Von Barebones und Building Blocks

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Von Barebones und Building Blocks
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Von Barebones und Building Blocks
4. Juli 2005 - Mit seinen Channel-Programmen scheint Intel den Geschmack seiner Partner getroffen zu haben. In
der Schweiz fällt jedenfalls die Bilanz positiv aus. Ein Drittel der Umsätze von Intel werden über den Channel und die Assemblierer generiert, sagt Stefan Tritscher,
Reseller- und Channel-Manager für die DACH-Region bei Intel, gegenüber IT Reseller. Deshalb liege Intel auch viel
daran, gerade diese Kunden aktiv zu unterstützen. Und sie dazuzubringen, möchte man hinzufügen, nicht nur
CPUs, sondern ganze Intel-Plattformen zu verbauen. Die Intel-Programme umfassen Angebote für Distributoren, Assemblierer, Händler und Systemintegratoren. Darin
integriert sind seit letztem Jahr auch die «Build Your Own»-Programme. BYOS (Build Your Own Server) ermöglicht
es, Server aufgrund von vorgefertigten Komponenten, sogenannten Building Blocks, zu assemblieren. Damit sind
auch kleinere Unternehmen in der Lage, kundenspezifisch ausgestattete Server zu bauen. Ähnlich funktioniert das im letzten Herbst aufgegleiste Programm BYON (Build Your Own Notebook) für
Centrino-Rechner. Tritscher meint dazu: «Im Notebook-Sektor stellen wir derzeit eine starke Nachfrage nach
Eigenmarken fest. Parallel zum generell wachsenden Notebook-Markt steigt auch das Interesse an assemblierten
Notebooks merklich.»
Die Komplexität verringern
Die Notebook-Assemblierung steht jedoch im Geruch besonderer Komplexität. Erleichterung bringen hier
Barebones, die bereits Gehäuse, LC-Display sowie den Chipsatz und das Country Kit enthalten. Der
Geschäftsführer von Micro Control, Eric Aslaksen: «Notebooks aufgrund eines Barebones zu fertigen, ist eigentlich
fast einfacher als das Assemblieren eines Servers. Die Schwierigkeiten werden zu einem guten Teil mit den
vorgefertigten Barebones aufgefangen. Dabei stellt Intel etwa sicher, dass die Kühlung, die gerade in einem
Notebook nicht ganz einfach zu handhaben ist, bereits optimal angeordnet ist.»
Kontakte nach Asien
Intel und seine Distributoren – in der Schweiz sind dies Ingram Micro und Microtronica – schulen mit dem
BYON-Programm nicht nur ihre Kunden im Bau von Centrino-basierenden Notebooks, sie vermitteln ihnen auch
Kontakte zu Barebone-Herstellern in Fernost und beliefern kleinere Hersteller mit kleineren Stückzahlen, als sie die
Barebone-Anbieter üblicherweise ausliefern. André Ihnenfeld, Teamleader Product Management bei Steg
Computer, meint dazu, das BYOS-Programm vereinfache für ihn vor allem den Kontakt zu den asiatischen
Lieferanten: «Das ist wichtig, da es zwischen uns und den Anbietern wesentliche Mentalitätsunterschiede gibt.
Unser Design- und Anforderungsdenken ist anders als in Taiwan oder China. Da ist es gut, dass Intel die
Konsistenz der Plattform sicherstellt und uns überdies via Distis ermöglicht, Barebones auch in kleinen Stückzahlen
einzukaufen. Beides ist wohl nur mit der Marktmacht durchzusetzen, wie sie Intel hat.»
Wunsch-Systeme
Selbstverständlich möchte Intel mit BYON vor allem die Verbreitung der Centrino-Plattform fördern. Gleichzeitig
wird aber auch das Built-to-order-Geschäft für die Assemblierer vereinfacht. Luzia Krieger,
Marketingverantwortliche bei Littlebit: «Wir waren Launch-Partner für die Centrino-Plattform und somit von Anfang
an dabei. Littlebit-Kunden können ihre Centrino-Notebooks im Internet selber konfigurieren. Dieses Tool wird
unterdessen von 70 Prozent unserer Händler benutzt, so dass wir nur noch wenige Standardmodelle fertigen.
BYON erwies sich damit als Schlüsselfaktor für unser Wachstum: Im letzten Jahr konnten wir beim
Notebook-Umsatz um volle 42 Prozent zulegen.» Auch Aslaksen unterstreicht die Bedeutung, nach Auftrag und
Nachfrage assemblieren zu können. Ebenso wichtig wie Wachstum sei dabei, dass man genau das liefern könne,
was der Kunde benötige.
Anspruchsvolle Schweizer Kunden
Zum BYON-Programm gehört eine Software, mit der die einzelnen Komponenten und deren Zusammenspiel
überprüft werden können. Ist dieser Test bestanden, dürfen das «Intel inside»- und das «Centrino»-Label
angebracht werden – ein wichtiges Verkaufsargument, wie Aslaksen betont: «Die Zertifizierungen ersparen uns bei
unseren Händlern und bei deren Kunden viel zusätzliche Überzeugungsarbeit.» Und Krieger stellt für Littlebit fest:
«Die Zertifizierung lohnt sich für uns eindeutig.» Bei Littlebit und Micro Control geht der grösste Teil der Geräte an
Händler, die im Business-Bereich tätig sind und oft vertikale Lösungen anbieten. Seine bestverkauften Notebooks
liegen gemäss Aslaksen im Preissegment zwischen 1500 und 2000 Franken: «Im Gegensatz etwa zu Deutschland
gibt es in der Schweiz immer noch die Tendenz, dass der Kunde das Beste will.» Er beeilt sich jedoch
hinzuzufügen: «Allerdings nicht mehr zu jedem Preis.»
Testmarkt für Highend-Produkte
Den Herstellern ist aber klar, dass sie, selbst wenn sie wollten, nicht in der Lage wären, mit den Billigangeboten der
Retailer zu konkurrieren. Das Wort Quersubventionierung bei grossen Herstellern wie Acer oder HP fällt in diesem
Zusammenhang in jedem Gespräch. «Aber», meint Aslaksen, «dass hierzulande nicht ausschliesslich auf den Preis
geschaut wird, macht die Schweiz auch für Anbieter wie Intel als Testmarkt für Highend-Produkte interessant.» Aslaksen betont darüber hinaus die Vorteile der Zusammenarbeit mit Intel für den Service: «Komponenten werden
innerhalb von 24 Stunden geliefert, ohne dass wir das kaputte Teil einschicken müssen. Das ist auch für unsere
Händler eine Chance. Bei den meisten grossen Anbietern werden kaputte Teile zwar ebenfalls vor Ort
ausgewechselt. Die Konsequenzen, etwa bei der Software, werden dabei jedoch ausser acht gelassen, und
allfällige Probleme müssen dann vom Software-Lieferanten separat behoben werden. Mit uns zusammen können
die Händler das ganze Servicespektrum abdecken.»
Gierig auf neue Technologien
Steg Computer beliefert hauptsächlich Endkunden. Doch Ihnenfeld spricht auch hier von einem deutlichen
Wachstum, vor allem im oberen Notebook-Segment: «Das beginnt so ab 1800 Franken, wo wir besseres Material,
mehr Komponenten und schnellere sowie grössere Festplatten verbauen.» Privatkunden seien meist sehr gut
informiert und würden im Gegensatz zum Corporate-Markt ständig nach dem neuesten lechzen: «BYON ermöglicht
uns, immer die neueste Technologie einzusetzen.» Steg liefert aber im Gegensatz zu anderen befragten Unternehmen nicht «built-to-order», sondern beobachtet, wie
Ihnenfeld sagt, was im Markt gefragt ist und welche Teile lieferbar sind, um dann die entsprechenden Modelle auf
Vorrat zu bauen: «So kommen wir jeweils auf eine Vorlaufzeit von etwa sechs Wochen und liegen damit eigentlich
nicht schlecht.» (fis)
BYON und BYOS
Build Your Own Notebook und Server sind Bestandteil der Intel Partnerprogramme und bringen Ausbildung und
Unterstützung für Assemblierer und Händler sowie Hilfe bei der Barebone-Beschaffung für Anbieter, die keine
direkten Kontakte zu Herstellern in Asien haben. Beim Server-Programm wird der Server aus sogenannten Intel Building Blocks aufgebaut. Das
Notebook-Programm basiert in ähnlicher Weise auf vorgefertigten Barebones, bei denen neben dem Gehäuse und
dem Bildschirm auch der Chipsatz und das Country Kit bereits eingebaut sind. Der Assemblierer montiert dann
nach Kundenwunsch CPU und Wireless-Modul von Intel sowie weitere Komponenten wie Speicher und Laufwerke
von Drittherstellern. Mit einer Software werden die Komponenten und ihr Zusammenspiel für die Zertifizierungen
getestet. Ist diese Prüfung bestanden, dürfen die «Intel-Inside»- und «Centrino»-Labels angebracht werden.
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