Vorausschauender Fußgängerschutz
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Vorausschauender Fußgängerschutz
Vorausschauender Fußgängerschutz Testverfahren zur Vergleichbarkeit der Effizienz präventiver Fußgängerschutzsysteme vFSS –Testprocedure V0.19 german 14.02.2012 Seite 1 Versionshistorie Versionsnummer Ersteller Datum Beschreibung 0.01 28.05.10 Erstellung des Basisdokumentes 08.06.10 16.06.10 17.06.10 0.05 Johann Stoll, Audi AG Olaf Jung, BMW AG Johann Stoll, Audi AG Olaf Jung, BMW AG Johann Stoll, Audi AG Olaf Jung, BMW AG Olaf Jung, BMW AG 0.06 Olaf Jung, BMW AG 29.06.2010 0.07 Olaf Jung, BMW AG 12.07.2010 0.08 Olaf Jung, BMW AG 16.07.2010 0.09 Olaf Jung, BMW AG 21.07.2010 0.10 Olaf Jung, BMW AG 11.08.2010 0.10 Olaf Jung, BMW AG 11.08.2010 0.11 0.12 Olaf Jung, BMW AG Christian Domsch, BMW AG Christian Domsch BMW AG Christian Domsch BMW AG Christian Domsch BMW AG Christian Domsch BMW AG 12.08.2010 10.10.2010 Überarbeitung durch Audi Überarbeitung durch BMW Zusammenführung der Version 0.2 und 0.3 Ergänzungen nach Abstimmung von vFSS AG1 und AG2 am 21.06.2010 in Stuttgart/DEKRA Ergänzungen nach Abstimmung von vFSS AG1 und AG2 am 21.06.2010 in Stuttgart/DEKRA Ergänzungen nach Abstimmung von vFSS AG1 und AG2 am 21.06.2010 in Stuttgart/DEKRA Ergänzungen nach Abstimmung am 15.07.2010 in Berlin/GDV Ergänzungen nach Abstimmung am 19.07.2010 in München/BMW Anpassung der Versionsnummern Ergänzungen nach Abstimmung am 05.08.2010 in München/BMW Anpassung der Versionsnummern Ergänzungen nach Abstimmung am 05.08.2010 in München/BMW Ergänzung um die Anlage Zusammenführung verschiedener Versionen und Änderungsvorschläge Ergänzungen nach Abstimmung am 18.10.2010 in München / BMW Abstimmung AG1 und AG2 am 25.10. in München Abstimmung AG1 und AG2 am 02.11. in Offenbach Ergänzungen, die nach Abstimmung am 02.11.2010 in Offenbach noch einzufügen waren. 0.02 0.03 0.04 0.13 0.14 0.15 0.16 22.06.2010 18.10.2010 25.10.2010 02.11.2010 05.11.2010 Seite 2 0.17 Johann Stoll, Audi AG 03.08.2011 12.08.2011 17.08.2011 22.08.2011 29.08.2011 02.09.2011 06.09.2011 Johann Stoll, Franz Roth (beide Audi AG), Christian Domsch (BMW AG) Johann Stoll (Audi AG), André Zander, Delf Block (beide VW AG) 12.09.2011 19.09.2011 23.09.2011 Ergänzungen Anforderungen an FGDummy Ergänzungen zu Beleuchtungsstärke Beschreibung IR Reflektivitätsmessung, Bilder von FG-Dummy überarbeitet Bilder von Messung Beleuchtungsstärke und FG-Testanlage überarbeitet Bilder von Versuchsaufbau überarbeitet Nomenklatur vereinheitlicht Anhang C Verweis auf Anhang Entrance Tests Anhang E Ergänzungen zu Fahrerverzögerung Erweiterung Literaturverzeichnis Anhang B Verweis auf Dokument von AG1 Ergänzungen gemäß Abstimmung Audi, BMW: separates Kapitel zu Ermittlung max. Verzögerung hinzugefügt in Kapitel Beschreibung der Testszenarien Bewegungsrichtung Dummy definiert Anhang Detaillierte Testfallbeschreibung entfernt Anhang Herleitung der Fahrerverzögerung überarbeitet Anhang Herleitung Bremsroboter Betätigungsgeschwindigkeit und Betätigungskraft hinzugefügt Ergänzungen gemäß Abstimmung Audi, VW: Erwähnung Zusatzdokument EntranceTests im Kapitel Allgemeine Hinweise Kapitel Gangwahl hinzugefügt Formulierung im Kapitel Prüfverfahren, Allgemeines sowie im Kapitel Auswertung konkretisiert Seite 3 0.18 Johann Stoll (Audi AG) 14.10.2011 09.11.2011 Johann Stoll (Audi AG) 16.01.2012 Johann Stoll (Audi AG) 0.19 Abstimmung AG am 14.10.2011 in München: Ergänzung im Kapitel Dummy hinsichtlich Radar Reflektivität Ergänzung im Kapitel Gangwahl Ergänzung im Kapitel Ermittlung maximale Verzögerung Ergänzung im Kapitel Beschreibung der Testszenarien hinsichtlich Einsatz der Sichtverdeckung Ergänzung im Anhang Herleitung der Fahrerverzögerung Überarbeitung im Kapitel Beschreibung der relevanten Größen: fehlende Toleranzen nachgetragen, Abstand zwischen PCOLL und PVIS_PED aus Tab. entfernt, Wert ergibt sich aus Pos. der Sichtverdeckung, Bahndifferenzwinkel (Θ) ersetzt durch lateralen Abstand zw. Sollund Ist-Trajektorie (delta_y_max) Konkretisierung im Kapitel Prüfverfahren/Allgemeines Überarbeitung im Kapitel Messung der IR Reflektivität, Bilder hinzugefügt Überarbeitung im Kapitel Dummy, IRReflektivitätswerte festgelegt Ergänzung im Kapitel Dummy: Maße und Bilder vom Dummy rennendes Kind hinzugefügt Überarbeitung: Einfügen Kommentare BMW Johann Stoll (Audi AG) 01.02.2012 Christian Domsch (BMW AG) 07.02.2012 Benjamin Marx (Daimler AG 09.02.2012 Radarrückstreuquerschnitt Johann Stoll(Audi AG) 14.02.2012 - Weiterführung der Dummybewegung am Kollisionspunkt - Endfassung 0.19 Seite 4 Vorausschauender Fußgängerschutz Testverfahren zur Vergleichbarkeit der Effizienz präventiver Fußgängerschutzsysteme Inhalt 1 Einleitung 7 1.1 Allgemeine Hinweise 7 1.2 Schematischer Testaufbau 8 1.3 Beschreibung der relevanten Größen 9 2 Anwendungsbereich 10 3 Definitionen 10 4 Prüfbedingungen 10 4.1 Allgemeine Bedingungen 10 4.2 Sichtverdeckung 11 4.3 Bedingungen für die Fahrstrecke 11 4.4 Umgebungsbedingungen 12 5 Dummy 12 6 Fahrzeug 18 7 8 6.1 Allgemeine Hinweise zum Fahrzeug 18 6.2 Reifen 18 6.3 Bremsen 18 6.4 Gangwahl 19 Messtechnik 19 7.1 Allgemeine Hinweise zur Messtechnik 19 7.2 Einsatz eines Bremsroboters 19 7.3 Geschwindigkeits- und Wegmessung 20 7.4 Ermittlung maximale Verzögerung 20 7.5 Messung der Beleuchtungsstärke 21 7.6 Messung der IR Reflektivität 22 Prüfverfahren 23 Seite 5 8.1 Allgemeines 23 8.2 Durchführung der Prüfung und Dokumentation der Ergebnisse 24 9 Beschreibung der Testszenarien 25 9.1 Spezifikation Testszenario TS1 (verdeckt, rennendes Kind) 25 9.2 Spezifikation Testszenario TS2 (verdeckt, gehender Erwachsener) 25 9.3 Spezifikation Testszenario TS3 (unverdeckt, rennendes Kind) 26 9.4 Spezifikation Testszenario TS4 (unverdeckt, gehender Erwachsener) 26 10 Auswertung der gemessenen Größen und Bewertung der Ergebnisse 27 11 Literatur 28 Anhang A General setup of test system with a hanging guided pedestrian dummy 29 Anhang B Herleitung der Testszenarien 31 Anhang C Nachweis der Systemwirksamkeit außerhalb des Testraums 32 Anhang D Herleitung der Fahrerverzögerung 33 Anhang E Beispielhafte Umsetzung eines Bremsroboters 34 Anhang F Herleitung Bremsroboter Betätigungsgeschwindigkeit und Betätigungskraft 35 Seite 6 1 Einleitung 1.1 Allgemeine Hinweise Dieses Dokument in Verbindung mit dem Zusatzdokument zu den Entrance-Tests beinhaltet einen Vorschlag für eine technische Beschreibung, um standardisiert präventive Fußgängerschutzsysteme vergleichbar bewerten zu können. Ziel dieser Methode ist ein Testverfahren, mit dem unabhängig vom Fahrzeugtyp, vom verwendeten Sensor sowie der funktionalen Ausprägung vergleichbare Messgrößen als Ergebnis entstehen, die einer nachgeschalteten Bewertungsfunktion zugeführt werden. Die Vorgaben und Einschränkungen in diesem Dokument dienen einer eindeutigen Beschreibung der Umgebungsbedingungen und des Fahrzeugs sowie der Versuchsdurchführung. Sie sind sowohl für die hier beschriebenen Performance-Tests als auch für die im Zusatzdokument (siehe Anhang C) beschriebenen Entrance-Tests gültig. Ziel der Reglementierung ist die Vermeidung von Effekten, die das Ergebnis verfälschen. Dadurch wird eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse ermöglicht. Die in diesem Dokument beschriebenen Testszenarien wurden auf der Basis von Unfalldatenbankanalysen entwickelt und spiegeln einen hohen Anteil der im realen Umfeld vorherrschenden Unfallsituationen wieder. Eine genaue Herleitung der Testszenarien ist im Anhang B zu finden. Kriterium für die Bewertungsfunktion ist die während der Sichtbarkeit des Fußgängerdummys bis zum Kollisionszeitpunkt abgebaute Fahrzeuggeschwindigkeit. Um die Funktionsfähigkeit und die damit einhergehende Wirksamkeit auch unter von den Laborbedingungen abweichenden Umwelt- und Umgebungsbedingungen sicherzustellen, ist im Anhang C ein Verfahren beschrieben, mit dem über die definierten Testszenarien hinaus die Leistungsfähigkeit des zu untersuchenden Systems bewertet werden soll. Im Rahmen des technischen Fortschritts sind Anpassungen der Testlastfälle möglich und erwünscht. Diese Anpassungen sind als erweiterte Beschreibung in den Anhängen zu dokumentieren. Aus der Unfallforschung hat sich als relevante Unfallszene die rechtwinklige Überschreitung einer geraden Fahrbahn ergeben. Im realen Unfallgeschehen ergibt sich ein differenziertes Unfallbild mit Überschreitungen von der Fahrer- und Beifahrerseite aus. Bei beiden Typen gibt es neben Fällen ohne Sichtverdeckung auch eine relevante Zahl von Fällen mit Sichtverdeckung. Zur eindeutigen Spezifikation eines Testszenarios wird eine Sichtverdeckung vorgeschrieben, hinter der der Fußgängerdummy zu einer vorgegebenen Zeit vollständig Seite 7 sichtbar hervorkommt. Picture 1 zeigt den Messaufbau im Überblick. Die Parameter der Testfälle sind in Abschnitt 9 beschrieben. Für die Bewertung von fahrerunterstützenden Systemen zur Reduzierung der Unfallschwere oder der Vermeidung von Fußgängerunfällen wird bei einem Teil der Prüfungen ein Bremsroboter verwendet, um ein definiertes Fahrerverhalten zu simulieren. Der Bremsroboter ist bei allen entsprechend definierten Messfahrten zu verwenden. 1.2 Schematischer Testaufbau Collision point PCOLL Trajectory of vehicle Pedestrian position PVIS_PED Vehicle position PVIS_VEH Mid of vehicle front PVEH Vehicle velocity vVEH_VIS Pedestrian dummy width dPED_WIDTH Sight obstruction Longitudinal collision distance dCOLL_LONG Longitudinal pedestrian offset dPED_OBSTACLE_LONG Pedestrian acceleration distance Pedestrian deceleration distance dPED_ACCEL dPED_DECEL Trajectory of pedestrian dummy Pedestrian velocity vPED Visible lateral collision distance dCOLL_LAT Minimum lateral travel distance dPED_TRAVEL_DISTANCE Picture 1: Schematic test setup Seite 8 1.3 Beschreibung der relevanten Größen Variable Toleranz Beschreibung PCOLL - PVEH PVIS_VEH - PVIS_PED - Beschreibt den Schnittpunkt der Trajektorie des Dummy mit der Trajektorie des Fahrzeugs. An diesem Punkt würde die Kollision des Dummy und des Fahrzeugs ohne Systemreaktion erfolgen. Der Anprallpunkt am Fahrzeug läge in der Mittelachse des Fahrzeugs bei y = 0 Vorderster Punkt mittig am Fahrzeug Position des Fahrzeugs an der der Dummytorso erstmals vom Auftreffpunkt PVEH des Fahrzeugs aus vollständig sichtbar ist. Position des Dummy an der der Dummytorso erstmals vom Auftreffpunkt PVEH des Fahrzeugs aus vollständig sichtbar ist. Gemessene Geschwindigkeit in PVIS_VEH Sollgeschwindigkeit des Fahrzeugs (abhängig vom jeweiligen Testszenario) Geschwindigkeit des Fahrzeugs im Punkt PCOLL Geschwindigkeitsreduktion durch das System als Maß für die Bewertung der Systemeffizienz vVEH_DELTA = vVEH_VIS – vVEH_COLL Sollgeschwindigkeit des Dummy ab dem Punkt PVIS_PED (abhängig vom jeweiligen Testszenario) vVEH_VIS vVEH_TEST Einheit [m/s] [m/s] [km/h] [m/s] [m/s] 0,25 0,9 - wOBST [m/s] [km/h] [m] 0,1 0,36 0,01 dCOLL_LAT [m] 0,01 dCOLL_LONG [m] 0,10 dPED_OBSTACLE_LONG [m] 0,01 dPED_ACCEL dPED_DECEL dPED_WIDTH delta_y_max [m] [m] [m] [m] 0,10 0,10 0,01 0,10 vVEH_COLL vVEH_DELTA vPED Breite der optionalen Sichtverdeckung lotrecht zur Trajektorie des Fahrzeugs gemessen Lateraler Abstand der optionalen Sichtverdeckung zum Punkt PCOLL (abhängig vom jeweiligen Testszenario) Longitudinaler Kollisionsabstand Abstand zwischen PCOLL und PVIS_VEH (abhängig vom jeweiligen Testszenario) Longitudinaler Dummyversatz, Abstand zwischen der hinteren Kante der optionalen Sichtverdeckung und dem Körperschwerpunkt des Dummys. Dummy-Breite ohne Bekleidung maximale laterale Bahnabweichung (y-Abstand zwischen Soll- und Ist-Trajektorie) Tabelle1: Relevante Größen Seite 9 2 Anwendungsbereich Dieses Testverfahren gilt für Fahrzeuge der Klasse M1 mit einer Fahrzeughöhe ≤ 2,5m, die mit einem präventiven Fußgängerschutzsystem zur Reduzierung der Aufprallenergie ausgestattet sind. 3 Definitionen Die Anfangsgeschwindigkeit vVEH_VIS ist die gefahrene Geschwindigkeit im Punkt PVIS_VEH. Die Endgeschwindigkeit vVEH_COLL ist die gefahrene Geschwindigkeit im Punkt PCOLL. Die abgebaute Geschwindigkeit ist vVEH_DELTA = vVEH_VIS – vVEH_COLL 4 Prüfbedingungen 4.1 Allgemeine Bedingungen Die Testanlage muss die in Abschnitt 9 beschriebenen Testszenarien in geeigneter Art und Weise reproduzierbar darstellen können und die relevanten Messgrößen in der geforderten Genauigkeit aufnehmen. Die Anlage muss so errichtet sein, dass Objekte (Gebäude, Bäume etc.) das Testergebnis nicht beeinflussen. Alle zur Bewegung des Dummys notwendigen Teile der Testanlage (z.B. Dummyanschluss und Führungsstange, Laufkatze, usw.) sind so auszuführen, dass sie durch die Fahrzeugsensorik nicht als relevantes Objekt wahrgenommen werden und die Objekterkennung nicht beeinflussen. Alle Bauteile, die der Verdeckung der Anlage dienen, dürfen das Testergebnis nicht beeinflussen. Bei der Testdurchführung darf eine eventuelle Kollision mit dem Dummy das Fußgängerschutzsystem oder die Fahrzeugstruktur nicht beschädigen oder die Sensorik beeinträchtigen. Die Durchführung der Versuche erfolgt idealerweise zerstörungsfrei. Seite 10 Anhang A zeigt einen prinzipiell möglichen Aufbau einer Testanlage für präventive Fußgängerschutzsysteme. Andere Prüfkonzepte sind zulässig, sofern sie die in diesem Testverfahren beschriebenen Prüfbedingungen nicht verletzen. 4.2 Sichtverdeckung Für alle Testszenarien in Abschnitt 9, die eine Unfallsituation mit vorheriger Verdeckung eines Fußgängers nachbilden sollen, ist eine Sichtverdeckung zu installieren. Die Sichtverdeckung muss eine Breite von wOBST = 1,80 m aufweisen. Die Sichtverdeckung ist in y-Richtung so zu positionieren, dass der Dummy nicht vor Erreichen von PVIS_VEH erkennbar ist. Dieser Punkt ist szenarienabhängig. Zwischen Sichtverdeckung und Schwerpunkt des Dummy ist in x-Richtung ein Abstand von dPED_OBSTACLE_LONG = 0,30 m einzuhalten Die Verdeckung ist so zu gestalten, dass der verwendete Sensor des Fußgängerschutzsystems den Fußgänger hinter der Verdeckung nicht erkennen kann. 4.3 Bedingungen für die Fahrstrecke Die Breite der Fahrstrecke muss mindestens 3,5 m betragen und kann durch Begrenzungslinien begrenzt werden. Weitere Markierungen sind innerhalb dieses Korridors nicht zugelassen. Der Bodenbelag hat den Vorgaben der ISO 21994:2007 7.3 zu entsprechen. Ein anderer Bodenbelag kann verwendet werden sofern sichergestellt ist, dass dieser Belag den Anforderungen der ISO 21994:2007 7.3 entspricht. Der Fahrbahnbelag muss horizontal und eben sein. Die maximale Abweichung von der Normhöhe bereinigt um die Querneigung beträgt 10 mm. Die Fahrstrecke darf, mit Ausnahme von Dummy oder Anlagenecho, in seitlicher Ausdehnung von 6,75 m links und rechts der Solltrajektorie des Fahrzeugs keine Sensorziele enthalten. Selbiges gilt für einen Bereich von 20 m Ausdehnung in longitudinaler Richtung hinter PCOLL. Der Hintergrund der Testanlage (in Richtung der Solltrajektorie des Fahrzeuges) ist entweder natürlicher Art oder unifarben zu gestalten. Er darf nicht spiegeln und keine fußgängerähnlichen Silhouetten enthalten. Der Bodenbelag der Fahrstrecke darf keine reflektierenden Gewerke (z.B. Kanaldeckel, Windenkanäle) enthalten. Auch eventuell auf den Bodenbelag aufbauende Teile dürfen keine Radarreflexionen erzeugen. Seite 11 Optische Reflexionen durch z. B. Feuchtigkeit oder spiegelnde Oberflächen auf der Fahrbahn dürfen nicht auftreten, ebenso sind Spiegelungen von Scheinwerfern oder anderen Lichtquellen nicht zulässig. Der Zustand der Fahrstrecke muss während der gesamten Messreihe unverändert bleiben. 4.4 Umgebungsbedingungen Die Umgebungstemperatur darf nicht unter 5° C liegen. Weitere Umgebungsbedingungen sind in der ISO 21994:2007 7.4 spezifiziert. Die Fahrbahnoberfläche muss trocken sein. Es dürfen keine Einschränkungen der Sichtverhältnisse beispielsweise durch Nebel oder Smog vorliegen. Die horizontale Beleuchtungsstärke während der Tests bei Tageslicht darf den in der jeweiligen Testbeschreibung definierten Minimalwert auf der gesamten Fahrstrecke nicht unterschreiten und muss mit einer Toleranz von ± 20 % homogen sein. Die notwendige Beleuchtungsstärke darf entweder durch Tageslicht oder durch künstliche Beleuchtung erreicht werden. Direktes Gegenlicht sowie horizontal strahlende seitliche oder rückwärtige Lichtquellen, hervorgerufen durch tiefstehende Sonne oder künstliche Quellen sowie unnatürlicher Schattenwurf (z.B. durch Bebauung mit Ausnahme der Testanlage selbst) sind nicht zulässig. Künstliche Beleuchtung darf nicht pulsieren oder instabil sein (z.B. durch Neonröhren) und muss eine Farbtemperatur zwischen 4500 K und 7000 K aufweisen. Die horizontale Beleuchtungsstärke während der Tests bei Dunkelheit darf den in der jeweiligen Testbeschreibung definierten Maximalwert auf der gesamten Fahrstrecke nicht überschreiten und muss mit einer Toleranz von ± 20 % homogen sein. 5 Dummy The dummy must be able to represent the human attributes in relation to the sensors used in the vehicle. The required sensor-relevant dummy attributes for a system test are determined by the vehicle manufacturer and have to be implemented in the manner specified in this document. Non-relevant requirements do not have to be implemented with this sensor system for a test. The requirements relate, insofar not specified otherwise, to the dummy including a guiding rod. The pedestrian target has to be detectable by following automotive sensors technologies: RADAR, Video, Laser, PMD, IR-based system There are different pedestrian walking phases defined as shown in Picture 2: Seite 12 Picture 2: pedestrian walking phases The dummy shall represent the walking phase MSt. (The defined dummy stance is used also in the Euro NCAP test procedure for the testing of deployable bonnets. The leg position refers to SAE J2782 (Proposed Draft 2009-09): Performance Specifications for a Midsize Male Pedestrian Research Dummy) The posture of the dummy shall show an inclination of about 5° as shown in Picture 5. To fulfill the front view requirements the body of the dummy has to comply following dimensions: 1 2 3 • Shoulders should be 2-3 times the head width. • Waist should be 2-3 times the head width. 1 2 3 • Outseam of the legs is 4 times the head height. • Inseam of the legs is 3 times the head height. • Arm length should be 3 times the head height. 4 5 6 7 7,5 Picture 3 front view dimensions To fulfill the side view requirements the body of the dummy has to comply following dimensions: • Legs and arms must be spread apart as in a walking motion. The ratio of body height to head height shall be 7. The bar holding the dummy should be at least 30 cm above the dummy‘s head. Seite 13 The maximum distance between bottom edge of the dummy and road surface is 15 mm. There must not be any reflecting parts at the dummy. The color and texture must not blend in with the background. The dummy must be clothed with a long-sleeved t-shirt and trousers in different colors, preferably t-shirt in red and jeans in blue. Clothing has to be loosely fitted and not form any planar wrinkles. The contrast ratio of the grey pixel values of the clothing to the background must be at minimum 50 % in the given lighting. The IR reflectivity (around 850 nm wavelength) of the clothes must be within the following range: 40 % … 60 % At the selection of the clothes it has to be ensured, that the IR reflectivity measured with the 45° probe must not differ for more than 20% from the reflectivity measured with the 90° probe (see 7.6 Messung der IR Reflektivität). Skin surfaces have to have a non-reflective finish. The IR reflectivity (around 850 nm wavelength) of the visible skin surface parts has to be conform to original human skin (fair-skinned middle European) within the following range: 40 % … 60 % As an option the dummy can be equipped with a wig to represent the head hairs. The IR reflectivity (around 850 nm wavelength) of the wig has to be conform to original human hairs within the following range: 20 % (dark-haired) … 50 % (fair-haired) The radar reflectivity characteristics of the pedestrian dummy should be equivalent to a pedestrian of the same size. This should be proven accordingly to the manufactures definitions and within the specific radar frequency band of the test vehicle. Bei der Detektion eines Fußgängers durch einen Radarsensor nimmt die Rückstreufläche (engl. Radar Cross Section, RCS) mit geringer werdender Entfernung ab. Grund hierfür ist, dass der Fußgänger durch den geringen Öffnungswinkel des Radars in Elevation, irgendwann nicht mehr komplett "ausgeleuchtet" wird. Deshalb ist bei der Entwicklung des Fußgänger Dummies zu berücksichtigen, dass der RCS nicht nur statisch überprüft wird, sondern durch eine Beschreibung des RCS bei einer Zufahrt auf den Dummy. (siehe Beispiel des RCS Verlaufs bei 76GHz). Falls der Dummy an sich keinen ausreichenden RCS liefert und deswegen mit zusätzlichen Reflektoren ausgestattet werden muss, so sind diese Seite 14 gleichverteilt über den gesamten Körper anzubringen. Damit kann der Effekt der Abnahme des RCS bei geringerem Abstand durch nur noch teilweise Ausleuchtung erreicht werden. Genauere Definition muss für jedes Frequenzband einzeln erfolgen. Das folgende Bild ist ein Beispiel für 76GHz Picture 4: example RCS of pedestrian at 76GHz All visible parts of the dummy mounting and guidance system must be colored in grey or silver shades. In case of a uniform background the color shade of the background can be used. The body temperature of the dummy immediately prior to each test run must be 37° C +/1° C. The thermal emission must not exceed 10 W/m²K. Representation of human walking sequences conform to the Picture 2 above shall be arranged. The shape of the adult dummy has to comply in its contours with the 50 % RAMSIS Bodybuilder based on the RAMSIS version 3.8.30 to a permitted tolerance of ± 2 cm. The shape of the child dummy has to comply in its contours with the RAMSIS 6YO Bodybuilder based on the RAMSIS version 3.8.30 to a permitted tolerance of ± 2 cm. The body shape has to be implemented according to the CAD files enclosed in this document. The face is looking in the walking direction. The dummy has to be fixed in upright position. The most relevant dummy parameters are defined in the table below: Seite 15 Dummy Segment Adult Body height (inclusive shoes) H-Point height Heel to heel distance Step width Shoulder width Torso depth distance front hand – back side Torso angle Upper arm angle Child Body height (inclusive shoes) H-Point height Heel to heel distance Step width Shoulder width Torso depth distance front hand – back side Torso angle Upper arm angle Aspect longitudinal lateral longitudinal lateral longitudinal longitudinal non-impact side impact side longitudinal lateral longitudinal lateral longitudinal longitudinal non-impact side impact side Unit Tolerance Picture mm Proposal Position 1800 ± 20 Picture 7 mm mm mm mm mm mm mm 923 315 147 600 500 235 530 ± 20 ± 10 ± 10 ± 10 ± 10 ± 10 ± 10 Picture 7 Picture 5 Picture 7 Picture 6 Picture 8 deg deg 85 60 ±1 ±1 Picture 5 Picture 6 deg mm 110 1200 ±1 ± 20 Picture 5 Picture 11 mm mm mm mm mm mm mm 600 494 129 711 298 139 362 ± 20 ± 10 ± 10 ± 10 ± 10 ± 10 ± 10 Picture 11 Picture 9 Picture 11 Picture 10 Picture 12 deg deg 78 50 ±1 ±1 Picture 9 Picture 10 deg 112 ±1 Picture 9 Seite 16 500 mm 110° 1800 mm 60° 923 mm 85° 315 mm Picture 5:Adult left side view (impact side) 600 mm Picture 6: Adult right side view (non-impact side) 147 mm Picture 7: Adult front view Picture 8: Adult rear view 1154 mm 298 mm 50° 112° 607 mm 78° 494 mm Picture 9: Child left side view (impact side) 711 mm Picture 10: Child right side view (non-impact side) 129 mm Picture 11: Child front view Picture 12: Child rear view Seite 17 6 Fahrzeug 6.1 Allgemeine Hinweise zum Fahrzeug Die maximale Kilometerlaufleistung des Fahrzeugs zu Beginn der Einfahrprozedur darf 100 km nicht übersteigen, das Produktionsdatum darf zum Testzeitpunkt nicht mehr als 2 Monate zurück liegen. Das Fahrzeug ist äußerlich im gereinigten Zustand zu testen, d.h. die Sensoren müssen frei von Schmutz, sonstigen Ablagerungen oder ähnlichem sein. Die Funktionsfähigkeit der Sensorik muss sichergestellt sein. Ein Verbrennungsmotor muss vor jedem Test mindestens 300 s laufen. Wird das Testfahrzeug geschleppt, muss auch hierbei der Motor während des Testdurchgangs laufen. Alle elektrischen Komfortfunktionen sind auszuschalten. Die Verwendung des Scheibenwischers sowie der Wisch/Wasch-Funktion ist nicht zulässig. Das Fahrzeug ist nur im beschlagfreien Zustand (keine Kondenswasserbildung etc.) zu testen. Die zulässige Beladung des Fahrzeugs entspricht ISO 21994:2007. Zusätzliche Sicherheitseinrichtungen (z.B. Rammschutz, Scheibenschutz etc.) dürfen die Funktion der Sensoren nicht beinträchtigen. Bei Tests bei Tageslicht ist das Abblendlicht und das Fernlicht des Fahrzeugs auszuschalten. Tagfahrleuchten brauchen nicht deaktiviert zu werden. 6.2 Reifen Das Fahrzeug wird mit den Sommerreifen getestet, die der Hersteller des Fahrzeuges als Serienausstattung zum Zeitpunkt der Produktion des Fahrzeugs verbaut hat. Es sind fabrikneue Reifen zu verwenden, diese sind gemäß ISO 21994:2007 7.5.2. vorzukonditionieren. 6.3 Bremsen Die Bremsen sind nach ISO 21994:2007 einzufahren. Die maximale Standzeit bis zur Testdurchführung nach der Einfahrprozedur beträgt 36 h. Seite 18 6.4 Gangwahl Wird der eigene Antrieb bei der Durchführung der einzelnen Tests genutzt, ist der Gang so zu wählen, dass die Anfangsgeschwindigkeit vVEH_VIS mit einer Motordrehzahl zwischen >= 1500 1/min und <= 2500 1/min erreicht wird. Bei Fahrzeugen mit Automatikgetriebe ist die Getriebestufe D im Standardfahrprogramm einzustellen. 7 Messtechnik 7.1 Allgemeine Hinweise zur Messtechnik Die Messtechnik ist fahrzeugunabhängig mit Energie zu versorgen. Alle geforderten Werte sind in der notwendigen Genauigkeit zu messen und zu dokumentieren. 7.2 Einsatz eines Bremsroboters Bei der Überprüfung von Systemen, die eine Kollisionswarnung beinhalten, ist zur Simulation der Fahrerreaktion auf eine Warnung bei einem Teil der Prüfungen (vgl. Kapitel 9.x) ein automatisierter Bremsroboter einzusetzen. Im Anhang E ist beispielhaft die Umsetzung eines Bremsroboters dargestellt. Die Systemantwort eines warnenden Systems muss über eine geeignete Messtechnik (z.B. Kamera oder Mikrophon) ausgewertet werden. Die Systemlatenz der Messtechnik muss beziffert werden und bei Werten größer als 10 ms von der Fahrerverzögerung TFahrer_Verzögerung abgezogen werden. Die am Bremsroboter einzustellende Fahrerverzögerung beträgt 1000 ms abzüglich des Anteils der oben genannten Latenzzeit der 10 ms überschreitet (siehe Anhang D). Der Bremsroboter ist so einzustellen, dass die Betätigungsgeschwindigkeit und Betätigungskraft einem durchschnittlichen Fahrer entsprechen (siehe Anhang F). Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass der Bremsrobotor im weiteren Verlauf der Abbremsung ein dem Fahrer vergleichbares Bremsverhalten zeigt. Das Verhalten des Bremsroboters darf nicht dazu führen, dass eine durch den Bremsassistent unterstützte Bremsung wieder abgebrochen wird. Dieses ist in Vorversuchen zu überprüfen. Im Weiteren sind hier Anforderungen aus der AG3 der vFSS zu berücksichtigen. Seite 19 7.3 Geschwindigkeits- und Wegmessung Während des Tests durchfährt das Fahrzeug die darzustellende Situation und soll so aufgrund der Systemreaktion die Geschwindigkeit reduzieren. Wird das Fahrzeug durch einen externen Antrieb angetrieben, ist sicherzustellen, dass das Fahrzeug nach Erreichen des Punktes PVIS_VEH seine Geschwindigkeit eigenständig abbauen kann. Der GeschwindigkeitsGesch abbau bis zum Erreichen von PCOLL oder bis zum Stillstand vor PCOLL ist die relevante zu messende Größe. Für die Bewertung des Systemverhaltens und zur Dokumentation des ordnungsgemäßen Testablaufs müssen die Geschwindigkeit und die Position des Fahrzeugs Fahr sowie des Fußgängerdummys kontinuierlich in geeigneter Weise über der Zeit aufgenommen werden. Beim Erreichen des Kollisionspunktes (PCOLL) mit der Mitte der Fahrzeugfront (PVEH vgl. Picture 13) ist die Geschwindigkeit aufzuzeichnen. Bei Stillstand des Fahrzeugs vor dem Kollisionspunkt ist die Geschwindigkeit mit 0 anzusetzen. anzusetzen Die gesamte Messung ist mit einer Abtastrate von mindestens 100Hz durchzuführen. Die Geschwindigkeit ist mit einer Genauigkeit von 0,1 m/s zu ermitteln. Die Messung erfolgt fahrzeugunabhängig. Es muss sichergestellt sein, dass bei kollisionsfreier Messung der der messbare Geschwindigkeitsabbau bis zum Erreichen des potentiellen Kollisionspunktes PCOLL nicht beeinflusst wird. Picture 13:: Position of measuring point PVEH for vVEH_COLL 7.4 Ermittlung maximale imale Verzögerung Für die finale Bewertung der Funktion kann es erforderlich sein, die maximal max mögliche Verzögerung des Fahrzeugs und die Schwellzeit der automatischen Bremse zu ermitteln. Die Messfahrten zur Ermittlung des maximal möglichen Verzögerungswertes sind entweder im Anschluss an die Messreihe zu legen legen oder mit einem separaten Satz Reifen durchzudurchzu führen. Die Reifen müssen für beide Messungen identisch sein und einer identischen Einfahrprozedur nach ISO 21994:2007 7.5.2. unterzogen werden. Seite 20 Wenn aus den durchgeführten Messfahrten für die Performance-Tests die Verzögerungswerte nicht ermittelbar sind, so können zur Ermittlung dieser Werte Auslösetests auf einem stehenden FG-Dummy mit vVEH_TEST = 40 km/h durchgeführt werden. 7.5 Messung der Beleuchtungsstärke Für den Nachweis der Beleuchtungsstärke wird die horizontale und vertikale Beleuchtungsstärke Eh und Ev gemessen. Die horizontale Beleuchtungsstärke Eh ist entlang der Teststrecke am Beginn und in der Mitte sowie am Kollisionspunkt PCOLL zu messen und zu protokollieren. Die Messung der Beleuchtungsstärke erfolgt 0,85 m über der Fahrbahnoberfläche. Sollte der Bereich durch Schattenwurf der Messanlage abgedunkelt sein, darf der Messpunkt innerhalb eines Radius von 0,3 m um den Kollisionspunkt PCOLL frei gewählt werden. Die Ergebnisse der Messungen bei nach oben zeigendem Sensor (Eh) dürfen an den 3 Messpunkten max. 20 % Abweichung voneinander aufweisen. Es sind jeweils drei Messungen durchzuführen und zu protokollieren. Die vertikale Beleuchtungsstärke Ev ist am Kollisionspunkt in Fahrtrichtung und entgegen der Fahrtrichtung zu messen. Es sind jeweils drei Messungen durchzuführen und zu protokollieren. Light sensor 0.85 m Direction of movement Ev1 Eh1 Ev2 Eh2 Eh3 Road surface ½ dCOLL_LONG Collision point PCOLL dCOLL_LONG Starting point PVIS_VEH Picture 14: Illuminance measuring points Seite 21 7.6 Messung der IR Reflektivität Die Messung der IR-Reflektivität muss mit einem Messgerät gemäß nachfolgender Spezifikation durchgeführt werden. IR Reflektivitäsmessgerät: Spektrometer für Wellenlängenbereich 800 nm – 900 nm Beispielhaft kann folgendes Gerät eingesetzt werden: Jaz – mobiles Miniaturspektrometer von Fa. Ocean Optics, Wellenlängenbereich 350 – 1000 nm, in Verbindung mit Reflexionssonde QR600-7-VIS125BX Picture 15: Jaz Spectrometer Kalibrierung: Vor Beginn der Messung muss das Gerät mit einem Reflexionsstandard, Material Spectralon, Reflexionsgrad 99 % kalibriert werden. Eine Verifikation der Kalibrierung muss mittels Reflexionsstandards mit Reflexionsgrad 50 %, 20 % nachgewiesen werden. Beispiel für Reflexionsstandards: Labsphere Reflexionsstandards SRS-99-020, SRS-50-020, SRS20-020, … 99% 75% 50% 20% Picture 16: Reflexion Standards Seite 22 Messaufbau: Die Messung am Messobjekt muss mit einem speziellen Messaufsatz gemäß folgender Abbildung erfolgen, der einen definierten Abstand zwischen Messsonde und Messobjekt sicherstellt. Picture 17: Measurement Probe 90°, Measurement Probe 45° Kompletter Messaufbau mit Jaz-Spektrometer, Reflexionssonde, 90 °-Messaufsatz und Reflexionsstandards: Picture 18: Complete Measurement Setup Die Messung ist an 3 unterschiedlichen Stellen am Messobjekt durchzuführen und zu protokollieren. Der resultierende IR Reflektivitätswert entspricht dem Mittelwert der 3 Reflektivitätsmessungen. 8 Prüfverfahren 8.1 Allgemeines Es ist für alle im Abschnitt 9 beschriebenen Testszenarien jeweils eine Messreihe mit 10 gültig durchgeführten Messungen aufzunehmen. Unmittelbar vor Erreichen von PVIS_VEH muss sich das Fahrzeug für einen Zeitraum von mindestens 1,5 s konstant mit der für das jeweilige Testszenario relevanten Sollgeschwindigkeit bewegen. Seite 23 Ab Erreichen von PVIS_VEH darf die laterale Abweichung der Fahrzeuglängsachse von der Solltrajektorie einen maximalen Abstand delta_y_max = 0,10 m nicht überschreiten. Die Bewegung des Dummys muss nach Erreichen des Punktes PVIS_PED mit der für das jeweilige Testszenario relevanten Sollgeschwindigkeit konstant erfolgen. Zu Beginn der Bewegung muss sich der Dummy vollständig hinter der Sichtverdeckung befinden. Die Beschleunigungsphase des Dummys muss vor Erreichen von PVIS_PED abgeschlossen sein. Nach Erreichen von PCOLL muss der Dummy weiterhin mit konstanter Geschwindigkeit bewegt werden, bis er den Fahrschlauch des Fahrzeugs vollständig durchlaufen hat. Danach darf der Dummy beliebig bis zum Stillstand verzögert werden. Wird kein crashbarer Dummy verwendet, so muss der Dummy bis 100 ms vor der Kollision unverändert bewegt werden. Danach darf der Dummy beliebig aus dem Crashbereich herausgenommen werden. 8.2 Durchführung der Prüfung und Dokumentation der Ergebnisse Unmittelbar vor jeder Messung sind die Bremsen durch dreimaliges Abbremsen von 16,6 m/s bis zum Stillstand des Fahrzeugs mit einer Verzögerung von 2 m/s2 ± 0,5 m/s2 vorzukonditionieren. An der Startposition des Fahrzeugs ist die Bremse einmalig bis zum Anschlagbegrenzer durchzudrücken. Die jeweilige Geschwindigkeit des Fahrzeuges ist an den Punkten PVIS-_VEH und PCOLL aufzuzeichnen und als vVEH_VIS bzw. vVEH_COLL zu dokumentieren. Die Differenz der beiden gemessenen Geschwindigkeiten ist als Testergebnis VVEH-DELTA zu berechnen und zu dokumentieren: vVEH_DELTA = vVEH_VIS - vVEH_COLL Seite 24 9 Beschreibung der Testszenarien Im Anhang B ist die Herleitung der Testszenarien detailliert beschrieben. Die angegebenen Wege sind aus den relevanten Kollisionsszenarien errechnet worden. Da die Funktion fahrzeugsymmetrisch ausgelegt sein soll und sowohl in Ländern mit Rechtswie auch Linksverkehr verwendet wird, kann der Dummy in allen Testszenarien die Fahrbahn von rechts nach links so wie auch von links nach rechts überqueren. Die Sichtverdeckung repräsentiert die aus der Unfallforschung abgeleitete Erkenntnis, dass Fußgänger auch hinter Sichtverdeckung z.B. parkendes Fahrzeug hervortreten können. In dem Testverfahren werden sowohl verdeckt als auch unverdeckte Szenarien mit Hilfe einer Sichtverdeckung abgebildet. Diese Sichtverdeckung hat den Zweck einen klar definierten Zeitpunkt der Sichtbarkeit vorzugeben. Mit dieser Methode wird der worst case Fall dargestellt. 9.1 Spezifikation Testszenario TS1 (verdeckt, rennendes Kind) Parameter dCOLL_LONG dCOLL_LAT vVEH_TEST vPED Dummygröße/typ Eh Environment_Min Wert 14,5 3,6 11,1 [40,0] 2,8 [10,0] 1146 5000 Einheit m m m/s [km/h] m/s [km/h] mm lx Beschreibung Longitudinaler Abstand zwischen PVIS_VEH und PCOLL Lateraler Abstand zwischen PVIS_PED und PCOLL Sollgeschwindigkeit des Fahrzeugs bis zum Punkt PVIS_VEH Sollgeschwindigkeit des Dummy ab dem Punkt PVIS_PED Kontur wie RAMSIS 6YO minimale horizontale Beleuchtungsstärke während des Tests 9.2 Spezifikation Testszenario TS2 (verdeckt, gehender Erwachsener) Parameter dCOLL_LONG dCOLL_LAT vVEH_TEST vPED Dummygröße/typ Eh Environment_Min Wert 14,5 1,8 11,1 [40,0] 1,4 [5,0] 1800 5000 Einheit m m m/s [km/h] m/s [km/h] mm lx Beschreibung Longitudinaler Abstand zwischen PVIS_VEH und PCOLL Lateraler Abstand zwischen PVIS_PED und PCOLL Sollgeschwindigkeit des Fahrzeugs bis zum Punkt PVIS_VEH Sollgeschwindigkeit des Dummy ab dem Punkt PVIS_PED Kontur wie RAMSIS 50 % minimal horizontale Beleuchtungsstärke während des Tests Seite 25 9.3 Spezifikation Testszenario TS3 (unverdeckt, rennendes Kind) Parameter dCOLL_LONG dCOLL_LAT vVEH_TEST vPED Dummygröße/typ Eh Environment_Min Wert 30 7,6 11,1 [40,0] 2,8 [10,0] 1146 5000 Einheit m m m/s [km/h] m/s [km/h] mm lx Beschreibung Longitudinaler Abstand zwischen PVIS_VEH und PCOLL Lateraler Abstand zwischen PVIS_PED und PCOLL Sollgeschwindigkeit des Fahrzeugs bis zum Punkt PVIS_VEH Sollgeschwindigkeit des Dummy ab dem Punkt PVIS_PED Kontur wie RAMSIS 6YO minimal horizontale Beleuchtungsstärke während des Tests 9.4 Spezifikation Testszenario TS4 (unverdeckt, gehender Erwachsener) Parameter dCOLL_LONG dCOLL_LAT Eh Environment_Min vVEH_TEST vPED Dummygröße/typ Eh Environment_Min Wert 30 3,8 5000 11,1 [40,0] 1,4 [5,0] 1800 5000 Einheit m m lx m/s [km/h] m/s [km/h] mm lx Beschreibung Longitudinaler Abstand zwischen PVIS_VEH und PCOLL Lateraler Abstand zwischen PVIS_PED und PCOLL minimal horizontale Beleuchtungsstärke während des Tests Sollgeschwindigkeit des Fahrzeugs bis zum Punkt PVIS_VEH Sollgeschwindigkeit des Dummy ab dem Punkt PVIS_PED Kontur wie RAMSIS 50 % minimal horizontale Beleuchtungsstärke während des Tests Seite 26 10 Auswertung der gemessenen Größen und Bewertung der Ergebnisse Als Ergebnis aus den in Abschnitt 8 beschriebenen Messreihen stehen für die Testszenarien I bis IV Messergebnisse aus jeweils 10 gültig durchgeführten Versuchen zur Verfügung. Die Ergebnisse vVEH_COLL[NMESSUNG]aus den Messreihen I bis IV werden einem Bewertungsverfahren zugeführt. Seite 27 11 Literatur [YAM04] Yamada, N.Radar cross section for pedestrian in 76 GHz band Research report, R & D review of CRDL, Vol. 39, No. 4 [KIY04] Kiyosumi, K. Pedestrian detection using millimeter wave radar and stereo vision [ZOM87] Zomotor, A.: Fahrwerktechnik: Fahrverhalten, Vogel Buchverlag Würzburg, 1987 [GEL10] 2010, C. Gelau: ASSESS Work Package 3: Human Action Close to Accident situation [BMO07] 2007, Burg/Moser: „Handbuch der Verkehrsunfallrekonstruktion“, ATZ Verlag [HONxx] 20xx, Honda: EVITA [BUR82] 1982, Burckhardt: Verkehrsrechtsprechung (20. Deutscher Verkehrsgerichtstag 1982) Seite 28 hDUMMY dDISTANCE_DUMMY_GROUND dGUIDING_ROD hCRAB hFRAME_HEIGHT hGUIDING_ROD Anhang A General setup of test system with a hanging guided pedestrian dummy Picture 19: General setup of a test system with a hanging guided dummy hVERTICAL_CLEARANCE System Covering Picture 20: Covering of the guiding installation for hanging guided dummy Seite 29 Die Picture 19 und Picture 20 zeigen einen prinzipiell möglichen Aufbau einer Testanlage für präventive Fußgängerschutzsysteme. Andere Prüfkonzepte sind zulässig, sofern sie die in diesem Dokument beschriebenen Prüfbedingungen nicht verletzen. Seite 30 Anhang B Herleitung der Testszenarien See description of workgroup 1 containing the derivation of the test scenarios based on the accident curves: <reference to WG1 document> Seite 31 Anhang C Nachweis der Systemwirksamkeit außerhalb des Testraums See addendum to this document with description of entrance tests: VER_X_03_20110919_vFSS_Addendum_Entrancetests - draft.docx Seite 32 Anhang D Herleitung der Fahrerverzögerung Die Wirksamkeit warnender Systeme beruht grundsätzlich auf der Reaktion des Fahrers auf die Warnung durch das vorausschauende Schutzsystem. Gleichzeitig kann das Fahrzeug auf die Fahrerreaktion vorbereitet werden. Bei der Bewertung der Systeme muss die Unterstützung des Fahrers durch das System Bestandteil der Systembewertung sein. Daher darf bei der Betrachtung der Fahrerreaktion nur die Zeit betrachtet werden, die ein Fahrer benötigt, um die Bremsung einzuleiten. Nachfolgend wird die Verhaltensweise eines Fahrzeugführers während einer Notbremssituation, wie sie bei einem Fußgängerunfall im Bereich der teilautonomen Bremsauslösung gegeben ist, beschrieben. Alle nachfolgenden Argumente beruhen auf der Literatur [ZOM87], [GEL10], [BMO07]. Bei der Detektion eines Fußgängers wird der Fahrer akustisch gewarnt. Der daraufhin ablaufende Prozess lässt sich nach dem Wirkungskreis „O.O.D.A.-Loop“ beschreiben: O: Observe (Beobachten) O: Orient (Einordnen) D: Decide (Entscheiden) A: Act (Agieren/Handeln) Die Phasen der Beobachtungs- und Handlungszeit lassen sich zur Reflexzeit und die Phasen der Einordnungs- und Entscheidungszeit zur Diskriminierungszeit zusammenfassen. Reflexzeit Beobachtungszeit Handlungszeit Diskriminierungszeit Einordnungszeit Entscheidungszeit Nachdem der Fahrer die Warnung erhalten hat, beginnt die Reflexphase, welche insgesamt eine Zeit von 500 ms in Anspruch nimmt, wobei 200 ms zur Beobachtung und 300 ms zur Handlung benötigt werden. Die Beobachtungsphase benötigt nach Literaturangaben nur 200 ms, da aufgrund der akustischen Warnung für den Fahrer erkennbar ist, dass es sich um eine Gefahrensituation handelt. Unter Handlung versteht man das darauffolgende reflexionsartige Umsetzen des Fußes vom Fahrpedal zum Bremspedal. Mehrere unabhängige Stellen haben diese Zeit unter realen Bedingungen bestimmt und jeweils mit 300 ms angegeben. Die resultierende Reflexzeit unterscheidet sich bei verschieden guten Fahrern nur minimal (< 10 ms), sodass diese Unterschiede vernachlässigt werden können. Seite 33 Nach dem „Handbuch der Verkehrsunfallrekonstruktion“ [Burg/Moser, ATZ-Verlag 2007] werden die folgenden Zeiten zu Grunde gelegt: Reaktionszeiten: Grundzeit: Umsetzzeit: Ansprechzeit: 0,45s (98%: 0,58s) 0,19s (98%: 0,21s) 0,05s (98%: 0,06s) Summe: 0,69s (98%: 0,85s) Diese Zeiten zeigen, dass eine Reaktionszeit von unter einer Sekunde bei geeigneter Warnung realistisch ist. Im Folgenden soll daher zunächst von einer Reaktionszeit von 1000 ms bis zur Betätigung der Bremse ausgegangen werden. Wichtig ist dabei, dass die Warnung vom Fahrer eindeutig als solche zu erkennen ist. Bei einer kombinierten Warnung aus gleichzeitigen optischen und akustischen Signalen ist von einer erkennbaren Warnung auszugehen. Die am Bremsroboter einzustellende Verzögerung von 1000 ms gilt daher für eine kombinierte Warnung aus gleichzeitigen optischen und akustischen Hinweisen. Die Reaktionszeiten für alternative Warnkonzepte sind durch geeignete Studien zu belegen. Zeigen diese Studien, dass sowohl bei optisch/akustischer Warnung als auch bei alternativen Warnkonzepten die Reaktionszeiten kürzer sind, so sind diese verkürzten Reaktionszeiten anzunehmen. Anhang E Beispielhafte Umsetzung eines Bremsroboters Picture 21: Brake robot mounted in vehicle Seite 34 Anhang F Herleitung Bremsroboter Betätigungsgeschwindigkeit und Betätigungskraft Aufgrund der gegebenen Gefahrensituation ist davon auszugehen, dass ein durchschnittlich begabter Fahrer das Bremspedal so betätigt, dass er den Bremsassistenten auslöst. Diese Reaktion muss mit einem Bremsroboter ebenfalls erreicht werden. Weiterhin ist der Bremsroboter so zu steuern, dass ein einmal mit Hilfe des Bremsassistenten ausgelöste Verzögerung auch aufrecht erhalten bleibt. Keinesfalls darf das Verhalten des Bremsroboters dazu führen, dass die durch den Bremsassistenten aufgebaute zusätzliche Verzögerung aufgrund des Verhaltens des Bremsroboters wieder zurück genommen wird. Gegebenenfalls ist aus Probandentests zu ermitteln, mit welcher Kraft und Geschwindigkeit in einer Notsituation von Fahrern das Bremspedal betätigt wird. Weitere Anmerkungen? Verweis auf AG3! Seite 35