(Goethes Mailied): 2. Mai 2013
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(Goethes Mailied): 2. Mai 2013
Sitzung 2 J.W. von Goethe Mailied (auch: Maifest) 1771 Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus jedem Zweig Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch Gedichtinterpretation siehe handout: Aufbau Gedichtinterpretation Und Freud und Wonne Aus jeder Brust. O Erd', o Sonne, O Glück, o Lust, O Lieb', o Liebe, So golden schön Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn, Du segnest herrlich Das frische Feld Im Blütendampfe Die volle Welt! O Mädchen, Mädchen, Wie lieb' ich dich! Wie blinkt dein Auge, Wie liebst du mich! So liebt die Lerche Gesang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelsduft, Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud und Mut Zu neuen Liedern Und Tänzen gibst. Sei ewig glücklich, Wie du mich liebst. Lyrik als Gattung Diejenige literarische Gattung, die alle Gedichte umfasst. Jedes Gedicht hat per definitionem die folgenden beiden Eigenschaften: • Es ist eine mündliche oder schriftliche Rede in Versen, ist also durch zusätzliche Pausen bzw. Zeilenbrüche von der normalen rhythmischen oder graphischen Erscheinungsform der Alltagssprache abgehoben. • Es ist kein Rollenspiel, also nicht auf szenische Aufführung hin angelegt (Drama) Quelle: http://www.li-go.de/definitionsansicht/lyrik/lyrikalsgattung.html Periode • Sturm und Drang 1770-1780 Frankfurt a.M./ Strassburg innerhalb der Aufklärung Stichworte: - Geniekult - Prodesse et delectare – nützen und erfreuen - Lessing: durch Furcht und Mitleid zur Reinigung der Leidenschaften (Katharsis) – sittliche Läuterung - Lyrik als persönliche und emotionale Ausdrucksform, insbesondere auch Liebes- und Naturgedichte - Hang zum „Volkstümlichen“ (Volkslieder) Form • • • • Vers und Strophe: Vier Verse (Quartett) Enjambements: kommt einge Male vor Metrik: Jamben Reim: auffallender, weil unregelmässiger Kreuzreim (nicht alle Verse reimen) • Kadenz: alternierend männlich und weiblich Sprache • Schlüsselwörter oder Wortfelder? Liebe - Glück - Wonne - Lust - Jugend Natur - Sonne - Lerche - Blütendämpfe Das lyrische Ich • Emotionaler Zustand, z.B. fröhlich oder traurig? - begeistert - vital - euphorisch - enthousiast Rhetorische Figuren/ Stilmittel? Metaphern, Vergleiche (als ob, wie wenn) Personifikation, Anapher, Parallelismus, Repetitio (Wiederholung), Alliteration, Ellipsen, Neologismen, rhetorische Frage, Akkumulation (Anhäufung), Klimax. Wie ist der Satzbau? • Welche Stimmung wird durch die Sprache erzeugt? Verwendete Zeitform (das Tempus/ die Tempora)? Form und Inhalt: Zusammenspiel? Hausaufgaben Bertolt Brecht 1928 Über das Frühjahr Schreiben Sie bis zur nächsten Sitzung, am 7. Mai, eine Interpretation von Goethes Mailied! Lange bevor Wir uns stürzten auf Erdöl, Eisen und Ammoniak Gab es in jedem Jahr Die Zeit der unaufhaltsam und heftig grünenden Bäume. Wir alle erinnern uns Verlängerter Tage Helleren Himmels Änderung der Luft Des gewiß kommenden Frühjahrs. Noch lesen wir in Büchern Von dieser gefeierten Jahreszeit Und doch sind schon lange Nicht mehr gesichtet worden über unseren Städten Die berühmten Schwärme der Vögel. Am ehesten noch sitzend in Eisenbahnen Fällt dem Volk das Frühjahr auf. Die Ebenen zeigen es In aller Deutlichkeit. In großer Höhe freilich Scheinen Stürme zu gehen: Sie berühren nur mehr Unsere Antennen. Text aus: Bertold Brecht, Gesammelte Werke in 20 Bänden, Band 8; Gedichte I (= Werkausgabe edition suhrkamp); Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1967, S. 314