Internationale Finanzmarktturbulenzen
Transcrição
Internationale Finanzmarktturbulenzen
Nr: 058 05/2008 Schwerpunkt Das Magazin als PDF Internationale Finanzmarktturbulenzen Weitere Themen: Seit Monaten sorgen die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten für Unruhe. Die Bundesregierung hält die aktuelle Schieflage für eine Folge des Versagens von Märkten und Managern. Die Bundesregierung hat gehandelt: Der kurzfristigen Stabilisierung folgten Regeln, die langfristig ähnliche Krisen verhindern sollen. mehr Hightech Pflanzen werden wirtschaftlich vielfältiger verwendet mehr Konjunktur Auch künftig ist das deutsche Wirtschaftswachstum gefestigt mehr Lesen Sie dazu in diesem Magazin: Die Bundesregierung handelt Bankenkrise: Ursachenforschung Wirtschaft Neue Spieler auf dem Finanzmarkt – Chance und Gefahren Der deutsche Mittelstand blickt optimistisch in die Zukunft mehr . Aktuelles: Steuern Tipps und Termine Deutsche Wirtschaftsleistung weiterhin auf Wachstumskurs Politische Antworten auf die Finanzmarktkrise mehr Die Mehrwertsteuer ist eine der effektivsten und wirkungsvollsten Steuern mehr Nachhaltigkeit . Neue Knut-Sonderbriefmarke fördert Projekte zum Umweltschutz mehr Empfehlenswerte Links: Wirtschaft weiter im Aufwind Zwischenbericht zum Bürokratieabbau Wie sieht eine gerechte Finanz- und Steuerpolitik aus? Integriertes Energie- und Klimapaket mehr Informationstagung im Bundespresseamt war ein voller Erfolg mehr . Impressum © 2008 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Impressum Abonnieren Sie auch die weiteren Themenmagazine der Bundesregierung Schwerpunkt Internationale Finanzmarktturbulenzen Seit Monaten sorgen die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten für Unruhe. Die Bundesregierung hält die aktuelle Schieflage für eine Folge des Versagens von Märkten und Managern. Die Bundesregierung hat gehandelt: Der kurzfristigen Stabilisierung folgten Regeln, die langfristig ähnliche Krisen verhindern sollen. Die Bundesregierung hat zunächst die Mittelstandsbank IKB mit Milliardenspritzen vor der Insolvenz gerettet. Sie wollte die gesamtwirtschaftliche Entwicklung nicht gefährden und die Kunden der Bank schützen. Einen Blankoscheck für weitere staatliche Finanzspritzen hat sie damit aber nicht ausgestellt. Eine wichtige Ursache für die Entwicklung der Finanzkrise ist fehlendes Vertrauen. Hier setzen die langfristigen Maßnahmen der Bundesregierung und der G7 an. Nach dem Aktionsplan der G7 werden die Banken aufgefordert, ihre Risiken vollständig offen zu legen. So soll das Vertrauen des Marktes wiederhergestellt werden. Künftig sind größere Kreditausfälle und Fehlentwicklungen zu vermeiden: Die bereits bestehenden Kapitalerfordernisse zur Kreditabsicherung nach "Basel II" werden verschärft. Schwerpunkt Die Bundesregierung handelt Seit Monaten sorgen die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten für Unruhe. Die Bundesregierung hat konkrete Maßnahmen ergriffen für nachhaltiges und stabiles Wachstum. Zunächst stand die kurzfristige Stabilisierung im Vordergrund. Nun werden Regeln folgen, die langfristig ähnliche Krisen verhindern sollen. Die Folgen der internationalen Finanzkrise sind gravierend, vor allem für die Wirtschaftslage in den USA. Aus Angst davor, ihr Geld nicht zurückbezahlt zu bekommen, geben sich die Banken gegenseitig keine Kredite mehr. Auch Unternehmen erhalten nur noch Kredite zu schlechteren Konditionen. In der Folge investieren Unternehmen weniger. Sie schaffen weniger Arbeitsplätze und machen weniger Umsatz. Das führt zu weniger Einkommen und damit zu weniger Konsum. Die US-Häuslebauer haben alle Mühe und Not, ihren Kreditzahlungen nachzukommen. Sie sparen am Konsum. Dabei kaufen sie auch weniger deutsche Produkte. Das wiederum drückt den Umsatz deutscher Unternehmen, was weniger Einkommenszuwächse der Menschen in Deutschland zur Folge hat. Die Finanzmarktkrise wirkt sich auch auf die deutsche Konjunktur aus. Allerdings: Wie führende Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren, ist der Aufschwung zwar getrübt, aber nicht in Gefahr. Die Auftragsbücher der deutschen Wirtschaft sind gut gefüllt, die Stimmung bei den deutschen Unternehmen ist noch immer positiv, die Exporterwartungen sind solide. Schnelle Rettungsaktionen Im vergangenen Sommer musste die Mittelstandsbank IKB Milliarden abschreiben. Die Verluste stammen aus Spekulationen mit US-Immobilienkrediten. Die Bundesregierung hat die IKB mit Milliardenspritzen vor der Insolvenz gerettet. Die Motive waren: Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung nicht gefährden und die Kunden der Bank schützen. Kritiker warfen der Bundesregierung vor, die Gewinne würden privatisiert und die Verluste sozialisiert. "Völlig richtig", so Bundesfinanzminister Peer Steinbrück am 10. April gegenüber dem Handelsblatt, "da befinde ich mich in einem inneren Konflikt". Die Alternative wäre gewesen, "Einlagen anderer Institute und Anleger von rund 24 Milliarden Euro massiv zu gefährden". Dies hätte "unkalkulierbare volkswirtschaftliche Schäden" nach sich gezogen. Er sei daher überzeugt, dass der eingeschlagene Weg richtig sei. Mit der Rettung der IKB habe er keinen Blankoscheck für weitere staatliche Finanzspritzen ausgestellt. "Das sollten sich die verantwortlichen Bankmanager merken", so Steinbrück weiter. Gemeint waren Banken, die mit hochriskanten Anlageprodukten spekuliert und damit die Turbulenzen ausgelöst hatten. Die aktuelle Schieflage sei, so der Bundesfinanzminister am 24. April im Deutschen Bundestag, "das Versagen von Märkten und Managern, nicht von Politikern," dies dürfe jetzt im Nachhinein nicht vergessen werden. Zentralbanken reagieren Auch die großen Zentralbanken versuchten, die Märkte zu beruhigen. In enger Zusammenarbeit haben sie dem Bankensektor kurzfristig hohe Summen zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt. Damit wurde erheblich zur Stabilisierung beigetragen. Dennoch gehen sie teilweise unterschiedliche Wege, wie zum Beispiel die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB). Die Fed hat in mehreren Schritten ihren Leitzins gesenkt und damit Kredite verbilligt. Somit sanken die Belastungen der Schuldner wieder. Dies gibt ihnen mehr Zeit, ihre Finanzhaushalte in Ordnung zu bringen. Zudem können sie bei niedrigen Zinsen ihre Zahlungsverpflichtungen leichter erfüllen. Die EZB geht einen anderen Weg. Billiges Geld – also niedrige Zinsen – sorgt dafür, dass die Geldmenge steigt. Je mehr Geld jedoch im Umlauf ist, desto stärker verliert das Geld an realem Wert. Um also die Inflationsgefahr einzudämmen, dürfen die Zinsen nicht zu niedrig sein. Das Hauptziel der EZB ist die Geldwertstabilität, also eine niedrige Inflation. Ihre politische Unabhängigkeit erleichtert die Arbeit. Das Verhalten der EZB zeigt: Die Menschen im Euroraum können sich auf eine stabile Währung verlassen. Fehlendes Vertrauen Eine wichtige Ursache für die Entwicklung der Finanzkrise ist fehlendes Vertrauen. Hier setzen die Maßnahmen der Bundesregierung und der G7 an. Die Belastungen aus den Immobilien-Krediten müssen vollständig offengelegt werden, um Vertrauen wiederherzustellen. Gipfel von IWF, Weltbank und G7 in Washington Jedes Frühjahr treffen sich IWF (Internationale Währungsfonds) und Weltbank in Washington und stimmen ihre Pläne ab. Auf der Tagung des IWF, der Weltbank und der G7-Finanzminister Anfang April in Washington hat sich Finanzminister Steinbrück im Namen der Bundesregierung für mehr Transparenz, mehr Kontrolle und Regulierung des Bankensystems stark gemacht. Die Weltbank Die Weltbank fördert die wirtschaftliche Entwicklung von weniger entwickelten Mitgliedsländern durch finanzielle Hilfen. Sie trägt zur Umsetzung der internationalen Entwicklungsziele bei. Ein Frühjahrsgipfel geht in der Regel von der Öffentlichkeit unbemerkt vorüber. Nicht so in diesem Jahr. Die Frage war, was wird angesichts der Finanzmarktturbulenzen der letzten Monate beschlossen? Besonders im Fokus: Das Treffen der G7-Finanzminister und wichtigsten Notenbankchefs am 10. April 2008, traditionell am Vorabend der IWF-Tagung. Zu den G7-Staaten zählen neben Deutschland die USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Japan und Italien. G7: 65 Empfehlungen für neue Regeln Bereits vor dem Gipfel hatte der Internationale Bankenverband IIF unter dem Vorsitz von Deutsche Bank Chef Josef Ackermann einen Verhaltenskodex verabschiedet. Darin verpflichten sich die Banken selbst zu mehr Transparenz, besserem Risikomanagement und mehr Eigenkapital zur Absicherung von Krediten. "Die Vorschläge zur Selbstregulierung von den Banken sind hilfreich", sagte Bundesfinanzminister Steinbrück in Washington, "reichen aber nicht." In der Tat geht der Aktionsplan der G7 weiter: Die Banken werden aufgefordert, in den nächsten 100 Tagen ihre Risiken vollständig offen zu legen. So soll das Vertrauen des Marktes wiederhergestellt werden. Künftig sind größere Kreditausfälle und Fehlentwicklungen zu vermeiden: Die bereits bestehenden Kapitalerfordernisse zur Kreditabsicherung nach "Basel II" werden verschärft. Eine internationale Gruppe unabhängiger Finanzmarktexperten unter dem Dach des IWF beobachtet den Finanzmarkt. Sie soll rechtzeitig auf Gefahren hinweisen. Jetzt geht es um die Umsetzung. Die Verantwortung hierfür liegt nun vor allem auch beim Privatsektor - jetzt sind die Finanzinstitute, Ratingagenturen und Investoren am Zug. G-7Treffen: Konkreter Maßnahmenkatalog IWF Der IWF vergibt unter bestimmten Auflagen befristete Kredite an Mitgliedstaaten, die unter Zahlungsbilanzproblemen leiden. Zu den Zielen des IWF gehören unter anderem: - Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Währungspolitik - Stabilisierung von internationalen Finanzmärkten - Förderung nachhaltiger Entwicklungshilfeprojekte - Ausweitung des Welthandels - Vergabe kurzfristiger Kredite zum Ausgleich von Zahlungsbilanzdefiziten Kernaufgabe des IWF ist es, die makroökonomische Stabilität in seinen Mitgliedstaaten und in der Weltwirtschaft insgesamt zu fördern. Er untersucht unter diesem Blickwinkel regelmäßig die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Mitgliedstaaten und zeigt dabei gegebenenfalls Risiken auf. Bei Zahlungsbilanzkrisen kann der IWF finanzielle Hilfe in Form von Krediten leisten. Weltbank Die Weltbank fördert die wirtschaftliche Entwicklung von weniger entwickelten Mitgliedsländern durch finanzielle Hilfen, durch Beratung und technische Hilfe. Sie trägt so zur Umsetzung der internationalen Entwicklungsziele bei. Wichtigstes Ziel ist: Den Anteil der Armen an der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2015 um die Hälfte zu reduzieren. Die Weltbankgruppe besteht zurzeit aus fünf Organisationen: Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) Internationale Finanz-Corporation (IFC) Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (MIGA) Internationales Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) Kontext Regierungserklärung zu den Turbulenzen auf dem Finanzmarkt Klartext von Peer Steinbrück Deutsche Wirtschaft trotz Belastungen robust Die Aufgaben der EZB Die Bundesbank zum bisherigen Basel II Glossar: Der IWF Glossar: Die Weltbank Schwerpunkt Bankenkrise: Ursachenforschung Auslöser US-Immobilienkredite Begonnen haben die Turbulenzen durch Spekulation der Banken mit neuartigen, hochriskanten Finanzprodukten. Seit letztem Sommer halten so genannte CDOs (Collateralized Dept Obligations) die Finanzwelt in Atem. Diese fondsbasierten Wertpapiere enthalten alle möglichen Arten von Forderungen. Darunter hochriskante Kredite aus dem Subprime-Bereich. CDOs sind mehrfach verbrieft, dass heißt, sie umfassen auch weiterverkaufte Kredite (siehe Kasten). Daran haben die Banken sehr gut verdient, solange die Häuserpreise in den USA stiegen und die Zinsen niedrig waren. Doch im vergangen Sommer fielen die Preise und die Zinsen stiegen. Die Folge: Viele Häuslebauer konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen. Die Banken bekamen ihr Geld nicht zurück und mussten Abschreibungen in Milliardenhöhe vornehmen. Das Problem: Keine Bank weiß genau, wie viele riskante Immobilienkredite noch in ihrer Bilanz schlummern. Sie wissen zwar, wie viele CDOs sie haben. Es ist aber sehr schwierig bis unmöglich die Bonität des Urschuldners zu ermitteln. Schuld ist die vielfache Verbriefung der Kredite. Der Traum vom schnellen Geld Spekulationsblasen sind regelmäßige Erscheinungen in der Wirtschaftsgeschichte. In diesem Fall wurden sie durch den Handel mit strukturierten Krediten CDOs ausgelöst. Ursache ist oft die Annahme, mit "wundersamen Dingen" (Financial Times Deutschland, 11. April 2008) ließe sich Geld verdienen. Solange viele Händler daran glauben und kaufen, steigen die Preise. Doch irgendwann fliegt jeder Irrtum auf. Ein prominentes Beispiel findet sich in der jüngsten Vergangenheit. Auch zur Jahrtausendwende war die Euphorie am Neuen Markt grenzenlos. Tausende von so genannten Start-Up-Unternehmen schossen wie Pilze aus dem Boden. Ihr Geschäft basierte auf dem Internet. Banken und Kleinanleger investierten in jedes Unternehmen, in der Annahme, es nehme eine ähnliche Entwicklung wie Microsoft. In Wahrheit jedoch hat die überwältigende Mehrheit dieser Unternehmen niemals Geld verdient. Als man das erkannte, mussten sie Insolvenz anmelden. Der Wert ihrer Aktien fiel ins Bodenlose und die Anleger verloren ihr Geld. "Dieses Mal ist alles anders" Auch vor den aktuellen Finanzmarktturbulenzen erlagen alle Investoren dem gleichen Irrtum: Sie glaubten, Ausfallrisiken von US-Immobilienkrediten würden verschwinden, wenn man diese Kredite nur geschickt mit anderen verpackt, bündelt und weiterverkauft. Es dauerte nur ein wenig, bis alle den Irrtum erkannten. Diese Vorgänge lassen interessante Rückschlüsse auf die Psychologie des Menschen zu: In der Begeisterung darüber, schnell und einfach viel Geld verdienen zu können, werden Grenzen und Gefahren ignoriert. "Die aktuelle Finanzkrise haben Geldprofis verbockt, die Milliardenbeträge in den amerikanischen Immobilienmarkt investiert haben und risikoreiche Verpflichtungen eingegangen sind. Da hatte die Gier das Hirn ausgeschaltet," so Bundesfinanzminister Peer Steinbrück am 10. April 2008 treffend. Die Akteure scheinen auch nicht aus vergangenen Blasen zu lernen. Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff bezeichnet diesen Vorgang als "Dieses Mal ist alles anders" –Syndrom, an dem die Menschen laut seiner Studie schon seit Jahrhunderten leiden. Kein Grund zur Panik Die Erfahrung lehrt aber auch: Nach jedem Unwetter beruhigt sich der Markt wieder. "So wenig Grund es zur Verharmlosung gibt, so unangebracht wäre auch jede Hysterie", sagte Steinbrück in seiner Regierungserklärung vom 15. Februar 2008. Mit besonnenen und gezielten Interventionen tragen Bundesregierung und Europäische Zentralbank (EZB) ihren Teil dazu bei, das Vertrauen in den Markt wiederherzustellen. Durch Transparenz und Kontrolle sollen in Zukunft Gefahren früher erkannt, aufgedeckt und vermieden werden. CDOs: Verbriefungen funktionieren so: Ein Häuslebauer in den USA nimmt eine Hypothek auf und zahlt darauf Zinsen. Die Bank A hat diesen Kredit vergeben und verkauft ihn weiter an Bank B. Bank B kauft viele dieser Hauskredite und noch eine Menge anderer Kredite. Diese Kredite haben unterschiedlich hohe Ausfallrisiken und Renditen. Bank B bündelt viele dieser Kredite in Pakete, nämlich CDOs, und verkauft auch diese weiter. Banken auf der ganzen Welt, so zum Beispiel die SachsenLB und die IKB, haben diese CDOs gekauft und darauf zunächst hohe Zinsen erhalten. Subprime-Segment: Besonders brisant: Die Kreditnehmer in den USA verfügten häufig über sehr schlechte Bonität, sie gehören damit zum sogenannten Subprime-Segment. Diese Kreditnehmer verfügen in der Regel über ein geringes Einkommen und wenig Vermögen. Das bedeutet: Sie können sich Hauskredite nur dann leisten, wenn die Zinsen niedrig sind und der Wert ihres Hauses steigt. Darum häuften sich die Kreditausfälle, je stärker die Zinsen stiegen und die Häuserpreise fielen. Das Ausfallrisiko dieser Kredite ist relativ hoch. Schwerpunkt Neue Spieler auf dem Finanzmarkt – Chance und Gefahren Seit Monaten sind die Finanzmärkte nervös. Unklare Belastungen aus dem Geschäft mit USImmobilien und Milliardenabschreibungen bringen die Aktien- und Kreditmärkte in Turbulenzen. Just in diesem Moment betreten Staatsfonds aus Nah- und Fernost die Bühne der Investoren. Was bedeutet das für die deutsche Wirtschaft? Wie Staatsfonds entstehen – Beispiel China Seit seiner Öffnung nach Westen exportiert China Waren in alle Welt, besonders nach Europa und in die USA. Spielzeug, Textilien, Fernseher, Computer und vieles mehr wird in China produziert und in den Westen exportiert. Da China weniger importiert als exportiert, bildet sich ein Handelsüberschuss. Hüter fremder Währungen Die weltweiten Devisenreserven sind im Jahr 2007 weiter gestiegen und erreichten am Jahresende ein Volumen von 6,4 Billionen US-Dollar. Davon entfiel mit über 1,5 Billionen Dollar fast ein Viertel auf China. Dieser Überschuss liegt in der chinesischen Zentralbank in Form von Devisenreserven, also amerikanischen, europäischen oder britischen Staatsanleihen. Schätzungen zufolge belaufen sich die chinesischen Devisenreserven auf 1.500 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands beträgt knapp 3.000 Milliarden US-Dollar. Staatsanleihen sind ein eher konservatives Anlageprodukt mit relativ niedriger Rendite. Die chinesische Regierung hat deshalb einen Teil ihrer Devisenreserven einem Staatsfonds, dem so genannten China Investment Coperation (CIC), zur Verfügung gestellt. Mit einem Startkapital von 200 Milliarden US-Dollar kauft die CIC nun Anteile an westlichen Unternehmen. Diese Investitionen versprechen eine höhere Rendite als Staatsanleihen. Länder wie Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait bauen ihre Staatsfonds aus den Einnahmen des Geschäfts mit Öl und Gas auf. Staatsfonds im Kreuzfeuer der Kritik Staatsfonds veröffentlichen in der Regel keine Informationen über ihre Geschäfte. Größenangaben und das Gesamtvolumen der von ihnen verwalteten Vermögen können deshalb nicht genau quantifiziert werden. Die Deutsche Bank schätzt das derzeitige Gesamtvolumen aller Staatsfonds auf 3.200 Milliarden US-Dollar. Bis 2015 könnte das Volumen laut der Investmentbank Morgan Stanley auf 12.000 Milliarden US-Dollar wachsen. Mit dem enormen Kapital ließe sich jedes westliche Unternehmen kaufen. Volkswagen, Bayer, Daimler, Thyssen, SAP und andere deutsche Konzerne könnten in chinesisches Eigentum übergehen. Die mangelnde Transparenz der Staatsfonds stößt hierzulande auf Kritik. Sie sind an keinerlei Bestimmungen der Bilanzierung und des Aufsichtsrechts gebunden. Es ist unklar, ob sie als reiner Finanzinvestor nur an der Rendite interessiert sind. Sie könnten auch über Aufsichtsräte strategischen und politischen Einfluss ausüben. Arbeitsplatzverlagerung und der Ausverkauf von technologischem Wissen sind mögliche Folgen. Oft ist auch gar nicht klar, wer hinter den Staatsfonds steht. Der norwegische Staatsfonds gilt beispielsweise als Vorbild für Transparenz und Unabhängigkeit von der Regierung. Das ist in undemokratischen Schwellenländern wie China anders. Niemand weiß genau, wie die chinesische Regierung den Staatsfonds kontrolliert. Staatsfonds – der Fels in der Brandung Experten sehen das Phänomen Staatsfonds weniger aufgeregt. Die Erfahrung zeigt, dass es sich bei Staatsfonds um langfristige und verlässliche Investoren handelt, so eine Studie der Deutschen Bank. Seit den 60-er Jahren hält beispielsweise ein kuwaitischer Staatsfonds Anteile an der Daimler AG. Dieser Fonds hat nie versucht, politischen oder strategischen Einfluss zu nehmen. Einziges Interesse: Die Rendite muss stimmen. In dieser Forderung unterscheiden sich Staatsfonds nicht von anderen Investoren. Da das Renditeziel im Vordergrund steht, beschränken sich Staatsfonds auf kleine Beteiligungen an Unternehmen. Zudem verweisen Finanzmarktexperten auf die stabilisierende Wirkung des Kapitals von Staatsfonds. In Vertrauenskrisen leihen sich die Banken gegenseitig kein Geld mehr. Sie befürchten, dass es nicht zurückgezahlt wird. In der aktuellen Finanzmarktkrise haben daher Staatsfonds taumelnde US-Banken vor der Insolvenz gerettet: Merrill Lynch, Morgan Stanley und die Private-Equity-Firma Blackstone sind einige Beispiele. Staatsfonds haben dafür gesorgt, dass die Unternehmen und Arbeitsplätze erhalten bleiben. Und sie werden Druck ausüben, dass die Unternehmen wieder auf eine gesunde wirtschaftliche Grundlage gestellt werden. Schutz durch Außenwirtschaftsgesetz Schon heute schützt das Außenwirtschaftsgesetzes (AWG) von 1961 deutsche Unternehmen vor fragwürdigen Investoren. Das Gesetz erlaubt der Bundesregierung aus Gründen der nationalen Sicherheit, öffentlichen Ordnung, Außenpolitik und der Handelsbilanz bei ausländischen Beteiligungen einzuschreiten. Übernahmen durch Staatsfonds können so im Einzelfall verhindert oder begrenzt werden. Das gilt für besonders sensible Branchen oder strategisch wichtige Unternehmen. Dazu zählen zum Beispiel Rüstungsindustrie, Energie- und Telefonnetze. Bislang war eine Anwendung des AWG noch nicht nötig. Als Reaktion auf die Staatsfonds wird das AWG ergänzt. Die Bundesregierung diskutiert folgenden Vorschlag: Beteiligungen von Staatsfonds aus Nicht-EU-Ländern an deutschen Unternehmen werden geprüft, wenn sie mehr als 25 Prozent an einem Unternehmen erwerben möchten. Konkret bedeutet das: Transparente und renditeorientierte Staatsfonds werden in Deutschland weiterhin willkommen sein. Sollte sich aber zum Beispiel der Verdacht der politischen Einflussnahme über Beteiligungen an deutschen Unternehmen nicht zerstreuen lassen, kann eine solche Beteiligung verhindert werden. Kontext Deutsche Bank Research: Staatsfonds - Staatliche Auslandsinvestitionen im Aufwind (pdf) Außenwirtschaftsgesetz Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Monatsbericht März 2008 (pdf) Hightech Pflanzen: Rohstoff für Ernährung, Industrie und Energiegewinnung Pflanzen liegen im Trend. Wir stellen Arzneien, Brennstoffe und Kleidung aus ihnen her. Zunehmend sind Menschen aber darüber besorgt, wenn Pflanzen für anderes als Nahrungszwecke verwendet werden. Bedrohen der Klimawandel, die Verwendung von Pflanzen für die Energiegewinnung und als Industrierohstoff die Welternährung? Der Politik kommt hier eine wichtige Rolle zu, Fehlentwicklungen zu verhindern. Vor allem aber muss die Forschung ertragreichere Pflanzen und innovative Produktionsverfahren entwickeln. Was spricht dagegen, aus Pflanzenabfällen, Stroh und Holzspänen Strom oder Treibstoff für Fahrzeuge zu erzeugen? Ernährung – ohne Pflanzen unvorstellbar Forschung und Landwirtschaft stehen vor früher nicht gekannten Problemen. Die wachsende Weltbevölkerung und der Klimawandel bereiten immer größere Schwierigkeiten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen deshalb verstärkt an umweltresistenten Pflanzen. Getreide, Obstbäume und Gemüsepflanzen müssen künftig bei steigenden Temperaturen mit immer weniger Wasser auskommen. Sie sollen weniger anfällig für Pilzbefall und andere Schädlinge werden, damit die Landwirte weniger Pestizide brauchen. Gleichzeitig forschen Genetiker am Erbgut von Pflanzen. Sie sollen qualitativ bessere Inhaltsstoffe produzieren. Lebensmittel werden dadurch gesünder und nahrhafter, neu gezüchtete Arten ertragreicher. Die Wissenschaft will beispielsweise genau wissen, wie es sich mit dem Erbgut der Gerste verhält. Seit August 2007 beschäftigt sich ein internationales Konsortium in einem Projekt mit der kompletten Entschlüsslung des Gerstengenoms. Bei diesem internationalen Sequenzierprojekt hat Deutschland erstmals eine koordinierende Rolle übernommen. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) zahlt dafür insgesamt sechs Millionen Euro. Durch die Forschung soll die Züchtung neuer Sorten erleichtert werden. Das Projekt gehört zum Programm "Genomanalyse im biologischen System Pflanze" (GABI Future). Es ist für den Zeitraum 2007 bis 2013 mit 50 Millionen Euro ausgestattet. Neben der Gerste werden auch andere wichtige Kulturpflanzen erforscht. Gesunde Ernährung erhöht die Lebensqualität Immer mehr Menschen leiden hierzulande unter Volkskrankheiten wie Herz-KreislaufErkrankungen, Allergien, Krebs und Diabetes Typ II. Zwischen diesen Krankheiten und der Ernährung besteht ein enger Zusammenhang. So viel weiß die Wissenschaft. Wie und warum Essen gesund oder krank macht, und welchen Einfluss Ernährung auf Krankheiten hat, ist noch weitgehend unerforscht. Das BMBF unterstützt die Erforschung dieses Zusammenhangs. Das geschieht mit der Initiative "Netzwerke der Molekularen Ernährungsforschung: Lebensmittel zur Gesunderhaltung des Menschen – Krankheitsprävention durch Ernährung". Neue Pflanzen für neue Märkte Pflanzen sind ganz entscheidend für neuartige Medikamente und Industrierohstoffe mit ungeahnten neuen Möglichkeiten. So lassen sich Kunststoffe statt aus Erdöl inzwischen auch aus Stärke herstellen. Ein besonderes Plus: Solche Kunststoffe sind biologisch abbaubar. Das sind nur einige von vielen Beispielen, wie die Forschung das enorme Potenzial der Pflanze als Rohstofflieferant und Biofabrik der Zukunft erschließen will. Pflanzen sind daher eines der Innovationsfelder, denen sich die Hightech-Strategie der Bundesregierung besonders widmet. Für Projekte zur Energiegewinnung aus Pflanzen und zur gesunden Ernährung stehen beträchtliche Forschungsmittel bereit. Für die "Zukunftsinitiative Bioenergie und gesunde Ernährung" sind es 200 Millionen Euro in den Jahren 2008 bis 2012. Der Anteil nachwachsender Rohstoffe an der Energieversorgung soll im selben Zeitraum deutlich steigen: Die chemische Industrie verwendet bereits 10 bis 12 Prozent erneuerbare und nachwachsende Rohstoffe. Das wird ausgebaut. Gespeicherte Sonnenenergie Was bei der Energiegewinnung möglich ist, zeigt das Bioenergiedorf Jühnde. Strom und Heizenergie wachsen hier auf dem Feld. Tatsächlich versorgt sich das niedersächsische 800Seelen-Dorf selbst mit elektrischer Energie und Heizwärme aus Biomasse. Auf einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen rund um Jühnde wachsen Energiepflanzen: Raps, Mais, Sonnenblumen oder Triticale (eine neue Getreideart aus einer Kreuzung zwischen Weizen und Roggen). Zusammen mit der Gülle aus den Ställen landen die ganzen Pflanzen in so genannten Bioreaktoren. Durch Gärung entsteht darin Biogas, das in einem Heizkraftwerk elektrischen Strom und Wärme erzeugt. Die Rückstände aus den Biogasreaktoren landen als Dünger wieder auf den Feldern. Was in Jühnde im Kleinen möglich ist, könnte Deutschland schon bald in größerem Stil unabhängiger von fossilen Rohstoffen machen. Heute schon laufen über 3.500 Biogasanlagen in Deutschland, Tendenz steigend. Attraktive Aussichten, denn die weltweiten Vorräte an Erdöl, Erdgas und Kohle sind bekanntermaßen begrenzt. Vor allem aber hat ihre Verbrennung sehr ungünstige Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Auch beim Verbrennen von Pflanzen oder Biogas entsteht Kohlendioxid. Allerdings setzt die Verbrennung nur genauso viel CO2 frei, wie die Pflanze vorher aus der Atmosphäre aufgenommen hat. Das klimaschädliche Gas befindet sich damit in einem geschlossenen Kreislauf. Das ist anders als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe - ein umweltfreundliches Nullsummenspiel. Spitzenposition bis 2015 Die Bundesregierung will, den Aufbau einer wissensbasierten Bio-Industrie beschleunigen. Bis zum Jahr 2015 soll Deutschland die europäische Spitze bei der Pflanzenbiotechnologie und Pflanzenzüchtung erreichen. Die positive Wirkung nachwachsender Rohstoffe auf die Wirtschaft ist heute schon deutlich zu spüren. Konkrete Zahlen gibt es bislang erst bei den erneuerbaren Energien: 2006 wurden dort rund 21,6 Milliarden Euro umgesetzt. Die Bioenergie hat daran mit 38 Prozent den größten Anteil. Wirtschaften mit nachwachsenden Rohstoffen schafft viele Arbeitsplätze. Die Bioenergie beschäftigt nach einer Studie des Bundesumweltministeriums aus dem Jahr 2006 inzwischen 91.900 Menschen. Insgesamt arbeiten im Bereich erneuerbarer Energien 214.000 Personen, Tendenz steigend. Kontext Hightechstrategie des Monats April: Pflanzen Pflanzenforschung beim BMBF Konjunktur Deutsche Wirtschaft wächst weiter Die deutsche Wirtschaft zeigt sich widerstandfähig und ist weiter im Aufwind. Dazu haben die Reformen beigetragen. Die Bundesregierung geht in ihrer Frühjahrsprojektion für 2008 unverändert von einen Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Die Bundesregierung bleibt auch für 2009 etwas vorsichtiger als die Wirtschaftsforschungsinstitute: Sie erwartet 1,2 Prozent reales Wachstum. Das sind 0,2 Prozentpunkte unter der Prognose der Forschungsinstitute. Der Aufschwung setzt sich fort, wenngleich mit vermindertem Tempo. "Die Frühjahrsprojektion der Bundesregierung zeigt: Es geht weiter aufwärts - trotz Gegenwind. Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit durchaus in einer ordentlichen Verfassung. Sie ist dynamisch in das Jahr 2008 gestartet", sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos Vorstellung der Projektion am 24. April 2008 in Berlin. Diese Wachstumserwartungen bieten auch der Finanzpolitik eine verlässliche Grundlage für die Haushaltsplanung. Stärkere Binnenkonjunktur Das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird im Projektionszeitraum immer mehr von der Binnenkonjunktur getragen. Der Konsum der privaten Haushalte dürfte in diesem Jahr um preisbereinigt 0,8 Prozent und im kommenden Jahr um 1,3 Prozent zunehmen. Die weiterhin positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und die Lohnentwicklung beleben den Konsum. Der momentan hohe Preisanstieg schwächt sich im Jahresverlauf wieder ab. Somit trägt der private Konsum zunehmend zum Wirtschaftswachstum bei. Allerdings dämpfe die so genannte kalte Steuerprogression den Kaufkraftzuwachs. Glos sprach sich dafür aus, diese auf den Prüfstand zu stellen. Steuersenkungen seien allerspätestens in der nächsten Legislaturperiode erforderlich: "Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht auf Teilhabe am Konsolidierungserfolg", erklärte Glos Begriffserklärung: Kalte Steuerprogression Ausdruck einer starken Binnenkonjunktur ist zudem die hohe Investitionsdynamik der deutschen Unternehmen. Die Bundesregierung erwartet für dieses Jahr einen Zuwachs bei den Ausrüstungsinvestitionen von fünf Prozent und für 2009 von drei Prozent. Mehr Beschäftigte und weniger Arbeitslose Nach der Prognose der Bundesregierung steigt die Zahl der Erwerbstätigen 2008 um 400.000 und 2009 um rund 30.000. Spiegelbildlich geht die Arbeitslosenzahl in 2008 um 500.000 und 2009 um rund 40.000 zurück. Im Jahr 2009 werden im Jahresdurchschnitt voraussichtlich rund 3,2 Millionen Personen arbeitslos sein. Die Forschungsinstitute sind da etwas optimistischer: Die Arbeitslosigkeit werde in 2009 im Durchschnitt auf unter 3 Millionen sinken. Er freue sich natürlich, wenn diese Annahme eintrete, so Glos. Risiken im Blick Die Projektion enthält laut Glos eine Reihe unsicherer Bestimmungsfaktoren. Einerseits ist die Auftragslage beispielsweise im Maschinenbau sehr gut, andererseits das weltwirtschaftliche Umfeld sehr turbulent. Das schwache Wachstum in den USA - bedingt durch die Turbulenzen am Finanzmarkt - bleibe nicht ohne Wirkung auf die deutsche Wirtschaft. Niemand habe Gewissheit über die genauen Auswirkungen an den Finanzmärkten. Außerdem bestehen Unsicherheiten bei den Wechselkursen und bei der Ölpreisentwicklung. Die hohen Energiepreise tragen dazu bei, dass die Kaufkraft in breiten Schichten der Bevölkerung nicht so stark wächst. Diese Risiken seien bei den vorsichtigen Annahmen der Bundesregierung berücksichtigt, so Glos. Es sei daher wichtig, dass Deutschland auch 2008 Exportweltmeister bleibe. Die weltweit größten Exporteure Grafik zeigt, die weltweit größten Exporteure mit ihren Warenausfuhren im Jahr 2007 in Milliarden US-Dollar. Deutschland ist "Exportweltmeister" vor den Ländern China und den USA. Der Wachstumsmotor Außenhandel verliert zwar gegenüber der Binnenwirtschaft an Gewicht. Er bleibt aber mit Zuwächsen von 5,1 Prozent in 2008 und 4,5 Prozent in 2009 ein wichtiges Standbein der deutschen Wirtschaft. In ihrer mittelfristigen Prognose für die Jahre 2008 bis 2012 geht die Bundesregierung von einem realen Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent des BIP aus. Grundlage der Steuerschätzung Die gesamtwirtschaftlichen Eckwerte der Frühjahrsprojektion für die Jahre 2008 und 2009 bilden die Grundlage für die diesjährige Steuerschätzung und für die Beratungen im Finanzplanungsrat. Sie dienen als gemeinsamer Orientierungsrahmen in erster Linie der Aufstellung der öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen. Kontext Glos: "Aufschwung trotzt schwierigerer Weltkonjunktur" Glos: "Es geht weiter aufwärts - trotz Gegenwind" Gemeinschaftsprognose der Wirtschaftsforschungsinstitute Wirtschaft Von Krise keine Spur Der deutsche Mittelstand zeigt sich robust und in guter Verfassung. Trotz Turbulenzen am Finanzmarkt, abflauender Weltkonjunktur, steigender Energiepreise und starkem Euro: Die Stimmung ist nach wie vor gut. Steigende Gewinne und Neueinstellungen werden erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt die Mittelstandsstudie der DZ Bank für Frühjahr/Sommer 2008. Jedes halbe Jahr befragt die DZ Bank 1500 mittelständische Unternehmen. Telefonisch geben Inhaber, Geschäftsführer und leitende Angestellte Auskunft über ihre wirtschaftliche Lage und Erwartungen an die nahe Zukunft. Geschäftslage hervorragend 85 Prozent der befragten Unternehmen beurteilen ihre wirtschaftliche Situation als "Gut" oder "Sehr Gut". Damit stabilisiert sich dieser Wert auf Rekordniveau. Dies gilt für kleine Unternehmen ebenso wie für mittlere und große. Besonders erfreulich: Die neuen Bundesländer holen auf. Dort lag der Wert bei 83 Prozent und damit 3 Prozentpunkte höher als noch im letzten Herbst. Auch für die Zukunft sind die Erwartungen optimistisch. In den nächsten sechs Monaten rechnen 90 Prozent der Unternehmen mit keiner Verschlechterung der Lage. Beschäftigungsgarant Mittelstand Die gute Konjunktur schlägt sich in der Regel erst mit Verzögerung auf den Arbeitsmarkt nieder. Dieser Punkt ist nun erreicht. 29 Prozent der befragten Unternehmen möchten im nächsten halben Jahr Mitarbeiter einstellen. Nur 9 Prozent planen Entlassungen. Somit entsteht aus den geplanten Einstellungen und Entlassungen ein positiver Saldo von 20 Prozentpunkten, der dem Wert vom Vorjahr in etwa entspricht. Der Mittelstand ist der größte Arbeitgeber in Deutschland. Vor diesem Hintergrund sind diese Zahlen besonders erfreulich. Wie die Studie ebenfalls belegt, sind in mittelständischen Unternehmen Entlassungen der letzte Ausweg. Nicht nur die im Mittelstand relativ starke persönliche Bindung sorgt dafür, dass Stellenstreichungen vermieden werden. Inhaber und Geschäftsführer sorgen sich um das Wohl der Angestellten und ihrer Familien. Deutsche Wirtschaft robust Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zeigt sich also von äußeren Einflüssen unabhängiger als in der Vergangenheit. Zu diesem Schluss kommt auch das Frühjahrsgutachten der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose führender deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute. Trotz der schwierigen Lage der Weltwirtschaft soll demnach die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 1,8 Prozent und im nächsten um 1,4 Prozent wachsen. Bis 2012 wird ein durchschnittliches Wachstum von jährlich 1,5 Prozent erwartet. Die Arbeitslosigkeit soll 2009 erstmals seit Beginn der Neunziger Jahre unter die Marke von drei Millionen fallen. Für den Staatshaushalt 2009 wird ein leichtes Plus prognostiziert. Mittelstand - Kraftzentrum der Wirtschaft Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Er stellt fast 71 Prozent aller Arbeitsplätze, er bildet 83 Prozent der Lehrlinge aus, auf ihn entfallen 39 Prozent aller Umsätze. Reformpolitik der Bundesregierung bestätigt Beide Untersuchungen machen deutlich: Die Reformen der Bundesregierung zeigen Wirkung. Sowohl die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes als auch die Unternehmenssteuerreform und die Senkung der Lohnzusatzkosten haben ihren Zweck nicht verfehlt. Durch gezielte Investitionsprogramme hat die Bundesregierung den Aufschwung außerdem gestützt. Die Gemeinschaftsdiagnose rät, diesen erfolgreichen Weg fortzusetzen. Gegenüber der Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen ist sie daher skeptisch. In der Tat zeigt die gegenwärtige Entwicklung, dass die Menschen am Aufschwung teilhaben – auch ohne Mindestlohn: Für das laufende Jahr rechnet die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose mit einem Anstieg der Reallöhne und Konsumausgaben. Kontext Mittelstandsstudie der DZ Bank Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2008 (pdf) Steuern Streitthema Mehrwertsteuer Die Bundesregierung hat Anfang 2007 die Umsatzsteuer - auch Mehrwertsteuer genannt - von 16 auf 19 Prozent erhöht. Die Mehrwertsteuer war auch vorher schon immer wieder Anlass für Diskussionen in der Öffentlichkeit. So ist beispielsweise umstritten, dass Zeitschriften nur mit 7 Prozent, Kinderartikel aber mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent besteuert werden. Der Staat nimmt durch den höheren allgemeinen Mehrwertsteuersatz rund 23 Milliarden Euro mehr Steuern ein. Die Bundesregierung verbindet mit diesem Schritt zwei wichtige Ziele: Niedrigere Lohnnebenkosten für mehr Beschäftigung Mit einem Prozentpunkt der höheren Mehrwertsteuer verringert die Bundesregierung die Lohnnebenkosten. Denn hohe Lohnnebenkosten sind ein Hindernis für neue Arbeitsplätze. Deshalb senkt die Bundesregierung den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent über 4,2 Prozent im Jahr 2007, auf 3,3 Prozent im Jahr 2008. Das entlastet Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2007 um insgesamt 17 Milliarden Euro und ist ein wichtiger Anreiz für mehr Beschäftigung. Abbau der Staatsschulden Die zwei übrigen Prozentpunkte der Mehreinnahmen teilen sich Bund und Länder. Der Bund braucht sie dringend, um bis 2011 den Bundeshaushalt auszugleichen. Denn Bund, Länder und Gemeinden haben einen Schuldenberg von 1.500 Milliarden Euro abzubauen. Sparmaßnahmen, vor allem Kürzungen bei den Sozialausgaben, waren für die Bundesregierung keine Alternative. Sie hätten vor allem Rentner und Arbeitslose getroffen. Soziale Balance Seit 1983, also seit über 20 Jahren, beträgt der ermäßigte Mehrwertsteuersatz sieben Prozent. Privathaushalte mit geringem Einkommen werden durch die allgemeine Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent weniger stark belastet als Haushalte mit hohen Einkommen. Denn sie kaufen vor allem Waren, die unter den ermäßigten Steuersatz fallen. Die soziale Balance bleibt so gewahrt. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gilt für folgende Produktgruppen und Leistungen: Produktgruppen - 75 Prozent der ermäßigten Artikel sind Lebensmittel. Begründung: Aus sozialpolitischen Aspekten. - Land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Futtermittel, zum Beispiel lebende Tiere Pflanzen- und Pflanzenteile, Schnittblumen, Samen, Düngemittel und Holz. Begründung: Eine einigermaßen gleichmäßige umsatzsteuerliche Behandlung dieser Erzeugnisse gewährleisten. - Druckerzeugnisse, Kunstgegenstände und Sammlungsstücke, insbesondere Bücher, Zeitungen und anderen Erzeugnisse des graphischen Gewerbes; Gemälde und Zeichnungen. Begründung: Aus kultur- und bildungspolitische Erwägungen. - Krankenfahrstühle und orthopädische Hilfsmittel, insbesondere Rollstühle, künstliche Gelenke, Krücken, Bandagen, Prothesen, und Herzschrittmacher. Begründung: Finanzielle Belastung der Sozialversicherungsträger und der Patienten begrenzen. Leistungen - Sonstige Leistungen der Landwirtschaft, insbesondere Tierzucht und Anzucht von Pflanzen. Begründung: Vermeidung von Wettbewerbsstörungen. - Leistungen der Zahntechniker und bestimmte Leistungen der Zahnärzte. Begründung: Kostendämpfung im Gesundheitswesen. - Kulturelle Leistungen, insbesondere Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen wie Theater und für Zirkusvorführungen. Begründung: Bildungs- und kulturpolitische Gründe. - Leistungen gemeinnütziger Einrichtungen. Begründung: Privilegierung von nach dem Steuerrecht besonders förderungswürdigen Zwecke. - Leistungen der Schwimmbäder. Begründung: Gesundheitspolitische Zielsetzungen. - Leistungen im öffentlichen Personennahverkehr, insbesondere Beförderung von Personen. Begründung: Sozial- und verkehrspolitische Gründe. Auf Kaltmieten, ärztliche Leistungen oder Kontoführungsgebühren wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Mit der ermäßigten Mehrwertsteuer verzichtet der Staat auf Einnahmen in Höhe von 20 Milliarden Euro pro Jahr. Würde der Staat die Steuerermäßigung ausweiten, bedeutete das zusätzliche Mindereinnahmen in Milliardenhöhe. Allein die Begünstigung von Arzneimitteln kosteten nach Berechnungen des Bundesfinanzministeriums rund 3,7 Milliarden Euro im Jahr. Dies stünde den Zielen der niedrigeren Lohnnebenkosten und der Sanierung der öffentlichen Haushalte entgegen. Niedrigere Steuersätze machen es nicht billiger Steuerermäßigungen führen nicht automatisch zu Preissenkungen. Unternehmen können die Begünstigung des Staates durch eigene Preissteigerungen wieder ausgleichen. Direkte finanzielle Hilfen in bestimmten Fällen sind geeigneter, um die Verbraucher zu entlasten. Das hat eine Studie der Beratungsgesellschaft "Copenhagen Economics" im Auftrag der Europäischen Kommission ergeben. Steuerermäßigungen auf dem Prüfstand Was ermäßigt besteuert wird, wurde bereits 1968 im Wesentlichen festgelegt. Nicht alle Gründe, die vor 40 Jahren für einzelne Vergünstigungen sprachen, leuchten heute noch ein. Es werden Steuersenkungen für andere Waren oder Leistungen gefordert, zum Beispiel für Kinderartikel. Oder es werden verschieden besteuerte Waren verglichen, wie Tierfutter und Arzneimittel. Dann wird oft als ungerecht empfunden, dass ein Produkt niedriger besteuert wird als das andere. Hätten Sie es gewusst? Ein gutes Beispiel sind Restaurants und Fast-Food-Ketten, die Speisen auch außer Haus verkaufen. Für diese zubereitenden Nahrungsmittel gilt der ermäßigte Mehrwertsteuersatz. Für die im Lokal verspeisten Gerichte wird dagegen der volle Mehrwertsteuersatz erhoben. Gerade nach der Erhöhung des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes Anfang 2007 fordert die Wirtschaft den ermäßigten Steuersatz öfter anzuwenden. Der Unterschied zwischen allgemeiner und ermäßigter Mehrwertsteuer beträgt jetzt 12 Prozentpunkte. Ein wichtiger Grundsatz ist: Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz wird nur dann angewendet, wenn dauerhaft objektive Kriterien dafür sprechen. Deshalb ist zum Beispiel, die Einteilung in "gesunde" und "ungesunde" Lebensmittel nicht möglich. Sie orientiert sich an ständig wandelnden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Aber auch rechtliche Gründe stehen der Umsetzung vieler Wünsche nach einem ermäßigten Steuersatz entgegen: Das übergeordnete Gemeinschaftsrecht der Europäischen Union setzt hier allen Mitgliedstaaten deutliche Grenzen. Gleiche europäische Mehrwertsteuer Egal ob Spanien oder die Schweiz, Argentinien oder Russland: Eine Mehrwertsteuer gibt es in vielen Ländern. Für die Länder der Europäischen Union gilt dabei eine gemeinsame Mehrwertsteuerrichtlinie. Sie schreibt unter anderem die Höhe der Steuersätze vor: Der Normalsteuersatz muss mindestens 15 Prozent betragen. Zusätzlich darf jeder Mitgliedsstaat einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz von mindestens fünf Prozent anwenden. Mehrwertsteuer im EU-Vergleich Die Grafik zeigt die Mehrwertsteuer im EU-Vergleich. Deutschland steht dabei mit 19 Prozent im unteren Drittel der EU-Länder. (Platz 19) So sollen Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU wegen zu unterschiedlicher Steuersätze vermieden werden. Die sechste EU-Mehrwertsteuerrichtlinie stellt dazu fest: "Im Hinblick auf eine gleichmäßige Erhebung der eigenen Mittel in allen Mitgliedstaaten ist es erforderlich, eine gemeinsame Liste der Steuerbefreiungen aufzustellen." Die Mehrwertsteuersätze sind also stabile und festgelegte Größen in der europäischen Finanzpolitik. Sie können – mit Rücksicht auf den europäischen Markt und Deutschlands wichtigste Handelspartner – nicht beliebig verändert werden. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück machte im März in Brüssel die Haltung der Bundesregierung deutlich: "Wir halten immer mehr Ausnahmen von den Ausnahmen und noch spezifischere Lösungen vor dem Hintergrund der Tatsache nicht für den richtigen Weg, dass wir es eigentlich mit einer Harmonisierung der europäischen Steuersysteme zu tun haben sollten." Die Mehrwertsteuer ist eine der effektivsten und wirkungsvollsten Steuern: Eigentlich müsste die Mehrwertsteuer beim Endverbraucher, dem Konsumenten, erhoben werden. Das ist jedoch technisch nicht möglich. Daher geschieht dies indirekt auf dem Umweg über den Unternehmer. Dieser gibt sie als Bestandteil des Preises seiner Produkte und Leistungen an die Konsumenten weiter. Steigt der Warenumsatz im Land, steigt auch das Aufkommen aus der Mehrwertsteuer. Die Einnahmen aus der Umsatzsteuer stehen als Gemeinschaftsteuer dem Bund und den Ländern zu. Seit 1998 sind auch die Gemeinden am Umsatzsteueraufkommen beteiligt. Im Jahr 2007 hat der Staat mit dieser Steuer rund 170 Milliarden Euro eingenommen. Damit finanziert er unter anderem öffentliche Einrichtungen, Investitionen in Bildung und Forschung sowie die Sozialsysteme in Deutschland. Durch Umsatzsteuerbetrug entgehen dem Staat nach wie vor jährlich Umsatzsteuereinnahmen im zweistelligen Milliardenbereich. Besonders herzuheben sind hier die so genannten grenzüberschreitenden Karussellgeschäfte. Begriffserklärung: Umsatzsteuerbetrug, insbesondere Karussellgeschäfte (pdf) Kontext Mehrwertsteuer: Drei zusätzliche Prozentpunkte für weniger Schulden Sechste Europäische Umsatzsteuerrichtlinie (pdf) Ergebnisse der Studie von "Copenhagen Economics" zu den ermäßigten Mehrwertsteuersätzen (pdf) Nachhaltigkeit Briefmarken repräsentieren Deutschland - Mit Knut die Umwelt schützen Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) ist in Deutschland verantwortlich für die Herausgabe von Briefmarken. Seit 1992 gibt sie alle zwei Jahre eine Sonderbriefmarke mit Zuschlag "Für den Umweltschutz" heraus. Mit dem Erlös aus dem Zuschlag fördert die Bundesregierung Projekte zum Schutz der biologischen Vielfalt. Sonderbriefmarke mit Eisbär Knut Knut - schon seit seinen frühesten Kindheitstagen unumstrittenes Zoo-Idol in Berlin - bekommt seine Briefmarke. Knut nicht zum Knuddeln, sondern zum Kleben, und das obendrein für einen guten Zweck: In der Sonderpostwertzeichen-Serie "Für den Umweltschutz" gibt es die Sonderbriefmarke mit Zuschlag "Natur weltweit bewahren". Sie kostet 55 plus 25 Cent. Seit dem 10. April 2008 verkauft die Post die Briefmarke in allen Verkaufsstellen. Schutz und nachhaltige Nutzung der globalen biologischen Vielfalt sichert unsere Lebensgrundlagen: Damit auch künftige Generationen ihre Entwicklungschance behalten. Das ist zugleich ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz. Deutschland ist im Mai 2008 Gastgeber der 9. Konferenz der Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD - Convention on Biological Diversity). Der Verlust der biologischen Vielfalt gilt als besonders schwerwiegendes globales Problem. Es wird alles unternommen, um die gegenwärtige Verlustrate bis zum Jahre 2010 signifikant zu reduzieren. Die Briefmarke mit dem Eisbären Knut symbolisiert: Es ist notwendig, die globale biologische Vielfalt zu schützen. Briefmarken als Zeitzeugen Briefmarken sollen Deutschland repräsentieren. Sie sind zum festen Bestandteil unseres Alltags geworden: Als bunte Zeugen unserer Zeit und ein Medium, das Zeichen setzt. Sie sind kleine Botschafter unseres Landes, unserer Kultur und Geschichte. Briefmarken erzählen von Menschen, die Herausragendes geleistet haben und erinnern an Ereignisse, die wir nicht vergessen dürfen. Rund 3,2 Milliarden der kleinen Kunstwerke werden jährlich gedruckt. Als aufmerksame Chronisten unserer Zeit können sie uns viel zu erzählen – von Ländern, Menschen und Ereignissen. Sondermarken Rund 50 Sondermarken erscheinen jährlich. Jeweils in einer Auflage von rund 10 Millionen. Auf ungefähr 3,5 x 3,5 Zentimetern zeigen sie anschaulich, was die Republik heute ausmacht und damals bewegte: Ob Handballweltmeisterschaft (2007), Sorge um den Weltfrieden (1984) oder die Freude über das Fernsehen (1957). Gemeinschaftsmarken Zusammen mit einem anderen Land gibt Deutschland regelmäßig Gemeinschaftsmarken heraus. Sie erinnern an nationenverbindende Personen und Ereignisse. Gemeinschaftsmarken sind Botschafter der Freundschaft. Sonderbriefmarken mit Zuschlag Jedes Jahr erscheinen außerdem 15 Sondermarken, auf die zusätzlich zum Porto ein Zuschlag erhoben wird. Die Beträge von 20 bis 55 Cent summieren sich auf rund 20 Millionen Euro Jahr für Jahr. Das Geld ist für einen guten Zweck: Soziale Hilfsprojekte, der Jugendhilfe, der Sporthilfe, dem Umweltschutz und der Stiftung für Philatelie- und Postgeschichte. Eine große Leistung – erreicht mit sympathischen Mitteln. Auswahl der Themen und Motive Das Bundesfinanzministerium definiert Kriterien für die Auswahl der Themen und Motive. Die Marken sollen einen klaren Bezug zu Deutschland haben und ausgewogen auf folgende Bereiche eingehen:"Staat und Gesellschaft", "Kunst und Kultur", "Wissenschaft und Technik", "Natur und Umwelt" sowie "Internationales". Innerhalb dieser Vorgaben sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Jeder kann Themen für Sonderbriefmarken vorschlagen. Das Finanzministerium erhält jährlich etwa 800 Anregungen. Rund 50 haben die Chance, verwirklicht zu werden. Das letzte Wort hat der Bundesfinanzminister. Die Auswahl folgt einem klar definierten Kriterienkatalog. Geburtshelfer der Briefmarke Zur Antwort auf die Frage, was unser Land ausmacht, holt sich der Finanzminister fachlichen Rat. Zwei Gremien aus Politikern, Verwaltungsfachleuten, Grafikern, Philatelisten (Briefmarkensammler) und Vertretern der Post unterstützen ihn: Der Programmbeirat schlägt die Themen der Briefmarken vor, prüft die Anregungen aus der Bevölkerung für neue Briefmarken und stellt eine Vorschlagsliste für die Neuerscheinungen eines Jahres zusammen. Der Kunstbeirat beurteilt die grafische Qualität der Entwürfe. Den Kunstbeirat gibt es seit 1954. Auslöser für seine Gründung war die harsche Kritik an der Gestaltung der Briefmarken der jungen Bundesrepublik. Rund 100 Grafikerinnen und Grafiker gestalten die deutschen Briefmarken. Sechs bis acht Grafiker legen dem Finanzministerium für jede neue Marke Entwürfe vor. Auf einer Fläche von nur wenigen Quadratzentimetern wird jeder Entwurf liebevoll ausgestaltet. Das macht die einzelne Marke zum kleinen Kunstwerk. Ideenwettbewerb: Wer oder was soll auf die Briefmarke? Bestimmen Sie mit, wovon die neuen Marken erzählen sollen! Beteiligen Sie sich am Ideenwettbewerb des BMF. Teilnahmebedingungen Die Teilnahme am Wettbewerb ist offen für alle. Jede Idee ist willkommen. Alle Vorschläge werden vom BMF geprüft. Der überzeugendste wird 2010 umgesetzt. Der Absender oder die Absenderin erhält eine Einladung zur offiziellen Präsentation, bei der die Marke mit seiner oder ihrer Idee erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Teilnahmeschluss ist der 15. September 2008. Bei mehreren wortgleichen Einsendungen entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Kontext Umweltbriefmarke Knut Von der Idee zur Marke Sondermarken - Wunderschöne Zeitdokumente Birefmarken - Kunst auf kleinstem Raum Ideenwettbewerb Integriertes Energie- und Klimapaket Erfolgreiche Auftaktveranstaltung zum Thema "Mobilität" Dreißig Chefredakteure folgten der Einladung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung (BPA) zu einer zweitägigen Informationsveranstaltung zum Thema: "Autofahren morgen – Mobilität im integrierten Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung". Am 15. und 16. April 2008 informierten sie sich umfassend über mobilitätsrelevante Maßnahmen des integrierten Energie- und Klimaprogramms (IEKP) im Deutsche Technikmuseum in Berlin. Am ersten Tag hatten Vertreter der Bundesregierung das Wort. Staatssekretär Jochen Homann aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) erläuterte die Programme seines Hauses zur Verkehrsforschung. Über erneuerbare Energien im Verkehrssektor und CO2Grenzwerte für PKW sprach Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. Bei einem Abendessen informierte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee die Teilnehmer über Brennstoffzellenfahrzeuge, Elektromobilität sowie CO2-Minderung im Flug- und Schiffsverkehr. Spot zum Integrierten Energie- und Klimapaket "Mobilität" Der zweite Tag gehörte vor allem den Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Die Themenpalette deckte die möglichen Beiträge des Verkehrssektors zur Minderung des Treibhausgasausstoßes ab mit abschließender Podiumsdiskussion zu einer emissionsarmen automobilen Zukunft. Technikinteressierten bot die Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) die Möglichkeit, ein Hybridfahrzeug zu testen. Verkehrssektor mit hohem Anteil an schädlichen Emissionen Der Bereich "Verkehr" hat einen Anteil von rund 20 Prozent an den deutschen CO2-Emissionen. Damit ist er zweitstärkster Emittent nach der Energiebranche. Und darum setzen die Klimaschutzziele der Bundesregierung auch beim Verkehr an: Weniger Treibhausgasemissionen, höhere Energieeffizienz und ein größerer Anteil an erneuerbaren Energien. Wirtschaftswachstum und gesellschaftliche Entwicklung müssen mit dem Schutz des Klimas Hand in Hand gehen können. Um die Klima- und Energieforschung stärker zu fördern, schafft die Bundesregierung entsprechende Rahmenbedingungen. Dieser Herausforderung stellt sich die Bundesregierung auch mit ihrem Energie- und Klimaprogramm. Das Bundeskabinett hat das umfassendste Maßnahmenpaket zur Energie- und Klimapolitik in der Geschichte der Bundesrepublik im Dezember 2007 beschlossen. Damit wird Deutschland seine Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent senken können und seiner Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz gerecht werden. Klimaschutz nützt der Wirtschaft Sicher, Klimaschutz ist nicht zum Nulltarif zu haben. Aber die Vorteile liegen auf der Hand, auch für unsere Wirtschaft. Das rasante Wachstum der erneuerbaren Energien hat bisher rund 236.000 Menschen Arbeit verschafft. Mit Investitionen in Energieeffizienz und Modernisierung kann die deutsche Technologieführerschaft ausgebaut werden. So wird die starke Position deutscher Exporte auf bedeutenden weltweiten Wachstumsmärkten langfristig gesichert. Automobilwirtschaft reduziert Umweltbelastung Dies gilt besonders für die Automobilwirtschaft, von der jeder siebte Arbeitsplatz direkt oder indirekt abhängt. Die deutschen Hersteller sind erfolgreich bei der Effizienz und der Absenkung der CO2Emissionen. Deutsche Neufahrzeuge verbrauchen heute 40 Prozent weniger Kraftstoff als Anfang der siebziger Jahre. Aktuell gibt es 334 Modelle deutscher Marken, die weniger als 6,5 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen oder weniger als 154 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Gut 50 Modelle davon benötigen unter 5 Liter und emittieren weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer. Übergangsstrategie Hybridantrieb Verbrennungs- und Elektromotor zum Hybridantrieb zu kombinieren, war ein wichtiger Schritt. Mit der Weiterentwicklung elektrischer Energiespeicher können in Zukunft die Vorteile beider Antriebsarten noch besser ausgeschöpft werden. Das sind insbesondere: Große Reichweite, Rückgewinnung der Bremsenergie und zumindest streckenweise emissionsfreier Betrieb. Bis zu der längerfristig geplanten Marktdurchdringung der Wasserstoff- und BrennstoffzellenTechnologie ist der Hybridantrieb eine gute Überbrückungs- und Übergangsstrategie. Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie: Bundesregierung fördert Entwicklung Bei der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie ist Deutschland in Europa führend. Diese internationale Wettbewerbsfähigkeit gilt es zu behaupten und weiter auszubauen. Im Februar 2008 wurde deshalb die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) gegründet. Sie soll die Entwicklung und Marktvorbereitung international konkurrenzfähiger Produkte der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie vorantreiben und das Gesamtprogramm steuern. Bundesregierung und Industrie stellen für Forschung, Entwicklung und Demonstrationsvorhaben innerhalb der nächsten 10 Jahre insgesamt eine Milliarde Euro zur Verfügung. Mit Hilfe der NOW setzt die Bundesregierung das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoffund Brennstoffzellentechnologie (NIP) um. Das Programm ist Teil der Hightech-Strategie für Deutschland und passt sich in die "Kraftstoffstrategie der Bundesregierung" ein. Ziel: Marktfähige Produkte Ziel der Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie sind marktfähige Produkte. Anschauliche Demonstrationsprojekte stellen die Alltagstauglichkeit von bereits einsatzfähigen Wasserstoff- und Brennstoffzellenprojekten unter Beweis. So hat Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee ein Brennstoffzellen-Fahrzeug von DaimlerChrysler in den Fuhrpark seines Ministeriums übernommen. Die Bundesregierung will auch die Belastungen für den Menschen aus dem Individualverkehr begrenzen oder ganz beseitigen. Das gilt besonders für den hohen Ressourcen- und Flächenverbrauch, für Lärm und krebserregende Emissionen. Das Energie- und Klimaprogramm setzt hier an: Die Kfz-Steuer soll aufkommensneutral vom Hubraum auf CO2Ausstoß umgestellt und die Verbrauchskennzeichnung von Fahrzeugen verbessert werden. Auf diese Weise setzt die Bundesregierung Anreize, verbrauchsarme und damit sparsamere PKW zu kaufen. Diese Tagung zum Energie- und Klimapaket der Bundesregierung war die erste einer Reihe von weiteren geplanten Veranstaltungen des BPA. Im Juni wird es um die Energieeffizienz von Gebäuden gehen. Programm der Informationstagung Aktuelles Tipps und Termine Deutsche Wirtschaftsleistung weiterhin auf Wachstumskurs Politische Antworten auf die Finanzmarktkrise Frisches Geld für eine moderne Bahn Deutschland soll Weltmarktführer werden Empfehlenswerte Links Wirtschaft weiter im Aufwind Zwischenbericht zum Bürokratieabbau Wie sieht eine gerechte Finanz- und Steuerpolitik aus? Einweihung des Hybridmodulwerks der ZF Sachs AG in Schweinfurt Impressum Das "Magazin für Wirtschaft und Finanzen" ist als digitales Werk Teil des Internetangebots der Bundesregierung. Es wird herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 11044 Berlin. Dieses Magazin erscheint im vierwöchigen Rhythmus im Wechsel mit anderen Themenmagazinen. Verantwortlich: Claus Zemke Redaktionsleitung Magazin für Wirtschaft und Finanzen: Dr. Ulrich Strempel, Georg Tölle Layout und Redaktion: Stephan Budach, Kirsten Cankurtaran, Monika Lachnitt, Susanne Thran Bildagentur: verantwortlich Ulrich Weichert Fotoredaktion: Silke Hinkelmann, Christian Stutterheim Fotografen: Guido Bergmann, Steffen Kugler, Sandra Steins Telefon: 030 18 272 - 3224, Fax: 030 18 272 - 2349 Abonnement Abonnieren Sie die weiteren Themenmagazine "Magazin zur Entwicklungspolitik", "Magazin für Soziales, Familie und Bildung", "Magazin zur Europapolitik", "Magazin für Wirtschaft und Finanzen", "Magazin für Infrastrukur und neue Länder" und "schekker - das jugend-magazin" schnell, bequem und kostenlos unter der Anmeldeseite "Abonnement der Magazine". Copyright für Bilder, soweit nicht anders vermerkt: REGIERUNGonline, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 11044 Berlin. Bildnachweis für Word-Bildmarke: picture-alliance / KPA Realisiert werden die Magazine im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung von der ]init[ Aktiengesellschaft für digitale Kommunikation. - Zitierung unter Angabe der Quelle "Magazin für Wirtschaft und Finanzen" frei. Nachdruck nur mit Erlaubnis des Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - Durch die Digitalisierung von Daten können Fehler auftreten. Beim Einsatz unterschiedlicher Browser für das World Wide Web und aufgrund unterschiedlicher Software-Einstellungen kann es bei der Darstellung der Daten zu Abweichungen kommen.