Bericht 05_Final print - Landesamt für Geologie und Bergwesen
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Bericht 05_Final print - Landesamt für Geologie und Bergwesen
MITTEILUNGEN ZU GEOLOGIE UND BERGWESEN VON SACHSEN-ANHALT BAND 14 Tätigkeitsbericht des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt 2005 / 2006 Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Tätigkeitsbericht des LAGB 2005 / 2006 Halle, November 2007 Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt, Band 14 ISSN 1861-8723 Tätigkeitsbericht 2005/2006 des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Herausgeber: Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Köthener Str. 34, 06118 Halle / S. Tel. (0345) 52 12 - 0 Fax. (0345) 522 99 10 email: [email protected] Präsident: A. Forker Redaktion: F. Esters Redaktionsschluss: 22.10.2007 Titelbild: Schlüsselstollen am Freieslebenschacht, Hettstedt-Großörner (Foto: Stedingk, 2007) Druck: dmv druck-medienverlag GmbH, 06188 Halle-Queis Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren allein verantwortlich. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck, Vervielfältigung sowie die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen – auch nur auszugsweise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich. 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort des Ministers für Wirtschaft und Arbeit von Sachsen-Anhalt ....................................... 7 Berthold, U., Brandt, M., desselBerger, U., garlipp, F., Jost, g., poschwald, p., schaar, U. & thier, w. Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2005 / 2006 .............................................. 9 - Anlage 1: Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2005 ................ 41 - Anlage 2: Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2006................ 47 Möller-lindenhoF, n. Zulassungsverfahren für die Haldenkapazitätserweiterung des Kaliwerkes Zielitz ............ 53 Berthold, U., heidecke, c. & riedel, w. Wiedernutzbarmachung eines Kiessandtagebaues – Chance für die Natur ......................... 57 thaUer, g.-w. Bergbauliche Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ) des Endlagers für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) ...................................................................................... 61 stottMeister, l. Die geologische Entwicklung des Allertals im Quartär, abgeleitet aus der Übersichtskarte zur Quartärbasis (GK 25, Blatt 3732 Helmstedt) .......................................... 65 Balaske, p. & wansa, s. Geodaten für die zukünftige Bundesstraße B190neu ............................................................... 69 helBig, h. & FeldhaUs, d. Datengrundlagen für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft und das Bodenbewertungsverfahren Sachsen-Anhalt ................................... 71 weller, M. Boden-Dauerbeobachtung als ämterübergreifende Aufgabe in Sachsen-Anhalt ................ 77 hartMann, k.-J. Von bodenkundlichen Grundlagen zu systematischen Flächeninformationen ..................... 85 Fleischer, c., FeldhaUs, d. & lotz, s. Fachliche und ökonomische Bewertung der Teilautomatisierung Korngrößenanalyse nach Köhn ................................................................................................... 93 häntze, t. Oberflächennahe Geothermie – Energie der Zukunft ............................................................. 97 rappsilBer, ivo & heckner, J. Auflösung Datenspeicher Geophysik ....................................................................................... 103 stedingk, k., danek, s. & scholtyssek, a. Der 3. Rohstofftag des Landes Sachsen-Anhalt ..................................................................... 105 6 rappsilBer, ivo, stedingk, k., thoMae M. & heckner, J. Herausgabe der Karte “Geotourismus im Harz - Geologisch-montanhistorische Karte des Harzes 1 : 100 000“ ....................................................................................................117 Friedel, c.-h. Tagungsbericht zur Vortrags- und Exkursionstagung „Harzgeologie 2005“ .......................119 wansa, s. Tagungsbericht zur 73. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen ........ 121 Friedel, c.-h. Tagungsbericht zum Workshop „Das Tertiär im mitteldeutschen Ästuar – Stand und aktuelle Probleme“ .................................................................................................................... 123 rappsilBer, ivo Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt, Band 10: Halle-Störung .... 125 FeldhaUs, d. & hartMann, k.-J. Bodenbericht 2006 – Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt.......................... 127 7 Vorwort Die Nutzung der nationalen und regionalen Potentiale an mineralischen Rohstoffen und der Energieressourcen ist in den letzten Jahren verstärkt in das Blickfeld von Wirtschaft und Politik gerückt. Vor allem die weltweit geführte Diskussion um den Klimawandel trägt dazu entscheidend bei. So auch in Sachsen-Anhalt – einem Land mit großer bergbaulicher Tradition und einer beachtlichen Wertschöpfung aus dem gegenwärtigen Bergbau. Es werden aus mehr als 300 Gewinnungsstätten Kali- und Steinsalz, Braunkohle, Erdgas, Baurohstoffe sowie Industrieminerale zur Versorgung der Wirtschaft gewonnen. Darüber hinaus sind Kavernen zur Erdgas- bzw. Produktspeicherung in wachsender Zahl in Betrieb. In dem kürzlich vorgestellten Energiekonzept des Landes kommt den fossilen Energieträgern neben dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin eine wichtige Rolle zu. Es muss deshalb umso mehr gelingen, den Kohlendioxidausstoß aus den Kraftwerken zu reduzieren. Für die Entwicklung der Carbon Dioxid Capture and Storage (CCS)-Technik könnte die noch in Förderung befindliche Erdgaslagerstätte Altmark in Deutschland im Rahmen eines Pilotvorhabens eine Vorreiterrolle übernehmen. Die Geopotentiale unseres Bundeslandes werden längst nicht nur in der Wirtschaft genutzt, sondern spielen auch eine Rolle bei der kommunalen Entwicklung, dem Ausbau der Infrastruktur, der Wasserwirtschaft, der Landwirtschaft und für den Tourismus. Sichtbar prägen sie auch die landschaftliche Vielfalt und Schönheit des Landes. Die Erforschung und Erkundung des Untergrundes sowie des Bodens helfen, Georisiken frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Grundwasserressourcen-Management einzuleiten. Solche Erkenntnisse sind zugleich unerläss- lich zur Beurteilung von Langzeitwirkungen bei großen Bergbau- und Investitionsvorhaben. Das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) legt mit seinem Bericht 2007 eine Bilanz über die Arbeit in den Jahren 2005 und 2006 vor. Im Bericht wird deutlich, dass das Amt zahlreiche und zunehmend kompliziertere Genehmigungsverfahren zu führen hat, weil die bergbaulichen Arbeiten in Verbindung mit der Standortgebundenheit der Lagerstätten nicht mehr ohne Konflikte mit anderen Nutzungsinteressen bzw. Umweltbelangen sind. Dennoch bleibt eine regionale Rohstoffgewinnung heute und künftig erforderlich. Ein zentrales Anliegen des Amtes ist die Gewährleistung der Sicherheit der Betriebe sowie der Arbeits- und Gesundheitsschutz der im Bergbau Beschäftigten. Die auf diesem Gebiet erzielten Ergebnisse können sich sowohl im Bundesvergleich als auch im Vergleich mit der sonstigen gewerblichen Wirtschaft sehen lassen. Auf den Gebieten des Stilllegungs- und Versatzbergbaues verliefen die Maßnahmen weitestgehend nach den Planungen. Im Bereich des untertägigen Altbergbaues musste wie in den vergangenen Jahren auf unvorhersehbare Schadensereignisse reagiert werden. Die geowissenschaftlichen Fachinformationssysteme werden mehr denn je seitens der Fachplanungsbüros und auch von Bürgern beispielsweise zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie nachgefragt. Dezernat 23 Geowiss. Analytik (Geologie u. Boden) Geophysik und Strukturgeologie Herr Dr. C.-H. Friedel (Tel.: 0345/5212 105) Frau C. Fleischer (Tel.: 0345/5212 146) Herr Dr. K.-J. Hartmann (Tel.: 0345/5212 117) Dezernat 13 Herr Dr. S. Wansa (Tel 0345/5212 127) Geologische Landesaufnahme Dezernat 22 Herr Dr. D. Feldhaus (Tel.: 0345/5212 103) Herr Dr. B.-C. Ehling (Tel.: 0345/5212 141) Ingenieur- und Planungsgeologie Dezernat 33 Herr Dr. R. Kater (Tel.: 0345/5212 148) Umwelt- und Hydrogeologie Dezernat 32 Herr Dr. K. Stedingk (Tel.: 0345/5212 128) Lagerstättengeologieund Rohstoffe Angewandte Bodenkunde Frau Dr. Mai Projektgruppe ERAM (Tel.: 0391/53579 508) (m.d.W.d.G.b.) Standort Magdeburg Dezernat 34 Dezernat 31 Dezernat 21 Herr U. Desselberger (Tel.: 0345/5212 172) Besondere Verfahrensarten Dezernat 43 Herr U. Schaar (Tel.: 0345/5212 234) Braunkohlenbergbau Dezernat 42 Herr Dr. M. Brandt (Tel.: 0345/5212 221) Steine- und ErdenBergbau Dezernat 41 Herr Dr. M. Brandt (Tel.: 0345/5212 221) Dezernatsgruppe 4 Übertagebergbau Herr M. Brückner (Tel.: 0345/5212 129) Dezernat D2 IT-Angelegenheiten / GIS Dezernat D1 Allgemeine Verwaltung, Recht Herr H. Trappe (Tel.: 0345/5212 120) (Tel.: 0345/5212 101) Dezernatsgruppe 3 Angewandte Geologie Herr Dr. B.-C. Ehling (Tel.: 0345/5212 141) Herr A. Forker Dezernatsgruppe 2 Bodenkunde Herr Dr. D. Feldhaus (Tel.: 0345/5212 103) Herr F. Esters (Tel.: 0345/5212 200) Stellvertretender Präsident, Öffentlichkeitsarbeit Bodenkundliche Landesaufnahme und FIS Boden Dezernat 12 n.n. Grundlagen und FIS Geologie/Berichts- u. Kartenarchiv/Bohrarchiv Dezernat 11 Herr Dr. C.-H. Friedel (Tel.: 0345/5212 105) Dezernatsgruppe 1 Geologie 0345/5212 0 0345/5229910 [email protected] http: www.lagb.sachsen-anhalt.de Adresse / Anschrift: Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt Köthener Str. 34 Postfach 156 06118 Halle 06035 Halle LAGB Stand: Januar 2007 Herr G. Jost (Tel.: 039265/53 150) Markscheide- und Berechtsamswesen, Altbergbau Dezernat 53 Herr F. Garlipp (Tel.: 039265/53 176) Bohrlochbergbau, Untergrundspeicher Dezernat 52 Herr P. Poschwald (Tel.: 039265/53 130) Kali-, Salz-, Erz- und Spatbergbau Dezernat 51 Herr P. Poschwald (Tel.: 039265/53 130) Dezernatsgruppe 5 Untertagebergbau Präsident des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt 8 9 Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2005 / 2006 Uwe Berthold, Michael Brandt, UlF desselBerger, Frank garlipp, gerhard Jost, peter poschwald, Uwe schaar & wolFgang thier Dezernat 41 – Steine- und Erdenbergbau Uwe Berthold & Michael Brandt Im Land Sachsen-Anhalt existiert eine Vielzahl von Lagerstätten der Steine- und Erdenindustrie. Wirtschaftlich bedeutend sind insbesondere die Lagerstätten von • • • • • Kiesen und Kiessanden (wichtigster Massenrohstoff des Landes), Quarzsanden (u.a. zur Herstellung von Spezialprodukten), Tonen (einschließlich Spezialtonen und Kaolin für keramische Produkte), Kalksteinen (für die Zementproduktion von überregionaler Bedeutung) und Hartgesteinen (z.B. Quarzporphyr, Granit, Grauwacke), die in sehr guter Qualität anstehen und gewonnen werden. Das Dezernat 41 beaufsichtigt jedes Unternehmen des Steine- und Erdenbergbaues, das den Regelungen des Bundesberggesetzes unterliegt. Im Berichtszeitraum oblag den Mitarbeitern des Dezernates 41 die Aufsicht über ca. 220 Steineund Erdenbetriebe, von insgesamt etwa 330 betriebenen Abbauen der Steine- und Erdenindustrie in Sachsen-Anhalt. Die in diesen Betrieben gewonnenen Rohstoffe werden vielfältig eingesetzt. Ein Schwerpunkt ist dabei der Einsatz von Kiessanden, Kalk- und Hartgestein als Massenrohstoff, insbesondere für die Bauindustrie. In veredelter Form (z.B. als Splitte) werden diese Rohstoffe im Straßenbau und als Zuschlagstoffe für die Betonproduktion genutzt. Kalkstein wird zusätzlich als Ausgangsstoff für die Soda- und Zementherstellung sowie auch untergeordnet als Düngemittel genutzt. Sandstein und Quarzporphyr werden nicht nur als Massenrohstoffe verarbeitet, sondern finden auch als Werksteine für Verkehrswege, Gebäudefassaden, Denkmalsbauten sowie als Dekosteine für den Innen- und Außenbereich Verwendung. Die in Sachsen-Anhalt gewonnenen Quarzsande besitzen eine ausgezeichnete Qualität und können auch als Ausgangsstoff für die Glasherstellung eingesetzt werden. Im Berichtszeitraum wurde im Land Sachsen-Anhalt ein neues Glaswerk errichtet. Um unter anderem dessen Versorgung mit hochwertigen Quarzsanden zu sichern, wurden in mehreren Quarzsand-Gewinnungsbetrieben umfangreiche Investitionen vorgenommen. Tone, Tonstein sowie Kaolin aus Sachsen-Anhalt werden zur Produktion von Mauer-, Dachziegeln und Pflasterklinker in der Ziegelindustrie sowie zu Wand- und Bodenfliesen, Porzellanen und anderen Produkten der Keramischen Industrie verarbeitet, aber auch unverarbeitet direkt als Abdichtmaterial für Deponien und wasserbauliche Anlagen z. B. für den Hochwasserschutz genutzt. Die Gesamtförderung in den der Bergaufsicht unterliegenden Betrieben der Steine und Erdenindustrie Sachsen–Anhalts betrug • • 2005: ca. 35,6 Mio t und 2006: ca. 38,1 Mio t . Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren, sonstige Genehmigungen Die wichtigsten Aufgaben des Dezernates für die Ausübung der bergbehördlichen Aufsicht über die Steine- und Erdenbetriebe umfassen: • • • • • Entscheidungen über die Zulassung von Haupt-, Sonder-, Abschluss- und fakultativen Rahmenbetriebsplänen, Wahrnehmung der Bergaufsicht vor Ort in den Betrieben, die dem Bundesberggesetz (BBergG) unterliegen, Umsetzung der einschlägigen Bergverordnungen, Entscheidungen über bergrechtliche Anordnungen nach BBergG, Entscheidungen über die Genehmigung nach weiteren, in die Zuständigkeit des LAGB fallenden Rechtsvorschriften, wie 10 • • • • nach dem Umweltrecht, dem technischen und sozialen Arbeitsschutz, dem Sprengstoffrecht sowie dem Gefahrstoff- und Chemikalienrecht, Überwachung der Einhaltung der sonstigen, in die Zuständigkeit des LAGB fallenden gesetzlichen Bestimmungen in den Betrieben des Aufsichtsbereiches, Entscheidungen über die Erteilung wasserrechtlicher Erlaubnisse für Gewässerbenutzungen sowie die Registrierung und Beantwortung von Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in Betrieben die dem BBergG unterliegen, Entscheidungen über die Erteilung naturschutzrechtlicher Eingriffsgenehmigungen, Untersuchungen von Unfällen und Betriebsereignissen. Durch die Mitarbeiter des Dezernates 41 wurden im Rahmen der Wahrnehmung der Bergaufsicht gemäß § 69 BBergG im Jahr 2005 256 und im Jahr 2006 280 Befahrungen in den einzelnen Bergbaubetrieben durchgeführt. Diese dienen in erster Linie der präventiven Kontrolle der Sicherheit und Ordnung in den Betrieben, der Einhaltung gesetzlicher und genehmigungsrechtlicher Bestimmungen sowie des Arbeitsschutzes vor Ort und der Betriebssicherheit. Dabei mussten im Berichtszeitraum auch zwei Unfälle (je einer 2005 und 2006) untersucht werden. Eine weitere Hauptaufgabe des Dezernates 41 besteht in der Prüfung und Zulassung der durch die Unternehmer eingereichten Betriebspläne. Hier muss zwischen Haupt-, Sonder-, Rahmenund Abschlussbetriebsplänen unterschieden werden. Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht, wie viele Betriebspläne (einschließlich deren Verlängerung, Ergänzung oder Änderung) geprüft und zugelassen wurden: Tab. 1: Betriebsplanzulassungen des Dezernates 41. Betriebsplanzulassungen Hauptbetriebspläne Rahmen- und Sonderbetriebspläne Abschlussbetriebspläne Gesamt 2005 109 23 13 145 2006 95 19 6 120 Abb. 1: Quarzsandtagebau Lehof bei Quedlinburg, WOLFF & MÜLLER Baustoffe GmbH (Foto: Stedingk, LAGB). 11 Neben den Entscheidungen nach BBergG werden durch die Mitarbeiter des Dezernates 41 für die Unternehmen des Steine- und Erdenbergbaues weitere Entscheidungen getroffen, die auf der Grundlage spezialgesetzlicher Regelungen in die Zuständigkeit der Bergbehörde fallen. Exemplarisch seien hier Entscheidungen nach dem Wasserrecht (2005: 25 Entscheidungen; 2006: 10 Entscheidungen) und Sprengrecht (ausschließlich für Tagebaue, 2005: 72 Entscheidungen; 2006: 102 Entscheidungen) genannt. Ausblick Die sichere und rechtlich geordnete Betriebsführung mit vom LAGB zugelassenen Betriebsplänen und den ggf. erforderlichen Genehmigungen nach anderen Rechtsgebieten sowie die Bergaufsicht vor Ort mit Gesprächen und Beratungen in rechtlichen und arbeitssicherheitlichen Angelegenheiten mit dem Unternehmer, den Beschäftigten und ggf. betroffenen Bürgern sowie die mindestens jährlich einmal durchgeführten Betriebskontrollen bleiben weiterhin die wichtigsten Aufgaben. Die Mitarbeiter des Dezernates 41 setzen sich verstärkt dafür ein, die Sicherheit für die Beschäftigten in den Betrieben vor Ort zu erhöhen, das Unfallrisiko zu mindern, die Auswirkungen der Betriebstätigkeiten auf die Umwelt und die betroffenen Menschen in der Nachbarschaft der Betriebe zu minimieren und die rechtlichen Vorgaben, die z. B. durch Grenzwerte für Luft, Lärm, Erschütterungen u.s.w. in Rechtsvorschriften und sonstigem technischen Regelwerk bestimmt sind, sicher einzuhalten. Die im letzten Bericht vorausgesehene Erforderlichkeit der Anpassung landschaftspflegerischer Begleitpläne wird sukzessive auf Grundlage von Forderungen des LAGB, die auch in Nebenbestimmungen zu den Betriebsplanzulassungen formuliert sind, durch die Unternehmen realisiert. Eine künftige Schwerpunktaufgabe wird die konsequente Berücksichtigung der bodenschutzrechtlichen Vorschriften in den Betrieben des Steine- und Erdenbergbaues sein. Insbesondere im Kontext mit der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes vom 14. April 2005 – dem sogenannten „Tongrubenurteil“ - ist es erforderlich, die Betriebsplanzulassungen zur Verfüllung von Tagebauen zur Wiedernutzbarmachung mit mineralischen Abfällen zur Verwertung der aktuellen Rechtslage anzupassen. Problematisch da- bei ist, dass das gesetzliche und untergesetzliche Regelwerk keine abschließenden Regelungen enthält, sondern ein schwieriger Entscheidungsund Ermessensspielraum für den behördlichen Vollzug gegeben ist, insbesondere was die Frage der Altgenehmigungen hinsichtlich des rechtlichen Bestandsschutzes anbelangt. Diesem unbefriedigenden Zustand soll durch eine einheitliche Bundesverordnung abgeholfen werden. Bis dahin sind durch die Bergbehörde Einzelfallentscheidungen zu treffen. Diese werden auf Grundlage des BBergG und unter Berücksichtigung der Regelungen des Bundesbodenschutzgesetztes und der Bundes-Bodenschutzverordnung sowie der LAGA–Mitteilungen Nr. 20 - “Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Abfällen – Technische Regeln“ - in der aktuellen Fassung 2003 / 2004 getroffen. Bei geogen oder anthropogen bedingten Hintergrundbelastungen können im Sinne von § 9 Abs. 2 und 3 BBodSchV Einzelfallentscheidungen getroffen werden. Dazu müssen durch die Unternehmen die entsprechenden Nachweise erbracht werden, die dann im Verfahren zu beurteilen sind. Für die Verfüllung von Tagebauen dürfen damit in der Regel nur Bodenmaterialien eingesetzt werden. Die Verwertung von aufbereitetem Bauschutt, der die Anforderungen zum Boden- und Grundwasserschutz erfüllt, kann als Ausnahme für betriebstechnische Zwecke (Fahrstraßen, Böschungssicherung) zugelassen werden. Dezernat 42 - Braunkohlenbergbau Uwe schaar Im Braunkohlenbergbau des Landes SachsenAnhalt standen im Berichtszeitraum 2005 / 2006 insgesamt 27 bergbauliche Betriebe unter Aufsicht des LAGB. Im Bereich des aktiven Gewinnungs-Bergbaus sind zwei Bergbauunternehmen tätig. Die MIBRAG mbH (Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH in Theißen) betreibt im südlichen Sachsen-Anhalt den Tagebau Profen einschließlich eines zentralen Werkstatt- und Lagerkomplexes mit einer umfänglichen Grubenbahn, die drei Kraftwerke Deuben, Mumsdorf und Wählitz sowie den Veredlungsstandort Deuben mit einer 12 kombinierten Brikett- und Staubfabrik. Die ROMONTA GmbH in Amsdorf gewinnt westlich der Stadt Halle im Tagebau Amsdorf eine bitumenhaltige Braunkohle, aus der mit einem Extraktionsverfahren sogenanntes Rohmontanwachs hergestellt wird. Zum Komplex der ROMONTA gehört neben dem Tagebau und der Montanwachsfabrik auch ein Kraftwerk, in dem die extrahierte Braunkohle zur Erzeugung von Prozessdampf und Strom verfeuert wird. Für den Bereich des Sanierungsbergbaus ist in Sachsen-Anhalt die LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Braunkohlen-Verwaltungsgesellschaft mbH, Sanierungsbereich Sachsen-Anhalt in Bitterfeld) als ein Unternehmen der Öffentlichen Hand und im Besitz des Bundes zuständig und hat 9 stillgelegte Tagebaue und 10 Veredlungsstandorte gemäß der im Bundesberggesetz festgelegten Pflichten zu gestalten und gefahrlos zu stellen, die im Zuge der Deutschen Einheit nicht privatisiert werden konnten. Die LMBV ist für die Sanierung der nicht privatisierten Bereiche der bergrechtlich verantwortliche Bergbauunternehmer und Projektträger. Im Braunkohlenbergbau des Landes SachsenAnhalt waren im Berichtszeitraum etwa 2100 Arbeitnehmer (ohne Sanierungsgesellschaften) beschäftigt. Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren, sonstige Genehmigungen Die bergbehördliche Aufsicht über den Braunkohlenbergbau im Land Sachsen-Anhalt wurde im Berichtszeitraum durch das Dezernat 42 ausgeübt. Zusätzlich wurden im Dezernat als Querschnittsaufgabe sämtliche immissionsschutzrechtlichen Aufgaben im Bereich des Übertagebergbaus wahrgenommen. Zu den Aufgaben des Dezernates gehören im Wesentlichen: • • • Entscheidungen über die Zulassung der von den Bergbauunternehmen vorzulegenden bergrechtlichen Haupt-, Sonder-, Abschluss- und fakultativen Rahmenbetriebspläne im Bereich des Braunkohlenbergbaus, Entscheidungen nach den einschlägigen Bergverordnungen, Wahrnehmung der Bergaufsicht gemäß § 69 BBergG in den Betrieben vor Ort, • • • Entscheidungen über Genehmigungen nach weiteren, in die Zuständigkeit des LAGB fallenden gesetzlichen Bestimmungen, wie etwa dem Wasser-, Naturschutzoder Strahlenschutzrecht, sowie die den Bergbau betreffenden Vorschriften zum technischen und sozialen Arbeitsschutz und die Überwachung der Einhaltung dieser Rechtsvorschriften in den Betrieben des Aufsichtsbereiches, Untersuchung von Unfällen und Betriebsereignissen; Erforschung von Straftaten als Ermittlungsbeamte der Staatsanwaltschaft; Durchführung von Ordnungswidrigkeiten-Verfahren, Wahrnehmung von immissionsschutzrechtlichen Aufgaben für den Bereich des übertägigen Bergbaus auf Braunkohle und Steine/Erden im Land Sachsen-Anhalt, wie etwa die Durchführung nichtförmlicher Genehmigungsverfahren, Entscheidungen über immissionsschutzrechtliche Anordnungen und Maßnahmen sowie die Überwachung von genehmigungsbedürftigen Anlagen im Aufsichtsbereich. Es wurden im Rahmen der bergaufsichtlichen Kontrolltätigkeiten im Jahr 2005 62 Befahrungen sowie im Jahr 2006 74 Befahrungen durchgeführt. Ferner erfolgten im Rahmen der immissionsschutzrechtlichen Aufsicht im Jahr 2005 17 und in 2006 14 Betriebsbefahrungen: Tab. 2: Betriebsbefahrungen des Dezernates 42. Aufsichtstätigkeit Bergaufsicht in Tagebauen Bergaufsicht übertage Bergaufsicht gesamt Aufsicht nach dem BImSchG* Gesamt 2005 33 29 62 17 79 2006 43 31 74 14 88 * Bundes-Immissionsschutzgesetz Als Ausdruck eines in den Betrieben erreichten sehr hohen arbeitssicherheitlichen Standards war im Berichtszeitraum die Untersuchung von Unfällen oder besonderen Vorkommnissen im Dezernat 42 nicht erforderlich. 13 Tab. 3: Unfalluntersuchungen des Dezernates 42. Unfalluntersuchungen Untersuchung von Unfällen und besonderen Vorkommnissen 2005 2006 0 0 Einen weiteren Schwerpunkt der bergbehördlichen Arbeit stellt das Betriebsplanzulassungsverfahren mit dem von den Unternehmern aufzustellenden bergrechtlichen Betriebsplänen dar, einschließlich deren Verlängerung, Ergänzung oder Abänderung. Im Berichtsjahr 2005 wurden durch die Bediensteten 47 und im Berichtsjahr 2006 40 Betriebsplanzulassungen erteilt: Tab. 4: Betriebsplanzulassungen des Dezernates 42. Betriebsplanzulassungen Hauptbetriebspläne Sonderbetriebspläne Abschlussbetriebspläne Gesamt 2005 5 11 31 47 2006 3 8 29 40 Einen Überblick über die sonstigen Verwaltungsentscheidungen nach anderen Rechtsgebieten, die in die Zuständigkeit der Bergbehörde fallen, gibt Tab. 5. Aktiver Braunkohlenbergbau Die bergbehördliche Arbeit im Berichtszeitraum 2005 / 2006 war im Bereich des aktiven Braunkohlenbergbaus durch die Zulassung und Kontrolle der laufenden Arbeiten in den Tagebauen, Veredlungsbetrieben und bergbaueigenen Kraftwerken sowie in der Begleitung folgender besonderer Schwerpunkte betrieblicher Maßnahmen gekennzeichnet: Die MIBRAG entwickelte im Tagebau Profen den weiteren Aufschluss des neuen Baufeldes Schwerzau. Nach dem Beginn der Aufschlussbaggerung im Januar 2004 konnte im März 2006 die erste Braunkohlengewinnung im 2. Schnitt aufgenommen werden. Bereits im Dezember 2005 war die erste Ausbaustufe des neuen Massenverteilers für das Abbaufeld Schwerzau in Betrieb gegangen. Mit der Inbetriebnahme von zunächst 3 Abraum- und 2 Kohlebändern wurden die Voraussetzungen für die Trennung und Weiterleitung von Abraum- und Kohleströmen aus den einzelnen Schnitten geschaffen. Die Fertigstellung des gesamten Massenverteilers mit einem Investitionsvolumen von mehr als 33 Millionen Euro wird bis Ende 2008 abgeschlossen sein. (s. Abb. 2) Die weitere Großinvestition im Wert von etwa 20 Millionen Euro schloss die MIBRAG im Juni 2006 ab. Der aus dem tschechischen Tagebau Sverma reimportierte Schaufelradbagger vom Typ SRs 2000 wurde in Betrieb genommen, nachdem er in Einzelteilen angeliefert, mit technischen Modifizierungen seit dem Sommer 2004 wieder aufgebaut, erprobt und vom LAGB abgenommen worden war. Dabei erhielt er eine Verlängerung des Radauslegers, einen neuen Schaufelradkopf mit neuem Schaufelradgetriebe, sowie eine komplette Erneuerung der Steuerung, Elektrotechnik und schmiertechnischen Ausrüs- Tab. 5: Sonstige Verwaltungsentscheidungen des Dezernates 42. Rechtsgebiet Arbeitszeit Wasserrecht Immissionsschutz Betriebssicherheit Strahlenschutz Art der Entscheidung Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit nach ArbZG Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VAwS LSA / Eignungsfeststellungen nach WG LSA Anzeigen nach §15 BImSchG Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG Wesentliche Änderung gemäß §16 Abs.1 und 2 BImSchG Änderungen gemäß §16 Abs.4 BImSchG Ausnahmegenehmigungen nach § 33 der 13.BImSchV Anerkennung befähigter Personen nach § 14 BetrSichV Anzeigen/Genehmigungen/Änderungen nach StrlSchV/RöV* Gammaradiografieanzeigen * Strahlenschutzverordnung / Röntgenverordnung (StrlSchV / RöV) 2005 30 6 2006 32 4 - 1 4 1 7 2 1 7 16 5 1 2 6 1 7 32 14 Abb. 2: Massenverteiler Schwerzau im Tagebau Profen, MIBRAG mbH (Foto: FAM GmbH, Magdeburg) Abb. 3: Schaufelradbagger SRs 2000 - Bg.1580 im Baufeld Schwerzau des Tagebaues Profen, MIBRAG mbH (Foto: MIBRAG mbH, Theißen). 15 tung. Das Gerät wird im 1. Abraumschnitt des Baufeldes Schwerzau zur Abraumbeseitigung eingesetzt. (s. Abb. 3) Aus dem Bereich Veredlung / Kraftwerke ist besonders über Tätigkeiten in den MIBRAG-Kraftwerken Deuben und Mumsdorf zur Anpassung und Erneuerung von wichtigen Baugruppen der Kohlestaubfeuerung, Ausbrandluftebenen und Verdampferrohre aller Dampfkessel zu berichten. Diese Arbeiten erfolgten im durchgehenden 3Schicht-Betrieb unter Baustellenbedingungen mit ca. 7 Gewerken und dem ununterbrochenen Betrieb der übrigen Kesselanlagen, um die engen Werksvorgaben einhalten zu können. Im Kraftwerk Wählitz erfolgte die Umstellung des Reservedampferzeugers und des Heißwasserkessels auf leichtes Heizöl. Wegen der Stundung der Brikettfabrik Deuben war an den Gurtbandförderern 19a und 35 die Errichtung und Inbetriebnahme neuer bzw. anderen Orts umgesetzter Entstaubungsanlagen auszuführen. Des Weiteren erfolgte die Mitarbeit des Dezernates am Konzept zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und sicherheitstechnischen Bewertung von Arbeitsmitteln und überwachungsbedürftigen Anlagen gemäß der Betriebssicherheitsverordnung für den Veredlungsbereich der MIBRAG. Im Tagebau Amsdorf der ROMONTA wurde die Abraumbeseitigung und Kohlegewinnung im Berichtszeitraum planmäßig durchgeführt. In der Montanwachsfabrik Amsdorf wurde eine Versuchsanlage zur Herstellung von Wachsdispersion DW 50 Plus einschließlich eines Tanklagers errichtet und in Betrieb genommen, nachdem die wasserrechtliche Eignungsfeststellung getroffen werden konnte. Mit dieser Anlage musste außerdem ein neuer Personen- und Lastenaufzug in die vorhandene Altbausubstanz des Werksgebäudes integriert werden. (s. Abb. 4) Zur Prüfung von Geräten und Schutzsystemen (Ex-Schutz) wurde einer befähigten Person des Bereiches Technische Dienste die vom Unternehmen beantragte behördliche Sachverständigenbenennung erteilt. Braunkohlesanierung Die bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmen zur Einstellung und Wiedernutzbarmachung der Tagebaue und Veredlungsstandorte der LMBV verliefen in 2005 / 2006 weitestgehend planmäßig. Im Tagebau Wulfersdorf erfolgten zur Sicherung der Endböschungen weitere Erdbauarbeiten und Fallplattenverdichtungen in den oberen Böschungsabschnitten. Inzwischen ist durch Eigenwasseraufgang in dem Restloch ein Wasserstand von 53,00 m HN (Stand 31.12.2006) erreicht. Die bergmännischen Sanierungsarbeiten im Tagebau Nachterstedt wurden im 2. Halbjahr 2005 nach Abschluss der Rütteldruckverdichtungsarbeiten zur Böschungssicherung an der Halde 3 im Wesentlichen beendet. Der aufgehende Wasserspiegel im Restloch stand zum Jahresende 2006 bei 76,30 m HN. Im Tagebau Gröbern wurde im Berichtszeitraum die Böschungsendgestaltung am Restloch abgeschlossen. Noch nicht beendet sind Restarbeiten zum Rückbau der nicht nachgenutzten Tagesanlagen. In Folge der seit Anfang 2004 zur Gewährleistung der Böschungsstandsicherheit durchzuführenden Fremdflutung des Restloches wurde zum Jahresende 2006 ein Wasserspiegel von 81,26 m HN erreicht. Die Fremdflutung des Tagebaues Mücheln wurde im Berichtszeitraum ebenfalls planmäßig weitergeführt. Im November 2005 erfolgte als weitere Etappe der Flutungsbeginn für das Teilrestloch Braunsbedra und seit August 2006 der Flutungsbeginn im letzten Teilfeld, dem Südfeld. Zum 31. Dezember 2006 wurde in den nördlichen Baufeldern des entstehenden Geiseltalsees ein Wasserspiegel von 85,57 m HN erreicht. Die noch erforderlichen bergbaulichen Sicherungs- und Gestaltungsarbeiten (Endgestaltung von Teilböschungsbereichen, Rückbau baulicher Anlagen sowie umfangreiche Altlastenrückbau- und -sicherungsarbeiten) wurden im Berichtszeitraum weitestgehend planmäßig fortgeführt. Als zunehmend problematisch für Aufwand, Durchführung und Sicherheitsmaßgaben erwiesen sich Vorgaben und Restriktionen von zwischenzeitlich erfolgten naturschutzrechtlichen Unterschutzstellungen bestimmter Tagebauflächen. Am 27. Februar 2006 erfolgte mit der Grundsteinlegung für die neue „Marina Mücheln“ der Baustart für ein erstes größeres Hafenprojekt am zukünftig größten See Sachsen-Anhalts. (s. Abb. 5) Im Bereich des Tagebaues Goitzsche beschränkten sich die bergbaulichen Arbeiten im Wesentlichen auf das Niedrighalten des erreichten Endwasserspiegels durch die temporäre Pumpstation am Pegelturm und auf den Baubeginn für das Auslaufbauwerk zur freien Anbindung der neu entstandenen Seenlandschaft an die Vorflut. Die erdbautechnischen Maßnahmen wurden bis 16 Abb. 4: Wachsdispersion DW 50 -Tanklager in der Montanwachsfabrik Amsdorf, ROMONTA GmbH (Foto: Esters, LAGB) Abb. 5: Blick über den entstehenden Geiseltalsee (Foto: Thomae, LAGB 2007) Abb. 6: Kalkbrennanlagen im Kalkwerk Rübeland, Fels-Werke GmbH (Foto: Fels-Werke GmbH, Goslar) 17 auf geringe Restarbeiten (abschnittsweise Böschungsendgestaltung und Verbindungsgräben zu mehreren kleineren Restlöchern) zwischenzeitlich abgeschlossen. In den Tagebauen Merseburg-Ost, Köckern, Golpa-Nord sind alle bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmen im Wesentlichen abgeschlossen. Schwerpunkte der Sanierungsarbeiten stellten hier - neben Anpflanzungen und Pflegearbeiten sowie böschungserhaltenden Maßnahmen - die Einhaltung der Flutungsvorgaben dar. Im Tagebaurestloch Lochau wurde die Verfüllung des Westschlauches im Berichtszeitraum weitergeführt. Zum Bereich Ostschlauch sind die aufgrund der geänderten abfallrechtlichen Bestimmungen seit Einstellung des Deponiebetriebes am 31. Mai 2005 notwendig gewordenen Abstimmungen zwischen allen Beteiligten noch nicht abgeschlossen, um die Deponie einer ordnungsgemäßen endgültigen Sicherung zuzuführen und die abschließende bergbauliche Gestaltung des Tagebaurestloches zu regeln. In den ehemaligen Veredlungsbereichen der LMBV sind die Arbeiten an der Tagesoberfläche der meisten Standorte weitestgehend abgeschlossen. Durch die LMBV werden gegenwärtig Dokumentationen zur Beendigung der Bergaufsicht erstellt. An geplanten Gewerbestandorten wurde auf der Grundlage der gemeindlichen Bauleitplanung bereits für Teilflächen der ehemaligen Standorte das Ende der Bergaufsicht festgestellt. An verschiedenen Standorten haben sich aufgrund der jahrzehntelangen bergbaulichen Nutzung unter- und über Tage komplizierte Boden- und Grundwasserverhältnisse eingestellt, die weiterer Überwachung bedürfen. Vom Dezernat 42 wurden an den Standorten der ehemaligen Schwelereien Profen und Deuben die Arbeiten und Maßnahmen der LMBV zur Grundwassersanierung, zum Monitoring und zur Untersuchung von natürlichen Schadstoffabbauprozessen (Natural-Attenuation) aufsichtlich begleitet. Anwendung EE Online im Jahr 2005 erfolgreich erfasst und kontrolliert. Der Einsatz von Altöl in verschiedenen Kalkbrennanlagen der Kalkwerke „Rübeland“ und „Kaltes Tal“ der Fels-Werke GmbH in Rübeland bildete in der immissionsschutzrechtlichen Überwachungstätigkeit gemäß § 52 BImSchG einen wesentlichen Schwerpunkt für das Dezernat 42. Die Betriebe der Braunkohlekraftwerke Deuben, Mumsdorf und Wählitz der MIBRAG zur Mitverbrennung von Klärschlamm und Tiermehl als Ersatzbrennstoffe wurden genehmigungsrechtlich an die Vorschriften der Verordnung über die Verbrennung und die Mitverbrennung von Abfällen (17. BImSchV) sowie an die Vorschriften der Verordnung über Großfeuerungs- und Gasturbinenanlagen (13. BImSchV) für die Kohleverbrennung angepasst. (s. Abb. 6) Dezernat 43 – Besondere Verfahrensarten UlF desselBerger Dem Dezernat 43 obliegt die Durchführung von bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung, die Durchführung von förmlichen Verwaltungsverfahren nach Umweltrecht einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung, die Führung von Grundabtretungsverfahren in Zusammenarbeit mit dem Dezernat D1, die Durchsetzung der Verordnung über Feldes- und Förderabgaben (FörderAVO), die Führung der Bergbaustatistik u. a. nach Unterlagen-Bergverordnung (UnterlagenBergV) sowie die Beratung von Industrieverbänden, der Wirtschaft und Privatpersonen zu Fragen des Bergrechts in Sachsen-Anhalt. Planfeststellungsverfahren Immissionsschutz Als immissionsschutzrechtliche Querschnittsaufgabe für den Übertagebergbau wurden die Emissionsdaten für 56 genehmigungsbedürftige Anlagen im Aufsichtsbereich des LAGB entsprechend der Verordnung über Emissionserklärungen und Emissionsberichte mit der Web- Der maßgebliche Schwerpunkt im Arbeitsbereich Planfeststellungsverfahren war im Berichtszeitraum 2005 fokussiert auf das Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung der Salzhalden des Kaliwerkes Zielitz der K+S KALI GmbH. Es waren zahlreiche weiterführende Abstimmungsgespräche erforderlich. Dabei ging es vor allem um 18 die Vermeidung des Eintrages salzhaltiger Haldenwässer in das Grundwasser als anlagenbedingte Wirkung (Emissionsvermeidungsmaßnahmen EVM-Konzept). Hierzu fanden auch Diskussionen und Abstimmungen mit den Wasserbehörden statt. Die umfangreichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen waren unter Berücksichtigung des EVM-Konzepts für die Konkretisierung der Einzelmaßnahmen zusammen mit den Naturschutzbehörden und den nach § 60 BNatSchG anerkannten Vereinen abzustimmen. Das Verfahren konnte mit dem Planfeststellungsbeschluss vom 04.10.2005 abgeschlossen werden. Neben diesem Verfahren wurden parallel zahlreiche weitere bergrechtliche Planfeststellungsverfahren für den Steine- und Erden–Bergbau geführt. Wegen der im Verfahren für die Haldenerweiterung Zielitz und in verschiedenen Grundabtretungsverfahren gebundenen Arbeitskapazitäten konnten im Berichtszeitraum 2005 jedoch nur zwei Steine- und Erden-Vorhaben durch Planfeststellungsbeschluss abgeschlossen werden. Es handelte sich dabei um die Kiessandtagebaue Hohengöhren (Bergwerkseigentum) und Schladebach. Zum Jahresende 2005 waren demnach insgesamt 27 Verfahren für Steine- und Erden-Vorhaben anhängig. Daneben konnten in 2005 drei Planänderungen mit Planänderungsbeschluss genehmigt werden. Es handelte sich hierbei um die Planänderung für den Nasskiestagebau Gröningen wegen Änderung der Wiedernutzbarmachungsplanung im Bereich der Tages- und Aufbereitungsanlagen, für die Erweiterung des Baufeldes B2 des Kiessandtagebaus Trabitz/Sachsendorf/Schwarz und für die Rostschlackezwischenlagerung im Rahmen des Betriebes des Dampferzeugers 5 des Industriekraftwerkes Amsdorf. Für die Vorhaben Kiessandtagebau Roßla-Nord, Kiessandtagebau Deersheim-Nord, Kalksteintagebau Kroppenstedt-Süd sowie Sandtagebau Gardelegen – Großer Gotteskasten konnte 2005 die Zulassungen des vorzeitigen Beginns ausgesprochen werden. 2006 nahm das Geschäft im Bereich bergrechtlicher Planfeststellungsverfahren für Vorhaben des Steine- und Erden – Bergbaus wieder an Fahrt auf. Es konnten für insgesamt sieben Vorhaben Planfeststellungsbeschlüsse gefertigt werden. Es handelte sich dabei im Einzelnen um die Kiessandtagebaue Heiligenfelde-Ost, Trabitz/Sachsendorf/Schwarz-Baufeld B3, RoßlaNord, Deersheim-Nord und Badeborn sowie den Kalksteintagebau Farnstädt-Süd und den Hartgesteinstagebau Mammendorf. Zum Jahresende 2006 waren demnach insgesamt 22 Verfahren für Steine- und Erden-Vorhaben anhängig. Daneben konnten in 2006 zwei Planänderungen mit Planänderungsbeschluss genehmigt werden. Es handelt sich hierbei um die Planänderung für die alternative Entsorgung von Rostschlacke im Rahmen des Betriebes des Dampferzeugers 5 des Industriekraftwerkes Amsdorf und um die Planänderung für die Errichtung einer Unterstellhalle im Kiessandtagebau Dixförda. Zulassungen des vorzeitigen Beginns wurden in 2006 nicht erteilt. Förmliche Verfahren nach Bundes-Immissionsschutzgesetz Im Berichtszeitraum war kein förmliches Verfahren nach Bundes-Immissionsschutzgesetz anhängig. In zwei Verfahren zur wesentlichen Änderung der genehmigungspflichtigen Anlagen „Kraftwerk Mumsdorf“ und „Kraftwerk Deuben“ der MIBRAG Industriekraftwerke Betriebs GmbH zur Änderung der Mitverbrennung von Klärschlamm wurde zwei Anträgen gemäß § 16 Abs. 2 BImSchG stattgegeben, nach deren Prüfung auf die Öffentlichkeitsbeteiligung und Auslegung der Antragsunterlagen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens verzichtet werden konnte. Darüber hinaus wurden sieben Anzeigen nach § 15 BImSchG sowie ein Verlängerungsantrag für die GTS GmbH im Zusammenhang mit dem Umschlagen, Lagern und Behandeln von Abfällen im ehemaligen Kalibergwerk Teutschenthal bearbeitet. Grundabtretungsverfahren Im Berichtszeitraum 2005/2006 war eine Vielzahl von Grundabtretungsverfahren zu führen. Die steigende Tendenz der Vorjahre 2003/2004 hielt insoweit an. Hierbei konnten 2005 neun Grundabtretungsverfahren nach einer gütlichen Einigung zwischen Antragstellerin und Grundstückseigentümer eingestellt werden. Infolge Klagerücknahme wurde ein Grundabtretungsbeschluss aus 2003 für den Kalksteintagebau Förderstedt rechtskräftig. Zwei laufende Verfah- 19 ren wurden 2005 mit Grundabtretungsbeschluss abgeschlossen. Es handelte sich zum Einen um das Verfahren zur Sicherung des Weiterbetriebs des Braunkohletagebaus Profen sowie zum Anderen um das Verfahren zur Weiterführung des Kiessandtagebaus Frose/Aschersleben. Gegen beide Beschlüsse wurde jedoch Klage erhoben. In einem weiteren Verfahren (hier: Quarzsandtagebau Petersberg) wurde in 2005 die vorzeitige Besitzeinweisung erteilt. Zum Jahresende 2005 waren insgesamt zehn Grundabtretungsverfahren anhängig. 2006 wurden zwei Anträge auf Grundabtretung zurückgezogen und die hierzu laufenden Verfahren eingestellt. Infolge Klagerücknahme wurde ein Grundabtretungsbeschluss aus 2005 für den Braunkohletagebau Profen rechtskräftig. Ein laufendes Verfahren wurde 2006 mit Grundabtretungsbeschluss abgeschlossen. Es handelte sich hierbei um den Beschluss für die Weiterführung des Porphyrtagebaus Petersberg (Einräumung des Betretungsrechts gemeindlicher Grundstücke für Absperrmaßnahmen bei der Durchführung von Sprengungen) gegen den jedoch Klage erhoben wurde. Zum Jahresende 2006 waren insgesamt elf Grundabtretungsverfahren anhängig. Feldes- und Förderabgabe Feldes- und Förderabgaben wurden in Sachsen-Anhalt in der Zeit vom 01.01.2002 durch die Befreiung nach § 15 FörderAVO für den Zeitraum bis 31.12.2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentrierte sich – da die Überprüfung der feldesabgabepflichtigen Betriebe bereits 2004 abgeschlossen wurde – somit auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen. Hierbei wurden zahlreiche bisher nicht abgeschlossene Vorgänge abgearbeitet und Abgabeforderungen an säumige abgabepflichtige Unternehmen gerichtet. Die Prüfungen der Förderabgabeakten konnte damit 2005 jedoch noch nicht abgeschlossen werden, so dass diese auch im Folgejahr 2006 einen nicht unbeträchtlichen Teil der Arbeitskapazität beanspruchte, hier insbesondere infolge der Prüfung von Zahlungseingängen und ggf. erforderlich werdenden Säumniszuschlagsberechnungen sowie der Erhebung von Säumniszuschlägen. Bergbauliche Statistik In den Jahren 2005 und 2006 wurde weiter an der Verbesserung der Aussagekraft der nach Unterlagenbergverordnung geführten Statistiken gearbeitet. So wurde zum Einen die als Grundlage für die Erhebung der betrieblichen Daten genutzte Datenbank entsprechend gepflegt. Zum Anderen war es – wie bereits in den Vorjahren 2003/2004 – erforderlich, fehlende Meldungen mit erheblichem Aufwand mittels Mahnung, ggf. auch Mehrfachmahnung der Unternehmen bzw. auch durch telefonische Nachfragen bei den meldepflichtigen Unternehmen einzuholen, da eine Vielzahl von Unternehmen, hier insbesondere im Steine- und Erden–Bereich, nach wie vor den Berichtspflichten nicht oder nur unvollständig nachkommen; erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass – über die letzten vier Jahre betrachtet – die Anzahl dieser Betriebe stetig abnimmt. Im Ergebnis des oben beschriebenen Mehraufwandes wurde somit eine Meldedichte erzielt, die die Aussagekraft der bergbaulichen Statistik weiter verbessert. Eine deutliche Arbeitsentlastung sowohl für die berichtspflichtigen Betriebe als auch die Behörden konnte durch die Änderung der Unterlagen-Bergverordnung von der quartalsweisen auf die jährliche Berichterstattung ab dem Berichtsjahr 2005 erzielt werden. Im Zuge der weiteren Optimierung und zur Verbesserung der „Kundenfreundlichkeit“ wurden im ersten Quartal 2006 die für die Meldungen erforderlichen Formulare in die Homepage des LAGB eingestellt. Neben den Angaben zur Förderung und Belegschaftsstärke sowie der Flächeninanspruchnahme wurden im Dezernat auch Angaben zur Unfallstatistik verarbeitet und ausgewertet, hier insbesondere Anzahl der Unfälle, die Informationen zum Unfallhergang und die Schwere eines Unfalls sowie zur Art und Schwere von Verletzungen. 20 Abb. 7: Firstsicherung in einer Abbaukammer im Steinsalzwerk Bernburg, esco GmbH & Co. KG (Foto: Stedingk, LAGB) 21 Dezernat 51 – Untertagebergbau peter poschwald Das Dezernat 51 führt landesweit die Bergaufsicht über die Betriebe des Kali-/Salz-, Erz- und Spatbergbaus, die speziellen Betriebe des untertägigen Versatzbergbaus sowie über die Untertagedeponie Zielitz und das Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM). Die Geschäfte und Aufgaben erstrecken sich auf die bergbehördliche Aufsicht der dem Bergrecht unterstehenden Betriebe sowie auf die Genehmigung von Planungen der Betriebe, die die Bereiche des Umweltrechtes (Abfallrecht, Wasser, Immissionsschutz, Naturschutz), des Strahlenschutzes, Sprengstoffrechtes, Gefahrstoffrechtes sowie der technischen Arbeitssicherheit und des sozialen Arbeitsschutzes (bündelnde Funktion der Bergverwaltung) berühren. Einen Überblick über die Betriebe, die sich im Aufsichtsbereich des Dezernates 51 befinden, gibt Tab. 6. Auf Antrag der vorgenannten Betriebe wurden im Berichtszeitraum 130 Entscheidungen zu Betriebsplänen (einschließlich Änderungen, Ergän- zungen, Verlängerungen) getroffen und 530 Genehmigungen auf sonstigen Rechtsgebieten erteilt. Im Rahmen der Bergaufsicht erfolgten 495 Befahrungen über und unter Tage. Des Weiteren wurden im Berichtszeitraum umfangreiche Aufgaben in Ausschüssen und Arbeitskreisen wahrgenommen. So wurde u.a. an folgenden Vorschriften mitgearbeitet: • • • Erarbeitung von Grundsätzen für die Ausbildung von Sprengberechtigten und der untertägigen Herstellung von Sprengstoffen, Überarbeitung der Richtlinie Sprengwesen im Bergbau im Arbeitskreis Sprengwesen des Länderausschusses Bergbau (LAB), Erarbeitung des Leitfadens für den Einsatz und Betrieb von Gleislosfahrzeugen im Salzbergbau. Die enge Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch mit Sachverständigen des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) und der Deutschen Montan Technologie GmbH (DMT) Tab. 6: Betriebe im Aufsichtsbereich des Dezernates 51. Art / Bodenschatz Kalisalz Steinsalz Anzahl Betriebsbezeichnung 1 K+S KALI GmbH, Zielitz, Werk Zielitz european salt company GmbH & Co. KG (esco), Werke 2 Bernburg und Braunschweig-Lüneburg 1 Bundesamt für Strahlenschutz, Salzgitter (BfS), Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH, Morsleben (DBE) Versatzbergwerke 3 Grube Teutschenthal Sanierungsgesellschaft mbH & Co. KG (GTS); Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH, Sondershausen (GVV), Bergwerk Elbingerode; esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg Versatzmaterialherstellung 1 Untertagedeponien Haldenrückgewinnungen 1 3 Tiefbaubetriebe in Einstellung 4 Besucherbergwerke 5 Besucherhöhlen 3 Endlager für radioaktive Abfälle Gesellschaft für Abfallverwertung und Recycling mbH, Bernburg (AUREC) K+S Entsorgung GmbH, UTD Zielitz Seidelschacht, Freiesleben-Schächte, Herrmannschacht GVV Sondershausen (Mansfelder und Sangerhäuser Kupferschiefer, Kalibergwerk Rossleben, Rottleberode, Strassberg) Drei Kronen und Ehrt, Büchenberg, Wettelrode, Straßberg/ Glasebach, Sonnenberg Rübeländer Höhlen (Herrmanns- und Baumannshöhle), Heimkehle 22 Abb. 8: Vorfelderkundung durch Horizontalbohrungen im Zuge der Auffahrung des Streckensystems 2. Sohle nach Westen zum Aufschluss des Westfeldes im Kaliwerk Zielitz, K+S Kali GmbH (Foto: Stedingk, LAGB) auf verschiedenen Gebieten wurden fortgesetzt. Es wurden die Aus- und Weiterbildung von ca. 80 Sprengberechtigten gemeinsam mit den Werken Zielitz der K+S Kali GmbH (K+S) und Bernburg der european salt company GmbH & Co. KG (esco) durchgeführt. Hierbei waren neben Ausbildung und Prüfung auch umfangreiche Überprüfungen der Zuverlässigkeit der Auszubildenden zu leisten. Weiterhin erfolgte die Ausstellung von Erlaubnissen nach § 7 Sprengstoffgesetz (SprengG) und Befähigungsscheinen nach § 20 SprengG für Sprengarbeiten im Untertagebergbau. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht Kali-, Salz-, Erz- und Spatbergbau • K+S Kali GmbH, Werk Zielitz Die Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren im Werk Zielitz bildeten die Zulassung des neuen Hauptbetriebsplanes und die behördliche Begleitung der Planungen der K+S im Zuge der Auffahrung eines Streckensystems auf der 2. Sohle nach Westen zum Aufschluss des Westfeldes. Des Weiteren wurden zahlreiche Sonderbetriebspläne im Rahmen der Umsetzung des Planfeststellungsbeschlusses zur Haldenkapazitätserweiterung bearbeitet. Mit Blick auf die über- und untertägige Aufsichtstätigkeit stellte das Werk Zielitz auf Grund der Größe und Beschäftigtenanzahl einen Aufgabenschwerpunkt für das Dezernat dar. • esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg Im Berichtszeitraum wurde für die Tagesanlagen des Werkes Bernburg ein neuer Hauptbetriebsplan für den Zeitraum 2006 bis 2010 zugelassen. Weiterhin wurden verschiedene Einzelvorhaben im untertägigen und übertägigen Betrieb durch die Zulassung von Sonderbetriebsplänen bzw. durch Nachträge zu bestehenden Betriebsplänen bergbehördlich begleitet. Hervorzuheben sind dabei insbesondere die Zulassung des Sonderbetriebsplanes zum Fahrzeugeinsatz im Untertagebetrieb und die genehmigungsseitige Begleitung bei der Erneuerung der Brauchwasserleitung zur Saale und der Rekonstruktion des Speichers Nord im Tagesbetrieb. 23 Mit Blick auf die bergrechtliche Flankierung der zukünftigen Entwicklung des untertägigen Gewinnungsbetriebes wurde mit dem Bergbautreibenden die Aufstellung eines fakultativen Rahmenbetriebsplanes sowie eines Sonderbetriebsplanes, der sich mit den zu erwartenden Senkungen der Tagesoberfläche befasst, vereinbart. • esco GmbH & Co. KG, Werk BraunschweigLüneburg Beim Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg handelt es sich um ein länderübergreifendes Bergwerk, mit Tagesanlagen und Schächten im Raum Grasleben (Land Niedersachsen) und untertägigen Grubenfeldern in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Im Berichtszeitraum konzentrierte sich der Gewinnungsbetrieb auf die Lagerstättenteile im Zuständigkeitsbereich des Landes Sachsen-Anhalt. Dabei konnten mehrere, voneinander getrennte Lagerteile durch weitreichende Bohrprofile erkundet, vorgerichtet und in den Gewinnungsbetrieb übernommen werden. Auf der Grundlage der Verwaltungsvereinbarung zwischen den Bergbehörden des Landes Niedersachsen (Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, LBEG) und des Landes SachsenAnhalt (Landesamt für Geologie und Bergwesen, LAGB) konnten im Laufe des Berichtszeitraumes weitere Nachträge zum aktuellen Hauptbetriebsplan zugelassen und eine Vielzahl von Anzeigen zum laufenden Gewinnungsbetrieb bestätigt werden. Die Aufsichtstätigkeit wurde sowohl gemeinsam mit dem niedersächsischen LBEG als auch durch eigenständige Befahrungstätigkeiten sichergestellt. als Versatzkammern und die Auffahrung einer ca. 3000 m langen neuen Verbindungsstrecke im Leinesteinsalz, um die beiden Grubenfelder nach dem Gebirgsschlag von 1996 wieder direkt mit einer Flucht- und Wetterstrecke zu verbinden. Weitere Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren für die Grube Teutschenthal bildete die Ergänzung des Abschlussbetriebsplanes durch die Errichtung des Hauptgrubenlüfters im März 2006 sowie die Fortschreibung des Langzeitsicherheitsnachweises und dessen Erweiterung auf das Grubenfeld Angersdorf. Weiterhin wurden Sonderbetriebspläne zur Durchführung der Forschungsvorhaben „CARLA / Entwicklung eines Grundkonzeptes für langzeitsichere Streckendämme im leichtlöslichen Salzgestein für UTV/UTD“ und „Entwicklung eines Verfahrens zur kontinuierlichen Verfüllung standsicherheitsgefährdeter bergbaulicher Hohlräume mit pumpfähigen Versatzmaterialien“ bearbeitet. Darin eingeschlossen waren auch Zulassungen von hierbei zum Einsatz kommenden Gefahrstoffen gemäß § 4 Gesundheitsschutzbergverordnung (GesBergV). Grundlegende Vorarbeiten wurden für die notwendige Sicherung der Halden an den Standorten Teutschenthal, Angersdorf, Salzmünde und Kloschwitz geleistet und der Abschlussbetriebsplan für die Sicherung der Halden in Teutschenthal zugelassen. • Haldenrückbaubetriebe Für die unter Bergaufsicht befindlichen 3 Haldenrückbaubetriebe des Kupferschieferbergbaus im Mansfelder Land wurden im Berichtszeitraum die Betriebsplanzulassungen sowie die erforderlichen Genehmigungen nach Bundes-Immissionsschutzgesetz verlängert bzw. neu erteilt. • GTS GmbH & Co. KG, Grube Teutschenthal • GVV Betriebe Einen besonderen Schwerpunkt der bergtechnischen Arbeiten bildete die Streckenauffahrung zwischen den beiden Grubenfeldern Angersdorf und Teutschenthal und die damit verbundene Sanierung des Schachtes Halle im Grubenfeld Angersdorf. Das Vorhaben umfasste bis Juli 2005 die Sanierung des Schachtes Halle, die Aufwältigung des Füllortbereiches, die Errichtung einer neuen mittleren Seilfahrtsanlage, die Auffahrung einer Wendelstrecke zur westlichen Wetterstrecke, die Aufwältigung der westlichen Wetterstrecke, die Vorbereitung der Steinsalzabbaue Die Versatzarbeiten im Bergwerk Elbingerode sind abgeschlossen, die Flutung des Bergwerkes wurde in Etappen unter intensiver Begleitung durch das LAGB und der zuständigen Umweltbehörden fortgeführt. Für das ehemalige Schwerspatwerk Straßberg waren die Genehmigungsverfahren zur Errichtung einer Grubenwasseraufbereitungsanlage im Uhlenbachtal wegen vielfältiger Probleme im Naturschutz- und Wasserrecht sehr arbeitsintensiv. Die notwendigen berg-, wasser- und 24 naturschutzrechtlichen Zulassungen und Genehmigungen konnten Ende 2005 / Anfang 2006 erteilt werden, so dass mit der Errichtung der notwendigen Grubenwasseraufbereitungsanlage Mitte 2006 begonnen wurde. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht im Fachgebiet „Versatzbergbau und Untertagedeponie“ • Grube Teutschenthal Im Grubengebäude des stillgelegten Kalibergbaus Teutschenthal wird durch Einbringen von Versatzmaterialien in die ehemaligen Abbaukammern die latent vorhandene Gebirgsschlagsgefährdung durch Stabilisierung und Anstützung der sprödbruchgefährdeten Carnallitit-Abbaupfeiler verringert. Dadurch wird die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit z. B. durch mögliche Gebirgsschlagschäden an der Tagesoberfläche reduziert und letztendlich beseitigt. Die Versatzmaßnahmen mit bergbaufremden Abfällen wurden 1991 versuchsweise begonnen, 1995 planmäßig in Betrieb genommen und im Jahre 2000 auf die Grundlage eines bestätigten Langzeitsicherheitsnachweises in Form einer standortbezogenen Sicherheitsbeurteilung für die Grube Teutschenthal gestellt. Dieser Langzeitsicherheitsnachweis konnte im Jahr 2006 auf das Grubenfeld Angersdorf erweitert werden. Der Versatzbetrieb ist seit dem 27. Februar 2004 mit einem endgültigen Abschlussbetriebsplan geregelt, der die vorher bestehenden Hauptbetriebspläne abgelöst hat. Für die vielfältigen über- und untertägigen Maßnahmen zur Annahme / Herstellung / Lagerung und das Einbringen der Versatzmaterialien im Schüttgut oder in BigBag’s wurden zahlreiche Sonderbetriebspläne zugelassen. Im Rahmen der Überarbeitung des Sonderbetriebsplanes „Versatz“ wurden diese zusammengefasst. Das Zulassungsverfahren für den Sonderbetriebsplan soll im Februar 2007 abgeschlossen werden. Darüber hinaus wurde im Berichtszeitraum über die Annahme von neuen, noch nicht genehmigten Abfallarten im bergrechtlichen Genehmigungsverfahren entschieden. Darin eingeschlossen waren auch Zulassungen von Versatzmaterialien nach § 4 GesBergV. Weiterhin wurde eine Betriebsplanzulassung für den Direktversatz erteilt. Die über- und untertägigen Anlagen zum „Versatz“ wurden 2005 / 2006 regelmäßig mindestens einmal im Quartal und davon einmal jährlich gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbe- Abb. 9: Beraubearbeiten in einer Versatzkammer der Grube Teutschenthal, GTS GmbH & Co. KG. Das Beraubefahrzeug steht auf der 1. Versatz-Kippscheibe (Foto: Stedingk, LAGB). 25 Abb. 10: Big-Bag-Verladung am Füllort Schacht Teutschenthal, GTS GmbH & Co. KG (Foto: Stedingk, LAGB). hörde (Einvernehmensbehörde) befahren. Die Untersuchungen und Maßnahmen zum Brandereignis vom Juni 2002 wurden abgeschlossen. • Grube Bernburg Im östlichen Steinsalzfeld der Grube Bernburg/ Gröna bestehen Abteilungen mit unterdimensionierten Baublöcken, die ein gebirgsmechanisches Langzeitsicherheitsrisiko mit Auswirkungen auch für die Tagesoberfläche darstellen. Dieses Risiko soll durch Einbringen von bergbaufremden Versatzmaterialien auf ein Mindestmaß reduziert werden. Diese Versatzmaßnahmen mit bergbaufremden Abfällen werden seit 1992 kontinuierlich und ab 2002 auf der Grundlage eines bestätigten Langzeitsicherheitsnachweises in Form einer standortbezogenen Sicherheitsbeurteilung für die Grube Bernburg vorgenommen. In Verbindung mit einem zugelassenen Hauptbetriebsplan werden die über- und untertägigen Maßnahmen durch Sonderbetriebspläne geregelt. Für den Versatzbetrieb wesentlich ist der Sonderbetriebsplan „Versatz“ von 2003. Der Schüttgutversatz wird in den zugelassenen Versatzbereichen I und II des alten Ostfeldes voraussichtlich im April 2007 abgeschlossen. Deshalb hat die esco GmbH & Co. KG eine Versatzplanung für die hinzukommenden Versatzbereiche III, IV und V erstellt und mit Datum vom 20. Dezember 2006 eine Ergänzung zum Sonderbetriebsplan beantragt. Dieser befand sich zum Ende des Berichtszeitraumes im Zulassungsverfahren. Als betriebliche Besonderheit werden die Versatzmaterialien für die Grube durch die Firma AUREC Gesellschaft für Abfallverwertung und Recycling mbH (AUREC) mit einer eigenen, unter Bergaufsicht geführten übertägigen Anlage (als AUREC I bezeichnet) angenommen, gelagert und hergestellt. Der AUREC-Betrieb ist mit einem Hauptbetriebsplan geregelt. Diese Zulassung wurde im Berichtszeitraum mehrfach verlängert. Entsprechend des Kooperationsvertrages zwischen beiden Firmen übernimmt esco die von AUREC hergestellten Versatzmaterialien für den Versatz. Der Katalog der zugelassenen Abfallarten wurde durch mehrere bergrechtliche Genehmigungsverfahren erweitert. Im Jahr 2005 wurden 58 und im Jahr 2006 insgesamt 29 bergrechtliche Zulassungen erteilt. Die Firma AUREC hat die Neuzulassung des Hauptbetriebsplanes „Fortführung des Betriebes einer Anlage zur Herstellung von 26 Bergbauversatzmaterial auf dem Gelände der esco european salt company GmbH & Co. KG, Werk Bernburg“ beantragt. Die Entscheidung wird 2007 ergehen. Die über- und untertägigen Anlagen zum „Versatz“ wurden regelmäßig und mindestens einmal im Jahr gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbehörde (Einvernehmensbehörde) befahren. Betriebsplänen zugelassen und doppelt so viele Anzeigen zur Kenntnis genommen und bestätigt werden. Die Überwachung der Umsetzung der bergrechtlich zugelassenen Vorhaben wurde durch eine intensive Befahrungs- und Beratungstätigkeit abgesichert. Im Jahre 2005 erfolgte außerdem die Zulassung des neuen Hauptbetriebsplans für den Zeitraum von 2005 bis 2010. • Untertagedeponie Zielitz Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht für die Besucherbergwerke und –höhlen Die Bergaufsicht in der Untertagedeponie wurde 2005 / 2006 regelmäßig, mindestens einmal im Quartal, wahrgenommen. Einmal im Jahr erfolgte gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbehörde (Einvernehmensbehörde) eine Befahrung. Der UTD-Betrieb lief 2005 und 2006 ohne bemerkenswerte Ereignisse störungsfrei. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht im Fachgebiet „Radioaktive Endlagerung“ Im Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) wurden die Tätigkeiten im Berichtszeitraum durch die Fortsetzung der bergbaulichen Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ) bestimmt. Im Rahmen dieser Maßnahme sollen bis zum Jahre 2010 insgesamt 22 Abbaue mit rund 790.000 m³ hydraulisch abbindendem Salzbeton verfüllt werden. Betrieblicherseits wurden die bereits im Jahre 2002 und davor aufgenommenen Instrumentierungsarbeiten für das vorlaufende geotechnisch-markscheiderische Messprogramm fortgesetzt und durch die Planung und Installation einer ortungsseismischen Messeinrichtung ergänzt. Im Dezember 2005 wurde der Verfüllprozess auf der Grundlage eines geänderten Betriebsplanes durch die Einführung des Dreischichtbetriebes und die Erweiterung des Maßnahmenumfangs intensiviert. Bis zum Ende des Jahres 2006 konnte dadurch die Verfüllleistung bis auf ca. 1.000 m³ pro Tag angehoben und besonders gefährdete Grubenräume vorzeitig verfüllt werden. Von den zur Verfüllung vorgesehenen Abbauen wurden bisher 12 Abbaue mit insgesamt ca. 400.000 m³ Salzbeton verfüllt. Die beschriebenen Maßnahmen wurden durch eine Vielzahl von bergrechtlichen Zulassungsund Anzeigeverfahren begleitet. Dabei konnten im Berichtszeitraum insgesamt ca. 20 Sonderbetriebspläne bzw. Ergänzungen zu bestehenden Im Bereich der Besucherbergwerke und –höhlen wurde im Berichtszeitraum der neue Hauptbetriebsplan für das Besucherbergwerk „Drei Kronen & Ehrt“ zugelassen und der Hauptbetriebsplan für das Besucherbergwerk „Büchenberg“ auf einen neuen Betreiber übertragen. Im Rahmen der Aufsichtstätigkeit erfolgten regelmäßig Befahrungen aller Besucherbergwerke und Besucherhöhlen. Strahlenschutzrechtlich unterstehen 1 Besucherbergwerk und 2 Besucherhöhlen wegen erhöhter natürlicher Radonexpositionen der Anzeigepflicht nach § 95 Abs. 2 der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV). Seit 2004 werden die Beschäftigten dieser Betriebe personendosimetrisch mittels Radonexposimeter durch die Landesanstalt für Personendosimetrie und Strahlenschutzausbildung in Berlin (LPS) überwacht. Zusätzlich erfolgt die Ermittlung und Überwachung der Radonexpositionen mittels Grubenradiometer durch die Betreiber. Die Übermittlung der Expositionsdaten an das Strahlenschutzregister des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) wird für diesen Personenkreis durch die LPS vorgenommen. Verwaltungsverfahren nach anderen Rechtsgebieten im Fachgebiet „Versatzbergbau und Untertagedeponie“ • Grube Teutschenthal (GTS) In der Grube Teutschenthal wurden im Jahr 2005 152.498 t und im Jahr 2006 155.880 t bergbaufremde Abfälle für die Sicherung der untertägigen Hohlräume verwertet. Im Entsorgungsnachweisverfahren nach der Nachweisverordnung (NachwV) wurden 38 Bescheide im Jahr 2005 und 34 Bescheide im Jahr 2006 erlassen. Weiterhin wurde gemäß Artikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung (Verord- 27 nung – EWG – Nr. 259/93) die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen im Notifizierungsverfahren im Jahr 2005 durch 13 Bescheide und im Jahr 2006 durch 15 Bescheide bestätigt. Außerdem wurden 2005 / 2006 eine Genehmigung gemäß § 18 Abs. 3 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) sowie 8 Anzeigen gemäß § 15 BImSchG bearbeitet. • Grube Bernburg (esco, AUREC) In den Jahren 2005 und 2006 wurden in der Grube Bernburg zum Einen 123.397 t und zum Anderen 142.157 t bergbaufremde Abfälle für die Sicherung der untertägigen Hohlräume verwertet. Seit September 2004 führt die Firma AUREC als Entsorgungsfachbetrieb das privilegierte Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwV durch. Dadurch entfallen die abfallrechtlichen Bestätigungen, jedoch nicht die Einzelfallzulassungen der Versatzmaterialien nach Bergrecht. In den Jahren 2005 bzw. 2006 wurden 58 bzw. 29 Entsorgungsnachweise im privilegierten Verfahren nach Abfallrecht erteilt. Weiterhin wurde gemäß Artikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung – EWG – Nr. 259/93) die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen im Notifizierungsverfahren im Jahr 2005 durch 9 Bescheide und im Jahr 2006 durch 15 Bescheide bestätigt. Außerdem wurden für die esco 3 Bescheide im Jahr 2005 und 4 Bescheide im Jahr 2006 im Entsorgungsnachweisverfahren nach der Nachweisverordnung erlassen. • Untertagedeponie Zielitz (K+S Kali) Die Untertagedeponie in Zielitz wird auf der Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses vom 1. Juni 1994 nach Abfallrecht des Landes Sachsen-Anhalt betrieben. Darüber hinaus wurden in den folgenden Jahren weitere abfallrechtliche Plangenehmigungen erteilt. Um die unter bergmännischen Gesichtspunkten aufgefahrenen Grubenbaue für die Einlagerung von Abfällen zur Beseitigung in der Untertagedeponie zu nutzen, müssen die Grubenbaue zunächst hergerichtet werden. Dazu sollen die Strossen zunächst mit Abfällen so verfüllt werden, dass für den Fahrzeug- und Geräteeinsatz zur Herstellung der First- und Stoßsicherheit sowie für die spätere Nutzung zu Deponiezwecken eine befahrbare Sohle hergestellt wird. Für die Stros- senauffüllung und den Bau und den Betrieb einer dafür geplanten Silo-/Absackanlage stellte K+S mit Datum vom 9. November 2006 einen Antrag nach § 31 Abs. 3 Nr. 2 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) zur wesentlichen Änderung der Untertagedeponie Zielitz. Das Plangenehmigungsverfahren war zum Ende des Berichtszeitraumes noch nicht abgeschlossen. In den Jahren 2005 bzw. 2006 wurden in der Untertagedeponie 11.505 t bzw. 11.604 t Abfälle beseitigt. Der Bergwerksbetreiber ist als Entsorgungsfachbetrieb zertifiziert. Er führt das privilegierte Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwV durch. Damit entfallen die sonst erforderlichen behördlichen Bestätigungen. 2005 / 2006 wurden insgesamt 80 Entsorgungsnachweisverfahren im privilegierten Verfahren durchgeführt. Weiterhin wurden in den Jahren 2005 / 2006 7 Notifizierungen gemäß Artikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung – EWG – Nr. 259/93) für die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen vorgenommen. Außerdem wurden 2005 / 2006 3 Anzeigeverfahren nach § 31 Abs. 4 KrW-/AbfG abgeschlossen. Dezernat 52 – Bohrlochbergbau Frank garlipp & wolFgang thier Dem Dezernat 52 obliegt landesweit die Bergaufsicht über den Bohrlochbergbau sowie die unterirdische behälterlose Speicherung von Gasen und Flüssigkeiten. Die Bergaufsicht erstreckt sich auf die Aufsuchung, Gewinnung, Aufbereitung gasförmiger und flüssiger mineralischer Rohstoffe einschließlich der Wiedernutzbarmachung der in Anspruch genommenen Flächen, die Errichtung und das Betreiben von Untergrundspeichern sowie die Nutzung geothermischer Ressourcen. Wichtige Standorte von überregionaler Bedeutung sind die Erdgasförderung in der Altmark, die Kavernenfelder zur Gewinnung von Sole und Speicherung von Erdgas und anderen Produkten in Staßfurt, Bernburg, Teutschenthal / Bad Lauchstädt. Das Dezernat 52 ist weiterhin zuständig für den Vollzug der Verordnung über Gashochdruckleitungen gemäß § 1 Abs. 1 Ziffer 1 der Verordnung. Der Geltungsbereich dieses Paragrafen umfasst 28 Gashochdruckleitungen, die der öffentlichen Versorgung dienen und die mit einem Überdruck von mehr als 16 bar betrieben werden, sofern die Leitungen den Bereich des Werksgeländes überschreiten. Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht Im Jahr 2005 wurden durch das Dezernat 52 insgesamt 108 Betriebspläne, davon 8 Hauptbetriebspläne, 55 Sonderbetriebspläne und 45 Abschlussbetriebspläne zugelassen. Es wurden 9 Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung getroffen. Weiterhin wurden 2 wasserrechtliche Erlaubnisse im Einvernehmen mit der sonst zuständigen Wasserbehörde und eine Genehmigung nach der Strahlenschutzverordnung erteilt. Die Betriebsaufsicht erstreckte sich auf einen Erdgasförderbetrieb, 9 Untergrundspeicher und 7 Solegewinnungsbetriebe. Für das Jahr 2006 ergab sich ein ähnliches Bild. Von insgesamt 124 Betriebsplanzulassungen entfielen 12 auf Hauptbetriebspläne, 72 auf Sonderbetriebspläne und 40 auf Abschlussbetriebspläne. Nach § 5 Gashochdruckleitungsver- ordnung wurden 6 Entscheidungen getroffen. Weiterhin wurde eine Genehmigung nach der Gesundheitsschutzbergverordnung erteilt. Bei den Betrieben traten gegenüber den Vorjahren keine wesentlichen Veränderungen auf. Insgesamt befanden sich 30 Kavernen in Solung. In den Jahren 2005 und 2006 wurden 211 Befahrungen von den Mitarbeitern des Dezernates 52 durchgeführt. Untergrundspeicher Im Land Sachsen–Anhalt werden gegenwärtig ein Erdgas–Porenspeicher, ein Erdgasspeicher in einem stillgelegten Bergwerk und 4 ErdgasKavernenspeicher betrieben. 2 Kavernenspeicher dienen der Produkteneinlagerung. Weitere Angaben sind aus nachstehenden Tab. 7 bis 9 ersichtlich. Das Betriebsplanverfahren „Druckerhöhung des Porenspeichers Bad Lauchstädt von 117,7 bar auf 125 bar“ konnte zum Abschluss gebracht werden. Die Bergbehörde hat eine Druckerhöhung auf nunmehr 122,0 bar zugelassen. Auf der Grundlage der genehmigten Druckerhöhung hat Abb. 11: Flüssiggasspeicher Bernburg-Gnetsch, esco GmbH & Co. KG, (Foto: Stedingk, LAGB). 29 Tab. 7: Erdgas-Porenspeicher im Aufsichtsbereich des Dezernates 52. Ort (in Betrieb) Gesellschaft Speichertyp Teufe, m Speicherformation Bad Lauchstädt Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) ehem. Gaslagerstätte 800 Rotliegend Gesamtvolumen*, Mio. m³ (Vn) 670 max. Arbeitsgas Mio. m³(Vn) 440 max. Entnahmerate, 103 m³/h 238 Tab. 8: Betriebene und künftige Erdgas-Kavernenspeicher im Aufsichtsbereich des Dezernates 52. Ort (in Betrieb) Gesellschaft Bad Lauchstädt Bernburg Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) Burggraf- ONTRAS-VNG BernsGastransport dorf GmbH PeckenErdgas Erdöl sen GmbH, Berlin (EEG) Staßfurt RWE WestfalenWeser-Ems Netzservice GmbH, Staßfurt Anzahl der Einzelspeicher 18 Teufe, m Speicherformation Zechstein 2 Gesamtvolumen*, Mio. m³(Vn) 857 max. Arbeitsgas Mio. m³(Vn) 546 max. Entnahmerate, 103 m³/h 1167 780950 31 500700 Zechstein 2 1167 895 1458 stillgelegtes Bergwerk 580 Zechstein 2 5 3 40 1 13001450 Zechstein 105 60 125 4 4001130 Zechstein 254 204 250 2388 1708 3040 Summe: (in Planung od. Bau) Bernburg Peckensen Staßfurt 54 Verbundnetz Gas AG, Leipzig (VNG) Erdgas Erdöl GmbH, Berlin (EEG) RWE WestfalenWeser-Ems Netzservice GmbH, Staßfurt Summe: 6 500700 Zechstein 2 354 270 - 10 11001400 Zechstein 1050 600 - 4 8501150 Zechstein 380 290 - 1784 1160 - 20 Tab. 9: Kavernenspeicher für Rohöl, Mineralölprodukte und Flüssiggas im Aufsichtsbereich des Dezernates 52. Ort Gesellschaft Speichertyp Teufe m BernburgGnetsch european salt company GmbH & Co. KG (esco), Bernburg DOW Olefinverbund GmbH GVV mbH, Sondershausen Salzkavernen Salzkavernen Teutschenthal Schönebeck Summe: Salzkaverne Füllung Zustand 510-680 Anzahl der Einzelspeicher 2 Propan in Betrieb 700-800 3 Ethylen Propylen DCP in Betrieb 0 stillgelegt, Bergaufsicht beendet 5 Quelle: Betreiberfirmen, Stand: 31.12.2005 *Gesamtvolumen = Summe aus maximalem (zugelassenem) Arbeitsgas- und Kissengasvolumen bei Normalbedingungen (Vn) 30 Abb. 12: WorkOver-Anlage im Einsatz auf dem Erdgasförderfeld Salzwedel, EEG Erdöl Erdgas GmbH (Foto: EEG GmbH). 31 sich das Gesamtspeichervolumen von Erdgas auf 670 Millionen Kubikmeter und davon das maximale Arbeitsgasvolumen auf 440 Millionen Kubikmeter erhöht. Im Jahr 2006 wurde der Untergrundspeicher UGS Bad Lauchstädt der Verbundnetz Gas AG einer Wiederholungsprüfung gemäß StörfallVerordnung (12. BImSchV) unterzogen. Es war festzustellen, dass der Betreiber des Untergrundspeichers seinen Pflichten aus der Störfallverordnung nachgekommen ist. Weiterhin wurden in dem Unternehmen der Verbundnetz Gas AG (VNG) in Leipzig eine Überprüfung der organisatorischen, technischen und managementspezifischen Systeme der in Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt liegenden Betriebsbereiche der VNG gemeinsam mit dem Thüringer Landesbergamt und dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe des Landes Brandenburg durchgeführt. Als Ergebnis der Prüfung konnte übereinstimmend festgestellt werden, dass die Angaben der VNG zur Ermittlung und Bewertung der Gefahren von Störfällen, die Überwachung des Betriebes und die sichere Durchführung von Änderungen an den Speicheranlagen - soweit ersichtlich - in sich schlüssig sind. Es konnte bestätigt werden, dass der Betreiber im Zusammenhang mit den verschiedenen standortspezifischen Tätigkeiten alle erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung von Störfällen und zur Begrenzung von Störfallauswirkungen ergriffen hat. Die gemachten Angaben spiegeln insbesondere die im vorliegenden Sicherheitsbericht und den zugelassenen Hauptbetriebsplänen enthaltenen Angaben und Informationen zu den Speichern wider. Die Arbeiten zur ordnungsgemäßen Verwahrung der Kaverne in Schönebeck wurden im Jahr 2005 aufgenommen. Die Ausspeisung des enthaltenen 1,2 Dichlorpropan (DCP) erfolgte durchgehend im Zeitraum von 1996 bis 2002. Die langzeitsichere Verwahrung der Kaverne Schönebeck konnte nach dem Einbringen des Zementverschlusses in die Bohrung und nach Abschluss des Dichtheitstestes im April 2006 erreicht werden. Der Rückbau von Anlagen und Gebäuden erfolgte sach- und fachgerecht. Das ehemalige Betriebsgelände wurde für eine Nachnutzung vorbereitet und dem neuen Eigentümer (Stadt Schönebeck) übergeben. Nach der vollständigen Abarbeitung des Abschlussbetriebsplanes erfolgte zum 1. August 2006 das Ende der Bergaufsicht. Erdgasgewinnung und Förderfeldrückbau Auf den Erdgasfeldern der Altmark waren im Berichtszeitraum noch ca. 130 Sonden produktiv. Die Jahresproduktion betrug ca. 0,9 Milliarden Kubikmeter. Die Erdgaslagerstätte befindet sich in der Endphase der Erdgasgewinnung. Die Erdgas–Erdöl GmbH (EEG) beabsichtigt daher grundsätzlich, in den nächsten Jahren die Erdgasförderung einzustellen und ihre Betriebspunkte einschließlich der dazugehörigen Einrichtungen und Anlagen betriebsplanmäßig stillzulegen und zurückzubauen. Um im Speichergestein vorhandene Erdgas-Restvorräte zu gewinnen, plant die EEG im Rahmen eines Pilotprojektes die Injektion von verflüssigtem CO2 in die Erdgaslagerstätte. Dieses Vorhaben wird wissenschaftlich begleitet, um auch Erkenntnisse zur langfristigen Speicherung von CO2 in der Erdgaslagerstätte gewinnen zu können. Damit stellt sich die EEG der klimapolitischen Diskussion und der aktuellen Entwicklung des Energiemarktes. Der bergbauliche Rückbau umfasste im Wesentlichen die Verfüllung von Erdgasbohrungen und -sonden, die Sicherung und Sanierung von Bohrschlammgruben sowie den Rückbau von Bohr– und Sondenplätzen mit der Zielstellung der Wiedernutzbarmachung der jeweiligen Flächen und die Beendigung der Bergaufsicht. Der Rückbauumfang betrug im Jahr 2005: • • • 15 Verfüllungen von Bohrungen, davon 2 Beobachtungsbrunnen des Deponiesystems Gerstedt, 23 Wiedernutzbarmachungen von Bohr– und Sondenplätzen, 15 Sanierungen von Bohrschlammgruben. Sonstige Maßnahmen: • • • • Rückbau der Feldstation (FS) Wenze, Rückbau des Gassammelpunktes (GSP) Cheinitz, Teilrückbau der Obertageanlage der Feldstation Rohrberg, Entsorgung von 10.651 Stück Tubings sowie 44 Bohrlochkopfausrüstungen. 32 Abb. 13: Solegewinnung und -aufbereitung mit Gradierwerk für balneologische Zwecke, SOLEPARK Schönebeck/Bad Salzelmen (Foto: SOLEPARK). Und im Jahr 2006: • • • 17 Verfüllungen von Bohrungen, davon 4 Beobachtungsbrunnen des Deponiesystems Gerstedt, 25 Wiedernutzbarmachungen von Bohr– und Sondenplätzen, 17 Sanierungen von Bohrschlammgruben, davon einmal in der Variante gezielte natürliche Weiterentwicklung. Sonstige Maßnahmen: • • • Rückbau GSP Bierstedt, Entsorgung von 13.000 Stück Tubings sowie 20 Bohrlochkopfausrüstungen, Fachgerechte Entsorgung von 90 t maschinentechnischer Ausrüstungen zurückgebauter Sondenplätze. Solbetriebe Von 4 Solbetrieben wird die geförderte Sole in der chemischen Industrie insbesondere in den beiden Sodawerken in Staßfurt und Bernburg, im Werk Schkopau der DOW Olefinverbund GmbH sowie im Chemiepark Bitterfeld zur Chlorherstellung weiterverarbeitet. Der dabei entstehende Hohlraum wird für die unterirdische behälterlose Speicherung vorbereitet bzw. genutzt. 3 Betriebe führen die gewonnene Sole einer balneologischen Nutzung in den Kurbetrieben Bad Salzelmen, Bad Dürrenberg und Bad Kösen zu. (s. Abb. 13) Sonstiges Für die untertägige Verwertung von Abfällen sind grundsätzlich auch Kavernen, d.h. natürliche oder künstliche Hohlräume in Gesteinen, geeignet. Auf der Kaverne Staßfurt S 1 wurden die Arbeiten zur Verwertung von bergbaulichen Abfällen fortgeführt. 33 Dezernat 53 – Markscheidewesen / Altbergbau und Berechtsamswesen Gerhard Jost Das Dezernat 53 Markscheide- und Berechtsamswesen, Altbergbau ist zuständig im Hinblick auf raumbezogene Fragen bergbaulicher Art und für die Genehmigungsverfahren im Zusammenhang mit Bergbauberechtigungen nach den §§ 6 ff BBergG. Weitere gesetzliche Aufgabenschwerpunkte sind die Überwachung der markscheiderischen Tätigkeiten im Rahmen der Bergaufsicht nach § 69 Abs. 3 BBergG und die Aufsicht über die ordnungsgemäße Durchführung von Messungen zur Beobachtung der Tagesoberfläche i.S. des § 125 BBergG. Das Dezernat 53 veranlasst unter Wahrung des Grundsatzes der Subsidiarität Maßnahmen zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit in stillgelegten Anlagen von bergbaulichen Gewinnungsbetrieben, für die ein Rechtsnachfolger nicht vorhanden oder nicht feststellbar ist und berät Behörden, Planungsingenieure und Bürger bei geotechnisch-bergbaulichen Fragestellungen. lentagebaue und 34 auf Untertagebetriebe und den Bohrlochbergbau/Speicherbetriebe. Schwerpunkte der Bearbeitung im Bereich des Risswesens bildeten die Prüfung der von den Untertagebetrieben sowie den Betrieben des Bohrlochbergbaus und der Untergrundspeicherung eingereichten Messunterlagen für die Höhenfestpunktfelder. Regelmäßige Messungen sind für folgende Betriebe vorgeschrieben: • • • • • Kaliwerk Zielitz, Steinsalzbergwerk Bernburg, Versatzbergwerk Grube Teutschenthal, ERAM Morsleben, Sol- und Speicherbetriebe im Bereich Neustaßfurt, im Bereich Bernburg / Peissen und im Raum Teutschenthal / Bad Lauchstädt. Im Raum Teutschenthal erfolgte die regelmäßige nivellitische Beobachtung der Tagesoberfläche und deren Auswertung auf Grund der räumlichen Nähe der Betriebe der Grube Teutschenthal, der Verbundnetz Gas AG und der DOW Chemical (DOW Olefinverbund GmbH Schkopau) in einem einheitlichen Gesamtkomplex. Markscheidewesen Markscheider und anerkannte Personen Bergbaubetriebe haben nach den §§ 63 und 64 BBergG ein Risswerk durch einen von der Bergbehörde anerkannten Markscheider oder durch eine andere als fachkundig anerkannte Person anfertigen und nachtragen zu lassen. Form und Inhalt der Karten und Risse, die Bestandteile des Risswerkes sind, ergeben sich aus der Markscheider-Bergverordnung und den DINNormen 21901 „Bergmännisches Risswerk“. Die ordnungsgemäße Risswerkführung wird durch das Dezernat 53 mit regelmäßigen internen Prüfungen der Unterlagen gewährleistet. Geschäftsprüfungen bei den verantwortlichen Markscheidern oder den anerkannten Personen i.S. des § 13 Markscheider-Bergverordnung wurden im Berichtszeitraum nicht durchgeführt. Von den aktiven Gewinnungsbetrieben liegen 218 bergmännische Risswerke als Behördenexemplar vor. Sie unterliegen den regelmäßigen Nachtragungsfristen der Markscheider-Bergverordnung. Davon entfallen 173 auf Betriebe der Steine- und Erden- Industrie, 11 auf Braunkoh- Zum Stichtag 31. Dezember 2006 waren in Sachsen-Anhalt 36 anerkannte Markscheider, 18 Markscheider mit vorläufiger Anerkennung und 15 anerkannte Personen i.S. des § 13 Markscheider-Bergverordnung registriert. Im Berichtszeitraum wurden 2 vorläufige Anerkennungen als Markscheider und eine Anerkennung als „sonstige Person“ i.S.d. § 13 Markscheider-Bergverordnung ausgesprochen. Die „vorläufige“ Anerkennung resultiert aus der Tatsache, dass das Land Sachsen-Anhalt bisher kein eigenes Markscheidergesetz erlassen hat. Bergbauliche Stellungnahmen Im Jahre 2005 ergingen durch das Dezernat 53 insgesamt 1266 Stellungnahmen, im Jahr 2006 waren es 1324. Die bergbaulichen Stellungnahmen betreffen vor allem private Bauvorhaben, gemeindliche Bebauungspläne, geplante Windkraftanlagen sowie Bauvorhaben des öffentlichen Verkehrs und des Leitungsbaus. Schwerpunkte 34 Abb. 14: Einbau des Verfüllrohres am Schacht Leopoldshall VI, Güsten (Foto: LAGB). 35 bildeten umfangreiche Stellungnahmen zu einigen Einzelvorhaben, wie z.B. • Bau der DB-Neubaustrecke ErfurtLeipzig/Halle, PA 2.5 – Verwahrung von Braunkohlen-Tiefbaustrecken, • Bau Ortsumfahrung B 6n, B 180 Ortsumfahrung Hettstedt, BAB 71 Bereich Sachsen-Anhalt, Erschließungsstraße Amsdorf-Etzdorf, • Bau Schmutzwasserkanalisation in Strenznaundorf im Bereich des Strenznaundorfer Stollens und Heinitzstollens, die das ehemalige Kupferschiefer-Abbaurevier entwässern. Berechtsamswesen Zum Stichtag 31. Dezember 2005 waren in Sachsen-Anhalt 425 und zum Stichtag 31. Dezember 2006 423 Bergbauberechtigungen nach §§ 6 ff BBergG erteilt. Im Berichtszeitraum wurden vermehrt Anträge zur Übertragung von Bergbauberechtigungen auf andere Personen und Personenhandelsgesellschaften eingereicht. Die meisten Anträge bezogen sich auf Bergbauberechtigungen, die auf oberflächennahe Rohstoffe erteilt worden waren. Auf Grund der anhaltenden Flaute im Bausektor war der Absatz der Baurohstoffe weiter rückläufig. Neben Betriebsinsolvenzen fand ein weiterer Konsolidierungsprozess in der Bauund Rohstoffwirtschaft zu weniger und größeren Unternehmen statt, was zu vermehrten Anträgen auf Übertragung von Bergbauberechtigungen führte. Weitere Schwerpunkte der Bearbeitung bildeten die Erteilung der Bewilligung für das Feld „Staßfurter Salzsattel II“ auf Steinsalz/Sole und die Erteilung der Erlaubnis Feld „Lützen“ auf Braunkohle. Altbergbau Im Berichtszeitraum wurden dem Dezernat 53 insgesamt 72 Tagesbrüche und 4 Bergschäden an Gebäuden gemeldet. Davon fielen 55 Brüche über tagesnahem Braunkohlentiefbau und 7 Brüche im Bereich des Kupferschiefer und Erzbergbaus. 7 Tagesbrüche waren untertägigem Sand- und Muschelkalktiefbau (Werksteinabbau) zuzuordnen. An Tagebaurestlöchern wurden 3 Halden- bzw. Staffelbrüche registriert. a) Kali- und Steinsalzaltbergbau: Im Berichtszeitraum hat das LAGB an verschiedenen Altkalischächten Untersuchungs- und Sicherungsmaßnahmen vorgenommen. Schacht Moltkeshall: Erwähnenswert ist die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie für die Sicherung des Schachtes Moltkeshall südlich der Ortslage Zielitz und für die Beseitigung der an diesem Schacht artesisch austretenden Salzwässer. Im Zuge von weitergehenden Untersuchungsarbeiten konnte die Zutrittsstelle der mineralisierten Wässer mit einer faseroptischen Temperaturmessung detektiert werden. Im Zuge einer Variantenuntersuchung wird derzeit von einem Ingenieurbüro ein Lösungsvorschlag für die Standsicherheits- und Vernässungsproblematik erarbeitet. Schacht Leopoldhall VI: Im Berichtszeitraum wurde nach nur 21 Monaten Bauzeit der Altkalischacht Leopoldshall VI in der Stadt Güsten verwahrt. Der 428 m tiefe Schacht wurde nach einem umfangreichen Untersuchungsprogramm (Erkundung durch eine geführte Bohrung, echometrische Vermessung, Leitfähigkeits- und Temperaturmessung mit begleitenden lösungsanalytischen Untersuchungen) verwahrt. Die Verfüllsäule des Schachtes besteht im Wesentlichen aus einem kohäsiven Baustoff. Abgänge des Schachtes wurden mit Grobkiesen verfüllt. Im Zuge der Verwahrung erfolgte ein umfangreiches Qualitätssicherungsprogramm. Der verfüllte Schacht wurde mit einer rasengleichen Betonplatte abgedeckt. Die Gefahrenstelle Schacht Leopoldshall VI ist damit dauerhaft beseitigt. (s. Abb. 14) Schächte Leopoldshall I und II: Ein weiterer Schwerpunkt im Zuge der präventiven Gefahrenabwehr war im Berichtszeitraum die Erkundung des sicherheitlichen Zustandes der Altkalischächte Leopoldshall I und II in der Stadt Staßfurt. In Vorbereitung der eigentlichen Schachtuntersuchungen wurde das Schachtumfeld mit mehreren hundert Bohrmetern untersucht, um die in den Archivalien angedeuteten, aber nicht risskundlich bekannten tagesnahen Hohlräume zu erkunden und zu sichern. Im Zuge dieser Arbeiten wurden Laugenstapelbasins, tagesnahe Schachtabgänge und Wetterhälse entdeckt, ver- 36 Abb. 15: Steinsalzstalagnaten in versetzter Abbaukammer der ehemaligen Kalischachtanlage Brefeld, Tarthun (Foto: Stedingk, LAGB). 37 messungstechnisch aufgenommen und dann mit kohäsiven Baustoffen verfüllt. Nach Herstellung der Standsicherheit im Umfeld der Schächte begannen die Untersuchungsarbeiten am Schacht Leopoldshall I. Mittels einer geführten Bohrung konnten mehrere verspriegelte Schachthorizonte durchörtert und der Schacht bis knapp zur Endteufe echometrisch vermessen werden. Ein umfangreiches Probenahme- und Analyseprogramm ergänzte die Hohlraumvermessung. Am Schacht Leopoldshall II sind gleichgeartete Untersuchungen derzeit in Bearbeitung. Tiefbohrungen im Stadtgebiet von Staßfurt: Nach einer mehrjährigen Planungsphase wurde im Berichtszeitraum eine umfangreiche Ausschreibung für das Niederbringen von 3 Tiefbohrungen im Stadtgebiet von Staßfurt durchgeführt. Die Leistungen wurden vergeben und im IV. Quartal 2006 wurde mit der Errichtung der Bohrplätze und der ersten von zwei Vollkernbohrungen begonnen. Im Zuge der Bohrungen soll, begleitet von einem umfangreichen Messprogramm, der Deckgebirgsaufbau und die Hohlraumsituation im Bereich der ehemaligen Kalischachtanlagen Leopoldshall I und Von-der-Heydt/Von-Manteuffel erkundet werden. Ziel der Untersuchungen ist die Schaffung von belastbaren Informationen zur Neubewertung der latenten Bruchgefährdung im Stadtgebiet von Staßfurt. Nach Abschluss der Untersuchungsarbeiten des LAGB wird durch das Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben Hannover (GGA) an zwei der Bohrungen ein geophysikalisches Forschungsprogramm durchgeführt. Hierzu wurde zwischen dem LAGB und der GGA eine Verwaltungsvereinbarung geschlossen. Kontrollbefahrung Schachtanlage Brefeld: Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt des Dezernates 53 bildete im Berichtszeitraum die Kontrollbefahrung der ehemaligen Kalischachtanlage „Brefeld“, die sich vergleichsweise tagesnah auch unterhalb der Ortslage Tarthun im Landkreis Aschersleben-Staßfurt erstreckt. Die Schachtanlage Brefeld ist die einzige noch lufterfüllte Kalischachtanlage an der Südwestflanke des Staßfurter Sattels. Der Bergwerksbetrieb wurde bereits in den 20er Jahren des vergangen Jahrhunderts eingestellt. Von 1935 bis 1944 wurde die Anlage dann für die Einlagerung von Munition genutzt. Unmittelbar nach Kriegsende erfolgte eine Demontage sämtlicher vorhandener Einrichtungen der Schachtanlage durch die sowjetische Besatzung. Die Anlage wurde anschließend sich selbst überlassen. Von 1996 bis 1998 untersuchte das ehemalige Bergamt Staßfurt den Sicherheitszustand der Schachtanlage, veranlasste Sicherungsmaßnahmen am Schacht Brefeld I und ließ Schacht Brefeld II vom Niveau der 2. Tiefbausohle bis zur 500 m-Sohle verfüllen. Im Ergebnis der im Jahre 1998 erarbeiteten gutachterlichen Stellungnahme sollte nach 5 Jahren eine erneute Beurteilung des Sicherheitszustandes des Bergwerkes durchgeführt werden. Diese erfolgte im Berichtszeitraum. (s. Abb. 16 und 17) An beiden Schächten wurden Seilfahrtseinrichtungen errichtet und über einen Zeitraum von mehreren Monaten der bergmännische Betrieb der Anlage aufrechterhalten. In einer ersten Phase wurden alle zugänglichen Grubenbaue der 2. Tiefbausohle, der 2. bis zur 6. Firstsohle und die 1. Tiefbausohle befahren und der Zustand dokumentiert. Untersuchungsschwerpunkte waren die geohydraulische Situation (Lösungszutritte), die gebirgsmechanische Situation sowie die Beurteilung des Sicherheitszustandes der beiden Schächte. In einer 2. Erkundungsetappe erfolgte die Herstellung der Befahrbarkeit des 160 m tiefen Blindschachtes zwischen der 4. Firstsohle und der 350m-Sohle. Die sog. „tiefen Sohlen“ des Bergwerkes waren letztmalig 1935 befahren worden. Im Zuge der Erkundung konnte der Sicherheitszustand der 350m-Sohle, der 400m-Sohle und die noch lufterfüllten Bereiche der 500mSohle bewertet werden. Wichtige Erkenntnisse konnten über den Laugenstand im Bereich der 500m-Sohle gewonnen werden. Neben der Neuverlegung der Traufenwasserableitung von Schacht Brefeld II wurden im Niveau der 500m-Sohle und im Niveau der 2. Tiefbausohle Sensoren eingebaut, die den Pegelstand in der Grube registrieren. In regelmäßigen Zeitabständen wird ein über Tage installierter Datenlogger, der die Sensordaten speichert, ausgelesen und das LAGB erhält damit (ohne eine aufwändige Befahrung der Grube durchzuführen) belastbare Informationen über die Laugenstandsentwicklung des Bergwerkes, welche für die 38 b) Werksteintiefbau Zechsteinkalkabbau „am Weinberg“ in Hettstedt: Im Berichtszeitraum wurde die Verwahrung der tagesnahen Werksteinabbaue (Zechsteinkalk) am Weinberg in Hettstedt abgeschlossen. Mit rd. 2000 m3 Beton wurden Strecken- und Abbaubereiche unter Flächen sensibler Nutzung (Wohnbebauung und Straßen) verfüllt. Im Zuge eines anschließenden Kontrollbohr- und Qualitätssicherungsprogramms wurde ein weiterer, kleiner tagesnaher Kalkabbau aufgefunden, der ebenfalls mit Beton verfüllt wurde. Abb. 16: Kübelfahrung an Schacht Brefeld II (Foto: Stedingk, LAGB). sicherheitliche Zustandsbewertung der wichtigste Indikator ist. Nach der vorliegenden gutachterlichen Einschätzung kann durch dieses Lösungsmonitoring der Kontrollzyklus des Bergwerkes auf 15 Jahre ausgedehnt werden. Abb. 17: Schacht Brefeld II mit temporär errichteter Seilfahrtsanlage (Foto: Pfefferkorn). Zechsteinkalkabbau „am Katzensteg“ in Hettstedt: Nach einer markscheiderisch-bergschadenkundlichen Bewertung des Abbausystems am sog. „Katzensteg“ in der Stadt Hettstedt begannen im Berichtszeitraum weitergehende Erkundungs- und Verwahrungsmaßnahmen. Die Werksteinabbaue sind tagesnah und mit mehreren Gebäuden und einer öffentlichen Straße überbaut. In der Vergangenheit gefallene Tagesbrüche unterstreichen die Notwendigkeit der Sicherungsmaßnahme. Im Zuge der Verwahrung sind ca. 2000 m3 Hohlraum zur Gewährleistung der Dauerstandsicherheit der bebauten Tagesoberfläche zu verfüllen. Kalkabbau im Bereich des Kirchberges in Schraplau: Nachdem im Februar 2006 unmittelbar auf einer öffentlichen Straße ein größerer Tagesbruch gefallen war, erfolgte auf Veranlassung des LAGB eine Erkundung und Vermessung der Kalksteinweitungsbaue in Schraplau. Nachdem erste belastbare rissliche Unterlagen von den Abbauen in Schraplau vorlagen war erkennbar, dass sensibel genutzte Bereiche (Straße, Wohnbebauung) akut gefährdet sind. Derzeit sind Hohlräume in einer Größenordnung von ca. 6.000 m3 befahrbar. Der geotechnische Zustand des Systems ist als äußerst labil einzuschätzen. In mehreren Abbaukammern haben sich Hochbrüche herausgebildet, die bis zu 8 m Höhe aufweisen. Ein zeitnaher Verbruch dieser Abbaukammern ist zu besorgen. Aufgrund der geringen Deckgebirgsmächtigkeit ist einzuschätzen, dass Tagesbrüche von mehreren Metern Durchmesser und bis zu 10 m Tiefe nicht auszuschließen sind. Gemeinsam mit der 39 Stadt Schraplau, der zugehörigen Verwaltungsgemeinschaft und dem Landkreis MerseburgQuerfurt wurden die weiteren Schritte einvernehmlich festgelegt. In einem ersten Schritt erfolgte durch das LAGB die Veranlassung von Erstsicherungsmaßnahmen durch u.a. Konturstabilisierung mit bewehrtem Spritzbeton, die Errichtung von Druckkästen, Stahlausbau und Verfüllungen unter einem Wohngebäude und der Straße „Am Kirchberg“. Die Arbeiten dauerten zum Ende des Berichtszeitraums noch an. Der Stadt Schraplau wurde aufgrund der zu erwartenden Kosten für die Erkundung und Sicherung des Gesamtsystems empfohlen, einen Antrag auf Zuwendung nach der Bergbausanierungsrichtlinie bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt zu stellen. c) Wasserableitungsstollen des Kupferschieferbergbaus Jakob-Adolph-Stollen in der Stadt Hettstedt: Der Jakob-Adolph-Stollen unterquert das Stadtgebiet von Hettstedt auf etwas über 6 km Länge. Bereits seit mehreren hundert Jahren entwässert der Stollen das Stadtgebiet. Ein hydraulischer Verschluss des Stollens hätte nicht absehbare Folgen für die Standsicherheit der Tagesoberfläche. Nahezu der gesamte alte und uralte Kupferschieferbergbau mit einer Vielzahl von Schächten wird durch den Stollen entwässert. Am Jakob-Adolph-Stollen laufen bereits seit mehreren Jahren umfangreiche Sicherungsarbeiten. Im Berichtszeitraum ist eine Schlüssel- stelle des Stollens, ein Stollenabschnitt zwischen dem 7. und dem 8. Lichtloch Gegenstand von präventiven Gefahrenabwehrmaßnahmen. In diesem Bereich ist der Stollen verbrochen und die anfallenden Wässer haben sich angestaut und dringen über die alten Kupferschieferabbaue in den tieferliegenden Teil des Stollens wieder ein. Bei einem kompletten hydraulischen Verschluss an dieser Stelle würde der bergseitig gelegene Stollenabschnitt angestaut, die Schächte der Kupferschieferbergbaus würden unterspült und es wäre mit Brüchen innerhalb der Bebauung von Hettstedt zu rechnen. Zur Rekonstruktion des verbrochenen Stollens wurde ein 37 m tiefer runder Schacht mit einem lichten Querschnitt von 3,3 m bis in das Stollenniveau aufgefahren. Vom Schachtfuß aus wird der Stollen beidseitig bis in die Bereiche mit standfestem Ausbau neu aufgefahren. Während der Arbeiten ist durch eine großzügig dimensionierte Wasserhaltung der Arbeitsbereich trocken zu halten. Die Arbeiten dauern noch an. Erdeborner Stollen in der Ortslage Erdeborn: Der Erdeborner Stollen entwässert Kupferschieferabbaureviere nahe der Ortslage Erdeborn. Er führt in Trockenzeiten ca. 400 l/min und nach Regenperioden deutlich mehr als 1 bis 2 m3 Wasser ab. Im Bereich zwischen dem 6. und dem 8. Lichtloch des Stollens hat sich vermutlich die Stollensohle im Verlauf vieler Jahrzehnte abgesenkt. In diesem Bereich hat sich bis dicht unter die Stollenfirste Schlamm abgelagert. Bei Starkniederschlägen kann der Stollen die anfallenden Wassermassen nicht mehr abführen. Im Juli 2001 war dies so. Ein Teil der tiefliegenden Ortslage wurde damals überschwemmt. Im Berichtszeitraum wurde ein Gutachten über den Stollen erstellt, welches das Sicherungserfordernis nachhaltig unterstrich. In mehreren Bauphasen soll der Stollen von seinem Mundloch quer durch die Ortslage bis zum 9. Lichtloch von Schlammmassen befreit und schadhafte Stellen repariert werden. Nach einer Vergabe der ausgeschriebenen bergbaulichen Leistungen begannen gegen Ende des Berichtszeitraumes die baulichen Maßnahmen (s. Abb. 19 und 20). Abb. 18: Jakob-Adolph-Stollen, Hettstedt (Foto: Todte, LAGB). 40 d) Schächte/Lichtlöcher des Kupferschieferbergbaus und Eisenerzbergbau Im Berichtszeitraum wurde nach dem Verbruch eines alten Kupferschieferschachtes nahe der Ortslage Wolferode das offene Bergwerk befahren. Im Rahmen einer umfangreichen Archivrecherche konnten rissliche Unterlagen des umgegangenen Bergbaus aufgefunden werden. Nach Zuordnung der markscheiderischen Unterlagen zur topographischen Situation war festzustellen, dass sich die vorhandene Bebauung außerhalb des Einflussbereichs des Altbergbaus befindet. Der Schacht wurde fachgerecht verwahrt. Im Berichtszeitraum wurde weiterhin ein tiefes Lichtloch des Strenznauendorfer-Stollens sowie ein Lichtloch des Johann-Friedrich-Stollens bei Welfesholz mit einer verkehrssicheren Abdeckung versehen. Es erfolgten weiterhin eine Schachtsicherung im Bereich des Eisenerzgangzuges Georgenberg, eine Mundlochverwahrung einer Tagesstrecke im Bereich der ehem. Erzgrube „Silberbach“ sowie eine fledermausgerechte Schachtsicherung im Bereich der ehem. Erzgrube „Silberner Nagel“ in der Gemarkung Stolberg. Abb. 19: Markscheiderische Vermessung des Erdeborner Stollens (Foto: Ingenieurbüro Dr. Meier, Freiberg). Anschriften der Autoren: U. BERTHOLD, M. BRANDT, U. DESSELBERGER, F. Garlipp, G. JOST, P. POSCHWALD, U. SCHAAR & W. Thier, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle Abb. 20: Sicherungsarbeiten am Erdeborner Stollen (Foto: Todte, LAGB). 41 Anlage 1 zum Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2005 1 1.1 Bergbauberechtigungen Erlaubnisse nach § 7 BBergG Bodenschatz Braunkohle Stein-Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie 1.2 Neuanträge Erteilung Ablehnung 0 0 Einstellung/ Rücknahme 0 0 Anträge am 31.12.2005 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Bewilligungen nach § 8 BBergG Bodenschatz Lockergestein (K/S) Ton Hartgestein Kalkstein Braunkohle Stein- Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie Sonstige Summe 1.3 Anträge am 01.01.2005 0 0 Anträge am 01.01.2005 0 Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung 0 0 0 0 Anträge am 31.12.2005 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Veränderungen an Bergbauberechtigungen Verfahren Verlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis/Bewilligung) Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum) Zustimmungen nach § 22 BBergG (Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis) Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE) 1.4 Entscheidungen 1 0 1 0 6 5 laufende Verfahren 0 3 0 0 4 4 Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2005 Bodenschatz Erlaubnisse Bewilligungen Lockergestein Ton Hartgestein Kalkstein Braunkohle 0 0 0 0 1 121 17 28 8 11 Bergwerkseigentume 89 39 18 17 14 Alte Rechte Summe 17 0 0 0 0 227 56 46 25 26 42 Bodenschatz Salze/ Sole/ UGS Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie Sonstige Gesamt 1.5 Erlaubnisse Bewilligungen 0 0 0 0 0 1 13 0 0 0 2 200 Bergwerkseigentume 20 2 4 0 3 206 Alte Rechte Summe 0 0 0 0 1 18 33 2 4 0 6 425 Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsamswesens/Markscheidewesen Verfahren Amtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG) Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG / lfd. Verfahren Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten Stellungnahmen zu Abbauanträgen bei Kreisverwaltungen Anordnungen gemäß § 2 Abs. 2 BodSchAG LSA 1.6 Bestand an Risswerken am 31.12.2005 Bezeichnung Risswerke nach § 63 BBergG Berechtsamskarten Übersichtskarten Übersichtskarte Orthophotos (analog / digital) Summe 2 2.1 Anzahl 3 2 1 65 3 1 Anzahl der Risswerke 635 2 2 2 1 642 Blattanzahl ca. 4.800 231 19 2 249 ca. 5.300 Betriebsaufsicht/Betriebsplanverfahren/Besondere Verfahrensarten Betriebe unter Bergaufsicht am 31.12.2005 Art / Bodenschatz Steine- und Erden-Betriebe in Gewinnung davon: Lockergestein Tone Hartgesteine Kalksteine Sonstige (Kieselgur, Gips/Anhydrit, Torf) Steine- und Erden-Betriebe in Aufsuchung, Unterbrechung oder Einstellung Braunkohlentagebaue Braunkohlenveredlungsbetriebe Braunkohlengrubenkraftwerke Kalisalz Steinsalz Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM) Versatzbergwerke Versatzmaterialherstellung Untertagedeponie (UTD) Haldenrückgewinnung Tiefbaubetriebe in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Anzahl 156 106 18 16 13 3 53 11 12 4 1 2 1 3 1 1 3 4 5 4 43 Art / Bodenschatz Erdgasförderung Solegewinnung davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen Anzahl 1 8 5 (28 in Solung befindliche Kavernen) Betriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe) Geothermie Untergrundspeicher davon: Kavernenspeicher für Erdgas 3 1 9 4 (57 Kavernen) 1 1 3 (5 Kavernen) 280 Bergwerksspeicher für Erdgas Porenspeicher für Erdgas Kavernenspeicher für Produkte Summe 2.2 Betriebsbefahrungen 2005 in Tagebauen 293 2.3 unter Tage Summe 212 833 Betriebsplanzulassungen 2005 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen) Bodenschatz Lockergestein Ton / Kaolin Hartgestein Kalkstein Kieselgur Torf Gips / Anhydrit Braunkohle Kalisalz Steinsalz ERAM Versatz / UTD Haldenrückbau Tiefbau in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Bohrlochbergbau Summe 1 über Tage / inkl. Bef. Altbergbau 328 HBP 1Aufs. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 HBPGew. 70 12 17 5 2 2 1 5 2 2 1 0 2 0 2 2 8 133 fakult. RBP 2 3 0 1 1 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 obligat. RBP 4 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 5 SBP 3 ABP 4 Summe 10 2 1 3 0 0 0 11 12 3 9 15 0 1 0 0 55 122 8 4 0 1 0 0 0 31 0 0 0 4 0 1 0 0 45 94 95 18 19 10 2 4 1 47 15 5 10 19 2 2 2 2 108 361 HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan 44 2.4 Planfeststellungsverfahren (PFV) Verfahrensstand Einstellungen (E) Planfeststellungsbeschlüsse (PFB) Ablehnungen (A) Σ abgeschlossen PFV (E+PFB+A) Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV) sonstige laufende Verfahren Σ laufende PFV Σ noch zu erwartende PFV (Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen, Scopingtermin durchgeführt oder Leseexemplar liegt vor) 2.5 Summe von 1990 bis Ende 2005 1 58 1 (vom VG aufgehoben) 59 11 16 27 30 davon in 2005 Summe von 1990 bis Ende 2005 54 6 0 60 1 2 7 10 davon in 2005 0 3 0 3 4 Grundabtretungsverfahren (GAV ) Verfahrensstand Einstellungen (E) rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB) Ablehnungen (A) Σ abgeschlossen GAV (E+GAB+A) vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV) Beklagte GAB sonstige laufende GAV Σ laufende GAV 9 1 0 10 1 2 2.6 Feldes- und Förderabgabe Feldes- und Förderabgabe wird im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen hinsichtlich Festsetzung und Zahlungseingänge.. Verfahrensstand Feldesabgabe Feldesabgabeakten abschließend geprüfte Feldesabgabeakten laufende Prüfungen Festsetzungsbescheide Summe überprüfte Feldesabgabeakten Förderabgabe Förderabgabeakten abschließend geprüft Förderabgabeakten laufende Prüfungen (mit Festsetzungsbescheid unter Vorbehalt abgeschlossen) Festsetzungsbescheide Summe überprüfte Förderabgabeakten Summe von 1990 bis Ende 2005 davon in 2005 5 5 0 5 5 0 0 0 0 244 226 18 17 17 501 226 32 17 45 2.7 Sonstige Entscheidungen 2005 Art der Entscheidung Befreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG Genehmigungen nach GesBergV Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung) Erlaubnisse nach § 7 SprengG Unbedenklichkeitsbescheinigungen Auskunftsersuchen Anzeigen Sprengberechtigungen für Untertage Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA (inkl. Planfeststellungsbeschlüsse) Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VAwS LSA Anzeigen nach § 15 BImSchG Genehmigung nach §§ 4 i.V.m. 19 BImSchG Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG Ausnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV/RöV Gammaradiografieanzeigen Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV Bergrechtliche Zulassung für Versatz – BZV (AUREC BBG) EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz) Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO Anzeigen nach § 31 (4) KrW-/AbfG Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung Anordnungen nach BodSchAG LSA Summe Anzahl 0 4 30+4 13 1 1 68 21 0 0 17 17 4 0 1 7 2 0 26 16 38 58 38 27 0 9 0 398 2.8 Widersprüche / Verwaltungsstreitverfahren / Anordnungen / Ordnungswidrigkeitsverfahren 2005 Art der Verfahren Widersprüche Verwaltungsstreitverfahren Anordnungen Ordnungswidrigkeitsverfahren Strafverfahren Anzahl 0 0 4 2 0 46 3 3.1 Altbergbau Bergbauliche Stellungnahmen 2005 Verfahren Bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Bergschäden, Tagesbrüche, Halden und Restlöcher) Geologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Leitungen aller Art, Bauvorhaben, Windenergie, Bahnbau, Autobahnbau) Ingenieurgeologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Gutachten, Zwangsversteigerungen) Stellungnahmen zu raumordnerischen Belangen (REP/TEP, LSG/NSG, FNP, V.-E.Pl., Dorferneuerung, Bahnbau, Straßenbau) Löschung von Dienstbarkeiten Summe 3.2 233 200 156 772 11 1372 Bestand an Rissen und Karten des Altbergbaus am 31.12.2005 Art Anzahl Rissplatten/Rollrisse/Karten Mutungskarten Geologische Übersichtskarten Bohrkarten Prätertiär Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Tief- und Tagebau Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Halden u. Restlöcher Summe 4 4.1 Anzahl Anzahl 8586 105 376 58 183 15 9323 Unfallgeschehen Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2005 Bergbauunternehmen Subunternehmen WegeArbeitsunfälle unfälle Arbeitsunfälle unter in Tage gebauen Steine- und Erdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau Erdöl-ErdgasBergbau Versatzbergbau Besucherbergwerke über Tage gesamt unter in TageTage bauen Wegeunfälle über Tage gesamt 0 36 0 36 4 0 0 0 0 0 0 2 5 7 0 0 4 3 7 0 8 0 1 9 5* 0 0 0 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 2 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 * Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke 4.2 Unfalluntersuchungen 2005 Steine- und Erdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau, Versatz, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke unter Tage 0 0 1 in Tagebauen 0 0 0 über Tage 1 0 0 gesamt 1 0 1 47 Anlage 2 zum Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2006 1 1.1 Bergbauberechtigungen Erlaubnisse nach § 7 BBergG Bodenschatz Braunkohle Stein- Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie 1.2 Neuanträge Erteilung Ablehnung 0 Einstellung/ Rücknahme 0 Anträge am 31.12.2006 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 Bewilligungen nach § 8 BBergG Bodenschatz Lockergestein (K/S) Ton Hartgestein Kalkstein Braunkohle Stein- Kalisalz Sole Erz / Spat Erdöl / Erdgas Geothermie Sonstige Summe 1.3 Anträge am 01.01.2006 0 Anträge am 01.01.2006 Neuanträge Erteilung Ablehnung Einstellung Anträge am 31.12.2006 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 Veränderungen an Bergbauberechtigungen Verfahren Verlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis/Bewilligung) Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum) Zustimmungen nach § 22 BBergG (Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis) Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE) Genehmigung der Vereinigung nach § 26 BBergG (Vereinigung BWE) Teilung nach § 28 BBergG (Teilung von BWE) 1.4 Entscheidungen 3 0 1 0 2 3 0 1 laufende Verfahren 0 5 2 1 6 2 1 0 Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2006 Bodenschatz Erlaubnisse Bewilligungen Lockergestein Ton Hartgestein 0 0 0 118 12 32 Bergwerkseigentume 89 38 19 Alte Rechte Summe 15 1 0 222 51 51 48 Bodenschatz Erlaubnisse Bewilligungen Alte Rechte Summe 8 14 Bergwerkseigentume 17 16 Kalkstein Braunkohle 0 1 0 0 25 31 Salze/Sole/ UGS 0 14 21 0 35 Erz / Spat Erdöl/Erdgas Goethermie Sonstige Gesamt 0 0 0 0 1 1 0 0 0 199 2 4 0 0 206 0 1 0 0 17 3 5 0 0 423 1.5 Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsams- und Markscheidewesen 2006 Verfahren Amtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG) Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG/lfd. Verfahren Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten Anerkennung Markscheider Anerkennung anderer Personen 1.6 Bestand an Risswerken am 31.12.2006 Bezeichnung Risswerke nach § 63 BBergG Berechtsamskarten Übersichtskarten Übersichtskarte Orthophotos (analog/digital) Summe 2 2.1 Anzahl 1 1 3 55 2 1 Anzahl der Risswerke 326 2 2 2 1 333 Blattanzahl 5.835 231 19 2 249 6.336 Betriebsaufsicht/Betriebsplanverfahren/Besondere Verfahrensarten Betriebe unter Bergaufsicht am 31.12.2006 Art / Bodenschatz Steine- und Erden-Betriebe in Gewinnung davon: Lockergestein Tone Hartgesteine Kalksteine Sonstige (Kieselgur, Gips / Anhydrit, Torf) Steine- und Erden-Betriebe in Aufsuchung, Unterbrechung oder Einstellung Braunkohlentagebaue Braunkohlenveredlungsbetriebe Braunkohlengrubenkraftwerke Kalisalz Steinsalz Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM) Versatzbergwerke Versatzmaterialherstellung Untertagedeponie (UTD) Haldenrückgewinnung Anzahl 157 108 18 16 12 3 50 11 12 4 1 2 1 3 1 1 3 49 Art / Bodenschatz Tiefbaubetriebe in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Erdgasförderung Solegewinnung Anzahl 4 5 4 1 8 5 (30 in Solung befindliche Kavernen) 3 1 9 4 (54 Kavernen) 1 1 3 (6 Kavernen) 278 davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen Betriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe) Geothermie Untergrundspeicher davon: Kavernenspeicher für Erdgas Bergwerksspeicher für Erdgas Porenspeicher für Erdgas Kavernenspeicher für Produkte Summe 2.2 Betriebsbefahrungen 2006 in Tagebauen 329 2.3 unter Tage Summe 244 975 Betriebsplanzulassungen 2006 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen) Bodenschatz Lockergestein Ton / Kaolin Hartgestein Kalkstein Kieselgur Torf Gips / Anhydrit Braunkohle Kalisalz Steinsalz ERAM Versatz / UTD Haldenrückbau Tiefbau in Einstellung Besucherbergwerke Besucherhöhlen Bohrlochbergbau Summe 1 über Tage/ inkl. Bef. Altbergbau 402 HBP1Aufs. 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 HBPGew. 61 12 11 10 0 0 1 2 1 2 0 4 0 0 5 3 11 123 fakult. RBP 2 2 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 obligat. RBP 5 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 SBP 3 ABP 4 Summe 9 1 0 5 0 0 0 8 7 4 13 7 0 0 0 0 65 119 4 1 0 1 0 0 0 29 0 0 0 3 0 3 0 0 40 81 81 15 13 18 0 0 1 40 8 6 13 14 0 3 5 3 116 336 HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan 50 2.4 Planfeststellungsverfahren (PFV) Verfahrensstand Einstellungen (E) Planfeststellungsbeschlüsse (PFB) Ablehnungen (A) Σ abgeschlossen PFV (E+PFB+A) Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV) sonstige laufende Verfahren Σ laufende PFV Σ noch zu erwartende PFV (Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen, Scopingtermin durchgeführt oder Leseexemplar liegt vor) 2.5 Summe von 1990 bis Ende 2006 1 65 0 66 5 17 22 davon in 2006 0 7 0 7 0 0 30 Grundabtretungsverfahren (GAV) Verfahrensstand Einstellungen (E) rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB) Ablehnungen (A) Σ abgeschlossen GAV (E+GAB+A) vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV) beklagte GAB sonstige laufende GAV Σ laufende GAV Summe von 1990 bis Ende 2006 56 6 0 62 0 3 7 10 davon in 2006 2 0 0 2 0 1 2.6 Feldes- und Förderabgabe Feldes- und Förderabgabe wird im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen hinsichtlich Festsetzung und Zahlungseingänge. Verfahrensstand Feldesabgabe Feldesabgabeakten Festsetzungsbescheide laufende Prüfungen Summe abschließend geprüfter Feldesabgabeakten Förderabgabe Förderabgabeakten Festsetzungsbescheide laufende Prüfungen bzgl. Festsetzung der Förderabgabe (mit Festsetzungsbescheid unter Vorbehalt abgeschlossen) bzgl. Festsetzung überprüfte Förderabgabeakten laufende Prüfungen bzgl. Erhebung von Säumniszuschlägen bzgl. Zahlungseingänge überprüfte Förderabgabeakten Summe von 1990 bis Ende 2006 davon in 2006 5 5 0 5 0 0 0 244 505 4 17 2 227 83 161 1 31 33 51 2.7 Sonstige Entscheidungen 2006 Art der Entscheidung Befreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG Genehmigungen nach GesBergV Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung) Erlaubnisse nach § 7 SprengG Unbedenklichkeitsbescheinigungen Auskunftsersuchen Anzeigen Sprengberechtigungen für Untertage Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA (inkl. Planfeststellungsbeschlüsse) Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VAwS LSA Anzeigen nach § 15 BImSchG Genehmigung nach §§ 4 i.V.m. 19 BImSchG Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG Ausnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV/RöV Gammaradiografieanzeigen Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV Bergrechtliche Zulassung für Versatz – BZV (Aurec BBG) EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz) Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO Anzeigen nach § 31 (4) KrW-/AbfG Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung Anordnungen nach BodSchAG LSA Anerkennung befähigter Personen nach § 14 (1) BetrSichV Sonstige Anzeigen nach Bergrecht Summe 3 3.1 Anzahl 0 1 41 14 2 45 218 10 34 6 11 7 8 0 1 2 6 0 14 0 34 29 42 32 1 7 2 1 291 859 Altbergbau Bergbauliche Stellungnahmen 2006 Verfahren Bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Bergschäden, Tagesbrüche, Halden und Restlöcher) Geologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Leitungen aller Art, Bauvorhaben, Windenergie, Bahnbau, Autobahnbau) Ingenieurgeologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Gutachten, Zwangsversteigerungen) Stellungnahmen zu raumordnerischen Belangen (REP/TEP, LSG/NSG, FNP, V.E.Pl., Dorferneuerung, Bahnbau, Straßenbau) Löschung von Dienstbarkeiten Summe Anzahl 140 181 218 781 4 1324 52 3.2 Bestand an Rissen und Karten des Altbergbaus am 31.12.2006 Art Anzahl Rissplatten/Rollrisse/Karten Mutungskarten Geologische Übersichtskarten Bohrkarten Prätertiär Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Tief- und Tagebau Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Halden u. Restlöcher Summe 4 4.1 Anzahl 8586 105 376 58 183 15 9323 Unfallgeschehen Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2006 Bergbauunternehmen Wegeunfälle Arbeitsunfälle Steine- und rdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau Erdöl-ErdgasBergbau Versatzbergbau Besucherbergwerke Subunternehmen unter Tage in Tagebauen über Tage gesamt 0 40 0 40 0 2 1 6 0 0 Wegeunfälle Arbeitsunfälle unter Tage in Tagebauen über Tage gesamt 4 0 3 0 0 0 3 2 0 2 0 2 0 5 11 6* 3 0 3 6 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 0 0 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 * Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke 4.2 Unfalluntersuchungen 2006 Steine- und Erdenbergbau Braunkohlenbergbau Salzbergbau, Versatz, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke unter Tage 0 0 in Tagebauen 0 0 über Tage 1 0 gesamt 1 0 2 0 0 2 53 Zulassungsverfahren für die Haldenkapazitätserweiterung des Kaliwerkes Zielitz nico Möller-lindenhoF Ungefähr 15 Kilometer nördlich von Magdeburg am Rande der ausgedehnten Waldflächen der Colbitz-Letzlinger Heide erheben sich über der sonst eher flachen und unauffälligen Landschaft zwei Halden als weithin sichtbares Zeichen des Kalibergbaus. Die beiden Halden gehören zum Werk Zielitz, dem größten Kaliwerk Deutschlands, das mit einem Anteil von ca. 5 % an der Weltkaliproduktion auch internationale Bedeutung hat. Hier werden jährlich durch die K+S KALI GmbH ca. 12 Mio. t Rohsalze aus Teufen bis zu 1200 m gewonnen und in der werkseigenen Aufbereitungsanlage durch Flotation und Heißlöseprozess in die werthaltige Komponente Sylvin und in den Rest, die sog. Rückstandssalze aufgetrennt. Aus dem Sylvin werden im Kaliwerk verschiedene Produkte und Produktqualitäten hergestellt, hauptsächlich marktgerechte Düngersorten für die Landwirtschaft. Die Rückstandssalze, von denen im Jahr bis zu 9,5 Mio. t anfallen, eignen sich hingegen nicht für eine marktgängige Verwendung. Sie werden deshalb über Tage aufgehaldet. Auf diese Weise sind die beiden Rückstandshalden entstanden, die die Kaligewinnung am Standort Zielitz seit den Anfängen in den frühen 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts begleiten und dabei beachtliche Ausmaße angenommen haben. Ihre zur DDR-Zeit festgelegte Haldenkapazität war Ende 2006 erschöpft. Um die Entsorgung der Rückstandssalze in den Folgejahren zu gewährleisten und den Fortbestand des Kaliwerkes nicht zu gefährden, wurden Anschlusskapazitäten benötigt. Die Standortwahl fiel auf eine Fläche in südöstlicher Verlängerung der größeren der beiden Althalden, die auf diese Weise erweitert werden sollte. Aus diesem Grund Abb. 1: Rückstandshalden des Kaliwerkes Zielitz, K+S KALI GmbH (Foto: Stedingk, LAGB). 54 bezeichnete die Antragstellerin das Vorhaben auch als „Haldenkapazitätserweiterung.“ Die geplanten Abmessungen waren ähnlich beeindruckend wie die der Althalden. Mit einer Aufstandsfläche von ca. 70 ha und einer Endhöhe über Gelände von 120 m sollte sie ca. 70 Mio. m3 Rückstandssalzen Platz bieten und bis zum Jahr 2024 betrieben werden. Im Dezember 2001 reichte die K+S KALI GmbH für das Vorhaben einen bergrechtlichen Rahmenbetriebsplan ein, über dessen Zulassung wegen der Größe der Aufstandsfläche von mehr als 10 ha in einem bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung zu entscheiden war. Bestandteil des Rahmenbetriebsplanes waren insgesamt 15 Fachgutachten, mit denen vor allem die Auswirkungen auf die Umwelt dargestellt, sowie mögliche Konflikte und deren Bewältigung herausgearbeitet wurden. Die Frage nach der Umweltverträglichkeit dominierte nicht nur die Antragsunterlagen, sondern auch den Verlauf des Planfeststellungsverfahrens. Im April 2002 wurde das Verfahren eröffnet, nachdem die Antragstellerin die Planunterlagen kurz zuvor vervollständigt hatte. Das LAGB beteiligte 25 Fachbehörden, 19 Ver- und Entsorgungsunternehmen und die 9 damals im Land Sachsen-Anhalt anerkannten Naturschutzvereine und ließ die Planunterlagen an drei verschiedenen Standorten öffentlich auslegen. Im Januar 2003 fand der Erörterungstermin statt. Schwerpunkt waren die in den Einwendungen und den Stellungnahmen geäußerten Bedenken gegen die vorhabensbedingten Auswirkungen auf die Umwelt und insbesondere auf die Schutzgüter Wasser, Tiere und Pflanzen. Dem Schutzgut Wasser, insbesondere dem Grundwasser am Haldenstandort Zielitz drohte Gefahr durch den zusätzlichen Eintrag salzhaltiger Sickerwässer. Erwartet wurden insgesamt 400.000 m3 zusätzlicher Sickerwässer pro Jahr mit einer Gesamtsalzkonzentration von ca. 330 g/l. Über den Grundwasserpfad hätten diese Sickerwässer zwangsläufig zu weiteren Konflikten geführt, denn im Grundwasserabstrom befinden sich entlang der Elbe und der unteren Ohre sowie an der Ohremündung verschiedene FFH-Gebiete, die teilweise prioritäre Lebensraumtypen und prioritären Arten beherbergen. Ihnen drohten durch aufsteigendes oder frei zu Tage tretendes Grundwasser mögliche Salzschäden bis hin zur Gefahr des Absterbens. Die Wasserbehörden sahen in der vorhabensbedingten Grundwasserversalzung einen Verstoß gegen nationales und EU-Wasserrecht. Ihre Zweifel an der wasserrechtlichen Genehmigungsfähigkeit konnten im Erörterungstermin nicht ausgeräumt werden. Deshalb forderte das LAGB von der Antragstellerin eine Prüfung, mit welchen technischen Maßnahmen der Eintrag salzhaltiger Sickerwässer in den Untergrund vermieden werden kann. Die Antragstellerin überarbeitete daraufhin ihr Konzept zum Grundwasserschutz mit dem Ziel, zwar nicht den Sickerwassereintrag aus der geplanten Haldenerweiterung in das Grundwasser gänzlich zu verhindern, dafür aber mindestens zu gewährleisten, dass das vom Standort abströmende Grundwasser aufgrund der Haldenerweiterung nicht über die bestehenden Genehmigungswerte der bestandsgeschützten Althalden hinaus zu einer weiteren Erhöhung der Belastungen führt. Dieses Konzept erwies sich im weiteren Verlauf des Planfeststellungsverfahrens als tragfähig und wurde von den Wasserbehörden akzeptiert, wenn auch unter Auflagen. Das vorgeschlagene Konzept zum Grundwasserschutz war auch gleichzeitig im Interesse des Naturschutzes, denn für die Tiere und Pflanzen im Grundwasserabstrom und insbesondere in den FFH-Gebieten entlang der Elbe und der Ohre bestand keine Gefahr mehr, durch vorhabensbedingt zusätzliche Salzwässer aus dem Haldenstandort in Mitleidenschaft gezogen zu werden. In der Konsequenz mussten die ursprünglich geplanten naturschutzrechtlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen angepasst werden. Dies alles führte zu einer Planänderung im laufenden Planfeststellungsverfahren und war Anlass, im Frühjahr 2004 ein ergänzendes Anhörungsverfahren durchzuführen. Erneut mussten Fachbehörden und Naturschutzverbände zur Stellungnahme aufgefordert und die Öffentlichkeit durch Auslegung der geänderten Antragsunterlagen beteiligt werden. Erneut mussten zahlreiche Stellungnahmen und Einwendungen ausgewertet werden. Im Juni 2004 war es dann soweit und Antragsteller, Behörden, Naturschutzverbände, Betroffene und Einwender fanden sich zu einem weiteren Erörterungstermin zusammen, bei dem allerdings nicht mehr das Vorhaben insgesamt zur Diskussion stand, sondern nur das, was geändert werden sollte. Die Planänderung mit dem neuen Konzept zum Schutz des Grundwassers überzeugte sowohl 55 die Wasserbehörden, als auch das LAGB. Das Hauptproblem des Vorhabens, nämlich die Gefahr einer möglichen zusätzlichen Grundwasserversalzung und damit verbunden nachteilige Auswirkungen auf Natur und Landschaft und auch auf FFH-Gebiete, war damit gelöst. Andere noch unbewältigte Interessenskonflikte, mit denen zwar nicht mehr die Frage nach der grundsätzlichen Genehmigungsfähigkeit verbunden war, die aber ebenso nach einer Lösung verlangten, rückten jetzt in den Focus des Verfahrens. Dies galt unter anderem auch für die am Fuß der geplanten Halde verlaufende Bahnstrecke Magdeburg-Stendal, dessen Betreiber die Sorge hatte, dass es unter der Auflast des geplanten neuen Haldenkörpers zu Untergrundverschiebungen und damit auch zu einer Beeinträchtigung seiner Gleisanlage kommen könnte. Konfliktpotenzial bot aber auch die ca. 3 km nordwestlich des geplanten Haldenstandortes gelegene Trinkwasserschutzzone III des Wasserwerkes Colbitz. Obwohl sie sich im Bereich des Grundwasser-Anstroms befindet, war nach Meinung des Betreibers eine Beeinträchtigung durch Salzwässer aus der Haldenerweiterung nicht ausgeschlossen. Um zu klären, ob diese und andere Befürchtungen zu Recht bestanden, wie hoch das Risiko für eine Beeinträchtigung im jeweiligen Fall war und welche Möglichkeiten es zum Schutz und zur Vorsorge gegen Beeinträchtigungen gab, war die Unterstützung und Beratung durch Sachverständige erforderlich. Die Antragstellerin hatte bereits zur Vorbereitung der Planunterlagen eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Sachverständigen vertraglich gebunden. Das LAGB seinerseits lies die Frage nach der voraussichtlichen Ausbreitung der Salzwässer im Untergrund von einem eigenen Sachverständigen untersuchen. Seine Aufgabe bestand darin, für die Genehmigungsbehörde die von der Antragstellerin vorgelegte Ausbreitungsrechnung zu prüfen und zu bewerten. Im Oktober 2005, nachdem alle mit dem Vorhaben konkurrierenden öffentlichen und privaten Interessen ermittelt und gegeneinander sowie gegenüber den Interessen der Antragstellerin abgewogen worden waren, wurde der Planfeststellungsbeschluss für die Haldenerweiterung erteilt. Er besitzt einen Umfang von 448 Seiten und spiegelt damit die Schwierigkeiten wider, die es in einem komplexen Entscheidungsumfeld zu bewältigen galt. Der Planfeststellungsbeschluss wurde auf Antrag mit der Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit ausgestattet. Anschrift des Autors: N. Möller-lindenhoF, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 56 Abb. o.: Grauwacke Steinbruch Rieder (Foto: Mitteldeutsche Baustoffe GmbH) Abb. r.: Einschaltung von Metabasalt (Diabas-Pillows) in Grauwacke (Foto: Stedingk, LAGB) Abb. o.: Verlagerte Altkalihalde Weferlingen, Quarzwerke GmbH Abb. r.: Bergaufsichtliche Kontrollbefahrung (Fotos: Stedingk, LAGB) 57 Wiedernutzbarmachung eines Kiessandtagebaues – Chance für die Natur Uwe Berthold, claUs heidecke & werner riedel Der Kiessandtagebau Barleben der Kies- und Baustoffwerke Barleben GmbH & Co. KG befindet sich nördlich der Autobahn BAB A 2 zwischen den Anschlussstellen Magdeburg-Zentrum und Magdeburg-Rothensee. Dort wird seit dem Jahr 1998 auf der Grundlage bergbehördlich zugelassener Betriebspläne Kiessand gewonnen. Als Gewinnungsgerät wird seitdem ein schwimmender Eimerkettenbagger eingesetzt. (s. Abb. 1) Eine Landbandanlage transportiert den gewonnenen Kiessand zur Aufbereitungsanlage, die sich unmittelbar an der Anschlussstelle Magdeburg-Rothensee der BAB A 2 befindet. Die Lagerstätte wurde im Westen von Barleben, südlich der Burgenser Straße aufgeschlossen. Dort existierte seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein wassergefülltes Tagebaurest- loch aus einer früheren Gewinnungsperiode, im Volksmund „Adamsee“ genannt. Von da aus wurde der heutige Kiessandtagebau weiter entwickelt. Gegenwärtig nimmt der Tagebau eine Gesamtfläche von rund 43 ha ein, diese wird nahezu vollständig durch eine Wasserfläche gebildet. Nach Abschluss der Gewinnungstätigkeit wird der Adamsee auf eine Fläche von ca. 60 ha vergrößert sein. Entsprechend der Pflichten des Bundesberggesetzes sind die Kies- und Baustoffwerke Barleben bestrebt, endgültig ausgekieste Bereiche schnellstmöglich wiedernutzbar zu machen, um die devastierte Eingriffsfläche des Tagebaus zu minimieren. Grundlage der Wiedernutzbarmachung ist der von der Bergbehörde genehmigte Rahmenbetriebsplan Barleben. Dort heißt es: „... nach Beendigung der Abgrabungstätigkeiten Abb. 1: Blick vom Südufer auf Kiesgewinnung mit Eimerketten-Schwimmbagger (Foto: Esters, LAGB). 58 Abb. 2: Gestaltete Flachwasserzone mit Röhricht (Foto: Berthold, LAGB). Abb. 3: Erdwall Burgenser Straße (Foto: Berthold, LAGB). 59 verbleibt ein Tagebausee, der mit seinen Wasserund Uferflächen dem Arten- und Biotopschutz bzw. der Erholungsnutzung zur Verfügung steht.“ Die Kombination von Zielen des Arten- und Biotopschutzes mit einer Erholungsnutzung für die Öffentlichkeit an ein und demselben See sind im Allgemeinen schwer zu vereinen. Nur auf Grund der Größe des Sees und unter der Voraussetzung, dass die einzelnen Nutzungsarten auf bestimmte Uferbereiche beschränkt und ausreichend voneinander getrennt bleiben, ist eine gegenseitige negative Beeinflussung der einzelnen Nutzungsbereiche zu vermeiden. Momentan werden nur solche Bereiche wiedernutzbar gemacht, die einer naturnahen Nutzung dienen und den Belangen des Arten und Biotopschutzes gerecht werden. Auf der Grundlage des Rahmenbetriebsplanes erarbeitete die Kies- und Baustoffwerke Barleben Teilabschlussbetriebspläne für einzelne Bereiche des Kiessandtagebaues und legte diese der Bergbehörde zur Zulassung vor. Nach Durchführung des vorgeschriebenen Beteiligungsverfahrens für andere Behörden und der betroffenen planungshoheitlichen Gemeindebelange konnten diese erteilt werden. Besonders günstig für das Planungs- und Zulassungsverfahren erwies sich von Anfang an die Einbeziehung der zuständigen unteren Naturschutzbehörde des Bördekreises in die einzelnen Verfahrensschritte. Nach Aufnahme der regelmäßigen Gewinnungstätigkeiten im Jahr 1998 wurden die frei werdenden und neu gestalteten Flächen am Westufer unmittelbar im Anschluss an die Auskiesung abschnittsweise wiedernutzbar gemacht. Die in den Abbildungen dargestellten Bereiche wurden von 1999 bis 2003 angelegt. 2006 erfolgten neue Pflanzungen. Dabei konnte das Unternehmen auf wertvolle Erfahrungen zur Ufer- und Geländegestaltung zurückgreifen, die es bei Wiedernutzbarmachungsmaßnahmen in einem anderen Betrieb, einer Abgrabungserweiterung in Magdeburg-Neustadt gemacht hatte. Auch zusätzliche Erfahrungen aus anderen verschiedenartigen Wiedernutzbarmachungsprojekten am Niederrhein, die durch die Muttergesellschaft der Kies- und Baustoffwerke Barleben, der Firma Hülskens GmbH & Co. KG gesammelt wurden, wurden mit umgesetzt. Bei der Gestaltung des Adamsees wurde besonderer Wert darauf gelegt, möglichst flache Böschungen herzustellen, mit unregelmäßig vorgelagerten Sandbänken. Dies geschah insbesondere im südwestlichen Seebereich, mit Buchten, Inseln und Flachwasserzonen. (s. Abb. 2) Soweit vorhanden, wurden Wurzelstubben, Stämme und anderes Totholz mit eingebaut. Als zusätzliche Ufersicherung erfolgten Röhricht-Initialpflanzungen. Im Zuge der natürlichen Entwicklung vermehrten sich die Röhrichte sehr gut. Sie bilden heute breite Schilfrohrgürtel. Insbesondere sind diese an den neu entstandenen Uferzonen zur Autobahn entstanden. Hier sind weitere Initialpflanzungen mit Röhricht überflüssig geworden. Umfangreiche Gehölzpflanzungen wurden gegenüber den Uferzonen u. a. an der westlichen Grenze des Tagebaues angelegt. Die jungen Pflanzenstecklinge hatten es anfangs schwer, sich gegen Trockenheit, Wildverbiss, konkurrierende Gräser und Kräuter durchzusetzen, doch nach 3 – 4 Jahren setzte auch hier ein verstärktes Wachstum ein. Besonders deutlich ist dies auf dem Erdwall parallel der Burgenser Straße zu beobachten. (s. Abb. 3) Verwendet wurden Gehölze der ursprünglichen natürlichen Vegetation wie z.B. Eiche, Esche, Ulme, Eberesche, Wildkirsche, Hundsrose, Hartriegel, Hasel, Schneeball und Weißdorn. Auf Anraten der Unteren Naturschutzbehörde wurden bei der Frühjahrsbepflanzung 2006 am Südufer entlang der Autobahn A 2 erstmals autochthone Gehölze verwendet, d.h. Pflanzen, die für den Standort geeignet sind, einer heimischen Art angehören und die aus regionalem Saat- und Pflanzengut gezogen wurden. Es wurden autochthon herangezogene Pflanzen der Landesforstbaumschule in Bülstringen gepflanzt. Dank intensiver Pflege (Wässerung) durch Mitarbeiter der NABU-Gruppe Barleben (Naturschutzbund Deutschland e.V.) hat die Pflanzung sogar den trockenen und heißen Juli 2006 überstanden. Die hier praktizierte gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Kieswerkbetreiber und dem NABU kann auch als Vorbild für andere derartige Projekte dienen. Die Abbildung zeigt einen Pflanzstreifen von etwa 10 m Breite, der im Herbst 2006 um 450 m verlängert wurde. Die freien Flächen zwischen Ufer- und Gehölzpflanzungen sollen dabei als einschürige Wiese genutzt werden. (s. Abb. 4) 60 Abb. 4: Neue Anpflanzung (Foto: Esters, LAGB). Zusammenfassend ist festzustellen, dass die bisherigen Arbeiten im Rahmen der Wiedernutzbarmachung erfolgreich waren. Das gesamte Westufer des neuen Adamsee wurde im Sinne einer naturnahen Nachnutzung gestaltet. Die heute bereits vorhandenen Ergebnisse lassen erwarten, dass die vorgesehene Nutzung in diesem Bereich dauerhaft gewährleistet werden kann. Anschriften der Autoren: U. Berthold, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle, C. heidecke, Kies- und Baustoffwerke Barleben GmbH & Co. KG, Wiedersdorfer Str. 3, 39126 Magdeburg, W. riedel, Max-Planck-Straße 18, 47447 Moers 61 Bergbauliche Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ) des Endlagers für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) götz-wolFraM thaUer Im Rahmen der Bergaufsicht über das ERAM wurde bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch das damals zuständige Bergamt Staßfurt die Forderung aufgestellt, Standsicherheitsnachweise für das Grubengebäude, insbesondere den stark durchbauten Zentralteil, sowie Integritätsnachweise für die Hangendschutzschicht zu erbringen, um damit entsprechend § 52 Abs. 4 BBergG nachzuweisen, dass die in § 55 Abs. 1 BBergG genannten Voraussetzungen für den sicheren Betrieb des Endlagers aus bergrechtlicher Sicht erfüllt sind. Die gebirgsmechanische Situation des Grubengebäudes des ERAM und einzelner Grubenbereiche ist deshalb in den vergangenen Jahren mit geomechanischen Modellbetrachtungen mehrfach untersucht und bewertet worden. Die Ergebnisse für den stark durchbauten Zentralteil zeigten, dass das Grubengebäude zwar standsicher ist, der Nachweis einer dauerhaften Integrität der Salzbarriere für diesen Grubenteil jedoch nicht gelingt. Zur Verbesserung der Integrität des Zentralteils ist deshalb seit Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Planung forciert worden, ausgewählte Grubenräume des Zentralteils mittels geeigneter, bergbauüblicher Versatzmaßnahmen zu stabilisieren. Dabei war nachzuweisen, dass die vorgesehene Versatzmaßnahme kompatibel zu den später durchzuführenden Maßnahmen zur Stilllegung des ERAM ist. Abb. 1: Offizieller Start der Versatzmaßnahme am 08.10.2003 im Beisein von Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Im Hintergrund die mobile Förderanlage der Fa. Schlumberger. (Foto: LAGB) 62 Abb. 2: Zur Verfüllung vorgesehene Abbaue im Zentralteil des Grubenfeldes Bartensleben, grün dargestellt. (Grafik: DBE) Nach Vorlage und Zulassung der notwendigen Betriebspläne konnte die Versatzmaßnahme am 24.09.2003 mit der Inbetriebnahme einer mobilen Versatzförderanlage begonnen werden. Wenige Tage später wurde am 08.10.2003 die Gefahrenabwehrmaßnahme während eines Festaktes durch den damaligen Bundesumweltminister Trittin offiziell gestartet (s. Abb. 1). Die Verfüllmaßnahme umfasste anfangs 20 Abbaue mit einem Volumen von ca. 630.000 m³. Im Verlaufe der Verfüllung der ersten Abbaue und der parallel dazu geführten Beobachtungs- und Prognosemethoden, ergab sich zur Gewährleistung des Erfolges der Gesamtmaßnahme die Notwendigkeit, weitere vier Abbaue im Bereich des Zentralteils in die Verfüllmaßnahme einzubeziehen. Gegenwärtig erstreckt sich damit die bergbauliche Gefahrenabwehrmaßnahme auf 24 Abbaue mit einem Gesamtvolumen von rund 790.000 m³, die bis zum Beginn des Jahres 2010 verfüllt werden sollen (s. Abb. 2). Der vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Betreiber des Endlagers - und der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern 63 für Abfallstoffe mbH (DBE) - als mit dem Betrieb des ERAM beauftragtes Unternehmen - zur Verfüllung der Abbaue konzipierte Versatzstoff (Salzbeton) besteht aus folgenden Komponenten: • • • ca. 38 % Steinsalz, je ca. 16 % Sand, Kalksteinmehl und Zement, ca. 14 % Wasser (Frischwasser und Salzlösung aus dem Spül- und Rückführprozess). Die zur Mischung und Förderung des Salzbetons eingesetzte Anlage besteht aus folgenden Hauptkomponenten: • Transportbetonmischanlage eines externen Zulieferers in unmittelbarer Nähe zum Betriebsgelände (s. Abb. 3), • • • • übertägige stationäre Salzbetonförderanlage (seit Mai 2004) (s. Abb. 4), Förderrohrleitungssystem mit Schachtfallleitungen und untertägigen Rohrtrassen zum Transport in den Zentralteil, Molch- und Verteilerstationen mit angeschlossenen flexiblen Leitungen zur Aufgabe in die zu verfüllenden Abbaue (s. Abb. 5), Rückführleitungssystem für Spülwasser und Überschusslösung mit untertägiger Sammel- und Pumpstation (s. Abb. 6). Mit der beschriebenen Versatzanlage können kontinuierliche Verfüllleistungen von bis zu 1.000 m³/Tag im Dreischichtsystem realisiert werden. Aufgrund des mit dem Abbindeprozess des Salzbetons auftretenden Wärmeeintrags ins Gebirge ist die Förderleistung gegenwärtig auf Abb. 3: Salzbeton-Mischanlage (Foto: LAGB). Abb. 4: Stationäre Förderanlage (Foto: LAGB). Abb. 5: Molch- und Verteilerstation (Foto: LAGB). Abb. 6: Spülwasserhaltung (Foto: LAGB). 64 Abb. 7: Spritzbetondamm (Foto: LAGB). Abb. 8: Bullflexdamm (Foto: LAGB). ca. 600 m³ pro Tag begrenzt worden. Damit ist sichergestellt, dass es während der Verfüllmaßnahme nicht zu unzulässigen thermodynamischen Beanspruchungen des umgebenden Gebirges kommt. Im Rahmen der Vorbereitung der zu verfüllenden Abbaue für die Aufnahme des Salzbetons, sind Infrastruktur- und Vorsorgemaßnahmen für die Rückhaltung des Baustoffes in den Abbauen und die kontrollierte Abführung der Überschusslösung aus dem Beton notwendig. Zur Rückhaltung des Baustoffs haben sich bereits Dämme aus Spritzbeton (s. Abb. 7), Salzgrus, Bullflexsystemen (s. Abb. 8) sowie Holzschalungssystemen (s. Abb. 9) bewährt. Je nach örtlicher Gegebenheit können somit verschiedene Verschlusssysteme zum Einsatz gebracht werden. Der Erfolg der Versatzmaßnahme wird durch ein Qualitätssicherungsprogramm für den Baustoff und den Verfüllprozess, die geotechnische Überwachung der Reaktionen des Gebirges und durch die fortgesetzte modellmechanische Nachweisführung sichergestellt. Seitens des LAGB erfolgt die bergaufsichtliche Begleitung der Gefahrenabwehrmaßnahme neben dem bergrechtlichen Betriebsplanzulassungsverfahren durch regelmäßige Befahrungen der Arbeitsorte, durch Überwachung des Verfüllfortschrittes und der Ergebnisse der geomechanischen Betriebsüberwachung sowie die sachverständige Prüfung und Bewertung von Einzelmaßnahmen und der Versatzqualität. Bis Ende 2006 war rund die Hälfte des gesamten bGZ-Versatzvolumens von ca. 790.000 m³ verfüllt. Es ist festzustellen, dass der Erfolg der bergbaulichen Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil, auch nach Auffassung der vom LAGB beauftragten Sachverständigen, mit wachsendem Fortschritt der Verfüllung und der bisher erzielten hohen Qualität der Ausführung, in zunehmendem Maße als gesichert angesehen werden kann. Anschrift des Autors: Abb. 9: Holzschalungsdamm (Foto: LAGB). G.-W. thaUer, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 65 Die geologische Entwicklung des Allertals im Quartär, abgeleitet aus der Übersichtskarte zur Quartärbasis (GK 25, Blatt 3732 Helmstedt) lJUBa stottMeister Die Ergebnisse der Revisionskartierung der ersten Auflage des Blattes 3732 Helmstedt (schMierer 1914) sind in den neuen Geologischen Karten, der Grundkarte (stottMeister, Jordan, & röhling 2003), der Karte ohne quartäre Bildungen (stottMeister, Jordan, & röhling 2004) und im Blatt Geologische Schnitte (stottMeister 2005) dargestellt. Die weiteren Arbeiten an der Kom- plettierung der GK 25 durch die Erläuterungen stehen kurz vor dem Abschluss. Einen Schwerpunkt bilden dabei die thematischen Beikarten im Maßstab 1 : 50 000, die die Kapitel Quartär, ur- und frühgeschichtliche Funde, Geophysik, Rohstoffe, Hydrogeologie und Baugrund begleiten und erläutern. Seit Ende 2006 liegen sie nun auch gedruckt vor. Abb. 1: Die Verbreitung, die Abfolge und die Mächtigkeiten einzelner stratigraphischer Horizonte des Quartärs im Blattgebiet (aus stottMeister et al. 2007). 66 Abb. 2: Verbreitung der quartären Sedimente (ungegliedert) und Tiefenlage der Quartärbasis im Blattgebiet (aus stottMeister et al. 2007). 67 In der Beikarte 2 sind z.B. gesondert die Verbreitung quartärer Sedimente, deren Abfolgen und Mächtigkeiten sowie die Lage der Quartärbasis dargestellt (Abb. 1 - 3). Die stratigraphische Zuordnung der Sedimente, die ca. 50 % des Gebietes überdecken, basiert u. a. auf der quartärpalynologischen Auswertung von über 1200 Proben (strahl 1997) und erlaubt die Rekonstruktion der geologischen Entwicklung des Gebietes während des Quartärs. Auf der Weferlingen-Schönebeck-Scholle sind quartäre Sedimente relativ großflächig vorhanden. Sie füllen Subrosionssenken oder Tälchen, die oft SW-NE streichende Störungen begleiten. Auf der Lappwald-Scholle ist die känozoische Decke auffällig dünn und lückenhaft. Insbesondere aber hebt sich das Allertal durch die weit verbreitete, fast lückenlose quartäre Abfolge heraus (Abb. 1). Das von Südosten nach Nordwesten fast exakt durch die Mitte des Blattgebietes verlaufende Allertal bildet auf dem Hutgestein der Salzstruktur eine Art Fuge zwischen der Weferlingen-Schönebeck- Scholle im Nordosten und der Lappwald-Scholle im Südwesten. Die Begrenzung des Allertals gegen die Weferlingen-Schönebeck-Scholle ist morphologisch entlang der Nordostrand-Störung stark ausgeprägt. Schwer fassbar ist dagegen die Südwestrand-Störungszone, die, oft von quartären Sedimenten verhüllt, das Allertal von der Lappwald-Scholle trennt (Abb. 2). Die Morphologie der Quartärbasis lässt im Südosten des Allertals stark eingetiefte Bereiche erkennen (Abb. 2 und 3), die ein teilweise > 90 m mächtiges und vollständiges, vom Präglazial bis Holozän umfassendes Quartär-Profil enthalten (Abb. 1). Im Nordwesten des Allertals sind dagegen nur geringmächtige Reste aus dem oberen Teil der Quartär-Abfolge erhalten geblieben. Infolge der Abtragung und Nivellierung des Reliefs, die im Gebiet unmittelbar nach dem Oligozän einsetzten, standen im Präglazial Teile des Hutgesteins der Allertal-Salzstruktur zwischen Schwanefeld und Alleringersleben nah bzw. direkt an der Oberfläche an. Die örtlich ungeschützte Abb. 3: Räumliches Modell der präquartären Oberfläche (vgl. Abb. 2; aus stottMeister et al. 2007). 68 Lage des Gipshutes bzw. die wasserdurchlässige Bedeckung aus Oberkreide-Sedimenten sowie die wasserwegsamen Störungen unterstützten die intensive Verkarstung des Gipses durch die Flüsse, insbesondere südwestlich von Groß Bartensleben und südlich der Allermühle. Die Reste von präglazialen Flussterrassen zeigen die Wasserwege aus Südost-Südwest über Bartensleben und Schwanefeld (Abb. 1) nach Nordosten und weiter über die FlechtingenRoßlau-Scholle zur Ur-Elbe. Die Einbrüche des Gipskarstes während des ersten Vorstoßes des Elster-Eises führten örtlich zu einer subglaziärhydromechanischen Auskolkung des Gipshutes (s. Abb. 2 und 3). Die Eis-Einbrüche in die Hohlformen und die Rutschungen der Moräne von den Hangschultern während der Eis-Schmelze führten zur chaotischen Lagerung der ersten, stark von Sedimenten der Umgebung belasteten Elster-Grundmoräne. Die zweite, die Hohlformen ausfüllende Elster-Grundmoräne besitzt dagegen ein normales Geschiebespektrum, das auch aus der Altmark bekannt ist. In 14 Bohrungen wurden Torfe, Schluff- und Kalkmudden nachgewiesen, die örtlich das vollständige Profil von der ausgehenden Elster-Kaltzeit und der HolsteinWarmzeit mit Übergängen in die nachfolgende Saale-Kaltzeit lieferten (Abb. 1). Das ermöglichte eine sichere stratigraphische Unterscheidung der elsterkaltzeitlichen Sedimente von den saalekaltzeitlichen. Da die saalekaltzeitlichen Sedimente überwiegend direkt über dem mesozoischen Untergrund lagern, ist dies ein Beweis für eine großflächige Ausräumung des Gebietes vor dem Vorstoß des Saale-Eises. Diese, wie auch später stattgefundene nachsaalekaltzeitliche Ausräumungen, erfolgten halokinetisch bedingt insbesondere im Nordwesten des Allertals. Dort ist lediglich eine stark ausgedünnte Decke aus Resten der saalekaltzeitlichen Sedimente erhalten geblieben (Abb. 1). Aus der Eem-Warmzeit sind keine Ablagerungen bekannt, woraus sich eine andauernde Erosion innerhalb des gesamten Allertals schließen lässt. Sedimente aus der Weichsel-Kaltzeit und aus dem Holozän sind großflächig nur südöstlich von Beendorf vorhanden. Im Nordwesten des Allertals sind sie fast ausschließlich an Auen der Aller und ihrer Zuflüsse gebunden, d. h. die Hebung des Gebietes findet dort heute noch statt. Literatur: schMierer, th. (1914): Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten mit Erläuterungen. Lieferung 185. Blatt Helmstedt. – Preuß. Geol. Landesanst., 113 S.; Berlin. stottMeister, l., Jordan, h. & röhling h.-g. (2003): Geologische Karte von Sachsen-Anhalt 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt, Grundkarte, 2. neu bearb. Aufl. – Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle/Saale. stottMeister, l., Jordan, h. & röhling h.-g. (2004): Geologische Karte von Sachsen-Anhalt 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt, Karte ohne quartäre Bildungen. – Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle/Saale. stottMeister, l. (2005): Geologische Schnitte 1 : 10 000 zur Geologischen Karte von SachsenAnhalt 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt. – Landesamt für Geologie und Bergwesen SachsenAnhalt; Halle/Saale. stottMeister, l. Jordan, h. & röhling, h.-g. (in Vorber. 2007): Erläuterungen zur Geologischen Karte 1 : 25 000 von Sachsen-Anhalt (GK 25), Blatt Helmstedt 3732, 2., neu bearbeitete Auflage. – Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle/Saale. strahl, J. (1997): Pollenanalytische Untersuchungen von 20 Bohrungen aus dem Erkundungs-Programm Endlager Morsleben. Abschlußbericht, Archiv-Nr. 116367. – Bundesanst. für Geologie und Rohstoffe; Hannover. Anschrift der Autorin: L. stottMeister, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 69 Geodaten für die zukünftige Bundesstraße B190neu peter Balaske & steFan wansa Die Trasse für den geplanten Neubau der Bundesstrasse B190neu erstreckt sich in der Altmark, im nördlichsten Teil von Sachsen-Anhalt zwischen Niedersachsen und Brandenburg in Ost-West-Richtung. Die in Planung befindliche zukünftige Bundesstrasse wird die Autobahnen in Niedersachsen mit der durch Sachsen-Anhalt führenden Nordverlängerung der A 14 (A 14N) verbinden. Sie wird weiterhin Teile Brandenburgs an die A 14N anbinden und damit künftig eine leistungsfähige, überregionale Ost-West-Verkehrsverbindung sein. Abb. 1 zeigt den Trassenkorridor für die verschiedenen Planungsvarianten mit der Wertigkeit der vorhandenen Geologischen Karten. Das LAGB konnte bereits zu Beginn der Planungsarbeiten für die Linienführung dem fe- derführenden Landesbetrieb Bau ein digitales geologisches Modell zur Bestimmung des Trassenkorridors zur Verfügung stellen, das mit dem Projekt „Darstellung der geologischen Oberflächenkarte im Bereich der Neubaustrecke B190neu“ erarbeitet wurde. Damit konnten rechtzeitig grundlegende geologische Kenntnisse, wie die zur Verbreitung der Auesedimente, die bautechnisch schwierig zu beherrschen sind, in der Planung berücksichtigt werden. Durch die Ausweisung geotechnisch günstiger Untergrundverhältnisse, z. B. auf Geschiebemergeln und sonstigen besser tragfähigeren Gesteinen hat das LAGB im Vorhinein einen Beitrag zur Kostensenkung für die Trassenerkundung und die Errichtung des Straßenbaukörpers geleistet und somit durch frühzeitige Bereitstellung der vor- Abb. 1: Wertigkeit der geologischen Dokumentation im Bereich der B190neu (Darstellung: Balaske, 2006). 70 handenen geologischen Informationen zu einer Optimierung der Gesamtplanung beigetragen. Dazu konnte das LAGB zunächst nur auf ein sehr heterogenes geologisches Modell zurückgreifen, das auf Karten und Unterlagen aus völlig verschiedenen Bearbeitungszeiträumen beruhte. Besonders für die östliche Altmark lagen lediglich veraltete Geologische Grundkarten vor (s.o. gelb eingefärbte Karten in Abb. 1). Generell bedürfen die ca. 120 Jahre alten Unterlagen der Überarbeitung im Sinne einer Revision. Sie lieferten für das Projekt aber dennoch eingeschränkt verwendbare Grundlagen. Für die Planung in dem zentralen Teil konnten die aktuellen Bearbeitungen der letzten Jahrzehnte genutzt werden. Zur Planung der westlichen Trassenführung wurden bislang unveröffentlichte Manuskriptunterlagen aus dem Archivbestand des LAGB aufgearbeitet und für das Projekt zugänglich gemacht. Für die nicht kartierten Gebiete der westlichen Altmark wurde auf kleinmaßstäbige Karten zurückgegriffen, insbesondere auf die Lithofazieskarten Quartär 1: 50 000, aus denen die Verbreitung der Gesteine an der Erdoberfläche abgeleitet wurde. In Abb. 1 ist der Bereich dieses besonders geringen Kenntnisstandes in Rot dargestellt. Die im Amt vorgenommene geologische Überarbeitung umfasste die Aktualisierung der Schichtenbeschreibung in den vorhandenen Karten und Manuskripten gemäß der aktuellen Nomenklatur, die Überarbeitung der Verbreitungsgrenzen sowie die Einbeziehung zwischenzeitlicher anthropogener Veränderungen wie z. B. an Halden, Tagebauen und Gewässern einschließlich der Wasserwege. Als Ergebnis liegt nun ein vereinheitlichtes geologisches Modell der oberflächennahen Verbreitung der Gesteine vor. Die Auflösung der Blattgrenzen gestattet das Aushalten großräumiger geologischer Körper und schafft somit einen Überblick über die Verbreitung von Sedimenten mit annähernd gleichen Eigenschaften. Das Bereitstellen dieser Daten im Geoinformationssystem des LAGB liefert abgestimmte Flächen- und Sachdatensätze mit der Möglichkeit, diese in weiteren Anwendungen zu nutzen. Dies eröffnet künftig die Perspektive, die digitalisierten Datensätze der Geologie mit anderen digitalen Daten zum Beispiel zu Schutzzonen, Überflutungsbereichen, Sperrflächen u. ä. zu verschneiden, d. h. zusammenzuführen und im Kontext zu bewerten. Auch sind Recherchen zu bestimmten Fragestellungen möglich, wenn dazu die fachspezifischen Parameter vorhanden sind. Erste Erfahrungen für eine solche Recherche zur „Verbreitung von Auesedimenten mit geringer bautechnischer Tragfähigkeit und häufiger Hochflutgefährdung“ liegen bereits vor. Das erarbeitete geologische Modell kann nicht nur in digitaler Form, sondern auch im Maßstab 1: 50 000 als Gesamtkarte oder in Form von Einzelkarten im Maßstab 1: 25 000 (GK25) bereitgestellt werden. Zwischenzeitlich hat der Landesbetrieb Bau Sachsen-Anhalt die Planung der Trassenvarianten für die B190neu auf den geologischen Grundlagen des LAGB abgeschlossen und erfolgreich im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vertreten. Anschriften der Autoren: P. Balaske & S. wansa , Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle 71 Datengrundlagen für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft und das Bodenbewertungsverfahren Sachsen-Anhalt henrik helBig & dieter FeldhaUs Anhand aktueller Aufgabenstellungen kann dargelegt werden, dass die im LAGB erarbeiteten Bodeninformationen eine breite Anwendung erfahren und entscheidungswirksam sind. 1. Aktivitäten zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft Die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft (EG-WRRL) verfolgt das Ziel eines umfassenden, flächendeckenden Gewässerschutzes und der Sicherung eines guten Zustandes der Oberflächengewässer und des Grundwassers. Die Bestandsaufnahme in Sachsen-Anhalt ergab, dass ca. 80 % der Grundwasserkörper und 99 % der Oberflächenwasserkörper dieses Ziel nicht erfüllen und unklar oder unwahrscheinlich ist, ob es überhaupt erreicht werden kann. Eine Hauptursache für diese schlechte Prognose wird in den verschiedensten Nährstoffeinträgen diffuser Quellen gesehen, die die Wasserkörper belasten. Allerdings bestehen bei der durchgeführten Bestandsaufnahme noch methodische Defizite, die mit ihrer Fortschreibung nach Artikel 5 der WRRL zu beheben sind und zu einer Validierung der bisher vorliegenden Risikoanalyse führen werden. Die weitere Untersuchung der nutzungsbedingten, anthopogenen Einwirkungen auf die Gewässer und deren Einzugsgebiete erfordert auch die Beobachtung der regionalen Entwicklung der diffusen Einträge und die Untersuchung der Wirkzusammenhänge zwischen dem Emittieren bzw. Ausbringen von Umweltschadstoffen und deren Eintrag in die Gewässer. Boden und Bodennutzung beeinflussen ganz entscheidend den Wasserhaushalt und die Wasserqualität. Sie beeinflussen insbesondere • das Schutzpotential der Grundwasserdeckschichten, • den Bodenwasserhaushalt, • die Bildung von Nährstoffpools, • geogene Stoffvorräte und deren Freisetzungsverhalten, • • die Austragswirksamkeit von Nährstoffbilanzüberschüssen sowie Einflüsse der Landnutzung und von Landnutzungsänderungen. Für Oberflächengewässer bestehen noch immer Informationsdefizite vor allem hinsichtlich der eintragswirksamen erosiven Stoffeinträge. Im Sinne eines Interessenausgleichs zwischen verschiedenen Nutzungsansprüchen ist eine verlässliche Grundlage für die Ableitung angemessener Umweltziele und Maßnahmen zu schaffen. Dies stellt hohe Anforderungen an Modelle und die hierin verwendeten Daten. 2. Bodendaten für die Quantifizierung von Stoffflüssen im Landschaftshaushalt Der Boden als zeitlich stabiles, hochintegrales und flächenhaftes Landschaftsmerkmal hat durch seine multifunktionale Bedeutung eine zentrale Stellung im Stoffhaushalt der Landschaft und ist zugleich Spiegel der Gesamtheit aller vergangenen und gegenwärtigen Naturund Nutzungsprozesse eines Standortes. Die Ermittlung, Verknüpfung und Bewertung von Boden- und Standortkennwerten für wasserwirtschaftliche Aufgabenstellungen ist aufgrund der Vielfalt der Bodenfunktionen sowie deren Beeinflussbarkeit durch Art und Intensität der Landnutzung von besonderer Bedeutung und zwar für die Qualität der Planungen sowie für den Erfolg der vorgeschlagenen Maßnahmen. Daraus resultieren hohe Ansprüche sowohl an die bodenkundlichen Basisdaten sowie an die Bodenfunktions- und Bodengefährdungskarten hinsichtlich deren Informationsgehalte und räumlichen Auflösung. Für die Landesfläche Sachsen-Anhalts wurden in den letzten Jahren durch das LAGB mehrfach Bodenbasisinformationen für komplexe Modellierungen im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie aufbereitet und bereitgestellt (s. Tab. 1). 72 Abb. 1: Die Karte der potentiellen Erosionsdisposition stellt das aus den natürlichen Faktoren Niederschlag, Hangneigung sowie Bodenqualität resultierende Risiko auf (unbedeckten) ackerbaulich genutzten Flächen dar. (Steininger et al. 2006). 73 Tab. 1: Projekte zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Sachsen-Anhalt, für die Bodeninformationen aufbereitet und bereitgestellt wurden. Projekttitel Jahr Auftragnehmer Auftraggeber Bodenkundliche Daten des LAGB Gutachten zur Beschreibung der Verschmutzung des Grundwassers durch diffuse Quellen aus der Landbewirtschaftung im Land Sachsen-Anhalt 2003 INL Halle LAU BÜK 200* Methodik zur Bewertung der landwirtschaftlichen Bodennutzung im Bundesland Sachsen-Anhalt unter Berücksichtigung des Zeitverhaltens der Stickstoffauswaschung 2004 UFZ LAU BÜK 200 + FDS** Ermittlung diffuser Stoffeinträge in Oberflächengewässer im Land SachsenAnhalt gemäß WRRL 2004 Geodaten i & a Berlin LHW BÜK 200 + FDS Verfahren zur Ermittlung von Bemessungshochwasserwerten Ermittlung der diffusen Einträge für Oberflächenwasserkörper SachsenAnhalts 2004 BAH Berlin LHW 2005 INL Halle LHW BÜK 200 + FDS VBK 50*** + FDS Diffuse Nährstoffeinträge in Gewässer durch Bodenerosion und Drainagen Modellierung der Nitratkonzentrationen im Sickerwasser des Bodens Modellgestützte Ermittlung von Abflusskomponenten für Wasserkörper des Landes Sachsen-Anhalt 2006 MISB LHW 2006 MISB LHW/ LLFG 2006 BAH Berlin LHW (Beginn) VBK 50 + FDS VBK 50 + FDS VBK 50 + FDS *Bodenübersichtskarte 1 : 200.000, BÜK **bodenkundliche FlächenDatenSätze ***Vorläufige Bodenkarte 1 : 50.000, VBK Die in 2006 begonnenen Projekte streben eine Aussageschärfe an, die nicht nur für die Bewertung der Gefährdung von Wasserkörpern im Rahmen der EG-WRRL anwendbar ist. Mit ihnen sollen auch die erforderlichen Maßnahmen, die in Maßnahmeplänen für jeden Wasserkörper aufzustellen sind, mit dem Nachweis ihrer Wirkung bestimmt und begründet werden. Die Ergebnisse werden auch in Vorgaben für die „gute landwirtschaftliche Praxis“ und in die Reglungen zur Umsetzung von EG-Bodenschutzrichtlinien einfließen. So bildet bspw. die Karte des Erosionsrisikos die fachliche Grundlage für Regelungen zum Erosionsschutz im gesetzlichen Rahmen des Direktzahlungen-VerpflichtungenGesetzes (s. Abb. 1). 3. Mitwirkung des LAGB bei der Erarbeitung des Bodenschutzverfahrens Sachsen-Anhalt Mit dem Bodenschutzausführungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (BodSchAG LSA) wird in § 8 die Erarbeitung eines „Bodenschutzplanes“ vorgesehen, der zur Durchsetzung von Bodenschutzzielen dient. Im Bodenschutzplan sollen u. a. die Eignung der Böden erstens zur Wahrnehmung der im Bundesbodenschutzgesetz genannten natürlichen Bodenfunktionen und zweitens als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte dargestellt werden. Der Bodenschutzplan soll in seiner Ausrichtung als Instrument des behördlichen Handelns Planungsträger und Öffentlichkeit erreichen. Er kann deshalb seiner Aufgabe nur gerecht werden, wenn auf 74 Abb. 2: Darstellung der digitalen Informationsebene „ackerbauliches Ertragspotential“ als Beispiel für eine Bewertungsebene des Bodenbewertungsverfahrens Sachsen-Anhalt (Hartmann & Helbig 2006). Bodenfunktion (BBodSchG) Methodendokumentation Erforderliche Informationen (Ad-hoc-AG Boden 2005) Kriterium Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen (LAU1) Standortpotenzial für spezialisierte Umweltministerium BadenKlassenzeichen der Bodenschätzung (Hutung, Moore, Geringstland) und Pflanzengesellschaften Württemberg (1995) Acker- bzw. Grünlandzahlen BRAMS et al. (1989), MÜLLER (2004) Bodentyp, Kationenaustauschkapazität, effektive Durchwurzelungstiefe, bodenkundliche Feuchtestufe, pH-Wert, Salz- u. Überflutungsböden Natürliche Bodenfruchtbarkeit Umweltministerium BadenKlassenzeichen der Bodenschätzung (Bodenzahl) Württemberg (1995) Ackerbauliches Ertragspotential RICHTER & ECKELMANN (1993) nFKWe, Grundwasser /Stauwasser, potenzielle Nährstoffgehalte, Klima Bestandteil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen (LAGB) Abflussregulationspotenzial Sächsisches Landesamt f. Umwelt Infiltrationsvermögen, Speicherkapazität, Klima, Hangneigung, und Geologie (2000), KARL (1997) Nutzungsart Sickerwasserrate WESSOLEK, DUIJNISVELD & TRINKS Nutzung, Niederschlag, Verdunstung, We, nFKwe, kf, kap. Aufstieg, (2003), WESSOLEK & TRINKS (2004) Neigung, Oberflächenabfluss Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere auch zum Schutz des Grundwassers (LAGB) Filtereigenschaften des Bodens DVWK (1988), BLUME & BRÜMMER Bodenart, Humusgehalt, pH-Wert gegenüber Schwermetallen (1991), MÜLLER( 2004) Verhalten von Organika im Boden LITZ & BLUME (1989); DVWK (1990) Bodenart bzw. Torfart, Tongehalt, Humusgehalt, Auflagenhorizonte, pHMÜLLER (1997, 2004) Wert Nitratauswaschungsgefährdung DIN 19732 nFKWe/FKWe, Grundwasser /Stauwasser, kapillarer Aufstieg / Trockenrisse, Mineralisierungspotenzial, Relief, Sickerwasser, Nutzung Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte (LAU) Archivböden und ihre ALTERMANN et al. 2003 Seltene Böden, besondere Bodeneigenschaften, wissenschaftlich und Schutzbedürftigkeit kulturgeschichtlich bedeutende Flächen und Profile, (Bodendenkmale, Paläoböden, ...), administrativ oder wissenschaftlich bedeutende Flächen (Versuchsflächen, Boden-Dauerbeobachtungsflächen) Empfindlichkeit des Bodens gegenüber Erosion (LAGB) potenzielle Erosion durch Wasser DIN 17908, SCHWERTMANN, VOGEL & Bodenart, Humusgehalt, Lagerungsdichte, Steingehalt, Hangneigung, KAINZ (1990) Hanglänge, Jahresniederschlag oder Niederschlag im Sommerhalbjahr potenzielle Erosion durch Wind DIN 19706 Bodenart, Humusgehalt, Feuchtestufe, Anbauverhältnisse 1 zuständige Behörde Tab. 2: Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen und -gefährdungen in Sachsen-Anhalt: Ausgewählte Kriterien, Methoden und Informationen (Weigel et al. 2006). 75 76 allen Planungsebenen bodenschutzrelevante Sachverhalte und landestypische Ziele in Form von digitalen Karten darstellbar, anwendbar und kontrollfähig sind. Es ist in den letzten Jahren in Sachsen-Anhalt gelungen, die Datenbasis für eine Bewertung der Bodenfunktionen auch für die hochauflösende Maßstabsebene entscheidend zu verbessern und zu vereinheitlichen. Auf dieser Grundlage wurden Kriterien abgestimmt, welche die für das behördliche Handeln wesentlichen Bodenfunktionen bzw. Bodenteilfunktionen bewerten (s. Tab. 2). Die flächendeckende Darstellung dieser Bewertungen liegt in Kürze in Form von digitalen Themenkarten anwendungsbereit vor (Beispiel s. Abb. 2). Durch das Bodenfunktionsbewertungsverfahren werden die Ziele und Prinzipien des Bodenschutzplans Sachsen-Anhalt inhaltlich und methodisch ausgestaltet. Künftig gilt es Regelungen zu finden, die diese Informationen in anderen Fach- und Rechtsbereichen wie Naturschutz, Bauplanung und Umweltverträglichkeitsuntersuchung anwendbar machen, damit das Schutzgut Boden auch dort von Beginn an angemessene Berücksichtigung findet. Literatur hartMann, K.-J. & helBig H. (2006): Bodenkundliche Basiskarten und thematische Bodenkarten. – In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 95-103 steininger, M., helBig, H. & schrödter M. (2006): Bodenkundliche Daten und Methoden in der EG-Wasserrahmenrichtlinie.- In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 105 - 113 weigel, A., BischoFF, M., FeldhaUs, D. & helBig H. (2006): Entwicklung des Bodenbewertungsverfahrens Sachsen-Anhalt. - In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 23-32 Anschriften der Autoren: H. helBig & D. FeldhaUs, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle 77 Boden-Dauerbeobachtung als ämterübergreifende Aufgabe in Sachsen-Anhalt Michael weller Das LAGB ist im Rahmen des Ausführungsgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt zum Bundes-Bodenschutzgesetz (BodSchAG LSA) in die Überwachung des Bodenzustandes eingebunden (§§ 10 und 11 BodSchAG LSA). Die Boden-Dauerbeobachtung im engeren Sinne erfolgt nach einer bundesweit abgestimmten Vorgehensweise (SAG 1991 – Sonderarbeitsgruppe „Informationsgrundlagen Bodenschutz“; Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Boden-Dauerbeobachtung“ 2000) durch die im Abstand von 5 bis 10 Jahren wiederholten Untersuchungen von Böden an speziellen Messplätzen – den BodenDauerbeobachtungsflächen (BDF). Das Boden-Dauerbeobachtungsprogramm begann in Sachsen-Anhalt 1990 mit der Einrichtung der ersten 3 Boden-Dauerbeobachtungsflächen. Die Einrichtungsphase konnte im Jahre 2004 beim Stand von 69 BDFs abgeschlossen werden. Infolge einer nachgezogenen Einrichtung wurde im Oktober 2006 ein Endstand von 70 BDFs erreicht Abb. 1: Lageskizze der Basis-BDF Biere. (s. Abb. 8). Parallel zur Einrichtung neuer BDFs wurden im Berichtszeitraum 15 BDFs wiederbeprobt, sodass mittlerweile bei 31 BDFs die Grundlage für eine erste Zeitreihenauswertung gelegt ist. 67 der 70 Boden-Dauerbeobachtungsflächen sind sog. Basis-BDFs, die nach vorgeschriebenem, bundeseinheitlichem Programm (s. o.) regelmäßig untersucht werden. Drei BDFs sind Intensiv-BDFs, bei denen über das Basisprogramm hinaus im Rahmen anderer, mit der Boden-Dauerbeobachtung verknüpfter Programme eine kontinuierliche Messwerterfassung hinsichtlich bestimmter Boden- und Witterungsparameter durchgeführt wird. Dies dient der Prozessanalytik, um über die reine Veränderungs-Dokumentation hinaus Aufklärung über die dafür verantwortlichen, im Boden ablaufenden Mechanismen zu erhalten. Der Betrieb der Intensiv-BDFs findet in Kooperation mit dem Landesforstbetrieb und dem Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle statt. 78 Abb. 2: Lageskizze der Intensiv-BDF Nedlitz (zugleich Level-II-Fläche). Die Boden-Dauerbeobachtung in Sachsen-Anhalt verfolgt drei wesentliche Zielstellungen: • aktuelle Zustandserfassung repräsentativer Standorte mit umfassendem Untersuchungsprogramm, • Vorhaltung von bodenkundlichen „Eichstandorten“ für die Landesfläche, • frühzeitige Feststellung etwaiger Bodenveränderungen an repräsentativen Standorten im Langzeitmonitoring (über Wiederholungsuntersuchungen), die eine Verdachtsprognose für das jeweils repräsentierte Gebiet erlauben. Eine (Basis-)Boden-Dauerbeobachtungsfläche besteht zunächst aus der eigentlichen Untersuchungsfläche, einer quadratischen, 30 x 30 m großen „Kernfläche“, die von einem 10 m breiten Randstreifen umgeben ist, sodass die gesamte BDF ein 50 x 50-m-Quadrat darstellt (s. Abb. 1). Auf der Kernfläche wird in einem bestimmten Turnus (i. allg. 10 Jahre) eine statistisch abgesicherte Probennahme im Oberboden durchgeführt, die einen Stichprobenumfang von 18 - 80 Einzelproben besitzt, sodass der Einfluss von Singularitäten infolge Heterogenität der Boden-, Nutzungs- oder Immissionsverhältnisse minimiert wird. Zur ungestörten Probennahme und zur Belegung der tieferen Horizonte wird parallel dazu eine Profilgrube im bzw. außerhalb des Randstreifens aufgeschlossen. Bei Intensiv-BDFs werden darüber hinaus Daten aus kontinuierlichen Messungen erhoben, für deren Erfassung entsprechende Messeinrichtungen installiert sind (z. B. Bodenfeuchte, Bodentemperatur, Witterungsparameter; s. Abb. 2). Dort sind auch Vorrichtungen zur Entnahme von Bodenwasserproben vorhanden. Zur exakten Wiederauffindung sind die Eckpunkte jeder BDF durch unterirdisch eingebaute Magnete gekennzeichnet; zusätzlich ist jede BDF geodätisch eingemessen. Grundlage für die Anzahl und Standortauswahl der einzurichtenden BDFs ist eine Studie der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg von 1993 (Altermann et al. 1993), die im Jahre 2000 eine Aktualisierung unter Zugrundelegung der zwischenzeitlich im Geologischen Landesamt Sachsen-Anhalt entwickelten Bodenübersichtskarte 1 : 200 000 sowie der damit verbundenen Bodenlandschaftskarte erfuhr (Altermann et al. 2000, 2001). Danach werden durch die mit Stand 2004 eingerichte- 79 ten 69 BDFs ca. 70 % der Landesfläche repräsentiert (s. Abb. 8). Repräsentanzkriterien sind: Bodenlandschaft, Bodengesellschaft, Nutzung, Klima, Belastung; dazu kommt als Vorgabe für die Standortauswahl die Anknüpfung an vorhandene Messnetze. Damit sind alle wesentlichen bodenkundlichen Kartiereinheiten durch Boden-Dauerbeobachtungsflächen repräsentiert. Die dabei verbleibende Landesfläche ist bodentypologisch zu kleingegliedert und zu heterogen, um sie mit BDFs zu belegen. Mit der Untersuchung von Einzelprofilen wird die Repräsentanz in der Fläche statistisch verdichtet und erweitert. Die Durchführung des Programms erfolgt arbeitsteilig in Zusammenarbeit verschiedener Landesbehörden, wobei die Zuständigkeiten durch Erlass geregelt sind („Aufbau und Betrieb des Bodenbeobachtungssystems des Landes Sachsen-Anhalt“ – Gem. RdErl. des MU, MW und ML vom 5. Dezember 1995). Danach ist das Landesamt für Geologie und Bergwesen für den bodenkundlichen Teil des BDF-Programms zuständig, das Landesamt für Umweltschutz für Schadstoff- und Immissionsuntersuchung sowie die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau für die Erfassung der Bewirtschaftungsdaten bzw. die zugehörigen Untersuchungen auf landwirtschaftlich und forstlich genutzten Flächen. Die beteiligten Behörden führen ihren jeweiligen Part selbst durch oder beauftragen Dritte mit den erforderlichen Untersuchungen. Dabei wird darauf geachtet, dass Wechsel der Verfahrensweisen bzw. der Standards soweit als möglich vermieden werden, damit die Ergebnisse vergleichbar bleiben. Um Letzteres zu gewährleisten, werden in erster Linie die behördeneigenen Labors mit der Analytik betraut, weil hier sowohl methodische als auch personelle Konstanz gewahrt und eine Ablaufund Ergebniskontrolle gesichert ist. Die Auswahl der zu untersuchenden Parameter erfolgt auf der Grundlage einer bundesweit verbindlichen Richtlinie (Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Boden-Dauerbeobachtung“ 2000), die gewährleistet, dass die Ergebnisse der Boden-Dauerbeobachtung über die Ländergrenzen hinweg ausgewertet werden können. Ein erstes Ergebnis der BodenDauerbeobachtung ist deshalb eine im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) durchgeführte bundesweite Auswertung. Für das Projekt „Länderübergreifende Auswertung von Daten der Boden-Dauerbeobachtung der Länder“ (Huschek & Krengel 2004), welches im Auftrage des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, wurden die Aufnahme- und Analysendaten von 40 bisher in Sachsen-Anhalt ausgewerteten BDFs auf dem Wege über das Landesamt für Umweltschutz an das Umweltbundesamt überstellt. Verwaltungsrechtliche Grundlage hierfür war die VV Datenaustausch (Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern über den Datenaustausch im Umweltbereich), die von der 42. Umweltministerkonferenz (UMK) im Mai 1994 beschlossen wurde. Im Gegenzug erhalten die Länder die im Laufe des Projektes entwickelte BDF-spezifische Datenbankstruktur zur eigenen Nutzung. Das UBA-Projekt führte erstmals eine auch bodenkundlich-fachliche Auswertung der bundesweit angelegten Boden-Dauerbeobachtungsflächen länderübergreifend durch. Das Projekt stellte zunächst – aufbauend auf den Angaben und Daten der Länder – methodische Betrachtungen zu den Erfordernissen und Möglichkeiten länderübergreifender BDF-Auswertungen an. In einem zweiten Schritt wurden die von den Ländern angelegten BDFs in Hinsicht auf eine bundesweite Darstellung des Bodenzustandes miteinander verglichen und quasi unitemporär statistisch betrachtet. Hierbei wurde vor allem Bezug genommen auf §§ 4, 7 und 8 Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) sowie die Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV), in denen die Vorsorge-, Prüf- und Maßnahmewerte sowie die geogenen und siedlungsbedingten Hintergrundgehalte und zulässigen Zusatzbelastungen in Böden festgeschrieben sind. Nachstehend sind exemplarisch die Daten für die Boden-Dauerbeobachtungsfläche BDF „Erxleben“ aufgezeigt, die eine großflächig verbreitete Bodenregion repräsentiert (s. Abb. 3 bis 5). Diese BDF wurde 1994 eingerichtet. 2003 fand die erste Wiederbeprobung statt. Zusammen mit den BDFs Querstedt, Gohre und Krevese repräsentiert sie die Bodenlandschaft „Stendaler Platten mit den Platten von Krevese, Arneburg, Tangermünde, Bismark-Stendal und dem Kalbeschen Werder“ innerhalb der Bodenlandschaftsgruppe „Altmark und Flämingvorländer“. Als Pseudogley-Fahlerde aus Geschiebedecksand über Geschiebelehm steht sie für eine typische Bodenausprägung der lehmigen Grundmoränenplatten der Altmark innerhalb der Bodenregion der Altmoränenlandschaften: 80 Boden-Dauerbeobachtungsfläche „Erxleben“ BDF 02 Basis-BDF Bodenlandschaften der lehmigen Grundmoränenplatten: Platte von Bismark-Stendal (Altmark) Bodentyp: Pseudogley-Fahlerde Abb. 4: Lage der BDF Erxleben in km-Genauigkeit. Abb. 3: Geländeansicht der BDF Erxleben. Bodenform nach KA 4: Pseudogley-Fahlerde aus kiesführendem Geschiebedecksand über Geschiebelehm über sehr tiefem kiesführendem Geschiebemergel SS-LF.p-(k)s(Sp)/g-l(Lg)///g-(k)l(Mg) Bodenform nach TGL: Salmtieflehm-Fahlstaugley m/lQ Profilbeschreibung n. KA 4 0 cm Ap Geschiebedecksand (holozän/pleistozän) 25 cm Sw-Ael 40 - 45 cm II Sw-Ael+Sd-Bt 60 cm Geschiebelehm mit Sandlinsen (pleistozän) II Sd-Bt Sandlinse Geschiebemergel (pleistozän) Abb. 5: Bodenprofil der BDF Erxleben. 165 cm III Bt-Srd-elCv Ap - dunkelgraubrauner Oberbodenhorizont, Su2, schwach kiesig, schwach humos, Einzelkorngefüge, locker, stark durchwurzelt Sw-Ael - fahlbrauner Oberbodenhorizont, Sl2, schwach kiesig (nestartige Kiesanreicherungen), sehr schwach humos, Einzelkorngefüge, locker, mäßig durchwurzelt, zahlreiche Rost- und Mn-Flecken II Sw-Ael+Sd-Bt - hellgelblichbrauner bis gelblichbrauner Übergangshorizont, Lts, sehr schwach kiesig, sehr schwach humos, Einzelkorn- bis säulig-prismatisches Gefüge, mäßig fest, sehr stark durchwurzelt, sehr viele Rost- und Mn-Flecken II Sd-Bt - grauer bis gelblichbrauner Unterbodenhorizont, Lts, sehr schwach kiesig, sehr schwach humos, Prismengefüge, mäßig fest, stark durchwurzelt, sehr viele Rost- und Mn-Flecken Sandlinse - Sandlinse: gelblichbraun, St2, kiesfrei, humusfrei, Einzelkorngefüge, locker, wurzelfrei, leicht bleichfleckig III Bt-Srd-elCv - hellgrauer Untergrundhorizont, Ls3, schwach kiesig, sehr schwach humos, Prismengefüge, fest, schwach durchwurzelt, gebleicht 81 Lage, Klima, Nutzung / Analysenwerte Höhe über NN: 35 m Niederschlag/Jahr: 526 mm mittl. Temperatur: 8,5 °C Reliefposition: Ebene Nutzung: Ackerstilllegung Neigung: keine Exposition: ohne Vegetation bei Aufnahme: Ackerunkrautgesellschaft Tab. 2: Bodenphysikalische Parameter. Bodenphysikalische Parameter Korngrößenanteile [Masse-% am Feinboden] Ton Schluff Sand Horizont Ap Sw-Ael II Sw-Ael+Sd-Bt II Sd-Bt Sandlinse im II Sd-Bt III Bt-Srd-elCv 5 8 28 27 6 19 21 22 23 21 4 30 74 70 49 52 90 51 Skelettgehalt [M.-%] Feinbodenart n. KA4 (Untergruppe) Gesamtbodenart n. KA4 TRD 3 [g/cm ] GPV [Vol.-%] nFK [Vol.-%] kf Wert (Median) [cm/s] Su2 Sl2 Lts Lts St2 Ls3 (k)s (k-w)s l l s (k-w)l 1,62 1,80 1,77 1,80 1,77 1,92 39 32 33 32 33 27 12-16 6-11 4-7 5-9 15-20 6-8 1,93E-03 1,07E-03 1,09E-01 0,00E+00 4,07E-04 5,00E-04 Pb Zn 4 5 1 1 0 3 Tab. 3: Bodenchemische Parameter. Bodenchemische Parameter pH CaCO3 Humus T-Wert V-Wert [Masse- [Masse[cmolc/kg] (CaCl2) %] [%] %] Horizont Ap Sw-Ael II Sw-Ael+Sd-Bt II Sd-Bt Sandlinse im II Sd-Bt III Bt-Srd-elCv 6,2 6,2 5,7 6,2 7,2 7,7 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 9,6 1,2 0,2 0,3 0,2 0,0 0,3 4 2 9 9 3 6 Anorganische Schadstoffe [mg/kg TS] Cd 75 65 56 67 100 100 Cr <0,65 <0,65 <0,65 <0,65 <0,65 <0,65 Cu 21,3 20,9 59,5 57,2 13,0 46,1 Hg 4,8 3,7 13,4 13,8 3,5 9,7 Ni 0,06 0,05 0,08 0,22 <0,03 <0,03 11,4 16,9 34,8 42,7 12,5 29,9 12,2 <8,8 <8,8 <8,8 <8,8 <8,8 26,1 22,9 54,3 58,6 22,4 69,9 Porenverteilung nach Horizonten 4,8 5,2 6,6 4,5 67,9 67,1 67,8 67,3 6,3 17,7 3,43,0 4,1 20,6 17,0 15,3 2,9 0,7 3,3 61,2 1,7 5,3 3,7 3,5 6,3 SV (Subst.-Vol.) FP (<0,2 µm) 1,9 MP2 (0,2-3 µm) 4,2 13,3 4,5 8,7 MP1 (3-10 µm) GP2 (10-50 µm) 72,7 0% 20% 17,2 40% 60% GP1 (>50 µm) 3,0 2,6 2,8 1,7 80% 100% Abb. 6: Porenverteilung nach Horizonten. Wasserdurchlässigkeit k f [cm/s] 1,00E+00 k f [cm/ s] s=57,2% s=144,6% 1,00E-03 1,00E-04 1,00E-05 s=244,9% s=231,6% s=219,7% 1,11E - 0 1 1,00E-01 1,00E-02 s=81,8% 1,15 E - 0 1 1,0 9 E - 0 1 1,3 9 E- 0 2 1,0 6 E- 0 2 1,9 8 E - 0 3 1,9 3 E- 0 3 1,0 7 E - 0 3 1,6 5 E - 0 3 Su2 (Sk 4,2%) S l2 (Sk 4,9%) Abb. 7: Wasserdurchlässigkeit. Variatio nsko effizient Lt s (Sk 0,7%) Lt s (Sk 0,5%) 4 ,0 7 E- 0 4 St 2 2 ,3 6 E - 0 5 (Sk 0,1%) 1,0 0 E - ∞ 5 ,0 0 E- 0 4 Ls 3 (Sk 2,5%) arithm. Mittel n = 6 (5) Median geometr. Mittel F e inbo de na rt n. KA 4 (m. Ang. d. Skelettanteils in Vo l.-%) 82 Abb. 8: Lage der Boden-Dauerbeobachtungsflächen in Sachsen-Anhalt mit Hinterlegung der für die Bodenrepräsentanz maßgeblichen Bodenlandschaftsgliederung, Orginal 1 : 400 000 (LAGB, 2006). 83 Literaturverzeichnis ad-hoc-arBeitsgrUppe Boden [der Geologischen Landesämter und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe der Bundesrepublik Deutschland] (1994): Bodenkundliche Kartieranleitung. – 4. Aufl. („KA 4“; d.Red.). – Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und die Geologischen Landesämter in der Bundesrepublik Deutschland, Hannover. – In Kommission: E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. ad-hoc-arBeitsgrUppe „Boden-daUerBeoBachtUng“ [des ständigen Ausschuss Informationsgrundlagen der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO)] (2000): Boden-Dauerbeobachtung: Einrichtung und Betrieb von Boden-Dauerbeobachtungsflächen. – In: rosenkranz, d; BachMann, g.; einsele, g. & harress, H.-M. (Hrsg.): BodenschUtz – Ergänzbares Handbuch der Maßnahmen und Empfehlungen für Schutz, Pflege und Sanierung von Böden, Landschaft und Grundwasser. – 32. Lfg. XI/00. – Erich Schmidt Verlag, Berlin. alterMann, M.; schrödter, M.; steininger, M. & treFFlich, a.; mit Beiträgen von D. kopp und W. schwanecke (1993): Aufbau eines Bodenbeobachtungssystems in Sachsen-Anhalt – Studie: Naturwissenschaftliche Grundlagen. – Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Landwirtschaftliche Fakultät, Institut für Standortkunde und Agrarraumgestaltung, Halle. (unveröffentlicht) alterMann, M.; steininger, M. & dehner, U. (2000; m. Ergänzungen 2001): Statistische Analyse bodenkundlicher Inhalte der Bodenlandschaften Sachsen-Anhalts zur Übertragung von Ergebnissen der BodenDauerbeobachtung in die Fläche. – Mitteldeutsches Institut für angewandte Standortkunde und Bodenschutz, Halle. (unveröffentlicht) Ausführungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt zum Bundes-Bodenschutzgesetz (Bodenschutz-Ausführungsgesetz Sachsen-Anhalt – BodSchAG LSA) vom 2.4.2002. – GVBl. lsa Nr. 21/2002, s. 214-219, Magdeburg. Gem. RdErl. des MU, MW und ML vom 5.12.1995: Aufbau und Betrieb des Bodenbeobachtungssystems des Landes Sachsen-Anhalt. – MBl. LSA, Nr. 6/1996, S. 112-115, Magdeburg. hUschek, G. & krengel, D. (2004): Länderübergreifende Auswertung von Daten der Boden-Dauerbeobachtung der Länder. – (= UBA-Texte 50/04). – Umwelt- bundesamt, Berlin. KA 4 – siehe Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden SAG – Sonderarbeitsgruppe „Informationsgrundlagen Bodenschutz“ [der Umweltministerkonferenz] (Hrsg., 1991): Konzeption zur Einrichtung von Boden-Dauerbeobachtungsflächen. – Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, München. TGL 24300/01-19 (1975-86): Standortaufnahme von Böden / Aufnahme landwirtschaftlich genutzter Standorte. – Verantw.: Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, Berlin. – Staatsverlag der DDR / Verlag für Standardisierung, Berlin, Leipzig. Weiterführende Literatur Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Hrsg., 1997): Bodenbeobachtung im Land Sachsen-Anhalt. – (= Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 23). – Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Hrsg., 2000): Bodendauerbeobachtung im Land Sachsen-Anhalt. – (= Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 35). – Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle. weller, M. (2006): Böden unter Dauerbeobachtung – Monitoring als Vorsorgeaufgabe. – In: Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Bodenbericht 2006, S. 53-64. – Halle (Saale). Anschrift des Autors: M. weller, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle Norm-Vega 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 Pararendzina 10 10 Tschernosem aus Löss 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Fahlerde 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Podsol aus Sand Braun-Fahlerde 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Hochflächen-Böden Typische Böden der Bodenlandschaften in Sachsen-Anhalt, Lackprofile des Bodenkabinetts im LAGB (Foto: Esters, LAGB) 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Auen-Böden 84 85 Von bodenkundlichen Grundlagen zu systematischen Flächeninformationen klaUs-Jörg hartMann Bodenkundliche Flächeninformationen und Bodenkarten liegen für das Land Sachsen-Anhalt in den Übersichtsmaßstäben ≤ 1 : 100 000 flächendeckend vor (hartMann 2005, 2006a/b). Aktuelle Aktivitäten betreffen die Bearbeitung von Blättern der Bodenübersichtskarte 1 : 200 000, die die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) herausgibt (s. Abb. 1). Landeskarte und Blattschnittbearbeitungen unterscheiden sich in der Nomenklatur. In der Landeskarte entspricht diese der TGL 24.300 - in den Blattschnittbearbeitungen die, der Bodenkundlichen Kartieranleitung. Während die Legendeninhalte der Landeskarte Leitbodenformen abbilden, beinhalten die Blattschnittbearbeitungen eine über Ländergrenzen hinaus abgestimmte Vergesellschaftung. Zur kurzfristigen Deckung des Informationsbedarfs im Maßstab 1 : 50.000 wurde eine vorläufige, digitale Bodenkarte 1 : 50 000 (VBK50) auf Grundlage vorhandener Unterlagen entwickelt (hartMann 2006a/b). Aktuelle Arbeiten beschäftigen sich mit der Analyse und Eliminierung von Fehlstellen sowie der Qualitätsprüfung. Neben der Bearbeitung dieser Flächen, für die in der VBK50 noch keine Informationen vorhanden sind, liegen die methodischen Schwerpunkte in der Erfassung des aktuellen Bodenzustandes im Land und der Entwicklung bodenkundlicher Informationen für den Maßstabsbereich 1 : 10 000/25 000. Bodenkundliche Grundlagen Das Land Sachsen-Anhalt gliedert sich in sieben Bodenregionen (s. Abb. 1) mit einem spezifischen Inventar an bodentypologischen Einheiten (Kainz 2006a). Bei den verwendeten Einheiten der Boden(sub)typen handelt es sich um systematische Gliederungsebenen mit typischen Bodenhorizonten und Horizontfolgen. Bodenhorizonte haben charakteristische Eigenschaften und spiegeln spezifische Prozesse der Bodenentwicklung wider. Am Beispiel der Landeshauptstadt Magdeburg lässt sich das Ne- beneinander verschiedener Bodentypen und der menschliche Einfluss auf die Böden beobachten. Magdeburg liegt in den Bodenregionen der Fluss- sowie Löss- und Sandlösslandschaften. Der Anteil natürlicher und anthropogener Böden beträgt jeweils ca. 50 %. Das Spektrum erstreckt sich von natürlichen Löss- und Auenböden über eine Übergangszone mit anthropogen veränderten und überprägten Böden, die einerseits aus der gärtnerischen Tätigkeit des Menschen mit einer Anreicherung organischer Substanz bzw. einer Überdeckung der Böden mit anthropogenen Substraten resultiert, und endet bei vollständig versiegelten und veränderten Böden (MöBes & k ainz 2005). Hierbei kann das Bodenprofil, das sich vor mehr als 1000 Jahren an der Oberfläche befand, meterdick mit verschiedenen Materialien natürlichen und anthropogenen Ursprungs bedeckt sein (schönBerg & MöBes 2005). Derartige Betrachtungen erfordern Informationen zum Inventar und Zustand der Böden. Im Rahmen eines Projektes zur Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt erfolgt eine derartige Inventur (k ainz 2006b). Hierbei werden nach definierten Kriterien an 770 Standorten repräsentative Bodenprofile bodenkundlich aufgenommen, dokumentiert, beprobt und analysiert. Die Analysen beinhalten bodenkundliche Basisparameter und Untersuchungen zu Nähr- und Schadstoffen. Aufgrund der qualitativ hochwertigen bodenkundlich/geologischen Aufnahme eigenen sich die aus diesen Profilen abgeleiteten Substrat-HorizontGruppen (SHG) zur inhaltlichen Untersetzung des vorhandenen Systems. Bei den SHG wird davon ausgegangen, dass wesentliche Einflussgrößen für bodenphysikalische (und auch chemische) Eigenschaften durch Substrat- (Bodenart und geologisches Ausgangssubstrat) sowie Horizontmerkmale bestimmt sind. Gleiche SHG weisen unter gleichen äußeren Bedingungen gleiche Eigenschaften auf. Eine typische Abfolge der SHG, entsprechend systematischer Vorgaben, bildet eine Standardbodenform, die in den Karten Legendeneinheiten inhaltlich beschreibt. Auf Grundlage vorhandener Profilin- 86 Abb. 1: Bearbeitungsstand der BÜK 200 (Blattschnitt) für das Land Sachsen-Anhalt (Hartmann, LAGB). 87 formationen lassen sich die SHG mit bodenkundlichen Basisparametern hinterlegen. Die Gegenüberstellung von Basisparametern und Kennwerten der SHG mit Daten anderer Quellen zeigt eine gute Übereinstimmung (hartMann 2005). Während die bisher vorhandenen SHG, die aus der Profildatenbank SABO_P mit einem heterogenen, in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren entstandenen Profildatenbestand stammen, die Bodenform auf dem Niveau der Bodentypen charakterisieren, erlaubt der entstehende homogene Datenbestand eine Bearbeitung der Subtypen und die Zuordnung der SHG zu Landschafts-, Nutzungs- oder Belastungsbereichen (k ainz 2006b). Dieser homogene Datenbestand wird durch die in SABO_P verfügbaren Bodenprofile, die eine entsprechende Qualität aufweisen, ergänzt (k ainz 2005). Die Inhalte der SHG und die Standardprofile stellen die für Auswertungen erforderlichen Basisparameter bereit (s. Tab. 1), um auf Grundlage vorhandener bodenkundlicher Karten unter Einsatz ergänzender Informationen Landschaftseigenschaften und thematische Flächendarstellungen zu entwickeln (hartMann & helBig 2006). Systematische Flächeninformationen Seitens verschiedenartigster Nutzer besteht ein Bedarf an großmaßstäbigen Bodeninformationen. Das Spektrum erstreckt sich von flächenbezogenen Anforderungen des Bodenschutzes bis hin zur teilflächenspezifischen Be- wirtschaftung landwirtschaftlicher Standorte. Die Bodenschätzung liegt in Sachsen-Anhalt digital als großmaßstäbige Grundlage mit Grablochbeschrieben und Klassenflächen vor. Während die Klassenflächen der Bodenschätzung aufgrund ihrer Auflösung den Forderungen der Planung erst einmal genügen, kann sie die Anforderungen einer teilflächenspezifischen Wirtschaftsweise nur eingeschränkt befriedigen (doMsch et al. 2006). Dieser Umstand resultiert aus der inhaltlichen Heterogenität der homogen dargestellten Klassenflächen (s. Abb. 2). Hochauflösende Flächeninformationen Die teilflächenspezifische Bewirtschaftung erfordert hochauflösende, flächenscharfe Informationen. Ein Parameter, der mit vergleichbar geringem Aufwand flächenhaft erfasst werden kann, ist die elektrische Bodenleitfähigkeit (EC). Die EC wird durch Bodenwassergehalt und –temperatur, die Leitfähigkeit der Bodenlösung sowie Tonund Humusgehalte bestimmt. Abhängig von den Messbedingungen, insbesondere von Zeitpunkt und Flächengröße, sind Bodenwassergehalt und –temperatur sowie Leitfähigkeit der Bodenlösung konstant. Daraus folgt, dass Messungen der EC auf einem Schlag im Wesentlichen ein Muster der Ton- und Humusgehalte wiedergeben (doMsch et al. 2006). Durch Kalibrierung der ECMesswerte mit Informationen zu Bodenart bzw. Tongehalt, die in Form kartierter Bodeprofile und/ oder Grablochbeschrieben der Bodenschätzung Tab. 1: Beschreibung bodenfunktionsrelevanter Kriterien mit Kennwerten und Basisparametern (hartMann et al. 2005). Kriterium Kennwerte Basisparameter - • Feldkapazität (FK) • Nutzbare Feldkapazität (nFK) • Wasserleitfähigkeit (kf-Wert) o Bodenart o Humusgehalt o Lagerungsdichte o Grobbodengehalt • Feldkapazität (FK) • nutzbare Feldkapazität (nFK) • Kationenaustauschkapazität (KAK) o Bodenart o Humusgehalt o Lagerungsdichte o Grobbodengehalt o Kalkgehalt o pH-Wert - Abflussregulation Beitrag des Bodens zur Grundwasserneubildung (Sickerwasserrate) Allgemeine Beurteilung des Wasserhaushalts eines Standorts Nährstoffpotenzial und Nährstoffverfügbarkeit für basische Kationen Bindungsstärke des Bodens für Schwermetalle Bindung und Abbau von organischen Schadstoffen Säureneutralisationsvermögen Retention des Bodenwassers Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung 88 Abb. 2: Inventar und inhaltliche Heterogenität am Beispiel der elektrischen Leitfähigkeit einer landwirtschaftlichen Fläche. Es handelt sich um ein 53 ha großes Areal, das 42 Klassenflächen mit 20 verschiedenen Klassenzeichen beinhaltet (Hartmann, LAGB). vorliegen, lassen sich Bodenart bzw. Tongehalt in der Fläche regionalisiert darstellen (hartMann et al. 2006). Diese Informationen können den Landwirt bei teilflächenspezifischen Wirtschaftsweisen unterstützen. Standardklassenzeichen der Bodenschätzung Profil- bzw. Grablochinformationen basieren, in Abhängigkeit der Einstufungsgrundlage für bis zu 70 % der Klassenzeichen eine vergleichbare Einordnung erzielen. Bei Verfahren, die im Wesentlichen die Informationen der Klassenzeichen nutzen, liegen die Übereinstimmungen bei 50 % (hartMann & dehner 2006). Bodenprognosekarten Die Bodenschätzung liegt in Sachsen-Anhalt mit mehr als 400.000 Grablochern und 380.000 Klassenflächen digital vor. Der Wert der Bodenschätzung als Informationsgrundlage für bodenkundliche Fragestellungen ist allgemein anerkannt. Für den praktischen Einsatz erfordert der Datenumfang eine anwendungsbezogene Auswertung. Hierzu werden auf Basis der Grablochbeschriebe Standardprofile entwickelt. Die Standardprofile beinhalten mit Basisparametern und Kennwerten belegte Schichten. Den Basisparametern lassen sich Kennwerte zuordnen und aus diesen weitere Eigenschaften ableiten (hartMann & dehner 2006). Zur inhaltlichen Darstellung der Ergebnisse dienen die Schätzungsrahmen (s. Tab. 2). Die räumliche Darstellung erfolgt auf Grundlage von Klassenflächen (s. Abb. 3). Ein Vergleich mit anderen Verfahren zeigt, dass methodisch unterschiedliche Ansätze, die auf Im Gegensatz zu den Parametern und Kennwerten, die einzelne Eigenschaften klassifiziert beschreiben, beinhalten die bodensystematischen Einheiten Informationen über komplexe Zusammenhänge, die sich im Zusammenspiel verschiedenartigster Faktoren entwickelt haben. Durch Analyse der für die Bodenbildung relevanten Faktoren und ihrer Kombination am Standort lassen sich Ableitungskriterien formulieren (s. Tab. 3). Auf Grundlage derartiger Kombinationen und Kriterien werden mit Verfahren der datenbasierten Modellierung, z.B. künstliche neuronale Netze, Entscheidungsbäume (hartMann et al. 2006), und/oder statistische Methoden wie Clusteranalysen (k astler et al. 2005), regelmäßige Muster abgeleitet und die Verteilung von Bodentypen und Eigenschaften in definierten Gebieten prognostiziert. Als Ergebnis entstehen Bodenprognosekarten. Aktuelle Daten bilden die Grundlage für die Be- 89 schreibung der Faktoren. Zu den Eingangsdaten gehören: • • • • • • • verschiedene Reliefparameter und Höhendaten (DGM), Profilinformationen, Interpretation von Grabloch- und Schichtbeschrieben der Bodenschätzung, Informationen zu Gewässern und Wassereinfluss, Geologie, Nutzung, Klima. Tab. 2: Einordnung KAKpot (cmol/kg) in den Ackerschätzungsrahmen. Bodenart Entstehung S D Al V Sl D Al V lS D Lö Al V Vg SL D Lö Al V Vg sL D Lö Al V Vg L D Lö Al V Vg LT D Al V Vg T D Al V Z 1 9,3 u 2 6,2 6,2 s 3 4,4 3,7 6,5 7,4 5,0 5,0 5,1 6,6 10,2 6,4 9,0 8,6 10,8 8,6 12,7 9,5 11,6 12,8 10,4 14,7 7,8 9,5 6,8 6,8 17,6 13,2 12,6 15,2 12,7 12,7 13,8 13,2 14,7 17,8 13,8 17,7 18,4 19,0 17,0 14,1 13,7 17,5 17,6 16,5 21,2 6,6 33,0 26,4 26,8 22,0 19,2 22,9 28,0 7,0 30,8 32,5 28,0 17,2 28,6 t 4 2,6 2,6 3,4 2,6 3,8 3,4 3,8 7,1 5,3 3,2 3,8 5,4 10,4 6,4 4,6 5,2 15,3 11,6 14,6 6,8 5,7 20,8 13,0 17,4 5,8 10,4 25,6 24,8 11,4 27,6 29,7 28,3 28,6 a 5 3,4 2,6 2,6 2,6 2,6 2,2 3,4 n 6 2,0 2,6 2,6 4,0 3,4 1,8 4,6 5,0 4,0 6,8 4,2 9,2 4,2 d 7 2,0 2,0 4,2 5,2 5,8 4,4 3,2 12,6 5,0 11,6 15,5 6,9 4,0 4,6 3,8 5,6 20,0 18,3 12,3 11,6 13,6 15,0 16,4 4,8 3,2 11,8 5,0 3,1 6,0 27,4 21,6 26,8 29,4 9,1 5,6 29,4 9,7 5,6 4,6 29,4 24,2 26,4 27,2 Einstufung nach Ka 5 sehr gering < 4 cmol/kg gering 4 < 8 cmol/kg mittel 8 < 12 cmol/kg hoch 12 < 20 cmol/kg sehr hoch 20 < 30 cmol/kg extrem hoch 30 ≤ cmol/kg 90 Abb. 3. Herkunft und thematische Informationen auf Grundlage von Standardklassenzeichen. Die Inhalte der Eingangsinformationen und die daraus resultierenden Faktorenkombinationen unterscheiden sich in Abhängigkeit der betrachteten Räume und Bodenregionen. Ergebnisse liegen für das Schwarzerdegebiet (s. Tab. 3) und Auengebiete vor. In den Auen bestimmt die Höhe über der Tiefenlinie den Grundwassereinfluss und somit die hydromorphen Eigenschaften der Böden. Es lässt sich eine Abfolge von trockenen Regosolen (RQ) auf Dünen- und Flugsandfeldern zu feuchteren Vegen (AB) und Gleyen (GG) beobachten (s. Abb. 4). Dieser Zusammenhang findet sich sowohl bei Kartierungen (graBe et al. 2005) als auch Clusteranalysen (k astler et al. 2005). Ausblick Aktuell befindet sich das Blatt Madeburg (CC 3934) der BÜK 200 in Bearbeitung. Anschließend folgt 2007 das Blatt Goßlar (CC 4726). Wesentliche Schwerpunkte bilden • Fortsetzung der Profilaufnahmen im Zusammenhang mit der Bodenzustandserfassung, • Fehlstellenbeseitigung in der VBK, • Weiterentwicklung des Themenkomplexes großmaßstäbiger Bodeninformationen. 91 Tab. 3: Ableitungskriterien für Bodentypengesellschaften im Schwarzerdegebiet (hartMann et al. 2005) Bodentypengesellschaft Kriterien RR, BB-RR • relative Profilkrümmung > 30 RN, BB-RN, (BB) • Hangneigung > 4° • Mittelwert Strahlungsenergie vom 21. Juni bis 21 Dezember > 4000 Watt/m2 • kleinflächiges Auftreten BB, BB-RN, RN-BB, RN • Hangneigung > 4° • Mittelwert Strahlungsenergie vom 21. Juni bis 21 Dezember > 4000 Watt/m2 TC, (TT, BB-TC) • • • • TT, BB-TT, (TC) • 500 – 550 mm Jahresniederschlag • klimatische Wasserbilanz < –3,4 TT-LL, LL-TT, BB-TT, (LL, LF) • 550 – 600 mm Jahresniederschlag • klimatische Wasserbilanz zwischen –3,4 und 31,1 500 – 550 mm Jahresniederschlag klimatische Wasserbilanz < –3,4 Hangneigung <1° Carbonatgehalt< 9 dm unter Flur (DOK A MMK) LL, LF, (SS-LL, SS-LF, BB- • klimatische Wasserbilanz > 31,1 LL, BB-LF) YK, GG-YK, GG-TT, GG-LL • relative Profilkrümmung < -20 AB, GG-AB ,AB-GG, GG, YK, GG-YK • Überflutungssimulation, beitragende Flächen > 160 ha • Überflutungshöhe 1,3 m Abb. 4: Höhenlage von Bodentypen über der Tiefenlinie (graBe et al. 2005). 92 Literatur doMsch, h., hartMann, k.-J.& Boess, J. (2006): Welche Bodeninformationen nutzen?, Neue Landwirtschaft 10/2006, 26-28 graBe, M., hartMann, k.-J., Jahn, r.& scholten, t (2005): Erstellung einer Bodenkonzeptkarte für Auenbereiche der Schwarzen Elster, Mitteilgn. Dtsch. Bodenkundl. 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Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 71-88 hartMann, k.-J. & dehner, U.(2006): Bereitstellung bodenkundlicher Parameter und Kennwerte für Klassenzeichen der Bodenschätzung, Mitteilgn. Dtsch. Bodenkundl. Gesellsch., 108, 113-114 hartMann, k.-J., Behrens, th., Boess, J., doMsch, h., scholten, th. (2006): Konzept zur integrierten Daten-basierten Modellierung räumlich hochauflösender bodenkundlicher Informationen. - In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 99104 hartMann, k.-J. & helBig, h. (2006): Bodenkundliche Basiskarten und thematische Bodenkarten. - In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 95-103 k ainz, w. (2005): Substrat-Horizont-Gruppen Bausteine für Bodeneinheiten, Mitteilgn. Dtsch. Bodenkundl. Gesellsch., 106, 81-82 Kainz, W. & Fleischer, C. (2006): Böden in Sachsen-Anhalt. - In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 33-52 Kainz, W. (2006): Erfassung des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt. - In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 65-70 k astler, M., hartMann, k.-J.& Jahn, r. (2005): Analyse des Auftretens bodensystematischer Einheiten in der Elbaue auf Grundlage rasterorientierter Eingangsdaten, Mitteilgn. Dtsch. Bodenkundl. Gesellsch., 107/1, 353-355 MöBes, a. & k ainz, w. (2005): Der Boden unter unseren Füssen, in: Magdeburg – auf Fels gebaut, Landeshauptstadt Magdeburg, 99/2005, 50-59 schönBerg, g. & MöBes, a. (2005): Erdgeschichtliche Betrachtungen zum Domplatz in Magdeburg, Schaufenster der Archäologie, 29-32 Anschrift des Autors: K.-J. hartMann, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 93 Fachliche und ökonomische Bewertung der Teilautomatisierung Korngrößenanalyse nach Köhn claUdia Fleischer, dieter FeldhaUs & steFFen lotz Problemstellung In der Bodenkunde, der Geologie und in der Baugrunduntersuchung werden über die Korngrößenverteilung Bodenarten oder Bodengruppen definiert. Diesen Klassenbildungen liegen Korngrößenuntersuchungen nach der Methode von Köhn (1928) zu Grunde. Damit stützen sich eine Vielzahl wesentlicher Definitionen von Bodeneigenschaften auf die Ergebnisse der Korngrößenuntersuchung. Die Analyse der Korngrößenverteilung stellt selbst keine exakte Messung der Größe von Mineralkörnern dar. Die Bestimmung der Korngröße unterliegt vielmehr Konventionen. Die wesentlichste Konvention ist der Äquivalentdurchmesser, nach dem die Fallzeiten von Körnern in einer Flüssigkeit einer bestimmten Korngröße zugeordnet werden. Das Modell geht dabei von ideal runden Körnern mit einer definierten Dichte aus, was dazu führt, dass plattige und damit langsam sinkende Mineralkörner den relativ kleineren Äquivalentdurchmessern zugeordnet werden. Aus diesem Grunde können bei einer Änderung der Messverfahren nicht die gleichen Messergebnisse für die Korngrößenverteilung erwartet werden, wie nach der Methode von Köhn. Alle Versuche zur Anwendung weniger aufwendiger Methoden haben dies bisher bestätigt. Genau dieser Umstand stellt jedoch ein grundsätzliches Problem dar. Nach der Methode von Köhn sind alle Analysenreihen der letzten 80 Jahre zustande gekommen, mit allen daraus abgeleiteten Zusammenhängen zwischen Korngrößenverteilung und anderen Bodenparametern. Jede Veränderung der Methodik der Korngrößenanalyse würde deshalb einen schwerwiegenden Bruch mit den bestehenden Regeln der Bodenuntersuchung darstellen und steht deshalb der Einführung anderer automatisierbarer Verfahren entgegen. Die Korngrößenanalyse nach Köhn hat zwei wesentliche Nachteile, (1) der hohe Personalaufwand zur Durchführung der Sedimentationsanalyse und (2) die bisher nicht auszuschließenden subjektiven Einflüsse auf die Analysenergebnisse durch die Vielzahl manuell durchzuführender Handgriffe. Dies ist durch verschiedene Vergleichsmessungen zwischen unterschiedlichen Laboren belegt, die häufig zu systematisch abweichenden Ergebnissen führten. Zielstellung Ziel einer Weiterentwicklung der Köhnmethode sollte aus den o. g. Gründen die (Teil)Automatisierung der Sedimentationsanalyse sein. Die Automatisierung muss dabei alle bei der bisherigen Methode durchgeführten Schritte in der Art und im Ablauf möglichst identisch gewährleisten. Die Ergebnisse der automatisierten Messung müssen mit den bisher bestimmten Ergebnissen übereinstimmen. Die bereits 2002 in Betrieb genommene Apparatur (hartMann et al. 2003) wurde in einigen Gerätefunktionen und der Programmsteuerung weiterentwickelt und umfangreich getestet. Bei dem Übergang zum Routinebetrieb war der Nachweis zu erbringen, dass die mit dem teilautomatisierten Verfahren bestimmten Analyseergebnisse mit den Werten des Standardverfahrens übereinstimmten. Die Ergebnisse dieser Prüfung sind im Folgenden dargestellt. Technische Umsetzung Die Korngrößenanalyse ist ein mehrstufiges Verfahren, in dem die Sedimentationsanalyse zur Messung der Korngrößenverteilung im Bereich < 0,63 mm (< 63 µm) der zeitaufwendigste Untersuchungsschritt ist. Die wesentlichen Arbeitsschritte der Korngrößenanalyse sind: 1. Probeneinwaage 2. Dispergierung 3. Siebschnitt 63 µm 3.1 Siebanalyse 3.2 Sedimentationsanalyse (nach Köhn) a) Befüllen der Sedimentationszylinder b) Zeitgestaffelte Pipett-Probenahme c) Abdampfen d) Wägung 4. Auswertung 94 Die (Teil)Automatisierung betrifft den Arbeitsschritt „Zeitgestaffelte Pipett-Probenahme“ und ist zur Verdeutlichung rot hervorgehoben. In Abb. 1 sind Gerätekonfiguration und technische Details dargestellt. Die Automatisierungslösung wurde technisch so angeordnet, dass sie auf einem Labortisch Platz hat. Die Sedimentationszylinder mit der Probensuspension werden in das links dargestellte Magazin eingestellt. Die Suspension wird mit Druckluftdüsen, die an einem Stab bis dicht über den Boden des Sedimentationszylinders geführt werden, eine Zeit lang homogen aufgewirbelt. Die Messung der Korngrößenfallzeit beginnt, sobald die Suspension nach der Aufwirbelung völlig frei von Luftblasen ist. Für die Probenentnahme wird die Pipette über dem Sedimentationszylinder positioniert. Ein Sensor bestimmt die genaue Lage der Flüssigkeitsoberfläche. Die Pipette wird bis zur festgelegten Fallhöhe in die Suspension eingetaucht und nimmt zum berechneten Zeitpunkt eine Probe. Die für die Berechnung des Probenentnahmezeitpunktes erforderliche Temperaturbestimmung der Suspension wird über ein Referenzgefäß ständig überwacht. Die entnommene Probe wird in Abdampfschälchen ausgespritzt, die oberhalb der Messzylinder angeordnete sind. Bevor die Pipette eine nächste Probe nimmt, wird sie durchgespült. Nach Beenden der zeitgestaffelten Pipett-Probenentnah- men können die Abdampfschälchen sowie die Sedimentationszylinder entnommen werden. Die Schutzscheibe vor der Apparatur kann - zur Gewährleistung des Arbeitsschutzes - nur geöffnet werden, wenn das Gerät außer Betrieb ist. Diskussion Wie einleitend beschrieben, ist Bedingung für die praktische Anwendbarkeit der entwickelten Automatisierungsmethode, dass die Ergebnisse der Korngrößenuntersuchung mit dem bisherigen Standardverfahren absolut übereinstimmen müssen. Zum Nachweis wurden hierfür Vergleichsmessungen mit Proben unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Korngrößenverteilungen durchgeführt. Als Ergebnis dieses Vergleiches kann für alle Kornfraktionen eine enge Korrelation der Korngrößenverteilung ohne wesentliche systematische Abweichungen festgestellt werden (Abb. 2). Beide Methoden sind damit im Ergebnis gleichwertig. Bei der Betrachtung ausschließlich für die Fraktion < 2 µm (Abb. 3) ergibt sich eine gewisse systematische Abweichung, d.h. bei der Korngrößenanalyse werden mit der Automatisierungsvariante geringfügig höhere Anteile gemessen. Dieser Effekt kann damit erklärt werden, dass die Dispergierung vor der längeren Sedimentationszeit gründlicher erfolgt, als dies in Handarbeit mit visueller Abb. 1: A - Gesamtansicht der Automatisierungslösung für die Pipett-Probenahme der Sedimentationsanalyse nach Köhn. (a) Steuer- und Bedieneinheit, (b) Magazin für die Sedimentationszylinder, darüber der Manipulator für die Pipette. B – (c) Anordnung der Druckluftdüse für die Aufwirbelung der Suspension und (d) der Pipette am Manipulator. 95 Schlussfolgerungen Abb. 2: Statistischer Zusammenhang zwischen den Messergebnissen der Korngrößenanalysen der Fraktionen < 2 bis 2000 µm nach der Automatisierungsmethode und dem Standardverfahren (k ainz, W. & Fleischer, C. 2006). Überprüfung des Ergebnisses bisher möglich war. Für diese Interpretation spricht auch, dass vor allem Proben mit hohen und stark verklebenden Tonanteilen betroffen sind. Die festgestellte Abweichung ist damit weniger auf einen Fehler der neuen, als auf subjektive Messungenauigkeiten bei dem Standardverfahren zurückzuführen. Der Vergleich der Korngrößenanalysen nach der entwickelten Automatisierungsmethode und dem Standardverfahren nach Köhn hat gezeigt, dass grundsätzliche Veränderungen, die die Kontinuität der Korngrößenanalysen-Messreihen und damit deren Vergleichbarkeit in Frage stellen könnten, nicht festzustellen sind. Geringfügige systematische Abweichungen in den Fraktionen < 2 µm ergeben sich aus Mängeln im Standardverfahren und sind hinzunehmen. Die entwickelte Automatisierungslösung hat folgende verfahrensökonomische Vorteile: • Reduzierung des Arbeitszeitaufwandes in der Sedimentationsanalyse um ca. 40 %. • Verlegung der automatisierten Analysen auf die Nachtstunden und Wochenenden möglich. Die Ergebnisse des Methodenvergleichs ergeben, dass die Automatisierungslösung das bisherige Standardverfahren im Landesamt für Geologie und Bergwesen ablösen kann. Die für die Automatisierung entwickelte Geräteund Softwarelösung arbeitet nach anfänglich erforderlichen Optimierungen seit 2005 mit gutem Erfolg im Routineeinsatz. Literatur hartMann, k.-J, Fleischer, c. & string, p. (2003): Bodenkundliche Informationen – von Profiluntersuchungen zur Flächeninformation. - In: Tätigkeitsbericht des LAGB 2002, S. 41-54. – Halle. k ainz, W. & Fleischer,C. (2006): Böden in Sachsen-Anhalt. In: LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 33-52. köhn, M. (1928): Beiträge zur Theorie und Praxis der mechanischen Bodenanalyse. Landw. Jahrb. 67, S. 485-546. Anschriften der Autoren: Abb. 3: Statistischer Zusammenhang zwischen den Messwerten der Fraktionen < 2 µm nach der Automatisierungsmethode und dem Standardverfahren. C. Fleischer & D. FeldhaUs, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle, S. lotz, Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt, Köthener Straße 33, 06118 Halle 96 Abb.: Bohranlage für Tiefbohrung in Staßfurt (Foto: Stedingk, LAGB) 97 Oberflächennahe Geothermie – Energie der Zukunft tatJana häntze Vorbemerkungen Bei den erneuerbaren Energien spielt neben Sonnen- und Windenergie die Erdwärme eine immer stärkere Rolle, die wesentlich zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beitragen kann. Anlagen zur wirtschaftlichen Nutzung oberflächennaher Erdwärme, insbesondere für die Wärmeversorgung, werden seit geraumer Zeit am Markt angeboten. Der Zuspruch war in SachsenAnhalt viele Jahre lang eher verhalten und die Nutzung des verfügbaren Potentials blieb weit unter den Möglichkeiten zurück. In jüngster Zeit steigt die Nachfrage nach Erdwärme unter dem Eindruck steigender Energiepreise an. Zudem haben wir in Sachsen-Anhalt eigene Firmen, die bei der Entwicklung modernster Sondentechnologien Vorreiter sind. Insbesondere die Nutzung der oberflächennahen Erdwärme für die Wärmeerzeugung von Einfamilienhäusern wird eine zunehmende Bedeutung erfahren. Aber auch größere Gewerbeobjekte und die Sanierung von Mehrfamilienhäusern auf Basis neuer Technologien im Bereich des Heizungsbaus werden die Nachfrage nach Erdwärme forcieren. Das LAGB übernimmt bei dieser Entwicklung eine aktive Rolle, vor allem bei der Beratung der Bevölkerung, von Behörden und Planungsbüros zu den geologischen Randbedingungen, die sowohl für die Dimensionierung der Anlage als auch für den Schutz des Grundwassers eine entscheidende Rolle spielen. Hierzu sind wir ein kompetenter Ansprechpartner. 1. Einiges Grundsätzliches über die Erdwärme Abb. 1: Quellen der oberflächennahen Geothermie (Grafik: nach W/T Geoingenieure) Abb. 2: Vier Verfahren zur Nutzung oberflächennaher Erdwärme (Grafik: nach W/T Geoingenieure) Der durch den Wechsel der Jahreszeiten bedingte jährliche Temperaturgang vermag nur bis zu einer Tiefe von 6 bis 10 m in die oberen Bodenhorizonte einzudringen. Darunter entspricht die Temperatur zunächst der mittleren Jahrestemperatur am Standort. Sie liegt etwa zwischen 8 und 12°C, im Mittel bei 9,5°C. Darunter regiert der aus dem Erdinneren kommende Wärmestrom. Er bedingt in der äußeren Erdkruste eine Temperaturzunahme von durchschnittlich 3°K pro 100 m Tiefe (s. Abb. 1). Der Entzug der Wärme durch die Erdwärmeanlage erfolgt in der Regel über Wärmeträgerflüssigkeit oder -gas, welches mit einer niedrigen Temperatur über Rohre bzw. Schläuche durch das Erdreich transportiert wird, dort die Erdwärme aufnimmt und zu einer Wärmepumpe transportiert. Bei Wasser-Wasser-Pumpen wird die Wärme dem geförderten Wasser entzogen. Im gleichen Maße, wie dem Erdreich Wärme entzogen wird, muss dem Erdreich die Möglichkeit gegeben werden, sich wieder zu erwärmen. Dies geschieht in den obersten Metern vor allem über Sonneneinstrahlung und Niederschläge. In den unteren, von Witterungseinflüssen unbeeinflussten Schichten erfolgt die Wärmezufuhr vor allem durch die Zufuhr von der Seite – im Lockergestein vorwiegend mittels Grundwasserfluss, im Festgestein aus der Wärmeleitfähigkeit der Gesteine selbst. 98 Wird dem Gestein zu viel Wärme entzogen, kann durch die Wärmeträger nicht ausreichend Wärme aufgenommen werden. Um ein Gleichgewicht Wärmeentzug – Wärmenachtransport zu erreichen, muss eine fachgerechte Dimensionierung der Anlage gewährleistet sein. Es gibt verschiedene technische Verfahren, den Boden- und Gesteinshorizonten die Erdwärme zu entziehen und für die Beheizung zu nutzen: (s. Abb. 2) Erdwärmesonden Der Wärmequellenkreislauf besteht aus einer oder mehreren Erdwärmesonden, die in vertikalen Bohrlöchern eingebracht werden. Die mögliche Entzugsleistung hängt stark von der Wärmeleitfähigkeit und der Grundwasserführung der durchteuften Gesteine ab. Abb. 3: Prinzipielle Anordnung der Erdwärmesonden (Grafik: LAGB) Erdwärmekollektoren Die Gewinnung der Wärme aus dem Boden erfolgt über ein horizontal in ca. 1 - 1,5 m Tiefe verlegtes Rohrsystem. Die mögliche Entzugsleistung der Erdwärmekollektoren wird im Wesentlichen von der Bodenart und der Bodenfeuchtigkeit sowie der Sonneneinstrahlung bestimmt. Abb. 4: Prinzipielle Anordnung der Erdwärmekollektoren (Grafik: LAGB) Erdberührte Betonbauteile, Erdpfähle Betonbauteile lassen sich nicht nur als tragendes oder architektonisches Element einsetzen. In die Betonpfähle werden im Rahmen der Errichtung des Bauwerks „kleine Erdwärmesonden“ eingebaut. Der Mehraufwand für die Nutzung der in Frage kommenden Bauteile als Wärmequelle ist relativ gering. Der wirtschaftliche Vorteil ergibt sich vor allem daraus, dass nur solche Bauteile herangezogen werden, die aus statischen Gründen sowieso errichtet werden müssen. Wasser- Wasser- Wärmepumpen Aus einem Förderbrunnen wird Grundwasser gewonnen, welches nach der Wärmeabgabe im Verdampfer der Wasserpumpe über einen zweiten Brunnen (Schluckbrunnen) wieder in den Grundwasserleiter bzw. in seltenen Fällen auch in ein Gewässer zurückgeführt wird. Der Betrieb derartiger Anlagen kann durch ausfallende Wasserinhaltsstoffe, die die Wiederversenkung des Wassers behindern (Verockerung), erheblich gestört werden. Zudem reagieren die Wärmetauscher von Wasser-Wasser-Wärmepumpen sehr empfindlich auf Ablagerungen und Korrosion durch das verwendete primärseitige Wasser. Deshalb sollte hier in der Planungsphase der Wasserchemismus sorgfältig geprüft werden. (s. Abb. 5) Gegenwärtig setzen sich immer mehr die Erdwärmesonden in vertikalen Bohrungen durch. Zunehmend werden sie auch zur Vollklimatisierung genutzt, d. h. die im Sommer den Räumen entzogene Wärme wird im Erdreich gespeichert Abb. 5: Festgestellte Verockerung in einem Schluckbrunnen des Wasser-Wasser-Wärmepumpen-Verfahrens (Foto einer Videokamera-Befahrung: Herold, LAGB). 99 und kann im Winter für die Heizung mit genutzt werden, was die Effektivität der Anlagen zusätzlich erhöht. 3. Tätigkeiten des Landesamtes für Geologie und Bergwesen 3.1. Karte der hydrogeologischen Standortbeschreibung für die oberflächennahe Erdwärmenutzung 2. Auslegung der Energiequelle Bei der Auslegung der Sondenlänge müssen vom ausführenden Unternehmen herangezogen werden: • der Wärmebedarf und ggf. Warmwasserbedarf des Hauses, • die Leistungsdaten der Wärmepumpe, • die zu erwartenden jährlichen Betriebsstunden. Bei einem reinen Heizbetrieb ist für ein Einfamilienhaus von ca. 1800 jährlichen Betriebsstunden auszugehen. Sollte über die Wärmepumpe auch das Brauch-Warmwasser erzeugt werden, erhöht sich die Betriebsstundenzahl auf ca. 2400 im Jahr. Dies bedeutet, dass die Energiequelle Erdwärmesonde um 33 % mehr leisten muss. Die möglichen spezifischen Entzugsleistungen aus der Erde sind also abhängig von den Betriebsstunden und den am Bohrpunkt zu erwartenden geologischen Verhältnissen. Es gibt keine bundesweit gültigen Entzugsleistungen aus der Erde. Während aus Ton oder trockenem Sand oder basischen Magmatiten relativ wenig Wärme entzogen werden kann, ist die Entzugsleistung aus wassererfüllten Sanden oder sauren Magmatiten vergleichsweise sehr hoch. Gesteinsausbildung, Klüftung, Schieferung, Wasserführung beeinflussen maßgeblich die Entzugsleistung. Der Untergrund ist überall anders. Deshalb ist die genaue Kenntnis der geologischen Bedingungen von herausragender Bedeutung für die Planung einer Erdwärmeanlage. Gerade in Sachsen-Anhalt, wo sowohl Festgesteine als auch Lockergesteine vorhanden sind, ist die Kenntnis der Schichtenfolge zudem eine maßgebliche Voraussetzung für die Kalkulation der Kosten für die Bohrarbeiten. Im Jahr 2005 wurde durch das LAGB die „Karte der hydrogeologischen Standortbeschreibung für die oberflächennahe Erdwärmenutzung“ im Maßstab 1 : 400 000 herausgegeben, die käuflich beim LAGB erworben werden kann (Preis pro Karte: 6,- €). Diese Karte ist für Planer, Behörden und Privatleute gedacht, die Erdwärmesonden bis in Tiefen von etwa 100 m errichten wollen. Sie ermöglicht eine erste Abschätzung der hydrogeologischen Randbedingungen für eine Nutzung der Erdwärme. Inhalte dieser Karte sind: • • Stockwerksgliederung des Untergrundes o Grundgebirgs- und Übergangsstockwerk, Magmatite o Tafeldeckgebirge (Zwischenstockwerk) o Lockergesteinsbereich (Hüllstockwerk) Erschwernisse und Nutzungseinschränkungen o Bergbaubedingte Grundwasserabsenkung o Bergbaufolgelandschaft o Heilquellen– und Trinkwasserschutzgebiete o Einzugsgebiete von Mineralwasserfassungen o Flächenhafte Grundwasserkontaminationen o Eingeschränkte Mächtigkeit von Flussauen o Oberflächennahe Grundwasserstauer o Stockwerkstrennungen o Artesik tiefer liegender Grundwasserhorizonte o Hydrochemische Verhältnisse der Grundwässer o Geologisch gestörte Gebiete o Verkarstung, Erdfallgebiete, Geländesenkungen Die Rückseite der Karte enthält einen geologischen Leitfaden für die oberflächennahe Erd- 100 Bürgern erste Erläuterungen zu geben, ihnen Vorund Nachteile der verschiedenen Verfahren zu erklären, sie über die nötige Vorgehensweise bei der Planung und über Anzeigepflichten bei Behörden zu informieren. Des Weiteren geben wir eine Erstinformation zu den hydrogeologischen und bergbaulichen Bedingungen am Standort und der zu erwartenden Schichtenfolge. Bei komplizierten Vorortbedingungen verweisen wir auf entsprechende Ingenieurbüros. Eine Dimensionierung und Planung der Anlage führen wir nicht durch. Für die Zukunft ist ein Internetportal geplant, über das Erstinformationen direkt abgerufen werden können. 3.3. Erfassung der im Land Sachsen-Anhalt bestehenden Anlagen Abb. 6: Titelblatt der „Karte der hydrogeologischen Standortbeschreibung für die oberflächennahe Erdwärmenutzung“, 1:400 000 (LAGB, 2005) wärmenutzung in Sachsen-Anhalt. Neben grundsätzlichen Erläuterungen zur Erdwärme enthält dieser Leitfaden auch eine Beschreibung der in Sachsen-Anhalt anzutreffenden Gesteinsformationen, eine Darstellung der verschiedenen Erschwernisse und Nutzungseinschränkungen sowie Anzeige- und Genehmigungspflichten. 3.2. Beratung von Privatbürgern, Planungsbüros und Behörden zu Fragen der Nutzungsmöglichkeit von Erdwärme Seit 2004/2005 wenden sich in zunehmendem Maße vor allem Privatleute an das LAGB mit der Bitte um • Erstberatung zum Thema Erdwärme, • Bewertung des konkreten Standortes für die Installation einer Erdwärmeanlage. Die Mitarbeiter des LAGB sind zum Thema oberflächennahe Geothermie gut geschult, um den Die Erdwärme gehört zu den bergfreien Bodenschätzen. Das LAGB hat die Aufgabe, diesen Bodenschatz zu verwalten und zu schützen. Erfahrungen anderer Bundesländer beweisen, dass insbesondere in Ballungsgebieten sich gegenseitig beeinflussende Nutzungen eine zunehmende Rolle spielen. Eine Bilanzierung der Erdwärme wird auch in Sachsen-Anhalt in naher Zukunft notwendig werden. Ebenso gewinnt der Schutz des Grundwassers durch die hohe Anzahl tiefer Bohrungen, die im Zusammenhang mit der Errichtung von Erdwärmesonden geteuft werden, eine wachsende Bedeutung. Zurzeit gibt es in Sachsen-Anhalt keine zentrale Übersicht über bestehende Anlagen und auch keine einheitliche Herangehensweise an die Genehmigung. In den einzelnen Landkreisen verfügen die Unteren Wasserbehörden über eine mehr oder weniger gute Übersicht über bestehende und geplante Anlagen in ihrem Aufsichtsbereich, wobei Art und Umfang der Erfassung der Anlagen unterschiedlich sind. Deshalb erachtet es das LAGB als unbedingt notwendig, eine zentrale Übersicht über den Bestand an Erdwärmesonden im Land Sachsen-Anhalt zu erstellen. Gemeinsam mit den Unteren Wasserbehörden wird deshalb zurzeit eine Bestandsaufnahme durchgeführt und es werden Wege gesucht, wie in Zukunft der Schutz des Grundwassers und der Erdwärme besser gewährleistet werden kann. 101 Abb. 7: Karte der hydrogeologischen Standortbeschreibung für die oberflächennahe Erdwärmenutzung, 1:400 000 (LAGB, 2005) Anschrift der Autorin: T. häntze, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 102 Abb.: Geologisches Archiv des LAGB (Foto: Esters, LAGB) 103 Auflösung Datenspeicher Geophysik ivo rappsilBer & Jürgen heckner Geophysikalische Messungen begannen in Deutschland bereits lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Als „Geophysikalische Reichsaufnahme“ hatten sie 1934-1945 vor allem wirtschaftliche Zielstellungen im Rahmen der Rohstoffversorgung und trugen regionalen Charakter. In der DDR setzte der 1951 gegründete Geophysikalische Dienst mit Sitz in Leipzig die Arbeiten fort. 1953 wurde der Geophysikalische Dienst in den VEB Geophysik umgewandelt, der – später als Kombinat – fast alle geophysikalischen Arbeiten in der DDR durchführte. Die Dokumentation der geophysikalischen Untersuchungen erfolgte in Berichtsform (Abb. 1). Diese Berichte wurden in das Archiv des VEB Geophysik aufgenommen, ebenso wie die gemessenen Daten mit zugehörigen Lageplänen (Rohdaten in Tabellenform bzw. später auch digitale Daten). Darüber hinaus umfasste das Archiv Berichte über methodische Arbeiten, Geräteentwicklungen, Projekte, Dienstreiseberichte aber auch laufend aktualisierte regionale Zusammenfassungen des Kenntnisstandes. 1990 beinhaltete das Geophysik-Archiv nahezu alle in der DDR gewonnenen geophysikalischen Daten und Untersuchungsergebnisse. Ein bedeutender Teil davon ist entsprechend dem Einigungsvertrag in das Verwaltungsvermögen der neuen Bundesländer übergegangen. Da die Untersuchungen – unabhängig von den heutigen politischen Grenzen – das Gesamtgebiet der DDR betreffen, ist damals auf die geschlossene Erhaltung orientiert worden. Im Jahre 1992 unterzeichneten die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine Vereinbarung über Betrieb und Finanzierung des länderübergreifenden Datenspeichers Geophysik. Sachsen übernahm die Federführung und übertrug Erhaltung und Pflege vertraglich der aus dem VEB Geophysik hervorgegangenen Geophysik GGD mbH Leipzig. Der von den einzelnen Ländern dafür zu zahlende jährliche Beitrag wurde entsprechend den Anteilen der Länder am Inhalt aufgeschlüsselt. Die geschlossenen Vereinbarungen und Verträge hatten sich über mehr als 10 Jahre bewährt, als Geophysik GGD im Februar 2003 innerhalb Leipzigs einen anderen Firmensitz bezog. Dabei verringerte sich die Stellfläche, der Datenspeicher wurde auf verschiedene Stellen im Haus, im Keller und im Spitzboden der Garage verteilt. Seit 2003 bemühten sich die Geologischen Dienste um Alternativen. Das zunächst verfolgte Ziel, den Datenspeicher geschlossen an einem anderen Standort weiterzuführen, konnte nicht erreicht werden. Im Verlaufe des Jahres 2005 wurde auf die Auflösung des gemeinsamen Datenspeichers, die Splittung der Bestände und die Übernahme der Archivmaterialien in die einzelnen Landesarchive orientiert. Die Kündigung des Vertrages mit Geophysik GGD mbH Leipzig erfolgte zum Ende des Jahres 2006. Damit war es erforderlich, im Verlaufe des Jahres die Aufteilung des gesamten Abb. 1: Untersuchungsbericht aus dem Jahr 1963 zu regionalen Messungen im Bereich des Subherzyns. 104 Abb. 2: Kollegen der Geophysik GGD Leipzig unterstützten mit Fachkenntnis und Tatkraft die Splittung des Datenbestandes. Archivbestandes vorzunehmen. Nach umfangreicher Vorbereitung durch die Kollegen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie begannen die Arbeiten im Februar 2006. In Leipzig musste das Material gesichtet und den einzelnen Ländern zugeordnet werden. Darüber hinaus erfolgte die Dokumentation der Splittung. Die Information, welches Landesarchiv bestimmte Datenbestände übernommen hat, wird in Zukunft insbesondere für die Vielzahl der länderübergreifenden Untersuchungsobjekte bedeutungsvoll sein. Die zugeteilten Archivmaterialien wurden in Leipzig in Umzugskartons verpackt und von den Ländervertretern bei der Rückfahrt mitgenommen. Die Arbeiten vor Ort in Leipzig (Abb. 2, 3) nahmen insgesamt 35 Arbeitstage (zumeist jeweils 2 Tage im 2 - 3-wöchigen Rhythmus) in Anspruch. Dazu kamen erhebliche Zeiten der Vorbereitung (Be- Abb. 4: Die geophysikalischen Datenbestände sind inzwischen in das Archiv des LAGB eingegliedert. richte, die schon im LAGB-Archiv vorhanden waren, mussten nicht als Zweitexemplar aus Leipzig mitgebracht werden) und zum Auspacken und Einordnen. Der Gesamtaufwand dürfte bei 70 Tagen (pro Bundesland) gelegen haben. Die Firma Geophysik GGD stellte zur Begleitung der Arbeiten zusätzlich Kapazität zur Verfügung. Nach Eingliederung in das Archiv des LAGB (Abb. 4) umfasst der aus Leipzig überführte Teil des Datenspeichers etwa 2700 Berichte (85 laufende Meter), regionale Kartenwerke (Reflexionsseismik, Gravimetrie, Magnetik) im Umfang von mehr als 500 Kartenblättern, Primärmaterial (25 laufende Meter Messprotokolle und mehr als 100 Punktkarten) und fast 2000 Bohrakten, teilweise mit Bohrlochmessungen. Im Jahr 2007 wird sich die Anpassung der Registratur an das im Haus vorhandene System anschließen. Anschriften der Autoren: Abb. 3: Oft musste ein Bericht intensiv durchgesehen werden, um zu entscheiden, welchem Land er zugeordnet wird. Ivo Rappsilber & J. heckner, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle 105 Der 3. Rohstofftag des Landes Sachsen-Anhalt klaUs stedingk, siMone danek & andreas scholtyssek Der 3. Rohstofftag des Landes Sachsen-Anhalt fand unter den Leitthemen „Energieträger und Genehmigungsverfahren“ am 6. September 2006 in Halle (Saale) statt. Er wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft der Industrieund Handelskammern des Landes SachsenAnhalt, vom Unternehmerverband Mineralische Baustoffe e.V. (UVMB) und vom Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) des Landes Sachsen-Anhalt ausgerichtet. Im Vordergrund des Rohstofftags 2006 stand der Problemkreis „Stabile und wirtschaftliche Energieversorgung mit fossilen Bodenschätzen“ ( I ), daneben erhielten auch genehmigungsrechtliche Aspekte der Rohstoffgewinnung und betriebliche Erfahrungsberichte ( II ) gebührenden Raum. Zur Eröffnung der Veranstaltung und Begrüßung der zahlreich erschienenen Teilnehmer hob Prof. Dr. Peter Heimann (Hauptgeschäftsführer IHK Halle-Dessau) die Aktualität der Themen sowie die erfreuliche Resonanz des 3. Rohstofftags hervor. Er charakterisierte den 3. Rohstofftag als einen Schritt, alle mit der Rohstoffgewinnung und -nutzung verbundenen Unternehmen und Einrichtungen zusammenzuführen, Probleme kritisch zu beleuchten und in offenen Diskussionen Lösungsansätze aufzuzeigen. In seinem Grußwort nahm Herr Minister Dr. Reiner Haseloff grundsätzlich Stellung zur Bedeutung der fossilen Energierohstoffe im Energiekonzept des Landes Sachsen-Anhalt. Eingangs verwies der Minister auf die derzeitige Preisentwicklung bei Energierohstoffen und gab zu bedenken, dass ca. 70 % der weltweit geförderten Kohlenwasserstoffe aus instabilen Weltregionen stammen. Hierbei warf er die Frage auf, ob die entwickelten Industriestaaten als wichtigste Abnehmer sich dieser Unwägbarkeit aussetzen können und dürfen. Als einen Lösungsansatz benannte er die verstärkte Nutzung heimischer Rohstoffe und die Erschießung bisher ungehobener Potenziale. Neben der aktiven Mitarbeit an der Vorbereitung eines Energiegipfels der Bundesregierung treibt die Landesregierung derzeit auch ein Projekt voran, das die gesamte Wertschöpfungskette im Land Sachsen-Anhalt einer intensiveren Analyse und besseren Darstellung unterziehen soll. In der Schaffung marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen und der Verbreiterung des Angebotes auf dem Energiesektor sieht der Minister wesentliche Elemente für mehr Wettbewerb. Hierfür sind einerseits von der Wirtschaft hinreichend Energie-Rohstoffe bereit zu stellen, auf der anderen Seite durch die Politik aber auch die Rahmenbedingungen für ihre Verfügbarkeit zu schaffen bzw. abzusichern. In klarer Konsequenz kündigte Dr. Haseloff an, dass sich sein Haus bei der Neuaufstellung des Landesentwicklungsplanes (LEP) für die stärkere Berücksichtigung der Rohstoffgewinnung einsetzen werde. Dieses Thema werde auch von anderen Ministerien engagiert verfolgt. Der Stellenwert der Braunkohle Für die Entwicklung Sachsen-Anhalts von großer Bedeutung sei und bleibe der Braunkohlenbergbau. Ca. 70 % der gewonnenen Kohle werden auch hier energetisch verwertet oder veredelt. Mit diesem Rohstoff verfügt unser Land über ein beträchtliches Strukturpotenzial. Es ist zu prüfen, ob die Braunkohlenfelder Lützen und Egeln in den neuen Landesentwicklungsplan aufgenommen werden können. Unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit sei auch der unterirdischen Kavernenspeicherung verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Hierfür müssen potenzielle Kavernenstandorte im Bereich geeigneter Salzstrukturen raumordnerische Berücksichtigung finden. Einen weiteren Problemkreis stellt die Einhaltung des Kyoto-Protokolls dar. Im engen Zusammenhang hiermit steht die Erforschung und technische Umsetzung einer zuverlässigen CO2Verbringung in den tieferen Untergrund. Dies ist eine aktuelle Herausforderung für die Zukunft. Hierdurch darf jedoch die Wettbewerbsfähigkeit einheimischer Energieträger nicht gefährdet werden. Als ein viel versprechender Speicher für die o.g. Zielstellung kann das Erdgasfeld Altmark gelten. Für diese gut aufgeschlossene und noch 106 fördernde Erdgaslagerstätte sind inzwischen die konzeptionellen Überlegungen bzgl. der geowissenschaftlichen Arbeiten zur Einrichtung eines CO2-Speichers weit fortgeschritten. cken. Dies gelte in Sachsen-Anhalt auch für die Energierohstoffe. Der Minister kündigte an, dass die Ergebnisse des 3. Rohstofftags im neuen LEP Berücksichtigung finden werden. Öffentliche Daseinsvorsorge ( I ) Energieträger mit Zukunft? Für die erneuerbaren Energien sei zukünftig, so der Minister, ein Anteil an der Versorgung des Landes von etwa 20 % realistisch. Dem zu Folge müssen 80 % des Bedarfs durch klassische Energieträger bereitgestellt werden. In diesem Zusammenhang verwies er auf die weitgehend erschöpften Aufstellmöglichkeiten für Windkraftanlagen in Sachsen-Anhalt. Die Herstellerfirma Enercon, als weltweit größter Windenergieanlagenproduzent an einem Standort, werde daher seine Zukunftschancen im Export dieser hochinnovativen Technologie finden müssen. Zusammenfassend stellte Dr. Haseloff fest, dass die Rohstoffgewinnung mit dem Ziel erfolgt, den unverzichtbaren Bedarf an Rohstoffen für unsere Industriegesellschaft abzusichern und deshalb die Rohstoffgewinnung im gesamtwirtschaftlichen Interesse liege. Es müsse ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft sein, den Rohstoffbedarf möglichst aus eigenem Aufkommen zu de- In der anschließenden Vortragsreihe wurden verschiedene Aspekte der Energienutzung und Speicherung sowie der Emissionsproblematik bei der energetischen Verwertung fossiler Brennstoffe behandelt. Braunkohle in der Energiewirtschaft der Bundesrepublik Deutschland Herr Dr. George Milojcic (Hauptgeschäftsführer Bundesverband Braunkohle, DEBRIV) stellte in seinem Beitrag „Braunkohle in der Energiewirtschaft der Bundesrepublik Deutschland“ den Zusammenhang zwischen diesem Rohstoff und der mitteldeutschen Region her. Er forderte dazu auf, die Energiediskussion näher an den Fakten zu führen und weniger anhand ideologischer Modellvorstellungen. An einer Grafik (s. Abb. 1) erläuterte er, dass Strom aus Kohle heute etwa Abb. 1: Die Energiepreisentwicklung in Deutschland von 1973 bis Juli 2006. Die weitgehende Stabilität der Strompreise ist i.W. das Ergebnis des Einsatzes von Kohle und Kernenergie (verändert nach MiloJcic, 2006). 107 genauso teuer sei, wie vor 33 Jahren. Die Preise für Gas und Öl seien bekanntermaßen in diesem Zeitraum explosionsartig angestiegen. Der Energiepreis stelle jedoch einen realen Engpassfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung dar. In der Nachwirkung auf die ersten Ölpreiskrisen (Abb. 1) wurde die Strategie „weg von Öl und Gas“ formuliert. Als Alternative setzte man verstärkt auf Kohle und Kernenergie. Wenn nun die Kernenergie wegfalle, verbleibe die Kohle als wichtigste Säule unserer Energieversorgung. Die in diesem Zusammenhang oft benannten regenerativen Energiequellen seien allenfalls als additiv zu betrachten, d.h. sie können nicht die Hauptlast der Stromerzeugung übernehmen. Die Kohle kann ihrer steigenden Bedeutung für die Stromversorgung Deutschlands nur gerecht werden, wenn im Inland stabile Rahmenbedingungen für den Zugriff auf die Lagerstätten bestehen bzw. geschaffen werden. Dies gelingt nur mit einer verlässlichen raumordnerischen Sicherung der Rohstoffressourcen. Zur Gewährleistung einer gewissen Versorgungssicherheit sind Vorlaufzeiten von 30 - 40 Jahren erforderlich. Die politischen Auseinandersetzungen um den Atomausstieg und der kurzfristigen Ausrichtung des Emissionshandelssystems haben Unsicherheiten geschaffen. Diese führen in den alten Bundesländern zu einem erheblichen Investitionsstau bei der Einrichtung neuer Förderstätten und Kraftwerke. Herr Dr. Milojcic verweist in diesem Zusammenhang auf die damit verbundenen Arbeitsplätze, da im Gegensatz zu anderen Branchen die Beschäftigtenentwicklung in der Braunkohlenindustrie weitgehend proportional zur Fördermenge verläuft. Beitrag der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) bei der langfristigen Energieversorgung Mitteldeutschlands In seinen Ausführungen äußerte Herr Dipl.-Ing. Heiner Krieg (kaufmännischer Geschäftsführer Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH, MIBRAG) zunächst die Befriedigung seines Unternehmens über die forcierte Neuaufstellung des Landesentwicklungsplans (LEP). Die hier vorgesehene langfristige Sicherung der Braunkohlelagerstätten sei um so wichtiger, da den Unternehmen eine Vorhalteleistung zum Schwankungsausgleich regenerativer Energieträger abverlangt werde. Diese Leistung werde den Betrieben aber nicht vergütet (da der Strom aus regenerierbaren Energieträgern bevorzugt eingespeist wird). Vor dem Hintergrund von 75 - 80 % Fixkosten in den Tagebauen der MIBRAG sei dies eine bedenkliche Regelung. Insgesamt positiv zu werten sei, dass sich Sachsen-Anhalt in der Energieerzeugung auch mittelfristig selbst mit Strom versorgen könne (s. Abb.2). Der Referent erläuterte im Einzelnen die Konzernstruktur der MIBRAG. Die Förderleistung beträgt zwischen 19 und 20 Mio. Tonnen Rohbraunkohle pro Jahr. Damit sei das Unternehmen der drittgrößte Braunkohleförderer in Deutschland. Neben den zwei Abbaufeldern Profen (s. Abb. 3) in Sachsen-Anhalt und Schleenhain in Sachsen betreibt die MIBRAG drei Kraftwerke und eine Staubfabrik. Nach erheblichen Investitionen hat die MIBRAG 1999 erstmals Gewinne erwirtschaftet und beschäftigt derzeit über 2000 Mitarbeiter. Abschließend erläuterte der Referent die geplante Zeitachse zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit bei der energetischen Kohlenutzung. Die Konzerne Vattenfall und RWE verfolgen unterschiedliche technische Lösungen zur CO2Abspaltung in Kraftwerken. Beide Unternehmen rechneten mit der Realisierbarkeit kommerzieller Großanlagen etwa ab dem Jahr 2020. Abb. 2: Prognostische Bruttostromerzeugung aller Kraftwerke in Sachsen-Anhalt 2010 (verändert nach krieg, 2006). 108 Abb. 3: Blick in den Tagebau Profen (Foto: Stedingk, LAGB). Ohne die Erschließung neuer Abbaufelder müsste der Braunkohlentagebau in Sachsen-Anhalt voraussichtlich etwa 2030 auslaufen. In Anbetracht der sehr langen Vorlaufzeiten (rund 20 Jahre, s. Abb. 4) sind bereits heute die Weichenstellun- gen für die Zukunft vorzunehmen. Derzeit laufen Erkundungen im potenziellen Abbaufeld Lützen, welches für weitere 20 Jahre Kohle liefern kann. Ein weiteres Zukunftsfeld stellt die Egelner Südmulde dar. Abb. 4: Genehmigungsrahmen eines Braunkohlengewinnungsvorhabens in Sachsen-Anhalt (MIBRAG, 2006). 109 Herr Krieg betont, dass Bergbau nur im Einvernehmen mit der betroffenen Bevölkerung betrieben werden kann. Daher bildet die Öffentlichkeitsarbeit eine zentrale Aufgabe des Unternehmens. Zum Abschluss seines Vortrages appellierte Herr Krieg an die politisch Verantwortlichen, parteiübergreifend langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für die Rohstoffsicherung und Gewinnung zu schaffen. Untergrundspeicher in Sachsen-Anhalt und ihre strategische Bedeutung für eine stabile Gasversorgung Herr Dipl.-Ing. Winfried Becker (Leiter Speicherservice der Verbundnetz Gas AG - VNG), berichtete über die strategische Bedeutung der behälterlosen Untergrundspeicherung sowie die Aktivitäten seines Unternehmens bei der Energieversorgung Sachsen-Anhalts. Mit der Erdgasspeicherung lassen sich die Differenzen zwischen der kontinuierlichen Produktion und den saisonalen Schwankungen im Absatz (Winter/Sommer) ausgleichen. Mögliche Beeinträchtigungen der Produktions-, Liefer-, und Fortleitungsprozesse können hierdurch überbrückt werden. Immer wichtiger werde auch die Bedeutung der Untergrundspeicherung für die wirtschaftliche Optimierung des Gasgeschäfts. Europaweit beziffert Herr Becker die Speicherkapazität von Erdgas auf rund 60 Mrd. m³. Auf Deutschland entfallen hierbei rund 19 Mrd. m³. In Sachsen-Anhalt existiert ein Speichervolumen von z.Z. rund 2,2 Mrd. m³ an 5 Standorten. Zum Ausgleich saisonaler Verbrauchsschwankungen habe der VNG-Handel 15 % seines Absatzes in Speichern eingelagert und sei in der Lage, das Sommer/Winter Verhältnis im Absatz von bis zu 1:5 auszugleichen. An strengen Wintertagen (z.B. 2006) steigt die max. Abnahme auf bis zu 93 Mio. m³/d an. Zur Deckung derartiger Verbrauchsspitzen und der Sicherung der Gasversorgung im Havariefall könnten die VNG-Speicher bis zu 70 Mio. m³/d ausspeisen. Hierdurch verbessere sich auch die Wirtschaftlichkeit des Gastransports und -handels. Damit tragen Erdgasspeicher maßgeblich zur Erhöhung der Versorgungssicherheit bei. Die VNG AG hat eine über 40jährige Erfahrung im Bau und Betrieb von Untergrundgasspeichern. Herr Becker erläuterte die verschiedenen Spei- chertypen mit ihren Nutzungsmöglichkeiten und stellte die einzelnen Standorte vor. Am Standort Bernburg befinden sich z.Z. fünf weitere Kavernen in der Errichtung und werden im Rahmen der Arbeiten an der 5. Baustufe bis 2011 in Betrieb genommen. Der VNG AG steht dann ein Gesamtarbeitsgasvolumen von 2,5 Milliarden m³ zur Verfügung. Die VNG AG möchte insbesondere an seinen Kavernenstandorten in Sachsen-Anhalt weiteren Speicherausbau betreiben. Bei Bernburg ist eine 6. Baustufe geplant, mit einem zusätzlichen Arbeitsgasvolumen von ca. 500 Mio. m³ und der Errichtung von mindestens neun weiteren Kavernen. Voraussetzung ist ein für die Kavernenerrichtung wirtschaftlicher und mengenmäßig ausreichend realisierbarer Absatz der produzierten Sole. Untertägige CO2-Verbringung in SachsenAnhalt – politischer Rahmen und technische Herausforderung Die untertägige CO2-Verbringung charakterisierte Herr Dr. Jürgen Rückheim (Geschäftsführer Erdgas Erdöl GmbH, EEG), als große technische und wirtschaftliche Herausforderung. Obwohl von weltweit geschätzt etwa 200 Mrd. t/a freigesetzter Kohlensäure nur ein Anteil von gut 6 Mrd. t/a CO2 auf die Energienutzung entfallen, zeigten die aktuellen Entwicklungen den Handlungsbedarf zur Begrenzung des Ausstoßes klimawirksamer Gase auf. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels und der von Deutschland im Rahmen des KyotoProtokolls 1997 eingegangenen Verpflichtungen sei die Entwicklung praktikabler technischer Lösungen zur CO2-Separation und Speicherung dringend geboten. So bestehe mit der untertägigen CO2-Verbringung eine Möglichkeit, die anthropogenen CO2-Emissionen wirksam zu reduzieren. Das Projekt müsse sich aber auch betriebswirtschaftlich rechnen, d.h. die Kosten müssen unter 20 €/t CO2 sinken. Derzeit lägen, je nach Technologie, die Gesamtkosten noch zwischen 35 und 87 €/t. Der Großteil der Kosten werde durch die CO2-Abspaltung verursacht (30 – 60 €/t). Für Transport (250 km) und die eigentliche Speicherung werden z.Z. 5 – 27 €/t veranschlagt. Ohne die erfolgreiche Entwicklung wirtschaftlich tragbarer Speicher-Technologien dürfte die 110 angestrebte Reduzierung um 21 % der CO2Gesamtemissionen (von 1990: 1014,4 Mio. t auf 2012: 846 Mio. t) kaum erreichbar sein. In Deutschland wurden 2004 fast 400 Mio. t CO2 allein von den Kraftwerken frei gesetzt (s. Abb. 5). Hierfür geeignete Speicher zu finden und praxistauglich zu entwickeln werde eine Herausforderung für die zukünftige Geotechnologieforschung darstellen. Die in Deutschland nutzbare Speicherkapazität wird überschlägig auf 20 bis 33 Gt CO2 geschätzt. Diese weite Spanne macht den bestehenden erheblichen geologischen Erkundungsbedarf deutlich. Nach heutigem Kenntnisstand bieten Aquifere die größten Einlagerungspotenziale, dagegen sind z.B. Kohleflöze nur begrenzt nutzbar. Gegenwärtig fokussiert sich das Interesse auf bereits erschlossene Speicherhorizonte von Kohlenwasserstoff-Lagerstätten. Das Speicherpotenzial in Gasfeldern in Deutschland lässt sich z.Z. auf ca. 2,6 Gt CO2 beziffern. Mit der weitgehend ausgeförderten Erdgas Lagerstätte Altmark besitzt Sachsen-Anhalt gegenwärtig einen der größten entwickelten und kurzfristig nutzbaren Speicher Europas. Die Bedingungen für eine CO2-Verbringung erscheinen in der Altmark besonders günstig, weil hier ein sehr gut erkundetes Reservoir mit integrer geologischer Barriere (Zechsteinsalinar) und einer hervorragend erschlossenen Infrastruktur von insgesamt über 200 vorhandenen Bohrungen zur Verfügung steht. Derzeit laufen weltweit zahlreiche Pilotprojekte zur CO2-Speicherung. Hierzu zählt auch das interdisziplinär angelegte Projekt CSEGR (Carbon Sequestration with Enhanced Gas Recovery), bei dem eine Förderung im Rahmen des Forschungsvorhabens Geotechnologien zum Tragen kommen wird. Alle Forschungsvorhaben müssen Abb. 5: Verteilung der CO2-Emissionen der Bundesrepublik Deutschland (2004). 111 Abb. 6: Das „Energiepodium“, von links: H. krieg, Dr. G. MiloJcic, Dr. N. schächter, W. Becker, Dr. J. rückheiM, A. Forker, G. stieBeritz (Foto: Stedingk, LAGB). sich in ihren Zielgrößen an den Kosten des Zertifikathandels orientieren. In seinem Fazit stellte Dr. Rückheim fest, dass die industrielle Realisierung eines „CO2-freien Kraftwerks“ eine erhebliche technologische Herausforderung darstelle, die sich nur durch entschlossenes schnelles Handeln bewältigen lasse. Podiumsdiskussion: „Stabile und wirtschaftliche Energieversorgung mit fossilen Bodenschätzen“ Der Moderator der Diskussion, Herr Dr. Heinz Norbert Schächter (Geschäftsführer Wirtschaftsvereinigung Bergbau, jetzt: Vereinigung Rohstoffe und Bergbau, s. Abb. 6) umriss zunächst die derzeitige weltwirtschaftliche Lage. Die wirtschaftliche Dynamik insbesondere der aufstrebenden Industriestaaten und Asiens hat zu einer enormen Erhöhung der Nachfrage auf den Rohstoffmärkten geführt. Seit etwa 2000 schlägt das hohe Wirtschaftswachstum dieser Staaten auch massiv auf die Rohstoffpreise und hier insbesondere auf die der Energieträger durch (s. Abb. 1). Die Nutzung heimischer Potenziale sei daher ein Gebot der Vernunft und könne zugleich einen Beitrag zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit liefern. Am Beispiel der Nutzung der Windenergie werden aber schon heute die Grenzen erneuerbarer Energien sichtbar. Deutschland verfügt nur über eine kurze Küstenlinie, die weitgehend auch noch naturschutzrechtlich eingeordnet ist. Die Möglichkeiten großflächige Windparks zu errichten sind dadurch stark eingeschränkt. Auch im Binnenland wird der Großteil der potenziellen Eignungsflächen durch Restriktionen blockiert. Herr Armin Forker (Präsident des Landesamts für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt) erweiterte die Aussagen des Vorredners um die Forderung nach einer landesplanerischen Einordnung landesbedeutsamer Rohstoffpotenziale, speziell von Braunkohlelagerstätten, im Sinne einer wirksamen Rohstoffsicherung. Herr Günter Stieberitz (Geschäftsführer ROMONTA GmbH) erläuterte die Geschäftstätigkeit 112 seines Unternehmens. Dieses ist der weltweit einzige Großproduzent von Montanwachs. Lediglich in Asien existiere nennenswerte Konkurrenz. Montanwachs wird für zahlreiche industrielle Anwendungen eingesetzt und z.B. bei der Herstellung von Folien benötigt. Die Kohlegewinnung der ROMONTA erfolgt zur Montanwachsproduktion mit anschließender energetischer Verwertung. Der gegenwärtig betriebene Tagebau Amsdorf werde wegen Erschöpfung der Vorräte 2025 planmäßig auslaufen. Zur langfristigen Fortführung des Unternehmens werden bereits jetzt intensive Vorarbeiten geleistet. Anschließend ging Herr Stieberitz auf den Vortrag von Dr. Rückheim ein und beleuchtete aus seiner Sicht die mit der untertägigen CO2-Verbringung verbundenen Kosten. Diese würden in die Stromkosten eingepreist und belasteten hierdurch energieintensive Prozesse. Herr Dr. Rückheim bestätigte, dass die CO2Verbringung nicht unproblematisch, technisch aufwendig und kostenintensiv sei. Herr Dr. Milojcic verwies nochmals auf die Notwendigkeit langfristig verlässlicher Rah- menbedingungen für die Rohstoff- und Energiewirtschaft seitens der Politik. Die heutigen Infrastrukturen der Energiewirtschaft in den alten Bundesländern stammten überwiegend aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf zur Verfahrenserleichterung neuer Projekte. Herr Forker stellte wiederholt einen wirksamen Lagerstättenschutz im Sinne des Bundesberggesetzes in den Vordergrund, zugleich sollten die betroffenen Unternehmen ihren Bedarf anmelden und auf regionalplanerische Berücksichtigung drängen. Diese planerische Sicherung müsse auch über die Kernbetriebsflächen hinausgehen, wie das am Beispiel der notwendigen Zuleitungen von Kavernen deutlich werde. Herr Becker machte darauf aufmerksam, dass es immer schwerer werde, nutzbare Kohlenwasserstoff-Lagerstätten zu erschließen. Neu entdeckte oder zu entwickelnde Lagerstätten befänden sich zunehmend in polaren Gebieten. Ein Zugriff auf diese Potenziale werde daher immer aufwendiger und damit teurer. Abb. 7: Die gesetzlichen Grundlagen als Instrumente der Konfliktlösung im Umweltbereich bei der Regionalplanung (nach daMMert, 2006). 113 Herr Dr. Rückheim erläuterte, dass sich z.Z. 19 - 20 % des jährlichen inländischen Gasverbrauches aus Speichern decken lassen. Andere EU-Mitgliedsstaaten, z.B. Großbritannien, haben es bislang versäumt, in solchen Größenordnungen Speicherraum zu schaffen. Deutschland sei daher vergleichsweise gut aufgestellt. ( II ) Genehmigungen leichter gemacht Das zweite Schwerpunktthema des Rohstofftags befasste sich mit dem Stand der landesplanerischen Rohstoffsicherung sowie mit den praktischen Erfahrungen der Unternehmen bei Genehmigungsverfahren von Abbauvorhaben. Rechtsfragen der Energie- und Rohstoffsicherung in der Landesplanung Herr Prof. Dr. Bernd Dammert (Rechtsanwälte Dammert und Steinforth) äußerte sein Bedauern darüber, dass die Frage der Rohstoffsicherung in der Wirtschaftsministerkonferenz (WMK) bisher nicht ausreichend behandelt wurde. In den Landesplanungen sehe er gewisse Tabuisierungen des Rohstoffabbaus. Unabweisbare Konflikte seien im Landesentwicklungsplan (LEP) in einen Interessenausgleich zu bringen. Dies erfordere konkrete Abwägungs- und Ausgleichsentscheidungen. Bereits im LEP seien definierte Flächen zur Rohstoffgewinnung auszuweisen, da andernfalls aufwendige Zielabweichungsverfahren erforderlich seien. Der Referent erläuterte kurz die Hierarchie der Steuerungspotentiale in der sachsen-anhaltischen Landesplanung für die Sicherung standortgebundener mineralischer Rohstoffe. Die vertikale Stufung sehe hier drei Ebenen vor. An erster Stelle stünden die unmittelbaren Aussagen des Landesplanungsgesetzes selbst. Hierbei handele es sich meist um Grundsätze der Raumordnung ohne verbindliche Zielqualität. An zweiter Stelle folge der Landesentwicklungsplan (LEP). Die endgültige Konkretisierung der Rohstoffsicherung erfolge z.Z. mit der 3. Stufe, den Regionalen Entwicklungsplänen (REP) und Regionalen Teilgebietsentwicklungsplänen (TEP). Hier finde zugleich eine sektorale Ausformung für die Braunkohlenplanung statt. Zum Grundsatz der Vermeidung von Mehrfachprüfungen im Umweltbereich fasste der Referent die gesetzlichen Grundlagen zusammen und stellte diese als Instrumente der Konfliktlösung auf der Ebene der Regionalplanung zur Diskussion (s. Abb. 7). Prof. Dammert gab zu bedenken, dass die Gültigkeitsdauer der landes- und regionalplanerischen Ausweisungen (LEP, REP usw.) generell weit kürzer sei als die Gesamtlaufzeit der Rohstoffgewinnung, die von der Vorbereitung des Aufschlusses bis zur Wiedernutzbarmachung gemäß § 4 Abs. 4 BBergG gerechnet werden muss. Im Hinblick auf die überaus langen Planungs- und Vorlaufzeiten für z.B. Braunkohleaufschlüsse seien seines Erachtens landesplanerische Festlegungen von 30 Jahren und darüber hinaus erforderlich. Solche langfristigen Pläne müssten selbstverständlich einer regelmäßigen Aktualitätsprüfung unterliegen. Abschließend bemängelte der Referent den oft fehlenden Mut der politisch Verantwortlichen. Überplanungen seien juristisch angreifbar. Die Landespolitik müsse deshalb klare Entscheidungen treffen, welche dann auch gegen Kritik zu verteidigen seien. Planfeststellungsverfahren – schnell und flexibel? – Vergleiche, Thesen und Prognosen Herr Dr. Manfred Sichting (Abteilungsleiter CEMEX Deutschland AG) beleuchtete die Problematik von Planfeststellungsverfahren aus der praktischen Sicht des Unternehmers. Grundsätzlich müsse die Sicherung der Rohstoffversorgung unter den Aspekten Leben, Wohnen und Bauen im öffentlichen Interesse liegen. In Deutschland würden Bauten für Wohnen und Infrastruktur unter dem Gebot der Nachhaltigkeit errichtet. Zur Verdeutlichung des Bedarfs an Baurohstoffen in unserer modernen Gesellschaft bezifferte der Referent den durchschnittlichen statistischen Verbrauch auf weit über 500 Tonnen pro Bürger in 78 Jahren. Die Ausstattung der Bundesrepublik mit hochqualitativen Lagerstätten (Geopotenziale) sei grundsätzlich zwar durchaus erfreulich, es sei aber zu bemängeln, dass rund 50 % der Fläche inzwischen naturschutzrechtlich überplant ist. Dies werfe gravierende Probleme für den zukünftigen Rohstoffabbau auf. Damit verbunden stelle sich die Frage, wie den nachfolgenden Generationen der heutige Standard der Rohstoffversorgung erhalten werden kann. 114 Der Referent stellte kurz sein Unternehmen vor. Dieses betreibt bundesweit 65 Kieswerke, Steinbrüche und Splittwerke zur Produktion von 20 Mio. t mineralischen Rohstoffen pro Jahr. Hierbei seien: • ca. 1.250 Genehmigungen zu beachten, • ca. 10.000 Termine einzuhalten, • ca. 7.500 Textseiten vorzuhalten. Zurzeit würden 13 Planfeststellungsverfahren mit eingeschlossener Umweltverträglichkeitsuntersuchung zum Rohstoffabbau organisiert. Damit werde bis zum Jahr 2007 ein Zuwachs an behördlich genehmigten Vorräten von 124 Mio. t erwartet. Dr. Sichting erläuterte die notwendigen Schritte zur Erlangung einer behördlich genehmigten Abbauerlaubnis (s. Tab. 1). Hierbei bemängelte er die Gesetzes- und Behördenvielfalt sowie die Vielzahl an Entscheidungs- und Ermessensspiel- räumen, wodurch das gleiche Planfeststellungsverfahren in jedem Bundesland anders behandelt werde. Nicht von der Hand zu weisen sei aus der Sicht des Referenten auch die Gefahr, zentrale Schutzinstrumente pauschal für eine Verhinderungsstrategie zu nutzen. Oftmals fände keine ganzheitliche Betrachtung des Vorhabens statt. Stattdessen kämen im Gesamtzusammenhang vernachlässigbare Details als ausschlaggebende Kriterien zum Tragen. Es stelle sich auch die Frage, was mit der zu erhebenden Datenfülle geschehe. Diese könne seines Erachtens aufgrund ihres großen Umfangs niemand verarbeiten. Sinnvoller sei die Konzentration auf wenige, aber dafür aussagekräftige Indikatoren. Als Beispiel verwies er auf behördlich regelmäßig geforderte chemische Wassergüteuntersuchungen an Kiesseen. So seien beispielsweise in einem Werk je Messzyklus 67 verschiedene Einzelparameter zu bestimmen. Es stelle sich die Frage, worin die Notwendigkeit bzw. der Nutzen darin bestehe und wie deren Auswertung erfolgen solle. Tab. 1: Umweltrelevante Rechtsgrundlagen für die Rohstoffgewinnung (nach sichting, 2006). Tätigkeit / Restriktion Abbau / Gewinnung Schaffung / Verlegung von Gewässern Wasserentnahme / Wiedereinleitung naturschutzfachlicher Eingriff / Ausgleich Maßnahmen in Hochwasserschutzgebieten Lärm, Staub, Erschütterungen, Sprengstoff Waldumwandlung / Waldrodung Standsicherheit von Böschungen und Sicherheitsabstände Bodendenkmale, Archäologische Funde Verfüllung Umschlag und Verwertung von Baggergut Betankung / Lagerung von wassergefährdenden Stoffen Altlastenverdachtsflächen Natura 2000 / FFH-Gebiete Rechtsgrundlage (Auswahl) Bundesberggesetz (BBergG); BundesImmissionsschutzgesetz (BImSchG); Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts, Wasserhaushaltsgesetz (WHG); Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege, Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) in Verbindung mit oder auch gemäß Landesgesetz WHG WHG BNatschG WHG; Landeswassergesetz (LWG) BImSchG in Verbindung mit Landesrecht Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft, Bundeswaldgesetz (BWaldG) Polizei- und Ordnungsbehördengesetz (SOG) Landesgesetz BNatschG; WHG; Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen, Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG); Landesrecht KrW-/AbfG; BImSchG WHG in Verbindung mit Landesgesetz KrW-/AbfG BNatschG 115 Abb. 8: Ein hochkarätiges Fachpublikum folgte den Beiträgen im Vollversammlungssaal der Industrie und Handelskammer Halle-Dessau (Foto: Stedingk, LAGB). Herr Dr. Sichting prognostizierte die zukünftige Genehmigungspraxis und kommt zu dem Schluss, dass sich die Situation durch einerseits steigende Anforderungen (Untersuchungsumfang, Abwägungspraxis) und andererseits latenten Personalabbau in den Behörden nicht bessern werde. Den zukünftigen Regelungsbedarf aus Sicht der Rohstoffwirtschaft fasste Dr. Sichting in vier Forderungen zusammen: 1. 2. 3. 4. Bodenschätze sind mit anderen Umweltgütern wie Wasser, Boden, Luft, Landschaft rechtlich gleich zu stellen. Rohstoffvorkommen dürfen nicht aus lokaler Sicht (Kirchturm), sondern müssen regionalgeologisch und entsprechend ihrer Standortgebundenheit beachtet und geschützt werden. Planungen und Verfahren müssen einfacher werden (weniger / keine „föderalen“ Unterschiede bei Umweltrecht / Planfeststellungsverfahren). Bei Untersuchungen für Planungen und Monitorings sollten Standards gelten. Planfeststellungsverfahren – Erfahrungen des Unternehmerverbandes Mineralische Baustoffe Herr RA Dipl.-Ing. Gert-Dietrich Reuter (Geschäftsführer Unternehmerverband Mineralische Baustoffe) berichtete über die Erfahrungen von Mitgliedsunternehmen bei Genehmigungsverfahren zur Gewinnung von Rohstoffen auf der Grundlage einer verbandsinternen Befragung. Danach seien allgemein viel zu detaillierte und weitreichende Untersuchungen bereits in Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Solche Prüfungen sollten im Rahmen des späteren Hauptbetriebsplanes vorgenommen werden. Die Dauer von Planfeststellungsverfahren betrüge mittlerweile zwischen zwei und elf Jahren. Derartig lange Zeiträume seien nicht hinnehmbar und als Ausdruck einer überzogenen Bürokratie zu werten. Hier sehe er zugleich einen massiven Zielkonflikt zur wirtschaftlichen Betätigung. Derzeit betrage z.B. der Erlös je Tonne Kies in Sachsen-Anhalt völlig unbefriedigende 2,53 Euro. Damit ließen sich die Betriebskosten 116 nicht erwirtschaften. Hinzu kämen die Belastungen des Planfeststellungsverfahrens und weiterer geforderter Genehmigungsvorleistungen. Als ein ernstes Problem benannte er den Denkmalschutz. In verschiedenen Landesteilen seien flächenhafte Naturdenkmale in übertriebenen Größenordnungen ausgewiesen und behinderten die Rohstoffgewinnung teilweise massiv. Die Anregung von Herrn Forker, hier das Gespräch mit dem Landesamt für Denkmalpflege zu suchen, hielt der Referent insbesondere für kleinere Unternehmen für keine praktikable Lösung. Abschließend äußerte sich Herr Reuter grundsätzlich positiv über die Tätigkeit des Landesamts für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt. Im Ergebnis seiner Unternehmensbefragung wurde diese als fachlich kompetent, pragmatisch und hilfsbereit bewertet. Auch für das Publikum des 3. Rohstofftags (s. Abb. 8) bestand Gelegenheit für Fragen und Anregungen an die Referenten. Hiervon wurde insbesondere von Unternehmen und Ingenieurbüros Gebrauch gemacht. Hierbei betonten die Vertreter der Wirtschaft, dass sie die Durchführung der Genehmigungs- und Zulassungsverfahren weiterhin kritisch betrachten würden. Leider setzte der Zeitrahmen der insgesamt konstruktiven Diskussion Grenzen. In seinem Schlusswort zog der Moderator eine positive Bilanz zum 3. Rohstofftag des Landes Sachsen-Anhalt. Es sei gelungen zu informieren, Probleme offen anzusprechen und in konstruktiver Atmosphäre Lösungsansätze zu diskutieren. Es gelte diesen Weg, auf dem die gegensätzlichen Standpunkte und Interessen nicht verwischt werden dürfen, weiter zu gehen. Abschlussdiskussion mit Referenten und Publikum Den Schlusspunkt der Nachmittagsveranstaltung setzte die Abschlussdiskussion unter der Leitung von Herrn Dr. Jens-Holger Göttner (MMG Management GmbH). Die Hauptkritik fokussierte sich darauf, dass die Verfahren zu lange dauerten und zu aufwendig seien. Hier bestehe nach wie vor Handlungsbedarf. Zur Lösung der Probleme schlug Herr Dr. Göttner ein Plan-Umweltverträglichkeitsprüfungs-Beschleunigungsgesetz vor. Dieser Vorschlag erschien den meisten Teilnehmern nur für Projekte ab einer bestimmten Größenordnung sinnvoll. Anschriften der Autoren: K. stedingk, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle, S. danek & A. schlotyssek, IHK Halle-Dessau, Frankestraße 5, 06110 Halle 117 Herausgabe der Karte “Geotourismus im Harz - Geologisch-montanhistorische Karte des Harzes 1 : 100 000“ ivo rappsilBer, klaUs stedingk, Matthias thoMae & Jürgen heckner Mit der im Jahr 2006 herausgegebenen „Geologisch-montanhistorischen Karte des Harzes“ im Maßstab 1:100 000 (GMK100 Harz; s. Abb. 1) will das LAGB an die sehr erfolgreiche und bereits in 2. Auflage erschienene Geologisch-montanhistorische Karte der Reviere Mansfeld und Sangerhausen aus dem Jahr 2000 anknüpfen und dem zunehmenden Interesse an der regionalen Geologie und dem historischen Bergbau Rechnung tragen. Das Ziel dieser besonderen Harz-Karte besteht darin, dem geowissenschaftlich-montanhistorisch interessierten Besucher des Harzes einen praktischen Leitfaden an die Hand zu geben, der ihm in der Fülle der Einrichtungen, Sehenswürdigkeiten und Aufschlüsse schnell einen Überblick verschafft. Die Darstellung der Vorderseite berücksichtigt die unterschiedlichen Interessenlagen der Besuchergruppen. Eine Familie mit Kleinkindern wird ebenso wie der klassische Bildungsreisende das für sie geeignete Ziel finden. Die Karte führt dabei auch an Objekte heran, die nicht immer auf den ersten Blick spektakulär sind oder unmittelbar am Wegesrand liegen. Abb. 2 zeigt einen Ausschnitt der Legende, der die Vielfalt der in der Karte eingetragenen Objekte verdeutlicht. Dabei konnte nur eine Auswahl der wichtigsten Ziele dargestellt werden (s. Abb. 3). So wird vielleicht mancher Besucher ein ihm liebgewordenes Objekt vermissen. Dennoch zeigt die große Zahl von über 300 Geozielen, dass der Harz eine Region repräsentiert, die ihr historisches Erbe pflegt und bewahrt und darüber hinaus auch geologisch auf engstem Raum z.T. Einzigartiges bietet. Der gewählte Maßstab von 1:100 000 und der benutzte Kartenausschnitt sollen eine Verbindung zur Geologischen Karte des Harzes herstellen. Allerdings wurde hier die geologische Darstellung durch Zusammenfassung von Schichtenfolgen und den Verzicht auf strukturgeologische Details stark vereinfacht. Die Verschneidung mit der Topographie auf Basis des digitalen Höhenmodells zeigt die Bedeutung des geologischen Untergrundes für die Herausbildung der Morphologie (s. Abb. 3). Die Karte ist nicht zum Aufsuchen der Objekte im Gelände konzipiert. Sie soll eine Vorstellung von der hohen Dichte an geologischen und montanhistorischen Objekten im Harz vermitteln, aber auch als Grundlage für die Planung von Reisezielen und Aufenthalten dienen. Sind einige Stationen in die engere Wahl gekommen, lassen sich leicht über Tourismusbüros oder Internet genauere Auskünfte dazu einholen. Das plakative Erscheinungsbild der Karte wird durch die Randgestaltung mit Bildern ausgewählter Objekte unterstützt (s. Abb. 4). Abb. 1: Titelblatt der Geologisch-montanhistorischen Karte des Harzes (LAGB, 2006). 118 Abb. 2: Der Legendenausschnitt zeigt die Vielfalt der in der Karte dargestellten Objekte (LAGB, 2006). Abb. 3: Der Kartenhintergrund ist eine Verschneidung von vereinfachter Geologie und Morphologie. Im Kartenausschnitt des Gebietes Brocken-Elbingerode wird die hohe Dichte geologisch-montanhistorischer Sehenswürdigkeiten deutlich (LAGB, 2006). Die Karte “Geotourismus im Harz - Geologischmontanhistorische Karte des Harzes 1 : 100 000“ (ISBN 3-929951-55-X) kann im LAGB zu einem Preis von 6,-- € bezogen werden. Anschriften der Autoren: Ivo r appsilBer, K. stedingk, M. thoMae & J. heckner, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle Abb. 4: Collage aus Bildern von der Geologisch-montanhistorischen Karte des Harzes (t. schwaB, DesignRing). 119 Tagungsbericht zur Vortrags- und Exkursionstagung „Harzgeologie 2005“ carl-heinz Friedel Vom 6. bis 7. Mai 2005 fand in der Stadt Halle/ Saale eine Vortrags- und Exkursionstagung zum Thema „Harzgeologie 2005“ statt. Eingeladen hatte das LAGB. Damit wurde eine Veranstaltung fortgesetzt, die in ähnlicher Form 2002 am Geologischen Institut der Universität ClausthalZellerfeld stattgefunden hatte. Zur Tagung erschien ein 80 Seiten umfassender Tagungsband mit den Vortragskurzfassungen und dem Exkursionsführer, der in der Reihe „Exkursionsführer und Veröffentlichungen, Nr. 227 der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) herausgegeben wurde. Der erste Tagungstag war für die Vorträge reserviert. Am zweiten Tag schloss sich eine eintägige Exkursion an, um die Befunde unmittelbar im Feld vorstellen und diskutieren zu können. Etwa Abb. 1: Titelblatt des Tagungsbandes 45 Personen hatten sich am ersten Tag zu den Vorträgen eingefunden. Die Palette der insgesamt 13 Vorträge reichte von der jüngsten Entwicklung des Harzes („Neue Tertiärvorkommen auf der Harzhochebene“, König & Blumenstengel) über Sedimentation, Vulkanismus und Tektonik des Rotliegenden (J. Paul) bis zum vermeintlich ältesten Gestein des Harzes, dem Eckergneis. Die von Geissler et al. vorgestellten SHRIMPDaten von detritischen Zirkonen aus Quarziten des Eckergneises lieferten wohl das spektakulärste Ergebnis, das auf dieser Tagung vorgestellt wurde. Die Daten lassen den Schluss zu, dass der Eckergneis erst vor ca. 410 Mio. Jahren sedimentiert wurde. Es könnte sich beim Eckergneis um variszisch metamorphisierte rhenoherzynische Kruste handeln. Weitere radiometrische Altersdaten (Pb-Pb-Alter) wurden von Tietz et al. von einem Granitoid-Xenolith aus dem Bodegang vorgestellt. Der aus ersten Messergebnissen gewonnene mittlere Alterswert von 378 Mio. Jahren lässt sich noch nicht schlüssig interpretieren. Große Aufmerksamkeit, aber auch kontroverse Diskussionen löste der Vortrag von H. Huckriede über die Verbreitung, Struktur und Paläogeographie tektonisch allochthoner Einheiten im Rhenoherzynikum aus. Kritisch wurden auch die Vorstellungen von Hünecke & Ruchholz über die Bildung der Harz-Olisthostrome durch Seitenverschiebungen diskutiert. Diese Vorträge verdeutlichten einerseits, wie mehrdeutig einige Befunde sind. Andererseits fordern neue methodische Ansätze und Daten ein Überdenken bestehender Konzepte heraus. Auf einige Aspekte der mesozoischen Hebung des Harzes für den jetzigen Anschnitt des Harzpaläozoikums wiesen Voigt et al. hin. Die regionale Zunahme des Inkohlungsgrades nach NE dürfte teilweise auf die asymmetrische Hebung (Kippung) der Harzscholle zurückzuführen sein. Aus den Inkohlungsdaten ergeben sich außerdem Hinweise auf einen spätmetamorphen Deckenbau (Friedel et al.). Steiger & Lappke stellten erste Ergebnisse lithologischer Untersuchungen an der Basis der Devonkalke im Elbingeröder Komplex vor. Die Vorträge von Bussmann & 120 Abb. 2: Professor H. Wachendorf erläutert die Kontaktverhältnisse am Ostrand des Brockengranits im ehemaligen Steinbruch am Kantorkopf. (Foto: Friedel, LAGB) Gursky: „Sedimentologische Untersuchungen im Unterdevon des Oberharzes“ und von H. Zellmer: „Die unterkarbonische Entwicklung der Schwellen im Oberharz und im Elbingeröder Komplex“ stimmten inhaltlich schon auf die Exkursion ein. Darüber hinaus berichteten Franzke & Meier über die strukturelle Entwicklung des Kyffhäuser-Kristallins und wurden neue absolute Altersdaten der Devon-Karbon-Grenze vom Profil Hasselbachtal (Sauerland) vorgestellt (Trapp et al.). Im Anschluss an die Vorträge nutzen viele der Teilnehmer die Möglichkeit, die Ausstellung „Der geschmiedete Himmel“ zu besuchen. Auf dieser vielbeachteten Ausstellung der Landesarchäologie Sachsen-Anhalts waren neben der Himmelsscheibe von Nebra weitere hervorragende Exponate aus der Bronzezeit zu besichtigen. Ein gemeinsames Abendessen beendete den Abend. Der Exkursionstag begann 7.30 Uhr mit der Abfahrt in Halle und endete bei einsetzender Dunkelheit und starkem Regen 20.30 Uhr am Rammelsberg. Die Exkursionsroute zog sich am nörd- lichen Harzrand entlang. Dieser Route folgten 32 Teilnehmer in einer Kolonne aus 15 Fahrzeugen, ohne dass größere Verzögerungen eintraten. Insgesamt wurden 7 Exkursionspunkte besucht. Neben klassischen Aufschlüssen, wie der Teufelsmauer, dem Romkerhaller Wasserfall oder den Steinbrüchen am Rammelsberg, wurden mit der „Blauen Pinge“ am Büchenberg, dem Präsidentenweg bei Thale oder Aufschlüssen am Ostrand des Brockens auch einige bisher weniger beachtete Punkte angefahren. Das Wetter war zwar den ganzen Tag über regnerisch, trotzdem blieb bei guter Stimmung das Interesse bis zum Schluss groß. Anschrift des Autors: C.-H. Friedel, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 121 Tagungsbericht zur 73. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen steFan wansa Vom 6. bis 9. Juni 2006 fand in Halle die 73. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen statt. Tagungsstätte war der Freylinghausen-Saal in den Franckeschen Stiftungen. Die 1927 gegründete Arbeitsgemeinschaft vereint verschiedene Forschungsdisziplinen, wie die amtliche geologische Landesaufnahme, die geowissenschaftliche Hochschulforschung sowie Bergbau, Rohstoffwirtschaft, Wasserbau- und Bauingenieurwesen, Bodenkunde und Archäologie. Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft wird traditionsgemäß in der Woche nach Pfingsten im turnusmäßigen Wechsel von einem der beteiligten Staatlichen Geologischen Diensten (SGD) ausgerichtet. Das LAGB wurde bei der Ausrichtung der Tagung von verschiedenen Einrichtungen unterstützt, insbesondere vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, vom FB Geowissenschaften der MLU und von den Franckeschen Stiftungen zu Halle. Die Fachtagung begann am 6. Juni mit einem öffentlichen Abendvortrag zur Himmelsscheibe von Nebra. Auf der Vortrags- und Posterveranstaltung am 7. und 8. Juni wurden folgende Themenschwerpunkte behandelt: Geologie des Känozoikums Nord- und Mitteldeutschlands, Angewandte Geologie (insbesondere Hydrogeologie), geologische und bodenkundliche Kartierung, digitale Geodaten und Modellierung sowie Archäogeologie und Historisches. Die Exkursionen am 8. und 9. Juni führten in die nähere und weitere Umgebung von Halle, u. a. in das Unstrut-Trias-Land (s. Abb. 2), an den Südharzrand, in den Halleschen Vulkanit-Komplex und in Bergbausanierungsgebiete (Geiseltal, Bitterfeld). Das Rahmenprogramm beinhaltete u. a. eine Stadtführung, eine Führung im Landesmuseum für Vorgeschichte und in den Franckeschen Stiftungen sowie einen Empfang im Gesteinsgarten des Fachbereichs Geowissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Zur Tagung wurde ein 184 Seiten umfassender „Tagungsband und Exkursionsführer“ erstellt, der die Kurzfassungen von 22 Vorträgen und 25 Postern sowie die Erläuterungen zu den drei Halbtags- und drei Ganztagsexkursionen enthält. Das abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tagungsprogramm fand bei den ca. 150 Teilnehmern sehr positive Resonanz. Abb. 1: Titelblatt des Tagungsbandes. 122 Abb. 2: Im Unteren Wellenkalk an einem Straßeneinschnitt bei Karsdorf im Rahmen der Exkursion „Geologie und Archäologie im Unstrut-Trias-Land“ (Foto: Schuberth, LAGB) Anschrift des Autors: S. wansa, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 123 Tagungsbericht zum Workshop „Das Tertiär im mitteldeutschen Ästuar – Stand und aktuelle Probleme“ carl-heinz Friedel Am 25. November 2005 trafen sich in der Stadt Halle/Saale 50 Fachleute aus wissenschaftlichen Institutionen, den Geologischen Diensten und der geologischen Industrie, um an einem Workshop teilzunehmen, der sich mit dem Tertiär in Mitteldeutschland beschäftigte. Eingeladen hatten das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) und die Subkommission Tertiärstratigraphie der Deutschen Stratigraphischen Kommission. Zusätzliche Unterstützung erhielten die Organisatoren durch die Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG). Zur Tagung erschien ein 52 Seiten umfassender Tagungsband in der Reihe „Exkursionsführer und Veröffentlichungen, Nr. 230“ der DGG. Abb. 1: Titelblatt des Tagungsbandes. Mit diesem Workshop wurde die Reihe thematischer Veranstaltungen zum Tertiär Mitteldeutschlands fortgesetzt, die in den vergangenen Jahren insbesondere vom Arbeitskreis „Bergbaufolgelandschaften“ erfolgreich durchgeführt worden waren. Das große Interesse an diesem Thema hat ganz praktische Gründe. Mit der Stilllegung zahlreicher Braunkohlentagebaue haben zwar die unmittelbaren Eingriffe in tertiäre Schichtenfolgen abgenommen. Die Ablagerungen des Tertiärs besitzen aber auch zukünftig noch eine große wirtschaftliche Bedeutung im mitteldeutschen Raum. Das gilt für den vorhandenen aktiven Braunkohlenabbau, genauso wie für die Wiederurbarmachung der Tagebaurestlöcher und die Entwicklung von Seenlandschaften sowie für die umfangreichen Sanierungsarbeiten der ökologischen Großprojekte. Es standen Fragen der stratigraphischen Gliederung, der Vereinheitlichung lokaler Nomenklaturen und Aspekte der lithofaziellen Entwicklung im Bereich des mitteldeutschen Ästuars und seines Umlandes im Vordergrund. Dieser Schwerpunkt trägt dem Umstand Rechnung, dass die genaue Kenntnis der stratigraphischen und lithofaziellen Entwicklung im lokalen und regionalen Maßstab eine entscheidende Voraussetzung für die effektive Nutzung der Rohstoffe und die sachgerechte Umsetzung hydrogeologischer und umweltrelevanter Projekte ist. Daneben wurden auch Fragen der Organisation anstehender und zukünftiger Arbeiten im Tertiär diskutiert. Bereits am Vortag des Workshops hatten Herr A. Jeworutzki von der W.U.P. GmbH Leuna und Herr Dr. H. Blumenstengel, Jena, eine Exkursion nach Leuna organisiert, bei der sie aktuelle Ergebnisse palynologischer und lithologischer Untersuchungen von Alttertiärbohrungen im Bereich der Leuna-Halde vorstellten. An dieser Vorexkursion nahmen ca. 20 Personen teil, die sich anhand von Kernmaterial unmittelbar über die Ergebnisse informieren konnten. Für diese aufwendige Präsentation sei beiden Herren auf diesem Wege nochmals ganz besonders gedankt. 124 Abb. 2: Die Tagungsteilnehmer im Eingangsbereich des LAGB (Foto: Schuberth, LAGB). Das Vortragsprogramm der Tagung umfasste insgesamt 13 Vorträge. Den Einführungsvortrag hielt Prof. W. Krutzsch zum Thema „Paläogeographie des Paläogens im mitteldeutschen Ästuar“. Übersichtscharakter hatte auch der Beitrag von Frau Dr. A. Köthe, die auf die Bedeutung der Dinoflagellatenzysten für die biostratigraphische Einstufung im Tertiär hinwies. Danach folgten Beiträge, die sich stärker auf die Region HalleLeipzig-Zeitz bezogen. Ein aus 4 Beiträgen bestehender Themenblock befasste sich mit den Tertiärvorkommen von Helmstedt-Schöningen. Ergänzt wurde das Vortragsprogramm durch 9 Poster, die zumeist regional oder inhaltlich die oben genannten Themen aufgriffen und vertieften. Anschrift des Autors: C.-H. Friedel, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 125 Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt, Band 10: Halle-Störung ivo rappsilBer Im Jahre 2006 hat das LAGB mit dem Band 10 der „Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt“ eine Publikation zur HalleStörung herausgegeben (s. Abb. 1). Dafür gab es zwei Gründe: Anlässlich der 1200-Jahrfeier der Stadt Halle erfolgte im Rahmen der Umgestaltung des Marktplatzes die Errichtung eines „Geoskops“, das einen Blick auf die Störung gestattet. In der Vorbereitung dazu musste der Standort vorerkundet werden. Dies war ein Anlass, das bisherige Wissen über die Halle-Störung zusammenzutragen und weitere Untersuchungen durchzuführen. Andererseits zieht das Geoskop bei vielen Hallensern und Gästen den Wunsch nach sich, mehr über die Halle-Störung zu erfahren. Auch des- Abb. 1: Titelblatt des Bandes 10 der „Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt“ mit dem Thema Halle-Störung (LAGB, 2006). halb wurde eine Zusammenfassung des Kenntnisstandes vorgelegt, der sich seit der ersten Erwähnung der „großen Halleschen Kluft“ im Jahre 1891 durch K. v. Fritsch in mehr als 100 Jahren angesammelt hat. Die Halle-Störung ist die Struktur, die den geologischen Untergrund der Stadt Halle am stärksten prägt. Sie ist die Trennlinie zwischen zwei großräumigen tektonischen Einheiten: Merseburg-Scholle und Halle-Wittenberg-Scholle. Beide Schollen besitzen einen grundlegend unterschiedlichen Aufbau, was aus Ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Tiefenstockwerken resultiert. Die Halle-Störung verläuft durch das Stadtgebiet und quert im Untergrund den Marktplatz zwischen Rathaus, Händeldenkmal und Marktkirche, weshalb sie früher auch als ”Hallesche Marktplatzverwerfung” bezeichnet wurde. (s. Abb. 2) Abb. 2: Schematisches geologisches Blockbild: HalleStörung und aufgeschleppte Zechsteinresiduen wirken als Aufstiegsbahn für die Sole (Grafik: Herold, LAGB). 126 Die Entstehung der Stadt Halle geht – wie es auch im Namen zum Ausdruck kommt – auf die an die Störung gebundenen Soleaustritte zurück. Die über Jahrhunderte reich sprudelnden Solebrunnen der Stadt aber auch der Kupfer-, Silber-, Salz- und Kohlebergbau in der Region stehen mit der Störung in Verbindung. Der darauf beruhende Wohlstand der Stadt führte zu einer kulturellen Blütezeit, die sich unter anderem in der Schaffung eindrucksvoller Bauten und Kunstwerke manifestierte. Anschrift des Autors: Ivo r appsilBer, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle 127 Bodenbericht 2006 – Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt dieter FeldhaUs & klaUs-J. hartMann Mit dem 1999 veröffentlichen Bodenatlas Sachsen-Anhalt (GLA 1999) hat das Landesamt für Geologie und Bergwesen einen Überblick über das landschaftliche Inventar der Böden in Sachsen-Anhalt gegeben. Des Weiteren dokumentiert der Bodenatlas die zu dieser Zeit vorhandenen Kartengrundlagen, Auswertungen und thematischen Bearbeitungen. Seit dem haben sich die Anforderungen an bodenkundlichen Informationen und deren Verfügbarkeit weiterentwickelt. Der Bodenbericht 2006 hat das Ziel, über den aktuellen Stand bodenkundlicher Arbeiten in Sachsen-Anhalt im Allgemeinen und am LAGB im Besonderen zusammenhängend zu informieren. Ausdruck der weitreichenden Kooperationen und der Einbindung der Bodenkunde in Entwicklungen und Entscheidungsprozesse im Land ist die Mitwirkung von 16 Autoren aus Behörden, Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Ingenieurbüros. Ein Schwerpunkt bilden die Arbeiten und Ergebnisse des LAGB. Die Darstellung wird durch eine Anlage ergänzt, die Beispiele digitaler Karten mit Darstellungen bodensystematischer Inhalte sowie Bodenparametern und Bodenfunktionen vorstellt. Eine zweite Anlage bildet typische Bodenprofile des Landes mit ihren Eigenschaften und ihrem Bezug zur Landschaft und Bodennutzung ab. Weitere Artikel beschäftigen sich mit der Anwendung von Bodendaten. Die Bedeutung der deutschen bodenkundlichen Systematik als Grundlage für die Bewertung von Bodenfunktionen und die Bereitstellung von Parametern für Umweltmodelle wird deutlich. Speziell sind die Vorgehensweisen und Ergebnisse zur Schaffung des Bodenbewertungsverfahrens Sachsen-Anhalt und die Informationsebenen für die Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie vorgestellt. Der Artikel über die Umsetzung des bundesweit abgestimmten Boden-Dauerbeobachtungsprogramms in Sachsen-Anhalt zeigt, dass die hier gewählte Organisationsstruktur sehr erfolgreich ist. Die Ergebnisse dieses langfristig angelegten Programms bekommen inzwischen europaweite Bedeutung und werden in verschiedenen Forschungsprogrammen genutzt. Durch die Mitwirkung des LAGB an der Auswertung von Messungen der elektrischen Leitfähigkeit des Bodens wird der Anschluss an Entwicklungen gehalten, die im Rahmen der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen (precision farming) von Bedeutung sind. Unter anderem sollen methodisch Möglichkeiten zur Entwicklung hochauflösender bodenkundlicher Unterlagen für die praktische Anwendung erschlossen werden. Anschriften der Autoren: Abb. 1: Titelblatt des Bandes 11 der „Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt“ mit dem „Bodenbericht 2006“ (LAGB, 2006) D. FeldhaUs & K.-J. hartMann, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle 128