmöglichkeiten“, „Religion“, „Rumschuggerei“, „dürfen länger wach bleiben“, „andere können besser lernen“. „Fühlst Du Dich von anderen Jugendlichen in Waldkirch ausgegrenzt?“ 89% der Jugendlichen fühlten sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch nicht ausgegrenzt. 8% der Jugendlichen fühlten sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch ausgegrenzt. 3% der Befragten machten keine Angaben. Die 8% der Jugendlichen, die sich ausgegrenzt fühlten, wurden gefragt, worin sie diese Ausgrenzung sehen: „Religion“, „wegen Konsumartikeln der anderen“, „Schule“, „keine Ahnung“. „Besteht dein Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlen oder aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlen?“ Bei 75% der Jugendlichen besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlen. 6 % der Jugendlichen machten bei beiden Freundeskreis-Gruppen ein Kreuz. Bei 2 % der Jugendlichen besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlen. 17 % der befragten Jugendlichen machten dazu keine Angaben. Diejenigen Jugendlichen, deren Freundeskreis in der Hauptsache aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlten, besteht, nennen dafür folgende Gründe: „Mangelnden Respekt“, „weiß ich nicht“, „weil die einen PC haben“, „es sind auch nur Menschen“. Diejenigen Jugendlichen, deren Freundeskreis in der Hauptsache aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlten, besteht, nennen dafür folgende Gründe: 130 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Freunde“; „Freundlichkeit“, „Respekt“, „wir sind keine Opfer“, „weil ich mich gut mit Jugendlichen verstehe“, „keine Ahnung“, „einfach so“, „weil wir viel miteinander unternehmen“, „weil sie cool sein wollen“, „weil wir uns nicht ausgrenzen“. „Bist Du der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch gut / oder viel zu wenig / um benachteiligte Jugendliche kümmert?“ 43 % der Jugendlichen sind der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „viel zu wenig“ um benachteiligte Jugendliche kümmert. 40% der Jugendlichen sind der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „gut“ um benachteiligte Jugendliche kümmert. 17% machten dazu keine Angaben. Die 43% der Jugendlichen, die der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch viel zu wenig um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies damit: „Viele Menschen werden gemobbt“, „Polizei“, „GHS Kollnau“, „Obdachlosigkeit“, „kenne niemanden“, „weiß ich nicht“, „die Pipe wird nicht verbessert“, „zu wenig Förderung“, „weil es zu wenig Räumlichkeiten gibt“, „weil sie nichts unternehmen“, „weil sie nicht eingreifen“. Die 40% der Jugendlichen, die der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch gut um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies damit: „Weil es so ist“, „keine Ahnung“, „weil viel nett und glücklich sind“, „habe noch nie Benachteiligte gesehen“, „weil es viele JUZ gibt“, „jeder bekommt Hilfe“, „wegen dem ‚Roten Haus’“, „da es Einrichtungen gibt“, „weil die Sehbehinderten von St. Michael in guten Händen sind“, „ich hab alles, was ich brauche“. „Was müsste Deiner Meinung nach getan werden, um die Situation von benachteiligten Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern?“ Eine große Anzahl der Jugendlichen machte dazu „keine Angaben“. Die wenigen Aussagen der Jugendlichen bezogen sich auf folgende Angaben: „Keine Drogen“, „keine Schlägerei“, „keine Zigaretten“, „mehr Attraktionen“, „Schwimmbad“, „Sport-Angebote“, „Vereine“, „Veranstaltungen“, „Vertrauensmenschen“, „Mobbing verhindern“, „mehr Dönerläden“, „mehr Freizeitangebote“, „Jugenddisco“, „Shoppingcenter mit Deichmann“, „kein Plan“. Block-Kommentierung der Ergebnisse zu den Themen: „Benachteiligung und Ausgrenzung“ von Jugendlichen in Waldkirch: 87% der befragten Jungen fühlen sich in Waldkirch als Jugendliche „nicht benachteiligt“. Die 10% der Jugendlichen, die sich „benachteiligt“ fühlten, gaben dafür persönliche Benachteiligungen in Form von: „Beschimpfungen“, „Religion“, „Rumschuggerei“ an, aber auch völlig subjektivistische Benachteiligungs- 131 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 empfindungen wie: „andere dürfen länger wach bleiben“, „andere können besser lernen“ oder „Einkaufsmöglichkeiten“. 89% der Jugendlichen fühlen sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch „nicht ausgegrenzt“. Die 8% der Jugendlichen, die sich „ausgegrenzt“ fühlten, sehen die Gründe für diese Ausgrenzung: „in der Religion“, „wegen Konsumartikeln der anderen“, „Schule“, „keine Ahnung“. Bei 75% der Jugendlichen besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich „nicht benachteiligt“ fühlen. Als Gründe dafür, wurden genannt: „Freunde“; „Freundlichkeit“, „Respekt“, „wir sind keine Opfer“, „weil ich mich gut mit Jugendlichen verstehe“, „weil wir viel miteinander unternehmen“, „weil wir uns nicht ausgrenzen“. Bei nur 2 % der Jugendlichen (+ den 6%, die angaben in ihrem Freundeskreis sowohl „benachteiligte“ als auch „nicht-benachteiligte“ Freunde zu haben) besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich „benachteiligt fühlen“. Als Gründe dafür wurden genannt: „Mangelnder Respekt“, „weiß ich nicht“, „weil „die“ einen PC haben“, „es sind auch nur Menschen“. Der Hauptgrund für das „Gefühl der Ausgrenzung“ besteht nach Meinung der Jungen „im fehlenden Respekt der eigenen Person gegenüber“. Manchmal ist das Gefühl der Ausgrenzung aber auch purer Neid: „weil „die“ einen PC haben“. Wenn 43 % der Jugendlichen der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch viel zu wenig um benachteiligte Jugendliche kümmert und 40% der Jugendlichen der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch gut um benachteiligte Jugendliche kümmert, liegt in dieser Frage nahezu ein „Patt“ vor. Die Aufzählung der Gründe, warum in Waldkirch „zu wenig“ für benachteiligte Jugendliche getan wird, liest sich wie ein „Katalog breiter Jugendbenachteiligung“: „Viele Menschen werden gemobbt“, „Polizei“, „GHS Kollnau“, „Obdachlosigkeit“, „die Pipe wird nicht verbessert“, „zu wenig Förderung“, „weil es zu wenig Räumlichkeiten gibt“, „weil sie nichts unternehmen“, „weil sie nicht eingreifen“. Und dieser hier aufgelistete Katalog wirft die berechtigte Frage auf, ob die darin geschilderte „objektive Benachteiligung von Jugendlichen“ in Waldkirch nicht doch viel größer ist, als die „persönlich-empfundene Benachteiligung“ der befragten Jugendlichen, die nur 10% der Jugendlichen umfasste. Die 40% der Jugendlichen, die der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch gut um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies damit: „Weil es so ist“, „weil viel nett und glücklich sind“, „habe noch nie Benachteiligte gesehen“, „weil es viele JUZ gibt“, „jeder bekommt Hilfe“, „wegen dem ‚Roten Haus’“, „da es Einrichtungen gibt“, „weil die Sehbehinderten von St. Michael in guten Händen sind“. Mit dieser Aufzählung legen die 10-14jährigen Jungs eine erstaunliche Liste der lokalen Hilfsmöglichkeiten für benachteiligte Jugendliche in Waldkirch vor. Diese steht dann auch im krassen Widerspruch zu den recht dünnen Aussagen, die getätigt wurden, um Vorschläge für eine Verbesserung der benachteiligten Jugendlichen in Waldkirch einzuleiten, denn diese enthält nur plakative Forderungen („keine Drogen“, „keine Schlägerei“, „keine Zigaretten“, „Mobbing 132 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 verhindern“) oder den Ruf nach mehr Freizeitangeboten („mehr Attraktionen“, „Schwimmbad“, „Sport Angebote“, „Vereine“, „Veranstaltungen“, „mehr Dönerläden“, „mehr Freizeitangebote“, „Jugenddisco“, „Shoppingcenter mit Deichmann“). Dieses Programm hat – wie ein Jugendlicher selbst angab: „kein(en) Plan“. Lediglich die Forderung nach einem „Vertrauensmenschen“ als Ansprechpartner für die benachteiligten Jugendlichen besitzt eine gewisse Originalität. „Wie - glaubst Du - wird sich Waldkirch für Jugendliche in der Zukunft entwickeln?“ (Die Abstimmung erfolgte nach den unten angegebenen drei Kategorien: „eher positiv“, „ehergleich bleibend“, „eher negativ“) 55% der Jugendlichen sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher gleichbleibend“. 23% der Jugendlichen sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher positiv“. 15% der Jugendlichen sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher negativ“. 7% machten dazu keine Angaben. Diejenigen Jugendlichen (55%), die in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch „eher einen gleichbleibenden Trend“ sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Weil es sich nicht verändert“, „es ist schon immer so“, „weil nichts getan wird“, „es wird immer die selben Arten von Typen geben“, „weil Waldkirch nicht so viel Geld hat für neue Sachen“, „der Bürgermeister tut mehr für Alte, als für Junge“, „weil es so bleiben soll“, „einfach so“, „weil sie für uns Jugendliche kein Geld ausgeben wollen“. Diejenigen Jugendlichen (23%), die in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch „eher einen positiven Trend“ sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Hoffnung“, „Jugend ist die Zukunft“, „wegen der Umfrage“, „Waldkirch kann dies besser“, „weil viel Ärger gemacht wird“, „es wird sich gekümmert um die Jugend“, „bestimmt gibt es bald ein Schwimmbad“, „weil das Problem immer größer wird“. Diejenigen Jugendlichen (15%), die in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch „eher einen negativen Trend“ sehen, begründen dies folgendermaßen: „Internet“, „weil viele rauchen“, „weil sich niemand für Jugend interessiert“, „Aggressivität“, „so halt“, „weil die Geschäfte die schließen, da kommt nur ein dummes neues Geschäft“, „weil sich alle schlägern“. Kommentierung der Ergebnisse: Die Mehrheit (55%) der Jungen unter 15 Jahren sieht die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher gleichbleibend“. Dieser Trend wird aber nicht mit einer eigenen Zufriedenheit mit dem Dargebotenen begründet, sondern trägt in 133 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 den dafür gewählten Worten eher einen „Hang zu schleichender Resignation“: „Weil es sich nicht verändert“, „es ist schon immer so“, „weil nichts getan wird“, „es wird immer die selben Arten von Typen geben“, „weil Waldkirch nicht so viel Geld hat für neue Sachen“, „der Bürgermeister tut mehr für Alte, als für Junge“, „weil es so bleiben soll“, „einfach so“, „weil sie für uns Jugendliche kein Geld ausgeben wollen“. Die Aussagen der 23% der Jugendlichen, die die Jugend-Zukunft in Waldkirch „eher positiv sehen“, klingen dagegen sehr optimistisch: „Hoffnung“, „Jugend ist die Zukunft“, „wegen der Umfrage“, „Waldkirch kann dies besser“, „es wird sich gekümmert um die Jugend“, „bestimmt gibt es bald ein Schwimmbad.“ Dieser Optimismus hat aber auch ein Augenzwinkern, denn er basiert auf der Hoffnung, dass mehr passiert: „weil das Problem immer größer wird“ und „weil viel Ärger gemacht wird“. Die 15% der Jugendlichen, die die Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch „eher pessimistisch“ sehen, begründen dies mit den negativen Auswirkungen des Internets auf das Jugendleben, mit dem schleichenden Niedergang der Geschäfte in Waldkirch, mit der Zunahme von Aggressivität und Schlägereien unter den Jugendlichen, und mit der Beobachtung dass „sich niemand für Jugend interessiert“. „Empfindest Du Waldkirch als eine „jugendfreundliche“ / oder eine jugendunfreundliche / Stadt?“ 63% der Jugendlichen sehen in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“. 19% der Jugendlichen sehen in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“. 6% der Jugendlichen sehen in Waldkirch beides. 12% machten keine Angaben. Die 63% der Jugendlichen, die in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies damit: „Viele Unternehmungsmöglichkeiten“, „alle finden es gut“, „es ist chillig“, „Rotes Haus“, „viele Menschen“, „viele neue Ideen“, „es gibt keine Probleme“, „es gibt gute Partys“, „es gibt einige Orte, wo sich Jugendliche zurück ziehen können“, „es ist ganz o.k.“, „Sportplatz“, „weil sie die Jugendlichen in Ruhe lassen“, „weil es nicht so viel Aggressive gibt“, „viele Angebote“, „Ferienprogramm“, „weil andere Orte schlimmer sind“, „weil es Eisdielen und Fußballplätze gibt“. Die 19% der Jugendlichen, die in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies damit: „Gewalt“, „Aggressivität“, „Müll/mangelnde Sauberkeit“, „kein Interesse“, „doofe Leute“, „es gibt zu viel alte Menschen“, „es gibt nichts“, „keine Freizeitangebote“, „weil es zu wenig Möglichkeiten gibt, um was mit Freunden zu machen“, „weil unser Bürgermeister sich mehr um ältere Menschen kümmert“, „weil es bescheuerte Kinder gibt und man gemobbt wird“, „weil es einfach nichts für uns gibt außer das Bowling-Center“. 134 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: 63% der Jungen unter 15 Jahren erscheint Waldkirch als „jugendfreundliche“ Stadt, da es vor Ort viele verschiedene Möglichkeiten gibt, die Freizeit positiv zu gestalten. Vor allem die vielfach bestehenden Ruhe- und Rückzugsräume, in denen die Jugendlichen auch in Ruhe gelassen werden, prägen dieses positive Stadt-Image. Auch der Ausschluss von Negativ-Erscheinungen: „es gibt keine Probleme“ / „weil es nicht so viel Aggressive gibt“ / „weil andere Orte schlimmer sind“, unterstützt den positiven Gesamteindruck. Die 19% der Jugendlichen, die in Waldkirch eine „jugendunfreundliche“ Stadt sehen, haben dafür ein ganz anderes Stadtbild vor Augen: Eine Kleinstadt mit „Gewalt“, „Aggressivität“, „Müll und mangelnder Sauberkeit“, „doofen Leuten“, „wo man gemobbt wird“. Eine Stadt wo „es bescheuerte Kinder gibt“ und „der Bürgermeister sich mehr um ältere Menschen kümmert“. Eine Stadt, wo es: „kaum Freizeitangebote gibt“ und „zu wenig Möglichkeiten, um was mit Freunden zu machen“. Beide Meinungslager stehen sich in ihrer Einschätzung zu teilweise gleichen Punkten so konträr gegenüber, dass man hier im Grunde von „zwei Seiten von Waldkirch“ sprechen muss, die sich allerdings im Grad der Bewertung (%Verteilung) deutlich unterscheiden, denn 2/3 der Jungen finden Waldkirch „einfach gut“. „Welche Anregungen hättest Du noch, die Du uns mitteilen willst?“ „Kino“, „Schwimmbad“, „Kunstrasen“, „ein neues JUZ in der Stadtmitte“, „Mc Donald‘s“, „Kollnauer Schwimmbad renovieren“, „mehr Sachen für uns Kinder und Jugendliche zu machen: „Aquapark“; „Freizeitpark“; „Softairladen“; „coole Geschäfte“. 135 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Gesamtkommentierung der Befragung der 10-14-jährigen Jungen aus Waldkirch Für die Jungen in diesem Alter stehen (geschlechtsspezifisch) eindeutig alle Tätigkeiten, die mit Sport, insbesondere Fußball, zu tun haben, im Mittelpunkt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der „Sportplatz“ der - von ihnen durchgängig genannte - attraktivste Jugendort in Waldkirch ist. Dass auf diesem Hintergrund dann das „fehlende Schwimmbad“ auch das „größte Ärgernis“ für diese Jungen darstellt, erscheint logisch. Bei den gewünschten Versorgungseinrichtungen stehen ein Schwimmbad, ein McDonald’s, mehr Läden mit jugendlichen Klamotten, ein PC-Fachgeschäft und ein Kino auf den obersten Rängen der Wunschliste, also alles Einrichtungen, die in dieser Altersklasse wichtig sind. Überraschend war die Aussage, dass bei der Frage, welche Jugendgruppen die Jungen in letzter Zeit „am meisten genervt haben“, keine „Jugend“-Gruppe, sondern die „Älteren“ genannt wurden. Das deutet darauf hin, dass es mit dieser Bevölkerungsgruppe den meisten Stress gibt, weil diese „einen ständig vom eigenen Platz vertreiben“. Die meisten Jugendgruppen, „mit denen die Jugendlichen nichts zu tun haben wollen“ sind im Stadtteil Kollnau zu finden. Auffällig ist, dass bei vielen Nennungen von negativen Jugenderscheinungen immer wieder auch die Bezeichnung „Raucher“ auftaucht, denn das jugendgesetzlich verbotene Rauchen scheint in dieser Altersklasse eine alltägliche Provokation zu sein. Nicht ganz zu erschließen war die hohe Bewertung von „Buchholz“ bei der Benennung der „unattraktivsten Orten von Waldkirch“, weil sich die Jungen – außer dem allgemeinen Satz: „dort ist es langweilig und es ist abgeschieden“ nicht weiter zu den Hintergründen dieser Bewertung äußerten. Da nur 5% der befragten Jungen aus Buchholz stammen und 11% diese Meinung vertraten, ist dies keine „reine Insider-Meinung“, sondern die „Wiedergabe eines gewissen Rufes“ dieses Ortsteils. Etwas verblüffend waren die Aussagen der Jungen zu den bestehenden „Angeboten für Jugendliche in Waldkirch“, die sie „kennen“ und die sie „nutzen“. 35% der Jugendlichen gaben bei der „Frage des Kennens“ keine Stellungnahme ab und 28% der Jungen machten keine Angaben dazu, „welche Jugendangebote sie nutzen“. Wenn dann noch 7% der Jugendlichen darüber hinaus angaben, „keine Jugendeinrichtungen zu kennen“ und gar 21% erklärten, „keine zu nutzen, weil sie keine Informationen darüber haben“ wird das Ganze noch verwunderlicher. Gerät für diese „Facebook-Generation“ das eigene Stadtumfeld zunehmend aus dem Blick? Interessiert sie das lokale Jugendangebot immer weniger, so dass sie sich in diese Richtung nicht mehr informieren, diese Möglichkeiten quasi „vom Bildschirm“ verschwinden? Bei der Aufzählung der Jugendeinrichtungen, die trotzdem genutzt werden, stehen der Sportplatz (mit 25%) und das Schwimmbad Kollnau auf den ersten 136 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Plätzen. Dann folgt eine längere Auflistung von kommerziellen Jugendangeboten. Die eigentlichen Jugendangebote der Offenen Jugendarbeit und Jugendverbände tauchen dagegen kaum oder nur auf den abgeschlagen Rängen auf. Entwickelt sich bei diesen Jungen eine Jugendgeneration ohne Jugendarbeit? Werden hier die ersten dicken Jahresringe einer „FacebookGeneration“ sichtbar, deren Jugendwelt die PC-Welt zu Hause, die private Clique und das kommerzielle Jugendangebot ist? 83% der Jungen gaben an „die Jugendarbeiter aus dem ‚Haus der Jugend’ oder dem ‚Roten Haus’ zu kennen“, was sich in der Praxis aber auf ein „flüchtiges oberflächliches Kennen“, im Sinne „diese Personen bereits einmal gesehen zu haben“ reduziert. Nur 8% der Jungen hatten bisher einmal direkten Kontakt und wurden bei Schul- und privaten Problemen beraten. 70% der so Beratenen empfanden diese als „hilfreich“. 87% der Jungs fühlten sich (aus subjektiver Sicht) als Jugendliche in Waldkirch „nicht benachteiligt“ und 89% als „nicht ausgrenzt“. Der Begriff der „Benachteiligung“ wurde dabei von den Jugendlichen nicht nur auf die „soziale Benachteiligung“ („Beschimpfungen“; „Religion“; „Rumschuggerei“) bezogen, sondern auch ganz privat interpretiert („andere dürfen länger aufbleiben“; „andere können besser lernen“). Auch bei der Definition von „Ausgrenzung“ tauchte diese private Sichtweise wieder auf: „Wegen Konsumartikeln der anderen“; „weil die einen PC haben“. Obwohl die überwältigende Mehrheit der Jungen für die Waldkircher Jugend weder eine „Benachteiligung“, noch eine „Ausgrenzung“ sehen, zeigt die Passage, in der danach gefragt wird, „wie sich die Stadt Waldkirch um die benachteiligten Jugendlichen kümmert“, nun doch überraschenderweise ein sehr breites Spektrum „jugendlicher Benachteiligungen“ in Waldkirch auf. Wenn dann noch 43% der Jungen erklären, dass die Stadt Waldkirch sich „viel zu wenig um benachteiligte Jugendliche“ kümmert, zeigt auch diese Aussage, dass das Problem der „Benachteiligung“ im „objektiven Raum“ in Waldkirch (im Gegensatz zum „subjektiven Erleben“ der Jungen im eigenen Umfeld) doch vielfach größer ist. Die sehr dezidierte Darstellung dieser „Benachteiligungs-Landschaft“ durch die Jungen – sowohl in der „positiven“, wie auch in der „vernachlässigten“ Unterstützung durch die Stadt Waldkirch – liefert eine sehr gute Beschreibung der Lage und unterstreicht die These, dass das Problem von „Benachteiligung“ und „Ausgrenzung“ doch für ca. 20% der Jugendlichen in Waldkirch ein Faktum ist. Und auch bei der Abstimmung darüber, ob Waldkirch eher eine „jugendfreundliche“ oder eher eine „jugendunfreundliche“ Stadt ist, taucht wieder eine Größenordnung von 19% der Jugendlichen auf, die „sich nicht richtig zu Hause fühlt“ und ihre Lage als Jugendliche in Waldkirch kritisch und negativ beurteilt. 55% (die absolute Mehrheit) der Jungen unter 15 Jahren sieht die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher gleichbleibend“. Dieser Trend wird aber nicht mit einer eigenen Zufriedenheit mit dem Dargebotenen begründet, sondern trägt - in den dafür gewählten Worten - eher einen „Hang zu schleichender Resignation“: „Weil es sich nicht verändert“, „es ist schon immer so“, „weil nichts getan wird“, 137 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „es wird immer die selben Arten von Typen geben“, „weil Waldkirch nicht so viel Geld hat für neue Sachen“, „der Bürgermeister tut mehr für Alte, als für Junge“, „weil sie für uns Jugendliche kein Geld ausgeben wollen“. 63% der Jungen unter 15 Jahren erscheint Waldkirch als „jugendfreundliche“ Stadt, da es vor Ort viele verschiedene Möglichkeiten gibt, die Freizeit positiv zu gestalten. Vor allem die vielfach bestehenden Ruhe- und Rückzugsräume, in denen die Jugendlichen auch in Ruhe gelassen werden, prägen dieses positive Stadt-Image in den Augen der Jugendlichen. Wären da nur nicht die „bösen Alten“, die dieses „Jugend-Paradise“ immer wieder mit regelmäßigen Vertreibungen stören! 138 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Jugend-Basis-Befragung Jungen aus Waldkirch ab 15 Jahren 1. Die statistische Auswertung Diese Auswertung bezieht sich auf die Befragung von 40 Schülern in Waldkirch im Alter von 15-20 Jahren. Vom Alter her sind 93% der Schüler 15-17 Jahre und 7% 18-20 Jahre alt. 50% der Schüler stammen aus Waldkirch-Zentrum, 25% aus Kollnau, 11% aus Buchholz, 7% aus Batzenhäusle und 7% aus Suggenthal. Von den befragten Schülern wohnen 2% seit 1-2 Jahren in Waldkirch, 2% seit 35 Jahren, 13% seit 6-10 Jahren, 63% seit 10-15 Jahren und 20% länger als seit 16 Jahren in Waldkirch. 2. Die Befragungs-Ergebnisse „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch?“ Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die die Jungen ab 15 Jahren an Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. „Sportplatz“: „Ich finde es gut, dass es so viele sportlichen Angebote gibt“. „Jugendzentrum“: „Mir gefällt, dass es in Kollnau ein Jugendhaus gibt“. „Halfpipe“ „Altes Schwimmbad“ „Vereine“ „Disco“ „Schulwesen“: „Mir gefällt die große Auswahl an Schulen“. „Altstadt“ „Mir gefällt vor allem die Innenstadt um den Marktplatz“. „Ich finde gut, dass die wichtigsten Läden in der Nähe sind“. „Ich finde die Innenstadt rund um den Marktplatz toll“. 9. „Stadtrainsee“ 10. „Allee“ 11. „Videothek“ 12. „Imbissbude“ Weitere Nennungen waren: „der Edeka“, „ruhige Lage“, „die Restaurants“, „der Jugendkeller“, „die Clubs“, „der Gummiplatz“, „keine Kriminelle“, „die Nähe zu Freiburg“, „der Marktplatz“, „der Bahnhof“, „der Kastelberg“, „der Intersport“, „das Museum“, „die kurzen Wege“, „die Natur“, „das Fitnessstudio“, „das Theater“, „die 139 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Verkehrsanbindung“, „der Fluss“, „die Tischtennisplatten“, „die Musikschule“, „die Fastnacht“, „der Waldspielplatz“, „s‘ Städle“, „das Tennis“, „das Minigolf“. Kommentierung der Ergebnisse: Nicht überraschend ist dass die „Sportangebote“ (Sportplatz und Schwimmbad) sowie das „Jugendzentrum“ und die „Vereine“ die ersten Plätze in der Attraktivität belegen. Überraschend ist der 7. Platz: das „Schulwesen“. Aber er ist zugleich nicht überraschend, denn das gute Angebot an Schulen in Waldkirch macht es möglich, viele weiterführende Schulen ohne lange Pendelwege zu besuchen. Sehr viel halten die Jungen auch von der Angebotsstruktur und dem positiven Erscheinungsbild ihrer Altstadt, die sie liebevoll „’s Städle“ nennen. „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch nicht?“ Die „Ranking-Liste“ der Faktoren, die den Jungen ab 15 Jahren an Waldkirch am wenigsten gefallen, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Kein Schwimmbad“: „Ich vermisse, dass unser Schwimmbad nicht mehr lebt.“ 2. „Zu wenig Jugendangebote“: „Keine Möglichkeiten für die Jugend am Abend“ 3. „Kein McDonald‘s“ 4. „Die Schule“: „Immer mehr Mittagsschule“ 5. „Kein Kino“ 6. „Keine Einkaufsmöglichkeiten“: „Es gib keinen guten Dönerladen im Stadtzentrum.“; „dass die Eisdielen so teuer sind“ 7. „Zu wenig Treffpunkte“: „Dass wir weggeschickt werden von unseren Plätzen.“; „überall stört man jemand“ 8. „Zu viele Polizisten“ 9. „Zu viele Rentner“ 10. „Überall Orgeln (Orgelfest, Orgelwalzen)“ 11. „Zu wenig Clubs“ Weitere Nennungen waren: „die Stadtverwaltung“ („Maßnahmen der Stadt gegen die Half-Pipe“; „mich stört, dass es keine legalen Spraywände gibt“;) „die Haushaltsverteilung“; „es ist fast alles kaputt“; „dass es die A32 gibt“; „der Baumkronenweg“; „das Stadion“; „zu viele Assis“; „relativ selten fahrende Bahnen“; „teurer Wohnort“. Kommentierung der Ergebnisse: Das mit Abstand (28%) größte Ärgernis für die Jugendlichen in Waldkirch ist das „fehlende Schwimmbad“. Was das Schwimmbad für die Jugendlichen im Alltag bedeutet, hat ein Jugendlicher mit dem tiefgründigen Satz: „Ich vermisse, dass unser Schwimmbad nicht mehr lebt“ ausgedrückt. Vermisst werden auch wichtige Einrichtungen für Jugendliche (z.B. McDonald’s und mehr Einkaufmöglichkeiten). Auch das Fehlen von öffentliche 140 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Jugendtreffpunkten, „von denen man nicht immer wieder vertrieben wird“ stellt für die Jungen ab 15 Jahren ein Problem dar. Wurde als ein „Plus von Waldkirch“ oben das „gute Schulangebot“ noch gelobt, so stößt vielen Jugendlichen negativ auf, dass es „immer mehr Mittagsschule“ gibt. „Wenn Du als Jugendlicher drei Wünsche für Waldkirch frei hättest - Was würdest Du Dir dann wünschen?“ Die Hauptwünsche der Jungen über 15 Jahre für Waldkirch ergaben folgende Reihenfolge: 1. Ein „neues Schwimmbad“ „Weil die Stadt Waldkirch so etwas bräuchte“; „dass ich nicht immer ins Kollnauer Schwimmbad fahren muß“. 2. Ein „Kino in Waldkirch“ „Ich hab keine Lust jedes Mal nach Freiburg zu fahren“. 3. Ein „McDonald’s“ „Weil es einfach fehlt!“; „weil ich nicht immer nach Freiburg fahren will“. 4. „Noch ein Jugendzentrum“ „Die bestehenden Jugendtreffs sind nicht sehr ansprechend“; „weil es dann mehr Möglichkeiten zum Feiern und chillen gibt“. 5. „Mehr Einkaufsmöglichkeiten“ „Es gibt fast nichts in Waldkirch“; „weil dann mehr Menschen kommen würden und die Stadt moderner wird“. Weitere Nennungen waren: „Bessere Infrastruktur“ („weil es einiges erleichtert“; „damit es keine Staus mehr gibt“). „Ferienaktionen für Jugendliche“ („damit ich meine Jugend genießen kann“, „für mehr Spaß“). Eine legale Grafittiwand („weil es sowas nicht gibt“). „Längere Öffnungszeiten für das JUZ“ („weil es sonst langweilig ist“; „damit wir uns treffen können“). „Bars für Jugendliche“ („damit Waldkirch interessanter wird“; „weil es mehr als 50% der Jugendlichen gefallen würde“). Kommentierung der Ergebnisse: Die drei erstgenannten Wünsche liegen mit weitem Abstand gegenüber den anderen Wünschen der Jugendlichen ganz vorne. Der klare Wunschhit (mit 48%) ist aber auch hier das „Schwimmbad“. Danach folgt (mit knapp 40%) auf Platz 2 das „Kino“ und auf Platz 3 (mit 25%) der Wunsch nach einem „McDonald’s“. Beim Wunsch nach „mehr Einkaufmöglichkeiten“ haben die Jungs aber nicht nur an sich selbst gedacht, sondern sie sehen darin auch eine Chance, dass „dann mehr Menschen kommen würden und die Stadt moderner wird“. 141 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Über welche Gruppe von Jugendlichen in Waldkirch hast Du Dich in letzter Zeit tierisch aufgeregt?“ Die „Ranking-Liste“ derjenigen Jugendgruppen, über die sich die Jungen über 15 Jahren in Waldkirch in letzter Zeit am meisten aufgeregt haben, ergab folgende Reihenfolge: 1. Die „Kollnauer Illegals“ „Die pöbeln nur rum und belästigen uns andauernd.“, „das sind dumme, gewalttätige Assis.“ 2. Die „Killer 69“ „Sie haben eine große Fresse, aber nichts dahinter.“; „weils pöbelnde Assis sind“ 3. Das „AJZ“ „Weil die alle kiffen und so machen, als wären sie unschuldig.“ 4. Die „Assis an der Halfpipe“ „Weil sie nichts skaten, sondern nur im Weg hocken.“; „weil sie nur im Weg stehen und auf den Boden rotzen.“ Kommentierung der Ergebnisse: Der „soziale Brennpunkt“ in Waldkirch liegt nach einhelliger Meinung der Jugendlichen eindeutig in Kollnau, denn drei, der als die hauptsächlichen „Stresser“ identifizierten Jugendgruppen, haben ihren Sitz in Kollnau. Unter diesen sind die „Kollnauer Illegals“ mit 41% die unbeliebteste Jugendgruppe. Gefolgt von den „Killer 69“ mit 15%. „Gibt es Jugendgruppen in Waldkirch, mit denen Du nichts zu tun haben willst?“ Auf diese frage antworten 53 % der Jugendlichen mit „Ja“ und 47 % der Jugendlichen mit „Nein“. Die „Ranking-Liste“ derjenigen Jugendgruppen, mit denen die 53% der Jugendlichen (die mit „Ja“ geantwortet haben) nichts zu tun haben wollen, ergab folgende Reihenfolge: 1. 2. 3. 4. 5. 142 Die „Kollnauer Illegals“ Die „Killer 69“ Die „AJZ-Gruppe“ Die „Kiffer“ Die „Skater“ Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: Auch hier werden wieder (mit klarem Vorsprung) die gleichen Jugendgruppen in gleicher Reihenfolge - wie bei der vorausgegangenen Frage – genannt, was die bereits getätigte Aussage nochmals verstärkt. Mit deutlichem Abstand (jeweils unter 10%) hinzu kommen noch die Gruppen der „Kiffer“ und „Skater“. „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders attraktiv? (Welche findest Du besonders gut?)“ Die „Ranking-Liste“ der Orte, die die Jugendlichen im Kernbereich der Stadt Waldkirch am meisten schätzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. Die „Innenstadt“: „Weil es dort Restaurants und Geschäfte gibt.“ 2. Der „Marktplatz“ 3. Der „Fußballplatz“: „Weil wir dort jederzeit ungestört kicken können.“ 4. Das „Jugendhaus“: „Weil wir dort kickern und chillen können“ „weil wir dann eine Beschäftigung haben“ 5. Die „Allee“: „Rock im Park“; „Weil es hier chillig ist.“ Weitere Nennungen waren: Der „Bahnhof“, der „Jugendkeller“, der „Stadtrainsee“, die „Eisdiele“, der „Brunnen“, „Kollnau“, „Suggental“, „Buchholz“. Kommentierung der Ergebnisse: Für die Jugendlichen haben diejenigen öffentliche Räume in Waldkirch die höchste Attraktivität, wo sie jederzeit hingehen können, ungestört sind und einen Freiraum haben, ihren Interessen und Bedürfnissen ohne Außendruck nachgehen zu können. Das sind dann wirklich „ihre“ Jugend-Räume. Dabei zeigt ihre Prioritätenliste ganz klar an: Ihre Wunsch-Treffräume sollen mitten im Stadtleben (in der Innenstadt, auf dem Marktplatz) liegen und erst an zweiter Stelle in den Außenbereichen. Die Waldkircher Jugendlichen in dieser Altersklasse sind also in ihrer Mehrzahl stadtzentrum-orientierte „InnenraumJugendliche“, die nicht an die Stadtränder „verbannt“ werden wollen. 143 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Welche Orte im Kernbereich der Stadt Waldkirch sind für Dich als Jugendlicher besonders unattraktiv? (Wo hältst Du Dich nicht gern auf und warum?)“ Die „Ranking-Liste“ der Orte, die die Jugendlichen im Kernbereich der Stadt Waldkirch besonders unattraktiv finden, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Kollnau“ (dies wurde hier nicht nochmals ausführlich begründet, weil die Gründe dafür ja bereits in den vorausgegangenen Antworten zu finden sind). 2. Das „AJZ“: „Dort hängen nur die Drogenjunkies ab.“ 3. Die „Emmendinger Straße“: „Weil dort ein sozialer Brennpunkt ist.“ 4. Das „Schwimmbad in Kollnau“: „Es ist alt und versifft.“ 5. Der „Bahnhof“: „Dort ist es unheimlich.“ 6. „An der Halfpipe“: „Dort sind viele Idioten.“ 7. Die „Bars in Waldkirch“: „Sie sind einfach scheiße!“ 8. Die „Bushaltestelle“: „Wegen der Polizei“ 9. „Batzenhäusle“: „Dort ist alles voller Betonblöcke.“ Kommentierung der Ergebnisse: Die Wiedernennung von „Kollnau“ bestärkt die Einschätzung, dass die Jugendlichen dort einen unattraktiven und gefährlichen Jugend-Ort sehen. In Verbindung mit der Nennung des zweit-unattraktivsten Ortes „AJZ“ verstärkt sich dieses Negativ-Image nochmals. Als einen zweiten sozialen Brennpunkt listet diese Aufzählung das Gebiet um die „Emmendinger Straße“/“Batzenhäusle“ auf. Hinter diesen Hauptnennungen (Nr. 1-3 + 9) fallen die unattraktiven Jugendorte (Nr. 4-8) in ihren Nennungen deutlich ab. „Verbringst Du als Jugendlicher die meiste Freizeit im Stadtzentrum oder in deinem Ortsteil?“ Von den befragten Jugendlichen verbringen 77% ihre meiste Freizeit in ihrem Ortsteil und 23% im Stadtzentrum. Die Gründe, die für den „Ortsteil“ sprachen, waren: „Weil hier meine meisten Freunde wohnen“. „Weil hier das Jugendzentrum ist“. „Weil das Stadtzentrum zu weit weg ist“. „In der Stadt gibt es Probleme mit der Polizei“. „Wir fühlen uns in Kollnau als Kings“. „Weil ich hier meinen Hobbys nachgehe“. 144 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Gründe, die für das „Stadtzentrum“ sprachen, waren: „Ich bin hier mit meinen Freunden zusammen“. „Hier ist die Eisdiele“. „Wo sonst??“ „Ich wohne hier“. „Hier ist die Musikschule“. Kommentierung der Ergebnisse: Obwohl 50% der befragten Jugendlichen im Stadtzentrum von Waldkirch leben, verbringen 77% der Jugendlichen die meiste Freizeit in ihrem Stadt-, bzw. Ortsteil. Diese Beobachtung unterstützt die These, dass auch die 50% der Jugendlichen, die im Zentrum von Waldkirch wohnen, dies nicht als „das Zentrum“ definieren, sondern darin „ihren Stadtteil“ sehen. „Dort wohnen die meisten Freunde“ und „ich bin hier mit meinen Freunden zusammen“, wurden als Begründungen dafür, warum der Stadt-, bzw. Ortsteil so beliebt ist, am meisten genannt. „Welche Angebote für Jugendliche in Waldkirch kennst Du?“ Die „Ranking-Liste“ der Jugendangebote, die die Jungen über 15 Jahren in Waldkirch kennen, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Sportvereine“ 2. „Sommerferienprogramm“ 3. „Musikschule“ 4. „Haus der Jugend“ 5. „Rotes Haus“ 6. „AJZ“ 7. „Jugendkeller“ 8. „Ministrantengruppe“ 9. „Half-Pipe“ 10. „Vereine“ 11. „Kirche“ Weitere Nennungen waren: „Outback“, „Pfadfinder“, „Fechten“, „Tanzschule“. Kommentierung der Ergebnisse: Die „Sportvereine“ sind für die Jugendlichen mit großem Abstand (35%) das bekannteste Jugendangebot in Waldkirch. Gefolgt vom „Sommerferienprogramm“, das wohl mehr Jugendliche anspricht und erreicht, als die „institutionalisierten Jugendeinrichtungen“ der festen Häuser („Haus der Jugend“, „Rotes Haus“, „AJZ“ und „Jugendkeller“), die alle in ihrem Bekanntheitsgrad gleichauf liegen, aber abgeschlagenes Mittelfeld darstellen. 145 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Welche Jugendeinrichtungen in Waldkirch nutzt Du?“ Die „Ranking-Liste“ der Jugendangebote, die die Jungen über 15 Jahren in Waldkirch nutzen, ergab folgende Reihenfolge: 1. „Keine Angaben“ zu einer Nutzung“ (23%). 2. „Sportplatz“: „Kicken ist mein Hobby“; „Sport ist ein guter Ausgleich, wenn man Stress hat“. 3. „Haus der Jugend“: „Weil das Spaß und Freunde macht“; „es bietet Raum zum Feiern“. 4. „Half-Pipe“: „Ist zum Skaten und Chillen, ein unkomplizierter Ort“. 5. „AJZ“: „Viele Jugendlichen chillen dort“. 6. “Jugendkeller“: „Raum zum Feiern“; „Tischtennis“ („Ausgleich zur Schule“). Weitere Nennungen waren: “KaBu“ („ich mag es!“) / „Ev. Kirche“: („sind nette Leute, dort macht es Spaß“) / „Ministranten“ / „Schwimmbad“ / „Outback“, „Jugendfeuerwehr“. Kommentierung der Ergebnisse: Völlig auffällig ist die hohe Zahl (23%) der Jugendlichen, die bei dieser Frage angaben, „keine öffentliche Jugendeinrichtung zu nutzen“. Dahinter verbirgt sich wohl die steigende Anzahl von Jugendlichen, die ihre Freizeit entweder in ihrer privaten Clique oder zu Hause vor dem Bildschirm verbringen. Vergleicht man die Aussagen der Jugendlichen zwischen den Jugendeinrichtungen, die sie kennen und den Einrichtungen, die sie tatsächlich nutzen, so wird der hohe Kenntnis- bzw. Nutzungsstand der „Sportplätze und Sporteinrichtungen“ bestätigt. Die klassischen Jugendhaus-Angebote liegen auch hier in ihrer Nutzung nur auf einem Mittelfeldplatz, werden aber wegen ihres „Funfaktors“ (Feierraum, Chillort, Ort des unkomplizierten und anspruchslosen Treffens) von den Jugendlichen sehr geschätzt. „Kennst Du Jugendarbeiter vom ‚Haus der Jugend’ oder vom ‚Roten Haus’ in Waldkirch?“ 70 % der Jugendlichen über 15 Jahre kennen die Jugendarbeiter aus diesen beiden Häusern. 30 % sind diese Jugendarbeiter unbekannt. Diejenigen Jugendlichen, die die Jugendarbeiter kennen, wurden danach gefragt, was denn deren Aufgaben sind? Die Antworten waren vielfältig und ließen keine klaren Prioritäten erkennen: „Keine Ahnung“, „dass wir nichts kaputt machen“, „in der Fahrradwerkstatt“, „Betreuung“, „Sprachförderung“, „einem zu helfen“, „auf uns achten“; „Spaß mit uns haben“; „unsere Probleme lösen“. 146 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kommentierung der Ergebnisse: Die größte Zahl der Jugendlichen konnte - trotz des „Kennens der Jugendarbeiter“ – in der Breite „keine konkreten Angaben“ zu ihrer Funktion machen. D.h. der Aufgabenbereich der Jugendarbeiter ist vielen Jugendlichen unbekannt und vielleicht auch grundsätzlich egal. Diese Personen sind dann interessant und wichtig, wenn man mit ihnen direkten Kontakt hat. Ansonsten sind es eben „die dort herumlaufenden und anzutreffenden Jugendarbeiter“. „Hast Du Kontakt zu diesen Jugendarbeitern?“ 80 % der Jugendlichen haben keinen Kontakt zu den Jugendarbeitern aus diesen beiden Häusern. 20 % haben Kontakt zu ihnen. Die 20% der Jugendlichen, die Kontakt zu den Jugendarbeitern aus den beiden Jugendhäuser haben, wurden danach gefragt, wo und wie oft sie diese treffen? Da das Klientel derjenigen Jugendlichen, die sich mit den Jugendarbeitern treffen, aus dieser Befragungsgruppe heraus sehr gering war, waren auch deren Antworten recht kurz: Treffpunkte sind das „Jugendhaus“ (das von Seiten der Jugendlichen mit dem Namen von „Silke“ identisch ist), das „Büro des Roten Hauses“ oder „daheim“. Bei den Treffpunkten gaben die Jugendlichen aber keinen „klassischen Beratungstermin“ an, sondern die Zeit, in der sie sich selbst in diesen Einrichtungen aufhalten, z.B. „fünfmal die Woche“ oder „dienstags und freitags“. „Haben Dich die Mitarbeiter schon einmal unterstützt?“ 84 % wurden bisher von den Jugendarbeitern nicht unterstützt. 16 % der Jugendlichen wurden bereits einmal von den beiden Jugendarbeitern unterstützt. Die 16% der Jungen, die bereits einmal unterstützt wurden, wurden gefragt, bei welcher Gelegenheit diese Unterstützung stattfand? „Wo wir alle gestritten haben“; „vor zwei Jahren als es keinen Billardtisch im AJZ gab“; „wir durften im Haus der Jugend trainieren“; „beim Musikauflegen gab es Stress“; „ja, wenn ich Probleme habe“. „War diese Unterstützung für Dich hilfreich?“ Alle Jugendlichen bejahten dies. Einer mit der Aussage: „Ja, sehr sogar!“ 147 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Fühlst Du Dich benachteiligt?“ gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch 87 % der Jugendlichen fühlten sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch nicht benachteiligt. 13 % der Jugendlichen fühlten sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch benachteiligt. Diejenigen Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlten, wurden gefragt, worin sie diese Benachteiligung sehen? „Alle Angebote sind zu sehr mainstream“; „in meiner ausländischen Herkunft“; „in den Ortsteilen passiert nichts“. „Fühlst Du Dich von anderen Jugendlichen in Waldkirch ausgegrenzt?“ 85 % der Jugendlichen fühlten sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch nicht ausgegrenzt. 15 % der Jugendlichen fühlten sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch ausgegrenzt. Diejenigen Jugendlichen, die sich ausgegrenzt fühlten, wurden gefragt, worin sie diese Ausgrenzung sehen? „In der Nichtakzeptanz und in den Beleidigungen“; „von den Rauchern“; „von Seiten der Kollnau Illegals“; „in der Ausgrenzung von Deutschen und Migranten“. „Besteht dein Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlen oder aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlen?“ Bei 85 % der Jugendlichen besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlen. Bei 15 % der Jugendlichen besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlen. Diejenigen Jugendlichen, deren Freundeskreis in der Hauptsache aus Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlten, besteht, nannten dafür folgende Gründe: „Es sind Freunde, die sich kritisch mit den Dingen auseinandersetzen“; „weil wir keinen Jugendraum haben“; „weil die Stadt fast nichts für Jugendliche tut“. Diejenigen Jugendlichen, deren Freundeskreis in der Hauptsache aus Jugendlichen, die sich nicht benachteiligt fühlten, besteht, nannten dafür folgende Gründe: „Es gib wenig Gründe, sich benachteiligt zu fühlen“. 148 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Bist Du der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch gut / oder viel zu wenig / um benachteiligte Jugendliche kümmert?“ 62 % der Jugendlichen sind der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „viel zu wenig“ um benachteiligte Jugendliche kümmert. 38 % der Jugendlichen sind der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „gut“ um benachteiligte Jugendliche kümmert. Diejenigen Jugendlichen, die der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch viel zu wenig um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies damit: „Weil das so ist, wenn jemand benachteiligt ist weiß die Stadt dann nichts“; „Waldkirch interessiert sich einen Scheiß für Kollnau“; „weil viele Jugendliche hilflos weiterkiffen“; die Stadt tut NICHTS für Jugendliche“; „weil wir das Schwimmbad vermissen“; „weil zu wenige erreicht werden“. Diejenigen Jugendlichen, die der Meinung sind, dass sich die Stadt Waldkirch gut um benachteiligte Jugendliche kümmert, begründeten dies damit: „Wenn jemand Probleme hat, kann er zur Schulsozialarbeit gehen“; „ich kenne niemanden der benachteiligt wird“; „es gibt Hilfe durch soziale Einrichtungen“; „ich glaube, es gibt kaum welche“. „Was müsste Deiner Meinung nach getan werden, um die Situation von benachteiligten Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern?“ „Den Bitten der Jugendlichen entgegenkommen“. „Mehr Geld für Einrichtungen für Jugendliche“, „für überdachte Bänke“ und „für Treffpunkte“ ausgeben. Außerdem sollte die „Half Pipe erneuert“ werden und „mehr Jugendangebote“, wie „noch ein Rotes Haus“, „öffentliche gemeinschaftsbildende Aktionen“ und „ein Schwimmbad“ angeboten werden. Als sehr wichtig wird die „Integration“ angesehen. Sehr oft wurde auch der Wunsch nach einem „McDonald’s“ geäußert. Block-Kommentierung der Ergebnisse zu den Themen: „Benachteiligung und Ausgrenzung von Jugendlichen in Waldkirch“: 87 % der befragten Jungen über 15 Jahren fühlten sich gegenüber anderen Jugendlichen in Waldkirch „nicht benachteiligt“. Die 13 % der Jugendlichen, die sich „benachteiligt“ fühlten, begründeten diese Meinung damit: „Alle Angebote sind zu sehr mainstream“; „in meiner ausländischen Herkunft“; „in den Ortsteilen passiert nichts“. 85 % der befragten Jungen über 15 Jahren fühlten sich von anderen Jugendlichen in Waldkirch „nicht ausgegrenzt“. Die 15 % der Jugendlichen, die sich „ausgegrenzt“ fühlten, begründeten diese Meinung damit: „In der Nichtakzeptanz und in den Beleidigungen“; „von den Rauchern“; „von Seiten der Kollnau Illegals“; „in der Ausgrenzung von Deutschen und Migranten“. Bei 85 % der Jungen über 15 Jahren besteht der Freundeskreis hauptsächlich aus Jugendlichen, die sich „nicht benachteiligt“ fühlen. 149 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die geringen Prozentangaben dokumentieren, dass in dieser Altersklasse das Thema: „Benachteiligung“ und „Ausgrenzung“ ein Minderheitenproblem darstellt. Der Satz eines Jugendlichen: „Es gib wenig Gründe, sich benachteiligt zu fühlen“ bringt diese Grundstimmung auf den Punkt. Andererseits sind 62 % der Jungen der Meinung, dass sich die Stadt Waldkirch „viel zu wenig“ um benachteiligte Jugendliche kümmert – eine Aussage, die den ersten Zahlen deutlich widerspricht, denn sie offenbart, dass die Themen: „Benachteiligung“ und „Ausgrenzung“ im allgemeinen Jugendleben in Waldkirch doch eine viel breitere Rolle spielt, als im „subjektiven Alltag“ der befragten Jugendlichen, wo diese Themen nur jeweils 13-15% ausmachen. Und auch der Ton wird schärfer und die Sprache der Jungen wird deutlicher, wenn die bisherigen Versäumnisse der Stadt gebrandmarkt werden: „Weil das so ist, wenn jemand benachteiligt ist, weiß die Stadt dann nichts“; „Waldkirch interessiert sich einen Scheiß für Kollnau“; „weil viele Jugendliche hilflos weiterkiffen“; die Stadt tut NICHTS für Jugendliche“; „weil zu wenige erreicht werden“. Auch bei diesen Aussagen kommt wieder der „Krisenherd Kollnau“ zur Sprache und es wird die Wut darüber deutlich, dass in diesem Punkt zu wenig getan wird. Der von den Jungen dargelegte Vorschlags-Katalog, wie die Benachteiligung unter den Jugendlichen abgebaut werden könnte, umfasst zum einen ein bloßes „Mehr“ an Jugendangeboten (noch ein ‚Rotes Haus’, ein weiteres Jugendzentrum, nutzerfreundliche öffentliche Treffpunkte), aber auch zum anderen konkrete Aktionen, wie mehr „öffentliche gemeinschaftsbildende Aktionen“ und die Aufforderung „den Bitten der Jugendlichen (doch mehr) entgegenkommen“. Die Antwort auf die Frage, was die in diesem Zusammenhang wiederholt gestellte Forderung nach einem „McDonald’s“ für die Benachteiligung von Jugendlichen wirklich bringen könnte, blieben die Jugendlichen aber leider schuldig. „Wie - glaubst Du - wird sich Waldkirch für Jugendliche in der Zukunft entwickeln?“ (Die Abstimmung erfolgte nach den unten angegebenen drei Kategorien: „eher positiv“, „eher gleichbleibend“, „eher negativ“). 62 % der Jugendlichen sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher gleichbleibend“. 27 % der Jugendlichen sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher positiv“. 11 % der Jugendlichen sehen die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch „eher negativ“. Die 62% der Jungen über 15 Jahre, die einen „eher gleich bleibenden Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: Es ist eine „schwierige Angelegenheit“ und „ich halte es für unausweichlich, dass die Stadt auf Umfragen hört“. Die Jugendlichen sind sich allerdings der Tatsache bewusst, dass die Stadt „nicht viel Geld hat“, was zum Schluß führt: dass „seit Jahren die Einrichtungen 150 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 gleichgeblieben sind“ und damit die bestehenden „Angebote bleiben“ und sich daran auch in Zukunft nichts ändern wird. Vor allem der Umgang mit der „Schwimmbad-Frage“ macht viele Jugendliche skeptisch: „Beim Schwimmbad hat sich auch nichts getan“. Sie „glauben, dass die Stadt es nicht hinbekommt“. Ein „neues Schwimmbad sollte gebaut werden, wurde aber nicht“! Die 27% der Jungen über 15 Jahre, die „eher einen positiven Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: Die „Jugend von heute“ wird „besser als früher“ empfunden: Sie benutzen „Facebook und Twitter“. Außerdem „wird viel versucht“ und „auch diese Umfrage ist ein guter Schritt“ hin zu einem positiven Trend. Die 11% der Jugendlichen, die „eher einen negativen Trend“ in der Entwicklung des Jugendlebens in Waldkirch sehen, begründeten dies folgendermaßen: „Weil die Stadt die Jugend eingrenzt“ (wegen „Drogen und Alkohol“) und „ihnen die Jugend egal ist“. Was sie außerdem pessimistisch stimmt ist der spürbare „demographische Wandel“. Kommentierung der Ergebnisse: Etwa 2/3 der befragten Jugendlichen sind der Meinung, dass sich am Jugendleben in Waldkirch nichts verändern wird, sondern der bestehende Status „irgendwie“ gesichert werden wird. Auf Grund der negativen Erfahrungen mit dem missglückten Schwimmbad-Projekt überwiegt allerdings die Skepsis, ob der Status Quo wirklich gehalten werden kann, denn die Stadt hat – in den Augen der Jungen - ihre einstige Rolle als entschlossener Gestalter verloren. Die 16% der Jungen, die positiv in die Zukunft schauen, begründeten dies mit den neuen Chancen und Möglichkeiten, die die neuen Medien und sozialen Netzwerke für das Jugendleben bieten. Wie dieses Potenzial allerdings für den kommunalen Raum in Waldkirch wirklich nutzbar gemacht werden könnte, blieb unbeantwortet. 11% der Jugendlichen sehen im Jugendleben eher einen „Abwärtstrend“, denn aus bisherigen Fehlern (der Ausgrenzung von einzelnen Jugendgruppen) wurde nichts gelernt und auch die drohende „demographische Entwicklung“ verheißt für sie nichts Gutes. „Empfindest Du Waldkirch als eine „jugendfreundliche“ / oder eine jugendunfreundliche / Stadt?“ 57 % der Jugendlichen sehen in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“. 43 % der Jugendlichen sehen in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“. 151 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Diejenigen Jugendlichen (57%), die in Waldkirch eine „jugendfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies damit: Dass es „viele Möglichkeiten“ gibt, wie „Vereine“, „jugendfreundliche Orte“ und „öffentliche Plätze“, „Aktionen und Events“, „viele freundliche Menschen“, aber auch „andere Sachen, wie z.B. Theater“. Diejenigen Jugendlichen (43%), die in Waldkirch eine „jugendunfreundliche Stadt“ sehen, begründeten dies damit: Dass es „zu wenig Freizeitangebote“ und „keine Jugendeinrichtungen“ gibt. Den Jugendlichen sind zwar manche Angebote bekannt aber sie sagen trotzdem „es gibt Sachen, aber nicht genug“. Kritisiert wird vor allem: „Zu wenig Platz für uns“; „keine Möglichkeiten zum Chillen“, „keine Angebote in den Ortsteilen“, „keine gute Verkehrsanbindung“ sowie „dass man keine guten Einkaufsgeschäfte finden kann“. Kommentierung der Ergebnisse: Für beide Parteien („Pro“ und „Contra“ Jugendfreundlichkeit) war diese Abstimmung zu allererst einmal ein subjektives Gefühl: „Weil es mir so vorkommt“. In der Objektivierung der Punkte, die „für“ oder „gegen“ die „Jugendfreundlichkeit von Waldkirch“ sprachen, wird deutlich, welche Punkte hinter dem jeweiligen Gefühl stecken. „Für die Jugendfreundlichkeit Waldkirchs“ spricht: die große Anzahl „jugendfreundlicher Orte“, „öffentlicher Plätze“ und von „Aktionen und Events“ sowie das „breite Vereinsangebot“. „Gegen die Jugendfreundlichkeit Waldkirchs“ spricht: „zu wenig Platz für uns“; „zu wenig Freizeitangebote“; „keine Jugendeinrichtungen“. Diese beiden Positionen widersprechen sich in der Bewertung gleicher Punkte grundsätzlich, so dass sie sich im Grunde unversöhnlich als unterschiedliche Sichtweise einer Sache gegenüberstehen. Der immer wieder getätigte Spruch, dass es „keine Jugendeinrichtungen“ gäbe, stimmt in Realität sicher nicht und müsste daher genauer definiert werden: Diejenigen Jugendlichen, die ihn immer wieder so plakativ verwenden, meinen eigentlich: „für mich gibt es keine (passenden) Jugendeinrichtungen“. „Welche Anregungen hättest Du noch, die Du uns mitteilen willst?“ „Ich will ein Techno Openair“; „wird ein Schwimmbad gebaut“? „Kollnau verbessern, wir wissen nicht, wo wir uns aufhalten können bei Regen“. Es ist „schön, dass ihr das alles macht, aber ich denke es bringt nichts“. 152 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 3. Die Gesamtkommentierung der Befragung der Jungen ab 15 Jahren in Waldkirch Bei den Jungen ab 15 Jahren sind vor allem Tätigkeiten attraktiv, die sich um „Sport“ und „Fußball“ drehen. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass der „Sportplatz“ die höchste Nennung bei den attraktivsten Jugendorten in Waldkirch bekam. Die gute Ausstattung und der freie Zugang zu den Sportanlagen fällt hierbei zusätzlich ins Gewicht. Mit Platz 2 wird bereits das „Jugendzentrum“ (Kollnau) genannt, denn in dieser Altersklasse werden nun offene Jugendangebote interessant. Hoch im Kurs steht auch die „Innenstadt“, die als „Beobachtungsraum“ und „Raum zum GesehenWerden“ sehr wichtig ist. Zu den negativen Erscheinungen von Waldkirch gehört – mit klarem Abstand – das „fehlende (alte) Schwimmbad“, dessen Verlust ein Jugendlicher so treffend beschrieben hat: „Ich vermisse, dass unser Schwimmbad nicht mehr lebt“. Neben der Auflistung der fehlenden Einkaufmöglichkeiten (McDonald’s usw.) fällt auf, dass bereits auf Platz 4 kritisiert wird, „dass es immer mehr Mittagsschule gibt“ und dies die „Freizeit-Zeit“ immer mehr einschränkte. Bei den Hauptwünschen der Jungen für Waldkirch taucht an der Spitze wieder das „Klassiker-Trio“: „Neues Schwimmbad“, „Kino“ und „McDonald’s“ auf. Bei der Frage nach den Jugendgruppen in Waldkirch, die am meisten „stressen“, führt der Weg eindeutig nach Kollnau, wo sich die genannten Gruppen („Kollnauer Ilegals“; „Killer 69“ und „AJZ“) ballen. Diese drei genannten Jugendgruppen sind dann auch – in gleicher Reihenfolge - die Jugendgruppen, „mit denen die befragten Jungen nichts zu tun haben wollen“. Die „attraktivsten Jugendorte“ im Kernbereich von Waldkirch sind für die Jungen über 15 Jahren, die gesamte „Innenstadt“ und dort insbesondere der „Marktplatz“. Sehr positiv vermerkt wird auch, dass die „Sportanlagen“ so zentral liegen und „man dort jederzeit ungestört kicken kann“. Auch das „Jugendhaus“ (Kollnau) gehört für viele Jugendlichen dieser Altersklasse zu einem festen Anlaufpunkt. Bei den „unattraktivsten Jugendorten“ im Kernbereich von Waldkirch taucht an erster Stelle wieder der ganze Stadtteil Kollnau (inklusive „AJZ“) auf, erweitert um das Revier der „Emmendinger Straße“/Batzenhäusle als zweiter „sozialer Brennpunkt“. 77% der Jungen verbringen ihre meiste Freizeit in ihrem Stadt-, bzw. Ortsteil, wobei für die 50% der befragten Jugendlichen, die im Stadtzentrum leben, das Stadtzentrum mit ihrem Stadtteil identisch ist, es also in der Realität für sie den Gegensatz: „Stadtzentrum“ contra „Stadtteil“ nicht wirklich gibt. Wichtig für die Wahl des „Freizeitortes“ ist, ob in ihm „die Freunde wohnen“ und dort die „eigenen Hobbys gepflegt werden können“. Der eigene bekannte Stadtteil erscheint auch als der „sichere Raum“ gegenüber anderen Räumen, denn in „Kollnau fühlen wir uns als Kings“ und „in der Stadt gibt es Probleme mit der Polizei“. 153 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Bei der Frage, “welche Jugendangebote“ die Jungen „kennen“, ergab sich wieder die gleiche Reihenfolge wie bei der Frage, „welche Jugendorte sie für besonders attraktiv halten“, Zuerst die „Sportvereine“, dann die „Jugendhäuser“ („Haus der Jugend“; „Rotes Haus“, „AJZ“, „Jugendkeller“). Überraschend war der zweite Platz des „Sommerferienprogramms“ und der dritte Platz der „Musikschule“. Beide Angebote werden wohl sehr stark frequentiert und die Jungen kennen in ihrem Umfeld daher viele Jugendliche, die dort mitmachen – was den hohen Bekanntheitsgrad erklärt. Die Frage danach, “welche Jugendangebote“ die Jungen „nutzen“, begann mit der Aussage, dass 23% der Befragten zu einer Nutzung „keine Angaben“ machten, woraus zu schließen ist, dass 23% auch „keine (öffentlichen) Jugendangebote nutzen“. Die danach gebildete „Nutzungstabelle“ ist identisch mit der oben aufgestellten „Kenntnistabelle“. Für die Auswahl der Jugendangebote sind der „Fun-Faktor“ („Spaß haben“; „Chillen“; „Feiern“) und das „Relaxen“ („Stressabbau“; „Ausgleich zur Schule“) besonders wichtig. Unübersehbar ist der Trend, dass immer mehr Jugendliche zwischen diesen Angeboten „frei floaten“ und sich spontan entscheiden. Aber auch die neue „PCKultur“ schlägt hier durch, denn sie gehört als fester Tagesanteil zur „neuen Jugendkultur“. 70% der befragten Jungen „kennen“ die Mitarbeiter der beiden Jugendhäuser und 20% hatten bereits einmal „unmittelbaren Kontakt“ mit ihnen. Hinterfragt man diese Angaben genauer, so stellt sich zum einen heraus, dass das „Kennen“ in Wirklichkeit eigentlich ein „Habe-ich-einmal-wahrgenommen“ ist und auch der Aufgabenkatalog der beiden Sozialarbeiter für die meisten Befragten ein „unbekanntes Land“ ist. D.h. in Bezug auf die geleistete Arbeit der Jugendarbeiter besteht ein großes Informationsdefizit. Als positive Nachricht zu vermelden ist, dass die 16% der Jugendlichen, die „bereits einmal von den Jugendarbeitern unterstützt wurden“, diese Unterstützung als „(sehr) hilfreich“ erlebt haben. 87% der befragten Jungen fühlen sich als Jugendlicher in Waldkirch „nicht benachteiligt“ und 85% fühlen sich auch „nicht ausgegrenzt“. Demzufolge erscheint es auch logisch, dass der Freundeskreis der Jungen zu 85% aus Jugendlichen besteht, die „sich nicht benachteiligt“ fühlen. Für diese große Mehrheit gilt also klar der Satz, den ein Jugendlicher äußerte: „Es gibt wenig Gründe, sich benachteiligt zu fühlen“. Auf der Basis dieser Angaben verblüfft aber dann das Ergebnis der Frage, „ob sich die Stadt Waldkirch „gut“ oder „viel zu wenig“ um die Jugendlichen, die sich benachteiligt fühlen“, kümmert. Denn nun erklären 62% der Befragten, dass sich die Stadt Waldkirch „viel zu wenig“ um benachteiligte Jugendliche kümmere. Diese hohe Zahl legt die Vermutung nahe, dass das „Problem Benachteiligung“ im „öffentlichen Raum von Waldkirch“ in Wirklichkeit doch viel breiter ist, als im subjektiven Blickwinkel der befragten Jugendlichen, wo dies ein „Nur-13-15%Thema“ war. 154 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 62% der Jugendlichen sehen „die Zukunft der Jugendlichen in Waldkirch“ „eher gleichbleibend“, weil es für sie keine Anzeichen dafür gibt, dass es in absehbarer Zeit neue Anstrengungen im Jugendbereich geben wird. Und das gescheiterte „Schwimmbad-Projekt“ brachte für die Jugendlichen die resignative Erkenntnis: „dass die Stadt es nicht hinbekommt“. 27% sehen für die Jugendlichen in Waldkirch eine „rosige Zukunft“, da - in ihren Augen – weiterhin „viel versucht wird“ und „Facebook und Twitter“ auch neue Chancen eröffnen. Wie sich diese „Medienwelt“ dann konkret auf die „WaldkirchWelt“ auswirken könnte, blieb allerdings im Dunkeln. 11% der Jugendlichen sehen die Zukunft eher skeptisch. Ihre Argumente für diese Prognose waren: Im Grunde ist keines der bestehenden Probleme (der Jugendspaltung und –ausgrenzung und der Drogenprobleme) wirklich gelöst und der anstehende „demographische Wandel“ wird das „Jugendthema“ zunehmend von der politischen Tagesordnung verdrängen und daher vernachlässigen. Das Ergebnis, ob Waldkirch eine eher „jugendfreundliche“ oder eher „jugendunfreundliche“ Stadt ist, fiel recht knappt mit 57% („jugendfreundlich“) zu 43% („jugendunfreundlich“) aus. In der Zuspitzung dieses Gegensatzpaares wurde nochmals der grundlegende Graben-Verlauf innerhalb der Jugendszene von Waldkirch sichtbar, indem immer wieder die gleichen Punkte (wie z.B. die „Qualität der öffentlichen Plätze“) völlig konträr bewertet wurden. Was für die „Fraktion des jugendfreundlichen Waldkirch“ „jugendfreundliche Orte und Plätze“ sind, ist in den Augen der „Fraktion des jugendunfreundlichen Waldkirch“ stets ein „zuwenig an öffentlichen Plätzen“ und „das Dauerproblem der Ortsvertreibung“. 155 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Auswertung der Aufsatzbefragung in der Grundschule Grundschüler/innen der 3. und 4. Klassen aus der Grundschule in Waldkirch-Zentrum Im Rahmen der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch“ wurden (neben der Befragung von Schülern der Mittel- und Oberstufe) auch 80 Grundschüler/innen der dritten und vierten Klasse befragt. Die teilnehmende Grundschule befindet sich in Waldkirch-Zentrum. Um den Grundschüler/innen eine altersgerechte Befragung zu bieten, hat sich die Forschergruppe für eine Erhebung anhand eines von den Kindern geschriebenen Aufsatzes entschlossen. Dieser wurde von den Schülern und Schülerinnen in einer Unterrichtsstunde angefertigt. Das Aufsatzthema lautete: „Wie sieht Waldkirch in deinen Träumen aus?“ 1. Die „Ranking-Liste“ der an die Stadt Waldkirch formulierten Grundschüler/innen-Wünsche 1. „Schwimmbad“ „Auch ein Schwimmbad in Waldkirch wäre auch mal toll.“ 2. „Kino“ 3. „Sportanlagen“ 4. „Einkaufsmöglichkeiten“ „Noch ein Spielwarenladen wäre auch schön.“; „Einen schönen Tierladen wünsche ich mir.“ 5. „Aufzug in der Schule“ „Liebe Befragungsleute: ich wünsche mir die Schwarzenbergschule mit Aufzug.“ 6. „Kletterpark“ und „Freizeitpark“ „Natürlich wünsche ich mir auch einen Kletterwald der richtig groß ist.“ „Ich wünsche mir ein Kletterpark und ein Kinderland.“ 7. „Hallenbad“ 8. „Zoo“ „Ich möchte aber auch, dass der Zoo etwas größer wird.“ 9. „Spiele-/Kinderland“ „Ich wünsche mir ein Schwimmbad und ein 5 Sternehotel. Ein Europapark und eine Schule mit Aufzug. Ein Kletterpark und ein Kinderland. Ein totes Meer mit riesen Wellen und ein Kino. Eine Fernsehstunde in der Schule und ein Haus aus Gummibärchen.“ „Ich hätte gerne, dass die Häuser in verrückten Formen gebaut werden und bunt angemalt werden. Und dass es ein riesen Pool in Waldkirch gibt. Und dass es einen riesen Spielplatz gibt mit Bällebad und einer riesen 156 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kletterburg und Schaukeln und der Spielplatz soll in der Luft fliegen, wo eine Riesenleiter wo hoch führt.“ 10. „Spielplatz“ „Ich wünsche einen riesen riesengroßen Spielplatz mit viel gegringelten Rutschen.“ 2. Die Einzel-Darstellung der Befragungs-Ergebnisse (Da bei der Formulierung der Wünsche Mehrfachnennungen möglich waren, liegt die gesamtprozentzahl über 100%) Der mit Abstand größte Wunsch der Grundschüler/innen (mit 56%) ist ein „neues Schwimmbad“ in Waldkirch-Zentrum. Für sie wäre es schön, wenn sie es näher zum Schwimmbad hätten. Eine große Rutsche, verschiedene Becken, Sprungtürme und eine Liegewiese wären nach ihrer Vorstellung optimal. Ein „zusätzliches Hallenbad“ wird von 16% der Grundschüler/innen gewünscht, um auch im Winter schwimmen gehen zu können. Ein Kino wünschen sich 29% der Kinder. Der von 24% der Grundschüler/innen geäußerte Wunsch nach „mehr Sportanlagen“ gliedert sich in verschiedene Sportbereiche auf: Die Hauptnennung war „Fußball“, gefolgt von „Handball- und Basketball“ sowie eine „Rodelbahn“. Auch die Kinder im Grundschulalter scheinen sich nach für sie in ihrer Altersklasse „angemessenen Einkaufsmöglichkeiten“ (23%) zu sehnen. Der Spitzenreiter ist ein „Spielwarenladen“, gefolgt von der „Drogerie Müller“. Aber auch ein „schöner Tierladen“ wurde hier gewünscht. Auffällig ist, dass sich fast ein Viertel der Grundschüler/innen (23%) einen „Aufzug in ihrer Schule“ wünschen. Was hinter diesem Wunsch steckt, blieb allerdings verborgen. Auch kindgerechte Freizeitangebote scheinen den Kindern in Waldkirch zu fehlen. So z.B.: wurde ein „Kletterpark“ (von 19% gewünscht), ein „Freizeitpark“ (ebenfalls von 19% gewünscht), ein „Zoo“ (von 15% gewünscht), ein „Spiele- und Kinderland“ (von 15% gewünscht) und ein „toller Spielplatz“ (von 14% gewünscht). Diese Auflistung vermittelt den Eindruck, als seien die in der Stadt vorhandenen Spielplätze für die Kinder nicht besonders attraktiv. Deshalb wünschen sich 14% der befragten Grundschüler/innen einen „neuen Spielplatz“: Dieser sollte eine große Rutsche, Schaukeln und Klettermöglichkeiten umfassen. Aber die Grundschüler/innen denken nicht nur an sich, sondern machten sich bei der Schilderung ihres „Traumortes Waldkirch“ auch viele Gedanken darüber, dass es in diesem „Zukunftsort“ wirklich allen gut geht: „Und dass sie mehr für das Altersheim tun, zum Beispiel, dass auch sehr Alte noch Ausflüge machen können“. 157 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „…Und mehr Fahrradwege, weil immer mehr Kinder und Erwachsene auf der Straße fahren“. „Ich wünsche mir nicht so viele Baustellen in Waldkirch“. „Auch wenn Familien nicht so viel Geld haben, sie sollen schön wohnen“. Trotz der ländlichen Umgebung und Struktur von Waldkirch wünschen sich viele Kinder im Stadtraum noch mehr Naturbezüge. „In Waldkirch soll es mehr Tiere geben! Und es soll mehr Blumen geben! Und mehr Natur!“ Darüber hinaus wird gefordert: ein „Garten für jedermann“, „mehr Wiesen“, ein „Naturerlebnispark“, ein „Meer“ und „weniger Autos“. 3. Die Abschluss-Bewertung der Befragungs-Ergebnisse Die Stadt Waldkirch erscheint in den Augen der Grundschüler/innen als eine „kinderfreundliche Stadt“, die voller Angebote und Möglichkeiten steckt, auch wenn – wie ihre „Wunschliste“ zeigt – einiges noch zu verbessern wäre. Der zentrale Wunsch ist und bleibt ein „neues Schwimmbad im Zentrum der Stadt“, da das Schwimmbad in Kollnau für alle Kinder der Stadt als „zu weit weg“ und als „zu klein“ empfunden wird. Auffallend ist, dass trotz der Menge an Spielplätzen, die es in der Stadt gibt, von vielen Kindern ein „neuer Spielplatz mit besserer Ausstattung“ gewünscht wird. Hier erscheint es einmal sinnvoll – zusammen mit den Grundschulkindern – einen „Spielplatz-Check“ durchzuführen und genauer zu untersuchen, warum die bestehenden Spielplätze den Wünschen ihrer (Nicht)Nutzer nicht entsprechen. 29% der Kinder wünschen sich ein „Kino“, was in dieser Altersgruppe ein tolles Freizeitangebot und ein wichtiger Treffpunkt wäre. Aber auch als „Konsumenten“ wünschen sich die Grundschüler/innen stärker beachtet zu werden, indem das Einkaufsangebot für sie lokal verbessert wird. Für diese Alterklasse steht alles, was mit Sport, Bewegung, Aktion, Spaß … zu tun hat, im Mittelpunkt: Daher verwundert es nicht, wenn Sportangebote (für Sommerund Wintersport) und Spielelandschaften (Kletterburgen, Superrutschen, Erlebnisbäder) bei den Grundschülern/innen so hoch im Kurs stehen. Auch die „grünen Faktoren“, wie z.B.: „Tiere“, „Natur“ und „schöne Landschaft“, spielen in der Lebenswelt der Grundschulkinder eine sehr wichtige Rolle. Trotz der ländlichen Umgebung von Waldkirch wünschen sich die Kinder hier noch mehr Grün, mehr Gärten, mehr Natur und „weniger Autos“. Ihr „Traumort Waldkirch“ wäre ein Ort, in dem es „Gärten für Jedermann gibt“. Vielleicht wäre dies ein Gedanke, den die „Slow City“ Waldkirch aufgreifen könnte und mit einem „Green City Small-Urban Gardening“ ergänzen könnte. Mehr Gärten für alle im Stadtraum würden sich auch sozial sehr positiv auf das Stadtklima auswirken. 158 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kapitel 3 Die Untersuchungsergebnisse der „JugendExperten-Befragung“ in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der „Jugend-ExpertenBefragung“ innerhalb der „Waldkirch-Studie“ 1. Wer ist ein „Jugend-Experte“ in Waldkirch? Für uns (als Forschungsgruppe) sind „Jugend-Experten“ Personen, die sehr eng mit der Jugendarbeit vor Ort (z.B. als haupt- oder ehrenamtliche Jugendarbeiter) verbunden sind oder sich aus anderen Gründen (z.B. über ihr lokales Engagement in der Kommunalpolitik) damit verbunden fühlen. Wichtig ist, dass die „Jugend-Experten“ über diese Kontakte nicht nur einen besonderen Einblick in die lokale Jugendszene haben, sondern gleichzeitig auch einen gewissen Überblick, um die lokale Jugendlandschaft einschätzen und bewerten zu können. Nach diesen Kriterien wurden in Zusammenarbeit mit der „Lokalen Projektgruppe“ (die die Umsetzung der „Jugend-Gemeinde-Studie“ vor Ort plante und koordinierte) zehn Personen als Gesprächspartner ausgewählt. Wichtig bei der Auswahl war, dass es sich bei diesem Kreis nicht nur um sogenannte „offizielle Experten“ handelte, die als Hauptamtliche oder Vorstände im Jugendbereich tätig sind, sondern auch um sogenannte „stille Experten“, wie z.B. in der Jugendarbeit sehr aktive Jugendliche und Erwachsene. Mit der Auswahl aus einem möglichst breiten Spektrum der Jugendarbeit in Waldkirch, d.h. mit „Jugend-Experten“ aus der Kommunalpolitik, aus den Schulen, mit Vereinsvorständen, mit Jugendleitern, mit Mitgliedern des Jugendgemeinderats, mit Vertretern aus der kirchlichen Jugendarbeit bis hin zur Polizei sollten möglichst viele Facetten abgedeckt und die unterschiedlichsten Meinungen zum Jugendleben und zur Jugendarbeit in Waldkirch erhoben werden. Auch bezüglich der Verteilung in „haupt- und ehrenamtliche Experten“ und vom Geschlechterverhältnis her, gab es ein absolutes Gleichgewicht: Fünf der interviewten Personen sind hauptamtlich mit der Jugendarbeit befasst und fünf Personen ehrenamtlich. Fünf der Befragten waren Männer und fünf Frauen. Die meisten Personen (außer die jugendlichen „Jugend-Experten“) verfügten über langjährige Erfahrungen im Jugendbereich. 159 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Was ist das Ziel der „Jugend-Experten-Befragung“? Der Schwerpunkt der „Jugend-Experten-Befragung“ lag auf der Erfassung der „allgemeinen Lage“ der Jugendlichen und der Jugendarbeit in Waldkirch. Für das Spezialthema „Mobile Jugendarbeit in Waldkirch“ wurde zusätzlich eine Sonderbefragung mit Experten, die speziell mit dem Thema: „Mobile Jugendarbeit in Waldkirch“ befasst sind, durchgeführt (siehe Kapitel 5). Allerdings befassten sich auch einige Fragen der „allgemeinen Jugend-ExpertenBefragung“ (z.B. zu den Themen: Problemlagen in der Jugendarbeit; NutzerKonflikte im Öffentlichen Raum; sogenannte „Problemjugendliche“ in Waldkirch usw.) mit dem Thema der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch, so dass es immer fließende Übergänge zwischen der „allgemeinen“ und der „Mobilen Jugendarbeit“ vor Ort gab. 3. Der methodische Aufbau der „Jugend-Experten-Befragung“ Das Konzept der „Jugend-Experten-Befragung“ folgt zwei Überlegungen: Zum einen soll es Gegeninformationen und Gegensichten zu der „allgemeinen Jugend-Befragung“ in Waldkirch liefern. D.h. nicht immer stimmen die in der direkten Jugendbefragung gewonnen Aussagen mit der Realität überein. Aus diesem Grunde ist es wichtig, sich von Seiten der „Experten“ eine zweite Meinungssicht einzuholen, um die Jugendaussagen entweder zu bestätigen oder zu relativieren. Nur über diesen Weg kann es gelingen, ein einigermaßen „objektives“ Bild der Jugendsituation in Waldkirch zu gewinnen. Zum anderen soll die „Jugend-Experten-Befragung“ mit ihrer Sicht und Beschreibung der allgemeinen Jugendlage vor Ort auch die Hintergrundinformationen liefern, die notwendig sind, um die sozial-räumliche und institutionelle Einbettung der Mobilen Jugendarbeit in die lokale Jugendlandschaft präziser definieren zu können. Um dem ersten Ziel - einer direkten Vergleichbarkeit der „Experten-Aussagen“ mit den „Jugend-Aussagen“ - auch methodisch sehr nahe zu kommen, wurden im „Jugend-Experten-Fragebogen“ auch wortgleiche Fragen zu dem „JugendFragebogen“ einbaut. In einer gegenübergestellten Auswertung lässt sich nun darüber z.B. die Frage überprüfen, ob das „Jugendbild“, das die Experten von der Jugend in Waldkirch haben, mit dem tatsächlichen (selbst-geäußerten) „Jugendbild der Jugendlichen“ übereinstimmt und in welchen Punkten es von einander abweicht. Diese Erkenntnis kann wichtig sein, um z.B. dem Eindruck nachzugehen, dass Jugendliche und „Jugend-Entscheider“ hin und wieder aneinander vorbeireden und es kann dabei helfen, die Ursachen dafür zu finden. 160 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Methodisch heißt dies, dass diese vergleichenden Teile des „Jugend-ExpertenFragebogens“ aus dem „Jugend-Fragebogen“ abgeleitet wurden, der die eigentliche „Basis-Befragung“ der „Jugend-Gemeinde-Studie“ darstellt. Die „Jugend-Experten“ bestimmen damit nicht – wie in der Jugendrealität vor Ort es normalerweise der Fall ist – das Geschehen und die Meinungsmacht, sondern ergänzen die breite Jugendsicht mit ihren Experten-Einschätzungen. Das ist eine teilweise Umkehrung der klassischen Sicht auf die lokale Jugendarbeit, die in der Regel sehr oft als eine reine „Selbstanalyse der Jugendarbeit“ und selten als an den tatsächlichen Jugendpositionen überprüft, abläuft. Diese besondere Methode ist Teil des „sozial-räumlichen Ansatzes“ der Gesamtstudie und soll den Jugendlichen den nötigen Freiraum geben, sich ohne Vorgaben direkt artikulieren zu können. Dass das Befragungsteam als externe Forschungsgruppe von außen kam, beförderte diese Freiraumkultur zusätzlich, denn gegenüber Auswärtigen fällt es leichter, wirkliche Probleme anzusprechen, als gegenüber Einheimischen, bei denen nicht selten der Verdacht besteht, dass diese Informationen die „Runde machen“ und dann auf den Aussender eventuell „negativ zurückfallen“ könnten. Auch in den jeweiligen Jugend-Experten-Interviews wirkte dieses Prinzip des „absolut vertraulichen Informationsgesprächs“ gegenüber Auswärtigen (und in diesem Falle sogar „professionellen“ Jugendarbeitern, die dieses Prinzip aus ihrer Berufspraxis heraus geradezu „verinnerlicht“ haben) befördernd. Die einzelnen Experten-Befragungen dauerten mindestens eine Stunde (und zum Teil länger), was beabsichtigt war, um wirklich Zeit zu haben für ein „echtes Gespräch“ und keine „gefühlte Abfrage“. Erst in diesem positiven Gesprächsklima kann es dann gelingen, Zeit zum Nachdenken zu haben und die einzelnen Fragen möglichst genau beantworten zu können. Der „Jugend-Experten-Fragebogen“ war – wie der Name schon aussagt – nicht als klassischer „Interview-Leitfaden“ aufgebaut, sondern auch - der Form nach wie ein „echter Fragebogen“ konzipiert. Das hatte den Vorteil, dass mit der durchgängig in der gesamten „Jugend-Gemeinde-Analyse“ verwendeten Fragebogen-Form eine hohe Kompabilität zwischen allen Befragungsmedien hergestellt war, was deren Auswertung dann maßgeblich erleichterte. Außerdem hatte das „Fragebogen-Konzept“ den Vorteil, die Aussagen der „JugendExperten“ direkt hinter der Fragestellung mitprotokollieren zu können und damit die Zuordnung deutlich zu verbessern. Die durchgängige Prozentangabe bei allen Aussagen in allen Untersuchungsmedien ist gewollt, denn sie ist quasi eine mathematische Voraussetzung für eine eventuelle Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Meinungsäußerungen. Sie ist daher eine methodische Notwendigkeit und keine Übertreibung (ein Eindruck, der z.B. dann entstehen könnte, wenn bei den Experten-Meinungen bereits ein Experte gleich 10% der Experten repräsentiert). 161 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 II. Die Einzel-Darstellung der Untersuchungsergebnisse der „Jugend-Experten-Befragung“ in Waldkirch „Ist Ihrer Meinung nach die Stadt Waldkirch eher eine jugendfreundliche oder eher jugendunfreundliche Stadt?“ Auf diese Einstiegsfrage antworteten sechs der Befragten (60%) mit „jugendfreundlich“, nur eine Person (10%) mit „jugendunfreundlich“ und drei Personen (30%) hatten ein Problem damit, die Frage in dieser Polarisierung zu beantworten. Als Argumente, die für Waldkirch als „eher jugendfreundliche“ Stadt sprachen, wurden genannt: Für Jugendliche sind viele Möglichkeiten vorhanden. Vor Ort gibt es ein gutes räumliches und personelles Angebot für Jugendliche. Trotz bestehender Nachbarschaftskonflikte in der innerstädtischen Verdichtung existieren viele Treffpunkte für Jugendliche. Die Jugend nimmt ihre Stadt an. Es gibt ausreichend Plätze für Jugendliche im offenen Bereich. Die Jugendlichen besuchen gerne „Offene Treffs“, wie z.B. das AJZ (= „Autonome Jugend-Zentrum“). Das Engagement des Oberbürgermeisters ist in sozialer Hinsicht sehr groß. Es gibt eine gute Bildung und eine gute Versorgung mit Schulsozialarbeitern an allen Schulen. Es existiert eine breite Unterstützung der Vereine, die viele Angebote für die Jugendlichen bereithalten. Durch flexible Busverbindungen (z.B. nach Freiburg) können auch kommerzielle Angebote gut wahrgenommen werden. Als Argumente, die für Waldkirch als „eher jugendunfreundliche“ Stadt sprachen, wurden genannt: Der Focus der Jugendarbeit liegt zu stark auf der Vereinsarbeit: „Es gibt hier zwar viele Vereine, dennoch wissen viele Jugendlichen nicht, was sie in ihrer Freizeit machen sollen. Hier gibt es eben keinen Platz, wo sich alle Jugendlichen treffen können, da immer die Frage der Kontrolle hier eine Rolle spielt – was schade ist“. „Die Förderung in Waldkirch liegt eher auf Familie, ist weniger auf Jugendliche bezogen“. Es fehlen Plätze, an denen sich die Jugendlichen zwanglos treffen können und sich wohlfühlen. Es gibt wenige Jugendplätze, daher sind Jugendliche oft am Bahnhof. 162 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Es gibt zu wenig Jugendtreffs in der Stadt. Der Jugendtreff im „Roten Haus“ ist zeitlich zu gering. „Die Jugendlichen haben meiner Meinung nach zu wenig Raum, vor allem außerhalb des ‚Hauses der Jugend’ und werden von einem Ort zum anderen geschickt. Es gibt zu viele Leute, die sich zu schnell und zu viel beschweren“. Es gibt kein Jugendhearing und keinen richtigen Informationsfluss innerhalb der lokalen Jugendarbeit Es gibt keine Disco für Jugendliche. Das kommerzielle Angebot (McDonald’s, Kleidergeschäfte) ist unzureichend. „Unter welchen Gesichtspunkten wird das Thema: „Jugend“ in Waldkirch Ihrer Meinung nach innerhalb der Gemeinde gesehen?“ Die Jugend „als Problem“: Die Jugend hat ein negatives Erscheinungsbild: z.B. Sachbeschädigungen, Müll, Lärm, Beschwerden in der Bevölkerung. Negatives wird eher gesehen als Positives. Es wird viel „gestänkert“. Das ‚Outback’ (= lokale Disco) verursacht negative Stimmung (Verwüstungen auf dem Heimweg; Altersgruppe 18-21 Jahre). Es gibt häufig Streß nach Thekenschluß: Körperverletzung, Vandalismus… Der Skaterpark fällt durch Verschmutzung und Lärm auf, aber nicht durch „Anpöpeln“ von Spaziergängern. Ein Angstgefühl von Seiten der Bevölkerung ist daher nicht gerechtfertigt! Im Sommer gibt es in der Stadt immer wieder Ruhestörungen durch Jugendliche, die sich öffentlich versammeln. Es gibt aber keine großen Beschwerden von Seiten der Senioren! Der Gemeinderat stößt in der Jugenddiskussion meist auf „Probleme“. Aber es ist beeindruckend: Die Jugend kann sich äußern, was sie möchte (z.B. Skater-Anlage). Die Jugend wird „als Problem“ angesehen, aber die Erwachsenen sind meist der Auslöser (z.B. selbst bei der Fasnet liegt die Verantwortung bei den Eltern). Die Jugend „im Dialog“: Durch das rege Vereinsangebot hat die Jugend ihren Platz. Die Jugendlichen kennen sich untereinander (in den Vereinen, auf der Straße) über alle Bildungsgrenzen hinweg. Die Schulen liegen nah beieinander und die Schüler treffen sich in den Pausen. Das Thema Jugend ist eine wichtige kommunale Aufgabe (Sozialanspruch, Bildungsauftrag, gesellschaftliche Notwendigkeit, Inklusionsauftrag …). Schon im 163 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kindergarten ist eine grundlegende Arbeit wichtig. Bildungspolitisch ist Waldkirch gut aufgestellt (siehe z.B.: Umbau der Realschule). Die Ganztagsschule ist ein „Sprachgebrauchsfehler“, da der Begriff „Schule“ bei den Jugendlichen negativ behaftet ist. Die Ganztagsschule ist eigentlich ein zusätzliches „Freizeitangebot“ und wäre auch als solches zu benennen. Es wird viel gemacht für die Jugend (Wahl des Jugendgemeinderates = Mitspracherecht). Der Jugendgemeinderat läuft gut. Ihm wird Aufmerksamkeit gezollt. Teilweise wird die Arbeit des Jugendgemeinderates unterstützt, teilweise für unnötig gehalten. Es gibt Gespräche mit dem Jugendgemeinderat und dem Gemeinderat, um sich zu beteiligen. Aber dies ist eher defizitär. Der Jugendgemeinderat wird in den Schulen gewählt, sonst gibt es keine Infos. Die Lage der Jugend wird kaum thematisiert. Die Fragen von Jugendlichen an das Rathaus werden oft nicht beantwortet. Es findet kein regelmäßiger Austausch zum Thema Jugend von Seiten der „Betroffenen“ statt. Es gibt zu wenige Veranstaltungen für Jugendliche. „Welchen Stellenwert hat das Thema: „Jugend“ in Waldkirch innerhalb der Gemeinde auf einer Skala von 1 (= sehr bedeutend) bis 6 (= unbedeutend)?“ Hier fiel das Abstimmungsergebnis (nach der Schulnotenskala) unter den „Jugend-Experten“ sehr heterogen aus: Ein Experte (10%) stimmte für die Skala: 1,5 („sehr bedeutend“) Vier Experten (40%) stimmten für die Skala: 2 – 2,5 („noch sehr bedeutend“) Drei Experten (30%) stimmten für die Skala: 3 („bedeutend“) Zwei Experten (20%) stimmten für die Skala: 4,5 – 5 („eher unbedeutend“) Die Begründung des einen Experten, der für eine Bewertung mit 1,5 („sehr bedeutend“) stimmte, war: „Es gibt ein umfangreiches vernetztes Angebot durch Stadt, Kirchen und Vereine“. Die Begründungen der vier Experten, die für eine Bewertung mit 2 – 2,5 („noch sehr bedeutend“) stimmten, waren: Es wird viel in Richtung „Familienfreundlichkeit“ getan: viele Spielplätze, Spielstraße, Baumkronenweg. Dies führt zum großen Zuzug junger Familien. Nicht jeder denkt, die Jugend braucht mehr. Aber: viele setzen sich ein, u.a. die Vereine. Die Vereine und die Musikschule engagieren sich viel. Da der Jugendgemeinderat ein Mitspracherecht hat. 164 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Die Streetworker müssten mehr unterstützt werden: das Deputat müsste erhöht werden. Ein zweiter Streetworker müsste eingestellt werden. Am besten eine weibliche Kraft, um breitere Ansprechpartner zu haben. Der bisherige steht allein auf verlorenem Posten“. Die Begründungen der drei Experten, die für eine Bewertung mit 3 („bedeutend“) stimmten, waren: „Es gibt viele, die sich für Jugendliche einsetzen“. „Es gibt wohl viele, die noch mehr unterstützen wollen. Da aber kein Geld vorhanden ist, können sie dies nicht tun“. „Die Jugendarbeit findet größtenteils in den Vereinen statt“. „Die Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit des ‚Roten Hauses’ / ‚Jugendhauses’ fehlt“. Die Begründungen der zwei Experten, die für eine Bewertung mit 4,5 - 5 („eher unbedeutend“) stimmten, waren: „Bis auf die Mobilen und die Vereine (die sich selbst erhalten wollen) gibt es nicht viel (abgesehen vom ‚Open Air’ in Kooperation mit den Mobilen)“. „Schwierig, da den Jugendlichen oft das Gefühl des Unwillkommenseins vermittelt wird“. „Die Gemeinderäte sind relativ alt“. „Gibt es in Waldkirch bereits Anzeichen dafür, dass der „demografische Wandel“ im Kinder- und Jugendbereich angekommen ist?“ Sechs „Jugend-Experten“ (60%) sahen bereits „Vorboten des demographischen Wandels“ im Kinder- und Jugendbereich Waldkirchs, vier (40%) bisher keine. Als erste Anzeichen des „demographischen Wandels“ wurden benannt: Es gibt weniger Kinder und damit weniger Schüler. Dieser Rückgang wurde erst später bemerkt, da z.B. beim Kindergarten die 0-3jährigen hinzukamen. Man sieht es manchmal an den Grundschülerzahlen, aber eher weniger sichtbar, da sich schon immer viele Familien in Waldkirch ansiedeln. Schülerzahlen gehen zurück. Die sinkenden Schülerzahlen ziehen sich durch alle Schularten. In wenigen Jahren wird es keine Hauptschule mehr in Buchholz geben. Es gibt zuwenig Förderung für Menschen aus der „Unterschicht“. Wer nichts hat bekommt nichts (im Sozialbereich). Die Hauptschule wird zum Sammelbecken der Unterschichtsjugendlichen. Bei Firmungen, bei der Erstkommunion sinken die Kinderzahlen. 165 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Auch in der Kinder- und Jugendgruppenarbeit ist ein Rückgang zu spüren. Örtliche Vereine „klagen“ über Nachwuchsmangel – trotz ihrer Bemühtheit! Der Rückgang hat positive Auswirkung auf die Ausbildungsstellen: Es sind nun mehr da! Die Immobilienpreise sind teuer – die Mietpreise auch. Es gibt wenige deutsche Großfamilien. Es zeigt sich eine negative Alterspyramide: 35% sind bereits über 60 Jahre alt. Im Stadtbild setzt ein Wandel ein: immer mehr Rollatoren (2020 ist jeder 4. über 60!) „Wie reagiert die Stadt Waldkirch auf die ersten Anzeichen des „demographischen Wandels“ bisher? (Und wie schätzen Sie diese Reaktion ein?)“ Besondere Maßnahmen von Seiten der Stadt sind bisher nicht erkennbar. Im Jugendbereich sind bisher keine Maßnahmen geplant. Wenn jemand oder eine Gruppe konkret etwas vorschlägt, ist wohl eher eine Bereitschaft da. Es wird geguckt, dass Waldkirch „familienfreundlich“ (Ausweisung von Neubaugebieten, mit Ferienangeboten) ist. Es fehlt an Ausweisungen von Neubaugebieten mit bezahlbarem Wohnraum (die neuen Wohnungen kann sich nur das Bildungsbürgertum leisten). Baugenehmigungen für Einheimische sollten leichter zu bekommen sein. Das Flair der Stadt sollte erhalten bleiben (kleine Läden; Restaurants; Orgelfest; ‚Slow City’; Kulturwoche). Die Anbindung zum hinteren Elztal sollte verbessert werden. Im Altenbereich tut sich was: Alters-WG (‚Vivaldi-Verein’); Wohnen im Alter; Projekt Kollnau: Häusersanierung; Mischung von Jung und Alt im Mehrgenerationenhaus „Rotes Haus“; die Bürgersteige sollten für die RollatorenSenioren abgesenkt werden. Es sollte Spielenachmittage für Jung und Alt geben. „Gibt es in irgendeiner Form Jugendlichen) in Waldkirch?“ „Jugendprobleme“ (Probleme mit Bei dieser Frage waren sich alle zehn „Jugend-Experten“ einig und stimmten zu 100% mit „Ja“. 166 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Als konkrete „Jugend-Problem-Felder“ wurden benannt: Problemfeld: Öffentliche Plätze Der Müll, Lärm, Vandalismus. Jugend im öffentlichen Raum ist gewünscht – aber in der Stadt sind sie „immer zu laut“. Ruhestörung. Befahrung der Grünanlagen. Konfliktorte: Emmendinger Straße, Hauptschule, Bahnhof. Jugendliche hinterlassen Müllberge bzw. belästigen Anwohner. Das Zusammenführen der Religionen ist schwierig: es gab oft Schlägereien. Sprayaktion in der Realschule Kollnau, Ritterfiguren zur Kastelburg. Problemfeld: Alkoholismus Der Alkohol auf Festen. Der Alkohol ist ein milieu-übergreifendes Problem (sowohl in der kirchlichen Jugendarbeit, wie auch in anderen Bereichen). Nächtliche Trinkgelage. „Outback“, „Schulabschlusspartys“, „Flatrate-Trinken“. Die Ausschreitungen sind immer mit Alkoholkonsum verbunden und die Folgen meist: Vandalismus. Problemfeld: Drogen Der Drogenkonsum (Kiffen). Für die jungen Leute ist der Zugang zu synthetischen Drogen viel einfacher (Preis für Speed billiger als für Gras!) Problemfeld: Schule Ansteigende Zahl von Schulverweigerern. Mobbing an den Schulen. ‚Facebook’ macht Probleme – ‚Cybermobbing’. Problemfeld: Kriminalität Diebstahl (in Läden in Freiburg). Negativer Einfluß von Jugendlichen auf andere (Animation zum Diebstahl). Aber eine „Emmendingerstraße“ gibt es in Buchholz nicht! Körperverletzung in Verbindung mit dem ‚Outback’. ‚Outback’ (Vandalismus bis in die Innenstadt). Nicht nur Jugendliche aus Waldkirch. Problemfeld: Jugendgruppen Migrationsprobleme: Spannungen bei Zusammenschlüssen zwischen Personen aus unterschiedlichen Kulturen; Belastung der Jugendlichen durch die Dolmetscherrolle für ihre Eltern. 167 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Multikulti – verschiedene Ausgrenzung. Herkunft: Sauberkeit, Vorurteile, Klischees, Das ‚AJZ’ wird wegen seiner Lockerheit bewundert, weil es Auflagen unterläuft: Drogen/Rauchen geht nicht! Hygienezustand geht nicht! Bei selbstverwalteten Einrichtungen: Probleme beim Wechsel der Führungsriege. Bei der Fasnet (Rosenmontag) treffen sich die aus Waldkirch und über alle Stadtteile wird hergezogen. Finde ich schade. „Wie wird mit diesen „Problemfeldern“ vor Ort umgegangen?“ Aktionsfeld: Alkoholismus Die Vereine reagieren auf das Alkoholproblem (Security, Altergrenze wird höher gesetzt). Informationsveranstaltungen für Festebetreiber (immer auch Thema bei Festen). Die Präventionsarbeit geschieht eher nur an den Schulen (Schulsozialarbeit): z.B. „Mädchen sucht Junge“. Das Thema „Alkoholismus“ ist auch im Unterricht verankert. Über das Alkoholismusproblem wird in den Schulen aufgeklärt; darüber hinaus gibt es die Flyer-Aktion: „Trinken ja – Saufen nein!“ („Zünftige und saubere Fasnet“) und mehr Polizeikontrollen. In den Jugendeinrichtungen (z.B. im ‚Jugendkeller’) gibt es feste Regelungen und auch die (begrenzte) Bereitschaft der Anwohner „Ausfälle“ mitzutragen. Wenn etwas vorkommt wird die Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit und dem Jugendamt usw. gesucht, um zu helfen. Hilfsangebote von Seiten der Gemeinde sind vorhanden. Aktionsfeld: Prävention Eine wichtige Kontaktperson ist der Polizeijugendsachbearbeiter: er wird von den Jugendlichen geschätzt und respektiert. Entscheidend ist es, Kontakte zu pflegen: Präventiv vor Ort sein, damit überhaupt keine Probleme auftreten. „Die „Jugendprobleme“ sind Dauerthema im Gemeinderat (Schulprojekt: Cyberkriminalität)“. Über „Zugehende Jugendarbeit“ (Streetwork) existieren gezielte Gesprächsangebote. Aktionsfeld: Handlungsstrategien „Im Grunde besteht im Gemeinderat zu wenig Wissen über die konkrete Arbeit und Lage der Jugendarbeit“. „Es wird nicht zugehört. Es gibt zu wenig Lob für Jugendgemeinderat“. Eine genaue Problemanalyse und konkrete Handlungskonzepte werden meist nicht entwickelt (Ausnahme: die ‚Anti-Alkoholismus-Kampagne’) 168 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Mit Gruppenbildung bei Schlägereien gehen die einzelnen unterschiedlich um, z.B. Polizei oder das JZ. Es gibt meist keine Reaktion auf die Konflikte: Die Jugend wird nicht wirklich beachtet. Für sie wird kein Platz, kein wirklicher „Jugend-Raum / -Platz“ geschaffen. Im Konfliktfall werden die Nutzungsvereinbarungen überprüft. „Es ist gängige Strategie: Bei Konflikten werden die Sozialarbeiter losgeschickt!“ „Im ‚Haus der Jugend’ wird offen darüber geredet und bei der Lösung geholfen“. „Schade, dass die Anwohner nicht zu vermittelnden Gesprächen bereit sind“. „Wir wollen die Durchführung eines Deeskaltionstrainings mit der Polizei“. Aktionsfeld: „Konsum“-Jugend „Bei Angeboten werden diese von den Jugendlichen angenommen – allerdings unter dem Motto: zuerst bekommen, nichts geben!“ Wie würden Sie mit den bestehenden „Jugend-Problemen“ umgehen? Die getroffene Fasnet-Regelung ist gut! (im ‚Jugendkeller’ keine harten alkoholischen Getränke!) Mit den Jugendlichen direkt über ihre Grenzen von Alkohol und deren Wirkung sprechen: Trinke ich Bier – oder trinke ich Schnaps. Was ist die Wirkung auf mein Verhalten? Mehr Leute werden benötigt, um Präsenz zu zeigen. Mehr Zeit ist notwendig, um sich mit den Jugendlichen auseinanderzusetzen. Mehr Zeit oder Personal wird nachts bei der Polizei gebraucht, um die Beschwerden abzudecken. Wir brauchen mehr engagierte Leute, nicht nur mehr Jobs (Sozialarbeiter). Auch ist mehr Unterstützung durch die Vereine und Kirchen gefragt. Junge Leute für Jugend- und Sozialarbeit (z.B. in den Vereinen) begeistern. Dringend ist mehr Migrantenunterstützung: Mehr Förderung bei Bildungsmaßnahmen für Migranten (Papierkram bei Beantragung). Projekte mit Kindern mit Migrationshintergrund sollten verstärkt werden. Ebenso zur Suchtberatung. Evtl. kurze Schließung (keine Komplettschließung) der Einrichtungen, wenn die Auflagen nicht erfüllt werden. Von Seiten der Jugendlichen sollte mit der Ausstattung in den Jugendräumen respektvoller umgegangen werden. „Vor allem wichtig ist: Selbst Vorbild sein!“ „Dran bleiben („Kontinuität“): Gespräche über Silke / Daniel suchen!“ „Offen darüber reden, mit den Jugendlichen Lösungen suchen, viele Gespräche führen, Verständnis zeigen, Vorschläge machen“. 169 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Fragen-Block zu einem fiktiven „Experten-Jugend-Dialog“ Die folgenden Fragen sind „Vergleichende Fragen“, denn den Jugendlichen (in der Jugend-Basisfragung) und den (Jugend)Experten wurden die gleichen Fragen gestellt. Mit diesem gleichlautenden Frageblock an die „Jugend-Experten“ sollte festgestellt werden, inwiefern sich ihre Antworten mit den Jugendantworten ergänzen oder ihnen widersprechen. (Vergleichende Jugendfrage Nr. 1): „Was sind Ihrer Meinung nach die Punkte, die Jugendlichen an Waldkirch am besten gefallen?“ Nr. 1: Das vielfältige Vereinsangebot für Jugendliche. Nr. 2: Die Skateranlage. Nr. 3: Die Angebote der Offenen Jugendarbeit (AJZ, Jugendhaus, Rotes Haus). Nr. 4: Die gute Verkehrsanbindung an Freiburg. Nr. 5: Die guten Sportmöglichkeiten. Nr. 6: Der Jugendtreffpunkt: „Stadtrainsee“ (mit Minigolfsplatz). Weitere Nennungen waren: Die jährlichen Veranstaltungen (Fasnet, Feste, Konzerte); das entstehende neue Quartier zum Einkaufen; die gute Erreichbarkeit der Stadt Waldkirch aus allen Ortsteilen; die vielen Schularten und Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort. Als der eigentliche, zentrale „Jugendort“ der Jugend in Waldkirch wird von den „Jugend-Experten“ die ‚Skateranlage’ beschrieben: „Weil sie abgelegen ist; können dort rauchen und kiffen; sind unbeobachtet“; „Chillen + Ruhe + Skaten / BMX“. „Gute Stimmung dort“. Als für die Jugendlichen (nach Meinung der „Jugend-Experten“) ebenfalls als sehr wichtig werden die Einrichtungen der ‚Offenen Jugendarbeit’ eingeschätzt: „Das JZ ist wichtig für Jugendliche, die von anderen Einrichtungen nicht erreicht werden“. „Das Angebot der Offenen Treffs im Haus der Jugend wird gut genutzt“. „Wer gefallen hat selbst etwas zu gestalten, hat dort dazu Raum“. „Diese Angebote bieten die Chance, sich bis zum Schluss alle Möglichkeiten offen zu halten“. “Die Jugendlichen müssen sich auch überlegen, ob sie nur konsumieren wollen oder auch selbst veranstalten“. (Vergleichende Jugendfrage Nr. 2): „Was sind Ihrer Meinung nach die Punkte, die Jugendlichen an Waldkirch am wenigsten gefallen?“ Nr. 1: Es gibt zuwenig Trefforte für Jugendliche. Nr. 2: Es gibt zuwenig Jugendangebote für jüngere Jugendliche (bis 22 Uhr). 170 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Nr. 3: Der sich verschärfende Umgang der Polizei und Behörden mit den Jugendlichen. Nr. 4: Die vertagte Entscheidung über das Freibadgelände. Nr. 5: Die Verschulung des Jugendalltags. Mit weitem Abstand ist (aus Sicht der „Jugend-Experten“) das meistgenannte Problem der „Dauerkonflikt der Jugendtreffpunkte im Öffentlichen Raum“: „Öffentliche Plätze sind häufig ein Zankapfel zwischen Jung und Alt, Jugend und Anwohner.“ „Es gibt zu wenig Orte, die eigene Kreativität ohne Kontrolle der Erwachsenen zu entfalten.“ „Da sie nur geduldet sind an öffentlichen Plätzen und sich daher unerwünscht fühlen.“ „Jugendliche brauchen Plätze zum Chillen.“ „Egal wo die Jugendlichen sich aufhalten, stören sie und werden dann vertrieben.“ „Viele Leute können mit den Jugendlichen und ihrer Lebenswelt nicht umgehen. Das führt zu übertriebenen und sehr häufigen Beschwerden.“ Der zweite Mangel (aus Sicht der „Jugend-Experten“) ist das „fehlende Angebot für jüngere Jugendliche vor Ort“: „Veranstaltungen für Jüngere gibt es wenig (bis 22 Uhr abends).“ „Das Problem: Abends weggehen (es gibt nur das „Outback“ und die „Havanna Bar“).“ „Jüngere können nicht nach Freiburg fahren.“ „Es wird viel für Familien angeboten, aber wenig für Jugendliche.“ „Der Wunsch nach freien Trefforten ohne Vereinsbindung ist hoch.“ „Man will halt am Wochenende gerne weggehen, Spaß haben.“ Der dritte Mangel (aus Sicht der „Jugend-Experten“) ist der „sich verschärfende Umgang der Jugendlichen mit der Polizei und den Ordnungsbehörden“. „Polizeikontrollen: Gute Polizisten – Schlechte Polizisten.“ „Das ist oft eine Schikane: Begrüßt von der Polizei - ist einfach blöd.“ „Polizisten, die etwas „aggressiver“ sind, werden von Freiburg zu uns geschickt. Ihr Auftreten ist nicht verhältnismäßig.“ „Unfaires Verhalten gegenüber Jugendlichen, z.B. bei Ordnungswidrigkeiten (bei jährlichen Vergehen, wie z.B. bei Lärmbelästigung, wurde das Ordnungsgeld pauschal um 100 EUR mal direkt erhöht).“ „Wir werden für Probleme verantwortlich gemacht, die wir nicht selbst verursacht haben. z.B. das Obdachlosenheim, das direkt neben dem JUZ steht und diese Ecke zum ‚Sozialen Brennpunkt’ macht. Die Leute, die Heroin und harte Drogen konsumieren und ihre Utensilien und Spritzen direkt neben dem Jugendzentrum verstreuen.“ 171 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Der vierte Mangel (aus Sicht der „Jugend-Experten“) ist, dass die Jugendlichen nicht verstehen, dass „die Frage nach der Nutzung des Freibadgeländes in Waldkirch nicht entschieden wird“: „Ein Schwimmbad fehlt.“ „Eine Entscheidung über das Freibadgelände stünde an (breite Kommunikation).“ Der fünfte Mangel (aus Sicht der „Jugend-Experten“) ist, dass „alle Bemühungen zur Verbesserung der Schulen, diese bei den Jugendlichen nicht beliebter machen“: „Schulen sind negativ behaftet (hier wäre mehr Vermittlungsarbeit notwendig).“ „Die Schule wird trotz aller Ausstattung nicht geliebt.“ „Schule? = Pflichten, Hausaufgaben (Wobei man dort auch Freunde trifft).“ „G 8 Schüler haben nach der Schule keinen Bock mehr auf Schwimmbad.“ Der sechste Mangel (aus Sicht der „Jugend-Experten“) ist, dass „alle Jugendlichen, die sich öffentlichen engagieren wollen durch einem riesigen Berg von Vorschriften ausgebremst werden“: „Das viele Papierzeug, das anfällt, wenn Jugendliche mal eine Aktion planen. Da ist so viel zu organisieren, dass es schwierig oder fast unmöglich macht, etwas cooles auf die Beine zu stellen. Das ist schade – nur wenn die MJA das in Kooperation macht, geht das“. (Vergleichende Jugendfrage Nr. 3): „Was sind Ihrer Meinung nach die Punkte, die Jugendliche in Waldkirch für sich am meisten wünschen?“ Nr. 1: Einen McDonald’s in Waldkirch. Nr. 2: Bessere Einkaufsmöglichkeiten für Jugendliche. Nr. 3: Mehr Ausgehmöglichkeiten für Jugendliche. Nr. 4: Ein Schwimmbad für Waldkirch. Nr. 5: Einen öffentlichen Jugendplatz, von dem man nicht vertrieben wird. Der Wunsch der Jugendlichen nach einem „McDonald’s“ in Waldkirch wurde (aus Sicht der „Jugend-Experten“) folgendermaßen begründet: „Fastfood gehört zur Jugendkultur“. - „Hat nachts noch länger offen“. Der Wunsch der Jugendlichen nach mehr „jugendgerechten Einkaufsmöglichkeiten“ in Waldkirch wurde (aus Sicht der „Jugend-Experten“) folgendermaßen begründet: „Die Freizeitangebote sollten hochgeschraubt werden (größere Bandbreite).“ „Sachen, die in größeren Städten angeboten werden.“ „Elektrogeschäfte mit aktuellen IT-Technik-Angeboten.“ „Jugend-Klamottengeschäfte.“ Der Wunsch der Jugendlichen nach mehr „Ausgehmöglichkeiten“ für Jugendliche in Waldkirch wurde (aus Sicht der „Jugend-Experten“) folgendermaßen begründet: 172 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Die Jugendlichen wollen ein gemischtes, kulturelles Angebot, weil sie sich eine offenere Gesellschaft wünschen.“ „Mehr Möglichkeiten für ungebundene Freizeitmöglichkeiten.“ „Mehr Weggehmöglichkeiten für Jugendliche. Im Grunde gibt es nur den „Jugendkeller“, das „AJZ“ und das „JUZE“. Das ist auch für die Jüngeren kein gutes Angebot!“ „Jugendzentrum („Kinoabend“, Billard, Tischkicker, verschiedene Angebote und Aktionen).“ „Es fehlt eine echte Jugend-Disco.“ Der Wunsch der Jugendlichen nach einem „Schwimmbad in Waldkirch“ wurde (aus Sicht der „Jugend-Experten“) folgendermaßen begründet: „Das Schwimmbad-Problem – die Waldkircher wollen ein eigenes Schwimmbad (die Waldkircher und Kollnauer sehen sich nicht als Einheit).“ „Die Entscheidung, kein Schwimmbad in Waldkirch zu haben, wird als Reglementierung empfunden.“ „Weil das Schwimmbad in Kollnau zu klein und zu voll ist.“ „Das Schwimmbad in Kollnau hat nichts mit Waldkirch zu tun: es ist viel zu klein und dringend sanierungsbedürftig; es ist nicht beheizt und eisig kalt!“ „Ein Schwimmbad, auch um dort einen Treffpunkt zu schaffen.“ Der Wunsch der Jugendlichen nach einem „echten Jugendtreffpunkt“ in Waldkirch“ wurde (aus Sicht der „Jugend-Experten“) folgendermaßen begründet: „Einen öffentlichen Platz, wo man zwanglos hingehen kann, mit Klettermöglichkeiten aus Stahl, die nicht angezündet oder zerstörbar sind (moderne Kunst) – weil es den noch nicht gibt und weil man von alternativen Plätzen vertrieben wird.“ (Vergleichende Jugendfrage Nr. 4): „Wie empfinden Ihrer Meinung nach die Jugendlichen in Waldkirch ihre Stadt: eher jugendfreundlich oder eher jugendunfreundlich?“ Auf diese Frage antworteten fünf (50%) der befragten „Jugend-Experten“ mit „jugendfreundlich“, vier (40%) mit „jugendunfreundlich“ und eine Personen (10%) mit „beides“. Obwohl in der reinen Abstimmung nur eine Person ein „Sowohl-als-auch“ angab, tauchte bei den gelieferten Begründungen diese „Mehrseitigkeit“ noch mehrmals auf. Als Begründungen dafür, warum die Jugendlichen Waldkirch für eine „eher jugendfreundliche“ Stadt halten, wurden (von Seiten der „Jugend-Experten) genannt: Die Jugend ist zufrieden, bis auf ein paar utopische Wünsche. Die Masse der Jugendlichen ist zufrieden (Angebote, Verbindungen, gute schulische Betreuung). Es gibt in Waldkirch genügend Jugendangebote. 173 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Es gibt keine Jugendgangs (auch nicht von außen). In Gesprächen zeigen sich die Jugendlichen eher zufrieden. (Schon die Eltern sind im Verein / im Verband, dessen Angebot auch die Jugendlichen schätzen). Im Bereich der kirchlichen Jugendarbeit sind die Jugendlichen zufrieden, denn sie haben ihre festen Jugendräume. Es gibt immer Verbesserungswünsche – aber der Status Quo ist eigentlich schon zufriedenstellend. Verbessern kann man immer was. Als Begründungen dafür, warum die Jugendlichen Waldkirch für eine „eher „jugendunfreundliche“ Stadt halten, wurden (von Seiten der „JugendExperten) genannt: Jugendliche sagen nicht: „Hey lass uns nach Waldkirch gehen, weil … äh, es gibt nix!“ Waldkirch ist langweilig – speziell im Winter! Es gibt einfach nichts, was man tun kann. Die vereinsangehörige Jugend wird vom Verein betreut und hat daher eine „Aufgabe“. - Leute, die nicht im Verein organisiert sind, „lungern auf der Straße herum“: ihnen fehlen Orte. Die abgerissene „Arche“ (Brauerei: Musikkneipe) fehlt als dritter Anlaufpunkt. Der „Kaktusbunker“ (‚Jugendkeller’ der Kirche) ist nicht besser als das „AJZ“, nur weil die Kirche dabei ist. Als Begründungen dafür, warum für die Jugendlichen die Stadt Waldkirch sowohl „jugendfreundlich“, als auch „jugendunfreundlich“ „rüberkommt“, wurden (von Seiten der „Jugend-Experten) genannt: Manche finden Waldkirch „uncool“, sind aber auch gerne da. Auf jeden Fall nicht unzufrieden: Genießen auch die Nähe zu anderen Städten und Dörfern. „Nix los hier“ sagen die Jugendlichen trotzdem immer. Und sie sagen auch: „Waldkirch ist verspießt: schon immer der gleiche Bürgermeister hier!“ (Ende des Frageblocks mit den „Vergleichenden Fragen“) 174 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Sind Ihnen in der letzten Zeit Jugendgruppen oder Jugendliche in Waldkirch aufgefallen, über die sich andere Jugendliche sehr stark aufgeregt haben?“ Auf diese Frage antworteten fünf (50%) der befragten „Jugend-Experten“ mit „Ja“ und ebenfalls fünf (50%) mit „Nein“. „Wenn „Ja“, welche Jugendgruppen waren dies (und was waren die Gründe der Aufregung)?“ Eher wenige (nur Ausnahmen). Es gibt keine Gangs oder Großgruppen-Probleme. Cliquenbildung gibt es, aber keine Cliquen“kämpfe“ (Clique A kommt nicht mit Clique B klar). Punks und Gothics werden manchmal „komisch von der Seite angeguckt“ (kommt aber selten vor). Durchzug von Jugendlichen: mehrfache Sachbeschädigung, z.B. Brand / Autos. „Auffangbecken“ für Jugendliche, die schon mehrere Schulwechsel hinter sich haben oder nicht an anderen Schulen aufgenommen werden. Alkoholexzesse bei Schulabschluß-Feiern. Jugendliche (Sizilianer), die nicht in den Jugendkeller gelassen werden, weil sie dort gewalttätig wurden. Migrationsgruppe Kollnau Illegal 14-15 Jahre (haben sich aufgespielt, z.B. das Jugendhaus zum Ghetto umgestaltet). Junge Grundschüler regen sich über ältere Jugendliche auf: möchten nicht auf die „besetzten“ Spielplätze. Haben Angst vor Vertreibung. Die Glasscherben machen spielen gefährlich. Senioren fürchten sich vor sich versammelnden Jugendgruppen (Alter Friedhof: Russlanddeutsche). Eltern lassen ihre Kinder nicht ins ‚AJZ’, weil darüber Gerüchte vorherrschen: „Drogen-, Kiffer- und Alk-Treff!“ Auch andere Jugendlichen sagen: „das ist voll die Drogenbude“. Das sind Vorurteile, die es dem ‚AJZ’ schwer machen, ihre Jugendarbeit richtig darzustellen. Die Jugendlichen vom ‚Offenen Treff’ grenzen sich von den Mitgliedern des ‚AJZ’ klar ab, was zu Dauerspannungen führt Das Kunstobjekt am Gymnasium wurde zerstört 175 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Ein Dauerproblem ist das unterbesetzte Polizeirevier. Ein Teil der „Jugend-Experten“ appellierte, „keine nicht mehr allen nicht-zugänglichen Räume und Orte“ zuzulassen: Man darf nicht zulassen, dass sich andere nicht mehr dort hintrauen. Öffentliche Plätze müssen ein generationen-übergreifender Jugendgruppen zugänglicher Treffpunkt sein und bleiben! und allen „Was wurde in den letzten Jahren getan, um die Situation der Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern (und wie schätzen Sie den bisherigen Erfolg dieser Maßnahmen ein)?“ Verbesserung der „Jugendarbeit-Einrichtungen“ „Haus der Jugend“ (das „Haus der Jugend“ finde ich gut). 2002 Eröffnung des „Roten Hauses“ im Batzenhäusle. Dort findet aber auch alles andere statt, nicht nur für Jugendliche! (Dies ist ein wertvoller Treffpunkt und wichtige Begegnungsmöglichkeit; das ist gut und zufriedenstellend; der Jugendtreff im „Roten Haus“ muss zeitlich erweitert werden). In der letzten Sitzung des Gemeinderates wurde die Arbeit des ‚AJZ’ anerkannt und somit erhält das ‚AJZ’ finanzielle Unterstützung (z.B. für die Heizung). Verbesserung der „Jugendarbeit-Personalstellen“ MJA seit 3-4 Jahren. Schulsozialarbeiter an jeder Schule. Jugendsachbearbeiter bei der Polizei. „Arbeitskreis-Kinder-Jugend“ (Polizei - Schulsozialarbeit - Mobile Jugendarbeit). Wahl eines Jugendgemeinderates (gut, es geht kontinuierlich weiter und schläft nicht ein; wichtig ist, dass Jugendliche institutionalisiert sind und durch Beteiligung einen Einblick in das Gemeindeleben haben). Verbesserung der „Jugend-Treffpunkte“ Die ‚Half-Pipe’ wurde saniert. An der ‚Half-Pipe’ wurde zum Teil ein „bisserl“ was gemacht (Die Sanierung ist nur halb gelungen. Die Betonkreisel sind nicht nutzbar - also nur eine Sitzgelegenheit. Es fehlte die Absprache mit den Betroffenen: den Skatern!). Das Gebiet um den Stadtrainsee wurde aufgewertet und attraktiver gestaltet (das war sehr sinnvoll und dies wurde ein guter Jugendtreff). Alte Pflanzschule (wird gerade angelegt) für angemeldete Gruppen. Kunstrasenplatz in Waldkirch (offen für alle – wird vom ganzen Elztal genutzt; dies ist ein wertvoller Treffpunkt und eine wichtige Begegnungsmöglichkeit; Plätze werden reichlich genutzt). 176 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Schulische“ Verbesserungen Schulsozialarbeiter an jeder Schule. Einrichtung von Ganztagsschulen (G 8 – GTS-Betreuung verändertes Angebotsmuster; die GTS ist erfolgreich). Angebote von Kernzeitbetreuung (die Betreuungsangebote wirken positiv). Inklusionsklassen an den Schulen. Vielfältige Kooperationen. Gestaltung der Schulhöfe und Schulausbau. Kritik: Im Grund- und Hauptschul-Komplex besteht ein Verbot für Abendnutzung! Es bleibt aber trotzdem auch eine „Negativ-Bilanz“ denn: „Viele Vorschläge wurden nicht umgesetzt“. „Was müsste Ihrer Meinung nach dringend getan werden, um die Situation der Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern?“ Bei der Jugend-Infrastruktur Ein weiterer Fußballplatz. Ein Kunstrasen für den Kollnauer Fußballplatz. Mehr Freizeit und Sportangebote (Kandel, Schwimmbad). Das Schwimmbadgelände müsste mehr und besser genutzt werden. Mehr Grillplätze (wie z.B. in Siensbach oder Suggental). Mehr Räumlichkeiten / Platz für Vereine. Generell auch mehr Platz für kleinere Gruppen (z.B. die Möglichkeit in eine Halle gehen zu können). Noch mehr Plätze für (andere) Jugendliche. Jugendfreundliche Orte schaffen – auch altersbezogen. Diese sollten sicher und abgelegen sein. Bei der ‚Half-Pipe’ müssten bei allen weiteren Arbeiten unbedingt die Betroffenen mit einbezogen werden! Man sollte weitere Standorte, Anlaufpunkte im Stadtzentrum für Jugendliche schaffen: „Chill-out-areas“ bauen, Plätze zur Verfügung stellen. Verbesserung im Nahverkehr / Discobus. „Grüne Schule“. „Es wird in Waldkirch viel investiert, aber nicht für Jugendliche!“ Beim Jugendarbeit-Personal Mehr Personal für Jugendarbeit. Das Personal der Mobilen Jugendarbeit müsste aufgestockt werden! Schulsozialarbeit (Ganztagesangebote, individuelle Förderungsangebote). Im JUZ müssten feste Öffnungszeiten und Angebote durch kompetente Mitarbeiter gesichert werden. 177 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Es müsste ein niedrig-schwelligeres, vereins- und Antragssystem für alle Aktionsplanungen entwickelt werden. jugendfreundliches Beim jugendlichen Ehrenamt Jugendliche dazu bringen, Hilfsangebote anzunehmen und daran mitzuwirken. Jugendliche erfolgreich zu einem Abschluss bringen und weiter zu vermitteln (und sie dabei nicht alleine zu lassen). Mehr Leute müssten für die Jugendarbeit begeistert werden. Mehr Eltern sollten dafür begeistert werden, selbst aktiver zu sein (z.B. als Jugendleiter). Bei der Vernetzung der Jugendarbeit Eine Plattform für Jugendliche schaffen – jenseits des Jugendgemeinderates. Die Zusammenarbeit unter den Institutionen, die sich mit Jugendarbeit beschäftigen, sollte verbessert werden. Bei den Sitzungen sollte seitens der Interessierten eine ehrliche Aufmerksamkeit vorherrschen. „Sehen Sie ein Gefälle zwischen dem Stadtzentrum und den einzelnen Ortsteilen in der Förderung der Jugendarbeit?“ Auf diese Frage antworteten vier (40%) der befragten „Jugend-Experten“ mit „Ja“ und sechs (60%) mit „Nein“. Die Argumente dafür, warum es „kein Förder-Gefälle“ in der Jugendarbeit zwischen Stadtzentrum und den Ortsteilen gibt, waren: Die Jugendarbeit richtet sich nach dem Bedarf – als vor Jahren der Wunsch nach einer ‚Half-Pipe’ genannt wurde, wurde eine gebaut. Die Vereinsförderung ist pauschal (gilt für die Gesamtstadt). Daher macht nur die Größe einen Unterschied. Größere Anschaffungen laufen über den Gemeinderat der Gesamtstadt. Es besteht ein guter Kontakt zwischen der Stadt und den Umlandgemeinden. Man braucht weniger Fördermittel, wenn die Vereine dies abdecken. Die Schulen der Ortsteile brauchen wegen weniger Regelverstößen eine geringere Betreuung. Kirchliche Jugendgruppen bekommen viel Förderung. In Wahrheit ist das Stadtzentrum „hinterher“. Die Stadtteile sind mit dem ‚JUZ’ und dem ‚Roten Haus’ besser ausgestattet. Dagegen kommen die anderen (trotz der Vereine) im Vergleich zu kurz. 178 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Argumente dafür, warum es „ein Förder-Gefälle“ in der Jugendarbeit zwischen Stadtzentrum und den Ortsteilen gibt, waren: Es gibt keine Transparenz – man bekommt nur wenig mit. Die Ortsteile sollten von Seite der Gemeinde mehr gehört werden. Wenn richtig gekämpft wird ist viel möglich. Mehr Unterstützung braucht auch mehr Eigeninitiative von den Jugendlichen. „Stellen Sie sich vor, Sie wären Oberbürgermeister von Waldkirch und könnten auf frei verfügbare Mittel von 50.000 EUR zugreifen. - Wofür würden Sie diese Mittel im Jugendbereich von Waldkirch (und warum) verwenden?“ Ich würde zuerst einmal die Jugendlichen und Jugendgruppen befragen, um ihre Wünsche einzuholen (damit man auch das plant und umsetzt, was Jugendliche wirklich brauchen und wollen). Die Jugendlichen an einen Tisch holen und sie fragen: Mit welcher Projektleistung würdet Ihr Euch für das Schwimmbad einbringen? Eine Haushaltsstelle für Jugend einrichten. 10.000 EUR sollten auf ein Sonderkonto zur Förderung von Projekten und Unternehmungen fließen; 40.000 EUR sollten für Verbesserungen (zusätzliche Öffnungszeiten; mehr qualifizierte Arbeitskräfte; Ausbau der Angebotspalette; kostenfreie Nachhilfe) für das Haus der Jugend verwendet werden. Für die Jugendarbeiter eine bessere Mobilität schaffen, z.B. durch ein Auto (da deren Immobilität in den letzten Jahren ein Problem war, z.B. bei der Einhaltung der Öffnungszeiten). Aufstockung der Mobilen Jugendarbeit für 2 Jahre um eine 50% Stelle (der Bedarf ist da!). Einen weiteren Sozialarbeiter für die Mobile Jugendarbeit einstellen (weil die Jugendlichen das sehr wünschen und weil es vernünftig wäre. Das spart auch viele spätere Folgekosten, die entstehen, wenn Problemfälle betreut werden müssen). Für die Bildung und die Förderung von mehr Entscheidungsmöglichkeiten. Die Kontakte des internationalen Jugendaustausches pflegen (Festival, Theater). Jedes Kind soll ein Musikinstrument lernen! Den Personenschlüssel bei Kinderbetreuungsangeboten verbessern. Die Einrichtung eines Jugendcafès. 179 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Das Ufer an der Elz neu gestalten. Proberäume im „Roten Haus“ einrichten. Die „Offene Jugendarbeit“ in Buchholz fördern. Ein Jugendzentrum zentral in Waldkirch anlegen. Einen Raum für einen Jugendtreff in der Kernstadt zur Verfügung stellen. Den Bau einer neuen Stadthalle anregen. Ein neues Bad und Hallenbad fördern. Ein Tagungszentrum und Bürgerhaus auf dem Schwimmbad-Gelände bauen. Eine BMX-Bahn bauen. Eine Eisbahn auf dem Stadtrainsee im Winter einrichten. Mehr Orte für Jugendliche schaffen. Die im Stadtgebiet sind zu wenig. Einen schönen Platz zum Chillen einrichten. Die Plätze für Jugendlichen attraktiver gestalten (z.B. mehr Mülleimer aufstellen; überdachte Sitzmöglichkeiten). Den Platz vor dem AJZ pflastern, damit die Scherben besser zu beseitigen sind. Integrative Arbeitsplätze schaffen. „Das ist ‚zu wenig’ für meine Ideen!“ „Wie sehen Sie die Zukunftsentwicklung für Jugendliche in Waldkirch?“ Auf diese Frage antworteten fünf (50%) der befragten „Jugend-Experten“ mit „eher positiv““, vier (40%) mit „eher gleichbleibend“ und einer (10%) mit „eher negativ“. Die Argumente dafür, warum der Zukunftstrend der Jugendlichen in Waldkirch „eher positiv“ verlaufen werde, waren: Es gibt in Waldkirch viele Einrichtungen, die Jugendlichen helfen, wie z.B. die ‚WABE’, ortsansässige Firmen. Im beruflichen Sektor verbessert sich die Zukunftsperspektive der Jugendlichen. Die Vernetzung unter den Jugendeinrichtungen ist gut. Die Erziehungsunfähigkeit einzelner Eltern wird durch die „Elternschule“ (GTS) verbessert. 180 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Stufenweise (in kleinen Schritten) die Wünsche der Jugendlichen erfüllen, „dass die Jugendlichen spüren, dass sich etwas bewegt“. Schrittweise die Arbeit der Sozialarbeiter erhöhen (durch die intensiven Kontakte mit Silke während der Vorbereitung der Studie ergaben sich wertvolle Erkenntnisse). „Weil ich die Hoffnung habe, dass die Ergebnisse der Gemeindestudie im Sinne der Jugend genutzt werden!“ Die Argumente dafür, warum der Zukunftstrend der Jugendlichen in Waldkirch „eher gleichbleibend“ verlaufen werde, waren: Es wird an die Zukunft gedacht und es gibt bereits konkrete Pläne. Alle Bürgermeister waren sehr „pro Jugend“ eingestellt. Der Standard wird gehalten – die Tendenz geht eher nach oben. Nächstes Jahr sind Bürgermeisterwahlen. Ich selbst bin ein „Überraschungsschüler“, aus dem etwas geworden ist. Es wurde einiges „wild umhergeplant“, jedoch nichts wirklich umgesetzt, da anscheinend das Interesse fehlt. Es gibt z.Z. keine aktive Jugendinitiative, die etwas fordern oder vorantreiben könnte. Der Jugendgemeinderat ist relativ lahm. Der Gemeinderat ist von älteren Leuten besetzt. Die Argumente dafür, warum der Zukunftstrend der Jugendlichen in Waldkirch „eher negativ“ verlaufen werde, waren: (Anmerkung: Obwohl nur ein „Jugend-Experte“ explizit einen „negativen Trend“ im Jugendbereich sah, hatten alle anderen Experten auch Argumente für einen „negativen Trend“ benannt, die nun unter dieser Rubrik aufgeführt werden). Die Schule nimmt immer mehr Platz im Jugendleben ein. Die Jugend hat immer weniger Zeit für die Jugendarbeit. Die Verschulung der Freizeit nimmt zu. Jugendliche bekommen zu viele Freiräume von den Eltern. Viele Jugendprobleme sind ein Ergebnis von vernachlässigter Erziehung durch die Eltern. Es gibt verstärkt Pöbeleien, z.B. in der S-Bahn. Weniger Kinder und Jugendliche, d.h.: weniger Mitspracherecht, da weniger Jugendliche. Die Alterspyramide wächst: Waldkirch ist bei Senioren beliebt. Die Gelder werden auch nicht mehr. 181 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 „Hätten Sie noch eine Anregung, die Sie uns mitteilen wollen?“ Das Kollnauer Schwimmbad ist sehr groß; es wäre schön, wenn es bleiben könnte (eventuell könnten die 50.000 EUR dort zum Einsatz kommen). Altes Schwimmbad Waldkirch: Schade, dass das Gelände brach liegt – man sollte etwas damit und daraus machen. Es gilt den Jugend-Standard zu halten. Speziell das gute Verhältnis von Schulen und Schulsozialarbeit. Die personelle Ausstattung der Schulsozialarbeit ist überdurchschnittlich. Was machen die Jugendlichen unter 15? Die dürfen eigentlich nirgendwohin. Zu viel Bürokratie bei Veranstaltungen (zu kompliziert, überreglementiert, ungelöste Haftungsfragen). Ausarbeitung einer Checkliste für Veranstaltungen, die von Jugendlichen organisiert werden (als Hilfestellung gegen die Bürokratie). Mehr Hilfe für Schüler bei Mobbing! Mehr Licht am Bahnhof (zur Sicherheit für die Menschen!) Die musisch-kulturelle Bildung ist sehr wichtig. „Rotes Haus“ und „Offene Jugendarbeit“ Buchholz ausbauen! Immer daran denken: „Nicht nur Jugendliche machen Ärger!“ Mehr Einblick in die Ortsteil-Jugendarbeit haben! Eine bessere Vernetzung der bestehenden Jugendarbeit in Waldkirch einleiten! Es gibt Regeln, die müssen überwacht und eingehalten werden. Dies ist keine Schikane, sondern gleiches Recht für alle! Radwegverbindungen Vereinen). schaffen (Schulwege, zum Schwimmbad, zu den Auch für die Gemeinde gilt eine „Selbstverbindlichkeit“. „Die Jugendstudie an sich ist sehr gut – endlich werden die Jugendlichen und die Ortsteile gehört!“ 182 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 III. Die Abschluß-Bewertung der „Jugend-ExpertenBefragung“ zur allgemeinen Jugendsituation in Waldkirch Obwohl viele Aussagen der einzelnen „Jugend-Experten“ zur „Jugendlandschaft in Waldkirch“ im Detail sehr heterogen ausfallen, zeichnen sich in der Summe doch auch klare Trends ab. Diese sollen nun in der textlich-verdichteten „Abschluss-Bewertung“ – soweit dies inhaltlich möglich ist – herausgearbeitet werden. Ist die Stadt Waldkirch „eher eine jugendfreundliche“ oder „eher eine jugendunfreundliche“ Stadt? Eine deutliche Mehrheit der „Jugend-Experten“ ist der Meinung, dass Waldkirch eine „eher jugendfreundliche Stadt“ ist. Zählt man die 60%, die dies klar benannten und die 20%, die dieser Aussage (mit einzelnen Kritikpunkten an der Jugendpraxis) ebenfalls zustimmten, zusammen, so sind das klare 80%! Als Indizien für die „Jugendfreundlichkeit“ der Stadt Waldkirch wurden das reichliche Jugendangebot, die breite Unterstützung der Vereine für ihre Jugendarbeit, die gute Versorgung mit Schulen und Schulsozialarbeitern und das in Waldkirch traditionell vorherrschende soziale Klima „Pro Jugend“ genannt. Dass auch die Jugendlichen das Image von Waldkirch als „jugendfreundliche Stadt“ positiv sehen, dokumentiert die Aussage der Experten, „dass auch die Jugend die Stadt annimmt“. Als Indizien für eine „eher jugendunfreundliche Atmosphäre“ in Waldkirch wurden das Dauerthema der Vertreibung der Jugendlichen von den öffentlichen Plätzen, der Mangel an Treffmöglichkeiten und die unzureichenden Öffnungszeiten der offenen Jugendeinrichtungen genannt. Auch wurde thematisiert, dass sich der Förderschwerpunkt in den letzten Jahren weg von der Jugendarbeit, hin zur Familienförderung verschoben habe und zwischen den lokalen Jugendeinrichtungen und Jugendakteuren zuwenig Austausch stattfinde. Wie wird das „Thema Jugend“ in der Stadtöffentlichkeit gesehen und diskutiert? Ein Dauerthema in Waldkirch stellt die Tatsache dar, dass das „Thema Jugend“ meist im Zusammenhang mit „Problemen“ gesehen wird: Als Stress mit den Anwohnern der öffentlichen Jugendtreffs; als „Verwüstungsspur“ des Weges hin zum „Outback“; als Lärm- und Müllproduzenten an der „Skateranlage“. Auch beim Gemeinderat hat sich dieses „Problembild“ durch diese vielen Dauerdiskussionen über solche Themen verstärkt und das allgemeine Jugendbild daher in Richtung eines „Leit“- und „Leid“-Themas „Probleme“ eingetrübt. 183 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Es wurde aber von Seiten der „Jugend-Experten“ auch klar betont, dass die lokalkursierenden Gerüchte des Anpöbelns von Passanten (an der „Skater-Anlage“) oder die angeblichen Dauerbeschwerden von Seiten der Senioren nicht zutreffen. Außerdem wurde erwähnt, dass die Probleme der Jugendlichen nicht immer „Jugend-Probleme“ sind, sondern häufig Reaktionen auf falsches Erwachsenenverhalten gegenüber den Jugendlichen. Als ein sehr positives Moment der kleinstädtischen Struktur von Waldkirch wurde – von Seiten der „Jugend-Experten“ die räumliche Nähe der Jugendeinrichtungen und Schulen mit ihren „fließenden Übergängen“ untereinander betont. Diese „positive Fluktuation“ zwischen den Schulen, innerhalb der Vereine und in den Jugendeinrichtungen und das dadurch mögliche milieu- und herkunftsort-übergreifende Kennenlernen der Jugendlichen untereinander, wird als ein sehr positiver Faktor im Waldkircher Jugendleben erlebt und benannt. Die Arbeit des „Jugendgemeinderates“ und alle Versuche, das „Thema Jugend“ breiter öffentlich zu diskutieren, wird sehr heterogen bewertet: Häufig führt die erklärte „Jugend-Beteiligung“ zu keiner echten „Jugendanhörung“, was die Aktiven frustriert. Welchen öffentlichen Stellenwert hat das „Thema Jugend“ in Waldkirch? 50% der „Jugend-Experten“ schätzen den Stellenwert des „Themas Jugend“ in Waldkirch als „bedeutend“ und „sehr bedeutend“ ein. 20% als „durchschnittlich bedeutend“ und 30% als „wenig bedeutend“. Als Indizien für den hohen Stellenwert („sehr bedeutend“) der Jugendlichen und der Jugendarbeit in Waldkirch, wurden die vor Ort existierende gute und vernetzte Jugend-Infrastruktur und die Maßnahmen zur „Familienfreundlichkeit“ in Waldkirch ins Feld geführt. Die „Jugend-Experten“, die den Stellenwert der Jugendarbeit in Waldkirch als „bedeutend“ einschätzten, lobten das allgemeine breite Engagement für die Jugendlichen. Sie sehen auch, dass oft nicht mehr finanzierbar ist. Die „Jugend-Experten“, die den Stellenwert der Jugendarbeit als „weniger bedeutend“ bewerteten, sahen dies darin, dass es im Grunde nur zwei große Förderstellen der lokalen Jugendarbeit in Waldkirch gibt: die Vereinsjugendarbeit und die „Mobilen Jugendarbeit“ und die anderen Jugendbereiche dahinter zu kurz kommen. Als Beleg für eine „eher geringe Bedeutung“ der Jugendarbeit wurde auch das „allgemeine Unwillkommen-Sein der Jugendlichen“ und „die tendenzielle Überalterung (und damit „Jugendferne“) des Gemeinderates“ angeführt. 184 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Gibt es bereits Anzeichen für einen „demografischen Wandel“ im Kinder- und Jugendbereich in Waldkirch? 60% der „Jugend-Experten“ sehen bereits Vorboten des „demographischen Wandels“ im Kinder- und Jugendbereich Waldkirchs. 40% bisher keine. Der auffälligste demographische Faktor ist der Kinder- und Schülerrückgang, der mittelfristig zu Schulschließungen führen und auch die Vereine betreffen wird. Die Ansiedlungspolitik der Stadt Waldkirch, junge Familien anzusiedeln, um die Kinderzahlen wieder steigen zu lassen, wird skeptisch gesehen, denn der Wohnungsmarkt spiegelt Anzeichen von sozialen Verwerfungen wider und nur noch gut-verdienende Familien kommen zum Zuge. Als positiver Aspekt des demographischen Wandels wird die verbesserte Lage auf dem Ausbildungssektor gesehen: Weniger Lehrstellenbewerber haben unter mehr offenen Stellen die Auswahl. Wie reagiert die Stadt Waldkirch bisher auf die ersten Anzeichen des „demographischen Wandels“ und wie ist ihre Reaktion einzuschätzen? Die städtische Reaktion fokussiert sich aktuell auf zwei Schwerpunktprojekte: Die aktive Werbung um die Ansiedlung junger Familien und auf den qualitativen Ausbau der Alten-Infrastruktur und der Angebote für Senioren. Hinzukommen Bemühungen das besondere Flair der Stadt (kleine Läden; Restaurants; „Orgelfest“; „Slow City“; „Kulturwoche“) als standortstärkender Anziehungspunkt zu verbessern. Explizite demographie-orientierte Maßnahmen von Seiten der Stadt sind bisher nicht erkennbar. Im Jugendbereich sind bisher keine Maßnahmen geplant. Gibt es „Jugendprobleme“ (Probleme mit Jugendlichen) in Waldkirch? 100% der „Jugend-Experten“ stimmten dieser Frage zu. Von den „Jugend-Experten“ wurden innerhalb Waldkirchs sechs konkrete „Jugend-Problem-Felder“ benannt: Problemfeld: Öffentliche Plätze. Jugend im Öffentlichen Raum bedeutet: Lärm, Ruhestörung, Anwohnerbelästigung, Befahren der Grünanlagen, Vandalismus, Sprayaktionen, Schlägereien. Als „Brennpunkte“ für diese Erscheinungsformen wurden die Emmendinger Straße, die Hauptschule, und der Bahnhof genannt. „Jugend im öffentlichen Raum ist gewünscht – aber in der Stadt sind sie immer zu laut“. 185 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Problemfeld: Alkoholismus. Jugend und Alkohol, d.h.: Alkohol auf Festen, „Vorglühen“ vor dem Weggehen, nächtliche Trinkgelage, Flatrate-Trinken. Die Folgen davon sind oft: aus dem Ruder laufende Schulabschlusspartys, Randale bei der Schließung der Theken, Vandalismus im Stadtgebiet. „Der Alkohol ist inzwischen ein milieu-übergreifendes Problem (sowohl in der kirchlichen Jugendarbeit, wie auch in anderen Bereichen)“. Problemfeld: Drogen. Der Drogenkonsum (Kiffen) nimmt zu. Das große Problem besteht darin, dass für die jungen Leute der Zugang zu synthetischen Drogen viel einfacher (der Preis für Speed ist billiger als für Gras!) geworden ist. Problemfeld: Schule. Die Anzahl von Schulverweigerern steigt sprunghaft an. Trotz der großen Investitionen im Schulsektor wachsen die Problemlagen im Schulalltag: der Leistungsdruck, der Zeitdruck, die Schuldauer und das „Ausgepowert-Sein“ am Ende des Tages. Darüberhinaus haben das Mobbing an den Schulen und das ‚Cybermobbing’ im Internet zugenommen. Die vielen „Schulsozialarbeiter“ sind daher auch ein Indiz für und eine Reaktion auf das Ansteigen der sozialen Spannungen innerhalb der Schulen. Problemfeld: Kriminalität. Dazu gehören: die Diebstähle in Läden in Freiburg, Köperverletzungen im Umfeld von Festen und Feiern, der Vandalismus-Zug von und zum „Outback“ und der negativer Einfluss (Animation zum Diebstahl), der von solchen Jugendlichen auf andere ausgeht. Besonderen Wert legten die „Jugend-Experten“ aber auf die Aussage: Für diese Vorkommnisse sind nicht nur Jugendliche aus Waldkirch verantwortlich, denn inzwischen ist – auch dank der guten Verkehrsverbindungen – Waldkirch zu einem bedeutenden „Jugend-Gelände“ der gesamten Region (inklusive Freiburg) geworden. . Problemfeld: Jugendgruppen. Die Stimmungslage unter den einzelnen Jugendgruppen und Jugendmilieus in Waldkirch ist latent gereizt: Es gibt Spannungen zwischen Personen aus unterschiedlichen Kulturen aufgrund der unterschiedlichen Herkunftskulturen. Aber auch unter den „Waldkirchnern“ wird bei der Fasnet über die einzelnen Stadtteile wild hergezogen. Wie wird mit diesen „Problemfeldern“ vor Ort umgegangen? Das „Aktionsfeld Alkoholismus“. Am umfassendsten wird bisher das „Problemfeld Alkoholismus“ angegangen: durch Präventionsarbeit in den Schulen (organisiert über die Schulsozialarbeit), Flyer-Aktionen bei den Festen: „Trinken ja – Saufen nein!“ („Zünftige und saubere Fasnet“), Informationsveranstaltungen mit den Vereinen und den Festbetreibern. Aber auch mehr Polizeikontrollen, eine Erhöhung der Altergrenze bei Veranstaltungen und die Verstärkung der SecurityArbeit gehören zu diesem Programm. 186 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Das „Aktionsfeld Prävention“ zeigt sich – laut Aussage der „Jugend-Experten“ - ebenfalls gut aufgestellt: Es gibt ein eingespieltes Netzwerk zwischen Gemeinde, Polizei, „Mobiler Jugendarbeit“ und Schulsozialarbeit, dessen Strategie nicht nur die Intervention („Bei Konflikten werden die Sozialarbeiter losgeschickt!“), sondern vor allem die Prävention ist: „Präventiv vor Ort sein, damit überhaupt keine Probleme auftreten“. Das „Aktionsfeld: Respekt vor der Jugendarbeit“. Bei der Bewertung des Umganges mit den „Jugend-Problemfeldern“ in Waldkirch tauchte neben den „üblichen Klassikern“ (Alkohol, Gewalt, Drogen usw.) auch ein Thema auf, das hinter diesen „Lauttönern“ der Jugendthematik immer sehr leicht vergessen wird: Der Umgang mit den Akteuren und eigentlichen Trägern der Jugendarbeit und ihrem immer wieder erlebten Klagen: Es wird nicht zugehört. Es gibt für die geleistete Arbeit zu wenig Anerkennung und zu wenig Lob. Der Gemeinderat besitzt im Grunde zu wenig Wissen über die konkrete Arbeit und Lage der Jugendarbeit vor Ort – was man auch als eine Art „Respektlosigkeit“ gegenüber der geleisteten Arbeit ansehen könnte, die durch zu wenig Beschäftigung und Auseinandersetzung damit im Grunde auch nicht richtig geschätzt und gewürdigt wird. Diese „emotionale Geringschätzung“ wiegt in Augen derjenigen, die sich in der lokalen Jugendarbeit engagieren, wie eine „bleierne Last“, die ihre Alltagsarbeit zusätzlich erschwert und demotivierend wirkt. Aber es gibt – wie die „Jugend-Experten“ erklärten, nicht nur „die fehlende Anerkennung von oben“, durch die Stadtverwaltung und Stadtöffentlichkeit, sondern auch nicht selten die „fehlende Anerkennung von unten“, von den Jugendlichen her, denn viele wollen immer nur konsumieren, fordern immer nur, wollen immer nur, ohne zu geben. Und diese „Nicht-Würdigung“ von Seiten derjenigen, für die man die ganze Arbeit tut, schmerzt noch mehr, denn sie kommt ja einer „Aufkündigung von Seiten den eigenen Klientels“ gleich. Damit sind wir schon bei der nächsten Fragestellung an die „Jugend-Experten“: Wie würden Sie mit den bestehenden „Jugend-Problemen“ umgehen? Hier war der Tenor eindeutig: Wir brauchen Selbstlösungen. Wir brauchen mehr engagierte Jugendliche, nicht nur mehr Jobs (Sozialarbeiter). Wir benötigen mehr Leute, um Präsenz zu zeigen. „Vor allem wichtig ist: Selbst Vorbild sein!“ - „Dran bleiben („Kontinuität“): Gespräche über Silke / Daniel suchen!“ - „Offen darüber reden, mit den Jugendlichen Lösungen suchen, viele Gespräche führen, Verständnis zeigen, Vorschläge machen“. Dies ist aber nur dann möglich, „wenn Junge Leute sich für Jugend- und Sozialarbeit (z.B. in den Vereinen) begeistern“. Und wenn dann der „begeisternde Einsatz“ auch zivilgesellschaftlich öffentlich gewürdigt wird. 187 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Sind Ihnen in der letzten Zeit Jugendgruppen oder Jugendliche in Waldkirch aufgefallen, über die sich andere Jugendliche sehr stark aufgeregt haben? 50% der „Jugend-Experten“ waren in letzter Zeit solche Jugendgruppen aufgefallen. Negative Höhepunkte waren: Alkoholexzesse und Schlägereien bei Schulabschlussfeiern; Sachbeschädigungen am Kunstobjekt am Gymnasium und Sprayereien im ganzen Stadtgebiet; Verwüstungsspuren auf dem Weg hin zum „Outback“; gewalttätige Jugendliche in den Jugendeinrichtungen. Als ein „Brennpunkt“ der „negativen Jugendszene“ gilt bei einem Teil der Experten das „AJZ“, das bei den Jugendlichen den Ruf hat, ein „Drogen-, Kifferund Alk-Treff“ zu sein: „das ist voll die Drogenbude“. Der Dauerkonflikt zwischen dem „AJZ“ und dem „Haus der Jugend“, wer der bessere Jugendtreff ist, führt zusätzlich zu Dauerspannungen. Das „AJZ“ spielt – nach Aussage eines Teils der „Jugend-Experten“ - mit diesem Ruf, das einzige „freie Haus“ zu sein: „Das ‚AJZ’ wird wegen seiner Lockerheit bewundert, weil es Auflagen unterläuft“. Der lasche Umgang bei der Einhaltung der allgemeinen Auflagen, geht nach Meinung dieser Experten nicht: „Drogen/Rauchen geht nicht! Hygienezustand geht nicht!“ Das „AJZ“ sieht sich in diesen Aussagen als „Projektionsfläche für Vorurteile“ bestätigt, denn seine Bemühungen aus der nicht selbst-verschuldeten („für den Drogentreff ums „AJZ“ herum können die AJZ’ler nichts!“) „Schmuddelecke“ durch gute, innovative Jugend-Kultur-Angebote herauszukommen, werden dahinter kaum gesehen. Wie eine gelungene Entspannungsstrategie gegenüber dem „AJZ“ aussehen könnte, zeigt folgende Aussage: „In der letzten Sitzung des Gemeinderates wurde die Arbeit des AJZ anerkannt und somit erhält das AJZ finanzielle Unterstützung (z.B. für die Heizung)“. Anerkennung und Förderung - Förderung als Anerkennung, wäre der richtige Weg, die unter schwierigen Bedingungen geleistete Arbeit wirklich zu „honorieren“. Im Stadtraum gibt es darüberhinaus die viele kleineren Alltagskonflikte: der Kampf um die Spielplätze zwischen Kindern und Jugendlichen; aggressive Migrationsgruppen, die ihre Aufenthaltsplätze über Provokationen suchen und verteidigen; „Cliquenkämpfe“ unter den verschiedenen „LifestyleJugendsubkulturen“; die zunehmend auffälliger werdende Gruppe der Schulschwänzer und Dauer-Schulwechsler; usw. Die Gesamteinschätzung aller „Jugend-Experten“ tendiert aber zur Aussage: Dies ist alles „normaler Jugendalltag“ mit der beruhigenden Nachricht: „Es gibt keine Gangs oder Großgruppen-Probleme“. In einem Punkt waren sich aber alle „Jugend-Experten“ geschlossen einig: Es darf im Stadtgebiet keine „nicht mehr für alle nicht zugängliche Räume und Orte“ geben: „Man darf nicht zulassen, dass sich andere nicht mehr dort hintrauen“. D.h.: Öffentliche Plätze müssen ein generationen-übergreifender und ein für alle Jugendgruppen zugänglicher Treffpunkt sein und bleiben! Es darf keine „tolerierte Jugend-Vertreibung“ mehr geben! 188 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Das ist eine wirkliche (anzugehende) Aufgabe, denn die befragten betroffenen Jugendlichen, die um ihre Treffpunkte kämpfen, sehen sich selbst als „dauerhaftes Opfer“ einer stattfinden „Jugendvertreibung“ und keineswegs „als Täter“ einer „Jugendvertreibung“ von anderen Jugendgruppen. Was wurde in den letzten Jahren getan, um die Situation der Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern (und wie schätzen Sie den bisherigen Erfolg dieser Maßnahmen ein)? Hier kam von Seiten der „Jugend-Experten“ eine mit Stolz verkündete „Bilanz der massiven Verbesserung“ der „Sozialen Jugend-Infrastruktur“ in Waldkirch: 2002 Eröffnung des „Rote Hauses“ im Batzenhäusle. Mobile Jugendarbeit seit 34 Jahren. Jugendsachbearbeiter bei der Polizei. „Arbeitskreis-Kinder-Jugend“ (Polizei Schulsozialarbeit -Mobile Jugendarbeit). Wahl eines Jugendgemeinderates. Schulsozialarbeiter an jeder Schule. Einrichtung von Ganztagsschulen (G 8 – GTS-Betreuung). Angebote von Kernzeitbetreuung (die Betreuungsangebote wirken positiv). Inklusionsklassen an den Schulen. Vielfältige Kooperationen unter den einzelnen Jugendarbeitsträgern. Daraus lassen sich zwei klare Schwerpunktthemen erkennen: Die Optimierung des Arbeitsfeldes um die „Mobile Jugendarbeit“ herum und der massive Ausbau von Bildungseinrichtungen in Richtung Ganztagsbetreuung. Diese „kommunalpolitische Sicht“ auf die Jugendarbeit wird allerdings nicht von den Jugendlichen geteilt, denn für sie ist „Schule“ ihrem Empfinden nach kein Teil von „Jugendarbeit“. Für sie zählt eher der qualitative Zustand der „JugendOrte“ als Erfolgsfaktor von Jugendarbeit. Auch hier sind Fortschritte zu vermelden: Das Gebiet um den Stadtrainsee wurde aufgewertet und attraktiver gestaltet („das war sehr sinnvoll und dies wurde ein guter Jugendtreff“). Die Alte Pflanzschule (wird gerade angelegt) ist für angemeldete Gruppen zugänglich. Der neugeschaffene Kunstrasenplatz in Waldkirch ist für alle offen und wird auch vom ganzen Elztal genutzt. Er ist ein wertvoller Treffpunkt und eine wichtige Begegnungsmöglichkeit und die vorhandenen Plätze werden reichlich genutzt. Deutliche Kritik gibt es an der – aus Sicht der Jugendlichen (von den jugendlichen „Jugend-Experten“ stellvertretend vorgetragen) - misslungenen Sanierung der Skaterbahn: „An der Half-Pipe wurde zum Teil ein „bisserl“ was gemacht. Die Sanierung ist nur halb gelungen: Die Betonkreisel sind nicht nutzbar - also nur eine Sitzgelegenheit“. Besonders bemängelt wurde von Seiten der „Jugend-Experten“ (in ihrer Rolle als „Anwälte für die Jugendlichen“), die fehlenden Absprachen zwischen der Stadtverwaltung und den betroffenen Skatern. Eigentlich dürfe kein Tross des städtischen Bauhofes mehr ausrücken, um „Jugend-Objekte“ im Stadtgebiet zu sanieren, ohne vorher mit den Jugendlichen darüber gesprochen zu haben, wie eine solche Sanierung nicht nur „bautechnisch“ nach Art des „Bauhofes“, sondern auch „jugend-funktionsgerecht“ (im 189 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Sinne der optimalen Nutzung durch die Jugendlichen) aussehen müsste. Auch der Stadtbauhof müsse endlich die sozial-räumlichen Bedürfnisse der Jugendlichen ernst nehmen und seine Arbeiten danach ausrichten. Als durchaus kritische Anmerkung kam vor allem von Seiten der jugendlichen „Jugend-Experten“ der Einwand, dass bei aller - auch von ihnen so gesehenen positiven Aktionsbilanz im Jugendbereich – das alte Manko des „(Stellvertreter)Stils“ fortbestehe und „viele von den Jugendlichen eingereichten Vorschläge nicht umgesetzt wurden“. Auch hier wird der Wunsch nach „mehr echter Kooperation“ deutlich. Was müsste Ihrer Meinung nach dringend getan werden, um die Situation der Jugendlichen in Waldkirch zu verbessern? Der genannte Forderungskatalog der „Jugend-Experten“ umfasst vier Themenfelder: Die lokale Jugend-Infrastruktur, das Jugendarbeit-Personal, das Ehrenamt in der Jugendarbeit und die Vernetzung unter den Anbietern von Jugendarbeit in Waldkirch. Zur Verbesserung der Jugend-Infrastruktur wird gefordert: Ein weiterer Fußballplatz. Ein Kunstrasen für den Kollnauer Fußballplatz. Mehr Freizeit und Sportangebote (Kandel, Schwimmbad). Das Schwimmbadgelände müsste mehr und besser genutzt werden. Mehr Grillplätze (wie z.B. in Siensbach oder Suggental). Mehr Räumlichkeiten / Platz für Vereine. Generell auch mehr Platz für kleinere Gruppen (z.B. die Möglichkeit in eine Halle gehen zu können). Noch mehr Plätze für (andere) Jugendliche. Jugendfreundliche Orte schaffen – auch altersbezogen. „Man sollte weitere Standorte, Anlaufpunkte im Stadtzentrum für Jugendliche schaffen: „Chill-out-areas“ bauen, Plätze zur Verfügung stellen“. Diese sollten sicher und abgelegen sein. Bei der Half-Pipe-Sanierung müssten bei allen weiteren Arbeiten unbedingt die Betroffenen mit einbezogen werden! Die Verbesserung im Nahverkehr / Discobus. Vor allem bei den jugendlichen „Jugend-Experten“ herrschte der Eindruck vor: „Es wird in Waldkirch viel investiert, aber nicht für Jugendliche!“ Zur Verbesserung des Jugendarbeit-Personals wurde gefordert: Mehr Personal für Jugendarbeit. Das Personal der Mobilen Jugendarbeit müsste aufgestockt werden! Im JUZ müssten feste Öffnungszeiten und Angebote durch kompetente Mitarbeiter gesichert werden. Zur Verbesserung der ehrenamtlichen Jugendarbeit wurde gefordert: Mehr Leute müssten für die Jugendarbeit begeistert werden. Jugendliche dazu bringen, Hilfsangebote anzunehmen und daran mitzuwirken. Jugendliche erfolgreich zu einem Abschluss bringen und weiter zu vermitteln (und sie dabei nicht alleine zu lassen). Mehr Eltern sollten dafür begeistert werden, selbst 190 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 aktiver zu sein (z.B. als Jugendleiter). Es müsste ein niedrig-schwelligeres, vereins- und jugendfreundliches Antragssystem für alle Aktionsplanungen entwickelt werden. Zur Verbesserung der Vernetzung unter den Jugendarbeit-Anbietern wird gefordert: Die Zusammenarbeit unter den Institutionen, die sich mit Jugendarbeit beschäftigen, sollte verbessert werden. Es sollte eine Plattform für Jugendliche geschaffen werden – jenseits des Jugendgemeinderates. Bei den Sitzungen in denen es um Fragen der Jugendarbeit geht, sollte seitens der Interessierten eine ehrliche Aufmerksamkeit vorherrschen. Sehen Sie ein Gefälle zwischen dem Stadtzentrum und den einzelnen Ortsteilen in der Förderung der Jugendarbeit?“ Auf diese Frage antworteten fünf (50%) der befragten „Jugend-Experten“ mit „Ja“ und ebenfalls fünf (50%) mit „Nein“. Die Argumente dafür, warum es „kein Förder-Gefälle“ in der Jugendarbeit zwischen Stadtzentrum und den Ortsteilen gibt, waren: Viele Entscheidungen (z.B. bei größere Anschaffungen) laufen sowieso über den Gemeinderat der Gesamtstadt: Auch die Vereinsförderung ist pauschal (gilt für die Gesamtstadt). Daher macht nur die Größe einen Unterschied. Außerdem ist die Förderung in der Regel eine Bedarfsfrage, d.h. die Förderung der Jugendarbeit richtet sich nach dem Bedarf (Beispiel: als vor Jahren der Wunsch nach einer „Half-Pipe“ genannt wurde, wurde eine gebaut). Außerdem besteht ein guter Kontakt zwischen der Stadt und den Umlandgemeinden und es wird versucht, alle Ortteile gleich zu behandeln. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied: Vor allem in den ländlichen Ortsteilen braucht man weniger Fördermittel, wenn die Vereine dies abdecken. Und auch die Schulen der Ortsteile brauchen wegen weniger Regelverstößen eine geringere Betreuung. Etwas irritierend erscheint die Aussage zur Jugendförderung im Stadtkern von Waldkirch: „In Wahrheit ist das Stadtzentrum „hinterher“. Die Stadtteile sind mit dem „JUZE“ und dem „Roten Haus“ besser ausgestattet. Dagegen kommen die anderen (trotz der Vereine) im Vergleich zu kurz“. Die Argumente dafür, warum es „ein Förder-Gefälle“ in der Jugendarbeit zwischen Stadtzentrum und den Ortsteilen gibt, waren: Grundsätzlich macht es – nach Aussage der meisten „Jugend-Experten“ - die fehlende Transparenz in der Jugendförderung der Stadt Waldkirch schwierig einzuschätzen, ob es tatsächlich ein „Stadtzentrum-Ortsteil-Gefälle“ gibt. Generell wäre aber zu begrüßen, dass die Ortsteile bezüglich ihres Bedarfs an Jugendförderung mehr von Seite der Gemeinde (an)gehört werden. 191 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Jugendförderungspraxis in Waldkirch zeigt: „Wenn richtig gekämpft wird, ist viel möglich“ und „die Forderung nach mehr Unterstützung braucht auch mehr Eigeninitiative von Seiten der Jugendlichen“. D.h. aber auch umgekehrt: Wer sich nicht entschlossen, laut und mit einer aktiven Jugendgruppe im Rücken meldet, wird meist nicht wahrgenommen. Und viele Jugendarbeitsinitiativen in den Ortsteilen sind in diesem Sinne oft „zu still“ und setzen lieber auf lautlose „Eigenlösungen“. Stellen Sie sich vor, Sie wären Oberbürgermeister von Waldkirch und könnten auf frei verfügbare Mittel von 50.000 EUR zugreifen. - Wofür würden Sie diese Mittel im Jugendbereich von Waldkirch (und warum) verwenden? Mit dieser visionären Frage wurde bei den „Jugend-Experten“ ein ganzer Strauß von „Wunsch-Projekten“ generiert. Auf dieser Wunsch-Liste (der Mehrheit der „Jugend-Experten“) ganz oben, standen als unmittelbar notwendige Projekte: - Die Aufstockung der Mobilen Jugendarbeit für 2 Jahre um eine 50% Stelle (der Bedarf ist da!). - Einen weiteren Sozialarbeiter für die Mobile Jugendarbeit einstellen (weil die Jugendlichen das sehr wünschen und weil es vernünftig wäre. Das spart auch viele spätere Folgekosten, die entstehen, wenn Problemfälle betreut werden müssen). - Für die Jugendarbeiter eine bessere Mobilität schaffen, z.B. durch ein Auto (da deren Immobilität in den letzten Jahren ein Problem war, z.B. bei der Einhaltung der Öffnungszeiten). - Mehr Orte für Jugendliche schaffen. Die im Stadtgebiet sind zu wenig. - Einen schönen Platz zum Chillen einrichten und die Plätze für Jugendliche attraktiver gestalten (z.B. mehr Mülleimer aufstellen; überdachte Sitzmöglichkeiten). Diese Kernliste wurde ergänzt durch viele Einzelmaßnahmen, wie z.B.: ein Jugendzentrum zentral in Waldkirch anlegen. Einen Raum für einen Jugendtreff in der Kernstadt zur Verfügung stellen. Proberäume im „Roten Haus“ einrichten. Die Einrichtung eines Jugendcafès. Die „Offene Jugendarbeit“ in Buchholz fördern. Darüberhinaus gab es auch Überlegungen, dieses Geld nicht direkt auszugeben, sondern kreativ einzusetzen: - Damit eine „Haushaltsstelle für Jugend“ einrichten. - 10.000 EUR sollten auf ein Sonderkonto zur Förderung von Projekten und Unternehmungen fließen; 40.000 EUR sollten für Verbesserungen (zusätzliche Öffnungszeiten; mehr qualifizierte Arbeitskräfte; Ausbau der Angebotspalette; kostenfreie Nachhilfe) für das „Haus der Jugend“ verwendet werden. 192 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 - Ich würde zuerst einmal die Jugendlichen und Jugendgruppen befragen, um ihre Wünsche einzuholen (damit man auch das plant und umsetzt, was Jugendliche wirklich brauchen und wollen). - Die Jugendlichen an einen Tisch holen und sie fragen: Mit welcher Projektleistung würdet Ihr Euch für das Schwimmbad einbringen? Diese Koppelung von Projektidee, Jugendbeteiligung und Jugendumsetzung erschien einem Teil der „Jugend-Experten“ der bessere Weg, mit den zusätzlichen Mitteln neue Jugendaktivitäten zu kreieren und die Fördersumme als Mittel der Jugendaktivierung einzusetzen. Wie sehen Sie die Zukunftsentwicklung für Jugendliche in Waldkirch?“ Mit dieser Abschlussfrage sollten die „Jugend-Experten“ ihre Zukunftsprognose für die Jugendlichen und die Jugendarbeit in Waldkirch abgeben. Auf diese Frage antworteten fünf (50%) der befragten „Jugend-Experten“ mit „eher positiv““ und drei (30%) mit „eher gleichbleibend“ und einer (10%) mit „eher negativ“. Die Argumente dafür, warum der Zukunftstrend der Jugendlichen in Waldkirch „eher positiv“ verlaufen werde, waren: Waldkirch ist bisher jugendpolitisch gut aufgestellt: Die Vernetzung unter den Jugendeinrichtungen ist gut. Es gibt in Waldkirch viele Einrichtungen, die Jugendlichen helfen, wie z.B. die „WABE“, ortsansässige Firmen. Außerdem verbessert sich im beruflichen Sektor durch die demographische Entwicklung („Fachkräftemangel“) die Zukunftsperspektive der Jugendlichen merklich. Der Trend hin zum Positiven ist aber der „Weg der Schnecke“ und vollzieht sich nur stufenweise (in kleinen Schritten), d.h. die Wünsche der Jugendlichen gilt es so zu erfüllen, „dass die Jugendlichen spüren, dass sich etwas bewegt“. „Weil ich die Hoffnung habe, dass die Ergebnisse der Gemeindestudie im Sinne der Jugend genutzt werden!“ Die Argumente dafür, warum der Zukunftstrend der Jugendlichen in Waldkirch „eher gleichbleibend“ verlaufen werde, waren: Die Begründungen für ein „Gleichbleibend“ wurden als ein „Licht- und SchattenSpiel“ zelebriert: Zum einen wird in der Stadtverwaltung immer an die Zukunft der Jugend(arbeit) gedacht und es gibt bereits konkrete Pläne. Außerdem waren in der Waldkircher Traditionslinie immer alle Bürgermeister sehr „Pro Jugend“ eingestellt. Und auch in Zukunft geht es darum, diesen Standard (mit der Tendenz nach oben) zu halten. 193 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Andererseits herrscht Skepsis vor: Der Satz: „Nächstes Jahr sind Bürgermeisterwahlen“ zeigt diesbezüglich eine gewisse Zukunftsunsicherheit und der gefallene Ergänzungssatz: „Der Gemeinderat ist von älteren Leuten besetzt“ klingt ebenfalls „in Sachen Jugend“ nicht ganz so hoffnungsvoll . . Die Argumente dafür, warum der Zukunftstrend der Jugendlichen in Waldkirch „eher negativ“ verlaufen werde, waren: Obwohl nur ein „Jugend-Experte“ explizit einen „negativen Trend“ im Jugendbereich sah, hatten alle anderen „Jugend-Experten“ auch viele Argumente für einen „negativen Trend“ benannt. Daher fällt nun dieser Rubrik etwas ausführlicher aus, als man dies bei nur einer Person erwartet hätte. Das Negativ-Scenario beginnt mit den allgemeinen Trends: Sinkende Schülerzahlen, schrumpfende Jugend und damit sinkende „Jugend-Power“ (sich für ihre Interessen einsetzen zu können). Es wird fortgesetzt mit der Dauerkrise der „immer weniger vorhandenen kommunalen Finanzmittel“, was auch auf die Jugendförderung durchschlägt. Aber auch im Jugendalltag gibt es – laut der „Jugend-Experten“ - deutliche Trends, dass die Jugendarbeit ihr bisheriges Level nicht mehr halten kann: „Die Schule nimmt immer mehr Platz im Jugendleben ein. Die Jugend hat immer weniger Zeit für die Jugendarbeit“. Das hat zur Folge: „Die Verschulung der Freizeit nimmt zu“. Außerdem wurde kritisiert: „Die Jugendliche bekommen von den Eltern zu viele Freiräume. Viele Jugendprobleme sind ein Ergebnis von vernachlässigter Erziehung durch die Eltern“. Ein Folge davon ist eine gewisse Orientierungslosigkeit, die sich z.B. „verstärkt in Pöbeleien, z.B. in der S-Bahn zeigt“. 194 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kapitel 4 Die Untersuchungsergebnisse der „vergleichenden Fragen“ aus den „Jugend-BasisBefragungen“ mit der „allgemeinen JugendExperten-Befragung“ Um die Wahrnehmung des Sozialraumes von Waldkirch einerseits unter den einzelnen Altersklassen und Geschlechtergruppen der Jugendlichen untereinander und andererseits mit den Annahmen der Jugend-Experten (die ihrer Bewertung danach abgeben sollten, wie ihrer Meinung nach die Waldkircher Jugendlichen diese Frage beantworten würden) vergleichen zu können, wurden vier Vergleichsfragen (siehe unten) in beiden Fragebögen (im „Jugend-BasisFragebogen“ und im „allgemeinen Jugend-Experten-Fragebogen“) gestellt. Während die Fragen an die Jugendlichen direkt formuliert sind, mussten die Fragen an die „Jugend-Experten“ als Frage nach der Meinung der Jugendlichen zu dieser Frage umformuliert werden. Nur über diesen Umweg war die direkte Vergleichbarkeit möglich: Es ging also nicht um den direkten Vergleich: „JugendMeinung“ versus „Experten-Meinung“, sondern um den Vergleich „JugendMeinung“ versus (von den Experten her) „vermuteter Jugend-Meinung“. Die in der folgenden Gegenüberstellung aufgeführten Ergebnisse stammen alle aus den Basis-Daten der „Jugend-Basis-Befragungen“ (siehe: Kapitel 2), wobei hier allein die statistische Abstimmung (entweder als „Ranking“ oder in ProzentAngabe) wiedergegeben wurde. Die jeweiligen Begründungen zu den Antworten können bei den jeweiligen Befragungsergebnissen (im Kapitel 2) nachgelesen werden. Das Gleiche gilt für die Ergebnisse der „Jugend-Experten-Befragung“, denn auch hier wird im Folgenden nur das jeweilige „Ranking“ wiedergegeben. Die ausführlichen Begründungen der „Jugend-Experten“ zu ihren Aussagen finden sich im Kapitel 3 im Fragen-Block zu einem fiktiven „Experten-Jugend-Dialog“. Die Reihenfolge der im weiteren aufgeführten Kategorien folgt der Häufigkeit der jeweiligen Nennungen: Begriffe, die von den Jugendlichen bzw. von den JugendExperten am häufigsten genannt wurden, stehen vorn und nehmen nach hinten hin immer mehr ab. Was gefällt Jugendlichen an Waldkirch? (Vergleichende Jugend- versus Jugend-Experten-Frage Nr. 1): Die Frage an die Jugendlichen: „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch?“ Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren Einkaufsmöglichkeiten/Läden; Eisdielen; Stadtrainsee; Stadtmitte; Schwimmbad; Fußball-Sport-Platz. 195 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren Sportangebote; Freizeitmöglichkeiten; Geschäfte/Einkaufsmöglichkeiten; Gastronomie; Stadtbild/Stadtstruktur. Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren Sportplatz/Kunstrasenplatz; Einkaufmöglichkeiten; „Alles“; Eiskaffee. Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren Sportplatz; Jugendzentrum; Halfpipe; Altes Schwimmbad; Vereine; Disco; Schulwesen; Altstadt; Stadtrainsee. Die Frage an die Jugend-Experten: „Was sind Ihrer Meinung nach die Punkte, die Jugendlichen an Waldkirch am besten gefallen?“ Das Ergebnis der Jugend-Experten-Befragung (wie sie meinten, dass die Jugendlichen abstimmen würden) Das vielfältige Vereinsangebot für Jugendliche; die Skateranlage; das Angebot der Offenen Jugendarbeit; die gute Verkehrsanbindung an Freiburg; die guten Sportmöglichkeiten; der Jugendtreffpunkt Stadtrainsee. Kommentierung der Ergebnisse: Bei der Mehrheit aller Altersklassen und Geschlechtergruppen der Jugendlichen werden die „Sportangebote“ an Waldkirch am meisten geschätzt (eine kleine Ausnahme stellt die Gruppe der Mädchen von 10-14 Jahren dar, für die der Sport erst an letzter Stelle genannt wurde). An zweiter Stelle stehen die „Einkaufsmöglichkeiten“. Wichtigster Treffpunkt für die Jugendlichen in Waldkirch sind durchgängig die „Stadtmitte“ und der „Stadtrainsee“. Während die Mädchen sich gerne im „Stadtzentrum“ in den Geschäften und Cafès aufhalten, stehen bei den Jungen der „Sportplatz“, die „Halfpipe“ und das „Jugendzentrum“ als Treffpunkte im Vordergrund. Auffällig ist, dass die Mädchen das Stadtbild und die Stadtstruktur von Waldkirch als sehr angenehm empfinden und schätzen. Nur einmal – bei den älteren Jungen – taucht das „Schulwesen“ als ein positives Merkmal von Waldkirch auf. Bei der Einschätzung der Jugend-Experten tauchen als übereinstimmende Punkte zur Bewertung der positiven Faktoren von Waldkirch drei Orte auf: die „Skateranlage“ (die aber nur bei den älteren Jungen eine zentrale Rolle spielt), die „guten Sportmöglichkeiten“ (die bei den Experten aber nur auf einem hinteren Platz landen) und der „Jugendtreffpunkt Stadtrainsee“ (der aber ganz im Gegensatz zur Jugend-Bewertung bei den Experten nur den letzten Platz belegt). Die Annahme der Experten, dass die „guten Vereinsangebote“ und die „Angebote der Offenen Jugendarbeit“ auch bei den Jugendlichen ein hohe Priorität genießen, wurde nicht bestätigt: Beide Jugendangebote gehören aus Sicht der Jugendlichen nicht zu den vorrangigen „big-points“ von Waldkirch. 196 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Was gefällt Jugendlichen an Waldkirch nicht? (Vergleichende Jugend- versus Jugend-Experten-Frage Nr. 2): Die Frage an die Jugendlichen: „Was gefällt Dir als Jugendlicher an Waldkirch nicht?“ Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren Kein Schwimmbad in Waldkirch; zuwenig Einkaufmöglichkeiten; kein Kino; kein McDonald’s; zuwenig Restaurants. Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren Fehlendes Schwimmbad; fehlende Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche; zuwenig Konzerte, Partys und Ausgehmöglichkeiten; zuwenig jugend-anziehende Geschäfte; die Spießigkeit von Waldkirch. Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren Kein Schwimmbad; kein McDonald’s; kein Kino; Schulen; Kollnauer Hartplatz; Kollnauer Schwimmbad. Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren Kein Schwimmbad; zuwenig Jugendangebote; kein McDonald’s; immer mehr Nachmittagsschule; kein Kino; keine Einkaufsmöglichkeiten; zu wenig Treffpunkte; zu viele Polizisten. Die Frage an die Jugend-Experten: „Was sind Ihrer Meinung nach die Punkte, die Jugendlichen an Waldkirch am wenigsten gefallen?“ Das Ergebnis der Jugend-Experten-Befragung (wie sie meinten, dass die Jugendlichen abstimmen würden) Zuwenig Jugendtreffpunkte; zuwenig Angebote für Jüngere; Spannungen im Umgang mit der Polizei und den Behörden; das ungelöste SchwimmbadProblem; die Verschulung des Jugendalltags. Kommentierung der Ergebnisse: Bei dieser Gegenüberstellung aller JugendBefragungen gibt es einen eindeutigen Sieger: Das „fehlende Schwimmbad in Waldkirch“ ist der Hauptkritikpunkt aller Jugendlichen. Bei der weiteren Aufzählung der Mängel innerhalb des Jugendangebotes von Waldkirch gibt es wieder die klassische Alters- und Geschlechtertrennung: die Mädchen vermissen in erster Linie „Geschäfte“, „Lokale“ und „Aufenthaltsmöglichkeiten“, die Jungen einen „McDonald’s“, ein „Kino“ und „bessere Sportplätze“. Herausstechend allerdings ist bei den älteren Mädchen ihre massive Wahrnehmung von Waldkirch als „Spießerstadt“ und bei den Jungen ihr zunehmender Stress mit der Schule und (bei den älteren) mit der Polizei. 197 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Was wünschen sich Jugendliche für Waldkirch? (Vergleichende Jugend- versus Jugend-Experten-Frage Nr. 3): Die Frage an die Jugendlichen: „Wenn Du als Jugendlicher drei Wünsche für Waldkirch frei hättest - Was würdest Du Dir dann wünschen?“ Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren Ein Schwimmbad/Hallenbad; ein Kino; McDonald’s; H&M. Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren Altersgerechte Ferienprogramme; Diskothek; bessere Bücherei; Kino; Veranstaltungen auf dem alten Schwimmbadgelände. Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren Ein Schwimmbad; einen McDonald’s; ein Kino; bessere Einkaufmöglichkeiten. Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren Ein neues Schwimmbad in Waldkirch; Kino; McDonald’s; noch ein Jugendzentrum; mehr Einkaufsmöglichkeiten. Die Frage an die Jugend-Experten: „Was sind Ihrer Meinung nach die Punkte, die Jugendliche in Waldkirch für sich am meisten wünschen?“ Das Ergebnis der Jugend-Experten-Befragung (wie sie meinten, dass die Jugendlichen abstimmen würden) Einen McDonald’s; bessere Einkaufsmöglichkeiten für Jugendliche; mehr Ausgehmöglichkeiten für Jugendliche; ein Schwimmbad für Waldkirch; einen öffentlichen Jugendplatz, von dem man nicht vertrieben wird. Kommentierung der Ergebnisse: Überraschend ist nicht, dass auch bei den Wünschen „für ein besseres Waldkirch“ aus Sicht aller Jugendlichen ein „neues Schwimmbad“ die Nummer 1 ist. Auch die weiteren Wünsche: ein „Kino“, einen „McDonald’s“, „bessere Einkaufmöglichkeiten“ liegen bei allen Jugendklassen auf einer Welle, mit einem Unterschied, dass die Mädchen „eine bessere Bücherei“ und die Jungen „ein neues Jugendzentrum“ fordern. Ein hervorstechender Wunsch bei den Mädchen ist ihre Forderung nach „altersgerechten Ferienprogrammen“ (hier insbesondere für Mädchen über 15 Jahren). Die Jugend-Experten sind in ihrer Bewertung sehr nahe an den Wünschen der Jugendlichen (was aber auch daran liegen kann, dass ihre Befragung zum großen Teil erst nach der Präsentation dieser Jugendwünsche im Rahmen des „Jugendforums“ stattfand und so die Jugend-Trends bereits bekannt waren). 198 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Empfinden Jugendliche Waldkirch als jugendfreundlich oder jugendunfreundlich? (Vergleichende Jugend- versus Jugend-Experten-Frage Nr. 4): Die Frage an die Jugendlichen: „Empfindest Du Waldkirch als eine jugendfreundliche oder eine jugendunfreundliche Stadt?“ Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren 57% = Waldkirch ist eine „jugendfreundliche Stadt“ 16% = Waldkirch ist eine „jugendunfreundliche Stadt“ 27% = ohne Angaben Das Ergebnis der Mädchen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren 61% = Waldkirch ist eine „jugendfreundliche Stadt“ 22% = Waldkirch ist eine „jugendunfreundliche Stadt“ 17% = ohne Angabe Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 10-14 Jahren 63% = Waldkirch ist eine „jugendfreundliche Stadt“ 19% = Waldkirch ist eine „jugendunfreundliche Stadt“ 6% = Waldkirch ist beides in einem 12% = ohne Angabe Das Ergebnis der Jungen-Befragung im Alter von 15-17 Jahren 57% = Waldkirch ist eine „jugendfreundliche Stadt“ 43% = Waldkirch ist eine „jugendunfreundliche Stadt“ Die Frage an die Jugend-Experten: „Wie empfinden Ihrer Meinung nach die Jugendlichen in Waldkirch ihre Stadt: eher jugendfreundlich oder eher jugendunfreundlich?“ Das Ergebnis der Jugend-Experten-Befragung (wie sie meinten, dass die Jugendlichen abstimmen würden) 50% der Experten sind der Meinung, dass die Jugendlichen Waldkirch für eine „jugendfreundliche Stadt“ halten. 40% der Experten sind der Meinung, dass die Jugendlichen Waldkirch für eine „jugendunfreundliche Stadt“ halten. 10% der Experten sind der Meinung, dass die Jugendlichen Waldkirch „für beides“ (sowohl / als auch) halten. Kommentierung der „Jugend(un)freundlichkeit“ freundlichkeitszustimmung (je älter sie sind, desto Ergebnisse: Das Abstimmungsergebnis zur Waldkirchs zeigt einen klaren Trend: Die Jugendnimmt bei den Jugendlichen mit steigendem Alter ab unzufriedener sind sie mit der ihrer Situation als 199 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Jugendliche in Waldkirch) und pendelt sich bei einem Durchschnitt von ca. 20% „Unzufriedenen“ ein. Bei den älteren Jungen explodiert die Bewertung der „Unfreundlichkeit“ auf 43%, d.h. beinahe die Hälfte dieser Alterklasse ist mit der Jugendsituation in Waldkirch „unzufrieden“ und „fühlt sich hier nicht (mehr) richtig zu Hause“. Diese Polarisierung in dieser männlichen Altersgruppe birgt sozialen Sprengstoff in sich, denn hier baut sich ein jugendpolitischer Problembereich auf, der das Klientel für Offene und Mobile Jugendarbeit aktuell und in Zukunft sprunghaft ansteigen lässt. Die Experten überraschen mit ihrer Einschätzung zum Grad der „Jugend(un)freundlichkeit“ von Waldkirch, denn sie gingen in ihrer Einschätzung von einem klaren Patt (50% der Jugendlichen stimmen für „jugendfreundlich“ und ebenfalls ca. 50% stimmen für „jugendunfreundlich“) aus. Diese pessimistische Angabe haben die Jugendlichen im Allgemeinen nicht bestätigt denn ihre Quote pro Jugendfreundlichkeit lag zwischen 57-63%. Aber in der Gruppe der Jungen ab 15 Jahren trifft diese Einschätzung der beinahe gleich-großen Lager von „Pro“ und „Contra“ jugendfreundliches Waldkirch voll zu. D.h. auch die Jugend-Experten sehen in dieser Alters- und Geschlechtsgruppe die Ballung der „Lokal-Unzufriedenen“ (43%) auf die die Waldkircher Jugendarbeit dringend reagieren sollte. 200 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kapitel 5 Die Untersuchungsergebnisse der „JugendExperten-Befragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in der Stadt Waldkirch I. Das Konzept und die Methode der „Jugend-ExpertenBefragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in der „Jugend-GemeindeStudie Waldkirch“ Das Untersuchungsthema der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ war ein Doppeltes: Zum einen sollte die „Jugend im Sozialraum von Waldkirch“ analysiert werden (also die „allgemeine Jugendlandschaft“ dargestellt werden), zum anderen sollte untersucht werden, wie die Mobile Jugendarbeit in diese sozial-räumliche Jugendlandschaft von Waldkirch konzeptionell, personell und institutionell eingebettet ist. Bei dieser Fragerstellung war auch zu beleuchten, ob die Mobile Jugendarbeit sich in einem kleinstädtisch-ländlich strukturierten Raum (wie die Stadt Waldkirch dies ist) anders aufstellen und eventuell auch anders agieren muss, als in einem großstädtischen Kontext, in dem das Konzept der Mobilen Jugendarbeit ursprünglich entwickelt wurde. Die öffentliche Wahrnehmung und sozialräumliche Anerkennung der Leistungen und Aufgaben der Mobilen Jugendarbeit spielen im kleinstädtisch-ländlichen Bereich für den Erfolg und die lokale Verankerung der Mobilen Jugendarbeit innerhalb des Gemeinwesens eine wesentliche Rolle. Der anerkannte Status, die öffentliche Bewertung der Einrichtung und der pädagogischen Arbeit, sind von großer Bedeutung, um beispielsweise (Nach)Integrationsprozesse für junge Menschen erfolgreich umsetzen zu können. Da die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit gerade im kleinstädtischen Kontext in ihrem Aufgabenbereich häufig auf sich alleine gestellt sind und vor Ort wenig soziale Versorgungs-Infrastruktur, wie z.B. Beratungsstellen zu spezifischen Problemlagen oder auch die Dienste des Jugendamts (die in der Regel in der Kreisstadt zentralisiert sind) vorfinden, existieren in solchen ländlichen Räumen andere Rahmenbedingungen, als im mittel- und großstädtischen Bereich. Um die besonderen Umfeld-Bedingungen, Problemlagen und Potentiale der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch herauszuarbeiten, wurde – neben der „integrierten Block-Befragung“ der Jugendlichen in allen „Jugend-Frage-Bögen“ zu diesem Thema - auch eine gesonderte „Jugend-Experten-Befragung zur Mobilen Jugendarbeit“ der hauptamtlichen Fachkräfte der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch durchgeführt. Für diese ausführlichen Intensiv-Interviews mit den Mitarbeitern standen jeweils gute zwei Stunden zur Verfügung, so dass die 201 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 gesamten Themenfelder der Mobilen Jugendarbeits-Praxis vor Ort wirklich sehr dezidiert erörtert werden konnten. Die zentralen Fragestellungen in dieser lokalen Fachgesprächs-Runde waren die Themenkomplexe: 1. Wie beurteilen Sie die Wahrnehmung / den Status der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch? 2. Wie ist aktuell die praktische Umsetzung des Konzepts der Mobilen Jugendarbeit aufgestellt? In welche Richtung sollte sich die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch entwickeln? 3. Welche Zielgruppen werden erreicht? Was kennzeichnet diese? Welche Bedarfe sehen die Fachkräfte für die Zukunft? (Anmerkung: Die Punkte 2 und 3 bedingen sich dabei gegenseitig!) 4. Welche konkreten Wünsche haben die Mitarbeiter bezogen auf die verschiedenen Akteure in ihrem Arbeitsfeld? Die Antworten und Einschätzungen der beiden Gesprächspartner wurden in Form von „thematischen Blöcken“ zusammengefasst, um durch diese Darstellungsform ein möglichst umfassendes und inhaltlich nachvollziehbares Gesamtbild der Situation der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch zu erhalten. II. Die Darstellung der Untersuchungsergebnisse der „JugendExperten-Befragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in Waldkirch 1. Die Beurteilung des „offiziellen“ Status der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch Bei der Frage nach dem „offiziellen Status“ der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch wurde gezielt nach folgenden vier „Status-Bereichen“ im öffentlichen Sozialraum gefragt: Der Status in der Kommunalpolitik. Der Status in der Gemeindeöffentlichkeit. Der Status bei den Jugendlichen (allgemein). Der Status bei den Jugendlichen (mit denen die Fachkräfte direkt arbeiten). Der Status der Mobilen Jugendarbeit in der Kommunalpolitik wird (aus Sicht der Fachkräfte) als ein „wichtiger und unterstützenswerter Teil“ der Jugendarbeit bewertet. Diejenigen Kommunalpolitiker, welche über „Hintergrundwissen“ zur Mobilen Jugendarbeit verfügen, verhalten sich der Arbeit der Mobilen Jugendarbeit gegenüber sehr wohlwollend und positiv. Sie stehen hinter der in diesem schwierigen Arbeitsfeld geleisteten Arbeit und es besteht ein guter und kontinuierlicher Austausch zwischen allen zuständigen Akteuren. Ein Teil der (nicht-unmittelbar in die Arbeit der Mobilen Jugendarbeit involvierten) Kommunalpolitiker sind dagegen der aktuellen Arbeit gegenüber sehr skeptisch 202 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 und kritisch. Sie orientieren sich sehr stark an den vorliegenden Fakten und nachweislichen Ergebnissen. Dieser genaue „Kontroll-Blick“ geht oft einher mit dem Selbstverständnis, Mobile Jugendarbeit sei eine Art „Vorfeld-Polizei“, die Konflikte regle, Sachbeschädigungen verhindern solle und bei Lärm-Konflikten den Vermittler spiele. Innerhalb der Gemeindeöffentlichkeit wird die Mobile Jugendarbeit zum einen sehr stadtteil-orientiert auf Batzenhäusle hin wahrgenommen: Dort ist ihr „Bürositz“ und auch das von ihr zu beackernde Jugendarbeitsfeld. Zum anderen sieht die breite Gemeindeöffentlichkeit die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch aber hauptsächlich in der Rolle von „Präventionsmitarbeitern“ in der Vereinsarbeit, bei den Festen und an der Fasnet. Oftmals wird dabei die Mobile Jugendarbeit mit einer Art „Sanfter Polizei“ gleichgesetzt und von ihr erwartet, als „gelernter Streitschlichter“ und „professioneller Sozialarbeiter“ immer Patentlösungen bei jedweden Problemen mit Jugendlichen parat zu haben. Diese sich immer wieder wiederholende Projektion liegt - nach Einschätzung der Experten - auch an der fehlenden eigenen Öffentlichkeitsarbeit, die jedoch von den Mobilen Jugendarbeitern auf Grund fehlender zeitlicher Ressourcen nicht offensiv angegangen werden kann, da die direkte Arbeit mit Jugendlichen klar im Vordergrund steht. In der Wahrnehmung der Waldkircher Jugendlichen wird die Tätigkeit der Mobilen Jugendarbeit - aufgrund des jeweiligen Standortes der beiden Fachkräfte - als „sehr ortsteil-bezogen“ eingeschätzt. In ihren Revieren: Batzenhäusle und Kollnau ist die Mobile Jugendarbeit bei Jugendlichen bekannt und geschätzt. Ansonsten wird sie in der Breite von Seiten der Jugendlichen auch als ein „zusätzliches Angebot neben der Schulsozialarbeit“ und als „Sozialfeuerwehr“ zum Löschen aufglimmender „sozialer Konflikte“ wahrgenommen. Darüber hinaus bedauern die Fachkräfte, dass die Mobile Jugendarbeit bisher keine Kontakte zu Jugendlichen in den eher „ländlichen“ Ortsteilen: Siensbach, Buchholz und Suggental hat und dort bei den Jugendlichen und bei den Trägern der Jugendarbeit nur bei sehr wenigen bekannt ist. Die Mobilen Jugendarbeiter sehen durchaus den Bedarf, auch zu anderen Jugendlichen oder Vereinen in den Ortsteilen Waldkirchs Kontakt aufzunehmen. Gleichzeitig wird jedoch klar, dass dies aufgrund der Betreuungsintensität der Batzenhäuser Jugendlichen sowie aufgrund mangelnder zeitlicher Ressourcen momentan nicht realisierbar sein wird. Bei den Jugendlichen, mit denen die Fachkräfte konkret arbeiten wird der soziale und professionelle Status der Mobilen Jugendarbeiter als „sehr hoch“ eingeschätzt, da durch ihre Arbeit solche Jugendlichen erreicht werden, die sonst keine Ansprechpartner finden würden, weil sie nicht organisiert sind. Auf Basis der guten Beziehungen zu den Mitarbeitern wird das Angebot der Mobilen Jugendarbeit von den Jugendlichen stärker wahrgenommen und diskutiert. Neben dieser „präventiven Jugendarbeit“, ist die Existenz der Mobilen 203 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Jugendarbeit aber auch für diejenigen Jugendlichen wichtig, die bei konkreten Problemlagen einen Bedarf an Unterstützungsmaßnahmen haben und deshalb die Beratung (auf)suchen. (Diese kommen dann in etwa alle drei bis vier Monate zum Mitarbeiter im „Roten Haus“). Es gibt aber auch Jugendliche, die recht kontinuierlich „einfach so“ - also ohne konkretes Anliegen - vorbeikommen und solche, die das „Rote Haus“ zu „ihrem Jugendhaus“ erkoren haben. Darüber hinaus bestehen auch Kontakte zu Kindern, die rund um das „Rote Haus“ immer wieder angetroffen werden. Von den Jugendlichen, die regelmäßige Kontakte zu den Mitarbeitern haben, werden die Angebote und die Beziehungen zu den Fachkräften für alle Lebenslagen immer wieder genutzt, was eine hohe Wertschätzung für die Mobile Jugendarbeit bei diesen Jugendlichen bedeutet. (Diese Wertschätzung und Dankbarkeit für eine geleistete Hilfe durch die Mobilen Jugendarbeiter ist auch in allen Jugendbefragungen bei denjenigen Jugendlichen zu erkennen, die bereits einmal die Unterstützung der Mitarbeiter erfahren haben, und diese als „sehr hilfreich“ beurteilten). Warum ist die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch bei den Jugendlichen nicht namentlich als „Mobile Jugendarbeit“ bekannt? - Was sind die Gründe dafür? Sollte die Mobile Jugendarbeit nicht besser auch bei den Jugendlichen als solche bezeichnet werden? Im Vorfeld der Projektdurchführung wurde deutlich, dass der Begriff „Mobile Jugendarbeit“ in der Öffentlichkeit (außer auf der Internetseite der Stadt Waldkirch) nicht auftaucht und bei den Jugendlichen in Waldkirch als solcher nicht eingeführt ist. Als konkrete Gründe hierfür wurde von den Experten angegeben, dass sie sich selbst nicht so benennen, sondern eher die räumliche Verortung (das „Haus der Jugend“, das „Rote Haus“) als Synonym für die „Mobile Jugendarbeit“ steht und dafür eingeführt ist. Desweiteren sei die Waldkircher Mobile Jugendarbeit auch nicht als „klassischkonzeptionierte Mobile Jugendarbeit“ aufgebaut, sondern eher als „sporadisches Aufsuchen“ konzipiert. Eine klare Benennung würde eine klare Konzeption sowie eine klare Fachdefinition der Mobilen Jugendarbeit voraussetzen – diese liege aber in diesem Falle nicht vor. Eine weitere Begründung war, dass es die Jugendlichen eigentlich nicht interessiert, welcher Titel für die Arbeit verwendet wird. Für sie ist im Grunde nur der persönliche Name des Mitarbeiters von Bedeutung und wichtig, wo (im „Roten Haus“) dieser ggf. anzutreffen ist. 204 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 2. Wie ist aktuell die praktische Umsetzung des Konzepts Mobile Jugendarbeit aufgestellt? - In welche Richtung sollte sich die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch entwickeln? Wie sieht die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch in ihrer Praxis konkret aus? Um die aktuelle Umsetzung des Konzepts der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch genauer einschätzen zu können, wurden folgende Analyse-Fragen gestellt: o Welche Elemente des Konzepts werden, wie, umgesetzt? o Welche werden nicht umgesetzt und was sind die Gründe dafür? Dabei wurden die „klassischen“ Bausteine des Konzepts der Mobilen Jugendarbeit (Streetwork, Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit) als Beurteilungsraster zugrunde gelegt. Weiterhin wurde danach gefragt, ob und in welche Richtung sich das Arbeitsfeld der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch erweitern sollte? Bei der Frage nach der praktischen Umsetzung des Konzepts der „Mobilen Jugendarbeit“ fielen die Einschätzungen sehr unterschiedlich aus. Auf der einen Seite wurde sehr allgemein gehalten geantwortet, wie z.B. mit der Aussage: „Die Umsetzung findet momentan in projektbezogener Arbeit, kleineren Projekten bis hin zu internationalen Jugendbegegnungen sowie in der Organisation von Plätzen für nicht organisierte Jugendliche, in der Unterstützung von Musik- und generations-übergreifenden Projekten, in der Betreuung des Jugendgemeinderats und des „AJZ“ (= Aktion Jugendzentrum) statt“. Zum anderen wurden die einzelnen Arbeitsfelder der Mobilen Jugendarbeit konkret benannt und erläutert. Alle Elemente Mobiler Jugendarbeit werden innerhalb dieser Praxis in jeweils unterschiedlicher Gewichtung umgesetzt. o Streetwork: “Aufsuchende Arbeit“ findet vor allem im Sommer „extrem viel“ statt. o Einzelfallhilfe: Die individuellen Hilfen stehen vom Umfang her an erster Stelle, gestalten sich aber sehr schwierig. Jugendliche müssen den richtigen Moment abpassen, um mit dem Mobilen Jugendarbeiter ins Gespräch zu kommen, da im Büro immer sehr viel los ist, das Büro mit anderen Mitarbeitern geteilt wird und die Räume im „Roten Haus“ sehr beengt sind. „Privatsphäre“ ist so praktisch nicht herzustellen. Daher werden die Beratungsgespräche in der Regel auf die Abendstunden terminiert (vorwiegend von 20 bis 22 Uhr). Denn erst ab diesem Zeitpunkt ist eine „geschützte Gesprächsatmosphäre“ für die Einzelberatung möglich. o Gruppenarbeit: Aufgrund von Raum- und Zeitmangel sowie aufgrund fehlender Honorarkräfte gestaltet sich die Durchführung von Gruppenarbeit 205 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 schwierig. Möglich sind Sportaktivitäten für Gruppen von Jugendlichen. Wenn das „Log-In“ im „Roten Haus“ renoviert ist, kann auch dort wieder Gruppenarbeit stattfinden. o Gemeinwesenarbeit: Der Mobile Jugendarbeiter hat die „Fachberatung zum Thema Jugend“ für den Förderverein des „Roten Hauses“ übernommen. Hierbei versteht er sich als Vermittler zwischen den Jugendlichen und den Anwohnern. Wichtig hierbei ist ihm, dass alle Interessen berücksichtigt werden und dass die unterschiedlichen Gruppen im Haus, aber auch im Stadtteil Batzenhäusle untereinander bekannt gemacht werden. Das erklärte Ziel ist: die Lebensqualität aller Bewohner im Stadtteil zu verbessern sowie die gegenseitige Achtung und Akzeptanz zu fördern. Momentan werden innerhalb der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch nicht alle Arbeitsbereiche in dem (auch von den Fachkräften als erforderlich betrachteten) Umfang umgesetzt. So ist es z.B. aufgrund fehlender zeitlicher Ressourcen momentan nicht möglich - zumindest mit einer Fachkraft - „Streetwork“ umzusetzen. Bezogen auf einzelne Arbeitsbereiche wurde problematisiert, dass die jeweilige konzeptionelle und strukturelle Verankerung der Tätigkeiten nicht eindeutig geregelt ist. So gibt es z.B. im Arbeitsfeld „Streetwork“ keine klar kommunizierten Gebietszuständigkeiten. Das gesamte Gebiet von Waldkirch (mit den Ortsteilen) kann aber mit den vorhandenen Ressourcen auf Grund seiner Größe definitiv nicht abgedeckt werden. Die „sozialpolitische Vernetzungsarbeit im Gemeinwesen“ wird als ausbaufähig betrachtet: Beispielsweise benötigt die von der Stadt organisierte Jugendkultur auch von Seiten der Mobilen Jugendarbeit immer wieder und immer mehr materielle und ideelle Unterstützung (z.B. bei den Beantragungsverfahren für Veranstaltungen). Als ebenfalls sehr problematisch eingestuft wird, dass die Schwierigkeiten mit Jugendlichen in Waldkirch nicht als Teil des Zusammenlebens im Gemeinwesen gesehen werden, die dann auch die gesamte Gemeindeöffentlichkeit zu regeln hat, sondern dass die „Probleme“ gern an die Jugendarbeit abgeschoben werden, damit diese (als dafür „zuständig“) diese regle. Die Jugendarbeit soll – nach Meinung vieler Entscheider in der Gemeinde - die Werte hochhalten, die die Familien, die Schulen und die Gesellschaft nicht mehr vermitteln kann, und ein harmonisches Zusammenleben schaffen. Sie ist aber nicht und kann auch nicht dieser gewünschte „Dienstleister für den sozialen Frieden“ sein, sondern versteht sich immer nur als ein um Verständnis für alle Seiten bemühter „Kommunikator“ von Konflikten, d.h. die letztendliche „Lösungs-Verantwortung“ liegt immer bei den sich streitenden Parteien selbst. 206 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Mit welchem Personal wird die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch umgesetzt? Der Stellenumfang der städtischen Jugendarbeit in Waldkirch beträgt 175 %, verteilt auf die Fachkräfte mit 100% im „Haus der Jugend“ und 75% im „Roten Haus“. Der Mitarbeiter im „Roten Haus“ ist dabei mit der kompletten 75%-Stelle für die Mobile Jugendarbeit zuständig. Über diese Funktion hinaus hat er noch die vertretende Funktionen im „Roten Haus“ (Krankheits-/Urlaubsvertretung) und ist Beisitzer im Förderverein des „Roten Hauses“. Die Aufgaben der Mitarbeiterin im „Haus der Jugend“ sind insbesondere: - Die Organisation und Leitung des „Hauses der Jugend“. - Die Anleitung von Honorarkräften und der Putzkraft. - Die Begleitung von Musik- und Bandprojekten, des Jugendgemeinderates sowie von internationalen Jugendbegegnungen. - Die Kooperation mit dem Stadtseniorenrat. - Die Alkoholprävention (ganzjährig und an Festen). - Die Angebotsorganisation für andere Jugendgruppen. Bei der Mitarbeiterin des „Hauses der Jugend“ ist der Anteil, der für Mobile Jugendarbeit aufgewendet werden soll, nicht klar festgelegt. Die räumliche Verteilung der Angebote der Mobilen Jugendarbeit im Stadtgebiet In den Waldkircher Ortsteilen gibt es keine Angebote der Mobilen Jugendarbeit. Eine Begründung hierfür ist die gute Vereinsarbeit. Die Ortsteile sind stark über die kirchliche Jugendarbeit und die Vereine versorgt und begleitende Angebote würden von den Jugendlichen in den Ortsteilen nicht angenommen. Zur Begründung für die (auch räumliche) Konzentration der Tätigkeiten der Mobilen Jugendarbeit auf Batzenhäusle und das „Haus der Jugend“ wiesen die Fachkräfte an dieser Stelle erneut auf die fehlenden zeitlichen Ressourcen hin. Kooperationsformen mit anderen Formen der Jugendarbeit in Waldkirch Dieser Fragenkomplex zielte auf bestehende Kooperationsformen der Mobilen Jugendarbeit mit anderen Jugendarbeitsformen und deren jeweilige Ausgestaltung und Funktionalität ab. Von Seiten der Mobilen Jugendarbeit bestehen aktuell folgende konkrete Jugendarbeits-Kooperationen in Waldkirch: - Zusammenarbeit mit der kirchlichen Jugendarbeit (Projekte / gemeinsame Fußballturniere / Einzelveranstaltungen). 207 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 - Unterstützung des „AJZ“ (bei „brenzligen“ Veranstaltungen). „FetePetete“. Zusammenarbeit mit den Schulen. Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen. Suchtpräventive Aktivitäten (vor allem über die Fasnetszeit) zum Thema Jugendschutz . Gewaltpräventionsprojekte. Bei den Kooperationen mit der Kirche und den Vereinen sprachen beide Experten von einer „guten und verbindlichen Organisation mit klaren Absprachen und Kontakten“. Die Kooperation mit dem „AJZ“ wurde - in Hinblick auf immer wieder aufbrechende Konflikte an allen Fronten - als „sehr dynamisch“ bezeichnet. Das sich immer wieder auftuende Konfliktfeld gründet sich vor allem auf die widersprüchlichen Erwartungen an die hauptamtliche Jugendarbeit. Zum einen soll sie bei Veranstaltungen unterstützen und in Bezug auf die Anwohner und die Verwaltung vermitteln, zum anderen wird sie für ihre notwendige Kontrolle von Seiten des „AJZ“ her immer wieder als „Feind“ erlebt und stigmatisiert. Insgesamt befürworteten beide Experten, weitere oder neue Kooperationen mit anderen Jugendeinrichtungen zu initiieren. Angestrebt werden sollten Kooperationen: - Mit Jugendlichen aus den Ortsteilen mit dem Ziel, dort neue Projekte umzusetzen. - Mit der Suchtberatungsstelle EMMA. - Mit dem Landratsamt. Allerdings wurden auch hier Bedenken bezüglich der Leistbarkeit, auf Grund der mangelnden zeitlichen Ressourcen, geäußert. Vernetzung der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch mit anderen Mobilen Jugendarbeitern Eine Vernetzung/ein Austausch mit anderen Mobilen Jugendarbeitern (z.B. aus der Region) besteht nach Aussage der Experten nicht. Der Wunsch nach Vernetzung besteht allerdings: ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch wäre für die Alltagsarbeit wichtig und mit dem Blick auf die Erweiterung der konzeptionellen Bereiche fachlich geboten. 208 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Richtungsweisende Entwicklungen und Entscheidungen für die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch Als einen wichtigen jugendpolitischen Erfolg kann die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch beispielsweise die aktive Beteiligung von Jugendlichen an Projekten und Veranstaltungen in Batzenhäusle verbuchen. Zum Gemeinderat sowie zu den Anwohnern in Batzenhäusle werden gute Kontakte gepflegt. Trotzdem ist Batzenhäusle der Stadtteil, der nach wie vor stark in der öffentlichen Wahrnehmung stigmatisiert ist und einen jugendpolitisch „unterentwickelter Raum“ darstellt. Sehr positiv entwickelt sich die Arbeit des „Jugendgemeinderats“. Es konnten immer wieder Veranstaltungen mit hoher kommunalpolitischer Relevanz durchgeführt werden. Die Absicherung und der Weiterbestand der Mobilen Jugendarbeit in den nächsten Jahren Aufgrund der breiten Akzeptanz des Arbeitsfeldes wird von den Fachkräften der Fortbestand der Mobilen Jugendarbeit in den nächsten Jahren „als gesichert“ eingeschätzt: Die geleistete Arbeit wird wahrgenommen und der Gemeinderat ist sich der Notwendigkeit des Arbeitseinsatzes bewusst. Auch der Förderverein des „Roten Hauses“ steht ganz klar hinter dem Arbeitsansatz der Mobilen Jugendarbeit. Dieselbe positive Prognose gilt für den Personalbestand sowie die finanzielle Ausstattung. Der Stellenwert der Mobilen Jugendarbeit wird gesehen und es besteht Rückendeckung durch die Kommunalpolitik, die sich (allmählich auch) traut Erfolge, nicht nur „in Zahlen“, sondern auch am „verbesserten Sozialklima“ zu messen, und daher weiterhin ausreichend Mittel zur Verfügung stellen wird. Ein weiteres positives Indiz ist die Ausstattung der Stellen mit unbefristeten Arbeitsverträgen. Der Ausbau des Arbeitsfeldes Mobile Jugendarbeit in Waldkirch wird von beiden Experten befürwortet und zwar in zwei Richtungen: o Zum einen gibt es sehr viele Strömungen bei den Jugendlichen, die die Mobile Jugendarbeit aufgreifen sollte. Dazu bietet sich „Streetwork“ als eine gute Methode an. Aber auch eine Erweiterung in den Bereichen der „Jugendkulturarbeit“ sowie der „Jugendvereinsförderung“ (z.B. als Vernetzung über die Verwaltung) sollte angedacht werden. o Zum anderen zeigt sich ein großer Bedarf unter Jugendlichen, die Unterstützung in unterschiedlichsten Lebenslagen benötigen. Da sich diese Unterstützung (Beratung, Bewerbungen schreiben usw.) in Batzenhäusle 209 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 sehr zeitintensiv gestaltet, kann sie von einer Person alleine nicht abgedeckt werden. Die Folge davon ist, dass Jugendliche oft weggeschickt werden müssen, da keine zeitlichen Ressourcen für eine Beratung mehr vorhanden sind. Ein Ausbau der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch müsste sich also einerseits im Ausbau zu einem „Mobilen-Jugendarbeit-Team“ geschehen und andererseits sich in besseren und transparenteren Arbeits- und Zuständigkeitsstrukturen niederschlagen. 3. Welche Zielgruppen werden erreicht? Was kennzeichnet diese? Welche Bedarfe sehen die Fachkräfte für die Zukunft? Wie setzt sich die Zielgruppe der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch zusammen? Was kennzeichnet diese? Bisheriger erster Zielgruppen-Schwerpunkt der „Mobilen Jugendarbeit“ sind die Jugendlichen aus Batzenhäusle. Hierbei handelt es sich überwiegend um Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund, die aus kinderreichen und stark patriarchal-organisierten Familien stammen. Weitere Problemfelder sind Bildungsbenachteiligung und eine zum Teil recht hohe Gewaltaffinität. Sucht und Konsum von legalen und illegalen Drogen sind die, die Arbeit mit dieser Zielgruppe, bestimmenden Themen. Die zweite Haupt-Zielgruppe der Mobiler Jugendarbeit in Waldkirch setzt sich aus dem Umfeld des „Hauses der Jugend“ zusammen. Sie besteht aus: - Besuchern des „Hauses der Jugend“. - „Problemkindern“ des Waldkircher Jugendlebens. - Jugendlichen mit Migrationshintergrund. - Jugendlichen, die sich selbst organisieren (Skater/Musiker). - Aber auch aus einzelnen Jugendlichen mit schwierigem sozialen und psychischem Hintergrund. Veränderungen im Klientel der Mobilen Jugendarbeit. Beide Fachkräfte schätzten übereinstimmend ein, dass in den letzten Jahren Veränderungen innerhalb des Klientels der Mobilen Jugendarbeit festzustellen waren. Diese Veränderungen zeigten sich beispielsweise dadurch, dass über die Angebote im „Haus der Jugend“ mehr Schichten von Jugendlichen erreicht werden konnten. Durch den Personalwechsel in der Mobilen Jugendarbeit im „Roten Haus“ wurden ebenfalls neue Gruppen von Jugendlichen erreicht. Eine weitere Einschätzung zu den Veränderungen innerhalb der Zielgruppen ist, dass sich der „Konsum von chemischen Drogen stark ausgebreitet hat“, was nach der Experteneinschätzung - primär an den niedrigen Preisen im Vergleich zu Cannabis liegt. 210 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Wie wird der Bedarf an Mobiler Jugendarbeit in Waldkirch gesehen? Beide Experten schätzten den Bedarf für Mobile Jugendarbeit in Waldkirch als „klar steigend“ ein. Begründet wurde diese Einschätzung damit, dass Jugendliche durch ihre zeitliche Auslastung vermehrt „draußen“ anzutreffen sind und sie sich ihre Aufenthaltsräume frei wählen. Diese öffentlichen Räume werden immer mehr zu den quasi „letzten freien Räumen“ eines verschulten und verplanten Jugendalltags und als solche zu „aufgeladenen Freiräumen“, die es immer zu verteidigen gilt. Dieser Zustand macht sie so „leicht entflammbar“ und ein „Funke genügt“, um einen Konflikt im Kampf um diese Plätze und Räume auszulösen. Nicht umsonst ranken sich in Waldkirch so viele Auseinandersetzungen um diese „öffentlichen Räume“, die so zäh als „Jugendreviere“ von den Jugendlichen besetzt und verteidigt werden. Es ist aktuell – so die Einschätzung der Experten – auch dringend notwendig, mehr gesellschaftliche Offenheit und Akzeptanz gegenüber den verschiedenen Jugendkulturen und -szenen zu schaffen und als Mobile Jugendarbeit dafür Hilfe zu leisten. Die Mobile Jugendarbeit wird sich in Zukunft zunehmend mit gesellschaftlichen Veränderungen auseinanderzusetzen zu haben, die belastende Faktoren für Jugendliche darstellen. Beispiele dafür sind die sich verändernden Familienstrukturen, aber auch der zunehmende Leistungsdruck, der durch die Schulen, in der Ausbildung und durch Medienvorbilder auf Jugendliche ausgeübt wird. Die aktuellen Problemfelder im Bereich der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch Der Blick auf die aktuellen Problemfelder in Waldkirch zeigt, welche Themen in nächster Zeit dringend bearbeitet werden sollten. Aus Sicht der Experten wurden folgende akuten „Problemfelder“ benannt: 1. In Batzenhäusle besteht großer Beratungsbedarf. Die Raumsituation ist hier nicht angemessen. 2. Die Jugendlichen in Batzenhäusle benötigen dringend öffentliche Plätze, von denen sie nicht vertrieben werden. 3. Die Jugendräume im „Roten Haus“ müssten dringend renoviert werden. 211 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 4. Welche Wünsche haben die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit bezogen auf die verschiedenen Akteure in ihrem Arbeitsfeld? Welche konkreten Wünsche hat die Mobile Jugendarbeit an: o Die Gemeindepolitik. o Die Waldkircher Öffentlichkeit. o Die Jugendlichen (allgemein). o Die Jugendlichen (die Zielgruppe der Mobilen Jugendarbeit sind). Von Seiten der Gemeindepolitik wünscht sich die Mobile Jugendarbeit eine konstruktive Kritik, eine Politik des Hinhörens, mehr Klarheit über die Umsetzung des Arbeitsfeldes (keine Degradierung zu „Feuerlöschern“) und somit eine grundsätzliche breitere Akzeptanz im Gemeinderat. Dieser Rückhalt in der Gemeindepolitik ist wichtig für ein gemeinsames Gestalten und mehr Offenheit und Transparenz. Die Grenzen der Mobilen Jugendarbeit sollten endlich anerkannt werden, ihr Auftrag klar kommuniziert sein und „keine ordnungspolitischen Aufträge“ mehr gestellt werden. Die Mitarbeiter wünschen sich, dass auch der offenliegende Bedarf an einer personellen Erweiterung gesehen wird. Von der Öffentlichkeit wünschen sich die beiden Experten, dass auch sie mehr Verantwortung für Jugend übernimmt, dass sie die Jugendlichen nicht als „Aliens“, sondern als „Teil der Gesellschaft“ versteht, sowie das Eigenengagement und den Mut der Jugendlichen unterstützt und in einer freundlichen Art und Weise Position zu deren Anstrengungen bezieht. Die Experten wünschen sich, dass die Öffentlichkeit versteht, dass die Jugendlichen „ihre“ Orte und Plätze brauchen und dass sie den Auftrag der Mobilen Jugendarbeit so verstehen, dass diese „kein Ordnungshüter“ und „kein Platzvertreiber“ sein kann. Von den Jugendlichen im allgemeinen wünschen sich die Experten, dass sie noch mehr ihr Potential erkennen und ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten sehen und ernst nehmen, dass sie sich mehr für ihre eigenen Belange einsetzen, dass sie für sich und andere mehr Verbindlichkeit und mehr Verlässlichkeit erlernen und die Unterstützung der Mobilen Jugendarbeit als „nicht selbstverständlich“ ansehen. Auf die Frage, warum sie sich das alles von den Jugendlichen wünschen, antworteten die Experten mit folgender „Berufserkenntnis“: „Da sie schlauer sind als viele Erwachsene und hinter die Kulissen der Konsumkultur blicken können. Da sie mehr Potential und Mitwirkungsmöglichkeiten haben, als jemals zuvor, und weil die vorherrschende Konsumkultur keine Zukunft hat. Dass sie dies mehr hinterfragen. Damit sie wieder in der Lage sind, sich über Kleinigkeiten zu freuen, und damit sie die ständige Verfügbarkeit von Sozialarbeitern nicht missbrauchen“. 212 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Von der Zielgruppe der Mobilen Jugendarbeit wünschen sich die Experten, dass sie sich trauen, ihre Wünsche offen zu äußern und sich nicht mit allem zufrieden geben, dass sie an sich selbst und ihre Kraft glauben und sich nicht mit Halb-Lösungen abspeisen lassen. Sie wünschen sich aber auch, dass die Jugendlichen besser mit den Räumen im „Roten Haus“ umgehen und auch mit der Natur. Dass sie neugierig sind auf andere Lebensbereiche (Horizonterweiterung), dass sie sich trauen, einmal über ihren Tellerrand hinaus zu schauen und dass sie auch lernen, andere Gruppierungen mehr zu akzeptieren. Die Experten haben die Hoffnung, dass es nicht beim Wünschen bleiben muss, „weil die Jugendlichen besser sind, als man ihnen sagt“ und es an der Zeit ist, bestehende Werte und Haltungen zu überdenken und das Positive daraus in die eigene Zukunft zu übertragen. Wie wird von den Vertretern der Mobilen Jugendarbeit bewertet, dass das Pilotprojekt: „Jugend-Gemeinde-Studie - Jugend im ländlichen Sozialraum“ nach Waldkirch kam? Das Pilotprojekt stellt – nach Meinung der Experten - eine gute Chance dar, die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch genauer darzustellen und konzeptionell besser auszurichten, d.h. die Arbeitsbereiche der Jugendarbeit neu zu strukturieren. Das Projekt stellt eine gute Grundlage für die Beschreibung des „Ist-Zustandes“ dar, besonders aus einer „neutralen“ Perspektive von außen. Ebenso ist es wichtig, auch die Interessen der Stadt und die Wertigkeit der eigenen Jugendarbeit zu erkennen, besonders in den bisher vernachlässigten Ortsteilen. Dadurch wird eventuell auch mehr Akzeptanz der Bürger gegenüber der Mobilen Jugendarbeit erreicht. Die Umsetzung des Pilot-Projektes (bei der die lokale Mobile Jugendarbeit als „der quasi natürliche Partner vor Ort“ sehr stark eingebunden war) hat allerdings auch sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Was verspricht sich die lokale Mobile Jugendarbeit von dieser Erhebung? Die Arbeitsfelder der (Mobilen) Jugendarbeit sollten nach außen transparenter gemacht werden. Mit Blick auf die Vernetzung mit den Vereinen und mit den Ortsteilen versprechen sich die Mitarbeiter eine Neuausrichtung der Arbeitspositionen bzw. der Arbeitsprioritäten. Das Thema „Jugendliche im öffentlichen Sozialraum“ sollte in der zukünftigen Arbeit mehr Gewicht bekommen. Die Mitarbeiter erwarten sich darüber hinaus konkrete Handlungsempfehlungen und Ideen für die zukünftige Arbeit. 213 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 III. Die Abschluss-Bewertung der „Jugend-ExpertenBefragung zur Mobilen Jugendarbeit“ in Waldkirch Die von den Fachkräften dargestellten Bedarfe für die praktische Umsetzung der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch zeigen, dass diese mit dem aktuellen personellen und konzeptionellen Bestand nicht adäquat abgedeckt werden können. Als die „dringendsten Bedarfe“ wurden folgende Arbeitsfelder benannt: 1. Gerade in Batzenhäusle (wo der Mitarbeiter im „Roten Haus“ verortet ist), läuft für diesen eine hohe Nachfrage nach individuellen Hilfen auf, die zum Teil nicht zu bewältigen ist. Die zeitlichen Ressourcen reichen hier nicht aus. 2. Von den Fachkräften wird weiterer Bedarf an Beratung in Begleitung, sowohl bezogen auf Einzelne, als auch auf Gruppen, gesehen. Um hier einsteigen zu können, wäre regelmäßige Streetwork sinnvoll. 3. Die konzeptionelle Weiterentwicklung wird gewünscht und als notwendig erachtet, um die Arbeit transparenter und bedarfsgerechter auszugestalten. 4. Die räumliche Situation der Mobilen Jugendarbeit im „Roten Haus“ ist sehr kritisch. Es fehlt ein eigenes Büro, das es ermöglicht, Jugendliche flexibel und in einem geschützten Rahmen zu beraten. Die Renovierung des Jugendtreffs „Login“ im Keller ist noch nicht abgeschlossen. Hier bestünde zumindest für die Arbeit mit Gruppen die Möglichkeit, diese Räume zu nutzen. 5. Die Fachkräfte sehen einen Bedarf darin, die Kontakte zu den Ortsteilen zu initiieren und zu pflegen, um zum einen als Ansprechpartner bekannt zu werden und ggf. zur Verfügung zu stehen, und zum anderen, um die Jugendarbeit (der Vereine und der Verbände) in den Ortsteilen ggf. zu unterstützen und dauerhaft im Gespräch zu bleiben. Momentan können die hier formulierten Bedarfe nicht umgesetzt werden, weil zum einen die personelle Situation dies nicht zulässt, und zum anderen die dafür notwendige Aufgabenverteilung nicht geklärt ist. Daraus ergeben sich zwei wesentliche Punkte für die zukünftige Ausstattung der (Mobilen) Jugendarbeit in Waldkirch: Das Aufgabenfeld der Mobilen Jugendarbeit benötigt eine personelle Verstärkung und für ihre Arbeit aufgaben-entsprechende Räumlichkeiten. Nur dann können individuelle Hilfen bedarfsgerecht angeboten werden, ohne dass wesentliche Bestandteile des Konzepts der Mobilen Jugendarbeit (wie Streetwork, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit), vernachlässigt werden müssen. 214 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Des Weiteren ist eine konzeptionelle Klärung notwendig, um die Aufgabenbereiche der Mobilen Jugendarbeit und der Offenen Jugendarbeit im „Haus der Jugend“ zu beschreiben und festzulegen. Die vorhandenen Schnittmengen in den Arbeitsbereichen sind genauer auszugestalten und konzeptionell zu verankern. Gerade beim Blick auf die Aufgabenbereiche im „Haus der Jugend“ wird sichtbar, dass hier vor allem auch Aufgaben bestehen, die normalerweise im Bereich eines Stadtjugendreferats zu finden wären, wie z.B. die Unterstützung von Jugendkulturinitiativen, die Organisierung des internationalen Jugendaustausches und die Begleitung des Jugendgemeinderats. Die Weiterentwicklung der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch ist somit im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der städtischen Jugendarbeit insgesamt zu sehen. Das Potential der städtischen Jugendarbeit könnte sich mit einer personellen Verstärkung und konzeptionellen Klärung viel besser entfalten. 215 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kapitel 6 Die jugendpolitischen Konsequenzen aus der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ Vorbemerkung Das erklärte Arbeitsziel der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ war es, die „sozial-räumliche Einbettung der Mobilen Jugendarbeit im lokalen Jugendleben von Waldkirch“ zu untersuchen und darzustellen. D.h. bei diesem Pilotprojekt handelt es sich nicht um eine allgemeine Erhebung zur Jugendlandschaft in einer Kleinstadt (in diesem Falle Waldkirch), sondern insbesondere um eine spezielle Analyse der sozial-räumlichen Arbeitsbedingungen von Mobiler Jugendarbeit in einem kleinstädtischen Gemeinwesen (am Beispiel Waldkirch). Nur unter dieser Fragestellung war es möglich, das Projekt als Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiter/innen der Mobilen Jugendarbeit in Baden-Württemberg als Modellprojekt umzusetzen. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der „Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012“ Es gibt nicht die „Waldkircher Jugend“, sondern sich in ihrer sozialräumlichen Lebenswirklichkeit durchaus deutlich unterscheidende „Waldkircher Stadt- und Ortsteil-Jugendliche“. Die alltagsprägende Macht der Orts-, bzw. Stadtteile ist – trotz aller medialen Angleichung und subkulturellen Ausdifferenzierung einzelner Jugendmilieus – nach wie vor vorhanden und führt dazu, dass diese lokalen Raumidentitäten (= das Empfinden als „Ortsteil- oder Stadtteil-Jugendlicher“) immer noch stärker als die Gesamtstadt-Identität (als „Waldkircher Jugendlicher“) sind. D.h. die in der Gemeinde-Untersuchung in Abstimmung mit der lokalen Projektgruppe gewählte Raumaufteilung in sechs Teilorte hat sich bei den Orts- und StadtteilErkundungen in der Realität auch als wirkliche „Identitäts-Raum-Grenze“ bestätigt. D.h.: - Das Aufwachsen in den Orts- und Stadtteilen ist nach wie vor alltagsprägend. - Die Jugendlichen verbringen nach wie vor den Großteil ihrer Freizeit in ihrem Orts- bzw. Stadtteil, und dieser Trend wird durch die Existenz des Ganztagsschulbetriebs noch verstärkt. Denn der lange Schultag lässt ein Weggehen innerhalb der Woche kaum mehr zu, sodass hier durchaus von einer „Re-Lokalisierung auf den unmittelbaren Nahraum“ in der noch verbliebenen Wochentagsfreizeit gesprochen werden kann. - Der Orts- bzw. Stadtteil ist nach wie vor der wichtige Ort, an dem die Freunde sind, wo diese spontan besucht werden und wo die Hobbys gepflegt werden können. 216 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Diese Tatsache lässt die These zu, dass die Mehrzahl der Jugendlichen nach wie vor primär ein „Ortsteil- oder Stadtteil-Bewusstsein“ besitzen und sich erst an zweiter Stelle als „Gesamt-Waldkircher“ fühlen. Für die zukünftige Planung der Jugendarbeit hat diese Tatsache dahingehende Konsequenzen, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass ein irgendwo im Stadtgebiet geplantes Jugendangebot dann für alle Jugendlichen ausreicht und von ihnen angenommen wird. D.h. die lokal und wohnortort-nah ausgerichteten Jugendlichen brauchen ebensolche dezentralen Jugendangebote und nicht irgendwelche, irgendwo im Stadtgebiet. Diesbezüglich gibt es große Unterschiede in den einzelnen Orts- und Stadtteilen Waldkirchs: In den ländlichen Ortsteilen Suggental und Buchholz fehlt es an Angeboten der Offenen Jugendarbeit. In Siensbach bedarf die sehr aktive KLJB dringend der kommunalen Unterstützung bei der Sanierung ihres Jugendraumes. Unter den drei städtischen Stadteilen gibt es (in allen Befragungsteilen der Jugendstudie) zwei deutlich hervorstechende „Problemzonen“, die durchaus als „soziale Brennpunkte“ angesehen werden können: - Der Stadtteil „Kollnau“ gilt bei der Mehrheit der Jugendlichen (in allen Ortsteil- und Schülerbefragungen) als die klar identifizierte „HauptProblemzone“ und ist – wie die Schüler das selbst deklarierten - als „asozialer Ort“, in dem die meisten „Stresser“ und „Problemgruppen“ zu Hause sind, der „jugendliche Brennpunkt“ in Waldkirch. - Der Stadtteil „Batzenhäusle“ hat den Ruf die „Armenzone“ und das „unterentwickelte Gebiet“ der Jugendarbeit, in der kaum etwas geboten ist und viel Tristesse vorherrscht, zu sein. - Lediglich das „Stadtzentrum von Waldkirch“ gilt als Einkaufsort, Aufenthaltsort und vom gastronomischen Angebot her, als sehr attraktiver Raum, auch wenn beklagt wird, dass dort ein eigenes Jugendzentrum fehlt. Handlungsbedarf: Die professionelle Jugendarbeit in Waldkirch muss sich an diesen sozial-räumlichen Gegebenheiten orientieren und ihre Arbeit nach diesen Bedarfslagen ausrichten. D.h. die Jugendarbeitsakteure (Vereine, Kirchen, Verbände, engagierte Bürger) in den ländlichen Ortsteilen brauchen beratende professionelle Unterstützung beim Aufbau offener Jugendtreffs/ offener Angebote und ggf. bei der inhaltlichen Ausgestaltung ihrer darin angebotenen Jugendarbeit. Die eindeutig als „soziale Brennpunkte“ identifizierten Stadtteile „Kollnau“ und „Batzenhäusle“ brauchen die konzentrierte Unterstützung der hauptamtlichen Mitarbeiter der Offenen und Mobilen Jugendarbeit. D.h.: - Die bestehenden Jugendarbeiterstellen müssten zu einem „Jugendarbeitsteam“ zusammengefasst werden. Diese Teambildung ist notwendig, um die Kooperation zwischen der Offenen und Mobilen 217 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 - - - - Jugendarbeit zu optimieren, die Synergie-Effekte der direkten Kooperation auszunutzen, Ressourcen zu bündeln und durch die gemischtgeschlechtliche Zusammensetzung mehr Ansprechpotenzial zu bieten. Außerdem verhindert diese Zusammenarbeit, dass eine weibliche Jugendarbeiterin allein in einem problematischen Umfeld (was ein gewisses Gefahrenpotenzial mit sich bringt) tätig sein muss. Die lokalen Schwerpunkte der neu auszurichtenden Mobilen Jugendarbeit müssten der Stadtteil „Kollnau“ und wie bisher das Quartier „Batzenhäusle“ sein. „Kollnau“ wurde von allen Befragten der Studie eindeutig als der „Problembezirk“ in Waldkirch identifiziert. Die Mobile Jugendarbeit müsste im dortigen Haus der Jugend und im Stadtteil präsenter sein und verbindliche Kontaktzeiten/ Beratungsstunden in einem dort einzurichtenden Büro anbieten. Am bisherigen Hauptstandort „Rotes Haus“ würden ebenfalls Beratungszeiten angeboten, wobei die Lage und Gestaltung des Büros im Haus verbessert werden sollte. Für eine stadtteil-bezogene Jugendarbeit ist das „Rote Haus“ jedoch (wie die entsprechende Stadtteil-Analyse anschaulich zeigt) nicht geeignet, da es keine jugend-gerechten Räume zur Selbstaneignung und Eigengestaltung für Jugendliche aus dem Stadtteil bietet. Stattdessen sollte im Stadtteil „Batzenhäusle“ eine entsprechende „Jugend-Treff-Räumlichkeit“ eingerichtet werden, die niedrigschwellig und stadtteiloffen ist. Die systematische Ausrichtung der professionellen Jugendarbeitstellen auf ihre Kernaufgaben Offene Jugendarbeit und Mobile Jugendarbeit setzt voraus, dass die beiden Jugendarbeiter von weiteren Aufgaben freigestellt werden und sich auf ihr notwendiges „Kerngeschäft“ konzentrieren können. Nur so können sie den (in der Studie immer wieder eingeforderten) Aufgaben (z.B. Garantie längerer Öffnungszeiten, sich mehr um „benachteiligte Jugendliche“ zu kümmern usw.) gerecht werden und ihre professionellen Stärken zum Einsatz bringen. Die bisherige Struktur (fehlende Kooperation; kein eindeutiger Sozialraumzuschnitt; kein klares Arbeitskonzept; zuviel Zuständigkeit für Alles usw.) hatte verhindert, dass die ausgebildeten Sozialpädagogen kontinuierlich und nachhaltig effektiv in ihrem Arbeitsfeld tätig werden konnten. Mit dieser neuen Arbeitsstruktur wird der geforderte Anspruch nach mehr Öffnungszeiten im Jugendhaus und auch im (noch zu schaffenden) Stadtteil-Jugendtreff „Batzenhäusle“ realisierbar sein. Viele Waldkircher Jugendlichen haben bei ihrer Suche nach Jugendangeboten (= Angeboten für Jugendliche) immer weniger die lokalen Jugendangebote der Stadt Waldkirch im Blick. In der Jugendbefragung war über alle Alters- und Geschlechtergruppen hinweg sehr überraschend, dass viele Jugendliche aus Waldkirch Probleme hatten, bestehende Jugendangebote vor Ort zu benennen. Der Anteil, der Jugendlichen, die „keine Jugendangebote in Waldkirch (mehr) kennen“, liegt bei den unterschiedlichen Alters- und Geschlechtsgruppen 218 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 zwischen 25-42%. Besonders hoch (42%) ist er in der Altersklasse der Jugendlichen unter 15 Jahren. Der Anteil der Jugendlichen, die angaben keine Jugendangebote zu nutzen, ist mit 43-48% bei den unterschiedlichen Alters- und Geschlechtsgruppen noch höher und liegt bei den Mädchen unter 15 Jahren und bei den Jungs unter 15 Jahren am höchsten. Hier wächst eine Jugendgeneration heran, die sich nicht mehr vor Ort umschaut, welche Jugendangebote es für sie gibt, sondern sich sehr stark in „Sozialen Netzwerken“, „Kleincliquen“ und „privaten Freundeskreisen“ bewegt und aufhält. Die Jugendsoziologie spricht hier von der „untergetauchten Jugendgeneration“. Damit gerät der reale Ort aus dem Blick, weil er nicht mehr auf dem „subjektiven Bildschirm“ ist. Das hat Auswirkungen auf das Interesse am Gemeindeleben und an der lokalen Jugendarbeit: Beides wird nicht mehr gesehen, wahrgenommen und immer weniger genutzt („Aus den Augen – aus dem Sinn“). Handlungsbedarf: Um die lokalen Jugendangebote von Waldkirch wieder stärker in das Bewusstsein der Jugendlichen zu bringen, müsste eine konzertierte Aktion aller Jugendarbeits-Anbieter in Waldkirch stattfinden. In der Jugendstudie wurde immer wieder von vielen Seiten gefordert und gewünscht, das über die Studie entstandene „Informationsnetzwerk“ in der lokalen Jugendarbeit fortzusetzen und zu stabilisieren. Als ein denkbares Modell wäre vorstellbar, aus der „Projektgruppe zur Umsetzung der Jugend-Studie“ heraus einen offenen „Arbeitskreis: Jugend in Waldkirch“ zu bilden, in dem alle an Jugendarbeit interessierten Erwachsenen und Jugendlichen, Haupt- und Ehrenamtlichen koordinierend und projektbezogen zusammenarbeiten könnten. Der Arbeitskreis soll dabei bewusst ein „Arbeits“-Kreis und kein „Stadtjugendring“ (der stärker in Repräsentationsfragen agieren würde) sein, und sich schwerpunktmäßig um die bessere Vernetzung und Kooperation innerhalb der Jugendarbeit in Waldkirch und die Planung diesbezüglicher Veranstaltungen und Projekte kümmern. Eine erste inhaltliche Aufgabe dieses Arbeitskreises könnte die Erfassung einer aktuellen Liste aller Jugendangebote in Waldkirch sein, die auf einer Website (auf der Homepage der Stadt und in den Sozialen Netzwerken) eingestellt und kontinuierlich gepflegt wird. Damit könnten die Jugendlichen besser erreicht werden und auch das bestehende Jugendangebot ausführlich vorgestellt werden. Um aber nicht nur „digital“ präsent zu sein, könnten von diesem „Arbeitskreis“ weitere öffentliche Aktivitäten ausgehen, wie z.B. die Mitwirkung bei der Organisation von Jugendfesten (Internationaler Jugendaustausch; zentrale Feten; Fußballturniere) zur Festigung dieser Vernetzung unter den Jugendlichen. Dieser Arbeitskreis „Jugend in Waldkirch“ wäre in der Zukunftskonzeption der Jugendarbeit das dritte Standbein neben einer gestärkten und sich auf ihre Kernaufgaben konzentrierenden Offenen und Mobilen Jugendarbeit. 219 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Für die Generation der sogenannten „Lücke-Kinder“ (9-14 Jahre) wird in Waldkirch zu wenig getan. Für sie fehlt ein altersgerechtes Jugendarbeitsund Jugendangebot. Ein weiteres auffälliges Ergebnis der Jugendstudie war, dass es in Waldkirch in allen Stadt- und Ortsteilen eine auffällige Lücke bei den Jugendarbeitsangeboten für Jugendliche zwischen 9 und 14 Jahren gibt. Diese Gruppe der „nicht-mehrKinder“ und „noch-nicht-Jugendlichen“ fällt überall durch die Angebots-„Lücke“ im lokalen Jugendangebot. Für diese Altersklasse war daher lediglich die „Ministrantengruppe“ eines der wenigen Angebote, welches in der Jugendstudie häufiger genannt wurde. Diese Altergruppe sollte in der Waldkircher Jugendarbeit besser eingebunden werden, denn deren Einbeziehung wäre eine wichtige Gegenstrategie, um dem Phänomen der „abgetauchten Jugend“ lokal entgegenzuwirken. Auch im kommerziellen Jugendangebot fehlt dieser Altersklasse ein entsprechendes Treffangebot, wie z.B. ein „Jugendcafe“ oder ein „Kino“, wo sie (ohne Altersbegrenzung und ohne zuviel Fahrtaufwand) hingehen können. Handlungsbedarf: Wer diese wichtige Übergangsphase von der Kinder- zur Jugendphase verstreichen lässt, ohne dieser Altersgruppe ein entsprechendes lokales Angebot zu bieten, vernachlässigt nicht nur dieses wichtige jugendpolitische Klientel in einer wichtigen Verunsicherungs- und Orientierungsphase, sondern versäumt auch die Chance, diese Gruppe für die lokale Jugendarbeit zu gewinnen. Vor allem von Seiten der jugendarbeitsinteressierten Eltern und Erwachsenen wurde auf dieses Versäumnis immer wieder hingewiesen. Für diese Gruppe, für die die bestehenden offenen Jugendtreffs noch nicht altersgerecht sind und die aus Altersgründen noch nicht überall hinkönnen, bedarf es konkreter altersgerechter Angebote, wie z.B. ein „Nachmittags-Kino“ im Jugendhaus oder ein „Jugendcafe“ oder „Teenie-Cafe“ als offener Treffpunkt. Ein solches Treffangebot könnte bspw. auf der Basis einer „Schülerfirma“ von Jugendlichen selbst organisiert werden, um auch wirklich „jugendgerecht“ gestaltet zu werden. Dazu bedarf es allerdings eines gewissen zeitlichen und konzeptionellen Vorlaufes, um eine solche Binnenstruktur der Selbstverwaltung zu schaffen und als Geschäftsmodell zu installieren. Praktische Hilfe könnte dabei auch z.B. die WABE leisten, die zu solchen Projekt-Formen über einschlägige Erfahrungen verfügt. Das Projekt kann nur dann nachhaltig funktionieren, wenn es von innen und unten wachsen kann. Der oft und vielerorts eingeschlagene und gut gemeinte Weg, ein Gebäude bereitzustellen und dort – ohne Vorlauf – eine Jugendgruppe einzusetzen, die das dann „irgendwie managt“, führt nicht zum Erfolg. Wirklich nachhaltige Jugendarbeit braucht den Weg der eigenständigen JugendprojektArbeit, in der die Lernschritte zur Selbstorganisation praktisch eingeübt werden können. Dann wird dieses Projekt ein Erfolg für die Leitungsgruppe und ein Erfolg 220 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 für alle Besucher. Nur so entsteht Selbstbewusstsein durch und Identität mit einem Projekt. Die Konflikte um die öffentlichen Plätze als Jugendtreffpunkte sind ein durchgängiges Dauerthema - auch in Waldkirch. Die öffentlichen Plätze in Waldkirch sind wie in vielen Städten und Gemeinden häufig ein Zankapfel zwischen Jung und Alt, Jugend und Anwohnern und zwischen verschiedenen Jugendcliquen. Aus Sicht der Jugendlichen stellt sich das „Platz-Problem“ (wie folgende Zitate aus der Studie belegen) so dar: - Es gibt zu viele Leute, die sich zu schnell und zu viel beschweren. - Jugendliche sind immer und überall zu laut. - Viele Leute können mit den Jugendlichen und ihrer Lebenswelt nicht umgehen. Das führt zu übertriebenen und häufigen Beschwerden. - Jugendliche werden an öffentlichen Plätzen nur geduldet und fühlen sich daher grundsätzlich unerwünscht. - Auf dem Marktplatz wird man begafft, wird gestiert und es wird ständig über einen gelästert. - Egal wo die Jugendlichen sich aufhalten, stören sie und werden dann vertrieben. - Die Jugendlichen werden ständig vertrieben und von einem Ort zum anderen gescheucht. - Der Platz ist „verbrannt“, weil dort immer wieder die Polizei vorbeischaut und ständig kontrolliert. - Viele Plätze sind dreckig, stinken, sind beschmiert, voller Scherben und vieles ist kaputt. Diesen Alltagserfahrungen gegenüber steht die „Wunschliste der Jugendlichen“ für „ihren öffentlichen Platz“: - Uns fehlt ein gemütlicher Raum zum Nichtstun. - Einen schönen Platz zum Chillen einrichten. - Anlaufpunkte für Jugendliche schaffen: „Chill-out-areas“ bauen! - Mehr Orte für Jugendliche schaffen. Die im Stadtgebiet sind zu wenig! - Die Plätze für Jugendliche attraktiver gestalten (z.B. mehr Mülleimer aufstellen; überdachte Sitzmöglichkeiten; eine öffentliche Toilette). - Wir brauchen einen Platz, von dem wir nicht vertrieben werden! Das „Jugend-Platz-Problem“ in Waldkirch hat also zwei Seiten: Die eine ist die soziale Nutzung durch die Jugendlichen (mit den damit verbundenen Konflikten mit anderen Platz-Nutzern) und die andere, der allgemeine Zustand der Plätze, die sie zu „ungemütlichen Orten“ macht und dort ein Wohlfühlen verhindert. Vor allem die Mädchen im Alter von 10-14 Jahren fühlten sich durch den Zustand vieler öffentlicher Plätze in Waldkirch sehr gestört. Handlungsbedarf: Auf der Basis der ausführlichen Orts- und PlatzBeschreibungen in der Jugendstudie (Kapitel 1) sollten die geschilderten Plätze danach durchgegangen werden, welche kurzfristigen Maßnahmen zur 221 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Verbesserung ihres Zustandes angegangen werden könnten. Wichtig dabei ist, dass bei der Planung der Nachbesserungen immer von vorneherein die Jugendlichen, die den Platz nutzen (wollen) einbezogen werden und diese nicht im Alleingang durch den Stadtbauhof erfolgen. In der Art wurde dies so bereits erfolgreich bei Nachbesserungen an der Skateranlage in Waldkirch umgesetzt. Mittelfristig sollten konkrete „Werkstätten zu den Öffentlichen (Jugend)Plätzen“ zusammen mit den betroffenen Jugendgruppen organisiert werden. Dort stehen dann die Themen Platznutzung und Umfeld-Konflikte, Platzgestaltung und Platzordnungen, Platzverbesserungen und Verhaltensregeln usw. zur Diskussion. In diesen Diskussionsforen entwickeln die Jugendlichen aus ihren Bedürfnissen heraus zusammen mit einem Landschaftsplaner oder dem Gartenbauamt ein Platzkonzept, klären ihre Mitwirkung an der Umsetzung ab, helfen bei der Platzgestaltung aktiv mit und stellen Verhaltensregeln auf, wie der Platz in Zukunft stressfreier genutzt werden könnte. Gleichzeitig werden in Projekten des „urban gardening“ bzw. „small-town gardening“ („Was braucht Waldkirch, um eine grüne Zukunftsstadt zu werden?“) konkrete Planungsentwürfe in jugendlichen Projektgruppen entwickelt, wie die Plätze grüner, sauberer und wohltuender gestaltet und betreut werden könnten, um die bestehenden Mängel in Selbsthilfe zu beseitigen. Diese aktive Selbstaneignung von Räumen macht sie zu den Räumen ihrer Nutzer und verhindert, dass sie leichtfertig zerstört, verdreckt oder beschädigt werden. Die Jugendlichen „pflanzen“ ihre Plätze so quasi neu und verankern sich dort in der Stadtöffentlichkeit. Vor allem in den beiden „Problembezirken“ „Kollnau“ und „Batzenhäusle“ könnte eine solche „offensive Platzgestaltung“ zur Förderung der Identitätsbildung mit dem Stadtteil beitragen. Das Thema „Öffentliche Plätze“ wird eine dauernde Aufgabe der Jugendarbeit sein, da Platznutzungen und Nutzergruppen über die Jahre im stetigen Wandel begriffen sind. Die Mehrheit der Jugendlichen (zwischen 57-63%) fühlt sich in Waldkirch – trotz vieler Einzelkritikpunkte „zu Hause“ und „wohl“. Das ist die gute Nachricht. - D.h. heißt aber auch umgekehrt, dass sich eine Gruppe von ca. 20% der Jugendlichen - nach eigenen Angaben - in Waldkirch - „nicht zuhause“ oder „unwohl“ fühlt. 16% der Mädchen unter 15 Jahren, 22% der Mädchen über 15 Jahren, 19% der Jungen unter 15 Jahren und 43% der Jungen über 15 Jahren halten Waldkirch für eine „jugendunfreundliche Stadt“. Von den befragten „Jugend-Experten“ selbst waren ebenfalls 20% (also gleichviele) dieser Meinung. Das von den Jugendexperten eigentlich erwartete Bild, dass 40% der Jugendlichen Waldkirch für „jugendunfreundlich“ halten würden, wurde aber nicht bestätigt. Dennoch glauben die interviewten „Jugend222 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Experten“ in der Mehrzahl, dass diese Jugendgruppen“ noch ansteigen werden, jugendpolitisch entgegengesteuert wird. „sich-nicht-zu-Hause-fühlenden wenn diesem Trend nicht Die sonst mit der Lebensqualität in Waldkirch sehr zufriedene Gruppe der Mädchen (mit den Werten von 57%-61%), die Waldkirch „als nicht so große und laute Stadt“ lobt und erklärt: „es ist schön in Waldkirch zu leben“ (auch wenn es „zuwenig Geschäfte gibt, die jugendanziehend sind“) finden allerdings zwei Dinge an Waldkirch abstoßend: - Zum einen sich auf den Plätzen häufenden Müll, Schmutz und Unrat und die Schmierereien im Stadtbild. - Und zum anderen, das „dauernde Glotzen der Menschen“, die vorwurfsvollen Blicke („wir werden oft verurteilt“) und einen aggressiven Ton. Besonders verärgert sind die Mädchen über das schlechte Image des Stadtteils „Kollnau“, der von ihnen den Titel: „asozialer Ort“ bekommen hat. Insbesondere die Mädchen, die selbst in diesem Stadtteil wohnen, finden den Zustand ihres Stadtteils schockierend. Daher verwundert es auch nicht, dass sie zur Beschreibung des „Elends in Kollnau“ die in ihren Antworten drastischen Worte wählten und teilweise nicht gern Freunde dorthin einladen. Auffällig ist, dass die in Kleinstädten oft unter Jugendlichen vertretene Provinzkritik im Falle von Waldkirch („die Stadt ist farblos und grau, spießig und kleinkariert, geradezu dörflich-kontrollierend und hat wirklich zuviel Orgelwerbung usw.“) in erster Linie von den Mädchen über 15 Jahren kommt und nicht von den Jungen, die ansonsten als die „radikalen Kleinstadt-Kritiker“ gelten. Nimmt man die getätigten Aussagen der Mädchen über das „Glotzen“, „Stieren“, „Beobachten“, „Diffamieren“, „Verurteilen“ usw. in ihrer Alltagsbeobachtung noch hinzu, so wird hier sehr deutlich, dass auch in Waldkirch die Mädchen zu der Jugendgruppe gehören, die vorrangig darüber nachdenkt, ihren Ort so bald als möglich zu verlassen, weil diese Stadt für ihre Lebensvorstellungen keinen wirklichen Raum bietet. Deutlich – aber nicht überraschend ist, dass von der Alterklasse der Jungen über 15 Jahre der Anteil der Jugendlichen, der die Stadt als „jugendunfreundlich“ einschätzt mit 43% am höchsten ist. Diese Distanz zu verringern stellt eine wichtige Aufgabe der lokalen und kommunalen Jugendarbeit in Waldkirch dar. Handlungsbedarf: Scheinbar haben insbesondere die älteren Mädchen mit der besonderen Provinzmentalität von Waldkirch Probleme und erleben das öffentliche Verhalten ihnen gegenüber häufig als diffamierend und verletzend. Diese Erfahrungen sollten spezifisch in der Mädchenarbeit thematisiert werden und Strategien entwickelt werden, wie damit in der Öffentlichkeit umgegangen werden kann. Jugendarbeit hätte hier die Aufgabe, Lobbyarbeit für die Lebensentwürfe und Ansprüche von Mädchen und jungen Frauen zu betreiben. Die mit 43% am stärksten von der Stadt distanzierten älteren Jungen sollten intensiver dazu befragt werden, was ihr Verhältnis zum städtischen Raum verbessern könnte und wie sie sich vor Ort wohler fühlen würden. 223 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Ergebnisse des Dialogs mit den Mädchen wie mit den Jungen sollten in konkreten Jugendarbeitsprojekten zur Stärkung der sozial-räumlichen Beziehungen zur Stadt Waldkirch ihren Niederschlag finden und sind in die Entwicklung der Jugendarbeit als Querschnittsthema einzubeziehen. Nur eine Minderheit der Jugendlichen in Waldkirch fühlt sich persönlich „benachteiligt“ oder „ausgegrenzt“. Bei den Mädchen unter 15 Jahren fühlen sich 10% „benachteiligt“ und 5% „ausgegrenzt“. Bei den Mädchen über 15 Jahren fühlen sich 3% „benachteiligt“ und niemand „ausgegrenzt“. Bei den Jungen unter 15 Jahren fühlen sich 10% „benachteiligt“ und 8% „ausgegrenzt“. Bei den Jungen über 15 Jahren fühlen sich 13% „benachteiligt“ und 15% „ausgegrenzt“. Fragt man aber danach, ob sich die Stadt Waldkirch genügend um „benachteiligte Jugendliche“ kümmert, so ergeben sich deutlich höhere Werte: 28% der Mädchen unter 15 Jahren meinen, dass sich die Stadt Waldkirch „zu wenig“ um die „benachteiligten Jugendlichen“ kümmert. 15% der Mädchen über 15 Jahren meinen, dass sich die Stadt Waldkirch „zu wenig“ um die „benachteiligten Jugendlichen“ kümmert. 43% der Jungen unter 15 Jahren meinen, dass sich die Stadt Waldkirch „zu wenig“ um die „benachteiligten Jugendlichen“ kümmert. 62% der Jungen über 15 Jahren meinen, dass sich die Stadt Waldkirch „zu wenig“ um die „benachteiligten Jugendlichen“ kümmert. Handlungsbedarf: Obwohl sich nur sehr wenige Jugendliche aus Waldkirch subjektiv „benachteiligt“ oder „ausgegrenzt“ fühlen, ist das Gefühl einer „objektiven Benachteiligung“ (die aus der Frage nach der kommunalen Unterstützung von „benachteiligten Jugendlichen“ ersichtlich ist) deutlich höher. Besonders bei den Jungen liegt dieser Anteil sehr hoch und erreicht bei den Jungen über 15 Jahren mit 62% eine deutliche Mehrheit. Daraus ist zu schließen, dass in der Gruppe der Jungen ein deutlicher Bedarf bei der Unterstützung von „benachteiligten Jugendlichen“ von Seiten der städtischen Jugendpolitik gesehen wird und vor allem in der Gruppe der über 15-jährigen Jungen ein dringender Bedarf vorliegt. Die beiden Altersgruppen der Jungen stellen damit eine ansteigende Klientel für eine offensive Offene und Mobile Jugendarbeit dar und müssten in der praktischen Jugendarbeit noch viel stärker berücksichtigt werden. Um die dafür notwendigen Ressourcen zu haben, ist es unabdingbar, dass die beiden städtischen Jugendarbeiter sich auf ihre Kernaufgaben (d.h. die Offene und Mobile Jugendarbeit) ausrichten. 224 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Der hier sichtbare Trend nach einem ansteigenden Bedarf an Mobiler Jugendarbeit wird auch von den „Jugend-Experten“ und den Vertretern der lokalen Mobilen Jugendarbeit so eingeschätzt. Die öffentliche Wahrnehmung der Arbeit der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch ist sehr heterogen. Während in den städtischen Stadtteilen die Mobile Jugendarbeit zwar in Form ihrer Trägerpersonen, jedoch nicht unter ihrem sozial-pädagogischen Fachbegriff bekannt ist, zeigt die Jugendstudie in ihrer Erhebung in den ländlichen Ortsteilen hingegen eine große Distanz zu diesen beiden Institutionen der städtischen Jugendarbeit auf. Ihre Tätigkeiten sind dort nicht genauer (nur unter der Bezeichnung „Rotes Haus“) bekannt und gelten als „städtisches Produkt“, das in den Dörfern keine Berechtigung hat, und daher auch nicht kontaktiert wird. Die Jugendlichen in den ländlichen Orten haben im Problemfall eigene „Lösungsnetzwerke“ (Freunde, Eltern, „Sorgentelefon“) und suchen daher zur Mobilen Jugendarbeit keinen Kontakt. Innerhalb der allgemeinen Schülerbefragung wurde deshalb nicht nach der „Mobilen Jugendarbeit“, sondern nach den „Jugendarbeitern vom Haus der Jugend und vom Roten Haus“ gefragt. Bei den Mädchen lag deren Bekanntheitsquote zwischen 23-27%, bei den Jungen deutlich höher mit 70-83%. Die „Kontaktquote“ (also der tatsächlich stattgefundene persönliche Kontakt zu den beiden Jugendarbeitern) lag bei den Mädchen zwischen 4-12% und bei den Jungen zwischen 8-20%. Die jeweils erfahrene Beratung und Unterstützung wurde von allen Jugendlichen, die diese in Anspruch genommen hatten, als „hilfreich“ erlebt und beurteilt. Diese Daten decken sich mit den Erfahrungen der Fachkräfte. Wichtig ist bei diesen Aussagen, dass dann – wenn ein Bedarf an Hilfen seitens der Jugendlichen vorlag – diese wussten, an wen sie sich wenden konnten und dass ihnen dann auch konkret geholfen wurde. Nicht überraschend ist, dass der Kontakt zu den Sozialarbeitern bei der Gruppe der Jungen über 15 Jahre mit 20% am höchsten unter allen Jugendgruppen ist. (Dies ist auch die Altergruppe, die den höchsten Bedarf an Hilfen für „benachteiligte Gruppen“ von Seiten der Stadt Waldkirch reklamiert hat). Die Mobile Jugendarbeit fristet in der Waldkircher Gemeinde- und JugendÖffentlichkeit ein eher unspektakuläres Dasein, ohne große Öffentlichkeitsarbeit, ohne begriffliches Firmenschild für die entsprechende Jugendarbeit, ohne inhaltliche Internet-Präsenz. Der Begriff „Mobile Jugendarbeit“ taucht lediglich auf der Homepage der Stadt Waldkirch als Titel und Adresse mit einer kurzen Beschreibung auf und hat wenig konkreten Bekanntheitsgrad bei den anderen Trägern der Jugendarbeit. Sozialräumlich wird die Mobile Jugendarbeit mit dem „Roten Haus“ (= Bürositz) verortet oder mit dem „Haus der Jugend“ in Kollnau in Verbindung gebracht. Obwohl aus dieser Standortwahl heraus ein Modell der „Stadtteilarbeit“ impliziert ist, gibt es kein wirkliches Konzept einer systematischen Stadtteilarbeit, was einerseits mit den strukturellen Mängeln im „Roten Haus“ (für Offene 225 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Jugendarbeit und persönliche Beratungsgespräche nicht ausgelegt bzw. geeignet) zusammenhängt, andererseits daran liegt, dass die städtische Jugendarbeit noch kein sich auf die konkrete Stadtteilarbeit fokussierendes Konzept herausgearbeitet hat. Mobile Jugendarbeit hat in der Waldkircher Stadtöffentlichkeit das Bild einer „mobilen“ (d.h. überall einsetzbaren) Jugendarbeit, einer Art „Jugend- und SozialFeuerwehr zur Konfliktlöschung“, einer „vermittelnden Schlichterinstanz“ (verbunden mit starken ordnungspolitischen Erwartungen von Seiten der Gemeinde), einer „nächsten Instanz“ (hinter der Schulsozialarbeit) und einer „stets-aktiven Präventionsarbeit“. Zum Zeitpunkt der Studien-Erhebung sollten alle diese Arbeiten mit einer 75%Stelle geleistet werden – was schlichtweg unmöglich ist. Kurz vor Vorstellung der ersten Ergebnisse der Studie (im Juni 2013) wurde diese Stelle – längst überfällig - auf 100% erhöht. Nach Aussagen der befragten „Jugend-Experten“ reicht diese Aufstockung nicht aus: Sie fordern zusätzlich (zum Stand September 2012) eine weitere – mindestens 50%-Stelle – und ein Dienstfahrzeug, da das ständige Pendeln zwischen den sozialen Brennpunkten „Kollnau“ und „Batzenhäusle“ bisher viel zu viel Zeit kostet, die bei der Sicherstellung der Öffnungszeiten für die Häuser (ein von vielen Jugendlichen deutlich reklamierter Bedarf) und für die inhaltliche Arbeit (Beratung, Streetwork, Stadtteilprojekte usw.) fehlen wird. Für die ebenfalls gewünschte „Vorfeld-Arbeit“ (Vorstellung der Ziele der Mobilen Jugendarbeit in der Jugendlandschaft Waldkirch; Kennenlern-Gespräche in den ländlichen Ortsteilen; Vermittlung von pädagogischen Hilfestellungen für die Offene Jugendarbeit in den Ortsteilen; systematische Streetwork im Stadtgebiet von Waldkirch usw.) bleibt erst recht keine Zeit. Dabei wären diese Aktivitäten zur sozial-räumlichen Einbettung der Mobilen Jugendarbeit im Stadtraum von Waldkirch sehr hilfreich und wirksam. Handlungsbedarf: Die Mobile Jugendarbeit in Waldkirch kann aufgrund der dargestellten Bedingungen ihr Potenzial nicht voll entfalten, welches aufgrund der sozialen Lage der Jugendlichen dringend gefordert ist. D.h. die bisherigen Arbeitsformen müssen so verbessert werden, dass die Mobile Jugendarbeit ihr sozial-pädagogisches Konzept real umsetzen kann. Die notwendigen Schritte zu diesem „Umbau“ sind: o Die Mitarbeiter der städtischen Jugendarbeit legen ein Arbeitskonzept zur Umsetzung der Mobilen Jugendarbeit (Bedarfe, Arbeitsansatz, Ziele usw.) vor, das als Arbeitsgrundlage so vom Gemeinderat beschlossen wird. Es ist das Arbeitskonzept für 2 Jahre und wird dann überarbeitet und ergänzt. o Die fachliche Arbeitskraft des / der Mobilen Jugendarbeiter wird auf diese Aufgaben konzentriert, um in diesem Arbeitsfeld verlässliche Erfolge zu erzielen. Alle „allgemeinen“ Jugendarbeiten werden auf andere Zuständigkeiten umgelagert. o Die fachliche Konzentration der Mobilen Jugendarbeit ergibt sich aus dem in der Jugendstudie untersuchten Bedarf: Die Hauptzielgruppe (vom 226 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Sozialbedarf, der bestehenden inneren Distanz zur Stadt und der sozialräumlichen Problemlage her) sind männliche Jugendliche über 15 Jahren in den Stadtteilen „Kollnau“ und „Batzenhäusle“ sowie die Präsenz der „Streetwork“ im gesamten Stadtgebiet. o Zur Verbesserung der inhaltlichen Arbeit ist eine „Team-Konstellation“ (d.h. eine enge räumliche und personelle Kooperation zwischen den beiden städtischen Jugendarbeitern) unbedingt anzustreben. Nur so ist die anstehende Arbeit zeitlich und fachlich durch Synergieeffekte zu bewältigen. o Um das neue Selbstbewusstsein einer offensiven Mobilen Jugendarbeit auch nach außen hin zu demonstrieren, sollte sich diese auch in der Gemeindeöffentlichkeit und gegenüber den Jugendlichen offen und selbstbewusst so nennen. Um den Namen auch mit Inhalten zu füllen sollte dazu ein allgemeinverständliches kurzes Informationsblatt zu den Zielen der Mobilen Jugendarbeit in Waldkirch erarbeitet werden, das als Flyer vorliegt, in allen Räumen ausgehängt wird und auf der Internet-Seite der Stadt eingestellt ist. 227 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Das Konzept der Mobilen Jugendarbeit im Überblick Die Zielgruppen der Mobilen Jugendarbeit sind: Jugendliche und junge Erwachsene (vor allem 14-26 Jahre), die • besonders von Ausgrenzung betroffen/bedroht oder sozial benachteiligt sind, • von bestehenden Angeboten nicht oder nicht ausreichend erreicht werden, • insbesondere solche, die sich als Cliquen oder Szenen im öffentlich zugänglichen Raum aufhalten. Die Ziele der Mobilen Jugendarbeit sind: Die Lebenssituation der Zielgruppen nachhaltig zu verbessern und sie in ihrer Entwicklung fördern. Dabei gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen ansetzend: • beim Einzelnen, • bei Cliquen, Gruppen und Szenen, • beim Gemeinwesen, in dem die Jugendlichen leben, • beim Sozialraum, in dem die Jugendlichen sich bewegen. Grafik: Das Konzept der Mobilen Jugendarbeit Die methodischen Bausteine der Mobilen Jugendarbeit sind: • Streetwork, d.h. das Aufsuchen der Jugendlichen an ihren Trefforten zur Kontaktaufnahme und Kontaktpflege, • Angebote für Cliquen und Gruppen, • Individuelle Hilfe und Begleitung im Einzelfall, • Sozialraum- und gemeinwesenbezogene Tätigkeiten, wie z.B. Kooperationen, Vernetzung, Vermittlung, Unterstützung von Selbstorganisation und Teilhabe. 228 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Organisationsstruktur der städtischen Jugendarbeit in Waldkirch muss neu aufgestellt werden, um den in der Jugendstudie erkennbaren sozialen Bedarfen der Jugendlichen auch gerecht werden zu können. Die bisherige Organisation der städtischen Jugendarbeit war wenig strukturiert, folgte keinen inhaltlichen Vorgaben und war fast ausschließlich nach den bestehenden Häusern („Rotes Haus“; „Haus der Jugend“) aufgeteilt. Diese Struktur entspricht nicht den anstehenden Notwendigkeiten der Jugendarbeit in Waldkirch, wie sie in der Jugendstudie offenbar wurden. Handlungsbedarf: Die Forschungsgruppe der Jugendstudie schlägt daher einen Umbau der bisherigen Arbeitsstruktur der städtischen Jugendarbeit in Waldkirch vor, um diese bedarfsgerecht aufzustellen. Die neue Arbeitsstruktur der kommunalen Jugendarbeit in Waldkirch würde (als „Drei Säulen-Modell“) folgende Elemente umfassen: (1.) Die Säule der (nach den obigen Kriterien definierten) „neuen“ Mobilen Jugendarbeit mit ihrer klaren Ausrichtung auf die Bedarfe des Klientels. (2.) Die Säule der Offenen Jugendarbeit mit einem Vollangebot im Stadtteil „Kollnau“ und einer mobilen Beratung von Projekten der Offenen Jugendarbeit in den Ortsteilen sowie einer engen fachlichen Kooperation mit der Mobilen Jugendarbeit (wozu ein entsprechendes Arbeitszeitkontingent festgelegt werden muss). (3.) Die Gründung eines „Arbeitskreises: Jugend in Waldkirch“, der das in der Studie sichtbar gewordene Bedürfnis eines kontinuierlichen Arbeitsaustausches unter den Jugendaktiven in Waldkirch aufgreift und organisiert. Dieser Arbeitskreis wird den Großteil der „allgemeinen Jugendprojekte“ (von denen die Hauptamtlichen entlastet werden, damit diese sich auf beschriebenen Kernaufgaben fokussieren können), wie z.B. Jugendveranstaltungen, Jugendbegegnungen, Jugendgemeinderat usw. übernehmen und in Kooperation mit den bestehenden Jugendinitiativen, Jugendverbänden und Vereinen umsetzen. Für diese Jugendprojekt-Aufgaben sollte ein fixer Etat in den Gemeindehaushalt eingestellt werden, der diese Arbeit finanziell unterstützt. Dieses Instrument ist wichtig, um die insgesamt dünne Selbstorganisationsbasis der Jugendlichen in Waldkirch auch strukturell zu verbessern und mehr Jugendliche zur aktiven Mitarbeit zu gewinnen. Um mögliche Jugendprojekte auch fachlich stemmen zu können, kann ein erstes Ziel dieses Arbeitskreises sein, zusammen mit den zuständigen Stellen der Stadt Waldkirch ein „PraxisHandbuch“ zu entwickeln: „Wie organisiere ich eine Jugendveranstaltung und was ist dabei alles zu berücksichtigen?“ (In der Jugendstudie wurde von Seiten vieler Jugendlichen diese „bürokratische Hürde“ als ein großes Problem, selbst aktiv zu werden, benannt). 229 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Die Neu-Aufstellung der städtischen Jugendarbeit in Waldkirch (nach dem „Drei-Säulen-Modell“) Stärkung der Offenen Jugendarbeit Stärkung der Mobilen Jugendarbeit Gründung eines Arbeitskreises “Jugend in Waldkirch“ Grafik: Die Neugliederung der städtischen Jugendarbeit in Waldkirch als „Drei-Säulen-Modell“ Neben der Optimierung der Jugendarbeit durch dieses „Drei-SäulenModell“ müsste auch der Kontakt der Jugendlichen zur Gemeinde verbessert werden. Um die Kooperation zwischen der Gemeinde und den Jugendlichen durch einen „direkten Draht“ zu verbessern (hier hatte es – wie die Jugendstudie zeigt - in der Vergangenheit viele unbeantwortete Anfragen seitens der Jugendlichen gegeben) sollte von Seiten der Gemeinde ein gewähltes Mitglied des Gemeinderates als offizieller „Jugendvertreter“ benannt werden. Von der Qualifikation her ist eine Person auszuwählen, die diese Rolle als „echter Vertrauensmann/frau“ der Jugendlichen wahrnehmen kann und von den Jugendlichen darin akzeptiert wird. Diese Person ist dann der direkte Ansprechpartner für alle Jugendbelange auf dem „kurzen Dienstweg“. Dieser direkte Kontakt wäre ein positives Zeichen der direkten Verbundenheit von Jugend und Gemeinde und würde das Vertrauensverhältnis zwischen den Jugendlichen und der Politik verbessern. 230 Jugend-Gemeinde-Studie Waldkirch 2012 Kapitel 7 Weiterführende Literatur zur Analyse und Entwicklung des ländlichen Sozialraums sowie zur Mobilen Jugendarbeit im ländlichen Raum Arbeitsgemeinschaft der Kreisjugendreferate beim Landkreistag BadenWürttemberg (Hrsg.): Hütten, Buden und Bauwagen. Eine Arbeitshilfe mit Rechtsgutachten, Juli 2012 Download unter: http://kommja.jimdo.com/angebote/arbeitshilfen/ Bayerischer Jugendring (Hrsg.): Schwarzbuch Ehrenamt oder: Wie Holpersteine das Engagement in der Jugendarbeit behindern, München, Juni 2013 Download unter: http://www.bjr.de/publikationen/broschueren/ Debiel, Stefanie / Engel, Alexandra / Hermann-Stietz, Ina / Litges, Gerhard / Penke, Swantja / Wagner, Leonie (Hrsg.): Soziale Arbeit in ländlichen Räumen. 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Brauchen wir eine neue sozialräumliche Jugendarbeit im ländlichen Raum? In: deutsche jugend, Heft 9/2009, S. 369-379 Herrenknecht, Albert: Die ländliche Ganztagsschule aus dem Blickwinkel des dörflichen Sozialraumes. In: deutsche jugend, Heft 7-8/2011, S. 318-323 Keppeler, Siegfried / Specht, Walther: Mobile Jugendarbeit. In: Otto, Hans-Uwe / Thiersch, Hans (Hg.): Handbuch Soziale Arbeit. Grundlagen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. München 2011 (4. Auflage), S. 959-967 Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit Baden-Württemberg (Hg.): Praxishandbuch Mobile Jugendarbeit. Neuwied 1997 Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Württemberg (Hg.): Standards. Stuttgart 2001. 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