Ein Stachel in der Fleischbranche
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Ein Stachel in der Fleischbranche
Datum: 25.11.2014 Online-Ausgabe Tages-Anzeiger 8021 Zürich 044/ 248 41 11 www.tagesanzeiger.ch Medienart: Internet Medientyp: Tages- und Wochenpresse UUpM: 1'082'000 Page Visits: 14'925'753 Online lesen Themen-Nr.: 138.008 Abo-Nr.: 1092343 Ein Stachel in der Fleischbranche Ettore Weilenmann, Präsident von Carna Grischa, wollte mit einem anderen Investor ein Fleischhandelsimperium aufbauen. Nun distanzieren sich alle Geschäftspartner aus Angst vor einem toxischen Effekt. Lebensmittelskandale Bildstrecke 1 | 8 Blick auf einen Lieferwagen des Fleischhändlers Carna Grischa. Die Bündner Firma sorgt für einen neuen Fleischskandal: Sie soll über Jahre hinweg falsch deklariertes Fleisch verkauft haben. Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone (8 Bilder) Rita Flubacher Aktualisiert vor 16 Minuten Mit dem Unternehmen mögen sich die Partnerfirmen optisch nicht mehr assoziieren. Innerhalb nur eines Tages sind die 16 Firmen, die das Bündner Fleischunternehmen Carna Grischa noch am Montag stolz als Geschäftsfreunde aufgeführt hat, verschwunden. Von Bell über Malbuner, Rapelli, Grischuna und Suttero bis hin zu Carna Gallo – sie alle drängten auf eine Löschung ihres Namens. Denn Carna Grischa steht für Falschdeklarationen im grossen Stil, eine womöglich ansteckende Gefahr für Lieferanten und Kunden. Für den toxischen Effekt hat Ettore Weilenmann gesorgt. Der 55-Jährige ist Verwaltungsratspräsident der Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 56076333 Ausschnitt Seite: 1/5 Datum: 25.11.2014 Online-Ausgabe Tages-Anzeiger 8021 Zürich 044/ 248 41 11 www.tagesanzeiger.ch Medienart: Internet Medientyp: Tages- und Wochenpresse UUpM: 1'082'000 Page Visits: 14'925'753 Online lesen Themen-Nr.: 138.008 Abo-Nr.: 1092343 Carna Grischa. Falschdeklarationen seien in der Fleischbranche verbreitet, andere Konkurrenten seien noch schlimmer, wurde er im «SonntagsBlick» wiedergegeben. Obwohl Weilenmann tags darauf in Abrede stellte, so etwas gesagt zu haben, hängt der Verdacht weiterhin in der Luft. «Ein starker Marktplayer» Weilenmann ist ein «Fleischfremder», ein Neuling im Business. Zusammen mit Michel Stopnicer erwarb er 2009 die zehn Jahre zuvor gegründete Carna Grischa in Landquart. Die beiden halten den Fleischhändler über die in Rotkreuz ansässige Carnaworld Holding AG, Weilenmann ist Präsident, Stopnicer Verwaltungsrat. An ehrgeizigen Plänen fehlt es nicht. So liest man auf der Website von Carnaworld, dass man «mit weiteren Übernahmekandidaten im Gespräch» stehe. «Mit der Zusammenführung und der Übernahme ausgewählter Unternehmen der Fleischbranche soll ein starker, unabhängiger Schweizer Marktplayer entstehen», heisst es weiter. Die beiden Herren empfehlen sich als langjährige Unternehmensberater mit Fokus Restrukturierungen, Fundraising und Merger & Acquisitions (Weilenmann) und strategischer Beratung und Erfahrungen mit IPO (Stopnicer). Aus den Wachstumsplänen dürfte angesichts der jüngsten Entwicklung nichts werden. Im Gegenteil: In der Fleischbranche werweisst man seit Montag, ob Carna Grischa die imageschädigenden Vorwürfe, die nun von der Lebensmittelkontrolle sowie Polizei und Staatsanwaltschaft Chur untersucht werden, überstehen werde. Betriebs- und Schulkantinen, Restaurants, Hotels und andere Käufer haben in grösserer Zahl ihre Fleischbestellungen sistiert. Nicht seine erste Niederlage Für Weilenmann wäre es nicht die erste Niederlage. Auf der langen Liste von Verwaltungsratsmandaten, die er in den letzten bald zwanzig Jahren laut Moneyhouse bekleidete, sticht Miracle hervor. Das Langenthaler Softwarehaus war an der Börse für ganz kurze Zeit ein milliardenschwerer Highflyer, bevor der Laden 2000 in die helvetischen Annalen der spektakulärsten Pleiten einging. Auch bei anderen, weniger bekannten Firmen prangt der Zusatz «in Liquidation». Zu den aktuellsten Engagements zählt neben Carna Grischa die Firma Quevita, die Apps für Sport und Ernährung anbietet sowie das Start-up ShoeSize.Me, das Online-Shoppern helfen soll, die richtige Schuhgrösse zu finden. Mit dabei ist hier Geschäftspartner Michel Stopnicer. Auch seine Liste der Firmen, bei denen er einst arbeitete oder VR-Mandate innehielt oder noch immer wahrnimmt, ist lang und reicht vom früheren Warenhaus ABM über den Globi-Verlag bis hin zu Finanz- und Immobilienfirmen. Wie viel wussten die Chefs? Ob die beiden Männer wussten, was in den Kühlräumen und im grossen Raum in Landquart möglicherweise passierte, wo die Angestellten Fleisch angeliefert bekamen und versandten, werden erst die Untersuchungen zeigen. Weilenmann und Stopnicer sind in der Branche wenig bekannt und laut Insidern wurden sie eher selten in Landquart gesichtet. Bis 2013 dirigierte Erich Rutschmann, seit 1999 Präsident und ab 2010 Delegierter, die Tagesgeschäfte. 2013 schied er aus dem Unternehmen aus, das er, wie ehemalige Angestellte sagen, mit harter Hand geführt habe. Seither amtete ein Deutscher als Geschäftsführer. Die meisten Angestellten hätten gewusst, dass immer mal wieder ausländisches Fleisch in inländisches umetikettiert, Pferdefleisch anstelle von Rindfleisch verwendet oder Tiefgefrorenes als Frischfleisch deklariert Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 56076333 Ausschnitt Seite: 2/5 Datum: 25.11.2014 Online-Ausgabe Tages-Anzeiger 8021 Zürich 044/ 248 41 11 www.tagesanzeiger.ch Medienart: Internet Medientyp: Tages- und Wochenpresse UUpM: 1'082'000 Page Visits: 14'925'753 Online lesen Themen-Nr.: 138.008 Abo-Nr.: 1092343 worden sei. In der Produktionshalle arbeite man in Hör- und Sichtweite, sagen Insider. Die Verfehlungen sollen bis 2004 zurückreichen. (Tages-Anzeiger) (Erstellt: 25.11.2014, 23:37 Uhr) ANHANG: Bildstrecke 2 | 8 Pferdefleisch statt Rindfleisch in der Theke: Der Metzgerei Weiss in Hausen am Albis wird in der SRFTV-Sendung Kassensturz im September diesen Jahres die Falschdeklaration von Fleischsorten vorgeworfen. Die Firma entschuldigt sich für die Fehler und kündigt eine Betriebsumstrukturierung und externe Kontrollen an. Bild: Todd Korol/Reuters 3 | 8 Im Juli 2014 fliegt einer von vielen Fleischskandalen in China auf. Die Firma Husi Food hat Produktedaten gefälscht. Der Fall bekommt internationale Bekanntheit weil Multis wie McDonald's, KFC und Starbucks Produkte von Husi Food beziehen. Bild: Rolex de la Pena/Keystone 4 | 8 Schon im Mai 2013 ist China von einem riesigen Fleischbeschiss betroffen: Ratten- und Fuchsfleisch wurde als Rind- und Hammelfleisch deklariert. Zudem wurde Fleisch auch mit Wasser und Chemie versetzt. 900 Verdächtige werden festgenommen. Bild: Michel Reynolds/Keystone Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 56076333 Ausschnitt Seite: 3/5 Datum: 25.11.2014 Online-Ausgabe Tages-Anzeiger 8021 Zürich 044/ 248 41 11 www.tagesanzeiger.ch Medienart: Internet Medientyp: Tages- und Wochenpresse UUpM: 1'082'000 Page Visits: 14'925'753 Online lesen Themen-Nr.: 138.008 Abo-Nr.: 1092343 5 | 8 Rossfleisch in der Lasagne: Anfang 2013 erschütterte Europa der grosse Fleischskandal: In mehreren Rindfleischprodukten wird Pferdefleisch gefunden. Auch andere falsche Fleischsorten, wie etwa Schweinefleisch wurden gefunden. Zudem wurden im Fleisch Medikamente wie der Entzündungshemmer Phenylbutazon nachgewiesen. Das Fleisch wurde insbesondere für Tiefkühlkost wie Lasagne verwendet. Betroffen waren auch Schweizer Verarbeiter und Detailhändler. Bild: Francois Frey/Keystone 6 | 8 Missstände in Pferdeschlachthöfen: Der Tierschutzbund Zürich deckt im Februar 2013 Tierquälerei in Pferdeschlachthöfen in Nordamerika und Polen auf. Coop, Volg, Spar, Denner, Aldi und Lidl haben deshalb Pferdefleischprodukte aus den USA; Kanada, Mexiko und Argentinien vorübergehend aus dem Sortiment genommen. Bild: Peter Andrews/Reuters 7 | 8 Coop in der Fleischkrise: Im Sommer 2011 fliegt der Fleischbeschiss beim Detailhändler auf. CoopAngestellte haben Fleisch mit abgelaufenem Datum ausgepackt und im Offenverkauf vertrieben. Coop-Chef Joos Sutter musste sich entschuldigen und führte unabhängige Kontrollen ein. Bild: Christian Beutler/Keystone Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 56076333 Ausschnitt Seite: 4/5 Datum: 25.11.2014 Online-Ausgabe Tages-Anzeiger 8021 Zürich 044/ 248 41 11 www.tagesanzeiger.ch Medienart: Internet Medientyp: Tages- und Wochenpresse UUpM: 1'082'000 Page Visits: 14'925'753 Online lesen Themen-Nr.: 138.008 Abo-Nr.: 1092343 8 | 8 Das Gammelfleisch im Kebab: Im Herbst 2006 werden in München etwa 100 Tonnen einer ursprünglich wesentlich grösseren Menge an verdorbenem Fleisch – darunter Döner- und Entenfleisch – sichergestellt. Das sichergestellte Fleisch war bis zu vier Jahre alt. Eine weitaus grössere Menge war bereits an 26 Betriebe in München geliefert worden und in den Verzehr gelangt. Deutschlandweit wurden weitere Fälle in diesem Zusammenhang bekannt. Bild: Getty Images/Adam Berry Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 56076333 Ausschnitt Seite: 5/5