Erfahrungsbericht CvD - Hu

Transcrição

Erfahrungsbericht CvD - Hu
Erfahrungsbericht über Auslandsaufenthalt
Humboldt-Universität zu Berlin
Mein
Jahr
als
Austauschstudent
an
der
University of Toronto
2005/2006
Constantin v. Dewitz ([email protected])
Inhaltsverzeichnis
1 Vorüberlegungen
3
1.1
Finanzielle Bedingungen des Austausches . . . . . . . . . . . . .
3
1.2
Geld in Kanada
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
1.3
Die Wohnungssuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
1.4
Aufenthaltsvisum
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
1.5
Anlaufstellen an der UofT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
1.6
Kurswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
2 In Toronto
8
2.1
Erste Schritte
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
2.2
Bibliotheken und Computer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
2.3
Freizeitangebote der Uni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10
2.4
Places to go
11
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3 Mein Jahr in Kanada
3.1
Akademisches
3.2
Reisen in Kanada
12
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4 Weitere Informationsquellen
12
15
16
3
1
Vorüberlegungen
Ich studiere Physik an der Humboldt-Universität, und besuchte als AustauschStudent im akademischen Jahr 2005/2006 die University of Toronto in Kanada.
Daÿ Kanada wunderschön, Kanadier netter als US-Amerikaner (weil nicht so
gekünstelt), und manche Unis dort auch nicht schlechter als die Berühmten im
groÿen Nachbarland sind, ist vermutlich schon bekannt. Also schildere ich im
Folgenden halbwegs chronologisch, was zu wissen nützlich ist, wenn man sich
mit dem Gedanken trägt seine Auslandserfahrung in Toronto zu sammeln.
1.1
Finanzielle Bedingungen des Austausches
Wenn man sich erfolgreich auf einen der (in diesem Jahr 10) Austauschplätze
für Studenten der HU an der University of Toronto beworben hat, bedeutet
das man bekommt alle Studiengebühren in Kanada erlassen (tuition fee waiver).
Alles was man an die University of Toronto zu zahlen hat, ist die obligatorische
Krankenversicherung für Studenten in Ontario, UHIP (http://www.uhip.ca/).
Das waren in meinem Jahr um die CAN $540 für 12 Monate und man bekam
bei Vorlage des Rückugtickets überüssig bezahlte Monate zurückerstattet.
Diese Krankenversicherung deckt (auÿer Zahnersatz) eigentlich so ziemlich ab,
was man braucht, und es gibt sogar eine Artzpraxis speziell für Studenten auf dem
Campus downtown. Man bezahlt UHIP per money order (kann man mit Bargeld
in beliebiger Höhe bei jedem Postamt kaufen) im ISXO (siehe Abschnitt 1.5) und
bekommt dann die Unterlagen im ISC (siehe ebenda).
Also muÿ man sich um die Finanzierung des Fluges und des Lebens in Kanada
kümmern. Auf Antrag kann man einen pauschalen Reisekosten-Zuschuÿ beim
Amt für internationale Angelegenheiten der HU bekommen, der sich in diesem
Jahr auf 500 Euro belief. Mein Flug mit British Airways über London war mit 640
Euro (hin und rück) einer der Günstigeren. Und natürlich könnte man versuchen
noch ein Stipendium von irgendwo (DAAD oder Stiftungen, etc) für die Lebenshaltungskosten zu bekommen. Oder Auslandsbafög beantragen (gibt's auch für
Leute die innerhalb Deutschlands das Bafög nur knapp nicht bekommen, weil
der Bedarf anders berechnet wird - also nachfragen).
Das Leben in Kanada ist im groÿen Ganzen nur ein biÿchen teurer als in Deutschland. Die Wohnungen sind viel teuerer als in Berlin (siehe Abschnitt 1.3), wo es
ja bekanntlich für eine Groÿstadt lächerlich billig ist. Aber der kanadische Dollar
steht recht günstig, und somit ist der Lebensmitteleinkauf nicht so furchtbar,
und darüber hinaus kann man günstig Essen gehen. Was Geld kostet, das sind
natürlich die Reisen in Kanada, auf die man nicht verzichten sollte.
4
1.2
1
VORÜBERLEGUNGEN
Geld in Kanada
Man darf als Austausch-Student ein Konto bei einer kanadischen Bank erönen.
Allerdings habe ich mir das gespart, weil man als Kunde der Deutschen Bank auch
an jedem Automaten der Scotia Bank (www.scotiabank.com), die wirklich gut
präsent ist in Ontario, gebührenfrei Geld abheben kann. Die Deutsche Bank hat
kostenlose Konten für Studenten im Angebot, und mit online-banking kann man
sein Konto von Kanada aus schön im Gri behalten. Das Einzige, wofür ich ein
kanadisches Konto hätte gebrauchen können, ist das Bezahlen mit Schecks. Was
in Deutschland inzwischen der Vergangenheit angehört ist in Kanada speziell
als Zahlungsmittel für die Miete gebräuchlich. Aber natürlich beschwert sich
niemand, wenn er stattdessen Bargeld bekommt.
Auÿerdem brachte ich eine Kreditkarte mit, die ich aber nicht oft brauchte. Für
Hotelreservierungen und Mietwagen ist eine Kreditkarte sehr zu empfehlen, aber
im täglichen Gebrauch kommt man mit Bargeld gut über die Runden.
Ein Wort zu Preisangaben und Rechnungsbeträgen: In Kanada werden Preise fast
immer ohne Steuern angegeben. Wenn etwas also $10+taxes kostet, bedeutet
es weitere 15% an Steuern (für die meisten Dinge - Lebensmittel und Alkohol
können anders besteuert werden).
Ein wichtiger Punkt ist auÿerdem
Trinkgeld. Als Bedienung in Restaurants und
Bars bekommt man nur den gesetzlichen Mindestlohn bezahlt. Also wenn der
Service nicht absolut unmöglich war und man zeigen möchte, daÿ man nie wieder
herkommt, dann muÿ man mindestens 15% (des Preises vor Steuern) Trinkgeld
geben (wenn die Steuern auf der Rechnung ausgewiesen werden, legt man einfach
diesen Betrag nochmal auf die Gesamtsumme drauf, das sogenannte double the
tax). Für guten Service kann man ruhig um die 20% geben.
Bei jedem Besuch in Restaurants gilt es demnach zu bedenken: die Dinge auf
der Rechnung kosten Dich in Wahrheit nochmal 30% mehr, nämlich Steuern und
Trinkgeld. Und wenn man mit gröÿeren Gruppen (meistens 6 oder 8 Personen)
ausgeht, dann wird das Trinkgeld häug schon auf der Rechnung aufgeführt,
als sogenannte gratuity, denn sonst könnte man bei einer Rechnungssumme
von gut über $100-200 vor Steuern schnell der Meinung sein, daÿ das Trinkgeld
(15%, also $15-30) eigentlich zu hoch ist.
1.3
Die Wohnungssuche
Ich hatte mich ursprünglich auf einen der Wohnheimsplätze in der Campus Coop (http://www.campus-coop.org/) beworben. Das sind 3-geschossige Häuser
zentral am Campus gelegen, in denen man wie im Wohnheim wohnt, und je nach
dem entweder beim Kochen und Spülen helfen muss, oder einmal die Woche
in einer Gruppe zum Einkaufen gefahren wird, oder einfach einen kompletten
1.3
Die Wohnungssuche
5
Speiseplan vorgesetzt bekommt (meal plan). Aber ich wurde nicht genommen
- irgendwer scheint meine Bewerbung verschlampt zu haben. Ich bin bloÿ froh
darüber, jetzt. Denn während ein paar sehr zufrieden waren mit ihrem Zimmer
in der Co-op, so habe ich doch auch Studenten kennengelernt, die es furchtbar
genug fanden um die CAN $100 Austrittsgebühr zu bezahlen und sich eine andere
Wohnung zu suchen.
Ein anderes beliebtes Wohnheim ist das Tartu College (http://www.tartucollege.ca/),
ein groÿes, graues Hochhaus, in dem man mehr oder weniger genau wie in einem
deutschen Studentenwohnheim wohnt: Wohneinheiten mit 4-6 Zimmern, Küchen
mit abschlieÿbaren Schränken, keine hohen Mieten, einige Zimmernachbarn die
man nie zu Gesicht bekommt, weil sie jede freie Minute in ihrem alten Freundeskreis verbringen, andere Zimmernachbarn, die die besten Freunde werden, einige
Stockwerk-Parties, und so weiter und so fort.
Und schlieÿlich bleibt die Chestnut-Residence (http://www.chestnutresidence.utoronto.ca/)
zu erwähnen, von der ich abraten möchte. Sie ist richtig teuer und bietet dafür
all den Komfort eines noblen Hotels. Und vielleicht ist es gar nicht so teuer, wenn
man sich überlegt, daÿ man dafür Vollpension und mehr bekommt. Aber man
kann das Geld wirklich auch in die vielen interessanten Restaurants in Toronto
investieren, wenn man es denn hat. Oder Delikatessen aus aller Herren Länder
in Kensington Market einkaufen und mit seinen Mitbewohnern kochen (die aller
Wahrscheinlichkeit nach auch aus aller Herren Länder kommen werden). Naja,
jedem das seine.
Ich habe ganz privat eine Wohnung gesucht. Dafür gibt es eine geniale Anlaufstelle an der University of Toronto, das sogenannte student housing oce
(http://link.library.utoronto.ca/studenthousing/). Dort haben sie Stellwände mit
Kleinanzeigen und kostenlose Telephone, um die Eigentümer (landlords) anzurufen und Besichtigungstermine zu vereinbaren. Auÿerdem nette Mitarbeiter, die
die Kleinanzeigen erklären und über die Rechte und Pichten von Mietern und
Untermietern informieren können. In diesem housing oce habe ich dann zwei
deutsche Austausch-Studentinnen kennengelernt, die auch auf Wohnungssuche
waren, wir haben uns zusammen Wohnungen angeschaut, dabei zwei Kanadier
kennengelernt, und schlieÿlich eine 6-Zimmer Wohnung gemietet und als 5-er
WG bezogen (5 bedroom shared apartment).
Miete (die recht repräsentativ ist für ein 14qm Zimmer in einer WG in einem
2-geschossigen Haus 4 Minuten Fuÿweg vom Campus entfernt): CAN $450 plus
utilities (also Strom, Wasser, Heizung, etc). Insgesamt $500, plus $5 pro Person
fürs Festnetz-Telephon (landline) und $18 pro Person für schnelles Internet und
Kabelfernsehen.
Einige Austausch-Studenten haben auch billigere Behausungen gefunden, entweder 1-Zimmer Apartments (bachelor apartment) in Untergeschossen oder einfach etwas weiter vom Campus entfernt, oder WGs mit mehr Mitbewohnern.
6
1
VORÜBERLEGUNGEN
Das Zimmerangebot war Ende August wirklich noch gut. Aber natürlich braucht
man das übliche Stückchen Glück, sonst dauert es halt ein paar Tage und viele,
viele Telephonate.
Auÿer dem housing oce ist auch Craigslist (siehe Abschnitt 4) zu empfehlen. Da
nden sich nicht nur Wohnungen, sondern auch Einrichtungs-Gegenstände und
ähnliches. Aber IKEA hat natürlich auch in Toronto ein paar Filialen und ist mit
U-Bahn und kostenlosem Shuttle-Bus zu erreichen. Und das ISC (Abschnitt 1.5)
hat einen Tagesausug zu IKEA mit anschlieÿendem Transport der Einkäufe
vor die Haustür für $5 oder $10 irgendwann im September geplant - vielleicht
machen sie das jedes Jahr.
1.4
Aufenthaltsvisum
Um in Kanada für ein Jahr zu leben und zu studieren braucht man eine Aufenthaltsgenehmigung, die sogenannte study permit. Den Antrag dafür reicht
man in Berlin bei der kanadischen Botschaft ein, und man muÿ unter anderem
die Einladung der kanadischen Universität vorlegen, um zu bestätigen, daÿ man
dort einen Studienplatz hat - also kann man den Antrag erst einreichen, wenn
man von der HU die entsprechenden Unterlagen bekommt. Trotzdem rechtzeitig
darüber nachdenken, denn einige Unterlagen (Führungszeugnis, etc) brauchen
ihre Zeit!
Auÿerdem muÿ man einen Nachweis über ausreichende Finanzmittel vorlegen,
wofür ein Kontoauszug ausreicht. Die genauen Details ndet man online
(http://www.dfait-maeci.gc.ca/canada-europa/germany/visa-study-de.asp).
Und natürlich wollen die auch eine Bearbeitungsgebühr haben.
Im Endeekt bekommt man ein Schreiben mit einer Nummer drauf, und dieses
Schreiben wird am kanadischen Flughafen bei der Ankunft dem Einwanderungsbeamten vorgelegt.
Man kann als Austauschstudent on-campus arbeiten, also für die Uni und auch
für alle die Geschäfte und Verkaufs-Stände, die sich direkt in Uni-Gebäuden
benden. Das sind unter anderem auch coee shops, Buchläden und die Mensa.
Aber in naher Zukunft wird diese Arbeitserlaubnis aufgeweitet und man kann
sich vermutlich recht einfach ein Zubrot verdienen und Erfahrung in kanadischen
jobs sammeln. Das ISC (Abschnitt 1.5) weiÿ mehr.
1.5
Anlaufstellen an der UofT
An der University of Toronto gibt es zwei Kontaktstellen für Austausch-Studenten.
Das ISXO und das ISC.
1.6
Kurswahl
7
Das ISXO ist das International Student Exchange Oce
(http://www.utoronto.ca/student.exchange/),
mit dem man schon aus Deutschland während des Bewerbungsverfahrens zu tun
hat. Diese Leute sind wirklich extrem hilfsbereit und nett, also einfach schonungslos anschreiben ([email protected]) oder anrufen. Allerdings, und
das kennt man ja aus Deutschland, bekommt man häug nur eine bedauernde
Entschuldigung oder den allgemeinen Verweis auf Internetseiten. Aber trotzdem
unbedingt versuchen, denn es ist einfach schön mal zu spüren, wie unterschiedlich doch die Bedeutung des Wortes service in Deutschland und in Kanada ist.
Die Leute hier sind sich wirklich bewusst, daÿ ihre Aufgabe ist, den Studenten
eine Dienstleistung anzubieten.
Das ISXO ist in erster Linie zuständig für die verwaltungstechnische Seite des
Aufenthalts, also alles was mit Kurswahl, Studiengenehmigungen und Nachweisen, etc zu tun hat. Diese Leute tragen jeden Austauschstudenten in seine Kurse
ein, und auf Wunsch wieder aus. Auÿerdem können sie einem zuständige Stellen
innerhalb der Uni nennen, wenn man irgendwelche anderen Probleme hat.
Das ISC ist das International Student Centre (http://www.isc.utoronto.ca/).
An dieser Stelle sei betont, daÿ ein Unterschied zwischen Austausch-Student
und internationalem Student besteht. Als internationaler Student wird jeder bezeichnet, der nicht Kanadier ist. Und es gibt an der University of Toronto um
die 6000 internationale Studenten. Viele davon sind Asiaten, die für ihre Ausbildung nach Kanada ziehen. Oder US-amerikaner, die lieber an den billigeren
(und vielleicht für manche Fächer besseren) kanadischen Unis studieren wollen. Oder Menschen aus Ländern, in denen Bürgerkriege oder sonstige widrige
Umstände eine Auswanderung nötig machten. Für alle diese Menschen versucht
das ISC den kulturellen Übergang zu erleichtern. Man bekommt hier english
conversation courses und jede Menge Tagesausüge und Veranstaltungen um
andere internationale Studenten kennenzulernen. Auÿerdem organisiert das ISC
die Krankenversicherung für internationale (und auch Austausch-) Studenten.
Siehe Abschnitt 1.1.
Darüber hinaus bieten sie das ganze Jahr über ein Programm, so daÿ man jede
Woche was unternehmen kann. Ein weiteres ergiebiges Angebot an Unterhaltung
und neuen Freunden ndet sich im Hart House (siehe Abschnitt 2.3).
1.6
Kurswahl
Ich studiere Physik auf Diplom und bin in meinem vierten Studienjahr nach Kanada gegangen. Es wäre vielleicht direkt nach dem Vordiplom besser gewesen,
denn in Kanada ist natürlich das Bachelor-Master System die ozielle Zählweise, und als undergrad(-uate student) kann man normalerweise keine Kurse für
8
2
IN TORONTO
grad students besuchen. Gerade diese sind aber häug was dem Vorwissen eines
deutschen Physik-Studenten nach 3 Jahren Studium entspricht.
Natürlich nden sich aber nach genauerem Hinsehen dann doch jede Menge
hochinteressante Kurse, und wer es etwas anspruchsvoller mag, der kann dann
auch versuchen in einen grad Kurs zu kommen, oder eine Art research project
mit einem Prof ausndig machen. Häug sind Kurse sowieso cross listed, was
bedeutet, daÿ sie für undergrad und grad students wählbar sind.
Generell sind Professoren hier auf eine Art und Weise oen für Studenten, die
allen deutschen Profs ein Vorbild sein sollte. Häug gehen kanadische Studenten
(der Physik) zu ihrem Prof um eine Frage zu den Hausaufgaben zu stellen, und
nden die Tür oen und einen anderen Studenten gerade im Gespräch.
Ein guter Tip ist übrigens, sich hier in Toronto bei der ASSU (arts&science
students union) im Erdgeschoÿ der Sidney Smith Hall einen der Anti-Calendars
zu holen. Das ist die Zusammenfassung der Ergebnisse der Studi-Befragung, die
am Ende
jedes
Kurses stattndet. Die Profs, die hier ein miserables ranking
bekommen, sind meistens auch mit Vorsicht zu genieÿen. Und man kann noch
während der ersten 2-3 Wochen Kurse neu hinzunehmen (und noch ziemlich weit
ins Semester hinein Kurse aufgeben, also dropen).
Das System mit Jahres- und Halbjahreskursen hast Du ja wahrscheinlich schon
erkannt. Man kann Kurse belegen, die nur ein Semester laufen, und welche,
die zwei dauern. Und um hier als Vollzeit-Student an der UofT zu studieren,
muÿ man
versuchen
3 credits zu bekommen, d.h. in drei Jahreskursen (oder
6 Halbjahreskursen oder beliebigen Kombinationen) eingeschrieben bleiben bis
zum (bitteren?) Ende.
Die 5 credits, die einem als Ziel nahegelegt werden, sind richtig viel Arbeit. Mein
tip wäre also, sich für 5 credits einschreiben zu lassen, und dann im Laufe der
ersten Woche zu entscheiden, was man wirklich will. Denn es bleibt nicht viel Zeit
für Soziales oder kleine trips (oder auch nur Kochen mit den Mitbewohnern),
wenn man sich a full course load aufgehalst hat. Das gilt natürlich nochmals
in verstärkter Form, wenn es sich bei einigen der Kurse um grad courses handelt.
2
2.1
In Toronto
Erste Schritte
Vom Flughafen in die Innenstadt: man könnte sich ein Taxi teilen und mit dem
Fahrer einen Festpreis vereinbaren. Wird so knapp $50 sein, nehme ich an. Für
mich war es etwas teuerer, weil wir zu dritt waren und zu sehr unterschiedlichen
Stadtteilen wollten, also der arme Kerl ist ewig mit uns durch Toronto gefahren.
2.2
Bibliotheken und Computer
9
Oder, wenn man nicht zu viel Gepäck und noch richtig viel Kraft hat, kann man
die öentlichen Verkehrsmittel nehmen. Die TTC (Toronto Transit Authority)
Busse fahren auÿerhalb der Terminals irgendwo (Schildern folgen) und kosten
$2,75 pro Erwachsenem in korrekt abgezähltem Bargeld (Fahrer hat kein Wechselgeld). Man nehme den 192 (Airport Rocket to Kipling Station) bis zum Ende,
dann bendet man sich an der westlichen Endhaltestelle (Kipling Station) der
Subway (Bloor Train, der grüne auf den Netzkarten), die man ohne ein weiteres
Ticket zu kaufen bis in die Stadt nimmt. Dauert alles in allem gut 40min bis
Spadina Station und ist vielleicht mit Gepäck etwas mühsam, wenn man nicht
schon weiÿ, wo man hin muÿ.
Ich bin zuerst in einem der backpacker hostels untergekommen, was wirklich
recht nett war (http://www.canadianalodging.com/) und bezahlbar (ca. $30 pro
Nacht). Dann habe ich innerhalb von zwei Tagen eine Wohnung gefunden - ich
hatte wohl Glück (siehe Abschnitt 1.3). Ein weiteres backpacker, das hauptsächlich von seiner Lage her interessant ist, ndet sich direkt am Eingang zur Spadina
Subway Station: das Gobal Guesthouse (9 Spadina Road, north of Bloor), für
$66 das Doppelzimmer, ich weiÿ nicht was man als Einzelgänger bezahlt.
Ein vergleichsweise günstiges (ungefähr $80 für ein Doppelzimmer) und wirklich
nicht übles Bed&Breakfast liegt ziemlich genau 100m vom Koer Student Service Centre entfernt: das Beverly Bed&Breakfast in der Beverly Street, wobei es
sich um die südliche Verlängerung der St. George Street handelt. Falls Ihr also mal
höheren Besuch in Toronto bekommt, von Eltern und Verwandten, beispielsweise.
Auÿerdem schön und nobel und nicht wirklich teuer ist das Madison Avenue Hotel (http://www.madisonavenuepub.com/madisonmanor/index.html), eine Art
Edel-B&B für $99 pro Nacht und Doppelzimmer.
2.2
Bibliotheken und Computer
Zuerst sollte man beim ISXO vorbeischauen (siehe Abschnitt 1.5), die geben
einem weitere Tips. Aber einer der ersten Stops wird dann die Robarts-Library
sein. Dort bekommt man nämlich auch seinen Studenten-Ausweis (die T-Card)
ausgehändigt. Allerdings fand ich diese Bibliothek sehr ungemütlich, und an den
Computern ist immer eine riesige Schlange. Also eigentlich nicht sehr zu empfehlen für später im Jahr.
Alle Bibliotheken sind natürlich vorbildlich mit drahtlosem Internetzugang ausgerüstet (http://www.wireless.utoronto.ca/). Und es gibt weniger ausgelastete
Computer-Terminals, beispielsweise in der Gerstein-Library
(http://www.library.utoronto.ca/gerstein/) gleich rechts hinterm Eingang. Auÿerdem haben sie dort schöne Lese-Säle. Eine weitere gemütliche Bibliothek ist
die Graham-Library im Munk Centre
10
2
IN TORONTO
(http://www.trinity.utoronto.ca/Library/), oder die Architecture, Landscape &
Design Library. Die Bibliothek des Physik-department ist allerdings ziemlich klein
und ungemütlich. Und die Gerstein Library ist auch für Physik häug besser
bestückt.
Insgesamt muÿ man sagen, daÿ die Bibliotheken hier wirklich schön, gut bestückt
und lange geönet sind (Robarts sogar rund um die Uhr während Teilen des
Semesters). Der UofT book store ist allerdings ziemlich teuer. Ich habe mich
erfolgreich geweigert die Bücher dort zu kaufen. Es gibt für viele Kurse (nicht
Physik) auch sogenannte course reader, wobei es sich um die Zusammenfassung
vieler Artikel handelt, die im Kurs als Lektüre vorgeschrieben werden. Sogar diese
zusammenkopierten Hefter kosten (vermutlich wg. copyright) viel Geld.
Manche kanadischen Studenten teilen sich die Buch-Anschaung und kopieren
dann selber. Und man kann Bücher in gutem Zustand am Ende des Jahres wieder
an den book store verkaufen, was die meisten Studenten machen. Aber wenn
man gewillt ist häug bei den Bibliotheken vorbeizulaufen, dann ndet man die
Pichtlektüren auch meistens im Bereich short term loan, von wo man sie für
2 Stunden entleihen kann (oder sogar über nacht aus dem short term Regal der
Physik Bibliothek). Und natürlich haben sie auch ein oder zwei Exemplare im
normalen Bestand. Nicht ganz wie in Deutschland, aber immerhin etwas.
2.3
Freizeitangebote der Uni
Die UofT besitzt eine Art Zentrum für extra-curriculäre Aktivitäten, das Hart
House (http://www.harthouse.utoronto.ca/). Soll heiÿen man ndet dort eine
nette Bibliothek für die Entspannungs-Lektüre, einen Raum mit CDs, den man
stundenweise buchen kann, Sporteinrichtungen wie Squash und ein Schwimmbad
im Keller, ein Café mit Live-Musik mehrmals die Woche für umsonst, Räumlichkeiten für alle Arten von Clubs und Veranstaltungen, beispielsweise Schach, Go,
Debattierclub, Outing Club für die Ausüge in die Natur (die besitzen sogar ein
eigenes Häuschen auÿerhalb Torontos im Wald), etc.
Auch wenn die Sporteinrichtungen des Hart House bereits recht ansehnlich sind und viele es dort gemütlicher nden als in der nachfolgend genannten Einrichtung
- steht einem Studenten der UofT noch ein weiteres Sportzentrum kostenlos zur
Verfügung: das Athletic Centre
(http://www.ac-fpeh.com/recreation/index.php für freie Veranstaltungen und
nutzbare Räumlichkeiten, oder Instruction im Menü für kostenpichtige Sportkurse).
Dort bekommt man wirklich alles geboten, wovon man so träumen kann, inklusive Sauna. Handtücher werden gegen eine geringe Gebühr gestellt, und man
kann entweder ein Vorhänge-Schloÿ mitbringen und dann kostenlos tageweise die
2.4
11
Places to go
Spinde benutzen, oder eine weitere Gebühr zahlen und damit einen Spind für ein
Semester mieten.
Für ein paar andere Aktivitäten sollte man auch mal beim ISC (siehe Abschnitt 1.5)
vorbeischauen.
2.4
Places to go
Toronto ist eine nordamerikanische Groÿstadt. Von Bilingualität kann hier keine
Rede sein, und die Kanadier sind wirklich nur in den Details anders als die USAmerikaner. Beispielsweise sind sie nicht so furchtbar aufgesetzt nett, sondern
einfach so nett. Und sie sind unglaublich multikulturell. Also kann man für Toronto vielleicht von etwas wie `Multi-lingualität' sprechen. Laut UN ist Toronto
die am meisten kulturell diversizierte Stadt der Welt, wo 42% der Bevölkerung
nicht in Kanada geboren wurden. Ich kann bestätigen, man fühlt sich pudelwohl
als Ausländer. Man ist in keiner Weise eine Minderheit. Und man fühlt sich auch
sonst pudelwohl.
Einige Gegenden, in denen man unbedingt mindestens einmal gewesen sein muÿ,
sind
•
Chinatown. Entlang Spadina Av.
zwischen College St. und Queen St. ge-
legen, kann man hier richtig billig Gemüse kaufen, wenn man sich traut.
Manche Sachen sehen ziemlich übel aus... denitiv ein Erlebnis. Auÿerdem gibt es chinesische Straÿenschilder, und Ärzte und Restaurants und
Banken. Und man kriegt Klamotten und alles übrige zu konkurrenzlosen
Tiefstpreisen (und natürlich nicht in Luxus-Qualität - trotzdem häug das
Geld wert).
•
Bloor Street. Zwischen Spadina und Bathurst liegen viele nette Kneipen
und Restaurants. Ebenso in der College Street auf Höhe von Bathurst
(genau an der Ecke: das Sneaky D's, berühmt für seine Nachos). Billiges
Beer gibt's im inoziellen UofT Pub Einstein's in der College St zwischen
Huron und St-George. Ausgehen und Tanzen im entertainment district ist
ziemlich posh und teuer, besser ist die dance cave, das Obergeschoÿ
von Lee's Palace auf der Bloor St. östlich von Bathurst.
•
Kensington Market. Dieser Bereich zwischen Spadina und Bathurst, College und Dundas, ist das absolute Paradies für Einkäufe und Cafés. Klein, alternativ, künstlerisch, lecker. Da die Geschäfte lange aufhaben, sollte man
nicht zu früh am morgen kommen (nicht vor 11, denke ich). Bester organic Supermarkt ist Essence of Life an der Ecke Kensington Ave./St. Andrews Street.
12
3
•
MEIN JAHR IN KANADA
The Toronto Islands. Mit der Fähre für $6 (round trip) zu erreichen (Abfahrt direkt hinter der Union Station am Wasser). Eine Art Naherholungsgebiet, mit Stränden (Vorsicht: Wasserqualität häug nicht zum Baden
geeignet. Vorher http://www.toronto.ca/beach/ checken!) und Wiesen
für Frisbee, Picknick, langer Weg fürs Inline-Skaten, etc... Geschlossen
im Winter (November bis April oder so, weiÿ ich nicht genau).
•
The Beaches.
Das ist eine Wohngegend, die aber, wie der Name schon
sagt, weitere Badestrände beeinhaltet. Irgendwie (Subway, Street car, Bus)
ein gutes Stück östlich des Don Valley Parkways (DVP) rauskommen
(beispielsweise auf Höhe von Woodbine Ave. oder Coxwell), dann einen
Bus oder noch ein street car Richtung Süden an den Strand nehmen.
•
Eaton Centre.
Was der lonely planet als eine Art Sehenswürdigkeit ver-
kauft, ist eine riesige shopping mall im Herzen der Stadt, in der man
tatsächlich ganz gut shoppen kann. Das Sportgeschäft an der Ecke Yonge/Queen habe ich mehrmals gebraucht dieses Jahr.
Andere gute Tips: Man kann im Winter kostenlos Eislaufen, und zwar am Harbourfront Centre und auf dem Nathan Philips Square. An beiden Orten gibt es
auch einen Schlittschuh-Verleih und Licht und Musik. Auÿerdem lohnt sich (bei
gutem Wetter!) der CN-Tower. Kostet zwar einiges, aber man bekommt nochmal
ein ganz anderes Gefühl für die Stadt. Und ein nochmal anderes Gefühl vermittelt
das P.A.T.H. System, das unterirdische Fuÿgänger-Wegenetz unter dem nancial district. Einfach irgendwo den Schildern folgen, und dann versuchen von dort
zu einem bestimmt Ort zu kommen. Kann etwas dauern, aber ist eine witzige
Erfahrung.
3
Mein Jahr in Kanada
3.1
Akademisches
Ich habe mich dann für die folgenden Kurse entschieden:
•
Introduction to Archaeometry und Physics&Archaeology:
Ein toller Kurse, der allerdings nicht sehr anspruchsvoll ist, weil es sich bei
der Zuhörerschaft um einen wilden mix aus Physik-, Chemie-, Biologie, Anthropologie-, Archaeologie- und sonstigen Studenten handelte, und
deswegen kein Gebiet richtig vertieft werden konnte.
Aber Prof. Pavlish fand eine witzige und unterhaltsame Gangart und plante
viele erstaunliche Exkursionen (u.a. zu privaten Kunstsammlern und einem
Beschleuniger-C14-Datierungslabor) und Experimente (von Authentizität
3.1
Akademisches
13
bis Zerfall von Isotopen) ein. Archaeometrie ist die Verwendung naturwissenschaftlicher (und damit vor allem physikalischer und chemischer)
Techniken zur untersuchung archaeologischer oder anthropologischer Fragestellungen. Das vielleicht bekannteste Beispiel: Datierung organischen
Materials mithilfe von radioaktiven Kohlensto-Isotopen (C14). Aber die
Vielfalt der Techniken in der Archaeometrie ist erstaunlich - eine wirklich
spannende Anwendung der Physik.
•
Modern Optics:
Nicht ganz, was ich erwartet hatte. Dieser Kurs (wie so einige andere
am Department) ist für sowohl undergrad als auch grad students gedacht
(sogenannter cross listed course). Das bedeutet aber, daÿ es für grad students langweilig wird (wie in diesem Fall) oder für undergrads zu schwer.
Und in meinem Fall wurde die klassische Optik nochmal genauestens untersucht (durchaus interessant herauszunden, wie viel man nicht über Optik
und Polarisation weiÿ, selbst wenn man eigentlich einen entsprechenden
Kurs in Experimentalphysik hatte). Für moderne Optik blieb nicht viel
Zeit, der Laser wurde nur gestreift - allerdings mit einem interessanten
Schwerpunkt auf gaussian beams.
•
Computational Physics 1&2:
Diese Kurse bauen nicht notwendig aufeinander auf. Der erste, eine Einführung in das Programm Maple (welches aus dem Ort Waterloo, Ontario,
knapp 2h westlich von Toronto kommt) war wirklich sehr interessant, da
alle Aspekte des Programms mit nützlichen kleinen Beispielen in TeamArbeit während eines Tutorials erkundet und nur 50min pro Woche Vorlesung als ergänzendes Lehrmittel herangezogen wurde.
Der zweite Kurs, mit dem Untertitel Quantum Mechanics and the Computer, war dann auch tatsächlich auf einem Niveau, daÿ man froh war den
ersten Kurs gehört zu haben. Wer noch nie mit Funktionen und Dierentialgleichungen und Schleifen in Maple gearbeitet hat, der hat in diesem Kurs
viel zu tun. Aber interessant, wie hier der Computer nur noch als Hilfsmittel verwendet wurde, um sich (gröÿtenteils bereits bekannte) Elemente der
Quantenmechanik von einem numerischen Blickwinkel aus zu erschlieÿen,
oder mit schönen Visualisierungen zu versehen. Besonders lehrreich war
das abschlieÿende Projekt im Umfang von ca. 30 Arbeitsstunden, in dem
eine Art mini-thesis zusammengestellt und bearbeitet werden sollte.
Meine einzigen Bedenken mit diesen Kursen: Computational Physics an
der HU wird nicht mit Maple betrieben, also bin ich gespannt, ob ich diese
Kurse anerkannt bekomme... Fortsetzung folgt.
•
Geophysical Imaging I:
Dieser Kurs beschäftigt sich mit der Erkundung unterirdischer (oder unterseeischer) Strukturen mittels der Physik sich ausbreitender Schockwellen.
14
3
MEIN JAHR IN KANADA
Was man als Seismologie von der Erdbebenforschung kennt, wird gezielt
genutzt indem Explosionen oder Vibratoren-LKWs (Vibroseis) die Erde erschüttern und Geophone an bestimmten Positionen die aus dem Erdinneren
reektierten Wellen aufnehmen.
Dieser Kurs ist sehr klein und kann deshalb ganz auf das Vorwissen der
Studenten aufbauen. In meinem Fall wurde also ganz von vorne die gesamte Kette der Signalerzeugung und -ausbreitung, der Schwingungseigenschaften von Gesteinen, der Reexion und Signalaufnahme, und schlieÿlich
schwerpunktmäÿig die Signalverarbeitung besprochen. Das tägliche Handwerkszeug der Geophysiker in diesem Gebiet ist das Filtern und Aufbereiten
von Daten mit dem Computer, um aussagekräftige Bilder von den ersten
paar hundert Metern unter der Erdoberäche zu bekommen.
•
Nuclear- and Particle Physics:
Es gibt zwei Kurse mit diesem Thema, einen drittjahres (300er) Kurs,
und einen viertjahres (400er) Kurs. Ich hörte den 300er-Kurs, da ich ihn
im spring term (zweiter Teil des akademischen Jahres) belegen wollte.
Allerdings ist der Unterschied zwischen den Kursen nicht völlig genau zu
denieren - es kommt ganz auf den Professor an, und was er machen
möchte. Man könnte sagen, daÿ der 300er-Kurs mehr einem Kurs über
experimentelle Elementarteilchenphysik und ein paar Grundüberlegungen
zur Kernphysik entspricht, während der 400er-Kurs wohl mehr Theorie
bringt, vor allem was Wechselwirkungen und Kernphysik angeht.
Jedenfalls habe ich diesen Kurs richtig genossen, da sich Prof. Krieger, der
diesen Kurs zum ersten Mal unterrichtete, enorm viel Mühe gab und die
Übungsaufgaben perfekt dem Unterrichtssto anpasste. Auÿerdem erklärte
er verständlich und war für Fragen jederzeit oen, und die Geschwindigkeit
des Kurses war denitiv richtig.
Das Lernen an der Uni war übrigens ein ganzes Stück anders als in Deutschland.
Deutsche Profs versuchen häug einen Kurs zu lesen, der so umfassend ist, daÿ
er ein Lehrbuch ersetzen könnte, und die Bücher dienen nur dazu, das gleiche
Material in anderen Worten zu erklären.
In Kanada sehen viele Profs ihre Vorlesung eher als eine Art unterhaltsame
Demonstrations-Stunde, in der man für den Sto interessiert werden soll, oder
Fragen geklärt werden können. Die frickeligen Details (in Rechnungen, etc) werden auf das Tutorial (falls eines vorhanden ist) oder das Lehrbuch abgewälzt. Der
Kurs modern optics hatte kein Tutorial, so daÿ man von umfangreichen Hausaufgaben dazu gezwungen wurde, sich die ganzen Einzelheiten und mathematischen Knie aus den Lehrbüchern selber anzulesen. Dafür waren die Vorlesungen
nur 2x50 Minuten pro Woche.
3.2
Reisen in Kanada
15
Häug können also kanadische Hausaufgaben mit dem gutgemeinten Ratschlag
beginnen: For the following questions 2 and 3 of this problem set, you might
want to read ahead in ... chapters ... and ...
Auch wenn die vorstehenden Absätze jetzt überkritisch klingen, ich war durchaus
auch angetan von der Erfahrung des Selbst-Studiums. Man liest viel mehr in verschiedenen Büchern nach, als man das in Deutschland tun würde, und bekommt
dadurch unter Umständen einen besseren Einblick in die Materie, als man von
einer einseitigen Darstellung in der Vorlesung (und kurzem Referenz-Lesen im
Lieblingsbuch) erhalten kann.
Und die Regalreihen in den Bibliotheken der UofT sind wirklich nicht zu verachten. Ebenso erwähnenswert ist die Liste der Journale, die von der UofT abonniert
und digital zur Verfügung gestellt werden. Und wahrscheinlich ist diese Erfahrung
des Sich-Selber-Anlesens ja auch ein guter Schritt auf dem Weg zum unabhängigen, selbstständigen Forscher.
3.2
Reisen in Kanada
Das Land ist einfach riesig, und unglaublich schön. Eigentlich überall. Lohnenswerte Reiseziele sind sogar recht nah an Toronto. Mit einem Mietwagen
ist man in ca. 4h im Algonquin Provincial Park, einem riesigen Naturschutzgebiet, in dem es sich toll Schneeschuh-Wandern und Langlaufen lässt, bzw. Paddeln im Sommer. Und als Unterkunft bietet sich das Wolf Den Bunkhouse an
(http://www.wolfdenbunkhouse.com), das vielleicht beste backpackers, in dem
ich jemals war. Ein nettes alternatives Pärchen teilt ein schönes Holzhaus mit Küche/Wohnzimmer/Aufenthaltsbereich (und Gitarren) mit den Gästen und pegt
zwei Holzhäuschen für 4 bzw. 7 Personen, ein Haus für eine ganze Schulklasse
und etwa 6 Zimmer für je 3-4 Personen im Keller des Hauptgebäudes. Wichtig
zu beachten: auf keinen Fall in den Algonquin Park fahren, wenn der Sommer
beginnt und die erste Hitzewelle das Land erfasst. Dann ist dieses Reiseziel wirklich nur für Mosquito-Forscher lohnenswert. Also mitten im Winter, oder früh
im Jahr, gleich nach dem Winter, oder später im Sommer gegen Juli/August
fahren.
Auÿerdem ist die Bruce Peninsula (in der Georgian Bay nordwestlich von Toronto)
in ebenfalls etwa 3-4h zu erreichen, und bietet bewaldete Küste und Natur pur.
Empfehlenswert ist das Taylor-made Bed&Breakfast (http://www.taylormade.bbbruce.com/), das wirklich wunderschön ist und perfekt zentral gelegen. Scheint
teuer, ist aber wirklich top-notch und das Geld wert.
Die Niagara-Fälle sind ein obligatorisches Ziel, denn man ist in 30-60 Minuten
dort. Das ISC organisiert mehrere trips pro Semester (und auch ein oder zwei bevor das Semester eigentlich angefangen hat), also unbedingt mitfahren, staunen
und Leute kennenlernen.
16
4
WEITERE INFORMATIONSQUELLEN
Ansonsten bin ich noch für zwei Wochen nach Whistler, British Columbia, gefahren. Das liegt 2h nördlich von Vancouver und ist ein wirklich beeindruckendes Skigebiet. Ist man als Europäer doch die Alpen gewöhnt, mit ihren felsigen
Hängen und der Baumgrenze am unteren Teil des Skigebiets, und den streng
eingegrenzten Pisten auf den groÿen Bergen. Whistler besteht aus zwei groÿen,
rundlichen Bergen, die fast bis ganz oben (nur 2000m) baumbestanden sind, und
dann führen die Pisten (sehr, sehr viele) überall runter. Man kann allerdings auch
abseits der Pisten fahren, und es gibt einen Gletscher und sehr viel Schnee und
richtig nette Menschen, die im Lift andauernd ein Gespräch anfangen.
Ein weiteres Erlebnis ist Montreal (ca. 8h mit dem Bus), das tatsächlich ein
ganzes Stück europäischer als Toronto ist. Mit gutem Essen und einem tollen
Panorama from Mont Royal. Ottawa, die Hauptstadt, ist interessant da wirklich
noch das kleinste Schild zweisprachig gehalten ist, und die Regierungsgebäude
sehr repräsentativ sind. Aber man sollte wohl nicht allzuviel Zeit für Ottawa
einplanen.
4
Weitere Informationsquellen
Ein Informatik-Student der HU war gleichzeitig mit mir in Toronto und hat ein
unglaublich gutes blog geführt, mit vielen, vielen Photos in seiner gallery. Wenn
Du ganz viel Zeit hast ist das sehr zu empfehlen: http://www.bjserver.de/kanada/
Hier noch ein paar nützliche homepages, wobei am nützlichsten ja wohl die Seiten
der UofT und der Faculty for Arts&Science (http://www.artsci.utoronto.ca/)
sind. Und natürlich des Departments, zu dem Dein Studienfach gehört. Und
das ISXO (siehe Abschnitt 1.5). Aber da Du diese Seiten wahrscheinlich schon
kennst, hier ein paar andere, die ich gerne schon vorher gekannt hätte:
•
Die Craigslist. Davon hat man ja sogar in Deutschland schon gehört, aber
hier ist das wirklich gut angekommen. Man ndet in diesen kostenlosen
Kleinanzeigen alles, vom Apartment oder Mitbewohner über Einrichtung
bis hin zu Mitfahrgelegenheiten und Fahrrädern, einfach alles. Wenn nicht:
Gesuch einstellen. http://toronto.craigslist.org/
•
Computer nden sich u. a. in den Bibliotheken. Siehe Abschnitt 2.2. Ansonsten hier die üblichen on-line Kataloge und Önungszeiten: http://main.library.utoronto.ca/
•
Das Wetter in Kanada: http://weatheroce.ec.gc.ca/canada_e.html
•
Kino in Toronto (check das Bloor Cinema, ein richtig gutes ProgrammKino): http://www.cinemaclock.com/clock/ont/Toronto.html
•
Auch wenn das hier komisch aussieht: Bowling. Das ist nämlich nicht leicht
zu nden in der Innenstadt. Kanadier sind auch Nordamerikaner, ohne Auto
17
kann man manche Sachen halt nicht erreichen. Aber dieses ist ganz gut mit
Öentlichen angebunden: http://www.bowlerama.biz/recreational.html
•
Das Toronto Symphony Orchestra (TSO) hat ein spezielles Angebot für
Studenten: richtig billige Tickets, und man bekommt auch keine Werbung
hinterher. http://www.tsoundcheck.com/
So, dann hoe ich die meisten Fragen beantwortet zu haben. Falls nicht, einfach
eine e-mail schreiben. Viel Spaÿ in Kanada, und grüÿt den Lake Ontario von mir.
Constantin

Documentos relacionados