Schwierige Zeiten kommen auf uns zu
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Schwierige Zeiten kommen auf uns zu
KRAICHGAU Zwei Dutzend Zehntklässler des Möckmühler Gymnasiums haben am Junior-Wettbewerb des Instituts der deutschen Wirtschaft teilgenommen und schafften den Sprung ins Landesfinale. LANDKREIS Seite 4 b Wenn das Bild im Kopf stets verschwimmt Ein Phantombild anfertigen, das ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. REGION Seite 20 a Tödlicher Sturz in Hoffenheim Radfahrer ertrank in der Elsenz Von einem Spaziergänger entdeckt wurde die Leiche eines 40-Jährigen aus Sinsheim-Hoffenheim am Sonntagmorgen in der Elsenz. Er lag unterhalb des Radweges, in Verlängerung der Straße Große Minke. Wenige Meter bachaufwärts lagen Fahrrad und Jacke des Mannes an der Uferböschung. Er wies eine Platzwunde am Kopf auf und hatte neben seinen persönlichen Ausweispapieren einen gefälschten Polizei-Dienstausweis des Bundeskriminalamtes (BKA) bei sich. Wie die Obduktion ergab, stammen die Verletzungen von den scharfkantigen Schottersteinen im Bachbett, auf die der Radfahrer mit dem Kopf aufschlug. Als Todesursache stellten die Gerichtsmediziner eindeutig Ertrinken fest. Der Mann hatte in der Vergangenheit einen schweren Herzinfarkt erlitten. Die Behörden gehen derzeit eher von einem Unglücksfall aus. Unklar ist allerdings, warum der Tote einen gefälschten BKA-Ausweis mitführte und wie er zu diesem kam. Polizeilich in Erscheinung getreten war er bis zu seinem Tod jedenfalls noch nicht. OB-Wahl in Sinsheim Bürgermeister Geinert tritt an Rolf Geinert, Bürgermeister in Neckarbischofsheim, will sich am 8. Februar zum Oberbürgermeister der großen Kreisstadt Sinsheim wählen lassen. In der gestrigen Sitzung des Neckarbischofsheimer Gemeinderats hat Geinert seine Kandidatur öffentlich erklärt. Es gehe ihm nicht in erster Linie darum, seine Tätigkeit in Neckarbischofsheim zu beenden. Die Aufgabe in Sinsheim sei eine besondere Herausforderung für ihn: „Im Alter von 47 Jahren ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich die Frage einer beruflichen Veränderung noch einmal stellen darf.“ Er fühle sich mit seiner Familie in der Region sehr wohl und wolle „mindestens für zwei Wahlperioden“ die neue Aufgabe erfüllen. (hk) w w w. s t i m m e . d e Mühlbacher Straße 10 75031 Eppingen Telefon 0 72 62/ 60 92-0 Redaktion -31 Peter Boxheimer Redaktionsleiter -33 Heike Kinkopf -30 Steffan Maurhoff -32 Ulrike Plapp-Schirmer -35 Eric Schmidt -34 Thomas Senger Telefax 0 72 62 / 60 92-66 Anzeigen -10 Peter Herkle -11 Ulrike Porombka Telefax 0 72 62 / 60 92-92 E-Mail redaktion.kraichgaua stimme.de kraichgausporta stimme.de anzeigen.kraichgaua stimme.de Internet www.kraichgau-stimme.de Geschäftszeiten 8.30 - 12.30 Uhr Mo.- Fr. 14.00 - 17.00 Uhr 9.00 - 11.30 Uhr Samstag SCHLAGZEILEN „Schwierige Zeiten kommen auf uns zu“ Putenabsturz Von Peter Boxheimer KARLSRUHER Während in Heilbronn Alarmglocken läuten, sieht Dieter STADTBAHNNETZ Ludwig den Ausbau des KarlsruGermersheim her Stadtbahnnetzes nicht geOdenheim Grabenfährdet. Dennoch kündigt der HEILBRONN Hoch- Neudorf Chef des Verbands Deutscher VerRülzheim Ubstadt Menzingen stetten kehrsunternehmen (VDV) energiSchwaigern Spöck schen Widerstand gegen die droBruchsal Eggenstein Eppingen hende Kürzung staatlicher InvesRichtung Wörth Blankenloch Öhringen titionszuschüsse an. Gölshausen Im badischen Mekka des NahBretten KARLSRUHE verkehrs ist diese Woche alles verMaulbronn Busenbach sammelt, was in der Branche Rang und NaRheinstetten Mühlacker men hat. Der VDV trifft sich zu seiner 13. Ittersbach Durmersheim Jahrestagung. Für Präsident Dieter Ludwig Busenbach BietigheimBruchVaihingen ein Heimspiel und Gelegenheit, sein KarlsBissingen hausen Ittersruher Modell den Vertretern der 531 MitMarxzell bach gliedsunternehmen hautnah zu präsenRastatt PFORZHEIM tieren. Auf rund 500 Kilometer ist das Iffezheim Gaggenau Neuenbürg Stadtbahnnetz mittlerweile angeBad wachsen. Längst sind die Grenzen Höfen BadenHerrenalb BadenAirpark der Region überschritten: Ab 15. DeBaden STUTTGART Gernsbach Bad Wildbad zember wird Freudenstadt im Schwarzwald angefahBühl ren, 2004 das hohenloForbach Straßenbahn hische Öhringen. DB-Strecke Bei allem Stolz über Achern AVG-Strecke (Eigentum) das Erreichte steht die STRASBOURG AVG-Strecke Tagung im Zeichen (von DB gepachtet) leerer öffentlicher Kassen. „Schwierige ZeiPlanung Baiersbronn ten kommen auf uns Verbundraum KVV Eutingen Freudenstadt zu“, räumte Ludwig gestern ein. An allen Ecken und Enden werde in den Haushalten gekürzt. Dabei jekte zurückschrauben. Verkehrs- duzierung auf 75 Prozent. „Die gol- der Pulle genommen und müsse seien die Verkehrsunternehmen in minister Ulrich Müller meinte, dass denen Zeiten sind vorbei“, verdeut- nun vom Steig- in den Gleitflug hohem Maße auf öffentliche Gelder „wir an einer Veränderung wahr- lichte Müller. Angesichts der dra- übergehen. „Weg von Investitioscheinlich nicht vorbeikommen matischen Finanzsituation könne nen, hin zur Durchfinanzierung des angewiesen. Jüngste Hiobsbotschaft: Das Land werden“. Bislang liegt die Quote der es keine Insel der Seligen geben. Der Geschaffenen“, gab der LandesmiBaden-Württemberg will offenbar Bundes- und Landeszuschüsse bei Nahverkehr habe in den vergange- nister als Motto aus. Aussichten, mit denen sich Dieter die Fördersätze für Nahverkehrspro- 85 Prozent. Im Gespräch ist eine Re- nen Jahren einen Riesenschluck aus Ludwig nicht anfreunden will. „Investition ist besser als Subvention“, hielt er den Politikern entgegen. Für kommunale Gebietskörperschaften sei es schon außerordentlich schwierig, die restlichen 15 Prozent der Mittel aufzubringen. Wenn sie bei Vorhaben künftig ein Viertel der Ausgaben schultern müssten, komme dies einem Einstellen der Förderung des öffentlichen Verkehrs gleich. „Wir werden dagegen kämpfen“, versprach der VDV-Chef. Während im Heilbronner Raum Dieter Ludwig, die Nord-Süd-Stadtbahn entlang Vater des Karls- des Neckars neuen Förderrichtliniruher Nahver- en zum Opfer fallen könnte, erwarkehrsmodells tet Ludwig keine Auswirkungen für und VDV-Chef, die Karlsruher Ausbaupläne: „Wir wehrt sich ge- haben unsere Projekte schon bewilgen die drohen- ligt bekommen.“ de Kürzung der Welchen Stellenwert der NahverStaatszuschüsse kehr hat, zeigt eine Zahl: 2002 befür Investitionen. förderten die VDV-Unternehmen (Foto: Peter Box- 9,1 Milliarden Fahrgäste. Die Kosheimer) tendeckung liegt bei 70,3 Prozent. ein Wirtschafts-Kompetenz aus dem Gymnasium Karlsruher Nahverkehrschef Dieter Ludwig wehrt sich gegen eine Kürzung der Investitionszuschüsse Rh Heute MITTWOCH 21. Mai 2003 17 Moment mal Die Katastrophen reißen nicht ab. Und jetzt auch noch in der Tierwelt. „Puten abgestürzt“ vermeldet das Landwirtschaftliche Wochenblatt. Nun sind ja selbst fliegende Schweine nichts Neues, seit sie zum ersten Mal in den siebziger Jahren auf Schallplattenhüllen auftauchten und dann sogar bei der Muppet-Show im Weltall Karriere machten. Aber abstürzende Puten ? Womöglich im Siegestaumel durch einen schweren Flugfehler, nachdem sie im Wettfliegen die lahmen Enten abgehängt haben ? Oder abgeschossen von den geistigen Tieffliegern, die nicht nur am Erdboden wie die blinden Hühner eine Landplage sind ? Vielleicht auch gerammt von den Gummiadlern, die nicht nur in der Alpenrepublik zu Höhenflügen ansetzten ? Natürlich nicht. Denn die Gummiadler sind selber im Sinkflug. Nur noch 8,5 Kilo Brathähnchen verspeisten die Bundesbürger im vergangenen Jahr, 0,7 Kilo weniger als im Vorjahr. Ähnlich ist es beim Putenfleisch. Abgestürzt sind deshalb die Erzeugerpreise. Thomas Senger SPD Bad Rappenau Festakt und neuer Stadtverband Die SPD in Bad Rappenau hat am Freitag, 23. Mai, besonderen Grund zum Feiern: Zum einen begeht man die Gründung der Partei vor 140 Jahren, zum anderen wird in Bad Rappenau ein neuer SPD-Stadtverband ins Leben gerufen. Bislang gibt es in der Kurstadt vier Ortsvereine: Bad Rappenau, Grombach, Heinsheim und Bonfeld. Die Feierstunde findet im kleinen Saal des Bad Rappenauer Kurhauses statt, Beginn ist um 19 Uhr. Nach der Begrüßung durch den Bad Rappenauer Ortsvereinsvorsitzenden Ulf Riecke folgen Grußworte von Eva Krauter (Ortsverein Heinsheim) und Reinhold Last (Grombach). Außerdem sprechen Alexander Bergtold, Vorsitzender des Kreisverbands Heilbronn-Land, Hans-Jürgen Thiel, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, sowie OB Hans Heribert Blättgen. Nach der Unterzeichnung der Gründungsurkunde für den Stadtverband hält MdL Ingo Rust die Festrede. Bei den Reiseveranstaltern im Kraichgau informieren sich Urlaubslustige nach den jüngsten Busunglücken, stornieren ihre Fahrten aber nicht „Billig, billig – das kann doch nicht immer gut gehen“ Von Ulrike Tschirner Die Busunfälle in den vergangenen zwei Wochen beschäftigen auch Busreise-Anbieter im Kraichgau. Die einen fühlen sich mit an den Pranger gestellt. Andere betonen: Wir halten uns an die Vorschriften. Manche äußern sich erst gar nicht. Das Busunglück in Lyon war das Gesprächsthema Nummer eins, als am Samstagnachmittag eine Gruppe Kurgäste in den „Neckar-Express“ zu Fahrerin Jutta Lutz einstieg. „Sie haben sich darüber unterhalten, wie schrecklich der Unfall war. Aber sie haben sich nicht unsicher gefühlt, obwohl sie gerade selbst in einen Reisebus gestiegen waren“, erzählt sie. Es lief gerade in den Nachrichten, erinnert sie sich: „Es hätte genauso gut ein anderes Thema sein können.“ Ihr Mann Helmut führt seit 23 Jahren das Familienunternehmen aus Kirchardt. „Wir halten uns an die Vorschriften. Und wenn man das tut, dann ist eigentlich alles klar“, sagt sie. Schon bevor ein zweiter Fahrer zur Vorschrift wurde, habe man die Busse abwechselnd zu zweit gelenkt. „Wenn man fährt und fährt, dann wird man müde“, weiß sie aus Erfahrung. Lenk- und Ruhezeiten, die Kilometerzahl und die Geschwindigkeit notiert der Fahrtenschreiber während der Tour. Wer sitzt hinterm Steuer? Ist das Jutta Lutz sitzt vor allem am Wochenende hinter dem Steuer. Zum Omnibus-Unternehmen ihres Mannes gehören drei Busse. „Sie werden regelmäßig überprüft und gewartet“, sagt sie. (Foto: Ulrike Tschirner) ein guter Fahrer? Fährt ein Aushilfsfahrer? Bevor Christa Hochadel vom gleichnamigen Busunternehmen in Bad Rappenau-Grombach gestern zu einer Fahrt aufbrechen konnte, musste sie „arg viele“ Anfragen beantworten. Aber sie sagt: „Das tut uns gut. Dann informieren die Leute sich mal, wie wir uns von Billigfahrten unterscheiden.“ Die Kunden müssten die Angebote bes- ser studieren, findet sie. „Billig, billig – das kann doch nicht immer gut gehen.“ Werbefahrten wie die Reise nach Ungarn, bei der 33 Deutsche kürzlich ums Leben kamen, würden die Branche in ein schlechtes Licht rücken. „Die kleinen Unternehmen, die kämpfen müssen, müssen dann dran glauben“, sagt sie. Von einer Anschnallpflicht für alle Buspassagiere hält Hochadel nicht viel. „Wenn der Bus brennt, dann ist das ein Hindernis“, sagt sie. Das sieht Jutta Lutz anders. „Im Pkw ist das Anschnallen schon Pflicht, wenn sich das Auto in Bewegung setzt“, erklärt sie. Bei einem Bus, der 100 Kilometer pro Stunde fahren darf, müssen nur diejenigen angeschnallt sein, vor deren Sitz sich kein anderer Sitz befindet – und das auch nur auf der Autobahn. Achim Hofmann, Geschäftsführer des Busunternehmens Hofmann aus Bad Rappenau-Bonfeld, betrachtet die Prüfung der Geschwindigkeitsbegrenzer als problematisch. Busse dürfen bei einer Sondergenehmigung mit einem eingebauten Temporegler 100 Kilometer pro Stunde fahren. Der TÜV könne dies aber nicht mit einem Gerät überprüfen, sagt er. „Während der Untersuchung müsste man also auf die Autobahn fahren.“ Jeder Bus werde vier Mal im Jahr entweder der Hauptuntersuchung oder Sicherheitsprüfungen unterzogen. Hofmann kennt den Druck, der nach einem Unfall auf einem Reiseveranstalter lastet. Bei Glatteis war im Januar einer seiner Busse verunglückt. Ein Mensch kam dabei ums Leben. „Bei uns läuft alles nach Vorschrift. Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern“, betont er nach den jüngsten Unfallmeldungen. Auch unter seinen Kunden waren die Busunglücke Thema. Storniert worden sei aber keine Fahrt. Das Busunternehmen Heinrich organisiert die Schülerbeförderung zwischen Kleingartach, Schwaigern, Niederhofen und Stetten. Eltern, deren Kinder mit dem Bus zur Schule fahren, haben sich nach den Unfällen nicht mit dem Unternehmen in Verbindung gesetzt. „Viele Eltern wurden schon als Kinder von meinem Opa gefahren“, sagt Manuela Heinrich. „Man kennt uns.“