HP Schweiz gibt sich kämpferisch

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HP Schweiz gibt sich kämpferisch
ITRESELLER
HP Schweiz gibt sich kämpferisch
5. Februar 2001 - Im Jahr 2001 möchte HP Schweiz im KMU-Geschäft Dell und Compaq ins Schwitzen bringen
und richtet begehrliche Blicke auf Schweizer Consulting-Unternehmen. Anlässlich der Jahresmedienkonferenz in Urdorf hat HP Schweiz die Geschäftsentwicklung im letzten Jahr und
einige der Zukunftspläne für das neue Jahr vorgestellt. Das kurze Fazit: HP kann einige Erfolge auf dem Weg vom
Hardware- zum Lösungsanbieter verbuchen, und der Wandel soll im Jahr 2001 noch forciert werden. Doch zuerst
ein Rückblick.
HP 2000
HP Schweiz machte im Jahr 2000 einen Umsatz von 845 Mio. Franken. Der Rückgang gegenüber 1999 (970 Mio.)
erklärt sich aus der Abtrennung von Agilent (Messtechnik). Die bereinigte Umsatzsteigerung beträgt 14%, immerhin
einiges höher als die durchschnittlichen 8% Umsatzwachstum für HP im übrigen Europa. Vor diesem Hintergrund
kann man sicher auch Tom Siebers Aufstieg betrachten. (siehe IT Reseller Nr 1 vom 22. 1. 01). Im Hardwaregeschäft erzielte man Erfolge bei Mobile Computing (+60%), Deskjet-Druckern (+33%), Unix-Servern
(+33%) und NT-Servern (+20%). Auf der Negativseite standen Einbrüche im PC- und Laserdruckergeschäft. Der Softwarebereich wuchs um 50%, der ERP-Bereich (SAP-Geschäft) um 30%. Der mit Consulting erzielte
Umsatz wuchs um 70%, der Anteil der Dienstleistungen am Gesamtumsatz liegt jetzt bei 20%, d.h. bei etwa 170
Mio. Franken. Für das nächste Jahr wird alles in allem ein Umsatzwachstum von 15% angestrebt.
Schweizer Consulter im Visier
Ein grosses Stück des Wachstumsziels soll im Consultinggeschäft realisiert werden. Alfonso Pecorelli, der Leiter
der Consultingabteilung (HPC), will mit seiner Mannschaft im nächsten Jahr noch einmal über 50% mehr Umsatz
erreichen. Die Schwerpunkte sollen in den Bereichen E-Services, IT-Infrastruktur, CRM, E-Intelligence und
hierzulande vor allem im Finanz-, d.h. im E-Banking-Bereich gesetzt werden. Das Lieblingskind der HP-ler ist dabei die Lösung «Nimius», die in der Schweiz entwickelt wurde und inzwischen
weltweit vertrieben wird. Umsatzwachstum im Consultingbereich bedingt vor allem mehr Personal. HP möchte
auch weiterhin aus eigener Kraft wachsen, aber angesichts des Personalmangels müssen zusätzlich Übernahmen
ins Auge gefasst werden. Wäre der PwC-Deal letztes Jahre zustande gekommen, hätte HP sein Consulting auf einen Schlag gewaltig
aufstocken können. Nun sind kleinere Schritte angesagt. Weltweit werden lokale und regionale Firmenkäufe
geprüft. So auch in der Schweiz. Im Visier: Firmen, die «perfekt zu HP und der HP-Kultur passen».
Die Wunschkandidaten
sind Firmen im IT-Consulting und Software-Bereich
bringen eine Erweiterung oder Verstärkung des Know-hows mit
helfen HP, in neue oder erweiterte Märkte vorzudringen
haben zwischen 30 und 300 Mitarbeiter/innen
sind «gesund». Pecorelli kann sich zusätzlich kleinere Buy-Outs von weniger prosperierenden Firmen vorstellen, sieht das aber
offensichtlich als die weniger attraktive Variante.
Initiative im KMU-Bereich
Magnus Paulsson ist der Nachfolger von Tom Sieber als Leiter des Partner-Bereichs. Zusätzlich wurde auch die
Kundenbetreuung in diese Abteilung eingegliedert, das ganze nennt sich nun Small & Medium Business and
Partner Organisation. Paulsson stammt aus Göteborg und lebt seit 1985 in der Schweiz. Er arbeitete bei
Alusuisse-Lonza und bei der Minibar AG, bevor er 1994 zu HP stiess. Dort war er zuletzt für den Aufbau von Apollo
verantwortlich, der HP-Tochter, die den Ultra-Low-End Druckermarkt bearbeitet. Eine Idee steht im Zentrum des neuen Konzeptes im KMU-Bereich. Zusammen mit seinen Partnern will HP den
angepeilten Kunden komplette IT-Infrastruktur-Pakete anbieten können. Hardware, Software, Branchensoftware,
Unterhalt und Support – alles inklusive zu einem monatlichen Fixpreis. Zu diesem Zweck sollen HP-Partner von
Resellern zu Lösungsanbietern mutieren (Ein Rezept, das uns irgendwie bekannt vorkommt.). Gemäss Magnus
Paulsson befindet sich das Programm im Moment «in den Startlöchern». Genaueres über die ausgewählten Partner, das Schulungsprogramm und die zukünftige Rollenteilung zwischen HP
und seinen Partnern soll aber erst anlässlich der offiziellen Lancierung im März bekannt gemacht werden. Im
Druckbereich werden Projekte dieser Art unter dem Namen «Digital Workplace Services» laufen. Ein grösseres
Projekt in der Grössenordnung von etwa 6 Mio. Franken ist bei einem Schweizer Beratungsunternehmen bereits im
Gang. (hjm)
HP streicht 1700 Stellen
Hewlett-Packard will im Zuge einer Umstrukturierung im Marketing weltweit rund zwei Prozent seiner 88’500
Arbeitsplätze abschaffen. Insgesamt 1’700 Stellen, 350 davon in Europa, sollen bis April gestrichen sein.
Betroffene Mitarbeiter würden bis Ende Februar informiert werden und erhielten die Möglichkeit, sich für andere
Positionen innerhalb des Unternehmens zu bewerben. In wieweit der Stellenabbau HP-Schweiz betrifft, ist noch
nicht bekannt.
Channel-Assembly-Programm: Attacke auf Dell
In Deutschland lässt Hewlett-Packard schon seit längerem PCs bei Actebis und Tech Data nach Kundenwünschen
zusammenbauen. HP bringt nun dieses «Built-To-Order»-Programm unter dem Namen
«Channel-Assembly-Program» (CAP) auch in die Schweiz. Damit zielt man vor allem auf den KMU-Markt und will
Dell einige Marktanteile abjagen. Seit dem 1.Februar können Reseller individuell konfigurierte Kunden-PCs bei
Tech Data oder bei Actebis bestellen. Die PCs werden, je nach Wunsch, an die Reseller oder direkt an die Kunden ausgeliefert. Im Programm
miteinbezogen sind die PC-Linien Vectra VL400 (Tech Data und Actebis) sowie Brio BA 410 (nur Actebis).
Bestellung und Konfiguration sollen über das Internet erfolgen, bei Tech Data wird dieses System aber erst
ungefähr Anfang März aufgeschaltet werden.
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