Vista-Readyboost und Superfetch - WinFuture

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Vista-Readyboost und Superfetch - WinFuture
Vista – Readyboost und Superfetch
1 Systemkonfiguration
Die nachfolgenden Performancemessungen und Tipps wurden auf einem Lenovo Thinkpad R61
getestet. Als Hardwareausstattung konnte das verwendete Windows Vista Business auf 2 GB RAM,
einen Core2Duo T7300, eine NVidia NVS 140M-Grafikkarte mit 128MB Speicher und eine Hitachi 120
GB-Festplatte mit 5400 rpm zurückgreifen. Da Festplatten immer noch den größten Flaschenhals
beim System- und Applikationsstart darstellen, wurde als erstes die Geschwindigkeit der Festplatte
getestet. Mit DiskSpeed32 wurden eine mittlere Datenrate von 38 MB/s und eine mittlere
Zugriffszeit von 16,9 ms gemessen.
Für den Einsatz als Flash-Speicher für Readyboost stand eine SD-Card (133x) mit 1 GB Kapazität zur
Verfügung. Beim Lesen transferierte die SD-Card 15 MB/s, beim Schreiben 12 MB/s.
Im Benutzerverzeichnis des Notebooks lagen zum Zeitpunkt des Tests lagen 32.166 Dateien
unterschiedlichster Größe und Formate.
2 Ausgangspunkt
Da Windows Vista bei jedem Systemstart, nach dem eigentlichen Bootvorgang, die Festplatte noch
zwischen 3,5 bis 7 Minuten beschäftigt hat, musste eine Änderung dieses Zustands her. Als
Alternativen standen ein Downgrade auf Windows XP und die Ursachenfindung bezüglich der
geradezu penetranten Festplattenzugriffe zur Wahl. Gegen ein Downgrade sprach der Zeitaufwand,
denn schließlich war Windows Vista nach abgeschlossenem Festplattenexzess sehr benutzbar.
Aufgrund der, gegenüber einem Desktop-System langsameren Festplatte, reagierte der Rechner
während der Festplattenaktivität mit teilweise extremer Verzögerung bei dem Start von
Anwendungen.
In diversen Internet-Foren war bereits häufiger die Festplattenaktivität von Vista bemängelt worden.
Als Ursache wurden die Windows-Dienste Superfetch und Windows-Suche angeführt. Jedoch führte
das Abschalten dieser beiden Dienste zu keiner merklichen Besserung auf dem Testsystem.
Während des Messens der Startzeit mit abgeschaltetem Superfetch und abgeschalteter WindowsSuche, waren von der o.g. SD-Card weiterhin 860 MB Readyboost zugewiesen. Laut Readyboost
sollten 860 MB der 1GB-Karte für eine optimale Performance sorgen.
2.1 Testprogramm
Da die Erkenntnisse aus den Internet-Foren zu keiner eindeutigen Problembeseitigung geführt
hatten, kam der Process-Monitor1 zum Einsatz. Mit der Filterfunktion wurde die Überwachung auf
Datenträgerlese- und Datenträgerschreibzugriffe der Prozesse eingeschränkt.
Wie bereits vermutet, griff Windows Vista nach dem Bootvorgang auf eine ganze Reihe von Dateien
zu, so u.a. auch Benutzerdateien wie PDF-Dokumente, HTML-Dokumente und Bilddateien. Innerhalb
kürzester Zeit waren so viele Zugriffe vom Process-Explorer protokolliert, dass ein Überblick
1
http://www.microsoft.com/technet/sysinternals/ProcessesAndThreads/processmonitor.mspx.
unmöglich geworden war. Eine nähere Analyse, ob die Dateien in einer bestimmten Reihenfolge
angesprochen wurden, stellte daher einen unverhältnismäßigen Zeitaufwand dar und war auch nicht
Gegenstand der Untersuchung.
2.2 Readyboost
Da das Abschalten von Superfetch und der Windows-Suche nicht zu dem gewünschten Ergebnis
führten, bot es sich an den nächsten Optimierungsdienst von Vista zu deaktivieren - Readyboost.
Durch die Abschaltung von Readyboost war der nächste Systemstart nicht merklich langsamer und
konnte nach dem Bootvorgang keine Festplattenaktivität mehr festgestellt werden. Um das Ergebnis
zu verifizieren, wurde Vista 10 Mal neu gestartet. Während die Festplattenaktivität ausblieb, so
verzögerte sich der Systemstart nach dem zweiten Bootvorgang merklich. Gemessen wurden 18
Sekunden, die Vista bereits vor dem Login-Bildschirm langsamer startete. Nach dem Login ließ sich
Vista 8 Sekunden mehr Zeit, bis die Festplatte aufhörte zu arbeiten und alle Programme und Dienste
gestartet waren.
Um dennoch die Vorteile von Readyboost nutzen zu können, wurde die Startzeit von Vista mit
eingeschaltetem Readyboost, abgeschaltetem Superfetch aber ohne die SD-Card durchgeführt. Dabei
stellte sich heraus, dass Readyboost nach dem Entfernen der SD-Card darauf verzichtete Dateien von
der Festplatte zu lesen. Denn nach dem Einlegen der SD-Card, bei bereits hochgefahrenem System
und nach 5 Minuten Wartezeit, führte dazu, dass Readyboost unvermittelt anfing Daten von der
Festplatte zu lesen und auf die SD-Card zu schreiben. Der Vorgang dauerte, ohne weitere Aktivitäten
auf dem Rechner durchzuführen, ebensolange wie das Laden der Daten im Anschluss an den
eigentlichen Startvorgang von Vista. Hinzu kommt, dass bei weiteren Tests sich der Dienst
Readyboost nicht sofort deaktivieren ließ, wenn er bemüht war Daten auf der SD-Card abzulegen.
Der gleiche Effekt war zu beobachten, wenn der Rechner während noch aktiver Lesevorgänge durch
Readyboost heruntergefahren werden sollte. Readyboost ließ sich nicht in seiner Aktivität
unterbrechen und das Herunterfahren wurde erst abgeschlossen, nachdem Readyboost die Prozedur
auf der SD-Card abgeschlossen hatte. Auch der Hibernationsmodus ist davor nicht gefeit. Hinzu
kommt, dass Readyboost auch nach der Rückkehr aus dem Hibernationsmodus Readyboost erneut
Daten auf die SD-Card schreibt und sich dabei ebenfalls knapp 5 Minuten Zeit ließ. Ohne SD-Card
wurde keine Festplattenaktivität bei dem Fortsetzen von Windows festgestellt. Einzig der StandbyModus schien sich von Readyboost nicht beeinflussen zu lassen. Es konnte keine längere
Festplattenaktivität nach dem Aufwachen aus dem Standby festgestellt werden.
Nach Mehrmaligen Tests führte die Verwendung von Readyboost ohne SD-Card nach 3
Bootvorgängen zu einer drastischen Reduzierung der Startzeit. Bei 30 Bootvorgängen ergaben sich
unterschiedliche Startzeiten, die um bis zu 10 Sekunden differierten. Der unten angegebene Wert
bezieht sich daher auf die Startzeit, die am häufigsten gemessen wurde.
2.3 Superfetch
Superfetch kümmert sich um die Beschleunigung des Starts von Programmen und Diensten und stellt
eine Erweiterung des bereits aus Windows XP bekannten Prefetching dar. Bei den durchgeführten
Tests wurde kein Einfluss von Superfetch auf die Dauer des Bootvorgangs festgestellt. Anwendungen
starteten jedoch, nach abgeschlossener Aktivität von Superfetch, deutlich schneller, da diese bereits
im Arbeitsspeicher vorrätig gehalten wurden. Ein Anwendungsstart, noch während des Caching durch
Superfetch, führte bei sich noch nicht im Speicher befindenden Anwendungen zu einem verzögerten
Start.
Da Superfetch die Aktivitäten des Anwenders protokolliert und anhand dessen das Caching optimiert,
ist ein Test der Applikationsstarts müßig. Viel interessanter ist, dass Superfetch für eine ausgedehnte
Festplattenaktivität von mehreren Minuten nach jedem Bootvorgang und nach jeder Rückkehr aus
dem Hibernationsmodus sorgt, da der Hibernationsmodus nur die laufenden Prozesse und Dienste
auf der Festplatte sichert, nicht jedoch den Cache. Der Standby-Modus ist nicht betroffen, weil der
Speicher weiterhin mit Strom versorgt wird und bei Rückkehr auch der Cache unangetastet
vorhanden ist.
2.4 Messergebnisse
Windows-Startzeiten mit/ohne Readyboost/Superfetch
Readyboost Superfetch SD-Card Startzeit (Sek.) Festplattenaktivität
Ja
Ja
Ja
77
319 Sek.
Nein
Nein
Nein
88
Keine2
Ja
Nein
Ja
62
238 Sek.
Ja
Nein
Nein
62
Keine2
2.5 Fazit
Da die Test mit einer anderen Hardwarekonfiguration abweichend ausfallen können, sollten die
gegebenen Empfehlungen nur als Hinweise für eine Optimierung des eigenen Vista-Systems dienen.
Aus den Messergebnissen lässt sich ableiten, dass eine Verwendung von Readyboost, bei genügend
vorhandenem Arbeitsspeicher, ohne einen entsprechenden Datenträger zur Zwischenpufferung
sinnvoll ist. Ganz auf Readyboost verzichten sollte man jedoch nicht, die Optimierungen des
Bootvorgangs sind ein eindeutiger Vorteil.
Insbesondere bei Notebooks sollte der Einsatz von Superfetch näher betrachtet werden. Den
Zeitgewinn, den man durch schneller startende Applikationen erzielt, stellt bei Verwendung des
Hibernationsmodus keinen Vorteil dar, da bei jeder Rückkehr zu Windows erst einmal Daten in den
Speicher geladen werden. Eine Verwendung des Standby-Modus ist bei kurzen Pausen sinnvoll,
sicher soll aber der Akku bei längerer Pause nicht belastet werden und es liegt dann die Verwendung
des Hibernationsmodus nahe.
Auf Rechnern, die permanent am Stromnetz hängen und nur selten neu gestartet werden, kann auf
Superfetch zurückgegriffen werden. Dabei stellt jedoch der Stromverbrauch des Standby-Modus,
zum Umgehen des Prefetchings bei jedem Systemstart, einen Nachteil für den Geldbeutel des
Anwenders dar, weil der Rechner weiterhin Energie verbraucht. Dies lässt den Schluß zu, dass
Microsoft Vista-Kunden für ein schnelleres System bei den Energieversorgern bluten lässt. Nur in
Verbindung mit dem Standby-Modus, welcher im neuen Startmenü die Standardaktion für das
Herunterfahren des Rechners ist, hinterlässt Vista den Eindruck ein wirklich schnelles Betriebssystem
zu sein, mindestens 1 GB RAM vorausgesetzt.
2
Nur die Systemdienste, die als “verzögerter Start” markiert sind, führen noch zu einer relativ kurzen
Plattenaktivität. Hierunter fällt bspw. das Sicherheitscenter.

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