PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
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PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
DAS RECHT TIERSCHUTZMAGAZIN VOM Juli 2012 DER TIERE BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E .V. AGGRESSION BEI TIERHEIMHUNDEN SCHULUNG VON DOGWORLD-STIFTUNG STADTTAUBEN IN BERLIN REPRODUKTIONSKONTROLLE DURCH TAUBENSCHLÄGE HAPPY END FÜR UNSERE NOTFÄLLE K EINE EINE E RFOLGSBILANZ RFOLGSBILANZ: 10 Jahre Tierschutz im Grundgesetz GLÜCKLICH IM NEUEN ZUHAUSE INHALT 4 AKTUELL 8 TITEL Dogworld-Stiftung: Schulung zum Aggressionsverhalten bei Tierheimhunden Keine positive Bilanz 10 Jahre Tierschutz im Grundgesetz 12 TAUBENSCHLÄGE Folgen weitere Berliner Bezirke dem Erfolgsmodell? 16 TIERHALTUNG IN DER MIETWOHNUNG Anwaltskanzlei Neunzig zur aktuellen Rechtsprechung 18 EUROPÄISCHER GERICHTSHOF stärkt Rechte von Jagdgegnern 4 Schulung im TH Arche Noah Aggressives Verhalten bei Hunden erkennen 20 SO HELFEN SIE Dr. Marx und sein Tierschutzengagement 22 HAPPY END FÜR ALTEN Malon in neuem Zuhause HUND 20 24 AKTUELLES URTEIL BESTÄTIGT Auslandstierschutz ist kein Tierhandel! 26 RUMÄNIEN So helfen Sie Was die Dr. Marx-Stiftung für Tiere leistet Mit dem Rücken zur Wand "Die Hetzjagd auf Hunde ist in vollem Gange!" 12 Taubenschläge in Berlin Wann ziehen weitere Bezirke nach? 16 Das Recht der Tiere 2/2012 Geduldet, erlaubt oder verboten? Haustierhaltung in der Mietwohnung 2 31 bmt-GESCHÄFTSSTELLEN 31 32 34 36 38 40 42 44 Gst Bayern Katzenhaus Gst Hessen TH Hage Franziskus TH TSZ Pfullingen TH Köln TH Kassel Greentunes Veranstaltung in München Gelähmte Shira hat ein Zuhause gefunden! Pflegestellen im Hunsrück gesucht Weimaraner Afram bei neuer Familie Frank Weber: “Tierschützer am Pranger” "Tatjanas Tiervermittlung" Wenn Hund & Mensch nicht zusammenpassen Wann Igel Hilfe brauchen 46 TIERSCHUTZPOLITIK Neues Hundehaltungsgesetz in Niedersachsen 47 ADRESSEN ANZEIGEN Markt & Service 15 und 19 Impressum DAS RECHT DER TIERE Nr. 2/2012 Mitgliederzeitschrift des Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.; Herausgeber: Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V, Viktor-Scheffel-Str. 15, 80803 München, Deutschland, Email: [email protected]; Redaktion: Verantwortlicher Redakteur .i.S.d.P.: Claudia Lotz, Tel.: (030) 80 58 33 -38, Fax: -39, Petra Zipp, Tel.: (07121) 820 17 -0, Fax: -18; Rubrik Tierschutzpolitik Verantwortlicher Redakteur i.S.d.P.: Torsten Schmidt, Tel.: (04642) 92 24 97; Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm; Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Geldern; Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Auflage: 39.000 Exemplare, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Anzeigen-Büro Udo Kraushaar, Email: [email protected], Tel. (0 28 45) 53 86, Fax (0 28 45) 80 69 49 AUF EIN WORT "Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert!" (Gustav Werner) Liebe Mitglieder, liebe Tierfreunde, bmt-V Vorsitzende Petra Zipp ich muss gestehen, dass ich dieses Zitat nicht kannte, als ich es vor kurzem das erste Mal hörte. Dieser sinnige Satz wurde von Gustav Werner, der 1884 die Ehrendoktorwürde der Stadt Reutlingen erhielt, geprägt. Der studierte Theologe lebte, was er sagte: Er kümmerte sich Zeit seines Lebens um Waisenkinder, gab ihnen die Chance, ohne die sie möglicherweise verloren gewesen wären. Für mich ist das schöne Zitat Aufforderung und Hoffnung zugleich. Denn es zeigt: Jeder von uns kann etwas tun. Wir müssen nicht auf Politiker warten, die uns die Rahmenbedingungen ethischen Handelns vorgeben - wir können jeden Tag dazu beitragen, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Und sind wir dazu nicht sogar verpflichtet? Vor uns selbst und vor den Lebewesen, gleich ob Mensch oder Tier, die ohne die Hilfe anderer (mitfühlender) Menschen verloren wären? Ich denke schon und sage mir darum oft täglich: Entscheidend ist, im Angesicht vieler erschütternder Nachrichten nicht zu verzweifeln, sondern gerade positiv denken! Stark bleiben, um aktiv zu werden - machen Sie mit? Wir alle können in unserem persönlichem Lebensumfeld sicher vieles immer noch besser machen: Bei dem Einkauf/Ernährungsverhalten (fair, regional, ökologisch, artgerecht), der Urlaubsplanung (nicht auf Kosten der Umwelt) und dem Umgang mit Tieren. Tiere sind fühlende Lebewesen, die unsere Achtung und unsere Liebe verdient haben - und das gilt für alle Tiere. Bitte vergessen Sie nie: Gemeinsam können wir viel erreichen. Jedes gerettete Tier ist unseren Einsatz wert. Ihre Petra Zipp, bmt-Vorsitzende Das Recht der Tiere 2/2012 Ich wünsche Ihnen und Ihren Tieren einen erholsamen Sommer. 3 SCHULUNG ZUM AGGRESSIONS VERHALTEN BEI Wann ist ein Hund aggressiv und wie die angemessene Reaktion auf sein Verhalten? Was für jeden Hundebesitzer wichtig ist - das Erkennen und Beurteilen von hündischen Aggressionen bekommt in Tierheimen noch einmal einen ganz besonderen Stellenwert: Schließlich hängt die Vermittlungschance des Hundes zu einem großen Teil von seinem Verhalten ab. Im Mai fand im Tierheim Arche Noah eine Veranstaltung zum Thema Aggressionsverhalten bei Tierheimhunden statt. Diese Schulung führte der Hundetrainer, Fachberater und Autor Thomas Baumann durch. Vor drei Jahren gründeten er und seine Ehefrau Ina die Dogworld-Stiftung, um Tierheime durch Vermittlung von Wissen, Erfahrung und Kompetenz effektiv zu unterstützen. TIERHEIMHUNDEN Das Recht der Tiere 2/2012 RdT: Eines der Ziele Ihrer Stiftung (s. Kasten Seite 6) sind Schulungsmaßnahmen für Mitarbeiter von Tierheimen und Tierschutzorganisationen…. 4 Thomas Baumann: …richtig. Wir bieten acht Schulungsmodule an und haben kürzlich im Tierheim Arche Noah das Aggressionsverhalten in Theorie und Praxis abgehandelt. Für jedes Tierheim-Team ist es entscheidend, aggressive Verhaltensweisen ihrer Schützlinge (rechtzeitig) erkennen und beurteilen zu können. Wenn aggressives Verhalten aus biologischer Sicht zum Normalverhalten des Hundes gehört, dann ist es auch zunächst normal, wenn ein Vierbeiner auf dieses Verhaltenswerkzeug im Einzelfall zurückgreift. Die Frage, die sich dabei stellt, ist jedoch: Wie angemessen - oder eben auch unangemessen - ist das jeweilige aggressive Verhalten? Sobald Aggressivität mit Risiken und Gefahren für das soziale Umfeld verbunden ist, besteht Handlungsbedarf und das gilt selbstverständlich auch für die Leitung und Mitarbeiter in Tierheimen. An erster Stelle müssen primär Vorkehrungen zur Risikominimierung und zur Gefahrenabwehr, wie die Maulkorbgewöhnung etc., stehen. Diese Primärmaßnahmen sollte grundsätzlich jedes Tierheim leisten können. Schwieriger wird es bei den Sekundärmaßnahmen, die den optimierten Umgang mit aggressiven Hunden betreffen: das Erkennen und folgerichtige Beurteilen von kritischem Aggressionsverhalten. Zunächst werden die verhaltensbiologischen Grundlagen vermittelt, weil das aggressive Verhalten eines Hundes in engem Zusammenhang mit dessen Stresssystem (und seinen Stresshormonen Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin) steht. Diesen theoretischen Teil übernimmt in der Regel der Zoologe und Verhaltensbiologe PD Dr. Udo Gansloßer, der auch Mitglied unseres Stiftungsrates ist. In der Praxis aktivieren wir - unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen - gezielt das Stresssystem von verhaltensauffälligen Tierheimhunden, um ihr Anpassungsverhalten bezüglich ihrer aggressiven Verhaltensmuster beurteilen zu können. Erst so lassen sich Aussagen zum Gefahrenpotential eines kritischen Vierbeiners treffen. Dabei geht es um die Beurteilung von Qualität (Ausgeprägtheit) und Quantität (Dauer der aggressiven Erregung). Für nahezu jede Form aggressiver Ver- TH ARCHE NOAH Thomas Baumann (Dogworld-Stiftung) im Tierheim Arche Noah RdT: Häufig werden Hunde aufgrund von Aggressionen gegen Familienmitglieder, Fremde oder Artgenossen abgegeben. Verstärken sich diese Verhaltensweisen durch den Aufenthalt im Tierheim? Thomas Baumann: Bei einigen verstärkt sich die Aggression, bei anderen reduziert sie sich aber auch. Wir kennen Hunde, die aufgrund ihrer Vorgeschichte mit den Lebensumständen im Tierheim nicht zurechtkamen. Häufig handelt es sich dabei um sozial instabile Hunde mit intensiver Bindung an ihre Vorbesitzer. Sie verkraften den gravierenden sozialen Umbruch nebst Verlust des Bindungspartners nicht, zeigen eine zunehmende Stressanfälligkeit und so im Einzelfall auch eine zunehmende Aggressionsbereitschaft im RdT: Wann ist ein Hund Ihrer Einschätzung nach aggressiv? Thomas Baumann: Zur Beantwortung dieser Frage halte ich es für erforderlich, die Aggression als solche zu definieren. Und zwar, indem man die teilweise unterschiedlichen Definitionen von Sozialpädagogen, Sozialpsychologen und Verhaltensbiologen auf einen gemeinsamen Nenner bringt: Bei der Aggression handelt es sich zweifelsfrei um ein VIELZWECKVERHALTEN! Nur ein Wort, das völlig korrekt die Beschreibung des Begriffes Aggression widerspiegelt. Aggression ähnelt einem Werkzeug, das bevorzugt dort zum Einsatz kommt, wo sich der jeweilige "Nutzer" einen persönlichen Vorteil verspricht. Es kann sowohl einen emotionalen als auch einen rationalen Hintergrund haben. Genau dieser Umstand muss beim Umgang mit aggressiven Hunden besonders berücksichtigt werden. Und somit ist ein Hund dann aggressiv, wenn er das Werkzeug Aggression entweder erkennbar ankündigt oder bereits in irgendeiner Form (Verteidigung, Angriff) nutzt. Wenn wir doch wissen, dass Aggressionsverhalten sogar rational, also zielgerichtet und zweckmäßig als Strategie ohne emotionale Erregung gezeigt werden kann, dann sehen wir doch die hohe soziale Intelligenz des Hundes. Er kann sein "Werkzeug" clever und rational präsentieren, obwohl er es niemals in Form eines Angriffes oder gar eines Beschädigungsbeißens einsetzen würde. Und dennoch gilt auch die Ankündigung von aggressiven Handlungen, unabhängig vom späteren Gebrauch, als Aggression, wenngleich sie völlig anders bewertet werden muss. RdT: Welche Faktoren tragen zur Entstehung einer Aggression bei - und unterscheiden Sie verschiedene Formen von Aggressionen? Thomas Baumann: Simpel ausgedrückt kann grundsätzlich jeder innere oder äußere Reiz, der das Anpassungs- Das Recht der Tiere 2/2012 haltensmuster sind mehrere Multifaktoren ursächlich (u.a. genetische Disposition, Erfahrungswerte, Emotionalität, gesundheitliches Befinden, aktuelle Lebensqualität). Daher sollten nach Möglichkeit weitreichende Informationen zum Vierbeiner vorliegen, die leider bei Tierheimhunden oft nur lückenhaft oder überhaupt nicht vorhanden sind und die Diagnostik erschweren… Letztlich werden noch im Rahmen der Schulungspraxis Grundregeln im Umgang mit aggressiven Hunden vermittelt. Dabei stehen verhaltensregulierende Maßnahmen im Vordergrund, die nach jeweiliger Einzelfallprüfung angewendet werden sollen. Unser Grundsatz: defensiv ausgerichtetes Aggressionsverhalten wird ignoriert und offensiv ausgelegtes Aggressionsverhalten korrigiert. Es kommen weder so genannte Starkzwangmittel zum Einsatz noch wird der Aggression bei Hunden mit Aggression begegnet. Stattdessen setzen wir beim Einsatz von korrigierenden Maßnahmen weitgehend auf Überraschungseffekte, die den Hund primär irritierend beeindrucken und dadurch zu alternativen und vor allem aggressionsfreien Handlungen motivieren. Tierheim. Aber wir kennen auch Hunde, für die das Tierheim im Gegensatz zur früheren Umgebung eine Erhöhung der Lebensqualität bedeutete. Das sind zum Beispiel Vierbeiner, die unter extrem schlechten Haltungsbedingungen, fehlgeleiteten Erziehungsmaßnahmen oder starker sozialer Überforderung, gleich welcher Art, gelitten hatten. Hier kann es durchaus sein, dass ein anfangs als aggressiv bekannter Hund bereits nach kurzer Aufenthaltsdauer in einem Tierheim bei geringerem Stressanfall auch Aggressionen abbaut. 5 system für Stress aktiviert, auch Aggressivität auslösen. Zu den inneren Reizen zählen unter anderem Schmerzen, Unwohlsein und generell negative Gefühls- und Erregungszustände. Äußere Reize sind meist unerwünschte soziale Einflüsse, die insbesondere von Arbeit und Ziele der Tierschutz-Stiftung Das Recht der Tiere 2/2012 Mit Gründung der Dogworld-Stiftung, Lebenshilfe für verwaiste Hunde, verfolgen Ina und Thomas Baumann mehrere Ziele: Neben Schulungsmodulen, die flächendeckende Errichtung von Schulungsstützpunkten, die Förderung der Gruppenhaltung in Tierheimen, die Einrichtung von Hundealtersheimen, die Optimierung von Vermittlungsperspektiven (u.a. Verhaltensgutachten), Verbesserung von Lebens- und Unterbringungsbedingungen in Tierheimen (u.a. tierheimgerechte Auslastungs- und Beschäftigungsmodelle) sowie die generelle kooperative Unterstützung von Tierheimen. Die Dogworld-Stiftung ist eine vergleichsweise kleine, gemeinnützige und rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit primär ideellen Strukturen. Den Schwerpunkt der Tätigkeiten leistet der ehrenamtliche Vorstand (Ina und Thomas Baumann). Zwei Mitglieder des vierköpfigen Stiftungsrates (Zoologe, Rechtsanwalt) beraten und begleiten die Arbeit auf wissenschaftlicher und juristischer Basis. Beide beteiligen sich auch innerhalb der Schulungsmaßnahmen in unterrichtender Funktion. Ina und Thomas Baumann verdienen ihren Lebensunterhalt als Hundetrainer, Fachberater und Autoren im Hundewesen. www.dogworld-stiftung.de www.dogworld.de 6 Artgenossen, aber auch von Menschen und anderen Tieren ausgehen können. In einer Analyse reicht es allerdings nie, den jeweiligen Auslöser für Aggressivität zu ermitteln. In fast allen mir bekannten Fällen führen sogenannte Multifaktoren dazu, dass die Aggressivität überhaupt zum Ausdruck kommt. Ich unterscheide Aggressionsverhalten Beispiel für eine ressourcenbedingte Aggression generell in zwei Gruppen: die sozialbedingte Aggression und die ressourcenbedingte Aggression. Bei der sozialbedingten Aggression liegt auch der Auslöser ausschließlich in sozialen Interaktions- oder Kommunikationsmustern. Es geht also nicht um irgendwelche Ressourcen, sondern vielmehr um die Aspekte von Sympathie und Antipathie. Zwei, die sich einfach nicht "riechen" können, geraten in Streit, obwohl es um scheinbar überhaupt nichts geht. Hier kann man durchaus sagen, dass Hunde auch nur Menschen sind - und damit werden auch die Parallelen zwischen dem emotionalen Sozialgefüge des Menschen und dem des Hundes offensichtlich. Ganz anders stellt sich da die ressourcenbedingte Aggression dar. Hier ist zwar ebenfalls das soziale Gegenüber der Adressat, aber das antreibende Element ist eben nicht sozial, sondern ein bestimmtes Bedürfnis nach Ressourcen wie beispielsweise Futter, Beute, Spielzeug oder Liegeplatz. Es geht um Wettbewerb, es geht um Konkurrenz und damit auch um Privilegien. RdT: Körperliche Ursachen, wie zum Beispiel Gehirntumore, können auch die Ursache für plötzlich auftretendes, aggressives Verhalten sein. Gibt es noch weitere physiologisch oder psychologisch bedingte Gründe? Thomas Baumann: Selbstverständlich! Wir treffen beispielsweise immer wieder auf schmerzbedingtes Aggressionsverhalten bei Hunden. Am häufigsten tritt dieses Problem auf, wenn ein Hund Schmerzen im Bewegungsapparat hat und zunehmende Aggressionen im interaktiven Umgang mit Artgenossen zeigt. Die Hundebesitzer wissen häufig nicht, dass ihr Vierbeiner Schmerzen hat und wundern sich dann nur über die zunehmende Aggressivität. Aber auch organbedingtes Unwohlsein oder entsprechende Erkrankungen können sich aggressionsfördernd auswirken. Auf einen Hund, der vermutlich auch gesundheitlich bedingte Auslöser für seine Aggressivität aufweist, sind wir auch im Tierheim Arche Noah gestoßen. RdT: Und andersherum: Wirkt sich aggressives Verhalten auf bestimmte Gehirnregionen aus oder trägt zur Bildung spezieller Neurotransmitter bei, die auf die Stressachse aktivierend wirken? Könnte dieser Kreislauf auch durch eine Ernährungsumstellung oder Ergänzung unterbrochen werden? Thomas Baumann: Die Abläufe im Gehirn erfolgen über sogenannte neuroaktive Substanzen, zu denen unter anderem auch die bereits genannten Stresshormone zählen. Gerade bei einer erhöhten Ausschüttung des "Kampfhormones" Noradrenalin kann in der Folge auch das Dopamin-System (aktiviert bei selbstbelohnenden Erfolgen) nebst Endorphinen (körpereigene Drogen) aktiviert werden. Zudem beherbergt das Gehirn eine für Emotionen zuständige Funktion, das Lymbische System, das auch als emotionales Gedächtnis bezeichnet wird. Ein Hund, der immer und immer wieder mit Aggressionsverhalten erfolgreich ist, entwickelt über das Lymbische System Verhaltens-Automatismen, die dann quasi reflexartig ablaufen. Genau dieser wissenschaftlich belegte Umstand zeigt auf, dass Aggression nicht immer mit Angst zu tun hat und dass Aggres- T H A RTCI THEEL TNHO EM A AH sion auch mit purer Lust in Verbindung gebracht werden kann. Noch ein Wort zur Ernährungsumstellung. Eine falsche oder auch unangepasste Ernährung kann den Organismus eines Hundes gravierend belasten - und sich damit ganz sicher ebenfalls aggressionsfördernd oder gar -auslösend auswirken. Mittlerweile ist auch bekannt, dass sich unter anderem bestimmte Aminosäuren in der Nahrung nachteilig auf Stresshormone auswirken können. Ein Beispiel hierfür ist die besonders im Rindfleisch zu findende Aminosäure Phenylalanin, die sich stress- und somit auch aggressionsfördernd auswirken kann. Gerade bei bekanntermaßen ängstlichen oder aggressiven Hunden sollte deshalb unter anderem auf Rindfleisch in der Ernährung verzichtet werden. RdT: Warum müssen Hundebesitzer scheitern, wenn sie für ihren problematisch gewordenen Hund nach "Pauschallösungen" suchen? Thomas Baumann: Weil Aggressionen aufgrund ihrer Komplexität in der Entstehung und damit in ihren Ursachen und in ihrer Auswirkung derart differenziert auftreten, dass Pauschallösungen grundsätzlich falsch sein müssen. RdT: Welches Konzept schlagen Sie vor, um das Aggressionsverhalten des Hundes therapeutisch in den Griff zu bekommen? Würden Sie bitte einen beispielhaften Fall schildern? Thomas Baumann: Jeder meiner Vorschläge orientiert sich bedingungslos am Einzelfall. Und damit könnte ein therapeutischer Verlauf so aussehen, dass beispielsweise mit einer Ernährungsumstellung, mit der Erhöhung von Ruhezeiten, mit einem optimierten Auslastungs- und Beschäftigungsmodell, mit einer tierärztlichen Untersuchung nebst eventueller Behandlung (Beispiel Schilddrüsenunterfunktion), mit einer Veränderung des Führungsanspruches, mit Veränderung der Hal- GSt u. TH "Arche Noah" Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum Leiterin (GSt): Anke Mory Tel. (0152) 33 51 32 16 Leiter (TH): Stefan Kirchhoff Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553 Kreissparkasse Syke, BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57 ww.tierheim-arche-noah.de tungsbedingungen, mit Entspannungsübungen, mit Aggressionsblockaden in Konfliktsituationen, mit Konditionierung von Alternativverhalten und sozialer Unterstützung des Zweibeiners, ein therapeutischer Erfolg entsteht. In diesem Beispiel finden wir zehn unterschiedliche Einzelmaßnahmen, die im Gesamtpaket bei uns auch nach Einzelfallprüfung - zur Anwendung kommen können. Aber sämtliche Einzelmaßnahmen werden inhaltlich erneut individuell gestaltet, so dass kein therapeutisches Vorgehen mit einem weiteren vergleichbar sein wird. Interview: Claudia Lotz Wie die Dogworld-Stiftung entstand In den vergangenen 15 Jahren wurden Ina und Thomas Baumann als Betreiber einer Hundeschule zunehmend mit schwierigen Hunden aus verschiedenen Tierheimen konfrontiert. Dadurch erhielt das Ehepaar einen immer tiefer gehenden Blick in das Tierheimgeschehen und hat sich aus ideellen Gründen vor drei Jahren entschlossen, eine Tierschutzstiftung zu gründen, die sich überwiegend verwaisten und somit in Tierheimen untergebrachten Hunden widmet. Die Beiden sind überzeugt, dass sie mit ihrem Wissen und der damit verbundenen Erfahrung dazu beitragen können, ihre Kompetenzen dorthin zu vermitteln, wo sie in hoher Effektivität umgesetzt werden können, nämlich bei den Mitarbeitern von Tierheimen und Tierschutzorganisationen. Mittlerweile hat Dogworld in Deutschland und Österreich rund 40 Tierheime erreicht, deren Mitarbeiter sich mehr oder weniger regelmäßig zu den Das Recht der Tiere 2/2012 Schulungsmodulen anmelden. 7 TITELTHEMA Keine "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" Bürger fordern die überfällige Abkehr von der intensiven Landwirtschaft ERFOL Das Recht der Tiere 2/2012 Zehn Ja 10 Jahre 8 TITELTHEMA Des Menschen Lust, des Tieres Leid GSBILANZ : T G ahre Tierschutz ierschutz imim Grundgesetz rundgesetz 2002 wurde der Tierschutz in Deutschland als Staatsziel im Grundgesetz verankert, um ihm mehr Gewicht zu verleihen. Der Beschluss wurde mit großer Mehrheit des Parlaments parteiübergreifend beschlossen und stieß auf ein enormes Echo in der Bevölkerung. Dieses historische Ereignis hat sich nun im Mai 2012 zum zehnten Male gejährt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium zog mit einer Pressemitteilung Bilanz. Doch die Bilanz ist maßlos geschönt und hat mit der oft bitteren Realität wenig gemein. Laut Bundesministerin Ilse Aigner nimmt Deutschland eine Spitzenstellung beim Tierschutz in Europa ein. Die Landwirtschaft sei hinsichtlich der Umsetzung der Tierschutzbelange vorbildlich, und Politik und Verwaltungsbehörden müssten seit der Staatszielbestimmung bei verfassungsmäßig hohen Gütern wie der Forschungsfreiheit nun auch den Schutz der Tiere beachten. "Der Tierschutz", sagt Ilse Aigner, "ist zur ethischen Messlatte für wirtschaftliches Handeln geworden". Von der TIERHALTUNG IN DER LANDWIRTSCHAFT - obwohl von Ministerin Aigner hochgelobt - geht ganz überwiegend keine Botschaft zugunsten des Tierwohls aus. Vielmehr nimmt die Intensivierung in der Tierhaltung noch zu, kleinere bäuerliche Betriebe können da kaum mithalten. Aber diese Intensivierung der Haltung stößt zusehends an ihre Grenzen, Bürger wehren sich in ihrer Not immer massiver, denn ihnen "stinkt´s". So haben sich im Januar 2012 zahlreiche Bürgerinitiativen, Tier- und Naturschutzverbände, Landwirte und Privatpersonen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um den Bau weiterer Intensivtierhaltungen in Norddeutschland zu verhindern. Mit dem Slogan "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" wollen sie mit den politisch Verantwortlichen in einen Dialog eintreten, der dem Tier- und Umweltschutz gleichermaßen nutzt. Allein die Emissionen, die aus den Ställen kommen, sind für Mensch, Natur und Umwelt hochproblematisch. Das Ammoniak schädigt die Wälder, das Nitrat verschmutzt das Grundwasser. Nach Angaben des Umweltbundesamts stammen bereits mehr als achtzig Prozent des Ammoniaks in Deutschland aus der Tierhaltung. Dieser Tag machte Hoffnung: Am 17. Mai 2002 stimmte der Bundesrat für die Aufnahme des Tierschutzes in die Verfassung Das Recht der Tiere 2/2012 Der Bund gegen Missbrauch der Tiere, seit 1952 aktiv im Tierschutz tätig, beurteilt solche politisch motivierten und durchschaubaren Erfolgsmeldungen mit großer Skepsis. Ein bisschen mehr Bescheidenheit und Realitätssinn wäre wohl angemessener gewesen. Denn was hat sich wirklich in den letzten zehn Jahren im Tierschutz deutlich verbessert? Sind die wesentlichen Tierschutzprobleme tatsächlich gelöst und bedarf es allenfalls noch eines gewissen Feinschliffs? Im Gegenteil! 9 TITELTHEMA Bislang aber verweigert die Bundesregierung, den Zusammenhang zwischen dem Zeitdruck bei der Akkordschlachtung und Tierschutzmängeln in Schlachthöfen anzuerkennen und maximale Schlachtraten verbindlich vorzuschreiben. In vielen deutschen Schlachthöfen herrschen grausame, inhumane Zustände Das Recht der Tiere 2/2012 Auch die SITUATION VON TIEREN IN DEUTSCHEN SCHLACHTHÖFEN offenbart skandalöse Zustände - und dies ebenfalls seit Jahren. ARD und ZDF berichteten wiederholt, dass der Tod der Tiere in deutschen Schlachthöfen oftmals grausam und inhuman ist. Eines der zentralen Probleme ist der enorme Zeitdruck, unter dem das Schlachtpersonal arbeiten muss. Teilweise werden bis zu 1500 Schweine in der Stunde in einer einzigen Schlachtlinie getötet, so dass dem Mitarbeiter im Schlachthof nur etwa zwei Sekunden Zeit bleiben, das Tier ordnungsgemäß zu entbluten - eindeutig zu wenig, um ein Mindestmaß an Tierschutz am Schlachthof zu gewährleisten. Prof. Klaus Tröger, Leiter des Max Rubner-Instituts in Kulmbach und ein ausgewiesener Kenner der deutschen Schlachtbetriebe, schätzt, dass rein rechnerisch jährlich allein bis zu 250.000 Schlachtschweine erst beim Überbrühen sterben. Ein untragbarer Zustand. 10 Die Palette an ungelösten Tierschutzproblemen, insbesondere in der Landwirtschaft, ist nach wie vor groß. Dies zeigt auch die derzeitige DEBATTE UM DEN ÜBERHÖHTEN ANTIBIOTIKA- bei Nutztieren. So bestätigte eine im April veröffentliche Studie im Auftrag der Landesregierung NRW, was eigentlich alle seit langem wissen, aber nur sehr ungern hören: Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ist nicht die Ausnahme, er ist gängige Praxis. Beispielsweise werden neun von zehn Masthühnern während ihrer Mast mit Antibiotika behandelt. Zwar gibt es bereits umfassende Regelungen zur Antibiotika-Gabe an Nutztiere. Diese wichtigen Arzneimittel dürfen bspw. nicht prophylaktisch an gesunde Tiere verabreicht werden. Allerdings können sie "metaphylaktisch" eingesetzt werden. Das heißt, sobald ein Tier in einem Stall einen Infekt bekommt, werden meist auch alle anderen vorsorglich mit Antibiotika behandelt. In den heutigen Massentierställen sind dies schnell einige zehntausend Tiere. Auch die vom BMELV initiierte Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART), die bundesweit eine Minimierung der verabreichten Antibiotika-Mengen erreichen und die Überwachung durch die zuständigen Länderbehörden verbessern will, gerät in Gefahr, nur die Symptome zu bekämpfen. Denn nur die Senkung der verabreichten Antibiotikamengen zu fordern, greift zu kurz. Die eigentlichen Ursachen, wie Überzüchtung und nicht artgerechte Haltung, die zwangsläufig zu erhöhten Erkrankungs- und Sterberaten führen, werden bislang nur nachrangig zur Kenntnis genommen. So wundert auch die Aussage von Prof. Blaha der Tierärztlichen Hochschule Hannover nicht, dass im Moment mit 70 bis 80 Prozent der Antibiotika-Rezepte reine Management-Fehler in der Landwirtschaft ausgeglichen werden. EINSATZ Hier können keine Antibiotika mehr helfen: “Abfälle” in der Putenzucht Die Liste an Defiziten in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ließe sich noch seitenweise fortsetzen: Überlange Tiertransporte, Mastputen, die durch Zucht und Fütterungsmanagement so schwer werden, dass sie ihr eigenes Gewicht nicht tragen können, Schweine, die auf Spaltenböden im Dauerdämmerlicht dahinvegetieren, Enten und Hühner, denen die Schnäbel gekürzt oder Rinder, denen die Hörner weggeätzt werden. Wo hier die Vorreiterolle Deutschlands in Sachen Tierschutz ist, bleibt offen. Aber auch IM BEREICH DER WILDTIERHALTUNG ist Deutschland kein Vorzeigeland. Seit 2003 drängt der Bundesrat, dass in Deutschland zumindest bestimmte Tiergruppen in reisenden Unternehmen nicht mehr mitgeführt werden dürfen. Im letzten Jahr hat der Bundesrat seine Forderung noch mal erneuert. Erst jetzt ist die Bundesregierung offensichtlich TITELTHEMA Welchen Stellenwert der Tierschutz für die Bundesregierung hat, zeigte sich, als Ende Juni 2012 die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen für eine umfassende REFORM DES TIERSCHUTZGESETZES mit einem eigenen Textentwurf im Parlament warb. Der von der CDU/CSU für Tierschutz verantwortliche Abgeordnete Dieter Stier lehnte alle zentralen Forderungen der Grünen für mehr Tierschutz kategorisch ab, witzelte gar über die Forderung nach dem Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine. Diese Forderungen seien ein "Katalog der Grausamkeiten, mit negativen Folgen für landwirtschaftliche Arbeitsplätze und den ländlichen Raum insgesamt". Selbst das von seiner CSUParteikollegin Aigner geforderte Verbot des schmerzhaften Schenkelbrandes bei Pferden, was durch das verpflichtende Chippen der Tiere seit 2009 ja auch völlig überflüssig ist, wurde von Stier abgelehnt. Der Schenkelbrand sei "tierzüchterisches Kulturgut". Die Pferdelobby wird dies wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. Auch IM BEREICH DER TIERVERSUCHE droht der Tierschutz in Deutschland nur unzureichend beachtet zu werden. Denn bis November 2012 muss die europäische Tierversuchsrichtlinie in nationales Recht umgesetzt sein. Der von der Bundesregierung im Januar vorgelegte Entwurf war zumindest mehr als enttäuschend. Nachdem selbst verschiedene Tierschutzjuristen Zweifel geäußert hatten, ob der Entwurf richtlinienkonform umgesetzt ist, gaben in einer gemeinsamen Aktion die größten Tierschutzorganisationen Deutschlands, darunter auch der Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. , ein Rechtsgutachten in Auftrag. Die anerkannte Hochschullehrerin für Völker- und Staatsrecht, Prof. Peters, an der Universität Basel, stand hier zur Verfügung, zentrale Fragen rechtswissenschaftlich zu klären. Die Fachjuristin kommt zum Ergebnis, dass einige Vorgaben nicht richtlinienkonform sind, andere Vorschriften müssten aufgrund der Staatszielbestimmung zu Gunsten des Tierschutzes abgeändert werden. Zwei markante Beispiele mögen dies verdeutlichen: So sieht der Entwurf keine zeitlich befristete Obergrenze für schwer belastende Tierversuche vor. Ein Versuch soll nach Willen der Bundesre- Deutschland unterläuft mit dem Gesetzentwurf die EU-Tierversuchsrichtlinie gierung erst dann verboten werden, wenn er "dauerhaft anhaltende" Schmerzen und Leiden verursacht - im schlimmsten Fall also bis zum Versuchsende. Dies ist ein klarer Verstoß gegen die EU-Tierversuchsrichtlinie, die eine niedrigere Schwelle für den Versuchsabbruch vorsieht. In der Schweiz ist man übrigens in diesem Punkt deutlich tierfreundlicher: Ein Tierversuch darf nicht bewilligt werden, wenn er, gemessen am erwarteten Kenntnisgewinn oder Ergebnis, dem Tier unverhältnismäßige Schmerzen, Leiden oder Schäden bereitet. Mit anderen Worten: Die Forschungsfreiheit endet dort, wo mit erheblichen Leiden für die Tiere gerechnet werden muss, selbst wenn bestimmte Erkenntnisse dann nicht mehr gewonnen werden können. Das zweite Beispiel zeigt, dass Deutschland aufgrund der Staatszielbestimmung schärfere Regelungen als das EU-Recht erlassen müsste. Deutschland könnte - richtlinienkonform - die Verwendung von MENSCHENAFFEN IN TIERVERSUCHEN absolut verbieten. Die EU-Richtlinie lässt hierzu den Mitgliedsstaaten den notwendigen Entscheidungsfreiraum. Auch in der Bevölkerung gibt es eine klare Ablehnung von Versuchen an Menschenaffen. Ungeachtet dessen soll diese Möglichkeit für die Forschenden in Deutschland erhalten bleiben. Die Staatszielbestimmung in Deutschland ist unbestreitbar ein großer Schritt zum Schutz der Tiere. Der Tierschutz ist aber noch weit entfernt, als "ethische Messlatte" in den verschiedenen Politikfeldern seine Anerkennung zu finden. Es ist Zeit, zu handeln! Text: Torsten Schmidt Das Recht der Tiere 2/2012 bereit, im Rahmen der Novellierung des Tierschutzgesetzes eine entsprechende Rechtsverordnung zu erlassen. Andere Länder in Europa sind da deutlich weiter: Österreich, Bulgarien und seit 2012 auch Griechenland haben die Wildtierhaltung in Zirkussen komplett untersagt, Dänemark, Finnland, Norwegen etc. haben zumindest die Wildtierhaltung in Zirkussen sehr restriktiv geregelt. 11 GST BERLIN Das Recht der Tiere 2/2012 Endlich 12 Für den ersten Kongress der Weltfriedensbewegung 1949 entwarf der Spanier Pablo Picasso das berühmte Taubenmotiv. Angeblich geht die Anregung für diesen Entwurf nicht auf das Alte Testament zurück. Hier hatte Gott die Menschen für ihre Boshaftigkeit mit einer Sintflut bestraft, die alles Leben auf Erden außerhalb der Arche Noah vernichtete. Als der Familienvater Noah eine Taube auf der Suche nach Land ausschickt, kehrt sie nach dem zweiten Erkundungsflug mit einem Ölzweig im Schnabel zurück. Picasso hatte von seinem Malerfreund Henri Matisse zwei weiße Tauben geschenkt bekommen, die er in einem Käfig in seinem Atelier hielt. Aus diesen Tierskizzen soll das Motiv für den Weltfriedenskongress entstanden sein, das bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren hat. Geschäftsstelle Berlin Frieden für die Friedens - Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin Leiterin (GSt): Claudia Lotz (030) 80 58 33 -38, Fax -39 [email protected] Postbank Berlin, BLZ 100 100 10, Konto 9603-107 www.tierschutz-bmt-berlin.de TAUBE ? Über alle Kulturgrenzen hinweg symbolisiert sie Frieden, Versöhnung und Liebe und kann doch für sich selbst davon nicht profitieren. Die Taube führt kein friedliches Dasein unter den Menschen; kaum jemand versöhnt sich mit ihrer Anwesenheit in den Städten. Die Schwarmvögel sollen Krankheiten übertragen und ihre Ausscheidungen die Bausubstanz zerstören - beide Annahmen, längst von Experten widerlegt, halten sich hartnäckig. Tauben können Gemälde von Künstlern unterscheiden und sich Gesichter von Menschen merken, fanden japanische Forscher bzw. ihre französischen Kollegen heraus. Doch ob erstaunlicher Kunstverstand, genaue Beobachtungsgabe oder hervorragender Orientierungssinn - die grau, blau, braun, schwarz oder weiß schattierten Vögel werden nicht an ihren Fähigkeiten gemessen, sondern einzig an ihrem unerwünschten Auftreten in den Städten. Tauben bevölkern alle von Menschen belebten und genutzten Plätze. Sie suchen in Bahnhöfen, auf Märkten, unter Brücken, an Straßen, Gleisen und neben Imbissständen nach Nahrung, machen sich gurrend, pickend, trippelnd und geräuschvoll auffliegend das karge Futter aus Mülltonnen und Abfällen streitig. Oft kommen sie dabei Autos, öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch Menschen zu nahe, die sich dem Hass auf die "Lästlinge" der Wohlstandsgesellschaft verschrieben haben. Auf Internetseiten rufen Taubenfeinde ungeniert zu ihrem "neuen Sport" auf, dem gezielten Tottreten der "Schmarotzer". Weil Tauben in Schwärmen auftreten, fühlen sich Passanten häufig durch die - subjektiv noch größer wahrgenommene - Anzahl der Vögel bedrängt, belästigt und in gesundheitlicher Hinsicht sogar bedroht. Als "Ratten der Lüfte" werden die Tiere geschmäht, obwohl 1998 das Bundesinstitut für gesundheitlichchen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin Entwarnung gab. Von Tauben gehe keine höhere Infektionsgefahr als von anderen Vögeln aus - eine Schlussfolgerung, die in der Öffentlichkeit bis heute jedoch nicht angekommen zu sein scheint. Schädlingsbekämpfer tun ein Übriges, den Mythos um die geflügelten Krankheitsüberträger am Leben zu erhalten. Auf www.ungeziefer-in-derwohnung.de wird die Berliner Stadttaube zum Inbegriff der individuellen Gefährdung; "schlechter noch als die gewöhnliche Hausratte" stehe sie da. So übertragen Tauben nach Darstellung der Schädlingsbekämpfer mehrere, darunter auch "potentiell tödliche", Erkrankungen, außerdem Zecken, Flöhe und blutsaugende Milben. Ihre Ausscheidungen, ein bedrohliches Konglomerat aus "Insekten, Viren und Bakterien", würden darüber hinaus "sehr schnell zu großen Schäden" an der Bausubstanz führen. Auch dies eine Behauptung wider besseren Wissens: Schon vor acht Jahren stellte die Technische Universität Darmstadt fest, dass Taubenkot keinerlei Schäden am Mauerwerk verursacht. Untersucht wurden häufig verwendete Baumaterialien, u.a. Buntsandstein, Granit, Zementmörtel, Vollklinker, Vollziegel und lasierte Nadelhölzer. Ebenso hartnäckig halten sich Vorstellungen über vermeintliche Schwarmgrößen. Der Naturschutzbund (NABU) hat nach seiner Zählung im Winter 2009/2010 die Berliner Population gewaltig nach unten korrigiert: Nicht 50.000 - 60.000 Tauben, wie von den Medien oft behauptet, bevölkern den Himmel über Berlin, sondern nur Das Recht der Tiere 2/2012 Nun hat Berlin die ersten Taubenschläge in Reinickendorf und Spandau errichtet, um die Tiere aus den Innenstadtbereichen abzuziehen und ihre Population durch den Austausch ihrer Gelege tierschutzgerecht zu reduzieren. Vielleicht trägt diese Maßnahme, bereits in über 60 deutschen Städten erfolgreich angewendet, dazu bei, den gefiederten Himmelsboten endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen… 13 TAU B E N Das Recht der Tiere 2/2012 knapp 9.000 Exemplare. Diese Populationsverringerung, die auch die Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (BOA) seit den 90ger Jahren verstärkt beobachtet, sei u.a. eine Folge der flächendeckenden Sanierung von Gebäuden. Die von der Felsentaube abstammende Stadttaube fand in den Städten schon immer Bedingungen - Futter und Nistmöglichkeiten - vor, die ihr das Überleben möglich und weitgehend angenehm machten. Zum Problem wurde ihre Besiedlung erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als ihre Taubenschläge zerstört und die Züchter sie nicht mehr ernähren konnten. In den Bauruinen fanden die Tiere, zu denen sich im Laufe der Zeit immer mehr entflohene und entkräftete Brieftauben gesellten, geeignete Brutplätze. Fortan zogen sie sieben Mal im Jahr ihre Gelege mit zwei Küken groß und vermehrten sich auch, wenn der Winter hart oder das Nahrungsangebot knapp war. Denn Tauben wurden, weil der Mensch Fleisch, Eier und Federn nutzen wollte, schon vor Jahrhunderten auf maximale Brutleistung gezüchtet. Die unerwünschten Schwärme stellten die Verwaltungen jeder größeren deutschen Stadt vor die Frage, wie mit den anwachsenden Populationen zu ver- 14 fahren sei. Die Tierschutzgerechtigkeit stand bei den angedachten Methoden zu keinem Zeitpunkt im Vordergrund: Der Bezirk Kreuzberg streute 1963 Gift und nahm jämmerlich verendete Vögel auf Straßen, Schulhöfen, Kindergärten und öffentlichen Plätzen in Kauf. In Mannheim wurde Tauben das Genick gebrochen, in Augsburg schossen Jäger auf die ungeliebten Vögel und Köln setzte auf Wanderfalken, die den Bestand dezimieren sollten. Nahrungsabfälle machen Tauben krank - artgerecht für die Vegetarier ist nur Körnerfutter Über 30 Städte erließen Fütterungsverbote, doch alle Maßnahmen (inklusive der tierschutzwidrigen Vergrämung mittels Stahlspitzen, Spikes, Netzen und Klebepasten) blieben über Jahrzehnte kontraproduktiv. "Gift, Abschüsse und Falkenjagd mussten ergebnislos bleiben", erklärt Dr. Almut Malone in einem Interview mit dem Deutschlandradio im Mai 2012, "weil sich der Bestand von allen Beutetierpopulationen nach Entnahmen schnell wieder reguliert - und das gilt besonders für die ganzjährig brütende Stadttaube. Die Population kann nur über den Zugang zur Reproduktion geregelt werden." Seit Jahren fordert die Tierärztin, die für ihren ehrenamtlichen Einsatz für Tauben und andere Stadtvögel 2010 mit dem Berliner Tierschutzpreis ausgezeichnet wurde, mit dem in dieser Sache besonders engagierten Tierschutzbeauftragten Dr. Klaus Lüdcke betreute Taubenschläge auch für die Bezirke der Hauptstadt. Augsburg, Aachen, Saarbrücken, Frankfurt, Tübingen und weitere Städte setzen schon lange und mit Erfolg auf das Konzept. Durch artgerechtes Futter und Nistplatzangebote werden die von Natur aus standorttreuen Vögel - aus den Städten heraus - an den Taubenschlag gebunden. Vor dem Anbrüten werden die Eier gegen Gips- oder Tonimitate ausgetauscht. Tauben werden ab dem dritten Monat geschlechtsreif, ab dem sechsten beginnt ihre Brutaktivität. In den Taubenschlägen, die jenseits der zentralen Plätze stehen, können die Tiere unter hygienischen Bedingungen und regelmäßiger tierärztlicher Kontrolle schlafen, essen und brüten. Ab und zu werden den Tauben verwaiste Küken untergeschoben, die im Großstadtdschungel ihre Eltern verloren haben - sonst wird kein Nachwuchs zugelassen. Den ersten Taubenschlägen in Reinickendorf und Spandau sollen weitere in verschiedenen Berliner Bezirken folgen. Für dieses Anliegen macht sich Dr. Klaus Lüdcke weiter stark. Vor acht Jahren gründete die engagierte Tierärztin den Vogelschutz-Verein Avian, der sich um kranke, verletzte und flugunfähige Vögel kümmert. Über den Verein Avian hat sich ein Netz von Tierfreunden gebildet, die Tauben wieder gesund pflegen, bis sie an einem betreuten Schlag angesiedelt werden können. Mehr Infos unter www.vogelklappe.de. Text: Claudia Lotz Anzeige 15 Das Recht der Tiere 2/2012 TIERHALTUNG im Mietverhältnis Über Hund, Katze & Co im Mietvertrag Dürfen Hunde und Katze gehalten werden, auch wenn der Mietvertrag die Tierhaltung nicht ausdrücklich regelt - und darf ein Vermieter ein uneingeschränktes Verbot für jegliche Tierart überhaupt aussprechen? Für Tierhaltung in Mehrfamilienhäusern gibt es keine gesetzlichen Vorschriften und entsprechend häufig eskaliert der Streit unter Nachbarn, wenn der Hund buddelt, bellt oder die Katze den Garten zu ihrem Revier erkoren hat. Das Recht der Tiere 2/2012 Der Rechtsanwalt Bernd Neunzig (Bild links), seit vielen Jahren Beiratsmitglied im bmt, erläutert im Folgenden die oft kompliziert anmutenden Regelungen zur Tierhaltung in Mietverträgen. Der Anwalt hat sich u.a. auf Sozialrecht spezialisiert, sein Sohn Christoph (Bild rechts) auf Arbeitsrecht und Erbrecht. Er ist Testamentsvollstrecker und berät hinsichtlich der Fertigung von Testamenten. Die Kölner Kanzlei vertritt den bmt seit über 30 Jahren und ist dem Tierheim Köln-Dellbrück besonders verbunden. 16 Die Tierhaltung in Mietwohnungen unterliegt keinen gesetzlichen Vorschriften. Also ist der Mietvertrag der Maßstab, wobei die Bestimmungen auch in einer Formularklausel erfolgen können. Man muss wie folgt unterscheiden: 1) Ist die Tierhaltung im Mietvertrag erlaubt, darf der Mieter die üblichen Haustiere wie Hunde, Katzen oder Vögel halten. Lediglich ungewöhnliche Tiere, wie z.B. Giftschlangen, nicht. 2) Komplizierter wird es, wenn im Mietvertrag die Tierhaltung nicht geregelt ist. Hierbei ist entscheidend, ob die Tierhaltung noch zum vertragsgemäßen Gebrauch des Mieters gehört oder nicht. Grundsätzlich gilt: Kleintiere wie Hamster, Zierfische, Ziervögel dürfen immer gehalten werden (vertragsgemäßer Gebrauch). Nur wenn sich herausstellt, dass von dem Kleintier Gefährdungen ausgehen, kann der Vermieter die Haltung untersagen. Die Haltung von Hunden und Katzen hängt hingegen vom Einzelfall ab. Zu den vom BGH ausdrücklich aufgeführten Beurteilungskriterien zählen insbesondere Art, Größe, Verhalten und natürlich auch die Anzahl der Tiere und die Größe der Wohnung sowie die Lage des Hauses. Insgesamt sagt die Rechtsprechung, dass der einzelne Mieter Haustiere nur in üblicher Zahl halten darf, weswegen beispielsweise die Haltung von zahlreichen Katzen zum Zwecke der Zucht oder von vier Schäferhunden (so z.B. das OLG Zweibrücken) untersagt werden kann. In diesem Zusammenhang spielt es auch eine Rolle, ob man z.B. in einer Parterrewohnung Katzen frei laufen lassen darf. Gerichte, so z.B. das AG Bonn, führen aus, dass es selbstverständlich unzumutbar ist, wenn Katzen ihre Notdurft oder Erbrochenes auf fremden Grundstücken (oder Balkonen) hinterlassen. Andererseits seien Katzen von Natur aus Jagdtiere und man könne von Besitzern deshalb Tierhaltung im Mietvertrag erlaubt oder nicht? RECHTSPRECHUNG Ein generelles Verbot ist unwirksam! Das kann Ärger mit den Nachbarn bedeuten: Tobende Hunde im Gemeinschaftsgarten führt, dass es in einem größeren Mietshaus mit einer Vielzahl von Mietparteien zu der üblichen Geräuschkulisse gehört, wenn tagsüber hin und wieder Hundegebell zu hören ist. Anders sieht es wiederum aus, wenn der Hund das Treppenhaus verunreinigt. Der Vermieter kann auch die Tierhaltung von vorneherein widerruflich gestatten, wobei die Erlaubnis nur bei sachlichen Gründen widerrufen werden kann. Sachlicher Grund dürfte die häufige Ruhestörung durch Bellen während der Ruhezeiten sein. Bei der Erteilung oder Versagung der Tierhaltung muss der Vermieter den Grundsatz der Gleichbehandlung aller Mieter beachten, sofern nicht sachliche Gründe eine Ungleichbehandlung gebieten. Diese Gründe können in dem jeweiligen Tier begründet sein. Die Rechtsprechung sieht einen sachlichen Grund für die Versagung der Tierhaltung z.B. dann, wenn man einen sog. Kampfhund halten will. Es muss ferner beachtet werden, dass eine Duldung des Vermieters über einen längeren Zeitraum beim Mieter einen Vertrauenstatbestand dahingehend schafft, der Vermieter billige die Tierhaltung. Damit sind spätere Versagungen der Erlaubnis oder Klage auf Abschaffung ausgeschlossen. 5) Hält der Mieter verbotswidrig einen Hund, so hat der Vermieter aus § 541 BGB einen Anspruch auf Entfernung des Tieres. Bei nicht unerheblicher Beeinträchtigung kann er ggf. auch nach fruchtloser Abmahnung, bei erheblicher Beeinträchtigung nach § 543 Abs. 3 Satz 2 Nr. 2 oder § 543 Abs. 1, § 569 Abs. 2 und 4 BGB, fristlos kündigen. Stets ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu beachten, der insbesondere dann zum Tragen kommt, wenn von der Tierhaltung keine Gefahren für die Bewohner oder eine Störung des Hausfriedens zu erwarten ist. Das Recht der Tiere 2/2012 nicht verlangen, dass die Tiere ausschließlich in der Wohnung gehalten würden. Als Nachbar müsse man Katzen, und zwar maximal zwei Tiere, auf dem eigenen Balkon oder im Garten vorübergehend dulden, zumal sie sich von dort ja auch problemlos verscheuchen ließen. Das sei nur eine "geringfügige Beeinträchtigung" der eigenen Privatsphäre. Wichtig auch, ob andere Mieter im Hause Tiere halten und wie die bisherige Handhabung des Vermieters war. Gleichfalls kommt es auf etwaige Bedürfnisse des Mieters an. Wenn also der Mieter einen Blindenhund benötigt, darf er ihn in seiner Mietwohnung halten. Das Gleiche gilt, wenn er aus therapeutischen Gründen auf ein Tier angewiesen ist. 3) Wenn im Mietvertrag ein Verbot der Tierhaltung ausgesprochen wird, muss man wieder unterscheiden: Steht dort, dass der Mieter weder Hunde noch Katzen halten darf, so gilt dies. Auf etwaiges Verlangen des Vermieters muss der Mieter dann leider das Tier wieder abschaffen oder umziehen. Nur in besonderen Ausnahmefällen (vgl. oben Blindenhund) könnte ein solches Verbot unwirksam sein. Enthält der Mietvertrag jedoch das uneingeschränkte Verbot jeglicher Tierhaltung, ist diese Klausel unwirksam, wie der BGH entschieden hat. Dies deshalb, weil dann auch die Haltung von Vögeln, Hamstern, Schildkröten oder Fischen verboten wäre. 4) Verlangt der Mietvertrag die Wenn die Katze sich im fremdem Zustimmung des Garten vergnügt ... Vermieters, muss wiederum unterschieden werden. Eine Klausel, nach der jede Tierhaltung genehmigt werden muss, ist unwirksam. Macht der Mietvertrag nur die Hundehaltung von der Zustimmung des Vermieters abhängig, so steht es in der Tat im freien Ermessen des Vermieters, ob er die Abschaffung eines ohne Zustimmung gehaltenen Hundes verlangen kann. Diese Zustimmung kann sogar dann widerrufen werden, wenn es zu erheblichen Beeinträchtigungen kommt, wobei ein triftiger Grund nicht schon dann gegeben ist, wenn der Hund gelegentlich bellt. So hat die Rechtsprechung ausge- 17 RECHTSPRECHUNG PRIVATEIGENTUM ! “Jagen verboten!” In Frankreich schon länger möglich: Verbot der Jagd auf privatem Land Dürfen Jäger gegen den Willen von Grundstückseigentümern auf deren Besitz jagen? Nein, entschied am 26.06.2012 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und stärkt damit die Rechte von Menschen, die die Bejagung von Tieren aus ethischen Gründen ablehnen. Zum Hintergrund: Seit nunmehr zehn Jahren klagt ein Grundstückseigentümer aus Baden-Württemberg gegen die Bejagung des Wildes auf seinen Wiesen in Rheinland-Pfalz, obwohl er das Töten von Wildtieren aus ethischen Gründen ablehnt. Der Kläger sieht darin u.a. einen Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot der Europäischen Menschenrechtskonvention. E dass bei Grundstücken unter 75 Hektar die Eigentümer verpflichtet werden, Mitglied einer Jagdgenossenschaft zu werden und somit hinnehmen müssen, dass die Jagd auf ihren Flächen ausgeübt wird. Gegen diese Bestimmung klagte der betroffene Grundstückseigentümer bereits in den vergangenen Jahren vor deutschen Verwaltungsgerichten und dem Bundesverfassungsgericht - bislang erfolglos. Doch nun dieses wegweisende Urteil: Am 26.06.2012 entschied die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg, dass Grundstückseigentümer die Jagd auf UROPÄISCHER ERICHTSHOF STÄRKT ihrem Land nicht dulden müssen. Das Urteil ist bindend und eine Berufung DIE ECHTE VON AGDGEGNERN nicht mehr möglich. G R J Das Recht der Tiere 2/2012 Wie kommt es überhaupt zu der, für Außenstehende wenig nachvollziehbaren, Situation, dass Jäger auf privaten Grundstücken Wild nachstellen dürfen? Das Bundesjagdgesetz macht es möglich: Es sieht nämlich vor, 18 ! Die Begründung: Die Jagd auf privaten Grundstücken sei eine unverhältnismäßige Belastung für all jene Menschen, die die Jagd aus ethischen Erwägungen ablehnten. Damit folgte der Gerichtshof seinen Schlussfolgerungen in zwei früheren Urteilen, die das Jagdrecht in Frankreich und Luxemburg betrafen. So ist es zum Beispiel den Franzosen gestattet, an der Grenze ihres Landbesitzes Schilder ("Privateigentum - Jagen verboten!") aufzustellen, die das Jagen auf ihrem Grund untersagen. Nach Ansicht des bmt wird sich dieses Urteil insbesondere auf Landesebene auswirken. Nachdem im Rahmen der Föderalismusreform das Grundgesetz zum 01.09.2006 geändert wurde, fällt das Jagdwesen nun unter die konkurrierende Gesetzgebung. Text: Torsten Schmidt 19 Das Recht der Tiere 2/2012 Tiere sind auf unseren Schutz angewiesen unabhängig davon, wo sie geboren wurden. Entsprechend unterstützte Dr. Hermann Marx schon früh die Tierschutzarbeit des bmt. Mit seiner Stiftung fördert der frühere Tierarzt besonders die Auslandsprojekte des Vereins, nachdem er im Laufe seiner langjährigen Berufstätigkeit in vielen Ländern der Erde mit der zum Teil unermesslichen Not der Tiere hautnah konfrontiert wurde. Verhältnis zu Tieren von Liebe und Mitgefühl geprägt Dr. Hermann J. Marx - Stiftung für Das Recht der Tiere 2/2012 Tiere 20 RdT: Wie heißt Ihre Stiftung und seit wann besteht sie? Dr. Hermann Marx: Dr. Hermann J. Marx - Stiftung für Tiere. Sie besteht seit September 2004. RdT: Wem kommt Hilfe über die Stiftung zugute? Dr. Marx: Der Stiftungszweck soll insbesondere durch folgende Hilfen verwirklicht werden: Q Förderung von Vorhaben von als gemeinnützig anerkannten in- und ausländischen Tierschutzorganisationen bei der Errichtung, Verbesserung und Unterhaltung von Tierheimen, Tierauffangstationen, tierärztlichen Behandlungseinrichtungen und vergleichbaren Maßnahmen, Q Übernahme der Kosten für tierärztKIA liche Behandlungen sowie zum Erwerb von Arzneimitteln, Anschaffung von Instrumenten und Geräten für die Versorgung gesunder und kranker Tiere, Q eigene Initiativen zur Verbesserung der Lebensumstände von Tieren aller Art. RdT: Wie kamen Sie dabei auf den bmt? Dr. Marx: Schon vor der Gründung der Stiftung entstand ein persönlicher Kontakt zu Vereinsmitgliedern (Frau Zipp) des bmt. Ich habe bereits damals deren Tierschutzarbeit und die Einrichtungen (besonders in Ungarn) mit größeren Spenden unterstützt. RdT: Aus welchem Anlass kamen Sie auf die Idee, mit einer Stiftung den Tierschutz zu unterstützen - und warum den Auslandstierschutz? Dr. Marx: Die Errichtung einer "Stiftung für Tiere" geschah aus folgenden Motiven: Für mich war der Anlass meiner Berufswahl eine ausgeprägte Liebe zu Tieren aller Arten, die sich im Laufe meines Lebens zu einem starken Gefühl des Verstehens, des Mitleides und der Verantwortung entwickelte. Tiere haben ein besonderes Schutzbedürfnis, und so war es für mich eine logische Konsequenz, ihnen auch aktiv zu helfen. Der Schutz der Tiere, die im Ausland leben, ist meines Erachtens ethisch nicht vom Schutz für die Tiere in unserem Land zu trennen. Tiere sind Tiere, unabhängig davon, wo sie leben, und ihre schlechten Lebensbedingungen im Ausland unterscheiden sich nicht von den Leiden mancher Tiere in Deutschland. Ja, diese Bedingungen sind nach meinen Beobachtungen in vielen fremden, auch exotischen Ländern, noch viel schlimmer, ja teilweise unbeschreiblich grausam. RdT: Wie schätzen Sie die Tierschutzproblematik im europäischen Ausland ein? Dr. Marx: Während meiner zahlreichen Auslandsreisen und -aufenthalte habe ich als Tierarzt natürlich meine besonderen Beobachtungen auf die Haltung und Behandlung von Tieren gerichtet. Dabei musste ich leider immer wieder die Feststellung machen, dass beispielsweise in Europa im Mensch/Tier - Verhältnis ein deutlicher Unterschied zwischen den Ländern Südeuropas und den Ländern Mitteloder Nordeuropas besteht. Von Ausnahmen abgesehen lassen die Menschen in den erstgenannten Ländern den Tieren viel weniger Zuwendung und Tierliebe zukommen als in den Ländern der Mitte und des Nordens. Öffentlicher, organisierter und privater Tierschutz wird in den Südlän- SO Während der letzten Jahrzehnte gehörten Tiere immer zu meinem Leben. Seit meiner Jugend waren (mehr oder weniger zufällig) Langhaar-Teckelrüden meine täglichen Begleiter. Ich bedaure es sehr, dass es mir jetzt, aufgrund von Altersbehinderungen, nicht mehr möglich ist, ein Tier artgerecht zu halten. RdT: Wie haben Sie durch das Leben mit Ihrem Hund profitiert? Dr. Marx: Die Anhänglichkeit und Zuneigung, die man durch einen Hund Tag für Tag erfährt, gibt einem tierliebenden Menschen eine unbeschreibliche Fülle an Freude und macht mit den vielfältigen lustigen und erstaunlichen Erlebnissen den Alltag für den Menschen viel lebenswerter als ohne den Gefährten Hund. Kein Mensch kann sich so überschwänglich und immer wieder, wenn man, auch nach kurzer Abwesenheit, zurückkommt, so freuen und damit Freude bereiten wie ein Hund. SIE … wie zum Beispiel auch diese OP-Lampe. RdT: Würden Sie Menschen raten, einen Tierschutz-Hund aufzunehmen? Dr. Marx: Aufgrund meiner positiven Erfahrungen mit Hunden als Lebensbegleiter kann ich jedem Menschen, der die räumlichen Voraussetzungen für eine tiergerechte Haltung besitzt und die unabdingbare Zeit aufbringen kann, dazu raten, einen Hund zu sich zunehmen. Das Leben wird doppelt so schön. Ob man einen besitzerlosen Hund oder eine Katze aus einem Tierheim oder Tierasyl im In- oder Ausland bei sich aufnimmt, ist eine ganz individuelle Entscheidung, deren Konsequenzen man im Hinblick auf die Verantwortung für das Tier und die Zukunftsgestaltung des Alltags mit dem Tier sehr genau abwäDie Dr. Marx-Stiftung ermöglichte die Angen muss. schaffung dringend benötigter Materialien für das Tierheim Tirgu Mures … Gerade Hunde sind Lebe- Gerade für alleinstehende Menschen ist es nach meiner persönlichen Erfahrung ein großer Gewinn an Lebensqualität und Alltagsfreude, ein Tier um sich zu haben. Es lenkt ab von den eigenen Problemen, es ist immer empfänglich für Zuneigung, für "Streicheleinheiten" und Verwöhnen; aber dieses Verwöhnen darf nicht in Überfüttern ausarten. Viele Menschen haben mir schon mit vielen Beispielen geschildert, dass und wie ihr Tier der einzige zuverlässige Freund für sie ist. wesen, die sich in aller Regel sehr eng an "ihren" Menschen anschließen und ihr Schicksal in seine Hände legen. Tiere sind keine "Gegenstände", die man beliebig aufnehmen und, wenn ihre Anwesenheit bei Krankheit oder Zeitmangel als Belastung empfunden wird, "weiterreichen" kann. Sie leiden mehr unter einer Trennung als man sich das als Mensch vorstellen kann. Gerade ein Hund ist ein bedingungslos anhänglicher Freund und Partner und kein "Lebensabschnittsgefährte". Interview: Claudia Lotz Das Recht der Tiere 2/2012 dern meist nur von dort lebenden ausländischen Tierfreunden praktiziert. Natürlich sind diese Unterschiede zum größten Teil der Tatsache geschuldet, dass bei den in wirtschaftlich ärmeren Ländern lebenden Menschen die eigene ökonomische Existenz verständlicherweise Vorrang vor dem Wohlergehen der Tiere hat. Nur wohlhabende Bevölkerungen sind Willens und in der Lage, sich einen kostenaufwendigen und großherzigen Tierschutz zu leisten. Tierschutz ist dort am meisten und in seiner schönsten und sinnvollsten Weise anzutreffen, wo die Bevölkerung in einem gewissen Wohlstand lebt, um ihn sich "leisten" zu können. RdT: Denken Sie, dass sich deutsche Tierschutzorganisationen, wie der bmt, im Ausland engagieren sollten? Dr. Marx: Aufgrund meiner Erfahrungen befürworte ich das Engagement von deutschen Tierschutzorganisationen im Ausland im Sinne einer heutzutage häufig geforderten "Hilfe zur Selbsthilfe" und in jeder sinnvoll vertretbaren Art. Denn die leidvolle Existenz der Tiere, besonders in den osteuropäischen Staaten, ist im Vergleich mit den Verhältnissen in Deutschland teilweise unbeschreiblich. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an die amtlich angeordneten Massentötungen von Straßenhunden in manchen Ländern oder die grausame Haltung von Tanzbären. Wegen der Armut eines Großteiles der Bevölkerung in den osteuropäischen Ländern und damit den fehlenden finanziellen Mitteln verlangt es der Tierschutzgedanke, dass von den erfahrenen Tierschutzorganisationen in unserem Land in jeder vertretbaren Form Hilfe geleistet wird. Die mir bekannten Vereine haben genügend Erfahrung mit ihren Hilfsaktionen gesammelt. RdT: Wie ist ihr persönliches Verhältnis zu Tieren? Dr. Marx: Ohne mich dessen schämen zu müssen, muss ich gestehen, dass mein Verhältnis zu allen Tieren von großem Mitgefühl, ja von Liebe, geprägt ist. HELFEN 21 Das ist die Geschichte von Nur ein Augen Carina Bercht macht eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten beim Förderverein Arche Noah Kreta. Sein "medizinischer Arm", der Tierärztepool um Thomas Busch und Nina Schöllhorn, war schon mehrfach für den bmt in Rumänien im Einsatz und führte Kastrationsaktionen durch. Derzeit zu ihrem vierten Hilfseinsatz in Rumänien unterwegs, stieß Carina Bercht im Oktober 2011 im Tierheim Brasov auf Malon. Einen alten Rüden, der wehmütig in die Ferne schaute und alle Freude am Dasein verloren zu haben schien … bis da plötzlich das Tierärzteteam aus Deutschland kam und seinem Leben die entscheidende Wende gab. Das Recht der Tiere 2/2012 Von Carina Bercht 22 In Brasov angekommen hielten Nina und ich direkt vor dem riesigen Metalltor des Tierheimes. Die Kastrationsaktion war schon bereit für den Startschuss. Alle Hunde merkten, dass etwas Grosses bevor stand, fast alle, denn während seine Freunde kläfften, an den Gittern und ihren Ketten hochsprangen und vor Freude durch die Luft wirbelten, schlief er seelenruhig, schien den ganzen Trubel zu verpassen. Die Kofferraumtür ging auf, automatisch griffen wir nach den Dingen, die aus dem viel zu vollgepackten Auto herausfielen. Wir entschlossen uns erst einmal, alles sicher im Gebäude zu verstauen und uns dann ein Bild vom Tierheim und deren Bewohnern zu machen. 2011: Malon im Während wir unser rumänischen TH Brasov Equipment nach und nach in den Operationsraum schleppten, erwachte der verträumte Rüde aus seinem Schlaf. Unsere Blicke trafen sich nur kurz, doch seine Augen brannten sich tief in mein Gehirn ein. Seine Hütte stand direkt neben dem Eingang des Gebäudes, er hatte keine Decke, SO HELFEN SIE Malon blick ... Er schaute ins Leere, emotionslos und ohne Lebenswillen lag er da, er schien mich nicht wahrzunehmen. Ich bückte mich zu ihm hinunter und hielt ihm meine Hand entgegen, keine Reaktion. Ich streichelte ihm vorsichtig über den knöchernen Kopf, er schaute kurz auf und lies seinen Kopf wieder sinken. Was war los mit ihm, freute er sich denn nicht über Liebe und Zuneigung? Ich machte mir Sorgen und sprach ihn an, wartete auf eine freudige Reaktion… doch sie kam nicht! Ich machte weiter, obwohl es mich traurig machte, traurig, dass dieser alte Hund mit seinem Leben schon abgeschlossen hatte. Ich entschied, ihn die nächsten Tage regelmäßig zu besuchen, in der Hoffnung, dass er vielleicht doch wieder aufblühen und sich freuen würde. So vergingen zwei weitere Tage, an denen ich den gleichen emotionslosen Hund an seiner Hütte besuchte und mit Streicheleinheiten verwöhnte. Ich fragte mich, wie tief wohl der Schmerz sitzen musste, den ihm seine Menschen zugefügt hatten. Er musste so um die 10 Jahre alt sein, hatte schwere Arthrose in den Gelenken und vom harten Untergrund zeichneten sich überall Liegeschwielen ab. Ich war traurig und wütend zugleich, es war schwer zu übersehen, dass dieser Hund ein Labrador war, den man nicht eben mal auf der Straße findet. Wahrscheinlich wurde früher einmal sehr viel Geld für ihn bezahlt und trotzdem sollte sein Leben hier enden. Er durfte in seiner Familie nicht alt werden. Am darauffolgenden Tag veränderte sich etwas. Als ich auf seine Hütte zukam, sprang er heraus, er wartete schwanzwedelnd auf mich - das Eis war gebrochen! Er freute sich! Er reagierte auf meine Berührungen und ihm gefiel es, gekrault zu werden, besonders hinter den Ohren. Umso mehr Zeit ich während meiner Pausen mit ihm ver- brachte, um so bewusster wurde mir, dass er früher tatsächlich ein Zuhause gehabt haben musste. Ich entschied mich, eine Leine zu nehmen und ihn von seiner kurzen Ketten abzuhängen, der Karabiner der Leine klickte zu, und der alte Rüde rannte los Richtung Ausgang. Direkt am ersten Busch hinter dem Tor löste er sich, und ich merkte, dass er dies alles kannte, die Leine, Gassi gehen, das Geschäft draußen zu erledigen, … und ich wusste, ich könnte ihn hier nicht zurück lassen und wieder enttäuschen, das würde der liebenswerte alte Hund nicht noch einmal überstehen. Abends saß ich an seiner Hütte und streichelte ruhig seine Ohren, sein Kopf lag auf meinem Bein, während er zufrieden schnaufte und wieder in seiner Traumwelt versank. Ich machte mir Gedanken, weshalb dieser treue Hund hier seinen Lebensabend fristen musste. Ich wurde wütend, denn die Arthrose in seinen Gelenken und das hohe Alter schienen wohl der Grund dafür zu sein. Ich wollte ihn nicht länger namenlos lassen. Ich versuchte ihn mit den verschiedensten Namen anzusprechen, doch es kam keine Reaktion, was wohl daran lag, dass er fast taub ist. Ich entschied, ihn auf den letzten Schritten seines Lebensweges zu begleiten und gab ihm den Namen "Malon". Malon hätte nicht noch einen Winter an der Kette bei eisiger Kälte (bis zu -40 Grad Celsius) überlebt. Er reiste einige Tage nach meinem Besuch mit einem Transport nach Deutschland, überquerte viele Grenzen, um hier ein Zuhause zu haben. Er wurde tierärztlich untersucht und mit Medikamenten eingestellt, damit er schmerzfrei und glücklich seinen weiteren Lebensweg beschreiten kann. Hier erfährt er, was es heißt, "Hund in Deutschland" zu sein, dass er keine Angst mehr haben muss, im Stich gelassen zu werden. Nicht hungern zu müssen, einen warmen Platz zu haben und auf einer weichen Decke zu liegen. Weitere Infos www.tierärztepool.de, www.tierärztepool.de/cms/ueber-u uns/85-d der-vvorstand/ 103-ccarinabercht Das Recht der Tiere 2/2012 nicht einmal Stroh, rundherum Beton. Ich entschloss mich, ihn später noch einmal zu besuchen. Wir bauten unseren Operationsbereich auf, bereiteten die Medikamente und die Verbrauchsmaterialien soweit vor, dass wir am nächsten Tag früh mit den Kastrationen beginnen konnten. Doch meine Gedanken kreisten nur um den traurigen Hund. Er war fast blind, aber den wehmütigen Blick in seinen Augen konnte er nicht verbergen. Ich hielt es nicht mehr aus und ging zu seiner Hütte. 23 Wann liegt gew gew T IERSCHÜTZER HANDELN NICHT IN Für den bmt hört der Tierschutz nicht an den Landesgrenzen auf. Wenn ein Tier unsere Hilfe braucht, ist es unerheblich, wo es geboren wurde. Seit langem unterstützt der bmt daher ausgewählte Tierschutzorganisationen in Pecs und Brasov finanziell und logistisch. Dazu gehört auch die Vermittlung ungarischer und rumänischer Hunde an deutsche Interessenten. Das ist gewerblicher Hundehandel, befanden einige Behörden und verlangen immer häufiger von im Ausland tätigen Tierschutzorganisationen eine entsprechende Genehmigung. Falsch, sagt der Anwalt Dr. Konstantin Leondarakis. Weil Tierschutzorganisationen nicht in der Absicht der Gewinnerzielung handelten, dürfe auch kein gewerbsmäßiger Handel angenommen werden (s. RdT 3/2011). Nun schließt sich ein aktuelles Urteil des Verwaltungsgerichts Lüneburgs als erstes Gericht dieser Auffassung in vollem Umfang an. Von RA Dr. Konstantin Leondarakis, LL.M. und RA Nicole Kohlstedt Noch immer verlangen viele Behörden, dass Tierschutzorganisationen eine Genehmigung für den gewerblichen Handel mit Tieren gemäß § 11 Abs. 1 Ziff. 3 b) Tierschutzgesetz beantragen müssen, wenn sie im Rahmen ihrer Auslandsarbeit Hunde und Katzen nach Deutschland transportieren, weil ihre Vermittlungschancen in Deutschland besser als im Ursprungsland sind. Dieses Vorgehen ist unter der geltenden Rechtslage für uns weiterhin nicht haltbar. Das Recht der Tiere 2/2012 Wir haben in unserem Gutachten "Die Verbringung von Hunden nach Deutschland - Tierschutz und gewerblicher Handel" vom August 2011 ausführlich begründet, wann ein gewerbsmäßiger Handel mit Tieren anzunehmen ist. 24 Das ist dann der Fall, wenn eine Tätigkeit selbstständig, planmäßig, fortgesetzt und mit der Absicht der Gewinnerzielung ausgeübt wird. Dies gilt auch für den Begriff des gewerbsmäßigen Handels mit Wirbeltieren i. S. d. Tierschutzgesetzes. Das Tierschutzgesetz nennt keine Voraussetzungen für das Vorliegen eines gewerbsmäßigen Handels. Jedoch sieht auch Ziff. 12.2.1.5 der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Tierschutzgesetzes vor, dass eine Gewinnerzielungsabsicht zwingend erforderlich sei. Ein Tierschutzverein, der aber Tiere aus dem Ausland an neue Besitzer in Deutschland vermittelt, handelt nicht mit der Absicht, Gewinne zu erzielen. Die oft verlangte so genannte "Schutzgebühr" reicht nicht einmal dazu aus, um die entstandenen Kosten zu decken. Dieser Ansicht schließt sich auch das aktuelle Urteil vom 19.04.2012 des Verwaltungsgerichts Lüneburg, Az.: 6 A 63/10, an, das in einem Fall entschied, dass der dort klagende Verein keiner Erlaubnis für den Handel mit Wirbeltieren bedürfe. Das Verwaltungsgericht Lüneburg begründet seine Entscheidung - unter Verweis auf die Literaturmeinung und die Allgemeinen Verwaltungsvorschriften zur Durchführung des Tierschutzgesetzes - dass eine Gewinnerzielungsabsicht für den gewerblichen Handel Voraussetzung sei . Die von diesem Verein erhobenen Schutzgebühren in Höhe von 200,00 € pro Hund bei ca. 50 Vermittlungen im Jahr reiche nicht aus, um zu schlussfolgern, dass Gewinnerzielungsabsicht vorliege. KO M M E N TA R erblicher Hundehandel vor? "G EWINNERZIELUNGSABSICHT " Der Aspekt “Gewinnerzielungsabsicht” wird nicht von allen Gerichten berücksichtigt Anders sah dies das Verwaltungsgericht Schleswig in seiner Entscheidung vom 17.08.2011, Az.: 1 A 31/10. Allerdings ist der Beschluss nicht für eine vergleichende Betrachtung mit anderen Verfahren geeignet, denn in diesem Fall wurde das Vorliegen eines gewerbsmäßigen Handels angenommen. Die Klägerin hatte selbst eingeräumt, mit der Vermittlung von Tieren Gewinn erzielen zu wollen. Gegen das Urteil ist beim Oberverwaltungsgericht auch Berufung eingelegt worden. Das Verwaltungsgericht Koblenz äußert sich in seiner Entscheidung vom 07.09.2011, Az.: 2 L 760/11.KO, nicht konkret zu dem Erfordernis einer Gewinnerzielungsabsicht. Aus der Sicht des Gerichts könne dieses Merkmal dahinstehen, weil die nach dem Sachverhalt verlangte Schutzgebühr von 150 bis 350 € je Tier in der Größenordnung vergleichbar sei mit Hunden in Internet- und Zeitungsannoncen und damit bereits Gewinnerzielungsabsicht vorliege. Auch das aktuellste Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen vom 03.05.2012, Az.: 16 K 2515/10, klärt nicht abschließend, ob und wann eine Gewinnerzielungsabsicht bei einem Tierschutzverein vorliegt. In diesem Fall hatte die Klägerin private Vermittlungen vorgenommen und Einnahmen erzielt, weshalb eine Gewinnerzielungsabsicht jedenfalls für die Klägerin als Privatperson vorliegt. rer Mandantschaft im behördlichen Verfahren stattgegeben, und durch die Behörde wurden bis heute auch keine erneuten Anstrengungen unternommen, dem Verein per Untersagungsverfügung eine Erlaubnispflichtigkeit für einen gewerblichen Handel aufzuerlegen. Es wird deutlich, dass weiterhin eine höchst unterschiedliche Rechtsprechung besteht. Gleichzeitig hat das Verwaltungsgericht Lüneburg jedoch aktuell erstmals umfassend Position bezogen und dabei unsere Ansicht bestätigt! Unser Rat: Jede Tierschutzorganisation sollte rechtlich den Behörden entgegentreten, wenn eine Einstufung als gewerblicher Tierhändler vorgenommen wurde, und gegebenenfalls eine gerichtliche Entscheidung herbeiführen. Da wir uns auf eine Vertretung solche Fälle spezialisiert haben, übernehmen wir weiterhin gerne eine Beratung und Vertretung in diesen Angelegenheiten. Als Reputation können wir dazu anführen, dass wir seit über zwei Jahren viele derartige Mandate betreuen und dabei noch kein Verfahren außergerichtlich oder gerichtlich verloren haben. Der letzte entschiedene Fall, bei dem ein Verein aufgefordert worden war, eine Erlaubnis für den gewerblichen Handel mit Tieren nach dem Tierschutzgesetz zu beantragen, fand vor dem Verwaltungsgericht Leipzig statt. Der von uns betreute Fall wurde für unsere Mandantschaft positiv entschieden, und das behördliche Vorgehen wurde mit Beschluss vom 20.06.2011, Az.: 3 L 74/11, untersagt. Nach der Entscheidung des Gerichts wurde ebenfalls dem Widerspruch unseTierschützer helfen aus Überzeugung - und nicht aus kommerzieller Hinsicht - in Not geratenen Tieren Das Recht der Tiere 2/2012 Das Gericht geht davon aus, dass die Einnahmen nicht ausreichen, um die Kosten für den Transport, die Verpflegung und die tierärztliche Versorgung zu decken - und selbst wenn ein Überschuss entstehe, dieser nur für die satzungsmäßigen Zwecke (nämlich den Tierschutz) verwandt werden dürfe. Das Verwaltungsgericht Lüneburg teilt damit unsere Auffassung vollumfänglich und hat sich als erstes Gericht konkret mit der Frage auseinander gesetzt, ob für das Vorliegen eines gewerblichen Handels mit Tieren eine Gewinnerzielungsabsicht erforderlich ist. 25 RUMÄNIEN MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND "D IE H ETZJAGD AUF H UNDE IST IN VOLLEM Das Recht der Tiere 2/2012 In einem Wohngebiet spielen Kinder. Es ist April, zwei Monate vor den Kommunalwahlen in Rasnov, Kreis Brasov. Dass Politiker wieder einmal die Straßenhunde zum Wahlkampfthema gemacht haben, werden die Kleinen vermutlich gar nicht wissen - aber was sie jetzt erleben, wohl nie wieder vergessen. "Monitoring und Tierschutz" steht auf dem Transporter und den Jacken der Männer, die nun auf sie 26 Für umgerechnet 30 Euro können die Einwohner eingefangene Tiere wie diese Hündin wieder freikaufen, doch die wenigsten haben diese Summe zur Verfügung - und wenn doch, kann es durchaus sein, dass der gesuchte Hund schon verhungert, seinen Verletzungen erlegen oder von Artgenossen zu Tode gebissen wurde. Wie wir Ihnen im RdT 1/2012 dargestellt haben, soll unter Federführung des Vereins "Monitoring und Tierschutz" ein neues Hundelager in Codlea, in unmittelbarer Nähe einer Tierkörperbeseitigungsanlage, errichtet werden. Weil an dem "Tierheim" noch gebaut wird, weichen die Hundefänger auf ein altes Stallgebäude in Rasnov aus, in dem die Hunde untergebracht werden. G ANGE ." zu kommen. Ein Mädchen nimmt den Liebling der Wohnblöcke, eine Hündin, in den Arm, doch diese Geste des Schutzes prallt ab an der Mauer aus Gefühllosigkeit und Brutalität. Sie entreißen dem weinenden Kind den Hund und verschwinden. "Die Hetzjagd auf Hunde", berichtet Petra Zipp erschüttert aus Brasov, "ist jetzt, unmittelbar vor den Wahlen, in vollem Gange." In dieser rumänischen Stadt hat der Verein unter dem - die Öffentlichkeit bewusst täuschenden - Namen seinen Sitz. Wer versteckt sich hinter "Monitoring und Tierschutz"? eine Gruppe von Männern steht, die zu den skrupellosesten Hundemördern in Rumänien zählen, fanden als eine der ersten zwei Tierrechtler aus Brasov heraus. Als Claudiu Dumitriu und Codrut Feher 2009 auf die kriminellen Machenschaften der Hundefängermafia Vor einigen Monaten gründete die Hundefängermafia, auf deren Konto allein 30.000 tote Hunde in und um Brasov gingen, den Verein "Monitoring und Tierschutz" aus Steuergeldern. Zehn Kleinstädte gaben in der Hoffnung auf eine "effiziente Lösung" des Straßenhundproblems öffentliche Gelder, um die neue Hundeanlage in Codlea zu finanzieren. Dass hinter "Monitoring und Tierschutz" Flavius Barbulescu hat den Tod von über 30.000 Hunden zu verantworten AUSLANDSTIERSCHUTZ Tierrechtsverein und bmt werden Partner "Wir müssen geltende Gesetze einfordern", ist sich die bmt-Vorsitzende mit den beiden, bewundernswert mutigen Tierrechtlern einig. Um juristisch gegen den Verein "Monitoring und Tierschutz" vorgehen zu können, ist es nötig, ihre Handlanger bei Verstößen gegen das geltende Recht zu ertappen. Aus diesem Grund sitzen Claudiu Dumitriu und Codrut Feher den Hundefängern buchstäblich im Nacken, beobachten und verfolgen sie auf Schritt und Tritt, um eventuelle Vergehen gegen das Tierschutz- und andere Gesetze dokumentieren und bei Polizei oder Staatsanwaltschaft anzeigen zu können. Der bmt und der junge Tierrechtsverein sind im April eine Partnerschaft eingegangen, weil sie hoffen, mit vereinten Kräften schneller ihrem gemeinsamen Ziel näher zu kommen: Sie wollen die Hundefängermafia in Brasov zerschlagen und dazu alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausschöpfen. Mit Carmen Arsene, der bekannten rumänischen Tierrechtlerin, engagierten sich Claudiu Dumitriu und Codrut Feher bereits gegen das rumänische Euthanasiegesetz und trugen maßgeblich dazu bei, dass der umstrittene Vorstoß in Bukarest wieder zurückgezogen wurde. Die drei Säulen des Rumänienprojekts Petra Zipp hat das Rumänienprojekt, das viele Jahre vornehmlich auf der praktischen Tierschutzarbeit basierte, um die politische und juristische Kompo- nente erweitert. Es stützt sich nun auf drei Säulen: Q den praktischen Tierschutz vor Ort mit den Partnertierheimen und der Finanzierung/Begleitung von Kastrationsaktionen Q die verstärkte Lobbyarbeit mit Politikern. Dazu hat der bmt mit verschiedenen Bürgermeisterkandidaten Gespräche geführt, über Ursachen der Hundeproblematik aufgeklärt, die Boykotteure eines humanen Weges (Kastration etc.) beim Namen genannt und logistische Hilfe angeboten Q die Ausschöpfung aller Rechtsmittel durch prompte Strafanzeigen (Polizei, Staatsanwaltschaft) bei jeglichen Verstößen gegen das gültige Tierschutzgesetz, Baurecht, Transportrecht etc. Bei Nichtbeachtung erfolgen unverzügliche Beschwerden bei den übergeordneten Stellen. "Die rechtliche Vorgehensweise ist müh- Jeder Hund braucht "seine eigenen" Menschen. Das gilt auch für diese rumänischen Vierbeiner. Das Recht der Tiere 2/2012 stießen und im Zuge ihrer Recherchen herausfanden, welch unermessliches Leid sich seit 2002 hinter den Mauern der Tötungsanlage Stupin abspielte, beschlossen sie, sich mit ganzem Einsatz dem Schutz der Tiere zu widmen und ihren willigen Mördern das Handwerk zu legen (s. dazu auch S. 29-30). 27 Engagierte Tierschützerin in Predeal: Silvia Munteanu, hier mit Husky Tina und Welpen sam und bringt keine kurzfristigen Erfolge. Sie verlangt sorgfältige Recherchen und Dokumentationen", sagt Petra Zipp", aber sie verunsichert schon jetzt die Verbrecher und muss langfristig in Rumänien etwas bewegen." Das Recht der Tiere 2/2012 Denn nicht alle Vorfälle, in denen Hundefänger erbarmungslos Jagd auf Hunde machten und sie ihren Betreuungspersonen fortnahmen, finden ein gutes Ende. Petra Zipp konnte den Kindern der Wohnsiedlung zwar ihren Liebling zurückbringen und ihnen versichern, dass die Hündin in Kürze nach Deutschland gebracht und dort ein gutes Zuhause finden würde, aber noch ist die Bevölkerung dem Terror der Hundefänger weitgehend hilflos ausgesetzt und Kinder, wie in unserem Fall, müssen sich von ihren geliebten Vierbeinern trennen, um ihnen das Leben zu retten! Die Hundefängermafia, getrieben von Profitgier und kri- 28 Philip McCreight (TASSO), Petra Zipp (bmt) und auf der rechten Seite Claudiu Dumitriu und außen der Bürgermeisterkandidat von Codlea, Erwin Albu mineller Ener gie, boykottiert die humane Lösung des Problems der Straßen- und Besitzerhunde, die da heißt: Mikrochipkennzeichnung, Regis-trierung und Kastration sowohl der Besitzer als auch der herrenlosen Hunde, die häufig von tierlieben Menschen versorgt werden. Nicht so Brownie: Der junge Rüde wurde von einem Jäger angeschossen, als der illegal einen jungen Bären jagte ein weiterer Fall für die Tierrechtler Claudiu Dumitriu und Codrut Feher. Sie haben bereits Anzeige gegen den Mann erstattet. Erinnern Sie sich übrigens an die bezaubernde Geschichte aus unserem letzten MagaTierlieb ist auch Silvia zin (RdT Munteanu, doch sie 1/2012, Seite wollte grundlegende 44-46) mit Verbesserungen für die dem Titel: "Wie herrenlosen Vierbeiner entsteht ein erreichen. Ihr gelang, Dreamteam?" was Vorbild für viele ruDie Hündin mänische Gemeinden (Re)Gina, um werden könnte: Auf ihdie es in dem re Argumentation hin Bericht ging, will der Bürgermeister Browny, von einem Jäger bei ilwurde ebenihres Wohnortes Prede- legaler Bärenjagd angeschossen falls von Silvia al aus dem HundefänMunteanu aufgervertrag aussteigen und sicherte ihr genommen und fand dann über das zu, ein kleines Tierheim, dessen LeiteTierschutzzentrum ihr Zuhause bei lierin sie eines Tages werden soll, zu plabevollen Menschen und ebenfalls weitnen und Kastrationsprojekte zu starten. gereisten Hundekumpels. In dem bei Touristen beliebten Predeal ist Silvia Munteanu offensichtlich die einIn Codlea regt sich zige bekannte Tierschützerin. EntspreProtest chend viele Hunde werden ihr gebracht oder vor ihrem Tor abgesetzt. Zwar lebt Zurück noch einmal zu den Monaten die Rumänin in einem Haus mit Garten vor der Wahl, die wie so häufig für die am Wald, doch liegt das Grundstück Hunde zur tödlichen Bedrohung wernoch in einem Wohngebiet und in der den. Wahlasphalt oder Wahlhunde, saNähe eines Hotels und einer Pension, gen die Rumänen und spielen damit wo das Hundegebell stört. Viele Hunde auf die Politiker an, die nur zwei Thesind so traumatisiert, die sie keine Vermen zu kennen scheinen: Die schlechmittlungschance mehr haben ten Straßen Rumäniens und die herund für immer bei ihr bleirenlosen Hunde, die sie bevölkern. ben werden. Während die Hundefängermafia die Gunst der Stunde nutzt und unbarmherzig Jagd auf jeden Hund macht, Ein Lichtblick in Predeal TRI TUEM L TÄHNEIM EN A organisiert ein junger, unabhängiger Bürgermeisterkandidat in der Stadt Codlea eine Veranstaltung. Eingeladen sind der bmt, Tasso und Readc, das neue rumänische Haustierregister, um aus erster Hand über die von der EU empfohlene Strategie zur Erfassung, Kennzeichnung, Registrierung und Kastration der Hunde zu informieren. Weitere Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters schließen sich an, weil sie erkannt haben, dass die Bevölkerung von den Politikern eine humane Lösung für "ihre Hunde" erwartet. Dacheinsturz im Tierheim Brasov ! In dieser künstlich aufgeheizten Stimmung gegen Hunde trifft das Tierheim Brasov eine Katastrophe. Die Tage sind heiß, die Hunde flüchten sich in den Schatten, wo immer es möglich ist. Doch dann stürzt eines Nachts das Dach des größten Hundehauses mit zwölf Gruppenzwingern ein. Das Gebäude kann nicht mehr betreten werden - wie durch ein Wunder wurde kein Hund verletzt. 98 Hunde müssen auf die Schnelle in bestehende Gruppen anderer Zwinger integriert und die übrigen Tiere notgedrungen an Ketten gelegt werden (Foto rechts oben). Um dem Tierheim aus seiner akuten Bedrängnis zu helfen, muss der bmt kurzfristig eine größere Menge reisefertiger Hunde aufnehmen. Das Gebäude soll - im Hinblick auf den Umzug des Tierheims im kommenden Jahr auf ein neues Gelände - nicht mehr repariert werden. "Eine der wichtigsten Maßnahmen", erklärt Petra Zipp, "ist die Reduzierung des Hundebestandes." Weil den Tieren auf der Straße der Tod durch die Hundefänger droht, nimmt das Tierheim wieder verstärkt Hunde auf, darunter auch Notfälle aus der Tötungsstation Stupin. Das berüchtigte Gebäude wird zum Teil leider wieder genutzt. Auf die endgültige Schließung werden die rumänischen Partner den neu gewählten Bürgermeister verpflichten - genauso, wie sie derzeit alle Rechtsmittel gegen den Bau der Hundeanlage in Codlea ausschöpfen. Informationsveranstaltung mit Pressekonferenz mit Petra Zipp und Philip McCreight (rechts) Die Tierrechtler aus Brasov Codrut Feher (links u.) im Interview Das Recht der Tiere 2/2012 Claudiu Dumitriu und Codrut Feher, seit 2009 in der Nationalen Vereinigung für Tierschutz (FNPAIA) tätig, gründeten 2012 den Tierrechtsverein ASOCIATIA ALIANTA PENTRU COMBATEREA ABUZURILOR. Seit die beiden Männer 2009 herausfanden, dass sich hinter den Mauern der Tötungsanlage Stupin entsetzliches Leid abspielte und Hunde zu Zehntausenden auf jämmerliche Weise ihr Leben lassen mussten, schworen sie sich eines: Nicht länger zu ruhen, bis der Kopf der Hundefängermafia - Flavius Barbulescu - für seine Verbrechen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen sein würde. Um ihn vor Gericht zu sehen, brauchten die Tierrechtler Beweise, die exakte Dokumentationen seiner Untaten. Und so beschlossen Claudiu Dumitriu und Codrut Feher diesen Mann und seine Mitarbeiter zu überwachen, um Hinweise auf weitere Verbrechen an Hunden zu bekommen. Mehrfach gelang es den beiden in detektivischer Glanzleistung Hundefänger bei Tötungsaktionen und Misshandlungen von 29 RUMÄNIEN Hunden und Welpen zu beobachten, Polizei und Presse einzuschalten. Nach vier Strafanzeigen gegen den berüchtigten Hundefänger-Chef gab Barbulescu - zumindest in Brasov - scheinbar auf. Tatsächlich wurden ab Oktober 2009 im Lager Stupin keine gesunden Hunde mehr getötet, einzig unheilbar kranke eingeschläfert. Seitdem die Tierrechtler Barbulescus Truppe überwachten, ging die Zahl der getöteten Hunde rapide zurück: Starben 2008 noch 5700 Hunde in der städtischen Anlage, so waren es 2010 nur noch 50 - schwer erkrankte - Tiere. Doch Flavius Barbulescu setzt 2010 seine schmutzige und überaus gewinnbringende Arbeit nun in den Umkreisgemeinden fort. In Rasnov, Zarnesti und Fagaras nutzt er verlassene Gebäude zur provisorischen Unterbringung der gefangenen Hunde, lässt sie mit gefälschten Diagnosen seines Handlangers (Tierarzt Philip Alin) töten und wird auch bei diesen illegalen Aktionen von den Tierrechtlern beobachtet, die umgehend Polizei, Presse und Staatsanwaltschaft informieren. Noch mehr Welpen, die bei Silvia Munteanu auf Vermittlung warten Gleichfalls kann durch die perfekte Überwachung festgehalten werden, dass die Hundefänger auf Barbulescus Geheiß Hunde in einigen Gemeinden fangen, um sie in anderen auszusetzen. Mit diesem "Hundetourismus" sollen die in einigen Städten angelaufenen Kastrationsprojekte, u.a. auch vom bmt finanziert, boykottiert werden. Als die Regierung 2010 abermals das Töten von Straßenhunden diskutiert, nutzen Dumitriu und Feher ihre Kontakte zu anderen Tierschutzorganisationen und betreiben im Parlament von Bukarest Lobbyarbeit. Sie nehmen an Sitzungen teil, organisieren Proteste, geben Interviews, schreiben Artikel in mehreren Sprachen über die Widersinnigkeit der Gesetzesvorschläge und den kriminellen Hintergrund der Jagd auf Straßenhunde. Auch dank der intensiven Lobbyarbeit der beiden Aktivisten wird das umstrittene Gesetz 2011 in Bukarest nicht verabschiedet und nach einem erneuten Vorstoß der Verfechter von Hundetötungen dann das Verfassungsgericht angerufen. Das oberste Gericht entscheidet 2012, dass das "EuthanasieGesetz", das die Vernichtung der Hunde legalisiert hätte, mit der Verfassung nicht zu vereinbaren sei. Doch auch jetzt gibt die Hundefängermafia keine Ruhe: Als abzusehen ist, dass die Wiedereinführung von Hundetötungen keine Mehrheit im Parlament finden wird, entwickelt Barbulescu seinen teuflischen Plan: Den Bau einer neuen Hundeanlage in Codlea mit großzügiger Unterstützung aus Steuergeldern. Geschickt hatte er zehn Gemeinden von der Notwendigkeit seines Vorgehens gegen Straßenhunde überzeugt. Aber Claudiu Dumitriu und Codrut Feher bleiben dran! Text: Petra Zipp, Claudia Lotz Fotos: Petra Zipp Wie können Sie in der aktuellen Situation helfen? Das Recht der Tiere 2/2012 Sie können jetzt sehr viel für die Straßenhunde tun: Q Spenden Sie für die tierärztliche Betreuung und für Kastrationen Q Übernehmen Sie eine Patenschaft für einen rumänischen Hund (für Personal, Futter, Umbauten, neue Gehege etc.) Q Unterstützen Sie die Tierrechtler vor Ort durch Ihre Spende bei ihrer so wichtigen Arbeit 30 bmt-SPENDENKONTO AUSLAND Stichwort: Rumänien oder Ungarn Frankfurter Sparkasse Konto 847 275 BLZ 500 502 01 IBAN DE 795005 0201 0000847275 SWIFT BIC HELADEF 1822 Adoptieren Sie einen rumänischen Hund aus unseren bmt-Tierheimen, der dann wieder Platz für einen weiteren Vierbeiner macht Q Machen Sie Werbung für unser Projekt. Wenn es gelingt, wird es Modellcharakter haben. Q Die Zukunft der Straßenhunde liegt in unseren Händen. Lassen Sie uns diese Chance nicht entgehen. Für ein Rumänien, in dem nicht mehr gelitten und gestorben wird. GST BAYERN Friends - not just for food Die bmt-Mitarbeiterinnen bmt-Mitarbeiterinnen Tanja Tanja Pöch (links) und Christina EhrEhrlicher vertreten die Geschäftsstelle Bayern auf der Veranstaltung Veranstaltung Vier Rinder, 46 Schweine und 945 Hühner isst im Durchschnitt jeder Deutsche im Laufe seines Lebens. Dieser statistisch erhobene Verzehr ist mit Leid für die in Massentierhaltung gemästeten Tiere, schwerwiegenden Folgen für Klima, Umwelt und Gesundheit der Menschen teuer erkauft. Zu teuer, sagen die Initiatoren von Greentunes und verstehen ihre Veranstaltungen als (überfälligen) Anstoß zu einem besseren Umgang mit Tieren und den Ressourcen unserer Welt. Am 16. Juni fand nun das zweite Greentunes-Festival in München statt - einer der Partner war der bmt. Nach dem gelungenen Auftakt des Festivals in Berlin 2011 gingen die Veranstalter sicher mit hohen Erwartungen in die zweite Veranstaltungsrunde und Geschäftsstelle Bayern Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München Tel. (089) 38 39 52-13, Fax -23 Postbank München, BLZ 700 100 80, Kto. 142 20-802 www.bmt-bayern.de wurden nicht enttäuscht. Das Interesse an einer gesunden und ökologisch verantwortlichen Ernährungsweise scheint glücklicherweise zuzunehmen, und so wollten sich denn auch viele Münchner über Veganismus, Vegetarismus und Fleischreduktion etc. informieren. Wie schon in Berlin näherten sich die Organisatoren dem aktuellen Thema über Filme, Lesungen, Diskussionen und Musikeinlagen auf der Bühne. Innerhalb des Programms setzte das Greentunes-Festival Akzente gegen die Massentierhaltung, für Tierschutz und eine vorwiegend pflanzliche Kost aus der heimischen Region. Neben Bündnis 90/Die Grünen, Shea Shepard, der Albert-Schweitzer-Stiftung und dem bmt unterstützten viele namhafte Tier- und Umweltschutzverbände als Partner die Veranstaltung. Für den bmt war die Geschäftsstelle Bayern mit einem Stand vertreten und machte besonders mit seinem Unterrichtsmaterial für Schüler auf sich aufmerksam. Es gab intensive Gespräche mit Pädagogen und Eltern, die sich im Rahmen der Unterrichtsgestaltung für den Tierschutz stark machen wollen. Viel Zustimmung erhielten die beiden bmt-Mitarbeiterinnen auch auf die Unterschriftenkampagne von "Pro Katze". Das Bündnis aus bmt, Tasso und Vier Pfoten fordert gemeinschaftlich eine bundesweite Kastrations- und Registrierungspflicht von Freigänger-Katzen und sammelt zur Verstärkung ihres Anliegens Unterschriften zur späteren Vorlage bei Bundesministerin Ilse Aigner. Der jüngste Erfolg des Bündnisses: Die Stadt Osnabrück stellt 20.000 Euro für Kastrationen zur Verfügung und verpflichtet die Tierhalter zur Kastration, Kennzeichnung und Registrierung ihrer Katzen. Mehr Infos dazu unter www.bmt-tierschutz.de Text: Claudia Lotz Das Recht der Tiere 2/2012 bmt ALS PARTNER BEI G REENTUNES F ESTIVAL IN M ÜNCHEN 31 Shira - glücklich vermittelt Erinnern Sie sich an Shira? Wir hatten Ihnen im vergangenen Magazin (RdT 4/2011) von der Katze erzählt, die als Jungtier aus dem Fenster gestürzt war und seitdem ihre Hinterläufe nicht mehr bewegen konnte. Aufgrund der schweren Beeinträchtigung waren wir uns sicher, dass Shira trotz ihrer bezaubernden Art und ungebrochenen Lebensfreude eine sehr geringe Vermittlungschance haben würde… …doch da haben wir uns alle gewaltig getäuscht! Wohin Shira nun umgezogen ist - und wie glücklich die neuen Besitzer mit diesem für sie ganz besonderen Tier sind, lesen Sie in dem Mail-Auszug. Das Recht der Tiere 2/2012 “Liebe Frau Bossmann, 32 wir melden uns mal wieder, um Ihnen über Shira zu berichten. Seit 14 Tagen kommt zwei bis drei Mal pro Woche eine Physio-Therapeutin zu uns. Neben Reizstrom, Magnetfeld- und Lichttherapie werden speziell die Hinterbeine trainiert. Nicht immer ist Shira damit einverstanden, aber irgendwie schaffen es meine Frau und die Therapeutin. Shira hat sogar schon etwas zugenommen. Vorrangig ist der Muskelaufbau im Beckenbereich. Das Stehen klappt mittlerweile ganz gut. Beim Laufen fehlt mangels Muskulatur die Kraft, das Hinterteil zu stabilisieren, so kippt sie nach wenigen Schritten seitlich weg. Meine Frau geht zwei bis drei Mal täglich mir ihr draußen spazieren. Dazu benutzt sie einen Schal, um das Hinterteil anzuheben und zu stabilisieren - so wie Sie es bereits gemacht haben. Wir haben auch schon eine Gehhilfe für die Hinterbeine ausprobiert. Diese war aber für Hunde und saß im Oberschenkelbereich nicht gut. Wie werden jetzt noch mal einen anderen Hersteller für die Anfertigung einer Gehhilfe ansprechen und dann anhand von Shiras Körpermaßen eine perfekt sitzende Gehhilfe anfertigen lassen. Wir sind sicher, dass Shira irgendwann auch allein laufen wird. In der letzten Woche haben wir Shiras Urin von unserer Ärztin untersuchen lassen. Sie hat Kristalle im Urin festgestellt und eine antibiotische Behandlung durchgeführt. Die gestrige Unter- MAX suchung hat ergeben, dass die Werte sich wieder erheblich verbessert haben. Zusätzlich bekommt Shira jetzt spezielles Futter für blasenkranke Katzen. Ansonsten geht es ihr mehr als super. Das Ausdrücken der Blase und die Unterstützung beim Kotlassen hat meine Frau super im Griff. Shira nässt immer weniger ihre Umgebung ein und hat sich darüber hinaus sehr gut an alle Abläufe im Haus gewöhnt. Jeden Morgen wird sie gebadet. Sie mag inzwischen nicht mehr allein sein. Wir haben sie ständig bei uns auf dem Sofa, auf dem Fensterbrett und auch mal morgens im Bett. Wenn wir im Garten sind, ist sie natürlich auch dabei. Wir haben Rollrasen verlegt und ihr eine richtige Spielwiese gebaut. Hier ist sie sehr gern, weil ständig Insekten herumschwirren, die sie jagen kann. Shira ist unser Lebensinhalt geworden. Alle täglichen Abläufe richten sich nach ihren Erfordernissen. Meine Frau genießt die Zeit mit ihr sehr. Shira ist so Shira, an den Hinterbeinen gelähmt, ist glücklich im neuen Zuhause KAT Z E N H AU S L U T T E R TA L ein liebenswerter kleiner Engel. Wir können einfach so dasitzen und zuschauen, wie wohl sie sich fühlt. Wenn sie schnurrt und schmust, und das ist nicht selten, sind wir überglücklich. Man sieht ihr die Lebensfreude an. Wir sind so glücklich über Shira, wie wir es mit dieser Intensität noch bei keiner anderen Katze erlebt haben. Und wir lieben alle unsere Katzen und Hunde sehr innig. Außenstehende können sich nicht annähernd vorstellen, wie glücklich wir mit Shira sind. Da Sie Shira ja auch mehrere Monate bei sich hatten, werden Sie verstehen, was wir empfinden. Wir können nur bestätigen, dass Ihre Entscheidung, Shira leben zu lassen, richtig war.” Sechs Jahre lang ertränkte ein niedersächsischer Landwirt den Nachwuchs seiner Hofkatze in der Jauchegrube. Wurf für Wurf, Jahr LUZIE für Jahr tötete er auf diese Weise, vernichtete buchstäblich mit seiner Hand Leben - obHIRA wohl es so einfach gewesen wäre, dieses zahllose, sinnlose und wiederkehrende Leid zu beenden. Scheinbar ist es für manche leichter, mit der Schuld zu leben, Tieren das Leben genommen zu haben, als eine Kastration zu bezahlen. Wahrscheinlich wäre diese tierschutzwidrige "Entsorgung" noch Jahre weitergegangen, wenn nicht die Ehefrau mit der Nachbarin über das Schicksal der verwaisten Mutterkatze gesprochen hätte. Für die Nachbarin eine unerträgliche Vorstellung. Und dann findet sie eines Tages die hochträchtige Luzie fern des Hofes und sieht sofort, dass die nächste Geburt unmittelbar bevorsteht. Schon während sie in das Katzenhaus fährt, bringt die S Sorge um Julius Katze den ersten Welpen gesund zu Welt, drei folgen später. Für die Katze, die das erste Mal in ihrem Leben tatsächlich ihre Babys auch aufziehen darf, ein besonderer Moment. Sie kümmert sich, so die Beobachtung ihrer Betreuungsperson, mit rührender Hingabe um ihre Kleinen und kann nun ganz sicher sein, dass sie und ihr Nachwuchs im Katzenhaus in guten Händen sind. Wenn Sie Luzies Babys kennenlernen wollen, sind Sie herzlich willkommen. Wie über Ihr Interesse an Mutter und Kindern würden wir uns auch über Ihre finanzielle und aktive Unterstützung an unserem aktuellen Bauvorhaben freuen: Die Quarantäne muss nämlich renoviert werden, weil Feuchtigkeitsschäden aufgetreten sind. Aus Kostengründen sollen die Arbeiten, die sich auf ca. 3000 Euro für das Material belaufen, in Eigenregie durchgeführt werden. Wenn Sie uns also mit einem Zuschuss oder handwerklichem Geschick helfen könnten, wäre das eine sehr große Erleichte"Katzenhaus Luttertal" rung für uns. Luttertal 79, 37075 Göttingen Herzlichen Dank (06678) 91 85 67 im Voraus für Ihre Leiterin (TH): Monika Bossmann Hilfe! Tel. (0551) 2 28 32 Vor 2 Wochen kam Julius zu uns ins Katzenhaus. Ca. einen Monat, alt wog er keine 200 Gramm! Er war fast nackt und litt unter einem ganz schlimmen Durchfall. Scheinbar war Julius von seiner Mutter vor einer Haustür abgelegt worden. Die dortige Anwohnerin hatte ihn dann 14 Tage mit der Flasche gefüttert. Allerdings mit reiner Kuhmilch! Diese Fehlernährung hätte Julius fast das Leben gekostet. Außerdem hat er schwere Mangelerscheinungen und Wachstumsstörungen. Der Durchfall ist zwar inzwischen zurück gegangen, aber das Katerchen ist viel zu klein für sein Alter und hat sehr krumme Hinterbeine. Er wiegt mit 6 Wochen erst 300 Gramm. Unsere anderen Kätzchen mit 3 Wochen sind viel kräftiger und größer als er. Dennoch ist er sehr aufgeweckt und verspielt. Ob Julius die körperliche Behinderung noch aufholen kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Postbank Hannover, BLZ 250 100 30, Konto 732 223 06 www.katzenhaus-luttertal.de Das Recht der Tiere 2/2012 Katzenbabys in Jauchegrube ertränkt Auch mit Handicap findet Shira neue Freunde 33 GST HESSEN Private Pflegestellen gesucht ! Vor 16 Jahren, am 1. August 1996, wurde die bmt-Arbeitsgruppe Hunsrück gegründet und bis heute von Mechthild Sody geleitet. Seit dem 1. Juli gehört die AG-Hunsrück aus organisatorischen Gründen nun der Geschäftsstelle Hessen an. Die Arbeitsgruppe braucht Unterstützung - und zwar in Form privater Pflegestellen. Welche Voraussetzungen dafür nötig sind und wann Menschen eher Abstand von solch einer Hilfestellung nehmen sollten, beschreibt Mechthild Sody im folgenden Beitrag. Frau Barkowski, auf Seite 35 mit Hündin Mona im Arm, ist übrigens eine der langjährigsten Pflegestellen des bmt-Hunsrück. Wir benötigen dringend weitere private Pflegestellen im Hunsrücker Raum, um unsere bewährte Tierschutzarbeit fortführen zu können. Was die "Ersatzeltern" mitbringen sollten … dig zum Kaffeekränzchen treffen, Vereinsklüngel ausgeschlossen Q seriöse, immer auf das Wohl des Hundes abgestimmte Vermittlung. Dabei erwarten wir von unseren Pflegestellen: Hundeerfahrung und einen ruhigen souveränen Umgang mit dem anvertrauten Tier Q eine solide Einstellung zum Tierschutz mit Herz und Verstand Q Zeit und den Willen, eine ehrenamtliche Tätigkeit (ohne materiellen Eigennutz) ausüben zu wollen Q freundliches, seriöses Auftreten, ein bisschen Talent zur Kommunikation und Durchhaltevermögen auch in schwierigen Situationen Q ein sauberes Umfeld, denn wir repräsentieren den Verein. Was ist Ihr "Gewinn"? Q Was Sie von uns erwarten können: Einen Ansprechpartner, im Notfall über 24 Stunden Q Übernahme sämtlicher Tierarztkosten und - falls gewünscht - auch der Futter- und Fahrtkosten Q Haftpflichtversicherung der Hunde über den bmt Q nette Kollegen, die sich im Notfall untereinander helfen, aber nicht stän- Das Recht der Tiere 2/2012 Q 34 ne Vermittlung blockieren, ein mehr oder weniger verborgenes Animal-Hoarding-Syndrom haben. Jeder Hund, den wir aufnehmen, ist vermittelbar. Sie retten unmittelbar zwei Hundeleben: Das ihres Pflegehundes und indirekt das Leben des nachrückenden Tieres Q Sie ermöglichen durch Ihre gute Pflegearbeit dem Hund ein einfacheres Eingewöhnen in seine neue Familie - und tragen entscheidend dazu bei, den optimalen Platz für den Hund zu finden, weil Sie ihn am besten kennengelernt haben Q Sie tun in einer unvollkommenen Welt etwas Gutes, drehen schlimme Schicksale in ihr versöhnliches Gegenteil um und verhelfen Todeskandidaten zu einem schönen Leben Q Sie erfahren tiefe Zufriedenheit, wenn aus einem gequälten, verängstigten Wesen ein glücklicher Familienhund geworden ist, der eigentlich halb im Jenseits war, aber Q INA Was wir nicht gebrauchen können: Menschen, die an den Hunden Geld verdienen wollen. Wir vermitteln Hunde, wir verkaufen sie nicht, wir arbeiten nicht Gewinnbringend und in der Regel nicht einmal Kostendeckend Q Menschen, die sich beim ersten Pippi in der Stube sofort des Hundes entledigen wollen Q Menschen ohne Eigeninitiative und Durchhaltevermögen, die alles auf andere abschieben Q Menschen , die aus Hunden "Mäuse" und "Fellnasen" machen. Das ist nicht unser Stil Q Menschen, die "klammern", die eiQ ELI Anzeige POLLY MONA durch unsere Hilfe noch viele schöne Jahre leben durfte Q Sie haben soziale Kontakte zu Gleichgesinnten, die oft über viele Jahre dauern - und gelegentlich finden Sie unter diesen engagierten Menschen auch Freunde für´s Leben. ELI ist mit drei Jahren noch ein junger INA gerade mal elf Monate alt und im übelsten Rüpelalter. Hund. Sie kommt aus Rumänien und muss Leider durch ihre Vergangenheit in Rumänien noch etwas verdie Hölle durchlebt haben. Wir vermuten, unsichert, hat sie mit Fremden nichts am Hut. Kennt sie ihre dass sie mit der Schlinge gefangen wurde, Leute, ist sie nur entzückend, verschmust und nur lieb. Ina was sie so traumatisiert hat, dass sie panisch sollte schnellstens eine gute Hundeschule besuchen. Mit ihauf die Leine reagiert. Aber im täglichen Abren Artgenossen ist sie bestens sozialisiert. lauf ist sie ein einfacher und pflegeleichter Hund. Wichtig: Eli braucht einen anderen MONA mit ca. sechs Jahren gehört diese Hündin für viele Hund, der ihr Halt gibt, und sie braucht außerMenschen schon zum alten Eisen. Dabei ist Mona auf der dem einen eingezäunten Garten. Irgendwann ganzen Linie ein Hauptgewinn. Nur lieb und sehr anhängwird ihre Blockade gelöst sein lich wartet sie auf ruhige Menschen. Geschäftsstelle Hessen Trotz ihrer Winzigkeit ist Mona ein und dann wird sie auch leinenführig werden. echter Hund: Sie braucht ihre SpaHundevermittlung Hunsrück, Gst Hessen ziergänge. Sie liebt es, im Garten Mechthild Sody POLLY ist auch erst drei herum zu wuseln und den ganzen Tel. (06764) 15 02 Jahre alt. Sie geht zunächst Tag "ihren" Menschen anzuhimSparkasse am Niederrhein, BLZ 354 500 00, einmal jeden Fremden meln. Konto 111 500 2063 wie eine Furie bellend "Mittelalterliches und knurrend an. Bewww.bmt-nrw.de Sommerfest" achtet man sie nicht, der Geschäftsstelle Issum zieht sie sich zurück und lässt sich auch schnell streicheln. Polly ist eine Die Homepage der Geschäftsstelle Hessen wird derzeit überruhige und sehr angenehme Hünarbeitet. Solange finden Sie unsere Hunde noch unter din, die auch alleine bleiben kann, www.bmt-nrw.de. Hier erhalten Sie auch alle Infos zum Somsich mit allen Hunden verträgt und bis merfest, das am 26. August 2012 (ab 11.00 Uhr) stattfindet. auf ihre gegenwärtige Aversion gegen Zum 60jährigen Jubiläum des bmt hat die Geschäftsstelle Fremde einfach nur perfekt ist. das Motto "Mittelalterliches Sommerfest" mit entsprechenden Aber Interessenten sind natürlich zunächst Darbietungen gewählt. Freuen Sie sich auf ein tolles Rahabgeschreckt. Wer Mut hat, wird hier mit eimenprogramm auf dem Pferdehof in Geldern, Duisburger nem tollen Hund belohnt. Straße 96 in 47608 Geldern. Das Recht der Tiere 2/2012 1/2012 Falls Sie ernsthaftes Interesse haben und im Großraum Simmern/ Hunsrück leben, melden Sie sich bei mir. Ich freue mich auf Sie! 35 Abschied und Neuanfang Das Recht der Tiere 2/2012 Monatelang hatte die berufstätige Sabine Wand versucht, für ihren Weimaraner, den sie als Berufstätige nach der Trennung von ihrem Mann nun alleine versorgte, ein gutes Zuhause zu finden. Doch vergeblich. Als auch Pflegestellen, Hundepensionen, Tierheime und diverse Nothilfe-Organisationen abwinken, weil der Rüde immer auffälliger wird, ist sie am Ende ihrer Kraft. Hier ist ihre Geschichte: 36 Anfang Dezember 2011 wendete ich mich in meiner Verzweiflung über eine E-Mail an den bmt in Berlin. Was war geschehen? Ich war Besitzerin eines Weimaraner Rüden Namens Afram. Er lebte sechs Jahre mit uns, geliebt und umsorgt in einer intakten Familie in einem schönen Haus mit großem Garten in einer ländlichen Gegend. Doch plötzlich war alles anders! Unsere Familie zerbrach. Mein Mann lehnte jegliche Verantwortung für den Hund ab, und so zogen wir im Januar 2011 in eine Mietwohnung. Im Vorfeld nahm ich mir eine private Hundetrainerin und drei Wochen Urlaub, um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern. Aber es nützte nichts. Aufgrund seines sensiblen und anhänglichen Charakters entwickelte er Verlustängste, sobald er alleine war, was sich in ausdauerndem Heulen, Jaulen, Wimmern und Bellen äußerte. Es hagelte Beschwerden, und die Kündigung der Wohnung wurde mir angedroht. Eine Hundekita schien eine Lösung, doch nach sechs Wochen wurde sie geschlossen und alle Versuche, eine andere zu finden, scheiterten. Mein Ar- beitgeber verbot mir, ihn mit zur Arbeit Doch nach neun Monaten gab es dann zu bringen. Gute Bekannte versuchten, einen Lichtblick: Der bmt sagte mir Hilmir zu helfen und wechselten sich mit fe zu. Claudia Lotz, GeschäftsstellenHundesitting ab. leiterin aus Berlin, telefonierte, mailte Über Mundpropaganda fand ich eine und nahm meinen Rüden in ihr WeihnPflegestelle, aus der ich ihn in jeder achtsrundschreiben auf. Als Dieter freien Minute holte und stundenlang Kuhn von der Geschäftsstelle in NorGassi ging. Die Gesamtsituation den von meinem besonderen Notfall brachte mich an meine physischen und hörte, sagte er mir Unterstützung zu. psychischen Grenzen und Afram ging Nur einen Tag nach meinem schweren es auch nicht gut. Gang ins Tierheim So entschloss ich Geschäftsstelle Norden durch den herzmich im April, für lichen Empfang von Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum ihn ein neues ZuHerrn Meyer etwas Leiter: Dieter Kuhn, hause zu finden. erleichtert - meldeund Ursula Sottmeier Ich nahm Kontakt ten sich die jetzigen Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26 Tierheim Hage zu "Weimaraner in Besitzer von Afram. Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage Not" auf, druckte Und sie haben ihm Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90 Flyer und verteilte ein schönes und lieRaiffeisen-Volksbank sie bei Tierärzten, bevolles Zuhause Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92 Einkaufsläden, gegeben. Konto 6302020300 hängte sie in Ich bin sehr glückwww.tierheim-hage.de Waldgebieten an lich, dass es ihm gut die Bäume und schaltete Anzeigen. Ich geht und dem bmt so dankbar! Ich hafand Interessenten, doch kam immer be jetzt eine Patenschaft für einen unetwas dazwischen, wie Krankheit oder vermittelbaren Hund aus dem Tierheim Unfall. Wir waren vom Pech verfolgt übernommen. So kann ich einem anund ich wusste endgültig nicht mehr deren Tier Gutes tun und bin dadurch weiter. auch Afram ganz nahe … TIERHEIM HAGE Aframs langer Weg ins Glück Und wer sind nun die neuen Besitzer? Bettina und Wolfgang Seßler, glücklich mit Afram Text: Claudia Lotz Fotos: TH Hage Das Recht der Tiere 2/2012 "Ich wollte eigentlichen einen Typ Neufundländer", erinnert sich Bettina Seßler an ihren ersten Besuch im Tierheim Hage im Dezember 2011. Doch ihr Lebensgefährte Wolfgang steht wie verzaubert vor Aframs Zwinger und hat keinen Blick mehr für einen anderen Hund. "Die beiden haben miteinander kommuniziert, sich angeschaut und sich auf eine ganz besonders intensive Art sofort verstanden, das habe ich noch nie zuvor bei einem Hund und einem Menschen erlebt", sagt die Mutter zweier erwachsener Söhne. Im September 2011 verkaufte sie ihr Haus in Gelsenkirchen und zog zu ihrem Freund nach Wilhelmshaven und von dort gemeinsam nach Holtgast, nahe Esens. Hier mietet das Paar ein Häuschen mit Garten und ist sich einig, einem Hund aus dem Tierheim ein schönes Zuhause bei ihnen schenken zu wollen. Und wie das Schicksal manchmal so spielt, betreten sie einen Tag, nachdem Sabine Wand ihren Rüden abgab, das Tierheim Hage zum ersten Mal. Während Bettina Seßler ihren schwarze "Bären" sucht, kommt Lebensgefährte Wolfram nicht an Afram vorbei. Herr Meyer, seit Jahren Hundepfleger im Tierheim, berichtet später, dass der Weimaraner schon aufmerkte, als die Besucher ins Tierheim kamen und von einer auffallenden Spannung erfasst wurde. Ob der Rüde da schon intuitiv begriff, dass jetzt endlich seine große Stunde gekommen war? Nach Monaten der Verlorenheit, der Ungewissheit und Hoffnungslosigkeit nun die Chance auf Geborgenheit, auf eine neue Familie? Der erste Spaziergang begeistert beide Seiten. Afram reagiert umgehend auf seine möglichen Bezugspersonen. Jeder Pfiff, jeder Ruf, jede Geste wird sofort mit freudigem Gehorsam beantwortet. 14 Tage lang lernen sich die Drei auf ihren gemeinsamen Ausflügen immer besser kennen. Dass der Weimaraner sein Herz an ihren Lebensgefährten vergeben hat, akzeptiert Bettina Seßler. "In Aframs Korb", beschreibt sie die innige Anhänglichkeit des Hundes, "müssen immer Kleidungsstücke von Wolfgang liegen, von mir trägt er nur die Schuhe durch die Gegend." Das sagt sie lächelnd, denn das große Gefühl, das die beiden füreinander empfinden, ist auch für sie ein Geschenk. "Es ist wunderbar", sagt Bettina Seßler, "Wolfgang und Afram miteinander zu erleben, sie sind unzertrennlich, obwohl sie sich doch erst wenige Monate kennen." Im Augenblick betreut sie, die in der Gastronomie arbeitet, den Hund fast alleine, weil ihr Lebensgefährte auf Montage ist und nur am Wochenende nach Hause kommt. In Kürze wird er aber eine Baustelle in Norden übernehmen und kann dann wieder täglich für seinen vierbeinigen Freund da sein. Radtouren, Wanderungen, Suchaufgaben im Wald, Spiele im Garten und das gemeinsame Ausklingenlassen des Tages in einer immer tiefer werdenden Vertrautheit genießen sie alle - die Menschen und ihr Hund, die sich da so plötzlich gefunden haben. 37 “UNTER UNS MEN Tiersch Von Tierheimleiter Frank Seit mittlerweile über acht Jahren arbeite ich jetzt im Tierschutz. In dieser Zeit hatte ich, das können Sie mir getrost glauben, reichlich Gelegenheit Erfahrungen zu sammeln, positive wie negative. Wobei die positiven Erlebnisse zumeist in direktem Zusammenhang mit den Tieren stehen, während die negativen hauptsächlich mit Zweibeinern zu tun haben. Das Recht der Tiere 2/2012 Und da gibt es eine ganz besondere Gattung Mensch, die ich (es sei mir gegönnt) etwas näher in kritischen Augenschein nehmen möchte. Auch wenn ich weiß, dass ich mir damit keine Freunde machen werde. Aber ich sage es gleich - wer solche "Freunde" hat, braucht ohnehin keine Feinde mehr. 38 Der Leiter des FranziskusTierheims Frank Weber Die Rede ist von den so genannten "Tierfreunden" die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, die Tiere vor unserer unmenschlichen Gattung zu schützen. Koste es was es wolle. Das Feindbild schlechthin haben sie längst identifiziert: Andere Menschen, die es wagen, sich auch für Tiere einsetzen. Die moralisch gesetzten Hürden sind für den "normalen" Tierschützer nicht zu überwinden. Keine Weste kann so rein sein, dass man sie nicht mit Schmutz bewerfen könnte. Selbst Franz von Assisi müsste hier kläglich scheitern schließlich hat er mit den Tieren gesprochen, ohne eine behördliche Genehmigung einzuholen. F R A N Z I S K U S -T I E R H E I M SCHEN ” ützer am Pranger Weber Und besteht auch nur die vage Möglichkeit eines ideologischen Makels, ist der Gegner bereits lokalisiert. Mit aller gebotenen Vehemenz gilt es, diesen Feind zu vernichten, und in der Wahl ihrer Mittel sind diese selbsternannten "Tierfreunde" nicht gerade zimperlich. Da greift man mit besonderer Genugtuung auf die modernen Kommunikationskanäle zurück, dank Internet erlebt das seit Jahrhunderten beliebte Mittel der Denunziation eine nie geahnte Renaissance. Doch was die für den Ort, an dem sie geboren worden sind, können, weiß ich Geschäftsstelle Hamburg nicht. Hunde in Deutschland sind gut Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg aber für Hunde, die im Ausland in Not Leiter: Frank Weber sind, darf man nichts tun? Also, ich spenTel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32 de lieber für die frierenden Auslandstiere Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37 als für solche "Tierschützer"… Haspa, BLZ 200 505 50, Die echten Tierschützer sind die MenKonto 1049220799 schen, die der trächtigen Hündin das Lewww.franziskustierheim.de ben gerettet haben. Und übrigens dürfen Privatleute eine geimpfte Hündin mit ihren Welpen ganz legal nach Deutschland bringen. Ein VerSie merken, ich werde bei diesem Thema emotional. Wahrein darf Hunde unter 15 Wochen laut EU-Verordnungen unscheinlich, weil es mich selbst betrifft. Vor einiger Zeit ist mir ter keinen Umständen einführen. eine Anzeige des Amtsveterinärs ins Haus geflattert. Darin wirft man mir vor, illegal Welpen nach Deutschland geDas Problem der "selbsternannten" Tierschützer ist immer schmuggelt zu haben. Hintergrund ist eine Folge von "hundwieder dasselbe. Hier geht es nicht um die Tiere, sondern um katzemaus". Als angeblich "verantwortliche Person" soll ich eiPersonen und Befindlichkeiten. Die Tiere werden, wie so oft, ne geimpfte Hündin mit ihren nicht geimpften vier Wochen lediglich als Alibi alten Welpen nach Deutschland gebracht haben. missbraucht, um seine zutiefst menschDie Süße stammt tatsächlich aus einer Tötungsstation in Spalichen Beweggründe nien. Echte Tierschützer haben die hochträchtige Boxerhünzu verschleiern. Und din dort rausgeholt. Auf einer Pflegestelle hat sie einen Tag das haben die Tiere später ihre Welpen zur Welt gebracht. Als die Kleinen vier Wowirklich nicht verchen alt sind, kommt die Hundefamilie nach Deutschland. Ich dient...finde ich zuhabe, nachdem sie hier waren, lediglich geholfen, die Hunde mindest! auf eine gute Pflegestelle zu bringen. Das sind die Tatsachen. Verwerfliche Denunziation von Tierschützern Franziskus-Tierheim Das Recht der Tiere 2/2012 Gerüchte werden in die Welt gesetzt, Lügen zu Wahrheiten erklärt und Menschen mit lauteren Absichten erbarmungslos durch den Dreck gezogen. Ich könnte es ja bedingt verstehen, dass Menschen, die Tiere verachten so handeln, aber warum "Tierschützer" Tierschützer so hassen, kann ich einfach nicht verstehen. Ein Tier würde niemals so handeln! Das weiß ich aus Erfahrung... Und jetzt frage ich Sie: Ist das so ein schlimmes Verbrechen, dass man ein Bußgeld über 25.000 € angedroht bekommen muss? Und würden Sie den Menschen, der mich angezeigt hat, als Tierschützer bezeichnen? Diese Dame ist offensichtlich dieser Meinung. Sie ist in verschiedenen Internetforen aktiv und bittet dort um Spenden, um Heizöl kaufen zu können, damit sie mit ihren Hunden über den Winter kommt. Und sie hasst offensichtlich den Auslandstierschutz - und das heißt für mich, auch die Tiere im Ausland. 39 TIERSCHUTZZENTRUM Tatjanas Sie sind kaum größer als ein Fingernagel - und faszinieren Freunde und Besucher von Tatjana Geßler stets aufs Neue: Kleinste Garnelen, die sich u.a. von Wasserinsekten ernähren und darüber hinaus kaum nennenswerte Ansprüche an ihre Haltung stellen. Tiervermittlung Die beliebte TV-Journalistin besucht Tierschutzzentrum Das Recht der Tiere 2/2012 Als die SWR-Moderatorin für die gleichnamige Serie "Tatjanas Tiergeschichten" eine Reportage über die weiß-rot gestreiften Red-Bees macht, erwacht ihre Leidenschaft für die zwischen 20 und 25 Millimeter großen Garnelen, die gelegentlich eine besondere Vorliebe für Spinat entwickeln … 40 Dass sich die kleinen Wasserbewohner auch ohne ihre ständige Anwesenheit wohlfühlen können, ist für die vielbeschäftigte 39jährige sehr wichtig. Denn Tatjana Geßler ist Moderatorin, Fernsehjournalistin und Autorin, im August erscheint ihr neuntes Buch. "Manchmal frage ich mich selbst", sagt die diplomierte Wirtschaftsingenieurin, "wie ich das mir auferlegte Pensum schaffe, aber ich bin sehr konsequent und arbeite gerne am Feierabend und in den Ferien." Fast als wolle er ihr nacheifern, verhielt sich der fünf Monate alte Junghund Pico in ihrer Sendung im Juni. Geradezu abgeklärt saß er im Fernsehstudio des Südwestrundfunks und blickte aufmerksam zwischen Petra Zipp und Tatjana Geßler hin und her. Seit 2011 gibt es das Format "Tatjanas Tiervermittlung", in dem die Moderatorin Tierschutzorganisationen aus Baden-Württemberg die Möglichkeit gibt, ihre Schützlinge vorzustellen. Die gebürtige Heidelbergerin freut sich über die Resonanz der Zuschauer, denn jede weitere Sendung erhöht die Vermittlungschancen für Tiere, die noch kein schönes Zuhause gefunden haben. Auch "Sonnyboy" Pico, wie das Team vom Tierschutzzentrum den fröhlichen und unkomplizierten Junghund nennt, konnte sich nach seinem Geflirte mit der Kamera kaum vor Interessenten retten. Tatjana Geßler stammt aus einer Tierarztfamilie. Der Umgang mit allem, was fliegt, schwimmt oder auf vier Beinen läuft, ist ihr vertraut - kein Wunder, dass sie ihre Liebe zu Tieren in den Mittelpunkt ihres Berufes stellt. Nach dem Studium arbeitet sie als Werbetexterin, geht 1998 zum Südwestfunk und moderiert mehrere Sendungen aus und für die Region. In "Tatjanas Tiergeschichten" stellt sie vom Äffchen bis zum Zebrafinken heimische und exotische Tierarten vor. Begleitend zu dieser beliebten und sehr informativen Serie hat sie drei Bücher geschrieben, in denen sie den Lesern anschaulich beschreibt, was hinter der Kamera passiert. "Manchmal muss man Stunden, selbst Tage im Wald stehen", sagt sie, "um die Bilder zu bekommen, die man braucht." Anders als die Live-Sendungen, so moderiert Tatjana Geßler noch die Landesnachrichten Baden-Württemberg aktuell und macht für die Lan- PFULLINGEN Tatjana Geßler stellt Notfälle aus dem Tierschutzzentrum Pfullingen vor. Links Tierheimleiterin Petra Zipp desschau Live-Reportagen, stellt die vorproduzierte Tier-Vermittlungsstaffel eine geringere Herausforderung dar. "Der Stress bei dieser ganz anderen Art der Arbeit ist natürlich geringer", erklärt die Fernsehjournalistin, "weil eben nicht live gesendet wird." An einem solchen Drehtag fährt sie morgens gegen 8.00 Uhr ins Studio, geht in die Maske, führt um 9.00 Uhr die Vorgespräche mit den Teilnehmern, macht sich mit den vorzustellenden Tieren vertraut und kann sich aufgrund ihrer jahrelangen Professionalität darauf verlassen, Interviews und Bilder in den kommenden Stunden "im Kasten" zu haben. Die Zuspielfilme, zum Beispiel über einen Hund in seinem neuen Zuhause, werden vorproduziert. Während andere nun den Tag beschaulich ausklingen lassen würden, sagt Tatjana Geßler ihren Katzen, dem Hamster und - nicht zu vergessen - den weiß-rot gestreiften Red-Bees guten Abend und setzt sich dann an ihren Schreibtisch. Die Arbeit an den Büchern ist für sie eine wunderbare und ausgleichende Tätigkeit. "Das Fernsehen ist ein flüchtiges, kurzlebiges Medium", sagt sie, "die Bücher bleiben. Wenn ein Kind ein Buch in der Hand hält, dann haben Sie es erreicht." Und weil auch Tatjana Geßler ihre Zuschauer erreicht, wünschen wir uns von dem SWR-Intendanten Peter Boudgoust, dass "Tatjanas Tiervermittlung" fortgeführt wird. Die nächste Staffel ist zumindest sicher und wird im Herbst ausgestrahlt. Am 7. Oktober können Sie die beliebte Moderatorin live im Tierschutzzentrum Pfullingen erleben. Tatjana Geßler wird aus ihrem neuen fünften Kinderbuch lesen. Hinweise zu ihren anderen Büchern finden sie auf www.tatjana-gessler.de Tierschutzzentrum Pfullingen Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18 Leiterin (TH): Petra Zipp Tel. (07121) 820 17 20 Kreissparkasse Reutlingen, BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889 www.tierschutz-bmt-bw.de Noch mehr Notfälle ... Zwar hat Pico einen guten Platz gefunden, aber viele seiner Freunde aus dem Tierschutzzentrum Pfullingen warten noch auf nette (in allen Fällen hundeerfahrene) Menschen. Darunter sind z.B.: "Schattenhund" Otto. Der ca. 3,5 Jahre alte Hund versteckt sich, wenn Besucher kommen. Das ist bedauerlich, weil der Rüde ein überaus sanfter Hund ist, der jeden tierischen Neuzugang in sein Herz schließt und ein wunderbares Zuhause verdient hätte. Dackel Biene Die zehn Jahre alte Dackelhündin hat aufgrund einer familiären Trennung ihr Heim verloren. Sie ist sehr gut erzogen, fährt Auto, bleibt alleine, neigt aber zur Eifersucht. Darum sollte sie schnell aus ihrer jetzigen Pflegestelle zu Menschen vermittelt werden, die sie als Einzelhund halten (möglichst ebenerdiges Wohnen). Carla Biene Text: Claudia Lotz, Fotos: TSZ Pfullingen Das Recht der Tiere 2/2012 Schäferhündin Carla Otto Carla, 4 Jahre, wurde vermutlich ausgesetzt und von ihren früheren Besitzern geschlagen. Die trotz allem freundliche und verschmuste Hündin hat leichte HD und würde von regelmäßigen Spaziergängen und einer gezielten Stärkung der Muskulatur sehr profieren. Carla sucht ein ebenerdiges Zuhause mit umzäuntem Garten. 41 Ein Traum Die Überforderung ihrer Besitzer, hat Bernd Schinzel beobachtet, ist inzwischen einer der häufigsten Gründe, weshalb Hunde ihr Zuhause verlieren. "Ich bin nur noch sauer" oder "nehmen Sie mir den bloß endlich ab!" - mit solchen und oft noch drastischeren Sätzen wollen die gescheiterten Hundebesitzer eines deutlich machen: Nicht sie haben im Umgang und der Erziehung versagt, sondern der Hund. BOBBY Das Recht der Tiere 2/2012 Von Claudia Lotz 42 "Natürlich bringt nicht jeder gleich gupischen Anspruch nach körperlicher te Voraussetzungen zur Haltung eines und geistiger Auslastung kaum wirklich Hundes mit", sagt der Tierheimleiter, gerecht werden. "einigen fällt es nicht leicht, konsequent Als die Jugendlichen vollständig das zu bleiben, die anderen tun sich mit der Interesse verlieren, bleibt ein notorisch Position der souveränen Leitfigur unterforderter Hütehund zurück, der schwer, aber die ungünstigste Konstelbei der sich erst bietenden Situation lation besteht dann, wenn sich die fal"explodiert". Er beißt den Nachbarn, schen Menschen die falschen Hunde Besitzer eines rivalisierenden Rüden, anschaffen." kurz darauf einen weiteren Mann. Wann ist ein Mensch der falsche für sei"Oft ist es auch so", erklärt der Tiernen Hund? "Immer dann", sagt Bernd heimleiter, "dass die Leute viel zu spät Schinzel, "wenn die reagieren. Sie lasrassespezifischen sen den Hund aufTH Köln-Dellbrück Eigenschaften des wachsen und sind Hundes von seinem plötzlich ganz entIddelsfelder Hardt, 51069 Köln Halter grob misssetzt, dass aus Leiterin (GSt): Sylvia Bringmann achtet werden und dem verspielten Leiter (TH): Bernd Schinzel Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48 die naturgemäßen Welpen ein groPostbank Köln, BLZ 370 100 50 Ansprüche - jeden ßer, schwer lenkKonto 924 02-505 Tag seines Lebens und leitbarer Hund ins Leere laufen. www.tierheim-koeln-dellbrueck.de mit Bedürfnissen Dann entsteht Frust geworden ist, die beim Hund, der sich je nach Veranlasie nicht erfüllen können oder wollen." gung vehement entladen kann." Die wichtigste Voraussetzung zur HalWie in folgendem Fall: Der Australiantung eines Hundes - nämlich die Shephard, aufgrund seiner Schönheit grundlegende Information über seine in den letzten Jahren zum Modehund rassetypischen Eigenschaften und Anavanciert, kommt als Welpe in eine Fasprüche - nehmen viele Hundebesitzer milie mit heranwachsenden Kindern. nicht ernst (genug). Die unüberlegte, Hundeschule und spielerische Beschäfspontane, oft emotional motivierte Antigung werden ihm noch in der ersten schaffung eines Hundes ist im InternetZeit zuteil, wenn auch sie seinem arttyzeitalter so leicht wie nie zuvor: Tau- sende Hunde werden jährlich online angeboten, ihr Schicksal via Computer besiegelt. Wo die Tiere hingehen, ob sie ein gutes Zuhause bekommen, die neuen Besitzer ihnen gerecht werden können, interessiert die Verkäufer in der Regel ebenso wenig wie die Anbieter auf Tiermärkten oder Zeitungsinserenten. Entpuppt sich die "Ware" in ihrer Entwicklung doch als Fehlentscheidung, wird der Vierbeiner eben wieder in die Angebotsmasse verschoben. "Das Halsband machen Sie ihm aber ab, das brauche ich für meinen neuen Hund", hört Bernd Schinzel häufig. Auch dies die Demonstration, dass der "aus dem Ruder gelaufene" Hund mit der eigenen Fähig- oder Unfähigkeit nichts zu tun hatte. So schlug ein berufstätiger Kölner seine Dobermannmixhündin (s. Bild rechts) regelmäßig, weil sie in seiner Abwesenheit die Wohnung auseinandernahm. Das Verhalten, ein Ausdruck von Verzweiflung, war die Antwort des Tieres auf die bis zu zehn Stunden währende, tägliche Einsamkeit. "Hier kann man kaum noch beschönigend von "Überforderung" sprechen", sagt der Tierheimleiter, "sondern nur noch von Dummheit. Da holen sich Leute ihren Hund am Sonntag, gehen TH KÖLN-DELLBRÜCK von einem Hund? Wenn die falschen Menschen auf die falschen Hunde treffen Als Bernd Schinzel auf die eindringliche Bitte des Ehepaares Bobby aus dem Wagen holt, trägt der Rüde einen nach innen gekehrten Stachelwürger - eine Maßnahme, die nicht nur tierschutzwidrig, sondern auch kontraproduktiv ist. "Der Hund hat jede kleinste Bewegung, die er an der Leine unternehmen wollte, mit Schmerz assoziiert, eine äußerst unglückliche Erfahrung." Entsprechend ablehnend reagiert der Schäferhund auf jegliche Korrekturmaßnahme, die im Tierheim an ihn herangetragen wird. Er stellt sich seinen Bezugspersonen frontal entgegen und baut sichdrohend auf. Doch immer öfter gelingt es Sandra Bringmann, die in ihrer Freizeit mit Bobby arbeitet, ihn aus dem Zustand der Erregung herauszuholen und die Bereitschaft zur Kommunikation in ihm zu wecken. "Die sehen Sie nie wieder, was für ein super Hund, Leona wird bei uns den Himmel auf Erden bekommen", schwärmt ein Kölner von der sportlichen Jagdhundmixhündin. Kaum 14 Tage später steht er mit der ca. Vierjährigen vor dem Tierheim, seine Nerven liegen blank. "Die ist ja völlig irre, was für ein durchgeknallter Hund, nehmen Sie den bloß wieder zurück!" Diesen Spagat zwischen beiden Extremen - hier die überschäumende Begeisterung, dort die fast aggressive Ablehnung - kann Bernd Schinzel vor allem emotional nicht nachvollziehen; es geht ihm nahe, dass die Hündin so schnell wieder aufgegeben wurde. Leona hatte nie wirklich eine Chance, sich zu entwickeln und in die neue Hausgemeinschaft hineinzuwachsen. "Ich nehme mir das Recht heraus", antwortet ihm der Tierheimleiter auf die Frage nach einem "neuen Hund", "über Ihr sprunghaftes Verhalten enttäuscht zu sein. Wir sind nicht dazu da, Ihnen Hunde nach Ihren persönlichen Vorstellungen zu formen - jede gute Beziehung, und das gilt auch für das Mensch-Hund-Verhältnis, muss erarbeitet werden. Das Vertrauen, die Freundschaft, der gegenseitige Respekt zwischen Zwei- und Vierbeiner werden einem nicht geschenkt." Das Recht der Tiere 2/2012 am Montag wie gewohnt zur Arbeit und wundern sich ernsthaft, dass der Vierbeiner damit nicht zurechtkommt und Amok läuft?" So geschehen bei einem Husky, der über eine Tierschützerin aus Nordrhein-Westfalen vermittelt wurde. Der offensichtlich nicht sehr verantwortungsvoll ausgewählte Besitzer ließ den acht Monate alten Rüden gleich einen Tag nach der Anschaffung allein in einer Gartenlaube zurück und fand bei seiner Heimkehr die Tür zerstört. Nun sitzt der Hund, der sich rassetypisch im Rudel am wohlsten fühlt, hinter einer Sicherheitsvorrichtung. "Es ist eine Schande", so Bernd Schinzel, "diesen (und jeden anderen) Hund mit Einzelhaft zu bestrafen." Der entlaufene Husky wurde kurzfristig im Tierheim aufgenommen, musste seinem Halter jedoch wieder ausgehändigt werden. Anders im Fall Bobby (großes Bild): Das ca. 70 Jahre alte Ehepaar ist aufgeregt, traurig, erleichtert - in dem Augenblick, als der Tierheimleiter ihnen den nicht mehr beherrschbaren Rüden abnimmt, werden sie von wechselnden Emotionen heimgesucht. Während eines Ungarn-Urlaubs kaufen sie von einem Züchter einen Schäferhundwelpen, der aus einer alten Arbeitslinie stammt und vor allem eines von seinen Haltern erwartet: Führungsstärke. Doch die Kölner können dem energiegeladenen Hund weder eine - seiner Rasse entsprechende - Aufgabe bieten, noch ihm die souveränen Partner sein, die er in dieser sensiblen Phase des Heranwachsens so dringend bräuchte. Schon mit einem Jahr lässt sich der Schäferhund von ihnen nichts mehr sagen … Tierheimleiter Bernd Schinzel mit Tequilla 43 Aus Liebe zur Natur! Hilfe für das Wildtier Igel IGEL-Station Helga Kirchhoff, Kassel Jedes Jahr melden sich unzählige Menschen im Tierheim. Sie haben einen Jungigel gefunden und suchen nach einer Unterbringung für das Tier. Es ist sicherlich sehr erfreulich, dass es Menschen gibt, die ihre Augen nicht verschließen und einem Tier in Not helfen möchten, doch es ist ganz wichtig, abzuklären, ob das Igelkind überhaupt menschliche Hilfe benötigt. Nicht jedes Jungtier, das wir in der freien Natur antreffen, ist verwaist und wird ohne unser Eingreifen sterben. Oftmals sind die Eltern gerade auf Nahrungssuche. Die Überlebenschancen von Wildtieren sind in der Obhut ihrer Eltern am größten. In jedem Fall hilfsbedürftig sind kranke bzw. verletzte Tiere oder Tiere, die in unmittelbarer Gefahr sind, beispielsweise wenn ein Igel auf einer stark befahrenen Straße umherläuft. In diesem Fall ist sofortige Hilfe angebracht. Und nur in diesen Ausnahmefällen dürfen Menschen überhaupt Wildtiere vorübergehend aufnehmen, päppeln oder gesund pflegen, um sie dann wieder in die Natur zu entlassen. Die Tierfreundin Helga Kirchhoff ist langjähriges bmt-Mitglied. Seit über 20 Jahren engagiert sich die pensionierte Lektorin ehrenamtlich für Igel in Not. Das Recht der Tiere 2/2012 Wie sind Sie überhaupt auf den Igel gekommen? 44 Im Herbst, vor mehr als 20 Jahren, begegnete mir zum ersten Mal ein kleiner Igel in unserem Garten. Ich wollte ihn mal genau ansehen, denn als Großstadtkind waren mir viele Tiere fremd: Schnell holte ich die alten Lederhandschuhe meines Vaters, es waren meine ersten Gartenhandschuhe, und nahm das Igel- Kind hoch. Im Fernsehen fas- zinierte mich die Sendung mit Professor Dr. Bernhard Grzimek, dem Direktor des Frankfurter Zoologischen Gartens, der im TV-Studio immer ein anderes Tier dabei hatte und neben der exotischen auch unsere heimische Tierwelt vorstellte. In einer Dokumentation über sein Leben erfuhr ich, dass er wegen seiner besonderen Beziehung zu den Igeln in der Schulzeit "IGEL" genannt wurde, und sich heute noch am Gartentor seines Wohnhauses ein Igel-Schild befindet. Prof. Grzimek berichtete auch über die tödlichen Gefahren, welche Igeln und anderen Wildtieren täglich durch unsere moderne Umwelt drohen. Das und auch die Liebe meiner Eltern zur Natur vergaß ich nie! Während der folgenden Monate versorgte ich den stacheligen Wintergast ideenreich und kaufte ein Buch, das die Bedürfnisse und das Verhalten dieses Wildtieres beschrieb: Auch beobachtete ich das hübsche Igel-Kind sehr oft in seiner Überwinterungsbox. Was raten Sie Tierfreunden, die einen hilfsbedürftigen Igel finden, und welche Voraussetzungen muss man überhaupt mitbringen, um einen kleinen Igel großzuziehen? Besorgte Igel-Finder müssen das Tier einem Tierarzt vorstellen oder das Tierheim informieren, wenn keine Igel-Station bekannt ist: Hier werden sie richtig beraten. Zur Igel-Betreuung braucht man viel Zeit, geeignete Räumlichkeiten, viele Ideen zur Einrichtung der artgerechten Unterkunft, etwas Geld, aber besonders viel Liebe zu diesem Tier und Einfühlungsvermögen; man muss fast selbst zum Igel werden … T THHWKAÖUL-NM- A DUE-L ILN BR SE ÜLC K 24 Stunden wach und konzentriert sein auf diese kleinen Lebewesen Igel, sie immer wieder wiegen und kontrollieren, füttern mit der Pipette und Fencheltee, gemischt mit Hundewelpen-Milchpulver, angerührt mit Wasser und manchmal etwas Honig; einige Schlafpausen von 2 ½ Stunden, manchmal 10 Tage lang, müssen sein, danach brennen oft die Augen: Wenn die Kleinen überleben, bin ich sehr froh. Was ist der größte Fehler, den man begehen kann? Igel ohne Kenntnisse über seine Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse mit nach Hause nehmen: Das ist strafbar. Außerdem ist das hübsche Stacheltier Überträger von vielen, für Menschen sehr gefährlichen Krankheiten. Wie sieht ein igelfreundlicher Garten aus? In einem Igel-Garten wachsen nur einheimische Sträucher und Bäume; er hat wilde Ecken, viele große Laub- und Rei- www.pro-igel.de GSt u.TH "Wau-Mau-Insel" Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel Leiterin (GSt): Petra Hollstein Leiter (TH): Karsten Plücker Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681 Kasseler Sparkasse, BLZ 520 503 53, Konto 70 700 www.wau-mau-insel.de sighaufen, lockere Holzstapel und Steinhaufen, mehrere flache Wasserstellen und einen Zaun, der nicht bis auf die Erde reicht. Das ist der beste Lebensraum für das geliebte Wildtier Igel. Viele Anrufer denken, dass Igel ab Oktober nicht mehr draußen herumlaufen dürfen und sammeln sie dann ein. Wie sind Ihre Erfahrungswerte? Igel dürfen nur in menschliche Obhut, wenn sie verletzt sind oder krank oder bei gefrorenem Boden umherlaufen und weniger als 500g wiegen. Im letzten September brachte eine Familie mir fünf Igel-Säuglinge, deren Mutter in Panik das Nest verlassen hatte, als Menschen den Komposthaufen darüber entfernten. Sie kam aus Angst um ihr eigenes Leben nicht mehr zu ihren Babys zurück, um sie zu säugen, und ohne menschliche Hilfe wären sie alle gestorben. Leider konnten wir nur zwei von ihnen, die anderen waren zu schwach zum Überleben, wieder in ihren bekannten Garten als große Tiere auswildern. Ende August rief mich ein aufgeregter Familienvater an, dessen kleine Tochter drei umherirrende Igel-Kinder entdeckt hatte. In dem schon länger beobachteten Nest, zerstört von Marder, Dachs oder Fuchs, lagen mehrere Igel-Geschwister tot darin. Die drei überlebten bei mir. Einer unserer Basset Hounds ist immer ein Igel-Spürhund: Bei Spaziergängen erschnuppert er besonders Igel, wie im letzten September eine im Straßenver- kehr getötete Igelin und deren noch lebendes Junges, das sofort von mir aufgenommen, auf Verletzungen untersucht und behutsam mit der Pipette gefüttert wurde, allein wollte es nicht fressen. Als große IgelFrau habe ich sie im Frühling ausgewildert. Wieviele Tiere können Sie maximal bei sich aufnehmen und versorgen? Etwa 30 Igel kann ich aufnehmen und betreuen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich um Tiere in Not zu kümmern, insbesondere Wildtiere. Was wünschen Sie sich für Ihre stacheligen Freunde? Achtung vor dem Leben aller Wildtiere und Anerkennung ihrer Fähigkeiten, mehr Liebe zu ihnen und Freude am Zusammenleben mit ihnen in möglichst natürlich gestalteten Lebensräumen. Interview: Claudia Bioloy Fotos: Helga Kirchhoff, Claudia Bioly Dieser Basset ist ein passionierter "Igel-Spürhund" Das Recht der Tiere 2/2012 Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, wenn Sie Igelwaisen versorgen, d.h. wie aufwändig ist Ihr Hobby? 45 TIERSCHUTZPOLITIK Gesetz über das Halten von Hunden F OLGT H ESSEN DEM Das Recht der Tiere 2/2012 Seit Jahren versucht die Politik, adäquat auf Vorfälle zu reagieren, bei denen Hunde Menschen verletzt oder sogar getötet haben. Unser föderalistisches System hat mittlerweile in den einzelnen Bundesländern zahlreiche unterschiedliche Verordnungen und Gesetze zur Haltung von Hunden hervorgebracht, welche zum großen Teil einem übertriebenen regulativen Aktivismus entsprungen scheinen und die tatsächliche Problematik nicht wirklich lösen konnten. 46 Der Versuch, die Gefährlichkeit von Hunden anhand ihrer Rasse oder Körpergröße festzumachen, ist nicht zielführend und hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass unzählige der als gefährlich eingestuften Hunde völlig unschuldig in den Tierheimen landeten ohne eine Chance, jemals wieder vermittelt zu werden. Das Land Niedersachsen hat ein Gesetz über das Halten von Hunden erlassen, das am 01.07.2011 in Kraft getreten ist. Darin wird zunächst von jedem Hundehalter die erforderliche Sachkunde im Umgang mit dem Hund gefordert, die in einer entsprechenden Prüfung theoretisch und praktisch nachzuweisen ist. Bestimmte Personenkreise gelten auch ohne Prüfung als sachkundig, so etwa Menschen, die bereits nachweislich und ohne negative Vorkommnisse über mindestens zwei Jahre einen Hund gehalten oder betreut haben. Jeder Hund, der älter als sechs Monate ist, VORBILD N IEDERSACHSEN ? muss elektronisch mittels MicrochipTransponder gekennzeichnet und in einem zentralen Register registriert werden. Auch besteht für jeden Hundehalter die Verpflichtung, für seinen Hund eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Für das Halten eines gefährlichen Hundes gelten besondere Bestimmungen. Hierbei wird die Gefährlichkeit aber nicht für bestimmte Rassen vorausgesetzt, sondern muss im Einzelfall bei Verdacht durch die entsprechende Fachbehörde (i.d.R die Ordnungsbehörde) festgestellt werden. Bestätigt sich daraufhin die Annahme, dass von dem Hund eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht, werden dem Halter weitere Bedingungen auferlegt und er muss eine Erlaubnis zur Haltung dieses Hundes bei der zuständigen Fachbehörde beantragen. Eine solche Erlaubnis setzt voraus, dass der Halter die erforderliche Zuverlässigkeit und persönliche Eignung zur Haltung eines gefährlichen Hundes besitzt und mit dem Hund eine praktische Sachkundeprüfung absolviert. Auch ein Wesenstest des Hundes muss dann zwingend durchgeführt werden. Das neue Gesetz in Niedersachsen zeigt einen realistischen Weg auf, der Problematik entgegenzuwirken, ohne dass Hunde und deren Halter generell vorverurteilt werden. Selbst ein tatsächlich als gefährlich einzustufender Hund hat die Chance, unter bestimmten Auflagen bei seinem Halter zu bleiben oder, sofern dieser nicht geeignet ist, an einen anderen, geeigneten Halter weitervermittelt zu werden. Vor allem aber kann bei konsequenter Umsetzung dieses Gesetzes durch die zuständigen Behörden verhindert werden, dass Hunde durch schlechte Haltungsbedingungen, unsachgemäßen Umgang oder gar kriminelle Absichten ihrer Halter erst gefährlich werden und selber z.T. massiv unter diesen Umständen zu leiden haben. Geldbußen bis zu 10.000 € bei Verstößen unterstreichen hoffentlich wirksam den Handlungswillen des Landes Niedersachsen. Angeregt durch diese Vorgabe des Nachbarlandes wird jetzt auch aktuell in Hessen eine ähnliche Gesetzesvorlage diskutiert. Der bmt ist hier ganz aktiv als Verband in Form von Stellungnahmen und der Teilnahme an Anhörungsverfahren in den Gesetzgebungsprozess involviert und ist vor allem auch darum bemüht, für die Tierheime eine Entlastung bei der Weitervermittlung von bislang schwer bis gar nicht vermittelbaren Hunden zu erreichen. Dieser neue politische Ansatz scheint endlich den richtigen Weg für ein zufriedenes und vor allem friedliches Zusammenleben von Hunden und Menschen aufzuzeigen. Text: Dr. Heike Pankatz Der bmt - seine Geschäftsstellen und Tierheime Geschäftsstelle Norden Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum Tel. (04933) 99 28 24, Fax 99 28 26 Tierheim Hage Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage Tel. (04938) 4 25, Fax 91 49 90 Raiffeisen-Volksbank Fresenae.G.Norden, BLZ 283 615 92 Konto 6302020300 Franziskus-Tierheim Geschäftsstelle Berlin Geschäftsstelle Hamburg Lokstedter Grenzstr. 7, 22527 Hamburg Tel. GSt (040) 55 49 28 - 34, Fax -32 Tel. Tierheim (040) 55 49 28 37 Haspa, BLZ 200 505 50, Konto 1049220799 Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin Tel. (030) 80 58 33 -38, Fax -39 Postbank Berlin, BLZ 100 100 10, Konto 9603-107 www.tierschutz-bmt-berlin.de www.franziskustierheim.de www.tierheim-hage.de "Katzenhaus Luttertal" GSt u. TH "Arche Noah" TH Hage/ GSt Norden www.katzenhaus-luttertal.de TH Arche Noah GSt Berlin ww.tierheim-arche-noah.de GSt u.TH "Wau-Mau-Insel" Katzenhaus, TH GSt Issum Geschäftsstelle Issum Drosselweg 15, 47661 Issum Tel. (02835) 44 46 97, Fax 44 46 99 Sparkasse am Niederrhein, BLZ 354 500 00, Konto 111 500 2063 TH Köln TH Wau-Mau-Insel TH Elisabethenhof Tierheim Elisabethenhof www.bmt-tierschutz.de TH Köln-Dellbrück Tierschutzzentrum Pfullingen GSt Bayern Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen GSt: Tel. (07121) 820 17 -0, Fax -18 Tierheim: Tel. (07121) 820 17 20 Kreissparkasse Reutlingen, BLZ 640 500 00, Kto. 75 7889 www.bmt-tierschutzzentrum.de Geschäftsstelle Hessen Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim GSt.: Tel. (06035) 96 11 11 Tierheim: Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18 Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01, Konto 5975 www.tierheim-elisabethenhof.de www.tierheim-koeln-dellbrueck.de Tierschutzzentrum Pfullingen Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel Tel. (0561) 86 15 680, Fax 86 15 681 Kasseler Sparkasse, BLZ 520 503 53, Konto 70 700 www.wau-mau-insel.de www.bmt-nrw.de Iddelsfelder Hardt, 51069 Köln Tel. (0221) 68 49 26, Fax 68 18 48 Postbank Köln, BLZ 370 100 50 Konto 924 02-505 Luttertal 79 37075 Göttingen Tierheim: Tel. (0551) 2 28 32 Postbank Hannover, BLZ 250 100 30, Konto 732 223 06 Geschäftsstelle Bayern VORSTAND Vorsitzende: Petra Zipp Tierschutzzentrum Pfullingen Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen Tel. (07121) 820 17 -23, Fax 820 17 -18 Stellv. Vorsitzender: Bernd Stephan Kaiser-Friedrich-Promenade 82 61348 Bad Homburg Tel. (06172) 138 80 26, Fax 23 691 Weiteres Vorstandsmitglied: Karin Stumpf Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln, Tel. (0221) 950 51 55, Fax 950 51 57 Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München Tel. (089) 38 39 52-13, Fax -23 Postbank München, BLZ 700 100 80, Kto. 142 20-802 www.bmt-bayern.de Das Recht der Tiere 2/2012 Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum GSt.: Tel. (0152) 33 51 32 16 Tierheim: Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553 Kreissparkasse Syke, BLZ 291 517 00, Kto. 113 000 29 57 Franziskus-TH, Hamburg 47 „ D a s R e c h t d e r T i e r e “ – Po s t v e r t r i e b s s t ü c k B 1 3 7 6 9 – E n t g e l t b e z a h l t Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. Als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar Sitz: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15 www.bmt-tierschutz.de 60 JAHRE bmt - BESITZEN SIE NOCH ALTES BILDMATERIAL DES VEREINS? Wie Sie wissen, besteht der bmt in diesem Jahr sechs volle Jahrzehnte. Wie hat sich der bmt innerhalb der 60 vergangenen Jahre entwickelt und welche Veränderungen machten unsere Tierheime und Geschäftsstellen durch? Das alles soll im RdT 4 - unserer Weihnachtsausgabe - zum Thema werden. Darum unsere Bitte an Sie: Haben gerade unsere älteren Mitglieder unter Ihnen noch Bildmaterial und Postkarten aus den Anfängen des Vereins? Fotos von Infoständen, Demonstrationen, Protesten und Aktionen oder auch Motive, mit denen der alte "Bund gegen die Vivisektion" oder etwas später der "Bund gegen den Mißbrauch der Tiere" auf Tierschutzprobleme hinwies? Selbstverständlich erhalten Sie Ihr Material von uns zurück. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften. Bitte zu Händen von: Claudia Lotz, Sauerbruchstraße 11, 14109 Berlin. Ich unterstütze den Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. und werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von Euro ...................................................................... (Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann jederzeit satzungsgemäß beendet werden.) Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen. spende hiermit Euro .................................................................................................................................................................. Name:............................................ 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