University of Reading, 2013-14

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University of Reading, 2013-14
Erfahrungsbericht
Name: T a n j a B o h n e n s c h u h
Austauschjahr: WS 2013/14
Gastuniversität: University of Reading
Stadt: Reading
Land: England
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Auch wenn man noch nie von Reading gehört hat (wie zum Beispiel ich), ist ein Auslandssemester dort auf jeden Fall empfehlenswert. Die Leute an der Uni waren zum Beispiel alle
super hilfsbereit und freundlich, so dass ich mich immer willkommen gefühlt und deswegen
auch schnell eingelebt habe.
Ankunft
Um nach Reading zu gelangen fliegt man am besten von München oder Stuttgart nach London Heathrow. Dort angekommen, kann man direkt einen Bus nach Reading nehmen und
wenn man eine Railcard hat (z.B. die Railcard Young Persons – sehr empfehlenswert, da
man 1/3 des Ticketpreises bei allen Zugfahrten spart) kostet die dreiviertelstündige Fahrt
zehn Pfund. Zudem fährt der Bus auch alle 20-30 min, so dass man sehr schnell in Reading
ankommt.
Unterbringung
Ich persönlich hatte das Glück in Trinity Hall unterzukommen, von der ich von einigen Vorgänger-Berichten erfahren hatte. Ende Juli 2014 wird dieses Wohnheim, das von der United
Reformed Church betrieben wird, aber geschlossen. Ob es wiedereröffnet wird, weiß ich
leider nicht. Deswegen nur ein paar kurze Infos zu meiner Unterkunft. Das Wohnheim war
perfekt gelegen, denn in 10 min war man in der Stadt und in 25 min (zu Fuß) an der Uni. Auf
jedem Stockwerk teilen sich 6-7 Leute das Bad und die Küche und da die meisten Studenten
hier Doktoranden sind, ist es nachts – vom Straßenlärm mal abgesehen – ruhig (im Gegensatz zu so manchen Wohnheimen direkt am Campus …) Außerdem sind die Zimmer für englische Verhältnisse wirklich sehr günstig. Für ein Zimmer in einem Campus-Wohnheim hätte
ich für ungefähr den gleichen Standard 100-180 Pfund mehr zahlen müssen. Insgesamt ist
zu sagen, dass englische Wohnstandards etwas unter den deutschen liegen und man sich
darauf einstellen sollte.
Uni-Kurse
Als Erasmusstudent kann man pro Trimester nur 20 ECTS-Punkte belegen, was bei Literaturkursen mit jeweils 10 Punkten gerade mal zwei Vorlesungen im Semester sind. Man kann
jedoch einige Kurse besuchen, ohne dafür Punkte zu bekommen. Diese erscheinen dann
also nicht im Learning Agreement. Viele Vorlesungen in Reading dauern auch nur 50 min
und 10 min sind dafür einkalkuliert, dass Studenten (und Dozenten) zu ihrem nächsten Kurs
gehen können. Da der Campus aber sehr weitläufig ist, sind diese 10 min manchmal etwas
knapp. Während des Trimesters muss man in den meisten Kursen auch 1-2 assignments
abgeben, die dann zusammen mit der Klausur im Sommer-Trimester (Ende April bis Anfang
Juli) die Note ergeben. Bei manchen Kursen sind jedoch nur Essays zu schreiben und es
gibt gar keine Klausur. Das Studienjahr ist in England in Trimester aufgeteilt, die jeweils 10
Wochen dauern. Im Sommer-Trimester gibt es aber kaum Kurse, da im Sommer die ganzen
Klausuren des Herbst- und Frühjahr-Trimesters geschrieben werden. Bleibt man als Erasmus-Student nur ein oder zwei Trimester, so muss man statt der Klausur entweder einen
zusätzlichen Aufsatz schreiben oder man bekommt einen persönlichen Klausurtermin.
Insgesamt habe ich in meinen zwei Trimestern folgende Module (ich studiere Englisch und
Mathematik auf Gymnasiallehramt) belegt: Renaissance Drama, Modernism in British Poetry
and Fiction, Grammar and Lexis (ohne Punkte), Language and Gender, Introduction to Modern Language Teaching (ohne Punkte), Probability and Distributions und Forensic Statistics. Die Literaturkurse sind so aufgebaut, dass es zwei Veranstaltungen in der Woche gibt:
eine 50-minütige Vorlesung und ein 50-minütiges Seminar, in dem man das zu lesende Werk
näher bespricht. Insgesamt muss man jede Woche ein neues Werk bzw. mehrere Gedichte
eines Autors lesen, die dann im Kurs besprochen werden. Der Lese-Aufwand ist also nicht
zu unterschätzen. Die meisten Studenten schaffen aber ihr Lesepensum nicht und in den
Seminaren kann man sich oft auch so irgendwie durchmogeln. Den Kurs Renaissance Drama fand ich sehr gut und kann ihn weiterempfehlen, aber das Modernism-Modul war nicht so
mein Fall, weil ich zum einen die Dozenten nicht so gut fand und zum anderen die Werke,
die wir zu lesen hatten. Meine beiden sprachwissenschaftlichen Kurse jedoch, waren beide
hervorragend. Grammar and Lexis entspricht etwa einem Syntax-Kurs an der Uni, ist also
auch staatsexamensrelevanter Stoff und Language and Gender war ein sehr abwechslungsreicher Kurs, in dem man sich die Zusammenhänge zwischen Sprache und Gender-Identität
ansieht. So wurde zum Beispiel auch der Film Shrek analysiert, inwiefern hier GeschlechterStereotype bestätigt oder in Frage gestellt werden. Meine beiden Mathematik-Kurse waren
sehr einfach und entsprachen vom Niveau her einem Mathe-LK, da man wirklich nur rechnen
und nie etwas beweisen musste. Außerdem entsprechen die Tutorien in Mathe dort eher
dem offenen Matheraum an der Uni Augsburg. Die Lösungen der Blätter werden also nicht
besprochen, sondern nur hochgeladen. Im Modul Introduction to Modern Language Teaching
werden im Herbst-Trimester (Anfang Oktober bis Mitte Dezember) ein paar grundlegende
Theorien und Inhalte des Fremdsprachenunterrichts dargestellt und im Frühjahrs-Semester
(Mitte Januar bis Ende März) bietet man dann in Zweier-Teams zusätzliche Unterrichtsstunden in der eigenen Muttersprache an. Man unterrichtet also englische Studenten, die entweder Deutsch lernen (also so etwas wie einen Sprachenzentrums-Kurs belegen) oder Deutsch
studieren. Das Niveau ist jedoch niedriger als man es – insbesondere von DeutschStudenten – erwarten würde und man muss den Unterricht entsprechend anpassen. Da dieser Zusatzunterricht freiwillig ist, wird er leider auch nicht von vielen Studenten wahrgenommen, was sehr schade ist. Zur Anrechnung meiner Kurse kann ich noch nicht viel sagen, da
ich meine Noten noch nicht bekommen habe. Aber generell ist es schwer, sich die EnglischKurse als Hauptseminar anrechnen zu lassen, da man in Reading eben pro Kurs zwei Aufsätze mit je 2000-2500 Wörtern (ca. 5 Seiten) schreiben muss, aber in Augsburg für ein
Hauptseminar ein Aufsatz mit mindestens 15 Seiten gefordert ist. Eine weitere gute Möglichkeit ein bisschen zu unterrichten und sich zu engagieren, ist als student volunteer einmal in
der Woche an einer englischen Schule im Fremdsprachenunterricht auszuhelfen. Wegen des
Introduction to Language Teaching Kurses habe ich zwar daran nicht teilgenommen, aber
Kommilitonen haben mir von ihren positiven Erfahrungen damit berichtet.
Leben in Reading und Lebenshaltungskosten
Das Leben in Reading ist generell teurer als in Augsburg. Angefangen von den Kosten für
Miete bis hin zu Lebensmitteln. Auch die Mensa an der Universität ist nicht mit der in Augsburg zu vergleichen, was zum einen die Auswahl, zum anderen aber auch die Preise angeht.
Wenn ich mich recht erinnere, zahlt man mindestens 3,50 Pfund für ein Hauptgericht. Der
Supermarkt auf dem Campus ist – da er viele Fairtrade-Produkte anbietet – relativ teuer.
Günstigere Alternativen sind ASDA oder Morrisons. Aber auch Aldi (direkt hinter dem Bahn-
hof) und Lidl sind nicht so teuer und bieten teilweise auch deutsche Produkte (zum Beispiel
Salami, Schinken, Frankfurter Würstchen etc.) an.
Soziale Kontakte
Wenn man viele neue Leute – und vor allem auch Briten und nicht nur andere ErasmusStudenten - kennenlernen möchte, sollte man auf jeden Fall mal im Small World Cafe vorbeischauen. Jeden Freitagabend von sieben bis neun Uhr treffen sich Studenten und andere
Leute, die sich der Universität in irgendeiner Weise zugehörig fühlen. Neben kostenlosen
Keksen, Kuchen, Tee und Gebäck, bekommt man somit die Möglichkeit sich in einer entspannten Atmosphäre zu unterhalten oder auch mal ein Spiel zu spielen (einige Spiele wie
Jenga oder 4 gewinnt stehen auf den Tischen bereit). Zudem steht jeder Abend unter einem
bestimmten Thema, z.B. Music Night, Kazhakstan Night, Pancake Night, Christmas Traditions, Curry Night oder German Evening. Dementsprechend wird dann auch der Abend gestaltet, sodass stets für Unterhaltung gesorgt ist. Des Weiteren kann man auch verschiedenen Societies beitreten. Das sind einfach verschiedene Clubs, deren Mitglieder eine gemeinsame Leidenschaft oder ein gemeinsames Hobby haben. So gibt es beispielsweise die
Erasmus Society, die French Society, die Baking Society oder die Mountaineering Society.
Das es über hundert Societies gibt, dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Man sollte
jedoch aufpassen bei der Society Fair – auf der die Clubs ihre Society bewerben – nicht zu
schnell sich für zu viele Societies anzumelden, da in den meisten Clubs eine Mitgliedschaft
auch etwas Geld kostet. Auch in den Uni-Kursen selbst kann man sehr gut mit anderen Studenten ins Gespräch kommen und die Briten, die ich kennengelernt habe, waren immer sehr
interessiert zu hören, wie das Leben in Deutschland so ist.
Stadt, Umgebung, Freizeitmöglichkeiten
Die Stadt im Süden Englands ist ein perfekter Ausgangspunkt um viele weitere Städte (wie
Bath, Bristol oder Brighton) und Sehenswürdigkeiten (wie Stonehenge) zu erkunden. Wenn
man viel herumreisen möchte, sollte man sich auf jeden Fall eine Young Persons Railcard
zulegen. Mit dieser Karte, die ungefähr 28 Pfund kostet, spart man ein Jahr lang 1/3 des Ticketpreises bei allen Zugfahrten. Fährt man also nur viermal nach London (was nur eine halbe Stunde dauert und gar nicht so teuer ist), hat man den Preis für die Railcard wieder drin.
Wenn man sich ein Musical ansehen möchte, so ist es empfehlenswert, sich sein Ticket am
Leicester Square zu kaufen. Teilweise kann man Tickets ab 18 Pfund kriegen. Man kann
sich also in der Früh sein Ticket kaufen, dann durch London schlendern oder ein Museum
besichtigen und abends dann ins Musical gehen. Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Readings sind unter anderem auch Oxford, die Zwillingsstädte Windsor und Eton,
Southampton, Bournemouth, Winchester und Cambridge. Die Erasmus Society und auch
das Small World Cafe bieten ebenfalls günstige Trips an, teilweise auch Trips über das Wochenende in weiter entfernte Städte wie Edinburgh. Wenn man die Gelegenheit hat, würde
ich auch empfehlen ein bisschen in Schottland herumzureisen. Die Landschaft ist einfach
wunderschön und wer weiß, mit etwas Glück sieht man ja vielleicht Nessie ;)