MO0814 Outlaw Bastards
Transcrição
MO0814 Outlaw Bastards
MAGAZIN Sie tragen die Gene bewährter Großserientechnik in sich, wurden aber mit gezielten OUTLAW 74 Manipulationen neu gepolt. Heraus kamen BÖSE MOTORRÄDER für die besonders intensiven Momente im Leben. Hinein in die Nacht mit triplespeed SD8R und triplespeed Cafe Racer 75 MAGAZIN Ausgangsbasis Triumph Thruxton. Gechopped, geschwärzt und insgesamt noch härter auf den Cafe Racer-Punkt gebracht. Pfiffig: Gesicherter Zündschalter in Vergleich der Unvergleichlichen? Nackter Kampfpanzer gegen RetroCafe Racer. Wie soll man solche Alphatiere aus scheinbar völlig verschiedenen Motorrad-Dekaden vergleichen? Zahlen, Daten, Fakten helfen nur ansatzweise weiter. Bitteschön: 190 PS bei knapp 180 Kilogramm gegen paar’n 70 PS mit irgendwas um die 200 Kilos. Test zu Ende, weil klarer Sieger – oder ungleiche Chancenverteilung. Alles Käse. Wir wollen nicht auf der Isle of Man gewinnen. Hier geht es um Emotionen, um das Kribbeln im Bauch, den Amoklauf unter der Schädeldecke und das Funkeln in den Augen, wenn man einem dieser Gestühle gegenüber steht. Die einzigen Zahlen, die bei diesem Test Sinn machen würden, sind die „Beats 76 Kaum ein Bauteil, das die Erlanger triplespeed-Jungs nicht in der Hand hatten. In der scheinbaren Einfachheit der mattschwarzen Fassade steckt jede Menge Finesse im Detail per Minute“ im Venensystem des Fahrers und eventuell noch die Auswertungen seismologischer Institute. Doch da beide Probanten hier voll punkten, können wir das Vernunftsgeschachere gleich mal aus der Wertung nehmen. Drei Verkostungs-Szenarien haben wir uns auf die Agenda geschrieben: Alltagstauglichkeit, sportliche Gangart und, last but not least, Sexappeal. Mit jener so schwer zu wertenden, weil wunderbar subjektiven Begutachtung, wollen wir dann auch gleich durchstarten. Und da uns klar ist, dass wir das auf keinem Fall in unserem schnöden Werkstattszenario ergründen können, und wir selbst dazu gar nicht ausreichend qualifiziert sind, wählen wir ein entsprechendes Ambiente und laden uns fachkundiges Personal dazu ein. Alte Lagerhalle, ordentlich Feuer und drei schöne Frauen. Wir lassen sie schauen, anfassen, fühlen. Alles im Sinne der Wissenschaft und immer mit einer Hand am Puls der Damen. Das Ergebnis fällt absolut klar aus, wenn auch etwas ernüchternd, hinsichtlich eines vermeintlichen späteren Siegers. Die Herzfrequenzen laufen nämlich permanent in den Begrenzer, egal ob blond, brünett oder schwarzhaarig, egal ob Cafe Racer oder SD8R, egal ob im Sattel sitzend oder tief in die Augen schauend. Die Damen lassen sich weder vom güldenen und sündteuren Öhlins-Fahrwerk der SD8R, ihrem atemberaubend schönen Matt-Carbonkleid oder etwa der keramikbeschichteten Akrapovic- Titan-Komplettanlage beeinflussen, noch schafft es der Cafe Racer mit „Stilbomben“, wie der ganz old school-like umwickelten Auspuffanlage, dem komplett offen liegenden Ansaugtrakt oder etwa der ihm eigens auf den Leib geschneiderten Tank/Heck-Kombination, sich einen Vorsprung in den Herzen „herauszufühlen“. Nein, die Ladys haben keine Ahnung von diesen Dingen und finden beide Gefährte einfach nur heiß wie die Hölle. Der letzte Holzscheit in der Feuertonne ist abgefackelt, die Damen haben bereits die Flüssigkeitskühlung gestartet, um ihre erhitzten Gemüter bei Prosecco wieder runterzufahren, und wir? Wir sind bereit, die Alltagstauglichkeit abzuklopfen. Raus aus der illegal besetzten Lagerhalle und rein ins urbane Nachtleben. Ampelstarts, Vollgassalven, im Drift vors Straßencafe. Ja, soweit sind sie schon mal „alltagstauglich“. Menschentrauben vor der Lokalität. Frauen im Café, die ihren Ehering verstecken. Und Männer – die ihre Frauen verstecken. „Ach was, das sind ja beides Einsitzer, oder? Würde genau zu mir passen, ich bin nämlich auch eher der einsame Wolf.“ Schon klar. Ein von Mitleid zeugendes schmales Lächeln, kurzer Handschlag und Tritt ins Kreuz. „Träume nicht. Lebe!“ Was den Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen angeht, punktet der Cafe Racer in diesem Umfeld nun aber deutlich. Der smarte britische Gentleman wickelt sie alle um die zart überschliffenen Zylinderkühlrippen. Egal ob Männchen oder Weibchen, jung oder alt, zutätowiert oder spießbürgerlich, er kriegt sie (fast) alle ins Twin-Bett. Die SD8R steht hier tatsächlich ein wenig im Schatten, doch das macht ihr nichts. Auch sie hat ihre Fans auf der Meile. In Summe möglicherweise nicht so viele, doch wer ihr erliegt, dem atomisiert es den Unterkiefer beim Aufprall auf der Bordsteinkante. Nein, sie will gar nicht „everybody’s darling“ sein, sie ist „bad ass“ pur, steht dazu und lebt diesen Style bis in die letzte finstere Unterlegscheibe. Da KTM aktuell kein vollcarbonisiertes Koffersystem für ihr Superbike plant und es als Zubehör maximal Navihalter, 77 MAGAZIN Ebenfalls tief schwarz, aber von völlig anderem Charakter. Die auf Basis der KTM RC 8 entstandene triplespeed SD8R ist ein hypermodernes PowerNaked Bike. Vehemente Twin-Power trifft auf wenig Masse. Geht furchtbar jedoch nichts Taugliches für abgesägte Pumpguns, Morgensterne oder Baseballschläger gibt, geht die Alltagswertung aufgrund der höheren „Flachlegerate“ knapp an den finsteren Vintage-Twin von der Insel. Zurück im Sattel fiebern wir hinaus in die Vororte, ein bisschen Frischluft schnappen, die Tachonadel mal gen Zenit schicken und elegant ein paar Kurvenkombinationen aufschnupfen, wie Kate Moss die Lines in ihren besten Tagen. Und wie zu erwarten, kommt es hier zu einer deutlichen Kräfteverschiebung. Gerade noch der Star am Boulevard, bleibt dem Kaffeehaus-Renner jetzt nur noch dem diabolischen Feuerstreif am Horizont zu folgen. Die gelegentlich auftretenden Abgasnachverbrennungen aus der bitter78 Zweckdienliche Funktionalität und die typischen Insignien des zeitgemäßen Hochleistungs-Viertakters zeichnen die Architektur der triplespeed-KTM. Alles angewürzt mit reichlich Carbon-Eleganz böse bollernden Evo4-Anlage garantieren, zumal bei nächtlichen Ausflügen, für pyromanische Glückseeligkeit. Die SD8R mag ums Eck kommen wie ein muskelbepackter Türsteher vom Kiez, doch ist sie von der Anlage her nach wie vor ein waschechtes Superbike. Schnell, flink, wendig. Und das zeigt sie hier, in jeder Kurve, auf jeder noch so kurzen Geraden. Von den Eckdaten her ist sie zwar ein wahres Monster, lässt sich überraschenderweise aber dennoch recht entspannt Powercruisen. Egal ob über Land oder im urbanen Dschungel, solange man die digitale Drehzahlanzeige nur bis zum mittleren Bereich marschieren lässt, ist das alles relativ überschaubar. Eine Schmusekatze wird der urgewaltige V-Zwo dadurch zwar noch lange nicht, doch kann man das Biest in diesem Bereich ganz gut mit einem leicht ausgehungerten Löwen im Käfig vergleichen: aggressiv, gefährlich, aber unter Kontrolle. Lässt man das Gas hingegen stehen und die Kurbelwelle rotieren, dann bricht wortwörtlich die Viertakt-Hölle los. Legt man die Schieber der SD8R auf Anschlag, hat dies ähnlich zerstörerische Auswirkungen, als würde man mit einer Horde zugekokster Elefanten zum Shoppen in den nächstgelegenen Porzellanladen gehen. Egal ob Stadt, Land oder Rennstrecke. Wer hier voll durchzieht sollte erstens wissen, was er tut, und zum zweiten sowieso keinen Bock mehr auf Kumpels haben, denn die sind entweder zu langsam, zu friedliebend oder ein- fach nicht mehr existent, weil im Abgasstrahl verglüht. Beim Cafe Racer handelt es sich jedoch um einen völlig anderen Charakter. Eher der britische Gentleman. Smart, tough, extrem lässig. Doch sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Kommt ihm jemand blöd, wird das Tweed-Jackett abgestreift, der gute Zwirn fein säuberlich beiseite gelegt, ein paar Mal mit der blanken Faust voll durchgezogen, und nachdem sich die blutigen Knöchel am weißen Seidentaschentuch abgewischt wurden, geht es zurück an den Pokertisch, um bei einem trockenen Martini das komplette Guthaben „allin“ zu setzen. Casino Royale auf zwei Rädern quasi. Brandgefährlich, weil so verdammt cool und mit einem brutalen Punch in der Rechten. Das letzte Testszenario neigt sich also dem Ende zu und findet seinen würdigen Abschluss nicht etwa in einem Schmiergeld-finanzierten Driving Center oder einer sauber gefegten und rotweiß eingerahmten Rennstrecke. Nein, wir werfen den Anker direkt an der „Waterkant“. Kai 3. Was könnte besser passen, um SD8R und Cafe Racer mal ordentlich die Sporen zu geben, als die Kopfstein bepflasterte Quartermile direkt unter den Hafenkränen hindurch? Wir warten, bis die Wasserschutzpolizei vom Radar verschwindet und geben Feuer. Jetzt wird geburnt, geballert und sinnbefreit Spaß produziert, bis das Hafenbecken bebt und der Stichling bauchwärts oben schwimmt. Brauchen wir noch ein Fazit? Am Ende darf es nicht die Frage sein, welche von beiden, sondern viel mehr, ob man sie wirklich zusammen in die Enge einer einzelnen Vorstadtgarage zwängen will? Anbauen vielleicht? Und wenn aus Platzgründen nicht möglich, lieber gleich zum Nachbarn durchbrechen. Dieser wird freilich erstmal etwas verstört dreinschauen, wenn er – vom Baulärm angelockt – in seinen Fahrzeugunterstand kommt und dich mit Presslufthammer und Bauhelm bewaffnet vorfindet. Doch dann ist es an dir, beruhigend deine Hand auf seine Schulter zu legen und ihm zu erklären: „Hey Kumpel, dafür kannst du sie dir doch jetzt jeden 79 MAGAZIN Zwei zu eins im LadiesTest. Wahrscheilich weil die triplespeed-KTM nach mehr Kohle riecht. Aber auf den passenden Platz für die Sozia müssen beide Aufreißer verzichten. Da kann es nur noch heißen: Feuer auspusten, Zündschalter umlegen und auf der Hafenmeile zornige Frustsprints herunterreißen. Die entscheidet die hyperpotente SD8R mit Brachialpower für sich. Wobei die Triumph dank Harmonie gute Meter macht 80 Tag anschauen.“ Mal ehrlich, wer könnte da noch etwas dagegen haben? Und wenn er rumzickt? Soll er doch umziehen, der ignorante Sack. Dürfte eh das Beste sein, denn wer will schon inmitten eines Erdbebengebietes leben, das vornehmlich am Wochenende oder auch gerne mal werktags zum Feierabend mit Highscores auf der Richterskala aufwartet und dafür sorgt, dass selbst sonntags nur noch wabbelige Tupperware auf den Tisch kommt? Der Sommer ist zu kurz für langweilige Motorräder. 쏔 Steckbrief triplespeed SD8R Steckbrief triplespeed Cafe Racer Basis: KTM RC8R Superbike Design: kompletter Frontumbau inklusive Superbikelenker, Maske, Echtcarbon-Ram Air, Anpassung Kabelbaum, Kühlkreislauf, etc.. Kompletter Echtcarbon-Bodykit inklusive Frontfender, Bugspoiler, Monoheck, Hinterradabdeckung, Motordeckeln, etc.. Austausch nahezu aller sichtbarer Schrauben gegen schwarzeloxierte Aluminium-, beziehungsweise Titanschrauben. Pulverbeschichten beziehungsweise Eloxieren nahezu aller „farbigen“ Bauteile Motor: Geänderte Motorelektronik inklusive selbstlernendem Steuergerät und Schaltautomat, sowie Zylinderselektiver Abstimmung. Akrapovic Evo 4 Titan-Komplettanlage, mattschwarz keramikbeschichtet Fahrwerk und Rahmen: Öhlins-Gabelcartridge, ÖhlinsTTX-Federbein mit pneumatischer Federvorspannung (aus Superbike-WM), komplett schwarz eloxiert. 10-Y-SpeichenSchmiedefelgen, Wave-Scheiben. Brembo RCS19-Bremspumpe. Rastenanlage Leistung und Gewicht: zirka 185 PS bei 175 kg (inklusive Flüssigkeiten ohne Benzin) Preis: Komplettumbau inkl. Neufahrzeug je nach Ausstattung ab 29 000 Euro, hier gezeigtes Modell zirka 50 000 Euro Kontakt: www.triplespeed.de Basis: Triumph Thruxton Design: eigens angefertigter Bodykit, bestehend aus Tank und Heck. Umbau auf offenen Ansaugtrakt inklusive Rennluftfiltern. Scheinwerferumbau, LED-Rücklicht und Lenkerendblinker. Austausch nahezu aller „farbiger“ Schrauben gegen schwarze Alu- beziehungsweise Titanschrauben. Pulverbeschichten beziehungsweise Eloxieren sämtlicher farbiger Bauteile Motor: Geänderte Motorelektronik inklusive selbstlernendem Steuergerät und Schaltautomat. Racing-Endtöpfe schwarzmatt Keramik beschichtet sowie mit Auspuffband umwickelter Krümmer Fahrwerk und Rahmen: Gabelbrücken und Lenkerstummel ausgetauscht. Gabel überarbeitet und mit neuen Federn versehen. Racing-Federbeine (aus den USA). Rastenanlage ausgetauscht Leistung und Gewicht: zirka 70 PS bei zirka 210 Kilogramm (inklusive Flüssigkeiten ohne Benzin) Preis: Komplettumbau inkl. Neufahrzeug je nach Ausstattung ab 19 000 Euro. Hier gezeigtes Modell ca. 23 000 Euro Kontakt: www.triplespeed.de 81