Zwischen Zuviel und Zuwenig: Diät bei Dialysepatienten

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Zwischen Zuviel und Zuwenig: Diät bei Dialysepatienten
Irmgard Landthaler - München
Zwischen Zuviel und Zuwenig:
Diät beim Dialysepatienten
Irmgard Landthaler
München
10.12.2009
Zwischen Zuviel und Zuwenig: Diät bei Dialysepatienten
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Ziele und Nutzen der Diät beim
Dialysepatienten
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Kurzfristig:
– Vermeiden von zu hohen Kaliumwerten
– Vermeiden von zu starker Überwässerung
Langfristig
– Vermeiden der Folgeerkrankungen zum Beispiel durch
zu hohe Phosphatwerte
– Vermeiden von Mangelernährung
Das Ziel:
Ernährungstherapie und trotzdem Freude am Essen erhalten!
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Übergewicht bei Dialysepatienten
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• Übergewicht ist ein Risikofaktor in der
Allgemeinbevölkerung!
• Kein Risikofaktor für Dialysepatienten!
(je dicker je besser?)
• Risikofaktor für Transplantierte!
Organverlust
Kardiovaskuläre Erkrankungen
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Energiezufuhr
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Das Problem
Mangelernährung entwickelt
sich in der Regel langsam über
Jahre und wird deshalb oft
übersehen!
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Untersuchungen zum
metabolischen Gleichgewicht
belegen, dass mit einer
Energiezufuhr von
30 - 35 kcal/kg KG/Tag
ein guter Ernährungszustand
zu halten ist!
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Wie ist eine Mangelernährung zu definieren
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Gewichtsverlust > 5 % in 3 Monaten
> 10 % in 6 Monaten
BMI
Albumin
< 20 kg/m2
< 3,5 g/dl
• niedriges Kreatinin und niedriger Harnstoff bei
Patienten ohne Nierenrestfunktion
• Cholesterin-Konzentration < 150 mg/dl
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Hyperkaliämie
Therapie
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1.
Diät (2000-2500 mg Kalium/Tag)
2.
Kaliumbinder
3.
Dialyse
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Praktische Tipps um Kalium zu sparen:
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• Kaliumreiche Nahrungsmittel vermeiden!
• Kartoffeln und Gemüse klein schneiden, in viel Wasser kochen
und das Kochwasser wegschütten!
• Dosenflüssigkeit nicht verwenden!
• 1 Handvoll rohes Obst pro Tag (ca. 150 g)
• Am Wochenende kaliumarme Beilagen essen:
Reis, Nudeln, Spätzle oder Semmelknödel
– Vitamine nur vom Nierenfacharzt!
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Andere Ursachen für eine Hyperkaliämie
(und Hyperphosphatämie)
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Restfunktion der Niere
Unzureichende Dialysebehandlung
Muskelabbau
Medikamente
Obstipation
Übersäuerung (Azidose)
Insulinmangel (Störungen im Kohlenhydrathaushalt)
„Stauung“ bei Blutabnahme usw.........
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Das Problem an der Dialyse:
Bluthochdruck und Blutdruckabfälle
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Ursache:
„Wasser und Salz“
10 Gramm Salz bindet
1 Liter Wasser
Lösung:
„Würzen statt Salzen“
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Empfehlung: 5-6 g Salz
Umsetzung:
•
•
•
•
Nicht nachsalzen!
Stark gesalzene Lebensmittel
meiden!
Fertigprodukte meiden!
Würzen - Statt Salzen!
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Individuelle Ernährungstherapie
bei Dialysebehandlung
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Stadium
Eiweiß
Phosphat
Kalium
Trinkmenge
Prädialysestadium
„Normal“
bis
reduziert
Reduzieren
Individuell
Individuell
Hämodialyse
Erhöht
Reduzieren
Reduzieren
Individuell nach
Restfunktion
Bauchfelldialyse
Stark
erhöht
Reduzieren
Selten reduziert
Individuell nach
Restfunktion
Nach
Transplantation
„Normal“
wie für
Gesunde
Selten ein
Problem
Selten ein
Problem
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Reichlich
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Schon bei leichter Einschränkung der
Nierenfunktion kommt es zu 3 Störungen:
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1. In den Nieren wird dann weniger Vitamin D gebildet
2. Folge davon ist eine ungenügende
Calciumabsorption “Hypocalcämie”
3. Verminderte renale Phosphatausscheidung =
„Phosphatstau“
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Möglichkeiten zur
Behandlung des Phosphatproblems
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Paratyreoithektomie
Calcimimetika
Dialyse
Phosphatbinder
Diät
Vitamin
D
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Phosphatbinder
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Phosphatbinder nicht
mit den anderen
Medikamenten zusammen
einnehmen!
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Phosphatbinder
müssen zum „guten“
phosphathaltigen
Essen eingenommen
werden!
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Hyperphosphatämie:
Das Problem
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Trotz Dialyse,
Phosphatbinder und Diät
haben 50 - 75 % der
Dialysepatienten
einen Phosphatspiegel
über 5,5 mg/dl (1,78
mmol/L)
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PEP –
Das neue Konzept
Von der BE zur PE
Je 100 mg
Phosphatgehalt = 1PE
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PEP – das Schulungskonzept
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PE der Einzelbestandteile einer
Mahlzeit mit einem Blick
abschätzen
• Gesamt-PE der Mahlzeit durch
Addition ermitteln
• Adäquate PhosphatbinderDosis festlegen
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Fallbeispiel: Franz H.
Patient - Daten
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Geschlecht
Alter
Beruf
Familienstand
Größe
Trockengewicht
Grundkrankheit:
Dialysebeginn
Dialysezeit
Restausscheidung
Gewichtszunahme/Intervall
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männlich
73 Jahre
Rentner
verheiratet
170 cm
92 kg
Diabetes mellitus, Typ 2
Chronische Niereninsuffizienz,
Blind
Jahr 2008
3 mal 4 Stunden
200 ml? keine
ca. 4 kg
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Die Fragen sind:
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Wie Kalium reduziert werden kann?
Das Gewicht, Krämpfe, Blutdruckabfälle
und die richtige Trinkmenge?
Magen-Darm-Probleme!
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Wie gehe ich vor:
1. Schritt: Ernährungsprotokoll
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1. Frühstück: Dialysetag:
150 ml Kaffee 30 g Brot
2. Frühstück: Dialysetag:
1 Semmel mit Wurst
200 ml Kaffee
4 Bonbon
Mittagessen: Ehefrau kocht!
1 Port. Fleisch oder Fisch
2 BE Kartoffeln, Reis, Nudeln
und Gemüse oder Salat
250 ml Bier
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Nachmittags:
1 Stück Obst
150 ml Kaffee und 1 St. Kuchen
Abendessen:
1 Semmel und 1 Vollkornbrot
3 Scheiben Wurst und
2 Scheiben Käse
1 Stück Gurke oder Tomate
250 ml Bier
Später 100ml Wasser
und evt. 1 Joghurt
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1. Frage:
Wie kann Kalium reduziert werden?
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1. Frühstück: Dialysetag:
150 ml Kaffee 30 g Brot
2. Frühstück: Dialysetag:
1 Semmel mit Wurst
200 ml Kaffee
4 Bonbon
Mittagessen: Ehefrau kocht
1 Port. Fleisch oder Fisch
2 BE Kartoffeln, Reis, Nudeln
und Gemüse oder Salat
250 ml Bier
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Nachmittags:
1 Stück Obst
150 ml Kaffee und 1 St. Kuchen
Abendessen:
1 Semmel und 1 Vollkornbrot
3 Scheiben Wurst und
2 Scheiben Käse
1 Stück Gurke oder Tomate
250 ml Bier
Später 100ml Wasser
und evt. 1 Joghurt
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2. Frage:
Wie kann die Trinkmenge reduziert werden?
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1. Frühstück: Dialysetag:
150 ml Kaffee 30 g Brot
2. Frühstück: Dialysetag:
1 Semmel mit Wurst
200 ml Kaffee
4 Bonbon
Mittagessen: Ehefrau kocht
1 Port. Fleisch oder Fisch
2 BE Kartoffeln, Reis, Nudeln und
Gemüse oder Salat
250 ml Bier
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Nachmittags:
1 Stück Obst
150 ml Kaffee und 1 St. Kuchen
Abendessen:
1 Semmel und 1 Vollkornbrot
3 Scheiben Wurst und
2 Scheiben Käse
1 Stück Gurke oder Tomate
250 ml Bier
Später 100ml Wasser
und evt. 1 Joghurt
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3. Frage
Magen-Darm-Probleme
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1. Frühstück: Dialysetag:
150ml Kaffee 30 g Brot
2. Frühstück: Dialysetag:
1 Semmel mit Wurst
200 ml Kaffee
4 zuckerfreie Bonbon
Mittagessen: Ehefrau kocht
1 Port. Fleisch oder Fisch
2 BE Kartoffeln, Reis, Nudeln und
Gemüse oder Salat
250 ml Bier
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Nachmittags:
1 Stück Obst
150 ml Kaffee und 1 Stück
Diabetikerkuchen mit
Fruchtzucker
Abendessen:
1 Semmel und 1 Vollkornbrot
3 Scheiben Wurst und
2 Scheiben Käse
1 Stück Gurke oder Tomate
250 ml Bier
Später 100ml Wasser
und evt. 1 Joghurt
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3. Frage
Magen-Darm-Probleme
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1. Frühstück: Dialysetag:
150ml Kaffee 30 g Brot
2. Frühstück: Dialysetag:
1 Semmel mit Wurst
200 ml Kaffee
1 normales Bonbon
Mittagessen: Ehefrau kocht
1 Port. Fleisch oder Fisch
2 BE Kartoffeln, Reis, Nudeln und
Gemüse oder Salat
250 ml Bier
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Nachmittags:
1 Stück Obst
150 ml Kaffee und 1 Stück
Kuchen mit weniger
„normalen“ Zucker +
Weinstein-Backpulver
Abendessen:
1 Semmel und 1 Vollkornbrot
3 Scheiben Wurst und
2 Scheiben Käse
1 Stück Gurke oder Tomate
250 ml Bier
Später 100ml Wasser
und evt. 1 Joghurt
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4. Phosphat
Phosphatbinder bisher: 2 – 2 - 0
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1. Frühstück: Dialysetag:
150ml Kaffee 30 g Brot
2. Frühstück: Dialysetag: 2 PB
1 Semmel mit Wurst
200 ml Kaffee
1 „normales“ Bonbon
Mittagessen: 2 PB
1 Port. Fleisch oder Fisch
2 BE Kartoffeln, Reis, Nudeln und
Gemüse oder Salat
250 ml Bier
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Nachmittags:
1 Stück Obst
150 ml Kaffee und 1 St. Kuchen
Abendessen:
1 Semmel und 1 Vollkornbrot
3 Scheiben Wurst und
2 Scheiben Käse
1 Stück Gurke oder Tomate
250 ml Bier
Später 100ml Wasser
und evt. 1 Joghurt
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Phosphat
Phosphatbinder ab jetzt: 0 – 2 - 2
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1. Frühstück: Dialysetag:
150ml Kaffee 30 g Brot
2. Frühstück: Dialysetag:
1 Semmel mit Wurst
200 ml Kaffee
1 „normales“ Bonbon
Mittagessen: 2 PB
1 Port. Fleisch oder Fisch
2 BE Kartoffeln, Reis, Nudeln und
Gemüse oder Salat
250 ml Bier
10.12.2009
Nachmittags:
1 Stück Obst
150 ml Kaffee und 1 St. Kuchen
Abendessen: 2 PB
1 Semmel und 1 Vollkornbrot
3 Scheiben Wurst und
2 Scheiben Käse
1 Stück Gurke oder Tomate
250 ml Bier
Später 100ml Wasser
und evt. 1 Joghurt
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Fazit der Beratung
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• Kaffee evt. Wasser reduzieren
(aber nicht das Bier, sagt Herr F.H.)
• Salz sparsam verwenden
• Zuckerfreie Bonbons meiden
• Statt „Diätzucker“ normalen Zucker, aber weniger+
Weinstein-Backpulver
• Kartoffeln und Gemüse „Wässern“
• Phosphatbinder 0-2-2
Weiters Vorgehen: Nächstes Labor abwarten!
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Leitlinien zur Ernährung
bei chronischer Niereninsuffizienz
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Leitlinie 18:
Ernährungsberatung
(Meinung der Arbeitsgruppe)
Jeder Patient soll von Beginn der Dialyse regelmäßig
(alle 1 – 2 Monate) eine Ernährungsberatung erhalten.
Ein Pflegeplan für das Ernährungsmanagement
sollte vor und zu Beginn der Dialysebehandlung
entwickelt und regelmäßig entsprechend dem
medizinischen Zustand und den sozialen Umständen
des Patienten modifiziert werden.
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