Kriminalität in der Literatur Von den Anfängen bis zum modernen

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Kriminalität in der Literatur Von den Anfängen bis zum modernen
Kriminalität in der Literatur Von den Anfängen bis zum modernen Kriminalroman
A. Allgemeine Informationen zum Thema: Kriminalität
http://de.wikipedia.org/wiki/Organisierte_Kriminalit%C3%A4t
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Kriminalit%E4t.html
http://www.google.com.gt/search?q=kriminalitaet+in+der+literatur&hl=es&rlz=1
T4ADRA_esGT413GT413&prmd=ivns&ei=YeiLTafwF9TogQeYh7muDQ&start
=100&sa=N
http://www.google.com.gt/search?sourceid=navclient&hl=es&ie=UTF8&rlz=1T4ADRA_esGT413GT413&q=kriminalroman+im+18+Jhdt
http://www.q-world.de/service/keywords/quizfragen-zumthema/index.html?tx_keywordsindex_pi1%5Bletter%5D=K&tx_keywordsindex_p
i1%5Bl%5D=3&tx_keywordsindex_pi1%5Bvon%5D=26&tx_keywordsindex_pi1
%5Bkeyword%5D=Kriminalromane
http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/unterhaltung/buecher/index0,
page=1171434.html
3. Hinweise:
http://www.pangloss.de/cms/uploads/Dokumente/Germanistik/Allgem
eines/Krimi.pdf
Quizfragen zum Thema "Kriminalromane"
Edgar Allan Poe gilt als Vater ... Vervollständigen Sie den Satz!
Richtige Antwort: des modernen Kriminalromans
Erklärung: Im 18. Jahrhundert entstanden die ersten eigentlichen Kriminalromane. Durch Edgar Allan
Poe erhielt der Kriminalroman neue Impulse.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie bei wissen.de: Kriminalroman »
Wer schreibt die Kriminalromane um die Figur des Commissario Brunetti?
Richtige Antwort: Donna Leon
Erklärung: Die Krimis der in Venedig lebenden Amerikanerin Donna Leon wurden in fast alle
europäische Sprachen übersetzt, auf ausdrücklichen Wunsch der Autorin jedoch nicht ins Italienische.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie bei wissen.de: Donna Leon »
Wie heißt die Autorin des Romans "Die Apothekerin", der 1997 mit Katja Riemann, Jürgen Vogel
und Richy Müller verfilmt wurde?
Richtige Antwort: Ingrid Noll
Erklärung: Ingrid Noll schreibt Kriminalromane aus der Sicht der Täterin, die sich durch
Ironie, schwarzen Humor und erzählerische Leichtigkeit auszeichnen.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie bei wissen.de: Ingrid Noll »
B Unterrichtsvorschläge und –ideen
Aufgabe 1: Stellen Sie die Entwicklung des Kriminalromans dar: Geben Sie eine Definition, nennen sie wichtige Autoren und deren Kriminal­ Kommissare. Welche Besonderheiten unterscheiden sie voneinander? Kriminalroman
Krimi, Kriminalgeschichte
Erzählung über ein Verbrechen und seine Urheber sowie deren Überführung. Neben
Kriminalromanen, die vorrangig der Spannungserzeugung und Unterhaltung dienen und
z. T. der Trivialliteratur zugeordnet werden, gibt es anspruchsvolle Kriminalgeschichten,
welche die Gattung für die Darstellung psychologischer Zusammenhänge,
philosophischer Themen oder für Gesellschaftskritik nutzen. Zu den Kriminalromanen
gehören sowohl Detektivgeschichten und Spionageromane als auch Thriller und
historische Erzählungen über Verbrechen in vergangenen Epochen. Die
Präsentationsform reicht von seriell erscheinenden Heften (sog. Groschenromane) über
Kurzgeschichten und Novellen bis hin zu umfangreichen Romanwerken.
Ursprung der Kriminalliteratur sind die im 18. Jahrhundert publizierten Sammlungen
realer Kriminalfälle, die als Dokumente der Aufklärung über das Wesen des Menschen
ein breites Publikum fanden. Dieses Interesse dokumentierte zugleich den Siegeszug des
rationalen Denkens und die Hoffnung auf Erhöhung der öffentlichen Sicherheit und
Ordnung durch das entstehende Polizeiwesen. Berühmt wurden insbesondere die auf
Aktenberichten beruhenden „Erzählungen sonderbarer Rechtshändel“ von François
Gayot de Pitaval (ab 1734, deutsch ab 1747), in denen erstmals von
naturwissenschaftlichen Methoden der Verbrechensaufklärung berichtet wird. Von den
Anfängen der Kriminalliteratur bis in die Gegenwart bestärkten reale, oft spektakuläre
Verbrechen immer wieder das Interesse an literarischen Bearbeitungen des Themas. Die
historischen Verbrecher wurden dabei nicht selten zu Legenden bzw. populären Mythen
verklärt, wie im Fall von Jack the Ripper.
Wie bei allen literarischen Gattungen gilt es zwischen Werken, die (seit dem 19.
Jahrhundert) bewusst für das Genre geschrieben wurden, und jenen zu unterscheiden, die
aufgrund darin vorkommender Motive erst nachträglich dem Genre zugeordnet wurden.
Zu letzteren zählen u. a. „Moll Flanders“ von Daniel Defoe (1722, deutsch 1723),
„Jonathan Wild“ von Henry Fielding (1743, deutsch 1790) und „Das Fräulein von
Scuderi“ von E.T.A. Hoffmann (1819). Als eigentlicher Vater der Kriminalliteratur gilt
Edgar Allan Poe, der mit drei ab 1841 erschienenen Detektivgeschichten eine Gattung
begründete, zu deren erfolgreichsten und klassisch gewordenen Vertretern Autoren wie
Arthur Conan Doyle, Wilkie Collins, Edgar Wallace, Agatha Christie, Patricia
Highsmith, G.K. Chesterton, Dashiell Hammet, Raymond Chandler, Dorothy L. Sayers,
Georges Simenon, Friedrich Dürrenmatt, Daphne du Maurier und Maj Sjöwall/Per
Wahlöö gehören. Häufig sind die Namen der Detektive bzw. der Titelhelden mindestens
ebenso bekannt wie die der Autoren, z B. Sherlock Holmes (Doyle), Miss Marple und
Hercule Poirot (Christie), Pater Brown (Chesterton), Sam Spade (Hammett), Philip
Marlowe (Chandler), Kommissar Maigret (Simenon) oder Kommissar Bärlach
(Dürrenmatt).
Bei den englischen Autoren (u. a. Doyle, Wallace, Christie, Chesterton, du Maurier)
stehen psychologische Motive und die logische Aufklärung rätselhafter Verbrechen durch
den genialen Detektiv im Vordergrund. Realistische Milieuschilderungen, gewalt- und
handlungsreiche Erzählstränge sowie ein Hauptprotagonist stehen im Mittelpunkt vieler
amerikanischer Krimis (Hammett, Chandler). Das trifft besonders auf die im MafiaMilieu angesiedelten Romane Mario Puzos zu, ebenso wie auf die Politthriller Frederick
Forsyths und James Ellroys. Bei diesen bieten oft historische Bezüge und der Kalte Krieg
ein zusätzliches Kolorit, ebenso wie bei den Spionagegeschichten John le Carrés und Ian
Flemings. Neben den genannten Typen werden John Grishams Justiz-Thriller ebenso zur
Kriminalliteratur gezählt wie einige der Werke von Umberto Eco („Der Name der Rose“,
„Das Focaultsche Pendel“) sowie die forensischen Thriller von Kathy Reichs.
Das Genre zählt bis in die Gegenwart zu den umsatzstärksten Sparten der Buchindustrie,
was Erfolgsautoren der letzten Jahre, wie Henning Mankell, Elizabeth George, Ian
Rankin und Patricia Cornwell bestätigen. Außerdem tragen viele erfolgreiche
Verfilmungen der literarischen Vorlagen zum Erfolg der Kriminalerzählungen bei.
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Literaturwissenschaftliche Definition des Kriminalromans
www.uni-due.de
In einem Vertiefungsprogramm zum Selbststudium der Literaturwissenschaften, bereitgestellt von der Uni Essen, findet man einen kurzen fachspezifischen Überblick zum
Begriff sowie einige Literaturhinweise zum Thema
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Lexikon der deutschsprachigen Krimiautoren
www.krimilexikon.de
Kriminalromane - Infos über Detektive, Autoren und Titel
www.detektivroman.de
Kriminalromane - umfangreiche Site für Krimifans
www.krimi-couch.de
Zusammenfassender Überblick zur Kriminalliteratur
www.kriminalliteratur.krimischule.de
http://gams.uni-graz.at/fedora/get/o:usb-068-245/bdef:FOtoPDF/get
http://www.referate10.com/referate/Literatur/29/Der-Kriminalroman-von-Schiller-bisDurrenmatt-reon.php
http://www.google.com.gt/search?q=kriminalroman+im+18+Jhdt&hl=es&rlz=1T4ADR
A_esGT413GT413&prmd=ivns&ei=E_CLTfi1AsOdgQej49isDQ&start=130&sa=N
Aufgabe 2:
Der Kriminalroman von Schiller bis Dürrenmatt
Der Kriminalroman von Schiller bis Dürrenmatt
Versuch einer Definition
Der Kriminalroman (Kriminalgeschichte, Kriminalnovelle) erzählt eine Geschichte, in
deren Mittelpunkt ein Gewaltverbrechen (z.B.: Mord, Erpressung,Betrug), der oder die
Verbrecher und ihre Verfolgung und Ergreifuni durch Vertreter der Staatsgewalt stehen..
Als Vorformen bzw. Vorbilder für den klassischen Kriminalroman könnet einerseits
Volksbücher, Schwänke und Kalendergeschichten angesehen wen den, andererseits der
Abenteuer, Schelmen oder Räuberroman..
Literarisch anspruchsvolle Formen der Kriminalliteratur entstehen im 18. und 19.
Jahrhundert, in England z. B. Daniel Defoe Moll Flanders (1722), Henry Fielding
Jonathan Wild (1743) oder Charles Dickens Oliver Twist (1818), im deutschen
Sprachraum z. B. Friedrich Schiller Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1785),
Heinrich von Kleist Der Zweikampf (1809), E. T. A. Hoffmann Das Fraulein von
Scuderi (1819) oder Annette von Droste-Hülshoff Die Judenbuche (1842). Neben
diesen literarischen Formen entwickelt sich ab der Mitte des 19. Jalhunderts der
Kriminal- bzw. Detektivroman zur Hauptgattung der Trivial- unUnterhaltungsliteratur
des 20. Jahrhunderts.
http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/epoche/willems_verbreche
r.pdf
Aufgabe 3:
http://www.erlangerliste.de/ede/krimi.pdf
http://www.heidelberg.com/search/www/de/binaries/files/press_lounge/informations_link
s/rz_innenteil_de_pdf
Der Detektivroman gehört zur Verbrechensliteratur und ist somit ein KrTminalroman,
weist jedoch eine ganz bestimmte literarische Form und ein kLlresAufbauschema auf. Er
erzählt nicht das Schicksal eines Verbrechersl, Sondendie Aufklärung (Detektion) eines
Verbrechens 2. Der Detektivroman beginntmit dem, womit der Kriminalroman endet, mit
dem Mord und endete mit Aufklärung der Tat (analytische Struktur).
Im Mittelpunkt des Detektivromans steht die Figur des Detektivs. Dieser ver- Der
Detektiv echt (meistens mit Erfolg), durch besondere geistige Fähigkeiten, wie Scharfann
und Kombinationsvermögen, die Hintergründe und Motive eines schein~ar unlösbaren
und geheimnisvollen Verbrechens zu klären und den oder die [äter zu überführen. Der
Detektiv verkörpert das Prinzip des Detektivromans, las Prinzip der Vernunft. Dieses
suggeriert dem Leser -besonders wenn er sich Bit dem Helden (Detektiv) identifiziert -,
daß es möglich ist, die Probleme einer von Gewalt heimgesuchten Gesellschaft rational
zu bewältigen, daß in einer licht durchschaubaren Welt doch noch Ordnung vorhanden
ist.
Der Vater der Detekivgeschichte ist Edgar Allan Poe (1809-1849). Mit Mord in der Rue
Morgue (1841) begründet er diese Gattung der gehobenen Unterhal~ngsliteratur.
Viele Autoren von Detektivromanen lassen ihre Fälle immer von den gleichen Melden
lösen, was ihnen eine feste Lesergemeinde verschafft. Bekannte Detek!~e nach Auguste
Dupont (E. A. Poe) sind Sherlock Holmes (Arthur Conan Doyle), Hercu1e Poirot und
Miss Marple (Agatha Christie), Lord Peter Wimsey pIDorothy Sayers), Pater Brown
(Gilbert Chesterton), Philip Marlowe (Raypond Chandler), Kommissar Maigret (Georges
Simenon) oder Martin Beck/Sjöwall / Wahlöö).
Wlährend im Kriminalroman der Held meist ein Vertreter des Staates ist (Kommissar u.
a. oder Beauftragter einer Behörde, in neueren Texten auch Mitglied eines
entsprechenden Teams), sind die Hauptfiguren im Detektivroman häufig Privatdetektive
oder exzentrische Privatpersonen, die besondere analytische Fähigkeiten besitzen. In
vielen Detektivromanen der amerikanischen Moderne stellen die Helden "gebrochene
Typen" dar, die große Probleme im Privatleben haben. Oft stehen Privatdetektive in
Konflikt mit den Vertretern der Polizei, die dann wcni:,er positiv beschrieben werden.
Mit dieser Methode werden die Fähigkeiten der privaten Detektive besonders
hervorgehoben.
http://www.pangloss.de/cms/uploads/Dokumente/Germanistik/Allgemeines/Krimi.
pdf
Aufgabe 4:
Der Detektivroman ist vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum beheimatet, aber auch
im deutschen Sprachraum finden wir schon ab dem 19. Jahrhun_ dert Romane mit
kriminalistisch-analytischer Struktur, z. B. Unterm Birnbaum von Theodor Fontane
(1885), Stopfkuchen von William Raabe (1891), der Fall Mauritius von Jakob
Wassermann (1928), Der Großtyrann und das Gericht von Werner Bergengruen
Aufgabe 5:
Kurze Geschichte des österreichischen Krimis
by Richard Donnenberg
Die Geschichte des österreichischen Krimis ist nicht die Geschichte des alpenländischen
Regionalkrimis, sondern erzählt die Entwicklung des Kriminalromans in Österreich. Nicht der
Gendarmerieinspektor Simon Polt, Privatdetektiv Simon Brenner, Polizeimajor Adolf Kottan oder gar
Kommissar Rex geben hier den Ton an, sondern die Autoren, die sich der Literaturgattung der
Kriminalerzählung oder des Kriminalromans, kurz gesagt des Krimis, schon vor unserer heutigen Zeit
gewidmet haben.
Österreichisch?
Kaum hat man das Thema geklärt, stellt sich die Frage, was man mit Österreich und was man mit
Krimi meint. Denn so klar ist das gar nicht. Zuerst denkt man an Österreich in seinen heutigen
Grenzen. Aber spätestens, wenn man entdeckt, dass schon zu Zeiten der Monarchie in Österreich
Krimis geschrieben wurden, fragt man sich, ob man unter Österreich nicht die ganze alte k.u.k.
Monarchie verstehen soll. Und was, bitte, hat man damals als Österreich bezeichnet? Vor dem
Ausgleich 1867 war auch Ungarn Teil des Kaisertums Österreich. Und Böhmen und Mähren sowieso.
Müssen jetzt Krimis von Mailand bis Lemberg als österreichische Krimis herhalten? Oder wie ist das in
Zeiten der Republik mit dem Serben Milo Dor, der in Istrien lebt und Krimis auf deutsch schreibt?
Ganz schön verzwickt, die Sache.
Nachdem Literatur wesentlich mit der Sprache verbunden ist, sollten wir nur die deutschsprachigen
Krimis im oben so mehrdeutig beschriebenen Österreich betrachten, und nicht etwa die italienischen
oder tschechischen. Gibt es dann übrigens den Begriff des Schweizer Krimis oder gibt es ihrer drei?
Neben der Sprache erscheint die nationale Herkunft der Autoren maßgebend und nicht der Ort ihres
Wirkens. So ist also Christine Grän (mit der detektivischen Journalistin Anna Marx), die als gebürtige
Grazerin in Deutschland lebt, eine österreichische Krimiautorin und der gebürtige Wiener Johannes
Mario Simmel (mit beispielsweise dem Geheimagenten-wider-Willen-Roman Es muss nicht immer
Kaviar sein, 1960) eine bedeutende Figur des österreichischen Krimis. Da mögen viele Deutsche noch
so sehr anderer Meinung sein.
Allerdings ist es in der Anfangszeit des Krimis im deutschsprachigen Raum noch nicht sinnvoll, die
Geschichte nur auf österreichische Vertreter des Genres zu beschränken. Das wäre eine willkürliche
und verzerrende Darstellung die nur die halbe Wahrheit zeigt. Die deutschsprachige Literatur hat sich
eben nicht nur auf österreichischem Territorium entwickelt.
Mit „Krimi“ sind hier übrigens unterschiedslos alle Formen des Genres bis hin zum Spionageroman
und zur Parodie gemeint, insbesondere aber der Kriminalroman im engeren Sinn, der die Geschichte
eines Verbrechens erzählt, und der Detektivroman, bei dem es um die Geschichte der Aufklärung
eines Verbrechens geht. Eine genauere Definition des Krimis würde den Rahmen dieses Textes
sprengen.
Romantische Anfänge und Aufklärung
Fangen wir mit den Vorläufern an: Die ältesten deutschsprachigen Zusammenstellungen wahrer
Verbrecher- und Verbrechensgeschichten schrieben Georg Philipp Harsdörffer in Nürnberg (Der
Grosse Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geschichte, 1650-52) und der Österreicher Matthias Abele
von und zu Lilienberg in Steyr (Seltzame Gerichts-Händel, 1651). Das war mehr als 80 Jahre vor
den weitaus bekannteren, einflussreichen und in den Annalen des Krimis so oft erwähnten Causes
célèbres et intéressantes des François Gayot de Pitaval (1734-43). Abele darf daher als ein
österreichischer Pionier gelten!
Als Begründer der deutschsprachigen Kriminalerzählung auf Basis wahrer Ereignisse gilt der Schlesier
August Gottlieb Meißner, der in seiner Sammlung Skizzen von 1778 bis 1796 erstmals nicht nur die
Geschichte tatsächlicher Verbrechen erzählte, sondern in literarischer Form auch die Tatmotive und
Hintergründe aufarbeitete.
Im Übrigen finden wir die ersten Ansätze ganz fiktiver, also rein der schriftstellerischen Feder
entflossener Krimis auch ab dieser Zeit, also um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, und zwar in
der romantischen und schauerromantischen Literatur: Friedrich von Schiller (das Drama Die Räuber,
1781, Der Verbrecher aus verlorener Ehre, 1786/1792), Johann Wolfgang von Goethe (Die
Geschichte von Ferdinands Schuld und Wandlung, 1795), Christian August Vulpius (Rinaldo
Rinaldini, der Räuberhauptmann, 1798), E.T.A. Hoffmann (Das Fräulein von Scudéri, 1819) und die
Österreicher Franz Grillparzer (Das Kloster bei Sendomir, 1828) und Friedrich Halm (Die
Marzipanliese, 1856) seien als Beispiele erwähnt. In diesen Werken steht allerdings mehr die durch
das Verbrechen erzeugte Spannung im Mittelpunkt als seine Aufklärung; letztere ist ein wichtiger, aber
nicht zentraler Teil der Geschichte.
Die Aufklärung ist übrigens ein gutes Stichwort: Der Krimi wird oft als ein Kind der Aufklärung
gesehen, in der es dem Menschen gelingt, mittels vernünftigen, logischen Denkens die Welt zu
begreifen und die wahren Sachverhalte zu erkennen. Kein Wunder also, dass sich der Krimi seit dieser
Zeit entwickelt hat. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte mangels allgemeiner Schulpflicht der
Analphabetismus vor und damit auch die Wundergläubigkeit der Menschen. So konnte das
Übernatürliche in den teilweise wiederholt gedruckten Erzählungen des Wiener Augustinermönchs und
Hofpredigers Abraham à Santa Clara noch um 1700 großen Anklang finden.
Hochblüte des Rätseldetektivromans
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts drängte sich die Auflösung des Rätsels um ein Verbrechen in den
Mittelpunkt der Geschichten – auch im englischsprachigen Bereich, allerdings sehr zaghaft: nach
Edgar Allen Poes berühmten Geschichten (z.B. Die Morde in der Rue Morgue, USA 1841, übrigens
von E.T.A. Hoffmann beeinflusst) rührte sich dort Jahrzehnte lang nichts, ehe Sherlock Holmes die
Gunst der Leser in Großbritannien 1887 eroberte. Etwa ab dieser Zeit wurden, hierzulande wie dort,
die ersten Romane geschrieben, die das Publikum als Krimis wahrnahm. Es ging um die Auflösung
von Rätseln – Wer war’s? Wie geschah’s?
Allerdings ging es in Österreich schon vor Sherlock Holmes los. Bereits ab 1852 publizierte der Wiener
Heinrich Ritter von Levitschnigg mehrere Krimis, z.B. Der Diebsfänger (1860). Anton Langer
veröffentlichte Kaiser Josef und der Galgenpater 1868 mit großem Erfolg als Fortsetzungsroman im
Neuen Wiener Tagblatt. Der Galizier Karl Emil Franzos schrieb 1882 den sozialkritischen „Kohlhaas“Roman Ein Kampf ums Recht. Und in den deutschen Landen außerhalb Österreichs machten sich
unter anderen Ludwig Habicht, Ewald August König, Otto von Puttkammer, Adolf Streckfuß und
Jodocus Donatus Hubert Temme, deren Werke auch in Österreich verlegt wurden, um den
Kriminalroman verdient.
Diese Beispiele zeigen, dass es im deutschen Sprachraum und eben auch in Österreich schon die
längste Zeit eine rege Kultur der Kriminalerzählung gegeben hat, wenngleich sie nicht als eigene
Gattung „Krimi“ (das Wort wurde Anfang des 20. Jahrhundert vom Verleger Wilhelm Goldmann
erstmals verwendet) in das Bewusstsein der Leser drang. Es waren jedoch vollwertige und ausgereifte
Krimis.
Zwischenkriegszeit
Der Fall Maurizius (1928) des gebürtigen Deutschen und Wahlösterreichers Jakob Wassermann
verkaufte sich in den 1920er Jahren in den USA in gebundener Ausgabe über eine Million Mal – ein
ungeheurer Erfolg! In Deutschland schrieb die Österreicherin Thea von Harbou das Drehbuch zu dem
Erfolgsfilm M – eine Stadt sucht einen Mörder (1931). Beide Krimis kann man als österreichische
Produkte bezeichnen, doch haben ihre Handlungen keinen direkten Österreichbezug und werden
deshalb nicht mit diesem Land assoziiert.
Und sogar das sind eher die löblichen Ausnahmen. Es war noch nicht die große Zeit des Krimis aus
österreichischer Feder. Wer heute an die Zwischenkriegszeit denkt, entsinnt sich kaum eines
österreichischen Kriminalromans, wie z.B. des 1933 entstandenen Ich war Jack Mortimer von
Alexander Lernet-Holenia, oder Franz Theodor Csokors Schuß ins Geschäft (1925), oder auch
Heimito von Doderers ersten Romans Ein Mord, den jeder begeht (1938).
Fairerweise muss man berücksichtigen, dass Kriminalromane in der Zeit des Dritten Reiches „den
Flammen übergeben“ wurden. Das hat auch physisch dazu beigetragen, dass unser kollektives
Krimigedächtnis heute große Lücken hat. Der zu seiner Zeit hoch geschätzte Wiener Otto Soyka,
Verfasser zahlreicher Detektivromane (Der Schachspieler Jörre, 1930), ist heute kaum mehr bekannt.
Ebenso wenig Hugo Bettauers Kriminalromane (Hemmungslos, 1920). Die Österreicherin Annie
Hruschka publizierte als Erich Ebenstein zwischen 1909 und 1930 15 Kriminalromane.
Der ebenfalls fast in Vergessenheit geratene Leo Perutz schrieb eine ganze Reihe von Krimis,
darunter gemeinsam mit Paul Frank den delirisch-fantasierenden Krimi Der Kosak und die Nachtigall
(1927). Der James-Bond-Autor Ian Fleming nannte Perutz den Erfinder des ironischen
Spionageromans. Da haben wir also wieder einmal ein verkanntes österreichisches Erfinder-Genie!
Heimatroman und Krimi
Während im angloamerikanischen Sprachraum das so genannte goldene Zeitalter des
Rätseldetektivromans von den zwanziger Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg reichte, wurde diese Form
des Krimis wegen der NS- und Kriegsjahre, in denen die faschistische Zensur wie in jeder Diktatur den
Krimi praktisch zum Schweigen brachte, im deutschen Sprachraum erst rund 20 Jahre später voll
rezipiert. Dafür galt der Rätseldetektivroman dann bis in die sechziger Jahre als die typische Formel
der Gattung. Spät kam der Krimi, doch er kam.
Sogar der ungemein populäre Heimatroman entwickelte sich aus der Scheinheiligkeit und Bigotterie
der Nachkriegszeit da und dort zum Krimi, wie in Hans Leberts post-faschistischem
„Antiheimatroman“ Die Wolfshaut (1960). Während der österreichische Heimatroman danach als
ausgestorben galt, feiert er seit den 90er Jahren in seiner Reinkarnation als Regionalkrimi, wie z.B. die
Weinviertelkrimis Alfred Komareks, fröhliche Urständ.
Zurück nach Österreich
Wie so oft kann man auch für die Zeit der Anglophilie das Gegenteil belegen: Milo Dor und Reinhard
Federmann schrieben einen echt österreichischen Kriminalroman nach 1945, Internationale Zone
(1951). Nicht New York oder London, sondern die von den Alliierten besetzte Stadt Wien liefert darin
eine dichte Atmosphäre, in welcher der Schleichhandel zum Alltag gehört und einfache Bürger ins
Kriminelle abgleiten. Das dürfte der erste deutschsprachige Kriminalroman mit einer Darstellung der
harten Realität im Stile Raymond Chandlers und Dashiell Hammetts sein.
Noch früher allerdings, nämlich 1950, publizierte Johannes Mario Simmel einen rein österreichischen
Krimi, Der Mörder trinkt keine Milch, der aber in Form und Inhalt noch stark der Tradition des
angelsächsischen Rätselkrimis verhaftet ist.
Blüte und Vielfalt
Parallel zur stark steigenden Popularität des Kriminalromans seit den 1970er Jahren erkannten
Autoren die Möglichkeit, in ihm auf zeitgemäße Art die Umstände und Probleme unserer Zeit
darzustellen, nicht als offene Sozialkritik, sondern unterschwellig und dadurch besonders wirksam.
Das brachte auch Nichtkrimi-Autoren wie Michael Scharang (Der Lebemann, 1980), Gerhard Roth
(Der See, 1995) und Elfriede Jelinek (Gier, 2000) dazu, ins Krimi-Genre zu wechseln. Manche sahen
diese Entwicklung schon in den 60er Jahren voraus: Peter Handke mit dem krimiartigen Der
Hausierer (1967) und Peter Rosei, Wer war Edgar Allan? (1967).
Die Vielfalt und damit auch die Menge des (nicht nur) österreichischen Krimis ist seit den 1980er
Jahren stark angestiegen und seit den 90er Jahren atemberaubend geworden. Schon 1994
konstatierte Karl-Markus Gauß, dass sich seit den 80er Jahren jeder zweite Roman als Krimi
verkleidet. Ein Blick auf die Bestsellerlisten bestätigt das im Großen und Ganzen.
Mit der Ausweitung des Genres vom reinen Rätselkrimi in neue Bereiche des Lebens und des
schriftstellerischen Schwergewichts entwickelten sich auch in Österreich Spielarten des Krimis wie im
angelsächsischen Raum: der Regionalkrimi, (z.B. Ernst Hinterbergers Und über uns die
Heldenahnen, 1994, und Elfriede Semraus Zores aus dem rechten Eck, 1994), der Frauenkrimi (z.B.
Helga Anderles Sag beim Abschied leise Servus, 1995), der Krimi mit gehandicaptem Ermittler (z.B.
Heinrich Steinfests einarmiger Detektiv Cheng), der Psychothriller und der gesellschaftskritische
Soziokrimi. Letzterer hat sich jedoch im gemütlichen Österreich bei weitem nicht so stark entwickelt
wie in Deutschland, Italien und Skandinavien.
Die Kategorisierung ist nur ein Hilfsmittel, um der Vielfalt Herr (oder, speziell beim Frauenkrimi, Frau)
zu werden und Buchhändlern wie Lesern eine Orientierungshilfe zu geben. Die meisten Autor(inn)en
lassen sich nicht einfach in nur eine Schublade ordnen. Irmtraut Karlsson (Tod der Trüffelsammlerin,
2002) passt zum Soziokrimi ebenso wie zum kulinarischen (den J. M. Simmel mit seinen Rezepten in
Kaviar mehr als 40 Jahre früher vorweggenommen hat!), Helmut Zenker (mit der Fernsehkrimiserie
und Buchreihe Kottan ermittelt aus den 1970er und 80er Jahren) passt zum „Police Procedural“
ebenso wie zum Regionalkrimi, Edith Kneifl (Zwischen zwei Nächten, 1991) passt zum Frauenkrimi
ebenso wie zum Psychothriller. Und dann gibt es da noch Tierkrimis (bekanntestes Beispiel die
Fernsehkrimiserie Kommissar Rex, die inzwischen mehr als ein Dutzend Autoren hat und teilweise
auch in Buchform erschienen ist), Schwulen- und Lesbenkrimis (z.B. Karin Ricks Furien in Ferien,
2004), Serienmörderkrimis (z.B. Edith Schreiber-Wickes Zu viele Zeugen, 2004), historische Krimis
(Erich Ballingers Der Gletschermann, 1992, Ernst Moldens Biedermeier, 1999), moderne
Terroristenkrimis (Josef Haslingers Opernball, 1995), oder ganz einfach Bestseller wie Wolf Haas’
Wie die Tiere (2001). Viele von ihnen tragen ungefähr seit den 90er Jahren nicht mehr das Label
„Krimi“ auf dem Bucheinband, damit sie auch jenen Teil des Publikums ansprechen, der
Kriminalgeschichten als ganz normale Romane ohne einschränkende Qualifizierung lesen möchte. Die
Bücher verkaufen sich dadurch doppelt so gut. Krimis bleiben sie aber deswegen doch.
Wir nähern uns der Gegenwart, und die „Geschichte“ des österreichischen Krimis sollte hier aufhören,
zum einen, weil die Historie mangels ausreichender Distanz nicht mehr scharf genug erkannt werden
kann, und zum anderen, weil die Zahl der erwähnenswerten österreichischen Autoren Legion wird.
Gott sei Dank! Krimis sind heute allgegenwärtig, nicht nur als Romane in der Literatur, sondern auch
im Kino und im Fernsehen.
Die Zukunft ist jetzt
Ein kurzer Blick in die andere Richtung sei jedoch noch gestattet. Die Zukunft des österreichischen
Krimis hat ihre Wurzeln in der Gegenwart. Nachwuchsleser erfreuen sich der Jugendkrimis des
Thomas Brezina (Die Knickerbocker-Bande), des wahrscheinlich erfolgreichsten Jugendkrimiautors
aller Zeiten, mit einer verkauften Auflage von über 25 Millionen rund um den Globus, davon über 8
Millionen in China.
Und wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen: Wer einmal Krimis liest, hört damit nicht auf. Rosige
Aussichten für Krimiautoren. Wie würde Günter Brödls Kurt Ostbahn (Hitzschlag, 1996) sagen? „So
schaut’s aus!“
http://www.iacw.org/articles/3-article/6-kurze-geschichte-des-oesterreichischen-krimis
Detektivroman-Parodie Der Hausierer von Peter Handke.
Aufgabe 6:
http://www.literaturschock.de/filme/titel/000296
Schweizer Kriminalromane von Friedrich Dürrenmatt
Patrick Süskind - Das Parfum
Von Jean-Baptiste Grenouille, dem finsteren Helden, sei nur verraten, daß er am 17. Juli
1738 in Paris, in einer stinkigen Fischbude geboren wird. Die Ammen, denen das
Kerlchen an die Brust gelegt wird, halten es nur ein paar Tage mit ihm aus: Er sei zu
gierig, außerdem vom Teufel besessen, wofür es untrügliche Indizien gebe: den
fehlenden Duft, den unverwechselbaren Geruch, den Säuglinge auszuströmen pflegen.
Eine wundersame Eigenschaft, zu der sich alsbald andere dazugesellen. Jean-Baptiste
übersteht die Masern, die Ruhr, die Windpocken und die Cholera und bedarf
augenscheinlich weder der mütterlichen Liebe noch der väterlichen Zärtlichkeit...
Linktipp: Im ausgedehnten Forensystem des Klassikerforums gibt es ein Forum für den
Austausch von Schülern über deren Pflichtlektüre.
Noll, Ingrid
Ingrid, deutsche Schriftstellerin, * 29. 9. 1935 Shanghai; schreibt Kriminalromane
aus der Sicht der Täterin, die sich durch Ironie, schwarzen Humor und
erzählerische Leichtigkeit auszeichnen. Werke u. a.: „Der Hahn ist tot“ 1991; „Die
Häupter meiner Lieben“ 1993; „Die Apothekerin“ 1994; „Kalt ist der Abendhauch“
1996; „Röslein Rot“ 1998; „Ladylike“ 2006; „Kuckuckskind“ 2008; „Ehrenwort“
2010.
Krimipodcasts unter http://itunes.apple.com/us/podcast/krimikiste-der-krimipodcast/id340165334