Die fruchtbare Kuh: Ausfluss

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Die fruchtbare Kuh: Ausfluss
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Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen
Ausfluss
Ausfluss
Problematik bei Ausfluss
Es gilt, normalen Ausfluss aus den Geschlechtsorganen von krankhaftem Ausfluss zu unterscheiden. Zudem spielt es eine
wesentliche Rolle, zu welchem Zeitpunkt im Zyklus oder bezogen auf die Geburt das Tier Ausfluss hat und aus welchem
Organteil der Ausfluss stammt. Krankhafter Ausfluss hat oft hohe wirtschaftliche Verluste zur Folge, insbesondere, wenn
eine chronische Form lange nicht beachtet und behandelt wird.
Brunstschleim
Klarer spinnbarer Brunstschleim
(Bild: Wiederkäuerklinik Bern)
Ausdruck vom: 20.01.2017, 20:08
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Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen
Ausfluss
Eitriger Ausfluss
Eitriger Ausfluss bei Gebärmutterentzündung. Fütterungs- und Geburtsmanagement sollen überprüft werden.
Ausfluss - was wird beurteilt?
Bei Ausfluss werden die Menge, die Konsistenz, das Aussehen und der Geruch beurteilt.
Menge: wenig – mittel – viel
Konsistenz: fadenziehend, wässrig, zäh, mit Beimengungen (Eiter, Blut, Fruchtteile, Nachgeburtsteile)
Aussehen: klar oder trüb (rauchig, weiss, gelb, rot, braun)
Geruch: kein - wenig – stark übelriechend
Was ist normal und gesund:
In der Brunst sondert die Kuh fadenziehenden klaren Schleim aus der Scham ab. Dieser Schleim wird grösstenteils im
Muttermund produziert. In der Nachbrunst kann Blut aus der Scheide beobachtet werden. Dieses stammt aus kleinen
Blutgefässen in der Gebärmutter, die während der starken Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur in der Brunst platzen.
Nach der Geburt ist es normal, dass sich die Kuh „verputzt.“ Dabei sondert sie während den ersten 2-3 Wochen nach der
Geburt braunen, blutigen Schleim in grossen Mengen aus.
Sowohl nach der Geburt als auch während der Brunst stinkt normaler gesunder Ausfluss nie.
Selten kann es vorkommen, dass trächtige Tiere Schleim absondern. Mit Hilfe der Vorgeschichte und einer sorgfältigen
Untersuchung muss wenn möglich die Ursache und ein allfällig krank-machender Faktor heraus gefunden werden. Im
Zweifelsfall soll der Tierarzt gerufen werden.
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Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen
Ausfluss
Was ist nicht normal bzw. krankhaft:
Sobald Schleim aus den Geschlechtsorganen länger als 3 Wochen nach der Geburt in grossen Mengen heraus kommt,
getrübt, Flocken aufweisend oder gar stark eitrig ist und stinkt, ist etwas nicht in Ordnung. Der Schweregrad muss beurteilt
werden und es muss herausgefunden werden, aus welchem Geschlechtsteil der krankhafte Ausfluss stammt. Der
Allgemeinzustand des betroffenen Tieres spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Je nach Befund, Schweregrad und Zeit
nach der Geburt bzw. im Brunstzyklus muss entsprechend reagiert werden.
Normal
Wenig zäher blutiger Ausfluss in der Nachbrunst.
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Ausfluss
Nicht normal
Wenig eitriger klebriger Ausfluss. Herkunftsorgan und mögliche Ursachen (Fütterung und Geburtsmanagement) sollen
überprüft werden.
(Bild: Wiederkäuerklinik Bern)
Nicht normal
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Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen
Ausfluss
Wenig trüber, zäher Ausfluss. Typischer Ausfluss bei Zysten auf den Eierstöcken.
Ursachen von Ausfluss
Brunst: Klarer, fadenziender (spinnbarer) Schleim in unterschiedlicher Menge und geruchlos.
Nachbrunst: Wenig blutiger zäher geruchloser Schleim.
Senkscheiden: Diese werden vererbt und hängen insbesondere zusammen mit der Beckenstellung. Von aussen erkennt
man sie gut an einer nicht-senkrecht gestellten Scham. Betroffene Tiere haben typischerweise einen Hohlschwanz. In
Senkscheiden bleibt der reizende Harn liegen und dies kann zu Entzündungen der Scheide und auch der Gebärmutter
führen (Harn fliesst durch den Muttermund in die Gebärmutter). Der Ausfluss bei Senkscheiden ist wässrig und wird
schwallweise in grossen Mengen abgesondert, insbesondere wenn sich die Kuh hinlegt. Liegt bereits eine Infektion vor,
wird der Ausfluss zusehends trüber oder gar eitrig. Kühe mit Senkscheiden haben eine schlechtere Fruchtbarkeit.
Scheidenentzündung (Vaginitis): Diese treten in den meisten Fällen im Zusammenhang mit Senkscheiden auf. Früher
auch noch oft im Zusammenhang mit Natursprung und den da übertragenen Deckseuchen (Trichomonaden).
Gebärmutterentzündung (Endometritis):
Definitionsgemäss handelt es sich um einen krankmachenden Einfluss auf die Gebärmutterschleimhaut. Dieser
krankmachende Einfluss kann seinen Ursprung im Management (Einsatz der Genetik, Fütterung, Haltung und allgemeine
Stallhygiene), in einer direkten mechanischen Verletzung (z.B. bei einer Behandlung oder Besamung) oder in einer
Infektion (meist Mischinfektionen mit Keimen aus der Umgebung) haben.
Bei der Haltung ist eine keimbelastete Umgebung insbesondere während der Geburt und unhygienische Geburtshilfe eine
häufige Ursache für späteren krankhaften Ausfluss.
Eine nicht optimale Fütterung gefolgt von Stoffwechselstörungen (insbesondere nach einer Verfettung in der
Spätlaktation), allen voran Aceton, beeinflussen die Gesundheit der Gebärmutter direkt.
Gebärmutterentzündungen können fast zu jeder Zeit im Leben einer Kuh auftreten. Man unterscheidet zwischen akuter
und chronischer Gebärmutterentzündung.
Akute Gebärmutterentzündungen treten meist nach einer Schwergeburt, unhygienischer Geburtshilfe oder
Nachgeburtsverhalten und meist innerhalb der ersten 2 Wochen nach der Geburt auf. Tiere mit akuter
Gebärmutterentzündung sind oft in einem schlechten Allgemeinzustand mit Fieber und stinkigem Ausfluss von
unterschiedlicher Menge und Konsistenz. Das Aussehen des Ausfluss kann sehr unterschiedlich sein.
Chronische Gebärmutterentzündungen treten oft Wochen nach der Geburt auf und werden oftmals lange gar nicht
bemerkt, denn der Allgemeinzustand der betroffenen Tiere ist gut. Aber die Tiere nehmen nicht auf, weil das Milieu in der
Gebärmutter gestört ist. Das ist dann oft der Grund für eine Untersuchung, bei der dann die Infektion festgestellt wird.
Betroffene Tiere haben oft keinen regelmässigen Brunstzyklus und allfälliger Ausfluss ist wenig und trüb, aber meist nicht
stinkend, oft mit flockigen Beimengungen.
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Ausfluss
Pyometra: Hierbei handelt es sich um eine mit Eiter gefüllte Gebärmutter mit gleichzeitigem Vorhandensein eines
Gelbkörpers auf dem Eierstock. Ist der Muttermund offen, können grosse Mengen übelriechenden Eiters aus der Scheide
abfliessen. Ist der Muttermund zu, ist die Gefahr gross, eine Pyometra mit einer Trächtigkeit zu verwechseln (Flüssigkeit in
der Gebärmutter, Gelbkörper auf dem Eierstock).
Zysten: Rauchiger, trüber, zäher Ausfluss ist sehr typisch beim Vorliegen von Zysten und tritt meist einige Wochen nach
der Geburt auf.
Senkscheide
Senkscheide diagnostiziert mit Spekulum. Gebärmutterentzündungen gefolgt von schlechter Fruchtbarkeit sind
vorprogrammiert. Tier ausmerzen.
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Ausfluss
Schema Senkscheide
Schematisch Darstellung einer Senkscheide
Geburtsverhältnisse
Suboptimale Geburtsverhältnisse: Anbindehaltung und Fliegenbefall. Eine separate Abkalbeboxe wäre tierfreundlicher.
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Ausfluss
Eitriger Ausfluss
Eitriger Ausfluss aus Muttermund oder Gebärmutter. Eine Behandlung durch den Tierarzt macht hier Sinn.
(Bild: top agrar)
Zäher Ausfluss
Viel zäher eitriger Ausfluss bei einer offenen Pyometra. Ein Fall für den Tierarzt.
Ausdruck vom: 20.01.2017, 20:08
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Ausfluss
Zielsetzungen bei Ausfluss
Ausfluss richtig beurteilen und reagieren und krankhaften Ausfluss im ganzen Bestand vermeiden.
Massnahmen und Lösungsansätze bei Ausfluss
Ausfluss in der Brunst und Nachbrunst beobachten, beurteilen, dokumentieren und wenn gewünscht, zum richtigen
Zeitpunkt besamen.
Senkscheiden ausmerzen: Tiere mit Senkscheiden sollten von der Zucht ausgeschlossen werden. Werden solche Tiere
trotzdem besamt, soll dies nur mit sanitarischen Überzugshüllen geschehen, damit der Samen nicht vom Harn in der
Senkscheide beschädigt wird.
Verhinderung von Gebärmutterentzündungen:
Management: Schwergeburten werden mit einer entsprechenden Anpaarung verhindert. So sollten insbesondere Rinder
nur mit Stieren, die leichte Geburten vererben, belegt werden.
Bei der Abkalbung ist es wichtig, die Kalberkuh in sauberer Umgebung abkalben zu lassen und nur wenn notwendig bei
der Geburt zu helfen. Geduld haben! Es gilt zu merken, wann tatsächlich eingegriffen werden muss. Die meisten Tiere
können alleine gebären. Wird geholfen, muss so sauber als möglich gearbeitet werden: Mit sauberen Kleidern und
Händen, mit sauberen Geburtsketten, mit Zughilfe von höchstens 2 Mann und nur während den Presswehen am
liegenden Tier.
Extra angebotenes warmes Wasser nach der Geburt wird von den meisten Kühen sehr gerne genommen.
Bei Nachgeburtsverhalten soll der Tierarzt gerufen werden.
Fütterung: Um Stoffwechselstörungen (v.a. Aceton), die direkt die Gebärmutter beeinflussen, vorzubeugen, ist es wichtig,
darauf zu achten, dass die Kühe in der Spätlaktation und Galtzeit nicht verfetten und dass sie vor der Geburt angefüttert
werden. Dies erreicht man in der Spätlaktation und Galtzeit mit einer qualitativ hochwertigen aber energiearmen und
wiederkäuergerechten Ration. Angefüttert wird 2-3 Wochen vor der erwarteten Geburt mit einer energiebetonten Ration.
Die Ration wird langsam gesteigert auf ca. die Hälfte der Energie-Ration bei der Geburt, die die Tiere danach in Laktation
erhalten. Nach der Geburt sollten die Tiere rund um die Uhr Zugang zu Futter haben und die angepassten
Kraftfuttergaben sollen über den Tag verteilt werden, damit die negative Energiebilanz anfangs Laktation so niedrig als
möglich gehalten wird.
Es ist empfehlenswert, insbesondere bei einer akuten, aber auch bei chronischen Gebärmutterentzündungen das
betroffene Tier dem Tierarzt zu zeigen. Dieser kann den Schweregrad am besten beurteilen und entsprechend mit einer
angepassten Behandlung reagieren.
Bei leichtgradigen (trüber Schleim oder Schleim mit Flocken ohne Geruch) Schleimveränderungen und sonstigen guten
Brunstanzeichen ist es allenfalls möglich, die Kuh 12-24 Stunden nach der Besamung zu spülen (sog.
Aströmbehandlung). So soll das leicht gestörte Gebärmuttermilieu bis zur Einnistung der befruchteten Eizelle regeneriert
und gut auf die Einnistung vorbereitet werden. Die Erfolgschance muss aber in jedem Einzelfall mit Hilfe einer Fachperson
beurteilt werden. Grundsätzlich sollen nur ganz gesunde Tiere besamt werden.
Ausdruck vom: 20.01.2017, 20:08
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Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen
Ausfluss
Wird die Gebärmutterentzündung zum Bestandesproblem, kann mit fachmännischer Hilfe nach Ursachen und Lösungen
gesucht werden.
Blutiger Ausfluss
Kontrolle des blutigen Ausfluss (Spuren am Schwanz). Abbluten soll in jedem Fall dokumentiert werden.
Selbstständige Geburt
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Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen
Ausfluss
Selbstständige Geburt in Abkalbebox sollte der Normalfall sein.
Wasserangebot
Wasserangebot nach Geburt wird von den Tieren geschätzt.
Nachgeburtsverhalten
Nachgeburtsverhalten 8- 12 Std. nach der Geburt soll dem Tierarzt vorgestellt werden.
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Ausfluss
Angepasste Fütterung
Der Leistung angepasste Fütteung spielt auch bei der Vorbeugung von Ausfluss eine wesentliche Rolle.
Weitere Informationen finden Sie unter Fachartikel - Literatur - Links
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