1 November 2013

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1 November 2013
1. NOVEMBER 2013
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
JOSEPH S. BLATTER:
TORLINIENTECHNOLOGIE
MUSS HER
PALÄSTINA:
GIRLPOWER
MARIO KEMPES:
“ARGENTINIEN IST
DER FAVORIT”
Belgien hofft an der WM 2014
auf den grossen Coup
SHOOTING STARS
FOR
THE
W W W.FIFA.COM
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
7
13
Inside
Der frühere Inter-Besitzer Massimo Moratti wird bejubelt, während
der “Clásico” zugunsten Barças ausgeht und Manchester United
seine Hegemonialmacht verliert. Hertha BSC lernt dem FC Bayern
das Fürchten. Die aktuellen Berichte aus vier Top-Ligen.
16
Interview mit dem “Matador”
Mario Kempes, der argentinischer Weltmeister von 1978, spricht
über seine neue Heimat die USA, den Star Lionel Messi und
die optimale WM-Vorbereitung: “Kurz vor dem Turnier muss ein
Spieler die Müdigkeit aus dem Fenster werfen.”
19
Countdown Brasilien 2014
T hiago Silva steht als Captain der Seleção auf dem Höhepunkt
seiner Karriere. “Ich träume jeden Tag vom WM-Pokal”, sagt der
Brasilianer 32 Wochen vor dem Turnier.
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Top 11
Vom Weissen Ballett bis zu Italiens Weltmeister-Team 1982:
Das sind unsere besten Fussballteams der Geschichte.
25
28
31
Manipulationen im Fussball
FIFA-Sicherheitschef Ralf Mutschke erläutert, wie man Spiel­
absprachen in den Griff zu bekommen versucht und weshalb
WM-Qualifikationsspiele schwer zu manipulieren sind.
37
2
Südamerika
10 Mitglieder
5,5 WM-Plätze
www.conmebol.com
Turning Point
Alexi Lalas
WM 2014
Countdown
Friedensbotschafterin
Mit Leidenschaft und ohne Klischees: Die Geschichte der
29-jährigen Honey Thaljieh aus Palästina zeigt, wie der
Fussball Brücken schlagen kann.
Debatte
Das “Phantomtor” von Hoffenheim wäre nicht gegeben worden, wenn
die Torlinien-Technologie in Deutschland bereits eingesetzt würde.
FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat dazu eine klare Meinung.
36
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
3,5 WM-Plätze
www.concacaf.com
Belgien-Reportage
Das belgische Nationalteam im Hoch: Nach der souveränen
Qualifikation für die WM 2014 liegt das Team von Coach
Marc Wilmots auf Rang 5 der FIFA-Weltrangliste. Wie es dazu
kam und welche Chancen Belgien an der WM hat, lesen Sie in der
grossen Reportage von Perikles Monioudis.
Netzer weiss es!
In unserer wiederkehrenden Rubrik beantwortet Günter Netzer
die Fragen der Leserinnen und Leser. “Hat Brasilien im WM-Ernstfall
auch das richtige Rezept?”
Im Interview
Mario Kempes
Qualifiziert
Qualifiziert
USA
Brasilien (Gastgeber)
Costa Rica
Argentinien
Honduras
Ecuador
Play-off 13. / 20. November 2013
Mexiko – Neuseeland
Chile
Kolumbien
Play-off 13. / 20. November 2013
Jordanien – Uruguay
Turningpoint
Inspirierender Trip: Alexi Lalas reiste 1990 als Rucksacktourist an
die WM in Italien. Wenig später wurde der US-Amerikaner selbst
Profifussballer.
T H E F I FA W E E K LY
D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S
Europa
53 Mitglieder
13 WM-Plätze
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
5 WM-Plätze
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
4,5 WM-Plätze
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
0,5 WM-Plätze
www.oceaniafootball.com
Die grosse Reportage
WM-Geheimfavorit Belgien
(mit Marouane Fellaini)
1. NOVEMBER 2013
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
JOSEPH S. BLATTER:
TORLINIENTECHNOLOGIE
MUSS HER
PALÄSTINA:
GIRLPOWER
MARIO KEMPES:
“ARGENTINIEN IST
DER FAVORIT”
Belgien hofft an der WM 2014
auf den grossen Coup
SHOOTING FORTHE STARS
W W W.FIFA.COM
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
Nicht nur bei den Fans
gefragt
Eden Hazard, belgischer
Nationalspieler und
Chelsea-Star
Cover: Mareike Foecking Inhalt: Getty Images, Marc Latzel
Die Vorkämpferin
Honey Thaljieh
Qualifiziert
Play-off Hinspiele
Qualifiziert
Play-off 13. / 20. November 2013
Italien
Burkina Faso – Algerien 3:2
Australien
Mexiko – Neuseeland
Niederlande
Elfenbeinküste – Senegal 3:1
Japan
England
Äthiopien – Nigeria 1:2
Iran
Russland
Tunesien – Kamerun 0:0
Korea Republik
Belgien
Ghana – Ägypten 6:1
Schweiz
Bosnien-Herzegowina
Deutschland
Spanien
Play-off Rückspiele
Play-off 13. / 20. November 2013
Jordanien – Uruguay
Algerien – Burkina Faso 19. November
Senegal – Elfenbeinküste 16. November
Nigeria – Äthiopien 16. November
Play-off 15. / 19. November 2013
Kamerun – Tunesien 17. November
Por tugal – Schweden
Ägypten – Ghana 19. November
Ukraine – Frankreich
Griechenland – Rumänien
Island – Kroatien
T H E F I FA W E E K LY
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emirates.com
Tomorrow
brings us
all closer
To new people, new ideas and new states of mind.
Here’s to reaching all the places we’ve never been.
Fly Emirates to 6 continents.
UNCOVERED
Das Wunder von Brüssel
Mirakulös. In diesen Schuhen schoss
Helmut Rahn im WM-Finale von 1954
das 3:2 gegen Ungarn. Gibt es ab
nächstem Sommer auch in Belgien ein
Wunder-Leder?
Thomas Renggli
F
Spohler/laif
avoritenstürze. Aussenseitertriumphe.
Sensationelle Wendungen. Die schönsten
Geschichten des Sports entstehen dann,
wenn die öffentlichen Erwartungen über
den Haufen geworfen und die Expertenmeinungen ab absurdum geführt werden – und sich die Chronisten in Superlative
oder den Grenzbereich zwischen Schein und
Sein flüchten: “Das Wunder von Bern” der
deutschen Elf an der WM 1954 gehört in diese
Kategorie, das “Miracle on Ice” der amerikanischen Eishockey-Auswahl an den Olympischen
Spielen 1980 in Lake Placid ebenso – oder das
Grounding des ungeschlagenen Schwergewichts-Champions Iron Mike Tyson gegen Buster Douglas 1990. Im Pferdesport lieferte der
Sensationssieg des 100:1-Aussenseiters Foinavon am Grand National 1967 Stoff für ein ganzes Buch.
Im Fussball fanden die schönsten Sportmärchen in der Neuzeit fast ausschliesslich auf
kontinentaler Bühne statt: der EM-Triumph
der dänischen Nationalmannschaft 1992, der
griechische Coup zwölf Jahre später. Am
Africa Cup of Nations 2012 in Gabun sorgte
Sambia für eine der grössten Überraschungen
in der Geschichte des Wettbewerbs – nachdem
19 Jahre zuvor das Nationalteam einem
Flugzeug­absturz zum Opfer gefallen war. An
der Copa América schliesslich, dem (abgesehen
vom Olympia-Turnier) ältesten Wettbewerb für
Nationalmannschaften, schrieben Peru (1975)
und Paraguay (1979) ihre Cinderella-Storys.
Allerdings waren beide Teams vom Schicksal
(bzw. einem speziellen Modus) begünstigt:
Peru qualifizierte sich dank einem Losentscheid für das Finale. Paraguay wurde nach
einem 0:0 im Entscheidungsspiel gegen Chile
dank dem besseren Torverhältnis im vorherigen Turnierverlauf zum Champion gekürt.
An der WM scheint die Zeit der Wunderschöpfungen mit dem Finale von 1954 zu Ende
gegangen. Überraschungen gab es seither immer
wieder, aber diese beschränkten sich fast ausnahmslos auf einzelne Partien – etwa auf den
Sieg der US-Auswahl gegen England 1950, auf
den Erfolg Nordkoreas über Italien 1966 oder auf
den Starttriumph der Schweiz gegen den späteren Weltmeister Spanien 2010. Es waren Sprinterfolge der Underdogs. Am Ende des WM-Marathons jubelten aber immer die Grossen. Die
19 WM-Titel teilen sich acht Nationen unter sich:
Brasilien, Italien, Deutschland, Argentinien,
Uruguay, England, Frankreich und Spanien.
T H E F I FA W E E K LY
Wird dieser exklusive Kreis im kommenden Sommer durchbrochen? Die FIFA-Weltrangliste und die zu Ende gehende Qualifikation
rücken eine Nation ins Zentrum, die fussballerisch noch vor Kurzem kaum jemand auf der
Rechnung hatte: Belgien. Das elf Millionen
­Einwohner zählende Königreich verfügt über
eine der spielstärksten Mannschaften der
Welt. Der Transferwert des Kaders von Nationaltrainer Marc Wilmots beträgt 350 Millionen Euro. Nur Deutschland, Brasilien und
Italien übertreffen diesen Wert. Der The-FIFA-­
Weekly-Redaktor Perikles Monioudis hat sich
im Ardennen-Staat auf Spurensuche der goldenen Generation gemacht und ist auf die Gründe für den Aufschwung gestossen: Ausbildungsarbeit, Spielkultur, Auslandserfahrung
der jungen Spieler.
Ist das Land der Waffeln, Pommes frites
und Rad-Stars bereit für die wichtigste Trophäe im Fussball? Spielerisch ja. Doch es gibt
ein (psychologisches) Problem. Der vermeint­
liche Geheimfavorit ist durch seine furiosen
Leistungen schon jetzt aus dem Schatten getreten. Vom Aussenseiterbonus kann Belgien in
Brasilien nicht mehr profitieren. Å
5
DER S T ILLE FAVORI T
An der WM in Brasilien will
Coach Marc Wilmots die
“Goldene Generation” der
“Roten Teufel” weit nach
vorn bringen. Denn das
belgische Nationalteam
befindet sich in einem Hoch.
Wie ist es dazu gekommen?
Und wie geht es weiter?
Eine Spurensuche vor Ort.
MORGENRÖTE
IN BELGIEN
Everton-Star Romelu Lukaku hält nach dem
Training mit dem belgischen Nationalteam inne.
T H E F I FA W E E K LY
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DER S T ILLE FAVORI T
“Kleine Schritte.
So hat der belgische
Fussball eine
Zukunft.”
Marc Wilmots
Marc Wilmots wurde am 22. Februar 1969 in Dongelberg, Belgien, geboren.
Der offensive Mittelfeldspieler debütierte 1987 für Sint-Truiden im Profifussball.
Über Mechelen und Standard Lüttich kam er 1996 zum FC Schalke 04 (UEFACup-Sieg 1996/97) und war in der Saison 2000/01 beim FC Girondins de Bordeaux
unter Vertrag. Der 70-fache Nationalspieler (1990–2002) beendete im FC Schalke
04 (zweites Engagement 2001–2003) seine Laufbahn als Profi und wechselte
nach einem Spieleraufstand im Klub ad interim ins Trainerfach (März bis
Juni 2003). Bevor er 2012 das belgische Nationalteam übernahm, coachte er
Sint-Truiden (2004/05).
Perikles Monioudis (Text)
und Mareike Foecking (Bilder)
M
arc Wilmots schaut in den Brüsseler
Himmel. Vor einigen Monaten noch
hatten ihn viele Belgier eher für eine
Fehlbesetzung gehalten. Nun soll er
der Welt erklären, was es mit dem
spielstarken Nationalteam auf sich
hat, dem er als Chefcoach so schlafwandlerisch
sicher vorsteht. Sein Blick verfängt sich in den
Quellwolken. Er trägt die rote Windjacke des
belgischen Verbands und hat zwei Bälle unter
den Arm geklemmt.
Das Training im König-Baudouin-Stadion ist
soeben zu Ende gegangen. Wilmots herzt seine
Spieler auf dem Weg in die Kabine, klopft
ihnen auf die Schulter; die Spieler reagieren
kumpelhaft. Auf dem Rasen hat er ihnen selbst
dann “schneller!” zugerufen, wenn der Ball
in komplexen Übungsanlagen mit enormer
Geschwindigkeit zirkulierte. Die Stars Fellaini,
Lukaku, Hazard, Benteke, De Bruyne, Witsel
oder Kompany meisterten auch das.
“Den Ball schnell spielen”, lautet Wilmots Credo, “sich Tormöglichkeiten erschliessen”. So
könne man “den Leuten Freude schenken, vor
allem aber uns selbst”. Wilmots stiess 2009 als
Assistent des Niederländers Dick Advocaat
zum Verband und kannte die Arbeit bestens.
Dennoch überraschte seine Berufung viele. Die
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Qualifikation des hungrigen Teams für die
WM-Endrunde 2014 in Brasilien ist ihm natürlich ein Grund zu grosser Freude. Genugtuung
aber sieht anders aus. Wie sieht sie aus?
Längst sind weltweit Trainerkollegen der Ansicht, Belgien berge das Potenzial für den
WM-Titelgewinn. So weit würde Wilmots nicht
gehen. “Ich will gewinnen”, sagt der 44-Jährige
freilich. “Wenn du gewinnst, bist du glücklich.”
Er spricht in diesem Zusammenhang von
“Mentalität”. Sie müsse bei seinen Spielern
stimmen, jederzeit. “Wenn du auf den Platz
gehst, musst du gewinnen wollen. Das wollen
wir gegen jeden Gegner.”
Das klang in Belgien unlängst noch ganz anders. Die “Roten Teufel”, wie sich die Auswahl
traditionell nennt, waren 2007 auf den 71. Platz
der FIFA-Weltrangliste abgerutscht und mithin glücklich, ab und an gegen die Top 15 Europas nicht allzu schlecht auszusehen. Heute
sind die Belgier im 5. FIFA-Rang klassiert und
hinter Spanien, Deutschland und Italien die
vierte Kraft auf dem Kontinent. Der Kader hat
nach realistischen Schätzungen einen Marktwert von insgesamt 350 Millionen Euro; nur
Deutschland, Brasilien und Italien übertreffen
diesen Wert.
“Die richtige Mentalität”
“Ich denke von Tag zu Tag. Der Erfolg
kommt, wenn man hart arbeitet und Schritt
T H E F I FA W E E K LY
für Schritt nimmt.” Wilmots hat es vorgemacht. “Willi, das Kampfschwein” nannte man
ihn in der Schalker Arena anerkennend. Als
unermüdlich laufender, nie aufgebender, vor
dem Tor kaltblütiger Mittelfeldspieler gewann
er 1997 mit den Gelsenkirchenern den
UEFA-Pokal; mit der belgischen Auswahl
nahm er viermal an einer Weltmeisterschaft
teil.
Im Achtelfinale der WM 2002 im japanischen Kobe gegen Brasilien – im letzten Spiel
seiner Karriere – fühlte er sich stark benachteiligt, als der jamaikanische Schiedsrichter einen von ihm erzielten Treffer nicht anerkannte. Wilmots legte sich in der Folge mit dem
Schiedsrichterwesen, der FIFA und der UEFA
an. Noch immer spricht er bitter darüber. So
bitter wie über die Journalisten, die ihm die
Fähigkeit abgesprochen hatten, ein valabler
Nationaltrainer werden zu können. Würde der
belgische Barde Jacques Brel noch leben, er
würde ein melancholisches Lied auf Wilmots
schreiben.
W
as augenfällig ist: Zwischen dem Stil,
dem Wilmots als Spieler anhing, und
jenem elaborierten, am Schönen ausgerichteten Stil der heutigen belgischen Profis liegen Welten. Wenn
der 22-jährige Chelsea-Profi Eden
Hazard den Ball berührt, kann man nur
erahnen, welchen Geniestreich man gleich
Romelu Lukaku sass einst
selbst im Wohnzimmer der Gastmutter.
Heute schauen hier die Füssballschüler des
RSCA ihrem Vorgänger im Fernsehen zu.
Royal Sporting Club Anderlecht
Der belgische Vorzeigeklub RSC Anderlecht wurde 1908 gegründet und errang die nationale
Meisterschaft 32-mal. Die “Mauves et Blancs” hatten ihre grosse Zeit zwischen 1976 und 1983,
als sie zu den reichsten Klubs Europas zählten. Sie gewannen den Pokal der Pokalsieger 1976
und 1978, den UEFA-Pokal 1983. Zu den Aushängeschildern des RSCA gehören etwa Paul Van
Himst (1959–75), Robert Rensenbrink (1971–80), Morten Olsen (1980–86), Franky Vercauteren
(1975–87), Enzo Scifo (1982–2000), Marc Degryse (1989–95), Celestine Babayaro (1994–97),
Par Zetterberg (1986–91, 1993–2000, 2003–06), Lorenzo Staelens (1998–2001) oder der aktuelle
Nationalspieler Vincent Kompany (2002–06).
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9
Nach zwölf Jahren zieht Belgien wieder in eine
WM-Endrunde ein. Die Fans in Brüssel sind ausser sich.
BELGIEN IN DER
WM - QUALIFIK ATION
Belgien
Kroatien
Serbien
Schottland
Wales
FYROM
SP
10
10
10
10
10
10
S
8
5
4
3
3
2
U
2
2
2
2
1
1
N TV PT
0 +14 26
3 +3 17
4 +7 14
5 –4 11
6 –11 10
7 –9 7
WM-Teilnahmen bis jetzt: 11
Bestes Resultat:
Halbfinale 1986 in Mexiko
Olympiasieger: 1920
10
T H E F I FA W E E K LY
DER S T ILLE FAVORI T
“Um gegen starke Teams zu bestehen,
muss man gepflegt spielen.”
Jean Kindermans
Jean Kindermans (l.)
überblickt von seinem
Büro aus das RSCA-­
Trainingsgelände.
Die RSCA-Jugend
übt sich nach seinen
Vorstellungen.
zu sehen bekommt. Mit Romelu Lukaku (20,
FC Everton) bietet Wilmots einen so pfeilschnellen wie abschlussstarken Torjäger auf,
der aus allen Lagen trifft. Neben ihm agiert
Christian Benteke (22, Aston Villa), hinter ihnen der umtriebige Axel Witsel (24, Zenit St.
Peters­burg) und Kevin de Bruyne (22, Chelsea
FC), der wie Marouane Fellaini (25, Manchester United) im Mittelfeld eine gebieterische
Ausstrahlung hat. In der Abwehr kann Wilmots auf Manchester-City-Captain Vincent
Kompany (27), Thomas Vermaelen (28, Arsenal) und Jan Vertonghen (26, Tottenham Hotspur) vertrauen, im Tor steht Thibaut Courtois
(21, Atletico Madrid). Im Unterschied zu früher
verfügt das belgische Team aber nicht nur
über brillante Einzelspieler. Beeindruckend ist
vor allem die Spielstärke des Kollektivs, sein
an der Premier League ausgerichteter, technisch verfeinerter und doch laufintensiver,
angriffiger Stil, der von einem grossen Siegeswillen zeugt. “Die richtige Mentalität”, wie
Wilmots das nennt. Sie wird den jungen Belgiern beigebracht, “Tag für Tag. Mit kleinen
Schritten. So hat der belgische Fussball eine
Zukunft.”
Wer es ins Nationalteam schafft, hat in
aller Regel bereits in der U-21- und zuvor in
der U-19-Auswahl seine Leistungen gezeigt,
wenn nicht schon in der U-17. “Es ist eine Kette, in der viel Arbeit steckt”, sagt Wilmots.
Mit den Coaches dieser Teams arbeitet er
Hand in Hand zusammen. Entscheidend sei,
dass die jungen Spieler im richtigen Moment
ins Ausland gehen und sich dort in starken
Klubs messen. Dieser “richtige Moment” aber
ist alles andere als leicht zu bestimmen.
Frühe Berufung
Einer, der sich tagtäglich mit den Nachwuchsspielern beschäftigt, ist Jean Kinder­
mans, Direktor für Jugendarbeit im belgischen
Grossklub RSC Anderlecht. Aus einem Büro
überblickt er das weite Trainingsgelände des
Champions-League-Teilnehmers. Es regnet im
nördlichen Stadtteil Brüssels stark, die Jungen
müssen heute zunächst im Fitnessraum trainieren. Kindermans schildert ohne jeden Anflug von Überheblichkeit den neuesten Erfolg
seiner Arbeit. Der 18-jährige Adnan Januzaj,
ein RSCA-Sprössling, debütierte vor einigen
Wochen für Manchester United in der Premier
League und erzielte dabei zwei Treffer. England
stand kopf.
Der Belgier albanischer Abstammung wurde mit zehn Jahren zum RSCA geholt und verliess den Klub nach sechs Jahren in Richtung
Manchester Uniteds, wo er zunächst in den
Nachwuchsteams Erfahrungen sammelte.
Noch hat sich Januzaj nicht entschieden, ob er
für Belgien spielen wird. Eden Hazard war
noch früher dran; mit 14 wechselte er in die
Ligue 1 nach Lille. Dort blieb er fünf Jahre lang
und kam mit 21 zu Chelsea.
T H E F I FA W E E K LY
“Januzaj ist ein Beispiel dafür, wie es hier
im Idealfall läuft”, sagt Kindermans. “Doch die
Wirklichkeit ist, dass es auch von den Jungen,
die von klein auf fussballerisch ausgebildet
werden, nur die allerwenigsten ganz nach
oben schaffen.” Deswegen werden sie darin
unterstützt, sich schulisch zu behaupten. Der
in Violett und Weiss spielende RSCA arbeitet
im Rahmen des Programms “Purple Talents”
mit drei Schulen im Stadtteil zusammen, in
denen der Fussball zwar grossgeschrieben, die
Lernleistung der Kinder aber nicht vernachlässigt wird. Kindermanns kann den Eltern
anbieten, dass ihre fussballerisch begabten
Sprösslinge nach Brüssel ziehen, die öffentliche Partnerschule besuchen und im RSCA
trainieren. Untergebracht sind die zurzeit
neun Kinder bei einer Gastmutter. Diesen Weg
ging auch Romelu Lukaku, der mit seinen beiden Treffern in der WM-Qualifikationspartie
vor ein paar Wochen in Kroatien den Einzug
der Belgier in die WM-Endrunde festmachte.
An der Wand im Wohnzimmer der Gastmutter
hängt ein Porträt Lukakus. Als sie ihren einstigen Schützling zum ersten Mal im Stadion
spielen sah, weinte sie Tränen der Rührung.
Bis jetzt haben es insgesamt vier ihrer Gastkinder in die höchste belgische Liga geschafft.
Auch andere grosse Klubs befleissigen sich
ähnlicher Ausbildungsbemühungen; in Belgien bestehen darüber hinaus fünf “Topsportschulen”, deren Lehrplan von den 32 Wochenstunden 12 für den Fussball vorsieht.
11
DER S T ILLE FAVORI T
In Tubize: Welches Nationalteam hat schon eine eigene Cafeteria? Davor trainieren belgische Schiedsrichter.
Der RSCA veranstaltet jährlich mehrmals
den “Talent’s Day”, an dem Kindern die Möglichkeit geboten wird, sich beim Grossklub zu
präsentieren. Im klubeigenen Programm “Foot
and Fun” werden Jungen ab vier Jahren an den
Fussball herangeführt; ab sieben Jahren kommen sie in die “Multi Move Section”, in der
etwa Koordination und Gleichgewicht geübt
werden. Sehr früh beginnt auch die mentale
Begleitung, sie soll zur richtigen “Mentalität”
führen – nicht nur auf dem Platz. Die Spielauffassung des RSCA ist in zehn Punkten verbindlich festgehalten. “Offensiver, kreativer und
akademischer Fussball”, steht da zuoberst; es
folgen etwa: “Sich niemals der Stärke des Gegners beugen”, “So viel wie möglich in der Platzhälfte des Gegners spielen”, “Flüssige Rollenverteilung zwischen Angriff und Abwehr”, “In
Dreiecken vorwärts spielen”, “Die Spielweise
ist wichtiger als das Resultat”.
Der letzte Punkt ist erklärungsbedürftig –
bestimmt nicht nur für Marc Wilmots, der immer gewinnen will. “Wenn man objektiv der
stärkste Klub des Landes ist, reicht es nicht
aus, nur gewinnen zu wollen. Das bringt einen
nicht weiter”, sagt Kindermans. “Um gegen viel
stärkere Teams zu bestehen, muss der RSCA
gepflegt zu spielen wissen, sonst geht er unter.”
Kindermans ist sich bewusst, dass seinen
Anstrengungen ein Paradoxon innewohnt: Sind
seine Programme erfolgreich, werden seine
12
Nachwuchsspieler sehr früh von europäischen
Spitzenklubs abgeworben und stehen dem
RSCA nicht mehr zur Verfügung. Denn erst ab
16 Jahren geht man hier mit den Spielern
schriftliche Vereinbarungen ein. Bis dahin ist
es den Eltern “und ihren Einflüsterern”, etwa
den Spieleragenten, überlassen, den Jungen
einem anderen Klub anzuvertrauen. Er habe
nichts gegen die Macht der grösseren Klubs,
betont Kindermans, schliesslich handle der
RSCA ähnlich, wenn er sehr junge Talente aus
anderen belgischen Klubs nach Brüssel hole.
Aber die Ausbildungsentschädigung für die
Heimatklubs der Spieler müsste seiner Ansicht
nach erhöht werden.
Fluchtpunkt Tubize
Haben es die Talente in die belgische Auswahl der U15, U17, U19 oder U21 geschafft, kommen sie zu Schulungen und Trainings nach
Tubize, rund 30 Kilometer südlich der Hauptstadt. Im Zentrum des Fussballverbands absolvieren an diesem werktäglichen Vormittag zwei
Schiedsrichter, die Nummer zwei und drei Belgiens, ihr Trainingspensum. Das Gelände verfügt über mehrere Plätze, auch mit Kunstrasen,
und einen für Beach-Soccer. Nach der Europameisterschaft 2000 in Belgien und der Niederlande hatte der Verband beschlossen, einen Teil
des Erlöses in die Schaffung eines Rückzugsorts zu stecken, wo sich die Teams konzentriert
auf ihre Aufgaben vorbereiten können. Auch
das A-Nationalteam frequentiert das Zentrum.
T H E F I FA W E E K LY
Marc Wilmots braucht sich an ruhigen Orten wie Tubize nicht über die “Goldene Generation” des belgischen Fussballs zu äussern, wie
ihm das sonst auf Schritt und Tritt nahegelegt
wird. Auch muss ihn dort nicht gross kümmern, dass Belgien nach zwölf Jahren erstmals
wieder an einer WM teilnehmen wird – mit
einem Team, das an grossen Turnieren noch
keine Erfahrungen sammeln konnte und von
dem sich viele Belgier trotzdem versprechen,
dass man es mindestens so weit bringt wie
1986. Damals scheiterten die “Roten Teufel”
erst im Halbfinale, gegen den späteren Weltmeister Argentinien. Ein Aussenseiter hat
noch an keiner Fussball-WM triumphieren
können.
“Der Respekt vor uns Belgiern ist wichtig”,
sagt Wilmots. Er will ihn auf Jahre hinaus
festigen. Die Erfolge der belgischen U-Teams
geben Anlass zur Hoffnung – oder zur Besorgnis, je nachdem, für welches Nationalteam ein
Herz schlägt.
An der WM 2014 werden den Belgiern die
Herzen der Zuschauer zufliegen. Wilmots will
davon nichts wissen. Man muss sich ihn trotzdem als glücklichen Menschen vorstellen. Å
BLICK IN DIE LIGEN
I
N
S
I
D
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Zu hoch hinaus. Gareth Bale (o.) unterlag mit Real Madrid im Clásico dem FC Barcelona im Camp Nou 1:2.
Primera División
E i n v iel z u
nor ma ler K la ssi ker
Jordi Punti ist Romanautor und
Verfasser zahlreicher Fussball-Fea-
AFP
tures in den spanischen Medien.
In der spanischen Liga löst
keine Partie so viele Emotionen aus wie “El Clásico”, der manchmal auch als
“Jahrhundertpartie” bezeichnet wird (obwohl es
jedes Jahr vier oder fünf solcher “Jahrhundertpartien” gibt). In jüngerer Zeit haben die Ankunft von Pep Guardiola und Tito Vilanova auf
der Trainerbank von Barça und die spätere
Amtsübernahme von José Mourinho bei Real
Madrid dem “Clásico” ausserdem eine neue
Dimension verliehen und für eine Rivalität
gesorgt, die einem Drehbuch von Spielberg zu
entstammen schien. Mourinho und Guardiola
standen für widerstreitende Konzepte des
Fussballs, Messi und Cristiano Ronaldo setzten
diese in ein persönliches Duell der Superhelden
um. Die spannungsgeladene Atmosphäre zog
eine Unmenge kleiner aussersportlicher Begebenheiten nach sich: schmachvolle Niederlagen,
Aggressionen und Platzverweise, Mourinho, der
Tito Vilanova mit dem Finger ins Auge sticht,
Wortduelle. Jede Partie unterstrich aufs Neue
die Distanz zwischen zwei Persönlichkeiten,
zwei Klubs, zwei Fangemeinden, bestätigte aber
gleichzeitig auch, dass sie einander bis zu einem
gewissen Punkt benötigen.
Im Vergleich zu diesem “goldenen Zeitalter”
hatte das letzte Aufeinandertreffen von
FC Barcelona und Real Madrid wenig
“Clásico-Ambiente” zu bieten, ganz zu schweigen
von einer “Jahrhundertpartie”. Es war ein ganz
normales Spiel zwischen zwei ganz normalen
Mannschaften an einem viel zu normalen
Samstag. In dieser Saison hat der Trainerwechsel bei beiden Teams zumindest im Augenblick
zu einem Intensitätsverlust geführt. Gerardo
Martino setzt bei Barcelona nach wie vor auf
dieselbe Spielweise, wenn auch mit mehr Sinn
für das Praktische und weniger Betonung auf
das Ästhetische. Carlo Ancelotti zweifelt noch
und sucht nach einem Weg, mehrere neue
Spieler in einem Team zu integrieren, dem das
Herzstück entrissen wurde: Mesut Özil.
T H E F I FA W E E K LY
Wir kennen dieses Phänomen bereits aus
James-Bond-Filmen: Mit dem Wechsel der
Darsteller (von Sean Connery bis zu Daniel
Craig) ändert sich auch die Qualität der Filme. In
dieser Saison setzt man bei Barça und Madrid
auf zwei erstklassige Darsteller, um dem Ränkespiel neuen Zündstoff zu geben: Neymar und
Gareth Bale. In der Partie vom Samstag spielte
sich Neymar tatsächlich in den Vordergrund und
polarisierte gemeinsam mit Iniesta das Spiel
Barcelonas. Der Grund dafür ist sicher auch
darin zu suchen, dass Messi seiner Idealform
weiter hinterherläuft. Bei Real Madrid kam Bale
bei Ancelottis neuestem Experiment als Stammspieler zum Einsatz, wobei sein schwacher
Auftritt vielleicht eher vermuten lässt, dass
Ancelotti damit einem Wunsch des Vereinspräsidenten Pérez nachkam, der den wie seinen
Augapfel gehüteten Star endlich triumphieren
sehen will. Der Dominoeffekt sorgte dafür, dass
für Bale der junge Isco auf der Bank blieb, einer
der Spieler, die sich bei Madrid zuletzt in Bestform gezeigt hatten, und Ronaldo ziemlich allein
auf weiter Flur war. Am Ende wurde das Spiel
durch drei- oder viermaliges Aufblitzen von
Klasse entschieden, die sich wie eine schwache
Fährte der früheren Intensität ausnahm: Ein Tor
13
von Neymar, das dieser mit mehr Siegeswillen
als Präzision erzielte, ein sensationeller Lattenkracher von Benzema, zwei Glanzparaden von
Valdés, ein weiteres Tor von Alexis Sánchez, das
zehn Sekunden lang grossen Zauber ins Spiel
brachte und am Ende noch ein Kontertor von
Jesé, das nichts mehr änderte – 2:1.
Der FC Barcelona verliess das Spielfeld nach
dem Sieg mit breiter Brust, obwohl man beim
Klub aus psychologischer Sicht sicher gut daran
täte, sich selbst etwas kritischer zu betrachten.
Bei Real Madrid, das sich im eigenen Labyrinth
verlaufen hatte, rechtfertigte man die Niederlage mit Verfehlungen des Schiedsrichters, eine
Entschuldigung, die an die schlimmsten Fussballabende Mourinhos erinnerte. Fakt ist, dass
wir diese so normale Partie in zwei Wochen alle
vergessen haben werden. Im Augenblick scheint
die grosse Rivalität zwischen Barcelona und
Madrid in den Kneipengesprächen lebendiger zu
sein als auf dem Spielfeld. Vor einigen Tagen
ging das Gerücht um, Real Madrid stünde kurz
vor einer wirtschaftlichen Einigung mit Bill
Gates und das Stadion solle in Microsoft Santiago Bernabéu umbenannt werden. Einer meiner
Freunde, ein Barça-Fan, schrieb daraufhin auf
Twitter: “Ich weiss nicht, worauf der Präsident
des FC Barcelona noch wartet. Er sollte sich
endlich mit Apple in Verbindung setzen. Der
Name wäre ganz einfach: iCamp Nou.” Å
Bundesliga
Berl iner
Plasti kbecher
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel”
in Berlin.
Ganz am Ende droschen die
Münchner den Ball nur noch
nach vorn. Und das im eigenen Stadion. Sie
zählten die letzten Sekunden herunter, und als
es endlich vorbei und das Spiel 3:2 gewonnen
war, sprach Trainer Pep Guardiola von “der
stärksten Mannschaft, gegen die wir bis jetzt
gespielt haben”. Dazu muss man wissen, dass
Bayern München es in dieser Saison schon mit
Schalke, Leverkusen und Manchester City zu
tun hatte. Mit seiner erdrückenden Dominanz
hat sie der FC Bayern alle an die Wand gespielt.
Am Samstag nun lernte der Spanier Guardiola
das schöne deutsche Wort “Arbeitssieg” kennen.
Nicht gegen einen Etablierten der Liga. Sondern
gegen Hertha BSC, den Aufsteiger aus Berlin.
14
“Im Fussball ist Berlin immer
noch geteilt. In Ost und West und
Tradition und Kommerz.”
Berlin sieht sich gern als kosmopolitisches
Gegenstück zum FC Bayern. Als die spannendste
Stadt der ganzen Welt, wo der Osten den Westen
trifft und die Gesellschaft von morgen erfunden
wird. Bis vor ein paar Monaten war Berlin auch
noch aus einem anderen Grund einzigartig. Sie
war nämlich die einzige Hauptstadt der Welt
ohne einen Fussballklub in der höchsten Liga.
Jahr zum Berliner Derby Hertha BSC empfing,
war die Alte Försterei binnen Stunden ausverkauft. Mal sehen, wie lange das dauert, sollte
in der nächsten Saison Pep Guardiola mit dem
FC Bayern kommen. Å
Premier League
Wahrscheinlich wird diese Geschichte schon in
ein paar Jahren niemand mehr glauben. Das
liegt zum einen an Hertha BSC, dem frechen
Aufsteiger, der nach zehn Spieltagen in dieser
Saison bereits 15 Punkte sammelte und auf
Platz 5 der Tabelle steht. Und dann ist da noch
der 1. FC Union Berlin, der als Zweiter der 2.
Bundesliga beste Chancen auf einen Aufstieg
hat. Am Montag tritt Union zum Spitzenspiel
beim Tabellenführer Köln an.
Im Fussball ist Berlin immer noch geteilt. In
Ost und West und in Tradition und Kommerz.
Hertha BSC bedient die Kundschaft im
Westteil der Stadt, wo das meiste Geld sitzt,
aber auch die Schulden am höchsten sind.
37 Millionen Euro haben sich bei Hertha
angehäuft. Das ist wenig für einen arabischen
Scheich, aber sehr viel für ein Unternehmen
in Berlin, das nicht nur nicht aufregend ist,
sondern auch bettelarm. Herthas holländischer Trainer Jos Luhukay bastelte mit
bescheidenen Mitteln eine Mannschaft, die
nach dem Aufstieg im vergangenen Sommer
gleich zu den besten, mutigsten und erfolgreichsten der Bundesliga gehört. Die Berlin
sonst nicht sehr zugeneigte “Süddeutsche
Zeitung” kommentierte Luhukays Aufbauarbeit mit dem schönen Satz: “Besser wurde in
Berlin von einer öffentlichen Instanz selten
investiert.”
Das stimmt nur zum Teil, denn die Erfolgs­
geschichte des 1. FC Union ist mindestens
genauso aufregend. Union ist der Klub des
Ostens, wo sie den Fussball noch immer so
inszenieren wie in der guten alten Zeit. Hier
steht der Präsident noch mit den Fans in der
Kurve und trinkt sein Bier aus einem Plastikbecher. Noch 2005 war Union nach dem
Abstieg in die vierte Liga so gut wie Pleite.
Jetzt ist der Verein saniert und Besitzer des
Stadions An der Alten Försterei. Die Fans
haben es mit freiwilligen Arbeitsschichten zu
einem der stimmungsreichsten in ganz
Deutschland ausgebaut. Als Union vor einem
T H E F I FA W E E K LY
M a c ht we c h s e l
David Winner ist Autor und
Journalist in London. Zu seinen
Büchern über Fussball gehören
“Brilliant Orange” und “Dennis
Bergkamp: Stillness and Speed”.
Fragen Sie mal nach bei den alten Osmanen,
den Inka oder den Römern. Die würden Ihnen
vermutlich alle dasselbe sagen. Dass nichts
ewig währt nämlich.
Egal wie gross die Macht auch scheint, wie
beständig und uneinnehmbar eine Festung auch
daherkommt – früher oder später zerfällt und
vergeht jedes Reich. Nicht anders ist es im
Fussball. Entsprechend lautet die grosse Frage
unserer Zeit: Ist die 20-jährige Vorherrschaft
Manchester Uniteds über den englischen Fussball vergänglich wie die Supermächte von einst?
Unter Sir Alex Ferguson thronte United wie ein
Koloss über der Welt und gewann fast 40 Titel,
darunter 13 englische Meisterschaften und
zweimal die Champions League. Keinem anderen Klub im englischen Fussball – nicht Preston
North End in den 80er-Jahren des
19. Jahrhunderts, nicht Arsenal in den 30er-Jahren oder dem grossartigen Liverpool der 70erund 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts – ist es
gelungen, eine so lange Ära zu prägen.
Die Brillanz, mit der Fergie seine Mannschaften
zusammenstellte, sein Charisma und seine
Motivationskünste sollen pro Saison zwischen
10 und 20 Punkte ausgemacht haben. Aber
Fergie war einmal. Er hat abgedankt zu Gunsten
seines schottischen Landsmanns und ehemaligen Everton-Trainers David Moyes. Und nun,
fünf Monate später, ist Uniteds Aura der Unbesiegbarkeit dahin.
Für die Fans des Klubs fühlen sich mittelmässige
Leistungen und verschenkte Heimpunkte gegen
Mannschaften wie Southampton und West
Bromwich Albion etwa so an wie die Eroberung
ihrer Stadt durch den Gotenkönig Alarich.
Nicht auszudenken hätten Moyes’ Männer am
Samstag auch gegen Stoke City gepatzt. Panik
und Verzweiflung hätten um sich gegriffen.
Letztlich machten späte Tore von Wayne Rooney
und Javier Hernández aus einem sich anbahnenden Trauma doch noch einen Triumph.
Die Probleme aber bleiben. Bei United wissen sie
nur zu gut, dass die Aufholjagd von 1:2 auf 3:2
ebenso viel mit der Auswechslung von Stokes
bestem Spieler, Marko Arnautović, wie mit den
eigenen Bemühungen zu tun hatte. Dass einige
United-Fans ihren Frust sogar an einem ihrer
eigenen Spieler, dem portugiesischen Flügelflitzer Nani, ausliessen, verheisst nichts Gutes.
So, wie Historiker noch heute über den Untergang des Römischen Reiches debattieren, lesen
Experten und Fans heuer den Kaffeesatz für
United. Reputation und finanzielle Möglichkeiten des Klubs suchen derweil weltweit weiterhin
ihresgleichen. Auch der äusserst erfahrene
Moyes muss einfach besser sein als die überforderte Karikatur, die seine Kritiker von ihm
zeichnen.
Auf der anderen Seite treten die in Fergies
letzten Tagen einsetzenden Probleme nun in
aller Deutlichkeit zutage. So sind Nemanja Vidić
und Rio Ferdinand im Zentrum der wieder
anfälligen Abwehr nicht nur Routiniers, sie
sind einfach sichtbar in die Jahre gekommen.
Der Robin van Persie dieser Saison ist nur ein
Schatten des Robin van Persie der letzten Saison.
Zudem fällt auf, dass die kreative Lücke, die der
zurückgetretene Altmeister Paul Scholes im
Mittelfeld hinterlassen hat, von Neuzugang
Marouane Fellaini nicht ausgefüllt werden kann.
Lässt United also genau so abreissen wie Liverpool seinerzeit nach den glorreichen Jahren?
(Die Merseysiders sind seit 1990 nicht mehr
englischer Meister geworden.) Oder ist es mit
ein bisschen Selbstvertrauen und einigen
cleveren Winterzugängen getan, und im Old
Trafford geht bald wieder alles seinen gewohnten Gang?
Mit anderen Worten: Werden wir gerade
Zeuge des Anfangs vom Ende von Manchester
United? Oder vom Beginn eines Neuanfangs?
Erleben wir einen Wendepunkt für den Klub
und den englischen Fussball? Oder einfach
nur den Übergang von einer Ära kaiserlicher
Macht zur nächsten? Rückblickend werden
wir es wissen. Å
Serie A
Vo m
G e mü s e s c h n e i d e n
Luigi Garlando ist Redakteur der
“Gazzetta dello Sport” und Autor
zahlreicher Kinderbücher.
Am vergangenen Sonntag
wurde Massimo Moratti im
San-Siro-Stadion ein ganz besonderer Empfang
bereitet. Als er sich vor dem Spiel zwischen
Inter Mailand und Chievo Verona auf der
Tribüne zeigte, standen die Zuschauer auf,
wandten sich ihm zu und schenkten ihm einen
langen, bewegenden Applaus – sozusagen eine
gemeinschaftliche Umarmung. Es war eine
Demonstration der Zuneigung und der Anerkennung für den Präsidenten von Inter, der
gerade 70 Prozent des Klubs an den indonesischen Industriemagnaten Erick Thohir verkauft hatte, nachdem er 18 Jahre lang die
Geschicke der Nerazzurri geleitet hatte.
1995 hatte er den Klub gekauft. An jenem Tag
stand Massimos Frau Milly Moratti gerade in
der Küche und schnitt Gemüse, als sie aus den
Fernsehnachrichten erfuhr, dass ihr Mann
Inter Mailand gekauft hatte. Sie riss sich die
Schürze vom Leib und stürmte zu ihrem
den 60-Jahren an die Spitze Europas und der
Welt führte und dabei die Legende des “Grande
Inter” schuf, führte die Spieler mit väterlicher
Aufmerksamkeit. Nach jedem Spiel schenkte er
den besten Akteuren eine wertvolle Goldmünze.
Sein Sohn Massimo, der wie sein Vater den
Gipfel Europas und der Welt erklomm (2010),
hat das Team mit ähnlichen Empfindungen
geführt. Die zahlreichen Verletzungen Ronaldos berührten ihn noch stärker als die
Erfolge auf dem Spielfeld. Doch ein solcher
Mäzen und ein quasi familiär geführter Kader
ist nicht mehr zeitgemäss angesichts der
immensen Kosten und der umfangreichen
Verpflichtungen, die mit dem modernen
Fussball einhergehen.
Nachdem er in den vergangenen 18 Jahren mehr
als 1000 Millionen in den Klub investiert und
allein die letzte Bilanz einen Fehlbetrag von 80
Millionen ausgewiesen hatte, war Moratti
gezwungen, sich ausländischem Kapital zu
öffnen. Bezeichnenderweise geschieht dies genau
im Moment, da die Überraschungsmannschaft
von AS Rom, die dem Amerikaner James Pallotta
gehört, an der Tabellenspitze steht – und der
einzige Klub der Serie A ist, der sich in ausländischer Hand befindet. Es ist ein Zeichen der Zeit.
Auch bei der AC Milan denkt man über die
Möglichkeit von Gesellschaftern aus dem
“Signora Moratti fürchtete um den
Familienfrieden.”
Gatten, der ihr den Kauf verheimlicht hatte –
wohl wissend, dass sie nicht einverstanden war.
Denn Signora Moratti fürchtete um den Familienfrieden, sollte Inter zu weit ins häusliche
Umfeld vordringen.
Tatsächlich gewann Milly den “Eindringling”
jedoch im Laufe der Zeit so lieb, dass sie
letztlich sogar entschieden gegen den Weiterverkauf von Inter an Thohir ankämpfte.
Es war eine andere Frau, nämlich Erminia, die
das Team der Nerazzurri in die Familie Moratti
einführte, und zwar schon Mitte der 50-Jahre.
Erminia war eine grosse Fussball-Liebhaberin
und steckte ihren frisch angetrauten Angelo,
den Vater von Massimo, mit ihrer Leidenschaft
an, sodass dieser 1955 Inter Mailand kaufte. Der
reiche Erdölindustrielle, der die Nerazzurri in
T H E F I FA W E E K LY
Ausland nach. Italien begibt sich somit langsam auf den gleichen Weg, den die bedeutenden Ligen schon seit Längerem eingeschlagen
haben, allen voran die Premier League. Die
tugendhafte Alternative ist das im Besitz der
Familie Agnelli befindliche Juventus Turin, das
in der letzten Bilanz einen Rekordertrag von
274,8 Millionen ausgewiesen hat, nicht zuletzt
dank der Veranstaltungen im Juventus Stadium, dem einzigen modernen Stadion in Klubbesitz in der Serie A.
Es braucht also entweder neues Kapital oder
neue Ideen. Goldmünzen eines väterlichen
Präsidenten reichen nicht mehr aus. Å
15
Name:
Mario Alberto Kempes Chiodi
Geburtsdatum:
15. Juli 1954
Geburtsort:
Bell Ville, Argentinien
Körpergrösse:
1,84 m
Spielposition:
Angreifer
In der Jugend:
Instituto Atlético Central Córdoba
Karriere:
1970 – 1973: Instituto (Arg)
1974 – 1976: Rosario Central (Arg)
1977 – 1981: Valencia CF (Esp)
1981 – 1982: River Plate (Arg)
1982 – 1984: Valencia CF (Esp)
1984 – 1986: Hércules (Esp)
1986 – 1987: First Vienna (Aut)
1987 – 1990: St. Pölten (Aut)
1990 – 1992: Kremser SC (Aut)
1995: Fernández Vial (Chi)
1996: Pelita Jaya (Idn)
Länderspiele:
43 (20 Treffer), 1973 – 1982
Aktuell:
Jeff Zelevansky/FIFA/Getty Images
Mario Kempes wird am 6. Dezember
an der Auslosung der WM-Gruppen
für Brasilien 2014 beteiligt sein.
16
T H E F I FA W E E K LY
DAS INTERVIEW
“Ich bin froh, dass Messi
Argentinier ist”
Mario Kempes machte die Argentinier an der Heim-WM
1978 mit seinen beiden Treffern zum 3:1-Sieg im Finale
gegen die Niederlande glücklich. Heute lebt “El Matador” in
den USA und blickt gespannt auf die WM 2014.
Herr Kempes, Sie sagten einmal, zu gewinnen
sei wichtiger, als schön zu spielen. Was meinen
Sie damit?
Mario Kempes: Wenn du gut spielst,
hast du mehr Möglichkeiten, um zu gewinnen.
Aber du kannst auch schlecht spielen und
gewinnen.
Wäre Ihr WM-Coach César Luis Menotti damit
einverstanden? Er war ein Verfechter des reinen
und schönen Spiels.
Jeder Coach hat seine Vorstellungen. Was
auf dem Platz geschieht, liegt aber in den
Händen der Spieler. Im Übrigen wirst du nicht
deshalb ins Nationalteam berufen, damit du
schönen Fussball spielst oder weil du ein guter
Mensch bist, sondern um ein Teil der Mann­
schaft zu sein. Jeder muss sich anpassen.
Haben Sie mit Menotti noch Kontakt?
Wir sehen uns selten. Ich arbeite in den
USA als Fernsehkommentator beim Sport­
sender ESPN und fahre eigentlich nur zu
Feierlichkeiten für das Weltmeisterteam von
1978 nach Argentinien. Von den früheren
Mitspielern Osvaldo Ardiles, Leopoldo Luque
und Daniel Bertoni etwa höre ich öfter etwas.
hatten als sie. Wir konnten ihnen unser Spiel
dann doch noch aufzwingen und gewannen
in der Verlängerung.
Sie wurden 1978 WM-Torschützenkönig, trafen
allerdings in den ersten drei Gruppenspielen
nicht. Menotti soll Ihnen geraten haben, den
Schnurrbart zu rasieren.
Ich rasierte zuerst den Bart, dann den
Schnurrbart und dann kamen die Treffer. Das
stimmt. Ich könnte aber nicht sagen, ob
Menotti oder ich die Idee dazu hatte. Ich kann
mich nicht erinnern.
Ihr Landsmann Lionel Messi spielt schön und
erfolgreich. Der perfekte Spieler?
Im Klubfussball hat Messi alles gewonnen.
Etwas mit dem Nationalteam zu reissen, ist
das einzige Ziel, das Messi noch nicht erreicht
hat. Er weiss das selbst und er will das natür­
lich ändern. Es ist eine Lüge, wenn über ihn
gesagt wird, er habe im argentinischen
National­jersey nicht alles versucht.
Messi kam – wie sie auch – in sehr jungen
Jahren nach Europa. Er ist ein Teil der Tiki-Taka-­
Kultur. Ist er nun Argentinier oder Spanier?
Ich bin froh, dass Messi Argentinier ist.
Sie haben im WM-Finale 1978 die ersten beiden
Treffer zum 3:1-Sieg gegen die Niederlande
erzielt. Mit welchen Gefühlen erinnern Sie sich
daran?
Das Schönste sind die Erinnerungen an
die Tage nach dem Titelgewinn. Wir brachten
den Leuten enorme Freude. Sie begegnete uns
Schritt für Schritt. Das war das Grösste, diese
Freude in den Gesichtern der Menschen.
Argentinien ging es damals wirtschaftlich und
politisch nicht gut. Der Druck auf Ihr Team war
enorm. Was wissen Sie noch von der Partie?
Die Niederländer kamen fest entschlos­
sen auf den Platz. Sie erarbeiteten sich viele
Torchancen, aber wir waren hungriger als
sie. Wir wollten zu Hause unbedingt gewin­
nen. Auch wenn wir weniger Erfahrung
Ist er der beste Spieler in der Geschichte des
Fussballs? Oder ist das doch Pelé? Sie sind einer
der wenigen Argentinier, die zu den Verehrern
des Brasilianers gehören.
Wer Pelé jemals spielen sah, und sei es nur
ein einziges Mal, dem ist klar, dass er grossar­
tig war. Aber jeder Spieler hat seine Zeit. Und
jede Zeit hat ihre Spieler. Pelé kann man weder
mit Di Stefano oder Maradona noch mit Cruyff,
Beckenbauer oder eben mit Messi vergleichen.
Kann Argentinien an der WM 2014 das Heimteam Brasilien bedrängen?
Mein Favorit auf den Titelgewinn ist
Argentinien. Nicht etwa allein aus patrioti­
schen Gründen. Ich denke, das Team spielt gut.
In der Qualifikation waren gute Ansätze zu
T H E F I FA W E E K LY
erkennen, am Spiel des Teams muss nicht noch
gross etwas geändert werden. Es gilt aller­
dings, noch einen weiteren Schritt zu meistern:
In Brasilien muss das Team die Nervosität
ablegen. Aber das gilt für jede Mannschaft an
der WM.
1982, vier Jahre nach dem WM-Titelgewinn,
war das argentinische Team nicht bereit und
verlor schon das erste Gruppenspiel. Was ist
in der Vorbereitung wichtig?
Die Müdigkeit abbauen. Die Spieler haben
Dutzende von Partien in den Beinen, wenn
sie an die WM fahren. Auch hier gilt: Es ergeht
allen Teams ähnlich. Sobald aber die Schluss­
vorbereitung vor Ort beginnt, muss man die
Müdigkeit aus dem Fenster werfen.
Sie können der Sache entspannt entgegen­
sehen. Sie leben als TV-Kommentator in
Cincinnati, USA.
Das Leben geht weiter, und meines geht hier
in den USA weiter, im besten Land der Welt.
Sie fühlen sich nicht wohl in Argentinien?
Doch, doch, aber mein Job ist in den USA.
Und solange das so ist, sind die USA für mich
das beste Land der Welt. Wenn ich morgen in
einem anderen Land arbeiten würde, wäre
dieses Land für mich das beste der Welt.
Was erhoffen Sie sich von der WM in Brasilien?
Dass es eine gute WM wird und dass
alle die Spiele und das Drumherum geniessen
können. Der Fussball verbindet uns. Å
Gespräch: Perikles Monioudis, unter Mithilfe
von Lefteris Coroyannakis (Spanisch).
17
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N O C H 32 W O C H E N
Thiago will Südafrika vergessen machen
“Ob ich davon träume, den WM-Pokal im Maracanã-Stadion in die
Höhe zu recken? Natürlich. Ich träume jeden Tag davon!”
Sérgio Xavier Filho
F
ür Thiago Emiliano da Silva de Souza –
kurz Thiago Silva – wäre es ein unvergessliches und wohlverdientes Geschenk,
sich als Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft in Rio de Janeiro die
WM-Krone aufzusetzen – in jener Stadt,
in der er am 22. September 1984 geboren wurde. Dabei gab es einen Zeitpunkt in seinem
Leben, als es so aussah, als ob Thiago gar nie
eine Chance bekäme, die WM-Trophähe in seinen Händen halten zu können. Als er im Jahr
2005 vom FC Porto zu Dynamo Moskau wechselte, wurde bei dem damals 20-jährigen Talent eine schwere Tuberkulose-Erkrankung
diagnostiziert. Es stand sogar die Entfernung
eines Teils seiner Lunge zur Debatte. Das hätte
das Ende seiner Karriere bedeutet. Doch anstatt sich einem chirurgischen Eingriff in
Russland zu unterziehen, beschloss Thiago,
nach Brasilien zurückzukehren. Die Rückkehr
in sein Heimatland wirkte sich nicht nur positiv auf seine Genesung aus, sondern erwies
sich gleichzeitig als idealer Schritt für seine
Karriere. Er bekam kurze Zeit später bei Fluminense Rio de Janeiro eine Chance, seine
Karriere neu zu lancieren.
Durchbruch bei der AC Milan
Bei Fluminense bestritt er insgesamt 117
Spiele und erzielte 11 Tore. 2007 feierte er mit
dem Team den Gewinn des brasilianischen Pokals – der “Copa do Brasil”. Mit seinen erstklassigen Leistungen zog er nicht nur in Brasilien
Aufmerksamkeit auf sich: Als er 2008 vom damaligen Nationaltrainer Dunga erstmals in die
Seleção berufen wurde, rückte Thiago auch in
den Fokus der Verantwortlichen des AC Milan.
Dort unterzeichnete der Verteidiger einen
Dreijahresvertrag im Wert von zehn Millionen
Euro und wurde zum Idol.
Die Reise an seine erste Weltmeisterschaft
verlief 2010 nicht so, wie Thiago es sich erhofft
hatte. Als Ersatzspieler musste er in Südafrika
von der Bank aus mitansehen, wie die Niederlande die Seleção im Viertelfinale mit 2:1 rauswarf. “Ich hasse es, zu verlieren”, sagt Thiago.
“Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut
gespielt. Doch dann riss bei uns der Faden. Auf
diese Art und Weise schmerzt die Niederlage
umso mehr.”
“Meine grösste Herausforderung”
Nächstes Jahr hat Thiago die Gelegenheit,
die erfolglose Reise nach Südafrika vergessen
zu machen. Es ist eine logische Folge seiner
derzeitigen Leistungen bei Paris St. Germain,
dass er sein Team als Kapitän anführen wird.
“Mit der WM 2014 wartet eine der grössten Herausforderungen meines Lebens auf mich.
Aber vor allem ist es auch die Erfüllung eines
persönlichen Lebenstraums. Nur wenige Spieler haben die Gelegenheit, ihr Land als Kapitän
anzuführen. Es macht mich sehr stolz.” Å
Name:
Thiago Silva
Geburtsdatum:
22. September 1984
Geburtsort:
Rio de Janeiro
Grösse:
1,83 m
Position:
AFP
Verteidiger
Talentiert und ambitiös: Brasiliens Kapitän Thiago Silva.
T H E F I FA W E E K LY
19
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Port-au-Prince,
Haiti
2010
Alex Ogle/afp
Rettungsinsel Fussballarena. Nach
dem verheerenden Erdbeben in Haiti
wurde das Nationalstadion Sylvio
Cator in Port-au-Prince zu einem der
wichtigsten Zufluchtsorte. “Die
Menschen auf Haiti haben nur noch
etwas, das sie glücklich macht: den
Fussball”, sagte der frühere Nationalcoach Ernst Jean-Baptiste.
20
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Port-au-Prince,
Haiti
2012
Simon Bruty/FIFA
Neues Leben. Zwei Jahre nach der
Naturkatastrophe rollte der Ball
wieder. Im Wiederaufbau des Landes
spielte der Fussball eine wichtige
Rolle. Die finanziellen Mittel wurden
unter anderem durch Freundschaftsspiele der 32 WM-Teilnehmer von
2010 generiert. Die FIFA sprach
vier Millionen Dollar aus ihrem
Entwicklungsfond.
T H E F I FA W E E K LY
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FREE KICK
W E E K LY T O P 11
Die besten Teams
der Geschichte
Der eingebildete
Kranke
Thomas Renggli
“D
er Ball ist ein Sauhund”, lamentierte
Rudi Gutendorf einst über die Unwäg­
barkeiten und Ungerechtigkeiten des
Fussballs. Damit qualifizierte sich der
ewige Trainer (55 Engagements seit
1946) nicht für die WM-Endrunde,
aber für jede sportliche Zitatensammlung.
Die Substanz seiner Worte ist allerdings
höchst umstritten – ligenunabhängig, grenzüber­
schreitend. Denn normalerweise wird nicht das
Spielgerät für das (eigene) Scheitern verantwort­
lich gemacht, sondern jene Instanz, die eigentlich
für das Einhalten von Recht und Ordnung verant­
wortlich sein müsste: der Schiedsrichter.
Das Dilemma beginnt bei der (fehlenden)
Akzeptanz. Lothar Matthäus, Ex-Weltmeister mit
regelmässig wechselndem Berufs- und Zivilstand,
sagte nach seinem Rücktritt als Aktiver: «Schieds­
richter zu werden kommt für mich nicht infrage.
Ich will eher etwas machen, das mit Fussball zu
tun hat.» Diese Aussage war sehr durchdacht –
zumindest für loddarsche Verhältnisse. Die Sta­
tistiken beweisen, dass das Preisleistungsverhält­
nis eines Schiedsrichters jedem halbwegs
ambitionierten Kreisliga-Kicker nur ein müdes
Lächeln abtrotzt: Ein Referee fällt pro Spiel im
Durchschnitt 150 bis 180 Entscheide – steht also
alle 30 Sekunden im Fokus – und läuft 11,5 km. Für
eine Spesenentschädigung, die kaum reicht, um
die Parkkosten zu decken.
Cristiano Ronaldo, Stilikone und Scharf­
schütze von Real Madrid, würde dafür noch nicht
einmal den Schuhschrank öffnen. Er läuft pro
Spiel 10,5 Kilometer – und verdient pro Tag (ver­
traglich zugesicherte) 46 575 Euro – dazu kommen
Werbeeinnahmen in gleicher Höhe.
Allerdings wäre auch Ronaldos Ballzauber
ohne Pfeifenmänner nichts wert. Es gilt nämlich
nicht nur der Grundsatz: “Offside ist, wenn
der Schiedsrichter pfeift.” Sondern (vor allem):
“Ohne Schiedsrichter kein Spiel.”
Das war allerdings nicht immer so. In den An­
fängen des Fussballs im 19. Jahrhundert lag die
Spielleitung in den Händen der beiden Teamcap­
tains. Kam es zu einem Foul, unterbrach der Cap­
tain der fehlbaren Mannschaft die Partie und gab
den Ball für den Gegner frei. Erst 1880 wurde der
Schiedsrichter ins Regelwerk aufgenommen.
Der moderne Referee muss sich auch in der
Ornithologie auskennen. Vor allem eine Singvo­
gelart ist in seinem Wirkungsgebiet heimisch:
der Hirundo. Davon existieren 75 fliegende
Arten und eine stolpernde Imitation. Derweil die
einen zurzeit auf dem Luftweg in südlichere
Sphären unterwegs sind, überwintert die andere
Gattung auf der ganzen Welt. Ihre Heimat ist der
Fussballplatz. Ornithologisch ungebildete Men­
schen, wozu auch viele Fussballschiedsrichter
gehören, nennen sie Schwalben.
Gestandene Mannsbilder wälzen sich stöh­
nend und röchelnd, scheinbar tödlich getroffen
auf Mutter Erde, sodass man bereits nach einem
Pfarrer für die Letzte Ölung Ausschau hält.
Doch bevor ein Geistlicher gefunden werden
kann, spurten barmherzige Samariter zum Un­
fallort und verhindern mittels Spraydose, nas­
sem Schwamm oder beidem das Schlimmste,
weshalb auf eine Operation am Spielfeldrand
verzichtet werden kann. Nichts gegen die 1933
heilig gesprochene Lourdes-Wundheilerin Ber­
nadette Soubrious, aber diesen modernen Medi­
zinmännern wäre sie kaum gewachsen. Auch
Jean Baptiste Molière müsste nochmals über
die Bücher und seine Komödie “Der eingebilde­
te Kranke” umschreiben. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der
T he - F IFA -Week l y - Redak t ion
T H E F I FA W E E K LY
1
Real Madrid. Das Weisse Ballett um
Alfredo di Stéfano siegte zwischen 1956
und 1960 fünfmal im Meistercup – im
Final 1960 dank vier Toren von Puskás
und drei von Di Stéfano.
2
Ungarns Wunderelf der 1950er-Jahre
blieb in 31 Spielen ungeschlagen und
siegte im November 1953 als erste konti­
nentale Mannschaft in England.
3
Liverpool. Zwischen 1964 und 1986 ge­
wannen die Reds 11 ihrer 18 nationalen
Meisterschaften. Dazu kamen vier Tri­
umphe im Meistercup.
4
Manchester United. Obwohl beim Flug­
zeugabsturz 1958 acht Spieler ums
Leben kamen, gewann ManU 1965 und
1967 die englische Meisterschaft und
1968 den Meistercup.
5
Barcelona. Tiki-Taka. Ein Stil prägt den
Fussball und macht Barça zum europäi­
schen Massstab.
6
Spanien. Von der Barça-Spielkultur pro­
fitiert die spanische Auswahl. Als erste
Mannschaft schafft sie das Triple aus
EM (2008, 2012) und WM (2010).
7
AC Milan. Holländischer Ballzauber in
italienischen Diensten: Ende der 1980erJahre führten Gullit, Van Basten und
Rijkaard Milan zu zwei MeistercupTriumphen.
8
Brasilien. An der WM 1970 dominierte
die Seleção wie kaum eine andere Mann­
schaft zuvor. Höhepunkt war das 4:1 im
Endspiel gegen Italien.
9
Ajax Amsterdam. Zwischen 1971 und 1973
gewannen die Holländer dreimal den
Meistercup. Cruyff, Neeskens und Haan
standen für den „Fussball total“.
10
Benfica Lissabon. Zweifacher Gewinner
(1961 / 1962) des Meistercups. Eusébio, die
Symbolfigur dieser Epoche, wurde 1965
zum besten Spieler der Welt gewählt.
11
Italien. Der dritte WM-Titel (1982) der
Squadra Azzurra war der spektakulärste
– mit Golgetter Rossi und den defensiven
Lebensversicherungen Zoff und Scirea.
Gab es noch bessere Teams?
Ihre Meinung an:
[email protected]
23
DA S POR T R ÄT
Die Mittelstürmerin
Wegbereiterin, Friedensbotschafterin, Captain des palästinensischen
Nationalteams. Honey Thaljieh dribbelte alle politischen Hindernisse aus,
überwand Grenzen und bewies, dass der Fussball Brücken schlagen kann.
W
Thomas Renggli
Marc Latzel
enn sie am Zoll ihr Visum
zeigt, löst allein ihr Vorname Verwunderung und ein
gewisses Misstrauen aus:
“Haben Sie noch einen
Ausweis mit Ihrem richtigen Namen?”, fragen die
Beamten nicht selten. Honey Thaljieh (29) kann
nicht weiterhelfen. Ihr
Name ist echt – und die
Geschichte dahinter ähnlich überraschend wie ihr Lebensweg: “Mein
Vater wollte mich eigentlich Annie taufen.
Aber der Arzt im Gebärsaal des Spitals von
Bethlehem fand, dass Honey viel besser klingt.”
Die süssen Seiten des Lebens lernte Thaljieh erst mit Verzögerung kennen. Ihre Kind-
heit war geprägt von den Kriegswirren in den
pa­lästinensischen Autonomiegebieten: Checkpoints, Mauern, Bombendrohungen – und die
ständige Angst, zwischen die Fronten zu geraten. Honey wuchs als Mitglied der christlichen
Minderheit in einfachen Verhältnissen auf. Ihr
Vater arbeitete als Bodenleger, ihre Mutter als
Kindergärtnerin. Mit den Eltern und ihren vier
Geschwistern teilte sie ein einziges Zimmer in
einem kargen Haus an der berühmten
Milchgrotten-­Strasse – unweit des Geburtsorts
von Jesus.
F r e i h e it i n s c h m a l e n G a s s e n
Ihre Geschichte macht nachdenklich. Doch
Honey erzählt sie mit strahlenden Augen und
einem herzhaften Lachen. Ihre Energie reicht
aus, um ein ganzes Fussballteam anzutreiben:
“Das Schicksal muss nicht über die Zukunft
entscheiden. Wer sein Leben in die eigene
Hand nimmt, kann Grenzen durchbrechen.”
T H E F I FA W E E K LY
Die Freiheit fand Honey Thaljieh in den
schmalen Gassen und Hinterhöfen in der Altstadt von Bethlehem dennoch, und zwar bei einer Betätigung, welche dort eigentlich dem
männlichen Geschlecht vorbehalten war: “Ich
sah die Jungen, wie sie dem Ball nachrannten.
Und liebte diesen Sport sofort.” Ähnlich gross
wie die eigene Leidenschaft war aber die Skepsis
in ihrem Umfeld. Mädchen und Fussball – das
war mit dem arabischen Weltbild ungefähr so
gut zu vereinbaren wie der Ramadan mit dem
Münchner Oktoberfest: “Sie riefen mich Tomboy
und prophezeiten mir, dass mich nie jemand heiraten würde. Dass ich in T-Shirts und kurzen
Hosen spielte, stiess auf absolutes Unverständnis.” Die Fussballerin liess sich gleichwohl nicht
von ihrem Weg abbringen. Schuhe besass sie
keine, aber ein grosses Kämpferherz. Dass ihr
einziges Übungsgerät ein überdimensionaler
und kiloschwerer Medizinball war, verursachte
schmerzende Füsse – aber keinen Bremseffekt.
25
DA S POR T R ÄT
PAL Ä S T INENSISC HER F US SBALL -V ERBAND
Gegründet: 1928
Aufnahme in die FIFA: 1998
Fussballplätze (Standard-Grösse): 12
Klubs: 148
Teams: 132 (Männer) – 16 (Frauen)
Coaches: 477 (Männer) – 20 (Frauen)
Registrierte Spieler (ab 18 Jahren):
3769 (Männer) – 120 (Frauen)
Registrierte Nachwuchsspieler (unter 18 Jahren):
2520 (Junioren) – 330 (Juniorinnen)
Unregistrierte Spieler:
4200 (Männer) – 2240 (Frauen)
Futsal-Spieler: 980 (Männer) – 96 (Frauen)
Aktuelles FIFA-Ranking:
150. (Männer) – 85. (Frauen)
FAK TEN ZUR FR AUEN - AUSWAHL
Erstes Offizielles Länderspiel:
22.9.2005 (Westasiatische Meisterschaft) in Jordanien:
Jordanien –Palästina 5:0
Erstes Heimspiel: 26.10.2009 in Al-Ram,
Faisal-­Husseini-Stadion (14 000 Zuschauer):
Palästina – Jordanien 2:2
Höchster Sieg: 20.10. 2010 in Jordanien:
Palästina – Katar (in Jordanien) 18:0
To r e s c h i e s s e n a l s T ü r ö f f n e r
Das Toreschiessen wurde für Honey zum
Türöffner. Sie realisierte, dass sie mit dem
Fussball auch neben dem Platz einiges auslösen und erreichen kann: “Ich kämpfte für ein
besseres Leben, wollte beweisen, dass man mit
26
dem Ausbruch aus der Normalität Zeichen setzen und die Unterprivilegierten ermutigen
kann – vor allem Frauen und Kinder.” Im allgemeinen Chaos bildete der Fussball für sie
damals ein fast schon grotesk anmutendes
Refugium.
Sie erinnert sich an die zweite Intifada
2002, als in den Strassen von Bethlehem der
Ausnahmezustand herrschte und die Gewalt
eskalierte: “Wir hatten weder Essen noch Trinken und waren auf die Notlieferungen des
Roten Kreuzes angewiesen. Über die Stadt war
eine Ausgangssperre verhängt worden. Also
trafen wir uns alle in einem Haus und schauten
die Spiele der Fussball-WM.”
Ihre eigene Fussballkarriere erhielt an der
Universität von Bethlehem zusätzlichen Aufschwung. Ihr Sportlehrer unterstützte sie bei
der Gründung eines Mädchenteams – wobei
T H E F I FA W E E K LY
von einer kompletten Equipe keine Rede sein
konnte: “Es meldeten sich vier Mädchen. Wir
spielten mit vier Feldspielerinnen und einer
Tor­hüterin auf Asphaltplätzen – immer gegen
Männer.” Das Projekt weckte Aufsehen. In den
Medien verbreitete sich die Kunde von den
Fussball spielenden Palästinenserinnen in der
ganzen Welt. Und auch innerhalb der eigenen
Grenzen wuchs die Aufmerksamkeit. Nach
einem Aufruf in der Westbank meldeten sich
weitere Mädchen. Die palästinensische Frauen-Auswahl war geboren – bevor es einen einzigen Klub oder eine Liga gab.
0 : 5 – u n d d o c h ge wo n n e n
Angeführt von Captain und Mittelstürmerin Honey Thaljieh debütierte die Equipe
2005 in Jordanien “Wir verloren 0:5, aber es
war wie ein Sieg. Zum ersten Mal überhaupt
spielten wir auf Rasen.” Honey und ihre Kolleginnen bewiesen auf der ungewohnten Unter-
Privat
Sie dribbelte ihre Kollegen schwindlig, traf
das Tor aus allen Lagen und stieg unerschrocken in die Zweikämpfe – zum Unmut ihres
Vaters: “Wenn ich wieder mit einem blauen
Auge oder einer gebrochenen Zehe heimkam,
las er mir die Leviten. Ich musste in die Ecke
stehen und versprechen, dass ich mit dem
Fussball aufhöre”, erzählt sie. Es sollte ein
leeres Versprechen bleiben. Honey spielte
weiter – und sah ein, dass Fussball für sie mehr
als Zeitvertreib und Spass war: “Ich entdeckte
ein Talent in mir, das unter normalen Umständen vielleicht für immer verborgen geblieben
wäre.”
DA S POR T R ÄT
“Ich musste in die Ecke stehen und versprechen,
dass ich mit dem Fussball aufhöre.”
Vom Hinterhof ins Scheinwerferlicht: Honey Thaljieh in einem Hinterhof in Bethlehem (links) und als Captain Palästinas (oben).
lage Standfestigkeit. Schon im zweiten Spiel
bejubelten sie den ersten Punktegewinn: 1:1
gegen Bahrein. Heute belegt die palästinen­
sische Frauen-Auswahl im FIFA-Ranking unter
120 Equipen Platz 85.
Doch selbst sporthistorische Ereignisse
schützen vor den profanen Sorgen des Sportler­
lebens nicht. Honey Thaljieh wurde durch eine
Knieverletzung gestoppt und musste zurück­
treten. Die Entwicklung, die sie mit ihrem fuss­
ballerischen Forechecking ins Rollen gebracht
hatte, liess sich aber nicht mehr aufhalten. 2011
wurde die palästinensische Frauen-Liga lan­
ciert – mit einem Spiel zwischen Sareyyet
Ramallah und Diyar Women’s Soccer Team, mit
Honey Thaljieh als Trainerin. Zur Premiere in
Al-Ram kamen 11 000 Zuschauer. Der Präsident
des nationalen Fussball-Verbands Jibril Rajub
beschreibt diesen Anlass als “soziale, politische
und sportliche Revolution der Frauen”.
E i n T a b u ge b r o c h e n
Sportdiplomatische Unterstützung erhielt
Honey Thaljieh vom Deutschen Willi Lemke,
dem Sonderberater des Uno-Generalsekretärs
für Sport im Dienste von Frieden und Entwick­
lung. Der Aufsichtsrats-Präsident des Bundes­
ligisten SV Werder Bremen attestiert Thaljieh
die Rolle einer echten Pionierin: “Ohne sie
wäre der Frauenfussball in Palästina noch
heute ein Tabu. Was sie aus ihrer schwierigen
Ausgangslage erreicht hat, ist sensationell. Mit
ihrem Mut, Engagement und ihrer Begeiste­
rung war sie der Motor einer ganzen Bewe­
gung. Sie beweist, dass auch ein einzelner
Mensch Grosses erreichen kann.”
Lemke machte sich zusammen mit IOK­Mitglied Denis Oswald dafür stark, dass Thal­
jieh an der Universität im schweizerischen
Neuenburg studieren und den FIFA-Master in
Sportmanagement, Sportrecht und Geisteswis­
T H E F I FA W E E K LY
senschaften des Sports erlangen konnte. Heute
arbeite sie in der Kommunikationsabteilung
der FIFA in Zürich. Präsident Joseph S. Blatter
streicht unter anderem ihre Bedeutung in den
sportdiplomatischen Verhandlungen im arabi­
schen Raum hervor: “Honey spricht nicht nur
die Sprache der Menschen, sie versteht auch
ihre Mentalität.”
C h a m p io n o h n e G o l d m e d a i l l e
Im vergangenen März wurde Thaljieh als
“Champion for Peace” zur Botschafterin der
Friedensbewegung “Peace and Sport” ernannt
– ein exklusiver Kreis von Superstars wie der
Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa, dem
Fussball-Weltmeister Christian Karembeu
oder dem Tennis-Weltranglistenersten Novak
Djokovic. “Ich bin das einzige Mitglied der Stif­
tung ohne Goldmedaille”, sagt Honey lachend.
Ihre Verdienste um den Frauen-Fussball sind
mit Edelmetall ohnehin nicht aufzuwiegen. Å
27
DEBAT T E
Tor oder kein Tor?
Die Torlinien-Technologie setzt sich durch: 2014 in Brasilien wird sie zum ersten Mal an einer WM eingesetzt.
WM-Finale 1966 zwischen England und
Deutschland (4:2) richtig entschieden und den
“Treffer” von Geoff Hurst nicht gegeben hätte.
Umgekehrt erzielte im Achtelfinale der WM
2010 der Engländer Frank Lampard gegen
Deutschland (1:4) einen übersehenen Treffer.
Der Ball prallte von der Latte hinter die Torlinie, was der uruguayische Schiedsrichter
Jorge Larrionda aber nicht sah.
Perikles Monioudis
Hat der Ball nun die Torlinie passiert oder
nicht? Diese Frage stellt sich tagtäglich auf den
Fussballplätzen der Welt. Auf dem Bolzplatz
wird sie noch auf Zuruf geregelt. In den Profiligen hilft eine Technologie aus Deutschland
die Zweifel auszuräumen.
Das “Phantomtor” von Hoffenheim hat den
potenziellen Nutzen der Torlinien-Technologie
erneut augenfällig gemacht, und das fast
20 Jahre nach dem “Nicht-Tor” des FC-Bayern-Spielers Thomas Helmer, der wie Stefan
Kiessling eigentlich nicht ins Tor traf.
Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried
Dienst hätte wohl seine linke Hand dafür hergegeben, dass er beim “Wembley-Tor” im
28
Tatsachenentscheidungen dieser Art werden an der WM 2014 in Brasilien unmöglich.
Denn die WM-Schiedsrichter können dann
erstmals auf die Torlinien-Technologie zurückgreifen.
Gegen die Einführung dieser Technologie
spricht, dass auch in anderen Situationen, etwa
beim Abseits, technische Hilfe sinnvoll wäre –
und die Torlinien-Technologie deshalb als ein
beliebiger Eingriff ins Spiel verstanden werden
könnte.
Die Week l y - Deba t t e.
Wa s br enn t Ihnen un t er den Nägeln?
Über welche Themen wollen Sie disku t i e r e n? I h r e Vo r s c h l ä g e a n:
f eedbac k-T heWeek l y @ f i f a.or g.
Der Zustand des Spielfeldes ist gemäss den
DFB-Regeln vor Spielbeginn von den
Schiedsrichtern zu kontrollieren. Am Ende
der Verantwortlichkeitskette steht somit der
Schiedsrichter, nicht der austragende Verein.
Ein Verband, der sich das Fair Play gross auf
die Fahnen schreibt kann nur auf eine
Ergebniskorrektur oder Wiederholung
entscheiden. Alles andere ist eine Farce. Der
Zweifel des Schiedsrichters ist beim Betrachten der Fernsehbilder offenkundig, weshalb er
regelkonform nicht auf Tor hätte entscheiden
dürfen.
Jörg Denzler, Bremen
In der Premier League wurde die Torlinien-Technologie auf diese Saison hin eingeführt. Weitere Ligen werden folgen. Å
T H E F I FA W E E K LY
Das Prinzip der Tatsachenentscheidung ist
gut und richtig – was nicht heisst, dass ich
eine Torlinien-Technologie nicht begrüssen
würde. Wenn es nach meinem persönlichen
Getty Images
Das “Phantomtor” von Hoffenheim wäre vielleicht nicht
gegeben worden, wenn die Torlinien-Technologie in Deutschland bereits eingesetzt würde.
Wäre, wenn – braucht es sie
überhaupt?
DEBAT T E
Gerechtigkeitsempfinden ginge, wäre beim
Annullieren des Ergebnisses wohl der
Vorschlag von Ruedi Völler, die letzten 22
Minuten beim Stand von 1:0 nachzuspielen,
am “gerechtesten”.
Markus Mayer, Innsbruck
Ich persönlich empfinde das Urteil als
unfair. Aber eigentlich bin ich froh, dass es
kein Wiederholungsspiel gibt, denn es gab
keinen Regelverstoss. Ausserdem würden
wir wahrscheinlich bis Weihnachten 2015
warten müssen bis alle Einsprüche, die
gegen die Tatsachenentscheide gekommen
wären, abgearbeitet wären, damit wir wissen
wer absteigt bzw. Meister 2014 ist. Alleine
diese Bundesliga-Saison wurden beispielsweise schon Tore gegeben, die aus dem
Abseits erzielt wurden.
PRESIDENTIAL NOTE
nicht richtig gesehen, wenn er sich nach dem
Kopfball schon Haare raufend abwendet? Da
wird immer von Fair Play geredet, aber wenn
es einen selbst betrifft, existiert das Wort
nicht. Ausserdem finde ich, dass der DFB
mächtig genug ist, um in dieser Angelegenheit
eigenständig zu entscheiden.
Andreas Blum, Hannover
Eigentlich ist die Sache aus fussballrechtlicher Sicht ganz einfach: Nach Regel 5 der
DFB-Regeln 2013/2014 sind die Entscheidungen des Schiedsrichters zu spielrelevanten
Tatsachen (sog. Tatsachenentscheidung)
endgültig. Allerdings gilt das nur für das
Spielfeld nach Regel 1 der DFB-Regeln
2013/2014. Und in diesem Fall ist der Ball von
ausserhalb seitlich durch das Tornetz in den
Fabienne Ehrler, Baden (Schweiz)
Der Schiedsrichter darf nicht bevormundet
werden. Sein Entscheid auf dem Feld muss
seine Gültigkeit behalten. Wo kämen wir
denn da hin, wenn jeder heikle Moment von
Computern gescannt werden würde?
Sven Magnusson, Malmö
Die Regeln rund um den Fussball sind völlig
veraltet. Schauen wir in die Vereinigten
Staaten, sehen wir, wie der moderne Sport
funktioniert. Es ist ein Skandal, dass man
durch Tore via Aussennetz heutzutage noch
punkten kann.
Vincenzo Carlino, Canicatti, Italien
Die Verantwortung am “Phantomtor” trägt
eindeutig der Heimklub Hoffenheim. Er hat
die Anlage nicht sorgsam für das Spiel
vorbereitet. Somit besitzt er kein Recht, eine
Wiederholung einzuklagen.
“Die Verantwortung
trägt
eindeutig
Hoffenheim.”
Frank Morel, Strasbourg
Für mich hätte es nur ein Urteil geben
dürfen: eine Wiederholung des Spiels. Denn
es liegt ein Fehler des Schiedsrichters vor. Er
hat sich vor dem Spiel vom einwandfreien
Zustand des Platzes und der Tore zu
überzeugen. Somit hätte ihm das Loch im
Netz auffallen müssen. Seither werden in der
Bundesliga ja alle Netze peinlichst genau
untersucht.
Dieter Barsch, Koblenz
Das Spiel müsste wiederholt werden. Wie
kann der Kiessling sagen, er hätte die Szene
Torinnenraum, der ja bekanntlich nicht zum
Spielfeld gehört, geraten. Insofern halte ich
einen Fernsehbeweis durchaus für zulässig,
zumal man auch Spieler nach groben Fouls,
die der Schiedsrichter nicht gesehen und
somit auch nicht geahndet hat, nachträglich
zum Verhandlungsgegenstand macht und
entsprechend abstraft. Wie Kiessling sich
offensichtlich verhalten hat, ist nach meiner
Meinung mehr als nur eine grobe Unsportlichkeit.
Torlinien-Technologie
für alle grossen Ligen!
M
it der Abweisung des Einspruchs der TSG
Hoffenheim gegen das “Phantomtor” aus
dem Spiel gegen Leverkusen hat der
deutsche Fussball-Bund das einzig richtige
Urteil gefällt.
Denn der Tatsachentscheid des Schiedsrichters steht über allem. So ist es in den Laws
oft the Game des International Football Association Board, der höchsten Regel-Instanz im
Weltfussball, klar definiert. Wäre der Einspruch gutgeheissen worden, hätte dies nicht
absehbare Folgen gehabt. Jeder Spieltag müsste in die juristische Verlängerung – weil faktisch jeder Schiedsrichterentscheid hinterfragt
werden könnte. So gesehen gibt es nur eine
Wahrheit: Ein Tor ist ein Tor – und Abseits ist,
wenn der Schiedsrichter pfeift.
Gleichzeitig muss der Vorfall den letzten
Skeptikern die Augen öffnen und die Zweifel
an der Einführung der Torlinien-Technologie
aus dem Weg räumen. Ich war früher auch gegen die Einführung jeglicher technischer
Hilfsmittel. Seit der WM 2010 und dem nicht
gegebenen Treffer von Frank Lampard gegen
Deutschland habe ich meine Meinung geändert. Man darf eine Ansicht vertreten, aber
man muss immer bereit sein, sie zu revidieren.
Deshalb stehen alle grossen Ligen und Wettbewerbe in der Verantwortung: Sie müssen die
Torlinien-Technologie einführen – lieber früher als später. Die Zukunft im Fussball hat
schon begonnen.
Harald Beisemann, Berlin
“Das Urteil ist unfair!”
T H E F I FA W E E K LY
Ihr Joseph S. Blatter
29
Only eight countries have ever
lifted the FIFA World Cup Trophy.
Yet over 200 have been
winners with FIFA.
As an organisation with 209 member
associations, our responsibilities do not end
with the FIFA World Cup™, but extend to
safeguarding the Laws of the Game, developing
football around the world and bringing hope to
those less privileged.
Our Football for Hope Centres are one example
of how we use the global power of football to
build a better future.
www.FIFA.com/aboutfifa
DER EXPERTE
“Prävention bringt Erfolg”
Ralf Mutschke
“I
ch habe mich mit einem verurteilten
Manipulator informell hier in Zürich
getroffen. Er sagte mir ins Gesicht:
‘Die organisierte Kriminalität wechselt etwa vom Rauschgifthandel zur
Spielmanipulation, denn hier besteht
ein geringes Risiko, aber sie verspricht hohe
Gewinne.’
Daniel Bejar
Spielabsprachen zu verhindern, ist die
Hauptaufgabe meines Teams, und es ist wichtig, dass die gesamte FIFA-Gemeinschaft in den
Kampf gegen das organisierte Verbrechen eingebunden wird. Dies ist mein grosses Ziel, aber
auch meine grösste Herausforderung. Die gesamte Fussball-Gemeinschaft muss im Kampf
gegen Korruption und Spielmanipulation
­gestärkt werden.
Wir wollen demonstrieren, dass die FIFA in
Zusammenarbeit mit unserem Partner Interpol
dieses Problem wirklich in den Brennpunkt
rückt. Im Februar wurde eine Whistleblower-Hotline eingerichtet, an die sich jeder per
E-Mail wenden kann (http://www.bkms-system.
net/FIFA). Sie soll eine Möglichkeit bieten, sich
im Verdachtsfall anonym an die FIFA zu wenden, damit diese den Hinweisen nachgehen
kann.
Aber das ist bei Weitem nicht alles. Eine
weitere Massnahme ist die Sensibilisierung der
Mitglieder. Sie wird in Kooperation mit Interpol durchgeführt. Wenn wir damit beginnen,
würden wir die Priorität des Programmes widerspiegeln. Hier werden unter anderem Informationsgespräche vor allen FIFA-Turnieren
abgehalten sowie die Top-­Schiedsrichter für
den Konföderationen-Pokal Brasilien 2013 und
die Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014
sensibilisiert. Ausserdem finden in allen Konföderationen regionale sowie nationale Workshops statt, um ein einheitliches und systematisches Vorgehen zu gewährleisten.
WM-Qualifikationsspiele sind generell sehr
schwer zu manipulieren, da für die Teams und
vor allem die Spieler die WM alle vier Jahre das
grösste Ereignis ist, an dem sie unbedingt teilnehmen wollen. Aber wir beobachten natürlich
diese Spiele sehr genau. Bislang gab es jedoch
keinerlei Hinweise auf Manipulationen. Internationale Freundschaftsspiele sind hingegen
viel anfälliger für solche Aktionen.
T H E F I FA W E E K LY
Zahlreiche Mitgliedsländer haben ein aufrichtiges Interesse daran bekundet, in dieser
Angelegenheit mit der FIFA zusammenzuarbeiten, und sind bereits mit konkreten Fragen an
mich herangetreten. Die FIFA wird diese Länder
mit ihrem Integritäts-Team (FIT) intensiv unterstützen und grossflächig den Kampf gegen die
organisierte Kriminalität aufnehmen.
Mein grosses Ziel ist es, ein weltweites
Netzwerk von Integritäts-Offizieren einzurichten. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Präven­
tion. Doch dieses Ziel können wir nur gemeinsam erreichen.” Å
R A L F M U T S C H K E (54) is t Sic her heit s chef der FIFA .
31
Or t: Sittwe, Myanmar
J a h r : 19 95
32
T H E F I FA W E E K LY
FIRST LOVE
Steve McCurry/Magnum Photos
THE FIF
FA
A W E E K LY
33
F A 150 G A L A
Royale Referenz
Greg Dyke, Prinz William
Terry Venables,
Roy Hodgson
Michael Owen
Joseph S. Blatter
Joseph S. Blatter, Greg Dyke,
Jérôme Valcke
Howard Webb
June Kelly
Michel Platini
Geoff Hurst
Paul Potts
Seit 47 Jahren sehnt sich England nach weltmeisterlichem Ruhm. Grund zum Feiern
gab’s am vergangenen Wochenende trotzdem – anlässlich des 150-Jahre-Jubiläums der
Football Association in London.
AFP, The FA via Getty Images
Thomas Renggli
K
önigliche Aufwartung zur Jubelstunde
des englischen Fussballs in den Grand
Connaught Rooms in London. Prinz
William steht an der Gala zum 150. Geburtstag der Football Association im
Zentrum der Aufmerksamkeit. Der hohe
Gast aus dem Buckingham Palast legt seine
royale Zurückhaltung ab und bekennt Farbe:
34
“Wenn mein Lieblingsklub Aston Villa im Villa Park Manchester United überrollt, wird
mein Sohn George im Stadion sein.” FIFA-Präsident Joseph S. Blatter streicht in seiner pointierten Rede die sportpolitische Bedeutung
des Fussball-Mutterlands heraus: “Drei der
acht bisherigen FIFA-Präsidenten waren Engländer. Vor allem Sir Stanley Rous hatte in der
Entwicklung des Spiel eine entscheidende Rolle.” Den richtigen Ton trifft auch Casting-Star
T H E F I FA W E E K LY
Paul Potts – mit seiner Interpretation des Puccini-Klassikers “Nessun dorma”. Bei britischem
Beef und französischem Wein ist die grosse
Vergangenheit des englischen Fussballs das
Hauptthema. Mittendrin der Mann, der das
wichtigste Kapitel selber schrieb: Sir Geoffrey
Hurst, Schütze des “Wembley-Tors“ im WM-­
Finale 1966. Er freut sich, dass in England die
Torlinien-Technologie erst 47 Jahre später eingeführt wurde. Å
DAS FIFA-R ANKING
Rang Team
1
2
3
4
5
6
7
8
8
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
44
46
47
47
49
49
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
61
63
64
65
66
67
68
69
70
71
71
73
74
75
76
77
Rang­veränderung Punkte
Spanien
Deutschland
Argentinien
Kolumbien
Belgien
Uruguay
Schweiz
Niederlande
Italien
England
0
1
-1
1
1
1
7
1
-4
7
1513
1311
1266
1178
1175
1164
1138
1136
1136
1080
Brasilien
Chile
USA
Portugal
Griechenland
Bosnien-Herzegowina
Elfenbeinküste
Kroatien
Russland
Ukraine
Frankreich
Ecuador
Ghana
Mexiko
Schweden
Dänemark
Tschechische Republik
Serbien
Rumänien
Slowenien
Costa Rica
Algerien
Nigeria
Honduras
Schottland
Panama
Venezuela
Armenien
Peru
Türkei
Mali
Kap Verde
Ungarn
Japan
Wales
Island
Norwegen
Tunesien
Paraguay
Iran
Ägypten
Burkina Faso
Österreich
Montenegro
Usbekistan
Republik Korea
Australien
Albanien
Kamerun
Republik Irland
Libyen
Südafrika
Finnland
Senegal
Slowakei
Israel
Sambia
Guinea
Polen
Jordanien
Vereinigte Arabische Emirate
Bolivien
Sierra Leone
Kuba
Togo
Bulgarien
Marokko
-3
4
0
-3
-3
2
2
-8
-4
6
4
-2
1
-3
-3
-3
5
15
2
-1
2
-4
3
6
28
-1
-1
17
-5
9
-3
2
-13
-2
8
8
-8
-1
-8
-1
-1
-1
-6
-27
2
2
-4
-13
2
-1
9
7
-7
2
-5
3
4
8
-4
3
11
-9
-1
10
2
-12
-3
1078
1051
1040
1036
983
925
917
901
874
871
870
862
860
854
850
824
783
778
767
752
744
741
724
720
715
702
692
687
686
670
668
662
636
634
634
633
632
632
613
613
610
598
596
584
582
569
564
563
554
550
540
540
538
530
528
515
513
512
503
502
496
496
493
492
488
487
478
Rang
Mai 2013
Juni 2013
Juli 2013
Aug. 2013
Sept. 2013
Okt. 2013
1
-41
-83
-125
-167
-209
Platz 1 78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
103
105
106
107
107
109
110
111
112
112
114
115
116
117
118
119
120
121
121
123
124
125
126
127
128
129
129
131
132
133
134
135
136
137
138
139
140
141
141
143
144
Aufsteiger des Monats Dominikanische Republik
Neuseeland
Haiti
Trinidad und Tobago
Jamaika
Belarus
Gabun
Uganda
EJR Mazedonien
DR Kongo
Aserbaidschan
El Salvador
Nordirland
Kongo
Oman
Angola
Benin
Äthiopien
Moldawien
VR China
Botsuana
Estland
Georgien
Saudiarabien
Simbabwe
Litauen
Irak
Katar
Liberia
DVR Korea
Zentralafrikanische Republik
Kuwait
Niger
Kanada
Guatemala
Antigua und Barbuda
Guyana
Mosambik
Tadschikistan
Lettland
Kenia
Äquatorial-Guinea
St. Vincent und die Grenadinen
Libanon
Burundi
Bahrain
Malawi
Turkmenistan
Neukaledonien
Luxemburg
Namibia
Ruanda
Tansania
Suriname
Grenada
Afghanistan
Zypern
Kasachstan
Sudan
Philippinen
St. Lucia
Gambia
Malta
Syrien
Lesotho
Thailand
Tahiti
T H E F I FA W E E K LY
9
-12
-2
4
-4
-3
-1
-4
-11
4
19
4
-4
1
4
-4
-4
-2
33
2
6
-11
-3
8
-1
9
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Absteiger des Monats
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Belize
Palästina
St. Kitts und Nevis
Hongkong
Myanmar
Kirgisistan
Vietnam
Mauretanien
Nicaragua
Indien
Singapur
Tschad
Malediven
Liechtenstein
Puerto Rico
Malaysia
Bermuda
Indonesien
São Tomé und Príncipe
Bangladesch
Nepal
Sri Lanka
Laos
Pakistan
Dominica
Curaçao
Salomon-Inseln
Guam
Barbados
Aruba
Färöer
Chinese Taipei
Jemen
Samoa
Mauritius
Madagaskar
Guinea-Bissau
Vanuatu
Swasiland
Mongolei
Fidschi
Amerikanisch-Samoa
Tonga
Bahamas
Montserrat
Komoren
Amerikanische Jungferninseln
Cayman-Inseln
Brunei Darussalam
Osttimor
Eritrea
Seychellen
Papua-Neuguinea
Kambodscha
Britische Jungferninseln
Andorra
Somalia
Dschibuti
Cook-Inseln
Südsudan
Macau
Anguilla
Bhutan
San Marino
Turks- und Caicos-Inseln
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35
NET ZER WEISS ES!
DAS OBJEK T
H at B r a s i l i e n au c h i m W M-E r n s t f a l l
d a s r ic ht i ge Re z e pt? O d e r s e t z t s ic h
z u m e r s te n M a l d e r p hy s i s c h u n d
te m p o m ä s s i g s t ä r k e r e e u r o p ä i s c h e
St i l i n d e r n e u e n We l t d u r c h?
Frage von Conny Müller aus Göttingen
wo man versucht war, diesen
schönen Fussball zu kopieren.
Nicht immer erfolgreich, sodass die Europäer ihren körperbetonten Stil weitgehend
behielten. Mittlerweile haben
sich die einst grundverschiedenen Fussballkulturen einander
angenähert. Die meisten Spieler aus der Seleção verdienen
ihr Geld in den Spitzenvereinen
Europas. Das setzt voraus, dass
sie auf physischer Ebene keine
Defizite haben.
Um auf Ihre eigentliche Frage
zu kommen, Frau Müller:
­Brasilien wird es sehr schwer
haben, nächsten Sommer den
Weltmeistertitel zu holen.
Luiz Felipe Scolari steht mit
seiner Mannschaft sicherlich
nicht vor einer unlösbaren
Aufgabe, er verfügt über einen
Kader von guter Qualität. Und
der Heimvorteil ist ein starkes
Argument für den sechsten
brasilianischen WM-Triumph.
Aber Spanien und Deutsch-
land verfügen derzeit ebenfalls über die spielerischen
Mittel für den Titel. Erfahrungsgemäss ist an der WM
auch mit den Italienern zu
rechnen. Und vergessen wir
­A rgentinien nicht. Die Mannschaft um den genialen Lionel
Messi muss sich vor keiner Nation der Welt verstecken.
Brasiliens Heimvorteil hat
ebenfalls eine Kehrseite. Die
Euphorie auf den Rängen
kann Kräfte mobilisieren und
jeder Fussballer träumt davon,
an einer WM vor eigenem Publikum das Spiel seines Lebens zu machen. Aber man
darf den Druck, der auf dem
Team l­astet, nicht unterschätzen. 200 Millionen Brasilianer
erwarten nächsten Sommer
den Titel, selbst Platz 2 käme
einer Niederlage gleich. Das ist
die denkbar schwierigste Ausgangslage für eine Mannschaft. Å
FEEDBACK
Feedback zu The FIFA Weekly,
Nr. 1, 25. Oktober 2013, S. 29.
Perikles Monioudis
Die “Presidential Note”-Kolumne des FIFA-Präsidenten Joseph
S. Blatter von vergangener Woche (“Gleiche Chancen für Afrika!”) hat weltweit hohe Wellen
geschlagen. Der “Telegraph” aus
London schreibt: “Blatters Vorschlag wird bei den traditionellen WM-Favoriten – von Bra­
silien bis Argentinien, von
Deutschland bis Spanien – Entrüstung auslösen. (…) Bestürzung wird darüber entstehen,
dass der Weg zur WM für die
36
Europäer und die Südamerikaner schwieriger werden wird.”
In die gleiche Kerbe schlägt die
“Daily Mail”: “Jede Veränderung
des Qualifikationsmodus könnte bedeuten, dass die Europäer
um ihre WM-Teilnahme kämpfen müssen. Und dies obwohl
Englands Weg zur WM 2014 in
Brasilien schon ein Kampf war.”
gen Spieler haben einen fantastischen Beitrag für das geleistet,
was der Fussball heute ist”, sagte der Portugiese. Widerspruch
erntete Mourinho seinerseits
von Danny Jordaan, dem Präsidenten des südafrikanischen
Fussballverbands, der dem
“New Zealand Herald” sagte:
“Das ist ein wichtiges Thema,
über das man sprechen muss.”
CNN konfrontierte Chelsea-­
Coach José Mourinho mit der Kamerun hat als erstes afrika“Presidential Note”. “Ich respek- nisches Team ein WM-Vierteltiere seine Meinung, aber ich finale erreicht (1990 in Italien).
teile sie nicht. Die Geschichte Seitdem kamen nur die Teams
des Fussballs wurde von vielen aus Senegal (Korea/Japan
Ethnien zu gleichen Teilen ge- 2002) und Ghana (Südafrika
schrieben. Und die dunkelhäuti- 2010) so weit. Å
T H E F I FA W E E K LY
Als Roger Moore ab 1973 seine ersten paar
James-Bond-Filme drehte, lebte er auch gleich
so wie im Dienste Ihrer Majestät. Fünf Fussballfelder Umschwung umgaben seine Villa,
die, eine kurze Austin-Martin-Fahrt vom Zentrum Londons entfernt, im Grünen lag.
Die fünf Fussballfelder sind im übertragenen Sinne zu verstehen. Denn der Fussball in
seiner Profanität hat mit dem Golfsport oder
dem Tennis auf Rasen nur gerade letzteren gemein und musste mithin der gutbürgerlichen
Revolution harren, um nicht mehr bloss die
Herzen der Junggesellen zu erobern.
Bonds Herz blieb verschont. Auch Roger
Moore, dessen englische Villa vor kurzem für
4,5 Millionen Pfund – der Gegenwert eines
mittelmässigen Premier-League-Professionals
– verkauft worden ist, wird mit dem Fussball
kaum in Verbindung gebracht. Wenngleich er
einmal versicherte, ein Anhänger des Reading
FC zu sein.
Als Moore längst kein aktiver Bond mehr
war, im Jahr 2002, unternahm er eine Reise zu
einem Fussballspiel – zum Finale der WM 2002
in Yokohama, wo er auf der Ehrentribüne seinen
Platz hatte. Er sah, wie der deutsche Torhüter Oli
Kahn vor den Brasilianern patzte und kein Weltmeister wurde. Kahn fletschte die Zähne. Moore
mochte das an den “Beisser” erinnert haben, den
Hünen mit dem eisernen Gebiss; er hatte ihm in
“Der Spion, der mich liebte” mit einer Nachttischlampe einen Stromstoss versetzt.
Elektrisiert dürfte Moore von Kahns Darbietung nicht gewesen sein. Viel eher mochte
er an seine fünf imaginären Fussballplätze in
London gedacht haben, die er, nun wohnhaft in
der Schweiz und in Monaco, längst nicht mehr
selbst nutzte.
Moore stand von seinem Ehrenplatz auf.
Er applaudierte den Spielern. Zurück blieb der
Umschlag, in dem seine Einladungskarte gesteckt hatte. Ein Umschlag, der bei Bond noch
selbsttätig in Flammen aufgegangen wäre –
und jetzt im Home of FIFA in Zürich archiviert ist. Å
Gian Paul Lozza
Eine spannende Frage. Ich bin
aber nicht der Meinung, dass
die brasilianischen Fussballer
den Europäern physisch unterlegen sind. Mit Sicherheit war
das früher der Fall. Damals hob
sich Brasilien mit ­seiner filigranen Technik und seinem leichtfüssigen Spiel von Europa ab,
Perikles Monioudis
TURNING POINT
“Mein Abend in Florenz”
1990 besuchte Alexi Lalas als Rucksack-Tourist die WM in Italien.
Vier Jahre später lief er selbst für die USA ein. Der 43-jährige Kultfussballer
über ein Erlebnis, das seine Karriere lancierte.
“I
Name:
m Sommer 1990 besuchte
ich mit einigen Freunden
die Fussball-WM in Italien. Ich war damals noch
Student und hatte eigentlich keine allzu grossen
Ambitionen, was den Fussball anging. Und mit Sicherheit hatte ich
es nicht auf dem Plan, dass ich bei
der nächsten Weltmeisterschaft
vier Jahre später selbst für die USA
auf dem Platz stehen würde.
Alexi Lalas
Geburtsdatum:
1. Juni 1970
Geburtsort:
Birmingham, Michigan (USA)
Körpergrösse:
1,91 m
Einsätze im Nationalteam:
96
Position:
Verteidiger
Ende der Karriere:
Ich bin in Detroit im Bundesstaat Michigan aufgewachsen, zu
einer Zeit, als Fussball noch nicht
besonders beliebt war. Alles drehte
sich um Eishockey in Michigan und
ich selbst spielte in meiner Jugend
viel mehr Eishockey als Fussball.
Auch die Musik interessierte mich.
Ich spielte in meiner Band (Lalas
schreibt noch heute Songs und gibt
gelegentlich Konzerte, Red.). Aber
irgendwie hat mich der Fussball
immer besonders angezogen, selbst
wenn er nicht der beliebteste Sport
in den USA war.
Privat
Im Jahr 1986 dann, ich war 16
Jahre alt, verfolgte ich die WM in
Mexiko im Fernsehen. Die Atmosphäre, der Fussball, Diego Maradona auf dem Höhepunkt seines Könnens – es
war einfach fantastisch. Rückblickend haben
mich diese vier Wochen vor dem Fernseher geprägt – ohne ein einziges Bild des nicht qualifizierten US-Teams wohl­gemerkt. Fussball bestimmte von nun an mein Leben. So kam es,
dass ich vier Jahre später mit einigen Freunden
die WM in Italien besuchte. Wir waren ein
Haufen verrückter 20-Jähriger und unser Interesse galt nicht nur dem Fussball. Wir wollten
Europa kennenlernen und eine grosse Party
aus der Reise machen.
Dass wir dann am 19. Juni 1990 in Florenz
auf der Tribüne sassen, war sozusagen ein
Bonus unserer Reise. Die USA spielten gegen
Österreich, und wir mussten mit ansehen, wie
2003 bei L.A. Galaxy
das Team 1:2 verlor und sich aus dem Turnier
verabschiedete. Trotzdem war es ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten unsere Gesichter
mit den amerikanischen Farben bemalt und
feierten mit den österreichischen Fans auf den
Rängen. Eine grandiose Stimmung. Ich blickte
auf das Feld hinunter und dachte: ‘So etwas
möchte ich irgendwann wieder erleben.’
Ich habe es wieder erlebt. Am 18. Juni 1994,
also fast auf den Tag genau vier Jahre nach
diesem genialen Abend in Florenz, lief ich mit
meinen zehn Kollegen des US-Teams vor
80 000 Fans im ausverkauften Silverdome auf
den Rasen. Das WM-Eröffnungsspiel in Detroit gegen die Schweiz stand an und es läuft
mir heute noch kalt den Rücken runter, wenn
T H E F I FA W E E K LY
ich von diesem 1:1-Spiel erzähle. Das Stadion
kochte. Die Welt schaute zu. Die USA entdeckten den Soccer. Und das Ganze spielte sich erst
noch zehn Autominuten von meinem Zuhause
entfernt ab. Der Kreis hatte sich geschlossen:
Zuerst bin ich zur WM gefahren, dann kam die
WM zu mir.” Å
Persönlichkeiten des Fussballs
erzählen von einem wegweisenden
Moment in ihrem Leben.
37
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
SHALL BE HEARD
S H A L L B E FE LT
Feel the Beauty
BE MOVED
THE NEW 4K LED TV
“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Impressum
The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Wir starten mit zwei Fragen zum Aufwärmen. Los geht’s!
Internet:
www.FIFA.com/TheWeekly
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich,
Tel. : +41-(0)43-222 7777
Fax : +41-(0)43-222 7878
1
Einer dieser Herren verlor kürzlich seinen Job.
Dabei hat er schon mal die Auswahl des Vatikans trainiert. Wer?
A
H
Präsident:
Joseph S. Blatter
B
F
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
Direktor Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
2
Welche Mannschaft trägt vier Sterne für vier Titel auf dem Nationaltrikot?
Chefredakteur:
Thomas Renggli
A
O
Art Director:
Markus Nowak
E
I
Redaktion:
Perikles Monioudis (Stv. Chefred.),
Alan Schweingruber, Sarah Steiner
Ständige Mitarbeiter:
Jordí Punti, Barcelona; David Winner,
London; Roland Zorn, Frankfurt/M.;
Sven Goldmann, Berlin;
Sérgio Xavier Filho, São Paulo;
Luigi Garlando, Mailand
Die entscheidende Spielphase läuft. Jetzt ist Kaltblütigkeit gefordert.
3
Bildredaktion:
Peggy Knotz
Gestatten, Troglodytes musculus
alias …
Produktion:
Hans-Peter Frei (Leitung),
Richie Krönert, Philipp Mahrer,
Marianne Crittin, Mirijam Ziegler,
Peter Utz, Olivier Honauer
L
I
Korrektorat:
Nena Morf
B
Redaktionelle Mitarbeit
in dieser Nummer:
Delia Fischer, Brian Alexander
Redaktionssekretariat:
Loraine Mcdouall
Übersetzung:
Sportstranslations.com
4
N
Welche Fussball-WM fand eigentlich im Jahr XII statt? Das bekannte WM-Plakat zeigt diese
Jahreszahl neben der “normalen” Jahreszahl …
D
K
1934
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
Kontakt:
[email protected]
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus dem The FIFA Weekly –
auch auszugsweise – ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(© The FIFA Weekly, 2013) erlaubt.
Die Redaktion ist nicht verpflichtet,
unaufgefordert eingesandte
Manuskripte und Fotos zu
publizieren. Das FIFA-Logo ist ein
eingetragenes Warenzeichen. In der
Schweiz hergestellt und gedruckt.
1954
L
1974
I
1994
Inspiration und Umsetzung cus
Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 6. November 2013 an [email protected]. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 31. Dezember 2013 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für den FIFA
Ballon d’Or 2013 am 13. Januar 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmer die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter de.fifa.com/
aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf zum Abruf bereit stehen. Å
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet FAIR.
T H E F I FA W E E K LY
39
FR AGEN SIE DIE FIFA!
UMFR AGE DER WOCHE
Kommt Manchester United
wieder auf die Beine?
Acht Punkte Rückstand auf Leader Arsenal nach neun Premier-League-Runden. Der englische Titelverteidiger
ist ins Straucheln geraten wie hier Javier Hernandez (l.) im Champions-League-Duell mit Inigo Martinez von
Real Sociedad. Antworten Sie unter: [email protected]
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:
35+25+2010
37 24
Antwort von Matthias Kunz,
FIFA-Historiker: Ja. Florin
Răducioiu. Der Rumäne spielte in
Italien für Verona, Bari, Brescia
und Milan, in Deutschland beim
VfB Stuttgart, in England bei
West Ham United, in Spanien für
Espanyol Barcelona und in der
französischen Meisterschaft für
die AS Monaco. In allen Ligen
erzielte er mindestens einen
Treffer. Vier Spieler standen in
Italien, Spanien, England und
Deutschland unter Vertrag: Abel
Xavier, Gheorghe Popescu, Pierre
Womé und Jon Dahl Tomasson.
Wer nimmt im Juli 2014 den WM-Pokal
mit nach Hause?
10%
10%
35%
20%
DER TR AINER-VERSCHWENDER
WM-Qualifikation DIE LETZTEN TICKETS
FÜR BRASILIEN
≠ BRASILIEN
≠ SPANIEN
≠ DEUTSCHLAND
≠ ITALIEN
≠ ANDERE
25%
D I E PE N A LT Y- S PE Z I A L I S T E N
Trainerentlassungen
hat Christian
LIGA-TALK: Das Neuste aus Deutschland,
England, Italien, Spanien
FC BARCELONA: Die Geschichte einer Legende
Im Interview: RUMÄNIEN-COACH PIŢURCĂ
SOUND OF FOOTBALL: World in Motion
HOTSPOT: Rassismus in Deutschland
Erhältlich ab dem 8. November.
DIE WM-PIONIERE
Teams nahmen an der ersten WM
1930 in Uruguay teil. Es war das
Constantin, der
einzige WM-Turnier ohne Qualifi-
Präsident des
kation. Die Ausscheidung fand
Schweizer Klubs
quasi nach dem natürlichen
Sion, schon zu
Verfahren statt. Denn
verantworten (bis
aus Europa nahmen nur
Redaktionsschluss).
vier Nationen (Belgien,
Das Personal-
Frankreich, Jugoslawi-
Reservoir ist
en, Rumänien) die
allerdings be-
Strapazen der
schränkt: Der
dreiwöchigen
aktuelle Übungs-
-mal musste die sambische
Erster Weltmeister
Roussey) darf sich
Nationalmannschaft schon zu
wurde Uruguay,
das dritte Mal
einem Penaltyschiessen antreten
als Torschützen-
– so oft wie kein anderes Team.
könig konnte sich
Elfmal gewannen die Zentralafrika-
der Argentinier
ner die Kurzentscheidung. (Bild:
Guillermo Stábile
Emmanuel Mayuka)
(Bild) feiern lassen.
T H E F I FA W E E K LY
13
Schiffsreise auf sich.
leiter (Laurent
versuchen.
40
KOMMENDE WOCHE
Getty Images, afp
Frage von Hilde Scheppers aus
Utrecht: Gibt es einen Spieler, der
schon in allen europäischen
Topligen gespielt hat?

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