Ausnahmetalent

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Ausnahmetalent
Seite 12 |
Kultur
Freitag, 29. Januar 2016 | Luzerner Rundschau
Ausnahmetalent
Stillstehen verboten
GUSTAV sorgt für Unruhe.
LUZERN Pianist Kun-Woo Paik ist zurück im KKL.
Am 18. und 19. Februar wird im
KKL Ferruccio Busonis Klaviermonument aufgeführt. Ein
wahrlich grosses Unterfangen
von nahezu unvergleichlichem
Ausmass.
Der Schweizer Musiker Gustav ist in der Schüür zu Gast.
Gustav ist viel unterwegs. Egal
ob solo oder mit Begleitung,
seine Konzerte versprechen
immer auch ein Erlebnis, das
weit über das Zuhören hinausgeht. Am 13. Februar ist er in
der Schüür zu Gast.
Die Musik begleitet Gustav schon
beinahe sein ganzes Leben. Bereits in der Schule fiel sein Talent
auf und seit 1998 veröffentlicht er
regelmässig Studioalben und engagiert sich nebenbei für den guten Zweck.
Für die Spendenaktion «Jeder
Rappen zählt» (2012) des Schweizer Radios und Fernsehens
schreibt Gustav den offiziellen
Song «100'000 gouttes d’eau».
Über 7 Millionen Schweizer Franken sammelte er so für Menschen
ohne sauberes Trinkwasser. Als
Vertreter der Schweizer Musikkultur besuchte er bereits Frankreich, Südkorea, Indonesien, Philippinen, England und Brasilien
(2016). Sein letztes Album namens «The Holy Songbook» erschien bereits 2013.
Der Musiker aus Freiburg animiert das Publikum zum Mitma-
BILD: STEFAN JALLARD
chen, da wird es durchaus auch
abenteuerlich. Für das 4tett-Projekt steht er mit einer gehörigen
Portion Ironie, drei Gastmusikern
und einer Vielzahl von Instrumenten auf der Bühne. Der Zuschauer ist aufgefordert sich ebenfalls einzubringen. Egal ob aus sicherer Entfernung zur Bühne mitgesungen, geklatscht oder gehüpft wird oder sich gemeinsam
mit den Musikern auf der Bühne
verausgabt wird: stillstehen ist
nicht drin.
Versprochen wird ein vielseitiger, humorvoller und zugleich
tiefgründiger Liederabend, multiinstrumental und dreisprachig.
pd/Sandra Scholz
Wir verlosen 2x2 Tickets für das
Konzert am 13. Februar in der
Schüür. Teilnahme auf luru.ch/verlosungen oder per EMail mit dem Stichwort »Gustav» an: thierry.dé[email protected].
70 bis 80 Minuten, so lange dauert
Busonis «Konzert für Klavier und
Orchester mit Männerchor» für gewöhnlich. Damit gehört es zu den
längsten Klavierkonzerten in der
Musikgeschichte.
Aufführungen
sind selten, da kaum ein Pianist das
schwierige Stück meistern kann. In
fünf Sätzen fasst Busoni das Schaffen der späten Romantik in einem
Werk zusammen, Kenner dürfen
sich auf zahlreiche Aha-Momente
gefasst machen. Ebenfalls aufgeführt wird Schuberts zweite Messe,
die im direkten Vergleich zumindest äusserlich federleicht daherkommt.
Der Pianist Kun-Woo Paik
Ein Ausnahmetalent
Pianist Kun-Woo Paik aus Südkorea darf zweifelsohne als Ausnahmetalent beschrieben werden. Es
gibt kaum ein weltbekanntes Orchester mit dem er nicht bereits auf
der Bühne stand. Rare Werke wie
BILD: Z.V.G.
Busonis Klaviermonument sind fester Bestandteil seines Repertoires.
Im September 2000 war er der erste Künstler aus Korea der offiziell
nach China eingeladen wurde. Auch
im KKL ist er regelmässiger Gast.
Sandra Scholz
Zange, Zahn, Kralle
EMMEN Akku zeigt erstmals Fotografien von Tatjana Erpen .
Die in Luzern lebende Künstlerin
Tatjana Erpen stellt vom 23. Januar bis zum 6. März zum ersten
Mal in der Kunstplattform akku
in Emmen aus.
Die Siebdrucke auf Holz oder Papier zeigen teilweise nebensächliche, teilweise fremde Dinge aus Alltag, Natur und Wissenschaft aus ungewohnter
Perspektive.
Eine
Schneckenspur auf dem Asphalt, eine Rübe mit seltsamer Form, die
Entstehung einer Insel, ob vorgefunden in Zeitungen, Lexika und
Büchern oder ob eigene Aufnahmen: Tatjana Erpen löst die Fotografien aus ihrem ursprünglichen
Kontext, isoliert sie und verblüfft das
Publikum mit den entstandenen
Ein Kunstwerk von Tatjana Erpen zeigt eine Schneckenspur
Bildern. Ebenfalls im der Sammlung befinden sich rund 50 Werke
der Künstlerin Lou Stengele, da-
BILD. Z.V.G.
runter bisher noch nie gezeigte
Pflanzendarstellungen.
pd/Sandra Scholz
«Meine Figuren leben in mir»
WEGGIS Die Krimi-Autorin Silvia Götschi über ihr neustes Werk und die kommenden Freuden als Grossmutter.
Mit ihrem neusten Wurf «Bärentritt» knüpft die Weggiser
Schriftstellerin nahtlos an frühere Erfolge an. Die Krimi-Autorin freut sich aber aktuell auf die
kommende Zeit als Grossmutter.
Ihr neues Buch «Bärentritt»
spielt in Davos am WEF. Zeitgleich fand das WEF tatsächlich
statt. Zufall?
Nein, natürlich ist es kein Zufall. Es
war naheliegend, dass mein Buch
In «Bärentritt» bestreitet Allegra Cadisch ihr vorerst letztes Abenteuer.
Silvia Götschi hingegen hat bereits neue Projekte in der Pipeline.
BILD: TIBOR GÖRÖCS
während dem WEF erscheint. Alles
andere hätte auch wenig Sinn ergeben.
Im aktuellen Krimi können sich
die Leser ein weiteres Mal auf
die Figur Allegra Cadisch freuen.
Wie viel von Silvia Götschi steckt
in Allegra?
Ein bisschen vielleicht. Zum Beispiel ihre aufmüpfige Art wiederspiegelt mich in jungen Jahren. Aber
ansonsten hat sie mehr von meiner
Tochter, die selbst ein taffe Anwältin ist.
Sie sind Mutter von fünf Kindern
und nun bald Grossmutter. Ist
nun der Zeitpunkt gekommen,
wo Sie sich alt fühlen?
Das Alter fühlt sich immer subjek-
tiv an. Und mit 57 Jahren hat man
ohne Zweifel einen prall gefüllten
Rucksack. Aber abgesehen davon
fühle ich mich toll. Und die Vorfreude, dass ich bald Grossmutter
werde verleiht mir zusätzlich Energie.
Fünf Kinder sind eine Ansage.
Wurde es Ihnen nie zu viel?
Mein Ex-Mann und ich haben es
wohl nicht schlecht hinbekommen.
Ich hatte eigentlich nie Angst um sie,
wenn sie zum Beispiel verreist sind.
Als mein Sohn mit zwölf Jahren
plötzlich mit dem Rauchen beginnen wollte, haben wir ihm eine Zigarre gegeben. Ihm wurde dabei so
übel, dass er seither nie wieder den
Wunsch hatte, Tabak zu konsumieren. Drogen reizten meine Kin-
der allgemein nie. Sie treiben eher
viel Sport.
An Ihren Vorlesungen haben Sie
einiges an Requisiten dabei. Wie
zum Beispiel eine Puppe, die Sie
als Leiche brauchen. Was versprechen Sie sich davon?
Ich habe einen guten Fluss beim
Vorlesen. Und kann dem Text viel
Leben einhauchen. Da dachte ich
mir, ich könnte es ja Mal mit ein
paar Requisiten versuchen. Am
Anfang war es vielleicht ungewohnt für die Besucher meiner
Vorlesungen. Doch mittlerweile
gehört das Theater dazu. Und es
wird auch geschätzt
Interview: Thierry Débieux